MAG 103: Turandot

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MAG

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Sondra Radvanovsky singt Turandot
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impressive.
Quiet,

Die Stunde des Chores

Verehrtes Publikum,

wenn in Prinzessin Turandots Reich die Sonne untergegangen ist und die Geschichte, die sich in einer einzigen Nacht zuträgt, beginnt, schlägt die Stunde des Volkes. Der Vorhang hebt sich zum ersten Bild, und schon steht da dichtgedrängt «die Menge», wie das Volk im Libretto genannt wird. Der Mandarin kündigt die Hinrichtung eines persischen Prinzen an, und die Menge fordert tausendstimmig «Muoia!», er soll sterben. Prinzessin Turandot ist zwar die unumschränkte, grausame Herrscherin in ihrem Reich, aber die Eine ist nichts ohne die Vielen, und deshalb steht im Zentrum von Giacomo Puccinis letzter Oper Turandot der Chor.

Gäbe es eine Hitliste der atemberaubendsten Choropern, Turandot würde darin einen der vordersten Plätze einnehmen, wenn nicht gar den allerersten. Der Chor ist die treibende Energie in diesem Stück. Eben noch hat die Menge zähnefletschend den Tod des persischen Prinzen gefordert, im nächsten Augenblick wird sie – «Zurück, ihr Hunde!» – von der Bühne geprügelt. Der Chor wirft sich demütig in den Staub, begehrt auf, hat Mitleid oder singt verträumt den Mond an. Und er ist nicht nur die Menge. Die Partitur sieht auch Untergruppen und Sonderaufgaben für Sängerinnen und Sänger des Chores vor: Sie sind Wachen, die Geister der Hingerichteten, Gelehrte, verführerische Frauen, Herolde und vieles mehr. Die musikalische Ausdruckspalette, die ein guter Turandot-Chor beherrschen muss, reicht vom zart mitfühlenden Ton bis zum einschüchternd gewaltbereiten Dröhnen.

Das Opernhaus Zürich ist stolz darauf, einen Chor zu haben, der das alles kann. Und es mit grosser Lust auch spielt! Denn dass das Gesungene auch lebendig dargestellt wird, ist die nächste grosse Herausforderung in dieser Oper. Sebastian Baumgarten, der Regisseur unserer Turandot-Neuproduktion, die am 18. Juni Premiere hat, findet es gerade bei diesem Stück entscheidend, ob es gelingt, den Chor aus der Statik zu lösen, die in vielen Inszenierungen der Normalfall ist.

Tolle Sängerinnen und Sänger und ein klangprächtiges Orchester braucht man natürlich auch für eine packende Turandot-Produktion. Für die Titelpartie haben wir Sondra Radvanovsky gewinnen können, die als gefeierter Sopranstar vor allem an der New Yorker Met zu Hause ist. Die zu Herzen gehende Partie der Liù übernimmt mit ihrem wunderschönen Sopran die Italienerin Rosa Feola – und an die Mörderpartie des Calaf mit dem Opern-Hit Nessun dorma wagt sich Piotr Beczała. Alle drei sind ganz grosse Namen ihres Fachs, und alle drei geben ihr szenisches Debüt in der jeweiligen Rolle. Sängerinnen und Sänger zum ersten Mal in einer Rolle zu erleben, ist ein Privileg für ein Opernhaus, das Sie, verehrtes Publikum, in dieser Produktion gleich dreifach erleben dürfen. Auch Marc Albrecht, der am Pult der Philharmonia Zürich steht, dirigiert seine erste Turandot, hat also einen frischen Blick auf einen Klassiker des Repertoires.

Es ist alles angerichtet für ein Opernspektakel zum Saisonabschluss.

MAG 103 / Juni 2023

Unser Titelbild zeigt Sondra Radvanovsky, die Turandot in unserer Neuinszenierung.

(Foto Florian Kalotay)

1 Editorial

Christian Spuck

Zwischenspiel

Der Podcast des Opernhauses

Zum Ende dieser Saison verabschiedet sich Christian Spuck vom Ballett Zürich. In einem grossen Ballettgespräch am 11. Juni im Bernhard Theater lassen er und Dramaturg Michael Küster elf erfolgreiche Zürcher Jahre Revue passieren. Ausschnitte aus diesem Gespräch sind in der neuen PodcastAusgabe zu hören, die ab 16. Juni abrufbar sein wird.

Podcast
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10 Die Oper «Turandot» ist unvollendet geblieben. Eine Reflexion über die Faszination, die von Fragmenten in der Kunst ausgeht 16 Der Dirigent Marc Albrecht über die Musik in Puccinis letzter Oper 24 Ein Gespräch mit dem Regisseur Sebastian Baumgarten über Geschwindigkeit, Stillstand und Irrationalismus in «Turandot»

36 Zwei Sekundarschulklassen präsentieren ihr MusiktheaterProjekt «# Look behind the mirror» im Opernhaus

Ich sage es mal so – 4, Opernhaus aktuell – 6, Drei Fragen an Andreas Homoki – 7, Wie machen Sie das, Herr Bogatu? – 9, Volker Hagedorn trifft … – 32, Wir haben einen Plan – 34, Der Fragebogen – 42, Auf dem Pult – 47, Kalendarium – 49

3 Inhalt

Ich sage es mal so

Stumme Antworten auf grundsätzliche Fragen – mit Rosa Feola, die die Liù in «Turandot» singt.

Rosa Feola

ist ein gern gesehener Gast am Opernhaus

Zürich. Die italienische Sopranistin sang hier bereits Léïla in «Les Pêcheurs de perles», Gilda in «Rigoletto», Corinna in «Il viaggio a Reims», Fiorilla in «Il turco in Italia» sowie Giulietta in «I Capuleti e i Montecchi».

Welche Fähigkeit von Liù beeindruckt dich?

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Liù wird gefoltert. Kannst du Schmerzen aushalten?

Der Frauenverführer Puccini will dich daten. Wie reagierst du?

Was machst du nach der Probe?

Wie ist die Stimmung auf den Proben?

Christian Tetzlaff spielt mit der Philharmonia Zürich

Der deutsche Pianist Lars Vogt hätte in diesem Konzert das Klavierkonzert von Robert Schumann spielen sollen. Im September 2022 ist er im Alter von nur 51 Jahren gestorben. Der Geiger Christian Tetzlaff, der zu Lars Vogts besten Freunden zählte, wird nun an seiner Stelle auftreten. Tetzlaff, der von Presse und Publikum regelmässig für seine tiefgründigen Interpretationen und seine unmittelbare Ausdruckskraft bewundert wird, spielt das Violinkonzert «Dem Andenken eines Engels» von Alban Berg. Auf dieses Werk, mit dem Berg der jung verstorbenen Manon Gropius ein Denkmal setzte, folgt die Sinfonie Nr. 2 D-Dur von Johannes Brahms. Am Pult steht Generalmusikdirektor Gianandrea Noseda.

Sonntag, 2 Jul, 19 Uhr

Opernhaus

Brunch- / Lunchkonzert

The Royal Consort

Der englische Komponist und Musiker

William Lawes war am Hof von König Charles I. tätig. 1645 ist er im Zuge des englischen Bürgerkrieges umgekommen, und seine Musik ging während der puritanischen Diktatur von Oliver Cromwell vergessen. Heute werden vor allem seine Royal Consorts wieder gespielt, höchst originelle Kammermusikwerke für Gambenensembles. Daniel Kagerer und Yuko Arakaki (Violinen), Christof Mohr (Viola da Gamba), Dieter Lange (Bassgambe) und Reymond

Huguenin Dumittan (Theorbe) spielen im letzten Brunch- / Lunchkonzert dieser Spielzeit Werke von William Lawes sowie von dessen Zeitgenossen Matthew Locke und Charles Coleman.

Brunchkonzert: Sonntag, 18 Jun, 11.15 Uhr

Lunchkonzert: Montag, 19 Jun, 12 Uhr Spiegelsaal

Internationales Opernstudio

Gala-Konzert

Gerade eben hatten sie Gelegenheit, sich in Händels Serse mit einer eigenen Produktion am Theater Winterthur vorzustellen. Nun präsentieren sie sich traditionell am Spielzeitende mit einem Gala-Konzert: Unsere begabten Nachwuchssängerinnen und -sänger, die Mitglieder des Internationalen Opernstudios. Auf dem Programm stehen Ausschnitte aus Opern von Verdi, Bellini, Donizetti und Rossini, aber auch Raritäten wie Hamlet und Mignon (Ambroise Thomas) oder Béatrice et Bénédict (Hector Berlioz). Besonders freuen wir uns auf einen Ausschnitt aus Webers Freischütz mit Ann-Kathrin Niemczyk als Agathe – sie hat soeben den Ersten Preis beim renommierten Belvedere-Gesangswettbewerb gewonnen. Herzlichen Glückwunsch!

Montag, 3 Jul, 19 Uhr Opernhaus

4. La Scintilla-Konzert

Brahms / Dvořák

Openair-Konzerte waren schon im 18. Jahrhundert beliebt. In Parks oder unterm Fenster konnte man abends zuweilen Serenaden hören: kunstvolle, aber unterhaltende Musiken für kleine Besetzungen, etwa von Mozart oder Haydn. Johannes Brahms lernte Mozarts Serenaden im 19. Jahrhundert wohl eher im Konzertsaal kennen und liess sich davon zu eigenen Werken inspirieren: Seine Serenade Nr. 1 D-Dur op. 11 ist in ihrer finalen Fassung ein Werk von sinfonischen Ausmassen geworden. Riccardo Minasi und das Orchestra La Scintilla präsentieren in diesem Konzert aber Brahms’ Originalversion für 9 Instrumente, die – wie auch die Bläserserenade d-Moll op. 44 von Antonín Dvořák – stark an die ursprüngliche Form der Serenade erinnert.

Montag, 19 Jun, 19 Uhr Opernhaus

Matinee

Einführungsmatinee «La rondine»

Die neue Spielzeit eröffnen wir mit einer kleinen Sensation: Giacomo Puccinis Oper La rondine (Die Schwalbe) wurde bisher noch nie in der Schweiz gezeigt. Zu Unrecht führt dieses Werk im Reper toire der Opernhäuser ein stiefmütterliches Dasein neben Puccinis Blockbustern wie La bohème oder Tosca. «Ähnlich wie der Rosenkavalier, nur unterhaltsamer und organischer» (Puccini) sollte die neue Oper werden, die wegen der Wirren des Ersten Weltkriegs in Monte-Carlo zur Uraufführung kam. Dramaturgin Kathrin Brunner unterhält sich in der Matinee mit Regisseur Christof Loy und den Künstlerinnen und Künstlern über die vielen Besonderheiten dieser Oper.

Sonntag, 3 Sept, 11.15 Uhr

Opernhaus aktuell 6
Illustration: Anita Allemann, Foto: Daniel auf der Mauer

Eine grosse Erfolgsgeschichte

Herr Homoki, zum Ende dieser Spielzeit verlässt Ballettdirektor Christian Spuck das Opernhaus Zürich. Zu Beginn Ihrer gemeinsamen Zeit hier hiess das Motto «Öffnung». Was bedeutete das damals für das Ballett, und inwiefern ist diese Öffnung im Ballett gelungen?

In der Ballett-Szene begegnet man häufig der Haltung, dass Inszenierungen konserviert werden müssen, weil sie Werkcharakter haben. Das mag gerechtfertigt sein, weil eine Choreografie eher eine Neuschöpfung ist als eine Operninszenierung, die ja ein bestehendes Werk auf die Bühne bringt. Deshalb werden Choreografien dann manchmal auf fast museale Weise gepflegt, und diese sehr bewahrende Haltung zur Tradition steht unter Umständen der zeitgenössischen Produktion im Weg. Ich finde es aber sehr wichtig, dass man auch zeitgenössische choreografische Handschriften ans Haus holt, wie es Christian Spuck getan hat, und keine ideologischen Mauern zulässt, wie sie zuweilen zwischen klassischem Ballett und Tanz existieren. Eine Produktion wie die fantastischen Nachtträume von Marcos Morau hat für mich exemplarisch gezeigt, wie diese Öffnung des traditionellen Balletts hin zum zeitgenössischen Tanz und die Verbindung von beidem funktionieren kann. Ausserdem hat Christian Spuck das Ballett mit Produktionen wie dem Verdi-Requiem, der Winterreise und dem MonteverdiAbend über Genregrenzen hinweg geöffnet hin zu einem integralen Verständnis von Musiktheater, das meinem eigenen Musiktheater-Verständnis sehr entspricht.

Ihnen war es ja sehr wichtig, eine Persönlichkeit mit der Leitung des Balletts zu betrauen, die nicht nur Manager ist, sondern – so wie Sie selbst – auch Künstler. Warum war das wichtig, und inwiefern hat Christian Spuck Ihre Erwartungen eingelöst?

Christian Spuck hat meine Erwartungen nicht nur eingelöst, sondern weit übertroffen. Als ich damals angefangen habe, mich mit der Frage zu beschäftigen, wer die Leitung des Balletts Zürich übernehmen könnte, gab es unter Fachleuten die stark vertretene These, dass es diese Persönlichkeiten, die gleichzeitig Künstler sind und eine Compagnie führen können, gar nicht mehr gibt. Das sei eine aussterbende Spezies, hiess es etwas besserwisserisch. Dieser Erkenntnis wollte ich mich nicht beugen; ich habe recherchiert und mich mit Menschen, denen ich vertraue, beraten. Irgendwann bin ich auf Christian Spuck gestossen, dessen Arbeiten ich bereits kannte und sehr gut fand, weil er narratives Theater macht und gleichzeitig auch das klassische Vokabular beherrscht. Diese Vorgabe hatte ich vom Verwaltungsrat bekommen: Das klassische Repertoire muss am Opernhaus Zürich weiter möglich sein, und es muss eine grosse Compagnie bleiben, die dieses klassische Repertoire bedienen kann. Und: Menschen lieben Geschichten. Auch das BallettPublikum. So wie ich auch. Christian fand ich als Person und als Künstler sofort überzeugend, und ich war mir sicher, dass das gut funktionieren würde.

Ist Zürich ein guter Ort für die Weiterentwicklung des Tanzes?

Auf jeden Fall. Wir sehen ja, dass das Ballett in den letzten elf Jahren unter Christian Spuck eine unglaubliche Erfolgsgeschichte hingelegt hat – es gibt an der Abendkasse normalerweise keine Karten, die Vorstellungen sind praktisch alle ausverkauft. Das Publikum hier in Zürich hat auch zu Anfang der Ära Spuck nie gefremdelt, sondern ihn und seine Compagnie sofort mit offenen Armen aufgenommen, fast schon, als hätte es auf ihn gewartet. Wir wollten die Öffnung des Opernhauses – und Zürich war offen für uns!

7 Drei Fragen an Andreas Homoki
RE - ORIENT ATIONS EUROPA UND DIE ISLAMISCHEN KÜNSTE 24.3.–16.7.23 KUNSTHAUS ZÜRICH J. & L. LOBMEYR, Grosse Schale Nr. 3192 aus der «Persischen Serie» (Detail), um 1878, Familienarchiv LOBMEYR
Golden Shell for Best Film
AB 3. AUGUST IM KINO
GOLDEN EYE AWARD

Nichts soll verschwiegen werden

Die letzte Kolumne widme ich traditionell den Fehlern der sich zum Ende neigenden Saison. Doch es fällt mir schwer, den Einstieg zu finden. Es ist nicht so, dass nichts schief lief – natürlich nicht! –, aber am relevantesten waren Vorfälle, bei denen Mitarbeitende verletzt wurden. Wenn ich nicht darüber berichte, sieht es so aus, als wenn ich es verschweige. Auf der anderen Seite ist das humoristische Format dieser Kolumne nicht dazu geeignet, Vorfälle mit verletzten Personen aufzuarbeiten. Am liebsten würde ich mich deswegen darum drücken und über die genialen Lösungen von Lessons in Love and Violence schreiben: Das verbrannte Baby, das vor den Augen des Publikums in den Händen der trauernden Mutter zu Asche zerfällt, fügt sich leichter in diese Zeilen, als der Bericht über einen Tänzer, der in den tiefen Orchestergraben fällt und sich die Hand bricht. Die leichte Kette aus klingendem Stahl, deren grosse Kettenglieder die Schlosser aus dünnwandigen Stahlrohren gebogen und verschweisst haben, hat weniger Konfliktpotential, als eine Kolumne über einen Techniker, der einen Stromschlag erleidet, oder einen Choristen, dem der Finger eingeklemmt wurde. Ich brauche Sekunden für die Formulierung, dass unsere Bühnentechniker die sehr schnellen, komponierten Umbauten von Lessons in einer grandiosen Umbauchoreografie von der ersten Probe an geschafft haben; viel schwieriger ist es für mich, darüber zu berichten, dass sich eine Sängerin in nicht für den Hautkontakt geeigneter Lackfarbe gewälzt hat.

Doch dank Lessons in Love and Violence habe ich den Einstieg nun überwunden. Die genialen Lösungen dieser Inszenierung stehen nicht im Gegensatz zu den Vorfällen, sondern zeigen, wodurch diese verhindert worden wären: Durch frühzeitige Kommunikation zwischen den Beteiligten, genügend Zeit für Lösungen und ausreichend Proben. Wir wussten mehr als ein halbes Jahr im Voraus, wie lange die Umbauten dauern durften, und bauten ein riesiges unsichtbares Schiebetor in das für das Publikum völlig geschlossen aussehende Bühnenbild ein. Dadurch konnte die jeweilige Szene bei geschlossenem Vorhang und davor spielendem Orchester sehr schnell und leise freigeräumt und neu gefüllt werden. Der Tänzer wäre nicht in den Graben gefallen, wenn die Grabenhochfahrt rechtzeitig kommuniziert worden wäre oder der Tänzer gewusst hätte, dass der Graben nicht auf Position steht. Der Chorist unter der Bühne hätte nicht die Bodenklappe kurz vor seinem Auftritt mit seiner Hand einen Spalt offen gehalten, wenn er gewusst hätte, dass der Regieassistent bei einer Probe unerwartet über die Bühne geht und auf die Klappe tritt... Und wenn der Bühnenmeister gewusst hätte, dass die Beleuchtung noch die Leitung reparieren muss, bevor er den Stecker stecken lässt, hätte der Techniker beim Streifen der defekten Leitung keinen Schlag bekommen. Und unsere Solistin hätte sich nicht in Acrylfarbe gewälzt, wenn sie gewusst hätte, dass diese nicht für direkten Körperkontakt geeignet ist, genauso wie der Malsaal diese Farbe nicht rausgegeben hätte, wenn bekannt gewesen wäre, dass sich jemand darin wälzt. Zum Glück gingen diese Vorfälle glimpflich aus (auch Acryllack geht nach einer Stunde duschen und schrubben langsam weg), und ich habe es geschafft: Einen Text über die genialen Lösungen von Lessons in Love and Violence zu schreiben, ohne mit der Tradition der letzten Kolumne zu brechen. Apropos geniale Lösung: Kinetischer Sand ist feinster Quarzsand, der mit einem Bindemittel versehen ist. Dieser verhält sich zunächst wie Sand, lässt sich schwarz färben und in einer Form zu einem «Baby» pressen. Wenn man dieses vorsichtig aus der Form nimmt und auf der flachen Hand trägt, behält es die Form. Sobald man es nur ein klein wenig drückt oder anfasst, zerfällt das Sandbaby zu Asche.

9 Wie machen Sie das, Herr Bogatu?
Sebastian Bogatu ist Technischer Direktor am Opernhaus Zürich
Illustration: Anita Allemann
Turandot 10

Faszination Fragment

Giacomo Puccini hat «Turandot» nicht zu Ende komponiert. Er starb, bevor das Schluss-Duett fertig war. Seine letzte Oper gehört deshalb zu den berühmten Fragmenten der Kunstgeschichte, um die bis heute gestritten wird. Warum beschäftigen wir uns so gerne mit dem Unfertigen?

Im November 1923 wurden die Halsschmerzen chronisch. Giacomo Puccini war starker Raucher, deshalb mass er ihnen zunächst keine allzu grosse Bedeutung bei. Schon gar nicht deutete er sie als Anzeichen einer Krankheit zum Tode. Dafür war der Komponist viel zu sehr mit seinem nächsten Opernprojekt Turandot beschäftigt. Der Uraufführungstermin rückte näher, der Dirigent Arturo Toscanini studierte bereits die Partitur, aber das Stück war noch nicht zu Ende komponiert. Es fehlte noch das Finale, in dem die Geschichte von der grausamen chinesischen Prinzessin Turandot an ihr glückliches Ende kommen sollte. Alle Männer, die um die Hand der Prinzessin anhalten, werden geköpft, wenn sie die drei Rätsel nicht lösen, die Turandot ihnen stellt. Der Tartarenprinz Calaf jedoch weiss die richtigen Antworten, und so finden der Prinz und die Prinzessin im Finale des dritten Akts in Liebe zueinander. Mit genau dieser Wendung tat sich Puccini schwer. Er fand keine musikalisch plausible Lösung dafür, wie sich die unnahbare, kalte Prinzessin Turandot im letzten Moment der Oper in eine warmherzige Liebende verwandeln könnte. Er war überhaupt in einer Schreibkrise. Das Komponieren ging ihm nicht mehr so leicht von der Hand wie zu den Zeiten seiner Erfolgsopern. Er war nicht mehr zufrieden mit dem, was er bisher geschaffen hatte. Er suchte nach neuen musikalischen Ausdrucksmitteln, die andere Komponisten seiner Zeit wie Arnold Schönberg längst gefunden hatten. Der Schwung war weg. Auch das Alter begann der 65-Jährige zu spüren. Im Oktober 1924 erwiesen sich die Schmerzen im Hals als Kehlkopfkrebs im fortgeschrittenen Stadium.

Puccini, der an die Errungenschaften des technischen Fortschritts glaubte und sie in Form von PS-starken Autos und rasanten Motorbooten immer ausgekostet hatte, begab sich in die Hände eines Brüsseler Arztes, der sein Karzinom mit einer für die damalige Zeit hochmodernen Strahlentherapie zu kurieren versuchte. Die TurandotPartitur ging ihm auch in diesen Wochen nicht aus dem Kopf. Er hatte die Skizzen zum Finale des dritten Akts bei sich und glaubte, nur noch wenige Wochen für die Fertigstellung zu benötigen. Aber an arbeiten war in Brüssel nicht mehr zu denken, zu stark litt er unter Schmerzen und den Folgen der Behandlung. Nadeln mit Radiumkapseln wurden ihm direkt in den Kehlkopf gestochen. Am 29. November 1924 versagte sein Herz. Turandot blieb unvollendet.

Damit findet auch die letzte Oper Giacomo Puccinis ihren Platz im weitläufigen Fundus berühmter Kunstwerke, die Fragment geblieben sind. Die Kunstgeschichte ist

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voll von unabgeschlossenen Romanen, Bauwerken, Bildhauerarbeiten, Filmprojekten, Kompositionen – und die beschäftigen uns mehr als viele leichthändig zu Ende gebrachte (und schnell wieder vergessene) Werke. An den Abbruchkanten des Unvollendeten glauben wir etwas ablesen zu können über die Grösse eines Künstlers oder die Nichtbeherrschbarkeit eines Stoffes. Um sie ranken sich Vermutungen, Legendengeschichten, Theorien und Glaubenskriege. Sie öffnen das Werk in die Möglichkeitsform. Das Fehlende muss hinzugedacht werden, es wird den Argumenten und Spekulationen der Betrachtenden übereignet. Ist der Tod der Grund für den offenen Schluss, wird die Abbruchkante auch zur interessanten Schnittstelle, an dem Leben und Werk einer Künstlerin oder eines Künstlers sich treffen, obwohl wir bei der Betrachtung von Kunst doch eigentlich auf der Differenz von Werk und Biografie bestehen. Unvollendete Kunst, so scheint es, hat einen Mehrwert gegenüber der vollendeten.

Der deutsche Schriftsteller Thomas von Steinaecker hat vor zwei Jahren ein dickes, faszinierendes Buch mit Beispielen unfertiger Kunstwerke veröffentlicht, von Michelangelo, der mehr Torsi hinterlassen hat als jeder andere Bildende Künstler, bis zu den Werken der romantischen Dichter, deren höchster Wunsch es war, im Zustand ewigen Werdens zu verharren und nie an den Punkt der Vollendung zu gelangen, vom Grossmeister des labyrinthisch offenen Romans Franz Kafka bis hin zum Filmregisseur Stanley Kubrick und seinem nie realisierten Film über Napoleon, für den er eine Schlacht mit 40’000 Komparsen drehen wollte.

Auch die berühmten Fragmente der Musikgeschichte kommen in dem Buch vor – Mozarts nach acht Takten im Lachrimosa verstummendes Requiem, Franz Schuberts Unvollendete oder der vermeintliche Fluch der neunten Sinfonie, der Beethoven, Bruckner wie Mahler scheitern liess, eine zehnte Sinfonie zu schreiben. Ein Phänomen, für das Arnold Schönberg eine der überschwänglichsten Begründungen für das Nicht-zu Ende-Bringen von Kunst gab: «Es scheint, die Neunte ist eine Grenze. Wer darüber hinaus will, muss fort. Es sieht aus, als ob uns in der Zehnten etwas gesagt werden könnte, was wir noch nicht wissen sollen, wofür wir noch nicht reif sind.»

Die Gründe für einen fehlenden Schluss waren – jenseits plötzlicher Tode – aber oft profaner. Steinaecker beschreibt die verschiedensten Varianten. Manchen Künstlerinnen und Künstlern fehlten schlicht die finanziellen Möglichkeiten, ihre Projekte zu realisieren, oder sie verloren das Interesse und wandten sich der nächsten Arbeit zu, die dann vielleicht auch wieder unfertig zur Seite gelegt wurde. Manche gerieten im Schaffensprozess in eine Endlosschleife immerwährender Umarbeitung wie Marcel Proust oder vermochten eine einmal eingerastete Schreibblockade nicht mehr zu lösen. Grössenwahn und völlig überzogene Ansprüche an ein Projekt gehören zu den Gründen, auch geistige Umnachtung wie bei Hölderlin, unüberwindbare Selbstzweifel oder Zufälle wie die Strassenbahn, die den Architekten Antoni Gaudí überrollte, als er erst vier der geplanten 18 Türme seiner Riesenkirche Sagrada Familia in Barcelona fertiggestellt hatte.

Es gibt aber auch ein Scheitern in der Sache, einen Stillstand, der im Gegenstand der Arbeit selbst begründet liegt wie etwa bei Arnold Schönberg und seiner Oper Moses und Aron. Sie thematisiert den Gegensatz zwischen der Unvorstellbarkeit Gottes, die Moses propagiert, und dem Bedürfnis, das Unvorstellbare durch Bilder anschaulich zu machen, dem Aron mit der Erschaffung des Goldenen Kalbs Ausdruck verleiht. Gedanke gegen Bild, Abstraktion gegen Konkretion, künstlerischer Fundamentalismus gegen die Notwendigkeit von Vermittlung – das war der innere Zwiespalt, mit dem sich Schönberg in seinem Wunsch konfrontiert sah, eine Oper zu schreiben und so die Reinheit seiner zwölftönigen Kompositionstechnik der unreinen, bildersüchtigen Welt der Oper überantworten zu müssen. An dem Widerspruch arbeitet sich die Handlung des Stücks ab, aber in ihn sah sich auch Schönberg als Künstler selbst verstrickt. Ihm war der Denker Moses zweifellos näher als der Verführer Aron. Seine Oper ist dementsprechend voll von dialektischen Volten zwischen Askese und süffigem Kolorit, mit dem Ergebnis, dass Schönberg sie nicht zu Ende komponiert hat. Es war schlechterdings nicht möglich, sie zu Ende zu bringen, weil die Prinzipien,

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für die Moses und Aron stehen, unversöhnlich sind. Das Werk blieb Fragment. Die Musik endet mit dem fertig gestellten zweiten Akt und den Moses-Worten: «O Wort, du Wort, das mir fehlt.» 19 Jahre lang hat Schönberg am dritten Akt bis zu seinem Tod vergeblich herumgeknobelt. Das Beispiel zeigt, dass ein Opernstoff selbst sich gegen seine Vollendung sperren kann.

Giacomo Puccini geriet mit Turandot in eine ähnliche inhaltliche Zwickmühle. Auch hier war das finale Scheitern bereits in der Anlage des Librettos vorprogrammiert Je länger der Komponist seine Titelfigur mit grossem Chor, Riesenorchester und für seine Verhältnisse kühnen musikalischen Ausdrucksmitteln in eine männerfeindliche Unnahbarkeit einbetoniert, desto schwieriger wird es für ihn, sie am Ende aus dieser Panzerung wieder zu lösen. Immer wieder kommt er in Briefen an seine Librettisten auf das Problem des Schluss-Duetts zu sprechen. Wie eine Bombe soll die Liebesvereinigung einschlagen, aber wie das musikalisch gehen soll, bleibt eine offene Frage. Hinzu kommt, dass das Libretto das Liebesfinale in einer idealistisch heldischen Überhöhe ansiedelt, die nicht leicht anzusteuern ist, schon gar nicht nach dem Tod der Sklavin Liù, mit dem im dritten Akt der von Puccini abgeschlossene und fertig instrumentierte Teil der Oper endet. Liù ist die Frauenfigur, die dem Komponisten viel nähersteht als die heroinenhafte Turandot. Sie gehört zur Familie der empfindsamen, sich für die Liebe aufopfernden und unter den Tränen des Publikums zu Tode kommenden Femmes fragiles, die in Puccinis früheren Opern zentral waren. Der Komponist wusste offenbar nicht so recht, wie er das Interesse auf die Gefühle Turandots lenken könnte, nachdem er die einzig wirklich zu Herzen gehende Figur durch Selbstmord aus dem Stück verabschiedet hatte. 36 Particellseiten gibt es vom Finale, dazu einige Blätter mit Notaten musikalischer Gedanken plus den bis zu diesem Zeitpunkt für gültig befundenen Librettotext.

Es ist kaum zu glauben, dass ausgerechnet ein Meister des Gelingens wie Puccini plötzlich keine Lösung mehr für ein kniffliges dramaturgisch-kompositorisches Problem fand. Das war ihm bis dahin noch nie passiert. Er kannte sich im Maschinenraum seiner Opernstoffe aus wie die Motorkonstrukteure seiner teuren Sportwagen. Er wusste genau, wie das Zusammenspiel von musiktheatralischen Zylindern, Kolben und Zündkerzen im Orchestergraben und auf der Bühne funktioniert, um die grösstmögliche emotionale Energie auf das Publikum zu übertragen. Nur in Turandot ereilte ihn der Kolbenfresser. Der Grund für das fehlende Finale waren vielleicht doch nicht alleine die inhaltlichen Schwierigkeiten, die der Stoff mit sich brachte. Wäre Puccini im Vollbesitz seiner gesundheitlichen Kräfte gewesen, hätte er es am Ende womöglich doch geschafft, das Heldenpaar zusammenzubringen.

Gerade aber weil man in Puccinis Schaffen sonst keine Brüchigkeit findet, fiel es der Opernwelt schwer, den Fragmentcharakter von Turandot zu akzeptieren. So gross die Faszination ist, die von unvollendeten Werken und ihren offen gebliebenen Fragen ausgeht, so sehr lösen sie vor allem in der an die Zeit gebundenen Kunstform Musik die Sehnsucht aus, das Werk als Ganzes erleben zu dürfen. Deshalb wurden viele bedeutende Kompositionen postum zu Ende geschrieben wie Mozarts Requiem von seinem Schüler Franz Xaver Süssmayr oder Alban Bergs Lulu von Friedrich Cerha.

Auch unmittelbar nach Puccinis Tod setzten die Diskussionen um eine Vervollständigung von Turandot ein. Es gab die Skizzenblätter, deren Materialstand allerdings zu unzureichend war, um eine Ausarbeitung im Sinne von Puccini zu garantieren. Der hatte die Lösung seines Problems eben noch nicht gefunden. Deshalb war die Fertigstellung nur in Form einer in wesentlichen Teilen spekulativen Nachkomposition möglich. Wer ist geeignet für eine solche Aufgabe? Die Frage stellt sich bei allen fragmentarischen Kunstwerken. Sind

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brave Schüler und unscheinbare Kollegen die Richtigen, oder starke Künstlerpersönlichkeiten, die sich dann aber vielleicht zu wenig in den Dienst des Meisters stellen? Meist schlägt in dieser Situation die Stunde des Mittelmasses.

Arturo Toscanini soll zunächst den Komponisten Riccardo Zandonai für die Aufgabe vorgeschlagen haben, der allerdings war dem Puccini-Sohn und Alleinerben Antonio zu bekannt. Deshalb fiel die Wahl auf den unauffälligeren Franco Alfano, der das Finale schliesslich zu Ende schrieb. Aber schon Toscanini war nicht einverstanden mit dem Ergebnis. Er entschied sich, die Uraufführung, die fast eineinhalb Jahre nach Puccinis Tod an der Mailänder Scala stattfand, als Fragment enden zu lassen. An der Stelle, an der Puccinis Arbeit abbrach, nämlich nach dem Selbstmord Liùs und dem Trauerzug, der ihm folgt, legte Toscanini den Taktstock nieder, wandte sich zum Publikum und erklärte, dass die unvollständig gebliebene Oper hier ende, weil der Maestro an dieser Stelle gestorben sei. Bereits in der zweiten Vorstellung jedoch wurde das Finale von Alfano gegeben und hat sich in den nachfolgenden Produktionen durchgesetzt. Es ist eine dröhnende Liebesglücksbeschwörung, die das Heldenpaar mit Jubelgewalt geradezu zusammenzwingt.

Wäre Giacomo Puccini bereit gewesen, sich auf das kompositorische und dramaturgische Niveau Alfanos zu begeben, hätte er die Oper lange vor seiner tödlichen Krankheit zu Ende gebracht. Der italienische Komponist Luciano Berio wagte 2002 im Auftrag des Ricordi-Verlags eine weitere Nachkomposition des Schlusses, in der die Vereinigung von Turandot und Calaf eher als eine grossbogige Abblende angelegt ist, als lyrische, schwebende Gefühlsannäherung, die auch den Verstörungen in dieser merkwürdigen Beziehung musikalisch Raum gibt. Durchgesetzt hat sie sich freilich auch nicht. So bleibt als wahrhaftigster Schluss nur die Aufführung als Fragment. «Wo ein Werk und die Wirklichkeit enden», schreibt der Fragment-Experte Thomas von Steinaecker, «beginnen unsere Fantasien und der Mythos. Der Möglichkeitsraum gehört den Unfertigen. Das Träumen lassen wir uns nicht nehmen.»

Turandot Oper von Giacomo Puccini

Musikalische Leitung

Marc Albrecht

Inszenierung

Sebastian Baumgarten Bühnenbild

Thilo Reuther Kostüme

Christina Schmitt

Lichtgestaltung

Elfried Roller

Video Philipp Haupt Choreinstudierung

Janko Kastelic

Choreografie

Sebastian Zuber

Dramaturgie

Claus Spahn

Turandot

Sondra Radvanovsky

Altoum

Martin Zysset

Timur

Nicola Ulivieri

Calaf

Piotr Beczała

Liù

Rosa Feola

Ping

Xiaomeng Zhang

Pang

Iain Milne

Pong

Nathan Haller

Ein Mandarin

Jungrae Noah Kim

Philharmonia Zürich

Chor der Oper Zürich

Chorzuzüger

Zusatzchor und Kinderchor des Opernhauses Zürich

Premiere 18 Juni 2023

Weitere Vorstellungen 21, 24, 27, 30 Juni; 4, 8 Juli 2023

Partner Opernhaus Zürich

Puccinis abgründigste Musik

Am 18. Juni hat eine neue «Turandot» am Opernhaus Zürich Premiere. Am Dirigentenpult steht Marc Albrecht. Ein Gespräch über den metallisch gehärteten Orchesterklang in Puccinis letzter Oper, den Wechsel von Aggression und Anteilnahme in den Chorszenen und das Licht, das die Figur der Liù in das Stück trägt

Probenfotos Admill Kuyler

Liù kann schweigen: Probenszene mit Rosa Feola (Liù, links) und Sondra Radvanovsky als

Turandot 16
Turandot

Marc, warum ist die Oper Turandot eigentlich beim Publikum so beliebt? Vermutlich, weil sie eine der populärsten Arien der gesamten Opernliteratur enthält.

So einfach ist das: Die Leute wollen Nessun dorma hören? Diese Arie hat einfach eine anhaltend elektrisierende Wirkung auf ihre Zuhörer. Dabei ist der von Calaf gesungene Text eigentlich nur ein Beispiel für männliche Hybris. Die Musik dazu ist dann allerdings einfach hinreissend. Wenn es Nessun dorma nicht gäbe, sähe das mit der Popularität von Turandot vielleicht anders aus. Das Stück ist auf den ersten Blick nämlich weniger zugänglich als andere Werke Puccinis. Es ist eine merkwürdig lichtlose Oper mit beklemmender Handlung. Die Härte der Charaktere und auch des Tonfalls zieht sich durch alle drei Akte. Vor diesem Hintergrund wirkt das Licht, das die Figur der Liù in das Stück trägt, umso stärker.

Das Libretto basiert auf einem Schauspiel von Carlo Gozzi, in dem die Figur der Liù in anderer Gestalt und in viel marginalerer Bedeutung vorkommt. Liù ist eine Erfindung Puccinis. Ja, sie kam auch im ersten Librettoentwurf der Oper noch nicht vor. Puccini hat sie erst im Verlauf des Entstehungsprozesses eingefügt. Man sieht daran, wie sehr Puccini auch sein eigener Dramaturg war und an der theatralischen Konzeption in diesem Fall noch viel intensiver mitgearbeitet hat, als bei früheren Werken. Seine Ungeduld hat dabei die beiden Librettisten regelrecht gepeinigt. Wenn er beim Komponieren nicht schnell genug voran kam, schrieb er sich notfalls selbst die Verse wie beispielsweise in Liùs letzter Arie.

Turandot war eine schwierige Geburt für Puccini. Er hat sehr gekämpft mit dem Stoff und der musikalischen Sprache. Und wie wir wissen, ist er gestorben, bevor das Finale fertig war. Hat er so intensiv gesucht, weil er nicht genau wusste, wohin die Reise mit Turandot gehen sollte, oder stand ihm das, was er wollte, besonders genau vor Augen, und er konnte es nur nicht auf das Papier bringen?

Wahrscheinlich beides. Puccini hat sich tatsächlich sehr an dem Stoff abgearbeitet, die Komposition immer wieder unterbrochen, um den Text ändern oder gleich neu schreiben zu lassen. Oft brauchte es mehrere Textfassungen bestimmter Passagen, um kompositorisch weiter voran zu kommen. Aber schliesslich hat ihn sein untrügliches Gespür für dramatische Zusammenhänge die richtigen Entscheidungen treffen lassen. Durch seine visionäre Akribie ist ein Drama entstanden, das die Version Gozzis an Gehalt und Tiefe weit hinter sich lässt.

Puccinis Stoffe waren bis dahin konkret, realistisch, manche sagen: veristisch. Und plötzlich greift er zu einem Märchenstoff, der wie alle Märchen auf Bilder und Typisierungen aufbaut. Die Turandot ­Geschichte hat ja ihre Wurzeln in einer Erzählung aus Tausendundeiner Nacht. Wie ist das Interesse zu erklären?

Puccini wollte mit diesem chinesischen Märchen endlich neue Wege beschreiten. Der Triumph der Liebe über die Finsternis hat ihn als Thema fasziniert und zu seiner besten und abgründigsten Musik inspiriert. Und wenn man nachliest, wie dornig der Schaffensprozess für ihn war, der sich über vier Jahre hinzog, hat man das Gefühl, dass es ihn selbst fröstelte angesichts des Charakters seiner Hauptfigur, Turandots Kälte wurde für ihn immer mehr zum Problem. Liù entspricht da dem Typus der vom Komponisten geliebten Frauenfiguren seiner früheren Opern. Er brauchte diesen positiven Charakter und die entsprechende Musik, um über der Arbeit nicht zu verzweifeln. Daher macht es auch Sinn, das Stück mit dem Tod Liùs enden zu lassen. Sie ist das heimliche Zentrum der Oper.

18 Turandot

Es gibt lediglich 36 Skizzenseiten zum Finale des dritten Akts. Hat Puccini es einfach nicht hingekriegt, oder war es doch der Tod, der die Vollendung verhinderte?

Er sagte zwar selbst, es sei nur noch eine Sache von sechs oder sieben Wochen, aber ich habe da meine Zweifel. Dieses grosse abschliessende Duett war für Puccini der wichtigste Moment des Dramas, dem er vor allem musikalisch erhabene Schönheit geben wollte, die Krönung alles Vorherigen. Insbesondere der alles entscheidende Kuss sollte ein sinfonisch­epischer Moment purer Magie werden. Aber er wusste eben noch nicht, wie das hätte gehen können. Im Manuskript findet sich dann am Rand eines Notenblatts der Hinweis «Poi Tristano» (weiter wie bei Tristan). Das hat beinahe etwas Rührendes. Man weiss, dass er sich in dieser Zeit intensiver mit Wagners Tristan beschäftigt hat, die Partitur aber einmal frustriert zugeklappt und sinngemäss gesagt hat: Wir sind alle nur Hütchenspieler – dieses werden wir nie erreichen! Neben seiner Krankheit waren es die destruktiven Selbstzweifel, die ihn immer wieder stark behinderten.

Wir geben in Zürich nicht die oft gespielte Fassung mit dem von Franco Alfano nachkomponierten Finale. Wir enden mit dem Tod Liùs, an der Stelle also, an der Puccini nicht mehr weitergeschrieben hat. Was waren deine Überlegungen als Dirigent für diese Entscheidung?

Immer wenn ich bei Turandot im Publikum sass und die Oper mit dem AlfanoSchluss gehört habe, fand ich dieses Finale problematisch. Es wirkt seltsam grob und mit Ausnahme von zwei kurzen Momenten eher unpoetisch. Es klingt vor allem nach Alfano. Es ist hier eben anders als etwa bei Alban Bergs Lulu, wo das kompositorische Material für den fehlenden dritten Akt im Wesentlichen im Particell vorlag und es «nur» noch instrumentiert werden musste. Bei Turandot ist das von Puccini hinterlassene Skizzenmaterial bruchstückhaft und lässt wesentliche Fragen offen. Daher sind für mich alle bisherigen Versuche, diese letzten beiden Szenen zu vervollständigen, nicht überzeugend. Sie schwächen das Werk eher, gerade im entscheidenden Moment. Ich finde es stärker, die Oper mit Liùs Tod enden zu lassen in dem Wissen, dass dies die letzten Takte sind, die Puccini komponiert hat. Ich glaube, dass die Oper so auf ihrem inneren Höhepunkt schliesst.

Du hast in letzter Zeit sehr viele Opern dirigiert, die im zeitlichen Umfeld von Turandot entstanden sind wie Werke von Erich Wolfgang Korngold, Alexander von Zemlinsky oder Richard Strauss. Wie blickst du mit diesen muskalischen Parallelerfahrungen auf die Turandot ­Partitur? Ich finde es spannend, dass sie alle hinter den selben Stoffen her waren, dass Puccini beispielsweise auch sehr genau Die tote Stadt geprüft hat, die Korngold dann vertont hat, oder dass Puccini lange und ernsthaft an der Florentinischen Tragödie interessiert war, die dann von Zemlinsky komponiert wurde. Die haben alle um ähnliche Themen gerungen. Das zeigt Puccinis Zeitgenossenschaft mit diesen Komponisten. Nur dass Puccini einer anderen Generation angehörte. Er hat sehr deutlich wahrgenommen, dass die Moderne angebrochen war und das Komponieren sich in eine neue Richtung bewegt hatte. Diesen Aufbruch konnte er selbst nur teilweise nachvollziehen, aber er war an ihm interessiert. In seinem letzten Lebensjahr ist Puccini noch zu einer Aufführung von Schönbergs Pierrot Lunaire gereist und war davon irritiert und fasziniert zugleich. In Turandot findet man daran auch Anklänge, in der Beschwörung der Geister der verstorbenen Prinzen.

Gleichzeitig gibt es Briefstellen, in denen er kein gutes Haar an der neuen Musik von damals lässt.

Nach aussen hin musste er wohl so reagieren. Puccini hat 1913 Strawinskys Sacre du printemps in Paris gehört und fand das irgendwie interessant, aber vor allem

«Der Chor spielt die eigentliche Hauptrolle in dieser Oper»

schrecklich. In der Turandot ­Partitur jedoch finden sich immer wieder Spuren von Strawinsky. Über Schönbergs Gurrelieder lästerte er, eigentlich hätte er keine Lust gehabt, Richard Wagner zu hören, man solle ihn mal den richtigen Schönberg hören lassen. Er hat genau studiert, was um ihn herum passierte, auch die Werke von Richard Strauss. Er wusste genau, was die Kollegen machen und wie sie es machen – nicht zuletzt, um seinen eigenen Stil bewusst dagegen behaupten zu können. Nicht ausgeschlossen, dass er dabei Anleihen bei Komponisten machte, von denen er sich gerade noch distanziert hatte.

Nimmst du Turandot kompositorisch als rückwärtsgewandt wahr, oder hat sie doch moderne Züge?

Turandot ist für mich ein Werk des Aufbruchs. Puccini hat dabei die Parameter seiner Musik, insbesondere Harmonik und Instrumentation, einer Totalrevision unterzogen. Bitonalität verwendet er dabei zum ersten Mal im grossen Massstab. Gleich zu Beginn des Stücks, zur Rede des Mandarins, setzt er den neuen Ton und lässt das Orchester den Grundakkord aus gleichzeitigem d­Moll und Cis­Dur nicht weniger als 60mal hämmern. Der harte und unerbittliche Sound der beiden Xylophone komplettiert diese albtraumhafte klangliche Szenerie. Wir werden dadurch ganz unmittelbar hineingezogen in die brutale Welt dieses Märchens, und von den ersten hasserfüllt herausgeschleuderten Rufen des Chores nach dem Henker Pu­Tin­Pao scheint der Weg zu Schönbergs Moses und Aron nicht mehr weit.

Der Orchesterapparat ist riesig. Eigentlich sind es ja sogar zwei Orchester, eins auf und eins hinter der Bühne.

Du meinst die grosse Banda hinter der Bühne mit zehn Blechbläsern, Saxophonen, Orgel, die Fanfaren in der Hinrichtungsszene des persischen Prinzen. Das alles irrlichtert von draussen herein und trägt ein beunruhigendes Element in das Stück. Man spürt, wie gross dieses imaginäre Peking ist, und dass die Oper surreale Räume öffnet, die alle mit bespielt werden. Das Orchester im Graben ist das grösste je von Puccini verwendete – neben dem schon erwähnten Xylophon und Bass­Xylophon spielt auch eine Batterie chinesischer Gongs für den Klang eine wichtige Rolle. Wenn früher bei Puccini die ausdrucksvolle Streichermelodie prägend war, so steht nun ein gehärteter Grundklang an deren Stelle, der dem inneren Zustand der Titelheldin und der Erstarrung des ganzen Staates entspricht.

Welche Rolle spielt das Chinesische in der Musik?

Der musikalische Exotismus der Turandot geht deutlich über das hinaus, was Puccini in Madama Butterfly bereits versucht hatte. Das Verwenden originaler oder auch nur gut erfundener chinesischer Volkslieder war natürlich naheliegend. Und Puccini macht es auf sehr intelligente Weise: Er borgt sich zwar zentrale Melodien, integriert sie harmonisch aber in seine eigene musikalische Grammatik. Pentatonische Melodik findet man oft – in den Chorpartien und vor allem bei den ursprünglich aus der Commedia dell’arte stammenden drei Ministern. Aufregend an dieser Partitur finde ich die formale Weite, die Puccini hier einzieht. Er spannt Bögen über einen ganzen Akt hinweg, die er durch grosse Tableaux wie die Hinrichtungsszene des persischen Prinzen oder den Mondchor strukturiert. In Turandot hat Puccini einen langen Atem entwickelt und muss nicht mehr alle zehn Takte das Tempo ändern. Das ist neu: diese Ruhe, Geduld und Übersicht. Trotzdem erzählt er detailliert seine Geschichte, aber eben nicht mehr verspielt und nicht mehr jeder spontanen Eingebung folgend. Das ist spannend, weil er natürlich insgesamt trotzdem immer ein äusserst agiler Komponist bleibt, immer ganz nah am Herzschlag seiner Figuren.

Was muss man als Turandot­Dirigent interpretatorisch im Auge behalten?

Die grossen Chormomente. Die Rolle des Chores steht hier singulär in Puccinis

20 Turandot

Schaffen. Er fordert dem Chor eine enorme Ausdrucksvielfalt ab – die Gewalt, die überschiessende Aggression, das Ätzende, Sadistische und im nächsten Takt Momente grosser Zartheit und Anteilnahme. Der Chor spielt die eigentliche Hauptrolle der Oper. Deshalb bin ich auch bei jeder szenischen Chorprobe dabei. Turandot zu machen, kam für mich nur mit einem Regisseur in Frage, der wie Sebastian Baumgarten mit besonderen Ideen den Chor bewegt, denn darauf kommt es in dieser Oper an.

Woran entscheidet sich beim Dirigat, ob eine Turandot ­Interpretation gelingt? Als Dirigent muss man einen Ausgleich suchen zwischen der Monumentalität und den relativ wenigen lyrischen Momenten, denen Puccinis besondere Liebe galt Wenn das Zarte und Fragile, also das Wertvollste dieser Musik, gelingt, dann erschliesst sich von dort aus alles Übrige.

Das Gespräch führte Claus Spahn

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Der Dirigent Marc Albrecht bei einer szenischen Chorprobe

Foto links oben: Iain Milne als Pang, Nathan Haller als Pong und Xiaomeng Zhang als Ping

Foto rechts: Sondra Radvanovsky als Turandot

Foto unten: Chor des Opernhauses Zürich

Rasant beschleunigte Erregungskurven

Der Regisseur Sebastian Baumgarten nimmt in «Turandot» die Stimmungslagen ihrer Entstehungszeit wahr, die aggressiv aufgeheizte gesellschaftliche Atmosphäre, den Irrationalismus und den Geschwindigkeitskult der italienischen Futuristen

Sebastian, du hast eine Schwäche für die Opern von Giacomo Puccini. Was begeistert dich an ihnen?

Puccinis Wirkungsästhetik verfängt bei mir. Ich mag die Energie, die seinen Werken innewohnt, die Überhitzung. Dagegen kann ich mich intellektuell wehren, aber es nützt nichts.

Was löst bei dir intellektuelle Abwehrreaktionen aus? Dass Puccini gerne unter Kitschverdacht gestellt wird?

Nicht nur unter Kitschverdacht. Er pflegte ja für seine Zeit einen eher rückwärts gewandten Kompositionsstil. Er ist eine Künstlerfigur, die mit patriarchaler Autorität auftritt. Man spürt bei ihm eine Nähe zum italienischen Futurismus, zu Mussolini und der Entstehungsphase des Faschismus. Solche Indizien leuchten bei mir wie Warnschilder auf. Aber ich muss zugeben, dass mich eine Oper wie Turandot trotzdem einfach kriegt – und das ist immer ein guter Widerspruch, diese Werke auch zu inszenieren. Es gibt Künstler, die mir intellektuell viel näher stehen, bei denen aber weniger Reibungshitze zwischen mir und dem Material entsteht.

Was ist so packend an Puccinis Musik?

Er ist immer auf den Punkt, und er ist schneller, als man es bei einem Opernkomponisten seines Schlages erwartet. Die Feier der Geschwindigkeit, die ich in Turandot wahrnehme, korreliert mit dem Tempowahn der Futuristen. Die Geschwindigkeit fällt zusammen mit plötzlichen Abstürzen und einer starken Fragmentierung. Die Stimmungsumbrüche und die vielen Doppelstriche in Turandot sind wie kubistische Verschiebungen. Gleichzeitig hat Puccinis Musik diese grosse Eingängigkeit. Eine Arie wie Nessun dorma – das muss man ja wirklich mal sagen –ist mit einer unfassbaren Könnerschaft gemacht und zwar nicht als Ergebnis eines kompliziert reflexiven Kompositionsvorgangs, sondern intuitiv. Weil du den Kitschverdacht angesprochen hast: Ich finde, der greift in der Musik nicht. Wenn überhaupt, dann eher in der Anlage der Stoffe und auf dramaturgischer Ebene. Da ist vieles problematisch, Puccinis Frauenbild etwa, stereotype Milieuentwürfe oder fragwürdige Figurenkonstellationen. Aber ich muss ehrlicherweise gestehen: Genau das interessiert mich als Regisseur verbunden mit der Frage, wie man heute damit umgehen kann.

Du sagst, Puccini schreibe intuitiv. Ist bei ihm nicht alles unglaublich strategisch und kalkuliert hergestellt, die dramatischen Höhepunkte, die Momente des Sentiments, die Kontraste, das Timing?

Ich empfinde es als intuitiv, aber klar, gibt es da eine Ambivalenz. Bei Puccini ist es beides zugleich. Man spürt das zum Beispiel bei den Arienhits und der Tatsache,

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Sebastian Baumgarten auf der Probe

dass sie an Stellen kommen, an denen sie gar nicht kommen müssten. Tosca beispielsweise sitzt bei Scarpia. Man weiss gar nicht, warum die Handlung plötzlich stoppt, und dann kommt Vissi d’arte. Das macht für den Fortlauf der Geschichte eigentlich keinen Sinn, ist aber dramaturgisch trotzdem sehr bewusst gesetzt. Das ist kalkuliert als Einbruch. Eine Kalkulation, die du nicht lernen kannst.

Puccini hat fast ausschliesslich für das Theater geschrieben. In einem Brief sagt er, er könne nur komponieren, «wenn sich meine Henker­Marionetten auf der Bühne tummeln». Alles, was er schreibt, ist an der Theaterpaxis ausgerichtet und geradezu filmisch in der Musik ausgearbeitet. Macht das die Arbeit für dich als Regisseur leichter oder schwerer, wenn sozusagen jede Zigarette, die in der Handlung angezündet wird, in Töne gefasst ist?

Das kann man nicht eindeutig beantworten, das kann so oder so sein. Zu Puccinis Sinn für Theaterpraxis gehörte ja auch, dass er seine neuen Opern bis zur Uraufführung begleitete und das Komponierte an die konkreten theatralischen Gegebenheiten anpasste. Dieser Abgleich mit der Praxis konnte bei Turandot wegen seines Todes nicht mehr stattfinden, und ich finde, das merkt man dem Stück an. Puccini will in der Musik manchmal mehr als die Szene herstellen kann. Es wäre interessant gewesen, ob er die Gestalt der Oper während der Proben noch einmal revidiert hätte. Man sagt bei bestimmten Opern übrigens immer, dass sie filmisch gedacht seien, aber ich sehe es andersherum: Die Oper ist wie die Vorerfindung des Films. Filmmusik ist so bedeutsam für die bewegten Bilder wie die Musik in der Oper. Ich bin ein grosser Fan von Musik aus Fernsehserien der siebziger Jahre wie Die Strassen von San Francisco. Es ist unglaublich, was da passiert, Jazz, Bigband­Sound mit gestopften Posaunen usw., und man spürt, dass das alles bei der Wirkungsästhetik von Opernkomponisten wie Puccini, Wagner oder Verdi abgehört ist.

Turandot ist in der zweiten Dekade des 20. Jahrhunderts entstanden. Was ist charakteristisch für diese Zeit, und wie schlägt sie sich in der Oper nieder? Diese Zwanziger Jahre waren geprägt von politischen und sozialen Unruhen. Die Katastrophe des Ersten Weltkriegs steckte den Menschen noch in den Knochen, und die hochaggressive, aufgeheizte Stimmung spiegelt sich auch in Puccinis Oper, etwa in den Chorauftritten im ersten Akt. Oder bei Calaf: Er will um jeden Preis die drei Turandot­Rätsel lösen und gegen diese Frau gewinnen. Alle versuchen ihn, davon abzuhalten, sein Vater Timur und Liù, die Minister Ping, Pang, Pong, und auch das Volk. Alle führen ihm vor Augen, wie grausam das für ihn enden wird, aber er muss es durchziehen. Er muss diesen Gong schlagen, durch den das blutige Rätselritual erneut in Gang gesetzt wird. Er wird da als frenetische Heldenfigur erkennbar, die gegen allen Rat und gegen alle Vernunft handelt. Dieser Irrationalismus, diese Bereitschaft zur Übersteigerung erzählt viel über die Stimmungslage der Umbruchszeit, in der Turandot entstanden ist. Die heraufdämmernde IndustrieModerne, der Imperialismus, der Kolonalismus, die heftigen Verteilungskämpfe –das alles ist Hintergrund für diesen Stoff. Die Parallelen zu den italienischen Futuristen habe ich ja bereits erwähnt. Auch Puccini liebte die schnellen Motoren, und ein Kennzeichen der Turandot­Partitur sind die rasant hochfahrenden Erregungskurven. Ich nehme diese Beschleunigung in der Musik als ein Kippen ins Surreale wahr. Sie erinnert mich an schnell drehende Räder, bei denen es ab einem bestimmten Umschlagpunkt so aussieht, als würden sich die Speichen langsam rückwärts drehen.

Der Gesamteindruck der Handlung ist ein statischer: Nichts scheint mehr zu gehen in dem Reich, an deren Spitze Turandot steht. Alle sehnen sich nach Veränderung und Erlösung, aber es herrscht Erstarrung.

Genau. Turandot hat den Stecker gezogen. Der Grund ist aus heutiger Sicht ein feministisches Anliegen: Ihre Urahnin Lou­Ling ist vor tausend Jahren von einem

«Turandot ist ein erfundenes China, mit einer Musik, die so chinesisch klingt, wie ein italienischer Komponist sich chinesische Musik vorstellt»

Tartarenkönig missbraucht worden. Lou­Lings Schrei habe «Zuflucht in ihrer Seele genommen», erklärt Turandot in ihrer grossen Arie In questa reggia. Den Missbrauch rächt sie nun durch Totalverweigerung. Ihr Motiv ist feministisch, aber ihre Aggressivität und das Stoppen aller Vorgänge sind männliche Strategien. Keiner ist für sie, weder das Volk, noch die Minister, noch ihr Vater, der alte Kaiser Altoum. Alle wollen ein Ende des Stillstands. Turandot ist eine Widerstandsfigur, die am Ende mundtot gemacht wird. Dass Calaf sie bezwingt, ist sozusagen die Rache des Imperiums an ihrer Verweigerung. Die Beziehung zwischen Calaf und Turandot ist dadurch zusätzlich aufgeladen, dass Calaf ebenfalls aus dem Geschlecht der Tartaren stammt, das der Urahnin die traumatische Gewalt angetan hat. Wie man sieht: Die Handlung, die hier abläuft, ist nicht die Geschichte einer grundsätzlich unnahbaren Prinzessin, deren kaltes Herz durch die Kraft einer italienischen Tenorliebe erweicht wird.

Puccini hat mit Turandot zu einem Märchenstoff gegriffen, in dem die Charaktere eher schemenhaft gezeichnet sind. Ist das für dich als Regisseur ein Problem?

Überhaupt nicht. Märchen und die grundsätzlichen Themen, die sie behandeln, sind viel geräumiger als eine konkrete Geschichte. Eine Märchenoberfläche, wie sie Turandot bietet, ist in vielerlei Hinsicht interpretationsfähig. Man streicht bei Puccini immer so heraus, dass er in seiner letzten Oper überraschend einen Märchenstoff gewählt hat, in dem die Figuren überhöht und modellhaft sind. Ich frage mich, ob das in seinen früheren Opern wirklich so viel anders war. Nehmen wir Tosca: Sie ist die Gute, Scarpia der Böse, und Cavaradossi ein Kämpfer für politische Freiheit. In dieser Grundkonstellation wird letztlich auch in dieser Oper alles durchgespielt. Vielleicht fand Puccini den Realismus, mit dem man ihn immer in Verbindung brachte, gar nicht so interessant, als er sich an Turandot machte. In der Malerei ist der Realismus zu dieser Zeit auch verschwunden. Die Moderne war nicht mehr die Zeit für die feinfühlig stringente Ausarbeitung von Figuren und konsistente Plots. Scharf geschnittene Aspekte, die verkantet nebeneinander stehen, waren viel interessanter. Puccini war ja über die künstlerischen Entwicklungen seiner Epoche informiert. Er versuchte zwar, sich an das Alte zu halten, aber folgenlos zog das Neue eben doch nicht an ihm vorbei.

Was folgt daraus für dich als Regisseur?

Es gibt grosse Chöre in Turandot, kurze Arien, die «Komödien»­Szenen von Ping, Pang, Pong. Man muss versuchen, die Kontraste scharf zu ziehen und gleichzeitig gegen die Gefahr eines unverbundenen Nacheinanders anzuarbeiten. Man muss Subtexte stark machen und Reaktionen motivieren. Warum beispielsweise beginnt Turandot, ihre grosse In questa reggia­Arie ziemlich unvermittelt zu singen?

Weil der Chor die Melodie mitsummt, mit der die Knaben zuvor die Prinzessin angefleht hatten, die seufzenden Stimmen nicht länger zu überhören und von ihrer Höhe herabzusteigen. Das bringt Turandot unter Druck, sie will sich rechtfertigen. Ausserdem geht es natürlich grundsätzlich darum: Wie kriege ich den hohen Puls dieser Gesellschaft in Tempo auf der Bühne umgesetzt? Wie kriege ich Bewegung in den Chor? Da kann ich zum Glück auf die volle Unterstützung durch den Chor des Zürcher Opernhauses bauen.

Welche Rolle spielt für dich, dass Puccini seine Oper in China verortet hat? Es ist ein erfundenes China mit einer Musik, die so chinesisch klingt, wie sich ein italienischer Komponist eben chinesische Musik vorstellt.

Ich habe gelesen, dass er einige Melodien einer chinesischen Spieluhr entnommen hat, die ein Freund in Bagni di Lucca besass und – Achtung! – in der Schweiz hergestellt wurde.

27 Turandot

Soviel zur Authentizität des Chinesischen. Es ist selbstverständlich ein FantasieChina, mit dem wir es hier zu tun haben. Tiefgreifende gesellschaftliche Themen in der kulturellen Ferne zu verorten, um sie über den Umweg des Exotischen darstellbar zu machen, ist ja eine bewährte Strategie im Theater. Das schafft eine veränderte Perspektive. Bestimmt wollte Puccini mit der Stoffwahl auch ganz simpel die Sehnsucht nach dem Exotischen bedienen. Das geht aber heute nicht mehr. Die Diskussionen um kulturelle Aneignung und stereotype Darstellung fremder Kulturen, die wir gerade führen, lassen bei einer Oper wie Turandot alle Ampeln für eine folkloristisch chinesische Ausstattung auf Rot gehen. Die würde mich auch gar nicht interessieren. Geht man der Frage nach, wie sich Puccini sein China vorgestellt hat, kommt man sehr schnell weg von fernöstlichem Dekor und landet bei ganz anderen Themen, etwa dem Konflikt zwischen Matriarchat und Patriarchat. Eine junge Frau ist in der Lage, kraft ihrer Identifikation mit einer weiblichen Urahnin den ganzen patriarchalen Apparat auszuhebeln – das ist doch ein interessantes und durchaus modernes Thema, bei dem es völlig zweitrangig ist, in welchen kulturellen Kontext man es ansiedelt.

Und wo ist es in der Zürcher Neuproduktion angesiedelt?

Dazu vorab nur so viel: Der Gedanke der Überschreibung ist für uns wichtig gewesen, so wie Puccini auch eine Turandot­China­Überschreibung vorgenommen hat. Der Stoff stammt ursprünglich aus den Märchen aus Tausendundeiner Nacht. Carlo Gozzi hat ein Schauspiel daraus gemacht, das Friedrich Schiller zu einer eigenen Dramenversion umgearbeitet hat. Die wiederum war der Ausgangspunkt für Puccinis Librettisten. Man nimmt ein grosses Blatt Papier und beginnt, eine Welt darauf zu zeichnen. Hinter dem Papier liegt die politische Realität der Entstehungszeit, über die wir bereits gesprochen haben. Die drückt sich natürlich durch das Papier durch.

Das Gespräch führte Claus Spahn

28 Turandot

Vinceeeeeerò

Die Arie «Nessun Dorma» ist nur drei Minuten lang und eine der populärsten der gesamten Opernliteratur. Warum eigentlich?

Über die grosse Karriere einer kleinen Tenor­Arie

Es muss nicht das C sein. Ein H reicht zum Sieg, seit es «Pavarottis Aria» gibt, die sich in das kollektive Gedächtnis eingegraben hat wie keine andere, diese innige, süsse, sinnliche, sieghafte Hymne, die der unbekannte Prinz an die eiskalte Schönheit Turandot richtet. An die Prinzessin Gnadenlos, die ihn dem Schwert des Henkers überantworten wird, wenn sie das eine Rätsel zu lösen vermag, das er ihr aufgegeben hat, nachdem er die drei ihm aufgegebenen Rätsel gelöst hat: seinen Namen zu entdecken. In der Stille der Nacht, auf den Stufen vor dem kaiserlichen Palast sitzend, nimmt er, noch ganz versunken in einen Traum, den warnenden Gesang ferner Stimmen auf: «Nessun dorma» (Niemand schläft), erst leise und bebend, dann siegessicher: «Vin­ce­ròòòòò».

Bekommen wir das wirklich so zu hören? Hören wir nicht immer «Vin­ceeeeee­rò» (jedes «e» mit der Dauer von einer Sekunde) – und dies keineswegs erst seit Pavarotti? So aber steht es nicht in der Partitur. Das hohe H ist eine kurze Sechzehntel­Durchgangsnote zu dem als ganze Note notierten hohen A. Aber ist das dem anerkennungsbegehrlichen Herzen, das doch in der Brust eines jeden Tenors schlägt, zuzumuten? Selbst der eminente Gesangslehrer Martial Singher findet in seinem «Interpretive Guide», der detaillierte Anweisungen für die Ausführung von 150 Arien enthält, zu einer Konzession bereit: Das «im hohen Dom der Resonanz geformte H kann weit länger als notiert gehalten werden – wenn es denn gut ist».

Nur 28 Takte ist die Arie lang, das ergibt je nach Tempo drei Minuten. Ewigkeitsminuten. Gegen Puccini ist der Verdacht ausgesprochen worden, er habe seine Arien kurz gehalten, damit sie auf einer Seite einer Schellackplatte, damals zweieinhalb bis drei, dann vier Minuten lang, untergebracht werden konnten. Er war, wie Kurt Tucholsky stichelte, der «Verdi des kleinen Mannes», der den kleinen Mann mit seinen Schlagern entzückte, weil sie das Lebensgefühl der Zeit trafen. Wie dem auch sei: Hätte er ahnen können, was aus dem von Calaf angestimmten Liebes­ und Siegestraum werden würde? Zu einem «Hit» wurde die Arie 1990, als die BBC ihre Zuschauerinnen und Zuschauer mit einem Jubelgesang auf die damals in Italien ausgerichtete Fussball­Weltmeisterschaft einstimmen wollte. Dafür ausgewählt wurde die Aufnahme von Luciano Pavarotti, der den Calaf neben der Turandot von Joan Sutherland in der 1972 entstandenen Aufnahme von Turandot unter Zubin Mehta gesungen hatte. Big P. traf denn auch auf die lustvoll eingestimmten Ohren des TV­Publikum in aller Welt, als er am 7. Juli 1990 zum Abschluss eines Konzerts in den römischen Terme di Caracalla die Arie anstimmte – mit einem bezaubernden Siegeslächeln auf dem Gesicht. Den Jubel der 6’000 Besucher belohnte er, zusammen mit seinen Kollegen José Carreras und Plácido Domingo, mit einem Medley. «Nessun dorma» per tre: ein höherer und zauberischer Jux der Kunst. Sie hätte, so verkündete die tenorale Dreifaltigkeit, die «Menschen an die Oper herangeführt». Eine fromme Lüge. Sie hatten nur herausgefunden, dass es Schlager gibt in der Oper. Da nichts erfolgreicher ist als der Erfolg, bekam «Nessun dorma» ein Dacapo bei den folgenden Fussball­Welt­

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meisterschaften bis ins Jahr 2006, als der schwerkranke Pavarotti nur noch die Lippen­Synchronisation einer Audio­Spur für die Kamera lieferte. Puccinis Melodie war endgültig in die Welt des Pop geraten: als «soul­infused version» von Aretha Franklin, als Pop­opera­Schlager von Paul Potts, als Trompeten­Solo von Chris Botti, als Leid­Motiv von Liebesfilmen und in tausendunddrei weiteren Formen der «kulturellen Aneignung», gar nicht zu reden von dreister politischer Vereinnahmung wie durch den rechtspopulistischen italienischen Politiker Matteo Salvini und seine Lega­Partei.

Der unbekannte Prinz, schon in seiner ersten Szene von der «divina bellezza» , der göttlichen Schönheit, ob der im Mondlicht erscheinenden Prinzessin vom coup de foudre getroffen, ist auf das Objekt seiner Liebe so fixiert, dass er für das Sklavenmädchen Liù nicht mehr als Mitleid aufbringen kann. Sie ist ihm lästig, selbst seinem lamentosen «Non piangere, Liù» (Weine nicht, Liù) gibt er den Ton einer Mahnung. «Nessun dorma», ein Andante sostenuto, steht in G ­Dur. Die Melodie ist rein syllabisch, es finden sich keine Melismen oder ornamentale, sondern nur dynamische und agogische Verzierungen. Allein der Stimme obliegt es, die Atmosphäre eines Wunschoder Wahrtraumes zu schaffen. Zu Beginn muss deutlich werden, dass Calaf die Prinzessin noch als fern und kalt anspricht, gerade durch die bittere Lautung des doppelten «d» in «fredda». Mit mehr Emphase und Leidenschaft ist die schlichte und süsse Phrase «Ma il misterio è chiuso in me» (Doch mein Geheimnis ist in mir verschlossen) zu durchdringen. Der Puls beschleunigt sich bei «il nome mio nessun saprà» (Niemand wird meinen Namen wissen), bevor eine Legatissimo­Linie drei hohe A’s bindet, das dritte auf «lo» sollte die vibrierende Intensität haben, die nur einem tenore spinto möglich ist. Nach vier chorischen Takten aus dem Off – «Niemand wird seinen Namen wissen» – folgt con anima und crescendo molto der ekstatische Siegesjubel. Das lapidare Resümee von Martial Singher: «Noch so viel Künstlerschaft reicht für die Arie nicht aus, wenn die Stimme des Darstellers keine grosse Stimme ist.»

Die Arie war erst als Skizze vorhanden, als Puccini sie 1922, auf dem Höhepunkt der Arbeit, am Klavier gemeinsam mit dem Tenor Giovanni Martinelli erprobte – so wie er lange zuvor «Che gelida manina» aus La bohème mit Enrico Caruso «getestet» hatte. Martinelli, damals Nachfolger Carusos an der Met, konnte die ihm versprochene Partie bei der Mailänder Premiere nicht singen. Denn Giulio Gatti­Casazza, der Leiter der Met, hatte ihm gedroht, dass er durch einen Auftritt an der Scala in New York zur persona non grata werden würde. Auch zwei andere Tenöre, die Puccini in Betracht gezogen hatte – Beniamino Gigli und Giacomo Lauri­Volpi – wollten ihre Met­Engagements nicht aufs Spiel setzen. So fiel die Partie in der von Arturo Toscanini geleiteten Uraufführung an den Spanier Miguel Fleta. Ein Rätsel, dass Fleta, der nach der Premiere mit viel Beifall bedacht worden war, keine Aufnahme der Arie machen konnte.

In der ersten Aufführung ausserhalb von Italien – in Buenos Aires, 25. Juni 1926 – fand Calaf einen brillanten Sänger in Giacomo Lauri­Volpi, der seit dem 16. November 1926 für fast zwei Jahre auch die meisten Aufführungen an der Met bestritt, durchweg neben Maria Jeritza. Die glänzenden Kritiken werden durch eine 1942 entstandene Platte nicht mehr bestätigt. Auch Giovanni Martinelli war über seinen Zenit hinaus, als er den Part in der Londoner Krönungssaison 1937 neben Eva Turner (weithin als überragende Turandot angesehen) mit stählern gepanzertem Tenor sang.

Die sprichwörtliche Werktreue, die Toscanini von seinen Sängern einforderte, mag erklären, dass zwei Tenöre aus dem Scala­Ensemble das H als Durchgangsnote gesungen haben: Aureliano Pertile (1927) wie Francesco Merli noch in der ersten Gesamtaufnahme der Oper (1937). Auch Antonio Cortis, eine Zeitlang als spanischer Caruso gefeiert, begnügt sich in seiner ebenso brillanten wie zart­glühenden Aufnahme (1929) mit einem kurzen H. Aber mit welcher Glut leuchten die fünf hohen A’s in «Dilegua, o notte, tramontate stelle!» (Weiche, o Nacht, geht unter, Sterne!). Für viele

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Kenner ist er unter allen Sängern des Calaf der beste. Unter deutschen, englischen und französischen Tenören habe ich keinen gefunden, dessen H die Belohnung des Turandot­Kusses verdient hätte. Richard Tauber setzt sich zwar mit goldströmendem Ton in Szene, aber dass er das H schnellstmöglich hinter sich bringt, geschieht aus stimmlicher Vorsicht. Fritz Wunderlich war noch zu jung, als er die Arie in seiner Ich­muss­Geld­verdienen­Jugend aufnahm. Seit Ende 1956 war Franco Corelli auf die Partie abonniert. In einem Editorial des Magazins «Opera News» wurde er als «the Calaf of Calafs» ausgerufen. Er war der einzige, der der Turandot­Kälte von Birgit Nilsson in der Rätselszene zu widerstehen vermochte. In zwei Studio­Aufnahmen und in zehn (!) Mitschnitten steht er als tönende Skulptur auf der Klangbühne; und in allen Aufnahmen klingt sein weiss­rot­glühendes H wie ein C. Er ist der «big easy», und seine Botschaft lautet: «I sing! I sing!! I sing!!!»

Wer diesen unverhohlenen Macho­Sound als zu aggressiv oder narzisstisch empfindet, kann sich von Jussi Björlings Noblesse in der Aufnahme unter Erich Leinsdorf erlösen lassen, der den innigen Seelenton der Arie – etwa bei der zarten Abtönung von «Ma il mio misterio» – ebenso trifft wie den Überschwang von «tramontate stelle» (der Favorit des Verfassers dieser Zeilen). Welchen Kampf die schönsten lyrischen Stimmen in dieser Sequenz wie in der Zielphrase auszufechten haben, zeigen die Aufnahmen von zwei der schönsten lyrischen Tenorstimmen: Giuseppe di Stefano und José Carreras. Nach Antonio Cortis ist Plácido Domingo der zweite Spanier, der die auratischen Momente dieser Arie zu beschwören weiss. Pavarotti spannt als Calaf nicht, wie sein stimmlich grösserer Bruder Franco Corelli, die langen Bögen auf, die Seilen aus Stahl gleichen. Er stattet die Figur aus mit dem sinnlichen Charme eines Verführers, und er singt mit der unwiderstehlich­jubilierenden Brillanz, die ihn damals zum Prince Charming werden liess. Auf der Bühne hat er sich der Partie erst 1977 an der Oper von San Francisco zu stellen gewagt. Gleich danach bat er John Tooley, den Manager der Covent Garden Opera, ihm den Part in London zu ersparen. In seiner Nachricht an Tooley hiess es: «Ich habe ihn einmal gesungen, es ist ein Killer für den Tenor.»

Jürgen Kesting ist ein renommierter Journalist und Fachbuchautor. Nur wenige kennen sich so gut wie er aus mit Stimmen und den grossen Sängerinnen und Sängern der Operngeschichte. Für diesen Text hat er sich noch einmal an die fünfzig verschiedene Aufnahmen von «Nessun Dorma» angehört.

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Sondra Radvanovsky

Sondra Radvanovsky ist bekannt für die grossen dramatischen Frauenrollen im italienischen Repertoire. Mit Tosca und Lady Macbeth war sie zuletzt zu hören an der Met in New York, an der Scala di Milano und anderen renommier ten Opernhäusern. In Zürich war sie bereits als Tosca zu erleben, nun singt sie an der Seite von Piotr Beczała die Titelrolle in Puccinis «Turandot»

Was ein paar gesungene Töne anrichten können, das ist vielleicht nirgends so frappierend wie an einem der nüchternsten Orte des Theaters, der Probebühne. Kein Orchester, keine Illusion. Ein bisschen Requisitenersatz aus Pappe und Holz, ein Flügel, Tische für das Produktionsteam, eineinhalb Dutzend Leute in Alltagsklamotten, Werkstatt, eine Atmosphäre, als warte man entspannt auf den Bus. Was dazu nicht passt, ist, dass eine junge Frau ihren Kopf durch einen Holzrahmen streckt, den zwei andere gelassen hochhalten. Akkorde vom Klavier. Der Regisseur geht auf die Spielfläche. Abbruch, ein paar Worte. Wieder Klavier. Eine Frau in Jeans, blondgelockt, lässt die im Holzrahmen frei. «Si lasciata! Parla! Rede!» «Piuttosto moro! Lieber sterbe ich!» Gerade mal elf Silben, elf Töne haben die beiden gesungen, nicht laut, nicht dramatisch, parlando zwischen a und d, und doch ist da plötzlich ein ganz anderer Horizont, eine andere Körperspannung. In beider Stimmen hat man Charaktere gehört, die ganze Oper steckt schon darin, Puccinis Turandot, die auf diese Szene zuläuft. Von wegen Buspassagiere. Es ist Liù, die einen Namen nicht preisgeben will, und Prinzessin Turandot, die sie foltern lässt. Es sind zwei bestens befreundete Sopranistinnen, die einander hier gegenüberstehen. Aber in diesem Moment, in diesen Takten und Tönen sind Rosa Feola und Sondra Radvanovsky in einer anderen Welt, bis in die Fingerspitzen hinein.

«Mich interessiert, wie sie sich bewegt, atmet, geht», hat Sondra vorher im Foyer über Turandot gesagt, die sie zum ersten Mal auf der Bühne verkörpert, «all das gehört zur Sprache des Charakters. Wir erforschen ihn noch. Wir müssen viel Background erschaffen, denn wir kennen ihn nicht. Normalerweise wird sie als wütende Frau gezeigt, als hochdramatische Rolle. Aber Puccini hat viel Weiches, Delikates für sie geschrieben. Ich finde sie sehr widersprüchlich.» Wie bewegt sie sich denn, diese Prinzessin, die so viele Männer töten liess? «Ganz anders als Medea. An der MET war ich als Medea eine Schlange, mit einer gleitenden Agilität in ihren Bewegungen. Turandot ist rigider, da gibt es keine kontinuierliche Bewegung. Hin und her, schnell, langsam, dann wieder eine schnelle Bewegung, wie ein Löwe im Sprung auf die Beute.» Steckt etwas von ihr selbst in den Gestalten, die sie verkörpert? «100 Prozent! Das macht es persönlicher, realer, glaubwürdiger. Ich hätte auch Schwierigkeiten, eine Frau zu spielen, die nicht für das einsteht, was sie glaubt. Ich sehe mich selbst als starke Frau.» Es gibt allerdings eine Menge geopferter und hilfloser Frauen im Opernrepertoire, gerade im Sopranfach, wie kommt sie damit klar? «Ich spiele sie stärker, als sie sein sollten, diese welkenden Blumen. Die Stärke in ihnen zu finden, das macht auch die Opern interessanter. Aber besonders Puccini war der König im Erschaffen starker Frauen, er war seiner Zeit voraus. Das sind auch zerrissene Persönlichkeiten, gezwungen, zwischen dem einem und dem anderen zu wählen. Schwarz oder Weiss, es gibt kein Grau bei Puccini, bei Verdi dafür eine Menge. Tosca, die Scarpia tötet!»

Da indessen auch viele starke Frauen auf der Bühne sterben müssen, freut sich Sondra auf ein Projekt mit ihrer Freundin Marina Abramović («Wir sind wie Schwestern»). Die Performancekünstlerin hält sie für die Idealbesetzung in 7 Deaths of Maria Callas, ein Projekt, das der Diva aller Diven in Todesszenen aus Opern von Norma bis Tosca folgt. «Marina meint, von allen in meiner Generation sei meine Stimme der Callas am nächsten. Meine Stimme ist nicht an sich schön, sie hat eine Kante, nicht jeder mag das, aber sie ist anders und unverwechselbar. Meine Generation ist vielleicht die letzte, die noch Zeit hatte, ihre Stimme sich organisch entwickeln zu lassen, sich zu finden.»

32 Volker Hagedorn trifft

Damit hat Sondra allerdings sehr früh angefangen – als 11­Jährige. Tosca war ihr Erweckungserlebnis 1980, im Städtchen Richmond, inmitten der endlosen Rinderweiden von Indiana. Sie sah und hörte im TV eine Übertragung aus Verona, Plácido Domingo beeindruckte sie masslos, «das Singen, aber auch die Story, und ich war begeistert, dass man auf der Bühne jemand anderes werden kann. Oh, ich könnte das als Job machen! I want to do that!» Ganz von ungefähr kam der frühe Entschluss zur Opernlaufbahn aber nicht. «Ich sang auch im Chor der Methodistenkirche und habe das geliebt. Meine Mutter kaufte früh einen Plattenspieler. Seit ich fünf Jahre alt war, habe ich nonstop gehört. Sie wusste, dass ich eine Gabe hatte, und sie hat das unterstützt.» Die Elfjährige bekam also Gesangsunterricht, mit dreizehn stand Sondra erstmals auf der Bühne, als Zigarettenarbeiterin in Carmen. «Es war ein Provinztheater mit einem shoestring budget, einem Mini­Etat, aber in dem Moment, als ich auf die Bühne ging, wusste ich, dass ich das tun musste, nicht wollte. Wie ein Läufer, der laufen muss, musste ich singen. Meine Mutter sah das, und so brachte sie mich nach Chicago oder Cincinnati oder Indianapolis, damit ich grösseres Theater erleben konnte. Sie hat so viele Opfer gebracht, um mir meine Karriere zu ermöglichen…» Gab es einen Plan B? «Nein, ich sprang mit beiden Füssen rein. And failing was no option.» Einmal, gesteht sie, hat sie als Hypothekenmaklerin ihr Geld verdient, «weil ich mitten am Tag das Büro verlassen und zum Gesangsunterricht gehen konnte».

Mit dem Erfolg, dass sie ins Young Artists Program der Metropolitan Opera kam. Sie hatte die Stimme für das riesige Haus, 1996 stand sie erstmals dort auf der Bühne als Gräfin Ceprano in Rigoletto. «Es war sehr schwer. Ich versuchte auf der Bühne ich zu sein, es war anstrengend, die Balance zu finden. Und so erschuf ich ein Alter Ego oder es kam eines Tages zu mir, Sandy Singer. Sie ist furchtlos und stark, auch verletzlich, wenn es sein muss. Sie hat keine Schwächen und ist unbesiegbar. Wirklich eindrucksvoll!» Sie lacht. Ist Sandy Singer immer noch mit ihr unterwegs?

«Ja. Auf eine Art ist sie mein Schutz und Schild, das, was ich der Welt von mir zeige, denn mein persönliches Leben ist mein persönliches. Die wahre Sondra ist empfindlicher.» Diese wahre Sondra bleibt aber keineswegs zuhause, wenn Sandy Singer auf die Bühne geht. Ihr ist sogar einer der grössten Erfolge der Sopranistin zu verdanken, die erwähnte Medea in Luigi Cherubinis gleichnamiger Oper in der New Yorker MET im vorigen Jahr. «Eine Scheidung durchzumachen und Medea zu sein», sagt Sondra, «das war extrem kathartisch. Alle Aggressionen, die ich hatte, die Wut, alle Verletzungen, Schmerzen, all das Üble benutzte ich auf der Bühne für diese Gestalt. Und es war die beste Therapie, die ich mir denken kann, denn auf der Bühne liebte ich all das. I love suffering on stage!» Sie lacht wieder und fährt nachdenklich fort: «In der Gesellschaft heute sind wir von vielen dieser Emotionen abgeschnitten. In den sozialen Medien wird alles zurechtgemacht, um hübsch und glänzend zu wirken. Wenn da jemand sagt, ich habe wirklich einen miesen Tag, guckt sich das keiner an, die Algorithmen klammern das aus. Die Leute gehen verloren im Algorithmus. Was Social Media zeigen, ist nicht die wirkliche Gegenwart. Oper ist jetzt. Bühne, Musik, das ist Gegenwart!» Als aber diese Gegenwart verbannt war, im Lockdown, da riefen Sondra Radvanovsky und ihre Sopranfreundin Keri Alema eine Youtube­Serie ins Leben, die bis heute 97 Folgen hat. Die Screaming Divas tranken jeden Freitag Gin Tonic vor der Kamera und trafen Kollegen aus aller Welt zum Zoom, und selbst Anthony Tommasini, langjähriger Chefkritiker der New York Times, wagte sich in die virtuelle, von Gelächter erfüllte Höhle der Diven. Unter den allerersten Gästen war auch Rosa Feola, die nun mit Sondra auf der Probebühne steht. Wer weiss, wie oft sie an diesem Vormittag schon zur Folter geführt wurde…. Ihr «Lieber sterbe ich» verliert nicht an Entschlossenheit. «Was hat dir soviel Kraft ins Herz gebracht?», fragt Turandot. «Principessa, l’amore!» «L’amore…», sagt und singt Sondra Radvanovsky versonnen, verwundert, und lässt eine Haarsträhne der Gefangenen durch ihre Finger gleiten, fast zärtlich.

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Wir haben einen Plan

Plan

Für den 3. Akt in «Turandot» hat sich die Kostümbildnerin Christina Schmitt einen sogenannten «schnellen Umzug» ausgedacht. Schnell umziehen? Das ist ja nicht so schwer: Raus aus dem alten Kostüm, rein ins neue, fertig. Der «Turandot»-Umzug betrifft allerdings den grossen Chor, also 85 Menschen, und muss in sechs Minuten geschafft sein. Dazu braucht es Exceltabellen, korrekt beschriftete Namensschilder in den Kleidern, viele helfende Hände und gute Nerven. Der Umzug findet auf der Hinterbühne statt, es ist also während der Vorstellung sehr dunkel, eng und man darf keinen Pieps von sich geben. Jedes Chormitglied hat einen Stuhl, auf dem liegen die persönlich zugeordneten Kostümteile. Das auszuziehende Gewand hat Druckknöpfe, damit es sich mit einem Ratsch öffnen lässt. Die Unter wäsche bleibt an, sonst bräuchte man Umkleidekabinen. Alle 16 Ankleider:innen des Opernhauses stehen bereit, wenn der Chor von der Bühne kommt. Jetzt muss es schnell gehen. Jeder Handgriff sitzt. Die Kostümassistentin schwitzt, ob jedes Teil auch dort liegt, wo es hingehört. Sitzt alles? Nichts verdreht und nichts vergessen? Und schon eilt der Chor zurück ins Scheinwerferlicht.

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Die eigene Stimme finden

Zwei Sekundarschulklassen vom Schulhaus Buchlern bringen auf der Studiobühne das Projekt «# Look behind the mirror» zur Aufführung.

Katrin Sauter und Roger Lämmli leiten das Projekt und haben uns über den aktuellen Stand der Proben informiert.

Text Fabio Dietsche Fotos Maria Cheilopoulou
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Wie sieht die Welt wohl auf der anderen Seite eines Spiegels aus? Darüber denkt Alice in der Fortsetzung von Lewis Carrolls berühmter Alice im Wunderland-Erzählung nach. Wir haben daraus das Motto des diesjährigen Projekts #Look behind the mirror abgeleitet. Die Hashtag-Projekte stehen am Opernhaus Zürich seit einigen Jahren für eine intensive künstlerische Zusammenarbeit mit Jugendlichen, die über ein ganzes Jahr angelegt ist. In diesem Jahr sind zwei 3. Sekundarschulklassen vom Schulhaus Buchlern in Altstetten beteiligt. 15- bis 17-jährige Schülerinnen und Schüler, die mit der Art Kultur, wie sie am Opernhaus gepflegt wird, kaum je Berührungspunkte hatten und selber kurz vor dem Abschluss ihrer Schulzeit stehen. Bevor sie im Spätsommer ihre Lehrstellen antreten, haben sie nun die Möglichkeit, noch einmal eine ganz andere Welt jenseits von Schule, Freizeit und Berufsalltag kennenzulernen, zusammen mit Künstlerinnen und Künstlern an einer Stückentwicklung zu arbeiten und am Ende selber auf der Bühne zu stehen.

Die Gesamtleitung des Projekts hat die Theaterpädagogin Katrin Sauter, die regelmässig an Schulen tätig ist, aber auch Inszenierungen mit Erwachsenen erarbeitet. Das Motto #Look behind the mirror weist für sie in zwei Richtungen: Einerseits geht es darum, den Jugendlichen einen Blick in den Theaterbetrieb zu ermöglichen, also hinter die magische Grenze zu schauen, die normalerweise mit der Bühnenkante oder der Filmleinwand gesetzt ist. Andererseits sollen sie in diesem Projekt auch hinter die eigene Fassade blicken und auf eine andere Weise mit sich selbst konfrontiert werden.

In einem Zeitalter, in dem nicht nur der Badezimmerspiegel, sondern auch das Smartphone und die Sozialen Medien zur allgegenwärtigen Reflexionsfläche für Jugendliche geworden sind, ist ein solches Projekt kein ganz leichtes Vorhaben. Hinter die Bühne des Theaters zu schauen und am Ende selbst auf der Bühne zu stehen, bedeutet, die Seite zu wechseln, also eben nicht in den Spiegel zu schauen, sondern selber Teil des Spiegels zu werden, der dem Publikum vorgehalten wird. Teenagern zu erklären, dass das Theater

nur ein Spiel ist und dass sich gerade in dieser Tätigkeit eine Möglichkeit auftut, aus dem ewigen Kreisen um die eigenen Identitätsfragen auszusteigen und für einen Moment «ein Anderer» zu werden, glückt nur mit viel Überzeugungskraft.

Zu Beginn des Projekts, erzählt Katrin, hätten die Jugendlichen vor allem Angst davor gehabt, sich auf der Bühne und in einem Theaterkostüm zu blamieren – der Blick in den Spiegel eben... Katrin, die sehr an spartenübergreifenden Projekten interessiert ist, arbeitet mit einem Leitungsteam zusammen, das aus verschiedenen Richtungen zusammengekommen ist: Die Sängerin und Chorleiterin Franziska Welti und der Musiker Jean-Daniel Girod, der als Bodypercussionist den eigenen Körper als Instrument verwendet, arbeiten musikalisch mit den Jugendlichen, Jürg Koch ist Choreograf und Karin Bucher hat für das Projekt die Ausstattung und die Kostüme erarbeitet. Das Team musste zunächst viel «Basic Training» leisten. Schon nur einen gemeinsamen, regelmässigen rhythmischen Puls zu finden, sei für diese Gruppe eine Herausforderung gewesen. Ohne diese Grundlage wäre aber weder musikalische noch tänzerische Arbeit denkbar.

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«Die Jugendlichen können hier hinter die magische Grenze schauen, die normalerweise mit der Bühnenkante gesetzt ist.»

# Look behind the mirror

Eine Produktion mit Sekundarschulklassen der Schule Buchlern in Zürich

Gesamtregie

Katrin Sauter

Musikalische Leitung

Franziska Welti

Bodypercussion

Jean-Daniel Girod

Choreografie

Jürg Koch

Bühnenbild/Kostüme

Karin Bucher

Produktionsleitung

Roger Lämmli

Klarinette

Daniel Schneider

Akkordeon

Srdjan Vukasinovic

Premiere 4 Jul 2023

Weitere Vorstellungen

5, 6, 7, 8, 9 Jul 2023, Studiobühne

Bisher haben die Jugendlichen das Stück parallel zum Schulalltag entwickelt. Von einer Geschichte, die aussagekräftig auf der Bühne erzählt werden kann, ist das Vorhaben noch weit entfernt. In der ersten Phase sollten die beiden Parallelklassen, die früher nicht allzu viel miteinander zu tun hatten, einen Gemeinschaftssinn und ein Gefühl für die Bühne entwickeln. «Die Bühne ist brutal», meint Katrin, «hier fällt jede Unaufmerksamkeit sofort auf». Ein zentrales Thema in Lewis Carrolls Alice-Geschichte und in #Look behind the mirror ist auch die Zeit und der Umgang mit ihr. «Es geht hier nicht darum, einen kurzlebigen Instagram-Post hochzuladen oder ihn zu liken. Die Jugendlichen müssen hier üben, über einen längeren Zeitraum hinweg an der gleichen Erzählung dranzubleiben und sie weiterzuentwickeln», sagt der Musiktheaterpädagoge des Opernhauses, Roger Lämmli. Bei den Proben beobachtet Katrin immer wieder, «dass die Jugendlichen einerseits möglichst nicht auffallen wollen und andererseits doch ständig versuchen, als Individuum wahrgenommen zu werden». Manchmal seien diese Verhaltensmuster aber konfrontativ oder passiv-aggressiv. In der Arbeit mit den Jugendlichen versuchen Katrin und ihr Team, diese Energien so umzulenken, dass sie für die Bühne produktiv werden können.

Für das dramaturgische Konzept des Stücks, das hier entstehen soll, hat Katrin Sauter das Modell der «Heldenreise» beigezogen, das Grundmuster vieler Abenteuergeschichten sozusagen: Dem amerikanischen Mythenforscher Joseph Campbell zufolge muss der Held ins Unbekannte aufbrechen und eine ganze Reihe von Hindernissen überwinden, bevor er gestärkt in die Heimat zurückkehrt. In #Look behind the mirror heisst die Heldenfigur, in die alle Jugendlichen schlüpfen können, schlicht A. und wird im Lauf des Stücks mit verschiedenen Stationen der «Heldenreise» konfrontiert. Die anderen Figuren, die dabei eine Rolle spielen, werden erst im Lauf des Probenprozesses definiert und unter den Jugendlichen verteilt. Im Moment ist vieles noch chorisch besetzt. Alleine auf der Bühne zu stehen, trauen sich bisher erst wenige Schülerinnen und Schüler, denn – anders als auf Social Me-

dia – ist im Theater immer ein kritisches Publikum zugegen – und seien es nur die Kolleg:innen auf der Probe – und diese Konfrontation erfordert Mut. Wer sich auf die «Heldenreise» einlässt und sie durchspielt, wird aber vielleicht merken, dass diese viel mehr mit dem Alltag zu tun hat, als zuerst angenommen: «Dieser Zyklus begegnet einem immer wieder», sagt Katrin, «wenn man in seinem Leben etwas verändern will, muss man manchmal für Herausforderungen offen sein, von denen man noch gar nichts weiss. Wenn man nur das begreift, kann man von diesem Projekt schon viel fürs Leben mitnehmen.»

Noch sind die Jugendlichen damit beschäftigt, überhaupt einmal ihre eigene Stimme zu finden – beim Gesang, der im diesjährigen Hashtag-Projekt eine wichtige Rolle spielt, ist das fast noch schwieriger als beim tänzerischen Ausdruck. Die Stimme gibt viel von der eigenen Persönlichkeit preis, Nervosität und Unsicherheit machen sich sofort bemerkbar. Noch ist aber auch Zeit. Ab Juni geht es in die intensive Phase: Während sechs Wochen arbeiten die Jugendlichen nun ganztags auf den Probebühnen des Opernhauses und im Tanzwerk 101. Allmählich, so hoffen Katrin und Roger, werden sich einzelne Jugendliche herauskristallisieren, die sich vorstellen können, solistische Aufgaben zu übernehmen. Im besten Fall entwickeln sich diese sogar zu Zugpferden des ganzen Projekts. Und wenn schliesslich noch das Lampenfieber dazu kommt, das Gefühl, hier eine einmalige Erfahrung zu machen, und am Ende die Anerkennung des Publikums, dann werden sich «vor und hinter dem Spiegel» Freude und Stolz breit machen.

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«Manchmal muss man für Herausforderungen offen sein, von denen man noch gar nichts weiss.»

Ekaterina Bakanova

Aus welcher Welt kommen Sie gerade? Ich komme gerade aus Italien, von zu Hause, ich lebe in Venetien. Meine letzte Produktion war Barrie Koskys Zauberflöte in Turin. Die Oper hat einen besonderen Platz in meinem Leben. Vor 18 Jahren debütierte ich mit der Königin der Nacht. Das war meine erste Rolle auf der Bühne, der Regisseur war Achim Freyer. Meine Stimme hat sich im Laufe der Jahre weiterentwickelt und verändert. Jetzt singe ich Pamina; das ist eine wunderschöne, sehr heikle Rolle, die ich schon mehrmals gesungen habe. Barrie Koskys bekannte Produktion stellte für mich dennoch eine Herausforderung dar, weil es keinen Dialog, kein normales Bühnengeschehen und keine Kommunikation mit Kolleg:innen und Publikum gab. Alles drehte sich um Mimik und Körperbewegungen, und auch das war sehr begrenzt, weil wir in drei Metern Höhe sangen und ständig mit Sicherheitsgurten an der Wand festgeschnallt waren!

Auf was freuen Sie sich in der Pêcheurs-Produktion?

Vor allem freue ich mich sehr darauf, mit dem grossartigen Javier Camarena zusammenarbeiten zu dürfen! Ausserdem freue ich mich, dass ich zum dritten Mal diese beeindruckende Musik singen darf und die Rolle der Léïla dadurch immer weiter verbessern kann, und natürlich freue ich mich auf Zürich!

Woran merkt man, dass Sie Russin sind?

Ich lebe ja schon lang in Italien, aber dass ich dort Ausländerin bin, merkt man relativ schnell, weil ich die Menschen anders betrachte und anders anspreche. Man sieht auch meine roten Haare, meine helle Haut.

Welches Bildungserlebnis hat Sie besonders geprägt?

Die Stanislawsky­Schule – das, was Stanislawsky mit seinem Wissen und

seiner Erfahrung in die Welt des Theaters gebracht hat! Das Allerwichtigste ist, zu lernen, die Gefühle über die Musik und die Stimme zum Publikum zu transportieren. Niemand im Saal sollte nach der Veranstaltung gleichgültig bleiben!

Welches Buch würden Sie niemals aus der Hand geben?

Das Versprechen im Morgengrauen von Romain Gary, ein Roman, in dem der Autor sein Leben und seine ungewöhnliche Karriere beschreibt sowie seine verrückte, despotische, aber auch liebevolle Mutter.

Welches künstlerische Projekt bereiten Sie gerade vor?

Interviews und Video­Aufnahmen bei RAI 1 mit dem Moderator Gigi Marzullo über Kunst und Kultur. Anlass für diese Sendung ist das 100­jährige Jubiläum von Maria Callas, das mit Konzerten und Tourneen in Italien und auf der ganzen Welt gefeiert wird. Ich wünsche mir sehr, dass Fernsehauftritte wie diese Sendung in Zukunft zu einem festen Bestandteil meiner Karriere werden.

Was muss passieren, damit die Welt in hundert Jahren noch existiert?

Ich denke, dass die Welt sich immer weiter in Richtung Digitalisierung entwickeln wird. Ich wünsche mir aber sehr, dass wir darüber die Natur nicht vergessen! Für mich gibt es nichts Besseres zum Entspannen, als auf einem Rasenmäher zu sitzen oder im Garten zu arbeiten!

Ekaterina Bakanova singt die Léïla in «Les Pêcheurs de perles». Sie studierte Gesang, Klavier und Akkordeon in Moskau und ist Preisträgerin wichtiger Gesangswettbewerbe. Sie trat u.a. am Royal Opera House London, am Théâtre des Champs-Elysées und in Barcelona auf. In Zürich war sie bereits als Antonia («Les Contes d’Hoffmann») und Nedda («Pagliacci») zu hören.

42 Fragebogen

Demut

14. JULI  –  2. SEPTEMBER 2023

PRETTY YENDE lässt Mahler in all seinen Facetten erstrahlen

Sie ist eine der bemerkenswertesten Stimmen unserer Zeit. Zusammen mit Jaap VAN ZWEDEN und dem GSTAAD FESTIVAL ORCHESTRA interpretiert die südafrikanische Sopranistin am Samstag, 19. August, in Gstaad Mahlers zweite Sinfonie. Klangliche Höhepunkte sind garantiert!

Sichern Sie sich die besten Plätze unter gstaadmenuhinfestival.ch – 033 748 81 82

Fotos: Hans Jörg Michel

Sechse treffen, sieben äffen!

Herbert Fritsch gelang mit seiner knallig-bunten Inszenierung von Webers «Freischütz» ein mitreissender Blick auf den Opernklassiker.

Vorstellungen: 28 Jun, 1, 6, 9 Jul 2023

Alle
Produktion Wiederaufnahme 45
Mit Jacquelyn Wagner, Lydia Teuscher, Markus Brück, Benjamin Bruns u.a.
Infos zur

Ab dem 6. Juli in den

CRÉATION PHOTOS: CAROLE BETHUEL FILMCOOPI ZÜRICH präsentiert eine Produktion von MANDARIN & COMPAGNIE und FOZ Vom Regisseur von
FEMMES
8
und POTICHE
Ein Film von François Ozon Dany Boon Isabelle Huppert Nadia Tereszkiewicz Rebecca Marder Fabrice Luchini André Dussollier
MEIN FABELHAFTESVERBRECHEN

Der Freischütz

Urs Dengler, Solo­Fagottist in der Philharmonia Zürich, über seine Lieblingsstelle in Webers Oper

Dieses traurige kleine Motiv im Fagott erklingt ganz zum Schluss von Webers Oper. Es ist der Moment der Wahrheit. Um beim Probeschuss um die Hand Agathes nicht zu versagen, ging Max, der Titelheld, einen unheilvollen Pakt mit dem Teufel ein und liess sich in der Wolfsschlucht Freikugeln giessen. Als Agathe beim Schuss niedersinkt («Schiess nicht! Ich bin die Taube»), sich dann aber zum Glück wieder erholt, verlangt Fürst Ottokar bei Max nach einer Erklärung. Dieses Fagott­Motiv nun leitet Max’ Geständnis ein, dass er mit Samiel, dem Teufel, paktierte. Dreimal erklingt das Motiv. Zunächst zu den Worten «Herr, unwert bin ich Eurer Gnaden», dann zu «Ich kann nicht wagen, mich zu beklagen» und schliesslich bei «Zu schwach war ich». Ottokar will Max gänzlich aus der Dorfgemeinschaft ausstossen, doch dann erscheint der Eremit. Überzeugt vom Unsinn des Brauches des Probeschusses bittet er für Max um Vergebung und erreicht, dass Max ein Probejahr erhält. Ich persönlich verbinde mit dieser Stelle ebenfalls einen Moment der Wahrheit: Der Freischütz war die erste wichtige Oper in meinem eigenen Probejahr und bewirkte wohl, dass ich schliesslich ins Orchester aufgenommen wurde. An dieser Stelle begriff ich, dass man dieses Solo mit grossem Ton und viel Zeit spielen sollte. Weber schreibt dolce darunter. Das bedeutete in der damaligen Zeit vor allem espressivo und ist daher mit besonderem Ausdruck zu spielen. Es war natürlich besonders schön, dass damals Nikolaus Harnoncourt am Pult stand, der mir dafür auch den nötigen Raum gab.

47 Auf dem Pult

Lange Filmnacht

Kino auf dem Sechseläutenplatz

Fr, 16 Jun 2023, 18.30 Uhr

Zukunft Oper

Dialogveranstaltung für alle –reden Sie mit: zukunft-oper.ch

Sa, 17 Jun 2023, 11 – 17 Uhr

oper für alle Live-Übertragung von Donizettis Komödie Don Pasquale auf den Sechseläutenplatz

Sa, 17 Jun 2023, 20 Uhr, Vorprogramm ab 18 Uhr

Präsentiert von

17 Sa oper für alle

18.00 Sechseläutenplatz

11.00 – Dialog für alle auf dem Sechseläutenplatz

Don Pasquale

20.00 Oper von Gaetano Donizetti AMAG Volksvorstellung

18 So The Royal Consort

11.15 Brunchkonzert, Spiegelsaal

Turandot

19.00 Oper von Giacomo Puccini, Premiere

19 Mo The Royal Consort

12.00 Lunchkonzert, Spiegelsaal

Brahms Dvořák

19.00 4. La Scintilla Konzert Riccardo Minasi, Musikalische Leitung

2O Di The Cellist

19.00 Ballett von Cathy Marston

21 Mi Turandot

20.00 Oper von Giacomo Puccini

22 Do The Cellist

19.00 Ballett von Cathy Marston

23 Fr Les Pêcheurs de perles

19.00 Oper von Georges Bizet

24 Sa Turandot

20.00 Oper von Giacomo Puccini

25 So Les Pêcheurs de perles

13.00 Oper von Georges Bizet

Monteverdi

19.30 Ballett von Christian Spuck

27 Di Turandot

19.00 Oper von Giacomo Puccini

28 Mi Der Freischütz

19.00 Oper von Carl Maria von Weber

29 Do Les Pêcheurs de perles

19.00 Oper von Georges Bizet

30 Fr Turandot

19.00 Oper von Giacomo Puccini

Juli

1 Sa Mit Squillo ins Zauberland Oper

14.00 Führung für Kinder ab 7 Jahren in Begleitung von Erwachsenen Treffpunkt Billettkasse

Der Freischütz

19.00 Oper von Carl Maria von Weber AMAG Volksvorstellung

2

So Ballettschule

für das Opernhaus Zürich

11.00 AMAG Volksvorstellung

Berg Brahms

19.00 6. Philharmonisches Konzert Gianandrea Noseda, Musikalische Leitung Christian Tetzlaff, Violine

3 Mo Galakonzert

Internationales Opernstudio

19.00 AMAG Volksvorstellung

4 Di Turandot

19.00 Oper von Giacomo Puccini

open space stimme

19.00 Chor-Workshop Probebühne Kreuzstrasse 5

# Look behind the mirror

19.30 Eine Produktion mit Sekundarschulklassen aus Zürich Studiobühne

5 Mi Les Pêcheurs de perles

19.00 Oper von Georges Bizet

# Look behind the mirror

19.30 Eine Produktion mit Sekundarschulklassen aus Zürich Studiobühne

6 Do Der Freischütz

19.00 Oper von Carl Maria von Weber

7 Fr Les Pêcheurs de perles

19.00 Oper von Georges Bizet

8 Sa «fussspuren»

11.00 AMAG Volksvorstellung

Turandot

19.00 Oper von Giacomo Puccini

# Look behind the mirror

19.30 Eine Produktion mit Sekundarschulklassen aus Zürich Studiobühne

49 Kalendarium
Juni

9 So Der Freischütz

13.00 Oper von Carl Maria von Weber

# Look behind the mirror

19.30 Eine Produktion mit Sekundarschulklassen aus Zürich Studiobühne

Les Pêcheurs de perles

20.00 Oper von Georges Bizet AMAG Volksvorstellung

Spiel zeit pause

September

3 So Einführungsmatinee La rondine

11.15 Bernhard Theater

16 Sa Eröffnungsfest

10.00 Im und ums Opernhaus

17 So South African Jazz

11.15 Brunchkonzert Spiegelsaal

La rondine

19.00 Commedia lirica von Giacomo Puccini Premiere

18 Mo South African Jazz

12.00 Lunchkonzert Spiegelsaal

19 Di Il turco in Italia

19.00 Oper von Gioachino Rossini AMAG Volksvorstellung

2O Mi La rondine

19.00 Comedia lirica von Giacomo Puccini

open space tanz

19.00 Tanz-Workshop Ballettsaal A

22 Fr Il turco in Italia

20.00 Oper von Gioachino Rossini

23 Sa Workshop-Reihe Walkways

09.30 für alle ab 16 Jahren Opernhaus

Märchen auf dem Klangteppich

Gian und Giachen

15.30 Für Kinder ab 4 Jahren, in Begleitung von Erwachsenen Treffpunkt Billettkasse

Don Giovanni

19.00 Oper von Wolfgang Amadeus Mozart

24 So La rondine

13.00 Commedia lirica von Giacomo Puccini

Märchen auf dem Klangteppich

Gian und Giachen

15.30 Für Kinder ab 4 Jahren, in Begleitung von Erwachsenen Treffpunkt Billettkasse

Iphigénie en Tauride

20.00 Oper von Christoph Willibald Gluck AMAG Volksvorstellung

26 Di Il turco in Italia

19.00 Oper von Gioachino Rossini

open space stimme

19.00 Chor-Workshop Probebühne Kreuzstrasse 5

27 Mi Don Giovanni

19.00 Oper von Wolfgang Amadeus Mozart

open space tanz

19.00 Tanz-Workshop Ballettsaal A

29 Fr Iphigénie en Tauride

20.00 Oper von Christoph Willibald Gluck

3O Sa Hexe Hillary geht in die Oper

15.00 Für Operneinsteiger ab 5 Jahren Studiobühne

Märchen auf dem Klangteppich

Gian und Giachen

15.30 Für Kinder ab 4 Jahren, in Begleitung von Erwachsenen Treffpunkt Billettkasse

Il turco in Italia

19.00 Oper von Gioachino Rossini

50 Kalendarium

5O% Am Opernhaus tag

Am Opernhaustag sind die Tickets ab 11.30 mit einer Ermässigung von 50% für die gleichentags stattfindende Opernoder Ballettvorstellung erhältlich.

Unterstützt von

Führungen

Führung Opernhaus

18, 24, 25 Jun; 1, 2, 8, 9 Jul 2023

Guided Tour Opera House

18, 25 Jun; 2, 8 Jul 2023

Familienführung

Mittwochnachmittags

28 Jun; 5 Jul 2023

Führung Bühnentechnik

30 Jun 2023

Führung Maskenbildnerei

1 Jul 2023

Führung Kostümabteilung

23 Juni 2023

Tickets für die Führungen sind im Vorverkauf erhältlich

Unter opernhaus.ch/fuer-alle gibt es Angebote für jeden Geldbeutel

Das Kalendarium mit Preisangaben finden Sie auf der Website

51 Kalendarium
Kalendarium
ERES I PALADINI I ZIMMERLI I MELISSA ODABASH I LISE CHARMEL I EMPREINTE MARYAN MEHLHORN I ROIDAL & MORE ZÜRICHNEUIN 030 23 Schaerer Linder OpernhausZuerich Inserat indd 1 0_23_Schaerer_Linder_OpernhausZuerich_Inserat.indd 1 19 04 23 09:57 19.04.23 09:5

Impressum

Magazin des Opernhauses Zürich

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Swiss Re

Zürcher Kantonalbank

Gönnerinnen und Gönner

Josef und Pirkko Ackermann

Alfons’ Blumenmarkt

Familie Thomas Bär

Bergos Privatbank

Margot Bodmer

Maximilian Eisen, Baar

Elektro Compagnoni AG

Stiftung Melinda Esterházy de Galantha

Fitnessparks Migros Zürich

Egon-und-Ingrid-Hug-Stiftung

Walter B. Kielholz Stiftung

KPMG AG

Landis & Gyr Stiftung

Fondation Les Mûrons

Neue Zürcher Zeitung AG

Pro Helvetia, Schweizer Kulturstiftung

StockArt – Stiftung für Musik

Else von Sick Stiftung

Ernst von Siemens Musikstiftung

Elisabeth Weber-Stiftung

Förderinnen und Förderer

CORAL STUDIO SA

Theodor und Constantin Davidoff Stiftung

Dr. Samuel Ehrhardt

Frankfurter Bankgesellschaft (Schweiz) AG

Garmin Switzerland

Stiftung LYRA zur Förderung hochbegabter, junger Musiker und Musikerinnen

Irith Rappaport

Richards Foundation

Luzius R. Sprüngli

Madlen und Thomas von Stockar

52

PREMIEREN OPER 2023 – 24

Mo 30.10.23 LE NOZZE DI FIGARO

Wolfgang Amadeus Mozart

Evgeny Titov, Stefano Montanari

Sa 23.12.23

DIE FLEDERMAUS Barrie Kosky, Vladimir Jurowski

Johann Strauß

So 4.2.24

PIQUE DAME Benedict Andrews, Aziz Shokhakimov

Pjotr I. Tschaikowski

So 10.3.24

DIE PASSAGIERIN Tobias Kratzer, Vladimir Jurowski

Mieczysław Weinberg

Mi 24.4.24

LUCREZIA / DER MOND Tamara Trunova, Azim Karimov

Ottorino Respighi / Carl Orff

Mo 20.5.24

TOSCA

Giacomo Puccini

Kornél Mundruczó, Andrea Battistoni

Fr 28.6.24 LE GRAND MACABRE Krzysztof Warlikowski, Kent Nagano

György Ligeti

Di 9.7.24

PELLÉAS ET MÉLISANDE

Claude Debussy

Bayerische Staatsoper

Jetske Mijnssen, Mirga Gražinytė-Tyla

Infos / Tickets tickets@staatsoper.de

T +49(0)89.21 85 1920 staatsoper.de

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