SPI Format Magazine 2019-09

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BGK 2020 – EIN POLITISCHES KONZEPT MIT CHANCEN

BGK 2020 – ein politisches Konzept mit Chancen Stefan Blättler Präsident Konferenz der kantonalen Polizeikommandanten der Schweiz (KKPKS), Kommandant Kantonspolizei Bern und Präsident des Stiftungsrats SPI

Zusammenfassung Mit dem Bildungspolitischen Gesamtkonzept (BGK) 2020 wurde in den letzten Jahren die Berufsbildung für Polizistinnen und Polizisten neu ausgerichtet. Unter Berücksichtigung der föderalen Organisation der Schweizer Polizeien wurde die Ausbildung standardisiert und harmonisiert. Sie erstreckt sich seit Herbst 2019 auf zwei Jahre – ein Schul- und ein Praxisjahr – und richtet sich nach dem Ausbildungsplan Polizei (APP) sowie den Kompetenzen, die im Qualifikationsprofil Polizist/Polizistin festgelegt werden. Die Ausbildungsmethodik beinhaltet

mehrere innovative Elemente: Sie ist handlungsund kompetenzorientiert, fördert selbstorganisiertes und -reflektiertes Lernen und setzt mit den Themen «Werte» und «Ethik» einen neuen Akzent. Damit das Projekt «BGK 2020» erfolgreich sein kann, gilt es nun für die Korps, die Polizistinnen und Polizisten sowie das SPI, diese Chance zur Verbesserung zu ergreifen und sich um eine konstante Weiterentwicklung zu bemühen. In diesem Sinne ist der Prozess nicht abgeschlossen – er hat eben erst begonnen.

Die Gewährleistung von Sicherheit und Ordnung liegt in der Schweiz primär in der Kompetenz der Kantone. Die Polizei spielt dabei eine zentrale Rolle. 26 Kantone gibt es – entsprechend existieren auch exakt 26 kantonale Polizeikorps. Rund 300 kommunale Korps kommen hinzu. Von den knapp 19 000 Mitarbeitenden mit Polizeiausbildung arbeiten 76 % auf Stufe Kanton, 21 % auf Stufe Gemeinde und knapp 3 % beim Bund. Zentralismus sähe ganz anders aus.

allen Institutionen geniesst – noch vor den Gerichten, der Wissenschaft und dem Bundesrat. Doch der Föderalismus ist kein einfaches politisches System. Föderalismus hat seinen Preis, nicht nur in Franken und Rappen, sondern auch in Form von Zeit und nicht immer optimalen Resultaten. Denn die 26 Kantone müssen – oder könnten zumindest – miteinander, aber auch mit dem Bund und den Gemeinden zusammenarbeiten. Dies gilt für die Polizei, aber ebenso im Gesundheits- oder Bildungswesen, um nur einige Beispiele zu nennen. Der best case der föderalen Zusammenarbeit liegt dann vor, wenn die Beteiligten konstruktiv zusammenarbeiten, innovative Lösungsansätze verfolgen, Kompromisse eingehen und einen möglichst hohen Nutzen für das Ganze anstreben. Im worst case verhalten sich Kantone und Gemeinden wie ein Sack voller Flöhe, die etwas unkoordiniert in alle Richtungen springen. Dazwischen liegt die nicht ganz seltene Variante «Einigung auf den kleinsten gemeinsamen Nenner» – das ist immerhin etwas, aber sicher nicht immer das Optimum.

1 Föderalismus – mit Stärken und Schwächen Die Polizei ist mit anderen Worten ein Musterbeispiel für den schweizerischen Föderalismus. Im Guten wie im etwas weniger Guten. Der Föderalismus hat seine Stärken, so etwa die kurzen Wege, die Vertrautheit mit den lokalen Verhältnissen oder die Nähe zu den Bürgerinnen und Bürgern. Diese Stärken kommen bei der Polizei in hohem Masse zum Tragen; sie mögen mitverantwortlich sein dafür, dass die Polizei gemäss Studien der ETH Zürich bei der Bevölkerung regelmässig das grösste Vertrauen von

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