Fazit 190

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FAZITGESPRÄCH

Des Simpls Geheimnis

Die Kabarettisten Joachim Brandl, Jenny Frankl und Michael Niavarani im Interview

FAZIT

FAZITESSAY

Marcel Berlinghoff zur Geschichte europäischer Migrationspolitik

März 2023 Wirtschaft und mehr. Aus dem Süden.

fazitmagazin.at Nr. 190 1/2023 EURO 4,50 Erscheinungsort Graz Verlagspostamt A-8010 Graz P.b.b. 04Z035487 M #190
Der
endet nie
FAZITTHEMA BÜROKRATIE
Dienstweg
fazitmagazin.at fb.com/fazitmagazin Demokratie braucht den Streit!

Meinungsfreiheit gibt es noch!

FAZIT

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Ihre steirischen
Ärztinnen und Ärzte raten:

Feministin Alice Schwarzer hat vor wenigen Tagen gemeinsam mit der Links-Politikerin Sahra Wagenknecht ein »Manifest für den Frieden« vorgelegt, das zur Stunde rund eine halbe Million Unterstützungsunterschriften erzielt haben soll. In diesem Manifest fordern die beiden den bundesdeutschen Kanzler dazu auf, umgehend »die Eskalation der Waffenlieferungen zu stoppen«. Ich werde dieses Manifest nicht unterzeichnen, weil ich als Österreicher mit Olaf Scholz wenig zu schaffen habe und weil ich mich in aller Regel Manifesten, offenen Briefen und gemeinsamen Texten quasi prinzipiell nicht anschließe. Zudem kann ich nicht beurteilen, ob das Manifest den Menschen in der Ukraine (und in Russland) helfen kann, ob es einen Beitrag zur Beendigung der Kampfhandlungen leisten kann. Schaut man sich politische wie mediale Reaktionen an, scheint es das gar nicht zu tun, sondern den russischen Angriffskrieg eher zu unterstützen. Die von mir sehr geschätzte österreichische Abgeordnete zum Europäischen Parlament, Claudia Gamon (Neos) aus Vor-

arlberg, hat etwa folgendes dazu veröffentlicht: »Mir reicht es einfach mit diesem pseudopazifistischen Mist. Aus der unterlassenen Hilfeleistung wird die indirekte Unterstützung des russischen Faschismus. Und mit was für einer Freude und Stolz die das machen, ich könnte kotzen.« Und in der FAZ nimmt Politredakteur Reinhard Veser den Text von Schwarzer und Wagenknecht semantisch auseinander, er schreibt von »Verunklarung und Manipulation«, die Initiatorinnen würden »die Verantwortlichkeiten für das Sterben in der Ukraine systematisch verwischen«. Die ARD-Tageschschau wiederum outet »russlandfreundliche Positionen«, die Wagenknecht und Schwarzer auch mit vielen Akteuren »aus dem rechten und verschwörungsideoligischen (sic!) Milieu« teilen würden.

Ich habe dieses Manifest durchgelesen und diese harsche Kritik, diese verächtlichmachenden Reaktionen hat dieser Text aus meiner Sicht nicht verdient. Es ist ein Friedensappell. Und mag er auch von Naivität geprägt sein, es ist ein Friedensappell. Gerade in Sachen Krieg oder Frieden erscheint mir ein naiver Ansatz – aus der Gesellschaft kommend – durchaus wünschenswert, jedenfalls aber erscheint es mir kontraproduktiv, die ganze Sache mit »zum Kotzen« abzutun.

Ich habe im Jahr 1991 meinen Grundwehrdienst angetreten und ich war also – und bin es noch immer – bereit, mein Land mit der Waffe in der Hand zu verteidigen. (Wenn ich mich dabei auch wahrscheinlich vor lauter Angst regelmäßig übergeben müsste.) Eine Bereitschaft, die ich mit sage und schreibe nur zehn Prozent der Bevölkerung Deutschlands gemeinsam habe. In Österreich sind es zwölf Prozent. Diese Zahlen sind in den letzten zwei, drei Jahrzehnten drastisch gesunken; nicht zuletzt eine Folge falscher linker wie grüner Politik. Und gerade diese Grünen sind es, ich habe das im Mai letzten Jahres hier schon geschrieben, die eine so unglaubliche Volte hingelegt haben und mittlerweile sogar recht schnell dabei sind, jenen, die das Wort »Verhandlungen« auch nur andenken, (wieder einmal) eine Nähe zum Rechtsextremismus andichten zu wollen.

Die Grünen, deren deutsche Außenministerin von »Panzerschlachten im 19. Jahrhundert« und von Ländern, die »mehrere 100.000 Kilometer von uns entfernt sind« faselt, und die bei einer Konferenz öffentlich davon gesprochen hat, dass »wir (Europäische Union) uns mit Russland im Krieg befänden und nicht untereinander.«

Jeder Krieg ist fürchterlich, jeder Krieg ist verbrecherisch, jeder Krieg auf dieser Welt sollte besser heute als morgen vorbei sein. Der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine hat aber – das unterscheidet ihn von anderen Stellvertreterkriegen in anderen Regionen – das Zeug zu einer ersten echten Konfrontation der Nato mit einer anderen Atommacht zu werden. Das kann man nicht wegdiskutieren, da braucht man mir nicht erklären, dass Schwarzer und Wagenknecht »versteckt« die Angst vor einer atomaren Auseinandersetzung schüren würden. Diese Angst habe ich seit dem 24. Februar 2022.

Der gordische Knoten dieses Patts zwischen Russland und der Ukraine muss endlich durch Verhandlungen aufgelöst werden. António Guterres, Generalsekretär der in diesem Konflikt bisher unnützen Vereinten Nationen, soll endlich seiner Aufgabe gerecht und tätig werden. n

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FAZIT MÄRZ 2023 /// 5
Sie
erreichen den Autor unter christian.klepej@wmedia.at
Bei keinem Krieg der Welt ist es unanständig, an den Frieden zu appellieren
Editorial

Inhalt Fazit März 2023

Der Dienstweg endet nie

Über den wuchernden Paragrafendschungel und eine Bürokratie, die so ziemlich alles hemmt, aber trotzdem notwendig ist.

Des Simpls Geheimnis

Joachim Brandl, Michael Niavarani und Jenny Frankl vom Kabarett Simpl über Humor in Zeiten der »Cancel Culture«.

Streeruwitz trifft Kleist

Geschichte der EU-Migration

Ein Essay von Marcel Berlinghoff über die Personenfreizügigkeit zur gewollten und ungewollten Drittstaatenmigration.

Michael Petrowitsch hat »Penthesilea« unter der Regie von Franz-Xaver Mayr im Grazer Schauspielhaus besucht und war angetan wie nie.

Seite 80

Ausgabe März 2023 XX. Jahrgang Nr. 190 (1/2023)
FAZIT © Klepej & Tandl OG, Graz Alle Rechte vorbehalten. Mit »Anzeige« und »l« gekennzeichnete Beiträge sind entgeltliche Einschaltungen.
6 /// FAZIT MÄRZ 2023 WILLKOMMEN IM FAZIT! 08 22 39
Fotos: Heinz Rieter, Marija Kanizaj (2), Enlarge, Andreas Pankarter, Marcella Ruiz Cruz

Rubriken

Editorial 5

Politicks 14

Investor 32

Außenansicht 38

Immobilien 70

Alles Kultur 80 Schluss 82

Liebe Leser!

Im Fazitthema gehen wir der Frage nach, warum der Staat so viele Beamte und Verwaltungsbedienstete braucht –ganz so als ob Büroautomatisation und die Digitalisierung nie stattgefunden hätten. Die Zahl der Paragrafen und Verordnungen ist in den letzten Jahren nahezu explodiert. Lesen Sie nach, wie es dazu kommen konnte.

Das Fazitgespräch führten wir mit Joachim Brandl, Michael Niavarani und Jenny Frankl vom Wiener Kabarett Simpl. Was »Cancel Culture« betrifft, stellen die Kabarettisten klar, dass Witze nie dazu da sind, um jemanden zu verletzen. Im Fazit-Investor analysieren wir den Rückkauf des privatisierten 25-Prozent-Aktienpakets an der Energie Steiermark durch das Land. Der Preis, den das Land bezahlt, liegt deutlich unter jenem, der von den Wirtschaftstreuhändern bewertet wurde.

Im Kulturteil gibt Michael Petrowitsch eine Vorschau auf die zweite Ausgabe der »Steiermark Schau«. Dabei geht es heuer um das Thema Biodiversität. Die Ausstellung startet von 22. März bis 3. April in Wien bevor sie von 29. April bis 5. November in der Tierwelt Herberstein fortgesetzt wird. Gutes Lesen! -red-

Die Änderungsschneiderin

Claudia Hammer erstickt in ihrem kleinen Grazer Ladenlokal oft in Arbeit. Ihre Kunden kommen aus dem ganzen Land.

ErfolgSERIEdurch Führung#57

Herr der Fliegen Wer sich in Graz mit dem Fliegenfischen beschäftigt, kommt an den Angelfliegen von Hans Ljubic nicht vorbei.

Seite 38

Titelfoto von Marija Kanizaj

IMPRESSUM

Herausgeber

Horst Futterer, Christian Klepej und Mag. Johannes Tandl

Medieninhaber & Verleger

Klepej & Tandl OG

Chefredaktion

Christian Klepej

Mag. Johannes Tandl

Redaktion

Peter K. Wagner (BA), Mag. Josef Schiffer, Mag. Maryam Laura Moazedi, Dr. Volker Schögler, Mag. Johannes Pratl, Helmut Wagner, Mag. Katharina

Zimmermann, Mag. Michael Petrowitsch, Kim Vas (Satz und Produktion), Vanessa Fuchs (Organisation)

Lektorat AdLiteram

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Vertrieb & Anzeigenleitung

Horst Futterer

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DI (FH) Gerald Gaksch, Sophie Serec, Simona Kokol Redaktionsanschrift

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FAZIT MÄRZ 2023 /// 7
Empörungskultur.
Seite46 Außenansicht Peter Sichrovsky über das Scheitern der
Wirtschaft und mehr. 44 72

Der Dienstweg endet nie

Der französische Ökonom und Chirurg François Quesnay, 1694–1774, portraitiert von einem unbekannten Meister (Foto: Heinz Rieter)

Fazitthema

Von Johannes Roth

Immer stärker verirrt sich das Land im Dschungel der Paragrafen und Verordnungen. Die ausufernde Bürokratie hemmt wirtschaftliches Wachstum und schikaniert die Bürger. Dennoch ist sie unverzichtbar.

Bürokratie: das französische Wort für „schwerer Stoff“ – bureau – und ein Wortbestandteil aus dem Altgriechischen: -kratie, also „Herrschaft“. Mit bureau ist jener schwere Filz gemeint, der früher zur Bespannung verwendet wurde, um Tintenflecke auf dem Holz der Schreibtische in den Amtsstuben hintanzuhalten. Seit dem 18. Jahrhundert hat sich das Wort Büro als Bezeichnung für ebendiese Amtsstuben eingebürgert, in denen die Beamten sitzen, die das Staats- und Gemeinwesen administrieren: die Bürokraten. Denn die Beamten sind die wahren Herrscher des Landes. „Mir ist egal, wer unter mir Minister ist“, soll einmal ein Sektionschef gesagt haben. Regierungen kommen und gehen, hieß es früher, doch der Beamte bleibt – was übrigens den Sinn der Beamten-Pragmatisierungen, also der Unkündbarkeit von Beamten, erklärt. Beamte sorgen seit jeher dafür, dass der Staat funktioniert. Doch zurück zur Bürokratie: Das Wort wurde erstmals Mitte des 18. Jahrhunderts geprägt: Ein gewisser Jean Claude Marie Vincent, Marquis de Gournay, seines Zeichens Wirtschaftswissenschaftler und Nationalökonom, war jener Mann, der erstmals die Bürokratie als Begriff definierte.

Die Bürokratie ist notwendig Bevor wir uns aber dazu hinreißen lassen, uns mit den unangenehmen Auswüchsen dieses per se unangenehmen Phänomens zu beschäftigen, wollen wir zunächst eine freundliche Begriffsdefinition versuchen. Dazu lehnen wir uns an jene des deutschen Soziologen Max Weber an, der immer wieder zitiert wird, wenn

es darum geht, das positive Wesen der Bürokratie zu beschreiben. Die Wiener Zeitung schreibt über Weber: „Im bürokratischen Prinzip sieht er die ‚formal rationalste Form der Herrschaftsausübung‘, die ‚für die Bedürfnisse der Massenverwaltung heute schlechthin unentrinnbar‘ sei. Man habe nur die Wahl zwischen ‚Bürokratisierung‘ und ‚Dilettantisierung‘ der Verwaltung.“ Tatsächlich ist das Funktionieren des Staatswesens zu einem guten Teil auch der Etablierung bürokratischer Strukturen geschuldet – gerade im deutschen Sprachraum: Wo früher einzelne Fürstentümer einzig durch den jeweiligen Monarchen lose miteinander verbunden gewesen waren, wurde in ihnen durch die Bürokratie zunächst das Gemeinwesen vereinheitlicht. Das führte dann zu stärkerer Verbundenheit untereinander, größeren Gebietseinheiten und damit in letzter Konsequenz zu modernen Staaten. Voraussetzung dafür, dass diese Staaten administrierbar wurden, waren Normenwerke, die wiederum von einer Heerschar an Beamten exekutiert wurden.

Das moderne Beamtentum hat seine Wurzeln in der Donaumonarchie. In diesem Vielvölkerstaat waren Bürokratie und Beamtenwesen untrennbar miteinander verbunden; sie sind es noch heute. Weder Staat noch Länder oder Gebietskörperschaften kommen ohne Beamte aus. Der öffentliche Dienst umfasst eine breite Palette an Berufsgruppen, angefangen bei den Ministerialbeamten über das Bundesheer, die Polizei, Lehrerschaft, Justiz, Kammern oder die Post bis hin zu den Förstern oder den Bereitern im Lipizzanergestüt Piber. Nicht zufällig ist die Gewerkschaft

FAZIT MÄRZ 2023 /// 9

öffentlicher Dienst (GÖD) mit ihren rund 250.000 Mitgliedern knapp nach der GPA die zweitgrößte Gewerkschaft Österreichs. Nicht alle Personen, die direkt oder indirekt vom Staat beschäftigt werden, sind übrigens Beamte, dennoch: Der Staat, also Bund, Länder und Gemeinden, ist der bei weitem größte Arbeitgeber des Landes. 781.000 Beschäftigungsverhältnisse führt der Personalbericht des Bundes (2021) an, in Summe kommt man auf 361.400 Vollbeschäftigungsäquivalente (VBÄ). Der Bund beschäftigt davon 135.840 VBÄ, die Länder 146.695 VBÄ und die Gemeinden 78.865 VBÄ. Jeder sechste Erwerbstätige in Österreich (16,7 %) steht im öffentlichen Dienst.

Die Bürokratie ist teuer

Es sind eine Menge Menschen, die sich damit beschäftigen, dass alles seinen Gang geht. Recht und Ordnung kosten natürlich: Von den 217,4 Milliarden Euro, die der Gesamtstaat im Jahr 2020 ausgegeben hatte, waren immerhin mehr als ein Drittel (35,3 %) Sach- und Personalaufwand. Am meisten Geld für Personalkosten wird davon anteilsmäßig im Bildungswesen (29,2 %) ausgegeben, danach kommt das Gesundheitswesen (23,9 %) und gleich danach schon die „Allgemeine Öffentliche Verwaltung“ (14,8 %).

Die Gehälter im öffentlichen Dienst steigen zwar schneller als die in der Privatwirtschaft, sind aber nicht wirklich besser. Wer im Staatsdienst gut verdienen will, der versucht, einer von etwa 3.000 Staatsanwälten oder Richtern zu werden: Das Medianeinkommen (!) beträgt hier rund 95.000 Euro. Gute Chancen auf ein gutes Gehalt hat man hier übrigens auch als Frau: Der Frauenanteil in dieser Berufsgruppe liegt bei 56,7 %.

Das oberste Dezil aller Beamten verdient in der Pension immer noch 65.000 Euro brutto im Jahr. Das Medianeinkommen der pensionierten Arbeiter und Angestellten ist davon weit entfernt. Wie überhaupt die Unterschiede zwischen einem „normalen“ Angestellten und einem Beamten nicht nur hinsichtlich der Entlohnung, sondern auch dienstrechtlich erheblich sind. Grund zum Neid ist dennoch nicht gegeben. Denn das Geld im öffentlichen Dienst ist sauer verdient und steht der Mühe, die sich die überwiegende Mehrzahl der Beamten in der Erledigung ihrer Aufgaben gibt, kaum entgegen. Allen Erfolgen um die Servicequalität des Beamtentums zum Trotz werden die früher massiven Privilegien seit Jahrzehnten Stück für Stück abgebaut; das Bestreben, die Verwaltung „schlank“ zu halten, korreliert nicht ansatzweise mit dem Anstieg der Gesetze und Verordnungen. Zahlen, die die Agenda Austria in diesem Zusammenhang erhoben hat, lassen keinen Zweifel am Ausufern der Bürokratie in Österreich: „Waren im Jahr 1970 noch rund 8.400 Paragrafen oder Artikel von Bundesgesetzen aktiv, stieg diese Zahl im Jahr 2021 auf knapp 56.000. Bei Verordnungen sieht dieser Trend ähnlich aus: Im Jahr 1970 lag deren Anzahl bei rund 2.800, im Jahr 2021 bei 38.400.“ Die zahllosen Richtlinien, Verordnungen und Vorschriften der Europäischen Union und das sinnlose Bestreben, sie überzuerfüllen, sind da noch dazuzurechnen, wie auch die internen Richtlinien, Vorschriften, Dokumentations- und Berichtspflichten in privatwirtschaftlich geführten Unternehmen, seien sie nun – wie etwa der ORF, Banken oder Versicherungen – einer staatlichen Aufsicht unterworfen oder nicht.

Die Bürokratie ist und bleibt ein Monster. Treiber der Bürokratie in Österreich sind neben dem heimischen Föderalismus – der anders als in Deutschland oder der Schweiz eher schwerfällig und ineffizient gehandhabt wird – auch die Bundesministerien. Laut Agenda Austria am strengsten reguliert ist der Bereich Arbeit (1.180 Verordnungen seit dem Jahr 2004), danach kommen Gesundheit (1.083), Umwelt (690), Soziales (674), Wirtschaft (646) und schließlich Familie (324). Aber nicht nur die hoheitliche Verwaltung erzeugt bürokratische Hindernisse, sondern auch eine Vielzahl an längst überholten Formalien, die in krassem Widerspruch zu den digitalen Möglichkeiten und Gewohnheiten stehen – Stichwort „Gewerbeordnung“. Diese war einst als Instrument gedacht, um die Rechte und Pflichten in der Ausübung der unterschiedlichen Gewerbe in den Staaten der Donaumonarchie zu vereinheitlichen. Mittlerweile ist sie völlig überfrachtet und trotz gegenteiliger Behauptungen und zahlreicher Entrümpelungsversuche ist sie immer noch vom Protektionismus geprägt. Dadurch gehört Österreich zu jenen Ländern in Europa, in denen es besonders schwierig ist, ein eigenes Unternehmen zu gründen.

Der Fall Uber oder die Bürokratie als Innovations- und Wettbewerbsbremse

Wie die Gewerbeordnung Innovation und Wettbewerb bremst, wird am Beispiel des Fahrdienstes Uber deutlich. Beim banalen Geschäftsmodell von Uber geht es nur darum, eine Person für ein paar Euro von A nach B zu transportieren und die selbstständi gen Uber-Fahrer mit Hilfe einer Handy-App mit Fahrgästen zu matchen. Obwohl das weder einer großen intellektuellen Kraftanstrengung bedarf noch besonders risikoreich ist, erfordert es eine Reihe von Berechtigungen. Die Uber-App vermittelt die Fahraufträge, definiert den Fahrpreis und kontrolliert die Abrechnung. Sie funktioniert weltweit gleich und vereinfacht die Dienstleistung im Vergleich zum Taxi enorm. Der Fahrgast kommt zu einem vorher ausgemachten Fahrpreis, in einer Fahrzeugklasse seiner Wahl ohne Umwege ans Fahrziel.

10 /// FAZIT MÄRZ 2023
Fazitthema
Illustration: Freepik

Er weiß beim Einsteigen, wie lange die Fahrt dauern wird, muss keinem Taxifahrer den Weg zum Fahrziel erklären und muss sich auch nicht um den Fahrpreis sorgen. In Österreich brauchte Uber zunächst eine Reisebüro-Gewerbeberechtigung, bald musste jeder Fahrer die Gewerbeberechtigung für Taxifahrer vorweisen können. Die ist keine bloße Formalie. Man muss sich den Taxischein verdienen: Zuerst muss ein Antrag auf Berechtigung eingebracht werden. Dann muss man eine Taxilenkerprüfung bestehen – denn der B-Führerschein reicht nicht. Dazu muss man in der Steiermark einen 430 Euro teuren Abendkurs beim WIFI besuchen. Und erst wenn man diesen Kurs nachweislich erfolgreich bewältigt hat, kann man sich zur Prüfung bei der Wirtschaftskammer anmelden. Der angehende Taxifahrer muss dazu einen äußerst umfangreichen Fragenkatalog auswendig lernen, der zum überwiegenden Teil aus Informationen besteht, die jedes Smartphone z. B. über Google Maps in wenigen Sekunden geben

kann. Wenn man dann die Prüfung abgelegt hat, den Nachweis über Deutschkenntnisse und die Vollendung des 20. Lebensjahres erbracht hat, erhält man den Taxischein. Der berechtigt dann den Uber-Fahrer dazu, einen Fahrgast an sein Ziel zu bringen. In Wien gilt dieser jedoch nur für das Stadtgebiet, denn in den anderen Bundesländern müssten wieder eigene Taxischeine gelöst werden. Und natürlich sind Uber-Fahrer, die überall sonst ihren Fahrpreis selbst bestimmen können, hierzulande an den Taxitarif gebunden. Der ist in jedem Bundesland anders gestaltet, in Wien wurde er daraufhin gleich einmal um 14 Prozent erhöht. Dieser Preis kann nun von Uber um jeweils 20 Prozent überoder unterboten werden. Parallel dazu wurde die Gewerbeordnung novelliert. Sie schreibt jetzt für Mietwagenfahrer dieselben Voraussetzungen wie für Taxifahrer vor und war notwendig geworden, weil nicht ganz klar war, ob die von Uber vermittelten Fahrten nun dem Mietwagen- oder dem Taxigewerbe zuzuordnen

waren. Die Folge: In Wien sind Taxis jetzt Mangelware, da viele Fahrer, die nur die Gewerbeberechtigung „Mietwagenfahrer“ innehatten, wegen mangelnder Deutschkenntnisse an der Taxiprüfung scheiterten. Und vielen Gelegenheitsfahrern wurde ohne Not eine niederschwellige, flexibel abrufbare Einkommensquelle entzogen, die auch Menschen mit sehr niedrigem Bildungsniveau offenstand. Für den Fall, dass Sie den Faden verloren haben: Es geht immer noch um eine App, die Fahrer und Fahrgäste mit einem konkurrenzlosen Service aneinander vermittelt.

Spießrutenlauf Staatsbürgerschaft und Justiz

Bürokratische Schikanen werden aber nicht nur von der Wirtschaft genutzt, um Konkurrenz zu verhindern und den Wettbewerbsdruck zu senken. Auch der Staat nutzt sie, etwa um das Erlangen der Staatsbürgerschaft zu erschweren. Nur wer 10 Jahre ununterbrochen in Österreich gelebt hat, wer ein Einkommen von

FAZIT MÄRZ 2023 /// 11 Fazitthema
Foto: ullstein bild
»Der Soziologe und Nationalökonom Max Weber, 1864-1920
«

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1.000 Euro (nach Abzug der Fixkosten), ausreichende Deutschkenntnisse, einen positiven Staatsbürgerschaftstest und einen einwandfreien Leumund vorweisen kann, darf sich Hoffnungen machen. So weit, so gut – die Staatsbürgerschaft ist ein Privileg, das verdient werden will. Wenn jedoch integrierte Leistungsträger, die alle Voraussetzungen erfüllen, schon daran scheitern, dass sie keinen Termin zur Einreichung ihres Antrages erhalten, oder dass der Fristenlauf ständig neu beginnt, weil sie ein paar Wochen im Ausland waren, so ist dies nur mehr schwer zu rechtfertigen.

Auch in der Verwaltung herrscht Personalmangel. Das lässt die Bürokratie unangenehm werden und führt zu extrem langen Verfahren. Bekannt für ihre absurd langen Verfahrensdauern ist die österreichische Justiz. Der Allgemeinheit sind vor allem die langen Asylverfahren, aber auch die „Promi-Verfahren“, mit denen die WKStA immer mehr Amtsträger quält, bekannt.

Der Personalstand der Richter und Staatsanwälte steigt zwar seit einigen Jahren kontinuierlich an – aber viel zu langsam. Im Vergleich zu 1999 ist diese Berufsgruppe um knapp 29 Prozent bzw. 664 VBÄ angewachsen. „Gründe für den Anstieg waren unter anderem die Neugründung des Asylgerichtshofes im Jahr 2008 mit rund 70 Richterinnen und Richtern sowie des Bundesverwaltungs- und Bundesfinanzgerichts im Jahr 2014. Des weiteren wurde ein Schwerpunkt zur Bekämpfung von Korruption und Wirtschaftskriminalität gesetzt, der eine Verstärkung erforderte“, ist dem Personalbericht des Bundes (2022) zu entnehmen. Allerdings stieg die Zahl der zu bearbeitenden Fälle im Asylwesen überproportional schnell, während die Personalstandszahlen auf niedrigem Niveau gleichblieben. Die letzte deutliche Zunahme fand von 2013 auf 2014 statt. Allein zwischen 2013 und 2015 hatten sich die Asylantragszahlen jedoch vervielfacht: War man bei der Planstellenbesetzung für den Asylgerichtshof noch von den Antragszahlen von 2007 (12.000 Anträge) ausgegangen, beantragten bereits 2014 etwa 28.000 Menschen Asyl. Im Jahr 2015 waren es 88.340. Dass der Asylgerichtshof just 2014 aufgelöst worden und mit dem ebenfalls aufgelösten Bundesvergabeamt und anderen Behörden in das neu geschaffene Bundesverwaltungsgericht aufgegangen war, erleichterte die Abarbeitung weder fachlich noch administrativ. Im Vorjahr haben übrigens 109.000 illegal eingereiste Migranten einen Asylantrag gestellt. Unangenehme Konsequenzen haben – milde gesagt – die langen Verfahrensdauern auch für Menschen, die ins Visier der WKStA geraten. Die ohnehin schon schwierig zu führenden Ermittlungsverfahren werden in solchen Fällen von einem Berichtswesen begleitet, das geeignet ist, sie ad infinitum in die Länge zu ziehen. Betroffene werden hier durch die ausufernde Bürokratie, die sie ja eigentlich vor Willkür schützen soll, an den Rand ihrer psychischen und finanziellen Kräfte getrieben.

Die Bürokratie durchdringt alle Lebensbereiche

Die bürokratische Lust am Demotivieren und Erschweren begegnet uns überall. Wer sich etwa in der Gastronomie einmal näher mit der Hygieneverordnung und den damit einhergehenden Dokumentationspflichten beschäftigt hat, der weiß: Akribisch muss aufgezeichnet werden, wer, wann womit was gereinigt hat, wo und wie Lebensmittel, Reinigungsmittel und Müll aufbewahrt werden, wie entsorgt, temperiert, kontrolliert und klassifiziert werden muss u. Ä. Wer als Journalist Einsicht in Dokumente begehrt, sieht sich – bei eindeutiger Rechtslage – einer Blockadehaltung von Behörden ausgesetzt, die jeder Beschreibung spottet. Das geht aus verschiedenen Verfahren hervor, mit denen etwa der ORF-Journalist Martin Thür sein (unbestrittenes!) Recht auf Information

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12 /// FAZIT MÄRZ 2023 Fazitthema

einklagen musste. Bürokratie lernt auch jeder Gewerbetreibende kennen, der ein Förderansuchen stellt – um die Unterlagen und Nachweise, die man hier erbringen muss, zusammenzustellen, muss man je nach Unternehmensgröße eigene Fachabteilungen beschäftigen. Oder versuchen Sie einmal, ein neues technisches Medizinprodukt (sei es auch noch so trivial), auf den Markt zu bringen: Sie werden durch ein tiefes Tal der Tränen waten. Bis Sie alle für die Marktzulassung erforderlichen Zertifizierungen erlangt haben, werden Jahre vergehen. Vollends absurd wird es aber im Bereich der DSGVO mit ihren Betroffenenrechten, die ganze Abteilungen wochenlang lahmlegen können. Und auch die Geschichte der Elektronischen Gesundheitsakte ELGA ist eine Geschichte der heimischen Bürokratie, wie überhaupt die Initiative „Digitales Österreich“ ein Musterbeispiel dafür ist, wie bürokratische Tradition einer modernen, effizienten Verwaltung im Wege steht.

Die Bürokratie fördert den Klimawandel Ausufernde Gesetzgebung, Innovationsaversität und das bequeme Verharren in Amtsroutinen (Stichwort „Dienstweg“) sind vielerorts zur Gefahr für Wirtschaftswachstum und gesellschaftliche Weiterentwicklung geworden. Das zeigt sich nicht zuletzt in den Bemühungen, alternative Energieformen zu erschließen: Bis ein neues Kraftwerk – welcher Art auch immer – ans Netz gehen kann, vergehen von der Planung bis zum Baustart oft viele Jahre. Die dazu nötigen UVP-Verfahren sind ein Glücksspiel: Zieht man die Anzahl der zur Erreichung der CO 2-Ziele notwendigen Kraftwerksbauten ins Kalkül, wird klar, dass auch bei der Erreichung der

Klimaziele der bürokratischen Gebarung der Länder, Gemeinden und des Staates entscheidende Bedeutung zukommt. Das Umweltbundesamt rechnet die Verfahrensdauern schön, es geht von „mittleren“ 7,2 Monaten bis zur Erledigung eines Verfahrens aus. Die IV hingegen spricht davon, dass die „für die Energiewende dringend notwendigen Infrastrukturprojekte wie Wasserkraftwerke, Stromleitungen oder Eisenbahnlinien durch ausufernde Verfahren oftmals um viele Jahre verzögert werden.“ Nun soll das UVP-Gesetz endlich novelliert werden, doch die IV fürchtet, dass die gemeinsam mit der WKO ausgearbeiteten Vorschläge zu wenig Berücksichtigung finden könnten. „Uns geht es nicht darum, das Umweltschutzniveau abzusenken. Ohne den Ausbau von Kraftwerken, Netzen und Speichern gibt es keine Energiewende, keine Versorgungssicherheit, keine Dekarbonisierung und auch weniger Wohlstand und Arbeitsplätze“, erklärte jüngst IV-VizeGeneralsekretär Peter Koren. n

Fazitthema
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LHStv. Anton Lang wittert natürlich die Chance auf den LH-Sessel. Seine Kontrahenten sind aber nicht nur LH Christopher Drexler und FPÖ-Klubchef Mario Kunasek, sondern auch die Unwägbarkeiten der Bundes-SPÖ.

Steiermark: Drei Parteien hoffen auf den LH-Sessel Eineinhalb Jahre vor der Landtagswahl kann von Wahlkampf noch keine Rede sein. Trotzdem haben die Parteien bereits damit begonnen, sich organisatorisch in Stellung zu bringen. Einen Personalwechsel hat es kürzlich bei der steirischen SPÖ gegeben. Dort folgt der 32-jährige Florian Seifter dem in Ruhestand getretenen Günther Pirker als Landesgeschäftsführer nach. Seifert ist ehemaliger Kommunikationschef der steirischen SPÖ. Er hat das Motto ausgegeben, mit mehr Alltagspräsenz der steirischen SPÖ die Voraussetzungen dafür zu schaffen, die bevorstehende Landtagswahl zu gewinnen. Denn der steirische SPÖ-Chef LHStv. Anton Lang sieht für seine Partei gute Chancen, beim nächsten Mal wieder vor der ÖVP durch das Ziel zu gehen. Und glaubt man den Gerüchten über diverse langjährige Absprachen zwischen ÖVP und SPÖ, ist eine vierte Legislaturperiode der

derzeitigen Koalition längst beschlossene Sache. Dass der Landeshauptmann von der stärkeren der beiden Partei gestellt wird, ist zwar gerade in der Steiermark keine Selbstverständlichkeit. Das soll aber ebenfalls bereits fix ausgemacht worden sein.

Bei einer von den Neos beim Institut „Triple M“ beauftragten Umfrage landet die FPÖ so wie im Bund auch in der Steiermark deutlich vor SPÖ und ÖVP. Alle drei Parteien befinden sich jedoch innerhalb der Schwankungsbreite. „Triple M“ ist zudem in Bezug auf politische Umfragen kaum in Erscheinung getreten. Und gerade die Sonntagsfrage birgt ein großes Fehlerpotenzial, denn um die Partei-Unentschlossenen, die Verweigerer oder die potenziellen Nichtwähler richtig zuordnen zu können, sind nicht nur statistisches und methodisches Wissen, sondern auch Erfahrung erforderlich. Jedenfalls macht sich auch die FPÖ berechtigte Hoffnungen

auf den ersten Platz und damit auf den LH-Sessel. Wer als FPÖ-Spitzenkandidat ins Rennen gehen wird, ist wegen der Falschaussagevorwürfe gegen FPÖ-Chef Mario Kunasek zwar noch fraglich, aber wohl zweitrangig, denn den Protest- und Denkzettelwählern geht es bekanntlich vor allem darum, die bisherigen Regierungsparteien zu schädigen.

Christopher Drexler ist natürlich Landeshauptmann geworden, um zu bleiben. Tatsächlich hat sich sein Vorgänger Hermann Schützenhöfer für den Wechsel einen Zeitpunkt ausgesucht, der seinem Nachfolger bis zur im Herbst 2024 geplanten Wahl einen möglichst großen Landeshauptmannbonus ermöglichen soll, um so die Nummer eins für die Steirische Volkspartei sicherzustellen.

Drexler gibt den Landeshauptmann im Lodenjanker

Um diesen LH-Bonus zu erarbeiten, reist Drexler nun seit acht Monaten kreuz und quer durch die Steiermark und schüttelt dabei Tausende Hände. Doch bisher ist diese Strategie noch nicht aufgegangen. Denn obwohl Drexler ein unglaublich intensives Programm abspult, bilden sich seine Aktivitäten nicht in den Umfragewerten ab. Die ÖVP liegt bestenfalls Kopf an Kopf mit ihren Mitbewerbern. Und die eher unpolitischen Lodenjanker-Auftritte Drexlers bei Sport- und Volkskulturveranstaltungen werden medial nicht nur vom Ukraine-Krieg, der Inflation und den Energiepreisen, sondern auch von den Korruptionsvorwürfen gegen die Bundes-ÖVP überschattet.

Daher haben die üblichen parteiinternen „Jammereien“, mit denen auch Schützenhöfer zu kämpfen hatte, bis er – im Sog von Sebastian Kurz – die Landtagswahl 2019 mit über 13 Prozent Vorsprung vor der SPÖ für sich entscheiden konnte, längst eingesetzt.

Landesthemen gehen derzeit völlig unter Vielleicht denken sich die Kommunikationsberater des Landeshauptmannes angesichts dieser Stimmungslage ja, dass

14 /// FAZIT MÄRZ 2023
Foto: Foto Muhr
Ein ukrainischer Angriff auf militärische Einrichtungen in Russland wäre vom Völkerrecht gedeckt. Die Ukraine würde ihr Recht auf Selbstverteidigung ausüben.
Christoph Heusgen, Chef der Münchner Sicherheitskonferenz zur Kampfjetdiskussion

es derzeit gar keinen Sinn hat, diesen übermächtigen Themen mit positiver PR-Arbeit gegenüberzutreten. Das Umfeld des Landeshauptmannes bleibt nämlich trotz der schlechten Umfragen überraschend gelassen. Wie schon in Tirol, Niederösterreich und in Kärnten schaffen es landesspezifische Themen auch in der Steiermark derzeit kaum über die mediale Wahrnehmungsschwelle hinaus. Da mag es aus Drexlers Sicht durchaus klug erscheinen, die zahlreichen „Good News“, die es aus landespolitischer Sicht sowohl wirtschaftlich als auch wissenschaftlich, ökologisch, sozial oder in Bezug auf die Infrastruktur zu vermelden gäbe, bis zum Wahljahr zurückzuhalten; um dann mit geballter Kraft als Landesmanager zu punkten. So gibt es trotz der angespannten Wirtschaftslage so viele offene Stellen wie nie zuvor – nicht nur im Großraum Graz, sondern im ganzen Land. Auch die Mietpreise sind im Bundesländervergleich extrem niedrig. Sie liegen zwischen 30 und 60 Prozent unter jenen von Wien oder von Westösterreich. Und selbst was die Einkommen der unselbstständig Beschäftigten betrifft, hat die Steiermark – vor allem wegen der hohen Industriequote – sämtliche touristisch geprägten Bundesländer und auch Wien abgehängt. Die höchsten Medianeinkommen erzielen inzwischen übrigens die Niederösterreicher und die Burgenländer. Die beiden Bundesländer teilen sich den Speckgürtel der Bundeshauptstadt untereinander auf. Und dorthin flüchten die einkommensstarken Wiener immer noch ungebrochen bei ihrer Absetzbewegung aus der Großstadt.

Die Gesundheitspolitik kommt nicht aus den Schlagzeilen

Im Gesundheitsbereich bläst allen politisch Verantwortlichen ein starker Wind entgegen. Der Personalmangel in den Spitälern hat inzwischen dazu geführt, dass in der Steiermark Hunderte Krankenhausbetten stillgelegt werden mussten. Von den versprochenen Gesundheitszentren, die im niedergelassenen Bereich die nur wenige Stunden täglich geöffneten Einzelordinationen zuerst ergänzen und danach ersetzen sollen, ist noch nicht viel zu bemerken. Dazu kommt die in der Region immer noch unbewältigte Einigung auf das Leitspital für den riesigen Bezirk Liezen, das aus Sicht der Landesregierung dringend notwendig ist, um die medizinische Versorgung in der bevölkerungsarmen Region auf einem hohen Niveau zu halten.

Natürlich kämpfen die Spitäler auch in allen anderen

Politicks

Flächenbundesländern sowohl im medizinischen als auch im Pflegebereich mit dem Personalmangel. In einem Krankenhaus der Maximalversorgung wie dem LKH Graz mit 19 Universitätskliniken, 33 Departments, 1.550 Betten und 7.800 Mitarbeitern potenzieren sich die Ressourcenprobleme jedoch. Die steirische Gesundheitslandesrätin Juliane Bogner-Strauß kämpft zwar gegen den Mangel, aber ihre Einflussmöglichkeiten sind beschränkt. Die Entscheidungsstrukturen in der Gesundheitspolitik sind geprägt von überlappenden Kompetenzen von Bund, Land und Sozialversicherungsträgern. Gemeinsam mit der Interessenpolitik der Ärztekammern ähneln sie einem gordischen Knoten der nur mehr zerschlagen und nicht entwirrt werden kann. Doch selbst das ist kaum möglich, weil keiner der Stakeholder freiwillig auf Macht und Einfluss verzichten will. Daher enden die Reformansätze regelmäßig in gegenseitigen Schuldzuweisungen. Das reicht der verunsicherten Bevölkerung natürlich nicht. Und auch die Steirerinnen und Steirer haben kein Verständnis mehr für niedergelassene Ärzte, die sich weigern, in der Nacht und an Wochenenden zu arbeiten; oder für Spitalsambulanzen, die selbst bei geplanten Nachuntersuchungen am Terminmanagement scheitern. Und schon gar nicht dafür, dass es diese Probleme nur gibt, weil sich der Gesundheitsminister nicht mit den Ländern, den Sozialversicherungsträgern und den Ärztekammern auf klare Entscheidungs- und Finanzierungsstrukturen einigen kann. n

Da landesspezifische Themen angesichts von Ukrainekrieg, Energiekrise, Inflation und ÖVPKorruptionsvorwürfen medial kaum durchkommen, setzt Christopher Drexler derzeit eher auf das Händeschütteln als auf intensive Medienarbeit.

FAZIT MÄRZ 2023 /// 15
Foto: Stefan Leitner

Ein umstürzender Kran

Der oberste Gerichtshof hatte einen Fall zu beurteilen, welcher in der Praxis immer wieder vorkommt: Die Klägerin ist Eigentümerin einer Liegenschaft. Die Beklagte ist Eigentümerin einer durch eine Straße getrennte Nachbarliegenschaft. Die Beklagte beauftragte zum Zwecke des Ausbaus und zur Sanierung ihres Hauses eine Generalunternehmerin. Zu diesem Zwecke wurde, mit Genehmigung der Straßenerhalterin, für die Durchführung der Bauarbeiten ein Kran auf dem, zwischen den Liegenschaften befindlichen, Straßengrundstück aufgestellt. Im Zuge der Bauarbeiten stürzte dieser Kran auf das Haus der Klägerin und beschädigte dieses. Der Streitwert betrug rund EUR 363.000,00.

In der Entscheidung 7 Ob 113/16t hat der OGH dazu festgehalten, dass dem beklagten Grundeigentümer das schädigende Verhalten des von ihm beauftragten Bauunternehmers und dessen Leute iSd § 364a ABGB analog zuzurechnen ist. Durch das bewilligte Aufstellen eines Krans auf einer öffentlichen Straße durch einen vom Bauherrn (Kläger) beauftragten Generalunternehmer im dicht besiedelten Stadtgebiet wird eine besondere Gefahrensituation für angrenzende Grundeigentümer geschaffen. Kann die schädigende Maßnahme auf Grund der Baubewilligung faktisch nicht untersagt werden, ist die Haftung des Grundeigentümers nach § 364a ABGB analog gerechtfertigt.

Nachbar iSd Bestimmung des § 364a ABGB ist auch der mittelbare Nachbar, in dessen Umkreis sich die Einwirkung äußern. Der Ausgleichsanspruch gegenüber dem (benachbarten) Grundeigentümer kommt nur bei solchen Störungen in Betracht, die in irgendeiner Weise mit seiner Verfügungsmacht zusammenhängen. Der Ausgleichsanspruch kann gegen den Liegenschaftseigentümer auch dann erhoben werden, wenn die Einwirkungen nicht durch ihn selbst, sondern von den in seiner Sphäre tätigen Personen verursacht wurden. Ihm ist das schädigende Verhalten eines beauftragten Unternehmens und seiner Leute zuzurechnen.

Es haftet grundsätzlich aber nicht nur der Eigentümer einer Nachbarliegenschaft, sondern jeder der das Grundstück für seine Zwecke nutzt. Die Haftung nach § 364a ABGB setzt weiters voraus, dass von der Anlage Einwirkungen auf den Nachbargrund ausgehen, die für deren Betrieb „typisch“ sind. Mit solcher Art betriebstypischen Schäden sind adäquat verursachte Folgen gemeint. Der Ausgleichsanspruch nach § 364a ABGB (analog) ist verschuldensunabhängig. Auf die Erkennbarkeit einer Gefährdung durch die Bauführung kommt es dabei ebenso wenig an, wie darauf, ob die Arbeiten fachgerecht durchgeführt wurden. n

Neue Entwicklungsstrategie für steirische Regionen

Als moderner Kompass für die steirischen Regionen dient die neue Entwicklungsstrategie des Landes. Gemeinsames Ziel ist es, die Wettbewerbsfähigkeit und Lebensqualität in allen Teilen der Steiermark – vom Ennstal bis in die Südoststeiermark – zu erhalten und noch weiter zu verbessern.

Bei der Umsetzung konkreter Projekte können und sollen sich Gemeinden und Regionen an den Leitthemen Digitalisierung, Wirtschafts- und Arbeitsstandort, Mobilität der Zukunft, Siedlungsentwicklung, Ressourcenmanagement, Aus- und Weiterbildung sowie regionale Identität orientieren. In weiterer Folge können beispielsweise Projekte zur Stadt- und Ortskernentwicklung, in den Bereichen Klimaschutz und Energie, Mobilität, Fachkräftesicherung sowie Standortentwicklung und Berufsorientierung unterstützt und gefördert werden.

Ein Musterbeispiel aus der Region Steirischer Zentralraum: Das Projekt REGIOtim. Hier steht die Förderung von flexibler Mobilität im Vordergrund, was Umwelt und Ressourcen schont. In einem gemeindeübergreifenden Netzwerk von neuen Mobilitätsknoten werden verschiedene Fortbewegungsmöglichkeiten miteinander verbunden. So kann Alltags- und Pendlermobilität der Menschen unterstützt und die Abhängigkeit vom eigenen PKW reduziert werden.

„Wir wollen eine Entwicklung aller steirischen Regionen in gleicher Geschwindigkeit ermöglichen. Von der Landesentwicklungsstrategie als wichtige Richtschnur profitieren urbane Zentren genauso wie ländlichere Regionen“, so die Klubobfrau der Steirischen Volkspartei Barbara Riener.

16 /// FAZIT MÄRZ 2023 Recht haben
Foto: Archiv
Anzeige Foto:VP Club
Dr. Andreas Kaufmann ist Universitätslektor in Graz. LAbg. Sandra Holasek, Klubobfrau Barbara Riener, Landesrätin Barbara Eibinger-Miedl, LAbg. Alexandra Pichler-Jessenko, LAbg. Detlev Eisel-Eiselsberg

Fernsehen ,

FAZIT MÄRZ 2023 /// 17
wie du es noch nie gesehen hast

Graz hat´s

Staffelübergabe bei Genuss-Hauptstadt Graz

Seit 15 Jahren ist Graz die erste und einzige Genuss-Hauptstadt Österreichs. Während heute viele von Regionalität und Saisonalität bei Lebensmitteln reden, hat man in Graz unter der umsichtigen Leitung von Waltraud Hutter schon vor vielen Jahren auf diese Themen gesetzt. Es bleibt beim altbewährten Erfolgsrezept, neu ist aber die Projektleitung, da die Genuss-Hauptstadt-Pionierin nun ein wenig leiser treten möchte und die Hauptverantwortung an Beatrice Berner übergibt, die das Projekt im Rahmen von Graz Tourismus weiterbetreuen wird. Die offizielle Staffelübergabe erfolgte im Rahmen einer kleinen Feier im Aiola im Schloss Sankt Veit, bei welcher auch das Jahresprogramm 2023 und die aktuelle Broschüre vorgestellt wurde.

Bilanz der Häuslbauermesse 2023

Von 19. bis 22. Jänner präsentierte sich die größte Baufachmesse im Süden Österreichs, die Häuslbauermesse Graz, wieder von ihrer besten Seite, dazu gesellte sich die steirische Immobilienmesse „Lebensraum“. Egal ob selber bauen oder Eigenheim kaufen – die rund 30.000 Besucher der Messe Graz bekamen hier die benötigte (Entscheidungs-)Hilfe. Auch MCG-Vorstand Armin Egger freut sich über den Erfolg: „Wir sind sowohl aussteller- als auch besucherseitig sehr zufrieden. Es hat sich gezeigt, dass die Menschen wieder bereit sind, für Bauen und Wohnen Geld auszugeben. Die Kombination mit ‚Lebensraum‘ hat sich als attraktive Ergänzung erwiesen. Das Messeteam hat mit beiden Formaten ein Top-Produkt realisiert, das alle Erwartungen erfüllt hat.“

Fakten zur Energieversorgung

Unter dem Titel „Fakten und Mythen der Energieversorgung“ lud das Private Banking Graz der Steiermärkischen Sparkasse zu einem Expertengespräch mit Karl Rose. Er gab in seinem Vortrag viele Einblicke in die Hintergründe der zentralen Aufgabenstellung der Energiewende. „Mittelfristig wird es der EU gelingen, russisches Gas zu substituieren. Auch die Energiepreise werden bald wieder zurückgehen. Vor solchen Problemen und Preisausschlägen wie im Jahr 2022 werden wir aber nicht mehr stehen. Wir haben jetzt das Paradoxon, dass die Leitzinsen der Notenbanken wohl noch weiter steigen werden, die mittel- bis langfristigen Zinsen könnten allerdings schon ihre Höchststände gesehen haben“, erläuterte der Energiewirtschaftsexperte.

18 /// FAZIT MÄRZ 2023
Foto: Graz Tourismus / Werner Krug Foto: MCG / Wiesner Foto: schubiduquartet.com

VP fordert Gesamtkonzept für Grazer Verkehr

Die ÖVP bemängelt, dass für den Verkehr in Graz ein Gesamtkonzept fehlt. „Was wir in der Verkehrspolitik seit eineinhalb Jahren erleben, ist immer nur das ständige Verunsichern der Bevölkerung. Insgesamt entsteht der Eindruck einer planlosen und unausgegorenen Politik“, erklärt die Klubobfrau und WB-Graz-Obfrau Daniela Gmeinbauer: „Sinnvolle Maßnahmen müssen zuerst wohl überlegt, gut vermittelt und nicht von oben herab verordnet werden.“ „Es war uns immer ein Anliegen, die Stadt in Richtung sanfte Mobilität weiterzuentwickeln. Der Unterschied ist nur, wir wollen das gemeinsam mit der Bevölkerung umsetzen und nicht Klientelpolitik auf dem Rücken von vielen Betroffenen machen“, so Parteiobmann StR. Kurt Hohensinner.

Kurz im Gespräch mit

Anfang März startet die Megabaustelle in der Grazer Innenstadt, wie kann man deren Auswirkungen abfedern?

Baustellen bedeuten oft Unannehmlichkeiten, aber an dieser führt kein Weg vorbei, da mit der Entlastungsstrecke die Erreichbarkeit der City mittels Straßenbahn nicht nur sichergestellt, sondern auch attraktiver wird, weil dadurch engere Taktungen möglich sind. Während der Bauphasen braucht es aber bestmögliche Kommunikation mit allen Betroffenen. Darüber hinaus erwarten wir ein aktives Baustellenmanagement mit Aktionen, die Anreize für einen Besuch der Innenstadt bieten, z.B. Gutzeitkarten für Parkgaragen oder Aktionstage mit kostenloser Öffi-Nutzung.

Urlaubsträume mit Springer verwirklichen

Gute Nachrichten für alle, die Fernweh haben: Springer Reisen hat sein neues Reiseprogramm vorgestellt – und das mit zahlreichen Flügen ab Graz. Das Reiseunternehmen gilt als Griechenland- Spezialist und hat sich vor allem auf den Kykladeninseln einen Namen gemacht. Das Programm umfasst insgesamt 21 Inseln, die mit wöchentlichen Flügen von Graz, Wien oder Klagenfurt angeboten werden.

Neu im Programm ist die zwischen Athen und Thessaloniki gelegene Halbinsel Pilion. Sie erreicht man per Flug ab Graz nach Skiathos und mit Fährüberfahrt. Die beliebte Insel Naxos wird ebenfalls mit Flug ab Graz nach Paros und mit 20-minütigem, privatem Schiffstransfer angeboten. Mehr Infos dazu online unter springerreisen.at.

Was sind die Alternativen für jene, die mit dem Auto ihre Einkäufe erledigen wollen? Diese Alternativen fehlen derzeit, denn die Straßenbahn hilft jenen, die aus dem Umland in die Stadt wollen, leider nur wenig. Es braucht daher Ersatzparkflächen in Tiefgaragen oder neue Parkflächen, die direkt an den Straßenbahnstationen liegen. Ansonsten schließt man jene Menschen aus, die auf das Auto angewiesen sind.

Welche Konzepte braucht es für die Zukunft, damit der Grazer Innenstadthandel weiterhin konkurrenzfähig bleibt?

Neben der Erreichbarkeit, die auch in Zukunft für alle Verkehrsteilnehmer gewährleistet werden muss, braucht es natürlich einen gesunden Branchenmix und auch eine Vielfalt hinsichtlich der Unternehmensgrößen. Gerade die vielen kleinen Boutiquen machen den Charme aus und sind essenziell für einen attraktiven Innenstadthandel.

FAZIT MÄRZ 2023 /// 19
Bernhard Bauer, Regionalstellenobmann der WKO Graz Foto: Foto Fischer Foto: Grazer Volkspartei / Skrabel Foto: Flughafen Graz

Graz hat´s

Bühnen Graz ziehen durchwachsene Bilanz für 2021/22

Die Pandemie hat auch in der Grazer Kulturszene deutliche Spuren hinterlassen. Aufgrund von COVID-19-Maßnahmen mussten die Bühnen Graz in der vergangenen Saison 208 Vorstellungen in Oper, Schauspielhaus, Next Liberty und den Spielstätten absagen. „Das schlägt massiv in die Bilanz hinein“, erklärte BühnenGraz-GF Bernhard Rinner. In der Saison 2021/22 verzeichneten die Bühnen 333.885 Besucher, in der letzten Saison vor Corona (2018/19) waren es 510.614. Auf die Auslastung hat sich die Pandemie nicht so stark ausgewirkt: Sie lag in der Oper wie 2018/19 bei 73 Prozent, im Schauspielhaus sank sie von 77 auf 62 Prozent, im Next Liberty von 88 auf 72 Prozent. Positiv entwickelt hat sich bisher die aktuelle Spielzeit 2022/23. Zählten die Bühnen 2019/20 im Vergleichszeitraum 252.000 Besucher, so sind es aktuell 213.904.

Ladestellen-Offensive an der TU Graz

Die Energie Steiermark hat den Zuschlag der TU Graz für die Errichtung und Betrieb von zahlreichen E-Ladestationen erhalten. Der Auftrag stellt das größte Kundenprojekt des steirischen Energieund Infrastrukturunternehmens im Bereich der Ladeinfrastruktur dar. „Es freut uns, dass wir mit dem Auftrag der TU Graz unsere Kompetenzen im Bereich der E-Mobility unter Beweis stellen können und bei Partnern Potenziale für emissionsfreie Fortbewegung schaffen“, sagt Vorstandssprecher Christian Purrer. Vorstandsdirektor Martin Graf ergänzt: „Über Kooperationen wie diese können wir – zusätzlich zu unserem eigenen intensiven Ausbauprogramm – wertvolle Arbeitsplätze in der Steiermark sichern und tragen zu einer Wertschöpfung innerhalb der Steiermark bei.“

Treffen der Alpakawelt in Graz

Von 2. bis 5. Februar 2023 fand am Gelände der Grazer Messe die World Alpaca Expo samt Konferenz für Züchter und Fans der kuscheligen Paarhufer statt. Am 3. Februar fand die offizielle Eröffnung der Großveranstaltung statt. Der Präsident des österreichischen Alpakazuchtverbandes (ÖAZV), Thomas Pötsch, durfte dazu hochrangige Gäste begrüßen. So nahm Agrarlandesrat Hans Seitinger gemeinsam mit dem Grawe-Generaldirektor Klaus Scheitegel und Bauernbunddirektor Franz Tonner die offizielle Eröffnung vor. Zur Seite standen ihnen dabei die Alpakaköniginnen Sophie Szankovich und Julia Eisenberger. Geboten wurde den Besuchern ein umfangreiches Programm mit Tieren, Aktivitäten für Kinder sowie ein großes Angebot an Alpakamode und mehr.

20 /// FAZIT MÄRZ 2023
Foto: Scheriau Foto:Energie Steiermark / TU Graz Foto: Arthur Mallaschitz

Mit dem SWV ins neue Jahr

Sehr viele Gäste folgten der Einladung des SWV Steiermark und verbrachten am 26. Jänner 2023 einen interessanten und unterhaltsamen Abend im Brauhaus Puntigam.

SWV-Präsident Karlheinz Winkler konnte als Ehrengäste die designierte SPÖ-GrazVorsitzende Landesrätin Doris Kampus und NAbg. Christoph Matznetter (SWV-Präsident Österreich) begrüßen, die mit Grußworten die Veranstaltung eröffneten.

Der SWV Steiermark informierte über seine neuen Angebote und Aktivitäten 2023, wobei hier besonders die Plattform „Friends“ zu erwähnen ist, ein Web-basiertes Service für EPU und Kleinbetriebe in der Steiermark, das bei der Auswahl von Geschäftspartner:innen für Unternehmen und Private behilflich ist.

Den weiteren inhaltlichen Schwerpunkt bildeten die für EPU und Kleinunternehmen besonders wichtigen Themen „Arbeitsunfähigkeits- und Cyber-Versicherung“. Kurzvorträge von Hannes Schweighofer und Akad. VKfm. Peter Schernthaner behandelten diese Themen.

Der Höhepunkt der Veranstaltung war allerdings die Preisverleihung an den SWV-Unternehmer des Jahres 2022, der aus den 27 „Unternehmer:innen der Woche“ des Jahres 2022 gewählt wurde. Fleischermeister Emil Poparić gewann ein Wochenende für zwei Personen im Hotel

Grimmingblick. Auf den weiteren Plätzen folgten Gastronomin Annemarie Gauster (Kreuzwirt am Rosenberg), Sicherheitsexperte Berni Reinwald und Werbeprofi Josef Ogrizek (Cimo GmbH). Der weitere Abend wurde bei einem ausgezeichneten Buffet und Musik zum Netzwerken und für anregende Gespräche genutzt. n

Kurz im Gespräch mit

Wie wirken sich Zinsen und gestiegene Energiepreise auf die Immobilien-Nachfrage aus? Die derzeitige Zinsentwicklung sowie die gestiegenen Energiepreise wirken sich auf die Nachfrage von geförderten und freifinanzierten Wohnungen natürlich dämpfend aus. Die Wohnungskunden sind verunsichert und warten derzeit ab. Die Nachfrage nach qualitativ hochwertigen und gut gelegenen Wohnungen ist nach wie vor vorhanden. Da die Energiepreise bereits wieder sinken und auch bei der Zinsentwicklung der Plafond demnächst erreicht sein wird, wird es lediglich eine Frage der Zeit sein, bis sich die Situation wieder verbessert.

Welche Großprojekte der GWS im Großraum Graz sehen heuer ihrer Fertigstellung entgegen? Beim sogenannten „Lendpark“ stellt die GWS heuer den ersten Bauteil mit 124 und im nächsten Jahr den zweiten Bauteil mit 158 Wohnungen fertig. Neben Wohnungen sind auch Geschäftsräumlichkeiten, ein Kindergarten und eine Krabbelstube eingeplant. Es handelt sich um das größte Einzelprojekt, das die GWS je errichtet hat.

Welche Tendenzen hat die Immobilienmesse Ende Jänner in der Grazer Messe aufgezeigt? Die Immobilienmesse hat ein großes Interesse gezeigt, jedoch wie eingangs erwähnt auch ein Abwarten der Kunden auf die zukünftige Preis- und Zinsentwicklung. Ebenfalls konzentriert sich das Interesse derzeit nicht so sehr auf Anlagewohnungen, sondern vielmehr ist wieder Wohnraum vor allen Dingen für junge Familien, aber auch Familien, die sich im Alter entsprechend wohnversorgen wollen, ein Thema, d.h. Eigennutzung, das eigentliche Zielpublikum der GWS und GWS Bau.

FAZIT MÄRZ 2023 /// 21
Johannes Geiger, Geschäftsführer GWS Foto: Foto Fischer v.l. SWV-Präsident Karlheinz Winkler, SPÖ-Graz GF Nina Wolf, Landesrätin Doris Kampus, SWV-Österreich-Präsident NAbg. Christoph Matznetter Preisverleihung an den SWV-Unternehmer des Jahres 2022, der aus den 27 „Unternehmer:innen der Woche“ des Jahres 2022 gewählt wurde. Fotos: Michael Schnabl

Fazitgespräch

Des Simpls Geheimnis

Joachim Brandl, Michael Niavarani und Jenny Frankl vom Kabarett Simpl über billiges Bier, noch billigere Witze und Humor in Zeiten der »Cancel Culture«.

Von Josef Schiffer und Peter K. Wagner mit Fotos von Marija Kanizaj
22 /// FAZIT MÄRZ 2023

Ungewohnt viele Menschen versammeln sich am Parkplatz des Grieskai 74. Unsere langjährige Fotografin Marija Kanizaj hat uns erstmals in ihr Fotostudio geladen. Denn anders als bei üblichen Fazitgesprächen haben unsere heutigen Interviewten keinen Standort in Graz oder der Steiermark, an dem wir sie besuchen können.

Dazu kommt, dass wir erst zum zweiten Mal nicht eine Person für unsere Coverinterview ausgewählt haben, sondern gleich drei. Jenny Frankl, Joachim Brandl und Michael Niavarani befinden sich auf ÖsterreichPromotiontour zum Anlass von 110 Jahre Simpl. Der Zeitplan für das Trio ist dicht, eine knappe Stunde haben wir laut der beiden PR-Betreuer.

Als wir nach 40 Minuten darauf hinweisen, dass wir wohl langsam in Richtung Shootingraum aufbrechen müssten, will Niavarani aber nichts von Zeitdruck wissen und meint ganz ironiebefreit: »Wir haben keinen Stress, das sind sehr spannende Fragen.«

110 Jahre Simpl ist der Grund eures Graz-Besuchs. Das Jubiläumsprogramm heißt des »Bullis Kern« und mit Bulli ist das Wahrzeichen des Simpl gemeint. Aber wer ist denn dieser Bulli eigentlich?

Michael Niavarani: Der damalige Gründer des Kabarett Simpl, ein gewisser Egon Dorn, hat sich aus München ein Logo für sein Lokal in Wien gestohlen. Es hieß damals Bierkabarett Simplicissimus, also man kam in den Keller, um Bier zu trinken, und hat die Kunst in Kauf genommen.

Jenny Frankl: Das Bier war auch extra billig.

Waren die Schmähs auch billig?

Niavarani: Natürlich, zum Bier passend. Aber jedenfalls hat dieser Herr Dorn ein Logo gebraucht. Der Münchner Bulli ist allerdings eckig gezeichnet, fletscht die Zähne und ist ein bissiger Kettenhund.

Joachim Brandl: Der Münchner Bulli ist deshalb bissig, weil er die Ketten der Zensur durchbeißt. Der Name »Simplicissimus« geht übrigens auf eine Satirezeitschrift zurück.

Niavarani: Der Wiener Bulli ist ein lieber Bulli, der bei der Zensur gar nicht aneckt, weil er höchstens jemandem ans Bein pinkelt, aber nicht beißt.

110 Jahre Kabarett ist eine wirklich lange Zeitspanne. Wie oft musste sich das Simpl neu erfinden?

Niavarani: Man fängt immer bei null an. Man ist nach jedem einzelnen Sketch, der gelingt, in der fatalen Situation: Was ist, wenn mir nie wieder etwas Lustiges einfällt?

Frankl: Aber wir legen unsere neuen Ideen in eine erfolgreiche Schablone. Diese Aneinanderreihung von Sketches blieb immer gleich.

Brandl: Ich glaube sogar, dass das vielleicht auch ein Geheimnis des Simpl ist. Wir sind das letzte Relikt. »Saturday Night Live« macht vielleicht noch, was wir machen.

Niavarani: Das Interessante an der kabarettistischen Revue ist, dass sie hochmodern ist. Es ist Tiktok – nur halt analog.

Tiktok ist unsere nächste Frage, gibt es eine Überlegung, auf Tiktok zu gehen als Kabarett Simpl? Immerhin lernen jungen Menschen dort heute satirische Formate kennen.

Niavarani: Ich schaue manchmal Tiktok und muss Ihnen sagen, mein Algorithmus ist eine Drecksau – da kommen nur Nackerte. Ich verstehe es nicht. Es gibt Menschen, die auf Tiktok Sketches machen. Da gibt es etwa eine Amerikanerin, die sämtliche Hormone und Organe des Köpers spielt. Begonnen hat es mit Face-

book. Das war sozusagen die Demokratisierung der Veröffentlichung. Du musstest nicht mehr eine Zeitung haben. Und Tiktok ist die Demokratisierung des Theaters und Kabaretts.

Brandl: Und des Fernsehens.

Niavarani: Genau, du bist überhaupt nicht mehr abhängig davon, dass irgendjemand im ORF sagt, es sei lustig, was du machst. Es gibt Menschen, die haben Millionen von Klicks und damit Quoten, von denen der ORF nur träumen kann.

Frankl: Durch Zufall erreicht eigentlich.

Niavarani: Ich finde das für unseren Beruf überhaupt nicht bedrohlich.

Brandl: Aber die Frage war, ob wir Pläne haben, auf Tiktok zu gehen.

Frankl: Ich habe mir das schon sehr lustig vorgestellt.

Niavarani: Das ist schon eine Generationenfrage, warum soll ich ein Tiktok-Tänzchen machen?

Wenn man in der Tradition zurückgeht, ist Kabarett eine Form von Theater, das davon lebt, dass man mit Zuschauern interagiert. Später kam es ins Fernsehen – mit Karl Farkas und Fritz Grünbaum, wo diese Interaktion nicht mehr gegeben war. Inwiefern hat sich das auf die Kunstform des Kabaretts ausgewirkt – vor allem auf die Inhalte?

Niavarani: Dass das Simpl ins Fernsehen gegangen ist, hat das, was auf der Bühne stattfindet, überhaupt nicht verändert. Es hat dazu geführt, dass das Simpl populärer wurde. Wir feiern jetzt 110 Jahre – wir haben oft mit dem Konkurs gekämpft, vor allem in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg. Farkas und Grünbaum ist es gelungen, mit der Doppelconference ein Alleinstellungsmerkmal zu bekommen. Das Simpl hat sich in den Inhalten und Themen weiterentwickelt, aber nie in der Form, weil diese ja so abwechslungsreich ist und gut ist für ein buntes, unterhaltsames Programm. Farkas hat ja dann extra fürs Fernsehen seine Bilanzen geschrieben. Es wurde damals auch nie im Simpl selbst aufgezeichnet, weil die Fernsehkameras größer waren als die Tür. Das Format musste auch anders heißen, weil die Angst groß war, das Theater könnte eingehen. Aber es ist beim Theater eben so – auch nach den Schwierigkeiten mit Corona –, dass viel geredet wird, ob es wegen Netflix und Co. nicht ausstirbt. Ich glaube das nicht. Die Angst gab es schon beim Radio, dann beim Fernsehen.

Es sind unterschiedliche Zielgruppen bei Fernsehen und Kabarett. Welche Menschen gehen regelmäßig ins Kabarett?

Niavarani: Die, die regelmäßig ins Kabarett gehen.

FAZIT MÄRZ 2023 /// 25 Fazitgespräch
Wenn sich jemand in einer Komödie oder einem Kabarett beleidigt fühlt, ist es in 90 Prozent der Fälle ein Irrtum.

Aber was braucht die Zielgruppe? Kabarett bedient ja auch Erwartungshaltungen.

Niavarani: Der Bulli ist im Prinzip beides. Mir ist es immer darum gegangen, Menschen gut zu unterhalten. Ich kann die Dinge, die um uns herum passieren, überzeichnen. Oder ich kann – wie Nestroy sagt – so lange an ihnen reiben, bis der Funke des Humors rausspringt.

Nestroy ist ja im Grunde Vorbild für Kabarett.

Niavarani: Ein Vorreiter, ja.

Insofern unterscheidet es sich von Schauspiel und Operette.

Niavarani: Natürlich. Aber jetzt nehmen wir Lotte de Beer, ihr ist es ein großes Anliegen, gut zu unterhalten und ein Statement zu setzen. Es gibt Produktionen, da ist das Burgtheater politischer als das Simpl. Auch wenn es noch keine Produktion gab, in dem das Burgtheater lustiger war als das Simpl, aber das macht ja nix.

Beim Regietheater hat man immer politische Anspielungen reingebracht. Ich erinnere mich an Rebellen, die mit dem Jeep vorfahren bei Wilhelm Tell.

Niavarani: Ja, wobei beim Regietheater ein politisches Kostüm kein Statement, sondern Fantasielosigkeit ist. Ich verstehe nicht, warum bei Schiller oder Goethe Nazis auftreten müssen.

Was ist Ihr Statement bei Ihren Neuinszenierungen von Shakespeare? Was wollen Sie drüberlegen, sozusagen?

Niavarani: Ich versuche, nichts drüberzulegen, sondern das rauszukitzeln, von dem wir Theaterhistoriker glauben, wie es damals war – nämlich Volkstheater. Da sind jeden Tag 3.000 Menschen dringesessen, es gab keine Hochkultur, es gab überhaupt keine Theaterkultur, das war einfach ein Dienstleistungsbetrieb. Eines der größten Komplimente bei meinem »Richard III.« war, dass ein Hamburger Theaterwissenschaftler mir geschrieben hat, dass sie schon viel geforscht haben, aber unsere Aufführung dem am nächsten kam, was damals gemacht wurde. Und das obwohl bei mir kaum Shakespeare vorgekommen ist.

Brandl: Das Problem an Shakespeare ist: Er war Volkstheater, er war Massenmedium, aber er ist ja später erst Hochkultur geworden, weil wir in der Schule Übersetzungen lesen, die 150 Jahre alt sind und eine unfassbar verstaubte, alte Sprache haben.

Was westliche Kulturschaffende derzeit sehr beschäftigt, ist das Thema Wokeness. Wie geht es Ihnen mit Cancel Culture?

Niavarani: Wenn sich jemand in einer Komödie oder einem Kabarett beleidigt fühlt, ist es in 90 Prozent der Fälle ein Irrtum. Ein Witz ist nicht dazu da, jemanden zu verletzten, sondern dazu da, jemandem zum Lachen zu bringen. Hinhauen sollte man nur nach oben. Es gibt zwei Arten des Lachens, das Mitlachen und das Auslachen. Wenn ich einen Witz über einen querschnittgelähmten Schwarzen mache, ist es ein Mitlachen über sein Schicksal, die Frechheit des Schicksals, dass dieser Mensch nicht gehen kann, und die Absurdität, dass man überhaupt einen Unterschied macht, dass jemand eine andere Hautfarbe hat. Wenn ich Herbert Kickl von einem Pferd runterfallen lasse, dann lache ich ihn aus. Das ist übrigens unsere nächste Revue.

Brandl: Mein Gott, grandios. Können wir das Tonband ausmachen?

Niavarani: Aus- oder mitlachen ist der einzige Unterschied, den man machen muss. Sonst darf man über alles Witze machen.

Frankl: Wir haben privat ganz woke Einstellungen, wir schließen in unseren Witzen aber auch niemanden aus.

Die Tradition des jüdischen Witzes ist es, sich über sich selbst lustig zu machen. Etwa bei Karl Farkas oder Ernst Waldbrunn. Wenn jetzt ein Komiker keine jüdischen Wurzeln hat – inwieweit darf dieser einen solchen Witz übernehmen, ohne verdächtig zu sein?

Niavarani: Das ist eine Frage der Einstellung. Ich brauche beim Witz den Kontext. Man muss das Gesicht sehen, die Augen und wissen, was jemand vorher gesagt hat und in welcher Stimmung. Und selbstverständlich kann ein Nichtjude einen Witz über einen Juden machen. Es ist keine kulturelle Aneignung und kein Rassismus, wenn ich mich über die Sprache von Ausländern lustig mache, weil sie tatsächlich so reden.

Frankl: Aber grundsätzlich ist es schon einfacher, wenn ich Blondinenwitze mache.

Niavarani: Natürlich. Es ist auch viel lustiger.

Welche Grenzen des Humors gibt es?

Niavarani: Die Grenze des guten Geschmacks muss man auf jeden Fall überschreiten, man muss auf jeden Fall die Grenze des Zumutbaren überschreiten. Aber man muss wissen, womit man sie überschreitet. Und man muss wissen, ergibt es innerhalb dieses Sketches einen Sinn? Reine Provokation bringt nix. Ich will die Leute zum Lachen bringen. Was habe ich im Simpl gekämpft, Scheiße sagen zu dürfen. Das war mir sehr wichtig. Das ist, was mich und John Cleese verbindet, – er hat bei der BBC um »cunt« und »shit« gekämpft. So lächerlich es klingt, aber das ist tatsächlich gesellschaftlich relevant.

26 /// FAZIT MÄRZ 2023 Fazitgespräch
Mein Gott, grandios. Können wir das Tonband ausmachen?
Joachim Brandl
Joachim Brandl, Jenny Frankl und Michael Niavarani

Fazitgespräch

Gibt es Beispiel für Witze, die das Simpl nicht macht?

Frankl: Ich überlege die ganze Zeit, mir ist nichts eingefallen.

Niavarani: Wir sagen also eh alles.

Kommt vor, dass sich jemand beschwert über unzumutbare Witze?

Niavarani: Ununterbrochen. Ein Beispiel: Ich habe einmal einen Brief bekommen, ob ich für Hunde mit drei Beinen spenden möchte, damit sie auch aus dem Tierheim adoptiert werden. Das ist nicht erfunden. Ich musste sehr lachen und sagte dazu auf der Bühne, ich spende 100 Euro und dann kann man fünf davon einschläfern. Das finde ich sehr witzig.

Stichwort Lisa Eckhart. Ist das noch geschmackvoll?

Niavarani: Es muss ja nicht geschmackvoll sein, es ist eine Geschmacksfrage. Sie hat einen tollen Rhythmus, ist sprachlich brillant und provokativ.

Also Sie finden es in Ordnung?

Niavarani: Ich liebe Lisa Eckhart.

Eckhart will bewusst Grenzen überschreiten, um ihre Resonanz zu erhöhen.

Niavarani: Das wollen wir nicht unbedingt, aber wir haben nichts dagegen.

Frankl: Manche Sachen werden auch einfach falsch verstanden. Unsere Finalnummer beschäftigt sich damit, dass man aufs Klima aufpassen muss, und wir demonstrieren da praktisch am Schluss. Wir haben aufgrund dessen Briefe von Menschen bekommen, die

meinten, sie hätten das Theater verlassen müssen, weil sie sich so geärgert haben. Man dürfe sich nicht über Leute lustig machen, die den Klimawandel wirklich ernst nehmen. Das ist eben ein Missverständnis.

Die Beleidigungsgrenzen sind bei manchen Menschen sehr tief angesetzt.

Brandl: Ja. Und das verschiebt sich. Ich habe im Sommer eine Veranstaltungsreihe mitmoderiert, da gab es eine Richtlinie, die alle Auftretenden unterschreiben sollte. Dort stand, dass man sich zu allen woken Themen bekennt, nichts über Geschlecht, Hautfarbe usw. sagt. Im Prinzip darfst du dann keinen Auftritt mehr machen. Dann kann ich über Tische sprechen. Und muss wahrscheinlich noch aufpassen, dass ich nicht über die Farbe des Tisches etwas sage. Es stand dort sinngemäß, das Publikum habe die Deutungshoheit. Wenn jemand findet, ich habe die Grenze überschritten, dann habe ich das, aber dann kann ich kein Theater mehr machen.

Frankl: Vor allem kein Kabarett.

Niavarani: Man könnte sagen, es herrscht eine Überempfindlichkeit. Ich versuche aber immer, etwas Positives rauszunehmen. Ich hoffe nicht, dass es nicht nur eine Hysterie ist, die irgendwann vorbei ist. Wenn man Filme aus den Neunzehnsechzigern oder Neunzehnsiebzigern anschaut: Damals nahm man eine Behandlung von Frauen durch Männer hin, die heute als Vergewaltigung gelten würde. Es wurde aber so dargestellt, als wäre sie erfreut, dass er sie endlich küsst. Trotzdem darf ich mir diese Filme anschauen, aber sie zeigen uns, dass die Gesellschaft sich Gott sei

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Einschaltung
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Dank verändert hat. In 50 oder 100 Jahren wird man in der Vorlesung nicht sagen müssen: »Achtung, wir machen den Kasperl durch, es kommt das Krokodil, das kriegt eine am Kopf, wenn dafür jemand zu empfindlich ist, bitte jetzt rausgehen.«

Frankl: Wenn die Krokodile das nicht verkraften, jetzt bitte rausgehen, wird es heißen. [Niavarani lacht laut auf] Brandl: ... und alle, die sich als Krokodil identifizieren, bitte auch rausgehen.

Niavarani: Der »Sommernachtstraum« darf nicht mehr unterrichtet werden, weil er eine Klassengesellschaft darstellt und jemand K.o.-Tropfen bekommt und dann mit ihr geschlafen wird. Was die Dani bei uns übrigens mit mir macht. Ich werde noch dazu in einen Esel verwandelt.

Frankl: Aber da muss man nicht viel machen für deine Verwandlung.

Niavarani: Danke, Frau Kollegin.

Frankl: Sehr gerne.

Niavarani: Eine sehr billige Maske haben wir da ja. Aber so was zu verbieten, ist ein Schwachsinn. Die Entwicklung an sich ist sehr in Ordnung, und so groß sind unsere Probleme auch nicht. Frauen bekommen noch immer nicht dasselbe bezahlt wie Männer, wir machen unsere Umwelt kaputt, und das größte Problem ist, ob wir Witze machen über irgendetwas. Das ist ein bissl eine Augenauswischerei.

Aber es kommt tagtäglich vor. Es werden Lieder von Radiostationen nicht gespielt. Damals der »Burli« von EAV in Bayern, in den USA trifft es heute Dean Martin.

Niavarani: Wenn es die Menschheit in 500 bis 1.000 Jahren noch gibt, wird sie darüber ziemlich lachen, wenn sie das in Geschichtsbüchern lesen. Ah, sie haben diese Lieder nicht mehr gespielt, aber mit dem Flugzeug sind sie noch geflogen.

In der frühen Neuzeit gab es eben andere Tabus.

Niavarani: Es ist trotzdem ein ganz großer Unterschied zur Zensur, denn das ist keine Zensur, keine staatliche Repression. Wenn ein Veranstalter mich nicht auftreten lässt, ist es seine Entscheidung, die ich akzeptieren kann. Ich bin für jeden, der mich nicht spielen lässt, sehr dankbar – ich arbeite eh so viel.

Ist Manfred Wegscheider eigentlich noch Satire?

Niavarani: Natürlich nicht. Aber Manfred Wegscheider ist auch nicht Satire, wenn er was anderes macht. Es gibt nichts Unkomischeres und Dümmeres als den Herrn Wegscheider. Wenn jemand keine Ahnung von Satire hat, dann er. Es ist Werbung für die FPÖ.

Dieter Nuhr ist jemand, der auch sehr kritisiert wird.

Niavarani: Dieter Nuhr ist Satire, ein sehr gescheiter Mensch.

Aber man merkt, dass er ideologischer geworden ist in den letzten Jahren. Er hat eine Agenda.

Niavarani: Ja, aber das ist leider Gottes beim Kabarett das Fade. Sobald ich bei einem Programm merke, das geht eher ins Konservative und Rechte oder aber es ist liberal-weltaufgeschlossen-links, dann wird es schon fad, weil es festgelegt ist.

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Fazitgespräch
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Jenny Frankl ist mit dem Fotografen Jan Frankl verheiratet. Ihrer Schwiegervater ist Simpl-Veteran Roman Frankl. Jenny Frankl ist Schauspielerin, zweifache Mutter und schrieb gemeinsam mit Michael Niavarani das Buch für »Des Bullis Kern«, der Simpl-Revue zu 110 Jahren Kabarett Simpl, steht aber auch selbst auf der Bühne des Kabaretts.

Joachim Brandl ist gebürtiger Grazer. Er arbeitete nach seinem Anglistikstudium bei der Kleinen Zeitung und Antenne Steiermark. Ab 2004 trat er gemeinsam mit Martin Buchgraber als Kabarettduo auf. 2011 übernahm er die Comedyserie »Hirn mit Ei« im ORF. Seit der Saison 2013/14 spielt er am Simpl. Im Jänner war er erstmals im Rateteam von »Was gibt es Neues?«.

Michael Niavarani ist Sohn eines Persers und einer Wienerin. Er absolvierte seine Schauspielausbildung im Graumanntheater. 1989 trat er erstmals im Simpl auf, 1993 wurde er mit nur 24 Jahren künstlerischer Leiter. Niavarani betreibt mit Georg Hoanzl das Theater Globe Wien. 2019 kaufte er auf Kredit das Simpl.

Ist Jan Böhmermann dann auch fad?

Niavarani: Wahnsinnig fad. Unendlich gescheit, sehr lustig, aber mir fehlt die Überraschung. Wir dürfen eines nicht vergessen: Unsere Aufgabe ist es, die Menschen zu unterhalten, nicht die Welt zu verändern.

Und auch nicht zu belehren?

Niavarani: Schon gar nicht.

Brandl: Das ist das Letzte.

Niavarani: Eine Berufsverfehlung. Dann werde Gymnasialprofessor oder gehe in die Politik.

Denkanstöße sind aber in Ordnung?

Brandl: Natürlich.

Niavarani: Denkanstöße sind wichtig, aber es ist nicht alles richtig, was die Linken sagen, und auch nicht alles, was die Rechten sagen, ist falsch.

Aber die Polarisierung ist extrem. Wer den Mittelweg geht, wird oft von beiden Seiten beschimpft.

Niavarani: Ja. Ich auch, weil ich beide Seiten beleidige.

Brandl: Wir hauen auch dorthin, wo wir der Meinung sind, dass es einen Grund gibt zum Hinhauen. Das ist halt mal der mehr und mal der.

Niavarani: Genau. Auch ich als Beleidiger möchte gesehen werden. Und ich möchte für mich eine eigene Toilette.

Wir reden viel über die Zukunft. Was wird dazu führen, dass Menschen in einigen Jahren noch ins Simpl gehen?

Brandl: Die Liveerfahrung. Das kann bei all der Diskussion ums Fernsehen usw. niemand ersetzen. Das Publikum hat mit uns eine Gemeinschaftserfahrung.

Aber wird es das Simpl in 110 Jahren noch geben?

Niavarani: Vielleicht gibt es das Simpl nicht mehr, aber das Theaterkabarett wird es noch geben.

Die Bierpreise könntet ihr sonst notfalls wieder senken.

Niavarani: [lacht laut auf] Stimmt.

Frankl: Die sind angeblich eh ganz moderat.

Wie geht es Ihnen eigentlich in einem »Verreckmoment«, in dem der Lacher nicht kommt?

Frankl: Da kann ich nicht mitreden.

Niavarani: [lacht besonders laut auf] Das ist mein Fachgebiet. Brandl: Nein, unser beider Fachgebiet.

Gibt es auch Hänger und Einflüsterer im Simpl?

Frankl: Wie? Bitte? [Brandl und Niavarani lachen]

Brandl: Natürlich gibt es die. Ich erinnere mich an meinen zweiten Abend als Conférencier im Simpl. Ich bin furchtbar gehangen, und mir wurde eingeflüstert, ich habe aber kein Wort verstanden. Dann habe ich die Einflüsterin Andrea auf die Bühne gebeten und sie dem Publikum vorgestellt. Beim Kabarett kannst du das machen.

Niavarani: Das gute bei Jenny Frankl und Joachim Brandl ist, dass sie gar nicht aus ihrer Rolle rausfallen können, weil sie keine spielen.

Brandl: Wir haben vom Besten gelernt. Aber du bist doch einmal im Solo gehangen?

Niavarani: Das größte Blackout, das ich jemals hätte, bei einer Gala. Es war ein schwieriges Publikum, was an meiner Verkaterung lag, und in der Pause fragen die Veranstalter mich, warum ich eine Sequenz ausgelassen habe. Ich wollte Tempo machen, dachte mir aber, bei dieser Sequenz muss ich wieder mit der Sequenz davor anfangen. Und dann war bei jeder Pointe Totenstille. Frankl: Ich war dabei. Es war nichts, wirklich. Dabei hast du alles gegeben.

Niavarani: Und dann bin ich draufgekommen, dass ich sechs Minuten aus dem ersten Teil wiederholt habe. Ich bin nicht gehangen, sondern ich habe verdoppelt.

Das Publikum war verdutzt?

Niavarani: Es war fassungslos. Das ist das Peinlichste, was mir je passiert ist. Aber es war der Alkohol. Wie beim Strache.

Aber wir dürfens veröffentlichen?

Frankl: Ja, aber nicht, dass ich beim Trinken am Abend davor dabei war.

Frau Frankl, Herr Brandl und Herr Niavarani, danke für das Gespräch!

FAZIT MÄRZ 2023 /// 31 Fazitgespräch
Wenn die Krokodile das nicht verkraften, jetzt bitte rausgehen, wird es heißen.
Jenny Frankl

Zwei-Klassen-Mobilität

Abgabenrechtlich herausragend attraktiv ist die E-Mobilität im Dienstverhältnis: So unterbleiben bei vom Dienstgeber (DG) auch zur privaten Nutzung zur Verfügung gestellten Stromern – im Gegensatz zu Verbrennern – der Ansatz eines Sachbezugs und damit Lohnsteuer-, Lohnnebenkosten- und Sozialversicherungsbelastung. Ab 2023 werden auch das Aufladen emissionsfreier Kfz, die Anschaffung von Ladeeinrichtungen und Kostenzuschüsse zu deren Anschaffung begünstigt.

Der DG kann dem Dienstnehmer (DN) die Ladekosten, die bei dessen Ladestation angefallen sind, abgabenfrei ersetzen, wenn sichergestellt ist, dass die Lademenge diesem Firmen-Pkw eindeutig zugeordnet werden kann, und wenn sie dem vom BMF verlautbarten Durchschnittspreis entsprechen, der 2023 22,247 Cent/kWh beträgt.

Für die Jahre 2023 bis Ende 2025 gilt eine Übergangsregelung, wenn dem DN der eindeutige Nachweis der Lademenge nicht möglich ist. In diesen Fällen kann der DG dem DN ein abgabenfreies Ladepauschale von monatlich 30 Euro bezahlen. Ab 2023 sind Zuschüsse des DG für die Nutzung von E-MobilitySharing-Plattformen durch DN bis zu einer Höhe von 200 Euro jährlich steuerfrei. Zumindest der Steuergesetzgeber hat angesichts dieser Großzügigkeit keine Bedenken an Sinn und Nutzen der E-Mobilität, während er z.B. dem überwiegenden Teil der beruflich auf das Auto angewiesenen Steuerpflichtigen ein seit 2008 unverändertes Kilometergeld von 0,42 Euro zugesteht.

Hören Sie auch unseren Podcast! Mehr dazu finden Sie unter: www.steueraffe.at

„Euro 7“: Neue EU-Abgasnorm betrifft auch E-Autos

In der neuen Abgasnorm „Euro 7“ sollen erstmals auch Feinstaub-Grenzwerte für den Brems- und Reifenabrieb festgelegt werden. Bisher wurden nur die Stickoxide der Verbrennungsmotoren eingegrenzt, der Brems- und Reifenabrieb betrifft auch E-Autos. Außerdem wird die Lebensdauer der E-Autobatterien einbezogen.

Das Verbrenner-Aus tritt zwar erst 2035 in Kraft. Euro 7 soll jedoch schon ab Juli 2025 gelten. Damit müssen sämtliche Neufahrzeuge innerhalb weniger Monate deutlich sauberer werden. Der Straßenverkehr ist auch maßgeblich für die Luftverschmutzung und somit für etwa 300.000 vorzeitige Todesfälle jährlich auf dem Gebiet der EU-27 verantwortlich. Daher hat Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager Ende des Vorjahres Vorschläge für eine deutlich schärfere Abgasnorm vorgelegt. Inzwischen ist die Frist für Stellungnahmen abgelaufen und wie immer stöhnt die Autoindustrie, dass die neue Norm in so kurzer Zeit nicht zu schaffen wäre. Außerdem würden sich Neufahrzeuge dadurch deutlich verteuern.

Vor allem der Reifenabrieb könnte für die E-Fahrzeuge ein Problem darstellen. Diese sind nämlich aufgrund des hohen

Batteriegewichts deutlich schwerer als Verbrenner. Kein Problem sollte hingegen der Bremsstaub darstellen. Der Bremsenverschleiß ist bei E-Autos aufgrund der Energierückgewinnung bei der Verzögerung nämlich deutlich geringer als bei Verbrennern. Der Kommissions-Vorschlag beschäftigt sich auch mit der Haltbarkeit der Autobatterien. Nach fünf Jahren oder 100.000 Kilometern darf die Speicherkapazität nicht unter 80 Prozent des Neuzulassungswerts fallen, nach acht Jahren oder 160.000 km nicht unter 70 Prozent. Dieselbetriebene Fahrzeuge werden vor allem mit der Begrenzung des StickoxidAusstoßes Probleme bekommen. Euro-5Fahrzeuge (Erstzulassung vor 2015) durften noch 180 mg Stickoxid je km ausstoßen, bei der bis 2025 gültigen Euro-6-Norm sind es 80 mg und bei Euro7 werden nur mehr 60 mg erlaubt sein. n

Mit der Euro-7-Abgasnorm nimmt EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager erstmals nicht nur die Motoren, sondern auch Reifen, Bremsen und E-Auto-Batterien ins Visier.

32 /// FAZIT MÄRZ 2023
Steuerboard
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Foto:JakobRosen/Unsplash
Mag. Jessica Ghahramani-Hofer

mitentwickelt.

Ascon – TU Graz entwickelt globalen Kryptografie-Standard

Das US-amerikanische „National Institute of Standards and Technology“ (NIST) hat „Ascon“ als internationalen Standard für Lightweight Cryptography definiert. Damit kommt Ascon in Zukunft die Rolle eines globalen Verschlüsselungsstandards zu.

Der an TU Graz entwickelte Algorithmus wurde in einem komplexen mehrjährigen Auswahlverfahren als Standard für Lightweight Cryptography ausgewählt. Die Lightweight Cryptography befasst sich mit Verschlüsselungen in einem ressourcenbeschränkten Umfeld. Sie ist etwa bei RFID-Tags und bei Sensoren essenziell. Mit Ascon hat die TU Graz einen Verschlüsslungsalgorithmus für unterschiedlichste Anwendungsbereiche des „Internet der Dinge“ entwickelt. Ascon eignet sich zudem für Miniaturtechnologien wie medizinische Implantate oder schlüssellose Autoöffner. Den Ausschlag für die Entscheidung zugunsten von Ascon gab die einfache Implementierbarkeit der in Bezug auf die Datenressourcen äußerst kleinen Applikation. Im Auswahlverfahren setzte sich Ascon gegen 56 andere Kandidaten durch. Nach einem öffentlichen Überprüfungsprozess, bei dem Ascon von einigen der besten Kryptologen der Welt

nach Schwächen abgeklopft wurde, hatte das NIST den neuen Standard gefunden. Federführend mitentwickelt wurde Ascon von Maria Eichlseder vom Institut für Angewandte Informationsverarbeitung und Kommunikationstechnologie der TU Graz. „Da das Internet of Things laufend an Bedeutung gewinnt und Miniaturtechnologien ebenfalls immer weiter verbreitet sind, wird unser Algorithmus in Zukunft in enorm vielen Bereichen und Geräten zur Anwendung kommen“, ist Eichlseder überzeugt. Daher sehen sich die Grazer Techniker mit dem Rieseninteresse der Industrie und der offenen Softwareentwicklung konfrontiert.

Ascon bietet zwei kryptografische Funktionalitäten, eine „Authenticated Encryption“ und eine Hashfunktion. Bei der Authenticated Encryption werden die Daten mithilfe einen geheimen Schlüssels in einen sogenannten „Ciphertext“ – ein Geheimtext – umgewandelt, was die Vertraulichkeit

des Klartexts sicherstellt. Zusätzlich wird eine Prüfsumme berechnet, was jegliche Manipulationen der übertragenen Daten verhindert. Die Hashfunktion erstellt ebenfalls eine Prüfsumme, um die Integrität von Daten zu prüfen. Diese funktioniert aber ohne Schlüssel und ist daher auch bei anderen Anwendungen einsetzbar, etwa bei digitalen Signaturen.

Entwickelt wurde Ascon im Jahr 2014 an der TU Graz. Seitdem wurde der Algorithmus laufend weiterentwickelt. Das Team bestand aus Maria Eichlseder vom Institut für Angewandte Informationsverarbeitung und Kommunikationstechnologie sowie ihren damaligen Kommilitonen Christoph Dobraunig, Florian Mendel und Martin Schläffer. Dobraunig ist nach Zwischenstationen bei der Radboud University und Lamarr Security mittlerweile bei Intel beschäftigt, Mendel und Schläffer forschen jetzt bei Infineon ebenfalls im Bereich der Cybersecurity. n

FAZIT MÄRZ 2023 /// 33 Investor
VON JOHANNES TANDL Maria Eichlseder vom Institut für Angewandte Informationsverarbeitung und Kommunikationstechnologie der TU Graz hat den neuen Kryptografie-Standard „Ascon“ federführend Foto: Lunghamer/TU Graz

Land kauft privatisiertes Viertel der Energie Steiermark zurück

525 Millionen Euro zahlt das Land Steiermark beim Rückkauf für jenes Viertel an der Energie Steiermark, das im Jahr 1998 erstmals an den französischen Atomstromkonzern „Électricité de France“ (EDF) veräußert wurde und von diesem 2015 an „Macquarie Investment Management Austria“, einen Ableger des australischen Finanzinvestors „Macquarie Group“, weiterverkauft wurde.

Das Engagement von „Macquarie“ hatte von Anfang an ein Ablaufdatum. Daher gab es ein monatelanges Verkaufsverfahren, an dem sich mehrere europäische Infrastrukturfonds und auch ein österreichisches Konsortium beteiligten. Das Land Steiermark hatte bei diesem Verkauf ein Vorkaufsrecht. Macquarie musste dem Land die Kaufinteressenten samt den ausgehandelten Verkaufsbedingungen mitteilen. Das Land prüfte die Angebote, von denen das beste bei 541 Millionen Euro lag. Eigentlich war davon auszugehen, dass die Bieter durchaus bereit gewesen wären, noch deutlich nachzulegen. Das Land hatte angesichts der niedrigen Preise jedoch bereits Gefallen am Rückkauf gefunden und gab die eigenen Bewertungsgutachten für die Energie Steiermark AG nicht an die bietenden Unternehmen weiter. Daher wurden die Erstangebote auch nicht mehr nachgebessert. Für Macquarie wiederum ist ein Rückkauf durch das Land ebenso vorteilhaft. Angesichts der vielen vergaberechtlichen Fallstricke, die mit so großen

Deals bei Einbindung der öffentlichen Hand immer verbunden sind, ist die jetzige Lösung mit keinem besonderen Risiko verbunden. Daher gewährten die Australier dem Land einen zusätzlichen Nachlass von 16 Millionen Euro auf das beste Gebot. Und so kann das Land die Anteile nun um nur 525 Millionen zurückkaufen. Damit hält die öffentliche Hand jetzt wieder 100 Prozent am heimischen Energieversorger. Diese 525 Millionen liegen deutlich unter dem bilanziellen Wert des 25-Prozentanteils von 650 Millionen Euro (nach IFRS). Die beiden Gutachterunternehmen „Ernst & Young“ und „Centurion“ bewerten den Anteil – je nach Marktentwicklung – mit 628 bis 739 Millionen Euro.

Landeshauptmann Christopher Drexler kündigte bereits eine neuerliche Teilprivatisierung der Energie Steiermark AG an. Einen genauen Zeitpunkt ließ er offen; ebenso ob wieder nur ein knappes Viertel der Anteile privatisiert werden soll oder ob die Möglichkeiten des zweiten Verstaatlichungsgesetzes, das einen Rückzug

des Staates auf 50 Prozent plus eine Aktie ermöglichen würde, voll ausgeschöpft werden sollen. Drexler kann sich – anders als seine Amtsvorgänger – durchaus wieder einen strategischen Partner aus der Elektrizitätswirtschaft für die Energie Steiermark vorstellen. Auch ein Verkauf über die Börse wäre möglich.

Angesichts des aktuellen Bilanzwerts, der regen Investitionstätigkeit und der guten Bewertung des Unternehmens erscheint das Risiko des Rückkaufs überschaubar. Trotzdem ist die weitere Verschuldung des Landes problematisch, weil sie die Bonität belastet. Daran ändert auch nichts, dass das Maastrichtsaldo der bei der Bundesfinanzierungsagentur aufgenommenen 525 Millionen sogar positiv ausfallen wird. Denn mit dem Macquarie-Anteil übernimmt das Land auch die zugehörige Dividende für 2022. Die dürfte laut Finanzlandesrat Anton Lang etwa 17 Millionen Euro ausmachen, deutlich mehr als die Zinsen, die das Land für den Kaufpreis zu entrichten hat. n

Landeshauptmann Christopher Drexler und LHStv. Anton Lang sind davon überzeugt, dass der vorübergehende Rückkauf von 25 Prozent der Energie-Steiermark-Anteile ein gutes Geschäft für die Steirerinnen und Steirer wird.

Investor

LIFE IS A STAGE. ENJOY IT AT MCG.

Peter Kraus, David Hasselhoff, Seiler & Speer, Pentatonix, Deep Purple, Sido, Max Raabe und viele weitere mehr live in Graz erleben? Das ist 2023 gerne möglich. Die MCG (Messe Congress Graz) knüpft nahtlos an das vergangene Jahr an und verkündet viele tolle Konzerte und Veranstaltungen, die man nicht verpassen sollte.

Pures Live-Feeling für alle Zahlreiche Künstler:innen brachten 2022 im Rahmen von fulminanten Live-Konzerten die MCG-Locations – so unter anderem die Stadthalle Graz, den Congress Graz und auch das Open-Air Gelände der Messe Graz – zum Beben. 2023 wird weiter gerockt: Hier warten bereits jetzt viele tolle Acts auf ihren Startschuss. Große Namen und grandiose Shows stehen am Programm, die Jung und Alt begeistern werden.

Places big enough for your ideas

Dass die MCG nicht nur im Live-Konzert-Segment vielfach die erste Wahl ist, beweisen zahlreiche bevorstehende Messen und Business-Events. Die Multifunktionalität der Hallen und Räumlichkeiten bieten gemeinsam mit der Top-Lage direkt im Herzen von Graz perfekte Voraussetzungen für Umsetzungen aller Art. Im Messebereich der MCG stehen viele informative und exklusive Formate bevor, die mit spannenden Themen und interessanten Aussteller:innen locken. Ein Jahr vieler Live-Momente steht bevor. Also let’s live life live!

Veranstaltungs-Highlights 2023

Peter Kraus | 02.03.2023 | Congress Graz

MOTIONEXPO | 10. – 12.03.2023 | Messe Graz

Melissa Naschenweng | 24.03.2023 | Stadthalle Graz

Riverdance | 25.03.2023 | Stadthalle Graz

Pizzera & Jaus | 26.03.2023 | Stadthalle Graz

Plácido Domingo | 26.03.2023 | Congress Graz

Der König der Löwen | 28.03.2023 | Stadthalle Graz

David Hasselhoff | 30.03.2023 | Stadthalle Graz

DISNEY100 | 16.04.2023 | Stadthalle Graz

Grazer Frühjahrsmesse | 27.04. – 01.05.2023 | Messe Graz

Pentatonix | 20.05.2023 | Stadthalle Graz

Deep Purple | 13.07.2023 | Messe Graz Open Air

Max Raabe | 18.09.2023 | Stadthalle Graz

Grazer Herbstmesse | 28.09. – 02.10.2023 | Messe Graz

SIDO | 02.11.2023 | Stadthalle Graz

Seiler & Speer | 09.12.2023 | Stadthalle Graz

Mario Barth | 16.12.2023 | Stadthalle Graz

AFRIKA! AFRIKA! | 15.12.2023 – 14.01.2024 | Zeltpalast Messe Graz

Alle Infos zu den kommenden Shows gibt’s unter www.mcg.at

FAZIT MÄRZ 2023 /// 35
Die Säle im Messebereich bieten ausreichend Räumlichkeiten für Großveranstaltungen und Kongresse.
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Die Livekonzerte auf dem Messegelände locken zehntausende Besucher an.

Stolze Doppelsieger bei Natursäften

In der Branche sind sie als Top-Betriebe und perfekte Safthersteller bekannt. „Das ist bisher unser größter Erfolg“, sind Jennifer und Gottfried Trummer freudig überrascht, schon 2022 wurden sie mit dem Titel „Saftproduzenten des Jahres“ ausgezeichnet. Die sensorischen Tests der Fachjury bestanden ihre Säfte „Pfirsich trinkfertig“ und „Marillennektar“ mit Bravour. Den Olymp der Saftproduktion haben auch Tanja und Bernd Schneeflock mit ihrem Doppel-Landessieg für ihre Säfte „Apfelsaft Jonagold“ und „Apfel-Himbeere“ erzielt. Damit holte sich der 36-jährige Hofübernehmer, der im März zur Obstbaumeisterprüfung antritt, nach 2020 den zweiten Doppel-Landessieg, schon 2021 gab es für den Betrieb Schneeflock einen Landessieg.

Mit Aufbruchsstimmung ins neue Jahr

Der Vorstand der BKS Bank lud nach drei Jahren coronabedingter Pause wieder zum Neujahrsempfang nach Wien ins Palais Niederösterreich. „Es ist mir eine große Freude, das neue Jahr wieder gemeinsam mit Ihnen willkommen zu heißen. Als BKS Bank haben wir uns viel vorgenommen. Unsere bestimmenden Zukunftsthemen bleiben Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Ich bin sehr stolz darauf, dass die BKS Bank zum dritten Mal in Folge zur nachhaltigsten Bank Österreichs gekürt worden. In jedem Fall blicken wir positiv in das neue Jahr. Die Wirtschaftsprognosen sprechen zwar noch eine andere Sprache, aber wir freuen uns sehr darauf, gemeinsam mit Ihnen dieses Jahr erfolgreich gestalten zu dürfen“, so Herta Stockbauer, Vorstandsvorsitzende der BKS Bank.

Hypo Vorarlberg mit erfolgreichem Green Bond

Am 7. Februar hat die Hypo Vorarlberg einen Benchmark Green Bond mit einem Emissionsvolumen von 500 Mio. Euro und einer Laufzeit von drei Jahren sehr erfolgreich platziert. Im Rahmen eines Global Investor Calls haben im Vorfeld zahlreiche institutionelle Investoren aus Europa Interesse am Emissionsvorhaben der Bank gezeigt. „Wir wollen ein regelmäßiger Emittent von Green Bonds auf dem internationalen Kapitalmarkt sowie auf dem österreichischen Retail-Markt sein. Damit können wir alternative Investitionsformen anbieten, die vor allem von Investoren, welche sich auf nachhaltige Anlagemöglichkeiten konzentrieren, immer stärker nachgefragt werden“, erläutert Wilfried Amann, Vorstandsmitglied der Hypo Vorarlberg.

36 /// FAZIT MÄRZ 2023 Kurz & News
Foto:Angela Lamprecht Foto: LK Steiermark / Foto Fischer Foto: Florian Albert

Das WIFI kommt ins Unternehmen

Der Trend zu firmeninternen Trainings ist seit Jahren ungebrochen. Als Unternehmen können Sie für Ihr Team individuelle Kurse beim WIFI buchen.

Die Ausbildungsbedürfnisse von Unternehmen sind so individuell wie die steirische Firmenlandschaft. Angepasste Fortbildungsangebote sind daher bei Unternehmen jeder Größenordnung gefragt. In diese Kerbe schlägt das WIFI Steiermark als kompetenter Bildungspartner der Wirtschaft und bietet seit Jahren firmeninterne Trainings an. Vom Sprachkurs bis zu ganzen Fachausbildungen in den unterschiedlichsten Branchen steht die gesamte Palette des WIFI-Angebots zur Verfügung. Dabei werden bewährte Ausbildungskonzepte den individuellen Bedürfnissen im Unternehmen angepasst. Trainingsinhalte, Unterrichtszeiten und der Durchführungsort richten sich nach Ihren betrieblichen Bedürfnissen. So können die Schulungen nicht nur direkt am Firmenstandort, sondern auch in den Regionalstellen der WKO Steiermark oder an Tagungsstätten und Seminarhotels stattfinden.

Zahlreiche steirische Leitbetriebe nutzen bereits dieses Angebot. So setzt etwa ein großes Unternehmen auf eine Führungskräfteausbildung mit WIFI-Wissen und die Brauerei Murau bildet Depotleiter mit firmeninternen WIFI-Trainings aus.

Aber nicht nur große Unternehmen profitieren von diesem direkten Angebot. „Kleinere Unternehmen können sich zusammenschließen und gemeinsam mit uns Ausbildungsschwerpunkte konzipieren“, erklärt David Schütze vom WIFI Steiermark. So haben sich etwa Tourismusbetriebe der Regionen Südost und Obersteiermark zusammengeschlossen und eigens konzipierte Bildungsoffensiven entwickelt. „Die Individualisierungsmöglichkeiten sind unendlich“, betont Schütze.

Infos zum individuellen WIFI-Angebot:

Firmenintern: Das WIFI-Angebot kann auch individuell angepasst als firmeninternes Training gebucht werden.

Förderungen: Unternehmen können von Förderungen, etwa dem Programm „Weiter! Bilden“ für KMU der SFG, profitieren.

Nähere Informationen finden Sie online unter www.stmk.wifi.at/fit

Welche Infrastrukturprojekte haben für Sie Priorität?

Aktuell haben kommunale Kernaufgaben wie der Erhalt der städtischen Infrastruktur, der Ausbau von Bildungs- und Kinderbetreuungseinrichtungen sowie Investitionen in Geh- und Radwege Priorität. 20 Mio. sind dafür im heurigen Budget vorgesehen, bis 2027 nehmen wir 87 Mio. Euro in die Hand. Wir wollen möglichst ressourcenschonend und nachhaltig in die Zukunft unserer Stadt investieren und den Menschen ein qualitätsvolles Leben ermöglichen.

Welche Rolle spielen die Investitionen für Wirtschaft und Arbeitsplätze in Leoben?

Die Stadt Leoben ist darauf bedacht, nachhaltig zu wirtschaften und in Schul- und Kinderbetreuungseinrichtungen, klimafreundliche Mobilität, urbane Naherholungsräume und nachhaltige Energieversorgung zu investieren. Angesichts millionenschwerer Investitionen der Leitbetriebe in den Standort ist es notwendig, die Rahmenbedingungen für eine positive Stadtentwicklung zu schaffen und Impulse für den Arbeitsmarkt zu setzen. Selbst während der Pandemie konnten Vorzeigeprojekte wie der Live Congress umgesetzt und somit staatliche Fördermaßnahmen für kommunale Investitionstätigkeiten voll ausgeschöpft werden.

Wie wird das Stadtzentrum durch die Neugestaltung des Hauptplatzes aufgewertet?

Der Hauptplatz sowie die umliegenden Gassen werden zu Begegnungszonen umgestaltet, um die Aufenthaltsqualität zu erhöhen und Menschen zum Verweilen einzuladen. In Anbetracht der klimatischen Veränderungen werden wir dabei großes Augenmerk auf Beschattung, Kühlung und Begrünung legen.

Firmeninterne Trainings können überall stattfinden, nicht nur am Firmensitz, sondern auch im Seminarhotel.

FAZIT MÄRZ 2023 /// 37
im Gespräch mit
Kurt Wallner, Bürgermeister der Stadt Leoben
Kurz
Foto: Foto Freisinger
Adobe Stock
Fotos:

In den letzten Wochen gelang es den Freiheitlichen, mit gezielten Provokationen nicht nur ihren Wahlerfolg zum Gesprächsthema Nummer eins zu machen, sondern auch eine kollektive Empörung auszulösen, die in ihrer Wortwahl so identisch ist, dass es wie ein gut einstudierter Chor klingt. Kommentatoren in den Medien und Politiker aller anderer Parteien waren sich einig. Die Aussagen verschiedener FPÖ-Politiker zu Asyl, Zuwanderung und zur finanziellen Unterstützung der Opfer im Ausland ergaben den sogenannten »Knopfdruckeffekt«, ein den Erwartungen entsprechendes Reagieren auf Knopfdruck.

Die Folgen sind absehbar. Jene, die immer schon den Freiheitlichen zustimmten, werden sagen: »Recht hat er.« Manche, die bisher eher andere Parteien vorzogen, werden vielleicht sagen: »Eigentlich hat er recht.« Andere, die bisher noch nie die FPÖ gewählt hatten und als treue Anhänger meist immer dieselbe Partei unterstützten, könnten sagen: »Na, so unrecht hat auch wieder nicht.« Was bleibt, ist

Von der

eine inszenierte Brüskierung, die dieser Partei in ihrer Geschichte immer schon geholfen hat, den Kern ihrer Wähler zu behalten, und andere, die bisher zweifelten, für sich zu gewinnen. Bleibt immer noch die emotional aufgeladene Aufregung und der Angriff gegen FPÖ-Wähler und Wählerinnen, dass sie sich »unanständig« verhalten würden, gäben sie dieser Partei ihre Stimme. Doch die Frage muss erlaubt sein: Ist das eine Motivation, das Wahlverhalten zu ändern? Sicher nicht, denn nichts macht mehr Spaß, als sich unanständig zu verhalten, es ist nahezu mit einem Lustgefühl verbunden. Sich schlecht zu benehmen ist die psychische Grundlage des Daseins des Österreichers und verleiht ihm die notwendige Stabilität. Unfreundlich, grantig, abwehrend, aufgeregt, aufbrausend, nörgelnd, kritisierend, die Puzzlesteine des Ichbewusstseins des Österreichers. Deshalb immer wieder die irritierende Statistik über Wien: Einerseits eine der lebenswertesten Städte der Welt, anderseits auch eine der unfreundlichsten. Der Österreicher ist durch Ermahnung über schlechtes Benehmen nicht zu motivieren, dieses zu ändern; das wird schon nicht so schlimm sein, werden sie denken. Auf der Grundlage einer aufgesetzten, pseudomoralischen Aufregung wird es nicht gelingen, Wählerinnen und Wähler aus dem eigenen Eck zu holen. Und darum gehts doch in der Politik. Jeder Angriff hat letztendlich nur den Sinn, Stimmen für sich zu gewinnen, das bedeutet, eine Änderung des Wahlverhaltens einzuleiten. Wer jedoch gibt seine politische Vorliebe auf, weil ihm jemand erklärt, das Kreuzerl bei der FPÖ mache ihn zum Rassisten, Unmensch, Neonazi oder Fremdenfeind und symbolisiert ein asoziales Verhalten? All diese Vorwürfe, so erklären die Kritiker, könnte man loswerden, wenn man bei der nächsten Wahl sein Kreuzerl bei einer anderen Partei machen würde. Dann ist man weder Rassist noch Fremdenfeind und schon gar kein Nazi mehr. So einfach ginge das.

Der politische Dialog in unserer Demokratie gleitet auf diese Art und Weise auf

ein Kindergartenniveau ab. Es geht nicht mehr um Richtig oder Falsch, es geht um die Guten und die Bösen. Wäre Wien ein anderes Wien ohne Flüchtlinge aus einem Kulturkreis, der nicht nur völlig anders ist, sondern bei vielen Fremden eine Verweigerung zu erkennen ist, den unterschiedlichen Alltag in der neuen Heimat anzunehmen? War das alte Wien besser als das neue? Das wurde nicht diskutiert. Doch damit würde die intelligente Sachlichkeit eines Dialogs in einer funktionierenden Demokratie beginnen. Die Bemerkung des FPÖ-Politikers als »rassistisch« zu verurteilen, ist einfach, in einem Satz erledigt. Ihm nachzuweisen, dass er inhaltlich nicht recht hat, und damit zu beweisen, dass er irrt und etwas Falsches sagt, wäre mühsam, braucht Recherche, Nachdenken, Argumente und längere Sätze, vielleicht sogar mehrere.

Um gegen Provokationen zu kontern, braucht es mehr als Schlagwörter. Intelligente Kritik könnte die Frechheiten als falsch, verleumdend und beleidigend nachweisen – jedoch ohne Nazi, Rassist, Unmensch und Fremdenfeind. Lasst sie einmal weg, diese paar Worte, die wiederholt werden wie das Klopfen eines Spechts gegen den Baum. Ist die Empörung berechtigt, dann sollte sie in einer Art und Weise kommuniziert werden, die korrigiert und überzeugt. n

38 /// FAZIT MÄRZ 2023
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scheiternden Empörungskultur

Geschichte der europäischen Migrationspolitik

Migration ist ein konstitutiver Bestandteil Europas: Sei es als vorherrschende Auswanderung im 19. und frühen 20. Jahrhundert, als zunehmende Einwanderung seit den Neunzehnsechzigerjahren, oder als seit jeher sich vollziehende Binnenmigration. Der europäische Kontinent ist seit seiner Besiedlung »in Bewegung« [1]. Immer wieder und verstärkt seit dem frühen 20. Jahrhundert haben die europäischen Staaten versucht, diese Migration politisch zu steuern. Mit der europäischen Integration entwickelte sich seit den Neunzehnfünfzigerjahren auch eine europäische Migrationspolitik und die Europäische Union (EU) ist einer deren wichtigster Akteure. [2] Dabei konkurriert sie mit dem Anspruch der in ihr vereinigten Mitgliedsländer, als souveräne Nationalstaaten selbst über den Zugang zu ihrem Territorium und der Teilhabe an ihren Gesellschaften zu entscheiden. In diesem Spannungsverhältnis steht europäische Migrationspolitik heute – und tat dies von Anfang an. Um die aktuellen Debatten um die Migrationspolitik Europas zu verstehen ist es also notwendig, ihre Geschichte zu kennen. Der folgende Beitrag zeichnet diese Entwicklung seit Beginn der Europäischen Integration nach, um so die Grundlage für eine fundierte Einschätzung der aktuellen europäischen Migrationspolitik zu legen.

Freizügigkeit der Arbeitnehmer als Grundelement des gemeinsamen Marktes

Migration war von Anfang an wichtiger Teilbereich der (damals noch west-)europäischen Integration. Bereits der Vorläufer der heutigen EU, die 1951 gegründete Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EKGS) sah die erleichterte Migration von Facharbeiter/-innen der Montanindustrie vor. In den 1957 unterzeichneten Römischen Verträgen, die die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) begründeten, wurden vier Grundfreiheiten benannt, um das angestrebte Ziel eines gemeinsamen Marktes zu erreichen: die Freiheit von Waren, Kapital, Dienstleistungen und eben auch von Arbeitskräften. Diese Arbeitnehmerfreizügigkeit wurde schrittweise umgesetzt, nicht ohne dabei auf Probleme und Widerstände zu stoßen. Denn die unbegrenzte Zulassung von europäischen Arbeitnehmerinnen und -nehmern zu den nationalen Arbeitsmärkten erschien den Skeptiker/-innen der Ausländerbeschäftigung nicht erstrebenswert: So befürchteten etwa die Innenminister in Zeiten des Kalten Krieges den Zuzug kommunistischer Arbeitskräfte, während sich die Gewerkschaften um zusätzliche Konkurrenz und Lohndruck zulasten ihrer Mitglieder sorgten.

Da jedoch der Wirtschaftsboom der »langen« Nachkriegszeit eine anhaltend hohe Nachfrage nach Arbeitskräften erzeugte und insbesondere auf dem italienischen Arbeitsmarkt ein Überangebot an Arbeitskräften bereitstand, überwogen die Befürworter/-innen der Arbeitnehmerfreizügigkeit. Sie argumentierten, dass in einem gemeinsamen Markt nicht Handels- und Investitionsbeschränkungen aufgehoben werden könnten, ohne auch den Produktionsfaktor Arbeit zu liberalisieren. Dies würde den Binnenmarkt unzulässig beschränken und damit das Wachstum hemmen. Aus der Perspektive eines gemeinsamen west-europäischen Marktes war die Arbeitnehmerfreizügigkeit also elementar.

Entsprechend wurde 1964 der Vorzug nationaler Arbeitnehmer/-innen bei der Stellenvergabe vor Bewerber/-innen aus anderen EWG-Mitgliedsstaaten (Inländerprimat) aufgehoben und EG-Staatsangehörige ab 1968 auf dem Arbeitsmarkt einander weitestgehend gleichgestellt. [3] Damit konnten beispielsweise Italiener/-innen in Belgien oder Niederländer/-innen in der Bundesrepublik auf Arbeitsuche gehen und sich gleichberechtigt mit Einheimischen auf Stellen bewerben. Versuche, auch die nationalen Arbeitsvermittlungen stärker miteinander zu vernetzen, waren jedoch aufgrund unter-

Ob Migration in und nach Europa von den Nationalstaaten einzeln oder besser gemeinsam geregelt werden sollte, ist keine neue Frage. Dabei ist die Entwicklung einer europäischen Migrationspolitik eng mit der Geschichte der Europäischen Integration verknüpft.

Dr. Marcel Berlinghoff, geboren 1977 in Mannheim, ist Historiker und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien (IMIS) der Universität Osnabrück. Er forscht und schreibt insbesondere zur Geschichte und Gegenwart von Migration und Flucht in, aus und nach Europa.

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von
Essay
Marcel Berlinghoff
Foto: Gregory Dauber

Geschichte der europäischen Migrationspolitik

schiedlicher Behörden- und Arbeitsmarktkulturen sowie von Sprachschwierigkeiten der Vermittler, Arbeitnehmer und -geber nur mäßig erfolgreich.

Parallel dazu hatte sich in den fünfziger und sechziger Jahren mit dem »Gastarbeiter-System« ein über die Grenzen der EWG-Mitgliedstaaten hinausreichender transnationaler Arbeitsmarkt gebildet, der über bilaterale Anwerbeabkommen in Teilen institutionalisiert war, zum Teil aber auch jenseits offizieller Regelungen, also irregulär, funktionierte. [4] Angesichts dieser umfangreichen Arbeitsmigration von Drittstaatsangehörigen erschien die auf EG-Staatsangehörige begrenzte und auf Gleichstellung ausgerichtete Arbeitnehmerfreizügigkeit auch Skeptiker/-innen immer weniger als besorgniserregend.

An Bedeutung gewann die EG-Freizügigkeit erst wieder mit den Anwerbe- und Einwanderungsstopps der frühen siebziger Jahre, die angesichts ungewollter Einwanderung die Anwerbung aus Drittstaaten beendeten und den Zuzug stark begrenzten.

Zudem folgte der Liberalisierung der nationalen Arbeitsmärkte kein großer Mobilitätsboom. Der Höhepunkt der italienischen Arbeitsmigration in die nördlichen Industriezentren war bereits abgeebbt und von der Migration aus insbesondere mediterranen Drittstaaten abgelöst worden; vor allem aus Jugoslawien, Griechenland und der Türkei, aber auch aus Spanien, Portugal und den Maghrebstaaten.

An Bedeutung gewann die EG-Freizügigkeit erst wieder mit den Anwerbe- und Einwanderungsstopps der frühen siebziger Jahre, die angesichts ungewollter Einwanderung die Anwerbung aus Drittstaaten beendeten und den Zuzug stark begrenzten. [5] Lediglich italienische Staatsangehörige blieben als einzige EG-europäische »Gastarbeiter« von den Maßnahmen ausgenommen. In den achtziger Jahren profitierten davon auch Arbeitskräfte aus Griechenland, Spanien und Portugal, die nach dem Beitritt ihrer Heimatländer zur Europäischen Gemeinschaft auch Zugang zum gemeinsamen europäischen Arbeitsmarkt erhielten – wenngleich erst nach Übergangsfristen zeitlich versetzt.

Ebenfalls in den siebziger Jahren wurden von der EG-Kommission Versuche unternommen, die EG-Freizügigkeit auch für Drittstaatsangehörige zu öffnen, um jegliche Ungleichbehandlung zu beseitigen. Hierzu waren neben der arbeits- und aufenthaltsrechtlichen Gleichstellung auch Fördermaßnahmen wie Sprachkurse sowie Integrationshilfen für mitziehende Familien aus dem Europäischen Sozialfonds und schließlich politische Rechte wie das kommunale Wahlrecht vorgesehen. [6] Das ging jedoch den nationalen Regierungen, die ja gerade erst die Einwanderung aus Drittstaaten beschränkt hatten, zu weit. Aus dem großen »Aktionsprogramm zugunsten der Wanderarbeitnehmer und ihrer Familien«, das den Startschuss für eine gemeinsame europäische Migrationspolitik geben sollte, blieben schließlich nur eine engere polizeiliche Zusammenarbeit zur Bekämpfung irregulärer Migration und eine Richtlinie zum Sprachunterricht für Kinder von Arbeitsmigrant/-innen übrig.

Gleichwohl ist die Wirkung der frühen europäischen Arbeitnehmerfreizügigkeit nicht zu unterschätzen. Denn zum einen kamen Arbeitgeber/-innen, Gewerkschaften und nationale Arbeitsverwaltungen mit der Realität eines europäischen Arbeitsmarktes in Kontakt. Die dabei gesammelten Erfahrungen prägten maßgeblich die institutionelle Rahmung internationaler Arbeitsmobilität in den Folgejahren. Zum anderen gewöhnten sich auch die europäischen Gesellschaften an die Normalität und Legitimität internationaler Arbeitsmigration, wenn auch zunächst nur für »Europäer/-innen«.

Grenzabbau für ein »Europa der Bürger«

Diese gesellschaftliche »Nebenwirkung« der zunächst vor allem wirtschaftlich begründeten Freizügigkeit geriet ebenfalls in den Blick der EG-Institutionen. Wenn die Erfahrung europäischer Mobilität und der Austausch mit anderen Europäer/-innen am Ar-

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beitsplatz und in der Freizeit das europäische Bewusstsein stärke, so die Überlegung, könne dies die wirtschaftliche und politische europäische Integration als ein »Europa der Bürger« auch »von unten« legitimieren und stärken. Daher wurden bereits seit den siebziger Jahren Überlegungen angestellt, eine europäische Staatsbürgerschaft und eine Passunion einzuführen. Allerdings kamen diese Pläne Mitte der achtziger Jahre ebenso wenig voran wie das erwähnte Aktionsprogramm. [7]

Stattdessen wurde das Projekt eines grenzenlosen oder genauer: eines grenzkontrolllosen Europa weiter vorangebracht – wenn auch außerhalb der EG-Institutionen. So vereinbarten der deutsche Bundeskanzler Helmut Kohl und der französische Staatspräsident François Mitterand 1984, die Grenzkontrollen zwischen beiden Ländern schrittweise abzubauen und sich an ausgewählten Grenzübergängen auf Sichtkontrollen und Stichproben zu beschränken. Damit sollte ein grenzenloses Europa im wahrsten Sinne des Wortes erfahrbar gemacht und der grenzüberschreitende Handel erleichtert werden. Zeitgleich verhandelten die Bundesrepublik und Frankreich mit den Benelux-Staaten über den Abbau der Grenzkontrollen. Letztere bildeten bereits seit 1948 einen gemeinsamen Wirtschaftsraum, der 1960 durch eine Passunion ergänzt worden war. [8] Der kontrollfreie Grenzverkehr war hier also schon Realität.

Am 14. Juni 1985 unterzeichneten die fünf Staaten im luxemburgischen Grenzort Schengen den Vertrag, der die europäische Migrationspolitik der kommenden drei Jahrzehnte prägen sollte. [9] Das war freilich damals noch genauso wenig abzusehen, wie der Fall des Eisernen Vorhangs oder die Deutsche Einigung. Beides sollte die Umsetzung des Vertrags um Jahre verzögern, denn mit der Grenzöffnung zwischen West- und Osteuropa wurden die Karten neu gemischt. Ein Anstieg der durch den Eisernen Vorhang lange aufgehaltenen Migrationsbewegungen ließ den Verzicht auf westeuropäische Grenzkontrollen vorübergehend in den Hintergrund treten.

Von der europäischen Zusammenarbeit zur EU-Migrationspolitik

Ursprünglich für den Dezember 1989 vorgesehen, verschob sich die ebenfalls in Schengen stattfindende Unterzeichnung der Durchführungsbestimmungen (SDÜ oder »Schengen II«) auf den 19. Juni 1990. In Kraft gesetzt, also tatsächlich angewendet, wurden diese jedoch erst 1995. Bis dahin waren neben Italien auch Spanien, Portugal, Griechenland und Österreich dem Abkommen beigetreten. Weitere EU- und Drittstaaten folgten und mit dem Amsterdamer Vertrag 1997 wurde das Schengener Abkommen Teil der EU-Verträge. Seitdem wird der kontrollfreie Grenzverkehr auf alle Neumitglieder ausgeweitet. Dadurch ergibt sich die unübersichtliche Situation, dass Schengen-Raum und Europäische Union nicht deckungsgleich sind: Nicht alle EU-Staaten sind Teil des Schengen-Raums (Irland), wohingegen manche Nicht-EU-Mitglieder daran teilhaben (Island, Norwegen, Schweiz und Liechtenstein). Für wieder andere gelten noch Übergangsfristen (Bulgarien, Rumänien und Zypern). Konstitutiv für diesen Raum der kontrollfreien Binnengrenzen ist die verstärkte Kontrolle der »gemeinsamen Außengrenzen«. Diese brachte seit den 1990er Jahren neben den intransparenten Verhandlungen der Durchführungsbestimmungen auch die größte Kritik hervor: Der Ausbau der Grenzanlagen insbesondere an den Ostgrenzen des Schengenraums begründete den Vorwurf, einen neuen Eisernen Vorhang zu errichten und Europa zur Festung auszubauen.

Konstitutiv für diesen Raum der kontrollfreien Binnengrenzen ist die verstärkte Kontrolle der »gemeinsamen Außengrenzen«.

In Bezug auf Fluchtmigration wurde das Schengener Abkommen 1990 durch das Dubliner Übereinkommen ergänzt, das 2003 als Verordnung ebenfalls Teil des EU-Rechts (Dublin II) und 2013 überarbeitet (Dublin III) wurde. Vor dem Hintergrund kontrollfreier Binnengrenzen wurde bestimmt, dass grundsätzlich der Staat für das Asylverfahren zuständig sei, dessen Territorium Asylsuchende zuerst betreten. Damit sollte einerseits verhindert werden, dass Flüchtlinge in mehreren Staaten Schutz beantragten. Anderer-

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Geschichte der europäischen Migrationspolitik

seits sollten die Hauptzielländer von Fluchtmigration – wie Deutschland, Frankreich oder Schweden – »entlastet« werden. Dies führte wiederum zu einer stärkeren Belastung der Länder an den Außengrenzen der EU – insbesondere der Mittelmeeranrainer wie Griechenland und Italien –, über die viele Asylsuchende in die EU einreisen. Damit tragen diese Länder die größte Verantwortung für die Prüfung von Asylanträgen.

Ergänzt wird das »Dublin-System« durch einheitliche Aufnahme- und Aufenthaltsstandards sowie Standards für die Anerkennung von Asylsuchenden, die zusammen das Gemeinsame Europäische Asylsystem (GEAS) bilden. Seine Ursprünge finden sich ebenfalls im Amsterdamer Vertrag von 1997, etabliert wurde es dann in zwei Rechtssetzungsphasen Anfang der 2000er Jahre und im Jahr 2013. In der Praxis hapert es jedoch an einer einheitlichen Umsetzung.

Das GEAS funktioniert aber nur so gut, wie nationale Behörden den Vereinbarungen folgen und Flüchtlinge sich der Logik dieses Systems beugen. Insbesondere seit den Umbrüchen des »Arabischen Frühlings« wurden die Vereinbarungen zunehmend missachtet. Auf große Fluchtbewegungen wie etwa infolge des syrischen Bürgerkriegs ist das Dublin-System zudem nicht ausgelegt. [10] Das zeigte sich sehr deutlich im Jahr 2015, als eine Rekordzahl von 1,2 Millionen Menschen in den damals noch 28 Mitgliedstaaten der Europäischen Union Asyl beantragten. Das Dublin-System brach buchstäblich zusammen. Es kam zu umfangreichen Weiterwanderungen (Sekundärmigration), also jenen unkontrollierten Bewegungen von Asylsuchenden, die das System eigentlich unterbinden soll. Griechenland, in jenem Jahr Hauptersteinreiseland von Schutzsuchenden, ließ die Asylsuchenden oft ohne Registrierung ziehen. Deutschland als eines der Hauptzielländer setzte die Dublin-Regelungen für syrische Asylsuchende wiederum zwischenzeitlich ganz aus; es verzichtete auf eine Überstellung und machte von seinem Selbsteintrittsrecht Gebrauch, führte die Asylverfahren also durch, obwohl dafür eigentlich ein anderer Staat zuständig gewesen wäre.

Die Herausforderungen für die zukünftige Gestaltung der europäischen Migrations- und Asylpolitik sind vielfältig und reichen von Diskussionen um eine Fachkräftesicherung durch Zuwanderung über den Abbau von Diskriminierung bestimmter Bevölkerungsgruppen bis hin zu Fragen, wie die gemeinsame Asylpolitik einheitlicher gestaltet und umgesetzt werden kann.

Seither diskutieren die EU-Staaten über eine Reform des GEAS inklusive des Dublin-Systems, die zu einer »fairen Verantwortungsteilung« beitragen soll. Im September 2020 hat die EU-Kommission ein neues Migrations- und Asylpaket vorgestellt. Es sieht die Ablösung der Dublin-Verordnung durch ein sogenanntes Asyl- und Migrationsmanagement-System vor. Allerdings bleiben weiterhin vor allem die Ersteinreiseländer für die Prüfung von Asylanträgen zuständig. Lediglich in Zeiten eines »Massenzustroms« wie 2015 können die anderen Mitgliedstaaten dazu verpflichtet werden, ihnen Asylsuchende abzunehmen, sie operativ zu unterstützen oder Verantwortung für Rückführungen zu übernehmen. Erstmals aktiviert wurde im Frühjahr 2022 die auch als »Massenzustrom-Richtlinie« bezeichnete Richtlinie zum vorübergehenden Schutz (2001/55/EG) zur Aufnahme von Schutzsuchenden aus der Ukraine, die vor dem russischen Angriffskrieg flüchteten. Darüber hinaus bleiben die Reformbemühungen jedoch zäh: Nationale Eigeninteressen der Mitgliedstaaten und umstrittene Souveränitätsfragen haben bisher eine konsequente gemeinsame europäische Asyl- und Migrationspolitik verhindert.

Ausblick

Heute zählen 27 Staaten zum Schengen-Raum, in denen zusammen über 400 Millionen Einwohner/-innen leben (Stand: Januar 2023). In den Genuss dieser »offenen Grenzen« kommen zudem jährlich mehrere Millionen (2019: 15 Millionen) Drittstaatsangehörige,

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die ein Schengen-Visum für einen Kurzzeitaufenthalt erhalten. Auch wenn der grundsätzliche Verzicht auf Grenzkontrollen immer wieder aufgehoben wird (etwa bei politischen oder sportlichen Großereignissen, nach Terroranschlägen, im Rahmen der Covid-19-Pandemie oder angesichts großer Flüchtlingsbewegungen), bildet der Kontinent einen weiten Raum relativ freier Mobilität – zumindest für alle, die sich qua Staatsbürgerschaft oder Aufenthaltsgenehmigung regulär darin aufhalten. Die Herausforderungen für die zukünftige Gestaltung der europäischen Migrations- und Asylpolitik sind vielfältig und reichen von Diskussionen um eine Fachkräftesicherung durch Zuwanderung über den Abbau von Diskriminierung bestimmter Bevölkerungsgruppen (beispielsweise Rom/-nja) bis hin zu Fragen, wie die gemeinsame Asylpolitik einheitlicher gestaltet und umgesetzt werden kann – und trotz einer restriktiven Migrations- und auf Abschottung ausgerichteten Grenzpolitik der Zugang von Schutzbedürftigen zum Asylrecht gewährleistet werden kann. Trotz dieser Kontroversen: Die politische und wirtschaftliche Bedeutung eines Europas ohne (kontrollierte) Binnengrenzen lässt sich nicht hoch genug einschätzen. n

Fußnoten

[1] Bade 2002.

[2] Der Europarat und die ursprünglich ebenfalls auf Europa ausgerichtete OECD sind daneben insbesondere für die Entwicklung europäischer Integrationspolitiken von Bedeutung. Berlinghoff 2015.

[3] Hinweis zur Begriffsverwendung: Seit 1965 werden EWG, EKGS und die Europäische Atomgemeinschaft als Europäischen Gemeinschaften (EG) bezeichnet. 1992 wurde die EWG in EG umbenannt und ging in der Europäischen Union (EU) auf. Die Begriffe werden also zeitlich abhängig weitgehend synonym verwendet.

[4] Rass 2010; Sanz Diaz 2010.

[5] Berlinghoff 2013.

[6] Berlinghoff 2009.

[7] Pudlat 2011.

[8] Siebold 2013. Neben den Benelux-Staaten verfügten auch Irland und Großbritannien sowie die skandinavischen Staaten über jeweils eigene Erfahrungen mit Freizügigkeit in gemeinsamen Arbeitsmärkten.

[9] Oltmer 2021.

[10] Hierfür gibt es eine eigene EU-Richtlinie (bit.ly/EU200155), die jedoch bisher nicht angewendet wurde.

FAZIT MÄRZ 2023 /// 43 Essay von Marcel Berlinghoff
Vorliegender Text ist am 2. Februar 2023 auf der Webseite der Bundeszentrale für politische Bildung unter der Creative Commons Lizenz »CC BY-NC-ND 3.0 DE« erschienen. bpb.de

Claudia Hammer wurde am 28. März 1964 in Wien geboren, wo sie nach der Hauptschule die Modeschule Michelbeuern absolvierte, die Meisterprüfung erfolgte 1993 in Graz. Sie ist geschieden und Mutter von zwei erwachsenen Söhnen. Die Änderungsschneiderei in der Grazer Kalchbergstraße 1 betreibt sie seit 2005.Neben einem großen Kundenstock betreut sie auch Modegeschäfte wie Benetton und Jones oder Bella Moda.

Fazitbegegnung

Volker Schögler trifft

Claudia Hammer

Änderungen nach Maß

Jeden Montag sieht man eine Schlange in der Kalchberggasse. Während die Schlangen gleich ums Eck in der Kaiserfeldgasse vor der Eisperle vorwiegend zur warmen Jahreszeit jeden Tag auftreten, trifft man jene vor der Änderungsschneiderei von Claudia Hammer das ganze Jahr über an, aber eben nur montags. Denn nur an diesem Tag hat sie zwischen 7 und 16 Uhr geöffnet. Das wissen die regelmäßig rund 100 Personen, die die Schlange bilden, die oft bis zur Raubergasse reicht. Sie kommen für durchschnittlich 120 Änderungen, die genau eine Woche später wieder abzuholen sind. Und sie wissen, dass die gelernte Maßschneiderin eine Meisterin ihres Faches ist und so moderate Preise hat, dass die Kundschaft mit wirklich allem kommt.

»Sie glauben ja gar nicht, was da alles dabei ist«, hebt sie an, doch da habe ich die x-mal gestopften Feinrippunterhosen schon gesehen. In der Regel geht es aber um weiter und enger Nähen sowie um Verlängern und Kürzen. Somit um Hosen, Röcke und Kleider, Blusen und Hemden, Jacken und Mäntel oder Krawatten und Schürzen. So steht es zumindest in der Preisliste, die den Eindruck macht, als stammte sie aus dem vorigen Jahrhundert –lauter niedrigste zweistellige und sogar einige einstellige Preise. In Zeiten zweistelliger Inflation ein geradezu paradiesischer Anblick.

»Der Trend zum Reparieren und Umnähen ist klar erkenntlich, weil die Leute nicht mehr so viel kaufen«, meint die Schneiderin. Tatsächlich boomen am Bekleidungssektor die Second-Hand-Läden und Online-Plattformen wie »willhaben«. Aber das Gewand passt dann oft nicht und Claudia Hammer macht »aus Größe 42 die Größe 38«. Und umgekehrt? »Eine Größe sollte bei Maßgeschneidertem immer »drinnen« sein, bei Konfektionsware allerdings weniger, außer bei Dirndln. Sonst muss man halt tricksen, Ballkleider habe ich auch schon um 20 Zentimeter weiter gemacht: Der Zipp hinten kommt weg und wird etwa durch eine Schnürung ersetzt.« Ihre Kundschaft – Männer und Frauer halten

sich die Waage – rekrutiert sich aus allen Altersklassen, vom Teenager bis zu 90-Plus, kommt aus der ganzen Steiermark von Bad Radkersburg bis Schladming, auch aus Wien, insbesondere aber natürlich aus Graz: »Der Standort ist optimal, weil die ganzen Büros vom Magistrat, von der Landesregierung, die ganzen Gerichte und Rechtsanwälte in unmittelbarer Nähe sind.« Mehr als 90 Prozent ihrer Kunden kennt sie, oft auch die ganze Familie, weil die zweite Generation auch schon zu ihr kommt. Auch die drei Herausgeber vom Fazit, wie ich zu meinem Erstaunen feststellte, mit Vor- und Zunamen. Und wenn einmal ein Knopf abgerissen ist oder die Hose geplatzt, hilft sie auch »auf die Schnelle« aus. Ich glaube, sogar wenn nicht Montag ist. Denn im Geschäft ist sie jeden Tag von 7 bis 16 Uhr. Da werden die erwähnten 120 Änderungen durchgeführt, die ja bis zum Montag fertig sein müssen. Deshalb ist sie sogar samstags zumindest bis Mittag da. Als sie noch zusätzlich freitags geöffnet hatte, war Claudia Hammer auch am Sonntag im Geschäft, um die Aufträge abzuarbeiten. Einiges, vor allem zum Auftrennen, erledigt sie nach wie vor zu Hause, abends »vor dem Fernseher«. Die gebürtige Wienerin, die erst aus heiratstechnischen Gründen mit 20 in die Steiermark kam, wusste schon als Kind in der Volksschule, dass sie Schneiderin werden wollte. Nach vielen Jahren als Änderungsschneiderin in Modegeschäften und Boutiquen (Trachten Hammerer in Wien, Edelbauer, Brühl, Lin Lin in Graz) sah sie 2005 das Schild »Zu vermieten« an der Tür des ehemaligen Friseurgeschäfts in der Kalchberggasse 1 und machte sich selbstständig. Ja, das hatten ihre Kunden nun davon – viel Freude. Aber die Mitvergangenheit des letzten Satzes deutet es schon an: Claudia Hammers Pensionierung beginnt im nächsten Jahr und es werden sehr viele sein, die das bedauern. Für sie gibt es ein Quantum Trost. Wenn der Lift, für den Hammers Geschäftsräume benötigt werden, doch nicht so schnell gebaut wird, »würde ich noch ein oder zwei Jahre dranhängen.« n

FAZIT MÄRZ 2023 /// 45 Menschen
Foto: Andreas Pankarter

Managementserie Erfolg braucht Führung

Mit der Natur im Einklang

Alltagsphilosophie

aus dem Gemüsegarten

Ein Gespräch von Carola Payer mit den beiden Gemüsebauern Martin und Christine Reitzer aus Lassnitzhöhe

Was macht ein gutes Leben aus? Eine Kernfrage der Philosophie, die in einer zunehmend als stressig und erschöpfend empfundenen Welt wieder an Bedeutung gewinnt. Der griechische Philosoph Aristoteles definierte dies so: »Das gute Leben ist das letzte Ziel menschlicher Handlungen. Das gute Leben ist das, was nicht als Mittel zu etwas anderem, sondern als Zweck an sich selbst angestrebt wird. Deshalb ist das gute Leben das einzige, worüber hinaus nichts anderes mehr gewünscht werden kann.« Gutes Leben wird in der Philosophie auch mit Glück beziehungsweise Glückseligkeit (Eudaimonia) verbunden. Glück ist hier ein Dauerzustand für ein stimmiges Leben und nicht wie in der Zieltheorie ein Zustand nach Erreichen eines Zieles, in der Hedonismustheorie ein Zustand von aufeinanderfolgenden Genussmomenten ohne Schmerz oder in der Gütertheorie das Haben von möglichst vielen Gütern. Beim guten Leben spielt das Thema Arbeiten, das Arbeitsumfeld, eine große Rolle. Immerhin verbringen wir die überwiegende Lebenszeit in und mit der Arbeit. Nachdem gerade die jüngeren Generationen Arbeit heute auch skeptischer betrachten, wird die Frage »Wann wird Arbeit, auch ‚harte‘ Arbeit, als glücklich machend empfunden?« immer wichtiger.

Die Arbeit lieben und eine Mission haben Christine Reitzer empfiehlt hier der Jugend: »Einen Job haben und das machen, was euch taugt.« Klingt einfach, oder? Aber was »taugt«?! Auf der Homepage von Reitzer’s Gemüsehofs findet man das Motto: »Wir lieben, was wir tun, ernten, was wir lieben!« Christine und Martin Reitzer erklären mit Glitzern in den Augen ihre Mission: »Unser übergeordnetes Ziel ist es, eine Verbindung zwischen den Produkten und den Kunden aufzubauen. Das soll wieder zu mehr Wertschätzung für das Gemüse und der landwirtschaftlichen Arbeit führen. Es geht sehr viel über Bewusstseinsbildung und das bedeutet viel aktive, persönliche Kommunikation, die über die Direktvermarktung möglich ist. Saisonal und nachhaltig aus der Region und tagesfrische Ernte ist uns wichtig. Daher ist das Reden mit dem Kunden und das Erklären, dass es nicht jedes Gemüse jederzeit gibt, sehr wesentlich. So kommen die Kunden zu einem guten Verständnis, wie wir arbeiten und was wir dann auch ernten.« Der Respekt vor der Natur, die Liebe zur Natur, die Liebe zur Ruhe, die Freude am Wachsen des Gemüses und das Miteinanderarbeiten,

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Fotos: Marija Kanizaj, Archiv Dr. Carola Payer betreibt in Graz die »Payer und Partner Coaching Company«. Sie ist Businesscoach, Unternehmensberaterin und Autorin. payerundpartner.at
»Wir arbeiten auch gerne einfach allein am Acker und die Natur holt uns beide immer wieder runter.
Allein am Acker sein, ist eine extreme Psychohygiene.«
CHRISTINE UND MARTIN REITZER

verbindet das Ehepaar. »Reitzer’s Gemüsehof ist Heimat, bietet die Möglichkeit zur persönlichen Freiheit und ist keine Arbeit«, sinniert Christine Reitzer. Martin Reitzer: »Wir erkennen, dass der Kunde uns versteht daran, dass die gesamte saisonale Produktpalette immer stark gekauft wird.«

Mit den Kräften haushalten

In vielen Branchen führen Gründe, wie Erschöpfungssyndrome, Burnout, Demotivation und das Gefühl, persönlich keinen Einfluss mehr auf eine Verbesserung der Arbeitssituation nehmen zu können, zum Ausstieg von Arbeitnehmern. Für nichts mehr genügend Zeit zu haben, weder für aufmerksame Bearbeitung von Arbeitsthemen, für Beziehungen und Ausgleich, führt bei vielen Menschen zu einer permanenten Unzufriedenheit anstatt eines Glückgefühls. Das philosophisch definierte »gute Leben« scheint nicht gegeben und vor allem die Umstände in der Arbeit werden dafür zur Verantwortung gezogen.

Viel Fleiß und Schweiß

Auch in der landwirtschaftlichen Arbeit steckt viel Fleiß und Schweiß. Arbeitszeiten, die von frühmorgens bis spätabends gehen, sind keine Seltenheit. Produzieren, Vermarkten, Managen müssen kombiniert werden. Wie holen sich die Reitzers Kraft? Martin Reitzer: »Ich mache Kraftsport im Studio und zu Hause. Mit Pumpen bekomme ich meinen Kopf frei.« Christine Reitzer: »Ich gehe lieber laufen und mich entspannt Ausdauersport. Aber wir arbeiten auch gerne einfach allein am Acker und die Natur holt uns beide immer wieder runter. Allein am Acker sein, ist eine extreme Psychohygiene. Wir klinken uns auch aus, wenn es zu viel wird. Die topografische Lage unseres Hofes bietet uns viel Ruhe. Wir haben auch bewusst keinen typischen 24-Stunden-ab-Hof-Verkauf, so wie viele diese Boxen zurzeit betreiben. Der Kunde kann uns kontaktieren,

dann können wir ihm mitteilen, was es frisch gibt, und dann kann er die Ware bei uns abholen. Wir bestimmen aber trotzdem unser Tempo beim Arbeiten.«

Was der Gemüsegarten für ein gutes Leben lehrt

Der Gemüsegarten lehrt, natürliche Mechanismen zu akzeptieren. Martin und Christine Reitzer: »Er bringt uns Hochs und Tiefs, da wir mit der Natur produzieren. Er repräsentiert uns täglich die Vielfältigkeit der Natur und dass es nur geht, wenn wir mit der Natur mitgehen. Es erfordert zu akzeptieren, wo menschliches Handeln endlich ist und Demut und Akzeptanz erforderlich ist. Zum Beispiel bei Hagel: Die aktuelle Ernte ist kaputt, der Rest wächst sich teilweise wieder aus. Trotzdem steht dann die Natur wieder auf. Der Kunde versteht, dass dann, wenn wir nicht die Mengen liefern können oder etwas mal nicht so schön aussieht. Man muss auch hier wieder kommunizieren und mitteilen, was die natürlichen Ursachen dafür sind. Zur Schädlingsbekämpfung setzen wir Nützlinge ein. Unser Gewächshaus ist seit 25 Jahren frei von Pflanzenmitteln. Im Freiland haben wir viele Blühstreifen gegen Schädlinge. Da wir das schon jahrelang praktizieren, haben wir eine gute Nützlings-Popularität aufgebaut. Insektenschutznetze helfen natürlich auch. Wir tragen auch mit Stolz die Auszeichnung der Gartenschutzbetriebe: »Mich schützen Nützlinge.«

Experimente mit neuen Gemüsesorten

Die Glashäuser am Gemüsehof werden nicht mehr geheizt. Das spart Energie und schont die Umwelt. Christine Reitzer: »Da haben wir viel Know-how, welches Gemüse im Winter trotz Frost wächst, zu ernten ist und vor allem gut schmeckt. Die Asia-Salate sind im Winter ein Hit. Die halten einiges an Frost aus und stehen immer wieder auf. Wir haben den gewohnten und oft auch viel einfacheren Weg verlassen und stellen uns der Herausforderung, mit neuen Anbauversuchen von Gemüse zu experimentieren. Speziell Gartenbesitzer haben durch den eigenen Bezug ein großes Bewusstsein und Wertschätzung für unsere Produkte und die Arbeit, die wir aufwenden.«

Und was empfiehlt Christine Reitzer, wenn das Leben kein gutes Leben ist: »Weiter Neues ausprobieren und was verändern!« Sie hat diese Veränderung auch gewagt. Ursprünglich in der Pflege tätig, ist sie als Spätberufene vor sechs Jahren zur Landwirtin auf dem seit 1948 bestehendem Familienbetrieb geworden und liebt seitdem jeden Tag, was sie tut. n

Reitzer’s Gemüsehof

Christine & Martin Reitzer

8075 Laßnitzhöhe, Wöbling 33 Telefon +43 664 5723569

reitzers-gemuesehof.at

FAZIT MÄRZ 2023 /// 47 Managementserie [57]

Erfolgsprojekt „AMS-Driver“

Das AMS Steiermark, die Sozialpartner und das Schulungszentrum Fohnsdorf unterstützen Betriebe bei der Ausbildung von Bus- und LKW-Fahrern. Mit Stand Ende Jänner 2023 haben über 50 LKW-Lenker und 36 Buslenker ihre neue Tätigkeit aufgenommen, mehr als 30 Personen sind derzeit in Qualifizierung. Insgesamt zeigten rund 200 Personen aktiv Interesse am Projekt „AMS-Driver“. Die Fahrschule Mayer in Stainz ist seit Beginn des Projektes mit im Boot. Mehrere Personen haben sich dort beruflich umorientiert. Darunter Nicole Konrad, die sich einen lang gehegten Traum erfüllsind hat: „Das Fahren an sich macht mir schon Spaß, auch die Abwechslung und der Kontakt mit mitfahrenden Kunden gefallen mir an meinem neuen Beruf besonders.“

Neue Mobilitätsstrategie für die Steiermark

Um künftige Herausforderungen bestmöglich zu meistern, wurde in einer Regierungssitzung auf Antrag von Verkehrsreferent LH-Stv. Anton Lang der Beschluss gefasst, eine Mobilitätsstrategie zu erarbeiten sowie eine Prozessbegleitung durch Fachexperten zu beauftragen. Dies soll als Grundlage für die künftigen Planungen im Land, aber auch für Regionen, Städte und Gemeinden dienen. „Es ist uns besonders wichtig zu erfahren, welche Anforderungen die Steirerinnen und Steirer an die Mobilität der Zukunft stellen. Daher wurde ein Bürgerbeteiligungsprozess in Form einer anonymen Online-Umfrage auf de.surveymonkey. com/r/CD6KPHB gestartet. Die Ergebnisse werden in die Erarbeitung der Strategie einfließen“, erklärt Lang.

Flughafen Graz weiter im Aufwind

Mehr als 561.000 Fluggäste (zweieinhalb Mal so viele wie 2021) durfte der Flughafen Graz im Jahr 2022 betreuen. Das sind zwar noch immer weniger als vor der Pandemie, aber deutlich mehr als Anfang des Jahres geplant. Dieser Trend, gepaart mit dem entworfenen Flugprogramm für den kommenden Sommer und der Eröffnung einer Eurowings-Basis, spricht für eine anhaltend gute Entwicklung in diesem Jahr. „Nach der schrittweisen Rücknahme der Corona-Restriktionen, ist das Fluggeschäft viel besser angelaufen, als von allen Experten vorhergesagt“, erklärt Wolfgang Grimus, GF des Flughafen Graz. „Sowohl die Hubanbindungen als auch die touristischen Destinationen waren gut ausgelastet. Wir durften daher um rund 110.000 Fluggäste mehr betreuen als geplant!“

Frühlingserwachen mit Haubenkoch Rath

Eine Premiere feiert Markus Rath vom Schlosskeller Südsteiermark am 25. Februar mit einem Kochkurs in der Schauküche in der Firmenzentrale der Gady Family in Lebring. Die Veranstaltung steht unter dem Motto „Frühlingserwachen – die ersten Frühlingsaromen und heimischer Fisch“. Maximal zehn Teilnehmer bereiten in der nagelneuen und modernst ausgestatteten Schauküche mit dem Haubenkoch ein viergängiges Menü zu und erfahren dabei wertvolle Tipps für die Kochkunst am heimischen Herd. Der Kurs kostet 150 Euro pro Person und inkludiert Menü, Getränkebegleitung, eine Weinverkostung und alle Rezepte in einer exklusiven Mappe. „Der Kochkurs ist ein persönliches Erlebnis und eine attraktive Geschenkidee für Hobbyköche und Genießer“, sagt Rath.

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Fotos: Land Steiermark / Resch.
Wirtschaft
Fotos:Schlosskeller Südsteiermark
Fotos: AMS / SZF

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Merkur Versicherung erweitert Gesundheitsangebot

Die Merkur Versicherung setzt ein weiteres Signal in der Gesundheitsvorsorge. Als Miteigentümer der Therme Loipersdorf hat das Unternehmen schon nach wenigen Monaten einen neuen Merkur Health-Standort mit rund 30 Mitarbeitern in der oststeirischen Wellnessoase eröffnet. Im Zentrum stehen ganzheitliche Vorsorgekonzepte und regionale Verantwortung. „Mit unserem Team vor Ort, das sich voll und ganz der Gesundheitsvorsorge sowie dem Wohlbefinden widmet, schaffen wir nicht nur einen Mehrwert für unsere Kunden, wir nehmen vor allem unsere Verantwortung als Gesundheitspartner ernst. Dies machen wir nun in einer der größten Thermen Österreichs mit einem breiten Angebot spürbar“, erklärt Christian Kladiva, Vorstandsdirektor der Merkur Versicherung.

LH-Stv. Lang gratuliert neuem BSA-Vorsitzenden

Am 3. Februar fand die Landeskonferenz des BSA Steiermark statt. SPÖ-Klubobmann Hannes Schwarz übernahm dabei nach sieben Jahren den Vorsitz von LRin Doris Kampus und erhielt mit 96,3 % breite Unterstützung der Delegierten. LH-Stv. Anton Lang gratuliert ihm zur Wahl und betont die Wichtigkeit des BSA: „Es ist die Aufgabe der Sozialdemokratie, nicht nur Antworten auf aktuelle Fragestellungen, wie die Teuerungswelle, zu finden, sondern auch politische Konzepte für Themen zu entwickeln, die uns in fünf oder zehn Jahren beschäftigen werden. Ich bin sicher, dass der BSA unter dem Vorsitz von Hannes Schwarz weiter dazu beitragen wird, die sozialdemokratische Themenführerschaft in den großen Zukunftsfragen zu stärken.“

Steirische Gärtner setzen auf Nützlinge

Der Einsatz von Nützlingen zur Bekämpfung von Schädlingen bei Schnittblumen und Topfpflanzen in Glashäusern ist in der Steiermark seit mehr als 15 Jahren gelebte Praxis. Die Experten der Landwirtschaftskammer beraten die steirischen Gartenbaubetriebe, wie sie Nützlinge wirksam einsetzen können. Erkennbar sind die steirischen Gartenbaubetriebe mit Nützlingseinsatz an der Wort-BildMarke „Mich schützen Nützlinge“. Das bedeutet: Mit der Natur arbeiten und sie imitieren. Dabei werden die Blumen durch natürliche Gegenspieler vor Schädlingen geschützt. Kurzum: Nützlinge fressen Schädlinge. Ferdinand Lienhart, Obmann der steirischen Gärtner und Baumschulen, ergänzt: „Bei den aktuell so beliebten Frühjahrsblühern wie Tulpen, Narzissen oder Hyazinthen ist schon wegen der kurzen Kulturdauer jedoch kein Pflanzenschutz erforderlich.“

Erster österreichischer Schulskitag

Die steirischen Seilbahnbetriebe luden am 14. Dezember 2022 zum ersten großen Gratis-Skitag. Ein voller Erfolg: Das tolle Angebot der steirischen Seilbahnbetriebe nahmen 850 Schülerinnen und Schüler aus 15 Schulen sowie ihre Lehrer gerne an: Sport und Spaß in der herrlichen Winterlandschaft der Steiermark. Insgesamt 20 Skigebiete nahmen an der Aktion teil. Organisiert wurde sie vom FV der österreichischen Seilbahnen, in Kooperation mit den Skigebieten. Die HAK/HAS Judenburg gewann den Fotowettbewerb. „Mit unserem Angebot haben wir viele junge Leute erreicht. Manche standen zum ersten Mal auf den Brettern und waren richtig begeistert“, berichtet Daniel Berchthaller, Obmann-Stv. der steirischen Seilbahnen an der WKO Steiermark.

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Foto: Mitteregger
Wirtschaft
Foto: Marija Kanizaj Foto: Peter Drechsler

SPAR überreicht 19.175 Euro an Caritas Steiermark

Die Idee der Caritas Steiermark ist simpel: Der „Adventkalender der guten Taten“ besteht aus 24 Karten, die jeweils ein soziales Projekt unterstützen.

SPAR Steiermark war auch vergangenen Advent mit allen 262 Standorten als größter Verkaufspartner im stationären Handel dabei. Mit großem Erfolg: SPAR-Steiermark-GF Christoph Holzer überreichte einen Spendenscheck in Höhe von 19.175 Euro.

Erstmals stellten 25 hochkarätige Künstler Werke zur Verfügung, die in die Gestaltung des Adventkalenders mit eingeflossen waren. Schriftstellerin Claudia Rossbacher hat einen Rätselkrimi beigetragen, Alf Poier eine von ihm gestaltete Grafik und August Schmölzer war mit einem persönlichen Sinnspruch an Bord.

Sozialer und gesellschaftlicher Mehrwert

Den kreativen Kalender mit sozialem Mehrwert gab es 2022 zum zweiten Mal. Er bestand aus 24 Karten zum Ablösen und kostete 24 Euro. Jede Karte stand für ein soziales Projekt, das durch den Kauf des Kalenders mit einem Euro unterstützt wurde. Zusätzlich brachten die Karten für diejenigen, die den Adventkalender öffneten, auch einen persönlichen Mehrwert – beispielsweise ein Rezept, eine kurze Geschichte, eine Postkarte, eine Bastelanleitung oder ein Spiel. „Es ist schön zu sehen, dass der Adventkalender der guten Taten alljährlich nicht nur das Warten auf Weihnachten mit Geschichten, Spielen und Bildern versüßt, sondern auch einen sozialen und gesellschaftlichen Mehrwert bringt“, betont Nora Tödtling-Musenbichler, Direktorin der Caritas Steiermark. „SPAR engagiert sich seit jeher sozial und hilft dort, wo Hilfe gebraucht wird. Wenn es kreative Ansätze sind, die einen Nutzen für alle Beteiligten bringen, tun wir das gleich nochmals doppelt so gern“, bekräftigt SPAR-Steiermark-GF Holzer. Die 19.175 Euro fließen in einen Topf, der den 24 vorgestellten Caritas-Projekten zugutekommt. n

NEBA – das Netzwerk für berufliche Assistenz – hilft Jugendlichen bei wichtigen Fragen rund um Ausbildung und Jobsuche sowie beim Erhalt des Arbeitsplatzes.

Zehntausende Jugendliche stehen jedes Jahr in Österreich vor der Herausforderung, ihre Bildungs- und Berufslaufbahn zu planen oder neu zu organisieren.

Viele fragen sich...

 Wo liegen meine Stärken?

 Welche Ausbildung ist für mich geeignet?

 Welchen Beruf könnte ich ergreifen?

 Wo brauche ich Unterstützung?

Für alle diese Fragen steht NEBA, das Netzwerk für Berufliche Assistenz, Jugendlichen mit gesundheitlichen Einschränkungen oder mit Ausgrenzungsgefährdung zur Verfügung.

NEBA begleitet alle Betroffenen bedarfsgerecht u.a. bei der Jobsuche oder dem Erhalt des Arbeitsplatzes und unterstützt auch Unternehmen bei der Personalakquise oder bei allfällig auftretenden Problemen.

Das Sozialministeriumservice leistet hier einen wertvollen Beitrag für die berufliche Inklusion von Menschen mit Behinderungen.

Das sind die NEBA-Angebote...

Das Jugendcoaching und AusbildungsFit unterstützen Jugendliche und junge Erwachsene am Ende ihrer Schulpflicht bzw. nach dem Schulaustritt. Die Jugendlichen lernen ihre persönlichen Fähigkeiten kennen, stärken ihre Kompetenzen, können ihre beruflichen Interessen herausfinden und erhalten Informationen über mögliche weitere Schulen und Ausbildungsvarianten.

Die Berufsausbildungsassistenz ermöglicht benachteiligten Jugendlichen mit persönlichen Vermittlungshemmnissen die Chance auf eine erfolgreiche Berufsausbildung in Form einer längeren Lehrzeit oder einer Teilqualifikation.

Die Arbeitsassistenz für Jugendliche unterstützt bei der Suche und Erlangung eines Arbeitsplatzes.

Das Jobcoaching schult Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen individuell auf ihren Arbeitsplatz ein.

Das Betriebsservice berät Unternehmen gezielt über die Möglichkeiten der Beschäftigung von Menschen mit Behinderung und welchen Nutzen Betriebe daraus erzielen können!

Infos unter: sozialministeriumservice.at neba.at

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SPAR-Steiermark-GF Christoph Holzer übergab Caritas-Steiermark-Direktorin Nora Tödtling-Musenbichler den Spendenscheck aus dem Adventkalenderverkauf. Foto: SPAR /Ivo Velchev

Wiener Städtische: Frauenvorsorge als zentraler Wert

Obwohl Österreich zu den wohlhabendsten Ländern der Welt zählt, sind laut Statistik Austria mehr als 1.500.000 Menschen armuts- oder ausgrenzungsgefährdet – der Großteil davon Frauen.

Weil Frauen in Österreich nach wie vor im Durchschnitt deutlich geringere Erwerbseinkommen erzielen, liegen auch die durchschnittlichen Alterspensionen von Frauen mit 1.150 Euro brutto im Monat deutlich unter jenen der Männer mit 1.860 Euro. Frauen erhalten damit im Durchschnitt eine um mehr als ein Drittel geringere Pension als Männer. „Viele Frauen sind sich der drohenden Gefahr von Altersarmut gar nicht bewusst und setzen sich zu wenig mit dem Thema der finanziellen Vorsorge auseinander“, so Michael Witsch, Landesdirektor der Wiener Städtischen Versicherung in der Steiermark. „Gerade Frauen neigen oft dazu, sich mehr um andere zu sorgen als um sich selbst. Beim Vorsorgethema ist jedoch gesunder Egoismus gefragt, denn Vorsorge bedeutet auch Gleichberechtigung.“

Schwerpunkt: #frausorgtvor

Die Wiener Städtische hat sich dem Thema Frauenvorsorge verschrieben und stellt das Jahr 2023 in den Fokus von #frausorgtvor. Ziel ist es, neben einer verstärkten Bewusstseinsbildung auch konkrete Lösungsansätze anzubieten. Dafür steht die Dachmarke „Women’s Selection“, die mit vielen Angeboten aufwartet. „Mit unserem Schwerpunkt #frausorgtvor wollen wir mehr Bewusstsein für Alters- und Gesundheitsvorsorge schaffen und es Frauen ermöglichen, selbstbestimmt durchs Leben zu gehen. Dazu bieten wir Frauen in jeder Lebenslage attraktive und individuelle Lösungen, um den Vorsorgebedarf für Gesundheit und Alterspension bestmöglich abzudecken“, so Witsch.

Das reicht von der Basisabsicherung mit einer prämienbegünstigten Zukunftsvorsorge für jüngere Frauen über flexible Vorsorgelösungen mit erfolgreichen Fonds bis hin zu umfassenden Zusatzpaketen, etwa der Prämienübernahme durch die Wiener Städtische bei Geburt, Krankheit oder Arbeitsunfähigkeit. Bei der Gesundheitsvorsorge stehen Wahlarzt- und Sonderklasse-Lösungen im Mittelpunkt.

Studie: Frauen fürchten zu geringe Pension

In einer aktuellen Umfrage der Wiener Städtischen wurden die Österreicherinnen gefragt, welche Aspekte in Bezug auf ihre Finanzen im Alter eine Rolle spielen. Praktisch alle Befragten (94 Prozent) sehen ihre finanzielle Unabhängigkeit als enorm wichtig an. Gleichzeitig glauben drei Viertel aller Frauen nicht daran, später einmal eine ausreichend hohe Pension zu erhalten. Demzufolge sagen neun von zehn Befragten, dass die private Vorsorge gerade für Frauen besonders wichtig ist, um im Alter finanziell unabhängig zu sein. Allerdings hat erst knapp die Hälfte der Frauen tatsächlich eine Altersvorsorge abgeschlossen. Immerhin: 41 Prozent haben vor, das in naher Zukunft zu ändern und mit einer privaten Altersvorsorge zu starten.

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Michael Witsch, Landesdirektor der Wiener Städtischen Versicherung: „Viele Frauen setzen sich nicht ausreichend mit dem Thema der finanziellen Vorsorge auseinander.“ Foto: Foto Fischer

Meisterliga: Ganz oben mit dabei

Meisterliches Ranking für 2022. 596 junge Fachkräfte haben die höchste Stufe der beruflichen Qualifikation erreicht: Für sie bedeutet der Meistertitel die Pole Position – auch im eigenen Unternehmen.

Nach der Coronapause fand die traditionelle Meisterbriefverleihung am 19. Jänner 2023 wieder in feierlichem Ambiente im Stefaniensaal statt. Prominente Gratulanten waren Landeshauptmann Christopher Drexler, Landesrätin Barbara Eibinger-Miedl und Josef Herk, Präsident der Wirtschaftskammer Steiermark, der die Bedeutung der Meisterausbildung betonte: „Wer wettbewerbsfähig sein und bleiben will, braucht Qualifikation!

Der Meistertitel sichert die Qualität unserer Betriebe und der Nachwuchsausbildung. Nur so fließen meisterliches Wissen und Know-how in die Lehre ein.“ Wie wichtig Wissen und Können im Beruf ist, zeigt auch eine Umfrage unter den jungen Meistern: „Steigerung der fachlichen Kompetenz“ und „bessere Position am Arbeitsmarkt bzw. im Unternehmen“ sind die beiden Top-Antworten auf die Frage nach den Motiven für einen Meistertitel.

Gründer-Boom

Die beliebtesten Meister-Branchen sind Kfz-Technik, Metalltechnik und Tischlerei. Bei den Befähigungen sind es Mechatronik, Heizungstechnik, Fußpflege/Kosmetik/Massage sowie Gasund Sanitärtechnik. Das Durchschnittsalter der neuen Meister ist 30 Jahre. Das heißt, dass die Absolventinnen und Absolventen bereits über viele Jahre Berufserfahrung verfügen, wenn sie zur Prüfung antreten. Auch der Einstieg in die Selbstständigkeit folgt oft auf die Meisterprüfung. Die Zahl der Selbstständigen steigt von 14 auf 34 %. Der Trend zur Selbstständigkeit ist bei den Befähigungsprüfungen sogar noch stärker: Vor der Prüfung waren 24 % selbstständig, danach 56 %. Die Quote der Selbstständigen steigt also insgesamt nach der abgelegten Prüfung von 19 % auf 44 % –ein regelrechter Boom.

Handwerk als „Meistersparte“

„Die steirische Wirtschaft und vor allem die steirischen

Gewerbe- und Handwerksbetriebe brauchen die meisterliche Kompetenz“, betont auch Hermann Talowski, Obmann der Sparte Gewerbe und Handwerk, die als klassische „Meistersparte“ gilt: Dort wird der Großteil aller Meister- und Befähigungsprüfungen absolviert. Im vergangenen Jahr waren dies 253 Meisterprüfungen und 134 Befähigungsprüfungen in insgesamt 36 Berufen.

Kfz-Technikerin wird „Meisterin des Jahres“

Das Online-Publikumsvoting ist ein beliebter und traditioneller Teil der Meisterbriefverleihung. 2023 wurde Stella Ochabauer, Kfz-Technikerin aus Feldbach, zur „Meisterin des Jahres“ gewählt. Sie ist nicht nur in ihrem Unternehmen, sondern auch privat in der Pole Position: In ihrer Freizeit ist sie nämlich passionierte Bergrallye-Fahrerin mit eigenem RacingTeam sowie Staatsmeisterin im Automobilslalom.

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Gratulation für die Meisterin des Jahres: WKO-Steiermark-Präsident Josef Herk, Kfz-Meisterin Stella Ochabauer, Hermann Talowski, Obmann der Sparte Gewerbe und Handwerk, Landesrätin Barbara Eibinger-Miedl, Landeshauptmann Christopher Drexler. (v.l.n.r.)
Anzeige Fotos: Foto Fischer
„Full House“ im Stefaniensaal: Insgesamt 596 junge Fachkräfte freuen sich über eine absolvierte Meister- oder Befähigungsprüfung.

Neuer Braumeister übernimmt das Steuer

in Göss

Mit Michael Zotter übernimmt ab sofort ein fundierter Fachmann die Sudkessel der Brauerei Göss. Seit seiner Lehrzeit in der Brauerei Puntigam hat er sich dem Bier verschrieben und bei mehreren Stationen im In- und Ausland unterschiedliche Brauereien kennengelernt sowie effiziente Logistik-Abläufe mitgestaltet: „Ich freue mich auf die neue Aufgabe als Braumeister der Brauerei Göss. Besonders stolz macht mich, dass ich mein Wissen nun für Österreichs beliebtestes Bier einsetzen darf und in einer Brauerei arbeite, die auch bei der Produktion zu den Vorreitern gehört, denn diese erfolgt mithilfe von Sonnenstrom, Abwärme und Energie, die aus Reststoffen erzeugt wird.“

Zielstrebige bierige Karriere

Zotter hat seinen bierigen Karrierepfad im Jahr 2007 als Lehrling für Brau- und Getränketechnik in der Brauerei Puntigam begonnen. Danach war er als Assistent der Braubetriebsleitung tätig, bevor er 2013 mit der Ausbildung zum Brau- und Malzmeister an der renommierten Münchner Doemens Akademie seine fachliche Expertise auch auf theoretischer Ebene noch erweiterte. In weiterer Folge konnte er als TPM-Koordinator zu weiteren Verbesserungen der internen Produktionsabläufe beitragen – für die erfolgreichen Bemühungen wurde die Brauerei Puntigam mit unternehmensinternen Preisen geehrt. In den folgenden Jahren konnte er auch internationale Projekterfahrung sammeln.

In seiner neuen Rolle folgt Zotter Markus Baumann nach, der die Brauerei Göss nach rund fünf Jahren auf eigenen Wunsch verlässt. Andreas Werner, Braumeister der Region Süd bei der Brau Union Österreich, gratuliert: „Ich wünsche Michael Zotter viel Erfolg und Freude in seiner neuen Rolle. Der Name Gösser bürgt für höchste Qualität und reinste Natur ebenso wie für lebendige Tradition und stetige Innovation – hier kann er seine Expertise und sein Herzblut bestens einbringen.“ n

Internationaler Designpreis für Live Congress Leoben

Beim 16. International Design Award in Los Angeles wurde die Stadt Leoben mit dem neuen Live Congress und dem Werbekonzept der Leobener Agentur Brainsworld 360° mit dem Award in Bronze ausgezeichnet.

Dieser gewaltige Erfolg bringt die kreative Arbeit der obersteirischen Designwerkstätte auf die internationale Landkarte. „Du hast ein lokales Projekt und denkst, egal, wir reichen für den Design Award in Los Angeles ein, es hat das Zeug dazu. Und dann gewinnst du“, freut sich Mike Reiter, CMO von Brainsworld 360°. „Dass nun auch die Performance des neuen Live Congress mit einer internationalen Auszeichnung gewürdigt wird, unterstreicht Leoben als Stadt mit internationaler Ausrichtung. Ich gratuliere dem Team von Brainsworld zur erfolgreichen Umsetzung der Werbestrategie“, betont Bgm. Kurt Wallner.

Prestigeträchtige Auszeichnung

Die International Design Awards in Los Angeles wurden geschaffen, um außergewöhnliche Designvisionäre anzuerkennen und zu fördern sowie aufstrebende Talente weltweit zu entdecken. Die 16. Ausgabe der IDA Los Angeles zog Tausende herausragender Einsendungen von einer Rekordzahl von Designern aus der ganzen Welt an, die um die prestigeträchtige Auszeichnung wetteiferten. Bei der Bewertung von Einreichungen aus fast 80 Ländern kommentierten die Mitglieder der IDA-Jury den hohen Standard der Designbeiträge in den fünf Award-Disziplinen – Architektur, Innenarchitektur, Produkt-, Grafik- und Modedesign. „Nach der Verleihung des German Brand Awards in Gold im vergangenen Jahr in Berlin ist dieser Preis eine weitere sichtbare Auszeichnung für ein gelungenes internationales Marketingkonzept für den Live Congress Leoben und Ansporn für das gesamte Team, das Haus auch in Zukunft so positiv zu positionieren“, meint Gerhard Samberger, GF des Live Congress Leoben.

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Michael Zotter (li.) übernimmt als Nachfolger das Braumeisteramt von Markus Baumann (re.) (v.l.) Philipp Maier (Brainsworld 360°), GF Gerhard Samberger, Bgm. Kurt Wallner sowie Flora Adelmann, Mike Reiter und Joe Liebminger (alle Brainsworld 360°) freuen sich über den internationalen Erfolg.
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Foto: Brainsworld 360° Foto: Brau Union Österreich / Foto Freisinger
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„Eleven“ wurde sieben

Das Café-Restaurant Eleven in der Kaiserfeldgasse 13 in Graz feierte am 9. Februar seinen siebenten Geburtstag. Besitzer Arsim Gjergji hatte allen Grund zu feiern. Seit nunmehr sieben Jahren führt er das Café-Restaurant mit seinem Team erfolgreich durch tolle und auch schwierige Jahre. Grund genug, ausgiebig mit Gästen, Freunden und Bekannten diesen Geburtstag ausgelassen zu begehen. U.a. mit einer Hillinger-Weinverkostung, Musik von Egon 7, tollen, gastronomischen Schmankerln und guter Unterhaltung feierte man bis in die frühen Morgenstunden. Natürlich freut sich das „Eleventeam“ auch in den kommenden Jahren auf seine Gäste, um sie kulinarisch verwöhnen zu können.

Florian Seifter ist neuer SPÖ-Landes-Geschäftsführer

Der SPÖ Landesparteivorstand hat Florian Seifter am 13. Februar zum neuen Landesgeschäftsführer gewählt. Er war zuvor Pressesprecher und bis zuletzt Büroleiter. Der steirische SPÖ-Chef

LH-Stv. Anton Lang dankt Günter Pirker für seinen langjährigen Einsatz: „Günter hat in den letzten Jahren die Landespartei organisatorisch top aufgestellt. Ich danke ihm für sein Engagement und seine Leidenschaft, mit der er für die Sozialdemokratie tätig war.“

„Mit Florian Seifter übernimmt jemand, der nicht nur die Partei und das Team hervorragend kennt, sondern auch die Motivation, den Ehrgeiz und den Einsatz mitbringt, den wir für die kommenden Wahlauseinandersetzungen brauchen“, zeigt sich Lang überzeugt von seinem Team.

Bebauungsdichte-VO befeuert Teuerung

Die Novelle der steirischen Bebauungsdichte-Verordnung sorgt für Unmut in der Bauwirtschaft. Was ursprünglich für mehr Rechtssicherheit sorgen sollte, droht zum Bumerang zu werden: „Das führt dazu, dass der ohnehin begrenzte Wohnraum vor allem im urbanen Bereich nicht optimal und effizient genutzt werden kann“, so Alexander Pongratz von der Sparte Gewerbe und Handwerk in der WKO. In dasselbe Horn stößt Gerald Gollenz, Obmann der Immobilien- und Vermögenstreuhänder: „Dieser Entwurf entspricht nicht dem Grundsatz der Ökologie, und er entspricht auch nicht den Erwartungen der Menschen beim Thema Wohnen, weil er komplett am Markt vorbeigeht.“ Sie fordern aus diesem Grund eine Anpassung der Novelle und bringen dafür konkrete Vorschläge.

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Wirtschaft Foto: Foto Fischer Foto: SPÖ Steiermark

(v.li.) Verkehrsverbund-GF Peter Gspaltl, ÖBB-Regionalmanager Peter Wallis, Sabine Stock (Vorständin ÖBB-Personenverkehr), LH-Stv. Anton Lang, GKB-GenDir.Franz Weintögl, Landesbaudirektor Andreas Tropper und GF Steiermarkbahn Werner Hecking.

Seit dem Jahr 2007 ist die S-Bahn auf Schiene und bewegt die Menschen. Mit ihrer Strahlkraft hat sie das Mobilitätsverhalten in der Steiermark nachhaltig verändert.

Die S-Bahn Steiermark ist ein Leuchtturm im steirischen öffentlichen Verkehr, der den Puls der Zeit getroffen hat. „Klimaschutz, Energieeffizienz oder regionalpolitische Entwicklungen - die S-Bahn hat darauf die richtige Antwort“, ist LH-Stv. Anton Lang überzeugt. „Die Kunden wissen die laufenden Verbesserungen bei der S-Bahn zu schätzen. Ein Plus von 46 Prozent an täglichen Einsteigern stellt dies eindrucksvoll unter Beweis“, ist der Landesverkehrsreferent stolz. Über 50.000 Fahrgäste können an einem Werktag in der S-Bahn begrüßt werden, das sind um 16.000 mehr als noch vor dem Start. Besonders erfreulich sind dabei die Entwicklungen auf jenen Strecken, wie bei der S5 mit dem Halbstundentakt zwischen Leibnitz und Graz sowie der S31 Weizer Bahn mit der Verlängerung der S-Bahn durchs Stadtzentrum in den Weizer Norden.

Lokomotive für die sanfte Mobilität

Parallel zum S-Bahn-Netz hat sich in der ganzen Steiermark das RegioBus-Netz etabliert. Park+Ride, Rad und Bahn und auch die laufende Umsetzung der Mikro-ÖV-Strategie, deren Ziel ja auch die Verbesserung des Zubringerverkehrs zur S-Bahn ist, wären ohne Vorbild S-Bahn nicht in dieser Qualität zur Umsetzung gekommen. Diese tolle gesamtheitliche Entwicklung macht den Verkehrsreferenten natürlich stolz: „Ich muss mich bedanken. Einerseits bei meinen Vorgängern im Verkehrsressort, die vor 15 Jahren den Mut aufgebracht haben, dieses Projekt zu starten, andererseits gilt mein Dank aber auch dem Planerteam der S-Bahn Steiermark, der Verbund Linie und den drei Verkehrsunternehmen ÖBB, GKB und Steiermarkbahn. Vor allem aber möchte ich mich bei allen Steirerinnen und Steirern bedanken, die als S-Bahn-Kunden diesen Erfolg überhaupt erst möglich machen!“

Ein sicherer Arbeitsplatz, gute Work-Life-Balance und eine Arbeit, die Sinn macht: Genau das bietet das Unternehmen SPAR. Nach der Ausbildung können alle, die ihre Lehre erfolgreich abgeschlossen haben, weiterhin als Mitarbeiter im Unternehmen bleiben und Karriere machen.

Beste Ausbildung – beste Prämien

Um die motiviertesten Jugendlichen für sich zu gewinnen, müssen sich Arbeitgeber etwas einfallen lassen. Für SPAR als Arbeitgeber spricht so Einiges: Denn neben zahlreichen Sozialleistungen wie z. B. der Treuebonus für Mitarbeitende, Vergünstigungen bei Versicherungen oder Sofortrabatte bei Hervis zahlt SPAR die höchsten Lehrlingsprämien im österreichischen Lebensmitteleinzelhandel. Insgesamt können SPAR-Lehrlinge in der Lehrzeit Prämien im Wert von über 6.700 Euro dazuverdienen. Gute Leistungen werden außerdem nach dem Ende des ersten Lehrjahres mit einem iPad honoriert. Am Ende der Lehrzeit winken bei guten Praxis-Beurteilungen und Vorzugszeugnissen in der Berufsschule 2.500 Euro Prämie, die Jugendliche z. B. für den Führerschein verwenden können.

Vielfältige Möglichkeiten im Konzern

„Junge Menschen befinden sich in der Entdeckerphase. Es ist legitim, dass die Jobwahl, die man mit 14 oder 15 Jahren trifft, manchmal auch nicht ganz die richtige war oder man sich später in einem anderen Bereich weiterentwickeln will. Mit 24 verschiedenen Lehrberufen und den zahlreichen Jobs, die es bei SPAR gibt, hat man alle Möglichkeiten. Die Lehre legt eine sichere Basis im jeweiligen Beruf und ist Grundstein für die Weiterentwicklung innerhalb des SPAR-Konzerns. Zahlreiche SPARianer:innen hatten in ihrer SPAR-Berufslaufbahn schon verschiedene Berufe und Positionen innerhalb des Konzerns inne.

Bewerbungen sind jederzeit online über die SPAR-Jobbörse auf www.spar.at/lehre möglich.

Wer Freude am Kontakt mit Menschen hat und Wert auf einen sicheren Arbeitsplatz legt, für den ist eine Lehre bei SPAR genau das Richtige, so wie für die beiden Lehrlinge Lisa und Tatjana.

FAZIT MÄRZ 2023 /// 57
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Foto: Foto Melbinger / Spar Foto:Chris Zenz
SPAR besetzt steiermarkweit 100 freie Lehrstellen
15-Jahre-Jubiläum für die S-Bahn Steiermark

RLB erwartet Aufhellung am wirtschaftlichen Horizont

Trotz unberechenbarer Zeiten blicken Martin Schaller, Generaldirektor der Raiffeisen-Landesbank (RLB) Steiermark, und RLB-Marktvorstand

Rainer Stelzer für die wirtschaftliche Lage optimistisch in das laufende Jahr 2023.

Dafür sprechen mehrere Faktoren. So schätzt Raiffeisen Steiermark die heimische Wirtschaft als robust und resilient ein: „Die heimischen Betriebe sind in der Lage, Herausforderungen gut zu managen und Chancen – etwa in der Energiewende – zu nutzen“, sagt Schaller. Folglich sollte das BIP für 2023 leicht im positiven Bereich liegen. Schaller geht ferner davon aus, dass die EZB die Leitzinsen 2023 zwar noch anheben wird, allerdings nicht in dieser Dynamik wie bisher. Ein Indiz dafür liefert die amerikanische Notenbank FED, die das Leitzinsniveau nahezu am Plafond angelangt sieht. Diese Trends werden sich auch bei der Verzinsung von Spareinlagen und Krediten widerspiegeln.

Zuwächse im Kundengeschäft

In diesem Umfeld hat Raiffeisen Steiermark 2022 für ihre Kunden das Maßnahmenpaket „Sicher durch bewegte Zeiten“ geschnürt und eine Beratungsoffensive gestartet. In rund 490.000 FinanzChecks wurden ihnen individuelle Lösungen erarbeitet. Die Beratungen werden sich vor diesem Hintergrund stark um das Thema Veranlagung sowie den richtigen Finanzierungs- und Fördermix für Investitionen drehen. „Die Kompetenz unserer Beratung war und ist sehr gefragt. Dadurch konnte Raiffeisen Steiermark rund 23.000 Neukunden gewinnen“, so Stelzer. Erfolgreich verliefen 2022 auch die Finanzierungen von Investitionen. Insgesamt 4,1 Milliarden Euro an neuen Finanzierungen im privaten und unternehmerischen Bereich wurden getätigt. Die Wirtschaft sei stabiler, als manche Experten prognostiziert hätten. „Dennoch agieren wir auch in diesem Jahr umsichtig und haben entsprechende Vorsorgen gebildet“, erklärt Schaller.

Neuroth setzt auf Kundenberatung mit „Hörberatern“

Österreichs führendes Hörakustikunternehmen Neuroth blickt auf ein erfolgreiches Jubiläumsjahr zurück und setzt in Südosteuropa weitere Expansionsschritte. Um die Kundenberatung weiter zu stärken, bildet Neuroth neben Hörakustikern auf dem zweitem Bildungsweg auch verstärkt eigene „Hörberater“ aus. Wachstumsmarkt Südosteuropa

Nach dem Markteintritt im vergangenen Sommer in Bosnien kommen nun vier weitere Standorte dazu – unter anderem in der Hauptstadt Sarajevo. Auch in Serbien und Kroatien werden in den nächsten Monaten neue Hörcenter eröffnet. In den vergangenen vier Jahren hat sich die Anzahl der Neuroth-Standorte in Slowenien, Kroatien, Serbien und Bosnien fast verdoppelt –bis Ende 2023 werden es über 40 sein. „Nach Österreich ist der südosteuropäische Raum für uns in puncto Hörgeräte-Verkäufen bereits der zweitgrößte Markt. Wir freuen uns, dass unsere österreichische Qualität hier besonders geschätzt wird und wir den Menschen die nötige Hörstärke geben können“, sagt Lukas Schinko, CEO der Neuroth-Gruppe.

Persönliche Beratung wird immer wichtiger: Neuroth setzt in seinen Fachinstituten nun verstärkt auf Hörberater und Hörberaterinnen.

„Hörberater“ als neues Jobprofil Neuroth investiert aber nicht nur in sein Fachinstitutsnetz, sondern vor allem auch in die Aus- und Weiterbildung seiner Mitarbeiter. Rund 35 Hörberater sind in Österreich und der Schweiz in den Neuroth-Fachinstituten im Einsatz. Weitere 20 starten gerade mit ihrer Ausbildung, die Neuroth gemeinsam mit der deutschen „Audio-Med Akademie“ durchführt. Die Aufgaben reichen von der Kundenberatung und -betreuung über die Durchführung von Hörchecks bis zum Terminmanagement im Fachinstitut. „Ein Hörgerät ist sehr beratungsintensiv, weil es erst seinen Zweck erfüllt wenn es so individuell wie möglich angepasst ist. Bei der Hörversorgung spielen die persönliche Beratung vor Ort und das kostenlose Probetragen von Hörgeräten weiter eine sehr wichtige Rolle“, erklärt Schinko.

Mehr Infos: www.neuroth.com/karriere

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Anzeige Foto: RLB Steiermark / Riedler
Foto: Neuroth
Gen-Dir. Martin Schaller (li.) und RLB-Marktvorstand Rainer Stelzer blicken mit Zuversicht in das wirtschaftliche Szenario des Jahres 2023.

Barrieren in der Wissenschaft abbauen

Am 14. Februar fand im Foyer der Montanuniversität das IUPAC Global Women’s Breakfast statt. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler stoßen in ihrer Arbeit oft auf Hürden. Seien es Hürden wie Herkunft, Religion und Gender, Sprache oder die Herausforderung, die eigene Forschung zu finanzieren – oft erschweren scheinbar „Kleinigkeiten“ den Forschungsalltag. Ziel dieses für alle offenstehenden Frühstücks war die Vernetzung zwischen den verschiedenen Beschäftigungsgruppen. „Ich freue mich, dass wir uns heute an der Montanuniversität über die existierenden Barrieren und Maßnahmen zu deren Abbau austauschen konnten und sich viele Universitätsangehörige eingebracht haben“, zeigt sich Initiatorin Johanna Irrgeher erfreut.

Energieautarke Bauernhöfe schaffen Sicherheit

Im Rahmen der ökosozialen Steuerreform hat die Bundesregierung eine spezielle Förderschiene für energieautarke Bauernhöfe angekündigt. Damit werden Anreize zum Ausbau erneuerbarer und krisenfester Energieversorgung geschaffen. „Energieautarke Bauernhöfe sichern so auch in Krisenzeiten die Lebensmittelproduktion“, erklärt der steirische Bauernbundobmann LR Hans Seitinger. „Mit dieser Förderschiene kann das Potenzial der bäuerlichen Energieproduktion durch die Nutzung von Dach- und Brachflächen weiter ausgeschöpft werden“, so Seitinger, der betont, dass vor allem der koordinierte Stromnetzausbau im ländlichen Raum vorangetrieben werden muss. Der Bauer wird in Zukunft auch als Energiewirt eine zentrale Rolle spielen, denn schon jetzt beträgt der Anteil der Biomasse an der erneuerbaren Energie fast zwei Drittel.

Hohes Vorsorgeniveau trotz Inflation

Die herrschenden Multikrisen machen sich nicht nur finanziell bemerkbar, sondern haben Auswirkungen auf alle Lebensbereiche der Steirer und Steirerinnen. Das ergab eine Umfrage von IMAS Austria, im Auftrag von Erste Bank, Sparkassen und Wiener Städtische. Auffallend ist, dass die Bedeutung der privaten finanziellen Vorsorge mit 91 % ein All-time-High erreicht hat und die Aufwendungen für Pensions- und Gesundheitsvorsorge österreichweit mit durchschnittlich 247 Euro pro Monat noch nie höher waren. „Entgegen aller Widrigkeiten bleiben die Steirer optimistisch: 53 Prozent der Befragten rechnen damit, dass die Zeiten wieder besser werden,“ so Gerhard Fabisch, Vorstandsvorsitzender der Steiermärkischen Sparkasse.

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Ford Kuga: Kra sto verbrauch kombiniert 5,2 – 7,2 l/100 km | CO 2-Emission kombiniert 123 – 166 g/km | Ford Kuga PHEV: Kra sto verbrauch gewichtet kombiniert 1,0 – 1,3 l/100 km | CO2-Emission gewichtet kombiniert 22 – 29 g/km | Stromverbrauch: 14,8 – 15,6 kWh/100 km | (Prüfverfahren: WLTP)

Ford Kuga: Kraftstoffverbrauch kombiniert 5,2 – 7,2 l/100 km | CO2-Emission kombiniert 123 – 166 g/km | Ford Kuga PHEV: Kraftstoffverbrauch gewichtet kombiniert 1,0 – 1,3 l/100 km | CO2-Emission gewichtet kombiniert 22 – 29 g/km | Stromverbrauch: 14,8 – 15,6 kWh/100 km | Elektrische Reichweite: 57 – 64 km* (Prüfverfahren: WLTP)

Symbolfoto. Bilder und Videos sind urheberrechtlich geschützt und dürfen weder ganz noch auszugsweise vervielfältigt, abgeändert, übertragen, lizenziert oder veröffentlicht werden. *Bei voller Aufladung. Gemäß Worldwide Harmonised Light Vehicle Test Procedure (WLTP) können bis zu 57 – 64 km Reichweite bei voll aufgeladener Batterie erreicht werden –je nach Konfiguration und Ausstattungsvariante. Die tatsächliche Reichweite kann aufgrund unterschiedlicher Faktoren (z.B. Wetterbedingungen, Fahrverhalten, Streckenprofil, Fahrzeugzustand, Alter und Zustand der Lithium-IonenBatterie) variieren. 1) Unverbindlich empfohlener, nicht kartellierter Richtpreis (Basismodell abzüglich aktuell gültiger Aktionen) inkl. USt, NoVA und 5 Jahre Garantie (beginnend mit Auslieferungsdatum, beschränkt auf 100.000 km). Gültig bis 30.09.2022. Nähere Informationen auf www.ford.at. Freibleibendes Angebot.

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FAZIT MÄRZ 2023 /// 59
FORD KUGA TREND AB FORD KUGA PLUG-IN HYBRID AB 1) 1)
FAZIT MÄRZ 2023 /// 59
Foto: Martina Stöbbauer
Wirtschaft
Foto: Arvideo Media

SPAR und Energie Steiermark bauen E-Ladenetz aus

Zukünftig können SPAR-Kundinnen und -Kunden den Einkauf an noch mehr Standorten mit dem Auftanken verbinden.

An 88 SPAR-Standorten in der Steiermark errichten die Energie Steiermark und der führende österreichische Lebensmittelhändler neue E-Ladestationen. In ganz Österreich werden bis 2025 über 335 neue E-Ladestationen gemeinsam mit heimischen Energieversorgern gebaut, bis 2028 sollen es bereits mindestens 535 E-Ladestandorte sein.

Über 110.000 rein elektrisch betriebene Pkw sind auf Österreichs Straßen unterwegs und es werden täglich mehr. Eine flächendeckende Ladeinfrastruktur ist entscheidend für die zukünftige emissionsfreie Mobilität. Mit über 120 E-Ladestationen verfügt SPAR bereits heute über eines der größten E-Ladenetzwerke bei einem Lebensmittelhändler. Gemeinsam mit heimischen Energieversorgern baut SPAR die E-Ladestationen bis 2028 deutlich aus. „Lebensmittel kaufen und gleichzeitig das Auto volltanken – das ist die Zukunft der Mobilität“, ist SPAR-GF Christoph Holzer überzeugt.

Elektrisch tanken beim Einkauf

Schon heute stehen E-Ladestationen des größten steirischen Energieversorgers an vier steirischen SPAR-Standorten zur Verfügung. Bis 2028 entstehen an den steirischen SPAR-Standorten über 350 weitere Ladepunkte. „Mit dem SPAR E-Ladeinfrastrukturprojekt starten wir das aktuell größte Ausbauprojekt öffentlicher Ladeinfrastruktur in der Steiermark und investieren hierbei über 8,8 Millionen Euro“, so Christian Purrer, Vorstandssprecher der Energie Steiermark. „Mit der Mobilitätskarte der Energie Steiermark können Kunden bei mehr als 5.000 Ladepunkten in Österreich schnell und unkompliziert ihr Elektroauto laden – in Zukunft auch an über 88 steirischen SPAR-Standorten. Damit leisten wir einen weiteren wesentlichen Beitrag zu einer emissionsfreien Welt von morgen“, ergänzt Energie Steiermark Vorstandsdirektor Martin Graf. n

Großes Trachtentreffen beim 112. Gady Markt

Am 11. und 12. März ist wieder Volksfeststimmung beim 112. Gady Markt in Lebring angesagt. Landmaschinenausstellung, Automobilschau, attraktive Angebote, Vergnügungspark, Livemusik, Kulinarik, Tanz und traditionelles Handwerk – all das gehört zum Steirischen Volksfest.

Absoluter Höhepunkt ist heuer das erstmalige Trachtentreffen in der Steiermark am Marktsamstag. „Damit würdigen wir die Tracht und ihre Tradition in der Steiermark“, verrät Philipp Gady, Eigentümer und GF der Gady Family. Mit dabei sind das Steirische Heimatwerk, die Leibnitzer Bezirksbäuerinnen und landwirtschaftliche Fachschulen.

Stolzes Bekenntnis zur steirischen Tracht

Der legendäre Gady Markt in Lebring ist seit vielen Jahren für tausende Besucher eine gute Gelegenheit, die traditionelle Tracht aus dem Schrank zu holen und diese beim Steirischen Volksfest in Lebring zu präsentieren. Die Gady Family hat mit mittlerweile drei verschiedenen Varianten an „Gady Trachten“ und einem Trachtengilet für Männer dieser Entwicklung Rechnung getragen. Grund genug, das erste Trachtentreffen der Steiermark beim 112. Gady Markt in Lebring am Samstag, den 11. März 2023 offiziell auszurufen. Ab 11 Uhr haben die Marktbesucher nach vorheriger Registrierung die Möglichkeit, ihre Tracht beim ersten offiziellen Trachtentreffen zur Schau zu stellen. „Mein persönlicher Wunsch ist es, mindestens 112 verschiedene Trachten begrüßen zu dürfen. Dadurch möchten wir den Besuchern die Vielfalt und Farbenpracht der traditionellen Trachtengewänder präsentieren“, freut sich Philipp Gady, Eigentümer und GF der Gady Family. „Keine Tracht gleicht der anderen: Der Schnitt, das Material, die Farbe, das Muster oder eine Kombination dieser Merkmale macht jede Tracht einzigartig. Für besondere Anlässe oder für alle Tage“, ergänzt Simon Koiner-Graupp, GF der Volkskultur Steiermark GmbH. n

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Foto: Gady Family Die große Gady-Familie freut sich auf die zahlreichen Besucher beim 112. Gady Markt in Lebring. Vorstandssprecher Energie Steiermark Christian Purrer (li.) und Spar-Steiermark-Geschäftsführer Christoph Holzer Foto: Energie Steiermark / SPAR
FAZIT MÄRZ 2023 /// 61

WB fordert: Schwellenwerte verlängern und erhöhen

Im Mai 2009 wurde die Schwellenwerteverordnung mit dem Ziel, die regionale Wirtschaft während der Finanzkrise durch unbürokratische, öffentliche Auftragsvergaben zu unterstützen, eingeführt. „Die Justizministerin hat zwar eine Nachfolgeregelung präsentiert, die ist jedoch nur bis zum 30. Juni gültig und beinhaltet keine entsprechenden Erhöhungen“, merkt WB-Direktor Jochen Pack kritisch an. Damit drohen sowohl Auftraggebern als auch den Anbietern zusätzliche Kosten für die Verfahrensabwicklung, daher betont VP-Wirtschaftssprecherin Alexandra Pichler-Jessenko: „Es braucht auch künftig eine praxistaugliche Lösung für die öffentliche Auftragsvergabe. Unser Ziel ist klar: weniger Bürokratie, mehr regionale Investitionen.“

RLB platziert erfolgreich 500-Mio-Euro-Anleihe

Die Raiffeisen-Landesbank (RLB) Steiermark hat am internationalen Finanzplatz eine Anleihe in Höhe von 500 Millionen Euro platziert. Trotz der großen wirtschaftlichen Unsicherheiten und der Volatilität am Kapitalmarkt war die Anleihe binnen 2,5 Stunden ausverkauft. Dies belegt, dass die starke regionale Verankerung einer Bankengruppe auch auf dem internationalen Finanzparkett positiv gewertet wird. Die RLB Steiermark verfügt – als eine von wenigen Banken – über ein exzellentes Aaa-Rating von Moody’s für die gedeckten Schuldverschreibungen. „Investoren informieren sich darüber hinaus sehr genau über die Bank und ihr Geschäftsmodell. Raiffeisen Steiermark wird über unsere Landesgrenzen hinaus als stabiler und zuverlässiger Partner wahrgenommen“, kommentiert RLB-Generaldirektor Martin Schaller.

Digi-Cycle-App hilft beim richtigen Trennen

Die richtige Entsorgung von Verpackungen sorgt bei Konsumenten oft für Fragezeichen. Nach wie vor landen zu viele davon im Restmüll bzw. falsche Abfälle in der Gelben Tonne. Die App „Digi-Cycle“ soll das Recycling vereinfachen und die Mülltrennqualität verbessern.

Das Jahr 2023 hat für viele Österreicher eine Umstellung in der Verpackungssammlung mit sich gebracht. Auch wenn die Abfalltrennung dadurch tendenziell einfacher wird, ergibt sich kurzfristig ein erhöhter Informationsbedarf. Um diese Fragen möglichst einfach zu beantworten und die Trennmotivation zu steigern, haben die beiden Unternehmen Altstoff Recycling Austria AG und Saubermacher AG eine App entwickelt. Seit Jänner kann man mithilfe von Digi-Cycle Verpackungen scannen und erhält über den Recycling-Guide eine ortsspezifische Trennanleitung und den Standort der nächsten Sammelstelle.

In zwei Schritten zum Klimaschutz

Die App ist in zwei Bereiche geteilt: Im Info-Bereich erhalten Konsumenten nach Scan des Barcodes auf einem Produkt ortsspezifische Trenninformationen zu den einzelnen Komponenten. Im Incentive-Bereich können Verbraucher am Belohnungsprogramm teilnehmen. „Unser Ziel ist, Abfalltrennung einfacher zu machen. Digi-Cycle zeigt für jedes hinterlegte Produkt die regional gültigen Hinweise zum richtigen Trennen und Sammeln. Der Standort-Finder mit über 10.000 Eintragungen unterstützt beim Auffinden der richtigen Sammelstelle“, erklärt Digi-Cycle-GF Michaela Heigl. Im Incentive-Bereich werden User rund um das richtige Recycling von Abfällen belohnt. „In Umfragen hat sich gezeigt, dass vor allem bei Jüngeren oft das Wissen zum Recycling noch ausbaufähig ist. Mit der App wollen wir nicht nur zeigen, wie man recycelt, sondern auch was danach damit passiert und warum richtige Mülltrennung sinnvoll ist“, ist Digi-Cycle-GF Felix Badura überzeugt. Expertise und sein Herzblut bestens einbringen.“ n

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(v. li.) Saubermacher CEO Ralf Mittermayr, Felix Badura und Michaela Heigl (beide GF Digi-Cycle GmbH) sowie Martin Prieler (ARA Vorstand) Foto: Saubermacher AG Fotos: Foto Fischer

Neuer Montanuni-Professor für Nanomechanik

Mit Dezember 2022 trat Daniel Kiener an der Montanuniversität Leoben die Universitätsprofessur für Mikround Nanomechanik der Werkstoffe an. In seiner Forschung beschäftigt er sich mit den kleinsten Dimensionen. „Alles, was sehr klein wird, hat mehr Grenzflächen und dadurch verändern sich auch die Materialeigenschaften. Diese Eigenschaften zu manipulieren, macht Spaß“, freut sich der Wissenschaftler. Den Großteil seiner Arbeit verbringt er am Mikroskop und beobachtet, was im Nanometerbereich eines Materials passiert. „Ich schaue mit dem Mikroskop zu, wie sich Materialien unter Belastung verändern“, erläutert Kiener. Ziel sei es immer, die Materialeigenschaften zu verbessern: Sie also zum Beispiel verformbarer oder härter zu machen.

Vitavo vergrößert Standort in Hartberg

Das im Bereich Digitalisierung und Marketing tätige Beratungsunternehmen Vitavo vergrößert seinen Standort am Ökopark Hartberg. Zu Jahresbeginn wurde am Firmensitz investiert und die Bürofläche mehr als verdoppelt. Neue Officemöbel, Tageslichtleuchten sowie Flächen für Kommunikations-Bereiche u.v.m. wurden angekauft und neu geschaffen. „Obwohl wir im Digitalisierungsbereich tätig sind und natürlich das Angebot von Homeoffice besteht, bevorzugen die meisten unserer Mitarbeiter es, ins gemeinsame Büro zu kommen. Daher haben wir das Büro noch größer, heller und ansprechender gemacht“, so GF Katharina Heil. Das gemeinsame Arbeiten prägt den starken Teamgeist, die Unternehmenskultur und das Miteinander.

Mehr Jugendliche entscheiden sich für eine Lehre

Insgesamt 4.832 junge Steirerinnen und Steirer haben im Vorjahr eine Lehre begonnen. Das entspricht – nach dem Rekordplus im Vorjahr (+9,8 Prozent) –einer weiteren Zunahme von 54 Personen oder 1,1 Prozent. Unterm Strich haben sich 2022 damit 42,8 Prozent der 15-Jährigen in unserem Bundesland für eine Lehre entschieden – das ist der zweithöchste Anteil an einem Altersjahrgang in den vergangenen zehn Jahren. Eine positive Entwicklung, die WKO-Steiermark-Präs. Josef Herk nicht zuletzt auf die vielen Initiativen unserer Ausbildungsbetriebe sowie der Wirtschaftskammer zurückführt: „Die Ausbildung junger Fachkräfte hat angesichts des immer akuteren Personalmangels höchste Priorität. Unsere steirischen Betriebe haben hier einen größeren Bedarf, als er vom Markt gedeckt werden kann.“

Neujahrsempfang der WKO Steiermark

Rund 250 prominente Gäste aus Politik, Wirtschaft und Verwaltung folgten am 9. Jänner der Einladung der WKO-Führungsspitze rund um Präsident Josef Herk, den Vizepräsidenten Herbert Ritter, Gabi Lechner und Andreas Herz sowie Dir. Karl-Heinz Dernoscheg zum traditionellen Neujahrsempfang. Nach drei Jahren coronabedingter Pause standen dieses Mal die Folgen der Energiekrise und der akute Personalmangel im Fokus, mit dem steirische Unternehmen – allen wirtschaftlichen Verwerfungen zum Trotz – quer durch alle Branchen und Regionen aktuell zu kämpfen haben. „Wir müssen angesichts der großen Herausforderungen endlich vom Reden ins Tun kommen. Zu warten, dass sich Probleme von selbst lösen, ist keine Option“, betonte Herk in seiner Rede.

FAZIT MÄRZ 2023 /// 63 Wirtschaft
Foto: Foto Fischer Foto: Montanuni Leoben
Foto: Markus Lang-Bichl

Wasserprojekte im Rennen für Neptun-Preis

Der Neptun Staatspreis für Wasser ist Österreichs wichtigster Umwelt- und Innovationspreis rund ums Thema Wasser. Wer die heurigen Preisträger sind, entscheidet sich in einem Online-Voting, das bis 20. Februar läuft. „Drei steirische Vorzeigeprojekte sind im Rennen um den Neptun!“, freut sich der zuständige „Wasserlandesrat“ Hans Seitinger, der alle einlädt, für die weiß-grünen Vertreter abzustimmen. „Wasser ist ein unverzichtbarer Teil unseres Lebens und sowohl der Themenweg „Wilde Wasser“ in Schladming, als auch das Wassererlebnis Öblarn und der Wasser.Wander.Wunder-Weg zeigen das wertvolle Gut in all seinen Facetten“, so Seitinger. Abgestimmt werden kann unter: www.neptun-staatspreis.at/voting/

Zweite Chance mit dem Re-Use-Bag

Mit dem Re-Use-Bag startet das Lebensressort des Landes Steiermark eine weitere Initiative zur Müllvermeidung, denn: „Wiederverwenden schont das Klima und unsere Ressourcen“, betont LR Hans Seitinger. Eine der besten Maßnahmen zur Abfallvermeidung ist die längere Nutzung bereits vorhandener Produkte. In den fast 100 steirischen Re-Use-Shops kann Wiederverwendbares abgegeben, aber genauso auch erworben werden. „Die Wiederverwendung von noch gebrauchsfähigen Gütern ist ein wichtiger Beitrag zur Abfallvermeidung“, erläutert Seitinger. Um die Sammlung von re-use-fähigen Produkten möglichst komfortabel durchzuführen, gibt es jetzt mit dem Re-Use-Bag eine neue Sammeltasche für wiederverwendbare Güter aus dem Haushaltsbereich.

Kfz-Verkäufe weiter im Verkaufstal

Der Fahrzeugmarkt konnte sich auch 2022 nicht erholen und befindet sich weiter auf Talfahrt. Verzeichnete man schon 2021 einen massiven Rückgang bei den Pkw-Neuzulassungen, so setzt sich der Negativtrend 2022 mit einem historischen Tiefstwert fort, der zuletzt vor 43 Jahren erreicht wurde „Mit österreichweit 215.050 PKW-Neuzulassungen liegen wir um zehn Prozent unter dem Vorjahr“, zieht Bundes-Gremialobmann Klaus Edelsbrunner eine ernüchternde Bilanz. In der Steiermark beträgt das Minus knapp sieben Prozent. Laut Statistik Austria sind die Neuzulassungen im Vergleich zum Vorkrisenjahr 2019 um mehr als ein Drittel (-34,7 Prozent) zurückgegangen. Der Gebrauchtwagenmarkt verzeichnet ein Minus von insgesamt 13,8 Prozent.

Eindrucksvolle Vorpremiere von „Hiob“

Berührend, kraftvoll bis meditativ-religiös ist das Auftragswerk des Stadttheater Klagenfurts. Die BKS Bank unterstützte die Produktion von „Hiob“ und lud am 7. Februar zahlreiche Kunden zur Vorpremiere und einem grandiosen Opernabend. Die moderne Inszenierung des biblischen Stoffes wurde gekonnt in das 20. Jahrhundert transferiert. Die Geschichte von Mendel Singer in seiner Rolle als Hiob wird bewegend und mitreißend erzählt. „Es war mir eine sehr große Freude, diesen besonderen Theaterabend mit zahlreichen Kunden begehen zu dürfen“, so BKS-Bank-Vorstandsvorsitzende Herta Stockbauer, die mit ihren Vorstandskollegen Nikolaus Juhász, Dieter Kraßnitzer und Alexander Novak rund 250 Kunden persönlich vor Ort begrüßte.

64 /// FAZIT MÄRZ 2023
Fotos: Lebensressort Stmk
Wirtschaft
Fotos: Arnold Pöschl Fotos: ZWHS

Neues Team für die JW Steiermark

Beim Kick-off-Event der Jungen Wirtschaft Steiermark erfolgte am 12. Jänner die offizielle Staffelübergabe des Landesvorsitzes: Nach drei Jahren Amtszeit übergab Hannes Buchhauser an Christian Wipfler. Dieser möchte mit seinem achtköpfigen Team nun voll durchstarten und neue Impulse setzen. Der 31-jährige Deutschlandsberger ist spezialisiert auf die Revitalisierung und Verlegung von hochwertigen Fußböden. Gemeinsam wurden auch schon die Themen ausgearbeitet, die in der kommenden Periode bearbeitet werden sollen: „Wir werden uns vor allem für steuerliche Entlastungen, soziale Absicherung, Investitionen und Förderungen sowie Klimaschutz und nachhaltige Unternehmensführung stark machen“, betonte der neue Landesvorsitzende.

Steirischer Handel blüht am Valentinstag

Der Valentinstag gilt als Tag der Liebenden und Verliebten. Auch in der Steiermark wird dieser Tag genutzt, um Danke zu sagen und Zuneigung zu zeigen. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Bereitschaft, dem oder der Liebsten etwas zu schenken, konstant hoch geblieben. Spartenobmann Gerhard Wohlmuth: „74 Prozent der Männer und 76 Prozent der Frauen wollen ihrer Partnerin bzw. ihrem Partner zum Valentinstag heuer etwas schenken. Dabei werden durchschnittlich 50 Euro Budget eingeplant, Tendenz steigend. Insgesamt rechnen wir im steirischen Handel mit 25 Millionen Euro Umsatz, womit dieser verglichen mit dem Vorjahr um 5 Millionen Euro deutlich gestiegen ist. Damit ist der Valentinstag auch ein wichtiger Wirtschaftsfaktor.“

Schwungradspeicher gegen Netzengpässe

Der vermehrte Einsatz von Ladeinfrastrukturen für batterieelektrische Fahrzeuge stellt lokale Versorgungsnetze vor Kapazitätsgrenzen. Abhilfe soll ein Schwungradspeicher schaffen, der kürzlich im NEFI-Lab der Montanuniversität vorgestellt wurde. Er wurde im Forschungsprojekt FlyGrid für die Herausforderungen von kurzen und hohen Ladeleistungen bei Elektromobilitätsanwendungen entwickelt und wird derzeit auf seine Eignung getestet. „Insbesondere bei zentralen Elektromobilitätsanwendungen mit zyklischen Ladevorgängen hoher Ladeleistung und geringer Energiemenge – wie in etwa bei Elektrobussen – erlaubt ein Schwungradspeichersystem eine vielversprechende Netzentlastung“, erklärt Projektleiter Christopher Gradwohl.

Roboter als smarte Chirurgen

Künstliche Gelenke zählen zu den häufigsten Operationen im Bereich der Orthopädie. Um diesen Gelenkersatz noch individueller und sicherer zu machten, erprobte das Team des UKH Steiermark um Prof. Christian Kammerlander zwölf Monate am Standort Kalwang ein AUVA-weit einzigartiges, roboterarm-assistiertes Operationsverfahren. Mit dieser technischen Innovation werden die Operateure unterstützt und können dadurch noch präziser und schonender operieren. „Die AUVA steht auch in der medizinischen Versorgung der Bevölkerung für höchste Qualität und Sicherheit. Im UKH Steiermark – Kalwang bieten wir nun ein Kompetenzzentrum, von dem unsere Patienten österreichweit profitieren“, so AUVA-Generaldirektor Alexander Bernart.

FAZIT MÄRZ 2023 /// 65
Fotos: Mediadome Fotos: Martina Stöbbauer Fotos: AUVA
Wirtschaft

Gütesiegel für das Unternehmen AHT

Seit mittlerweile eineinhalb Jahren arbeitet das AHT General Affairs Team rund um BGF-Projektleiterin Gabriele Hackl an dem Projekt „G‘sunde Momente“. Für diese erfolgreichen Bemühungen wurde AHT nun das BGF-Gütesiegel verliehen. „Wir haben die g‘sunden Momente jedoch nie nur als Projekt gesehen. Für uns war es immer ein fixer Bestandteil unserer Unternehmensaufgabe“, erklärt Gabriele Hackl, Global Head of General Affairs & Crisis Management bei AHT. „Wir sind überzeugt, dass gesunde und motivierte Mitarbeiter eine entscheidende Basis für ein erfolgreiches Unternehmen sind“, so Hackl weiter. Gemeinsam mit dem Mutterkonzern Daikon wird das Thema „People Centered Management“ für den Unternehmenserfolg umgesetzt.

Infofrühstücke für (werdende) Eltern

Seit 2008 führt die AK Steiermark die Infofrühstücke durch. Waren es anfangs noch vier Veranstaltungen pro Jahr, sind es mittlerweile 15 Termine, die in Graz und allen AK-Außenstellen abgehalten werden. Bisher haben rund 7.000 Mamas und Papas die Chance, sich kostenlos beraten zu lassen, wahrgenommen. „Die Infofrühstücke werden sehr gut angenommen“, freut sich AK-Frauenexpertin Bernadette Pöcheim: „Wir bieten eine gute Vorab-Information.“ Zusätzlich wird während der Frühstücke Kinderbetreuung angeboten – „für viele der Kleinen die erste außerhäusliche Betreuung und auch eine gute Erfahrung für die Eltern“, weiß Pöcheim. Anmeldung unter frauenreferat@akstmk.at; Start immer um 9.30 Uhr Infos: www.akstmk.at/wiedereinstieg

Ein stolzes Land feierte Jubiläum

SinnWin-Kundin erhält staatliche Auszeichnung

Claudia Schenner-Klivinyi gratulierte ihrer Vereinbarkeitskundin Grazer Treuhand zur Verleihung der staatlichen Auszeichnung „Familienfreundlicher Arbeitgeber“ per Ende 2022 sehr herzlich. Die Grazer Treuhand durchlief mit Schenner-Klivinyi von SinnWin den geförderten Einführungs- und Verbesserungsprozess zu Betrieblichem Vereinbarkeitsmanagement mittels „Zertifizierung Beruf und Familie“. In Workshops wurden unter Mitwirkung von Geschäftsführung, Führungskräften und Mitarbeitern Vereinbarkeitsressourcen wieder bewusst gemacht und Verbesserungspotenziale erhoben. Durch die Maßnahmen, die nun laufend umgesetzt werden, wird die Vereinbarkeit von Berufsund Privatleben sowie das Employer Branding verbessert.

Die 15-jährige Unabhängigkeit des Kosovo wurde im ehemaligen Sitz der Landesregierung in der Herrengasse gebührend gefeiert. Der kosovarische Honorarkonsul und Gastgeber Manfred Brandner (4. v. l.) führte gemeinsam mit Moderatorin Marta Baftiaj (3. v. l.) durch die Geschichte des stolzen Landes und gab auch einen Ausblick über die Chancen der jungen Republik auf ihrem Weg in die europäische Gemeinschaft. Der gemeinsamen Einladung von Konsulat, Botschaft, Koordinationsrat der Albanischen Vereine in der Steiermark sowie Kosovarisch-Österreichischen Freundschaftsgruppe folgten neben Valton Halimi u. a. NR-Abg. Christoph Stark in Vertretung des Landeshauptmanns, die Konsuln Edith Hornig, Jörg Hofreiter, Andreas Bardeau, Nikolaus Hermann sowie Arthur Winkler-Hermaden (v.l.).

66 /// FAZIT MÄRZ 2023
Fotos: SinnWin Fotos: AK/Buchsteiner Fotos: AHT Cooling Systems Fotos: Tamara Schiffer
Wirtschaft

DER SCHÖNSTE ORT FÜR LETZTE GRÜSSE

grazerbestattung.at

Zeremoniensaal und Feuerhalle

Seit 1932 die Nummer 1 bei Feuerbestattungen

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Foto: Joel Kernasenko

Neuer Leiter für Steiermärkische Private Banking

Seit Mit 1. Februar 2023 ging Sieglinde Klapsch nach langjähriger Tätigkeit als Leiterin Private Banking der Steiermärkischen Sparkasse in den Ruhestand. Mit Karl Freidl übernimmt ein erfahrener und durch seine Professionalität und Kompetenz angesehener Veranlagungsexperte die neue Leitung der Abteilung Private Banking. Das Private Banking der Steiermärkischen Sparkasse in Graz besteht seit 2006 und ist kontinuierlich gewachsen. Aktuell betreut die Abteilung über 2.000 Kunden mit einem Kundenvolumen von über 1,5 Mrd. Euro. Ein hohes Maß an Flexibilität und Erfahrung zeichnet das Private-Banking-Team aus. Durch die Fusion mit dem Bankhaus Krentschker im Jahr 2020 ist Private Banking der Steiermärkischen Sparkasse auch in Wien vertreten.

Neues Kochbuch in leichter Sprache

Das neue Kochbuch „Heute koche ich“ macht mit Rezepten in leichter Sprache Lust auf gesundes Kochen und steigert damit die Ernährungskompetenz – ganz ohne „erhobenen Zeigefinger“. Entwickelt wurde es vom Projektteam Gesundheitsfonds Steiermark, FH Joanneum, Jugend am Werk Steiermark und Lebenshilfe Soziale Dienste gemeinsam mit Menschen mit Lernschwierigkeiten. „Gesundes Kochen muss Spaß machen. Auch Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen sollten Möglichkeiten haben, gesundes Kochen selbstständig auszuprobieren. Das neue Kochbuch ist hier die ideale Unterstützung. Es fördert die Ernährungs- und Gesundheitskompetenz und hilft dabei, die Zahl der gesunden Lebensjahre zu erhöhen“, freut sich Gesundheits-LRin Juliane Bogner-Strauß.

Kampagne für bessere Mülltrennung

Unter dem Namen „Finde den Verpackungsfehler“ startete am 24. Jänner eine landesweite Online- und Plakat-Kampagne für weniger Plastikverpackungen im steirischen Restmüll. „Mit dem Kauf einer Kunststoffverpackung oder auch anderer Verpackungen muss man wissen, dass man die Entsorgung mitbezahlt hat. Wenn ich sie in den Restmüll werfe, bezahle ich doppelt. Das heißt, wenn ich sie richtig sortiere, erspare ich mir bares Geld, und das wollen wir den Bürgern jetzt auch bewusst machen“, erklärt LR Johann Seitinger. Ergänzend wird ein interaktives Gewinnspiel durchgeführt, bei dem attraktive Preise verlost werden. Bis 31. Mai 2023 kann auf der Website abfalltrennung.at das eigene Wissen zum Verpackungsabfall getestet werden.

68 /// FAZIT MÄRZ 2023 Kurz und News
Foto: Margit Kundigraber Foto: Gesundheitsfonds / Lunghammer Foto: Lebensressort / Lorber

Ford Mondeo: Eine Auto-Ära geht zu Ende

Mundus heißt in der lateinischen Sprache „Welt“ und diese Idee eines weltweit erfolgreichen Modells verfolgte Ford bei der Einführung des Ford Mondeo im Jahr 1993. Bei weitgehend gleicher Bauweise und Technik sollte der Mondeo – als Nachfolger des im Spätsommer 1982 präsentierten Ford Sierra – überall auf der Welt verkauft werden. Er wurde ein echtes Weltauto und das mit sehr großem Erfolg!

Nicht nur, dass der Ford Mondeo im Jahr 1994 zum Auto des Jahres gewählt wurde, seit der Einführung vor 30 Jahren verkaufte sich der Ford Mondeo europaweit knapp fünf Millionen Mal. Mit der Einführung des Mondeo am 4. März 1993 kehrte Ford in der Mittelklasse nach 22 Jahren wieder zum Frontantrieb zurück. Im selben Jahr kam das begehrte Weltauto auch nach Österreich und seitdem fanden 21.000 Mondeo einen neuen Besitzer. Fünf Modell-Generationen hat der Ford Mondeo seit seiner Einführung durchlaufen, der in den USA zunächst als Ford Fusion verkauft wurde.

Übergabe des Letzten seiner Art

Maria Gaberszik, Geschäftsleiterin bei Ford Gaberszik, hat mit Neuwagenverkäufer

Ewald Hässler und Levent Turan, Zonenleiter Verkauf bei Ford Austria, nun den letzten Ford Mondeo in ganz Österreich an seinen neuen Besitzer übergeben: Herrn Gernot Sölkner – Verkaufsleiter bei Gilgen Door Systems Austria. Mit dem Hauptsitz in der Schweiz bietet Gilgen Door Systems bereits seit 60 Jahren Antriebssysteme und Komplettanlagen für Tor- und Türsysteme. Mit Recht kann man sagen, dass mit der Übergabe dieses allerletzten Ford Mondeo eine Ära zu Ende geht. n

Kurz im Gespräch mit

Was bedeutet die Rieden-Verordnung für den steirischen Weinbau?

Nach der Einführung des DAC-Systems stellt die jetzt beschlossene Rieden-Verordnung einen weiteren Meilenstein für den steirischen Wein dar. Um die hohen Qualitäts-Standards im Weinbau zu erhalten, sieht das Landesweinbaugesetz vor, dass Rieden in Abstimmung mit dem Regionalen Weinkomitee vom Land Steiermark verordnet werden.

Wie wird die Hineinnahme neuer Flächen zu den Rieden nun geregelt?

Der Diskussionsprozess dazu wurde bereits vor etwa zehn Jahren gestartet. Als Zwischenergebnis wurden Rieden-Abgrenzungen, wie z.B. historische Bezeichnungen oder geologische und klimatische Alleinstellungsmerkmale, festgelegt und auch der Weinkontrolle zur Überprüfung übermittelt. Durch diesen konsensualen Prozess unter Einbindung aller Beteiligten wird jetzt sichergestellt, dass die Verordnung im Sinne des steirischen Weinbaus erfolgt. Damit schafft das Land Steiermark die gesetzliche Grundlage für höchste Qualität mit einzigartigem Charakter.

Welchen Anteil steuern die Erträge aus den Rieden bei?

Verkaufsleiterin Maria Gaberszik mit Verkäufer Ewald Hässler und Levent Turan, Zonenleiter Verkauf bei Ford Austria, bei der Übergabe des letzten Ford Mondeo in ganz Österreich an den neuen Besitzer Gernot Sölkner

Steirische Riedenweine sind immer von Hand geerntet und jede Riede besitzt einen eigenständigen Charakter, der sich aus der Ausrichtung, dem Mikroklima und dem Boden zusammensetzt. Dabei legen die Weinbauern höchsten Wert auf Qualität, sind doch die Weine das qualitative Aushängeschild jedes Betriebes. Seit Einführung des DAC-Systems haben sich Riedenweine gut etabliert und stellen mit mehr als 13 Prozent einen beachtlichen Anteil an den DAC-Weinen.

FAZIT MÄRZ 2023 /// 69
Werner Luttenberger, GF Wein Steiermark Foto: Anna Stöcher Foto: Ford Gaberszik

Immer weiter steigende Preise, immer mehr Transaktionen, ein immer höheres Kaufvolumen – das dürfte vorerst der Vergangenheit angehören. Der Immobilienmarkt erlebt einen markanten Umbruch. Mehrere Zinsschritte, die hohe Inflation so

Marktumbruch: neue und neuerlich vergebene Chancen

Zukunftsvorsorge) ist angesagt. Konsumenten und Immobilienunternehmen wirken verunsichert, der Kommunikationsbedarf ist immens. So berichtet die Arbeiterkammer von einem massiven Ansturm auf ihre Beratungseinrichtungen. Eine Online-Veranstaltung („IMMO-LIVE“) von RaiffeisenImmobilien Steiermark im Vorfeld der „Häuslbauermesse“ hatte 3.000 Viewer:innen, die sich über Risiken und neue Marktchancen informieren lassen konnten. Das zeigt den Informationsbedarf der Steirerinnen und Steirer. Umso bedauerlicher ist die neuerlich vergebene Chance, die Immobilienmesse „Lebensraum“ zu einer starken Informations-, Beratungs-, Präsentations- und Kommunikationsplattform zu nutzen. Ein paar wenige Stände, mäßig besuchte Vorträge, schütterer Besuch – so bot die Branche jedenfalls keinen optimalen Eindruck von Kompetenz und Stärke …

Bleibt zu hoffen, dass sich die Messeverantwortlichen, die Medienpartner und die Big Player der Immobilienbranche raschestmöglich zu einer schonungslosen Manöverkritik treffen und endlich Konsequenzen ziehen. Ein völliger Neustart mit kreativer Energie ist im Sinne der gesamten Branche und im Sinne der Rat suchenden Kund:innen ein Gebot der Stunde! Möglichst viele Makler- und Bauträgerunternehmen, die Gemeinnützigen, die Fertighausfirmen, Architekten, die Ziviltechniker, die Banken, Finanzdienstleister und Versicherungen, Notare und Rechtsanwälte machen den heimischen Immobilienmarkt, der jährlich Milliarden Euro bewegt, erst aus. Ein Marktplatz lebt von vielen „Standlern“, auf einer Messe möchte man Antworten auf Fragen und idealerweise Lösungen für Herausforderungen finden. Die „Lebensraum 2024“ – mit neuem Konzept – sollte dem gerecht werden!

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Von Volker Schögler mit Fotos von Marija Kanizaj

Herr der Fliegen

FAZIT MÄRZ 2023 /// 73

Wer sich mit Fliegenfischen beschäftigt, stößt hierzulande unweigerlich auf Hans Ljubic.

Seit 40 Jahren betreibt er gemeinsam mit seiner Frau Waltraud in Graz ein Geschäft für Angelsport, wo sie nicht nur die Fliegen aus unzähligen und unsagbaren Materialien selbst herstellen.

Er ist zugleich Handwerker, Lehrer, Guide für seine Kunden und Zeitzeuge der Fische.

Als Hans Ljubic im Jahr 1979 in der Sendung »Was bin ich?« auftrat, und der legendäre Quizmaster Robert Lembke ihm die obligate Frage stellte »Welches Schweinderl hätten S‘ denn gern?«, wählte er das grüne. Es hat heute noch einen Ehrenplatz bei Angelsport-Ljubic in der Herrgottwiesgasse. »Fliegenbinder« lautete die Berufsbezeichnung, die als – nur für das Publikum sichtbares – Insert eingeblendet wurde. Sie haben es nicht erraten. Sie, das war das vierköpfige Rateteam bestehend aus Guido Baumann, Hans Sachs, Annette von Aretin und wahrscheinlich Anneliese Fleyenschmidt, denn Marianne Koch war nicht dabei, sind sich Hans und seine Frau Waltraud Ljubic heute einig. Zur Erklärung für alle Unterdreissigjährigen (die Sendung gab es ja doch bis 1989): Je früher man »Was bin ich?« geschaut hat, also vielleicht schon in den 1960er Jahren, desto genauer erinnert man sich an Einzelheiten oder Namen, weil man all die Jahre wesentlich weniger Sendungen und Sender zur Auswahl hatte. Die Einschaltquote beim sogenannten »heiteren Beruferaten« lag bei bis zu heute unvorstellbaren 75 Prozent. Was Herr Sachs, der während der Sendung gelegentlich eine geraucht hat, und Frau Koch hauptberuflich gemacht haben, wissen Eure Eltern und Großeltern ohne nachzudenken oder zu googlen. Zehnmal fünf Deutsche Mark bekam Hans Ljubic in sein Schweinderl, damit war es voll. Nicht inflationsbereinigt gerade einmal 25 Euro. So vergehen sie also doch, der Ruhm der Welt, der Papst und das Geld.

Guru gibts keinen »Fliegenbinder« ist zwar so richtig wie originell, greift aber zu kurz, um das umfassende Anglerreich des Hans Ljubic zu beschreiben. Das Geschäftlokal, das bis 2011 33 Jahre lang in der Muchargasse beheimatet war, ist zum Mekka für Fischer geworden und das hat mehrere Gründe. Ob er damit einverstanden ist oder nicht,

FAZIT MÄRZ 2023 /// 75 Fazitportrait

Fischen und Werfen sind

aber Hans Ljubic ist der Prophet und das größere Wunder ist, dass er noch immer – bald zum fünfzigsten Mal – zum Fischen nach Alaska geht und nicht Alaska zu ihm kommt. Oder zumindest die Lachse. Ein ernstzunehmenderer Grund ist, dass er kein Guru ist. Darauf legt er Wert, denn dazu ist er schon zu vielen begegnet. Ljubic: »Es ist immer irgendein Guru dabei, der alles über Fliegen weiß.« Außerdem scheint es ein Naturgesetz zu geben, das besagt: Sollte der Guru aus welchem Grund auch immer ausfallen, nimmt sofort ein anderer seine Stelle ein. Soziologen werden müde lächeln, sie kennen das. Ein anderer Grund besteht darin, dass er nach knapp mehr als 70 Lebensjahren über einen entsprechend großen Erfahrungsschatz verfügt und alles dafür tut, um ein anderes Naturgesetz zu widerlegen, nämlich dass man Erfahrung nicht weitergeben kann. Glaubt man den Rückmeldungen von Kursteilnehmern an der »Ersten Grazer Fliegenfischerschule«, die Hans Ljubic seit vielen Jahren in Rohrmoos am Untertalbach beim Alpengasthof Tetter betreibt, so ist er damit ziemlich erfolgreich.

Schulung der Wurftechnik

Manche Dinge lassen sich erlernen, so man dazu bereit ist. So legt der Meister besonderen Wert auf die Vermittlung des sorgsamen Umgangs mit der Natur. Bach, Fluss, See und die Umwelt gehören da ebenso dazu, wie die richtige Behandlung der Fische während des Fanges und des Zurücksetzens sowie die richtige Verwahrung eines mitgenommenen Fisches. Im Vordergrund steht natürlich die Praxis. Daher wird die meiste Zeit dem Erlernen der Wurftechnik gewidmet. Beim Fliegenfischen wird die Schnur geworfen, denn sie ist das Gewicht. Im Vergleich zum Fischen mit Wurm, Blinker und Schwimmer und Co hat eine Fliege bekanntlich kein Gewicht. Viele kennen die Bilder aus der Romanverfilmung »Aus der Mitte entspringt ein Fluss«, wie Brad Pitt, sein Filmbruder und sein Filmvater mit weit ausholenden Schwüngen dem Fliegenfischen eine spirituelle Ästhetik verleihen. Aber wie Brad Pitt wirft, gefällt Meister Ljubic nicht wirklich. Er ist Anhänger der Gebetsroither-Methode, bei der der Wurf aus Unter- und Oberarm kommt und kreisförmig ausgeführt wird. Vom Österreicher

Hans Gebetsroither stammt die österreichische Wurfschule, also ein bisschen Tribalismus soll sein, solange es keine Religionsfrage ist. Jedenfalls soll der Wurf gezielt zum Fisch gelingen. Wie, mag prinzipiell egal sein, aber viele andere Möglichkeiten gibt es nicht. Das Wasser sollte daher auch klar sein, im Trüben ist schlecht Fliegenfischen.

Manufaktur

Hans Ljubic verkauft nicht einfach Handelsware. Ganz abgesehen von den Fliegen konfektioniert er sogar Angelruten selbst. Und das geht so: Nur die Kohlefaserrohlinge werden eingekauft, der gesamte Auf- und Zusammenbau, inklusive Drehen und Schleifen der Korkgriffe erledigt der Meister in Eigenregie. Und tut sich daher auch bei allfälligen Reparaturen leicht. So entstehen drei-, aber auch vierteilige Anglerrouten die in der Regel 7 bis 9,6 Fuß lang sind, das sind etwa 2 bis 3 Meter; die Lachsrouten hingegen haben eine Länge von rund 3,8 bis 4,3 Meter und werden von ihm bis zu sechsteilig gebaut. »Damit erspart man sich etwa bei Reisen nach Alaska das Geld für überlanges Gepäck im Fluzeug«, schöpft er aus seinem Erfahrungsschatz.

Ausrüstung kostet

Apropos Geld. Ganz billig ist das Vergnügen nicht. Abgesehen von Reisespesen – wenn man es denn ausgerechnet auf den Königslachs oder den Silberlachs abgesehen hat – gehört doch so einiges zur Ausrüstung. Vorsichtig geschätzt schlägt sich das Basis-Equipment mit/ab 600 bis 900 Euro zu Buche. Da sind aber auch Watstiefel und Bekleidung inkludiert. Und letztere ist bereits befüllt mit Fliegen und Dosen, Vorfächern und Vorfächermaterial (daran ist der Haken geknotet), Klemmen, Schere, Clips zum Abzwicken, Fliegenfett zum Imprägnieren, einem Messer, einer Polbrille (filtert die waagrechten Lichtwellen, damit man den Fisch im Wasser besser sieht), aber auch die Fliegenschnur, die Fliegenrolle und die Fliegenrute sind dabei. »Nach oben gibt es keine Grenze«, fügt Hans Ljubic wahrheitsgetreu hinzu. Und dass die Kosten für die Tageskarte (Landesgästekarte) bis zu 150 Euro ausmachen.

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zwei verschiedene Paar Schuhe.
Hans Ljubic, Spezialist für Fliegenfischen

Eine Fliegenrolle etwa kann 50 Euro kosten, aber auch 1.000. Statt den bekannten überhohen Stiefel aus Gummi werden heute gern Wathosen verwendet, die auch aus Gummi sind, an den Füßen aber aus wasserdichtem Neoprem, die wiederum in speziellen Schuhen stecken, die wie Wanderschuhen aussehen, aber auch innen nass werden dürfen, ja müssen, wahlweise mit Gummisohle oder mit Filzsohle, die ein Ausrutschen verhindern soll. Es gibt sogar Schuhe mit auswechselbaren Sohlen. Auch Flugschnüre gibt es zu hunderten, »aber nur zehn sind wirklich wichtig«.

Kriterium Insektenkunde

Auf Anglerlatein wird im Hause Ljubic dankenswerterweise konsequent verzichtet, obwohl – die Geschichte mit den selbst kreierten »Königslachsjigs pink« mit applizierter Bleikugel, einer Lachsfliege Marke Ljubic, mit der er mehr erwischt als alle anderen zusammen, ist von ziemlich schrägen Eltern. Aber wer den Hans Ljubic kennengelernt hat weiß, dass es nur stimmen kann. Zum Fliegenfischen gehören unbedingt Kenntnisse in Insektenkunde. »Faktisch kann man alle Fische per Fliege fangen«, klärt der Meister auf. Also nicht nur Forelle und Äsche, sondern auch Weißfische wie Eitel, Nase oder Barbe, sowie Barsch, Zander, Wels, Rotauge, Huchen oder Hecht. Man lernt nie aus. Wer schon immer wissen wollte, wie ein Hecht in einen Schotterteich kommt: Es war die Ente – sie überträgt nicht nur Insekten, sondern auch den Hecht. Staunen macht den Laien auch, dass es tausende Arten von Eintagsfliegen gibt. Als Imago, Subimago und Emerger – wir kennen uns aus, oder? In aller Kürze: Grundsätzlich kennt der Angler drei wichtige Fliegen. Neben besagter Eintagsfliege noch die Köcherfliege und die Steinfliege. Der »Schlupf« beginnt grundsätzlich im März, bei warmem Wetter schon früher, hat seinen Höhepukt im Juni und dauert etwa bis Ende Oktober. Den Ablauf zu kennen, Ei

– Nymphe (Larve) – erste Häutung knapp unter der Wasseroberfläche (Subimago, das nicht geschlechtsreife Insekt) – zweite Häutung bereits an der Luft, heißt, mit dem Wissen der Fische gleichzuziehen. Nur dann kann der Fliegenfischer erkennen, welche Fliege er zu wählen hat, um Petri Dank sagen zu können. Und ja, das hängt mit dem biblischen Fischer Petrus zusammen. Lukas 5,1-11 und Johannes 21, 1-14, für die, die es nachlesen wollen. Gloria mundi, der Ruhm der Welt, hat übrigens wirklich mit der Vergänglichkeit des Papstes zu tun und das steht jetzt hier nur, weil der Paganini der Abschweifungen, Harry Rowohlt (»Ich bin ja schon froh, dass ich nicht Kiepenheuer und Witsch heiße«), am 15. Juni seine dritten Todestag hatte.

Immer weniger Fische

Hans Ljubic selbst setzt seine Fänge wieder im Wasser aus, wie er überhaupt wenig fischt: »Weil es ja nur mehr so wenig Fische gibt.« Als Mitglied des Grazer Sportanglervereins und des Kuratoriums für Fischerei in Wien beschäftigt er sich intensiv mit Umweltproblemen – sozusagen aus der Sicht der Fische. Wer über die Problematik von Wasserkraftwerken oder Kormoranen oder übertriebenen Tierschutz diskutieren will, ist bei ihm richtig. Natürlich kennt der staatlich geprüfte Berg- und Schiführer und steirische Schilehrer Ausnahmeflüsse und Kleinode wie etwa die Obere Salza. Und er fungiert auch als Guide für Fliegenfischen in heimischen und ausländischen EU-Gewässern. Und er läßt sich auch gern nach Alaska begleiten. Das Band mit der »Was bin ich«-Sendung wurde mit dem hervorragenden, aber ausgestorbenen Video-2000-System aufgezeichnet. Aber das macht nichts, denn es wurde ohnehin versehentlich gelöscht. Sic transit gloria mundi. Oder: There is no greater fan of fly fishing than the worm (Patrick F. McManus). n

Angelsport Hans Ljubic 8055 Graz, Herrgottwiesgasse 149 Telefon +43 316 681490 angelsport-ljubic.at

Dieses Fazitportrait erschien erstmals im Juli 2018.

FAZIT MÄRZ 2023 /// 79 Fazitportrait

Rosi Mittermaier, 1950–2023, deutsche Skirennläuferin und

Grazer Schauspielhaus

Streeruwitz trifft Kleist

Man gibt die Komposition »Penthesilea | Der Abend nach dem Begräbnis der besten Freundin« im Grazer Schauspielhaus. Eine Zweisamkeit von Textsorten, die es unbedingt zu besuchen gilt.

Geheimrat und Kriegsminister Goethe war kein sonderlicher Freund Heinrich von Kleists. Besonders die 1806 entstandene Penthesilea war ihm ein Dorn im Auge, »mit der er sich nicht recht befreunden kann.« Eine lakonische Antwort, nachdem der Unglückliche dem Superstar nach Lob heischend eine Textfassung des Dramas zukommen ließ. Enttäuschend, allerdings passend zum Gesamtlebenskonzept des Rastlosen, der konsequenterweise durch eigene Hand seinem Leben ein Ende setzte. Thanatos. Nun sollte das Stück dann überhaupt erst knapp sieben Jahrzehnte nach seinem Tod zu seiner Uraufführung kommen. Die vermeintliche Unspielbarkeit, im Vergleich zu einer Iphigenie, verunmöglichten Erfolg zu Lebzeiten. Umso mehr Kultstatus ereilte das Stück fürderhin. Nicht nur im Germanistenproseminar, sondern auch für Aficionados ist es das schönste Bühnendeutsch ever – im Jetzigen und Heutigen. Dass »Penthesilea«-Aufführungen die Aura des Kultigen haben, wissen wir nicht erst seit

Hans Jürgen Syberberg (mit Edith Clever). Dank YouTube archiviert und frei zugänglich.

Kleist erzählt eine Geschichte der unmöglichen und wahlverwandten Liebe zwischen der Amazonenkönigin Penthesilea und dem griechischen Krieger Achill. In der Realisierung des Autors als Affront gegen klassische Ideale konzipiert und in der Kernaussage als hochpolitischer Amazonenstoff verfasst. Man erinnere an eine der Frauenrollen in der Französischen Revolution.

Kongenial

Regisseur Franz-Xaver Mayr, der kongenial mit Bühnenbildner Korbinian Schmidt am Schauspielhaus Graz in der letzten Spielzeit Elfriede Jelineks »Das Licht im Kasten (Straße? Stadt? Nicht mit mir!)« zur Aufführung brachte, kontrastiert die das Stück mit einem Zweittext: »Der Abend nach dem Begräbnis der besten Freundin« von Marlene Streeruwitz. Das schmale, als innerer Monolog angelegte Büchlein hat nun auch schon 15 Jahre auf dem Buckel und ist somit Literaturkanon

und keineswegs im Heutigen einzuordnen. Eine hinterbliebene Freundin erzählt nach dem Begräbnis eine wütende, zärtliche Trauertirade über verpasste Chancen, außereheliche Affären und den Tod. Thanatos.

Textsortenanalytisch könnte es unterschiedlicher nicht sein. Jamben hüben, Halbsätze drüben. Ideologisch verträgt sich der streeruwitzsche in textueller Hinsicht beinahe seit dem schreiberischen Coming-out Mitte der 80er Jahre praktizierte und pragmatisierte Feminismus wohl mit dem äußeren und vor allem inneren Revoluzzer Kleist. Beide scheren sich wenig um das klassisch-kreuzbrave Credo Winckelmanns, in »edler Einfalt und stiller Größe« Kunst zu produzieren. Mit dem Unterschied, dass Streeruwitz von Anfang an im deutschsprachigen Literaturkanon angekommen und aufgenommen ist, aber das ist eine andere Geschichte ... Inhaltlich menschelt es in beiden Texten. Wurscht ob beim fremdgeherischen Quickie im Büro oder am Schlachtfeld. Der Tod als letztes unaussprechliches, unergründbares Geheimnis bleibt, was er ist:

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Fotos: Tohma (blu-news.org), Marcella Ruiz Cruz
zweifache Olympiasiegerin
Als Wirtshauskind bekommst du alles mit, was es im Leben gibt.
Oliver Chomik in Penthesilea

Zwar unausweichlich, aber auch unergründbar. Thanatos.

Die Frauenfiguren und die Unvereinbarkeit der Sehnsüchte mit den gesellschaftlichen Tabus und die Sprachgewalt der beiden Texte – wie Dramaturgin Franziska Betz in ihrer Betrachtung anmerkt – ist wohl eines der verbindenden Elemente. Sollte man bei Kontextualisierungen überhaupt etwas »Verbindendes« brauchen. Die beiden Texte funktionieren bewusst nebeneinander! Bewusst eingesetzt ist das Ansinnen, den Zuschauer (und Zuhörer!) atmosphärische Brücken schlagen zu lassen. So ist die Grazer Umsetzung als gnadenlos fantastischer Neuanfang eines gar nicht alten Stoffes zu betrachten, der sich nicht in (hypermoderner) Identitätsverliebtheit einbettet, sondern den Metathemen Raum lässt.

Grenzgenial

Ein grenzgeniales Bühnenbild mit halbversenktem Klavier und mobilem Schlagwerk, auf und mit dem Karolina Preuschl und Aurora Hackl Timon behutsam aber eindringlich zwei Stunden lang begleiten. Ein strukturell ausgeklügeltes Spiel mit dem Licht und den Farben, das mit den Jamben Kleists und den schweren Zeichen in den Stakkatosätzen des Streeruwitz-Textes sich vereint. Nicht schlussendlich ist es das kluge Spiel mit den Kostümen, die gekonnt im wechselnden und mannigfaltigen Einsatz die vermeintliche Unspielbarkeit umschiffen. Dies macht den Abend zum Gesamtereignis. Der schauspielerische Einsatz des Ensembles mit einer den streeruwitzschen Sprachduktus gleich anfangs eiskalt servierenden Beatrix Doderer soll man sich nicht entgehen lassen. Sehet und Höret! n

Penthesilea / Der Abend nach dem Begräbnis der besten Freundin

Theaterstück nach Heinrich von Kleist und Marlene Streeruwitz; Regie von Franz-Xaver Mayr

Aktuelle Termine: 1./9./21./22/25.3., 19.30 Uhr

schauspielhaus-graz.com

Alles Kultur

Ausstellung des Landes

Vielfalt des Lebens

Die zweite Ausgabe der Steiermark Schau 2023 öffnet demnächst Herz und Hirn. Ein spannender Dialog zwischen Kultur und Kunst zum Thema Biodiversität.

Die Pressekonferenz in der Grazer Messehalle, zu der Landeshauptmann Christopher Drexler geladen hatte, war gut besucht. Ein gelungener Auftakt zur Neuauflage der neuen Repräsentationsplattform des Landes. Ein Name, der durch bewusstes und gezieltes Branding mittlerweile die alte »Landesausstellung« verdrängt hat. Auch diesmal fungieren das Universalmuseum Joanneum und die Firma Kadadesign als kongeniale Ehepartner, welche die Hard- und Software produzieren bzw. neu kontextualisieren.

Ein frisch gestaltetes mobiles Ausstellungselement wird das Thema der Steiermark Schau auch im Hinblick auf künstlerische Perspektiven beleuchten. Inhaltlich verantwortlich ist Astrid Kury, die als Leiterin der Akademie Graz den nötigen Erfahrungsschatz zum Thema zeitgenössisches steirisches Kunstschaffen mitbringt.

Federführend bei der Konzeption sind die Abteilung Naturkunde am Universalmuseum Joanneum unter Wolfgang Paill und die Tierwelt Herberstein.

Erzherzog Johann, der 1811 das Joanneum als »Innerösterreichisches Nationalmuseum« gründete, sah in seiner Erfindung eine Bildungsinstitution mit naturwissenschaftlicher Ausrichtung. Er hätte eine Freude mit der diesjährigen Themenstellung: Biodiversität, respektive deren Verlust, im glücklichen Verbund mit Contemporary Art. In der Ausstellung mit zahlreichen interaktiven

Elementen, Outdoor-Stationen und dem mobilen Pavillon werden äußerst heutige Vermittlungskonzepte verfolgt. Die Voreröffnung in Wien am Heldenplatz erfolgt am 22. März. Bis zum 3. April wird der Pavillon dann den Wienern zum Besuch offenstehen. Er umfasst eine Grundfläche von 700 Quadratmetern. Das Herzstück ist eine 30 Meter lange Leinwand in einem eiförmigen Raum. Auf der Leinwand wird das Thema Biodiversität im Bezug zur Steiermark in mannigfaltigster Weise abgehandelt.

Kuratorin Astrid Kury und Ausstellungsgestalter Alexander Kada hoben bei der Pressekonferenz die vielfältige Vernetzung und den niederschwelligen Zugang hervor. Insgesamt werden zehn Video-Kunstbeiträge, es handelt sich um Auftragswerke 17 steirischer Künstler, sowie ein Film zum Klimaatlas gezeigt. Zusätzlich zum großen Pavillon gibt es bei der diesjährigen Ausgabe noch eine kleinere, quasi »einrollbare« Version. Sie wird in mehreren Kulturforen in Europa und den USA eingesetzt. n

Steiermark Schau. Vielfalt des Lebens

Mobiler Pavillon in Wien vom 23.3.–3.4.2023; Schau in der Tierwelt Herberstein vom 29.4.–5.11.2023

steiermarkschau.at

FAZIT MÄRZ 2023 /// 81

Tandl macht Schluss!

Allmonatliche Finalbetrachtungen von Johannes Tandl

Seit den Neunzehnsiebzigern herrscht in weiten Gesellschaftskreisen die Überzeugung, dass uns in mittelbarer Zukunft die Arbeit ausgehen wird. Ausschlaggebend für diesen Narrativ war der erste Ölpreis-Schock, der die Weltwirtschaft in eine Krise stürzte. 1973 drosselte nämlich die arabisch dominierte OPEC im Zuge des Jom-Kippur-Krieges ihre Ölexporte nach Europa und in die USA, um Druck auf alle auszuüben, die Israel unterstützten. Bereits ein Jahr zuvor hatte der »Club of Rome« seine dystopische Studie »Die Grenzen des Wachstums« veröffentlicht. Darin prophezeiten einige der besten Wissenschaftler der Welt den bevorstehenden Totalzusammenbruch der Wirtschaft, wenn es nicht sofort zu einer Abkehr vom exponentiellen Wachstumsdenken käme. Sie untermauerten ihre Forderungen mit Computersimulationen, die zeigten, dass schon bald viele nicht ersetzbare Rohstoffe ausgehen würden. Tatsächlich ist gar nichts ausgegangen. Das falsche Narrativ lebt trotzdem weiter. Aus heutiger Sicht muss

Weltbevölkerung, Klima und Arbeit: irrige Narrative

man dennoch Verständnis für die falschen Expertisen von vor 50 Jahren aufbringen. Für ihre Simulationen stand den »Club of Rome«-Wissenschaftlern nämlich weniger Rechnerkapazität zur Verfügung, als heute in einem einzigen Smartphone verbaut ist. Inzwischen wissen zumindest diejenigen, die nachrechnen, dass das globale BIP pro Kopf weitgehend linear verläuft. Ausreißer nach oben und unten sind natürlich möglich, etwa bei disruptiven Technologiesprüngen oder bei Pandemien. Daher wächst die Weltwirtschaft nur aus einem einzigen Grund exponentiell; weil sie nämlich mit der exponentiellen Wachstumsrate der Weltbevölkerung korreliert. Denn die acht Milliarden Menschen, die heute auf unserem Planeten leben, brauchen nun einmal mehr Platz zum Wohnen, mehr Nahrungsmittel, mehr Kleidung und mehr Energie als die 1972 lebenden 3,8 Milliarden. Dennoch ist der prognostizierte Zusammenbruch bis heute ausgeblieben. Rohstoffe, die uns längst ausgehen hätten müssen, wurden durch andere ersetzt. Und Industrienationen wie Österreich erzielen ihr hohes Wirtschaftswachstum seit Jahren sogar ohne zusätzlichen Energieverbrauch. Alles im Griff, könnte man meinen. Doch leider werden die ökologischen Aspekte des Bevölkerungswachstums völlig tabuisiert. Schließlich könnte dann niemand mehr die bösen Kapitalisten als die Hauptverantwortlichen für die ökologischen Krisen – von der Erderwärmung bis zum Artensterben – brandmarken.

Wie wenig Wohlstand und Kohlendioxidausstoß miteinander zu tun haben, zeigt der folgende Vergleich: Obwohl China längst zur Technologienation aufgestiegen ist, beträgt das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf nur etwa 12.600 Dollar. In Österreich ist es mit 53.300 Dollar mehr als viermal so hoch. Die jährlichen Kohlendioxidemissionen liegen in China bei 8,05 Tonnen, in Österreich jedoch »nur« bei 7,29 Tonnen. Gäbe es einen unmittelbaren Zusammenhang zwischen Wirtschaftswachstum und fossilem Energieverbrauch, müsste jeder Österreicher 34 Tonnen Kohlendioxid ausstoßen. Um ihre klimaschädlichen Emissionen zu reduzieren, helfen den Chinesen

daher nur neue Technologien; und sie müssten günstiger sein als die fossilen Alternativen.

Wie hartnäckig sich ideologische Dogmen im Korsett der Political Correctness halten können, beweisen nicht nur die fehlgeleiten Klimaaktivisten der »letzten Generation«, die sich lieber auf die Straße kleben, als aktiv etwas gegen die Erderwärmung zu tun. Auch Politiker, die ihre Forderung nach einer Arbeitszeitverkürzung immer noch mit mehr Gerechtigkeit begründen, die sich nur erreichen ließe, wenn die vorhandene Arbeit auf mehr Menschen aufgeteilt würde, sind fehlgeleitet. Was uns wirklich ausgeht, ist nicht die Arbeit, sondern die Arbeitnehmer. Aber ungeachtet starrer Arbeitszeitregeln beträgt die durchschnittlich wöchentlich geleistete Arbeitszeit in Österreich ohnehin »nur« 30 Stunden. Auch das Narrativ, dass viele Arbeitnehmer von ihren Arbeitgebern zur Teilzeitarbeit gezwungen werden, ist angesichts der Rekordzahl an offenen Stellen nicht länger haltbar. Die Menschen arbeiten deshalb nur durchschnittlich 30 Stunden, weil sie damit das Auslangen finden und der Arbeitsplatz nicht länger den Mittelpunkt des Lebens bildet. n Sie erreichen den Autor unter johannes.tandl@wmedia.at

82 /// FAZIT MÄRZ 2023 WIR LESEN UNS WIEDER AB 28. MÄRZ 2023!

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