SERVICE 75
DER MITTELSTAND. 6 | 2020
Auf Du und Du „Lassen Sie uns zum Du übergehen“ – immer häufiger erübrigt sich dieser Satz im BusinessKontext, denn mehr und mehr Kontakte werden über das Du geknüpft. Ein Vorgehen, das im Mittelstand oft gar nicht gut ankommt. Warum das so ist, und warum auch wir eher kritisch sind.
Es geht um Respekt
I
mmer wieder flammt die Diskussion auf, wie in Sozialen Medien die richtige Ansprache für Geschäftskontakte ist: Das klassische Sie oder das aktuell aufkommende Du. Im Mai dieses Jahres hat zum Beispiel das Karrierenetzwerk Xing das Du für die Ansprache seiner Mitglieder untereinander eingeführt und damit die Diskussion noch einmal angeheizt. Die Verantwortlichen haben dafür teils kräftigen Gegenwind geerntet.
Wir stimmen der Aussage zu, dass in einem Großteil der Unternehmen – auch in Konzernen – das Sie beinahe ausgestorben ist. Und es ist richtig, dass der Umgang per Du für eine moderne internationale Arbeitswelt stehen kann (in Startups und in den Generationen Y und Z ist das heute Standard). Die Frage ist aber, ob das für den deutschen Mittelstand auch so zutrifft. Wir sagen Nein. Der deutsche Mittelstand ist nun mal wertkonservativ. Konkret: Im deutschen Mittelstand ist das Sie ein Zeichen von Respekt und Höflichkeit. Die Ansprache per Du wird schnell als Angriff oder Respektlosigkeit missverstanden. Wenn das Du angeboten wird, steht das für ein hohes Maß an Vertrauen und Verbindlichkeit. In den eigenen Gruppen oder innerhalb des bestehenden Netzwerks mag das Du ja in Ordnung sein – für einen ersten Kontaktaufbau innerhalb des Mittelstandes würden wir eher Abstand davon nehmen. Denn weiter gedacht, kann das Thema Ansprache in Sozialen Medien letztlich natürlich auch Auswirkungen auf den Vertrieb des Unternehmens haben. Fühlt sich jemand schon bei der Kontaktaufnahme per Du vor den Kopf gestoßen, wird derjenige möglicherweise von einem Kauf eines Produktes oder einer Dienstleistung Abstand nehmen. Zu steif soll die Ansprache aber auch nicht sein. Also was tun? Letztlich entscheidet jeder Nutzer weiter selbst, wie er mit wem auf welchem Netzwerk kommuniziert. Wir persönlich bleiben für neue Kontakte beim Sie. Aus Respekt.
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Emotional verbunden? Die Gründe, die Xing-Geschäftsführerin Sabrina Zeplin nennt, klingen erst einmal plausibel: Man wolle den Mitgliedern helfen, ihr volles Potenzial auszuschöpfen – dazu brauche es Augenhöhe. „Das Sie steht für eine hierarchische Denk- und Arbeitsweise, mit der wir uns bei Xing nicht mehr identifizieren können. In der Zukunft der Arbeit sollte sich unserer Meinung nach niemand mehr aufgrund des Alters oder der Position wichtiger fühlen dürfen als irgendjemand anderes. Das Du schafft Nähe und eine emotionale Verbundenheit, die auch in einem professionellen Umfeld zu einem signifikant besseren Miteinander führt. Schließlich kommt man mit dem Du deutlich leichter zum Wir als mit dem traditionellen Sie.“ Außerdem lasse die Anrede per Herr und Frau das dritte Geschlecht außer Acht, was nicht mehr in unsere Zeit passe.
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