Superior Hotel 1-2021

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H OT EL & PR A X I S

H OT EL Q U B E I N H EI D EL B ER G

Nachhaltigkeit kann auch stylish sein Heidelbergs Stadtteil Bahnstadt ist eine der größten „Null-Emissionssiedlungen“ der Welt. Mit der Eröffnung des Hotels Qube Bahnstadt ist ein komplett nachhaltiges und ressourcenschonendes Hotel hinzugekommen. Die Qube Hotels in Heidelberg sind Vorreiter für den Erfolgsfaktor

Der Weg in die Zukunft, zu mehr Umweltbewusstsein und nachhaltigerem Handeln, führt für viele Hoteliers zuweilen nur über kostenreiche Umstrukturierungen, Um- oder Ausbau. Etwas, das sich Johannes Arndt im Heidelberger Stadtquartier Bahnstadt leichter machen konnte. In der größten Passivhaussiedlung Europas­ hat er sein Hotel Qube Bahnstadt inmitten eines Gebäude­ensembles aus Wohnungen, Geschäften und Büros platziert. Die Bahnstadt gilt als Leuchtturmprojekt im klimaneutralen Städtebau – und mit ihr nun auch das neue Hotel, das beim Heizen und Kühlen eine maximale CO2-Einsparung erreicht. Für die Stadt Heidelberg und den Eigentümer der Immobilie, die Gesellschaft für Grund- und Hausbesitz, war Arndt der ideale Hotelpartner. Denn als einer der wenigen ­Hoteliers kann er auf elf Jahre zurückblicken, in denen er sein erstes ­Hotel Qube im Stadtteil Bergheim ­bereits nach Kriterien­des nachhaltigen und ökologischen Wirtschaftens betreibt. Im Jahr 2012 wurde dieses als erstes Hotel der Region mit dem Prüfsiegel Certified Green Hotel ausgezeichnet. „Wir waren damals sehr stolz darauf, aber ich muss gestehen, dass es zu diesem Zeitpunkt kaum einen Gast wirklich interessiert hat. Wir waren der Zeit voraus. Können aber heute enorm von unseren Erfahrungen profitieren“, sagt er. Das erste Passivhaus-Hotel Deutschlands in der Bahnstadt habe ihn gereizt. Dass sich die Planung und der Bau des Gebäudekomplexes über fünf Jahre hinzogen und letztlich die Eröffnung kurz vor dem ersten Corona-Lockdown im Frühjahr 2020 stattfand, konnte er allerdings nicht ahnen.

Man sieht dem Hotel das grüne Gewissen nicht an

Neben seinem Anspruch an Nachhaltigkeit setzt Arndt auch in seinem zweiten Hotel auf edles Design und hochwertige Materialien. „Der umweltbewusste Gast legt schließlich ebenfalls Wert auf ein stilvolles Interieur und gehobenen Service“, sagt der Diplom-Kaufmann. So sieht man dem mit vier Sternen klassifizierten Boutique Hotel das grüne Gewissen nicht an. Stattdessen besticht das Interieur mit urbanem Chic: Dunkle

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Grautöne, massive Türen und Eichenholzparkett, großflächige Gemälde im Eingangsbereich sowie in den 84 Zimmern schwere Ledersessel, Nussbaum-Sekretäre­ und Philippe-Starck-Natursteinbäder. Das dunkel anmutende Ambiente mit vielen Lichtakzenten ver­ strömt Großstadtflair und Wärme zugleich. Ein Hotel, das so, statt im beschaulichen Heidelberg, auch in jeder Metropole zu finden wäre. Doch mit dem hundertprozentigen Fokus auf Nachhaltigkeit dann eben doch nicht. „Unsere Bemühungen im Bereich Nachhaltigkeit zielen auf einen langfristigen Erfolg ab, der im ökonomischem, ökologischen und sozialen Bereich erreicht werden soll.“ So wurden beim Bau schon baubiologische Standards nachhaltig erfüllt und auf umweltverträgliche Bau­ materialien geachtet. Zugleich ist es gelungen, viel Nutzfläche auf wenig überbauter Fläche zu generieren, wodurch im Verhältnis zu den entstandenen Quadratmetern nur wenig Fläche versiegelt wurde. Die Wände wurden mit mineralischer Biosil-Farbe gestrichen, die nicht nur ein Ökoprofil ohne Emissionen besitzt, sondern auch allergikergeeignet ist. „Nahezu die gesamte Kühlung für den gastronomischen Bereich wird über einen zentralen Kompressor erzeugt, was den Verbrauch erheblich senkt. Des Weiteren wird die hierbei gewonnene Wärmeenergie zur Warmwassererzeugung genutzt“, erklärt der Hotelier. Alle Zimmer verfügen über eine zentrale Stromabschaltung, die zu einer Abschaltung der elektrischen Verbraucher beim Verlassen des Zimmers führt. Dadurch wird der Stand-by-Betrieb elektronischer Geräte­verhindert und der Bereich um das Bett kann zur Vermeidung von Elektrosmog stromkreisfrei geschaltet werden. Das gesamte Hotel wird über Fernwärme der Stadt Heidelberg versorgt. Zirka 95 Prozent der Energie wird aus Kraft-Wärme-Kopplung gewonnen. „Diese gemeinsame Erzeugung von Wärme und Strom gehört zu den thermodynamisch wirkungsvollsten Prozessen der Energieerzeugung.“ Auch beim Wasserverbrauch und beim Müll wurden viele Maßnahmen etabliert, die auf Einsparungen und Vermeidung ausgelegt sind. Bei so viel Perfektion setzt sich das Team dennoch

Fotos: Hotel Qube Heidelberg

„Nachhaltigkeit“. Dabei kommen Stil und Ambiente nicht zu kurz. Von Antje Urban


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