Rheuma MANAGEMENT | März/Apr 2020
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FIBROMYALGIE-SYNDROM
TENS reduziert Schmerz und Fatigue – aber nur ein wenig… Insbesondere während körperlicher Aktivität ist das Fibromyalgie-Syndrom (FMS) oft mit Schmerzen und Fatigue assoziiert. Angesichts der Tatsache, dass die transkutane elektrische Nervenstimulation (TENS) zentrale Schmerzsignalwege beeinflusst und aktivitätsinduzierte Schmerzen reduziert, evaluierten US-amerikanische Experten um Kathleen A. Sluka, Iowa City, in der randomisierten, kontrollierten Phase-II-Studie FAST bei Frauen mit FMS, ob die TENS bei körperlicher Aktivität zur Abnahme von aktivitätsinduziertem und Ruheschmerz sowie einer Besserung von Fatigue und der Krankheitslast führt.
Ein ähnliches Bild zeigte sich für die aktivitätsinduzierte Fatigue mit einer mittleren Reduktion um 1,5 Punkte mit der aktiven gegenüber der Placebo-TENS (-0,1; p<0,0001) und keiner TENS (+0,4; p<0,0001). Auch in puncto Ruheschmerz, BPI und MAF zeigte sich die aktive TENS signifikant überlegen (alle p<0,05). Überdies reduzierte sie auch die Krankheitslast gemäß FIQR um im Schnitt 8,5, was sich zwar signifikant von keiner TENS (1,4; p<0,001), aber nur im Trend von der Placebo-TENS (3,4; p=0,07) unterschied. Gemäß der globalen Bewertung zeigten 70 % der FMS-Patientinnen mit aktiver TENS eine Verbesserung versus 31 % mit Placebo-TENS und 9 % mit keiner TENS ( je p<0,0001). Keinerlei relevante Unterschiede gab es in puncto körperlicher Funktion und Lebensqualität.
Insgesamt eher gemischte Ergebnisse Nach 4 Wochen wurde mit der aktiven TENS im aktivitätsinduzierten Schmerz eine mittlere Reduktion um 1,8 Punkte gegenüber dem Ausgangswert verzeichnet, die im Vergleich mit der Placebo-TENS (-0,8; p=0,008) und keiner TENS (-0,006; p<0,0001) signifikant höher ausfiel – faktisch war sie jedoch auf einer 11er-Skala nur um 1 Punkt besser als die Placebo-TENS.
In der Gesamtschau führte die TENS als sicher anzuwendendes, relativ preisgünstiges Verfahren bei manchen Betroffen zu einer klinisch relevanten Verbesserung von Schmerz, Fatigue und Krankheitslast, sodass sie im Rahmen entzündlich-rheumatischer Erkrankungen eine mögliche Option im Rahmen der Behandlungsstrategie eines FMS darstellen könnte.
Quelle: Arthritis Rheumatol 2020; doi: 10.1002/art.41170
KOMPAKT
In der FAST-Studie wurden Frauen im Alter von 18-70 Jahren, welche die ACR-Kriterien 1990 für Fibromyalgie erfüllten und mit selbst-berichtetem Schmerz ≥4 auf einer VAS bis 10 bei zwei Visiten vor Studienbeginn, im Verhältnis 1:1:1 für 4 Wochen auf eine aktive TENS (n=103), Placebo-TENS (n=99) oder keine TENS (n=99) während körperlicher Aktivität für täglich ≥2 h randomisiert. Die aktive TENS wurde appliziert im lumbalen und zervikothorakalen Bereich in einer modulierten Frequenz von 2-125 Hz in der höchsten tolerierten Intensität, die PlaceboTENS war eine Scheinprozedur mit unwirksamer Reizstromabgabe und die Kontrollen trugen eine inaktive TENS-Einheit. Schmerz und Fatigue wurden als primäre Endpunkte in Ruhe vor und während Aktivität (6-Minuten-Gehtest) für die TENSApplikation zum Zeitpunkt der Randomisierung und dann nach 4 Wochen auf einer 11-Punkte-Skala bestimmt. Als PROs erfasst wurden u. a. der Brief Pain Inventory (BPI), das Multidimensional Assessment of Fatigue (MAF) und der revidierte FM Impact Questionnaire (FIQR).
Zu berücksichtigen ist dabei, dass die primären Outcome-Kriterien keine minimalen klinisch relevanten Differenzen (MCID) gemäß den OMERACT-Empfehlungen für Schmerz und Fatigue (Reduktion um ≥30 bzw. ≥20 %) wiedergeben. Wurden diese Kriterien angelegt, zeigten in der aktiven TENS-Gruppe 44 bzw. 45 % der Patientinnen eine klinisch relevante Reduktion von Schmerz bzw. Fatigue (vs. 22 bzw. 26 % mit PlaceboTENS; p<0,0001 bzw. p=0,0004), 29 % (vs. 13 %; p=0,018) erfüllten das MCID-Kriterium für sowohl Schmerz als auch Fatigue. Dies lässt darauf schließen, dass zumindest eine Subgruppe in relevantem Umfang von der TENS profitiert. Es gab bei <5 % der Patientinnen milde unerwünschte Ereignisse (Hautirritationen durch die Elektroden), ein gewisses Problem scheint die Adhärenz darzustellen. m