ÖH Magazin Winter WS21

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40 Jahre LAP/LARCH

Ein Abriss der Geschichte der Landschaftsarchitektur Die Frage nach dem Ursprung der Landschaftsarchitektur und der Entwicklung geben Aufschluss über das heutige Landschaftsbild und Zugang zur Natur. Autorin & Fotos: Valerie Hoch

Wenn heutzutage der Begriff „Landschaftsarchitektur“ fällt, entstehen meist Assoziationen von höchstmodernen Parkanlagen auf der ganzen Welt, wie beispielsweise die Parkanlage Gardens by the Bay in Singapur, in der eindrucksvolle, umwucherte Stahlgerüste als Nachbildungen von Bäumen aus dem Boden empor steigen, oder der berühmte High Line Park in New York, welcher auf den ehemaligen Flächen einer Güterzugtrasse errichtet wurde. Jedoch befindet sich der Ursprung der Landschaftsarchitektur in Mesopotamien und Ägypten ca. 2.000 v.Chr. im Bereich des Fruchtbaren Halbmondes. Zu dieser Zeit bildeten sich erste Siedlungen, und die Menschen errichteten ihren Göttern und Toten eigene Tempelanlagen mit Gärten, um diese zu ehren. Bereits damals wurden Gärten mit Teichen geplant, welche gemeinsam mit zahlreichen Pflanzen das Leben symbolisierten. Dies war der erste Meilenstein in der Geschichte der Landschaftsarchitektur.

von Heilpflanzen nahm zu, und die ersten Klostergärten wurden errichtet. Zudem entstanden weitere Gartentypen, worunter Lust- und Wurzgärten, hortus conclusus und locus amoenus zählen. Karl der Große trug maßgeblich zur Landschaftsentwicklung bei. Um ca. 800 verfasste er die Landgüterverordnung, welche die Bewirtschaftungsweisen regeln sollte. In der Renaissance gewinnt die Perspektive wieder an Bedeutung. Mit ihr sollte perfekte Schönheit geschaffen werden und nach dem Vorbild von Symmetrie und Natur im Einklang zwischen allen Künsten stehen. Eine zentrale Achse ist leitgebend für jegliche Gestaltung als Bindeglied zwischen Garten und Haus, welche auf unterschiedlichen Niveaus liegen. Aufgrund der Höhensprünge entstehen Etagen, auf welchen sich meist Terrassengärten befinden.

Die Übergangszeit zwischen Renaissance und Barock beschreibt der Manierismus. Hier stand exzentrische Gestaltung im Vordergrund, dabei wurden groteske und überraschende Elemente eingesetzt. Als Beispiel zählen u.a. die Wasserspiele, Wasserautomaten und Grotten im Schlossgarten Hellbrunn, welcher bis heute durch seine einzigartige, individuelle Gestaltung brilliert. Im Gegensatz zur Renaissance wurde die Bedeutung der Zentralachse im Barock erweitert. Diese sollte nun über das Grundstück hinausreichen und bis in das Unendliche führen. Aufgrund großer Weiten sollten auch die Proportionen von z.B. Statuen in der Perspektive abgeschwächt werden. Weiter entfernte Objekte wurden daher größer dimensioniert, um ein angenehmes Erscheinungsbild zu erzeugen. Zusätzlich soll die Natur weit-

Später in der Antike wandelte sich die Wahrnehmung von Landschaft von einer religiös-kosmischen Sichtweise auf eine religiös-kultische. Hierbei legten die Menschen Wert auf Funktion und Ästhetik, welche sich in ihren Errichtungen, wie Agorai, Atrien und Peristylgärten, widerspiegelten. Auch fanden hier die ersten Formschnitte von Gehölzen statt, wodurch das Bild ihrer Ästhetik weitgehend verstärkt wurde. Mit dem Mittelalter veränderten sich die bereits bestehenden Elemente der Landschaftsarchitektur. Die Bedeutung Palmenhaus Schönbrunn in Wien

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