finanzwelt extra 05/2019

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INTERVIEW

Dieselgate hinterlässt Spuren

Wohin werden sich die Beiträge in der Kfz-Versicherung entwickeln? Ist Wachstum wichtiger als Kundentreue? Muss es für Elektrofahrzeuge künftig völlig neue Versicherungstarife geben? Wohin entwickeln sich Telematik-Tarife. Und bedeutet autonomes Fahren irgendwann das Aus für die Kfz-Versicherung? Alles spannende Fragen, über die finanzwelt mit Dr. Per-Johan Horgby, Vorstand Kraftfahrt der VHV Versicherung, gesprochen hat. finanzwelt: Das Jahreswechselgeschäft 2020 steht vor der Tür. Womit gehen Sie in diesem Jahr ins Rennen? Dr. Per-Johan Horgby: Wir setzen auf unseren bewährten Tarif KLASSIK-GARANT, der sich mit dem Zusatzbaustein EXKLUSIV zu einem Premium-Schutz mit maximaler Sicherheit ausbauen lässt. Darüber hinaus bieten wir mit dem VHV TELEMATIK-GARANT lukrative Rabattchancen. Grundsätzlich wurden die Kfz-Tarife für Privat und Gewerbe zum Oktober neu kalkuliert – es ist ein attraktiver Tarif entstanden. Wie bereits im letzten Jahr, bieten wir diesen nicht nur für das Wechselgeschäft, sondern für alle unsere Kunden bis zum 30.03.2020 an. Zudem haben wir Anpassungen bei den Tarifmerkmalen, den SF-Staffeln und den Leistungen vorgenommen.

» Wir können uns vorstellen, dass der

Mensch 2050 vielleicht nicht mehr singulär eine Kfz-Versicherung abschließt, sondern die Mobilität eines Menschen als Ganzes versichert wird. «

finanzwelt: Welche Entwicklung erwarten Sie für die Wechselsaison hinsichtlich der marktweiten Kfz-Prämien? Dr. Horgby: Wir glauben, dass der Markt weitestgehend stabil bleibt. Warum? Erstens: die Prognose vom GDV ist, dass die Combined Ratio im Jahr 2019 bei 99 % liegen wird. Damit macht die Branche zwar keine Verluste, aber das ist eine Verschlechterung zum Vorjahr um 3 %. Zweitens: Im Flottenbereich machen fast alle Anbieter Verluste – und das seit Jahren. Und Drittens: Die Auswirkungen des

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sogenannten „Dieselgates“ auf die Autoversicherungen setzen sich fort, das heißt die Ersatzteilpreise steigen wie nie zuvor. All das führt dazu, dass es keinen Spielraum für Preissenkungen im Markt gibt. finanzwelt: Die VHV ist der viertgrößte deutsche Kfz-Versicherer. Sind Sie langfristig zufrieden mit diesem Platz – oder wollen Sie mehr? Dr. Horgby: Wachstum ist der Applaus der Kunden – und der Makler! Wenn wir den Job gut machen, dann werden wir weiterwachsen. Wir gehören zu den größten Kfz-Versicherern in Deutschland, unser Marktanteil in der Kfz-Versicherung liegt wie im Vorjahr bei ca. 5 %. Das Vertrauen unserer Kunden ist groß und sicherlich werden wir noch mehr Kunden für die VHV gewinnen können. Ein stetiges und nachhaltiges Wachstum gemeinsam mit unseren Vermittlern und Kunden ist das, was die VHV ausmacht. finanzwelt: Was bedeutet denn der Umstieg auf E-Mobilität für Ihr Geschäft? Dr. Horgby: Beim Thema Elektromobilität geht es primär um eine weitere Antriebsart der versicherten Fahrzeuge, wie auch um Benziner oder Dieselmotoren. Die Schadenentwicklung spricht aktuell nicht dafür, dass man für E-Fahrzeuge ein eigenes Produkt benötigt, wie sie bei einigen Wettbewerbern zu finden sind. Gleichwohl kann es mit zunehmender Verbreitung für die Branche spannend werden. So hat ein E-Auto weniger Systemkomponenten, wenn man z. B. an den Antriebsstrang denkt. Dem gegenüber steht jedoch der hohe Wert der Antriebsbatterie, die im Falle eines Verkehrsunfalls häufig ausgetauscht werden muss. Hieraus erwachsen natürlich auch Bedarfe, unsere Sachverständigen für Elektrofahrzeuge kontinuierlich weiterzubilden. finanzwelt: Und das Thema Autonomes Fahren? Dr. Horgby: Das ist ein spannendes Thema, mit dem sich die VHV seit mehreren Jahren beschäftigt. Die Technik kann helfen, Unfallschwere und Häufigkeit zu senken. Hier muss sich der Mensch jedoch auch auf die Technik einlassen, sie verstehen und aktiv nutzen. Daher rechnen wir nicht mit einem „Big Bang“, sondern mit einer längeren Übergangsperiode, wie man es schon von Assistenzsystemen kennt.

finanzwelt extra Kfz 05 | 2019


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