Gesundheits-Special
Naturheilkraft
bewegt Heilpflanzenkunde ist altes überliefertes Wissen, modern interpretiert. Fotos: Shutterstock
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ennen Sie Beinwell? Bis vor Kurzem nie gehört. Arnika, Aloe vera, Kampfer und Menthol sind schon eher bekannt. Trotz einer jahrhundertealten wertvollen und bewährten Heilpflanzentradition und moderner wissenschaftlicher Beweise der Wirksamkeit ist dieser Zweig der Medizin lange Zeit stark vernachlässigt worden. Heute geht der Trend wieder in Richtung pflanzlicher Arzneizubereitungen. Kleines Phytolexikon. Brigitte Kolhammer, diplomierte Praktikerin der Traditionellen Europäischen Heilkunde (TEH) aus Jochberg in Tirol, beschäftigt sich aus tiefster Überzeugung seit ihrer Jugend mit Pflanzen und ihren medizinischen Wirkungen. Eines ihrer häufig empfohlenen Kräuter ist Beinwell, bewährt für die symptomatische Behandlung von kleineren Verstauchungen und Prellungen sowie Muskelund Gelenksschmerzen. Die Wirkung des Borretschgewächses Beinwell, das sich als Knochenheilmittel einen Namen gemacht hat, ist rasch erklärt: „Beinwellextrakt wirkt wundheilungsfördernd, schmerzlindernd, abschwellend, entzündungshemmend und fördert somit eine schnelle Wiederherstellung der Beweglichkeit“, weiß die Kräuterkundlerin. Sogar die Deutsche Leitlinie empfiehlt Beinwell zur lokalen Behandlung bei Gonarthrose (Kniegelenksarthrose).
Andere uns vertraute Pflanzen inhaltsstoffe, die gerne in diversen Cremen, Gel- und Salbenzubereitungen verwendet werden, sind Arnika mit seiner wohltuenden und beruhigenden Wirkung, kühlendes Menthol aus dem ätherischen Öl der Minze, das auch für die lokale Anwendung bei Muskelschmerzen geeignet ist, feuchtigkeitsspendende Aloe vera, der eine entzündungshemmende Wirkung zugesprochen wird, Kampfer als schmerzlinderndes Agens und Wintergrün, das ebenfalls entzündungshemmend wirken soll. Weder berauschend noch suchterzeugend. Bei CBD handelt es sich um eine fettlösliche Substanz aus der Hanfpflanze, weshalb sie durch die körpereigenen Hautfette gut aufgenommen werden kann. Der Wirkstoff Cannabidiol wird immer häufiger in Cremen eingesetzt und gilt dort als „natürliches Heilmittel“. Welche Wirkung
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Text: Christine Dominkus
Brigitte Kolhammer, diplomierte Praktikerin der Traditionellen Europäischen Heilkunde, Jochberg in Tirol 62
es verspricht, erläutert der Dermatologe und Obmann des Berufsverbandes Österreichischer Dermatologen, Dr. Johannes Neuhofer, Linz. NIEDERÖSTERREICHERIN: Wie sieht die aktuelle gesetzliche Lage von Cannabidiol (CBD) in Europa aus? Dr. Johannes Neuhofer: Vor Kurzem hat der Europäische Gerichtshof (EuGH) in einer aktuellen Entscheidung vom November 2020 dem populären Wirkstoff Cannabidiol (CBD) den Weg zur weiteren Vermarktung gebahnt. Der EuGH kommt nämlich gegen den Willen der EU-Kommission zu dem Schluss, dass CBD keine psychogene Wirkung zuzuschreiben ist. CBD ist also weder rausch- noch sucht erzeugend. Ganz explizit schreibt der EuGH in seiner Urteilsbegründung, dass nach dem gegenwärtigen Stand der wissenschaftlichen Erkenntnisse das CBD, anders als Tetrahydrocannabinol (THC), offenbar keine psychotropen Wirkungen oder schädlichen Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit habe. Warum wird CBD von verschiedenen Seiten kontroversiell diskutiert? Es liegt wohl daran, dass CBD entspannend wirkt und ihm auch viele weitere gesundheitsfördernde Eigenschaften zugeschrieben werden. Die Nachfrage nach