SPI Format Magazine 2019-09

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DEBATTE – DER POLIZEILICHE BERUFSEINSTIEG UNTER DER LUPE

Debatte Der polizeiliche Berufseinstieg unter der Lupe * Direktor des Schweizerischen PolizeiInstituts (SPI) ** Direktor des interregionalen PolizeiAusbildungszentrums (IPAZ) *** Institutsleiter, Institut für Delinquenz und Kriminalprävention, Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) Reto Habermacher *

Raphaël Jallard **

Dirk Baier ***

Die Ausbildung und die ersten Jahre in der Berufspraxis prägen die Herausbildung der Identität von jungen Polizisten/-innen. In Zusammenarbeit mit der Universität Lausanne und der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften führt das SPI in den Ausbildungszentren von Colombier/ Granges-Paccot und Amriswil 1 eine Pilotstudie über die berufliche Sozialisation von Polizisten/ -innen durch, die ihre Ausbildung nach dem Bildungspolitischen Gesamtkonzept 2020 beginnen. Das  magazine gibt das Wort einem der Hauptforscher der Studie, dem Direktor eines Ausbildungszentrums und dem Direktor des SPI. Ihre Vorstellungen von diesem innovativen Projekt sind weitgehend ähnlich, und doch spiegeln die unterschiedlichen Schwerpunkte die jeweilige Rolle wider, die jeder der Partner – Wissenschaft, Polizei und SPI – in solchen gemeinsamen Forschungsprojekten, wie sie das SPI in Zukunft entwickeln möchte, spielen kann.

magazine :  Welchen Mehrwert bringt diese Kohortenstudie Ihrer Ansicht nach für die Polizeiausbildung und für die Polizei generell? Reto Habermacher: Ein grosser Teil der Aspiranten/ -innen bezeichnet beim Ausbildungsbeginn den Polizeiberuf als ihren «Traumberuf». Trifft dies auch während und insbesondere nach der Grundausbil-

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dung noch zu? Oder hat sich das Bild verändert? Wenn ja, weshalb und bei welchen Kategorien von Aspiranten/-innen? Daraus werden sich Rückschlüsse ziehen lassen, die sowohl in der Weiterentwicklung der Grundausbildung wie der Arbeit in den Korps von grosser Bedeutung sein können. Dirk Baier: Der zentrale Mehrwert besteht darin, empirisch gesichertes Wissen zu erhalten, und dies in mindestens zweierlei Hinsicht: Erstens werden Erkenntnisse zur Entwicklung von Polizistinnen und Polizisten – von ihrem ersten Ausbildungstag an – erarbeitet. Zweitens erlauben es Kohortenstudien, Annahmen zu Ursache-Wirkungs-Zusammenhängen zu prüfen. Bislang gibt es zu beiden Bereichen sicherlich einiges Erfahrungswissen in der Polizei; mittels einer Studie kann dieses Wissen systematisch validiert werden. Jenseits davon ist vor überzogenen Erwartungen an solch eine Studie zu warnen: Die Ergebnisse einer Studie lassen sich meist nicht eins zu eins in der Praxis umsetzen. Sie liefern aber wichtige Orientierungspunkte dafür, in welchen Bereichen Handlungsbedarf bestehen könnte. Raphaël Jallard: Für die Polizeiausbildung erhalten wir mithilfe dieser Studie ein Bild von den Erwartungen der angehenden Polizeiaspiranten/-innen. An1 Eine detaillierte Präsentation des Forschungsprojekts bietet der Artikel von Michaël Meyer und Cyril Amberg auf S. 32–38. Auf S. 39 liegt ausserdem ein Factsheet in deutscher Sprache vor.

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