Sanitas Magazin 3/23: Bewusst sein

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Raumluft

zu Hause

Wie sauber muss sie sein?

Bewusst sein

Gesundheit ganzheitlich leben

Urban Gardening

Gemeinsam gärtnern als Ausgleich zum Alltag

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Was wollten Sie schon immer mal wissen?

redaktion@sanitas.com

Kann es sein, dass man sich nicht riechen kann?

An den meisten Redensarten ist was dran. An der, dass man sich gut riechen kann oder eben gerade nicht, auch. Denn – das haben Sie sicher auch schon mal erlebt: Manchmal macht es direkt klick zwischen zwei Menschen, noch bevor die beiden gegenseitig ihre Schokoladen- und Schattenseiten ausgelotet haben. In dem Fall haben sie die Sympathie erschnüffelt. Und da kommt gleich noch eine Redensart ins Spiel: Gleich und Gleich gesellt sich nämlich gern. Je ähnlicher die chemische Zusammensetzung der Tausenden von Duftmolekülen des Körpergeruchs, desto besser.

Illustration: Joël Roth
SANITAS MAGAZIN 3 / 2023 2 BINSENWEISHEIT

Wie gefällt Ihnen das

Liebe Leserin, lieber Leser

Wearables und Gesundheitsapps auf dem Smartphone gehören längst zu meinem – und vermutlich auch Ihrem – Alltag dazu. Sie geben uns wertvolles Feedback zu unseren Aktivitäten und Hinweise zu unserer Gesundheit, beispielsweise zu Schlafphasen, Ruhepuls, Fitnesslevel etc. Sie motivieren uns aber auch, aktiv etwas für unsere Gesundheit zu tun, und unterstützen uns dabei, uns bewusst zu werden, was wir brauchen und was uns guttut. Deshalb widmen wir dem wichtigen Thema «Bewusst sein» das Dossier dieser Ausgabe.

Falls Sie die Editorials der letzten Sanitas Magazine gelesen haben, wissen Sie: Ich bin ein Fan der Gesundheitsangebote in unserer Sanitas Portal App, die ich Ihnen bei dieser Gelegenheit wieder ans Herz legen möchte. Sie alle helfen auch dabei, sich der Gesundheit bewusster zu werden – egal, ob es um Bewegung, die psychische Gesundheit oder Gesundheits-Coachings geht. Damit Sie so gesund bleiben, wie Sie sind, oder es Ihnen bald wieder besser geht.

IMPRESSUM: Herausgeber Sanitas Management AG, Jägergasse 3, 8021 Zürich, sanitas.com/magazin | Kontakt redaktion@sanitas.com|  Gesamtverantwortung Claudia Sebald | Redaktion Irène Maria Schäppi (Leitung), Helwi Braunmiller, Jessica Braun, Julie Freudiger, Reto Hunziker, Katharina Rilling, Susanne Wagner | Übersetzungen Sanitas Übersetzungsdienste | Art Direction Festland AG | Lithografie Detail AG| Druck swissprinters.ch | Bildnachweise Alle nicht gekennzeichneten Bilder sind Eigentum von Sanitas oder von Sanitas lizenziert, Cover: Colin Frei, S. 16./17: Katarina Radovic/Stocksy, S. 24: Jan Kopřiva/Unsplash | Gesamtauflage ca. 550 000; 14. Jahrgang; gedruckt auf umweltfreundlichem FSC©-Papier | Erscheinungsweise 4 × jährlich in D, F, I | Das nächste Magazin erscheint im November 2023.

Binsenweisheit
Editorial
Kurz & bündig DOSSIER 6 Bewusst sein 8 Nahrung für Körper und Seele 11 5 Rituale für mehr Resilienz im Alltag 12 «Der Mensch hat das letzte Wort» 14 Der Krankheit ins Gesicht schauen 16 Alles Einbildung? Aus dem Leben 19 Ich bin Hanspeter Momente teilen 20 Gärtnern fürs Gemüt Hausmittel 23 Was hilft bei Fieberbläschen?
für morgen 24 Sauber, sauberer, am saubersten Wissenswert 26 Wie können wir gemeinsam Gesundheitskosten sparen? Sani und Elina 27 ... und der Wespenstich
Dr.
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Entwickeln
Sanitas Magazin? Wir
uns auf ein Feedback:
freuen
3 SANITAS MAGAZIN 3 / 2023 EDITORIAL

Ausflugstipp

Achtsamkeit auf dem Velo

Ganz im Moment sein geht auch in Bewegung – zum Beispiel mit dem E-Bike auf dem schweizweit ersten Achtsamkeitstrail Seetal, der auf zwei Etappen durchs Aargauer und Luzerner Seetal führt. Ziel dieser E-Bike-Route ist es, den Alltagsstress hinter sich zu lassen, sich Zeit für sich selbst zu nehmen und die Natur bewusst zu erleben.

Weitere Mindfulness-Tipps: sanitas.com/bewusst

Umfrage comparis.ch

Platz 1 für Sanitas

Bei der diesjährigen Umfrage von comparis.ch zur Kundenzufriedenheit erreicht Sanitas mit der Bestnote 5.2 den hervorragenden ersten Platz. Das ergab die Befragung von mehr als 3500 Personen im Mai 2023. Ein tolles Ergebnis, das ohne Sie, liebe Kundinnen und Kunden so nicht zustande gekommen wäre.

Trainingsvideos im Online-Magazin

Fit werden mit Sanitas

Unkomplizierter geht es nicht: Bequeme Klamotten, Laptop oder Smartphone –und los geht’s. Ob Oberarme straffen, Knie stärken oder Verspannungen lösen, mit den Workout-Videos in unserem Online-Magazin trainieren Sie, wann und wo Sie wollen.

Reinschauen und mitmachen: sanitas.com/hometraining

KURZ & BÜNDIG
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Die

Mit Too Good To Go gegen Foodwaste

Lebensmittel wegzuwerfen ist alles andere als nachhaltig. Deshalb können Nutzerinnen und Nutzer in der kostenlosen App Too Good To Go in Restaurants oder Läden in ihrer Nähe nach unverkauften Lebensmitteln stöbern und sich ein Überraschungspaket zusammenstellen lassen, das sie zum Spezialpreis kaufen und im gewählten Supermarkt oder Lokal abholen können. Gibt es sowohl für Android als auch iOS.

1500.–

Gesundheitskosten

So sparen Sie bei Ihrer Prämie

Die Schweiz hat eines der besten Gesundheitssysteme weltweit. Diese erstklassige Versorgung kostet. Darum haben wir für unsere Kundinnen und Kunden eine Webseite mit Informationen zum Prämiensparen erstellt. Hier erfahren Sie, warum Prämien steigen, was wir gemeinsam dagegen tun können und wie Sie dank 12 Tipps Ihre Gesundheitsausgaben senken können.

Die besten Spartipps: sanitas.com/finanzen

Quelle: Sanitas HFC 2023

KURZ & BÜNDIG
24%
Die Zahl
der Schweizerinnen und Schweizer leiden während mehrerer Tage bis Wochen unter Rückenschmerzen.
App
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Bewusst sein

Gesundheit geht heute weit über den Arztbesuch und den Medikamentenschrank hinaus. Ansätze wie der Megatrend Holistic Health betrachten den Menschen als ganzheitliches Wesen mit einem feinen Zusammenspiel von Körper, Geist und Seele. Je stärker wir uns dessen bewusst sind, desto mehr können wir für uns tun – im Alltag, aber auch in Ausnahmesituationen.

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Nahrung für Körper und Seele

Klassische Krebstherapien sind wichtig. Ergänzende Behandlungen können einen entscheidenden Unterschied machen. Bei der ehemaligen Darmkrebspatientin Claudia Bauly war es ein onkologisches Ernährungs-Coaching.

Claudia Bauly beisst unbeschwert in eine Erdbeere und lacht, als der rote Saft des Fruchtfleischs an einem ihrer Mundwinkel herunterläuft. Auch Isabelle Bietenholz, Gründerin und Co-Leiterin von Jivita Komplementärmedizin Bethanien in Zürich, stimmt ein. Was man diesem fast schon ausgelassenen Beisammensein nicht ansieht: Es war ein langer Weg, bis Claudia wieder einen natürlichen Umgang mit Lebensmitteln und auch mit sich selbst gefunden hat. Denn bei der heute 37-Jährigen wurde im Oktober 2020 Darmkrebs diagnostiziert. «Ich hatte damals schon im Sommer Verdauungsprobleme und teilweise Blut im Stuhl», erinnert sie sich. Sie sei aber von einer Laktoseintoleranz ausgegangen und hätte einfach die Finger von Milchprodukten gelassen. Als sich die Symptome jedoch verschlimmerten, liess sie sich bei ihrem Gastroenterologen untersuchen. «Er hat mich abgetastet, eine Abnormität am Ende meines Dickdarms erspürt und eine Probe entnommen. Eine Woche später war die Diagnose bereits klar», schildert Claudia noch immer sichtlich ergriffen.

Diagnose Darmkrebs

Darmkrebs ist das dritthäufigste Krebsleiden in der Schweiz. Jährlich erkranken etwa 4300 Personen neu. Frühzeitig erkannt, ist er oft heilbar – so auch bei Claudia. Trotzdem: «Obwohl mein Körper auf

Bestrahlung und Chemotherapie relativ gut reagiert hat, war es alles ander als einfach. Insbesondere die Zeit nach der Operation, als mir ein Drittel meines Dickdarms entfernt wurde, war die Hölle», berichtet sie. Nach dem Eingriff im März 2021 habe sie sieben Tage lang nichts essen können. Bereits vom Blick auf die Menükarte im Spital wurde ihr schlecht. Neben der körperlichen Umstellung sei es ihr auch emotional nicht gut gegangen: «Vor dem Darmkrebs habe ich alles essen können und mir nie Gedanken über irgendwelche Konsequenzen gemacht. Plötzlich spielte meine Verdauung verrückt und ich habe mich nicht mehr ins Freibad getraut.» Denn das kleinste Übermass an zu säurehaltigen Speisen führte bei ihr sofort zu Durchfall.

Hier half ihr die onkologische Ernährungsberatung – in Bezug auf den Umgang mit dem Essen, aber auch wegen des Gefühls, wieder Verantwortung für ihren Körper übernehmen zu können, ein neues Bewusstsein für ihn zu entwickeln, Kontrolle zurückzugewinnen und so wieder mehr Sicherheit im Alltag zu erhalten. Denn obwohl es nach der Operation geheissen hatte, sie könne alles nach Lust und Laune essen, hatte Claudias Appetit auf Fleisch oder Wurst unangenehme Folgen. In der Beratung erfuhr sie, dass diese – obwohl eiweisshaltig und damit gerade bei Krebstherapien wichtig – das Krebsrisiko bei Dickdarmkrebs erhöhen.

Text Irène Schäppi Bild Raphaela Pichler
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5 Fragen rund um Zusatzstoffe in unseren Lebensmitteln: sanitas.com/ e-stoffe

«Die erste Herausforderung ist, ins Handeln zu kommen, und die zweite, dabei zu bleiben», sagt Jivita-Gründerin Isabelle Bietenholz über die Ernährungsumstellung.

Frau Bietenholz, wie wirkt sich eine onkologische Ernährungsberatung auf die Psyche aus?

Krebspatientinnen und -patienten sind hinsichtlich ihrer Therapien eher fremdbestimmt. Anders bei der Ernährung: Hier haben sie es selbst in der Hand und können aktiv ihren Heilungsprozess unterstützen. Das gibt ihnen die Möglichkeit zu handeln und hat einen positiven Effekt auf ihre Psyche.

Was kann eine Ernährungsumstellung bewirken?

Therapiebedingte Nebenwirkungen wie Mangelerscheinungen – insbesondere infolge der verminderten Aufnahme von Eiweiss – sind häufig. Hier kann ein individuell abgestimmter Ernährungsplan helfen. Zudem schmecken Krebskranke oft anders und sind sensibler. Für manche können gewisse Speisen plötzlich zu scharf oder zu sauer sein. Auch dem kann man mit Anpassungen im Speiseplan entgegenwirken und damit wieder den Genuss fördern.

Wie unterscheidet sich eine onkologische Ernährungsberatung von einer herkömmlichen?

Die Ernährung hat einen grossen Einfluss auf Therapieverträglichkeit, Therapieerfolg und Lebensqualität von Krebspatientinnen und -patienten. Zum Beispiel wenn man auf Zucker, rotes Fleisch, Alkohol, Fertigprodukte und Weissmehl verzichtet und stattdessen auf eine mediterrane Ernährung mit gesunden Ölen wie Leinsamen-, Oliven-, Raps- und Hanföl achtet.

SANITAS MAGAZIN 3 / 2023 9 DOSSIER

Neue Lebensqualität

Also suchte Komplementärtherapeutin und Ernährungsberaterin Isabelle Bietenholz gemeinsam mit Claudia Bauly von Februar 2021 bis Ende 2022 nach der für sie idealen Ernährung und vor allem nach besser verdaulichem Eiweiss. Für Claudia hiess das: ein halber Teller mit Gemüse wie Brokkoli, Fenchel, Rüebli oder Gurken, dazu etwas Früchte, ein Viertel mit Eiweiss, zum Beispiel aus Nüssen, Soja- oder Mungbohnen und Fisch – und ein Minimum an ballaststoffreichen Kohlenhydraten. Ganz auf Fleisch verzichtet Claudia aber trotzdem nicht. Es steht einmal pro Woche auf dem Speiseplan, aber mit viel Gemüse als Beilage, das einer Übersäuerung entgegen wirkt. «Der Genuss spielt bei uns eine grosse Rolle», sagt Isabelle Bietenholz. Denn: Je wohler man sich mit der Ernährung fühlt, je besser sie in den Alltag passt, desto nachhaltiger ist eine Umstellung – und desto positiver der psychologische Effekt.

Hilfe zur Selbsthilfe

Das ist auch das Prinzip von Jivita: «Wir erklären unseren Patientinnen und Patienten, was ihnen guttut, liefern ihnen viele Ernährungstipps sowie Rezepte. Ihre Ernährung müssen sie aber selbst umstellen.» Genuss spielt in Claudias Leben eine grosse Rolle, weshalb ihr dieses Vorgehen sehr geholfen hat: «Für eine konsequente Ernährungsumstellung braucht es einen starken Willen und den habe ich nicht. Dank Isabelle habe ich es aber geschafft, meinen Körper und seine Bedürfnisse neu kennenzulernen, und spüre jetzt, was mir ernährungstechnisch hilft. Und was eben nicht.»

Der Sanitas Guide für mentale Gesundheit unterstützt Sie bei Stress, Ängsten oder Sorgen und hilft Ihnen, Ihr psychisches Wohlbefinden zu stabilisieren.

sanitas.com/ balance

Dank onkologischer Ernährungsberatung isst Claudia Bauly bewusster und wieder mit Genuss.
SANITAS MAGAZIN 3 / 2023 10 DOSSIER

5 Rituale für mehr Resilienz im Alltag

Fehlende Abgrenzung, zu viel Stress und wenig Erholung können krank machen. Drei Expertinnen und Experten verraten ihre Tricks für eine starke Psyche.

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1 Auf den Pause-Knopf drücken

3 In Bewegung bleiben

«Passiert etwas Unerfreuliches, verfallen manche Menschen in Aktionismus und funktionieren nur noch. Dann ist es wichtig, bewusst Erholungspausen einzulegen und Platz für Kreativität zu lassen. Denn wer sich verausgabt, kann schwierige Situationen kaum meistern.»

Resilienz-Coach Mario Grossenbacher

«Schreiben Sie am Abend alles auf, was Sie noch erledigen müssen. Und legen Sie diese Liste dann weg bis zum nächsten Tag. So bringen Sie die To-dos aus dem Kopf. Schreiben Sie dann auf, was Ihnen heute gut gelungen ist, worauf Sie stolz sind und mit welchem Gefühl Sie am nächsten Morgen aufstehen möchten. Mit diesen positiven Gedanken gehen Sie ins Bett.»

4 Beziehungen pflegen

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«Im Krisenmodus sind soziale Kontakte mit Familie, Freundinnen und Freunden sowie Mitarbeitenden besonders wichtig. Orientieren Sie sich dabei besonders an Ruhepolen oder humorvollen Leuten. Es tut gut, mit Menschen zu sprechen, die gelassen sind und sich weniger Sorgen machen als man selbst. Lassen Sie sich von ihnen inspirieren: Wie bewerten sie die Lage und wie gehen sie mit der Situation um?»

Psychotherapeutin

«Wenn der Körper unter Stress steht und sich ständig in Alarmbereitschaft befindet, tut Bewegung gut. Denn Stress lässt uns erstarren, wir verkrampfen uns auch muskulär. Ein langer Spaziergang im Wald baut Spannungen ab, lüftet den Kopf durch und spendet Energie. Bewegung ist auch zu Hause möglich: Yoga, sich schütteln wie ein Hund, tanzen zur Lieblingsmusik oder Dehnübungen tun gut.»

Psychotherapeutin Dania Schiftan

«Wenn die Tankanzeige im Auto auf Reserve wechselt, fahren wir raus und tanken – egal, was es kostet. Doch wenn unser Energielevel sinkt, merken wir das oft nicht, zu spät oder sind knausrig. Liegt er mehrere Tage im roten Bereich, bitten Sie um Hilfe oder sagen Sie öfter mal ‹Nein›.»

Resilienz-Coach Mario Grossenbacher

Text Katharina Rilling und Julie Freudiger Illustration Joël Roth Den Kopf frei machen
SANITAS MAGAZIN 3 / 2023 11 DOSSIER
Öfter mal Nein sagen oder um Hilfe bitten

«Der Mensch hat das letzte Wort»

Künstliche Intelligenz wird das Gesundheitssystem der Zukunft prägen. Wie der bewusste Umgang mit der Technik zum Wohl der Patientinnen und Patienten aussehen könnte, erklärt Zukunftsforscher Dr. Stephan Sigrist.

Herr Sigrist, die künstliche Intelligenz (KI) hinter der Anwendung ChatGPT ist aktuell ein Riesenthema. Verändert KI auch das Gesundheitswesen?

Ja. Bereits heute erkennen auf Bilder trainierte KI-Systeme zum Beispiel Tumore auf diagnostischen Aufnahmen schneller und präziser als Menschen. Und das Unispital Kopenhagen hat gerade in einer Studie gezeigt, dass seine KI bei einem Notruf einen Schlaganfall anhand der Stimme des Menschen identifizieren kann.

Lassen sich dank KI also Krankheiten vorhersagen?

Bei manchen Erkrankungen ist das tatsächlich schon möglich. Eine KI erfasst beispielsweise mit einem Gesichtsscan, ob das Bluthochdruckrisiko eines Menschen erhöht ist. Ein anderer Algorithmus analysiert Bewegungsmuster von Kleinkindern. Bei Anomalien kann die KI so zu einer frühzeitigen Diagnose von neurologischen Erkrankungen und Entwicklungsstörungen beitragen.

Eine Maschine, die über Gesundheit urteilt –das klingt beunruhigend.

Natürlich muss der Mensch bei der Diagnose das letzte Wort haben. Nicht zuletzt gibt es auch Grenzen bei komplexen Fragestellungen, bei denen die Mustererkennung durch Algorithmen nicht funktioniert. Und es braucht qualitätsgeprüfte Daten, mit denen die Systeme trainiert werden. KI ist darum ein Werkzeug, mit dem Ärztinnen und Ärzte oder Pflegepersonen Diagnosen leichter stellen oder Behandlungen effizienter planen können, sie ersetzt den Menschen nicht grundsätzlich. Um die Qualität sicherzustellen, braucht es aber Kontrollinstanzen wie das 2022 vom

Bund geschaffene nationale Kompetenznetzwerk für künstliche Intelligenz (CNAI) und Fachleute, die KI-Diagnosen überprüfen. Wir haben es schliesslich immer mit Individuen zu tun, deren genetische Veranlagungen variieren und die auf Medikamente unterschiedlich reagieren. Darum sollten auch Patientinnen und Patienten die Anwendung von KI in der Medizin hinterfragen. Wenn wir jedoch einen bewussten Umgang damit finden, kann KI eines Tages die Mitarbeitenden in Spitälern entlasten – zugunsten von mehr Zeit für Patientinnen und Patienten. Beim Versorgen pflegebedürftiger Menschen stossen Pflegepersonal und Angehörige oft an ihre Grenzen – eine Situation, die auch für die Betroffenen schwierig ist. Ist KI hier eine Hilfe? Auch Pflegeroboter können den Menschen nicht ersetzen, aber dazu beitragen, Pflegebedürftige unabhängiger zu machen. Ich hatte vor längerer Zeit selbst einen schweren Unfall und wäre damals froh gewesen, nicht für jeden Toilettengang jemanden rufen zu müssen. Es werden bereits Systeme getestet, die zum Beispiel beim Umlagern von Patientinnen und Patienten mithelfen können. 2050 werden in der Schweiz 800 000 Menschen über 80 leben. Da sehe ich grosses Potenzial für unterstützende KI-Anwendungen. Entscheidend wird die Autonomie des Menschen sein, nicht das Unterordnen an automatisierte Prozesse.

In der Schweiz fehlen Psychotherapieplätze. Spätestens seit der Pandemie boomen MentalHealth-Apps. Wie effektiv ist der Austausch mit einer KI bei Ängsten oder Depressionen?

Es gibt Studien, die positive Effekte zeigen. Diese können bei Triagen und ersten Einschätzungen hel-

SANITAS MAGAZIN 3 / 2023 12 DOSSIER
Text Jessica Braun Bild W.I.R.E.

Dr. Stephan Sigrist ist Gründer und Leiter des Think Tanks W.I.R.E.; Sigrist hat an der ETH Molekularbiologie studiert. Als interdisziplinärer Stratege analysiert er neue Entwicklungen und Trends, unter anderem für das Gesundheitswesen.

fen, ich bin aber skeptisch in Bezug auf die effektive Betreuung. Es macht einen Unterschied, ob man einen Dialog mit einem empathischen Wesen führt oder mit einem Algorithmus, der letztlich einen Entscheidungsbaum abspult. Bei diesen Anwendungen gilt es Grundsatzfragen zu klären: Ist es ethisch vertretbar, verzweifelte Menschen mit einer Maschine allein zu lassen? Und wer trägt die Verantwortung, wenn es Betroffenen dadurch psychisch schlechter geht? Dennoch: Da die Zahl der Diagnosen zunimmt, wäre eine funktionierende Brückenlösung hilfreich und wünschenswert.

Wann wird es so weit sein, dass wir Dr. KI im Behandlungszimmer gegenüberstehen?

Davon, KI systematisch und flächendeckend in allen Praxen und Kliniken einsetzen zu können, sind wir noch ziemlich weit entfernt. Wenn wir die Technologie richtig einsetzen, wird sie helfen, die Qualität der Behandlungen zu steigern und gleichzeitig die Kosten zu senken – und zur Autonomie und Gesundheitskompetenz der Menschen beitragen. Vorausgesetzt wir verfallen nicht den einseitigen und wenig realistischen Utopien oder Angstszenarien, die derzeit die Schlagzeilen dominieren.

Sanitas Coach App: Der intelligente Chatbot in der zertifizierten Medizin-App führt Sie individuell durch die Themen Blutdruck, Herzgesundheit, Diabetes, Schlaf, Ernährung, Bewegung und Entspannung.

sanitas.com/ gesundheitsapp

Über den Umgang mit schützenswerten Daten: sanitas.com/ selbstvermessung
SANITAS MAGAZIN 3 / 2023 13 DOSSIER

Der Krankheit ins Gesicht schauen

Blasse Gesichtshaut

… kann auf Blutarmut hinweisen. Mögliche Ursachen: Eisenmangel, Erkrankungen des blutbildenden Knochenmarks oder der Nieren, bestimmte Medikamente oder Blutungen sowie ein niedriger Blutdruck.

Geschwollene Augenlider

… können auf Milz-, Schilddrüsenoder Herzprobleme zurückgehen.

Gelbliche Ablagerungen rund ums Auge … sind sogenannte Xanthelasmen, Cholesterineinlagerungen auf dem Ober- und Unterlid. Sie können eine Störung des Fettstoffwechsels und eine allgemein erhöhte Ablagerungsneigung von Cholesterin anzeigen.

Gesichtsdiagnose bei unterschiedlichen Hautfarben

Die meisten Studien zur Diagnostik via Gesicht basieren auf hellen Hauttypen. Darum hat der Londoner Medizinstudent Malone

Mukwende die Online-Plattform «Black and Brown Skin» gegründet. Denn: Ausschläge oder Rötungen auf weisser Haut sind einfacher sichtbar als auf dunkler. Mukwende hilft damit Patientinnen und Patienten aus aller Welt, Anomalien im Gesicht besser zu erkennen und, falls nötig, zu behandeln – je nach Besonderheiten ihrer Hautfarbe.

Im Gesicht können wir nicht nur Stimmungen ablesen. Haut beschaffenheit, Teint oder geschwollene Augenlider können Aufschluss über unsere Gesundheit geben.
Text Irène Schäppi Illustration Pia Bublies
SANITAS MAGAZIN 3 / 2023 14 DOSSIER

Augenbrauen

… können etwas über den Hormonhaushalt aussagen. Sind sie sehr kurz und fallen von der Aussenseite her aus, liegt eventuell eine Schilddrüsen-Unterfunktion vor. Sind sie eher schmal, ist der Östrogenspiegel allenfalls zu tief. Bei buschigen oder dicken Brauen wird unter Umständen zu viel Testosteron ausgeschüttet.

Augenringe

… und Tränensäcke müssen nicht immer Zeichen langer Nächte sein, sondern können auch durch Störungen im Nieren- und Blasenbereich entstehen.

Geschwollene Lippen

… sind oft die Folge einer allergischen Reaktion auf Nahrungsmittel, Medikamente, Kosmetika oder Reizstoffe in der Luft.

Eingerissene Mundwinkel

… können an äusseren Einflüssen wie dem Wetter liegen, aber auch einen Mangel an Vitaminen und Mineralstoffen aufzeigen. Oder eine atopische Dermatitis (chronische oder wiederkehrende juckende Hautentzündung), von der vor allem Kinder betroffen sind.

Erdbeerzunge

… nennt man eine stark gerötete Zunge mit kleinen Erhebungen, die wie Erdbeersamen aussehen. Diese Auffälligkeit kann das erste Anzeichen für Scharlach sein.

Quellen: http://www.gesundheits-lexikon.com/Haut-Haare-Naegel/Blaesse/, https://www.msdmanuals.com/de/heim/augenkrankheiten, https://link.springer.com, https://www.zentrum-der-gesundheit.de, https://www.aerzteblatt.de, https://www.msdmanuals.com/de/heim/mund-und-zahnerkrankungen, https://www.medix.ch/media/gl_eisenmangel_2022_11.7.22_mh_07.09.22_ub.pdf, https://www.blackandbrownskin.co.uk 15 SANITAS MAGAZIN 3 / 2022 SANITAS MAGAZIN 3 / 2023 DOSSIER

Alles Einbildung?

krank. Wie kann das sein?

Die Grossmutter klebt ein Pflaster auf die Wunde der Enkelin oder pustet den Schmerz einfach weg – und schon tut es nicht mehr weh. Im Alltag haben wir alle schon die erstaunliche Macht der Gedanken erlebt. Bekannt ist das Placeboeffekt genannte Phänomen insbesondere aus der Medizin. Ursprünglich wurden Placebos, also Medikamente ohne Wirkstoffe, in klinischen Studien eingesetzt. Sie sollten echte therapeutische Prozeduren und Scheinbehandlungen vergleichbar machen. Das überraschende Resultat: Die Beschwerden der Placebogruppe besserten sich oft ebenfalls. Schätzungen gehen sogar davon aus, dass bei jeder und jedem Dritten Placebos in irgendeiner Form Einfluss auf die Genesung haben. Denn der Kopf – also die Einstellung von Patientinnen und Patienten zu Pillen, Salben & Co. – ist ebenso wichtig wie deren Inhaltsstoffe. Dies hat mit Erwartungshaltung zu tun: Der Glaube an die Wirksamkeit der Therapie aktiviert Mechanismen in

Körper und Gehirn – darunter die Freisetzung von körpereigenen schmerzlindernden Botenstoffen wie Endorphin oder Dopamin –, die den Erfolg verstärken.

Wieso komplementäre Medizin die klassische optimal ergänzt: sanitas.com/ option

Nocebo: Angst und negative Erwartungen Allerdings kann das auch ins Gegenteil kippen: Der Noceboeffekt bezeichnet negative gesundheitliche Folgen, die kaum mit der Behandlung zusammenhängen können. Sie werden etwa durch das Lesen der möglichen Nebenwirkungen oder die Angst vor dem Zahnarzt ausgelöst. Auch hier spielt die Erwartungshaltung die Hauptrolle, allerdings in negativer Form, die sich wie in einer selbsterfüllenden Prophezeiung bewahrheitet. Ob Placebo- oder Noceboeffekt: In beiden Fällen ist die Kommunikation zwischen Medizinern und Patienten relevant, denn Ärztinnen und Ärzte können positive Erwartungen und Zuversicht fördern. Wer seiner Behandlung vertraut und sieht, wie sie bei anderen wirkt, wird eine Verbesserung bei sich selbst erwarten und entsprechend stärker von ihr profitieren. Daneben ist auch die Vorerfahrung mit echten Wirkstoffen hilfreich. Wer das Prickeln und den Geschmack einer Schmerztablette im Wasserglas im Gehirn mit Schmerzlinderung verknüpft hat, dem kann plötzlich auch eine einfache Brausetablette helfen. Allein durch die Sinneseindrücke.

DOSSIER
Es gibt Medikamente und Behandlungen, die eigentlich keine sind und dennoch wirken. Andersherum macht allein das Wissen um Nebenwirkungen oder die Angst vor Krankheit manchmal
SANITAS MAGAZIN 3 / 2023 16

Mit Placebo leichter durch den Alltag

Was in der Medizin funktioniert, lässt sich auch auf andere Bereiche übertragen, etwa aufs Lernen oder Arbeiten. Dabei kann alles als Placebo dienen: Wer die schöne Erfahrung gemacht hat, dass eine Joggingrunde vor einer Prüfung oder beruflichen Herausforderung beruhigt, weiss das nächste Mal, was er zu tun hat. Auch Musik oder Meditation können helfen. Denn ritualisiert lässt sich diese Wirkung noch verstärken. Der Placeboeffekt dient dann als «mentaler Anker», als Sicherheit. Auch Vertrauen spielt eine wichtige Rolle – ob zur Ärztin, zur Lehrperson oder zum Vorgesetzten. Um aufs Beispiel Lernen zurückzukommen: Wer bestärkt wird, sich auch selbst helfen oder schwierige Aufgaben lösen zu können, lernt besser. Menschen dagegen, die ständig kritisiert werden, trauen sich weniger zu –mit negativem Effekt auf ihre Leistungen. Dass Mädchen beispielsweise oft in Mathe schlechter

abschneiden als Buben, wird auf diesen Noceboeffekt zurückgeführt. Sich dieser Mechanismen bewusst zu werden, kann sie abschwächen. Lieber mit positiven Worten optimistische Bilder vom Gelingen des Vorhabens zeichnen.

Die Macht der Gedanken kann sogar sehr weit reichen. Forscherinnen an der Stanford-Universität haben herausgefunden: Wer denkt, er sei überdurchschnittlich fit, lebt im Schnitt wahrscheinlich schon allein deshalb länger.

Die vierte Ausgabe des Sanitas Health Forecast befasst sich mit Themen wie unserer Lebenskraft, Sinneswahrnehmungen und enthält eine exklusive Studie zur Schweizer Schmerzlandschaft. sanitas.com/ edition-2023

DOSSIER
Placebos können im Gehirn die gleichen Botenstoffe wie Schmerzmittel aktivieren.
SANITAS MAGAZIN 3 / 2023 17

Sanitas hat die zufriedensten Kundinnen und Kunden

Sanitas zählt auch 2023 zu den besten Krankenversicherungen der Schweiz. Das belegen zahlreiche Podestplätze bei unabhängigen Umfragen zur Kundenzufriedenheit.

sanitas.com/platzierung

Ich bin Hanspeter

Kurz vor einem Auftritt – sei es auf Privatkonzerten, in Bars oder bei grossen Festivals wie dem Open-Air Bischofszell – bin ich schon etwas kribbelig. Lampenfieber gehört aber einfach zum Musikerdasein dazu. Sobald ich dann hinter dem Schlagzeug sitze und die Sticks in den Händen halte, kann ich es kaum erwarten, loszulegen. Mich bewegt immer wieder aufs Neue, wie wir es mit unserem Herzblut schaffen, das Publikum zu begeistern. Und wie die Zuhörerinnen und Zuhörer mit unseren dynamischen Rockabilly-Tunes voller Lebenslust mitgehen. Schliesslich kommt der Titel unseres Debütalbums «Don’t Stop the Bop» nicht von ungefähr: Wir wollen die Menschen ermutigen, im Augenblick zu leben und zu versuchen, das Leben wie eine nie endende Party zu feiern. Darum ist es auch wichtig, die Vibes des Publikums zu lesen und zu spüren, welche Stimmung auf der (Tanz-)Fläche gerade angesagt ist.

Blick hinter die Kulissen

Das ist übrigens auch im Bereich Buchhaltung und Controlling bei Sanitas der Fall, in welchem es –genau wie vor, während oder nach einem Konzert –schon mal hektisch und ungestüm werden kann. Auch hier lege ich grossen Wert darauf, dass Termine und Arbeiten gut «durchgetaktet» sind. Und im partnerschaftlichen Umgang mit unseren Arbeitskolleginnen und -kollegen im Unternehmen ist ebenfalls das richtige Gespür gefragt. Denn nicht jede findet Buchhaltung lässig, aber mit unserer Abteilung hat fast jeder Kontakt. Im Konzernrechnungswesen spüren wir den «Beat» der ganzen Sanitas: von der Mitarbeit im Prämienprozess über die Auszahlung der erfassten Leistungen bis hin zur Rechnung für das Büromaterial. Das ist auch Rock ’n’ Roll. Darum ist Sanitas für mich persönlich ein Song mit guter Melodie, modernen Sounds und viel Energie.

Hanspeter führt bei Sanitas die Abteilung Konzern-Rechnungswesen mit insgesamt 15 Mitarbeitenden. Auch in seiner Freizeit gibt er gerne den Takt an – als Drummer des Rockabilly-Trios Louie and The Wolf Gang.
SANITAS MAGAZIN 3 / 2023 19 AUS DEM LEBEN
Aufgezeichnet von Irène Schäppi Bild Karin Heer

Gärtnern fürs Gemüt

Ein grosser Schrebergarten ist zu zweit kaum zu bewältigen: Wie aus sechs einander unbekannten Menschen ein Kollektiv entstand, das nicht nur im wortwörtlichen Sinn Früchte trägt.

Text Reto Hunziker Bild Colin Frei
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Ein Schrebergarten? Wie bünzlig! Franziska hielt ursprünglich nicht viel von Kleingartenanlagen. Und doch sehnten sie und ihre Freundin Julia sich nach einem eigenen Fleckchen Natur, auf dem sie nachhaltiges und saisonales Gemüse anbauen könnten. Darum liessen sich die beiden am Ende dennoch auf die Warteliste für einen Schrebergarten am Zürcher Friesenberg eintragen – und kamen nach vier Monaten unverhofft schnell zu ihrem Glück: einer 200 Quadratmeter grossen Parzelle. Sie pflanzten ein, säten an und gruben um. Und stellten nach einem Jahr fest: Es ist zu viel. «Wir waren überfordert, die Gartenarbeit war zu zweit zusätzlich zu unseren Jobs kaum zu stemmen», sagt Franziska, die beruflich als

Art-Director arbeitet. «Und wenn der Garten zum Stressfaktor wird, macht die Arbeit auch keine Freude mehr.» Kurzerhand suchten sie via Inserat Gleichgesinnte – mit Erfolg. Mittlerweile kümmern sich sechs Naturfreundinnen und -freunde um den Schrebergarten, darunter zwei Landschaftsgärtnerinnen. Sie organisieren sich in einer WhatsApp-Gruppe und treffen sich, wann immer es geht. Der Mittwochabend gilt jedoch als fixer Termin:

Dann kommen alle zusammen, tauschen sich aus, plaudern, fachsimpeln und packen mit an.

«Das hat sich sehr natürlich und gut entwickelt», erzählt Franziska, «es macht einfach richtig Spass.»

Die Gruppe mit dem grünen Daumen agiert als

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Aus der wild zusammengewürfelten Truppe ist eine Gartenfamilie geworden – Hündin Szofi inklusive.

Kollektiv: Alle haben die gleichen Rechte, man entscheidet gemeinsam und redet offen miteinander. «Menschlich passt es total», sagt die 43-Jährige. Aus der wild zusammengewürfelten Truppe ist mittlerweile eine Gartenfamilie geworden. Alphatierchen gibt es in dieser Gemeinschaft keine, jeder und jede bringt sich nach Interesse und Spezialgebiet ein, was dazu beiträgt, dass es nicht nur im wortwörtlichen Sinn überall spriesst und blüht. «Ich kümmere mich zum Beispiel um die Tomaten», sagt die Gruppengründerin. Momentan diskutiert das Kollektiv gerade, ob ein neues Gartenhäuschen hermuss, weil das derzeitige, bunt gestrichene langsam auseinanderfällt. Stolz sind sie auch auf ihr Spargelbeet, das aber wohl erst nächste Saison prächtige Ernte liefern

wird. Diese wird dann ebenfalls demokratisch aufgeteilt, denn wer mithilft, bekommt auch etwas zurück. Das gilt auch fürs Gemüt.

Die Schrebergartengruppe ist sich einig: An der frischen Luft mit den Händen zu arbeiten tut gut, sowohl physisch als auch psychisch. Es entspannt, hält beweglich und liefert einen wertvollen Ausgleich zum oft stressigen Alltag. Das belegen sogar wissenschaftliche Studien. «Wenn ich mit meiner Hündin Szofi total verdreckt und erschöpft nach Hause laufe, ist das ein grossartiges Gefühl», bestätigt Franziska, die tagsüber viel am Computer arbeitet. «Und es ist einfach toll, abends im Garten zu sitzen und in eine selbst angepflanzte Tomate zu beissen.»

«Alle haben die gleichen Rechte, wir entscheiden gemeinsam –menschlich passt es total.»
SANITAS MAGAZIN 3 / 2023 22 MOMENTE TEILEN
Franziska

EXPERTINNENTIPP

Maltagliati-Holzner, Fachärztin für Dermatologie bei Medgate

«Vorsicht beim Behandeln von Herpes mit Hausmitteln wie Zahnpasta, Alkohol oder Essig. Diese trocknen die Haut so stark aus, dass die Kruste immer wieder aufbricht. Das erschwert die Heilung und kann zu bakteriellen Infektionen führen. Und bei wärmenden Elektrostiften fehlt bisher der Wirkungsnachweis. Wichtig: Eine Herpesinfektion kann Neugeborenen, Immunsupprimierten sowie Menschen mit Neurodermitis gefährlich werden. Deswegen hier mit akuten Fieberbläschen besser den Kontakt meiden.»

Was hilft bei Fieberbläschen?

Fieberbläschen – auch Lippenherpes genannt –sehen unschön aus, kommen grundsätzlich unpassend und sind vor allem schmerzhaft. Verantwortlich ist das Herpes-simplex-Virus Typ 1, das über 90 Prozent der Weltbevölkerung in sich tragen. Ist Herpes einmal ausgebrochen, wird man das Virus nie wieder los und kann es über Besteck, Geschirr oder Körperkontakt weitergeben. Meist hält unser Immunsystem die Herpesviren in Schach. Ist es allerdings geschwächt, etwa durch eine Erkältung, werden die Viren aktiviert und können sich auf und an den Lippen, in der Mundhöhle, in der Nase oder sogar in den Augen ausbreiten. Ausmerzen kann man sie nicht, aber: Antivirale Heilpflanzen wie Zitronenmelisse oder Hamamelis haben, auf die betroffene Stelle mit einem Wattestäbchen aufgetragen, einen austrocknenden Effekt und können mildernd wirken. Am besten hilft der Extrakt der Pflanze. Auch Kälte mögen Herpesviren nicht: dazu einen Eiswürfel in ein Handtuch wickeln und damit die Wunde sanft massieren.

Wo Hausmittel sonst noch helfen: sanitas.com/ hausmittel

HAUSMITTEL Text Julie Freudiger
Dr. med. Paola
23 SANITAS MAGAZIN 3 / 2023

Sauber, sauberer, am saubersten

Wann Keime hilfreich sind und wann gefährlich: sanitas.com/ hygiene

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Supersaubere Luft zu Hause dank Luftfiltern, die man via App oder Sprachsteuerung bedienen kann, oder Staubsaugern, die dem Gesundheitsfeind Staub den Garaus machen und durch hocheffiziente Partikelfilter 99,9 Prozent der Schwebeteilchen entfernen sollen. Diese HEPA-Filter (High Efficiency Particulate Air Filter) reinigen die Luft mittels eines feinen Netzes, das die Partikel einfängt, damit sie nicht wieder zurück in die Luft gelangen. Andere Sauger arbeiten mit LED-Licht oder Laserstrahl: Sie leuchten die Staubpartikel knapp über dem Boden richtig aus, um wirklich alle zu erwischen. Aber: Ist eine normale Menge Hausstaub für Menschen ohne Allergien überhaupt so dramatisch? Ist unsere Raumluft tatsächlich neuerdings nicht mehr sauber genug?

Ab und an Fenster öffnen

Für die Raumluft zu Hause gebe es keine idealen Werte und es fehlten auch die Messgeräte dafür, ordnet Thomas Rothe, Leitender Arzt der Pneumologie am Kantonsspital Graubünden, das Thema ein. Wer es aber ganz genau nimmt, dem rät er: «Luftfilter sollten von einer wissenschaftlichen Stelle oder einem angesehenen Institut wie der Empa geprüft sein.» Was er hingegen für Allergiker empfehlen kann, sind Luftwäscher, also eine Kombination aus Luftbefeuchter und Luftreiniger in einem Gerät: Sie reinigen die Luft von Staubpartikeln und Pollen mit einem Turbinensystem und befeuchten sie gleichzeitig. Effektiv sind seiner Ansicht nach auch Luftreiniger mit HEPA-Filter, die alle zwei Stunden die Raumluft reini-

gen. So können beispielsweise Pollenallergiker auch einmal die Fenster öffnen. «Es wäre aber ein ‹Overkill› zu sagen, jeder brauche so etwas», erklärt Rothe.

Aufs richtige Mass achten

Die Luftqualität in der Schweiz ist in den letzten Jahrzehnten dank der Luftreinhaltepolitik wieder besser geworden. Was aber nichts daran ändert, dass durch den Feinstaub aus Verkehr, Heizungen und Industrie Krankheiten wie Asthma ausgelöst werden – insbesondere bei den noch nicht vollständig entwickelten Lungen von Kindern und Jugendlichen. Das zeigt ein Bericht der Europäischen Umweltagentur (EEA). «Wir gehen davon aus, dass allergisches Asthma durch die Umweltbelastung verstärkt wird», sagt der Lungenfacharzt. Sorgen bereiten ihm auch die immer kleineren Feinstaubpartikel in der Luft, die tiefer in die Lunge eindringen und möglicherweise weitere Schäden verursachen können – diese sind aber eher ausserhalb der eigenen vier Wände ein Problem.

Thomas Rothe empfiehlt, zwischen angemessener Sauberkeit und übermässiger Reinlichkeit zu unterscheiden: «Regelmässiges Staubsaugen, Wischen und Lüften reichen in der Regel völlig aus, um eine saubere und gesunde Umgebung zu schaffen.» Es sei nicht notwendig, zu Hause jedes kleinste Staubkorn zu entfernen oder Desinfektionsmittel in grossem Umfang einzusetzen. Mit anderen Worten: Ein entspannterer Umgang mit Staub zu Hause macht den Gesundheitsalltag deutlich einfacher.

EXPERTENTIPP

Dr. med. Johannes Trück, Abteilungsleiter Allergologie und Leitender Arzt Immunologie des Universitäts-Kinderspitals Zürich

«Wenn es um die Gesundheit von Kindern geht, ist ein vernünftiges Mass an Gelassenheit das Wichtigste. Denn übermässig sterile Bedingungen sind für die Entwicklung des kindlichen Immunsystems nicht förderlich, wie bereits Studien aus den 1990erJahren mit ländlichen und städtischen Kindern belegen. Eine vernünftige Reinigung ohne übermässige Sterilität kann im Gegenteil dazu beitragen, ein gesundes Immunsystem zu entwickeln und aufrechtzuerhalten.»

In der Coronazeit rückte die saubere Raumluft ins Bewusstsein der Menschen. Nun suggeriert die neuste Generation der Staubsauger: Rein und gesund lebt es sich erst, wenn kein Staubkörnchen mehr herumfliegt. Ist da was dran?
SANITAS MAGAZIN 3 / 2023 25 ENTWICKELN FÜR MORGEN

Wie können wir gemeinsam Gesundheitskosten sparen?

Was tut Sanitas, um die Kosten zu senken?

Vorbeugen ist besser als heilen – auch aus finanzieller Sicht. Deshalb unterstützen wir unsere Versicherten mit digitalen Angeboten im Sanitas Portal dabei, gesund zu leben. Falls Sie doch einmal krank werden, bieten wir dort auch schnelle Hilfe, um unnötige Arztbesuche oder falsche Therapien zu vermeiden – mit einem Symptom-Check zum Beispiel, dem Guide für mentale Gesundheit oder unserer Gesundheitsberatung. Und in gesundheitlich schwierigen Lagen ist unser Case Management für Sie da, begleitet den Genesungsprozess und behält den Überblick über die Kosten. Andererseits stecken wir viel Energie in Rechnungskontrollen, um ungerechtfertigt hohe oder nicht versicherte Leistungen zu identifizieren. Und wir verhandeln regelmässig mit Leistungserbringern (z.B. Spitälern) die Tarife neu.

Und was können Sie beitragen?

Notfallbesuche treiben die Gesundheitskosten in die Höhe. Wenden Sie sich im Krankheitsfall zuerst an die Hausarztpraxis, die telemedizinische Hotline oder suchen Sie in einer Apotheke Rat, bevor Sie ins Spital gehen. Das ist deutlich günstiger. Steht eine grössere Behandlung an, lohnt es sich – auch finanziell –, eine Zweitmeinung einzuholen. Brauchen Sie Medikamente, sind Generika statt Originalpräparaten eine gute und preisgünstigere Alternative. Gut zu wissen: Aufnahmen wie Röntgen-, MRI- oder CT-Bilder und alle Untersuchungsergebnisse (z.B. Laborwerte) gehören Ihnen. Nehmen Sie diese zu Arztbesuchen mit! So können Sie doppelte und damit unnötige Untersuchungen vermeiden.

Illustration: Joël Roth Versicherungschinesisch? Unser Lexikon erklärt wichtige Fachbegriffe: sanitas.com/ wissenswert SANITAS MAGAZIN 3 / 2023 26 WISSENSWERT
Durch das wachsende und verbesserte medizinische Angebot, die höhere Lebenserwartung und die Tatsache, dass immer mehr Leistungen in Anspruch genommen werden, steigen die Gesundheitskosten laufend – und damit auch die Prämien.

Sani und Elina und der Wespenstich

Heute verbringen unsere Freunde den Tag im Garten. Leider ist Elina dabei einer Wespe in die Quere gekommen. Aua! Zum Glück weiss Sani, was zu tun ist. Welches seiner Hausmittel hilft, damit das Bein nicht so stark anschwillt?

Wettbewerb

Mit welchem der drei Lebensmittel kann Sani Elinas Schwellung lindern? Schick deine Antwort an redaktion@sanitas.com

Unter allen richtigen Einsendungen verlosen wir drei BeeHomes, mit denen du Bienen auf dem Balkon oder im Garten ein Zuhause gibst. Einsendeschluss ist der 18. September 2023.

Die Gewinner:innen werden schriftlich informiert. Über den Wettbewerb wird keine Korrespondenz geführt. Barauszahlung und Rechtsweg sind ausgeschlossen.

Illustration: Michael Meister

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