Schlussbemerkung Die erste und einzige Wiener Weltausstellung konnte mit dem Industriepalast und insbesondere mit der Rotunde neue Akzente in der Architekturlandschaft setzten. Insbesondere der Terminus „Industriepalast“ für das Hauptausstellungsgebäude wurde seinem Namen gerecht. Ebenso ähnlich eines Palastes, wartete der Ausstellungsbau mit der pompösen Formensprache eines Prachtbaues auf und erfüllte den Zweck eines offensichtlichen Repräsentationsbaus. Bei dem Bau des Industriepalastes bestimmten erstmals vor allem die Funktionalität und konstruktiven Vorbestimmungen den Bau. Dabei zeichnete sich der Industriepalast besonders durch seine Anordnung, Gliederung und Logik aus und grenzte sich so von den vorhergehenden Weltausstellungen ab. Dabei waren es einzelne Neuerungen, die wesentliche Verbesserungen zu den Vorgängerbauten brachten. So wurde mit den Fischgrätensystem, eine optimale Form, bzw. die Lösung für eine Baustruktur gefunden, die alle relevanten Funktionen eines Ausstellungsbaus beinhaltet. Neben den positiven Effekten der besseren Zugänglichkeit und Belichtung war es jenes System, das mit seiner logischen Konstruktion Ordnung und Orientierung in die Formensprache brachte. Aufgrund dieser Idee konnte ein hoher Grad von Funktionalität und Nutzungsvariabilität geleistet werden. Mit den Haupt- und Seitengalerien des Industriepalastes entstand eine weitere Reminiszenz auf den Schloss- und Palastbau, bei dem ähnliche, einzelne Baukörper als Pavillons stärker hervorgehoben werden.So konnte mit der Platzierung von ganzen Nationen in eigenen, in sich abgeschlossenen Abteilungen, eine zukünftige Entwicklung vorweggenommen werden. Dies war somit der Beginn der zukünftigen (Welt-)Ausstellungspraxis indem dem die Ausstellerländer ihr Areal frei gestalten konnten, woraus schließlich das gegenwärtige Pavillonsystem auf Weltausstellungen entstand. Der damals größte Kuppelbau, repräsentierte nicht nur die Kaiserliche Monarchie, sondern war auch ein Zeugnis des kulturellen und technischen Fortschritts jener Zeit. Mit der Rotunde als reiner Repräsentationsbau wurde ein Gegenpart zu der eher schmucklosen und gleichförmig gestalteten Ausstellungshalle geschaffen. Jedoch wirkte sich Scott-Russels Vision, vor allem durch dessen unvollkommene Vorplanung eher störend auf die Grundstruktur aus. So sollte der Zentralbau mit mangelhafter Belichtung, undichten Stellen, und aus der Konzeption hervorgetretenen, konstruktiven Fehlern in Erinnerung bleiben. Verständlich ist, dass mit den überdimensionierten Ausmaßen des Baus kein organisches Gesamtbild entstehen konnte, und dies seinerzeit die Gemüter erhitzte.
Obwohl der Bau und die Konstruktion des Industriepalastes mit dem technisch fortschrittlichsten Material umgesetzt wurde, sollte sich das Stilempfinden der letzten Jahre fortsetzten. Während man im Ausstellungsbau zunächst mit der Glas-Eisenkonstruktion maßgeblich zu Entmaterialisierung und Transparenz beitrug, entschied man sich bedauerlicherweise für den Rückgriffauf eine bekannte Formensprache und somit zur Verkleidung der darunterliegenden Konstruktion. Einzige Ausnahmen bildeten die Galerien, indem die innere Fachwerkkonstruktion
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