Gute Aussichten#1 - April 2020

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1 // April 2020

Gute Aussichten

Magazin fĂźr Ein- und Ausblicke



Gute Aussichten Magazin fĂźr Ein- und Ausblicke

1 // April 2020


Wenn sich der Humor als wichtige, allgemein anerkannte Charaktereigenschaft erst einmal durchgesetzt hat, werden auch die Bewohner dieser Erde besser miteinander auskommen. Sie werden erkennen, dass das Leben zu kurz ist, um sich und andere zu ärgern und zu bekämpfen, und stattdessen versuchen, dem Leben ein Höchstmaß an Genuss und Erfüllung abzugewinnen. (Jón Gnarr)

Lieber Christian, vielen Dank für die bereichernde Zusammenarbeit mit dir über viele Jahre hinweg!


Ein- und Ausblicke Runde Geburtstage sind oft ein Anlass, um über das eigene Leben zu reflektieren. Was ist bis jetzt passiert? Wie möchte ich mich weiterentwickeln? Und wer bin ich eigentlich? Auch wir im Büro für Zukunftsfragen haben uns mit die­ sen Fragen auseinandergesetzt, als unser 20. Geburtstag im Dezember 2019 vor der Tür stand. So ein Jubiläum ist ein guter Zeitpunkt, um innezuhalten, einen Blick zurückzuwer­ fen, über das Jetzt nachzudenken und den Blick nach vorne zu richten. In den letzten 20 Jahren hat sich vieles getan. Vor zwölf Jahren entwickelten sich die Themen Bürgerbe­ teiligung und Bürgerrat zu einem neuen Schwerpunkt, vor fast zehn Jahren haben wir Art of Hosting als neue Arbeits­ haltung integriert und seit vier Jahren beschäftigen wir uns auch intensiv mit der Einbindung von Kindern und Jugend­ lichen. Mit dem Projekt LandStadt kam im letzten Jahr ein weiterer spannender Schwerpunkt dazu. Den Geburtstag ha­ ben wir nicht mit einer großen Feier zelebriert, sondern uns Zeit genommen, um uns mit dem Kern unserer Arbeit zu beschäftigen. Antworten auf die Frage „Wer bin ich?“ findet ihr unter anderem im Magazin auf Seite 42. Zugleich stellen wir unsere Öffentlichkeitsarbeit auf neue Beine. Der ehe­ malige Newsletter „rundherum“ und der „Wirkungsbericht“ verschmelzen zu einem Magazin – einem Magazin, das zwei Mal im Jahr mit guten Aussichten auf euch wartet. Es gibt viele Themen, die uns im Büro beschäfti­ gen, und diese möchten wir gerne mit euch teilen. So besteht der erste Teil des Magazins aus einem Schwerpunktteil, der sich dieses Mal ganz um die Frage „Wie steht es um das frei­ willige Engagement und Sozialkapital in Vorarlberg?“ dreht. Häufig wird uns die Frage gestellt, was wir genau machen. Im Einblick stellen wir auszugsweise Projekte, an denen wir gerade arbeiten, vor und bieten Einblicke in unsere Arbeits­ methoden. Im Ausblick zeigen wir Dinge, die wir euch auf den Weg mitgeben möchten. In diesem Sinne wünschen wir euch viel Vergnü­ gen beim Kennenlernen des neuen Magazins und beim Ent­ decken spannender Geschichten!

Auf die nächsten 20 Jahre! Und auf das, was noch kommen mag!

Michael Lederer im Namen des gesamten Teams

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Editorial


Schwerpunkt Wie steht es um das Engagement in Vorarlberg?

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Zivilgesellschaft im Wandel

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Vom sozialen Netz und dem persönlichen Einsatz

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„Essenziell für den Zusammenhalt unserer Gesellschaft“ – Interview mit dem Landeshauptmann

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Streettalk: Wo bist du ehrenamtlich engagiert?

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Ehrenamt: Kleingemeinden ganz groß

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„aha plus“ bringt frischen Wind in die Engagement-Szene

Ehrenamt: Kleingemeinden ganz groß S. 20

Einblick

Inhalt

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Vorarlberg Mitdenken

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Haben junge Leute in Vorarlberg etwas zu melden?

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Welches Potenzial steckt in der LandStadt Vorarlberg?


Was tut ihr eigentlich den ganzen Tag? FAQ: Alles rund ums ZuB S. 46

Ausblick Welches Potenzial steckt in der LandStadt Vorarlberg? S. 34

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Design für den Tisch. Design für den Stuhl. Design für das Denken?

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Wer bin ich?

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On the Road

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Zahlen 2019

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Hundejahre? Acht Jahre Feel Good Manager und BurnoutPräventionierer.

46 FAQ

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Buch- und Filmtipps

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Blick in die Glaskugel

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Termine ab April 2020

Design für den Tisch. Design für den Stuhl. Design für das Denken? S. 36

Inhalt


„Ein intaktes soziales Netzwerk ist der Lebenserwartung stärker zuträglich, als ihr Rauchen abträglich ist.“ Prof. Dr. Frederic Fredersdorf

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Schwerpunkt 7


„Ein intaktes soziales Netzwerk ist der Lebenserwartung stärker zuträglich, als ihr Rauchen abträglich ist.“ Prof. Dr. Frederic Fredersdorf

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Schwerpunkt: Wie steht es um das Engagement in Vorarlberg? 9


So|zi|al|ka|pi|tal Weil wir Menschen sind, sind wir in Beziehung. Ohneeinander können wir nicht leben. Miteinander bilden wir ein soziales Netz, das uns trägt – ein Netz, in dem wir uns kennen und anerkennen. Hier finden wir die wichtigsten Ressourcen für ein soziales Leben: Wir erhalten Hilfestellungen und Unterstützung, z. B. beim Suchen und Finden von Arbeitsplätzen. Wir haben Zugang zu Informationen, zum gegenseitigen Austausch, zu Orten, an denen wir unsere Fragen stellen können. Wir werden nicht alleingelassen mit allem, was uns bewegt. Das ist unser soziales Kapital.

En|ga|ge|ment Mein Engagement ist mein persönlicher Einsatz in einer Sache, der ich mich verbunden oder verpflichtet fühle. Wenn ich mich engagiere, werde ich freiwillig aktiv – und zwar nicht im eigenen Haushalt oder gegen Bezahlung, sondern zusätzlich zu meinen alltäglichen Aufgaben: im Verein, in einer losen Gruppe oder in einer Sache – einmalig oder regelmäßig.

Was genau heißt ...

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Zivilgesellschaft im Wandel Die Zivilgesellschaft befindet sich im Wandel. Das bürger­ schaftliche Engagement hat zwar insgesamt zugenommen, aber sein Tätigkeitsspektrum und seine Organisationsformen verändern sich. Feste, dauerhafte Bindungen an Vereine, Ver­ bände und Parteien verlieren an Bedeutung, während zu­ gleich neue, flexiblere Formen des bürgerschaftlichen Enga­ gements entstehen. Dieser Wandel trägt ganz wesentlich zur Vitali­ tät der Zivilgesellschaft bei, daraus ergeben sich aber auch neue Herausforderungen. Eine dieser Herausforderungen ist abnehmende Beständigkeit bürgerschaftlichen Engage­ ments. Wie kann in einer sich wandelnden Welt von zivil­ gesellschaftlichen Initiativen Beständigkeit und nachhaltige Wirkung erreicht werden? Diese Frage stellt sich sowohl für alte als auch für neue Formen des bürgerschaftlichen Enga­ gements, wenngleich auf unterschiedliche Weise. Besonders offensichtlich ist das Problem bei der nahezu unüberschau­ baren Vielzahl neuer Initiativen und Projekte. Die geringere Formalisierung von projektorientiertem Engagement hat den Vorteil der größeren Spontaneität und Flexibilität, ihr fehlt aber vielfach die Beständigkeit. Zahlreiche Projekte und Ini­ tiativen sind gar nicht auf Dauer ausgelegt, vielen anderen fehlen die Ressourcen dafür. Sie sind stark abhängig vom Engagement Einzelner und von (zumeist zeitlich befristeter) öffentlicher Förderung. Ein nachhaltiger Aufbau neuen so­ zialen Kapitals ist auf diese Weise nur schwer möglich. Aber auch die etablierten Vereine sind inzwischen mit dem Problem der abnehmenden Beständigkeit konfron­ tiert. Sie sind, wie die aktuelle Studie zum „Bürgerschaftlichen Engagement und Sozialkapital“ in Vorarlberg zeigt, noch im­ mer die stärkste Säule der Zivilgesellschaft. Aber es fällt ihnen nicht nur immer schwerer, junge Mitglieder zu rekrutieren, es nimmt auch die Bereitschaft ihrer Mitglieder, ein Ehrenamt zu übernehmen, ab. Unter diesen Bedingungen wird es immer schwieriger, das vorhandene soziale Kapital zu erhalten. Die Stärkung der Beständigkeit der Zivilgesell­ schaft muss folglich an beiden Seiten ansetzen. Auf der einen Seite müssen wir sicherstellen, dass bestehende Vereine er­ halten bleiben. Auf der anderen müssen neue Initiativen und Projekte so unterstützt werden, dass ihre Beständigkeit größer wird. Ein wichtiger Ansatzpunkt ist die Förderung von pro­ fessionellen Strukturen in den Gemeinden. Wir brauchen in den kommunalen Verwaltungen Stellen und Zuständigkeiten für die Förderung und Unterstützung der Zivilgesellschaft. Auch muss die nachhaltige Finanzierung von zivilgesell­ schaftlichen Initiativen und Projekten verbessert werden, ins­ besondere von neuen zivilgesellschaftlichen Initiativen, um ihnen eine nachhaltige Finanzierungsgrundlage zu bieten.

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Auch die etablierten Vereine sind inzwischen mit dem Problem der abnehmenden Beständigkeit konfrontiert. Eine lebendige Zivilgesellschaft benötigt deshalb eine aktive Engagementpolitik, mit der das bürgerschaftliche Engage­ ment gezielt gefördert wird. Eine solche Engagementpolitik muss zum einen die Autonomie der Zivilgesellschaft respek­ tieren und zum anderen auf Beständigkeit ausgerichtet sein. Nur dann kann die Zivilgesellschaft auch in Zukunft das leisten, was wir von ihr erwarten.

Zivilgesellschaft im Wandel

Prof. Dr. Edgar Grande ist Politikwissenschaftler und ist als Gründungsdirektor des Zentrums für Zivilgesellschaftsforschung am Wissenschaftszentrum Berlin (WZB) tätig. Sein Forschungsschwerpunkt ist dabei die Zivilgesellschaftsforschung.

Schwerpunkt


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Freiwilliges Engagement und Sozialkapital verbessern unsere Gesundheit, die Lebensqualität und den sozialen Frieden in unserem Lebensraum. Um genau diese Qualitäten in Vorarlberg zu erhalten und auszubauen, führt die Fachhochschule Vorarlberg im Auftrag des Landes Vorarlberg in regelmäßigen Abständen eine Studie durch. Die riesige Menge an Ergebnissen wird anschließend analysiert und Schritt für Schritt so aufbereitet, dass am Ende die richtigen Maßnahmen daraus abgeleitet werden können: für den Erhalt und die Entwicklung von Lebensqualität.

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Wie bereits die Studien der Jahre 2010 und 2014 zeigten, ist das Interesse an bürgerschaftlichem Engagement in Vorarl­ berg konstant hoch. Im Durchschnitt ist jede Vorarlbergerin und jeder Vorarlberger rund fünf bis sechs Stunden pro Wo­ che freiwillig tätig. Im Vergleich zu 2014 engagiert sich Vor­ arlbergs Bevölkerung häufiger in organisierter Form (42,9 % zu 32,4 %), und auch die Geldspenden sind merklich größer geworden. 43,1 % der Vorarlberger Bevölkerung geben an, dass bürgerschaftliches Engagement bedeutsam für sie ist. Als Motive werden Altruismus, das Sozialleben, aber auch der individuelle Nutzen genannt. Dabei ist rund ein Viertel der Befragten (27,7 %) ausschließlich formell, also in Vereinen oder Organisationen engagiert – und 12,8 % ausschließlich informell, zum Beispiel in der Nachbarschaftshilfe. 15,1 % der befragten Personen en­ gagieren sich sowohl formell als auch informell. Mehr als die Hälfte der Engagierten (64,4 %) üben ihr zeitaufwendigstes Engagement in einem Verein aus, der im Schnitt 293 Mit­ glieder hat. Und für über drei Viertel (76,9 %) ist dieses Enga­ gement mit regelmäßigen Verpflichtungen verbunden. Auffallend ist dabei, dass der Wille zur Hilfsbereit­ schaft nicht von soziodemografischen Faktoren wie Bildung, Beruf oder Migrationsstatus abhängt – wohl aber von der persönlichen Gesundheit. Je schlechter der Gesundheitszu­ stand, desto geringer das Engagement. Weitere ausschlagge­ bende Faktoren sind berufliche und familiäre Verpflichtun­ gen. Jüngere Vorarlbergerinnen und Vorarlberger zwischen 15 und 29 Jahren haben ein deutlich höheres Potenzial zum Engagement als 30- bis 59-Jährige und über 60-Jährige. Mehr als die Hälfte der über 15-Jährigen engagiert sich.

Ergebnisse der Studie „Bürgerschaftliches Engagement und Sozialkapital“

Schwerpunkt


2019: 9,6

2014: 11,6

2010: 12

Im Durchschnitt stehen im nahen Umfeld 9,6 hilfreiche Personen zur Verfügung. Der Durchschnittswert von 2019 liegt deutlich unter der als optimal eingeschätzten Anzahl von 15 hilfreichen Menschen.

Der Biedermeier und die Lebensqualität Vorarlbergerinnen und Vorarlbergern stehen in Krisen durchschnittlich 9,6 hilfreiche Personen zur Seite. 2010 wa­ ren es rund zwölf Personen, 2014 im­ merhin noch 11,6. Der Durchschnitts­ wert von 2019 liegt deutlich unter der als optimal eingeschätzten Anzahl von 15 hilfreichen Menschen. Ohne Ver­ wandte bleiben von den aktuell rund zehn Personen nur noch vier „wirklich gute Freundinnen/Freunde“. 45 % der Bevölkerung können dabei auf fünf bis zehn hilfreiche Personen zurückgrei­ fen. Es gibt auch eine Teilgruppe von Menschen mit geringem Sozialkapital, deren Lage durchaus prekär ist. 29,2 % können auf gar keine bis maximal vier hilfreiche Personen zurückgreifen. In­ teressant dabei ist, dass die Anzahl von hilfreichen Menschen, die uns zur Verfügung stehen, zu sinken scheint, während sich jedoch zeitgleich die Sta­ bilität und Qualität unseres sozialen Netzwerks erhöht. Ist das die Rückkehr zum Biedermeier – in eine Zeit, die gern mit der Flucht ins Idyll und ins Private beschrieben wird?

Vom sozialen Netz und dem persönlichen Einsatz

29,2 % können auf gar keine bis maximal vier hilfreiche Personen zurückgreifen.

Weniger Freunde, bessere Freunde? Das Erleben von Unverständnis und Unfreundlichkeit hat 2019 nachweislich abgenommen, obwohl – oder gerade weil – wir uns mehr ins Private zurückziehen. Diese Entwicklung wird auch als „Cocooning“ bezeichnet. Heißt das, dass vermehrtes Cocooning unser verbleibendes Netzwerk bedeutungsvoller macht? Sorgen wir für eine höhere Beziehungsqualität, wenn wir weniger Menschen in unserem Umfeld haben, auf die wir uns tatsächlich verlassen? Am stärksten abgenommen haben das Empfinden von Unfreundlichkeit und Unverständnis un­ ter Freundinnen und Freunden und Bekannten, Partnerinnen und Partnern und Verwandten. Ebenso haben aber auch die erhaltenen Hilfeleistungen seitens Verwandten und Nachbarn abgenommen. Eine kleine Ausnahme: Unter Arbeitskollegen hat das Empfangen von Hilfeleistungen zugenommen. Ein Großteil der Vorarlberger Bevölkerung wendet sich also eher an seine Arbeitskolleginnen und -kollegen als an Nachbarn oder Verwandte. Im Zentrum des sozialen Netzwerks bleibt jedoch konstant die Kernfamilie. 2019 wurden pro Woche durchschnittlich 5,4 Stunden mehr Zeit in der Partnerschaft verbracht als 2014, was die Tendenz zum Cocooning bestätigt. Außerhalb der Kernfamilie leben hilfreiche Per­ sonen häufig in beachtlicher räumlicher Entfernung. Das Problem am Cocooning einerseits und der distanzreichen Vernetzung andererseits: Ein weitmaschigeres soziales Netz destabilisiert die Menschen – vor allem im Fall von Krisen. Und ob die hohe Qualität unserer Netzwerkressourcen aus­ reicht, um den mengenmäßigen Mangel an Personen auszu­ gleichen, bleibt dahingestellt.

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Kitt der Gesellschaft: Sozialkapital

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Ein Großteil der Vorarlberger Bevölkerung wendet sich also eher an seine Arbeitskolleginnen und -kollegen als an Nachbarn oder Verwandte. Im Zentrum des sozialen Netzwerks bleibt jedoch konstant die Kernfamilie.

Neben dem freiwilligen Engagement ist deshalb auch das Sozialkapital ein wichtiger gesellschaftspolitischer Faktor. Es beschreibt den sozialen Zusammenhalt und das gegen­ seitige Vertrauen innerhalb einer Gesellschaft und bildet damit die grundlegende Voraussetzung für Engagement, Zu­ sammenarbeit, wirtschaftliche Entwicklung und Selbstor­ ganisation. Die Förderung von Sozialkapital hat somit eine große gesellschaftliche Bedeutung, denn Einsamkeit – quasi als Gegenpol des Sozialkapitals – wirkt sich tatsächlich gesundheitsgefährdend aus. Nachhaltige Sozialkontakte erhöhen zu durchschnittlich 50 % die Überlebenschance, bei „multidimensionalen“ Sozialkontakten steigt die Quote sogar auf 91 %. Gemeint ist damit das zeitgleiche Erleben von persönlichen Netzwerkkontakten, Partnerschaften und mehr. Es gilt daher, ein besonderes Augenmerk auf jene Men­ schen zu legen, denen nur wenige hilfreiche Sozialkontakte zur Verfügung stehen – ohne diese zu stigmatisieren. Per­ sonen mit einem geringen Sozialkapital sind häufiger ledig oder geschieden, besitzen öfter keine Matura und verfügen über ein niedrigeres Haushaltseinkommen. Sie können Be­ ruf und Familienleben schlechter miteinander vereinbaren, sind eher gesundheitlich beeinträchtigt, ab dem Jahr 2000 eingewandert oder der eigenen Religionsgemeinschaft we­ niger verbunden. Bürgerschaftliches Engagement ist etwas, was ihnen zugutekommen, jedoch kaum von ihnen gefordert werden kann. Zukünftige Initiativen sollten sich darauf kon­ zentrieren, neue Sozialkontakte im Nahbereich aufzubauen. Gleichzeitig muss – und darf – berücksichtigt werden, dass 2019 mehr Zeit denn je in die Kommunikation mittels neuer Medien fließt. Initiativen, die verstärkt digitale Medien und Zugänge nutzen, kommen also insbesondere jungen Men­ schen entgegen. Wie auch immer die letztlich umgesetzten Maß­ nahmen aussehen – sie alle machen deutlich: Wer weniger einsam ist, erlebt mehr Vertrauen. Generell verzeichnet das Vorarlberger Sozialkapi­ tal einen signifikanten Anstieg des Vertrauens in mehreren Bereichen. Das betrifft das politische System des Landes Vor­ arlberg, das politische System auf Gemeindeebene, das poli­ tische System Österreich, die Privatwirtschaft, traditionelle Medien, das Europäische Parlament und politische Parteien allgemein – dies allerdings in unterschiedlich hohem Ausmaß.

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2019 wurde pro Woche durchschnittlich 5,4 Stunden mehr Zeit in der Partnerschaft verbracht als 2014.

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Schwerpunkt


„Geht es der Gesellschaft gut, geht es der Wirtschaft gut.“

Vorarlberg voll Lebensqualität

Für Studienautor Frederic Fredersdorf ist es richtig und wichtig, dass sich Vorarlberg mit der Entwicklung des sozia­ len Zusammenhalts auseinandersetzt. Seinen Beitrag sieht er darin, die nötigen empirischen Grundlagen dafür zu liefern. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. „Bhutan misst sein ‚Bruttonationalglück‘ und Großbritannien hat ein Ministerium für Einsamkeit einge­ richtet“, sagt Frederic Fredersdorf – für ihn zwei deutliche Zeichen dafür, dass die Bedeutung von sozialem Engagement für Mitmenschen auch auf politischer Ebene angekommen ist. Wissenschaftlich steht das ohnehin außer Frage: „Ein intaktes soziales Netzwerk ist der Lebenserwartung stärker zuträglich, als ihr Rauchen abträglich ist“, merkt Fredersdorf an. Vor gut zehn Jahren galt es, die Studie zu konzipieren: „Der Wunsch unserer Auftraggeber war klar, das Monitoring auf solide Beine zu stellen. Wir konnten auf Vorarbeiten auf­ bauen, haben den Stand der Forschung erhoben und unse­ ren Ansatz mit Kollegen im In- und Ausland diskutiert.“ Mit dem Ergebnis ist der Sozialwissenschaftler auch nach dem dritten Durchlauf zufrieden: „Vorarlberg kann sich über ein nachhaltig hohes Ausmaß an sozialem Engagement freuen.“ Zugleich rät er zu Achtsamkeit: „Die persönlichen Netzwerke werden kleiner und es entstehen am Rand der Gesellschaft ‚vulnerable‘ Gruppen.“ Politische Tendenzen zur Radikalisie­ rung oder der Rückzug in Online-Filterblasen sind da Gift. „Wir müssen uns mit Wertschätzung begegnen. Davon profi­ tieren alle“, ist Fredersdorf überzeugt.

Die Ängste vor Kriminalität und Ar­ beitsplatzverlust sind zwischen 2014 und 2019 gesunken. Und das Empfin­ den, in Vorarlberg sicher, sprich „angst­ frei“ leben zu können, wird von der Bevölkerung anhaltend geschätzt, wie auch die aktuelle Studie wieder belegt. Überhaupt fällt bei der SozialkapitalStudie von 2019 das weiterhin hohe bis sehr hohe Ausmaß an Lebensqualität in Vorarlberg auf. 86,4 % der Vorarlber­ gerinnen und Vorarlberger halten das Bundesland für einen Lebensraum mit hoher Lebensqualität, der sehr gut mit Sozialkapital ausgestattet ist. Bei der Befragung zu insgesamt neun Aspekten ihres Lebens sprechen 87,9 % bis 96,4 % der Vorarlbergerinnen und Vorarlberger von hoher bis sehr hoher Zufriedenheit. 45,5 % sehen sich selbst als völlig ge­ sund. 34,6 % haben eine geringe Dau­ erbeeinträchtigung. 4,6 % klagen über chronische Erkrankungen, 9  % über dauerhafte schmerzhafte Gesundheits­ belastungen. 92,3 % der Bewohnerin­ nen und Bewohner Vorarlbergs fühlen sich derzeit glücklich bis sehr glücklich und 90,7 % sind zufrieden oder sehr zufrieden mit ihrem Leben.

Privatdozent Prof. Dr. Frederic Fredersdorf, geb. 1955, leitet das Forschungszentrum Sozial- und Wirtschaftswissenschaften an der Fachhochschule Vorarlberg, wo er auch in der Lehre tätig ist. Als promovierter Soziologe und habilitierter Erziehungswissenschaftler verfolgt er Arbeits- und Forschungsschwerpunkte in den Bereichen Bildung, Gesundheit und Sozialkapital.

Die Studie zum „Bürgerschaftlichen Engagement und Sozialkapital“ zeigt zwei sehr positive Entwicklungen. Einerseits gibt es in Vorarlberg 2019 ein hohes Maß an freiwilligem Engagement, andererseits wird die Lebensqualität als extrem hoch eingeschätzt und das Vertrauen in diverse Institutionen ist gegeben. Die Studie macht aber auch problematische Entwicklungen sichtbar. So zeichnet sich ein Trend in Richtung Rückzug ins Private ab. Dieses Cocooning geht auch mit abnehmenden Sozialkontakten einher. Wichtig ist es daher, diesen Trend weiter zu beobachten und einen Fokus auf die Stärkung des Sozialkapitals zu legen.

Vom sozialen Netz und dem persönlichen Einsatz

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mit dem Wohnen

mit der Arbeit, dem Beruf

44,2 %

39,5 %

niedriges Vertrauen in Kirche bzw. Religionsgemeinschaft (37,3 %) und politisches System Österreichs (29,6 %)

46,8 %

Politisches System auf Gemeindeebene

Politisches System Land Vorarlberg

68,3 %

mit der Möglichkeit zur Selbstbestimmung

53 %

mit ihrer Gesundheit

Innere Sicherheit

62,8 %

Sozialsystem

Gesundheitssystem

69,4 %

mit ihrer seelischen Grundstimmung

mit dem Leben in der Gemeinde

74,7 %

Bildungssystem

73,6 %

mit ihren finanziellen Verhältnissen

mit den Freizeitaktivitäten

mit den zwischen­menschlichen Beziehungen

Großes bzw. sehr großes Vertrauen gegenüber gesellschaftlichen Institutionen

65,5 %

Sehr zufrieden sind:

43,3 %

47,8 %


„Essenziell für den Zusammenhalt unserer Gesellschaft“ Alle vier Jahre wird eine Studie zum „Bürgerschaftlichen Engagement und Sozialkapital“ in Vorarlberg im Auftrag des Landes durchgeführt. Im März 2020 ist die neueste Studie veröffentlicht worden.

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Landeshauptmann Markus Wallner

Interview mit Landeshauptmann Markus Wallner

Büro für Zukunftsfragen: Herr Landeshauptmann, was bedeuten die Ergebnisse im Bereich des Engagements für Sie? Markus Wallner: Es freut mich sehr, dass die En­ gagement-Quote weiterhin so hoch ist. Mehr als die Hälfte der Vorarlbergerinnen und Vorarlberger leistet freiwillig einen Beitrag für die Gemein­ schaft. Dabei werden im Durchschnitt circa fünf bis sechs Stunden pro Woche aufgewendet. Diese hohe Bereitschaft beeindruckt mich und zeigt, wel­ chen Stellenwert das Ehrenamt in Vorarlberg hat. Warum ist in Ihren Augen das freiwillige Engagement so bedeutend? Ich sehe das Ehrenamt als essenziellen Beitrag zum Zusammenhalt unserer Gesellschaft und als gelebte Solidarität. Vieles würde ohne die Tausen­ den Stunden der Freiwilligen nicht funktionieren. Denken wir zum Beispiel an die Blaulichtorganisa­ tionen, die Nachbarschaftshilfe oder diverse Sport­ vereine – um nur ein paar Beispiele zu nennen. Und dabei hat die ehrenamtliche Tätigkeit nicht nur einen positiven Effekt auf die Menschen, die diese Hilfe erhalten, sondern auch auf diejenigen, die sich ehrenamtlich engagieren. Durch die hohe Bereitschaft zum freiwilligen Engagement verfü­ gen wir in Vorarlberg auch über einen Standort­ faktor, um den uns viele beneiden und der von unschätzbarem Wert für unsere Gemeinschaft ist. Welche Unterstützung braucht das Ehrenamt, um weiterhin so attraktiv zu bleiben? Freiwilliges Engagement ist nicht selbstverständ­ lich. Deswegen verdienen nicht nur die freiwil­ ligen Helfer großen Respekt und Anerkennung, sondern auch ihre Angehörigen, die Verständnis für ihr Engagement aufbringen. Diese Wertschät­ zung ist ein bedeutender Beitrag zur Förderung des Ehrenamts. Wichtig ist ebenso, dass Ehren­ amtliche durch strukturelle Rahmenbedingungen, vor allem im Bereich der Aus- und Weiterbildung, gezielt gefördert werden. Unterstützung braucht es auch durch gezielte Programme wie die Frei­ willigenversicherung, das Vereinshandbuch und die Hilfestellung bei Rechtsfragen oder Angele­ genheiten des Datenschutzes. Welche Potenziale sehen Sie für die zukünftige Entwicklung des Engagements? In meinen Augen liegt das größte Potenzial in der Aktivierung junger Menschen. Wie die Studie ge­ zeigt hat, gibt es vor allem in dieser Gruppe noch Potenzial für freiwilliges Engagement. Zentral ist dabei, die Begeisterung für Engagement bei jungen Menschen zu wecken. Die gezielte Unterstützung von Vereinen bei der Frage, wie sie junge Men­ schen für ihre Projekte gewinnen können, ist dabei einer der nächsten Schritte, die wir setzen wollen.

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Wo bist du ehrenamtlich engagiert?

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Sozialprojekt engagiert, bei dem wir Menschen mit Behinderung unter­ stützt haben. Es ist immer gut, selbst etwas zurückzugeben. Eine Zeitlang habe ich in meiner britischen Heimat in einem Erholungszentrum ausgehol­ fen. Die Menschen dort haben unter­ schiedliche Probleme und Bedürfnisse.“

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„ Ich war früher Obfrau im Sportverein,

aber auch im Bereich Kunst- und Kul­ tur ehrenamtlich aktiv. Aus der akti­ ven Rolle bin ich immer mehr in die Verantwortung gerutscht, auch weil es einfach nötig war. Ich schätze die Trainer in Sportvereinen und all jene, die freiwillig und ehrenamtlich eine Leitungsposition in Vereinen über­ nehmen.“

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jungen afghanischen Flüchtling. Er hat bei mir gewohnt und ist bis heute wie ein Sohn für mich. Ich habe sehr viel dabei gelernt. Die Zeit war unter anderem herausfordernd: Ich lernte eine ganz andere Kultur kennen, brauchte viel Geduld, Empathie und Toleranz, aber ich habe unendlich viel zurückbekommen und möchte keinen Tag missen.“

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„ Ich habe mich ehrenamtlich bei einem

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rin im Chorverband Vorarlberg und beim Frauenchor Hofsteig in Laute­ rach. Ich bin eine ‚Ursängerin‘ aus der Chorgemeinschaft und war schon mit 18 Jahren dabei. Ohne Ehrenamt läuft das ganze Vereinsleben nicht und ich finde, es ist wichtig, dass jeder seine Vereinsheimat findet.“

„ Ich war jahrelang Mentorin für einen

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„ Ich selbst war jahrelang Schriftführe­

„ Ich habe damals beim Aufbau des „ Selbst habe ich bereits ehrenamtlich

im Altersheim und im Kindergarten gearbeitet, einerseits um zu sehen, ob mir diese Berufe gefallen würden, und andererseits, um in meiner Freizeit et­ was Sinnvolles zu tun. Dabei habe ich gelernt, dass man mit kleinen Kindern zart und lieb umgehen muss und dass ältere Menschen ein bisschen mehr Zeit brauchen als ich selbst.“

Streettalk

Eltern-Kind-Zentrums in Bregenz geholfen, aber jetzt arbeite ich Voll­ zeit im Sozialbereich und habe somit kaum Zeit für ein Ehrenamt. Ich habe mir aber vorgenommen, in meiner Pension wieder mehr ehrenamtlich zu helfen. Meine Schwester hat lange ehrenamtlich bei der Bewährungshilfe in Dornbirn gearbeitet, auch weil sie dabei viel für ihre Psychologie-Aus­ bildung lernen konnte.“

Schwerpunkt


Ehrenamt: Kleingemeinden ganz groĂ&#x;

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Ehrenamt: Kleingemeinden ganz groß Vorarlberg ist ein Land des freiwilligen Engagements. Es zeigt sich jedoch ein deutliches Land-Stadt-Gefälle.

Selbstlosigkeit, Teilhabe am Sozialleben und individueller Reges Vereinsleben im kleinen Dorf Nutzen sind die drei Hauptmotive für ehrenamtliche Tätig­ keiten. Über die Hälfte der Vorarlbergerinnen und Vorarl­ Warum diese Unterschiede? „Die soziale Struktur, das dörf­ berger – 55,7 %, um genau zu sein – engagieren sich in ihrer liche Leben an sich, führt dazu, dass Vereinstätigkeiten im Freizeit in Vereinen, Organisationen, in Initiativen oder ganz Dorf noch stärker ausgeprägt sind“, sagt Studienverfasser privat in der Nachbarschaftshilfe. Dieses bürgerschaftliche Frederic Fredersdorf. Das soziale Leben finde im Dorf stärker Engagement ist ein wesentlicher Beitrag zum Sozialkapital in der Vereinstätigkeit statt. Das Engagement in der Nachbar­ unserer Gesellschaft. schaftshilfe sei durch die engeren persönlichen Beziehungen, Obwohl es eine Tendenz zum Rückzug ins Priva­ teils über mehrere Generationen hinweg, erklärbar. In den te gibt, ist der Einsatz für das Gemeinwesen in Vorarlberg Städten steht den Menschen ein vielfältigeres Freizeitangebot hoch. Denn im Vergleich zu den ersten beiden Studien über in Sport und Kultur zur Verfügung, Vereine sind nicht mehr „Bürgerschaftliches Engagement und Sozialkapital“, die 2010 die einzige Möglichkeit der Teilhabe. und 2014 gemacht wurden, hat das Freiwilligenengagement Vorarlberg wird urbaner, beobachtet Fredersdorf, wieder zugenommen. Besonders hoch ist es in Kleingemein­ der aus der Großstadt Berlin zugezogen ist. Die Indizien: den, zeigt die Erhebung des Landes Vorarlberg, die vom „For­ „Soziale Kreise rekrutieren sich nicht mehr aus der direkten schungszentrum Sozial- und Wirtschaftswissenschaften“ der Nachbarschaft, sondern aus den Tätigkeiten, die man aus­ Fachhochschule Vorarlberg durchgeführt wird. übt. Die Herkunftsfamilie lebt nicht mehr im direkten Umfeld. 33 der 96 Vorarlberger Gemeinden haben eine Man wohnt dort, wo die Arbeitsstätte ist und nicht am Ge­ dreistellige Einwohnerzahl, insgesamt leben dort laut Lan­ burtsort.“ Einerseits gehe der Kontakt zu Freundinnen und desstelle für Statistik 18.095 Menschen. Sie sind, ergab die Freunden aus Schule und Vereinen durch den Wechsel des Studie, besonders engagiert. Signifikant ist der Unterschied Wohnortes, durch das berufsbedingte Pendeln verloren, an­ zwischen Dörfern unter 1.000 und Gemeinden über 10.000 dererseits würden die Beziehungen im städtischen Umfeld Einwohnerinnen und Einwohnern. 72,7 % der Menschen in generell vielseitiger. Nachbarschaftliche Bezüge verlieren an kleinen Gemeinden sind in Vereinen aktiv, in Gemeinden bis Bedeutung, sagt Fredersdorf: „Man lebt anonymer.“ 10.000 Menschen beträgt der Anteil noch 44,7 %. Steigt die Obwohl sich immer noch beinahe ein Drittel der Einwohnerzahl auf über 10.000, sinkt der Anteil der in Ver­ Menschen in Vorarlberg in den aktuell 4.929 Vereinen en­ einen Engagierten leicht auf 43,8 %. gagiert, fehlt es oft an Nachwuchs für die Gremien. „Junge Auch beim informellen Engagement wie der Nach­ Menschen wollen sich nicht über Jahrzehnte an einen Verein barschaftshilfe sind die Menschen in Kleingemeinden mit binden, sie bevorzugen kurzfristige, spontane Projekte und Ak­ 36,4 % am aktivsten. In größeren Gemeinden geben 26 % an, tionen“, weiß Sozialwissenschaftler Fredersdorf. Funktionäre sich informell zu engagieren. Auch jene Menschen, die sich in den Vereinen seien deshalb auch meist ältere Menschen­ mehrfach in Vereinen betätigen, sind in kleinen Gemeinden wesentlich häufiger anzutreffen als in großen: Es steht 22,7 zu 13,3 %.

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Schwerpunkt


Jung und engagiert im Dorf ... Was motiviert junge Menschen, Verantwortung als Ehren­ amtliche zu übernehmen? Das Magazin „Gute Aussichten“ hat zwei Obleute nach ihrer Motivation gefragt. Tamara Fink, die einzige Feuerwehrkommandantin Vorarlbergs, aus dem 373-Menschen-Dorf Thal und Severin Holzknecht, Präsident/Vorsitzender von drei städtischen Vereinen in Hohenems und Bregenz. Für die 31-jährige Kunststofftechnikerin Tama­ra Fink war die Feuerwehr schon als kleines Mädchen das Traumziel: „Mein Vater war Kommandant. Für mich war klar, dass ich auch zur Feuerwehr will, und zwar als Kommandan­ tin.“ Die Verwirklichung des Mädchentraums scheiterte lange an strukturellen Bedingungen. Erst als im neuen Feuerwehr­ haus Damentoiletten und Umkleiden geschaffen wurden, war die Aufnahme der jungen Frau möglich. Seit dem Vorjahr ist sie nun Kommandantin, organisiert ein Team aus zwanzig Männern und einer Frau. Eigentlich hatte die Kommandantin mit mehr In­ teresse junger Frauen gerechnet, doch bisher ist nur eine Frau ihrem Beispiel gefolgt. Wahrscheinlich seien es der Männerüberhang bei der Feuerwehr und das manchmal doch etwas raue Klima, das Frauen abhalte, vermutet Tamara Fink. „Nachwuchssorgen, welcher Verein hat die nicht?“, sagt sie. Die beste Lösung sei die Zusammenarbeit über Gemeinde­ grenzen hinweg. So arbeiten die Feuerwehren von Langen, Doren, Thal und Sulzberg im Kreis Rotachtal zusammen. „Das bewährt sich nicht nur in der Jugendarbeit. Auch im Ernstfall wissen alle durch die gemeinsamen Übungen über die Gegebenheiten in den Nachbardörfern Bescheid“, sagt die Kommandantin. Die Verantwortung ist für die junge Frau keine Belastung: „Wenn man etwas gerne macht, ist es nie Belastung.“

Ehrenamt: Kleingemeinden ganz groß

… und in der Stadt Ähnlich sieht Severin Holzknecht (32) sein Mehrfachenga­ gement in Vereinen. Seine Motive: Er wollte sich engagieren und zugleich seine Interessen an Gesellschaft, Politik und historischen Entwicklungen decken. „Es braucht Menschen, die Vereine am Laufen halten, die anpacken“, sagt der Histo­ riker und Autor und tut dies als Vorsitzender des Bundes so­ zialdemokratischer Akademikerinnen und Akademiker, des Bundes sozialdemokratischer FreiheitskämpferInnen, Opfer des Faschismus und aktiver AntifaschistInnen und als Prä­ sident des partei- und konfessionsunabhängigen Vereins zur Förderung des Jüdischen Museums Hohenems. „Aus persön­ licher Verbundenheit zum Museum möchte ich meinen Teil zu dessen weiterer positiver Entwicklung beitragen“, begründet Severin Holzknecht das Engagement für den Kulturbetrieb. Natürlich brauche Vereinsarbeit Zeit, „die ich mir manchmal klauen muss“. Ihm als selbstständigem Wissen­ schaftler sei dies aber möglich: „Wäre für mich die Vereins­ arbeit Belastung, würde ich sie nicht machen.“ Für engagierte Menschen, denen ihr Ehrenamt zur Belastung geworden ist, die nach neuen Strategien für ihre Vereinsarbeit suchen, bie­ tet das Büro für Zukunftsfragen Workshops, Seminare und eine regelmäßig stattfindende Projektschmiede an.

„Wäre für mich die Vereinsarbeit Belastung, würde ich sie nicht machen.“ 22


„aha plus“ bringt frischen Wind in die Engagement-Szene 43,5 %

52,2 %

Ja, ich kann mir ein künftiges Engagement vorstellen.

möchte mich vielleicht engagieren.

15-29 Jahre (Befragte)

Zahlen aus der Studie „Bürgerschaftliches Engagement und Sozialkapital 2019“

Wie kann dieses Engagement-Potenzial aktiviert werden? Freiwilligeneinsätze *

85

www.ahaplus.at

Aktivierung mit der App „aha plus“

Workshops und Vorträge mit

Innovationspreise

Engagement-Möglichkeiten *

QUESTS

4.200 Teilnehmenden

nicht genutzt

2.600 1.156 1.444

Coach U7 Mannschaft Jugendliche finden Engagement-Möglichkeiten

genutzt

POINTS

Wie können Engagement-Angebote und junge Menschen noch besser zusammengebracht werden?

200 Jugendliche machen mit und sammeln dafür Punkte

Jugend.Engagement.Werkstatt

REWARDS

Freiwilligenorganisationen

Fach­ personen

Jugendliche

Gute Beispiele Finde mehr Infos dazu auf: www.vorarlberg.at/freiwillig

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Neue Freiwilligenangebote und laufendes Coaching = junge Leute machen mit

aha plus

Tour durch Vorarlberg

Neue Inputs

Training mit Sportprofi Jugendliche können ihre Punkte gegen Goodies oder unbezahlbare Erlebnisse eintauschen

* laufende Zahlen, Ende 2017 bis Ende 2019


„Mir ist bewusst geworden, dass wir alle die Fragen nach der Zukunft stellen und dass wir auf komplexe Fragen nur gemeinsam Antworten finden. Wir leben zusammen – und für uns alle soll dieses Zusammenleben ein gutes sein.“ Büro für Zukunftsfragen

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Einblick 25


„Mir ist bewusst geworden, dass wir alle die Fragen nach der Zukunft stellen und dass wir auf komplexe Fragen nur gemeinsam Antworten finden. Wir leben zusammen – und für uns alle soll dieses Zusammenleben ein gutes sein.“ Büro für Zukunftsfragen

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Einblick: Woran arbeiten wir gerade? 27


Vorarlberg Mitdenken Was ist das? „Vorarlberg Mitdenken“ ist eine Online-Plattform, die Beteiligung für uns alle möglich macht. Warum Beteiligung? 2019, Wien–Zürich. Der Railjet fährt täglich. Es ist ein Jahr vergangen, seit David zum letzten Mal damit gefahren ist. Die Weltreise, das Studium, die Freundin. Aber jetzt besucht er seine Eltern. Bald wird er zurück nach Vorarlberg ziehen. Die Zugtüren öffnen sich in Feldkirch. Hier ist er aufgewach­ sen, diese Stadt kennt er wie … eine andere? Alles, alles sieht plötzlich anders aus. Vertraut sind nur noch die Trafik und die Bäckerei. Und ein riesiges Loch tut sich vor ihm auf.

Das muss nicht so sein. David* trifft einen Freund. Der weiß, was hier gebaut wird. Erinnerst du dich an unser Gespräch vor Jahren, mit dem Bürgermeister? Wir waren 14 und wollten einen Skateplatz. Heute gibt es für unsere Ideen eine eigene Plattform. Nennt sich Vorarlberg Mitdenken, kurz: VMP.

Oh. Gute Sache. Die Beteiligungsplattform „Vorarlberg Mitdenken“ lädt zum direkten Austausch ein. Gemeinden, Regionen und das Land präsentieren Entwicklungsprozesse, Raumplanungen und an­ dere Projekte online – und Bewohnerinnen und Bewohner reagieren. Hier werden Ideen geteilt, Anliegen geäußert, Ana­ lysen durchgeführt und Erkenntnisse gewonnen. Eine aktive Beteiligung ist für jeden und jede möglich. Die Anmeldung auf der Plattform funktioniert über eine E-Mail-Adresse, die Navigation auf der Website erklärt sich fast von selbst. Eine eigene Help-Seite hilft bei der ersten Orientierung – und zahl­ reiche andere Nutzerinnen und Nutzer machen vor, wie es geht.

Es ist tatsächlich gar nicht schwer.

Vorarlberg Mitdenken

* David ist wie jede und jeder von uns. Er ist jünger oder älter und interessiert sich für andere Dinge. Aber wie wir alle wünscht er sich Veränderung – und hat zugleich seine Schwierigkeiten damit. Aktive Beteiligung schenkt ihm ein Gefühl von Selbstwirksamkeit und Verantwortung.

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Wie funktioniert das? 1. Antworten sammeln. Teilnehmende schreiben spezifische Beiträge und geben Ratschläge.

2. Antworten verdichten. Teilnehmende übernehmen einen Großteil der Analysearbeit.

Beteiligung fordert Umsetzung. Mit knapp 36.000 Bürgerinnen und Bürgern ist Feldkirch die zweitgrößte Stadt in Vorarlberg. Hier wurden erste Beteili­ gungsprojekte erfolgreich umgesetzt – unterstützt vom Team der bereits bestehenden Beteiligungsplattform „Insights“. Über die Insights-Plattform konnte bereits 2017 ein Beteiligungs­ prozess zur Neugestaltung des Feldkircher Jugendhauses rea­ lisiert werden. Heike Sprenger* begleitete den Prozess. „Die Erkenntnisse aus dem Beteiligungsprozess wa­ ren die unmittelbare Basis für die Neugestaltung des Jugend­ hauses, das wir dieses Jahr eröffnet haben. Die Architektin hat damit als Vorlage gearbeitet. Wenn man heute durch die neuen Räume geht, kann man nachverfolgen, wie die einzel­ nen Ideen Gestalt angenommen haben – etwa die gemeinsa­ me Küche oder die multifunktional nutzbaren Räume, die bei Bedarf mit Schiebetüren unterteilt werden können.“

Beteiligung bedeutet Selbstermächtigung, Zusammenarbeit und ein gemeinsam getragenes Zukunftsbild. 3. Erkenntnisse gewinnen. Die Entscheidungs­grundlage verbessert sich.

4. Entscheidungen treffen. Mit neuen Handlungs­ optionen besser entscheiden.

5. Feedback geben. Stakeholder werden auf dem Laufenden gehalten.

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Seit 2019 hat die Stadt Feldkirch die Möglichkeit, eigene Be­ teiligungsprojekte durchzuführen – über die vom Büro für Zukunftsfragen bereitgestellte und von Insights betriebene Plattform „Vorarlberg Mitdenken“. Eines der bisher durch­ geführten Projekte war das Beteiligungsverfahren „Spielund Freiräume für Feldkirch“, ebenso umgesetzt von Heike Sprenger und ihrem Team. „Das Wichtigste: Die Beteiligten müssen sich in den Ergebnissen wiederfinden können. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass man Beteiligung nur dann anbieten sollte, wenn man nicht nur ein Meinungsbild haben möchte, son­ dern wirklich bereit ist, Resultate aus dem Prozess auch um­ zusetzen. Es ist wichtig, sowohl in der Verwaltung als auch zur Politik hin den Mehrwert jener Verfahren zu vermitteln, bei denen es wirklich um Beteiligung geht – und nicht nur um Informationsvermittlung.“

* Heike Sprenger ist die Leiterin der Abteilung Sozialplanung in Feldkirch. Gemeinsam mit ihrem Team ist sie für alle strategischen Planungen zur sozialen Entwicklung zuständig. Darüber hinaus sorgt sie für den Aufbau und die Steuerung der Zusammenarbeit aller Leistungsanbieter im Sozialbereich.

Einblick


Wo führt das hin? Beteiligung erleichtert Positionierung. Auch das Büro des Vorarlberger Fami­ lienpass hat mit der Vorarlberg Mitden­ ken Plattform gute Erfahrungen gemacht. Von Dezember 2018 bis März 2019 rea­ lisierte es einen Beteiligungsprozess zur Frage: „Sind Sie mit den Angeboten für Familien in Vorarlberg zufrieden? Wie können wir den Familienpass bzw. des­ sen Angebot verbessern, um das Leben für Sie als Familie in Vorarlberg noch attraktiver zu machen?“ Brigitte Salz­ mann*, die den Prozess begleitete, sieht die Plattform als ideale Ergänzung zum direkten Austausch mit den Familien. Ebenso weiß sie, dass neue Einrichtun­ gen ihre Zeit brauchen, bis sie gänzlich anerkannt und genutzt werden. „Wir haben unseren Aufruf zur Teilnahme an dem Beteiligungspro­ zess mit einem Gewinnspiel verknüpft, weil es uns darauf ankam, ein wirklich breites Zielpublikum anzusprechen. Vor allem wollten wir auch diejenigen da­ beihaben, die sich im schriftlichen Aus­ „Ein sehr wichtiger Punkt: Die Frage­ Damit BürgerInnen als MitgestalterIn­ druck nicht so sicher fühlen und die stellung, mit der man in einen Betei­ nen und TrägerInnen von Verantwor­ sich ohne den Anreiz vielleicht nicht ligungsprozess hineingeht, muss die tung aktiv in gesellschaftspolitische getraut hätten, sich öffentlich einsehbar Leute wirklich ansprechen. Das Team Prozesse miteinbezogen werden kön­ mit ihren Antworten zu präsentieren.“ von Insights hat uns dabei und später nen, braucht es bedarfsgerechte, qua­ auch bei der Analyse geholfen. Wir litätsvolle und innovative Methoden haben das vor allem deshalb begrüßt, sowie finanzielle Unterstützung. Die weil dadurch jemand von außen noch Plattform „Vorarlberg Mitdenken“ hat Ein Zukunftsbild ist dann einmal einen neutralen Blick auf die auf diesem Weg große Schritte möglich erfolgreich, wenn konkrete Antworten geworfen hat – und wir auf gemacht. Taten daraus erwachsen. diese Weise sichergehen konnten, dass wir in die Antworten nicht unsere eige­ Die Ergebnisse des Prozesses haben das nen Erwartungen hineinlesen.“ Büro des Vorarlberger Familienpass in seiner Arbeit bestärkt. Zugleich konn­ ten sie auf einfache Weise deutlich machen, wo mit Verbesserungen ange­ setzt werden kann. Das längerfristige * Brigitte Salzmann Ziel des Büros ist, Vorarlberg bis 2035 leitet das Büro des Vorarlberger Familienpass in Bregenz. zum chancenreichsten Lebensraum für Der Familienpass bietet Vorarlbergs Familien InformatioKinder zu machen – eine Positionie­ nen zu Kultur- und Freizeitangeboten sowie ermäßigte rung, die auch die „Marke Vorarlberg“ Tarife bei Sport-, Kultur-, Elternbildungs- und Freizeit­ vorantreibt und mit Leben erfüllt. einrichtungen im Land Vorarlberg.

Vorarlberg Mitdenken

30


Wo fange ich an? 2020, Bregenz. Karl* sitzt am Schreibtisch und denkt nach. Vor Jahren hat er in einer kleinen Gemeinde gearbeitet. Alle Bewohnerinnen und Bewohner dort hatte er gekannt, die meisten sogar mit ihrem Vornamen begrüßt. Heute arbeitet er in einer Stadt, kennt nur die Menschen aus seinem direkten Umfeld – und alle anderen scheinen ihm mit Respekt, aber auch mit großer Distanz zu begegnen.

Vorarlberg Mitdenken Plattform 2019

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Projekte

Wie erreiche ich das breiteste Zielpublikum – auf Augenhöhe?

1.949

Online-Konsultationen bieten direkten Zugang zu einem sehr breiten Publikum und machen Tendenzen in der Bevölkerung transparent. Anliegen können erkannt und bearbeitet werden. Zukunft lässt sich gemeinsam gestalten.

Besucherinnen und Besucher

Info-Veranstaltung für Gemeinden und Landesabteilungen

1.121 Antworten

„Online-Konsultation vorarlberg.mitdenken. online“

91

Erkenntnisse

DO 23.04.2020, 18–19:30 Uhr Graf Hugo, Feldkirch

45

Wie funktioniert die Plattform „Vorarlberg Mitdenken“? Und welche Projekte können damit umgesetzt werden? Der Abend bietet Einblicke in die Funktionsweise und zeigt anhand von Praxisbeispielen, wie die Anwendung konkret funktioniert. Der Abend endet mit einem informellen Ausklang und bietet so Raum für Austausch mit anderen Teilnehmenden.

Entscheidungen, Stellungnahmen

1. 2. 3. * Karl hat in Wirklichkeit einen anderen Namen. Er arbeitet in der Landesverwaltung und setzt sich für die Anliegen der Bevölkerung ein. Soziale Beteiligung ist ihm sehr wichtig. Karl ist kein großer Fan von Social Media, weiß aber, dass sich online ganz neue Möglichkeiten auftun.

31

4.

5.

6.

Ich besuche die Website: www.vorarlberg.mitdenken.online Ich registriere mich mit meinen Kontaktdaten. Ich teile meine Ideen, Ratschläge und Bedürfnisse. Ich bin beteiligt, wenn Antworten gesammelt, verdichtet und analysiert werden. Ich erlebe, wie Erkenntnisse gewonnen und Entscheidungen getroffen werden. Ich bin mitverantwortlich für Entwicklungen.

Einblick


Die Möglichkeiten für Kinder- und Ju­ gendliche, ihre Gemeinde mitzugestal­ ten, wurden per Erhebung des Büros für Zukunftsfragen und der Kinder- und Jugendanwaltschaft unter die Lupe ge­ nommen. Das Ergebnis kann sich sehen lassen und macht Potenziale für die Verwirklichung von Mitspracherechten für junge Menschen sichtbar. Kinder- und Jugendliche haben Mitspracherechte. In vielen Ge­ meinden bestehen Beteiligungsmög­ lichkeiten. Neben dem guten Recht ist Kinder- und Jugendbeteiligung vor allem ein Potenzial. Junge Menschen wollen etwas bewegen. Sie bringen neue Perspektiven ein und können zu einer langfristig hohen Lebensqualität in Gemeinden beitragen.

84,5 %

79,8 %

Haben junge Leute in Vorarlberg etwas zu melden?

dauerhaft

anlassbezogen / punktuell

Haben junge Leute in Vorarlberg etwas zu melden?

Kinder

1,2 %

6 %

14,3 %

27,4 %

Jugendliche

Haben Kinder und Jugendliche dauerhaft oder anlassbezogen die Möglichkeit, sich in der Gemeinde einzubringen?

keine

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1. Inwiefern können junge Menschen ihre Mitspracherechte verwirklichen?

10 Kinderbeteiligung = unterdurchschnittlich (Mittelwert 10,7)

2. Welche Mitsprachemöglichkeiten bestehen in Vorarlbergs Gemeinden? 3. Welche Unterstützungsangebote sind hilfreich? Anhand dieser Leitfragen wurden alle 96 Gemeinden per OnlineFragebogen zur Teilnahme an der Befragung eingeladen. Kinderund Jugendbeteiligungsprojekte sind weit verbreitet. Die Einbin­ dung in die Gestaltung von Spiel- und Jugendplätzen ist zum Standard geworden. Dauerhafte Beteiligungsformen finden we­ nig Anwendung. Der „Partizipationsindex“ zeigt, dass im über­ wiegenden Teil der Gemeinden Jugendbeteiligung ermöglicht wird. Kinder haben weniger Möglichkeiten mitzuwirken. Jugend­ liche können sich in ländlichen und städtischen Gebieten ein­ bringen. Für Kinder in ländlichen Regionen trifft dies weniger zu.

Kooperation ist das Alpha und das Omega! Regios, Volksschulen und Kindergärten sind aktive Partnerorga­ nisationen zur Beteiligung von Kindern in ländlichen Gemeinden und können als solche gestärkt werden. Im Jugendbereich sind starke Kooperationsachsen zwischen Gemeinden, der Offenen Ju­ gendarbeit, der Jugend-Info und den Vereinen zu erkennen.

Partizipationsindex

Gute Fragen, gute Antworten!

13 Jugendbeteiligung = überdurchschnittlich (Mittelwert 11)

Schule 84,5 % Kindergärten 81,0 % Eltern 71,4 % Vereine 60,7 %

Ohne Moos nix los! Kinder- und Jugendbeteiligung ist arbeits- und kostenintensiv. Gemeinden können Landesförderungen für externe Begleitung erhalten. Personalaufwände sind durch die Gemeinden zu tra­ gen. Für viele kleinere Gemeinden ist dies eine Herausforderung. Eine Ausweitung der Unterstützungsangebote in dieser Hinsicht wird gewünscht. Zudem werden mehrjährige Fördervereinba­ rungen angeregt.

Ja, aber! Haben junge Leute in Vorarlberg was zu melden? Ja, aber! In Summe ist eine hohe Beteiligungsaktivität in Vorarlberg erkenn­ bar. Sowohl in der Kinderbeteiligung (ländliche Gemeinden) als auch in der Jugendbeteiligung (dauerhafte Beteiligungsmöglich­ keiten) besteht Luft nach oben. In beiden Altersklassen stellen aktive Gemeinden und Regionen beispielgebende Beteiligungs­ angebote bereit, welche als Impuls für andere Kommunen hilf­ reich sein können.

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Schule 79,8 % Vereine 78,6 % Offene Jugendarbeit 73,8 % Eltern 58,3 %

Welche Kooperationspartnerinnen und –partner sind in die Kinder- und Jugendbeteiligung eingebunden?

Einblick


Welches Potenzial steckt in der LandStadt Vorarlberg?

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Welches Potenzial steckt in der LandStadt Vorarlberg? In Vorarlberg treffen (kleine) Städte und aufstrebende Dörfer aufeinander. Weder Stadt- noch Landflucht sind hier derart stark ausgeprägt wie andernorts. Der Begriff der progressiven Provinz fällt immer wieder in Zusammenhang mit Vorarl­ berg. Doch wie diese progressive Provinz funktioniert, was sie ausmacht, ist noch nicht hinreichend erforscht. Das Pro­ jekt LandStadt begibt sich auf die Suche nach einem besseren Verständnis darüber, wer wir sind und wer wir sein können. Die Potenziale, die dieses Dazwischen beinhaltet, wollen ent­ deckt und gemeinsam genutzt werden. LandStadt will dabei Fragen aufwerfen, zum Nachdenken anregen und somit die Auseinandersetzung mit dem Thema fördern. Was heißt es, Dorf zu sein im Jahr 2020? Wie viel Land braucht die Stadt? Wie viel Stadt braucht das Land? Wie gelingt eine bessere Zusammenarbeit?

Die Phänomene verstehen In verschiedenen Prozessschritten gibt es die Möglichkeit, sich mit diesen Fragen zu beschäftigen. Fach­inputs aus diversen Disziplinen liefern die Außensicht, Praktikerinnen und Prak­ tiker erzählen von den Alltagserfahrungen in der LandStadt. Ob Raumplanung, Architektur, Bildung oder Politik, die Aus­ einandersetzung mit den Phänomenen schärft den Blick auf unseren Lebensraum. Dabei braucht es nicht nur Wissen, son­ dern auch Zeit und Raum, um sich auszutauschen. Eine Prologphase mit diversen Projekten bietet viele Möglichkeiten, ein besseres Verständnis für die Land­ Stadt Vorarlberg zu entwickeln. Dabei wird das Thema von verschiedenen Perspektiven aus beleuchtet. So fragen sich Vertreterinnen und Vertreter der Gemeinde- und Regional­ entwicklung in Kamingesprächen, ob es in jeder Region ein Hallenbad, Sportstätten und die volle Auswahl an Schulen braucht. Auch die Frage, ob Gemeindezusammenlegungen eine Lösung sein können und wie verstärkt regional koope­ riert werden kann, beschäftigt Menschen auf Gemeindeebene. Eine Kernerkenntnis ist dabei, dass in einer im­ mer kleiner werdenden, schnelllebigen Welt die Ansprüche steigen. Die Sehnsucht nach der übersichtlichen, ländlichen Idylle trifft auf die Versprechungen einer globalen, urbanen Gesellschaft: mehr Raum, mehr Mobilität, unbegrenzte Wa­ renwelt und der Traumjob um die Ecke. Und klar wird dabei auch: die Herausforderungen in Vorarlberg für ländliche und urbane Gegenden sind ähnlich. Es wird notwendig sein, mehr voneinander zu lernen und miteinander zu agieren.

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LandStadt Vorarlberg ist eine Kooperation von Büro für Zukunftsfragen, Bodensee Vorarlberg Tourismus, Kongresskultur Bregenz, Stadtkultur Feldkirch und vai Vorarlberger Architektur Institut. Nähere Informationen: www.landstadt-vorarlberg.at

Die LandStadt gestalten Ein weiteres Projekt beschäftigt sich mit der Frage, wie der chancenreichste Ort für Menschen mit Kindern in der Land­ Stadt aussieht, und setzt sich dabei mit dem Konzept der dritten Orte auseinander. Diese Begegnungsorte bieten ein besonderes Potenzial für den Chancenreichtum und ein ge­ lingendes Zusammenleben in der LandStadt. Näheres zu die­ sem Projekt und über die Gestaltung des chancenreichsten Ortes gibt es im Artikel „Design für den Tisch. Design für den Stuhl. Design für das Denken?“ auf Seite 36 zu entdecken. In der Auseinandersetzung mit der LandStadt Vorarlberg ist eines immer klarer geworden, die Grenzlinie zwischen Land und Stadt läuft nicht entlang von Orts- bzw. Regionsgrenzen, sondern in den Köpfen quer durch alle Ge­ meinden und Städte. Und die LandStadt Vorarlberg erzählt viele unterschiedliche Geschichten.

LandStadt soll eine Plattform und ein Ort des Austausches sein und einen Rahmen bieten, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Und damit das Projekt zu so einem Ort wird, braucht es die Mitwirkung vieler. In der Online-Umfrage zur LandStadt geht es um deine Meinung. Bist du ein Landoder Stadtmensch? Wie lebst du in Vorarlberg? Wie bewegst du dich fort? Auf der Seite www.landstadt-­ vorarlberg.at/erhebung kannst du ganz einfach mitmachen.

Einblick


Design für den Tisch. Design für den Stuhl. Design für das Denken?

Design für das Denken?

Es waren einmal … sagen wir, sieben Zwerge. Sie bauten Schaukelpferde, hunderte, tausende davon. Einer konnte gut hobeln, der hobelte. Immer. Einer konnte gut schnitzen, der schnitzte immer das Gesicht. Einer machte Mähne und Schwanz, das hatte er auch schon immer gemacht. Und ei­ ner kümmerte sich um die Farbe, bei jedem einzelnen Pferd, jedes einzelne Mal. Dann plötzlich, eines Tages, da schrie einer: Ich will hier raus! Vielleicht war es das Schaukelpferd gewesen, später wusste das keiner mehr. Aber von da an war klar, dass sie irgendetwas übersehen hatten: vielleicht ein Bedürfnis, vielleicht eine Veränderung, vielleicht einfach nur den Wandel der Zeit. Zum Glück hatte das Schaukel­ pferd einen geheimnisvollen Freund, genannt Dark Horse, ein Freund von innovativen Methoden. Seither arbeiten die sieben Zwerge mit „Design Thinking“. Mit gänzlich neuer Denkhaltung lösen sie ihre Probleme und entwickeln fan­ tastische Ideen. Und weil ihre Ideen nie gestorben sind, tun sie das noch heute.

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Was ist Design Thinking?

Buchtipp

Wenn ein Designer ein Problem löst, dann versucht er, eine Anwender-Perspektive einzunehmen. Er versetzt sich in die Lage jener Menschen, die später sein Produkt nutzen sollen. Er beschäftigt sich mit räumlichen und sozialen Gegebenhei­ ten. Er arbeitet interdisziplinär, denn einerseits erforscht er seine Thematik bis ins kleinste Detail – und andererseits will er eine einfache und selbstverständliche Antwort. Verglei­ chen könnte man diese Vorgehensweise mit Sherlock Holmes und MacGyver: Sherlock gibt sich erst zufrieden, wenn er alle relevanten Dimensionen eines Problems durchdrungen hat. Und MacGyver möchte das Problem mit einfachen, aber passenden Mitteln lösen. Design Thinking ist eine Methodensammlung, ein Prozess und eine Denkhaltung. Das Ziel ist eine lebendige In­ novationskultur, voller Abwechslung, Kreativität und Ideen­ reichtum, wobei folgende Prämissen im Vordergrund stehen:

1. Radikale Nutzerzentrierung 2. Handlungsfähigkeit statt Wissenschaftlichkeit 3. Kreativität durch Kollaboration

Verstehen

Beobachten

Verstehen: Interdisziplinärer Wissensabgleich und Projektplanung Beobachten: Über Nutzerrecherchen latente Bedürfnisse aufspüren

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Digital Innovation Playbook, Dark Horse Innovation Unverzichtbares Arbeitsbuch mit über 40 Methoden und konkreten Tipps für den Innovationsprozess

Die einzelnen Schritte im Design-Thinking-Prozess sind nicht immer linear angeordnet. In einem iterativen Prozess werden immer wieder Schleifen gedreht, Schritte nach vorne und nach hinten gemacht. Der Prozess dient somit als Richt­ schnur, als Wegweiser. Wie so ein Design-Thinking-Prozess konkret aussehen kann, zeigt die erste Anwendung der Me­ thode im LandStadt Projekt.

Synthese

Ideen

Prototypen

Testen

Synthese: Analyse der Feldrecherche, Empathie, Setzen von Rahmenbedingungen

Prototypen: Schnelle Umsetzung der ausgewählten Ideen in erlebbare Prototypen

Ideen: Entwicklung und Auswahl von Produkt-, Projekt- oder Serviceideen

Testen: Nutzertests der Prototypen, daraus lernen und Verbesserungen ermöglichen

Einblick


Zwischenräume in der LandStadt Dritte Orte, als Räume außerhalb des Arbeits- und Wohnortes, sind spannende Orte des Dazwischen. In der LandStadt Vorarl­ berg können diesen Orten besondere Bedeutungen zukommen. Sie bieten Möglichkeiten der Begegnung, des Austauschs und können vor allem für Menschen mit Kindern einen Beitrag zur Lebensqualität und zum Chancenreichtum leisten. Daher beschäftigte sich das Projekt mit folgender Challenge:

Gestalte den chancenreichsten Ort in der LandStadt für Menschen mit Kindern! Um sich einer Herausforderung zu stellen, lohnt es sich, das Arbeitsfeld wirklich – und zwar tiefgreifend – zu verstehen. Was finden wir vor an Bedürfnissen und Menschen, an Si­ tuationen und Hintergründen? Neben einer klassischen Re­ cherche über das Konzept der dritten Orte, Familien in Vor­ arlberg und Megatrends, stehen bei Design Thinking immer die Nutzerinnen und Nutzer als Expertinnen und Experten ihrer Lebenswelt im Vordergrund. Welche Bedürfnisse haben Familien in Vorarlberg? Was braucht es für ein chancenrei­ ches Leben? In Interviews mit Vätern und Müttern werden Antworten auf die Fragen gesucht. Ob Vater in Karenz, al­ leinerziehende Mutter oder Großfamilie, in den einstündigen Gesprächen steht ihre Sicht auf das Leben in der LandStadt im Vordergrund.

Design für das Denken?

Alle Ergebnisse werden auf Post-its festgehalten, sichtbar im Raum aufgehängt (Wände, Fenster, Kästen ...) und dem Team präsentiert. Im Laufe des Prozesses wächst das Wissen und mit ihm die Post-it-Wände. Interviews am besten bei den Personen zu Hause durchführen, hier fühlen sie sich wohl und wir können ihre Umgebung kennenlernen. Wir arbeiten mit offenen Fragen und starten mit Fragen nach konkreten Erlebnissen, durch mehrmaliges Nachfragen kommen wir in die Tiefe. Wichtig: 80 % Zuhören, 20 % Sprechen. Am besten zu zweit: eine Person schreibt mit, die zweite führt das Interview.

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Von den Bedürfnissen zum LandStadt Hipster

Es wird über den Wunsch nach Zu­ gehörigkeit gesprochen und über die Sehnsucht, Gleichgesinnte zu treffen, übers „Ghörig“-Sein und den Chancen­ reichtum, über die kleinen und großen Herausforderungen im Alltag, über Möglichkeiten sich einzubringen und über Orte der Begegnung. In den Inter­ views werden gemeinsame Bedürfnisse entdeckt, gesammelt und im Prozess der Synthese zu einer fiktiven Persona zusammengeführt. Und so wurde Georgie, der LandStadt Hipster, ins Leben gerufen. Als Persona steht er für viele Erkennt­ nisse und Einsichten aus den Inter­ views. Georgie ist Anfang dreißig, Vater von zwei Kindern und lebt mit seiner Freundin in Dornbirn. Er liebt seine

Plattensammlung und das wöchent­ liche Bouldern mit seinen Freunden. Georgie würde sich gerne einbringen, findet aber im aktuellen Angebot in Vorarlberg nicht das Richtige für sich. In Georgie schlummert viel Potenzial, die LandStadt aktiv mitzugestalten, doch es fehlen ihm die Mitstreiterinnen und Mitstreiter und der nötige Rahmen. Wie können wir Georgie dabei helfen, die LandStadt mitzuge­ stalten, und dazu beitragen, dass diese auch für seine Kinder lebenswert ist? Mit dieser Frage wechselt der Prozess nun vom Problemraum in den Lö­ sungsraum. MacGyver, als kreativer Lösungsfinder, löst den forschenden Sherlock Holmes ab.

Weil alte Gedanken nur selten zu neuen Ergebnissen führen Und dann kommt einer der wichtigsten Schritte im DesignThinking-Prozess, die Ideensammlung. Keine Idee ist zu ver­ rückt, um nicht die eine oder andere Grenze zu verschieben – und Unerwartetes möglich zu machen. Jedes „Ja, aber …“ kann ersetzt werden durch ein „Ja, und …“. Design Thinking arbeitet dabei mit verschiedensten Methoden, vom klassi­ schen Brainstorming über den Ideenturm, bei dem eine Idee im Team immer weitergesponnen wird. Aus abstrakten Ideen werden im nächsten Schritt greifbare Prototypen entwickelt. Ein Prototyp ist dabei kei­ neswegs ein fertig entwickeltes Produkt, sondern ein einfa­ ches Mittel der Kommunikation. Ein Karton stellt zum Bei­ spiel einen mobilen Raum dar, der mit diversen Spielsachen für Kinder gefüllt wird. Oder ein Plakat zeigt einen ersten Entwurf, wie ein Prozess zur Förderung von dritten Orten aussehen kann. Georgie ist dabei immer präsent. Unter dem Motto „lieber früh scheitern“, werden die ersten Prototypen mit Nutzerinnen und Nutzern getestet und stetig weiterentwickelt. Würdest du dieses Angebot nut­ zen? Was fehlt dir? Aus vier Prototypen werden zwei und spä­ ter eine immer konkreter werdende Idee. Immer wieder wird diese hinterfragt und im nächsten Schritt mit Stakeholdern durchleuchtet, um der Umsetzung näherzukommen. So ent­ steht ein Projekt, in dem Georgie sein Potenzial nutzen kann, in dem Georgie aktiv in der LandStadt mitgestalten kann. Iteration?! Anstrengend. Aber es lohnt sich, oder?

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Bau doch mal deinen eigenen Ideenturm! Zwölf Post-its auf ein A4 Blatt kleben, links unten die Idee aufschreiben und im Kreis weiterreichen, auf dem nächsten Post-it die Idee weiterdenken, weitermachen, bis das Blatt voll ist, und über die ausgefallenen Ideen staunen. Eine genaue Anleitung und Vorlagen findest du auch hier: www.vorarlberg.at/zukunft

Prototypen müssen nicht immer Basteleien sein, manchmal reicht ein Plakat. Organisiere trotzdem ein paar Utensilien wie Kartons, Pfeifenputzer oder Schnüre. Auch abstrakte Projekte lassen sich so darstellen!

Einblick


Wer bin ich? Text: Vorname Nachname Fotografie: Name Nachname

V. l. n. r.: Michael Lederer, Christiane Schallert, Tamara Wintereder, Christoph Kutzer, Bertram Meusburger, Kriemhild Büchel-Kapeller, Judith Lutz und Stefan Lins

Wer bin ich?

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Ich bin 20 Jahre alt. Gefeiert hab ich im Dezember, im klei­ nen Rahmen. Wirken möchte ich im Großen. Dabei geht es gar nicht um mich. Ich habe mir einfach sehr viele Gedanken zur Zukunft gemacht, in diesen 20 Jahren. Habe in der Sozio­ logie, der Politikwissenschaft, der Kulturwissenschaft sowie im Umwelt- und Bioressourcenmanagement gearbeitet. Habe interdisziplinär, mit acht und mehr Köpfen gedacht. Habe vieles ausprobiert, überall nach Antworten gesucht. Mich oft getrieben und alles andere als mächtig gefühlt. Und dann be­ merkt, dass ich durchaus handlungsfähig bin. Und nicht al­ lein. Mir ist bewusst geworden, dass wir diese Frage nach der Zukunft alle stellen. Und dass wir auf komplexe Fragen nur gemeinsam Antworten finden. Wir leben zusammen – und für uns alle soll dieses Zusammenleben ein gutes sein. Also möchte ich mit den Menschen um mich herum die Zukunft gestalten. Das ist das Große. Und weil es ein weiter Weg ist bis in die Zukunft, gehe ich viele kleine Schritte. Ich möchte die verschiedensten Menschen errei­ chen – und auf kreative und lustvolle Art ihre Begeisterung für Zukunftsfragen wecken. Ich teile meine Erfahrung und biete meine Begleitung an. Und ich setze konkrete Maßnah­ men und Projekte um, in den Bereichen Engagement, Be­ teiligung, Sozialkapital und Regionalentwicklung. Klingt theoretisch? Ist es gar nicht. Engagement ist ein Funke, der in jedem Menschen scheinbar aus dem Nichts heraus ent­ springen kann. Beteiligung ist für manche längst Teil ihres Lebens, für andere eine unerwartete Bereicherung. Sozialka­ pital ist alles, was uns miteinander verbindet. Und Regional­ entwicklung meint ganz einfach die Gestaltung jenes Orts, an dem wir auch morgen noch gut und gerne leben möchten.

Ich bin mir sicher: Wo immer wir im Kleinen Verantwortung übernehmen, wirken wir aufs große Ganze. Ich wünsche mir, dass wir diese Verantwortung schon heute übernehmen. Denn die Zukunft beginnt nicht erst morgen. Sie beginnt jetzt, hier und mit dir wie mit mir. Ich bin 20 Jahre alt. Ich bin das Büro für Zukunftsfragen.

Mehr über unsere Arbeit gibt es hier zu entdecken: www.vorarlberg.at/zukunft

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Einblick


On the Road

Eine lernende Organisation entwickelt sich ständig weiter, dafür braucht es einen Blick über den Tellerrand. Wie gehen andere Regionen mit bestimmten Themen um? Was kann von anderen gelernt werden? Lernend beim Entdecken von neuen Methoden, Ansätzen und Forschungen und Input gebend bei Kongressen, Vorträgen und Workshops ist das Büro für Zukunftsfragen in vielfältigen Rollen national und international unterwegs. Denn Wissen will geteilt werden. Ein kleiner Auszug aus dem Jahr 2019.

Preisverleihung für aha plus 7. November, Maastricht Welche neuen Lösungen gibt es für komplexe Herausforderungen im Ver­ waltungsbereich? Die besten Innova­ tions­­ projekte wurden beim europäi­ schen Verwaltungswettbewerb mit dem EU-Excellence Award „EPSA“ ausgezeichnet. Unter den glücklichen Gewinnern ist auch das Team von aha plus und Christoph Kutzer. Das Anerkennungssystem für engagierte Jugendliche aha plus erreichte in den Niederlanden den zweiten Platz.

On the Road

V. l. n. r.: Gracia Vara Arribas und Marco Ongaro (EPSA), Christoph Kutzer (Büro für Zukunftsfragen/ Land Vorarlberg), Barbara Österle, Elmar Huber und Dietmar Übelher (aha – Jugendinfo Vorarlberg)

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Stadt und Land in die Zukunft denken – Tagung 9. April, Linz Wie können die 17 globalen Nachhaltigkeitsziele (SDG) auf lokaler Ebene umgesetzt werden? Im Rahmen der Fachta­ gung sprach Kriemhild Büchel-Kappeler in ihrem Fachvor­ trag über die kommunale Enkeltauglichkeit und gab Impulse für eine positive Zukunftsentwicklung, deren Schlüssel die Beziehungskultur zwischen den Menschen ist.

StadtLandSchluss – Transdisziplinäres Symposium 17.–18. Oktober, Marktoberdorf im Allgäu Unter dem Motto „Was wäre, wenn…?“ beschäftigt sich das Symposium mit neuen Perspektiven zum Land und dessen Potenzialen und Entwicklungsräumen. Bertram Meusburger lernte im Rahmen von Vorträgen und Inputs verschiedens­ ter Disziplinen, von Architektur über Philosophie, Soziologie, Landwirtschaft und Regionalentwicklung, neue Blickwinkel zum Thema ländliche Entwicklung kennen.

Stadt und Land in die Zukunft denken, Linz

Creative Bureaucracy Festival 20.–21. September, Berlin Wie entwickelt sich die Verwaltung wei­ ter und mit welchen kreativen Methoden kann die Zukunft der Bürokratie gestal­ tet werden? Christoph Kutzer, Michael Lederer und Bertram Meusburger be­ schäftigten sich als Teilnehmende mit neuen Ansätzen im Bereich Gov Lab und Behavioural Design, ein Festival für den Austausch von nationalen und internationalen Vordenkenden und Innovatorinnen und Innovatoren der Verwaltung.

Demokratiekonferenz 29. November, Stuttgart

Demokratiekonferenz, Stuttgart

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Was braucht es für eine zukunftsfähige Demokratie und wie kann mit den aktuellen Herausforderungen umgegangen werden? Bei einem Impulsreferat sprach Michael Lederer über das Thema Zufallsbürgerinnen und Zufallsbürger. Die Institutionalisierung der partizipativen Demokratie wird auch international zunehmend relevanter, wie Beispiele aus Ost-Belgien, Frankreich und Deutschland zeigen.

Einblick


Zahlen 2019 1 Stunden im 8 9 . Jah 10 r

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11,2 %

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Freiwilliges Engagement

21,9 %

Systemleistungen

4,2 %

29,9 %

Öffentlichkeitsarbeit

Bürgerbeteiligung

32,7 %

Zusammenarbeit

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127.000

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288.000

Sachaufwand nach Arbeitsbereich in Euro

Zahlen 2019

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Hundejahre? Acht Jahre Feel Good Manager und BurnoutPräventionierer. Ich bin Kalle, der Bürohund. Weil ich viele Tage im Büro ver­ bringe, bekomme ich so einiges mit. Sehe Dinge, die den an­ deren vielleicht gar nicht so auffallen. Auf dieser Seite werde ich euch über meine Sicht auf das Zukunftsbüro erzählen. Und heute erfahrt ihr mal etwas über mich. Beteiligung … Engagement … Regionalentwick­ lung … von was die immer reden. Sozialkapital. Ich bin auch Sozialkapital. Ich bring die Leute zusammen. Und jemand ist immer für mich da. Also ich mein, ganz echt, ich bin jemand zum Gernhaben. Und ich glaub wirklich, dass das das Aller­ wichtigste ist. Etwas zu haben, was man gern hat. Etwas zu machen, was man gern macht. Das klingt oft alles so ernst, wenn die ihre Besprechungen haben. So viele Wörter – für so einfache Dinge. Ich mein, wenn einer tut, was er gerne tut, dann macht bald mal ein anderer mit. Und ab und zu muss man sich halt überwinden. Und trotzdem rausgehen! Also, Regen zum Beispiel, den mag ich ja auch nicht, über­ haupt nicht sogar. Aber endlos lange Bürotage sind deshalb auch nicht besser. Manchmal muss man einfach aufstehen, sich einen Ruck geben und tun, was man schon längst tun wollte. Da zieht man sich sein bestes Halstuch über und ver­ breitet mal einfach ein bisschen Liebe. Erinnert die anderen dran, dass sie Pausen machen sollen. An die frische Luft ge­ hen. Oder einfach lachen. Über irgendwas, einfach irgendwas reden – oder laut bellen, wenn es mal raus muss. Ich finde, man kann alles zelebrieren. Die Mittagspause am See. Das gute Fressen. Den neuen Morgen. Die Sonne. Sich selbst und die Lebendigkeit.

Ganz ehrlich, ich glaub, mich mögen eigentlich alle. Sogar die, die gar keine Hunde mögen. Warum das wohl so ist? Na ja. Passt ja. Ich mag sie nämlich auch.

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Hundejahre?

Ich bin Kalle, der Bürohund

Warum Kalle so eine Bereicherung für das Büro ist? Hier haben wir die wissenschaftliche Antwort: Bei regelmäßigen Streicheleinheiten schütten Hunde und Menschen Oxytocin aus. Dieses Hormon erhöht die Bindung, animiert zu sozialen Kontakten, senkt den Blutdruck, verlangsamt die Herzfrequenz und hilft dabei, das Stresshormon Cortisol abzubauen. Weiters sorgen die notwendigen Spaziergänge für frische Luft und ausreichend Pausen. Und Spielpausen können helfen, Anspannungen abzubauen.

Einblick


FAQ Keine Antwort ist so klug wie eine Frage. Wir konfrontieren uns mit Fragen, häufig und viel. Und weil sich manche davon wiederholen, bilden wir sie hier ab. Diesmal mit dem Schwerpunkt: Alles rund ums ZuB.

„ZuB“ klingt lustig. Was heißt es aber genau? ZuB steht für Zukunftsbüro. Der offi­ zielle Name jedoch lautet: Büro für Zu­ kunftsfragen. Besser als früher! Da hieß es UID = Umwelt-Informationsdienst. 1992 aus dem Umweltinstitut entstan­ den, informierte es über Umwelt- und Nachhaltigkeitsthemen und erweiterte ab 1999 seinen Fokus. Als Büro für Zukunftsfragen sorgt es seither für die komplexe, zuständigkeitsübergreifende Aufbereitung von Zukunftsfragen.

Was tut ihr eigentlich den ganzen Tag? Manchmal mehr, als in einen Tag passt. Manchmal weniger, als wir gern wür­ den. Definitiv aber mehr, als ein Ma­ gazin je wiedergeben könnte. Trotzdem wollen wir auf diesem Weg einige unse­ rer Projekte teilen. Unsere Arbeit erleb­ bar machen. Verbündete finden. Und gemeinsam weitergehen.

Macht man da wieder World Café und müssen wir in einem Stuhlkreis sitzen? Wir können auch auf dem Boden sitzen. Oder im Wald. Wichtig ist, dass wir ei­ nander auf Augenhöhe begegnen, ohne Hierarchie, in Wertschätzung und so, dass alle sich gegenseitig sehen. Oder eben im World Café: In Gruppen von vier bis fünf Personen können wir uns einbringen und austauschen. Die At­ mosphäre ist entspannt, der Aufwand klein, die Wirkung groß.

Wenn ich euch besuchen will – ihr seid eh im Landhaus, oder? Nein, wir treffen uns beim Skateshop. Genauer: oben drüber. Noch genauer: in der Jahnstraße 13–15, jenem Neben­ gebäude des Landhauses, das wir uns mit der Abteilung Umwelt- und Klima­ schutz, Teilen der Raumplanung, der Tierschutzombudsstelle und der Abtei­ lung Lebensmittelsicherheit teilen.

Wer arbeitet da? Und haben die auch studiert? Acht Leute arbeiten da. Lern- und ex­ perimentierfreudige Pionierinnen und Pioniere, die aus verschiedenen Rich­ tungen kommen und gern kooperieren. Politikwissenschaft, Soziologie, Kul­ turwissenschaft, Umwelt- und Biores­ sourcenmanagement sowie Publizistik sorgen für Interdisziplinarität. Und ein Hund. Ganz ohne Studium.

Kann man bei euch ein Praktikum machen? Ja. Da gibt es zum Beispiel das zwölf­ monatige Verwaltungspraktikum. Das ist weniger trocken, als es klingt. Es startet jeweils im September, Bewer­ bungen laufen ab dem Frühjahr. Und dann gibt es noch die Chance auf ein vierwöchiges Praktikum im Sommer oder ein Pflichtpraktikum außerhalb der Sommermonate. Weitere Infos bie­ tet die Personalabteilung des Landes.

Noch Fragen? Schreibt uns! zukunftsbuero@vorarlberg.at

Frequently Asked Questions

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Ausblick 47


FAQ Keine Antwort ist so klug wie eine Frage. Wir konfrontieren uns mit Fragen, häufig und viel. Und weil sich manche davon wiederholen, bilden wir sie hier ab. Diesmal mit dem Schwerpunkt: Alles rund ums ZuB.

„ZuB“ klingt lustig. Was heißt es aber genau? ZuB steht für Zukunftsbüro. Der offi­ zielle Name jedoch lautet: Büro für Zu­ kunftsfragen. Besser als früher! Da hieß es UID = Umwelt-Informationsdienst. 1992 aus dem Umweltinstitut entstan­ den, informierte es über Umwelt- und Nachhaltigkeitsthemen und erweiterte ab 1999 seinen Fokus. Als Büro für Zukunftsfragen sorgt es seither für die komplexe, zuständigkeitsübergreifende Aufbereitung von Zukunftsfragen.

Was tut ihr eigentlich den ganzen Tag? Manchmal mehr, als in einen Tag passt. Manchmal weniger, als wir gern wür­ den. Definitiv aber mehr, als ein Ma­ gazin je wiedergeben könnte. Trotzdem wollen wir auf diesem Weg einige unse­ rer Projekte teilen. Unsere Arbeit erleb­ bar machen. Verbündete finden. Und gemeinsam weitergehen.

Macht man da wieder World Café und müssen wir in einem Stuhlkreis sitzen? Wir können auch auf dem Boden sitzen. Oder im Wald. Wichtig ist, dass wir ei­ nander auf Augenhöhe begegnen, ohne Hierarchie, in Wertschätzung und so, dass alle sich gegenseitig sehen. Oder eben im World Café: In Gruppen von vier bis fünf Personen können wir uns einbringen und austauschen. Die At­ mosphäre ist entspannt, der Aufwand klein, die Wirkung groß.

Wenn ich euch besuchen will – ihr seid eh im Landhaus, oder? Nein, wir treffen uns beim Skateshop. Genauer: oben drüber. Noch genauer: in der Jahnstraße 13–15, jenem Neben­ gebäude des Landhauses, das wir uns mit der Abteilung Umwelt- und Klima­ schutz, Teilen der Raumplanung, der Tierschutzombudsstelle und der Abtei­ lung Lebensmittelsicherheit teilen.

Wer arbeitet da? Und haben die auch studiert? Acht Leute arbeiten da. Lern- und ex­ perimentierfreudige Pionierinnen und Pioniere, die aus verschiedenen Rich­ tungen kommen und gern kooperieren. Politikwissenschaft, Soziologie, Kul­ turwissenschaft, Umwelt- und Biores­ sourcenmanagement sowie Publizistik sorgen für Interdisziplinarität. Und ein Hund. Ganz ohne Studium.

Kann man bei euch ein Praktikum machen? Ja. Da gibt es zum Beispiel das zwölf­ monatige Verwaltungspraktikum. Das ist weniger trocken, als es klingt. Es startet jeweils im September, Bewer­ bungen laufen ab dem Frühjahr. Und dann gibt es noch die Chance auf ein vierwöchiges Praktikum im Sommer oder ein Pflichtpraktikum außerhalb der Sommermonate. Weitere Infos bie­ tet die Personalabteilung des Landes.

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Ausblick: Wie geht es weiter? 49


Von zwei Seiten

Buch Jan Brandt ist auf Wohnungssu­ che in Berlin, als er erfährt, dass das Haus seines Urgroßvaters in Irhove kurz vor dem Abriss steht. Der junge Mann nimmt den Kampf auf, um das Symbol seiner Herkunft, den alten Gulfhof zu retten. Zwei Bücher in ei­ nem, die vom Ankommen in der Stadt und der Wiederentdeckung der alten Heimat erzählen. Ein spannender Blick auf Land und Stadt. Eine Wohnung in der Stadt – ein Haus auf dem Land Jan Brandt

Potenziale

Dokumentation Geschäfte, die leer stehen, Betriebe, die schließen müssen, und junge Menschen, die wegziehen – die Landflucht stellt das Dorf auf die Probe. Wie können Dörfer trotzdem lebendig bleiben? Die Dokumentation macht sich auf die Suche nach Men­ schen, die mit ihren Ideen das Dorf weiterleben lassen. Inspiration für ein neues Zusammenleben! Rettet das Dorf Teresa Distelberger

Buch- und Filmtipps

Abgehängt

Mut zum Irrtum

Dokumentation Warum verlieren im­ mer mehr Menschen das Vertrauen in die Politik und was bedeutet das für die Demokratie? Der Film führt uns quer durch Europa und zeigt Menschen, die mit ihrer Ohnmacht und Wut allein ge­ lassen sind. Die spannende Dokumen­ tation ist nicht nur ein Warnruf für die Demokratie, sondern zeigt neue Blick­ winkel auf.

Buch Innovation ist in aller Munde, doch was braucht es dafür wirklich? Wolf Lotter plädiert für eine bestän­ diges Infrage-Stellen und Experimen­ tieren. Denn nur, wenn alte Wege verlassen werden und interdisziplinär gedacht wird, kann Neues entstehen. Ein Motivationsbuch, das Barrieren nicht nur im Kopf abbaut.

Mind the Gap Robert Schabus

Innovation – Streitschrift für barrierefreies Denken Wolf Lotter

Perspektivenwechsel

Blick aufs Schöne

Buch Oft müssen wir im Arbeitsalltag mit Menschen zusammenarbeiten, de­ ren Meinungen wir nicht teilen. Wie kann Kollaboration trotzdem gelingen? Der Prozessbegleiter Adam Kahane zeigt neue Ansätze der Zusammen­ arbeit auf und liefert praktische Tipps für die Arbeit mit komplexen Heraus­ forderungen. Lesenswert!

Dokumentation Dieser atmosphärische Film begibt sich auf die Suche nach dem Schönen und Guten, unterwegs auf neuen Wegen. Er erzählt Geschich­ ten über ein gutes, gelungenes Leben, über Verbundenheit in Musik, Natur und Gesellschaft. Er macht Mut, zeigt neue Perspektiven und besondere Men­ schen und bietet dabei viel Inspiration für eine zukunftsfähige Welt.

Collaborating with the Enemy Adam Kahane

But Beautiful Erwin Wagenhofer

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Blick in die Glaskugel

Wir fragen an dieser Stelle Vorarlbergerinnen und Vorarlberger, wie ihre schönste Zukunftsvision aussieht. Hier ist Platz für gute Aussichten. Ich sehe eine gesellschaftliche Transformation, die von der gelebt und es als echte Chance wahrgenommen wird, auch Idee der Inklusion geleitet und getragen ist. Ich sehe Schulen, das Fremde, das Schwache und vordergründig Unberechen­ die nicht nur Faktenwissen, Algebra und Grammatik ver­ bare, Unkontrollierbare mit einzubeziehen. Für neue, un­ mitteln, sondern genauso Eigen- wie Weltverantwortung, konventionelle Denkmöglichkeiten, die hinein in kreative, Empathie, demokratische Werte, kritische Reflexion und bahnbrechende Lösungen führen. Da tut sich vor meinem vernetztes Denken. Ich sehe eine Kultur entstehen, die Ja inneren Auge eine Gesellschaft auf, die sich das Prädikat zum Fehlermachen sagt, Scheitern als Möglichkeit zum Ge­ „chancenreich“ in erster Linie über Mitmenschlichkeit, Für­ scheiterwerden versteht und gleichzeitig eine Atmosphäre sorge, Nachhaltigkeitssinn und Ideenreichtum verdient hat. von Zutrauen und Mut schafft. Und vor allem unsere Kinder Naiv? Aber was, wenn es doch möglich wäre? zum gemeinsamen Hinterfragen, Philosophieren und Expe­ rimentieren anstiftet. Ich sehe Gemeinschaften wachsen, die Simone Fürnschuß-Hofer alle Kinder willkommen heißen. Schulen, in denen Vielfalt

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Blick in die Glaskugel

Ausblick


Termine ab April 2020 Bildungs­ programm für freiwillig Engagierte Projekt­schmiede: Gemeinsam Wandel gestalten Sie haben ein konkretes Projekt, bei dem Sie alleine nicht weiterkommen? Sie haben den Mut, mit anderen über Ihre Vorhaben zu sprechen, und sind offen, deren Erfahrungen und Meinungen zu hören? Herzlich willkommen bei der Projektschmiede! Die Projektschmiede schafft einen klaren Rahmen, in dem konkrete Projekte gemeinsam bearbeitet werden können und die Fähigkeit, sich ko-kreativ einzu­ bringen, trainiert und kultiviert wird.

MO 20.04.2020, 18:30–20:30 Uhr Sicherer Umgang mit Persönlich­keitsund Urheberrechten Bei der Vereinssitzung, beim Auftritt im Internet, bei Veranstaltungen und anderen öffentlichen Auftritten sind urheberrechtliche Bestimmungen zu beachten. Man sollte daher wissen, ob und in welche Form Fotos verwendet, bearbeitet oder publiziert werden dür­ fen, ob man Texte zitieren muss oder nicht. Dazu gilt es, die Bestimmungen der DSGVO im Umgang mit fremden Daten zu beachten. Denn auch Unwis­ senheit schützt vor Strafe nicht. Referent: Christian Wally

DO 16.04.2020, 13:30–17 Uhr Bregenz, vorarlbergmuseum MO 27.04.2020, 18–21:30 Uhr Feldkirch, Jugendhaus Graf Hugo MI 13.05.2020, 18–21:30 Uhr Bludenz, Fabrik Klarenbrunn DI 09.06.2020, 18–21:30 Uhr Bregenzer Wald, nähere Infos folgen DO 18.06.2020, 13:30–17 Uhr Bregenz, vorarlbergmuseum

Anmeldung: www.aoh-vorarlberg.at/ projektschmiede

Termine ab April 2020

FR 05.06.2020, 9–17 Uhr Visual TOOLS 2GO – Wirkungsvolle Flipcharts gestalten In diesem Basis-Workshop lernen Sie, spontane Skizzen anzufertigen und wie Sie mit einfachen Wort-Bild-Kom­ positionen Anker in den Köpfen Ihrer Zuhörer setzen. Referentin: Anna Egger

Ort: Volkshochschule Götzis, Am Garmarkt 12 Nähere Informationen und Anmeldung: Volkshochschule Götzis T +43 5523 551500 info@vhs-goetzis.at www.vhs-goetzis.at

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Vorarlberg Mitdenken Plattform DO 23.04.2020, 18–19:30 Uhr Informationsveranstaltung zur Vorarlberg Mitdenken Plattform Wie können wir Online-Beteiligung nützen, um bessere Lösungen zu finden und breit getragene Entscheidungen zu treffen? Das Büro für Zukunftsfragen lädt Sie herzlich dazu ein, die „Vorarl­ berg Mitdenken Plattform“ kennenzu­ lernen! Der kostenlose Informations­ abend zeigt anhand von konkreten Praxisbeispielen den Nutzen und die Anwendungsmöglichkeiten der inter­ aktiven Online-Beteiligungsplattform. Ort: Graf Hugo, Reichsstraße 143, 6800 Feldkirch Nähere Informationen und Anmeldung: Büro für Zukunftsfragen, T +43 5574 511 20605 zukunftsbuero@vorarlberg.at, www.vorarlberg.at/zukunft

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DO 23.04.2020, 18:30–21 Uhr Leben mit der Mindestsicherung An diesem Abend erwarten sie Informationen über den letzten Umsetzungsstand der Mindestsicherung und welche Menschen davon in welcher Weise betroffen sind. Erfahren Sie alles über die Grundzüge der Mindestsicherung und deren Auswirkungen für die Bezieherinnen und Bezieher auf ihren Alltag und ihre Arbeits- und Wohnsituation. Referentin: Dipl. Soz.-Päd.in Angelika Ott

DO 07.05.2020, 18–21 Uhr Vom Asylantrag bis zur Anerkennung – Rechtliche Grundlagen in der Arbeit mit Flüchtlingen Anhand vieler konkreter Beispiele aus der Praxis des Re­ ferenten erhalten Sie eine Übersicht zu rechtlichen Fragen rund um das Asylverfahren für Erwachsene, Jugendliche und Familien in Österreich sowie zu möglichen Aufenthaltstiteln. Referent: Mag. Paul Zeitlhofer

FR 05.06.2020, 13–16 Uhr Sammeln – Sortieren – Re-Use? Exkursion ins Sortierwerk carla Tex und zum carla Möslepark Neben den Themen der Nachhaltigkeit und den sozialen, ökologischen und ökonomischen Aspekten einer Sach­ spende beschäftigen wir uns im Rahmen dieser Exkursion aber auch mit den unterschiedlichen Fragen von Arbeit und Arbeitslosigkeit sowie mit den sozialpolitischen Grundlagen. Referenten: Peter Waldmann und DSA Hans Eder Ort: carla Tex, Die Spinnerei 35, 6845 Hohenems

Ort: Volkshochschule Götzis, Am Garmarkt 12 Nähere Informationen und Anmeldung: Volkshochschule Götzis, T +43 5523 551500 info@vhs-goetzis.at, www.vhs-goetzis.at

Ausblick


Land Vorarlberg | www.vorarlberg.at/datenschutz Amt der Vorarlberger Landesregierung Büro für Zukunftsfragen Jahnstraße 13-15, 6901 Bregenz T +43 5574 511 20605 zukunftsbuero@vorarlberg.at www.vorarlberg.at/zukunft


Wir sind der Überzeugung, dass wir auf komplexe Fragen nur gemeinsam Antworten finden, und stellen uns eine Welt vor, in der langfristig ein gutes Zusammenleben für alle möglich ist.

Projektteam: Michael Lederer und Tamara Wintereder Redaktion: Frederic Fredersdorf, Edgar Grande, Magdalena Hopp, Christoph Kutzer, Judith Lutz, Bertram Meusburger, PZwei Bilder: Photo by Youssef Naddam on Unsplash U1; Christian Hörl S. 2; Nina Bröll S. 4, S. 13, S. 20, S. 22, S. 40/41; Hanno Mackowitz S. 5 o., S. 34; HERZETTE Henriette Rietz S. 5. u., S. 36, S. 37, S. 38, S. 39; Photo by Jonas Jacobsson on Unsplash S. 7, S. 9; David Ausserhofer S. 11; Wilhelm Hollenstein S. 16; Luca Fasching S. 18; Johanna Walser S. 19; Photo by Filip Kominik on Unsplash S. 25, S. 27; Dark Horse S. 37 o.; Rogen Aussens S. 42; Martina Schmalnauer-Giljum S. 43 o.; Judith Lutz S. 43 u., S. 45; Photo by Jon Tyson on Unsplash S. 47, S. 49; Photo by Anika Huizinga on Unsplash S. 51; Moritz Kempf S. 52 Gestaltung: Super Büro für Gestaltung, Egg Druck: Buchdruckerei Lustenau GmbH Das Magazin wurde nach Richtlinien des Österreichischen Umweltzeichens gedruckt.


Super B端ro f端r Gestaltung Domizil, Pfister 619 6863 Egg Austria

B端ro f端r Zukunftsfragen


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