Ende eines langen Leidens
Lipödem diagnostizieren und behandeln Unförmige Arme und Beine, der Rest des Körpers ist normal: Wer an einem Lipödem leidet, dessen Fetthaushalt ist gestört. Oft beginnt die Krankheit bereits in der Pubertät, ohne dass es die Betroffenen – 95 Prozent sind Frauen – wissen. Viele haben einen langen Weg vor sich, bis die Krankheit diagnostiziert und ihnen richtig geholfen wird. So auch Miriam W. (Name geändert), die durch mehrere Liposuktionen in der Klinik für Plastische Chirurgie des Klinikums Nürnberg fast 40 Liter Fett verlor und nun wieder Lebensqualität hat. (ik) Foto: Giulia Lannicelli
Schließlich empfahl ihr der Arzt die Klinik für Plastische Chirurgie am Klinikum Nürnberg. Dort wird im Schnitt rund 60 bis 70 Patientinnen im Jahr operativ geholfen. Als die leitende Oberärztin Dr. med. Martina Kaiser die Patientin zum ersten Mal begutachtete, war ihr sofort klar, dass die Krankheit schon sehr weit fortgeschritten war und sie mit ambulanten Therapien nicht mehr in den Griff zu kriegen sein würde.
Der Leidensweg der 47-Jährigen aus der Region Nürnberg dauerte Jahre. Schon in der Pubertät wurden ihre Arme und Beine immer praller und fingen an, zu schmerzen. „Ich habe versucht, mich beim Essen zu zügeln, aber das hat nichts gebracht“. Die Krankheit schritt Jahr für Jahr voran, Schmerzen, Druckempfindlichkeit kamen hinzu. Doch die Ärzte, bei denen die Kinderpflegerin vorstellig wurde, erkannten die Krankheit nicht. Sie empfahlen ihr lediglich, abzunehmen und sich mehr zu bewegen. „Dann werde das schon besser.“ 2012 sah Miriam W. dann durch Zufall einen Bericht im Fernsehen über das Phänomen Lipödem und war erschrocken und erleichtert zugleich. „Ich wusste auf einmal, das ist das, was ich habe“, sagt sie. Ein Lymphologe bestätigte die Diagnose. „Ich habe dann nochmal Anlauf genommen, war auf Reha und habe 50 Kilo abgenommen. Ich wollte es selbst in den Griff bekommen. Aber die Schmerzen blieben und auch das Fett kam wieder.“ 24
Gesundheit und Leben
„In diesem Stadium des Lipödems haben die betroffenen Frauen oft massiv Schmerzen, ganz unabhängig davon, dass sie natürlich sehr unter ihrem Aussehen leiden“, sagt die erfahrene Medizinerin. „Sie sind oft schon Jahre von Pontius zu Pilatus gelaufen und richtig verzweifelt“. Nach vielen Gesprächen mit der Ärztin entschied sich Miriam W., eine Liposuktion machen zu lassen. „Ich wollte so einfach nicht mehr weiterleben.“ Doch trotz der ausführlichen medizinischen Begründung verweigerte die Krankenkasse von Miriam W. die Kostenübernahme für die Operation. „Mir blieb nur der Klageweg“, schildert Miriam W. Vier Jahre zog sich dieser hin, während Miriam W. trotz begleitender ambulanter Therapien immer mehr Probleme hatte. „Ich trug rund um die Uhr Kompressionsstrümpfe und konnte selbst kurze Strecken nur noch unter Schmerzen zurücklegen“, schildert sie rückblickend. Ende 2018 endlich dann die ersehnte Bewilligung der Kostenübernahme. „Ich habe vor Erleichterung geweint“. Im Juni 2019 operierte Dr.med. Martina Kaiser die damals 44-Jährige erstmals. Seither wurden Miriam W. in insgesamt fünf Operationen mehr als 40 Liter Fettgewebe an Ober- und Unterschenkeln sowie an den Armen abgesaugt. Ihre Beine sind um zwei Drittel im Umfang geschrumpft, die ständigen