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DENKRAUM Winter 2017/18
Unser Fußabdruck im Ökosystem
Wir haben den Fuß in der Hand!
von Herbert Lechner
Geht es um prinzipielle Umweltfragen, um die Zerstörung von Naturräumen, den weltweiten CO2-Ausstoß oder Müllvermeidung, dann taucht immer wieder der Begriff des ökologischen Fußabdrucks auf. Die Aktivitäten von Ländern oder Unternehmen werden danach bewertet, wie viel Erdoberfläche sie dafür verbrauchen. Der Begriff des ökologischen Fußabdrucks ist überzeugend und leicht verständlich. Auch lässt er sich natürlich eindrucksvoll illustrieren. Doch was steckt eigentlich dahinter und was sagt er wirklich aus? 1994 von Mathis Wackernagel und William Rees entwickelt, fand das Konzept schnell internationale Resonanz. Unter ökologischem Fußabdruck (englisch: Ecological Footprint) wird generell die Fläche verstanden, die notwendig ist, um den bestimmten Lebensstil eines Menschen zu ermöglichen. Dazu gehören jene Flächen, die notwendig sind zur Herstellung seiner Nahrung und Bekleidung. Ebenso zählt dazu der Verbrauch für die Gewinnung der benötigten Energie, zur Müllbeseitigung usw. Zu diesem Zweck vergleicht die Methodik zwei fiktive Flächen und setzt sie zueinander in Beziehung: Einerseits die für den Einzelnen durchschnittlich verfügbaren Land- und Wasserflächen, auch als Biokapazität bezeichnet. Diesen stehen
jene Land- und Wasserflächen gegenüber, die tatsächlich benötigt werden, um seinen Bedarf zu produzieren und zu entsorgen: eben der ökologische Fußabdruck. Dabei beschränkt sich die Bewertung allerdings bewusst auf die biologisch nutzbaren Flächen, also Ackerland, Weideland, Wald sowie die für die Fischerei genutzten Flächen der Meere und Binnengewässer. Hochgebirge, Wüsten, aber auch bebaute Gebiete und Verkehrswege gelten als neu tral und werden nicht in die Berechnung aufgenommen. Diese nutzbaren Bereiche sind nicht gleichermaßen ertragreich. Dazu musste ein Durchschnittswert als Rechengröße eingeführt werden. Der methodische Erfolg des ökologischen Fußabdrucks beruht darauf, mithilfe von bestimmten Produktivitätsfaktoren diese Flächen in globale Hektar umzurechnen. Auf diese Weise kann man sich auf einen durchschnittlich produktiven „Standardhektar“ als gemeinsame Maßeinheit beziehen, um weltweit sehr unterschiedliche Flächen miteinander zu vergleichen. Nun werden