Betonstelzen für ein legendäres Haus Der Umgang Andelsbuch zeigt Werke einiger der bekanntesten Architekten Vorarlbergs. Viel Holz, aber auch Beton, der sich in die Umgebung fügt. Auch ein Werk des Pritzker-Preisträgers Peter Zumthor ist darunter
Wieder einmal Sonntag, wieder einmal die Frage, was wir denn machen sollen. Wie fast immer fällt die Entscheidung für einen Ausflug in den Winter auf den Bregenzerwald. „Wir könnten“, so sage ich zu meiner Frau, „einen wunderbaren Spaziergang von Bezau nach Andelsbuch machen. Über die Bezegg, dort, wo nach der Überlieferung das Rathaus des freien Bregenzerwaldes auf Säulen gestanden ist.“ „Aber das gibt es doch nicht mehr“, sagt sie. Ich erkläre ihr, dass dort nun eine Erinnerungssäule, die „BezeggSul“, steht. „Das ist schön“, meint meine Frau, „dann können wir in Andelsbuch doch den ‚Umgang‘ machen. Du weißt schon, die rostroten Infosäulen, die auf architektonische Besonderheiten im Dorf aufmerksam machen.“ Kaum in Andelsbuch angekommen, meint meine Frau, dass wir zuerst zum „Jöslar“ gehen müssen, einem alten und
mittlerweile wieder sehr jungen Gasthaus, weil sie Hunger habe. Dort gibt es wunderbare „Seelen“, warme, mit feinen Sachen gefüllte Brote. Das machen wir. Danach stehen wir im verschneiten Andelsbuch vor der Nummer zwei des Umgangs. Sie weist auf den Bahnhof der alten Wälderbahn hin, einer Schmalspurbahn, die 1902 gegründet und 1983 aufgelassen worden ist. Heute arbeitet in diesen Räumen ein Kulturverein, der seit Jahren bemerkenswerte Kulturangebote für die Region bringt. Die Nummer eins brauchen wir nicht lange zu suchen: das Werkraumhaus des Schweizer Architekten Peter Zumthor steht direkt daneben. Der Werkraum ist der Zusammenschluss von fast hundert
Handwerksbetrieben im Bregenzerwald, im Haus zeigen sie in regelmäßigen Abständen ihre meist gemeinsam mit Designern entwickelten Arbeiten – oft sind das großartige Ausstellungen. Ich versuche mit meinem Wissen zu prahlen: „Der Holzbau und die zeitgemäße Architektur spielen im ganzen Bregenzerwald eine bedeutende Rolle. Im ‚Umgang Andelsbuch‘ zeigt sich das, indem fast alle ausgewählten Objekte reine oder zumindest teilweise Holzbauten sind.“ „Aber warum“, so korrigiert mich meine Frau sofort, „steht dann das nächste Objekt auf betonierten Stelzen?“ Sie meint das neue Gemeindehaus, welches sich das historisch so nicht bezeugte Rathaus
Umgang Bregenzerwald im Winter
Diese Wege des „Umgangs“ durch die Dörfer sind auch im W inter gut begehbar (entweder sind sie vom Schnee geräumt oder pink beschilderte Winterwanderwege): Schoppernau, Mellau, Bizau, Andelsbuch, Hittisau, Krumbach Diese Wege sind im Winter nur teilweise begehbar. Informationen zu einer wintertauglichen Variante sind im Tourismusbüro oder beim Gastgeber erhältlich: Au, Bezau-Reuthe, Schwarzenberg, Egg, Lingenau, Langenegg Information: www.bregenzerwald.at
Ein Dach wie eine Wand: Die Zentrale der Wälder Versicherung in Andelsbuch
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