lie:zeit Ausgabe 85

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05/2020

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«Ich bin sehr stolz auf die Liechtensteiner Bevölkerung» «Die Corona-Pandemie ist eine der grössten, aber auch spannendsten Erfahrungen in meinem Berufsleben», sagt Hanni Verling. Die diplomierte Pflegefachfrau und Notfallexpertin arbeitet seit mehr als 20 Jahren in Krankenhäusern und hat den Höhepunkt der Krise hautnah miterlebt. Sie begrüsst alle getroffenen Massnahmen und ist der Überzeugung, dass Liechtenstein vorbildlich gehandelt hat. Text: Heribert Beck «In den Sportferien hatte ich vor, mit meinen Töchtern eine Shoppingtour in Mailand zu unternehmen. In den Tagen zuvor habe ich die Entwicklung genau beobachtet und entschieden, die Reise abzusagen. Mailand ist nur einen Katzensprung von der Schweiz und Liechtenstein entfernt und es wurde mir bewusst, dass in den folgenden Wochen auch bei uns im Land Covid-Fälle auftreten werden», sagt Hanni Verling, die stellvertretende Leiterin der Notfallpflege im Liechtensteinischen Landesspital (LLS). Die erfahrene Pflegefachfrau wusste also früh, dass eine herausfordernde Zeit auf sie und ihre Mitarbeiter in allen Abteilungen des Spitals zukommen wird.

Die Vorteile der Kleinheit Hanni Verling lobt jedoch auch die Reaktion von Politik, Spitalleitung und Einwohnern. «Die eingeleiteten Schutz- und Präventionsmassnahmen waren und sind aus meiner Sicht sehr wichtig und richtig. Es fand ein enger Austausch zwischen der Regierung und dem Landesspital statt. Wir Mitarbeitende wurden auch regelmässig über die neuesten Erkenntnisse informiert. Zudem stand die hauseigene Hygieneberaterin für Fragen und bei Unklarheiten jederzeit zur Verfügung. Ich fühlte und fühle mich deshalb gut aufgehoben», sagt Hanni Verling und ergänzt: «Ich bin sehr stolz auf die Bevölkerung Liechtensteins, wie konsequent und verständ-

nisvoll sie alle Massnahmen der Regierung trägt.» Die Kleinheit des Landes spiele dabei sicher wieder eine wichtige Rolle. Zum Beispiel sei es der Ärzteschaft des LLS bis heute möglich, jeden einzelnen positiv auf Covid-19 getesteten Patienten alle 48 Stunden telefonisch zu kontaktieren. «So kann bei steigenden Symptomen frühzeitig interveniert und die Person für eine Konsultation ins Landesspital einbestellt werden. Aufgrund all dieser Massnahmen und des grossen Zusammenhalts sowie der konsequenten Umsetzung der Schutzmassnahmen im Land konnte die Pandemie bis anhin in Grenzen gehalten werden. Darüber bin ich sehr froh und allen dankbar.»

«Meine Arbeit bedeutet mir sehr viel» Hanni Verling kennt sich aufgrund ihrer langjährigen Pf legeerfahrung bestens mit Viruserkrankungen aus und hat auch eine Ausbildung zur medizinischen Laborantin abgeschlossen. Daher war die Corona-Pandemie für sie zwar eine der grössten und gleichzeitig spannendsten Herausforderungen in ihrem Berufsleben, aber auch bis zu einem gewissen Grad alltägliche Arbeit. «Im Vergleich zu SARS, MERS und Ebola war das Corona-Virus plötzlich in der Nähe und schliesslich auch in unserem Land. Zu Beginn waren meine Gefühle geprägt von Ungewissheit. Ich fragte mich: «Was erwartet uns,


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