Dimensions 2/2021

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DIMENSIONS 2 2021 | WISSENSCHAFT

WISSENSCHAF T

Studie:

Behandlung von früher ­Okklusalkaries mit ­Self-Assembling Peptide Die nicht-invasive Kariesbehandlung ist ein wichtiger Aspekt der modernen Zahnmedizin. Leisten self-assembling peptide einen Beitrag dazu? Der Wirkungsmechanismus von monomeric selfassembling peptide P11-4 (SAP P11-4) bei der Re­ mineralisiation von Zahnschmelz ist nachgewie­ sen. Wird SAP P11-4 auf die Oberfläche einer kariösen Läsion aufgetragen, diffundiert es in die Läsion, baut sich innerhalb der Läsion zu einer 3D-Matrix auf und zieht M ­ ineralien aus dem Speichel zur Bildung neuer Hydroxylapatit- oder fluoridierter Hydroxylapatit-Kristalle an. Mikro­ härtemessungen in Abhän­ gigkeit mit der Schmelzläsionstiefe haben gezeigt, dass die Re­ mineralisation nach SAP P11-4-Applikation tief in der Läsion stattfindet. Im Gegensatz dazu ist die Mineralisierung mit Fluorid auf die äussere Schmelzschicht beschränkt. In der vorliegenden Studie wurde die Wirksam­ keit von SAP P11-4 in Kombination mit Fluorid­ lack oder mit polymeric self-assembling peptide matrix (SAPM) bei der Behandlung von nichtkavitierter okklusaler Karies untersucht. Fol­ gende Hypothese wurde aufgestellt: SAP P11-4 plus Fluoridlack und SAP P11-4 plus SAPM zeigen bei der Behandlung von früher Okklusalkaries keinen Unterschied im klinischen Erfolg und beide sind dem derzeitigen klinischen Goldstan­ dard von Fluoridlack allein überlegen. Lässt sich diese Hypothese untermauern, würde dem Kliniker*in eine Alternative geboten, die halb­ jährliche Anwendung von Fluoridlack in der Pra­ xis durch eine einmalige Applikation von SAP P11-4 in der Praxis und die zweimal wöchentli­ che Anwendung eines SAPM-Gels zuhause zu ersetzen. Neunzig Kinder und Jugendliche mit vergleich­ barem ICDAS-II-Code wurden in diese randomi­ sierte, Goldstandard-kontrollierte klinische Stu­ die eingeschlossen und nach dem Zufallsprinzip gleichmäßig auf drei Studiengruppen verteilt. Keiner der Baseline-Werte zeigte statistische

Unterschiede zwischen den Gruppen. – Testgruppe 1 erhielt SAP P11-4 zu Studien­ beginn und zweimal Fluoridlack, bei Studien­ beginn und an Tag 180 – Testgruppe 2 erhielt SAP P11-4 bei Stu­dien­ beginn und zweimal wöchentlich SAPM (Heim­ ­anwendung) – die Kontrollgruppe erhielt Fluoridlack bei ­Stu­dienbeginn und an Tag 180 Die Kariesprogression wurde mittels verschiede­ ner Untersuchungsmethoden gemessen. Bei der Laserfluoreszenz zeigten sich bei den Testgrup­ pen 1 und 2 bessere Ergebnisse, die Werte nah­ men im Vergleich zum Studienbeginn ab. Bei der Kontrollgruppe zeigte sich ein Anstieg. Die ICDAS-II-Codes an Tag 360 zeigten eine teil­ weise Regression für Testgruppe 1 (6,7 %) und Testgruppe 2 (20,0 %) und eine teilweise Pro­ gression für die Kontrollgruppe (23,3 %). Nyvad Caries Activity ergab eine überlegene Kariesin­ aktivierung für die Testgruppen, verglichen mit der Kontrollgruppe. Die Autor*innen werten die Resultate dieser kli­ nischen Studie so, dass SAP P11-4 in Kombina­ tion mit Fluoridlack wie auch SAP P11-4 mit zweimal wöchentlich SAPM angewendet, eine überlegene Behandlung für frühe Kariesläsionen im Vergleich zu Fluoridlack allein darstellt.

Zusammenfassung von Christine Bischof dipl. DH HF

Randomized clinical trial investigating Self-Assembling Peptide p11-4 for Treatment of Early occlusal caries; Dafina Doberdoli et al Erschienen: Scientific Reports | (2020) 10:4195 | https://doi.org/10.1038/ s41598-020-60815-8 Literaturverzeichnis unter dentalhygienists.swiss


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