Felder und Wälder Birgit Feierl-Giedenbacher schreibt über den berühmtesten Autor aus dem Bregenzerwald, Franz Michael Felder.
Kanisfluh und Liegstein
Das Design steht auch in der Tradition des Bregenzerwälder Handwerks: schlicht, klar und praktisch
Berge wie die Kanisfluh oder „die stolze Liegsteinpyramide“ bilden eine eindrucksvolle Kulisse in Franz Michael Felders Leben und Schriften. In „Aus meinem Leben“ erzählt er davon, dass Kanisfluh und Liegstein einander gerade „nahe genug“ stehen, sodass man „seinen Hut über den Liegstein hinaus werfen“ kann: Aber „die Luft ließ ihn auch bei großer Windstille nie hinab, sondern trug ihn, ja sogar ziemlich große Holzstücke, wieder auf den Felsen zurück“. Die „sagenumwobene“ Kanisfluh wird heute immer wieder als das Wahrzeichen des Bregenzerwaldes bezeichnet. Der Berg, so heißt es, sei vom Riesen Wirm erbaut worden. Während dem Bauen schwermütig geworden, so sagen die einen Quellen, oder unzufrieden mit dem Bauwerk, sagen die anderen, stürzt sich der Riese vom Gipfel. Andere Riesen begraben ihn im Berg und errichten die „Wöormsul“ (Wirmsäule oder Wirmersäule), einen emporragenden Felspfahl, als Gedenkstein. Eine Menge böser Seelen, Dämonen und Geister soll seitdem in das Bergareal verbannt worden sein oder sitzt dort fest. Kein Wunder, dass es „übor Oboro ussi bis zur Wöormsul […] vilmal nüd reht g’währli“ – also nicht recht geheuer ist; so weiß auch Franz Michael Felder, der leidenschaftliche Sammler und Archivar von volkskundlichem Erzählgut, zu berichten. „Lüt, die üborall redo und wündoro wind, hind schu vilmaul a fürgs Rad g’seaho; da Freachschta fohrt as nau.“ Hier fährt also ein feuriges Rad den Frechsten nach, die immerfort reden und sich wichtig machen. Auch überliefert Felder „eine Sage von der Kanisfluh“, in der ein Bauer, der seinen Nachbarn um die schönen Kühe beneidet, den „ohnehin gefährlichen Alpenweg“ mit „neugeschälten Tannenrinden“ belegt, um damit ein „stattliches Tier“ zu Fall zu bringen. Dabei rutscht der Bauer in der Aufregung selbst aus und stürzt samt Kuh in die Tiefe: „Seitdem nun sieht man ihn jeden Abend als blasses Gespenst die von ihm getötete Kuh die Kanisfluh hinauf tragen.“ Oben angekommen, reißt er dem Tier ein Haar aus, dann stürzt das Tier erneut in die Tiefe: „So muss er büßen, bis das Tier kein einziges Härlein mehr hat.“
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