SPI Format Magazine 2019-09

Page 92

GRUPPENBEZOGENE GEWALT GEGEN POLIZEI

Gruppenbezogene Gewalt gegen Polizei Ladina Cavelti Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Kriminologisches Institut der Universität Zürich Patrik Manzoni Wissenschaftlicher Mitarbeiter, Kriminologisches Institut der Universität Zürich

Zusammenfassung

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Zum ersten Mal in der Schweiz wurde in einer Studie im Auftrag der Stadtpolizei Zürich gruppenbezogene Gewalt gegen die Polizei untersucht. Das Forschungsprojekt analysierte die Problematik aus verschiedenen Blickwinkeln: Es wurden Akten zu Vorfällen von Gewalt und Drohung gegen Polizisten/-innen in der Stadt Zürich analysiert sowie Interviews mit betroffenen

Polizisten/-innen einerseits und mit beschuldigten Personen andererseits geführt. Aus den daraus gesammelten Erkenntnissen resultierte eine gemeinsam mit einer Arbeitsgruppe der Stadtpolizei erarbeitete Liste von Empfehlungen für die Handlungsfelder «Polizei», «Recht», «Gesellschaft» und «Politik».

Bei der Erfüllung ihrer Aufgaben bewegt sich die Polizei in einem urbanen Raum, in dem verschiedene Lebens- und Sichtweisen aufeinandertreffen. Polizisten/-innen sind im Rahmen der Ausübung ihres Berufes immer wieder verbalen und physischen Angriffen ausgesetzt (Sicherheitsdepartement Stadt Zürich, 2018). 2016 beschloss die Stadtpolizei Zürich und das Sicherheitsdepartement der Stadt Zürich, gemeinsam mit externen Forschungsstellen das Projekt «Polizeiarbeit in urbanen Spannungsfeldern» (PiuS) durchzuführen, um folgende verschiedenen Bereiche der Polizeiarbeit zu prüfen: Personenkontrollen, unabhängige Beschwerdeinstanz, Gewalt gegen Mitarbeitende sowie Einsatz von Bodycams (Manzoni und Baier, 2018). Das Kriminologische Institut der Universität Zürich erhielt den Auftrag, eine fundierte Analyse gruppenbezogener Gewalt und Drohung gegen Polizisten/-innen durchzuführen und darauf basierend Empfehlungen zu formulieren.1 Die Fokussierung auf gruppenbasierte Gewalt wurde von den Auftraggebern bestimmt, da vor Projektbeginn wiederholt Angriffe auf Polizisten/ -innen vorkamen, bei denen mehrere Angreifer beteiligt waren. Zwar gibt es sowohl in der Schweiz als

auch in Deutschland mehrere Untersuchungen und Arbeiten zu Gewalt von einzelnen Personen gegen Polizisten/-innen. Eine Analyse von gruppenbasierter Gewalt und Drohung gegen Polizisten/-innen ist jedoch neuartig. Das Forschungsprojekt beleuchtete die Thematik aus verschiedenen Blickwinkeln. Neben der Aufarbeitung des Wissens- und Forschungsstands zu Gewalt und Drohung gegen Polizisten/-innen und einer Aktenanalyse wurden persönliche Interviews mit betroffenen Polizisten/-innen einerseits und mit beschuldigten Personen andererseits durchgeführt, um mehr über die Hintergründe solcher gruppenbasierter Angriffe und deren Auswirkungen zu erfahren. Analyse der Vorfälle in der Stadt Zürich In der polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) werden bekannterweise die Angriffe gegen Polizisten/-innen nicht gesondert ausgewiesen, sondern unter dem Straftatbestand «Gewalt und Drohung gegen Behörden und Beamte» (Art. 285) zusammengefasst. Für eine Erfassung des Phänomens war es demnach

1 Das Projekt stand unter der Gesamtleitung von Prof. Christian Schwarzenegger.

format magazine no 9


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