Bündnerwald Oktober 2021

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Bündner Wald

Waldbiodiversität

Jahrgang 74 | Oktober 2021


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8 Inhalt Editorial . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 Die Strategie Waldbiodiversität Graubünden 2035 . . . . . . . 8 Neue Möglichkeit zum Schonen von Habitatbäumen in Graubünden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 Hochstauden im Gebirgswald: natürlich, unzähmbar, vielfältig . . 16 Das Haselhuhn: Lebensraum und waldbauliche Förderung . . . 22 Vögel in Bündner Naturwaldreservaten . . . . . . . . . . . . . 27 Die Weidenarten Graubündens und deren ökologischer Wert . . 30 Pflanzen und Schmetterlingsarten in den Selven von Soazza . . 34 Sonderwaldreservat Obere Au Zizers zugunsten der Amphibienförderung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40 Biodiversitätsförderung im Übergang von Wald und Offenland . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44 Bodenpilze reagieren empfindlich auf den Klimawandel . . . . . 48 Sonderpreis «gefällt.» 2021 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52 Künstliche Intelligenz im Wald – der neue «Waldmischungs­grad LFI» . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54 Späte Ehre für Madrisa . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58 Necrolog Carl Mosca . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60 Flurin Cathomas – Technischer Sachbearbeiter, Region Surselva in Ilanz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62 Vorschau «Bündner Wald» Dezember 2021 . . . . . . . . . . . 63

Titelbild: Blühende Weide.

(Bild: J. Hassler, AWN)

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Die Echte Becherflechte (Cladonia pyxidata) besiedelt vor allem altes, vermoderndes Totholz. Ihre Farbe verändert sich je nach Lichtintensität des Standorts – in schattigen Situationen erscheinen sie in einem herrlichen zarten grün. Die feinen Körner an den Bechern dienen der vegetativen Vermehrung der Flechte. Braune Fruchtkörper entstehen zu einem späteren Zeitpunkt am Rand der mehrjährigen Becher, welche aus den feinen Blättchen auf dem Totholz entstehen.

(Bild: J. Hassler, AWN)


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Editorial Von klein auf wird uns beigebracht, dass die Artenvielfalt für unser eigenes Überleben wichtig ist. In der Forstwirtschaft ist dieses Konzept eng mit den Funktionen des Waldes und damit mit der Multifunktionalität verbunden, und es gibt auch spezielle Beiträge dazu. Wir wissen viel über das komplexe Ökosystem Wald. Wir müssen uns jedoch darüber im Klaren sein, dass auch uns vieles unbekannt ist, insbesondere wenn es um die Förderung der biologischen Vielfalt geht. Nach meiner persönlichen Erfahrung ist die Biodiversität wirklich im eigenen Herzen verankert, wenn man jemanden kennt, der für etwas Besonderes kämpft. In meinem Fall war es während des Wählbarkeitspraktikums 2016. Nach so viel Wissen aus Büchern hat mich die Bekanntschaft mit Luca Plozza und seiner grenzenlosen Liebe zum Kastanienbaum sehr beeindruckt. Jemanden zu sehen, dem die Kastanie, insbesondere die Riesenkastanie, so sehr am Herzen liegt, dass er sich nicht nur während seiner Arbeitszeit, sondern auch während eines grossen Teils seiner Freizeit um sie kümmert, ist faszinierend. Die Lektüre wissenschaftlicher Texte zu diesem Thema ist etwas ganz anderes, als wenn ein Enthusiast über seine Lieblingsart und deren Bedeutung für die biologische Vielfalt spricht; plötzlich wird sein Kampf auch der deine. Als ich in der AWN-Zentrale ankam, dauerte es nicht lange, bis ich von Jürg Hasslers Begeisterung für die Eibe überwältigt war. Auch in diesem Fall – wieder eine Leidenschaft – die im ganzen Kanton bekannt ist. Selbstverständlich kann sich die Biodiversitätsförderung nicht nur auf wenige Arten fokussieren, aber spezielle Elemente, wie besondere Gehölze und monumentale Bäume (Habitatbäume), sind wichtige Bausteine für den Aufbau eines komplexen und umfassenden Systems. Die Instrumente zur Förderung der Waldbiodiversität sind vielfältig und zielführend. Das Wissen über

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das Ökosystem Wald ist sehr umfangreich, auch wenn wir aufgrund seiner Komplexität immer wieder dazulernen. Wir haben also die notwendigen Mittel, um zu handeln. Was wir aber auch brauchen, sind passionierte Leute, die ihre Leidenschaften weitergeben wollen. Personen, die andere Akteure überzeugen und einbeziehen. Redakteurin Viola Sala


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Die Strategie Waldbiodiversität Graubünden 2035 Das Amt für Wald und Naturgefahren (AWN) hat eine neue Strategie «Waldbiodiversität Graubünden 2035» erarbeitet. Diese basiert auf dem Waldentwicklungsplan (WEP2018+), welcher als wichtiges Instrument für die Waldbesitzer und den Kanton fungiert. In der Strategie wurden regionale Zielsetzungen für die kommenden 15 Jahre erarbeitet, um die Biodiversität in den Bündner Wäldern entsprechend ihrem Potenzial zu erhalten und wo möglich aufzuwerten. Dr. Marco Vanoni

Der Wald bedeckt einen Drittel der Bündner Kantonsfläche und bietet Lebensraum für unzählige Tier- und Pflanzenarten. Rund 40 Prozent aller Arten in der Schweiz leben im oder vom Wald, beispielsweise die Hälfte aller knapp 200 Brutvogelarten oder gar sämtliche 30 heimischen Fledermausarten. Um die Biodiversität im Wald mit konkreten Zielsetzungen in einem Zeithorizont von rund 15 Jahren zu erhalten und zu fördern, wurde durch das AWN mit externer Begleitung in den Jahren 2018 bis 2020 die Strategie «Waldbiodiversität Graubünden 2035» erarbeitet. Diese Strategie löst das Konzept «Naturschutz im Wald» aus dem Jahr 2000 ab. Die bisherigen Förderprogramme im Wald für die Einrichtung von Waldreservaten sowie die Erhaltung und Aufwertung von Lebensräumen und Arten werden weitergeführt und punktuell ausgebaut. Damit sollen die Biodiversität im Allgemeinen sowie die Qualität des Lebensraums Wald für ausgewählte Arten erhalten und wo nötig aufgewertet werden. Waldentwicklungsplan als Grundlage Für die Erhaltung und Förderung der Waldbiodiversität wurden im WEP2018+ im Objektblatt Natur und Landschaft diejenigen Flächen bestimmt, auf denen in den kommenden 15 Jahren eine Förderung grundsätzlich sinnvoll ist und Beiträge von Bund und Kanton zielgerichtet eingesetzt werden sollen. Mit der Strategie «Waldbiodiversität Grau-

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bünden 2035» wurden nun ausgehend von dem im WEP2018+ identifizierten Potenzial regionale Zielsetzungen erarbeitet. Diese Zielsetzungen berücksichtigen unterschiedliche Kriterien, wie die Qualität der Lebensräume oder die Dringlichkeit von Massnahmen. So werden Waldreservate nur dort eingerichtet, wo das Potenzial im Waldentwicklungsplan bereits erfasst ist. Fördermassnahmen erfolgen ausschliesslich auf den bezeichneten Flächen, auf welchen die Dringlichkeit für Massnahmen hoch und das Potenzial für den Erhalt oder eine Aufwertung der Qualität gross ist. Die neuen Förderkategorien Die Beschreibung des Istzustands und die Festlegung von Zielsetzungen erfolgte anhand einer Einteilung in 13 Förderkategorien, klassiert in drei Hauptkategorien. Diese wurden angelehnt an die Kategorien aus dem WEP2018+ sowie die Unterteilung im Programm Waldbiodiversität der Projektvorschriften für Sammelprojekte Waldbau des AWN. In einer ersten Hauptkategorie sind die langfristig vertraglich gesicherten Objekte enthalten. Bei der bestehenden Förderkategorie Sonderwaldreservate steht das Hauptaugenmerk bei der Aufwertung des Lebensraums für wichtige Arten im Vordergrund. Bei Naturwaldreservaten und Altholzinseln soll die natürliche Dynamik des Waldes ermöglicht und geschützt werden (Abb. 1). Neu


Abb. 1: Naturwaldreservat Tamangur in der Gemeinde Scuol.

wird in Graubünden auch die Förderkategorie Habitatbäume geschaffen, die auch Biotopbäume genannt werden. Damit werden einzelne Bäume unter Schutz gestellt, die wertvolle Habitatstrukturen aufweisen und dadurch viele besondere Lebensräume auf sich vereinen. Davon profitieren vor allem seltene, verborgene Insektenarten. Alle diese Förderkategorien werden zwischen dem Kanton Graubünden und dem Waldeigentümer vertraglich geregelt. Die zweite Hauptkategorie beinhaltet alle waldbaulichen Massnahmen, die einmalig oder in unterschiedlichen zeitlichen Abständen wiederholt umgesetzt werden. Rein flächenmässig dominieren bei den bis ins Jahr 2035 angestrebten Zielsetzungen

(Bild: M. Vanoni, AWN)

die Aufwertungsmassnahmen für Auerhuhnlebensräume (Abb. 2 ), gefolgt von Weidewäldern und ­der ­Kategorie Waldränder (inkl. verzahnte Wald-Offenland-Lebensräume). Danach folgt die Kategorie «Lebensraum andere», welche etwa Lichte Wälder sowie spezielle Laubholzbestände und Auen beinhaltet. Von diesen Massnahmen profitieren sowohl Flora wie Fauna, da der Wald aktiv aufgelichtet wird und mehr Wärme und Licht den Waldboden erreicht. Mit der Kategorie «Besondere Gehölze», welche sich hauptsächlich um die wertvollsten ­Eichen-, Arven- und Weisstannenbestände dreht, aber auch kleinere Vorkommen von weiteren Arten wie etwa der Eibe enthält, werden die Massnahmen spezifisch auf die Ansprüche der Baumarten ausge-

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Abb. 2: Aufgewerteter Auerhuhn-Lebensraum in der Gemeinde Arosa.

richtet. An zweitletzter Stelle steht rein flächenmässig die Kategorie der Selven, welche insbesondere auf der Alpensüdseite Massnahmen wie Auflichtungen, Pflege oder Baumschnitte zur Aufwertung und Wiederherstellung von Kastanien­selven beinhaltet, sowie abschliessend als eigene Kategorie die Mittel- oder Niederwaldbewirtschaftung, welche aber in Graubünden auch aus historischer Sicht kaum je eine grössere Bedeutung hatte. Die dritte Hauptkategorie für die Erhaltung und Förderung der Waldbiodiversität beinhaltet schliesslich keine individuellen Zielsetzungen, sondern beschreibt als integrativen Naturschutz das Prinzip des naturnahen Waldbaus für die gesamte übrige

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(Bild: M. Vanoni, AWN)

Waldfläche und listet die Schnittstellen zu anderen raumwirksamen Akteuren auf. Fördergelder zur Aufwertung von Lebens­ räumen und Waldreservaten Der Bund unterstützt die Erhaltung und Förderung der Biodiversität im Wald und hat diesbezüglich mit den Kantonen Massnahmen vereinbart. In der Programmvereinbarung «Wald» für die Jahre 2020 bis 2024 wurde dem Kanton Graubünden ein Bundesbeitrag im Umfang von rund 12,7 Millionen Franken für die Waldbiodiversität zugesprochen. Dieser Betrag wird mit Kantonsbeiträgen ergänzt und für die Umsetzung von Massnahmen wie der


Aufwertung von Lebensräumen oder der Einrichtung von Waldreservaten an die Waldeigentümer ausbezahlt. Die Waldeigentümer haben dabei von Gesetzes wegen einen Beitrag von mindestens 30 Prozent der anrechenbaren Kosten selber zu tragen. Erweitertes und neues Faktenblatt zum Thema Überarbeitet und mit neuen Inhalten ergänzt wurde das bereits im Jahr 2010 erstmals erschienene Faktenblatt 15 «Biodiversität im Wald» des AWN. Neben kleineren Anpassungen wird die neue Strategie mit den angestrebten Zielsetzungen im Detail vorgestellt. Die neu gegliederten Förderkategorien werden mit einigen Beispielen aus den Regionen und mit zahlreichen Abbildungen individuell beschrieben. Das neue Faktenblatt 21 «Verborgener Mikrokosmos – Die Vielfalt und Bedeutung der Totholzkäfer» ist im August 2021 erschienen. In kompakter Form werden Informationen über die wichtige Rolle der Totholzkäfer im Ökosystem Wald vermittelt. Ergänzt werden die Informationen mit spannenden Resultaten aus diversen Untersuchungen mit vielen Käferfunden in den Bündner Wäldern der letzten Jahre und Jahrzehnte.

fliessen dabei natürlich in die neue Strategie ein, aber auch die Erkenntnisse aus den Förderprogrammen der zuständigen kantonalen Dienststellen aus den Bereichen Landwirtschaft oder Naturund Lebensraumschutz. Damit wird ein weiterer wichtiger Schritt getan, um die gegenseitige Abstimmung zwischen den verschiedenen Akteuren zu verbessern und die sektorübergreifende Zusammenarbeit zu verstärken, damit die Biodiversität auch für die kommenden Generationen so umfassend wie möglich erhalten werden kann. Dr. Marco Vanoni leitet im Amt für Wald und Naturgefahren seit 2016 den Bereich Schutzwald und Waldökologie.

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Die kommende Biodiversitätsstrategie des Kantons Graubünden Für den Erhalt der Biodiversität sowie der Naturund Kulturlandschaft auf der ganzen Kantons­ fläche hat die Regierung des Kantons Graubünden im aktuellen Regierungsprogramm 2021–2024 einen Entwicklungsschwerpunkt auf die Erarbeitung und Umsetzung einer Biodiversitätsstrategie gelegt. Beauftragt mit der Erarbeitung ist das Amt für Natur und Umwelt ANU. In einem ersten Schritt wird momentan bis Ende 2021 ein Zustandsbericht zur Biodiversität in Graubünden erarbeitet, damit in einem zweiten Schritt im Jahr 2022 die ganzheitliche Strategie entwickelt werden kann. Die Erfahrungen mit der Strategie Waldbiodiversität

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Neue Möglichkeit zum Schonen von Habitatbäumen in Graubünden Die Instrumente für die Förderung der Biodiversität im Wald sind mit dem «Habitatbaumkonzept Graubünden» vervollständigt. V. Sala, Dr. M. Vanoni

Biodiversitätsförderung im Wald ist eine tägliche Aufgabe, welche bei jedem Eingriff im Sinne der Multifunktionalität berücksichtigt werden soll. In Graubünden werden zusätzlich seit Langem auch anhand von gezielten Instrumenten wie Natur- und Sonderwaldreservaten, Altholzinseln oder Eingriffen in WNO-Objekten (Waldnaturobjekten) und WEP-Objekten (Waldentwicklungsplan) Flächen gefördert und/oder geschont. Seit 2020 ist nun mit

Abb. 1: Vernetzung zwischen Naturwaldreservaten, Altholz­inseln und Habitatbäumen (Lachat et al. 2019).

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der Einführung der Richtlinie zum Einrichten und Schonen von Habitatbäumen das Instrumentarium für mobile und auch standortgebundene Arten vervollständigt worden (Abb. 1). Habitatbäume und Altholzinseln sind in der Tat zentrale Elemente bei der Vernetzung von Natur- und Sonderwaldreservaten. Ausgangslage Derzeit sind rund 9 Prozent aller Waldarten gefährdet (Rigling und Schaffer 2015) und fast die Hälfte der holzbewohnenden Käferarten sind bedroht (BAFU 2017). Hauptursachen sind die ökologischen Defizite der Schweizer Wälder, welche unzureichende Mengen und Qualitäten an Alt- und Totholz, Mangel an alten Bäumen und das Fehlen der Zerfallsphase aufweisen (BAFU 2017). Die Vollzugshilfe zur Erhaltung und Förderung der biologischen Vielfalt im Schweizer Wald (Imesch et al. 2015), welche klare und spezifische Zielvorgaben und Vollzugsanweisungen für die Erhaltung der Biodiversität im Wald festlegt, bezeichnet als Hauptinstrumente für die Förderung von Alt- und Totholz die Einrichtung von Waldreservaten, Altholzinseln und Habitatbäumen. Aus diesen Gründen strebt der Bund als nationales Handlungsziel bis 2030 drei bis fünf Habitatbäume pro Hektare an (ausserhalb des Schutzwaldes, bestehenden Waldreservaten und anderen Biodiversitätsförderflächen). Definitionen von Habitatbäumen Die Habitatbäume können ganz unterschiedlich definiert werden.


Abb. 3: Kandelaberbuche mit (unter anderem) einem Mikroboden (Typ), Teil der Gruppe Mikroböden und der Form «Epiphytische, epixylische und parasitische Strukturen».

Die ökologische Definition legt die allgemeine Definition von Habitatbäumen fest und lautet wie folgt: «Habitatbäume sind lebende oder tote stehende Bäume, die Mikrohabitate für spezialisierte Arten anbieten, wie zum Beispiel Baumhöhlen mit Mulm für Käfer oder Risse im Holz für Fledermäuse.» (Bütler et al. 2013, 2019, Larrieu et al. 2018). Das Bundesamt für Umwelt BAFU (BAFU, 2015) hat Habitatbäume (Biotopbäume) wie folgt beschrieben: Laubbaumarten mit einem minimalen Brusthöhendurchmesser (BHD) von 50 cm und

(Bild: AWN)

Nadelbaumarten mit einem minimalem BHD von 70 cm, welche mindestens ein ökologisches Qualitätsmerkmal (Baummikrohabitat) aufweisen. Die Förderung von Habitatbäumen im Kanton Graubünden berücksichtigt mit folgenden Unterschieden grundsätzlich die Vorstellungen des BAFU: –– Es werden nur lebende Habitatbäume finanziell unterstützt. –– Ein Habitatbaum muss einen minimalen BHD (Abb. 2) und mindestens ein Baummikrohabitat aufweisen.

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Baumart

BHDmin [cm]

50

60

80

Fichte und Lärche

X X

Übrige Laub- und Nadelhölzer Eiche

X

Abb. 2: Minimaler BHD nach Baumarten, x= minimaler BHD.

–– Habitatbäume werden nur in Fokusflächen oder mit gesichertem Vorkommen von gefährdeten Arten unter Vertrag genommen. Baummikrohabitate Um eine einheitliche Aufnahme von Habitatbäu­ men zu ermöglichen, haben Experten aus Europa einen Katalog der Baummikrohabitate erarbeitet (Bütler et al. 2020). Der Katalog ist strukturiert in sieben obere Grundformen, basierend auf mor­ phologischen Eigenschaften, die für die Biodiversi­ tät relevant sind: 1. Höhlen im weiteren Sinn 2. Stammverletzungen und freiliegendes Holz 3. Kronentotholz 4. Wucherungen 5. feste und schleimige Pilzfruchtkörper 6. epiphytische, epixylische oder parasitische Strukturen 7. Ausflüsse Die 7 Grundformen werden in 15 Gruppen unter­ teilt, welche wiederum in 47 Typen eingeteilt wer­ den (Bütler et al. 2020, Abb. 3). Fokusflächen Habitatbäume sind nicht nur selbstständige klein­ räumige Habitate, sie fördern auch den Austausch von Individuen zwischen Populationen (Lachat et al. 2019). Isolierte Habitatbäume sind also nicht immer sinn­ voll, meistens nur für die Förderung von mobilen

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Arten. Mobile Arten können nur limitierte Strecken in einem Mal begehen, die räumliche Verteilung von Habitatbäumen soll auch berücksichtigt wer­ den. Um diese Vernetzungsfunktion zu berücksich­ tigen, wurden Fokusflächen berechnet/modelliert, welche in der Regel jährlich aktualisiert werden. Die Fokusflächen sind eine modellhafte Vorstel­ lung von geeigneten Vernetzungskorridoren, wel­ che bei der Beurteilung von Habitatbäumen be­ rücksichtigt werden soll. Wie jedes Modell ist es eine Vereinfachung der Realität, es muss also auch als solches betrachtet und verwendet werden (Abb. 4). Die Fokusflächen sind wie folgt zusammengesetzt: –– Vernetzungskorridore zwischen Naturwaldreser­ vaten, potenziellen Naturwaldreservaten (ge­ mäss WEP2018+), Altholzinseln und dem Schwei­ zerischen Nationalpark mit einer maximalen Distanz von 5 km und einer Breite von 1 km –– Pufferzonen mit einem Abstand von 500 m rund um bestehende Reservate (Naturwaldreservate, Sonderwaldreservate, Altholzinseln, potenzielle Na­turwaldreservate gemäss WEP 2018+ und der Schweizerische Nationalpark) –– Sonderwaldreservate Im Prinzip werden Habitatbäume nur in Fokus­ flächen unter Vertrag genommen. Habitatbäume, welche die Anforderungen an BHD und Mikrohabi­ tate erfüllen und auf welchen besonders schüt­ zenswerte oder gefährdete Waldzielarten vorkom­ men, können ausnahmsweise auch ausserhalb von Fokusflächen unter Vertrag genommen werden. Als Grundlage dient die Liste der National Prioritä­ ren Waldzielarten (BAFU 2019). Ziele des Konzepts Mit dem Konzept will man einerseits hochwertige Habitatbäume fördern und schonen, anderseits will man die bestehenden Instrumente (Reservate und Altholzinseln) Inwertsetzen und Vernetzen.


Abb. 4: Fokusflächen 2020.

Die Qualität und die Räumlichkeit stehen im Vordergrund. Erfassung und langfristige Sicherung Habitatbäume müssen langfristig und eigentümerverbindlich gesichert werden. Nach Vorgaben des Bundesamts für Umwelt (BAFU 2018) sollen Habitatbäume (wo immer möglich) bis zum Zerfall stehengelassen werden. Falls ein Habitatbaum gefällt werden muss (z. B. aus Sicherheitsgründen), ist der Waldeigentümer verpflichtet, diesen als liegendes Totholz im Bestand zu belassen. Zusätzlich ist ein lebender Habitatbaum als Ersatzbaum zu bezeichnen. Bei der Erfassung von Habitatbäumen, welche mit der Smartphone-Applikation HabiApp erfolgen muss, müssen mindestens die folgenden Informationen erfasst werden:

–– Koordinaten –– Baumart –– BHD –– vorhandene Baummikrohabitate, codiert nach dem Baummikrohabitate-Katalog (Bütler et al. 2020) –– Fotos von Baummikrohabitaten –– pro Habitatbaum, welcher unter Vertrag genommen wird, erhält der Waldeigentümer CHF 500.– Viola Sala ist technische Sachbearbeiterin beim Amt für Wald und Naturgefahren. Dr. Marco Vanoni leitet im Amt für Wald und Naturgefahren seit 2016 den Bereich Schutzwald & Waldökologie.

Literaturverzeichnis auf www.buendnerwald.ch

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Hochstauden im Gebirgswald: ­natürlich, unzähmbar, vielfältig In Gebirgswäldern stellen sich nach Störungen oder Eingriffen oft artenreiche Hochstaudenund Reitgrasfluren ein. Die Wiederbewaldung in solchen Beständen ist ein langsamer Prozess, der bis zu einem gewissen Grad gefördert werden kann. Vermoderndes Totholz spielt dabei eine wichtige Rolle. T. Wohlgemuth, D. Scherrer, P. Bebi

Hochstauden im Gebirge, grob oberhalb von 1000 bis 1200 m ü. M., bestehen aus mehrjährigen Kräutern und Stauden mit ausdauernden Wurzeln oder Rhizomen. Die Kräuter bilden eine natürlich-dauerhafte Bodenvegetation, in welcher Bäume nur lang-

sam aufkommen können (Ott 1989). Häufig anzutreffende Arten sind Gelber und Blauer Eisenhut, Grauer und Grüner Alpendost, Alpen-Milchlattich, Weisse Pestwurz, Meisterwurz, Himbeere, Echte Goldrute, Rundblättriger Steinbrech, Gebirgs-Käl-

Abb. 1: Hochstaudenfluren im Bündnerland mit Alpen-Milchlattich (links), Grauem Alpendost (rechts oben) und Grauem Alpendost/Echtem Wurmfarn (rechts unten).

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(Bilder: U. Wasem)


Abb. 2. Insekten auf Hochstaudenpflanzen: Blutzikaden auf Bergscharte (links), Blattkäfer der Gattung Oreina auf Meisterwurz (rechts oben) und Bunte Blattkäfer auf Weisser Pestwurz (rechts unten).

berkopf, Nessel-Ehrenpreis, Weisser Germer, Purpurlattich, an vernässten Orten Echter Wurmfarn, Bergfarn, Wald- und Gebirgs-Frauenfarn sowie im Schatten der Stauden Gelbes Bergveilchen, Gemeiner Sauerklee, Berg-Goldnessel und viele andere (Ellenberg & Klötzli 1972). Die Kräuter bilden besonders in Waldlücken eine sehr artenreiche Bodenvegetation (Abb. 1) auf frischen bis feuchten, nährstoff- und humusreichen Standorten in luftfeuchten und zumeist schattigen Hanglagen der ober- und hochmontanen sowie der subalpinen und obersubalpinen Stufen. Auf einem Quadratmeter können bis zu 30 Pflanzenarten gedeihen – durchschnittlich rund 15 Arten (Daten aus Wohlgemuth et al. 2002). Eine Untersuchung in der hochstauden- und tot­ holzreichen Windwurffläche Uaul Cavorgia bei Di-

(Bilder: B. Wermelinger)

sentis ergab eine beachtlich hohe Zahl von 1200 verschiedenen Wirbellosen, zur Hauptsache Insekten (Duelli et al. 2002). Im Vergleich zum geschlossenen Wald wurden in den Windwurfflächen zehnmal mehr Individuen und zwei- bis viermal mehr Arten gefunden. Die Pflanzenarten dehnen sich nach grösseren Öffnungen, die durch natürliche Störungen wie Windwurf und Käferbefall oder durch Eingriffe entstehen, rasch aus und können über Jahrzehnte vorherrschen. Insbesondere durch die Stürme Vivian (1990) und Lothar (1999) sind vorübergehend grosse Hochstaudenflächen in vielen Teilen der Alpen entstanden. An weniger feuchten Hangpartien in denselben Höhenstufen wachsen Reitgrasfluren, die meist

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Abb. 3. Vorkommen von Wäldern mit Hochstauden oder Reitgräsern in der Krautschicht gemäss NaiS (Frehner et al. 2005) auf dem Stichprobennetz des Landesforstinventars (Frehner et al. 2021). Hochstauden in den Standorttypen 19, 20, 27*, 50, 59, 60 sowie Reitgräser in den Standorttypen 47, 57 und 60*.

aus artenarmen Beständen von Reitgräsern (Gattung Calamagrostis) bestehen, mit Wald-Reitgras auf der Alpensüdseite und Wolligem und Buntem Reitgras (Berg-Reitgras) in Graubünden und im Wallis (Delarze et al. 2015). Hochstauden- und Reitgrasfluren sind in vielfältigen Übergängen anzutreffen und enthalten oft attraktive Blüten­ pflanzen wie Feuerlilie, Türkenbundlilie oder Bergscharte (Abb. 2). Hochstaudenreiche Waldvegetation tritt in Tannen-Buchenwäldern (19, 20), in Weisserlen-Ahornwäldern (27*), Tannen-Fichtenwäldern (50), Lärchenwäldern (59) und Fichtenwäldern (60) auf. Diese Wälder machen schweizweit (mittlere Höhenlage 1427 m ü. M.) rund knapp 7 Prozent der Waldfläche aus, im Kanton Graubünden 8 Prozent. Eine reitgrasreiche Vegetation weisen Wollreitgras-­ Tannen-Fichtenwälder (47) und Buntreitgras-Fichtenwälder (57, 60*) auf, mit 5 Prozent Anteil schweizweit (mittlere Höhenlage 1614 m ü. M.) und

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11 Prozent im Kanton Graubünden (Scherrer et al. 2021, mit Daten aus Frehner et al. 2021 berechnet). Wälder mit Hochstauden und Reitgräsern sind daher in den Alpen und in den Hochlagen des Juras verbreitet, wobei reitgrasreiche Wälder auf der Alpensüdseite besonders häufig vorkommen (Abb. 3). Verwandte der Hochstauden- und Reitgrasfluren In tieferen Lagen mit weniger Jahresniederschlag sind Waldöffnungen von anderen Pflanzengemeinschaften besiedelt, so von Schlagfluren mit Tollkirsche auf neutral bis basischen Böden, Wald-Weidenröschen auf eher saurer Unterlage oder Adlerfarn auf mageren Böden. Adlerfarn breitet sich ebenfalls auf extensiv oder nicht mehr beweideten Weiden aus. Auf nährstoffreichen Böden der tiefen Lagen machen sich Brombeergestrüppe besonders üppig breit. Einerseits wird diese Entwicklung durch die Ausbreitung der armenischen Brombeere verstärkt,


Abb. 4: Verjüngungsdichte in 22 Vivian-Windwurfflächen oberhalb von 1000 m ü. M., 20 Jahre nach dem Sturm (Daten aus Kramer et al. 2014) als Funktion der hochstaudenartigen Vegetation (Hochstauden, Farne, Reitgräser oder Zwergsträucher).

anderseits profitieren die Brombeerarten auch vom grossen Nährstoffeintrag aus der Luft. Natürliche Verjüngung als langsamer Prozess In Hochstauden und Reitgrasfluren können sich Bäume nur schwerlich etablieren, da dichter Be­ wuchs, mangelndes direktes Licht und Pilzbefall­ in der Krautstreu das Emporwachsen behindern. Nadelbäume können auf Moderholz, auf topo­ grafisch erhöhten Stellen an- und aufwachsen, wobei der Aufwuchs dann gelingt, wenn der loka­ le Wilddruck klein und Schneeschimmel wenig problematisch ist. In hochstaudenreichen Fichten­ wäldern ist vermoderndes Holz das wichtigste Ver­ jüngungssubstrat (Imbeck & Ott 1987). Langsam vermoderndes Totholz bietet über mehrere Jahr­ zehnte ein mageres, hochstaudenfreies Verjün­ gungssubstrat, auf welchem über längere Zeit Bäume heran- und über die Hochstauden hinaus­ wachsen können (z. B. Eichrodt 1970). Auf natür­ liche Weise entstehen so ungleichartige, stufige Bestände, dies im Gegensatz zu gleichförmig aufkommender (Fichten-)Verjüngung nach grös­ ­

seren Schlägen oder Beweidung (Bischoff 1987, Ott 1989). Aufkommende Fichten finden in den fruchtbaren, biologisch sehr aktiven Böden der Hochstauden (in der Regel Mullbraunerden) gute Wuchsbedingungen. Viele frühere Generationen haben sich mit dem Problem der Verjüngung in hochstaudenreichen Gebirgswäldern beschäftigt. Dabei wurden die na­ türlichen Prozesse in Fichten-Urwäldern als Vorbild für die Förderung der Verjüngung angesehen. Der Schweizerische Forstverein stellte 1910 eine Preis­ frage nach der Ursache des häufigen Fehlens der natürlichen Verjüngung in alten Fichtenbeständen hoher Lagen, worauf Johann B. Bavier, der spätere Bündnerische Kantonsforstinspektor, in seiner 24-­ sei­tigen Antwort kurzgefasst meinte: «Gut Ding will Weile haben» (Bavier 1910). Auf Vivian-Windwurfflächen wurden in hochstau­ denreichen Öffnungen 20 Jahre nach der Störung im Durchschnitt zwischen 2000 bis 5000 Stämme pro Hektare gefunden, oder ein Bäumchen pro 2 bis 5 Quadratmeter. Vorverjüngung wurde noch spärlicher festgestellt (Abb. 4 und 5).

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Abb. 5: Wiederbewaldung auf der grossen Windwurffläche Uaul Cavorgia bei Disentis, 22 Jahre nach dem Sturm Vivian (1990). Die gleichmässige Bestockung auf der bepflanzten Fläche unterscheidet sich deutlich von der strukturreichen Verjüngung auf der geräumten, belassenen Fläche.

Aktuelle Erkenntnisse zur Baumverjüngung In subalpinen Fichtenwäldern der Randalpen und Nordhänge stellen die Hochstauden eine grössere Konkurrenz für die Verjüngung dar als in den konti­ nentalen Hochalpen und an Südhängen. Totholz als Verjüngungssubstrat ist in den Flächen ausreichend zu belassen. Offene Erde (nach Störungen), kleine Kuppen oder Trupps von Vogelbeeren sind ebenfalls günstig für die Verjüngung. Bestandesöffnungen sind schlitzförmig zu halten und so zu bemessen, dass an den verjüngungsgünstigen Stellen mindes­ tens zwei Stunden Besonnung im Juni möglich ist (Schwitter et al. 2020). Die sehr grosse Bedeutung von Moderholz für die Verjüngung ca. 20 bis 30 Jahre nach dem Belassen von Totholz wurde ins­ besondere in neueren Wiederholungsaufnahmen auf früheren Windwurf- und Käferflächen bestätigt (Marty 2020, Caduff et al. 2021). Basierend auf ­Untersuchungen in 10 Kahlhiebflächen in Gebirgs­ wäldern der Südostschweiz (1450–1850 m ü. M.) nennen Kalt et al. (2021) für schwierige Verjün­

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(Bild: U. Wasem)

gungssituationen die Option eines Moderholz­ schlags, der als Basis für die Verjüngung in 20 Jahren dienen soll. Zusammenfassend bestätigen neuere Untersuchungen, dass Hochstauden – langfristig gesehen – nicht ein unüberwindbares Verjüngungs­ hemmnis darstellen und dass die Wiederbewaldung an solchen Hochstaudenstandorten jedenfalls zeit­ lich und räumlich differenziert zu betrachten ist. Dr. Thomas Wohlgemuth ist Leiter der Forschungsgruppe Störungsökologie an der WSL (Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft). Dr. Daniel Scherrer ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter bei der Forschungsgruppe Störungsökologie (WSL). Dr. Peter Bebi ist Leiter der Forschungsgruppe Gebirgsökosysteme und des Forschungszentrums CERC am WSL-Institut für Schnee und Lawinenforschung, SLF Davos.

Literaturverzeichnis auf www.buendnerwald.ch


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Das Haselhuhn: Lebensraum und waldbauliche Förderung Haselhühner, die kleinen Verwandten von Birkhühnern und Auerhühnern, sind in Bergwäldern der Alpen und des westlichen Jura weit verbreitet. Bei der Waldbewirtschaftung auf sie Rücksicht zu nehmen, ist meist nicht schwierig. Aber sie zu sehen oder zu hören kann sehr aufwendig sein. P. Mollet

Das Haselhuhn ist die kleinste der vier einheimischen Raufusshuhnarten. Hahn und Henne sind gleich gross, erreichen ungefähr die Körpergrösse einer Strassentaube und wiegen ca. 400 g. Hahn und Henne haben dieselbe Gefiederfarbe. Der einzige deutlich sichtbare Unterschied im Gefieder ist der schwarze Kehlfleck, den es nur beim Hahn gibt. Von allen Raufusshuhnarten ist das Haselhuhn wahrscheinlich auch die am wenigsten bekannte. Heimlich im Wald lebend und meist sehr aufmerksam gegen mögliche Feinde, bekommt man es nur selten zu Gesicht. Am auffälligsten ist der Gesang, der mit seiner hohen Tonlage eher an einen kleinen Singvogel erinnert. Das Haselhuhn kommt gemäss dem Schweizer Brutvogelatlas, der in den Jahren 2013–2016 erar-

beitet wurde, in den Alpen, den Voralpen und im westlichen Jura vor. Seit dem vorletzten Atlas der Jahre 1993–1996 hat sich an dieser Verbreitung nichts Wesentliches verändert. Die einzige Ausnahme ist der östliche Jura, wo sich das Haselhuhn etwas nach Westen zurückgezogen hat. Im Mittelland ist das Haselhuhn eine seltene Erscheinung, aber das war es sehr wahrscheinlich auch früher schon. In Graubünden hingegen ist es wie auch sonst in den Alpen ab einer Höhe von ungefähr 1100 m ü. M. weit verbreitet. In tieferen Lagen sind Nachweise selten. Für den aktuellen Brutvogelatlas sind aus dem Kanton Graubünden 551 Haselhuhn-Nachweise verwendet worden. Nur gerade 24 davon stammten aus Wäldern unterhalb 1100 m ü. M.

Haselhenne (links) und -hahn (rechts). Die Gefiederfarbe ist bei beiden Geschlechtern grundsätzlich gleich oder zumindest sehr ähnlich, aber nur der Hahn hat zusätzlich die schwarz gefärbte Kehle. Beide Geschlechter können die Federn auf dem Kopf aufrichten.

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(Bilder: Markus Varesvuo)


Verbreitung des Haselhuhns in der Schweiz, gemäss dem aktuellen Schweizer Brutvogelatlas 2013–2016, sowie im Vergleich mit dem vorherigen Brutvogelatlas 1993–1996. Das Verbreitungsgebiet hat sich wenig verändert. In den Alpen und Voralpen sind die zahlreichen neuen Nachweise (grün) wohl das Resultat einer intensiveren Suche im Zeitraum 2013–2016. Das Mittelland ist und war auch früher schon kaum besiedelt. Im östlichen bzw. zentralen Jura hat sich das Verbreitungsgebiet etwas verkleinert.

Winternahrung ist zentral Das Haselhuhn bewohnt Hochwälder, stufige Bestände und auch stark verbuschte Weiden. Es ist nicht auf bestimmte Waldgesellschaften, Betriebsformen oder Höhenstufen beschränkt. Analog zu den anderen Raufusshuhnarten ernähren sich adulte Haselhühner weitgehend vegetarisch. Nur bei den Küken sind in den ersten Lebenswochen Insektenlarven und Spinnen von Bedeutung. In den wärmeren Jahreszeiten suchen die Vögel vor allem in Bodennähe nach Nahrung. Sobald aber im Herbst die bodennahe Vegetation unter dem Schnee verborgen ist, stellen die Hühner auf Nahrungsquellen um, die sie auf Sträuchern und Bäu-

(Karte: Schweizerische Vogelwarte)

men finden. Aufgrund ihres geringen Gewichts sind Haselhühner in der Lage, auf kleinen Zweigen zu balancieren und gezielt nach energiereicher Nahrung wie Beeren und Kätzchen zu suchen. Damit unterscheiden sie sich in ihrem Nahrungserwerb von den viel schwereren Auerhühnern, die dies nicht schaffen und sich daher im Winter von dem ernähren müssen, was zwar in Hülle und Fülle vorhanden und auch einfach erreichbar, dafür aber auch viel schwerer verdaulich ist: Koniferennadeln. Des Haselhuhns Spezialisierung auf energiereiche Nahrung im Winter hat zur Folge, dass es zwingend auf Sträucher und kleine Bäume angewiesen ist, die Beeren oder Kätzchen tragen. Je nach Region und

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Höhenverbreitung von 551 Haselhuhn-Beobachtungen im Kanton Graubünden in den Jahren 2013–2016. Unterhalb 1100 m ü. M. werden Haselhühner selten beobachtet, unterhalb von 900 m ü. M. fast nie.

(Daten: Schweizerische Vogelwarte)

Höhenstufe können das Vogelbeeren, Mehlbeeren, Haselsträucher, Weissdorn, Erlen oder Weiden sein. Kommen keine solchen Arten vor, fehlt auch das Haselhuhn. In einem reinen Nadelwald können allerdings schon wenige solche Gehölze für eine Besiedlung durch das Haselhuhn reichen. Ohne Deckung geht nichts Zusätzlich zur Winternahrung ist ein weiteres Element in einem guten Haselhuhn-Lebensraum von zentraler Bedeutung: Deckung in den untersten ca. 10 m ab Boden. Wegen seiner geringen Körpergrösse kommt das Haselhuhn für etliche Beutegreifer als Nahrung in Frage, beispielsweise für Fuchs, Marder, Habicht und Sperber. Das Bedürfnis nach Sichtschutz ist darum beim Haselhuhn ausserordentlich gross. Ausserdem ist bei der Deckung wichtig, dass sie

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auch im Winter vorhanden ist. Wohl deshalb besiedelt das Haselhuhn kaum reine Laubwälder, und dies dürfte auch ein Grund sein, weswegen es in tieferen Lagen selten ist und z. B. auch reine Grün­ erlenbestände in den Alpen nicht nutzt. Ein für das Haselhuhn geeigneter Lebensraum ist demnach ein Misch- oder Nadelwald, welcher aus einem Mosaik aus eher dichten Beständen und offenen, hellen Flächen besteht. Erstere bieten dem Haselhuhn Deckung, auf letzteren gedeihen, sofern es die standörtlichen Bedingungen erlauben, seine Nahrungspflanzen. Ob solche offenen Flächen die Folge von natürlichen Ereignissen wie Rutschungen, Lawinen, Schneebruch oder Stürmen sind oder durch forstliche Bewirtschaftung entstehen, spielt keine Rolle. Ein wesentlicher Grund für die weite Verbreitung des Haselhuhns in den Voralpen und Alpen sind sehr wahrscheinlich die vielen Flächen, auf denen der Wald in den höheren Lagen aufgrund natürlicher Ereignisse offen bleibt bzw. immer wieder geöffnet wird, und auf denen sich die Nahrungspflanzen gut entwickeln können. Waldbauliche Förderung Haselhuhn-Förderung mit forstlichen Massnahmen ist nicht schwierig. Das Ziel besteht darin, den wichtigen Nahrungspflanzen genügend Raum und damit Licht zu geben sowie für Deckung zu sorgen. Eine Waldbewirtschaftung, die genügend grosse Lücken schafft, konsequent auf Naturverjüngung setzt und darauf verzichtet, per Jungwald- und Dickungspflege Pioniergehölze zu entfernen, schafft meist alle Voraussetzungen für gut geeignete Haselhuhn-Lebensräume. Weitere Massnahmen sind in der Regel nicht nötig. Die optimale Flächengrösse von Lücken hängt von den örtlichen Verhältnissen ab. Lücken müssen gross genug sein, dass Strauch- und Baumarten der Pionierphasen wie Vogelbeeren, Erlen oder Birken aufkommen können. Schlecht für Haselhühner ist Verjüngung unter Schirm, da diese wichtigen


Verjüngung auf einer kleinen Sturmfläche in einem Fich­tenwald am Alpennordrand. Das unmittelbare Neben­einander von Deckung und Nahrung bietet dem Haselhuhn optimalen Lebensraum.

Nahrungspflanzen, die viel Licht benötigen, hier kaum aufkommen. Die Erfahrung aus dem Jura zeigt ferner, dass in Wäldern, in denen sich grossflächig fast ausschliesslich die Buche verjüngt, keine Haselhühner vorkommen. Werden in höhergelegenen Nadelwäldern Massnahmen zugunsten des Auerhuhns umgesetzt, so helfen diese auch dem Haselhuhn. Zielkonflikte zwischen Auerhuhn- und Haselhuhnförderung gibt es in der Regel keine, und zusätzliche Massnahmen für Haselhühner sind nicht nötig.

(Bild: Niklaus Zbinden)

Die Suche nach einem Heimlichtuer Haselhühner bleiben wegen ihres stark ausgeprägten Deckungsbedürfnisses meist unsichtbar. Förster, Jäger und Wildhüter haben bei ihrer Tätigkeit im Wald am ehesten die Gelegenheit, die Vögel zu Gesicht zu bekommen oder den charakteristischen Reviergesang des Hahns zu vernehmen. Die systematische Suche nach Haselhühnern ist aufwendig und methodisch schwierig. Am ehesten erfolgversprechend ist die Suche nach indirekten Nachweisen wie Federn, Kot oder Fussspuren.

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Dieses Stück Kot hat die charakteristische pellet-ähnliche Form von Raufusshühnerkot und stammt mit der Dicke von nicht ganz 5 mm mit grosser Wahrscheinlichkeit von einem Haselhuhn.

(Bilder: P. Mollet)

An Staubbadestellen, wie sie zum Beispiel entlang von Waldwegen vorkommen, kann man Kot und Federn finden, die die Hühner bei ihrem Komfortverhalten hinterlassen haben. Kot lässt sich auch im Schnee finden. Ausserdem hinterlassen Haselhühner im Schnee die für Raufusshühner charakteristischen Fussspuren mit drei Vorderzehen und der sehr kurzen, meist gar nicht sichtbaren Hinterzehe. Die optische Unterscheidung von Kot und Fussspuren der verschiedenen Raufusshuhnarten ist nur durch genaues Bestimmen der Grösse und auch so nicht in allen Fällen möglich. Im Fall von Kot wäre eine sichere Unterscheidung per genetischer Analyse möglich, doch sind solche Untersuchungen teuer. Bei Federn ist die Bestimmung in der Regel etwas einfacher. Für Bestimmungen kann bei der Schweizerischen Vogelwarte (041 462 97 00, info@vogelwarte.ch) Hilfe angefordert werden, wobei auf Fotos stets ein Grössenvergleich erkennbar sein muss (am besten ein Massstab). Pierre Mollet arbeitet bei der Schweizerischen Vogelwarte im Bereich Artenförderung und ist dort spezialisiert auf Raufusshühner und Waldschnepfe.

Haselhuhn-Fussspur im Schnee. Charakteristisch für Raufusshühner sind die drei stark gespreizten Vorderzehen und die sehr kurze Hinterzehe. Mit der Gesamtlänge von gut 5 cm kann diese Spur, sofern man sie im Innern des Waldes findet, nur von einem Haselhuhn stammen.

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Vögel in Bündner Naturwaldreservaten Zwischen 2007 und 2018 nahmen Freiwillige der Ornithologischen Arbeitsgruppe Graubünden (OAG) die Brutvogelbestände in 12 Naturwaldreservaten auf. Auf 61 Begehungen wurden 52 Brutvogelarten nachgewiesen. U. Bühler

Mit den Erhebungen von Brutvogelbeständen sollten die bestehenden Dokumentationen über Naturwaldreservate (NWR) mit Angaben zur Avifauna ergänzt werden. Die Kenntnis des Ausgangszustandes erlaubt es, mit analogen Erhebungen Jahrzehnte nach der Unterschutzstellung die dazwischen erfolgten Bestandsveränderungen zu analysieren. Die Feldaufnahmen sind Pirmina Caminada, Richard Dajcar, Martin Hofer, Christoph Meier-­ Zwicky, Lorenz Mutzner, Hansueli Tinner und Beat Wartmann zu verdanken. Digital erfasst wurden

die Registrierungen durch Erica Nicca und Patrick Marti von der Aussenstelle der Vogelwarte Graubünden. Methode Angewendet wurde die Methode des Monitorings häufiger Brutvögel der Schweizerischen Vogelwarte. Die 61 Begehungen decken eine vollständig in NWR liegende Fläche von 432 ha ab. Allerdings wurden nur auf einem Drittel dieser Flächen drei Begehungen durchgeführt. Dies ist eine Voraussetzung für

Abb. 1: Der Waldlaubsänger brütet in hallenartig struk­turierten Wäldern mit hohem Anteil an Laubbäumen und nur mässig ausgebildeter Krautschicht.

(Bild: Stefan Linder)

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Revierausscheidungen auf deren Basis Bestandsdichten geschätzt werden können. Für die übrigen Flächen, die nur 1–2 mal begangen wurden, können lediglich Mindestdichten ermittelt werden, es lässt sich aber doch das Artengefüge abschätzen. Ergebnisse im Überblick Insgesamt wurden 52 Arten als mögliche Brutvögel nachgewiesen. Die häufigsten Arten waren Kohl-, Tannen- und Haubenmeise, Zaunkönig, Rotkehlchen, Singdrossel, Mönchsgrasmücke und Buchfink. Es sind dies Waldarten, die in der ganzen Schweiz häufig sind. In der Artenzusammensetzung spiegeln sich erwartungsgemäss die Höhenstufen und die damit zusammenhängenden Baumartenzusammensetzung. Kernbeisser, Sumpf- und Schwanzmeise sind als Charakterarten mehr oder weniger reiner Laubwaldbestände vor allem in den tief liegenden Reservaten vertreten, Ringdrossel, Klappergrasmücke, Birkenund Zitronenzeisig entsprechend ihrer Habitat-Ansprüchen nur in den höher gelegenen Nadelwäldern. Wirkung der Naturwaldreservate Was ist nun das Spezielle an der Artenzusammensetzung in NWR gegenüber «bewirtschafteten» Wäldern? Bis auf wenige Ausnahmen handelt es sich bei den untersuchten Reservaten um Wälder, die schon längere Zeit nicht mehr genutzt worden sind und deshalb einen grossen Anteil an geschlossenen Baumhölzern aufweisen. Charakteristisch für solche Waldbestände sind Stammkletterer (z. B. Spechte; sechs Arten festgwestellt), Brüter in nicht selber ­gebauten Höhlen (z. B. Meisen, Eulen; sechs Arten) und Vögel hallenartig ausgebildeter Wälder wie Waldlaubsänger (in vier Reservaten festgestellt, Abb. 1). Ein Vergleich der vorgefundenen Artenzusammensetzung mit Literaturangaben über Vogelbestände in verschiedenen Waldentwicklungsstufen sowie­ in lange bestehenden Naturwäldern östlich der Schweiz zeigt denn auch, dass die in den untersuch-

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ten Reservaten vorgefundene Artenzusammensetzung jener weit entwickelter Baumhölzer mit lokal beginnendem Zerfall entspricht. Durch das Absterben von Bäumen und Baumgruppen wird im Laufe der Zeit das Totholzangebot zunehmen. Alte Bäume werden häufiger und die Ausstattung der Bäume mit Klein-Nischen wie Astlöchern, Rindentaschen etc. («Biotopbäume») wird sich erhöhen. Damit wird das Angebot an Kleintieren wie Insekten und das Angebot an Bruthöhlen angehoben. Die von diesen Faktoren abhängigen Vogelarten werden mit der Zeit zulegen. Mit einer Wiederholung der Aufnahmen in einigen Jahrzehnten werden sich solche Entwicklungen im Sinne einer Wirkungskontrolle analysieren lassen. Es wurde auch eine erhebliche Zahl von Arten registriert, die nicht als «klassische» Waldvogelarten gelten. Eine nähere Betrachtung zeigt, dass die meisten dieser Arten eben doch an Gehölze gebunden sind wie z. B. Wendehals, Grünspecht, Grauschnäpper oder Baumpieper. Es sind Arten von Übergangshabitaten, die in NWR in Gebirgslagen eben auch vorkommen. Naturwaldreservate und für den Naturschutz wichtige Arten Besonders wichtig für den Naturschutz sind Arten der Roten Liste sowie «Verantwortungsarten» (Arten deren Schweizer Bestand im Vergleich zum Weltbestand besonders hoch ist). Von diesen gehören Waldlaubsänger, Grau- und Weissrückenspecht zu den Gewinnern in NWR. Insbesondere die letztgenannte Art ist unbedingt auf Wälder vom Typ Naturwaldreservat angewiesen. Durch den Dichtschluss in der ersten Phase nach Einrichten eines Naturwaldreservates werden Auerund Haselhuhn sowie Ziegenmelker und Fitis zu den Verlierern gehören. Mit fortschreitender Wald­ entwicklung werden diese Arten aber wieder zulegen können. Im Hinblick auf diese Arten wird es wichtig sein, die Entstehung von Bestandszusammenbrüchen und dadurch neu entstehender Jung-


Abb. 2: Solche Bestandszusammenbrüche wie hier im Naturwaldreservat Pflida/Tamins-Felsberg erhöhen d ­ as Totholz­ angebot, leiten aber auch gleichzeitig eine für die Biodiversität interessante Pionierwaldphase ein.

(Bild: Ueli Bühler)

waldstadien mit reichlich Pionierbaumarten in NWR zu verfolgen (Abb. 2). In der Schweiz machen Vögel etwa ein halbes Prozent aller Arten aus. Von vielen Nichtvogel-Arten ist bekannt, dass sie sehr alte Bäume und/oder sehr grosse Totholzmengen brauchen. In hohem Mass auf alte Bäume angewiesen sind stark standortsgebundene Arten wie Flechten, Moose oder Mollusken. Für die hochmobilen Vögel ist der Effekt langfristig stabiler Strukturen dagegen von geringerer Bedeutung. Der Wert von Naturwaldreservaten für die Biodiversität darf deshalb auf keinen Fall allein vom Zustand der Vogelwelt abgeleitet werden.

der angewendeten Methode mehrere im Zusammenhang mit NWR bedeutende Arten wie Hühner, Eulen, Greifvögel und Spechte mit grossen Aktions­ räumen kaum sicher erhoben werden können. Künftige Aufnahmen sollten deshalb mit erweiterten Methoden möglichst alle Vogelarten mit hinreichender Genauigkeit erfassen. Dazu wird man sich aus Kapazitätsgründen auf die Bearbeitung weniger Reservate konzentrieren müssen. Die Aufnahmen belegen das Interesse seitens des Naturschutzes an Naturwaldreservaten. Dies soll Motivation für die Förster und Waldeigentümer sein, das Netz an Naturwaldreservaten und Altholz­ inseln zu vervollständigen.

Fazit Die ornithologischen Aufnahmen sind ein wertvoller Beitrag zur Dokumentation des Ausgangszustands von NWR. Es zeigt sich aber auch, dass mit

Ueli Bühler war bis zu seiner Pensionierung im Juli 2016 an der Zentrale des Amts für Wald und Naturgefahren in Chur als Bereichsleiter tätig. Er ist Präsident von Vogelschutz Chur.

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Die Weidenarten Graubündens und deren ökologischer Wert Von den 37 Weidenarten (Salix L.) der Schweiz kommen in Graubünden 29 Arten vor. Mit dabei ist auch der kleinste Baum Europas, die Krautweide. Aus forstwirtschaftlicher Sicht haben die Weidenarten keinen besonderen Wert. Als Nutzweiden für spezifische Anwendungen hingegen und besonders aus ökologischer Sicht haben die unterschiedlichen Weidenarten eine grosse Bedeutung. R. Fluor

Die Weiden Graubündens Deutsch

Lateinisch

Vorkommen / Spezielles

Alpen-Weide

Salix alpina

Nur Lej da Rims, Val Müstair

Blaugrüne Weide

Salix caesia

Entlang von Flüssen, vor allem in Südbünden

Bruch-Weide

Salix x fragilis

Churer Rheintal, Flussufer, Auenwälder

Flaum-Weide

Salix laggeri

Seltene Weide, fehlt in Nordbünden. Am St. Moritzersee, vor dem Lag da Cavloc im Bergell

Grau-Weide

Salix cinerea

Tümpel und Gräben, staunasse Böden. Im ganzen Kanton vertreten

Grossblättrige Weide

Salix appendiculata

Hochstaudenwälder, oft in Nordlagen. Im ganzen Kanton häufig vorkommend

Hegetschweilers Weide

Salix x hegetschweileri

Verbreitung unklar. Wird oft mit der Schwarzweiden-Unterart Alpicola verwechselt

Korb-Weide

Salix viminalis

Meist angepflanzt, an Flussufern der tieferen Lagen vorkommend

Kraut-Weide

Salix herbacea

In der alpinen Zone im ganzen Kanton vorkommend, kalkmeidend

Kurzzähnige Weide

Salix breviserrata

Auf Kalkblockschutt. In der alpinen Zone im ganzen Kanton vorkommend

Lavendel-Weide

Salix eleagnos

Vorwiegend in der montanen Zone vorkommend. Sehr schöne Exemplare bei Bergün und Tschierv

Lorbeer-Weide

Salix pentandra

Feuchte Wiesen und Bachufer. Vor allem im Oberengadin vorkommend

Mandel-Weide

Salix triandra

Hochwasserbereich von Flüssen. Im ganzen Kanton vorkommend

Moor-Weide

Salix repens

Kalkhaltige Flachmoore. Val Müstair, Unterengadin und vorderes Prättigau

Netz-Weide

Salix reticulata

Auf Kalk. In der alpinen Zone im ganzen Kanton vorkommend

Ohr-Weide

Salix aurita

Moore, lichte Wälder. Fehlt in Südbünden

Purpur-Weide

Salix purpurea

Ufer, Gebüsche. Im ganzen Kanton häufig vorkommend

Quendelblättrige Weide

Salix serpillifolia

Steinige Rasen. In der alpinen Zone im ganzen Kanton vorkommend

Reif-Weide

Salix daphnoides

Auenwälder. Im ganzen Kanton häufig vorkommend

Rosmarin-Weide

Salix rosmarinifolia

Nur am Rombach bei Tschierv in der Val Müstair vorkommend

Sal-Weide

Salix caprea

Auenwälder, Waldlichtungen. Im ganzen Kanton häufig vorkommende Waldart

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Schwarzwerdende Weide

Salix myrsinifolia

Ufer, Gebüsche. Im ganzen Kanton häufig vorkommend. Sehr vielgestaltig

Schweizer Weide

Salix helvetica

Kalkfreier, feuchter Blockschutt. In der alpinen Zone vorkommend, fehlt in den nördlichen Randketten

Seidenhaarige Weide

Salix glaucosericea

Kalkfreier Blockschutt. In der alpinen Zone vorkommend

Silber-Weide

Salix alba

Grösste Weide Graubündens. Ufer, Auenwälder, keine natürlichen Vorkommen im Engadin

Spiess-Weide

Salix hastata

Feuchte, felsige Rasen. Im ganzen Kanton häufig vorkommend

Stink-Weide

Salix foetida

Sonnige, feuchte Orte. Im ganzen Kanton in der subalpinen und alpinen Zone häufig vorkommend

Stumpfblättrige Weide

Salix retusa

Felsen, Schutt. In der alpinen Zone im ganzen Kanton vorkommend

Waldsteins Weide

Salix waldsteiniana

Auf kalkhaltigem Gesteinsschutt. Vor allem subalpin vorkommend. Schöne Exemplare am Albulapass und oberhalb Scuol, Richtung Lischana Hütte

Spezifische Anwendungen der Weiden Imkerweiden Bäume und Sträucher der Gattung Weiden (Salix L.) werden von Bienen gerne beflogen und gelten deshalb als vorzügliche Bienenweiden. Bereits früh im Frühjahr, wenn die ersten wärmenden Sonnenstrahlen die Bienen ins Freie locken, stehen die ersten Weiden als Pollenspender bereit. Blütenstaub der männlichen Weiden enthält die Aufbaustoffe, welche das Bienenvolk zu dieser Jahreszeit dringend braucht. Der ebenfalls aus Weidenkätzchen (männliche und weibliche Exemplare) verfügbare Nektar liefert den Bienen energiereiche Kohlenhydrate. Gesammelt und als Honig im Stock eingelagert dient er der Vorratshaltung.

Als Imkerweiden besonders geeignet sind die früh blühenden Reifweide (Salix daphnoides) und die Salweide (Salix caprea). Gut geeignet sind auch die Purpurweide (Salix purpurea) und die Schwarzweide (Salix myrsinifolia).

Männliche Reifweidenblüte.

Salweide mit der typischen schiefgefalteten Blattspitze.

(alle Bilder: R. Fluor)

Futterweiden Wiederkäuer wie Rinder und Schafe, speziell die Ziegen, lieben Blätter von Gehölzpflanzen. Mit bis zu 70% Trockensubstanz ist das Laubwerk vergleichbar mit dem Wert bester Futtergräser. In Bezug auf rasches Wachstum und Regenerierbarkeit haben gerade Weiden einiges zu bieten. Die Futterlaubkultur ist uralt und dürfte noch vor der Heuwirtschaft entstanden sein. Gemäss Gross-

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Mandelweide (Salix triandra) mit drei Staubfäden.

mann (1923) war die Futterlaubgewinnung bereits den Römern bekannt. Auch im Engadin brachten etliche Bauern mit Laubbündeln, vor allem von Weiden, ihr Vieh durch den Winter. Neben der hohen Trockensubstanz verfügt die Blattmasse von Weiden über 15 % Rohprotein. Daneben finden sich gesundheitsfördernde Mengen an Gerbstoffen und Glykosiden, sowie Spurenelemente wie Zink, Selen, Kobalt, Zinn, Mangan und Magnesium (S. Züllig-Morf 2019). Als Futterweiden geeignet sind: Silberweide (Salix alba), Reifweide (Salix daphnoides), Mandelweide (Salix triandra) und die Korbweide (Salix viminalis). Arzneiweiden Seit der Antike ist die Verwendung von Weidenrinde als pflanzliches Arzneimittel gegen Fieber und Schmerzzustände gebräuchlich. Das in der Weidenrinde enthaltene Salicin wirkt schmerzstillend und fiebersenkend. Mit der Erfindung von Aspirin 1897 verlor das Salicin an Bedeutung. Aufgrund der minimalen Nebenwirkungen erlebt die Weide als Arzneipflanze in den letzten Jahren eine Renaissance. Als Arzneiweiden besonders geeignet sind die gelbbastigen Arten wie die Reifweide (Salix daphnoides) und die Purpurweide (Salix daphnoides) sowie die Schwarzweide (Salix myrsinifolia).

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Purpurweide mit den purpurroten Blüten.

Schwarzwerdende Weide mit den typischen grünen Blattspitzen.

Flechtweiden Für Flechtereien eignen sich Weidenruten hervorragend. Das wussten die Menschen bereits in vorchristlicher Zeit. Im Laufe der Jahrhunderte haben sich bestimmte Weidenarten als geeigneter zur Rutengewinnung entpuppt: So die Purpurweide (Salix purpurea) die Korbweide (Salix viminalis), die Mandelweide sowie die Bruchweide (Salix fragilis). Daraus wurden dann Auslesen an besonders geeigneten Individuen getroffen und durch Stecklinge weitervermehrt. Hangverbau- und Uferschutzweiden Die Eigenschaften der Weiden, an Sprossteilen Wurzeln zu bilden und auf diese Weise wieder


Blaugrüne Weide (Salix caesia)

Krautweiden-Wald mit 6 Bäumen (Salix herbacea). Die alpine Spalierweide kommt im ganzen Gebiet häufig vor, wird jedoch wegen der grasartigen Erscheinung oft übersehen. Besteht aus einem winzigen Stamm und zwei bis drei Blättern und gilt deshalb als kleinster Baum Europas.

Lorbeerweide (Salix pentandra). Die schönste Baum-Weide der subalpinen Höhenstufe. Mit den wohlriechenden und glänzenden Blättern gut von der ähnlichen Reifweide zu unterscheiden. Ein Viertel der schweizweiten Lorbeerweiden wachsen im Oberengadin!

festzuwachsen, kommt bei Begrünungen zur An­ wendung. Steile Böschungen und erosionsgefähr­ dete Ufer lassen sich mit Weiden wirksam sichern. Entscheidend für einen erfolgreichen Begrünungs­ erfolg ist die Wahl der geeigneten Weidenart. Empfohlene Arten sind: Silberweide (Salix alba) in tieferen Lagen, Mandelweide (Salix triandra) in steilem Ufergelände, Purpurweide (Salix purpurea) in steilen Böschungen und an stark bean­ spruchten Flussufern, die Lavendelweide (Salix elaeagnos) festigt groben Schotter und die zähe Blaugrüne Weide (Salix caesia) sichert Bachufer

und widersteht heftigem Hochwasser und kommt vorzugsweise in den zentralen Alpentälern zum Einsatz. Die unterschiedlichen Weidenarten besiedeln von den Auenwäldern in Tieflagen bis in die höchsten alpinen Zonen alle Höhenstufen und alle Lebens­ räume von nass bis trocken und von sauer bis Kalk/Dolomit. Vom kleinsten Baum Europas, den zierlichen Spalierweiden bis zu grossen und dicken Bäumen sind die Weiden in allen möglichen Grös­ sen vertreten. Die Weiden sehen nicht spektakulär aus und sind für Möbelholz kaum geeignet. Gegen Eichen und Nussbäume haben sie daher punkto Stellenwertes keine Chance. Trotzdem haben die Weiden, mit ihren sehr speziellen Eigenschaften, eine wichtige Funktion und verdienen es, erhalten und vermehrt gefördert zu werden. Literaturverzeichnis Sonja Züllig-Morf, Weiden Kultursorten (2019) Mario Mastel, Weiden Wildarten (2019) Flora Helvetica-App Ralf Fluor ist Revierförster der Gemeinden Madulain und La Punt Chamues-ch.

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Pflanzen- und Schmetterlingsarten in den Selven von Soazza F. Andres, M. Wastavino

Oberhalb von Soazza bei Mont Grand dehnen sich grosse Kastanienselven aus. Seit den 50er-Jahren wurden diese lange Zeit nicht mehr bewirtschaftet und wandelten sich in dichte Wälder mit wenig Pflanzenbewuchs in der Krautschicht um. Die gepflegten Selven beherbergen dank den halb offenen Lebensräumen und dem Vorhandensein von Monumentalkastanien diverse seltenste Tier- und Pflanzenarten. Deshalb wurden seit 1997 im Misox, dank Forstprojekten, 72 ha Kastanienselven wiederhergestellt, darunter 14 ha in Mont Grand. Sehr aufwendig aber essentiell ist die langfristige Pflege der Kastanienselven. Heute gelten die Selven auch als landwirtschaftliche Nutzflächen und die Landwirte erhalten für diese Flächen, dank einem Vernetzungs- und einem Landschaftsqualitätsprojekt, Direktzahlungen für die Biodiversität und die Lanschaftsqualität. Rechtlich sind diese Flächen aber weiterhin Waldflächen und dem Waldgesetz unterstellt. Für die Öffentlichkeit und Pflege der Kastanienselven in Soazza es wurde eine Stiftung gegründet (www.fondazionemontgrand.ch). Sie hilft u.a. die

Abb. 1: Das Gebiet Nosal unmittelbar nach der Auflichtung mit einem spärlich bewachsenen Waldboden.

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(Bilder: Trifolium)

Landwirten bei der Pflege der Selven dank Arbeitseinsätzen von Freiwilligen, Schulklassen und Zivildienstleistenden. Eine schwierige Herausforderung nach den Auflichtungen in Selven ist die korrekte Begrünung. Die steilen Flächen benötigen einen raschen Erosionsschutz. In der ersten Auflichtungsphase der 90er-Jahre wurden noch einfache handelsübliche Rasenmischungen angesät. Ab 2007 wurden Heugrassaaten mit Schnittgut aus den umliegenden Wiesen zusammen mit einigen erosionsstabilisierenden Gräsern und Kräutern (Fagopyrum esculentum, Secale cereale, Lolium multiflorum var. Westerwoldicum und Agrostis capillaris) verwendet. Um die Ausbreitung von Adlerfarn und Ginster zu stoppen, wurden diese Selven nach den Auflichtungsarbeiten jährlich gemäht. Problematische Flächen mit Brombeerbeständen und Adlerfarn wurden häufiger, nämlich zwei- bis dreimal gemäht. Der Adlerfarn wurde zudem auch von Hand im Frühjahr ausgerissen. Es ist deshalb wichtig zu untersuchen, wie sich die Biodiversität in den Selven durch die Auflichtungen, Ansaaten und Mahd verändert. Vegetations- und Faunauntersuchungen im Jahre 2020 Im Jahre 2020 wurde im Gebiet der Selven von Soazza die Vegetationsdecke nach der Methode Braun-Blanquet auf 7 Flächen erhoben. Die Untersuchungen wurden auf folgenden Flächen ausgeführt: Lombrei (aufgelichtete Kasta­nienselve 2018–2019), Nosal und Rolet (aufgelichtet in den Jahren 2007– 2008). Eine Vegetationsaufnahme wurde auf einer Referenzfläche bei Selva ausgeführt. Es handelt sich dabei um einen nahe bei Nosal liegenden Trockenstandort, der in den letzten Jahrzehnten regelmässig bewirtschaftet und nicht gedüngt wurde. Damit gilt die Fläche als Referenz für das Optimum an Pflanzen- und Schmetterlingsarten, die in diesem Gebiet möglich sind.


Abb. 2: Seit 2007 wiederaufgestellte Selven bei Nosal/Rolet mit dem didaktischen Zentrum.

Die Schmetterlinge und Heuschrecken wurden im gleichen Perimeter flächendeckend erhoben. Neben der Überwachung der biologischen Vielfalt hatte diese Untersuchungen folgende Zielsetzung: Die Grundlagen für eine Überprüfung der Wirksamkeit der im Laufe der Jahre durchgeführten Auflichtungsmassnahmen zu schaffen, die Ergebnisse der verschiedenen Sektoren je nach Zeitpunkt der Wiederherstellungen der offenen Kastanienselven und der vorgefundenen Vegetation zu vergleichen, die Datengrundlagen für das Gebiet der Kastanienselven von Soazza zu verbessern, Bewirtschaftungsund Schutzmassnahmen in Bezug auf die vorgefundene Arten zu erarbeiten. Die Untersuchungen wurden im Auftrag des Amtes für Natur und Umwelt, im Rahmen des Interregprojektes Italien-Schweiz inTERRACED, durchgeführt.

Resultate der Vegetationsaufnahmen Die Struktur der Kastanienselven in Soazza ist durch einzelne breite Terrassen, die einst als Äcker genutzt wurden und steilen Böschungen geprägt. Infolgedessen entwickelt sich hier eine abwechslungsreiche Flora vor, die sich zwischen Halbtrockenrasen (Me­ sobromion) und artenreichen Fromental-Wiesen (Arrhenaterion) bewegt. Charakteristisch sind Arten der Trockenstandorte wie die Kartäusernelke Dian­ thus carthusianorum, die Tauben-Skabiose Scabiosa columbaria, das Gewöhnliche Sonnenröschen Heli­ anthemum nummularium s.l., der Arznei-Thymian Thymus pulegioides und der Schafschwingel Fes­ tuca ovina agg., Unter den Rote-­Liste-Arten oder geschützten Arten kommen die Berg-Sandrapunzel (Jasione montana (NT)), die Gemeine Pechnelke ­Silene viscaria (NT) und die Ast­lose Graslilie Anthe­ ricum liliago (kantonal geschützt) vor. Auf den auf-

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gelichteten Flächen gehen die Arten, die an Wälder und Waldränder gebunden sind, mit den Jahren ­zurück. Der Anteil an Neophyten sowie invasiven Arten wie Adlerfarn und Besenginster ist auf den untersuchten Flächen in Soazza dank Mahd und Ausreissen von Hand der Adlerfarne verschwindend klein. Bei Lombrei, wo die Auflichtungen im Jahre 2019 erfolgten, ist die Vegetationsdecke lückig und ermöglichen das Vorkommen unerwünschter Arten (z. B. die Grüne Borstenhirse Setaria viridis, ein einjähriges Gras) oder Neophyten (insbesondere das Einjährige Berufskraut Erigeron annuus). Regelmässig sind noch die Arten des dichten Kastanienwaldes vorhanden wie die Klebrige Salbei Salvia glutinosa, die Schneeweisse Hainsimse Luzula nivea, das Kleine Springkraut Impatiens parviflora, und die Finger-Segge Carex digitata vorhanden, welche auf den seit Langem gemähten Flächen fehlen. Hier ist es wichtig, die erwünschte Entwicklung der Vegetationsdecke durch regelmässige Mahd sicherzustellen. Zudem müssen Neophyten regelmässig ausgerissen werden. Die Aufnahmen von Nosal und Rolet zeigen, dass sich bei Mahdbewirtschaftung im Laufe von 13 Jahren eine wertvolle, artenreiche Vegetationsdecke entwickelt, die charakteristisch für Kastanienselven ist. Dank der Heugrassaaten kommen lokale Arten hinein, die mit den Jahren die Entwicklung eines stabilen Bestandes mit Arten der Trockenwiesen ermöglicht. Einige Arten der Trockenrasen ent­ wickeln sich nach den Heugrassaaten sofort wie z. B. Nickendes Leimkraut Silene nutans, Feld-Thymian Thymus sp., Kleiner Wiesenknopf Sanguisorba minor und auch die Tauben-Skabiose Scabiosa columbaria. Andere wandern im Laufe der Jahre aus der Umgebung ein wie die Berg-Sandrapunzel Jasione montana, das Gewöhnliche Sonnenröschen Helianthemum nummularium s.l. und die Astlose Graslilie Anthericum liliago. Im Falle von Nosal war es sicher ein grosser Vorteil, dass in kurzer Distanz bei Selva ein ursprünglicher 1 ha grosser Trocken-

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standort vorhanden ist, der ein intaktes Artenspektrum an Tier- und Pflanzenarten aufweist und somit die Wiederbesiedlung aus nächster Nähe erfolgen konnte. Monitoring Schmetterlinge und Heuschrecken Bei den drei im Sommer durchgeführten Erhebungen wurden insgesamt 40 Schmetterlingsarten beobachtet, von denen 14 in der Roten Liste mit einem Gefährdungsgrad (NT, VU) aufgeführt sind. Bei den Heuschreckenaufnahmen wurden 13 Arten erfasst, von denen 6 auf der Roten Liste mit einem Gefährdungsgrad (NT, VU) stehen. Vergleicht man die Daten mit denen der CSCF-Datenbank und bezieht die Daten des Monitorings mit ein, das auf den Trockenwiesen der Selven im Jahr 2019 durchgeführt wurde (Lokalname Selva; Objektnummer 8799, Inventar national), kann man feststellen, dass die Erhebungen zu einer vergleichbaren Gesamtzahl an Schmetterlingsarten führen (40 und 44). Wir stellen ausserdem fest, dass im Jahre 2021 11 Arten gefunden wurden, die in diesem Gebiet noch nicht beobachtet worden sind. Das Gleiche gilt für Heuschrecken (13 und 16), von denen 2021 noch 6 Neufunde verzeichnet wurden. Diese Daten zeigen, dass das Monitoring bei einem Intervall von einem Jahr zu einer interessanten Anreicherung der Datenbank führt. Da dabei die Bewirtschaftung nicht verändert wurde, haben wir damit Hinweise auf die jährlichen Schwankungen. Die seit 14 Jahren wiederum bewirtschafteten Selven mit wertvoller Vegetation und Strukturvielfalt (Gebiete von Nosal -Rolet und Proseira) weisen erwartungsgemäss die höchste Artenzahl auf. Wir finden Schmetterlinge der Trockenrasen wie z. B. das Thymianwidderchen Zygaena purpuralis und den Schwarzfleckigen Ameisenbläuling Phengaris arion, die Thymian für ihre Raupen benötigen. Weitere potenziell gefährdete Arten sind der Idasbläuling Plebeius idas, der Komma-Dickkopffalter Hesperia comma (die ihre Eier auf Festuca sp. oder Nardus stricta ablegt). Als gefährdet eingestuft ist


Abb. 3: Blauauge Mynois dryas.

der Alexisbläuling Glaucopsyche alexis, dessen Raupen sich von Saat-Luzerne Medicago sativa oder Saat-Esparsette Onobrychis viciiolia ernähren. Charakteristisch sind auch Arten der lichten Wälder, deren Raupenfutterpflanzen Gräser sind: Braunauge Lasiommata maera, Mauerfuchs Lasiommata megera, Blauauge Minois dryas (Abb. 3). Bisher nicht offiziell nachgewiesen ist der Gelbringfalter Lopinga achine. Er wurde in den letzten Jahren auf verschiedenen Flächen bei St. Maria wenige km von Soazza entfernt erhoben und könnte in dieser Selve durchaus einen geeigneten Lebensraum finden. Bei den Heuschrecken sind 6 der 13 erhobenen Arten auf den Roten Listen aufgeführt. Als Beispiel erwähnen wir zwei Heuschrecken, die an Trockenwiesen gebunden sind: Arcyptera fusca (Abb. 4), die laut Roter Liste gefährdet ist, und die potenziell ge-

fährdete Art Stauroderus scalaris. Eine weitere Heuschreckenart, die als gefährdet gilt, ist Sphingonotus caerulans, die trockene Lebensräume mit Strukturen wie Steinhaufen, Kieselsteinen, Geröll und Trockenmauern bevorzugt. Stenobothrus lineatus hingegen ist eine Heuschreckenart, die sowohl eine trockene Vegetation als auch das Vorhandensein von offenen und lichten Wäldern benötigt. Alle genannten Heuschreckenarten benötigen zur Eiablage Flächen mit offenem oder sandigem Boden. Diese Selven, dank deren extensiven und regelmässigen Bewirtschaftung, entsprechen der optimalen Beschreibung von lichten Wäldern und weisen ein gutes Gleichgewicht zwischen Wald und offenen Flächen auf. Die strukturelle Vielfalt des Gebietes und die wertvolle Pflanzenzusammensetzung erhöhen den ökologischen und landschaftlichen Wert zusätzlich.

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Abb.4: Grosse Höckerschrecke Arcyptera fusca.

Bei Lombrei, einem Gebiet, das zwei Jahre vor den Aufnahmen aufgelichtet wurde, wurden eine erstaunlich hohe Vielfalt an Schmetterlingen und Heuschrecken beobachtet, die das Gebiet neu besiedelt haben. Dies entspricht den protokollierten, aber nicht systematisch erhobenen Aufnahmen im Jahre 2008 bei Nosal. Die Schmetterlings- und Heuschreckenarten können aufgelichtete Flächen rasch besiedeln, wenn unweit davon bereits etablierte Trockenstandorte vorhanden sind. In den kommenden Jahren wird in Lombrei eine weitere Zunahme der Arten erwartet. Die Wiederherstellung von Kastanienselven und deren extensive, aber regelmässige Mahd-Bewirtschaftung sind von wichtiger Bedeutung für die Förderung des Vorkommens von lokalen Schmetterlings- und Heuschreckenarten. Dies gilt insbesondere auch für diese Kastanienselven bei Soazza,

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die eine wertvolle Vegetation mit Arten der Trockenstandorte aufweisen: in der Tat sind Trockenwiesen Lebensraum für verschiedene geschützte Arten. Die Fülle an Insekten wiederum garantiert die Anwesenheit anderer Tierarten, zum Beispiel der Vögel oder Fledermäuse. Die faunistischen und vegetationskundlichen Aufnahmen sollen als Grundlage für ein langfristiges Monitoring dienen. Dies gibt wertvolle Hinweise, ob die Pflege zielführend ist und ermöglicht eine rechtzeitige Korrektur der Pflegemassnahmen.

Franziska Andres ist Biologin und Inhaberin von Büro Trifolium. Marta Wastavino ist Biologin und arbeitet beim Büro Trifolium.


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Sonderwaldreservat Obere Au Zizers zugunsten der Amphibienförderung P. Weidmann, M. Arpagaus

Entstehung Sonderwaldreservat Obere Au Das Sonderwaldreservat Obere Au Zizers entstand aufgrund einer Initiative zur Förderung der Amphibien. Das Waldgebiet erstreckt sich entlang des Rheins zwischen der Tennishalle und der Chessi-­ Rüfe. Es handelt sich um ein Auengebiet und ein Amphibienlaichgebiet beides von nationaler Bedeutung (Abb. 1). Im Rahmen einer Wirkungskontrolle der Amphibienbiotope wurde festgestellt, dass sich das Gebiet für die Amphibien in den letzten 15 Jahren deutlich verschlechtert hat. Es bestand dringender Handlungsbedarf, die Laichgebiete der Amphibien zu verbessern. 2013 wurde dem Amt für Wald und Naturgefahren ein entsprechendes Konzept vorgestellt, das vom Büro Atragene (Daniela Lemp, Peter Weidmann) im Auftrag des Amtes für Natur und Umwelt ausgearbeitet wurde. Die bestehenden Amphibienbiotope im Gebiet Obere Au sollten saniert werden und es kam der Vorschlag, das Amphibiengebiet zu erweitern. Der Wald ist ein inaktiver Auenwald mit grossmehrheitlich Laubhölzern ohne Buchenvorkommen. Der Waldstandort Obere Au Zizers besitzt aktuell Vorkommen von sechs Amphibienarten (Bergmolch,

Abb. 1: Ehemaliger Auenwald mit Gewässer.

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(Bild: P. Weidmann)

Grasfrosch, Erdkröte, Gelbbauchunke, Wasserfrosch-Komplex, Seefrosch-Komplex). Wasserfrosch und Seefrosch sind erst ab 2010 eingewandert und gehen vermutlich auf Aussetzungen zurück. Eine weitere Art, der Teichmolch, wurde bis ins Jahr 1995 nachgewiesen, danach wurde er nicht mehr gesehen. Ebenfalls historisch belegt ist das Vorkommen des Laubfrosches bis ca. Mitte der 1980er-Jahre. Diese Art ist nach 1980 im ganzen Churer Rheintal ausgestorben. Heute sind in der Oberen Au mit Ausnahme der sich ausbreitenden Wasser- und Seefrösche alle Amphibienarten als stark förderungswürdig anzusehen, weil sie nur noch kleine Bestände aufweisen. Am stärksten bedroht ist die Gelbbauchunke, deren Bestand bis auf wenige Tiere zurückgegangen ist. Sie ist deshalb die wichtigste Zielart im Gebiet. Die Gelbbauchunke ist ursprünglich eine typische Waldart und besitzt ihre natürlichen Lebensräume in den Flussauen. Im Zuge der Begradigungen der Fliessgewässer und des Lebensraumverlustes in den Auengebieten musste diese Amphibienart in Ersatzlebensräume wie Kiesgruben ausweichen. Das Konzept zur Amphibienförderung sah deshalb vor, die bestehenden Laichgewässer aufzuwerten und verschiedene neue Gewässer zu erstellen. Es entstand die Idee, neben den Amphibienbiotopen auch den Wald darum herum nach ökologischen Kriterien und auf die Ansprüche der Amphibien im Speziellen hin zu bewirtschaften. Sonderwaldreservat im inaktiven Auenwald Markus Bichsel vom Büro Atragene arbeitete 2014 für die Waldfläche Obere Au ein waldbauliches Konzept zur Förderung des Auenwaldes aus. Gesetzt waren dabei die bestehenden und die neu geplanten Gewässer. Um diese herum werden Flächen bewusst durch Mähen offengehalten und mit einer Waldrandpflege wird das zu starke Einwachsen verhindert. Die neuen Amphibienbiotope sol-


Abb. 2: Gelbbauchunke.

len vom ausgleichenden Waldklima profitieren, ohne dabei zu stark beschattet zu werden. Besonders die Gelbbauchunken sind auf eine gute Besonnung ihrer Laichgewässer angewiesen. Diese bewirkt eine rasche Erwärmung des Wassers, was die Larvenentwicklung beschleunigt. Die konkurrenzschwachen Larven der Gelbbauchunken sind auf eine rasche Entwicklungszeit angewiesen, um während einer möglichst kurzen Zeit der Prädation und Konkurrenz anderer Arten ausgesetzt zu sein (Abb. 2). Auf den restlichen Waldflächen besteht die Zielsetzung darin, einen inaktiven Auenwald zu erhalten und die besonderen Baumarten zu fördern. Durch die Erstellung der Rheinwuhre und die damit einhergehende Sohlenabsenkung des Rheins ist die Obere Au heute kein aktiver Auenwald mehr, sondern ein ehemaliger Hartholz-Auenwald, der be-

(Bild: P. Weidmann)

reits im Übergangsstadium zum Laubmischwald ist. Die Bestände können mit gewissen Einschränkungen noch dem Ulmen-Eschen-Auenwald (Typen

Abb. 3: Auenwald im Sonderwaldreservat.

(Bild: A. Beilstein)

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Abb. 4: Grundwassergespiesene Teiche nahe Rhein.

Abb. 5: Frisch erstelltes Pioniergewässer mit Ablassvorrichtung.

gemäss Waldstandorte Graubünden: 29, 29*, 29C) zugeordnet werden. Von der Baumartenzusammensetzung her sind die natürlich vorkommenden Baumarten aber dem ehemaligen Auenwald noch sehr ähnlich mit: Silberweide, Schwarzpappel, Silberpappel, Ulmen, Eschen, Bergahorn, Spitzahorn, Waldföhre, Vogelkirsche. Teilweise wurden in den 1960er-Jahren auch gebietsfremde Baumarten angepflanzt, welche wir bei einem waldbaulichen Eingriff zu entfernen versuchen. Beispielsweise wurde die Hybridpappel angepflanzt (eine Kreuzung zwischen der europäischen Schwarzpappel und der eingeführten Kanadischen Pappel) (Abb. 3). Ein weiterer wichtiger Bestandteil des Konzepts ist die Ausscheidung von Altholzinseln. Da zu einem Auenwald natürlicherweise auch einiges an Altund Totholz gehört, sind auf einer Fläche von 2,7 ­ha insgesamt 4 Altholzinseln umgesetzt worden. Teilweise sind die Bäume noch nicht sehr alt, aber Weichhölzer wachsen sehr schnell und in 50 Jahren dürfte sich so einiges an Alt- und Totholz ansammeln. Berücksichtigung der Naherholung Für die Einrichtung eines Sonderwaldreservates und für den Bau weiterer Amphibiengewässer ist die Zustimmung der Standortgemeinde eine Vorausset-

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zung. Die Politische Gemeinde Zizers war als Grundeigentümerin von Beginn weg sowohl für eine Förderung der Amphibien als auch für die Einrichtung eines Sonderwaldreservates positiv eingestellt. Da die Obere Au auch ein bedeutendes Nah­ erholungsgebiet von Zizers darstellt, galt es, die Belange der Öffentlichkeit und der Naherholung gebührend zu berücksichtigen. Einerseits sollen die Massnahmen für das Sonderwaldreservat und die Amphibienförderung die Naherholung nicht schmälern, und andererseits sollen vor allem die neuen Amphibienbiotope vor zu grossem Freizeitbetrieb geschützt werden. Dies konnte realisiert werden, indem die neuen Amphibienbiotope im Schutz von Gehölzkulissen erstellt wurden. Umsetzung Der Vertrag des Sonderwaldreservates und der Alt­ holzinseln wurde mit der Gemeinde Zizers 2018 für 30 Jahre abgeschlossen. Massnahmen finden auf kleinen Flächen verteilt statt und werden durch den Revierförster geleitet. Die Planung der Amphibienmassnahmen bis zur Baubewilligung dauerte fast drei Jahre (2017– 2020). Verschiedene Aspekte mussten während der Planungsphase detailliert behandelt werden (Altlastenuntersuchung, Konzept für Lenkungs-


Abb. 6: Aufbau eines Weihers.

Abb. 7: Folienweiher mit erster Begrünung.

massnahmen, Konzept Abtiefung der Badgumpe, Massnahmen zum Schutz von Flusskrebsen, Konzept für eine Erfolgskontrolle). Die Amphibienbiotope wurden im Auenwald verteilt auf fünf verschiedene Standorte auf einer Gesamtfläche von ca. 1,5 ha realisiert. Ein Teil des Umlandes der Gewässer wird in Form von gestuften inneren Waldrändern wieder einwachsen. An zwei Orten sind grundwassergespiesene Gewässer geschaffen worden und an drei Standorten mussten abgedichtete Gewässer gewählt werden (Abb. 4 und 5). Insgesamt wurden 15 Gewässer unterschiedlicher Grösse und Tiefe realisiert. Da sich alle Gewässer südlich der Badgumpe im Bereich von Altlastenstandorten befinden, durften diese Gewässer nicht ausgehoben werden, sondern mussten durch Aufschüttung auf dem bestehenden Terrain aufgebaut werden. Dies erforderte grössere Materialumlagerungen, die einerseits aus Flusskies vom Aushub der Grundwasserweiher stammen und andererseits aus sandigem C-Horizont von einer Grossbaustelle in Chur (Abb. 6). Die Realisation der Amphibienfördermassnahmen fand von Oktober 2020 bis März 2021 statt, Bepflanzungen und Ansaaten wurden im April 2021 durchgeführt und weitere Bepflanzungen sind für Herbst 2021 vorgesehen.

(alle Bilder: P. Weidmann)

Die Pflege der neuen Amphibienbiotope und ihrer Umgebung in der Oberen Au erfolgt in Zukunft nach Massgabe eines Unterhalts- und Pflegekonzeptes, welches auch eine Bewirtschaftung der Gewässer im Sinne der Amphibienförderung umfasst (z.B. Ablassen oder Absenken der Wasserstände im Herbst). Die Unterhalts- und Pflegemassnahmen werden sich im Laufe der Jahre verändern. Um eine langfristige Kontinuität des Unterhaltes sicherzustellen, wird eine Begleitgruppe gebildet aus Vertretern der beteiligten Ämtern AWN und ANU und der Gemeinde Zizers. Durch eine begleitende Erfolgskontrolle soll das nötige Wissen einfliessen, um im künftigen Unterhalt die richtigen Entscheide zu treffen. Die Realisation dieser relativ umfangreichen Amphibienfördermassnahmen im Rahmen des Sonderwaldreservates Obere Au Zizers ist ein vorbildliches Beispiel für eine gelungene interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen verschiedenen kantonalen Amtsstellen und der Gemeinde Zizers (Abb. 7). Peter Weidmann arbeitet beim Büro Atragene in Chur. Miriam Arpagaus ist Waldbiodiversitätsverantwortliche vom Amt für Wald und Naturgefahren, Region Rheintal/ Schanfigg.

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Biodiversitätsförderung im Übergang von Wald und Offenland Zufrieden und müde sind die Primarschüler von Sagogn nach ihrem Einsatz. Zusammen mit dem Forstdienst und der Stiftung Platta Pussenta haben sie oberhalb des Dorfes Sträucher zurückgeschnitten, Adlerfarn bekämpft und Tümpel saniert. Damit tragen sie bei, das ökologische Potenzial eines während längerer Zeit brachliegenden Gebietes zu nutzen und die Biodiversität vor ihrer Haus­türe zu fördern. Die Schüler sind ein Mosaikstein eines erfolgreichen Gemeinschaftswerks von Wald, Landwirtschaft und Naturschutz. M. Dipner, Ch. Buchli

Das Gebiet Teit liegt direkt oberhalb des Dorfes Sagogn. Es umfasst extensiv genutzte Wiesen in der Landwirtschaftlichen Nutzfläche, oberhalb liegt eine ehemalige Allmende. Die Beweidung der Allmende wurde schon länger aufgegeben – eine nicht untypische Situation für schwierig zu bewirtschaftende Flächen im Berggebiet. Die Folge: Verbuschung und Waldeinwuchs bis auf Restflächen. Diese Restflächen sind immer noch wertvoll und beherbergen Trocken- und Flachmoorvegetation. Im nassen Bereich finden sich zudem Quellen und Tümpel, die zum hohen ökologischen Wert des Gebietes beitragen. Inventarflächen ohne angepasste Nutzung und Pflege Im Rahmen der TWW-Kartierung des Bundes Ende der 90er-Jahre wurde die LN sowie ein Teil der noch offenen Allmende erfasst. Die Vegetationsqualität entsprach dem Bundesschlüssel. Eine Nachkartierung aus dem Jahr 2018 hat diesen Befund bestätigt. Das Flachmoor wurde mit lokaler Bedeutung klassiert. Damit Artvorkommen und Lebensraum erhalten bleiben, muss die Verbuschung aufgehalten und rückgängig gemacht werden. Ein typischer Fall für das Brachenprojekt des ANU. Werden in einem Objekt Lösungen für eine nachhaltige Nutzung und/oder Pflege gesucht, so werden immer alle Akteure mit einbezogen und es werden nicht nur Überlegungen zur Erhaltung des Gebiets, sondern

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Abb. 1a: Das Gebiet Teit 1956.

Abb. 1b: Das Gebiet Teit vor Projektbeginn.


Abb. 2: Zustand vor dem Eingriff: Überständiges Gras, aufkommende Büsche, Adlerfarn und im Hintergrund der aufgekommene Wald.

auch zur Aufwertung, Vergrösserung und Vernetzung gemacht. Resultat in Sagogn: ein Massnahmenplan abgestützt durch ANU, AWN, Gemeinde und Landwirt. Synergie mit Waldbiodiversität, Bereitschaft eines Landwirts, Wirkungskontrolle Im aktuell gültigen Waldentwicklungsplan 2018+ wird das betrachtete Gebiet als Lichter Wald ausgeschieden. Es handelt sich nicht um Schutzwald. Die forstliche Zielsetzung besteht darin, einen offenen Waldcharakter mit einer artenreichen Krautschicht zu erhalten und raschwüchsige, zu Kronenschluss neigende Bäume zu entfernen. Der Waldstandort kommt einem typischen Erika-Fichtenwald am nächsten. Es ist ein trockener Standort auf basenreichem Untergrund. Neben der Fichte sind relativ viele Waldföhren sowie einzelne Lärchen beigemischt. Der Ausgangszustand präsentierte sich als einschichtiges, mittleres Baumholz mit einem Deckungsgrad

(Bild: Michael Dipner)

von 80 %. Um einen offeneren Waldcharakter zu erreichen, wurde mittels Holzschlag rund 50 % des Vorrats entnommen, wobei vorwiegend Fichten angezeichnet wurden. Das Resultat kann sich durchaus sehen lassen. Insbesondere wurde die artenreiche Strauchschicht an bezeichneten Stellen belassen und so auch innerhalb der Fläche verschiedene Lebensräume erhalten. Damit die Zielsetzung Lichter Wald nachhaltig erreicht werden kann, soll diese Fläche in Zukunft mit Schafen beweidet werden. Diese Beweidung wird in einem Wald-Weide-Reglement bezeichnet und klar geregelt. Ein Landwirt mit viel Erfahrung bei der extensiven Weidenutzung von Biodiversitätsflächen hat die Bewirtschaftung der Fläche mit seinen Heidschnucken übernommen. Dank seiner sorgfältigen Arbeit konnten schon andere Flächen im Gebiet in Bezug auf Adlerfarn und Verbuschung saniert werden. Sein Erfolgsrezept: Nach jedem Weidgang werden die verbleibenden Adlerfarne mit der Mo-

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Abb. 3: Der Massnahmenplan: Neben der Auflichtung der Waldweide sind auch Aufwertungen im Bereich des Nassstandorts geplant. Eine Teilfläche soll nicht beweidet und falls notwendig mittels Pflege als Blösse offengehalten werden.

torsense konsequent gemäht. Eine grosse Aufgabe mit einem verblüffend positiven Effekt. Solches Know-how und Erkenntnisse sind gefragt; das ANU unterstützt daher diese Arbeit auf den Biotopflächen mit den üblichen Beiträgen bis zur Anerkennung der Flächen durch das ALG. Um die Entwicklung der Vegetation beurteilen zu können, wurden auf Referenzstandorten Vegeta­ tionsaufnahmen gemacht. Diese sind insbesondere im Flachmoorbereich notwendig, da eine Schafbeweidung auf feuchten Standorten nicht unproblematisch sein kann. Auch die Entwicklung des Adlerfarns wird beobachtet. Die Umsetzung: Viel Goodwill und konstruktive Zusammenarbeit Die Umsetzung des Massnahmenplans ist bis jetzt sehr gut verlaufen. Dabei spielt die günstige Konstellation vor Ort eine sehr grosse Rolle:

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–– Die Gemeinde war mit der Aufwertung einverstanden. –– Mit der Stiftung «Platta Pussenta» ist für das ANU eine ideale Projektträgerschaft vor Ort aktiv. Die langfristige Hege und Pflege der Naturund Kulturlandschaft in den vier Gemeinden Fale­ra, Laax, Sagogn und Schluein ist Stiftungszweck. Insbesondere sollen Weiden vom Einwachsen bewahrt, wertvolle Biotope gefördert und Hecken jährlich gepflegt werden. –– Die Schule von Sagogn ist interessiert an Einsätzen und unterstützt via Platta Pussenta mit Ausdauer und Engagement die Arbeiten des Forstbetriebs und des Landwirtes. –– Die Co-Finanzierung der Aufwertung und Pflege durch das ANU im Offenland und AWN auf Waldareal konnte problemlos sichergestellt werden. Die Schüler werden auch in Zukunft an der Biodiversitätsförderung vor Ort mithelfen. Sie tun das


besteht ein grosser Handlungsbedarf. Im Rahmen des Brachenprojekts des ANU werden diese Objekte systematisch bearbeitet. Mit den Akteuren vor Ort werden Umsetzungslösungen gesucht und danach umgesetzt. Wie zum Beispiel in Sagogn.

Abb. 4: Die Primarschüler beim Einsatz – viele fleissige Hände ermöglichen ein tolles Resultat.

(Bild: Ch. Buchli)

mit grossem Engagement – wie im Beitrag von RTR zu sehen ist.

Das Brachenprojekt des ANU: Ein innovatives Programm für die Erhaltung vergandender Lebensräume Der Kanton GR ist der mit Abstand wichtigste Kanton für Trockenwiesen und -weiden (TWW) der Schweiz. Fast 40 % der Fläche des nationalen Inventars liegen im Kanton Graubünden. Die regionale Vielfalt ist einmalig (Südtäler, inneralpine Täler, Nordalpen). Es ist ein grosses Anliegen des ANU, die Wertschätzung für diesen attraktiven Lebensraum und für die Akteure, die diese Flächen nutzen und pflegen, zu erhöhen. Viele TWW-Objekte des Kantons GR sind steil, abgelegen und können nicht rationell bewirtschaftet werden. Bei Unternutzung und Nutzungsaufgabe folgen meist Verbrachung und Verbuschung. Die ökologische und landschaftliche Qualität dieser Flächen ist bedroht. Bei gut 10 % der TWW-Objekte

Studie zur Artenvielfalt im halb offenen Gebiet im Bereich von TWW 2019 hat Denise Binggeli in einer von der Schweizerischen Stiftung für Alpine Forschung (SSAF) finanziell unterstützten Arbeit die Artenvielfalt an den Gebüschrändern zu Trockenwiesen und -weiden in der Gemeinde Ilanz/Glion untersucht. In sechs Objekten von nationaler Bedeutung wurden auf Testflächen mit unterschiedlichem Beschattungsgrad alle Arten erhoben. Hauptergebnis: Bei einer leichten Beschattung kommen am meisten verschiedene Pflanzenarten vor (Abb. 4). Bedrohte oder geschützte Pflanzenarten waren jedoch in den offenen Berei­ chen der Trockenwiese und -weide am häufigsten.

Abb. 5: Anzahl Pflanzenarten für die vier Beschattungs­ kategorien im gesamten Untersuchungsgebiet: TWW-­ Objekte Pischleras, Vintgins, Rofna, S. Bistgaun, Mulin da Pitasch/Grotta, Peiden Boger/Pisquè. Michael Dipner ist Teilhaber von Büro oekoskop. Christian Buchli ist Regionalforstingenieur und Wald­ biodiversitäts-Spezialist bei der Region Surselva.

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Bodenpilze reagieren empfindlich auf den Klimawandel Für das menschlichen Auge oft unsichtbar, weisen Bodenpilze eine enorme Artenvielfalt auf. Sie versorgen Bäume mit Nährstoffen und zersetzen abgestorbene Biomasse. Damit erfüllen sie zentrale Funktionen in Wäldern. Langzeitversuche, die ein zukünftiges Klima simulieren, belegen, dass die pilzliche Lebensgemeinschaft empfindlich auf wärmere und trockenere ­Verhältnisse reagiert. In der Folge dürften sich auch die Nährstoffkreisläufe in Wäldern verändern. F. Hagedorn, E. Solly, B. Frey, Ch. Rixen, M. Hartmann, M. Peter

Spätestens im Herbst ist es so weit: Überall im Wald spriessen Pilze aus dem Boden. Allerdings stellen die Fruchtkörper nur einen kleinen Teil der pilzlichen Biomasse dar. Für das menschliche Auge unsichtbar, befinden sich über 90 Prozent der Pilze als fadenförmiges Myzel im Boden. Myzel kann sich wie zum Beispiel beim Hallimasch bei einzelnen Pilzindividuen auf einer Fläche von über

Abb. 1: Vor 45 Jahren bepflanzte die Eidg. Forschungsanstalt WSL am Stillberg bei Davos GR einen Hang systematisch mit Arven, Bergföhren und Lärchen, um die langfristige Wirkung verschiedener Umweltfaktoren an der alpinen Waldgrenze zu untersuchen.

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(Foto:U. Wasem, WSL)

25 Hektaren erstrecken. Auch die Artenvielfalt der im Boden lebenden Pilze ist enorm. In einem Gramm Boden – das entspricht ungefähr einem Esslöffel – leben etwa 200 bis 300 verschiedene Pilzarten. Viele dieser Pilze haben aber keinen Namen, und auch ihre Funktionen sind noch unbekannt. Bodenpilze sind für Bäume lebensnotwendig. Mykorrhiza-Pilze leben in Symbiose mit den Bäumen. Sie stellen ihnen Nährstoffe und Wasser zur Verfügung, welche sie durch ihr dichtes Netzwerk und mithilfe von Enzymen besser beschaffen können als Baumwurzeln alleine. Als Gegenleistung dafür erhalten sie von den Bäumen Zucker, der bei der Photosynthese gebildet und über die Wurzeln abgegeben wird. Saprotrophe Pilze zersetzen abgestorbene organische Materie. Lignin, der Hauptbestandteil von Holz, wird vor allem durch Pilze gespalten und abgebaut. Bei der Zersetzung werden die in der organischen Substanz gebundenen Nährstoffe wieder frei und können erst dann von Bäumen aufgenommen werden. Bodenpilze spielen für den Nährstoffkreislauf und auch für die CO²-Speicherung im Boden eine wichtige Rolle. Sie enthalten unter anderem Chitin, das nur langsam abbaubar ist. Abgestorbene pilzliche Biomasse leistet damit einen grossen Beitrag zum Humus im Boden, in dem atmosphärisches CO² langfristig gebunden wird.


Pilzarten im Boden , , , , , , , , , , , , , , , Archaerhizomycetes Syzygospora effibulata Chaetothyriales Ascomycete Tremellales Chaetothyriales Mortierella Hygrophorus speciosus Cryptococcus terricola Mycena spp.

Luellia recondita Thelephora terrestris Mycena chlorantha Umbelopsis Mycena galopus Geomyces pannorum Lactarius rufus Venturia Chaetothyriales Potebniamyces pyri Helotiales Archaerhizomycetes Rhizoscyphus ericae Mycena cinerella Venturiaceae

-100

-50

0

50

Orangegelber Lärchenschneckling

Rotbrauner Milchling

100

Erwärmungseffekt (%-Änderung des Vorkommens) Abb. 2: An der Waldgrenze am Stillberg bei Davos GR wurden über sechs Jahre die Böden unter Lärchen und Bergföhren mit Heizkabeln erwärmt. Diese Erwärmung veränderte die pilzliche Vielfalt im Boden (links) und die Ausbildung von Fruchtkörpern. Während der Orangegelbe Lärchenschneckling fast vollständig verschwand, nahm der Rotbraune Milchling durch Erwärmung zu.

Das Vorkommen von Pilzen hängt stark von den Standortverhältnissen wie Temperatur, Bodenfeuchte und Nährstoffverfügbarkeit sowie der Vegetation ab. Der Klimawandel und die Bewirtschaftung von Wäldern verändern diese Faktoren, und damit wirken sie sich potenziell auch auf die Bodenpilze und ihre Funktionen aus. Allerdings lassen sich diese Auswirkungen nur schwer von der natürlichen Variabilität trennen. In diesem Beitrag stellen wir Ergebnisse von Langzeitversuchen der WSL vor, die aufzeigen, wie Klimaerwärmung und Trockenheit die pilzlichen Lebensgemeinschaften im Boden verändern. Bei deren Analyse setzten wir genetische Methoden ein, welche neue Einblicke in die bislang unbekannte Vielfalt von Bodenpilzen ermöglichen.

(Fotos: Jörg Gilgen, Max Danz, WSL)

Klimaerwärmungsversuch am Stillberg In einem sechsjährigen Experiment wurde der Boden unter Lärchen- und Bergföhrenwäldern an der Waldgrenze des Stillbergs bei Davos GR um 4 °C erwärmt. Dies entspricht einer Erwärmung, wie sie bis zum Jahr 2070 erwartet wird. Hierzu wurden auf insgesamt 20 Testflächen Heizkabel auf der Bodenoberfläche ausgelegt, mit denen die oberste organische Bodenschicht während der schneefreien Monate aufgeheizt wurde. Mittels DNA-Analysen konnten im Oberboden an der Waldgrenze 473 Pilzarten identifiziert werden. Die pilzlichen Lebensgemeinschaften unterschieden sich in den verschiedenen Bodenhorizonten und waren charakteristisch für verschiedene Baumarten. Aber auch die Erwärmung um 4 °C führte zu einer Ver-

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Trockene Kontrolle

Bewässerung

Variation Bodenpilze (PCA2)

40

Bewässerung

30 20 10

Mineralboden 0-2 cm

0 -10

Mineralboden 2-5 cm

Organische Auflage

-20

Trockene Kontrolle

-30 -40

-30

-20

-10

0

10

20

30

40

Variation Bodenpilze (PCA1)

Abb. 3: Bewässerung in einem natürlicherweise trockenen Föhrenwald (Pfynwald, VS) verändert nicht nur das Baumwachstum, sondern auch die pilzliche Lebensgemeinschaften. Im Boden unterscheiden sich die Artenzusammensetzung der Pilze zwischen Bodenhorizonten sowie zwischen den Böden der bewässerten und natürlich trockenen Kontrollflächen (unten links). Auch die Ausbildung von Fruchtkörpern von symbiontischen (Mykorrhiza) und saprotrophen Pilzen reagierte sehr stark auf Bewässerung. Unter den natürlichen Verhältnissen sind diese Pilze daher durch Trockenheit stark eingeschränkt (unten rechts).

änderung der Artenzusammensetzung im Boden (Abb. 2; Solly et al., 2017). Dies spiegelte sich auch in der Häufigkeit von Pilzfruchtkörpern in den Testflächen wider. Eine Pilzart, der Orangegelbe Lärchenschneckling (Hygrophorus speciosus Peck), verschwand fast vollständig. Andere Arten wie der Rotbraune Milchling (Lactarius rufus) und der Weissmilchende Helmling (Mycena galopus) profitierten von der Erwärmung und kamen deshalb häufiger vor. Auf den 20 Kontrollflächen ohne künstliche Erwärmung veränderten sich die Pilze

50

(Fotos: M. Schaub, WSL)

nicht. Die Befunde aus dem Erwärmungsversuch stimmen mit denjenigen von langjährigen Beobachtungsprogrammen überein. Diese zeigen, dass sich in den Alpen zahlreiche Pilze, unter anderem der Fliegenpilz, langsam nach oben ausbreiten und heute in höheren Lagen vorkommen als noch vor fünfzig Jahren (Diez et al., 2020). Grund für die Veränderungen der pilzlichen Gemeinschaften ist wahrscheinlich nicht nur die Erwärmung selber, sondern auch eine damit verbundene erhöhte Verfügbarkeit an Stickstoff im Boden.


In unserem Experiment wurden durch die höheren Temperaturen die Mikroorganismen im Boden aktiver, zersetzten mehr Humus und verdoppelten die Mengen an verfügbarem Stickstoff. Stickstoffliebende Pilze wie der Helmling konnten sich dadurch schneller ausbreiten als die anderen. Andere Pilze kommen mit dem Stickstoff weniger gut zurecht. Die Ergebnisse zeigen, dass Pilze sehr empfindlich auf Umweltveränderungen reagieren. Sie weisen darauf hin, dass eine weitere Klimaerwärmung die Prozesse und Nährstoffkreisläufe im Boden verändern dürfte. Dies gilt insbesondere für kalte Standorte wie an der Waldgrenze, wo den Bäumen bislang nur wenig Stickstoff zur Verfügung stand. Empfindliche Reaktion von Bodenpilzen auf Trockenheit Welche Folgen Trockenheit auf Wälder und ihre pilzlichen Lebensgemeinschaften hat, wurde in einem Bewässerungsversuch in einem Föhrenwald bei Leuk VS, dem Pfynwald, untersucht. Er befindet sich im Rhonetal, einem der trockensten inneralpinen Täler der europäischen Alpen. Die Klimaerwärmung verschlechtert die Wasserbilanz dieser Region zunehmend. Seit 2003 bewässert hier die WSL experimentell diesen «natürlicherweise» trockenen Föhrenwald. Auf vier Flächen zu je 1000 m² werden pro Tag 5 l/m² Wasser mit einem Sprinklersystem aufgebracht, wodurch die durchschnittliche jährliche Niederschlagsmenge verdoppelt und die Trockenheitsbegrenzung aufgehoben wird. Vier vergleichbare Flächen dienen als Kontrolle. Im Pfynwald wurden Fruchtkörper von 120 Pilzarten gefunden, im Boden waren es mithilfe der DNA-Analysen rund 1500 Pilzarten. Die mehrjährige Bewässerung wirkte sich zwar nicht auf die pilzliche Biomasse im Boden aus, veränderte aber deren Artenzusammensetzung (Abb. 3; Hartmann et al., 2017). Es zeigte sich, dass Pilzarten, welche mit Wurzeln verknüpft waren, von der Bewässerung profitierten, während andere, an nährstoffar-

me Bedingungen angepasste Arten zurückgingen. Die Grösse des pilzlichen Netzwerks nahm durch die Bewässerung zu. Gleiches galt auch für die ­Anzahl der gebildeten Fruchtkörper, die durch die Bewässerung stark anstieg (Abb. 3). Einzelne Ar­ten, wie z. B. der Gelbstielige Pfifferling, kamen ausschliesslich auf bewässerten Flächen vor. Diese Befunde bedeuten, dass die schon existierende und immer mehr zunehmende Trockenheit im Wallis die pilzlichen Lebensgemeinschaften verändert und einige Arten möglicherweise verschwinden wer­ den. Durch die reduzierte Ausbildung von Fruchtkörpern bei Trockenheit können sich Pilze weniger gut ausbreiten und genetisch erneuern. Diese Beeinträchtigung der Pilze wirkt sich wiederum auch auf die Wasser- und Nährstoffaufnahme durch die Bäume aus. Zusammenfassung Bodenpilze repräsentieren einen wichtigen Teil der Biodiversität im Wald, auch wenn der Grossteil ihrer Arten und Biomasse im Verborgenen lebt. Sie er­ füllen zahlreiche wichtige Funktionen im Wald, insbesondere im Kohlenstoffkreislauf, sowie in der Nährstoffversorgung der Bäume. Langzeitversuche, welche wärmere und trockenere Bedingungen simulieren, weisen auf eine empfindliche Reaktion der pilzlichen Lebensgemeinschaften auf den Klima­wandel hin. Während es bei einer Erwärmung Verlierer, aber auch Gewinner gibt, schränkt Trockenheit die pilzlichen Funktionen ein. Die wichtige pilzliche Vielfalt kann durch eine bodenschonende Bewirtschaftung und Erhaltung von Habitaten (wie z. B. Totholz) gefördert werden.

Dr. Frank Hagedorn, Dr. Beat Frey, Dr. Christian Rixen, Dr. Martina Peter arbeiten an der WSL (Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft); Dr. Emily Solly, Dr. Martin Hartmann an der ETH Zürich.

Literaturverzeichnis auf www.buendnerwald.ch

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Sonderpreis «gefällt.» 2021 Der Sonderpreis «gefällt.» ist eine ergänzende Ausschreibung zum Prix Lignum 2021 zur Förderung der Holzanwendung und des Holzhandwerks im Kanton Graubünden. Alle 48 für den Prix Lignum 2021 eingereichten Projekte aus Graubünden nahmen automatisch am Sonderpreis «gefällt.» teil. M. Lerch

Der Sonderpreis «gefällt.» 2021 zeichnet herausragende Projekte aus und honoriert die Leistungen der Beteiligten. Ausgezeichnet wurden besonders hochwertige, zukunftsweisende und handwerklich überragende Projekte in Holz. Aus den Projekten hat eine unabhängige Jury vier Ränge und zwei lobenswerte Anerkennungen verliehen. Es galten grundsätzlich die Teilnahmebedingungen des Prix Lignum 2021. Für den Sonderpreis «ge-

(Bild: Graubünden Holz)

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fällt.» wurden unter Berücksichtigung der Wettbewerbsziele folgende Kriterien beurteilt: –– Handwerklicher, qualitativer Ausführungsstandard –– Innovation und technologischer Fortschritt –– Vorbildwirkung, Wiederholbarkeit –– Form, Gestaltung und Konstruktion –– Nachhaltiger Einsatz heimischer Hölzer Realisierte Arbeiten konnten von ausführenden Holzverarbeitern und Unternehmern, Architekten und Projektierenden, Bauherrschaften und Auftraggebern und Kunstschaffenden eingereicht werden. Dabei war das ganze Spektrum möglicher Holzanwendungen zugelassen: –– Kleine und grosse Bauprojekte –– Innenausbauarbeiten –– Möbel –– Kunstobjekte –– Holzgeräte –– Ideelle Auseinandersetzung mit Holz Es durften nur Objekte eingereicht werden, welche zwischen dem 1. Januar 2018 und dem 31. März 2021 fertiggestellt wurden. Der Standort musste in Graubünden sein, und der Preis wurde mit einer Gesamtsumme von 6000 Franken dotiert. An der Preisverleihung vom 15. Oktober 2021 bei der Holzwerkstoffe Gfeller AG in Landquart wurden die Preisträger bekannt gegeben und die Wanderausstellung des Sonderpreises präsentiert.


Diese wird anschliessend an diversen öffentlichen Orten in Graubünden gezeigt. Wir gratulieren von Herzen allen Preisträgern wie auch allen anderen Projektträgern für die eingereichten Objekte. Sie haben alle bewiesen, was für erstaunliche, schöne und faszinierende Objekte mit unserem Lieblingsrohstoff Holz entstehen können. Einen grossen Dank gebührt den Mitgliedern der Sonderpreis-Jury, welche alle Projekte sorgfältig, fachkundig und engagiert begutachtet und gewürdigt haben.

Adrian Schläpfer, dipl. Zimmerpolier Marco Caviezel, dipl. Schreinermeister, Fachvorsteher ibW Chur Bruno Untersander, dipl. Zimmermeister und Architekt, Bad Ragaz Erweiterte Jury Dr. Mario Cavigelli, Regierungspräsident Graubünden Thomas Rohner, Professor für Holzbau und BIM Silvia Kessler, Redaktorin Bündner Tagblatt Weitere Informationen zu den Preisträgern und allen eingereichten Objekten des Sonderpreises «gefällt.» 2021 finden Sie unter: www.graubuendenholz.ch

Jurymitglieder Peter Flütsch, Jurypräsident/Präsident Graubünden Holz Felix Hunger, Hunger Holzbau, Safiental

Marcel Lerch ist Geschäftsführer von Graubünden Holz.

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Künstliche Intelligenz im Wald – der neue «Waldmischungsgrad LFI» Künstliche Intelligenz, Deep learning, hochaufgelöste Satellitenbilder, automatisierte Auswertungen, landesweite Datensätze etc. sind alles Begriffe, mit denen viele im Bereich Wald- und Forstwissenschaften schon einmal konfrontiert worden sind. Was steckt aber nun genau dahinter bzw. wird bereits angewandt? Im folgenden Artikel wird anhand des neuen «Waldmischungsgrades LFI» aufgezeigt, was fernerkundungs-technisch alles möglich ist und wo eben auch die Grenzen liegen. Dabei wird auch deutlich, dass ein Austausch zwischen der Praxis und der Forschung wichtiger denn je ist. L. Waser, M. Rüetschi, N. Rehush

Um Aussagen über den heutigen Zustand sowie die künftige Entwicklung des Waldes machen zu können, sind Angaben über die lokalen Vorkom­ men von Waldstandorttypen sowie deren Vertei­ lung und Häufigkeit notwendig. Exakte und aktuelle Informationen zur Baumbede­ ckung auf nationaler Ebene bilden eine wichtige Grundlage zu Fragestellungen im Bereich Forst­ wirtschaft, Waldschutz, Biodiversität sowie Vernet­ zung von Lebensräumen (Ginzler & Waser 2017, Erbach & Weber 2020). Sie sind auch wichtig, um Aussagen über den heutigen Zustand sowie die zukünftige Entwicklung des Waldes zu machen. An der eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) werden im Rahmen des schwei­ zerischen Landesforstinventars (LFI) seit ein paar

Jahren repetitiv landesweite Datensätze basierend auf Fernerkundungsdaten ergänzend zur Stichpro­ beninventur produziert – nicht zuletzt dank einer hohen Nachfrage aus der Praxis. Dazu zählen bei­ spielsweise das Vegetationshöhenmodell (VHM) (Ginzler & Hobi 2016) oder der Waldmischungs­ grad (Waser et al. 2017). Dank frei verfügbaren Satellitenbildern, einem digi­ talen Geländemodell sowie Referenzdaten aus ver­ schiedenen Quellen und neuesten Auswerteverfah­ ren können heutzutage mit vernünftigem Aufwand aktuelle, flächendeckende, einheitliche und repro­ duzierbare Karten zur Laub- und Nadelgehölzunter­ scheidung generiert werden. Der neue «Wald­ mischungsgrad LFI» (Waser et al. 2021) ist das Nachfolgeprodukt des Datensatzes aus dem Jahr

Abb. 1: Der Klassifikationsansatz besteht aus drei Blöcken: Eingangsdaten, Klassifikation und Resultat.

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2017 (Waser et al. 2017). Er ist sowohl bezüglich Eingangsdaten (Satelliten- anstatt Luftbilder) als auch methodisch (maschinelles Lernen, halb automatisiertes Verfahren) eine klare Weiterentwicklung. Trotz einer geringeren räumlichen Auflösung von 10 m gegenüber dem Vorgänger (3 m), konnte die Genauigkeit der Laub- und Nadelgehölzunterscheidung insbesondere in topografisch anspruchsvol­len Bereichen (erschwerte Lichtverhältnisse durch Schatten in steilen und West- über Nord- bis Ost-­ exponierten Hängen) deutlich verbessert werden. Da bei der Verwendung von herkömmlichen Satellitenbildern atmosphärische Einflüsse wie Dunst, Wolken und deren Schatten nach wie vor zu den grössten Einschränkungen zählen, wurden für den neuen Waldmischungsgrad LFI zusätzlich wetterunabhängige Radar-Satellitenbilder miteinbezogen. Daten und Methodik Der verwendete Ansatz zum neuen «Waldmischungsgrad LFI» durchläuft verschiedene Prozessschritte, die hier kurz erläutert werden, und lässt sich in die drei Blöcke (Eingangsdaten, Klassifikation und Resultate) einteilen (siehe Abb. 1). Zum ersten Block, den Eingangsdaten, zählen die frei verfügbaren Bilder der Erdbeobachtungssatel­ liten Sentinel-1 und Sentinel-2 aus dem Copernicus-Programm der Europäischen Weltraumbehörde ESA. Dabei wurden die Vorteile beider Aufnahmesysteme (Wetterunabhängigkeit des Radars und hohe Sensitivität für Vegetation im Nahen Infrarot) optimal kombiniert. Dank der vier Satelliten und der Kombination der beiden Systeme sind auch Aufnahmen der Erdoberfläche in einem verregneten Sommer möglich. Nichtsdestotrotz waren zur vollständigen wolkenfreien Abdeckung der Schweiz während der Hauptvegetationszeit (Juni–September) nahezu 1000 Satellitenbilder der Jahre 2016– 2018 notwendig. Die Sentinel-1-Radaraufnahmen vom Winter und Sommer lieferten zusätzliche Informationen zur Belaubung und mithilfe des digitalen Geländemodells SwissAlti3D wurde die Komplexität

Der neue «Waldmischungsgrad LFI» ist im Kartenviewer des swisstopo Geoportals (map.geo.admin.ch) integriert und kann gratis entweder über das Umweltdatenportal EnviDat der eidgenössischen Forschungsanstalt WSL oder über Lars Waser (waser@wsl.ch) bezogen werden. Wir freuen uns sehr, dass der Datensatz seit der Veröffentlichung bereits rege gebraucht wird. Bei dieser Gelegenheit möchten wir ausdrücklich darauf hinweisen, dass wir auf Rückmeldungen aus der Praxis angewiesen sind. Denn nur durch diesen wertvollen Austausch können wir unsere Produkte weiter verbessern.

der Topografie (Exposition, Hangneigung) ebenfalls mitberücksichtigt. Der Referenzdatensatz besteht aus gut 200 000 Laub- und Nadelbaumkronengruppen, die systematisch über die ganze Landesfläche verteilt, manuell aus Luftbildern am Bildschirm digitalisiert wurden. Im zweiten Block, der Klassifikation der Laub- und Nadelgehölze, wurden Verfahren des Maschinellen Lernens (grob eine Sammlung von mathematischen Methoden der Mustererkennung) angewendet. Basierend auf dem Referenzdatensatz und verschiedenen Kombinationen der Eingangsdaten werden die Modelle solange trainiert, validiert und getestet bis sie robust genug sind. Im dritten Block, den Resultaten, wird die Nadelgehölzwahrscheinlichkeit pro Pixel (10 m) als Karte dargestellt. Für den endgültigen landesweiten Datensatz wurden daraus die Laub- und Nadelgehölz­ anteile innerhalb der Waldmaske bestimmt. Ergebnis und Diskussion Abbildung 2 zeigt den landesweiten Datensatz vom neuen «Waldmischungsgrad LFI». Die höchs-

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Abb. 2: Der neue «Waldmischungsgrad LFI» mit einer räumlichen Auflösung von 10 mit Laubgehölzdominanz im Mittelland und den Tälern und einer deutlichen Zunahme des Nadelgehölzanteils mit der Höhe.

ten Genauigkeiten (96 %) wurden bei gleichzeiti­ ger Verwendung der Bilder von beiden Satelliten­ systemen und des Geländemodells erzielt. Wenn nur Radarbilder verwendet wurden, waren die Ge­ nauigkeiten am niedrigsten, was verdeutlicht, dass der sensitive auf Vegetation reagierende Nahin­ frarotbereich aus optischen Satellitenbildern eine entscheidende Rolle spielt. Durch die Wetterunab­ hängigkeit der Sentinel-1-Radardaten sind dafür jährliche Erhebungen möglich. Da die Modellgenauigkeiten zwar wissenschaft­ lich interessant, aber von der Anwenderseite oft­ mals schwierig zu interpretieren sind, haben wir zusätzlich auch die Genauigkeit der Waldmi­ schungsgradkarte untersucht. Ein Vergleich mit den unabhängigen Referenzdaten aus den gut 3000 LFI-Luftbildinterpretationsflächen (50 × 50 m Quadrate) zeigte dabei durchwegs 10–20 % tiefere Übereinstimmungen. Die grössten Abweichungen traten in Mischbeständen auf. Die Zeitdifferenz

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(Bild: ©swisstopo, LFI, 2021)

zwischen den Bildern der Luftbildinterpretation und denjenigen der Klassifikation spielt dabei sicherlich eine entscheidende Rolle. Des Weiteren haben wir den «Waldmischungsgrad LFI» visuell mit Luftbildern und auch vor Ort im Feld verifiziert. Abbildung 3 zeigt auf, dass die Ausscheidung von Laub- und Nadelgehölzen so­ wohl links als auch rechts am Seeufer gut mit der Realität übereinstimmen. Fazit Dem hier vorgestellten landesweiten Datensatz mit einer detaillierten Darstellung der Laub- und Na­ delgehölze liegt ein robuster und automatisierter Ablauf zugrunde, der auf maschinellem Lernen, kontinuierlich aufgenommenen, landesweit ver­ fügbaren Satellitenbildern und einem digitalen Ge­ ländemodell basiert. Der neue «Waldmischungsgrad LFI» ist anwen­ dungsorientiert und dient als Grundlage für viele


Abb. 3: Überprüfung Laub- und Nadelgehölzunterscheidung zwischen Feldaufnahme (links) und der Klassifikation (rechts) im Gebiet Obersee, Kanton Glarus.

(Bild: © LFI, swisstopo 2021).

Anwendungen innerhalb und ausserhalb des Forstbereiches. Mit einer räumlichen Auflösung von 10 m eignet er sich primär als wertvolle Informationsquelle pro Flächeneinheit, z. B. Viertel-Hektare und nicht auf Einzelbaumniveau – denn hierzu ist die Pixelgrösse von 10 m zu grob. Er ist als Ergänzung zu den LFI-Stichprobenerhebungen zu betrachten, eignet sich zur Aktualisierung von Bestandeskarten und schafft dadurch insgesamt einen Mehrwert. Eine landesweite Karte mit der räumlichen Verteilung der Hauptbaumarten wird momentan im Rahmen einer Dissertation an der WSL entwickelt. Wir sind zuversichtlich, dass für den Kanton Graubünden schon Bald eine entsprechende Baumartenkarte zur Verfügung stehen wird.

wendungen im Waldbereich. Schweizerische Zeitschrift für Forstwesen, 167 (3), 128–135. –– Ginzler, C.; Waser, L.T., 2017. Entwicklungen im Bereich der Fernerkundung für forstliche Anwendungen. Schweizerische Zeitschrift für Forstwesen, 168(3), 118–126. –– Waser, L.T.; Ginzler, C.; Rehush, N., 2017. Wallto-wall tree type mapping from countrywide airborne remote sensing surveys. Remote Sensing 9, 766. –– Waser, L.T.; Rüetschi, M.; Psomas, A.; Small, D.; Rehush, N., 2021. Mapping dominant leaf type based on combined Sentinel-1/-2 data – challenges for mountainous countries. for ISPRS Journal of Photogrammetry and Remote Sensing.

Literaturverzeichnis –– Erbach, A.; Weber, D., 2020. Waldmonitoring mit Satelliten: von der Forschung in die Praxis. Bündnerwald, 73(5), 32–35. –– Ginzler, C.; Hobi, M.L., 2016. Das aktuelle Vegetationshöhenmodell der Schweiz: spezifische An-

Dr. Lars Waser ist Senior Researcher in der Gruppe Fernerkundung. Marius Rüetschi ist Researcher in der Gruppe Fernerkundung. Dr. Nataliia Rehush ist Researcher in der Gruppe Wissenschaftlicher Dienst LFI. Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft, Zürcherstrasse 111, 8903 Birmensdorf

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Späte Ehre für Madrisa In der Juniausgabe des «Bündner Waldes» ist eine Doppelseite mit einem alten Schwarz-Weiss-Foto erschienen. Darauf ­zu sehen ist eine Freibergerstute, die am verschneiten Mittenberg bei Chur Holz rückt. Hier die Geschichte hinter dem Bild. U. Straub

Die schöne Stute, die 20 «Trämel» Holz vom Mitten­ berg nach Chur schleift, ist Madrisa. Sie gehörte mei­ nem Neni. Auf dem Foto aus den Fünfzigerjahren lenkt aber nicht er die Fuhre, sondern sein Bruder, Jakob «Jog­ gi» Ryffel. Das ist erstaunlich, war doch mein Neni, Rudolf Ryffel, Fuhrhalter und sein Bruder Bauer. Zu­ sammen haben sie einen Hof bewirtschaftet, zuoberst an der Berggasse. Im sogenannten Bonda­ rank, an der Bondastrasse, stand der Stall. Mein Nani soll sich aufgeregt haben, damals, als sie das Foto sah – eben weil Neni der Rösseler war. So erinnert sich meine Mutter, Maya Ryffel Straub. Sie hat Madrisa auf dem Schwarz-Weiss-Foto so­ fort erkannt. Im Galopp die Bondastrasse hoch Um halb vier Uhr morgens stand Ruedi Ryffel je­ weils im Stall, um seine Pferde zu striegeln. Neben Madrisa waren da noch Nelly, David – und Apfel­ schimmel Goliath, ein belgisches Ackerpferd und wie der Name sagt, ein riesenhaftes Tier. Allesamt waren sie Arbeitspferde. Im Winter rückten sie Holz, im Sommer zogen sie die Heufuhren. Die so­ genannten Stellscheine für die Fuhren holten mei­ ne Mutter und ihre Schwester, Johanna Ryffel, je­ weils im Werkhof an der Steinbruchstrasse ab. Die Aufgabe der beiden Schwestern war es auch, die Rösser am Bondabrunnen zu tränken. Ohne Sattel galoppierten die beiden Mädchen danach die Bondastrasse bis zum Schützenweg hoch. Langsam rückwärts Einen kleinen Tick hatte die Stute Nelly: Wenn sie stillstehen sollte, bewegte sie sich in kleinen

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Schrittchen rückwärts. «So holte sie einmal fast den Heiligen Nepomuk in Domat/Ems vom So­ ckel», erinnert sich meine Mutter.


Bis Ende der Fünfzigerjahre fuhrwerkte mein Neni mit seinen Pferden. Er hat sich mit ihnen blind verstanden. Für die letzten zehn Jahre bis zu seiner Pensionierung schaffte er sich einen Rapid an. Er konnte ihn zwar bedienen und fahren, aber mit Motoren tat er sich schwer. Mit den Rössern hingegen fühlte er sich wohl. Die brave Madrisa hat ihn am längsten begleitet. Sie wurde über 20 Jahre alt. Schliesslich ist sie im Maiensäss am Emserberg an Kreuzschlag gestor-

ben, einer Entzündung der Rückenmuskulatur. «Sie ist einfach nicht mehr aufgestanden», sagt meine Mutter. «Und musste erlöst werden.» Heute wird in Chur kein Holz mehr gerückt. Madrisa aber hat mit dem prächtigen Foto ein spätes Andenken erhalten.

Ursina Straub ist Redaktorin der «Südostschweiz», Aus­ gabe Graubünden.


Necrolog Carl Mosca L. Rauch

Carl Mosca (1931–2021) In mai da quist on es mort Carl Mosca cuort avant seis 90avel anniversari. El ha pudü bandunar quist muond in sia chasa a Sent grazcha a la chüra premurusa da sia duonna e da sia figlia. Avant quatter ons ha üna deblezza dals pulmuns restret fich ferm sias pussibiltats da bandunar seis dachasa, ün’experienza na simpla per inchün chi as tratgnaiva suvent i’ls gods o süllas muntognas. L’obsersvaziun dals utschels, splers o insects e las differentas passivas illa naiv in seis grond üert es stat per el ün bun passatemp. Nat in üna famiglia da paur, ha Carl passantà tuot sia vita a Sent in seis cumün patria. Fingià da scolar as manifestescha l’interess per l’ambiaint, ils gods, la sulvaschina, ils utschels, las fluors e la natüra in general. Perquai esa inclegiantaivel ch’el ha tschernü il manster da silvicultur. Dürant 39 ons ha el servi al cumün e stat respunsabel per l’andamaint da l’administraziun forestala e la chüra dals vasts gods cumünals chi cumpiglian il territori da la Val Sinestra fin aintasom la Val d’Uina. L’aspet varià dals differents gods, saja que la composiziun da sorts da bos-cha, cresch e vitalità da las ringiuvinaziuns, po avair svaglià l’interess per la fuormaziun dal terrain e la geologia speciala da nossa regiun. Sias cugnuschentschas geologicas regiunalas eiran admirablas e quai eir per specialists. Perdüttanza da quista paschiun dà la bella e richa exposiziun da crappa ramassada i’l cuors da sia vita. Evidaintamaing es Carl stat cunfruntà cul grond müdamaint, sumgliaint a la müdada da la structura agricula, dals mezs tecnics moderns per la cultivaziun dal god, p. ex. la resgia a motor o il grü mecanic per il transport da la laina fin sülla via da god. Che svilup in ün cuort temp, schmerdscher la bos-cha culla resgia a man o cul processur. Eir sch’el nu d’eira il tip tecnocrat, ha el adüna acceptà ils mezs moderns per garantir ün’ütilisaziun e cultivaziun dals

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gods optimala. Dasper tuot las lavurs ordinarias, guidar las gruppas da god, vendita da laina, surdar e survagliar ils tagls e transport da laina cun tuot las incumbenzas administrativas o metter a dispusiziun la pussibiltà a giuvenils da far ün giarsunadi da bos-cher es Carl eir stat ils prüms ons d’operusità ingaschà süls repars da lavina Val Güstina ed impustüt dürant la realisaziun da l’implantaziun da Muschna. Il bun prosperimaint da quella ed il stadi odiern dan testimonianza d’üna surva­glianza professiunala e conscienziusa. Fingià quella jada ha el laschà implantar in gruppas, fuormand da prüma davent üna structura resistibla cunter dons da vent e naiv. El ha dimena pratichà üna ­metoda dad implantar generalmaing applichada pür blers ons plü tard. Dasper sia vocaziun ha il trapassà as miss a dispu­ siziun sco commember da la società e chascha da pensiun da silviculturs grischuna ed in bleras cu­ mischiuns cumünalas e regiunalas, fich suvent in func­ziun dad actuar. La lunga glista dad ingaschamaint es cumprouva dal sen da respunsabiltà per il bön public. Avant bundant 50 ons n’ha eu inscuntrà per la prüma jada a Carl, üna persuna da statura atletica, pel brüna ed ün’ögliada clera e bainvugliainta. Daplü dad ün quart tschientiner n’ha eu gnü la pussibiltà da pudair collavurar ed impustüt da profitar da sias cugnuschentschas profuondas da flora e fauna. Dunà cun ün dun d’observaziun special, es el stat ün dals prüms chi ha rendü attent als dons da sulvaschina da las ringiuvinaziuns o la perdita insolita d’aguoglias da las curunas dals pins dürant ils ons da süttina 1984/85. Uena prümavaira observa Carl Mosca a l’ur süsom dal plan Soblantin üna surfatscha brüna culla fuorma tipica d’üna chapella. Il servezzan archeologic conferma las restanzas da la fundamainta da la baselgina San Valentin ida intant in invlidanza.


Uen oter exaimpel chi documentescha seis interess eir per ils utschels es la visita dad ün gnieu d’aglia in Sinestra sco guida dal cuntschaint collavuratur dal zoo da Basilea, Carl Stemmler e quai ill’età da traidesch ons, remarchabel. Fingià duos ons avant observa Carl ün’aglia chi svoula adüna darcheu vers la medemma paraid da grippa. Il buonder tainta dad ir in tschercha ed el chatta il gnieu oc­ cupà cun duos aglias giuvnas. Cun 75 ons ha el visità il medem gnieu cun ün oter biolog. Impre­ schiunant am para il congual da las duos fotogra­ fias dals ons 1944 e 2006, la medemm’ögliada, exactamaing la medemma pusiziun dal man in di­ recziun da las aglias giuvnas e la tschera furtünada ed arcugnuschainta dad avair pudü giodair quist aspet müravglius.

In occasiun da mi’ultima visita m’ha el muossà cun plaschair fotografias da stizis da dinosauriers chat­ tadas sül S-chalambert in Val d’Uina, seis territori preferi da chatscha. Be pacs avaran cugnuoschü quista val sulvadia cun tuot sias chavorgias, spis, sendas e truois da sulvaschina. Esser fascinà ed as identifichar cun üna cuntrada e si’istorgia ha sgüra inrichi la vita dal trapassà. Uena persunalità mo­ desta cun grondas cugnuschentschas localas ans ha abandunats.

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Neuheit aus der AWN-Region 3 A. Crisci

Flurin Cathomas – Technischer Sachbearbeiter, Region Surselva in Ilanz Flurin Cathomas hat am 1. Oktober 2021 seine ­Arbeit als Technischer Sachbearbeiter in der R ­ egion Surselva, Ilanz, aufgenommen. Flurin Cathomas hat sich nach seiner Forstwart­ lehre zum dipl. Förster HF weitergebildet und den CAS-Abschluss in Forstmanagement an der Berner Fachhochschule erlangt. Er bringt eine langjährige Erfahrung als Revierförster bei der Gemeinde Sum­ vitg mit. Zuletzt arbeitete er als Bauführer Tiefbau bei der Beer SA. Es freut uns, Flurin Cathomas in unserem Team willkommen zu heissen und wir wünschen ihm viel Freude an seiner neuen Tätigkeit.

Flurin Cathomas.

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Vorschau «Bündner Wald» Dezember 2021

Vorschau auf die nächsten Nummern Februar 2022: Die Buche Redaktion: Viola Sala Redaktionsschluss: 15. Dezember 2021

Brienz rutscht / Brinzauls sglischa! Dass sich das Dorf Brienz talwärts bewegt, ist ­weitum bekannt und kann auch regelmässig den verschiedensten Medien entnommen werden. Viele Probleme sind sogar für den Durchreiseverkehr sichtbar, andere aber beschäftigen die Einheimischen viel tiefer. Nicht nur tiefer im Berg, sondern tief in sich selbst. Gefordert sind Politik und Amtsstellen aller Ebenen sowie auch Unternehmen verschiedenster Art. Technisch begründete Entscheide treffen auf Emotionen und können nicht immer direkt verstanden werden. Zusammenarbeit, Koordination und Kommunikation sind von oberster Priorität. Die Rutschung Brienz umfasst ein riesiges Themenfeld. Redaktion: Jörg Clavadetscher

April 2022: GV in der Hauptstadt Redaktion: Viola Sala Redaktionsschluss: 11. Februar 2022

Herausgegeben von Graubünden Wald, Amt für Wald und Naturgefahren Graubünden und der SELVA. Verleger: Südostschweizvon Presse und Print AG,Wald, Südostschweiz CH-7007 Chur Sekretariat: Graubünden SELVA, Christophe ahnhofplatz 1, CH-7302 Herausgegeben Graubünden Amt fürPrint, Wald und Naturgefahren undTrüb, derB­ SELVA. Landquart, + 41 (0)Production 81 300 22 44, buendnerwald selva-gr.ch Redaktoren: Jörg Clava­ detscher, Revier forestal da Landquart, Val Müstair, CH-7535 Verlag:Telefon © Somedia AG, CH-7007@Chur Sekretariat: SELVA, Bahnhofplatz 1, CH-7302 Valchava, Telefon + 41 (0) 81 858 58 21, forestal-muestair @ bluewin.ch. Sandro Krättli, AWN GR, Sagastägstrasse 96, CH-7220 Schiers, Telefon

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Axpo Tegra betreibt im bündnerischen Domat/Ems das grösste Biomassekraftwerk der Schweiz. Zu unseren Kernkompetenzen zählen die Produktion von erneuerbaren Energien und die Trocknung verschiedener Holzprodukte. Axpo Tegra AG | Via Innovativa 11 | CH-7013 Domat/Ems | T 081 632 33 33 | axpo.com/holz ANZEIGE

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HOCHBAU TIEFBAU TRANSPORTE SCHWERTRANSPORTE KUNDENMAURERSERVICE

Darüber hinaus bieten wir individuelle Lösungen für: − − − − − − − −

Verankerte Stützwände Arbeiten am hängenden Seil Felsräumungen Sprengarbeiten Hangsicherungen Steinschlagverbauungen Lawinenverbauungen Anker- und Vernagelungsarbeiten / Mikropfähle / Litzenanker − Inklinometer − Sondier- und Abtastbohrungen − Gunit- und Spritzbetonarbeiten Ihr Partner für höchste Ansprüche: www.vetsch-klosters.ch info@vetsch-klosters.ch Telefon 081 422 14 48


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