Zur Bedeutung des Waldes für die Stadt Chur Der Churer Wald wurde seit jeher vorbildlich bewirtschaftet. Dafür sorgt die heutige Abteilung Wald und Alpen mit ihren rund 16 Mitarbeitenden (inklusive Lernende), welche aus der ehemaligen Dienststelle Forst- und Alpverwaltung gewachsen ist. Die heute betreute reine Wald fläche beträgt 3726 ha. Dazu kommen Alpen, Voralpen, Maiensässe und Allmeinden mit über 2800 ha. Sandra Maissen, Stadträtin
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurden die Wälder rund um Chur intensiv erschlossen mit Erschliessungswegen, die auf den Abtransport des Holzes mit Pferdefuhrwerk ausgerichtet waren. Später wurde eine eigene Seilkrananlage angeschafft für eine rationelle Bewirtschaftung der Stadtwälder. Die erste reine Walderschliessungsstrasse im Kanton Graubünden wurde in Chur gebaut, nämlich die Waldstrasse nach Juchs, Baujahr 1960. Heute wird die Seilbringung des Holzes an Unternehmer vergeben, und die Stadt beschränkt sich auf die Arbeiten mit dem eigenen modernen Forstschlepper. Die ursprünglich wichtige Nutzproduktion der Churer Wälder hat sich im Verlaufe der Zeit grundsätzlich gewandelt. Heute sind die Erholungsfunktion und die Schutzfunktion um ein Vielfaches wichtiger geworden im Wald um Chur. Der Fürstenwald, welcher rund je zur Hälfte im Eigentum der Bürgergemeinde und dem Bistum steht, ist vermutlich der am intensivsten über das ganze Jahr genutzte Erholungswald im Kanton. Unzählige Wandernde, Hündeler und Hündelerinnen, Bikende und andere Erholungsuchende sind zu jeder Jahres- und Tages zeit im nahen Stadtwald unterwegs. Auch der Pizoggel, der eigentliche Hausberg von Chur, bietet Erholungsraum für die Bevölkerung. Die Stadt Chur unterhält nicht nur die offiziellen Wanderwege, sondern auch die steilen und beschwerlichen bis hinauf nach Brambrüesch führenden Kehrpfade. Hier zeigt sich auch, dass eine Entflechtung von
Wanderwegen und Biketrails je länger je wichtiger wird. Noch wichtiger für die Stadt Chur ist aber die Schutzfunktion der steilen Wälder rund um Chur. Vor der Fusion mit Maladers und Haldenstein betrug der Anteil des Schutzwaldes im Churer Heimwald 80 %; heute sind es knapp 60 %. Auch hier spielt der Wald am Pizoggel eine besondere Rolle, denn er ist ein Sicherheitsfaktor für Chur. 1987 hat die Stadt das Waldbauprojekt Schwarzwald in Angriff genommen mit dem Ziel, den Wald zu erhalten, damit er seine Aufgabe als Schutzwald gegen Lawinen, Rüfen und Steinschlag erfüllen kann. In seinem labilen westlichen Bereich hat der Berg auch in jüngerer Zeit einige Male Ungemach gebracht, aber schlimmere Murgänge konnten verhindert werden. Die Forstleute sind fast das ganze Jahr durch am Pizoggel engagiert und sorgen dafür, dass der Wald seinen eigentlichen Zweck erfüllt, nämlich die am Fusse des Berges liegenden Stadtquartiere und Verkehrsverbindungen zu schützen. Auch die Klimaerwärmung und die Umwelteinflüsse machen die Wälder nicht gesünder. Der Gesundheitszustand der wichtigen Schutzwälder wurde in den letzten Jahren arg strapaziert. Intensive Pfleg durch Holzschläge zur Verjüngung des Waldbestandes und dauernde Jungwaldpflege werden den Schutzwald rund um Chur stärken. Und wenn das zurzeit immer noch bestehende Wildproblem gelöst werden kann, wird sich die Stadt weiterhin auf die Schutzfunktion des Waldes verlassen können.
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12.04.2022 10:09:44