JAM Magazin Nº58 | OÖ Pfadfinderinnen und Pfadfinder

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einfach leben

Kein Plan wohin? How to:

Je älter du wirst, desto mehr Entscheidungen musst du für dein Leben treffen und diese Entscheidungen haben immer größere Auswirkungen. Nach der Matura steht dir die ganze Welt offen – und das ist manchmal verdammt gruselig.

Entscheidungen treffen Katharina Forstner ©  B i l d e r :  L i n z 2  |  C

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u n s p l a s h . c o m

Wache-Abzeichen Gruppe Linz 2

Vielleicht gehen dir Gedanken durch den Kopf wie: Was, wenn es die falsche Entscheidung ist? Was, wenn alles anders ist, als ich es mir vorgestellt habe? Und wie soll ich mich inmitten all dieser Möglichkeiten überhaupt für eine Sache entscheiden?

Keine Angst – du bist mit diesen Gefühlen nicht alleine! Die meisten jungen Menschen schlagen sich mit Zukunftsängsten herum oder fühlen sich verloren zwischen all den Türen, die ihnen offenstehen. Es kann schon helfen, sich bewusst zu machen, dass deine Entscheidungen nicht über dein restliches Leben entscheiden werden. Das klingt erstmal absurd, vor allem, wenn es um die Studien- oder Berufswahl geht. Schließlich wird dein Beruf einen ziemlich großen Teil deines Lebens ausmachen. Aber: Wenn du mit deiner Entscheidung unzufrieden bist, musst du dich nicht damit abfinden. Du kannst dein Studium wechseln, deinen Auslandsaufenthalt abbrechen oder doch in eine andere Stadt ziehen. Natürlich ist es anstrengend und erfordert eine gewisse Portion Mut, sich selbst einzugestehen: Das war wohl nichts. Es ist auch nicht so angenehm, wie man sich das wünscht, aber du wirst auf jeden Fall viel dazulernen, das dir im Leben weiterhilft. Manchmal kann man nicht sofort das Handtuch werfen. Manchmal muss man sich eine Zeit lang durchbeißen, weil es im Erwachsenenleben viele Fristen einzuhalten gibt. Im schlimmsten Fall gewinnst du eine große

Portion Lebenserfahrung dazu und lernst, was du auf keinen Fall mehr willst. Und das ist doch auch schon mal was! Es kann auch helfen, seine Entscheidungen aus folgendem Blickwinkel zu betrachten: Was, wenn es nur richtige Entscheidungen gibt? Dann kannst du dich gar nicht für „das Falsche“ entscheiden, weil jede Option Gutes und Schlechtes beinhaltet.

Die Wache Manchmal helfen auch alle guten Ratschläge und positiven Gedanken nichts mehr und du schaffst es nicht, dir alleine einen Weg durch deinen Gedankendschungel zu bahnen. Das musst du auch nicht! Du hast Freunde, Familie und deine Pfadfindergruppe, die dir zur Seite stehen – und eine ganz besondere Methode: die Wache. Im Rahmen der Wache verbringst du eine Nacht alleine außerhalb des Lagerplatzes und bekommst neue Denkanstöße, die dir bei deiner Entscheidung helfen sollen. Die Wache ist eine Stufenmethode der RaRo für junge Menschen, die vor einer Weggabelung im Leben stehen. Das kann, muss aber nichts mit deiner beruflichen Zukunft zu tun haben. Vielleicht stellst du dir die Frage, ob du zu leiten beginnen willst und wenn ja, in welcher Stufe. Vielleicht steckst du in einer Beziehungskrise oder hast Streit mit einem Freund/einer Freundin. In all diesen Fällen gibt dir die Wache Gedankenanstöße und den Raum, dich in Ruhe mit deinem Problem auseinanderzusetzen.

Wie funktioniert die Wache? Die Wache findet meistens im Rahmen eines (Wochenend-)Lagers statt. Schon im Vorhinein führst du mit deinen LeiterInnen Gespräche über deine Entscheidung. Vor dem Aufbruch zündet ihr gemeinsam die Wachekerze an. Diese brennt, bis alle Wache-Teilnehmer*innen am nächsten Tag zurück sind. Dann brichst du an einen Ort auf, den du dir am besten schon vorher ausgesucht hast. Je nach Jahreszeit brauchst du ein Wanderzelt und geeignete Ausrüstung. Du bekommst außerdem ein Wachebuch mit, mit Fragen und Anregungen deiner Leiter*innen. Du hast nach der Ankunft an deinem Schlafplatz die ganze Nacht Zeit, dich mit deiner Entscheidung auseinanderzusetzen. Im Alltag nimmt man sich diese Zeit nur selten. Du kannst auch eine Kerze oder ein Lagerfeuer entzünden oder dein Wachebuch vollschreiben. Tu was sich richtig anfühlt. Diese Zeit gehört nur dir. Du kannst, musst aber nicht die ganze Nacht allein verbringen: Die Wache ist keine Mutprobe! Am nächsten Tag kehrst du zurück zum Lagerplatz. Gemeinsam wird die Wachekerze ausgelöscht. Wenn du willst, kannst du erzählen, wie es dir bei der Wache ergangen ist und was du gelernt hast.

Am Ende erhältst du dein Wacheabzeichen und bist hoffentlich in deiner Entscheidung einen Schritt weiter.

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