Juni 2022 Schweiz CHF 14.– Deutschland € 14.–
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Chandra Kurt’s
WEINSELLER JOURNAL WEINSELLER 2022
Die besten Roséweine – Happy Pink DER REPORT
Familie Delea – die Tessiner Interpretation des Merlots
CHEF’S TABLE
DAS WEINBUCH
Chinas Wein-Renaissance
Mit Nina Ruge auf Villa Santo Stefano
Unsere Unsere Empfehlung Empfehlung Rebel.lia Rebel.lia Seleccion Seleccion Especial Especial 7.5 7.5 dl dl
Traubensorte Traubensorte Bobal Bobal
Herkunft Herkunft Spanien Spanien
Alkoholgehalt Alkoholgehalt 15.00% 15.00%
Eigenschaft Eigenschaft
Bei diesem Rotwein des Weinguts Vegalfaro aus der Bei diesem Rotwein des Weinguts Vegalfaro aus der Region Utiel Requeña wird ein ursprünglicher Behälter Region Utiel Requeña wird ein ursprünglicher Behälter zum Ausbau des Weins verwendet. Nach ca. 14 Monaten zum Ausbau des Weins verwendet. Nach ca. 14 Monaten Lagerung im Holzfass wird ein Teil des tiefdunklen, roten Lagerung im Holzfass wird ein Teil des tiefdunklen, roten Tropfens für 6 Monate in Amphoren verfeinert. Die RebTropfens für 6 Monate in Amphoren verfeinert. Die Rebsorte ist die dunkelfarbige, autochthone Der intensive, sorte ist die dunkelfarbige, autochthone Der intensive, vollmundige, geschmeidige Charakter des Weines zeigt vollmundige, geschmeidige Charakter des Weines zeigt sich bereits in der Nase mit vollreifen Früchten wie Pflausich bereits in der Nase mit vollreifen Früchten wie Pflaumen und Brombeeren, sowie leichten Röstnoten und men und Brombeeren, sowie leichten Röstnoten und Schokolade. Jeder Schluck dieses Weines zieht kraftvoll Schokolade. Jeder Schluck dieses Weines zieht kraftvoll nach. Ein unglaublich intensiver Weingenuss von einer nach. Ein unglaublich intensiver Weingenuss von einer ungewöhnlichen Rebsorte.Ein Geheimtipp! ungewöhnlichen Rebsorte.Ein Geheimtipp!
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IN THE NAME OF MOTHER NATURE
Please drink responsibly.
Reisen mit Wein mit Car Rouge Reisedaten: 30. September 2022 bis 3. Oktober 2022 Diese Reise für Weinliebhaber und Geniesser führt Sie in das geschichtsträchtige Beaune mit seinen Kulturschätzen und den weltberühmten Weinen, dominiert von den Rebsorten Pinot Noir und Chardonnay. Die ganze Region profitiert von ihrem kulturellen Erbe und punktet mit malerischen Weinbergen und historischen Châteaux.
Burgund hautnah
In der Schweiz haben wir das Glück, dass sich zahlreiche der historisch wichtigen Weinbauregionen gar nicht so weit entfernt befinden. Das Burgund ist eine davon. Diese 4-tägige Reise ist ein guter Einstieg in die komplexe Welt der Burgunderweine. Botschafter der Region sind die zwei Traubensorten Chardonnay und Pinot Noir sowie traditionelle Familienbetriebe und bekannte Schlösser und Klöster. Mehr als 1000 Climats reihen sich auf einem schmalen Streifen zwischen Dijon und Santenay im Süden von Beaune aneinander. Einige von ihnen heissen Chambertin, Romanée-Conti, Clos de Vougeot, Montrachet, Corton oder Nuits-Saint-Georges. Sie lassen das Herz eines jeden Burgund-Liebhabers höherschlagen. Auf der Reise findet auch eine Degustation mit Chandra Kurt statt – und zwar auf dem biodynamischen Weingut Les Ursulines, das erst vor wenigen Jahren von der Familie Boisset komplett restauriert worden ist. Treffen Sie die Chefredaktorin des Weinseller Journals auf diesem faszinierenden Weingut, das offenbart, welchen Einfluss die Geobiologie auf das Weinmachen hat.
Degustation mit Chandra Kurt in Les Ursulines in Nuits-Saint-Georges, dem einmaligen Weingut der Familie Boisset. Gesamtes Programm, T. 056 461 63 00 Informationen und Kosten: www.car-rouge.ch/reise/weinreise-burgund 4 Tage ab CHF 1.590.-
Erstklassige Rotwein Cuvées Elegant, frisch und zugänglich.
EA Tinto Vinho Regional Alentejano Cartuxa 75 cl | 10.50
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EA Tinto Reserva Vinho Regional Alentejano Cartuxa 75 cl | 16.50
WEINSELLER JOURNAL 27 | 2022
Disponible sur www.la-vinotheque.ch
LOREM IPSUM
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©The Moet Hennessy Wine Division
Die bis zu 2600 Meter hohen Weinberge am Fusse des heiligen Berges Meili liegen in der Provinz Yunnan, unweit des Himalaya. Hier wird der chinesische Kultwein Ao Yun vinifiziert.
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EDITORIAL
WEINSELLER JOURNAL 27 | 2022
AUSGABE N° 27 | 2022
Woher stammt Ihr Lieblingsmerlot? Eventuell aus dem Tessin? Mehr zur Hauptsorte des italienischsprachigen Südkantons der Schweiz erfahren Sie im Report, der uns nach Losone zur Familie Delea führt. Wir waren da, als geerntet wurde und die Früchte des Jahrgangs 2021 ihren Weg in die Weinpressen fanden.
E
inen grossen Schwerpunkt widmen wir auch den Roséweinen und ihrer dynamischen Gegenwart und Evolution. Die Provence ist nach wie vor die Hochburg der bekanntesten Weine, aber neue pinke Abfüllungen tauchen von überall her auf.
Interessant an dieser neuen rosa Präsenz ist einerseits die Tatsache, dass sie parallel zur wachsenden Popularität der Naturweine stattfindet, deren Daseinsmotivation jener der Rosés nicht entgegengesetzter sein könnte, und andererseits, dass die neue Roséwelle ein Markendenken umsetzt, das wir von der Champagne her kennen. Entsprechend ist eine
neue, nach oben positionierte Preispolitik möglich. Rosé ist der neue Drink, der perfekt zum brandgepflasterten Outfit der PostMillennials (Generation Z) passt. Ein grosses Thema der Weinwelt ist weiter China. Die junge Autorin Janet Z. Wang hat das höchst aktuelle Buch «The Chinese Wine Renaissance» verfasst. Ich kann es allen empfehlen, da es ein Fundament liefert, um diese alte und wiedererwachte Weinnation zu verstehen. Mit China stehen wir ganz am Anfang einer neuen Weinära, die uns jetzt noch fremd ist und für die wir noch nicht die richtige Sprache gefunden haben. Eins steht aber fest: Der globale Weinmarkt wird in den kommenden Jahrzehnten mehr und mehr von China beeinflusst werden – ausser, wenn die lokale Politik Wein verbieten würde. Was man ja in diesem Fall nie weiss.
Eine kleine Neuigkeit in eigener Sache, die uns sehr freut: Das Buch «Reisen mit Wein» (Werd Verlag), das aus den Covergeschichten der ersten 21 Weinseller Journale entstanden ist, hat am Swiss Gourmetbook Award die Goldmedaille gewonnen. Ihre Chandra Kurt
Und wie immer sind Kommentare und Anregungen willkommen auf: chandra@chandrakurt.com. Wir wünschen Ihnen ein gutes Quartal.
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DER REPORT
WEINWISSEN
FAMILIE DELEA – DIE INTERPRETATION DES MERLOTS
44
Das Weinbuch
106
Die Weinpublikation
128
Die Geheimnisse der Sommelière Paula Bosch
Janet Z. Wang: The Chinese Wine Renaissance
Vinaria
Roséweine – sie gelten als Alleskönner
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Die Traube – La Grappe Dôle – der Schweizer Weinklassiker
INHALT
WEINSELLER JOURNAL 27 | 2022
N° 27 | 2022
EMPFEHLUNGEN
54
Weinseller 2022
Drink Pink: Le verre en rose Pink Evolution Œil de Perdrix
STORIES
40
Swiss Wine Unplugged by Victoria James Der Fall der Blauforelle
120
Die Entdeckungen
109
Martin Walker
144
Chef’s Table
114
Natürlich mit Ilona
168
Wein-Travel
134
Die Markenstory
153
Italienische Weinpoesie by George Tatge No 11
Chandras Weinkühlschrank
Tischkultur auf Villa Santo Stefano
Fernando Augusto Pacheco, London
Englands Liebe zum Bergerac
Glitzersteine im Weinfluss
Paul Floras Label für die Kellerei Girlan
Tenute Silvio Nardi – Re Quercia
172
Kabarett Sauvignon
Thomas C. Breuer No 10 – Biowein was sonst?
DIES UND DAS
7
Editorial
176
Impressum / Vorschau auf No 28 2022 —9
FAMILIE DELEA – DIE TESSINER INTERPRETATION DES MERLOTS
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Text ________ Chandra Kurt
Fotos ________ Jacopo Salvi
DER REPORT
WEINSELLER JOURNAL 27 | 2022
SCHWEIZ
Losone
Die Tessiner Weinlandschaft ist stark von Bergen, Wäldern und alten Kirchen geprägt. Hier, unweit der italienischen Grenze, fühlt sich die Merlot-Traube besonders wohl.
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Im 6. Jahrhundert breitete sich das Christentum mit Unterstützung der Bischöfe von Mailand und Como im Tessin aus. Die Tessiner Bergregionen lebten nach dem Jahr 1000 dank des wärmeren Klimas und der florierenden Landwirtschaft auf, sodass viele Kirchen und Pfarreien errichtet wurden, die auch heute noch das Landschaftsbild prägen. — 12
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DER REPORT
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David Delea führt heute den Familienbetrieb zusammen mit seinem Bruder. Der dynamische Tessiner ist nicht nur ein guter Botschafter für die Güte des Tessiner Terroirs, sondern auch für die Schweizer Weine generell.
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WEINSELLER JOURNAL 27 | 2022
DER REPORT
Im Tessin ist das Pergolasystem häufig anzutreffen. Die Trauben wachsen an Gestellen und bilden «grüne Dächer».
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Die Walliser mögen es mir verzeihen, aber das Tessin ist der Sonnenkanton der Schweiz – auch im übertragenen Sinn. Denn kaum lässt man von Norden kommend das Gotthardmassiv hinter sich, befällt einen eine unkontrollierte Leichtigkeit und Lockerheit, die ich mir immer mit der Nähe zu Italien zu erklären versuche. Und beim Gedanken an Italien sind Begriffe wie «Sonne», «Meer», «Dolce far niente», «Spaghetti al pomodoro», «Firenze», «Kultur» und natürlich «Vino» an erster Stelle – vor allem für Reisende aus dem germanischen Norden.
Familie Delea – Tessiner Interpretation des Merlots
K
eine andere Region der Schweiz ist so bekannt für Merlot wie das Tessin. Hier wird daraus nicht nur köstlicher Rotwein vinifiziert, sondern auch Rosé, Weiss- und Schaumwein. Ganz zu schweigen vom Grappa di Merlot.
Doch bevor man die Grenze nach Italien überquert, geht die Reise durch das Tessin, das für den Schweizer Weinbau ein echtes Bijou ist. Dank dem sonnigen mediterranen Klima ist man schnell in Ferienstimmung und der Besuch einer der zahlreichen Weinkellereien unterstützt dies natürlich. Das Tessin ist eine der sechs offiziellen Weinbauregionen und auf rund 1000 Hektaren Reben wird primär die MerlotTraube kultiviert. Was hier in die Flasche kommt, offenbart auf erstaunliche Art und Weise, wie breit der aromatische und stilistische Fächer dieser Sorte sein kann, die die meisten von uns primär als Bordeaux-BlendRebe kennen. Eine Tatsache, die dem Tessin auch gerne einmal den Übernamen «das Bordeaux der Schweiz» verliehen hat, wobei dies, wie gesagt, nur ein Teil der Wahrheit ist.
Im Tessin werden weisse, pinke, hellrote bis dunkelrote, schäumende und auch hochprozentige Merlots vinifiziert beziehungsweise destilliert. Die einen reifen im Stahltank, andere in der Barrique oder im Beton und wieder andere im grossen Holzfass oder in der Terracotta-Amphore. Persönlich bin ich immer wieder fasziniert, wie unterschiedlich dieselbe Traube schmecken kann und wie sie sich den Bodentypen, Jahrgängen und Interpretationen der Winzer anpasst.
Angelo und seine zwei Söhne David und Cesare, die bereits aktiv im Betrieb mitwirken.
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DER REPORT
Das Weingut Delea ist wohl noch jung, hat aber bei der Kreation seiner wichtigsten Weine immer Bordeaux als Vorbild gesehen.
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Merlot, Merlot und nochmals Merlot – das ist die Signatur des Tessins.
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Für diesen Report haben wir die Familie Delea in Losone besucht, deren Weine mir seit vielen Jahren vertraut sind, zumal ein Ritual meiner zahlreichen früheren Besuche des Filmfestivals von Locarno ein Dinner im DeleaFischrestaurant in der Altstadt
DER REPORT
Die Idee geht auf den Tessiner Gastrojournalisten Alberto Dell’Acqua zurück. Er hatte das Ziel, einen limitierten Premiumwein zu kreieren und einen Teil des Erlöses gemeinnützigen Organisationen zukommen zu lassen. Es gelang
Gegründet hat es der charmante Angelo Delea 1983 und mit viel Einsatz und Qualitätsdenken, zu einem der wichtigsten Betriebe des Tessins aufgebaut. von Locarno war, genauso wie ein Apéro mit ihrem HausSchaumwein Charme. Damals war das Weinhaus noch jung. Gegründet wurde es 1983 vom charmanten Angelo Delea, der es mit viel Einsatz und Qualitätsdenken zu einem der wichtigsten Betriebe des Tessins aufgebaut hat – auch angesichts seiner betrieblichen Grösse. Die Familie beschäftigt rund 50 Mitarbeiter und inzwischen sind auch Deleas Söhne David und Cesare mit im Betrieb. Verarbeitet werden die Trauben von über 300 Weinbauern und 20 Hektaren Reben, aus denen rund 600 000 Flaschen pro Jahr vinifiziert werden. Das führt zu einer engen Beziehung zur Region und auch zu einer Verantwortung, aus den Trauben den bestmöglichen Wein zu produzieren. So etwa den Icon-Tessiner Quattromani.
ihm, für dieses Projekt vier der wichtigsten Produzentenfamilien des Tessins zu gewinnen: Guido Brivio, Feliciano Gialdi, Claudio Tamborini und Angelo Delea. Jahr für Jahr wählen sie einen Teil ihrer besten Merlot-Trauben aus und kreieren damit den Quattromani (it. «vier Hände»). Erster Jahrgang war 2000. Für Angelo Delea ist der Merlot ein Glücksfall für die Region. So erklärt er: «Merlot passt sehr gut zu unserem Klima, das sich einerseits aus viel Regen, aber auch einer mediterranen Zone zusammensetzt. Es gelingt uns jedes Jahr, dass die Traube
Die Familie Delea im Weinmuseum der Weinkellerei, das die Geschichte des Weinbaus erzählt.
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perfekt ausreifen kann. Natürlich ist es ein Vorteil, dass wir nicht nur einen Merlot vinifizieren, sondern ganz unterschiedliche Weine, die jeder für sich ein eigenes Aromaprofil präsentieren. Persönlich haben mich MerlotWeine aus dem Pomerol immer stark beeindruckt und sicherlich auch geprägt. Das ist eine Liga für sich – und diese findet man nirgends anders.» Bordeaux hat Delea nicht nur geschmacklich geprägt, sondern auch architektonisch, denn er hat sich einen imposanten, barriquegefüllten Weinkeller errichtet, den man erstens nicht erwarten würde, wenn man die optisch funktionale Kellerei in Losone erreicht, und den man zweitens eher in Bordeaux als im Tessin vermuten würde. Man erreicht ihn mit einem geräumigen Industrieaufzug, der das technische Erdgeschoss der Kellerei mit dem stimmigen Untergeschoss verbindet. Kaum öffnen sich seine Türen, beginnt der Besucher zu staunen. Ein Labyrinth an Fässern erfreut das Auge und die Grösse des Gewölbekellers macht schnell klar, dass es hier viel zu sehen und entdecken gibt und vor allem, dass hier viel Wein und auch Grappa lagert. In der Mitte des Kellers, sozusagen als Herz oder Seele, befindet sich das Weinmuseum – eingerichtet in einem Glashaus, das wie ein Aquarium dasteht. Seine Ausstellung erzählt nicht nur die Geschichte der Deleas, sondern enthält zahlreiche Artefakte des Tessiner Weinbaus. «Das Museum ist uns sehr wichtig, da es an die Herkunft des Weinbaus erinnern soll. Wir dürfen nie vergessen, woher wir kommen», betont David, Angelos Sohn, und erinnert dabei auch daran, dass sich hier der Weinbau in zahlreichen hart zu kultivierenden gebirgigen Lagen abspielt.
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Wie in der ganzen Schweiz hat der Weinbau auch im Tessin eine lange Geschichte, die über 2000 Jahre alt ist. 1906 wurde sozusagen die Basis für den neuen Tessiner Weinbau gelegt, denn damals wurden erste Versuche mit Merlot-Reben aus Bordeaux gemacht, nachdem die Reblausplage auch im Tessin ihre Spuren hinterlassen hatte. 1897 tauchte sie erstmals im Tessin auf und legte sozusagen den ganzen Weinbau lahm. Mit dem Wiederaufbau der Weinindustrie wurde ein junger Naturwissenschaftler namens Alderige Fantuzzi beauftragt, der mit dem Aufpfropfen von Merlot auf reblausresistente amerikanische Unterlagsreben begann. Die Neupflanzungen waren so erfolgreich, dass diese rote Traube auch heute noch die Hauptsorte des Kantons ist.
Angelo Delea liebt die schönen Dinge des Lebens. Dank ihm hat das Tessin einen der imposantesten Weinkeller der Region.
«Merlot passt sehr gut zu unserem Klima, das sich einerseits aus viel Regen, aber auch einer mediterranen Zone zusammensetzt.»
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DER REPORT
Neben Wein wird auch Grappa produziert. Denn ausserhalb Italiens darf nur das Tessin den Begriff verwenden und auf den Flaschen notieren.
Für Angelo ist eines jedoch ganz wichtig: nie zu vergessen, wo das Herz des Betriebs schlägt – und das ist beim Wein.
Geografisch wird das Tessin durch den Monte Ceneri in zwei grosse Weinbauregionen unterteilt: das nördliche Sopraceneri und das südliche Sottoceneri. Heute kultivieren die über 3600 Winzer mit viel Passion und Engagement kleine Landparzellen, die sich nicht selten in steilen Hängen befinden, die ursprünglich für den Waldbau bestimmt waren. Gerne werden solche Zonen als «heroische Weinbauterroirs» bezeichnet, zumal sie vom Weinbauern enorme Anstrengungen abverlangen, und das Jahr für Jahr – erbarmungslos. Wie das Tessin gehören auch andere Zonen der italienischen Alpengebiete in diese Kategorie – so etwa das Veltlin, Südtirol oder das Valle d’Aosta, wo die Bewohner mit enormer Anstrengung auf den kargen Bergböden Wein anbauen. Auch wenn die Deleas den genüsslichen Seiten des Lebens nicht abgeneigt und ihre Weine inzwischen global zu finden sind, sind sie sehr geerdet und mit ihrem Herkunftsterroir verbunden. David kennt den Betrieb bis in die letzte Ecke und packt überall mit an, wenn er nicht gerade die Deleas im Ausland repräsentiert.
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DER REPORT
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Im Keller der Deleas ruhen auch ältere Jahrgänge, die nach wie vor erworben werden können.
Der Familie war und ist der Bezug zur Gastronomie auch immer sehr wichtig und so betreibt sie heute unter anderem in Locarno das Restaurant Bottega del Vino (www.bottegavino.ch) – eine Muss-Adresse, um die kulinarischen Klassiker der Region kennenzulernen, also Kastanien, Polenta und Kartoffeln, Risotto, Pilze, Kaninchen, Capretto und Luganighe, ganz zu schweigen vom Alpkäse. Vater und Söhne treffen sich gerne in der Bottega, unterhalten sich mit Gästen und sind so perfekte Botschafter ihres Tuns und ihrer Weine. Für Angelo ist eines jedoch ganz wichtig: nie zu vergessen, wo das Herz des Betriebs schlägt – und das ist beim Wein. Die DNAAbfüllung der Kellerei trägt den wertigen Namen Carato. Es ist der Signaturwein der Deleas.
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Der Familie war und ist der Bezug zur Gastronomie auch immer sehr wichtig und so betreiben sie heute unter anderem in Locarno das Restaurant Bottega del Vino. Er wird aus speziell selektionierten Merlot-Trauben aus älteren Reben vinifiziert, wobei der Wein jeweils 16 Monate in Alliers- und Nevers-Barriques reift. Eine Stufe höher ist der Diamante, der 2011 erstmals vinifiziert worden ist und der seit ein paar Jahren auch ein weisses Pendant hat. Sehr wichtig sind auch die Crus aus speziellen Regionen, die den TerroirCharakter in sich tragen, also Gudo, Lavertezzo, Saleggi oder San Carlo. Und dann natürlich
die diversen Schaumweine – etwa den Charme, den es auch als Rosé zu entdecken gibt, und den Fragolino, den ich besonders gerne erwähne. Er wird aus der kleinbeerigen Sorte Americano vinifiziert, der gerne der Übername «Chatzenseicherli» verpasst wird und die im Gaumen eine unvergessliche Erinnerung hinterlässt. Sie schmeckt nach Bergamotte, Walderdbeeren und Rosenblättern. Haargenau so kommt jetzt auch der moussierende Wein daher.
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DER REPORT
Die DNA-Abfüllung der Kellerei trägt den wertigen Namen Carato. Er ist der Signaturwein der Deleas.
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Aus der Maische werden die zahlreichen Grappas destilliert.
Sehr parfümiert und zartschäumend fliesst er den Hals hinunter und hinterlässt eine exotische Fruchtmischung, mit süssen Himbeeraromen im Finale. Für mich der ideale Apéro der anderen Art.
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Schon seine rosa Erscheinung ist eine Abwechslung fürs Auge und dank dem geringen Alkoholgehalt von neun Volumenprozent kann der Fragolino-Apéro problemlos um ein Glas verlängert werden.
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Es ist das zweite Corona-Jahr und man ist glücklich, zusammen zu sein und die Ernte willkommen zu heissen.
Bei unserem Besuch bei den Deleas ist gerade Hochbetrieb, da die Trauben des Jahrgangs 2021 angeliefert werden. Es ist das zweite Corona-Jahr und man ist glücklich, zusammen zu sein und die Ernte willkommen zu heissen, auch wenn das Weinjahr 2021 klimatisch bedingt bekanntlich nicht nur in der Schweiz kein einfaches Jahr war. «Ich habe jetzt schon bald 40 Ernten hinter mir und jedes Mal ist es ein hochemotionaler Moment, wenn die Trauben angeliefert werden», betont Angelo. Als wir etwas später wieder im Keller sind und diverse Weine verkosten, erklärt er mir weiter, was für ihn ein grosser Wein ist. «Man beginnt mit seiner Planung im Rebberg und weiss genau, was aus den Trauben werden soll und kann. Ein grosser Wein muss klar als junger Wein gefallen und im Alter grosse Emotionen auslösen.
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Angelo und sein Sohn David – zwei Generationen, die mit gleicher Passion die Güte des Tessiner Weinbaus vertreten.
Ich habe mich früh in Merlotweine verliebt, zumal aus dieser Traube die grössten Weine der Welt vinifiziert werden. Man kann aus dem Merlot ganz delikate Weine mit einem langen Lagerpotenzial herstellen und solche Weine zählen zu den besten der Welt.»
DELEA.CH
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DER REPORT
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GENUSS VON MERLOT
Spannend und vielfältig sind auch die kulinarischen Kombinationsmöglichkeiten von Merlot. Bei dieser Traube handelt es sich um eine echte Passepartout-Sorte, die meist sehr gut ankommt und die die meisten Gäste auch schon kennen. Man kann den Wein sowohl zu Gerichten mit Fleisch (vom Rind, Kalb, Schwein) als auch zu Geflügel und vegetarischen Gerichten servieren. Risotto mit Pilzen, Polenta mit Käse oder Rösti mit Speck passen genauso gut zu einem Glas Merlot wie ein Gitzi, ein Entrecote oder Coq au vin. Idealerweise serviert man einen Merlot auch aus einem etwas grösseren Glas, damit der Wein schön «atmen» kann. Dekantieren ist auch nicht schlecht. Von der Temperatur her sollte er nicht zu warm serviert werden, also bei rund 17 bis 18 Grad. Die einfachste Methode, um ein Glas Merlot von einem Glas Cabernet Sauvignon zu unterscheiden, ist das Erkennen der unterschiedlichen Tanninstruktur. Denn wenn man zuerst einen Schluck Merlot und dann einen Schluck Cabernet trinkt, präsentiert sich der Merlot in der Regel runder und mit weniger trockenen Tanninen als der Cabernet. Auch hat ein Cabernet Sauvignon deutlich mehr Cassisaromen. Interessant ist weiter, dass das Tessin eine der wenigen Regionen der Welt ist, in denen aus Merlot ein Weisswein vinifiziert wird. Dass ein Weisswein aus einer Rotweintraube produziert werden kann, hängt damit zusammen, dass die Weinfarbe aus der Schale und nicht dem Fruchtfleisch stammt. Am besten schneidet man zu Hause einmal eine rote Weintraube entzwei. Dann erkennt man, wie hell das Fruchtfleisch ist.
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Während meines Besuches haben wir nicht nur rote Merlots verkostet, sondern auch weisse – eine absolute Tessiner Spezialität.
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DER REPORT
Frisch gelesene Kerner-Trauben auf dem Weg in die Traubenpressen.
Hermann Hesse und Wein Spricht man vom Tessin, schweifen meine Gedanken gerne auch zu Hermann Hesse, der hier nicht nur die letzten 43 Jahre seines Lebens verbracht, sondern auch zahlreiche seiner wichtigsten Werke verfasst hat, darunter «Siddhartha», das dieses Jahr seinen 100. Geburtstag feiert. Wein spielte in Hesses Leben auch eine Rolle, was in der Ausstellung «Rilke, Hesse, Dürrenmatt – und der Wein» thematisiert wird: eine Zusammenarbeit der Fondazione Hermann Hesse Montagnola, des Centre Dürrenmatt Neuchâtel und der Fondation Rilke (Sierre) mit Leihgaben des Schweizerischen Literaturarchivs in Bern, der Fondazione Ursula & Gunter Böhmer Collina d’Oro sowie von Barbara Hugi-Schertenleib und Karin Widmer. Die Ausstellung wurde bereits in der Fondazione Hermann Hesse in Montagnola gezeigt und wechselt jetzt ins Wallis ins Musée du Vin in Sierre. 1931 beziehen Hermann Hesse und seine Frau Ninon in Montagnola die Casa Rossa, zu der ein grosses Grundstück mit Weinberg gehört. Mit der Arbeit in Garten und Weinberg erfüllt sich der Nobelpreisträger den Wunsch, im Einklang mit der Natur am Ablauf der Jahreszeiten teilzunehmen und mit den Jahren ein wenig heimatliche Verwurzelung zu erfahren. So schrieb er 1954 in «Dank ans Tessin»: «Hier im Tessin aber finde ich manche Dinge, die nicht nur schön und wohlig anzusehen, sondern auch voll tausendjähriger Tradition und Kultur sind. Der nackte steinerne Tisch bei der steinernen Bank unterm Kirschlorbeer oder Buchsbaum, der Krug und die tönerne Schale voll Rotwein im Kastanienschatten, das Brot und der Ziegenkäse dazu – das alles ist zur Zeit des Horaz auch nicht anders gewesen als heute.» «Hesse, Rilke, Dürrenmatt – und der Wein»: de.hessemontagnola.ch
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Grappa— Hochprozentige Verführung Die Erfolgsgeschichte des modernen Grappa ist noch jung – vor allem dann, wenn man an den Ursprung dieses Destillates denkt. Wobei über den Ursprung des Grappas immer noch etwas gerätselt wird. Es gibt Theorien, die ihn im 5. Jahrhundert sehen und ihn mit den Burgundern in Verbindung bringen, während andere auf das 9. Jahrhundert tippen, als Sizilien von den Arabern besetzt war und Aufzeichnungen über die Technik der Destillation von Wein hinterliessen. Auch stammt das Wort Alkohol vom arabischen «Al Khôl». Wie dem auch sei – Grappa ist eines der ältesten Destillate und wurde schon im 15. Jahrhundert schriftlich erwähnt. In einem Dokument aus dem Jahre 1451 spielt Grappa eine wichtige Rolle. Ein piemontesischer Notar vermacht darin seinen Nachkommen unter anderem einen Keller mit einer Destillationsanlage und grösseren Mengen an Aquavit beziehungsweise Grape. Im Laufe der Jahrhunderte verwandelte
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sich das Wort in Grappa, wobei es übrigens von «Grappolo» (der Traube) abstammt. Grappa wird wie der Marc aus Frankreich oder der Tresterbrand aus Deutschland durch direkte Destillation der Schalen ausgepresster Weintrauben gewonnen. Exklusiv ist nur der Name, denn ausserhalb Italiens darf die Bezeichnung «Grappa» nicht verwendet werden – mit einer kleinen Ausnahme: der Schweiz. Ein aus dem Tessin stammender Tresterbrand darf sich auch Grappa nennen. Eine weitere Eigenheit des Grappas ist wie bereits erwähnt sein Image: Lange galt Grappa als «Arme-Leute-Schnaps» oder «Bauerngetränk». Wie die italienische Küche, deren Traditionen auf den Grundweisheiten der «Cucina Povera» ruhen, hat auch der Grappa tiefe Wurzeln in der Geschichte Italiens. Cucina Povera ist eine einfache italienische Küche mit wenigen Zutaten, die vielfältig variiert werden. Cucina Povera steht zugleich
für uralte Tradition und eine kulinarische Umwertung der Werte. Nichts wird weggeworfen und alles wird verwertet.Vieles an der italienischen Küche ist «arm» im Sinne von «nicht elaboriert» (das pure Gegenteil der Molekularküche) und suggeriert deswegen gerade heute frische und gesunde Produkte. Der Ausspruch Facciamo noi (das machen wir selber) ist ebenfalls charakteristisch. Denn gekauft wird fast nichts. Das bäuerliche Misstrauen gegen fremde Nahrung führte dazu, dass in der echten Cucina Povera auch heute noch alles hausgemacht ist. Und so war es den Bauern über die Jahrhunderte erlaubt, ihren eigenen Hausschnaps für den Eigenbedarf zu brennen. Brenntraditionen und Rezepte wurden von Generation zu Generation übergeben, wobei erst in den 70er- und 80er-Jahren des letzten Jahrhunderts eine wirkliche Kultur- und Qualitätsrevolution stattfand, die auch mit der italienischen Weinwelt Hand in Hand ging.
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DER REPORT
Grappa gehört eigentlich zu Italien – mit einer Ausnahme, dem Tessin. Wie das stolze Asterix-Dorf behaupten sich die Schweizer gegen die spirituelle Übermacht aus Italien.
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Grappa heute Heute ist Grappa mehr als nur salonfähig. Überall dort, wo in Italien Wein wächst, findet man auch Grappa-Produzenten – hauptsächlich jedoch im Norden Italiens. Grappa kann aus dem Trester einer oder mehrerer Sorten gewonnen werden, doch immer mehr kommt sortenreines Traubengut zur Verarbeitung, das bei sorgfältiger Erzeugung die typischen geschmacklichen Merkmale aufweist. Neben den traditionellen Weissweinsorten wird immer mehr Grappa aus roten Rebsorten hergestellt. Beliebt sind nach wie vor Grappa-
Varianten, die mit Kräutern und Essenzen aromatisiert werden. Die Angebotspalette von Grappa-Abfüllungen ist enorm. Gesprochen wird von mehreren Tausend. Entsprechend vielfältig ist das Aromenspektrum. Es reicht von blumig-delikat bis nussigkomplex, wobei die einzelnen Destillate farblich kristallklar bis bernsteinfarben leuchten. Im Unterschied zu anderen Tresterbränden darf Grappa nur durch direkte Destillation von Traubentrester, also den festen Rückständen bei der Weinherstellung (Kerne, Schalen, Kämme), erzeugt werden. Das Verarbeiten von Weinen aller Art ist strikt verboten. Werden Destillate aus ganzen Trauben produziert, nennt man sie Aquavite d’uva, obschon sie geschmacklich einem Grappa zum
Verwechseln ähnlich sein können. Die Herstellung von Grappa ist aufwendiger als bei vielen anderen Schnäpsen und bedingt spezielle Apparate. Denn es ist schlicht einfacher, eine Flüssigkeit zu brennen als einen Feststoff – und eine Auslaugung des Tresters mit Wasser ist verboten. Traditionell wird in Italien Grappa nach dem sogenannten «kontinuierlichen Verfahren» hergestellt. Die Brennkessel werden grösstenteils direkt beheizt, was immer die Gefahr des «Anbrennens» in sich birgt. Moderne Betriebe haben auf Beheizung mit Dampf umgestellt, während man hochwertige WasserbadBrennereien äusserst selten findet. Durch das Erhitzen des Tresters wird der Alkohol herausgekocht und zum Verdampfen gebracht.
Eine Faustregel besagt, dass je niedriger der Alkoholgehalt des fertigen Produktes ist, desto intensiver und komplexer sich das Destillat präsentiert.
37,5 Vol. %
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DER REPORT
WEINSELLER JOURNAL 27 | 2022
Genuss von Grappa Der Dampf läuft über mehrere Kolonnen und wird immer stärker rektifiziert, das bedeutet, dass der Alkoholgehalt von Kolonne zu Kolonne höher wird. Der Mindestalkoholgehalt des trinkfertigen Produktes muss bei 37,5 Vol. % liegen, wobei die meisten Grappas einen Alkoholwert zwischen 40 und 50 Vol. % aufweisen. Eine Faustregel besagt, dass je niedriger der Alkoholgehalt des fertigen Produktes ist, desto intensiver und komplexer sich das Destillat präsentiert. Auch wird gesagt, dass je frischer das Ausgangsmaterial ist, umso mehr die primären Fruchtaromen im fertigen Brand erhalten bleiben. Renommierte Erzeuger legen daher grossen Wert darauf, nur immer so viel Trester anliefern zu lassen, dass möglichst rasch nach dem Abpressen der Trauben gebrannt werden kann. Mehrheitlich wird allerdings das gekühlte, getrocknete Material über längere Zeit gelagert, bis es weiterverarbeitet werden kann. Grappa zeichnet sich auch durch einen sehr tiefen Zuckergehalt aus – er liegt bei 2 %.
Lagerung von Grappa Das aussergewöhnlich vielfältige Aroma, mit dem der Grappa vom Augenblick seiner Entstehung an ausgestattet ist, führt dazu, dass ein grosser Teil dieses Destillats jung getrunken wird. Nach der Produktion muss der Grappa laut Gesetz sechs Monate reifen, ehe er verkauft werden darf. Ein Trend ist auch die Lagerung in Holzfässern für einen mehr oder weniger langen Zeitraum, bis das Destillat unverwechselbare aromatische und farbliche Eigenschaften angenommen hat. Nicht jeder Produzent ist allerdings davon überzeugt, dass die Verbindung von Grappa und Holz wirklich ideal ist. Daher wäre es falsch zu glauben, dass Top-Grappas immer eine gewisse Reifezeit im Holz verbracht haben (was beim Wein in der Regel der Fall ist). Ein hochwertig gebrannter heller Grappa kann ebenso einmalig sein. Ist das Destillat allerdings mindestens sechs Monate im Fass und anschliessend ein weiteres Jahr luftdicht abgeschlossen in Glasballons oder Edelstahltanks gelagert, darf auf dem Etikett «invecchiata», «stravecchia» oder «riserva» stehen.
In unseren Breitengraden wird Grappa primär als Digestif serviert zur Abrundung eines Essens. Grappa sollte nie eiskalt oder on the rocks serviert werden, da sonst seine Aromavielfalt nicht zum Vorschein kommt. Die ideale Temperatur eines klaren, jungen Grappas liegt bei 8 bis 10 °C – also ähnlich wie Weisswein. Ein alter Grappa darf ruhig ein bisschen wärmer serviert werden. Hier kann man schon an einen Rotwein denken, der bei rund 18 °C perfekt schmeckt. Sehr beliebt ist auch der Caffè Corretto – ein Espresso mit einem Schuss Grappa. So wie die Grappaaromen vielfältig sind, hat man auch bei der Glasauswahl verschiedene Möglichkeiten. Spezielle Grappagläser gibt es heute von verschiedenen Herstellern. Will man sich kein spezielles Glas zulegen, geht auch immer das Nosing- oder das Univers-Glas. Sympathisch sind auch antike, eventuell verzierte Gläser – Erb- oder Fundstücke vom Flohmarkt. Sherry-Gläser eignen sich übrigens sehr gut für jungen Grappa, während ein gereifterer perfekt aus einem Cognac-Glas schmeckt. Abschliessend noch ein kleiner Hinweis: Auch in der Küche ist Grappa bestens geeignet, vor allem, um den Geschmack vieler leckerer Süssspeisen abzurunden. Auch wenn Grappa im Grunde genommen aus dem «Abfall» der Weinherstellung gewonnen wird, ist Grappa ein hochwertiges Destillat, das pur genossen am besten schmeckt.
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CANTINA SOCIALE MENDRISIO Die Cantina Sociale wurde 1949 von einer kleinen Gruppe Winzern gegründet, mit dem Ziel aus den «Früchten» ihrer Arbeit ein einzigartiges und ausgesuchtes Produkt herzustellen. Heute zählt die Cantina mehr als 200 Genossenschafter, als letzter Tessiner Winzer mit Genossenschaftsstatuten im Kanton. Schon die ersten Zeilen der Statuten machen klar, dass den Genossenschaftern zahlenmässig keine Grenze gesetzt ist, müssen sie jedoch aktive Winzer sein, damit Qualitätsweine produziert werden können, um so den wachsenden Ansprüchen eines immer interessierteren Publikums gerecht zu werden. 70 Jahre sind seit der ersten Weinlese vergangen und die Cantina ist immer noch einer der grössten Weinproduzenten im Kanton Tessin, dank dem Vertrieb der Tessiner Weine, die hauptsächlich aus Merlot Trauben hergestellt werden. Die Weinlese ist seit jeher der eigentliche Höhepunkt eines Weinjahrgangs und wird gebührend und gemeinsam gefeiert. In diesem Kontext zeichnet sich der Erfahrungsaustausch als unerlässlich, ja als grossartige Gelegenheit ab und gibt so die Basis für neue Anstösse, um sich jeden Tag aufs neue zu verbessern. Heute sind die Möglichkeiten der umweltverträglichen Anbaumethoden unter Einbezug der Landschaftspflege, vereint mit Leidenschaft und Hingabe während des gesamten Herstellungsprozesses, die Einzigartigkeit der Cantina im lokalen Umfeld. Drei genau und gut definierte Produktlinien erlauben es der Cantina Sociale Mendrisio sich sowohl im Bereich der Grossdistribution mit Private labels, wie auch in der Gastronomie mit grossem Optimismus zurecht zu finden, sich auch im In- und Ausland den Anforderungen der Märkte zu stellen und ihre Qualitätsprodukte den Konsumenten anzubieten. In den unterirdischen Kellern der Cantina, durch ein schmiedeeisernes Tor, gelangt man zur «barricaia», wo aus den Eichenfässern die wertvollen Riservas der Tenuta Montalbano und der Monticello Vini abgefüllt werden. Dort finden wir auch die «pupitres» für den «remuage» des Schaumweins Euforia, mit der klassischen Methode für die Marke Monticello hergestellt. Eine korrekte Auslese der Trauben von den Mitgliedern und die anschliessende professionelle Verarbeitung mit den neuesten Techniken der Kelterung, garantieren dem Markt grossartige Produkte. Die wohlstrukturierte Auswahl der Weine bietet allen Liebhabern den Genuss von Tessiner Rotund Weissweinen. Unter den bekannten Etiketten der Cantina Sociale finden wir den berühmten «Ticino Doc Merlot Viti», eine der ältesten Etiketten mit siebzig Jahren seit der ersten Lese. Und weiters sticht auch der “la Trosa” ins Auge, ein Wein gekeltert nur aus Trauben, die von Rebbergen des Mendrisiotto stammen, die mindestens 40 Jahre alt sind. Ein stolzes Produkt der Cantina.
cantinamendrisio.ch
La nostra storia, la nostra tradizione... PUNTO 202 Weisswein aus weissen Trauben wie Viognier, Kerner, Chardonnay und Merlot weiss gekeltert. Ein sattes Strohgelb mit grünlichen Spiegelungen. Fruchtiges Aroma, blumig und frischem Rasen. Passt ausgezeichnet zu frischen Pastagerichten, Risotti und Ravioli. Bestens auch zu Fisch und frischen Käsen aus Kuhmilch. Auch als Aperitif sehr geschätzt.
CENTENARIO Festwein zur Hundertjahrfeier des Merlot im Tessin im 2006. Schon im Rebberg ausgelesene Trauben geben dem Wein ein tiefes Rubinrot, reich am Gaumen mit angenehmen Noten roter Früchte. Ausgewogene Präsenz der Gerbstoffe. Passt bestens zu Schmor- und Eintopfgerichten, wie auch zu einem Züri Gschnetzlete mit Pilzen.
LA TROSA Die Trauben für diesen Wein kommen von mindestens 40-jährigen Rebstöcken der schönesten Hügel des Mendrisiotto. Während 8 Monaten in barriques gereift hat der Wein eine tief rubinrote Farbe mit granatroten Spiegelungen und intensiven Noten roter Früchte, Gewürzen und Vanille. Passt am besten zu Wildgerichten, Kitz, Lamm und rotem Fleisch, sowohl als Schmorgericht wie auch vom Grill, auch zu ausgereiften Käsen.
DER FALL DER BLAUFORELLE Victoria James ist nicht nur eine der jüngsten Sommelières Amerikas, sie ist auch Buchautorin und Liebhaberin von Schweizer Wein, über den sie von New York aus berichtet. Dieses Mal steht Neuenburg im Zentrum. — 40
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SWISS WINE UNPLUGGED
Text ________ Victoria James
E
inem Schweizer Fisch und einem Neuenburger Weisswein ist meine zweite Kolumne gewidmet – in der Hoffnung, dass sie mir bei der Lösung eines Problems hilft.
Als ich den 2015er Château d’Auvernier Pinot Gris für unseren Weinclub auswählte, hatte ich gehofft, dass der Vigneron ein genüssliches Rezept zu seinem honigsüssen, genussvollen Wein mitschicken würde. Neben zwei Restaurants – eines in New York City und eines in Miami – haben wir auch einen Weinclub mit Hunderten von Mitgliedern aus dem ganzen Land. Jeden Monat senden wir unseren Mitgliedern drei Flaschen Wein, die uns besonders gut gefallen haben und normalerweise auch auf unseren Weinkarten in den Restaurants gelistet sind. Im Monat März haben wir drei Alpenweine vorgestellt – einen Magnin Mondeuse aus Savoyen, einen Grosjean Torrette aus dem Aostatal und den Château d’Auvernier Pinot Gris aus Neuchâtel. Mit jeder monatlichen Lieferung senden wir unseren Mitgliedern Rezepte und Food-PairingVorschläge. Diese kommen normalerweise direkt von den Winzern – denken Sie an Gimonnets Blanc-de-BlancsChampagner mit den Käsekeksen, die er zum Genuss produziert, oder an den chilenischen Orange Wine von Gonzales Bastias mit den Humitas seiner
Im Monat März haben wir drei Alpenweine vorgestellt – einen Magnin Mondeuse aus Savoyen, einen Grosjean Torrette aus dem Aostatal und den Château d’Auvernier Pinot Gris aus Neuchâtel.
Grossmutter. Was den Pinot Gris von Auvernier anbelangt, war ich besonders gespannt, was Henry Grosjean, der jetzige Vigneron, mir vorschlagen würde. Viele Amerikaner ziehen nämlich den falschen Schluss, dass Pinot Gris dasselbe wie Pinot Grigio ist. Wenn sie sich dann die Schweizer Version einschenken – die sehr komplex, goldig und nektarähnlich ist –, hat das zur Folge, dass ihr unmittelbarer Schock normalerweise zu einer spontanen Abneigung führt, bevor der Sommelier die Chance hat, zu erklären, warum dieser Wein ein absoluter Genuss ist! Ich habe schon oftmals festgestellt, dass die beste Methode, einen Wein zu erklären, über das Essen läuft. Wie könnte man daher also die Amerikaner besser dazu verführen, einen
(gereiften!) Neuenburger Pinot Gris zu verkosten, als mit einem spektakulären Schweizer Gericht? Henry stellte uns jedoch vor eine kleine Herausforderung. Das Rezept für Truite au bleu stammt von seiner Urgrossmutter. Die Forelle wird «blau» genannt, weil eine schnelle Spülung in Essig der fettigen Haut diesen besonderen Farbton verleiht. Der Trick besteht jedoch darin, genau diesen farbenprächtigen Fisch aus dem Neuenburgersee in der Schweiz zu beschaffen. Es wird behauptet, dass man in New York City alles finden kann. Diese Vorstellung wurde von einem eingefleischten Mitglied des Weinclubs wirklich auf die Probe gestellt, als er sich der Truiteau-bleu-Herausforderung stellte. Wir haben unseren Mitgliedern freundlicherweise vorgeschlagen,
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Henry Grosjean hat dieses Jahr die Führung von Château d’Auvernier übernommen, das sich an den Ufern des Neuenburgersees befindet.
die Forelle im Rezept durch einen anderen amerikanischen Süsswasserfisch zu ersetzen, aber dieses eine Mitglied, nennen wir ihn John, war ein Purist. Also machte er sich auf die Mission, diesen Schweizer Fisch nach New York City zu bringen. Die Ursprünge von Truite au bleu sind sehr umstritten – die Regionen Elsass, Dauphiné und Jura beanspruchen alle das Eigentum, aber der berühmte amerikanische Küchenchef James Beard führt das Gericht auf die französischen Alpen und die Schweiz zurück. Unabhängig davon hängt die Delikatesse über den Köpfen der Amerikaner als «etwas, das man vor dem Tod probieren muss», und die amerikanische Autorin M.F.K. Fisher verewigte das Gericht als das beste, das sie je gegessen hatte. Als John dies hörte, begann er, das Internet nach jemandem zu
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durchsuchen, der ihm die Forelle per Luftfracht senden könnte. Dies führte ihn offenbar ziemlich schnell zu einigen ländlichen Schweizer Online-Foren, wo ihm ein Bauer versuchte, «eine sehr gute alte Kuh» zu verkaufen, und er von jemand anderem getadelt wurde, dass er den Genuss der Forelle blau ausserhalb ihrer neuenburgischen Heimat erleben wollte. Kurz: Er lernte schnell, dass Schweizer Käse, Schokolade und Uhren zwar leicht erhältlich sind, es aber keinen internationalen Markt für Schweizer Forellen gibt. Immer noch nicht abgeschreckt, begann John, Freunden in Frankreich und Deutschland zu schreiben. Könnten sie vielleicht eine kleine Besorgung für ihn erledigen? Wenn der Vorschlag etwas exotischer gewesen wäre,
hätten vielleicht einige Ja gesagt. Aber ich vermute, die Vorstellung, für einen Fisch über die Grenze zu fahren und dann mit dem schwitzenden Seetier auf dem Rücksitz zurückzufahren, war selbst für einen Freund zu viel. Dann beschloss John, mir zu telefonieren. In einem sehr ernsten Ton beschrieb er seine bisherige Suche und bestand darauf, dass ich Auvernier kontaktieren sollte. Bestimmt würden sie ihm die Forelle senden. Immerhin haben sie uns das Rezept zur Verfügung gestellt! Was dachten sie, würden wir Amerikaner tun – den Fisch einfach ersetzen!? Ich verbrachte ungefähr eine Woche damit, darüber nachzudenken, wie ich Henry am vernünftigsten bitten könnte, im See eine Forelle für mich angeln zu gehen und sie dann schnell nach New York City zu senden. Aber jede potenzielle Nachricht schien unpassender als die vorherige. Schliesslich entschied ich, dass es am besten wäre, die ganze Situation hier zu erklären. Also, Henry oder andere Neuenburger, bitte denkt an uns forellenarme New Yorker, wenn ihr das nächste Mal fischen geht.
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SWISS WINE UNPLUGGED
PINOT GRIS SÉLECTION TRADITION CAVES DU CHÂTEAU D’AUVERNIER Das Weingut Château d’Auvernier haben wir ausführlich in der Coverstory im Weinseller Journal No 23 vorgestellt. Der Pinot Gris ist eine Spezialität des Hauses, der in 220-Liter-Fässern reift und trotz seinem trockenen Finale im Gaumen komplex, charmant und intensiv markiert. Die Trauben werden jeweils sehr reif geerntet, um dem Resultat eine goldene und schmelzige Aromatik zu verleihen. Es handelt sich um einen klassischen Vin de gastronomie, den man auch sehr gut lagern oder dekantieren kann. CHATEAU-AUVERNIER.CH
Victoria James
SWITZERLAND. NATURALLY
Victoria James arbeitet seit ihrem dreizehnten Lebensjahr in Restaurants. Mit 21 wurde sie als Sommelière zertifiziert, was sie zur jüngsten Sommelière des Landes machte. Sie erschien bereits auf den «30 Under 30»Listen von Forbes als auch von Zagat und arbeitete in einigen der renommiertesten Restaurants von New York City, darunter Marea und Aureole. Derzeit ist sie Beverage Director und Partnerin bei Cote, einem mit einem Michelin-Stern ausgezeichneten Hotspot im FlatironViertel von New York (www.cotenyc.com), und Cote Miami. James ist auch Autorin der Bücher «Drink Pink» und «Wine Girl». VICTORIAJAMES.INFO
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THE CHINESE WINE RENAISSANCE
Welches Weinbuch gehört in die Weinbibliothek? «Möglichst viele», möchte ich am liebsten sagen. Die junge Weinautorin Janet Z. Wang ist in China und England aufgewachsen und hat das Buch «The Chinese Wine Renaissance» verfasst, das ich allen wärmstens empfehlen kann, die die chinesische Weinkultur und ihre Dynamik verstehen wollen. — 44
Tiansai Vineyards liegt am Fusse des Tian-Shan-Gebirges in der Wüste Gobi und setzt sich aus 130 Hektaren Weinbergen zusammen.
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DAS WEINBUCH
Wenn wir in unseren Breitengraden von chinesischem Wein sprechen, tönt dies meist so, als ob dies ein neues Phänomen wäre. Das stimmt so nicht ganz, zumal die Weinkultur hier Tausende von Jahren alt und gerade wieder erwacht ist – und wie. Fotos ________ ZVG
B
ereits vor 9000 Jahren wurden in China weinähnliche Getränke produziert – doch so richtig populär wird Wein erst jetzt. Das Land der aufgehenden Sonne hat inzwischen nach Spanien die grössten Rebflächen der Welt und ist weltweit der grösste Markt für Rotweine. Der chinesische Dichter Bai Juyi (772–846) schrieb folgende Zeilen, mit deren englischer Übersetzung auch Janet Z. Wangs Buch beginnt: «Pray do not decline my first toast of wine; Pray do not doubt my second toast; Pray on the third you will begin to know my heart.» Wang ist es gelungen, auf knapp 300 Seiten einen perfekten Überblick und guten Einstieg in diese historische und äusserst aktuelle Weinkultur zu schaffen, die in den nächsten Jahrzehnten
zu den Topthemen der Weinwelt zählen wird. Wir sprechen gerne über chinesischen Wein, als ob er etwas Neues wäre – dabei ist die chinesische Weinkultur Tausende von Jahren alt. Wenn also in den letzten 200 Jahren Europa und dann die Neue Welt Bühnen der internationalen Weinwelt waren, stehen wir gerade am Beginn des neuen chinesischen Zeitalters, das stark von der Farbe Rot geprägt ist. Nicht nur sind 90 % des in China getrunkenen Weins rot, die Farbe ist auch ein Synonym für Freude, Glück und gute Nachrichten. Rot ist die natürliche Wahl, um Glück auszudrücken und anzustreben. Ein Gedanke auch zum westlichen Vorurteil, dass Chinesen den Wein falsch geniessen, indem sie teure Flaschen mit Coca Cola mischen. In Wangs Buch erfährt man, warum dies aus chinesischer Sicht berechtigt ist und wie wir hingegen beispielsweise Tee komplett falsch geniessen, indem wir ihn mit Milch oder Zucker anreichern. Kurz: Das Buch ist ein perfekter Botschafter zwischen den zwei weinaffinen Welten, in denen Wang zu Hause ist. «The Chinese Wine Renaissance: A Wine Lover’s Companion»
«The Chinese Wine Renaissance: A Wine Lover’s Companion» Janet Z. Wang Ebury Press 276 Seiten £ 25.– EBURYPUBLISHING.CO.UK
besteht aus drei Teilen: «Teil eins: Aperitif» – darin geht es um eine Einführung in Chinas Weinindustrie, ihre wichtigsten Weinanbaugebiete und die Entwicklung des Traubenweins, der eines der vielen alkoholischen Getränke des Landes ist. «Teil zwei: Mixed Case» – diverse Weinthemen, die mit der Geschichte und der Kultur Chinas zu tun haben. «Teil drei: Vertikalverkostung» – Veranschaulichung der dynastischen Geschichte Chinas mit Blick auf die Entwicklung des Weins neben der Entwicklung der Zivilisation. China ist ein Land der Extreme – auch im Weingenuss. Sprach vor einigen Jahren noch niemand in Zusammenhang mit Wein von China, hat chinesischer Wein inzwischen einen festen Platz in den Top-Ten-Listen der
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globalen Statistik. Dabei findet das Wachstum an verschiedenen Fronten statt: im Land selber, wo chinesische und ausländische Weinhäuser wie Pilze aus dem Boden schiessen, und ausserhalb des Landes, wo Chinas wachsende Zahl an Superreichen ein Château nach dem anderen erwirbt – primär aus klassischen europäischen Weinbauzonen wie Bordeaux oder Burgund. Denn Wein ist salonfähig geworden und gehört bei der neuen Elite mehr und mehr zum guten Ton. China ist aktuell der am schnellsten wachsende Weinmarkt der Welt und belegt punkto Weinproduktion Platz sechs nach Italien, Frankreich, Spanien, den USA und Australien. Auf Platz fünf sind sie mit einem jährlichen Wachstum von +33 % punkto Weinkonsum und bald auf Platz eins punkto Rebfläche. Denn China hat seine Rebfläche zwischen 2006 und 2016 von 444 000 Hektaren auf 785 000 Hektaren aufgestockt und ist nach Spanien (mit 961 000 ha) und Frankreich (797 000 ha), der weltweit drittgrösste Rebenproduzent, gefolgt von Italien (791 000 ha). Allein von 2015 auf 2016 wurde die
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chinesische Rebfläche um 17 000 Hektaren aufgestockt, was etwas mehr als dem Umfang aller Schweizer Rebberge zusammen entspricht. Etwas weniger als die Hälfte der chinesischen Rebberge ist mit der roten Sorte Kyoho bestockt, gefolgt von Red Globe – beides Tafeltrauben. Die wichtigsten Weintrauben sind Cabernet Sauvignon, Merlot und Carmenère. Bei den Weissweinen sind es Chardonnay und Riesling. Diese Entwicklung hat dazu geführt, dass inzwischen die ganze Weinszene auf China blickt, zumal in zahlreichen traditionellen Weinmärkten der Weinkonsum rückläufig ist und ein neuer potenter Markt wie China mehr als nur willkommen ist. Denn in China wird nicht nur chinesischer Wein immer populärer, sondern auch importierter Wein. Die wichtigsten Weintrinker sind zwischen 26 und 35 Jahre alt und sie erwerben Wein weniger zum Verschenken als für den Eigenkonsum. Interessant ist hier, dass die urbane Mittelschicht 2018 auf 400 Millionen Personen
©The Moet Hennessy Wine Division
Chinas Weinszene erlebt eine dynamische Entwicklung und das Interesse an Weinproduktion steigt auch im Land selber.
geschätzt worden ist, wobei sie bis ins Jahr 2030 auf 700 Millionen ansteigen soll. Im Moment beträgt der durchschnittliche Konsum pro Person 1,4 Liter (ca. 2 Flaschen) pro Jahr – in der Schweiz sind es 33,8 Liter, in den USA 14, in England 28 und in Frankreich 58. Falls jedoch der Durst nach dem vergorenen Rebensaft stetig wächst und sich nur schon verdoppelt, wird dies jetzt noch unvorstellbare Folgen für die globale Weinwirtschaft nach sich ziehen. Die wichtigsten Weinbauregionen heissen übrigens Shandong, Hebei, Shanxi, Ningxia, Xinjiang und Yunnan.
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INTERVIEW MIT JANET Z. WANG WAS FASZINIERT SIE AM WEIN? Für mich gibt es zwei Dinge, die ich an Wein magisch finde. Das erste ist die Fähigkeit des Weins, den Ausdruck von Ort und Zeit zu manifestieren. Sie können den Lauf der Zeit wirklich schmecken, oder den Unterschied zwischen Sonne und Schatten, Tal oder Berg, es ist eine Zeit- und Weltraumreisekapsel. Der Moment, in dem mir dies offenbart wurde und ich es tatsächlich erlebt und verstanden habe, war, als mir klar wurde, dass ich für immer «wein-süchtig» sein werde. Der andere Aspekt hat mit meinem multikulturellen Hintergrund zu tun, und ich schätze es sehr, für andere Kulturen aufgeschlossen zu sein. Wein ist für mich das beste soziale Medium, um Menschen aus verschiedenen Orten und unterschiedlichen Lebensbereichen zusammenzubringen, es ist ein gemeinsamer Interessenpunkt, aus dem sich Gespräche und Wissensaustausch zu absolut jedem Thema entwickeln können. Und oft können wir uns durch die Sprache des Weins oder Analogien in der Weinkultur besser auf ein neues oder fremdes Konzept einlassen, das ist wirklich wunderbar.
CHINA HAT DIE ÄLTESTE WEINKULTUR DER WELT, ABER EINE DER JÜNGSTEN IN DER MODERNEN WEINWELT – WIE WÜRDEN SIE DIE ROLLE DES WEINS IN CHINA HEUTE BESCHREIBEN? Ich denke, chinesischer Wein ist wirklich gut geeignet, um zu repräsentieren, was «Made in China» in Zukunft bedeuten soll. Ich hoffe, die Welt wird weiterhin kooperativ sein, aber statt um Globalisierung als Mittel zur Unterbietung und Konvergenz sollte es darum gehen, den Zugang zu mehr Sorten und regionalen Charakteren zu öffnen. Chinesische Weine werden die einzigartigen Aromen ihrer riesigen und abwechslungsreichen Terroirs oder einheimischen Sorten, die in der Weinwelt neu sein werden, zur Geltung bringen wollen. Ich denke, das ist die Richtung und die allgemeine Bestrebung der chinesischen Weinindustrie.
DAS WEINBUCH
LIEGT DER FOKUS EHER AUF DER EIGENEN PRODUKTION IM LAND ODER AUF ANDEREN WEINEN DER WELT? Derzeit stammt der Grossteil des konsumierten Weins in China immer noch aus importierten Weinen. Ich spüre jedoch eine Veränderung in den letzten ein oder zwei Jahren. Viele Chinesen suchen nach einheimischen Weinmarken und wollen die heimische Weinindustrie unterstützen. Dieser Trend wird sich noch verstärken, wir sehen gerade erst den Anfang. WARUM WERDEN JEDES JAHR SO VIELE NEUE WEINBERGE GEPFLANZT? WERDEN CHINESISCHE KONSUMENTEN IN ZUKUNFT MEHR WEIN TRINKEN? Ich denke, in China passieren viele Dinge aufgrund von zentralisiertem strategischem Denken, das ziemlich langfristig ist. Es gibt also verschiedene Initiativen auf regionaler Ebene, um geeignete Weinbaugebiete zu identifizieren, und das könnte eine ziemlich grosse Zahl sein. Dann würde eine Reihe von unterstützenden Initiativen ins Leben gerufen, um Investitionen anzuziehen, und der Privatsektor würde sich beteiligen, aber immer in einem grösseren strategischen Rahmen. Auf diese Weise können viele Projekte in China scheinbar sehr schnell durchgeführt werden, aber die Realität ist, dass normalerweise eine lange Inkubationszeit vorangeht, die die Menschen nicht erkennen, bis sie plötzlich eine sehr effiziente Umsetzung und das darauf folgende ziemlich schnelle
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«Wein ist für mich das beste soziale Medium, um Menschen aus verschiedenen Orten und unterschiedlichen Lebensbereichen zusammenzubringen.» Ergebnis sehen. Ich denke, wir können sicher sein, dass wir in Zukunft mehr chinesischen Wein konsumieren werden, wenn die Grundannahmen (und der beobachtete Trend) weiterhin gelten – nämlich dass die Mittelschicht in China weiter wachsen und danach streben wird, Wein zu trinken, und die Jugend sich entscheidet, mehr Wein und weniger traditionelle Spirituosen zu trinken. WAS KANN DER WESTEN VON CHINA LERNEN? Dass Annahmen hin und wieder in Frage gestellt werden müssen! Die Welt verändert sich schnell, die Konsumenten sind internationaler, experimentierfreudiger und aufgeschlossener, der Klimawandel bringt neue Herausforderungen mit sich, der globale Weinmarkt wird immer transparenter und zugänglicher. China ist äusserst agil, wenn es darum geht, auf neue Markttrends zu reagieren.
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WIE WÜRDEN SIE DEN STIL DES CHINESISCHEN WEINS DEFINIEREN? Generell «food friendly». Ich denke, dass die meisten Chinesen Wein zu einer Mahlzeit trinken würden. Chinesische Winzer berücksichtigen dies also bei der Vinifikation. Auch das Gleichgewicht ist in der chinesischen Philosophie sehr wichtig, daher wird dies natürlich auf die Weinherstellung übertragen. WAS IST IHRER MEINUNG NACH DERZEIT DAS WICHTIGSTE GLOBALE WEINTHEMA? Nachhaltigkeit. Leider ist «Greenwashing» in jeder Branche weit verbreitet, und die Weinherstellung ist da
Das Chateau Changyu Moser XV liegt in der Weinregion Ningxia im Nordwesten Chinas, am Rande der Wüste Gobi mit dem Gelben Fluss als Wasserlieferant.
keine Ausnahme. Ich denke, als Weingeniesser ist es wichtig, dass wir uns wirklich über Prozesse in der gesamten Produktionskette und ihren Umweltauswirkungen weiterbilden. Zum Beispiel gehen viele Konsumenten (und sogar Weinfachleute) davon aus, dass Bio- oder biodynamische oder vegane Weine nachhaltig sind, was nicht unbedingt stimmt. Also müssen wir a) wirklich ehrlich sein, b) unser Wissen ständig aktualisieren und Annahmen hinterfragen und c) bereit sein, Gewohnheiten zu ändern oder zumindest mit unseren Ausgabenentscheidungen besser abzustimmen.
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DAS WEINBUCH
Weingenuss hat in China eine lange Tradition, wobei Wein historisch – wie übrigens auch bei uns in Europa – gerne mit anderen Zusatzmitteln aromatisiert worden ist.
KÖNNEN SIE MIR BITTE IHRE FÜNF LIEBLINGSWEINE EMPFEHLEN?
Ao Yun ist einer der bekanntesten Weine Chinas, der inzwischen an der Place de Bordeaux lanciert wird. Auch wenn die Geschichte dieses Super-Chinesen noch jung ist, kostet eine Flasche an die 300 €.
Ich werde meine Antworten auf chinesische Weine stützen, die in Grossbritannien oder Europa erhältlich sind. a. Prestige: Ao Yun von LVMH b. Rotwein für den täglichen Genuss: Treaty Port Inspector General 2014 c. Weisswein für den täglichen Genuss: Chateau Changyu Moser XV Blanc de Noir 2018 d. Geschenkwein: Koya Brandy XO 10 Jahre (atemberaubende Flasche & Geschenkbox komplett mit weissen Handschuhen!) oder Xige «Year of the Tiger» Limited
Edition Single Vineyard Cabernet Sauvignon 2018 (Chinese Zodiac Edition – derzeit mit einem speziellen «Year of the Tiger»Label, perfekt zur Kennzeichnung besonderer Anlässe im Jahr 2022 und auch für Menschen mit TigerSternzeichen!) e. Rarität: Silver Heights Emma’s Reserve
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«Ich hoffe, die Welt wird weiterhin kooperativ sein, aber statt um Globalisierung als Mittel zur Unterbietung und Konvergenz sollte es darum gehen, den Zugang zu mehr Sorten und regionalen Charakteren zu öffnen.»
Ao Yun wird im Nordwesten der südchinesischen Region Yunnan produziert. Seinem Namen entsprechend, der «Über den Wolken schwebend» bedeutet, schmiegt sich das Weingut Ao Yun an die Ausläufer des Himalayagebirges.
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HABEN SIE SCHON EINMAL SCHWEIZER WEIN VERKOSTET? Ja! Ich werde einer Schweizer Weinprobe, die von der Schweizer Botschaft in London veranstaltet wurde, für immer dankbar sein – denn dort traf ich Oz Clarke und ich sagte ihm, dass ich ein Buch über chinesischen Wein schreibe, und Jahre später, als es fertig war, schrieb er mir freundlicherweise das Vorwort! Daher hat der Schweizer Wein natürlich einen besonderen Platz in meinem Herzen und auch für meine Weinkarriere! Ich erinnere mich, dass ich ziemlich erstaunt war, als ich erfuhr, wie viele interessante autochthone Weinrebsorten Sie in der Schweiz haben. Es war das erste Mal, dass ich Petite Arvine, Humagne Rouge oder Cornalin verkostete … Die überwiegend handwerkliche und kleine Boutique-Produktion sowie die winzige Menge, die für den Export verfügbar ist, scheinen die Seltenheit und den begehrten Status des Schweizer Weins zu untermauern.
Janet Z. Wang Janet Z. Wang ist die Autorin von «The Chinese Wine Renaissance: A Wine Lover’s Companion». Sie ist auch Autorin auf decanterchina.com, einer zweisprachigen Website, die vom Magazin Decanter präsentiert wird. Janet ist auf Channel 4 und BBC Radio 4 aufgetreten, um chinesische Weine vorzustellen. Sie ist eine führende Meinungsbildnerin, Pädagogin, Rednerin und Beraterin für chinesische Weine und Spirituosen, die chinesische Weinkultur und den globalen Weinmarkt. WINEPEEK.WORDPRESS.COM
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LOREM IPSUM
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Die Dynamik, die Roséweine im Moment auslösen, ist nicht mehr zu stoppen und getragen von einer kreativen und multidimensionalen Energie. Jetzt, wo der Rosé de Provence wieder richtig salonfähig ist, tauchen immer mehr pinke Kreationen auf. Alle wollen sie dasselbe – den Gaumen beglücken – ohne zu kompliziert zu sein, was aber nicht bedeutet, dass ihrer Qualität Grenzen gesetzt sind.
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Volg
Spar
Manor
Lidl
Landi
Globus
Denner
Coop
Aldi
LE VERRE EN ROSE
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AUS DEM WEINSELLER 2022
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wei Weinsektoren beglücken Weingeniesser im Moment mit gleicher Intensität: die der Naturweine und die der Roséweine. Mit jedem Jahrgang nimmt die Fülle an Neukreationen zu und der Geniesser hat immer mehr die Qual der Wahl – wobei Qual wohl nicht ganz richtig ausgedrückt ist. Persönlich schätze ich diese Evolution ungemein, da in ihr eine positive, kreative Kraft steckt, wie sie die Weinwelt schon lange nicht mehr erlebt hat. In diesem Kapitel widmen wir uns den Roséweinen, und zwar im ersten, etwas längeren Teil der Selektion aus dem Weinseller 2022, also den Weinen aus dem Schweizer Detailhandel. Knapp 50 Weine aus der ganzen Welt, die einen guten Überblick über die populärsten und bekanntesten Marken geben. Die Schweiz ist ebenfalls vertreten, unter anderem mit Dôle Blanche und Œil de Perdrix, über den wir auf Seite 100 einen zusätzlichen Bericht publizieren. Verfasst hat ihn der Wildbiologe Peter Lüps, der den Œil-de-Perdrix-Etiketten etwas auf den Grund geht. Wie immer ergänzen wir das Weinseller-Kapitel mit Neuentdeckungen und besonders spannenden Weinen, die nicht im Weinseller-Buch vorkommen. So etwa dem neuen Rosé der Schweizer Brüder Gian und Florian Grundböck, deren Deux Frères Gin bereits in aller Munde
ist, oder Brad Pitts Champagne Fleur de Miraval, der ganz eigene Wege geht – aromatisch und wie man ihn serviert. A propos Brad Pitt – wir haben das Weingut Miraval in der Provence besucht und mit Mathieu Perrin (der Partner-Familie, die für den Star die Weine vinifiziert) ein Interview geführt (Seite 92). Aufgefallen ist uns bei diesen ganzen Recherchen, dass sich die Roséwelt der Provence stark mit der Champagnerwelt vergleicht. Sie ist für den Rosé, was die Champagne für den Schaumwein ist. Das Terroir, das den Ton angibt, Trends setzt und zum Träumen anregt. Beide Getränke werden an Bars gerne glasweise genossen und beide zelebrieren den etwas ungezwungenen «Feel Good»-Lifestyle. Kulinarisch kann man Rosé vielseitig einsetzen: zum Apéro, zu vegetarischen Gerichten, zu
Fisch, zu exotischen Häppchen, zu Tapas, zu Geflügel und gar zu Grilladen vom Fisch. Sehr populär auch «on the rocks» – man verzeihe mir dies, aber auch ich geniesse den Rosé zwischendurch gerne so, besonders wenn es draussen so richtig sommerlich ist. Ein Vorteil: das Glas wird viel schneller leergenossen.
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ALDI «EINFACH ALDI»
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er Discounter Aldi ist seit 2005 in der Schweiz aktiv. Sein Ursprung liegt in Deutschland, wo 1913 im Ruhrgebiet der erste kleine Lebensmittelladen eröffnet wurde. 1960 hatte Aldi bereits über 300 Filialen zwischen dem Ruhrgebiet und Aachen. Aus dem florierenden Familienunternehmen entwickelten sich zwei eigenständige, erfolgreiche Unternehmensgruppen: Aldi Süd und Aldi Nord. Aldi Suisse ist Teil von Aldi Süd.
VINOTECA.ALDI.CH
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Punkte
Punkte
SCHWEIZ
SCHWEIZ
PREIS FR. 6.49
PREIS FR. 7.49
16,25* DÔLE BLANCHE 2020 VALAIS AOC Schweizer Rosé für das gesellige Zusammensein. Im Vergleich zum Œil de Perdrix dieses Kapitels etwas voluminöser und dichter in der Aromatik. Assemblage aus Pinot Noir und Gamay, die Nase und Gaumen im Nu erfrischt. Noten von Passionsfrucht, Quitten und Rosen sind zu erkennen, wie auch eine angenehm fruchtige Dominanz. Mittelschwer vom Gehalt und absolut easy drinking. Verspielt und sehr süffig. Kühlen, aufschrauben, coolen Sound auflegen und Häppchen dazu servieren. Wie beim Œil de Perdrix du Valais ist auch hier das Etikett etwas gar traditionell, zumal der Rosé in der Art viel moderner schmeckt. Dennoch ein süffiger Durstlöscher, wenn man sich pink verführen lassen will. Kann ruhig auch on the rocks serviert werden. TRINKREIFE JETZT GENIESSEN PASST ZU APÉRO, CURRY, EXOTISCHEN GERICHTEN, KALTER PLATTE, TERRINE, FISCH, KÄSESCHNITTE, VORSPEISEN, HAMBURGER, NASI GORENG SERVICETIPP BEI 11–12 °C SERVIEREN ALKOHOLWERT 13 %
15,5 ŒIL DE PERDRIX DU VALAIS 2020, VALAIS AOC WEINWELT SCHWEIZ Fruchtiger Rosé für den lockeren Apéro. Dieser fröhliche Rosé verzaubert schon mit seiner knackigen pinken Farbe. Sie strahlt und leuchtet wie ein önologischer Blickfang. Im Duft perfekt fruchtig charmant wie ein Côte de Provence. Im Gaumen dann sehr delikat und angenehm frisch-fruchtig. Noten von Cassis, Kirschen und Himbeeren sind zentral. Easy-drinking-Rosé aus dem Wallis, der viel bunter schmeckt, als sein Label suggeriert. Guter Hausrosé, der aus Pinot Noir vinifiziert worden ist. TRINKREIFE JETZT GENIESSEN PASST ZU APÉRO, GEFLÜGEL, EXOTISCHER KÜCHE, KALTER PLATTE, FISCHGERICHTEN, ANTIPASTI, VEGANEN GERICHTEN, RISOTTO MIT MUSCHELN SERVICETIPP BEI 11–12 °C SERVIEREN ALKOHOLWERT 13 %
WEINSELLER JOURNAL 27 | 2022
AUS DEM WEINSELLER 2022
Punkte
Punkte
Punkte
SCHWEIZ
FRANKREICH
ITALIEN
PREIS FR. 9.89
PREIS FR. 5.99
PREIS FR. 5.99
16,5
14,5
15,25
FEDERWEISS 2020 AOC SCHAFFHAUSEN
LA FERME JULIEN 2020
GRANDE ALBERONE 2020 VINO ROSATO D’ITALIA
Der neue Jahrgang ist aromatisch frecher und auf der frivolen Seite mit Noten von Walderdbeeren, Cassis und Himbeeren. Easy drinking und aromatisch ganz seiner charmanten Farbe entsprechend. Ein herrlicher Rosé gegen den Durst, den man ruhig auch on the rocks servieren kann. Ist aus Pinot Noir vinifiziert und in der Farbe von pinker Blässe. Perfekter Gartenparty-Rosé, der Lockerheit und Dolce-Far-Niente-Stimmung suggeriert.
Neuer Rosé im Aldi-Kapitel, der von der Familie Perrin stammt – den Schöpfern des bekannten Miraval-Weins. Wie sein Preis schon suggeriert ein Basiswein, aber ein trockener, dynamischer gegen den Durst. On the rocks und zu leichten Häppchen serviert perfekt. Noten von Himbeeren und Walderdbeeren sind zentral. Kein Lagerwein, sondern jung zu geniessen.
Der moderne Grande Alberone mit italienischem Flair. Der neue Jahrgang ist wie ein Klon des 2019ers. Der Rosé-Hit bei Aldi, der auch einen roten und einen weissen Bruder hat. Noten von Passionsfrucht, Minze und Limetten sind zu erkennen. Hat eine expressive Aromatik, die auf der süssfruchtigen Seite markiert, wobei der neue Jahrgang eine Spur frischer den Hals hinunterfliesst. Im Finale erkennt man auch dezente Feuersteinbonbon-Aromen. Spassiger Party-Rosato, der auch on the rocks serviert werden kann.
TRINKREIFE JETZT GENIESSEN PASST ZU KALTER PLATTE, PIZZA, GRILLADEN, TERRINE, EXOTISCHEN GERICHTEN, ANTIPASTI, APÉRO, SPARERIBS SERVICETIPP BEI 12–13 °C SERVIEREN ALKOHOLWERT 13,2 %
TRINKREIFE JETZT GENIESSEN PASST ZU APÉRO, GRILLADEN VOM FISCH, PASTA MIT MUSCHELN, HOT DOGS, ANTIPASTI, RISOTTO, SOMMERSALATEN SERVICETIPP BEI 11–12°C SERVIEREN ALKOHOLWERT 12,5%
TRINKREIFE JETZT GENIESSEN PASST ZU ANTIPASTI, PASTA, GRILLADEN VOM FISCH, PAELLA, GEFLÜGEL, HAMBURGER SERVICETIPP BEI 12–13 °C SERVIEREN ALKOHOLWERT 13 %
— 57
COOP «FÜR MICH UND DICH»
C
oop ist der grösste Weinhändler des Landes. In grösseren Filialen findet man über 850 Weine aus aller Welt, wobei das Sortiment je nach Region und Lage unterschiedlich zusammengestellt wird. Interessant ist, dass Coop in Sachen Wein an allen Fronten wächst. Die Onlineplattform wird ständig ausgebaut und bietet auch Weine an, die nur online bezogen werden können. Auch wächst das Team an Experten, die die Plattform betreuen. COOP.CH MONDOVINO.CH
— 58
Punkte
Punkte
SCHWEIZ
SCHWEIZ
PREIS FR. 8.95
PREIS FR. 8.95
16,5
17*
PINOT NOIR ROSÉ 2020 SCHAFFHAUSEN AOC HALLAUER
ŒIL DE PERDRIX DU VALAIS 2018, LE ROSEL VALAIS AOC
Ein knackiger, süffiger Pinot, der aromatisch an Aprikosen, Melonen und Mandarinen erinnert. Süffig, frisch und strahlend selbstsicher. Hat eine bunte Aura und trinkt sich wie von selbst. Fröhlicher Genuss vom ersten bis zum letzten Schluck.
Der neue Jahrgang hat eine schöne Fruchtigkeit und duftet fröhlich vor sich hin. Man erkennt Aromen von süssen Walderdbeeren, Quitten und Melone. Easy drinking pur. Das Etikett ist zwar etwas altmodisch, aber klassisch, und wenn Sie auf der Suche nach einem Schweizer Rosé gegen den Durst und für einen unkomplizierten Moment sind, dann ist Le Rosel seit Jahren ein sicherer Wert. Œil de Perdrix besteht immer zu 100 % aus Pinot Noir.
TRINKREIFE JETZT GENIESSEN PASST ZU PICKNICK, WURSTSALAT, APÉRO, GRILLADEN VOM FISCH, GEMÜSEWÄHE SERVICETIPP BEI 12–13 °C SERVIEREN ALKOHOLWERT 13 %
TRINKREIFE JETZT GENIESSEN PASST ZU KALTER PLATTE, SALSIZ, GEFLÜGEL, TERRINE, GEMÜSESUPPE, QUICHE SERVICETIPP BEI 12–13 °C SERVIEREN ALKOHOLWERT 13 %
WEINSELLER JOURNAL 27 | 2022
*LANGUEDOC AOP ROSÉ LA VILLA CHÂTEAU LA SAUVAGEONNE GÉRARD BERTRAND 2019, 75 CL
39.95 (10 CL = 5.33)
92
*BURGENLAND BLAUFRÄNKISCH ROSÉ WEINGUT STREHN 2020, 75 CL
Robert Parker
9.95 (10 CL = 1.33)
*GRAUBÜNDEN AOC ROSÉ WEIN EINFACH FEIN VON SALIS 2020, 75 CL
22.50 (10 CL = 3.–)
Highlights aus dem Mondovino-Sortiment Exklusiv online erhältlich:
mondovino.ch/highlights
Preis- und Jahrgangsänderungen sind vorbehalten. Coop verkauft keinen Alkohol an Jugendliche unter 18 Jahren. * Nur auf mondovino.ch erhältlich
— 59
Punkte
Punkte
Punkte
SCHWEIZ
SCHWEIZ
FRANKREICH
PREIS FR. 9.95
PREIS FR. 19.95
PREIS FR. 8.95
16,25
16,5
16
CUVÉE 48 ROSÉ CAVE DE JOLIMONT VAUD AOC
DÔLE BLANCHE 2020 MAÎTRE DE CHAIS PROVINS
L’ESTIL 2020 TERRES DU MIDI NATURAPLAN
Thierry Ciampi wurde am Grand Prix du Vin Suisse 2020 zum Weinmacher des Jahres auserkoren. Diesen fruchtigen Rosé hat er vinifiziert und das Resultat ist ein spassiger, leichtfüssiger und süffiger Rosé, den man zu allerhand Gelegenheiten entkorken kann. Persönlich würde ich ihn sogar on the rocks servieren, zumal er genügend fruchtige Aromen in sich vereint. Easy drinking vom Genfersee. Die Cave de Jolimont in Mont-sur-Rolle gehört zum Château d’Allaman, welches im Besitz der Firma Schenk in Rolle ist.
Diese Assemblage aus Pinot Noir und Gamay ist aromatisch moderner und fruchtbetonter als noch vor ein paar Jahren. Zentral sind jetzt süssfruchtige Noten, die an Himbeersorbet, Walderdbeeren und Melone denken lassen. Easy drinking pur, das verspielt und bunt den Gaumen erfreut. Hat eine spannende Saftigkeit im Abgang und löscht den Durst perfekt. Ursprünglich ein Klassiker aus dem Wallis, der jetzt eine neue moderne Charakteristik offenbart und ideal entkorkt werden kann, wenn man ein geselliges Zusammenkommen plant.
Neuer Biowein in diesem Kapitel, der kitschig bunt auffällt. Auf dem Etikett steht bereits «Finesse & Fraîcheur», eventuell hätte man noch «profiter de l’instant» anfügen können. Modern, schrill, knackig und für einen Gaumen, dem es nicht aromatisch genug sein kann. Das Positive an einer solchen intensiven Stilistik ist, dass man sie gut auch on the rocks geniessen kann, zumal es genügend Aromen im Wein hat. Auch die Flasche hat eine spezielle Form. Assemblage aus Cabernet Sauvignon, Grenache, Sauvignon Blanc und Mourvèdre. Preislich top.
TRINKREIFE JETZT GENIESSEN PASST ZU VORSPEISEN, TERRINE, FISCH, FONDUE, HAMBURGER, GEFLÜGEL, EXOTISCHEN VORSPEISEN SERVICETIPP BEI 12–14 °C SERVIEREN ALKOHOLWERT 12,8%
TRINKREIFE JETZT GENIESSEN PASST ZU APÉRO, GRILLADEN VOM FISCH UND GEFLÜGEL, SOMMERSALATEN, TERRINE, GEMÜSESUPPE, ANTIPASTI, PASTA ALLE VONGOLE SERVICETIPP BEI 10–12 °C SERVIEREN ALKOHOLWERT 13%
TRINKREIFE JETZT GENIESSEN PASST ZU KALTER PLATTE, GEBÄCK, APÉRO, GRILLIERTEM FISCH SERVICETIPP BEI 12–13 °C SERVIEREN ALKOHOLWERT 13,4 %
— 60
WEINSELLER JOURNAL 27 | 2022
Unsere Tradition – jetzt auch in Rosé.
henri-badoux.ch — 61
Punkte
Punkte
Punkte
FRANKREICH
ITALIEN
PORTUGAL
PREIS FR. 9.95
PREIS FR. 18.95
PREIS FR. 10.95
16,5
16
16,5
ROSÉ 2020, CARAGUILHES NATURAPLAN AOC LANGUEDOC
ROSATO 2020 AQUA DI VENUS IGP, RUFFINO
VALLADO ROSÉ 2020 QUINTA DO VALLADO DOURO DOP
Der neue Jahrgang kommt aromatisch etwas anders daher, da das Weingut ein Problem mit Mehltau hatte und die Trauben daher von anderen Lieferanten stammen. Das Resultat ist etwas kerniger und trockener. Auch markiert dieser Südfranzose viel frischer im Finale. Gut gegen den Durst und in Kombination mit mediterranen Häppchen. Assemblage aus Cinsault, Grenache, Grenache Noir, Mourvèdre und Syrah. Auch on the rocks eine gute Idee.
Ein neuer Wein aus der Toskana, der schon optisch etwas Aufmerksamkeit verdient. Die Flasche gleicht einer grossen Parfümflasche und die Inspiration für den Namen haben die Ruffinos von keinem Geringeren als Maestro Sandro Botticelli und seinem weltbekannten Gemälde «Die Geburt der Venus» (Uffizien Florenz) erhalten. Ich frage jetzt nicht, was genau mit «Aqua di Venus» gemeint ist. Der Wein ist eine Assemblage aus Pinot Gris, Sangiovese und Syrah. Im Gaumen frisch, saftig und an Pink Grapefruit, Limetten und Pfirsichsorbet erinnernd. Wenn Ihnen Miraval oder Whispering Angel gefällt, könnte dies auch ein guter Kandidat sein.
Neu in diesem Kapitel und ein frischer, delikater und saftiger Rosé aus dem portugiesischen Douro-Tal, das vor allem für Portweine bekannt ist. Wurde aus der Hauptsorte Touriga Nacional vinifiziert und duftet fein fruchtig und einladend. Im Gaumen dann Noten von Stachelbeeren und Pink Grapefruit, wobei seine saftige Art viel Dynamik in sich birgt. Perfekter Vin de soif, mit dem man ein Mittagessen aufwerten kann oder den man zu leichten Gerichten serviert. Die Quinta do Vallado ist ein historisches Weingut, das im Besitz der Familie Ferreira ist und zu den Topgütern der Region zählt.
TRINKREIFE JETZT GENIESSEN PASST ZU APÉRO, EXOTISCHER KÜCHE, GRILLADEN, TAPAS, GEFLÜGEL, ANTIPASTI SERVICETIPP BEI 12–13 °C SERVIEREN ALKOHOLWERT 13,5 %
TRINKREIFE JETZT GENIESSEN PASST ZU APÉRO, PASTA ALLE VONGOLE, GRILLADEN VOM FISCH, ANTIPASTI, RISOTTO MIT ZUCCHETTI UND MOZARELLA, PIZZA, HAMBURGER, GEFLÜGEL SERVICETIPP BEI 12–13 °C SERVIEREN ALKOHOLWERT 12,5%
— 62
TRINKREIFE JETZT GENIESSEN PASST ZU APÉRO, FRITTIERTEM FISCH, HÄPPCHEN, ANTIPASTI, GEFLÜGEL SERVICETIPP BEI 10–12 °C SERVIEREN ALKOHOLWERT 12,5%
WEINSELLER JOURNAL 27 | 2022
AUS DEM WEINSELLER 2022
Punkte
16,25 SPANIEN PREIS FR. 7.95
ROSADO 2020 CUNE RIOJA DOCA Optisch ein eher dunkler Rosé, der fast schon wie ein heller Rotwein wirkt. Trockener Auftakt mit Noten von Rosen, Cassis und Holunderblüten. Im Gaumen süffig, frisch und dezent exotisch. Ein Wein, den man im Nu gerne mag. Er verführt und duftet wie ein grosser Strauss roter Rosen. Ein Klassiker aus Spanien, der sowohl jungen wie traditionellen Weingeniessern gefallen wird und der mit dem neuen Jahrgang ganz im Hausstil daherkommt. Kein Rosé zum Apéro, sondern eher einer, den man zu Tapas geniesst, da er doch etwas Tannine hat. Absoluter DesignRosé, dessen Weinfarbe und Etikett schon Kult sind. Preislich sehr attraktiv – auch für einen Partywein. Kühlen und aufschrauben. Veganer Wein. TRINKREIFE JETZT GENIESSEN PASST ZU TAPAS, PAELLA SERVICETIPP BEI 13–14 °C SERVIEREN ALKOHOLWERT 13,5 %
— 63
DENNER «EINER FÜR ALLE»
D
er Schweizer Discounter Denner gehört zur MigrosGruppe. Schweizweit hat es rund 800 Filialen und zur Auswahl stehen mehr als 250 Weine. Der Wein-Onlineshop wurde 2010 lanciert und ist neben dem CoopOnlineshop der attraktivste der hier vorgestellten Anbieter, zumal die Weine auch nach Hause geliefert werden. Online findet man zudem vermehrt Raritäten oder Trouvaillen unter der Rubrik Fine Wine. Sie sind nur in einzelnen Filialen und auch limitiert erhältlich. Noch exklusiver sind die Raritäten – Weine, die nur online während einer limitierten Zeit erhältlich sind. DENNER.CH/DE/SHOP/WEIN
— 64
Punkte
Punkte
SCHWEIZ
SCHWEIZ
PREIS FR. 9.75
PREIS FR. 12.95
16,5 DÔLE BLANCHE 2020 LES CLARELLES LES GRANDS DIGNITAIRES PROVINS VALAIS AOC Rosé gegen den Durst. Filigran, dezent aromatisch und sehr süffig. Ein leichtfüssiger Klassiker, der die Walliser Bergfrische in sich hat. Aus den Sorten Pinot Noir und Gamay vinifiziert. Aromatisch deutlich kräftiger als der Œil de Perdrix und auch tiefgründiger. Man erkennt Aromen von Mandarinensorbet, Quitten und Aprikosenmarmelade. Kühlen, aufschrauben und geniessen. Dabei kann man das Nachtessen zubereiten oder eine Serie auf Netflix schauen. Dieser delikate Rosé hält den Gaumen und Geist wunderbar wach und macht im Nu Lust auf einen zweiten Schluck. TRINKREIFE JETZT GENIESSEN PASST ZU APÉRO, BOWLEN, VEGETARISCHEN GERICHTEN, GEMÜSEWÄHE, AUFSCHNITT, SALAT MIT GEFLÜGEL, REISGERICHTEN, EXOTISCHER KÜCHE, PIZZA, FISCH SERVICETIPP BEI 12–14 °C SERVIEREN ALKOHOLWERT 12,9 %
16 ŒIL DE PERDRIX 2020, NEUCHÂTEL AOC Rassig, delikat und perfekt für den Apéro oder Vorspeisenteller. Klassiker aus Neuenburg, der aus der PinotNoir-Traube vinifiziert worden ist. Solider Rosé, den man das ganze Jahr über servieren kann. Noten von Walderdbeeren, Holunder und Cassis sind zentral. Easy drinking pur. TRINKREIFE JETZT GENIESSEN PASST ZU APÉRO, ANTIPASTI, FRITTIERTEM FISCH, PIZZA, KALTER PLATTE, EXOTISCHEN GERICHTEN SERVICETIPP BEI 10–12 °C SERVIEREN ALKOHOLWERT 13 %
VI
H
A.ALDI-SUISS EC E.C T O N
WEIN
GENUSS JETZT PROFITIEREN UND GENIESSEN
SELECTION HILLINGER
SELECTION HILLINGER
Cuvée Rot
Cuvée Weiss
13.5 % Vol.
12 % Vol.
9,
9,
99
CHF / 0.75 Liter
99
CHF / 0.75 Liter
Österreich, Burgenland
Österreich, Burgenland
Blaufränkisch, Zweigelt
Pinot Blanc, Chardonnay
2020
2020
Kalb, Rind, Wild
Geflügel, Fisch, Reisgerichte, Asiatisch
BLAUER ZWEIGELT RESERVE
RIEDEN SELECTION
13 % Vol.
12.5 % Vol.
6,
99
CHF / 0.75 Liter
Grüner Veltliner
7,
99
CHF / 0.75 Liter
Österreich, Burgenland
Österreich, Niederösterreich
Blauer Zweigelt
Grüner Veltliner
2019
2021
Rind, Schwein, Geflügel, Käse
Fisch, Schwein, Geflügel, Asiatisch
GLOBUS «SAVOIR VIVRE»
B
ei Globus findet man die rarsten Exklusivitäten, manchmal auch nur flaschenweise. Weine unter zehn Franken findet man praktisch kaum – ausser bei Promotionen. Wie bei Denner und Coop kann man die Weine online bestellen und direkt nach Hause liefern lassen. Globus besitzt klar die elegantesten Weinabteilungen des Schweizer Detailhandels. Je nach Standort variiert das Sortiment der Raritäten. Vorzeigeadressen sind die Bahnhofstrasse Zürich und Genf Rue du Rhône.
GLOBUS.CH
— 66
Punkte
Punkte
FRANKREICH
FRANKREICH
PREIS FR. 15.–
PREIS FR. 25.–
16 STUDIO BY MIRAVAL 2020 CHÂTEAU MIRAVAL CÔTES DE PROVENCE MEDITERRANÉE IGP Assemblage aus Cinsault, Grenache, Vermentino und Tibouren. Der Wein bezieht sich insbesondere auf das Tonstudio, das in den Räumen der Domaine untergebracht ist. Das Studio wurde 1977 vom Jazzmusiker und damaligen Besitzer der Domaine, Jacques Loussier, gebaut und Musiker wie Pink Floyd, AC/DC oder Sade nahmen hier Songs auf. Seit Angelina Jolie und Brad Pitt das Weingut übernommen haben, ist nicht mehr das Atelier die Hauptattraktion, sondern der Rosé Miraval. Diese Abfüllung ist sozusagen der kleine Bruder des Gutsweins. Seine Farbe ist von nobler pinker Blässe. Der Duft ist delikat und beerig. Im Gaumen sehr süffig und rassig. Auch hier eine süss-beerige Note und ein absolut lockerer Charakter. Easy drinking pur für das lockere Zusammensein. Kühlen und aufschrauben – und sogar on the rocks servieren. TRINKREIFE JETZT GENIESSEN PASST ZU TAPAS, ANTIPASTI, HÄPPCHEN, HAMBURGER, SPARERIBS, MEDITERRANER KÜCHE, FISCH SERVICETIPP BEI 8–10 °C SERVIEREN ALKOHOLWERT 12,5 %
16,25 BY.OTT 2020 CÔTES DE PROVENCE DOMAINES OTT Dieser moderne, fruchtig-süffige Rosé hat einen spassigen Charakter. Noten von Himbeersorbet, Cassis und weissen Rosen sind zu erkennen. Perfekt für lockere Momente und heisse Sommertage. Assemblage aus Grenache, Cinsault und Syrah und ideal, wenn der Rosé aromatisch bunt den Hals hinunterfliessen darf. Ist ein noch junges Rosé-Projekt der bekannten Domaines Ott, die zu den führenden RoséProduzenten der Provence gehören. Wenn Ihnen Whispering Angel und Miraval schmecken, dann ist dieser Rosé sicher auch eine Entdeckung wert. TRINKREIFE JETZT GENIESSEN PASST ZU APÉRO, GRILLADEN VOM FISCH, RISOTTO MIT MUSCHELN, ANTIPASTI SERVICETIPP BEI 8–10 °C SERVIEREN ALKOHOLWERT 13 %
WEINSELLER JOURNAL 27 | 2022
AUS DEM WEINSELLER 2022
Punkte
Punkte
Punkte
FRANKREICH
FRANKREICH
FRANKREICH
PREIS FR. 25.–
PREIS FR. 30.–
PREIS FR. 40.–
17
17
17,5
ROSÉ PRESTIGE 2020 MINUTY CÔTES DE PROVENCE AOC
WHISPERING ANGEL 2020 CHÂTEAU D’ESCLANS CÔTES DE PROVENCE
CHÂTEAU DE SELLE 2020 DOMAINES OTT CÔTE DE PROVENCE
Minuty ist neben Miraval, Domaines Ott und Whispering Angel einer der bekanntesten Rosébrands aus der Provence. Die Cuvée Prestige ist eine Assemblage aus Grenache, Cinsault, Tibouren und Syrah und leuchtet in einem blassen Pink. Der Duft ist Verführung pur. Auch wenn er ganz zart und delikat wahrnehmbar ist, so ist er voller delikater Walderdbeeressenz, Himbeerkonzentrat und etwas Rosenwasser. Im Gaumen aromatischer als auch schon und easy drinking pur. Ein fruchtiger Regenbogen, der sich wie von selbst trinkt. Kurz – ein sicherer Wert für zahlreiche Gelegenheiten und, aufgepasst, die Flaschen werden sich im Eiltempo leeren.
Der Star unter den neuen Fashion-Rosés leuchtet in blassem Pink und duftet wie ein Himbeersorbet. Im Gaumen delikat, zart-beerig und frisch. Hat auch eine Zitrusnote, die ihn kühl und saftig wirken lässt. Der schlanke Durstlöscher für heisse Tage und coole Momente aus der Rosé-Hochburg Côtes de Provence. Hier wird im Moment von allen Seiten investiert und es ist damit zu rechnen, dass wir mit jedem Jahrgang Neulancierungen entdecken können. So besteht die Rosé-Palette von Château d’Esclans inzwischen auch schon aus sechs verschiedenen Weinen – vom «The Palm» bis zum «Garrus». Der Whispering Angel ist der bekannteste unter ihnen und ist eine Assemblage aus Grenache, Cinsault und Vermentino. Sein Motto: Drink and enjoy.
Domaines Ott wurde 1912 vom elsässischen Ingenieur Marcel Ott gegründet. Heute sind die Weingüter im Besitz und unter der Leitung von Champagne Louis Roederer. Für viele Jahre galten die Ott-Rosés als die feinsten unter den hochwertigen Rosés. Der Château de Selle ist eine Cuvée aus Grenache, Cinsault, Syrah und Mourvèdre, die mit diesem typischen Blassrosa der Provence glänzt. Im Gaumen viel Finesse und auch eine beachtliche Struktur. Man darf sich auf keinen Fall von der lieblichen Farbe täuschen lassen. Ein Château de Selle lässt sich gut auch zu Geflügel, Schalentieren oder gar einem Vitello tonnato geniessen. Aromatisch dominieren Aromen von Himbeeren, Cassis und Melone. Um seinen eleganten und frischen Weinen mit einer unverwechselbaren Flaschenform gerecht zu werden, entwickelte René Ott übrigens um 1930 die von den Zypressen der Provence und griechischen Amphoren inspirierte Flaschenform.
TRINKREIFE JETZT GENIESSEN PASST ZU APÉRO, GRILLADEN VOM FISCH, TAPAS, ANTIPASTI, GEFLÜGEL, EXOTISCHER KÜCHE, MEDITERRANER KÜCHE, KALBSSTEAK, HAMBURGER, LIBANESISCHER KÜCHE SERVICETIPP BEI 8–10 °C SERVIEREN ALKOHOLWERT 12,5 %
TRINKREIFE JETZT GENIESSEN PASST ZU APÉRO, GEFLÜGEL, TAPAS, FISCHGRILLADEN, ANTIPASTI, PIZZA, RISOTTO MIT MUSCHELN, GRILLADEN VOM FISCH SERVICETIPP BEI 10–12 °C SERVIEREN ALKOHOLWERT 13 %
TRINKREIFE BIS 2026 GENIESSEN PASST ZU KRUSTENTIEREN, ANTIPASTI, GEFLÜGEL, VEGETARISCHEN GERICHTEN, GRILLADEN VOM FISCH, EXOTISCHER KÜCHE SERVICETIPP BEI 10–12 °C SERVIEREN ALKOHOLWERT 12,5 %
— 67
LANDI «ANGENEHM ANDERS ALS ALLE ANDERN»
E
in kleiner Ausschnitt aus dem LandiWeinangebot ist dieses Jahr zum vierten Mal im Weinseller vertreten. Landi gehört wie Volg zur fenaco-Landi Gruppe und ist einer der grössten Weinverkäufer der Schweiz, wobei der Durchschnittspreis pro Weinflasche sehr tief ist. Primäres Ziel der Landi-Filialen ist es, die Schweizer Landwirte bei der wirtschaftlichen Entwicklung ihrer Unternehmen zu unterstützen.
LANDI.CH
— 68
Punkte
Punkte
SCHWEIZ
SCHWEIZ
PREIS FR. 4.95
PREIS FR. 6.50
15
15,25
ROSÉ DE GAMAY 2019 LEMANIC
DÔLE BLANCHE 2019 AOC VALAIS
Wird von der Cave de la Côte vinifiziert und ist ein süffiger, trockener Rosé, der im Finale einen leicht fruchtigen Touch hinterlässt. Easy drinking pur und ein Rosé, den man am besten in jungen Jahren geniesst. Hat auch etwas CO2 , was ihm eine rassig frische Note verleiht. Kühlen und aufschrauben, lautet die Devise. Guter Alltags-Rosé zu einem wirklich günstigen Preis.
Blass in der Farbe und delikat im Duft. Man erkennt Aromen von Mandarinenschalen, Melone und Walderdbeeren. Im Gaumen leicht mit einem zarten Fruchtschmelz. Süffig und unkompliziert. Der einfache Schweizer Rosé-Klassiker für alle Tage.
TRINKREIFE JETZT GENIESSEN PASST ZU KALTER PLATTE, GEMÜSESUPPE, TERRINE, FISCHTELLER, PASTA MIT MUSCHELN, APÉRO, GEFLÜGEL SERVICETIPP BEI 10–12 °C SERVIEREN ALKOHOLWERT 13 %
TRINKREIFE JETZT GENIESSEN PASST ZU APÉRO, HÄPPCHEN, GEFLÜGEL, FRÜHLINGSROLLE SERVICETIPP BEI 10–12 °C SERVIEREN ALKOHOLWERT 13,1 %
WEINSELLER JOURNAL 27 | 2022 Punkte
Punkte
SCHWEIZ
SÜDAFRIKA
PREIS FR. 7.50
PREIS FR. 3.95
15,5
14,75
ŒIL DE PERDRIX 2019 AOC VALAIS
SHIRAZ ROSÉ 2020 BALANCE
Delikat, süffig und zart blumig. Schlanker als der Dôle Blanche und auch eine Spur frischer. Hier erkennt man einen blumigen Charmeur, der im Gaumen auch eine angenehme Beerigkeit offenbart. Süffig, zartgliedrig und gut gegen den Durst. Schweizer Klassiker für alle Tage. Easy drinking in pinker Farbe. Reiner Pinot Noir.
Easy drinking von Fern. Ein spassiger Rosé aus der kräftigen Shiraz-Traube. Er leuchtet in einem rassigen Pastellpink und duftet nach reifen Walderdbeeren und etwas Cassis. Im Gaumen dann fruchtig, einfach und perfekt gegen den Durst. Im Vergleich zu den Schweizer Rosé-Weinen mehr Schmelz und Süsse. Spassig vom ersten bis zum letzten Tropfen. Preislich natürlich sehr, sehr günstig.
TRINKREIFE JETZT GENIESSEN PASST ZU APÉRO, GEBÄCK, GEFLÜGEL, RISOTTO MIT MUSCHELN, TERRINE, KALTER PLATTE, EXOTISCHEN GERICHTEN SERVICETIPP BEI 10–12 °C SERVIEREN ALKOHOLWERT 12,7 %
AUS DEM WEINSELLER 2022
TRINKREIFE JETZT GENIESSEN PASST ZU HAMBURGER, PIZZA, HOTDOG, KEBAB, PASTA ALLE VONGOLE, EXOTISCHEN VORSPEISEN SERVICETIPP BEI 8–12 °C SERVIEREN ALKOHOLWERT 12,4 %
— 69
LIDL «LIDL LOHNT SICH»
D
as Unternehmen Lidl wurde in den 1930er-Jahren im Schwäbischen als LebensmittelSortimentsgrosshandel gegründet. Heute gehört das Familienunternehmen zu den führenden Discountern Europas. Lidl Schweiz eröffnete die ersten Filialen am 19. März 2009. Heute verfügt Lidl Schweiz über ein national flächendeckendes Filialnetz, das sich aus über 150 Filialen zusammensetzt. Ziel für die Zukunft ist, vermehrt an Bahnhöfen und in Stadtzentren präsent zu sein (ein schönes Beispiel ist die ehemalige Fraumünsterpost in Zürich oder die Filiale im Loeb Bern). Der Discounter wird regelmässig für seine Innovationen und sein Engagement für die Umwelt ausgezeichnet.
WINE-MOMENTS.CH
— 70
Punkte
Punkte
SCHWEIZ
SCHWEIZ
PREIS FR. 6.49
PREIS FR. 7.49
15,5
15,25
DÔLE BLANCHE DU VALAIS AOC 2018, CAVE D’UVRIER
ŒIL DE PERDRIX DU VALAIS AOC 2020, CAVES DES MURGÈRES
Ein moderner, fruchtiger und fast schon komplexer Rosé, der ein guter Passepar toutwein für zahlreiche Gerichte ist – von einfacher Hausmannskost bis zu exotischen Kreationen. Easy drinking – zumal seine Aromatik sehr zugänglich ist und auch eine schöne Frische aufweist. Ist gehaltvoller als der Œil de Perdrix und daher eine gute Ergänzung auf dem Esstisch. Noten von Cassis, Walderdbeeren und etwas Melonen sind zu erkennen. Wichtig ist, dass dieser Rosé aus Pinot Noir schön kühl serviert wird. Das erfrischende Glas Schweizer Rosé.
Kühlen und geniessen – und warum nicht auch einmal als Abwechslung on the rocks? Ein lieblicher Rosé, der aus Pinot Noir vinifiziert worden ist. Eher auf der leichten Seite. Gut gegen den Durst und wenn der Rosé nicht zu schwer sein sollte. Noten von Quitten, Aprikosen und Sommerblumen sind zu erkennen. Ursprünglich stammt der Œil de Perdrix aus Neuenburg, wird aber inzwischen in der ganzen Schweiz vinifiziert und ist neben dem Dôle Blanche eine der bekannten Rosé-Arten.
TRINKREIFE JETZT GENIESSEN PASST ZU KALTER PLATTE, GEMÜSESUPPE, TERRINE, FISCHTELLER, PASTA MIT MUSCHELN, APÉRO, GEFLÜGEL, NASI GORENG, THAI CURRY SERVICETIPP BEI 12–13 °C SERVIEREN ALKOHOLWERT 13,5 %
TRINKREIFE JETZT GENIESSEN PASST ZU GRILLADEN VOM FISCH, APÉRO, DIM SUM, FRÜHLINGSROLLEN, GLASNUDELSALAT, SPARERIBS, KALTER PLATTE, VEGETARISCHEN GERICHTEN SERVICETIPP BEI 12–13 °C SERVIEREN ALKOHOLWERT 12,9 %
WEINSELLER JOURNAL 27 | 2022
AUS DEM WEINSELLER 2022
Punkte
Punkte
Punkte
DEUTSCHLAND
FRANKREICH
USA
PREIS FR. 4.99
PREIS FR. 3.49
PREIS FR. 3.89
14,25
14,5
15,5*
DORNFELDER ROSÉ 2020 DEUTSCHER QUALITÄTSWEIN
GRIS ROSÉ 2020 VIN DE PAYS D’OC
ZINFANDEL ROSÉ 2020
Schrill, extrovertiert und eine Sache für sich. Die Farbe ist Rosa-Pink und entsprechend süss-fruchtig ist die Aromatik. Erinnert etwas an den Mateus Rosé. Süss-fruchtig, beerig und mit einem Sweet-Sour-Touch. Das spezielle Gaumenerlebnis aus unserem Nachbarland. Persönlich würde ich ihn on the rocks servieren – oder zu exotischen Gerichten. Ideal, wenn Ihnen der Œil de Perdrix zu leicht ist.
Die Flasche ist schon eine Form für sich und herrlich geschwungen. Seine Farbe ist blass und sein Gehalt mittelschwer. Der perfekte Rosé für die Sommersaison, wenn man gerne einen trockenen, mineralischen Südfranzosen hat, der rassig und frisch den Hals hinunterfliesst, ohne dabei zu stark auf sich aufmerksam zu machen. Kein Lagerwein. Wird ideal eiskalt oder on the rocks genossen. Preislich unschlagbar. Einfach, aber okay.
TRINKREIFE JETZT GENIESSEN PASST ZU KALTER PLATTE, VEGETARISCHEN GERICHTEN, GEFLÜGEL, SPARERIBS, EXOTISCHER KÜCHE SERVICETIPP BEI 12–13 °C SERVIEREN ALKOHOLWERT 12 %
TRINKREIFE JETZT GENIESSEN PASST ZU APÉRO, GEFLÜGEL, ANTIPASTI, MEDITERRANER KÜCHE SERVICETIPP BEI 12–13 °C SERVIEREN ALKOHOLWERT 12 %
Interessant an diesem Rosé-Kapitel ist, dass wir fünf Roséweine vorstellen, die aromatisch jeder in eine ganz eigene Richtung geht – wobei dieser der schrillste und lauteste ist. Spassig vom ersten bis zum letzten Schluck und ein Klassiker seiner Art – denn ein RoséZinfandel muss aromatisch eine Sache für sich sein. Die Farbe ist auch etwas dunkler. Extrovertiert und süss-fruchtig. Das könnte man auch als «kitschigen Trinkgenuss» bezeichnen, was natürlich nicht negativ gemeint ist, sondern eine Stilistik definiert. Neue Welt pur. Ich muss an ein Wassermelonenkonzentrat, Cassisgelee und Stachelbeerensorbet denken. Fun-Wein für Liebhaber von aromatischen Getränken. Das aromatische Gegenteil des französischen Gris Rosé. Interessant zu wissen, dass Zinfandel nichts anderes ist als Primitivo – in den USA heisst die Traube nur anders. TRINKREIFE JETZT GENIESSEN PASST ZU GRILLADEN, HAMBURGER, PIZZA, VEGETARISCHEN GERICHTEN, GEFLÜGEL, SPARERIBS SERVICETIPP BEI 12–13 °C SERVIEREN ALKOHOLWERT 10 %
— 71
MANOR «SPECIAL EVERYDAY»
D
ie Familien Maus und Nordmann gehörten in der Schweiz zu den ersten, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts das Konzept des Warenhauses einführten. Durch eine Heirat verschmolzen die beiden Familiennamen zum Markennamen Manor. Heute zählen unter anderem 59 Warenhäuser zum Unternehmen mit 28 Manor-Food-Märkten mit einer Weinabteilung.
MANOR.CH/DE/ SHOP/WEIN/C/WINE
— 72
Punkte
Punkte
SCHWEIZ
FRANKREICH
PREIS FR. 14.90
PREIS FR. 12.95
17*
16,5*
ROSE DES VENTS 2020 JEAN-RENÉ GERMANIER VALAIS AOC
CHÂTEAU SAINT-JEAN 2020 LEZ DURANCE, PIMAYON ALPES DE HAUTE-PROVENCE
Assemblage aus primär Syrah, Pinot Noir und Gamay, die lachsfarben strahlt und herrlich einladend duftet. Man erkennt Noten von kleinen, reifen Walderdbeeren, Himbeermousse und weissen Blüten. Im Gaumen frivol fruchtig und sehr gefällig. Hat eine spassig unterhaltende Ader und fliesst wie von selbst den Hals hinunter. Ein moderner, fruchtbetonter Rosé mit Dolce-Far-Niente-Vibes. Kühlen, Antipasti anrichten und mit Freunden geniessen. Easy drinking pur. Die Walliser Antwort auf Whispering Angel.
Duftet in blassem Pink und verführt mit einer äusserst aromatischen Nase, die an Himbeeren, Walderdbeeren und Minze denken lässt. Im Gaumen delikat, aromatisch und sehr verführerisch. Er fliesst mit schönem Druck durch den Gaumen und macht Lust, gleich noch einen Schluck zu nehmen. Klar ein leichter Wein, aber einer voller Charisma. Kleiner Coup de cœur von mir, da er erst noch biologisch vinifiziert worden ist. Sicherer Rosé für den Event.
TRINKREIFE JETZT GENIESSEN PASST ZU ANTIPASTI, GRILLIERTEM FISCH, HAMBURGER, GEMÜSEQUICHE, APÉRO SERVICETIPP BEI 8–10 °C SERVIEREN ALKOHOLWERT 13,6 %
TRINKREIFE JETZT GENIESSEN PASST ZU APÉRO, PARTY, HÄPPCHEN, ANTIPASTI, FISCH VOM GRILL SERVICETIPP BEI 8–10 °C SERVIEREN ALKOHOLWERT 12,5 %
WEINSELLER JOURNAL 27 | 2022 Punkte
Punkte
FRANKREICH
FRANKREICH
PREIS FR. 13.50
PREIS FR. 14.95
16
17
CHÂTEAU DE FONT VIVE 2020 BANDOL
CHÂTEAU GAIROIRD 2020 BIO, CÔTE DE PROVENCE AOC
Assemblage aus Mourvèdre, Grenache und Cinsault, die in delikatem Pink leuchtet. In Nase und Gaumen delikat, frisch und beerig. Man erkennt Himbeeren, Cassis und weisse Rosen. Leicht in der Art und ideal, wenn der Rosé den lockeren Moment noch unkomplizierter werden lassen soll. Easy drinking aus dem Süden Frankreichs.
Ein biologischer Rosé aus der Côte de Provence, der ganz im Stil des 2019er daherkommt und den ich sehr empfehlen kann, zumal er den Gaumen im Nu erfrischt und die Gedanken in die Provence reisen lässt. Seine Farbe ist lieblich, genauso wie sein Geschmack. Schön auch seine trockene Art, die ihn sehr süffig macht. Noten von Walderdbeeren, Cassis und Rosen sind zu erkennen. Frisch, delikat und perfekt gegen den Durst. Warum nicht auch on the rocks servieren? Aus den Sorten Carignan, Grenache, Syrah und Cinsault vinifiziert.
TRINKREIFE JETZT GENIESSEN PASST ZU APÉRO, PARTY, HÄPPCHEN, ANTIPASTI, FISCH VOM GRILL SERVICETIPP BEI 8–10 °C SERVIEREN ALKOHOLWERT 13 %
AUS DEM WEINSELLER 2022
TRINKREIFE JETZT GENIESSEN PASST ZU APÉRO, ANTIPASTI, FISCH, PASTA, EXOTISCHEN GERICHTEN, PAELLA SERVICETIPP BEI 8–10 °C SERVIEREN ALKOHOLWERT 13 %
— 73
Punkte
Punkte
FRANKREICH
PORTUGAL
PREIS FR. 15.95
PREIS FR. 5.95
16,25
15,75*
MINUTY M 2020, MOMENTS CÔTES DE PROVENCE AOP
MATEUS ROSÉ THE ORIGINAL, SOGRAPE
Im Moment herrscht im Süden Frankreichs gerade etwas Goldgräberstimmung, zumal sich dort mehr und mehr bekannte Weinhäuser niederlassen. Sie kaufen Land und existierende Kellereien auf, investieren nicht zu knapp und tüfteln auch an neuen Vinifikationsmethoden (Amphoren, Betoneier, Holzfässer) – zumindest für Roséwein. Seit Jahren ein sicherer Wert in Sachen Rosé ist das Château Minuty – ein historisch bekanntes Haus der Provence. Die Weinpalette ist weltweit erhältlich und die Weine ein Garant für unkomplizierten Weingenuss, der in Gedanken in den Süden Frankreichs entführt und vielleicht auch an den einen oder anderen Film von Louis de Funès denken lässt. Diese Abfüllung ist ein Provence-Klassiker. Süffig, fruchtig und absolut unkompliziert mit Noten von Walderdbeeren, Cassis und Holunder. Trocken im Finale und nicht so extrovertiert wie die Prestige-Abfüllung desselben Produzenten.
Einer der bekanntesten Markenweine der Welt. Seinen Siegeszug begann Mateus bereits im Jahr 1942, als Fernando Van Zeller Guedes eine geniale Idee hatte: Er kreierte einen Wein mit einer starken Persönlichkeit und einem einzigartigen Geschmack, abgefüllt in einer originellen und neuartigen Flasche. Diese Flasche, inspiriert durch die Feldflaschen der Soldaten des 1. Weltkriegs, stellt heute eine lebende Legende dar. Auch der Inhalt der berühmten Flasche war anders – ein roséfarbener, leicht fruchtiger, erfrischender und prickelnder Wein. Inzwischen wurde das Label etwas modernisiert und der Geschmack lässt an Himbeer- und Cassissaft denken, der mit etwas CO2 aufgelockert wird. Süffig, unkompliziert und klar gegen den Durst. Easy drinking, das ohne Jahrgang auskommt und locker auch on the rocks serviert werden kann. Als ich den Wein dieses Jahr verkostete, hatte ich das Gefühl, einen Klon des letztjährigen zu entdecken. Spassiger Wein zu einem sagenhaft tiefen Preis.
TRINKREIFE BIS 2023 GENIESSEN PASST ZU KALTER PLATTE, TERRINE, APÉRO, ANTIPASTI, GRILLIERTEM FISCH SERVICETIPP BEI 10–12 °C SERVIEREN ALKOHOLWERT 13 %
— 74
TRINKREIFE JETZT GENIESSEN PASST ZU APÉRO, ANTIPASTI, GRILLIERTEM FISCH, KRUSTENTIEREN, EXOTISCHEN VORSPEISEN, HAMBURGER SERVICETIPP BEI 10–13 °C SERVIEREN ALKOHOLWERT 11 %
WEINSELLER JOURNAL 27 | 2022
AUS DEM WEINSELLER 2022
— 75
SPAR «SO FRISCH. SO NAH. SO GÜNSTIG»
2
016 hat SPAR Schweiz mit der südafrikanischen SPAR Group Ltd einen neuen Mehrheitsaktionär erhalten. Gegründet wurde das internationale Unternehmen mit Sitz in Holland 1932. Die Schweizer SPAR-Gruppe beschäftigt über 2000 Mitarbeitende und über 300 Lernende werden ausgebildet. Das Unternehmen ist sehr stark in der Ostschweiz sowie im Waadtland vertreten.
SPAR.CH
— 76
Punkte
Punkte
SCHWEIZ
SCHWEIZ
PREIS FR. 16.90
PREIS FR. 16.95
16,5
17,5
ŒIL DE PERDRIX 2019 DOMAINE DE MONTMOLLIN NEUCHÂTEL AOC
ŒIL DE PERDRIX 2020 CAVE DU CHÂTEAU D’AUVERNIER
Die Familie de Montmollin baut seit dem 17. Jahrhundert Reben an und ist inzwischen einer der grössten Produzenten in Neuenburg. 50 Hektaren werden verarbeitet, wobei die Domaine auch auf biodynamischen Weinbau umgestiegen ist. Der Œil de Perdrix (Pinot Noir) ist ein Klassiker. Wir haben erneut den 2019er verkostet und er wirkt jetzt deutlich reifer und in sich ruhender. Nicht mehr der frische Apérowein, sondern der mittelschwere Rosé, den man zu einem Gericht geniesst. Noten von Walderdbeeren, Quitten und getrocknete Mandarinenschalen sind zu erkennen. Traditioneller Wein aus dem Kanton Neuenburg.
Château d’Auvernier wurde 1603 erbaut und befindet sich unweit des Ufers des Neuenburgersees im gleichnamigen Ort Auvernier. Fischerei und Weinbau waren hier früher Hauptaktivitäten, inzwischen ist der Weinbau dominant. Ihr bekanntester und wichtigster Wein ist der Œil de Perdrix, der mit dem neuen Jahrgang optisch etwas aufgefrischt daherkommt, zumal das Label erneuert wurde. Kaum im Glas, leuchtet er in strahlendem, fluoreszierendem Pink. Im Gaumen dann frisch, knackig und perfekt gegen den Durst. Hat eine schöne Struktur und auch eine angenehme Fruchtigkeit. Aromatisch erkennt man Noten von saftigen Beeren, Kirschen und etwas Pfeffer. Rosé gegen den Durst und für das gesellige Zusammensein. Ideal auch, wenn man einen nicht zu schweren Wein für traditionelle Gerichte sucht.
TRINKREIFE JETZT GENIESSEN PASST ZU APÉRO, KALTER PLATTE, WURSTWAREN, METZGETE, FONDUE, FISCH VOM SEE, RISOTTO, VEGETARISCHEN GERICHTEN, EXOTISCHER KÜCHE SERVICETIPP BEI 12–13 °C SERVIEREN ALKOHOLWERT 13 %
TRINKREIFE JETZT GENIESSEN PASST ZU APÉRO, FISCH, GEFLÜGEL, KALTER PLATTE, BRATWURST, MEDITERRANER KÜCHE, FILET DE PERCHE SERVICETIPP BEI 12–13 °C SERVIEREN ALKOHOLWERT 13,5 %
WEINSELLER JOURNAL 27 | 2022 Punkte
Punkte
FRANKREICH
FRANKREICH
PREIS FR. 11.95
PREIS FR. 12.95
16,5*
16,5
PETULA 2019 LUBERON MARRENON
MIMI EN PROVENCE 2019, CÔTES DE PROVENCE GRANDE RÉSERVE
Ein Jahr nach der letzten Verkostung eine Spur reifer, aber nach wie vor eine charmante Erfrischung. Aromatisch tauchen Noten von Kirschen, Stachelbeeren, Erdbeeren und Quitten auf – aber nicht zu dominant und gerade genug, um Lust auf einen zweiten Schluck zu machen. Guter Hausrosé zu einem absolut attraktiven Preis. Oftmals ist Rosé übrigens eine gute Lösung, wenn man bei der Weinauswahl unsicher ist. Interessant bei dieser Abfüllung ist auch, dass es sich um eine Assemblage aus Syrah und Grenache handelt.
Blumiger und fruchtiger Rosé für alle Tage. Noten von Steinobst, Cassis und Melonen sind zu erkennen. Ein verspielter Côtes de Provence, der dem Moment die nötige Farbe verleiht. Aus den Sorten Grenache, Cinsault und Syrah vinifiziert. Ideal für den Freundinnenabend, wenn man wieder einmal so richtig tratschen will. Vorsicht: sehr, sehr süffig. Falls es draussen zu heiss ist, kann man auch ein paar Eisstücke hineingeben. Roséweine aus den Côtes de Provence erleben im Moment einen wahren Boom, nicht zuletzt, weil hier zahlreiche Promis inzwischen ein Weingut erworben oder zumindest einen Rosé lanciert haben.
TRINKREIFE JETZT GENIESSEN PASST ZU APÉRO, HÄPPCHEN, CARPACCIO VOM ROHEN FISCH, TERRINE, VEGETARISCHEN GERICHTEN, GEFLÜGEL SERVICETIPP BEI 10–12 °C SERVIEREN ALKOHOLWERT 13,5 %
AUS DEM WEINSELLER 2022
TRINKREIFE JETZT GENIESSEN PASST ZU APÉRO, ANTIPASTI, TAPAS, TERRINE, KALTER PLATTE, EXOTISCHER KÜCHE, FISCH, GEFLÜGEL, RISOTTO, GEGRILLTEN SCAMPI, PASTA MIT MUSCHELN SERVICETIPP BEI 10–12 °C SERVIEREN ALKOHOLWERT 12,5 %
— 77
Punkte
Punkte
FRANKREICH
FRANKREICH
PREIS FR. 18.50
PREIS FR. 23.90
17 PUECH-HAUT 2019 ARGALI, LANGUEDOC Die Flasche fällt schon einmal auf, zumal ihre Form einmalig ist – die einen werden sie mögen, die anderen nicht. Der Wein ist spitze und in der Art ein Prestige-Rosé. Nur ganz wenige Rosés weisen eine wirkliche Komplexität auf, wie man sie in diesem Wein entdecken kann. Noten von Stachelbeeren, Minze, weissem Pfirsich und Blüten sind zu erkennen. Hat Struktur und passt sehr gut zu Antipastikreationen. Wenn Sie Miraval und Whispering Angel mögen, dann wird Ihnen dieser Argali sogar noch mehr munden. Kühlen, Sound auflegen und entspannen. Das 20 km nord östlich von Montpellier gelegene Weingut erstreckt sich über 250 Hektaren und weist eine Höhe zwischen 50 und 150 m über dem Meeresspiegel auf. Die Weine gelten inzwischen als Geheimtipps aus dem Languedoc. TRINKREIFE JETZT GENIESSEN PASST ZU APÉRO, ANTIPASTI, FISCH, EXOTISCHEN GERICHTEN, VEGETARISCHER KÜCHE, RISOTTO, GEGRILLTEN SCAMPI, PASTA MIT MUSCHELN SERVICETIPP BEI 12–13 °C SERVIEREN ALKOHOLWERT 13 %
— 78
16,75 PUECH-HAUT 2019 TÊTE DE BÉLIER LANGUEDOC Es scheint, dass wir eine neue Abfüllung dieses Rosés verkostet haben, zumal sie deutlich komplexer und charmanter auffiel als noch vor einem Jahr. Aromatisch sind Noten von Mandarinen, Melonen und etwas gelbe Pflaumen zu erkennen. Diese Assemblage aus Grenache und Mourvèdre reifte während sechs Monaten im Stahltank und hat eine angenehm zugängliche Art. Kann ruhig auch zum Essen genossen werden. Wenn Sie auf der Suche nach einem spannenden Rosé sind, der nicht aus den Côtes de Provence stammt, dann ist dieser Wein ein Muss. TRINKREIFE JETZT GENIESSEN PASST ZU APÉRO, ANTIPASTI, FISCH, EXOTISCHEN GERICHTEN, VEGETARISCHER KÜCHE, RISOTTO, GEGRILLTEN SCAMPI, PASTA MIT MUSCHELN SERVICETIPP BEI 12–13 °C SERVIEREN ALKOHOLWERT 13,5 %
WEINSELLER JOURNAL 27 | 2022
AUS DEM WEINSELLER 2022
PRICKELNDER SCHWEIZER GENUSS HOCH DREI VOLGAZ
VOLGAZ DEMI-SEC
ROSÉ BRUT
VOLGAZ
EXTRA-DRY
VOLGAZ – die Schweizer Schaumwein-Linie aus unserem umfassenden und attraktiven Angebot. Überzeugen Sie sich selbst.
rutishauser-divino.ch
— 79
VOLG «FRISCH UND FRÜNDLICH»
N
ach Coop und Denner ist Volg als Teil der fenaco-Landi Gruppe der drittgrösste Anbieter auf dem Schweizer Markt. Das Volg-Verkaufsstellennetz spannt sich bis in kleine Dörfer und setzt sich aus rund 600 VolgLäden zusammen. Die kleinsten Verkaufsstellen sind gerade mal einige Dutzend Quadratmeter gross, die grössten rund 400 Quadratmeter. Das gesamte Volg-Weinsortiment umfasst rund 200 Weine, die meisten im günstigen bis mittleren Preissegment. Zum Angebot gehören auch Weine der Schwesterfirma RutishauserDiVino SA. Schweizer Weine machen rund 45% des Weinumsatzes aus. VOLG.CH/WEINSHOP
— 80
Punkte
Punkte
SCHWEIZ
SCHWEIZ
PREIS FR. 11.90
PREIS FR. 11.90
17*
16,5
ŒIL DE PERDRIX AOC VALAIS 2020, NID D’AMOUR CAVE VALCOMBE
DÔLE BLANCHE AOC VALAIS 2020 FLEUR D’AMOUR CAVE VALCOMBE
Im Vergleich zum Dôle Blanche dynamischer, knackiger und frischer. Klar ist, dass beide in zwei komplett unterschiedliche Richtungen gehen. Dieser Rosé leuchtet in einem sympathischen Pastell-Pink und erfreut im Nu mit seiner lebendigen Fruchtigkeit. Interessant auch die Gaumenfülle. Noten von Cassis, Erdbeerenkonfitüre und Holunder sind zentral. Nicht der süffige Rosé-deProvence-Stil, sondern mehr der gemütlich stimmende Charmeur. Hat Gehalt, Fülle und doch viel Dynamik. Warum nicht auch on the rocks geniessen?
Im Vergleich zu den ausländischen Rosés dieses Kapitels ein ruhiger, bodenständiger und aromatisch eher zurückhaltender Rosé. Er fliesst gemächlich den Hals hinunter und lässt an weissen Pfirsich, Melonen und Aprikosen denken. Hat etwas Solides und in sich Ruhendes. Mittelschwer und ausgewogen. Dieser aus Pinot Noir vinifizierte Rosé ist eine Walliser Spezialität und sollte jung und schön kühl genossen werden.
TRINKREIFE JETZT GENIESSEN PASST ZU DIM SUM, FRÜHLINGSROLLEN, GLASNUDELSALAT, SPARERIBS, GRILLADEN VOM FISCH SERVICETIPP BEI 10–12 °C SERVIEREN ALKOHOLWERT 12,5 %
TRINKREIFE JETZT GENIESSEN PASST ZU APÉRO, FISCHKREATIONEN, VEGETARISCHEN GERICHTEN, GEMÜSEWÄHE, AUFSCHNITT, SALAT MIT GEFLÜGEL, REISGERICHTEN, FONDUE BOURGUIGNONNE SERVICETIPP BEI 10–12 °C SERVIEREN ALKOHOLWERT 12,5%
WEINSELLER JOURNAL 27 | 2022 Punkte
Punkte
FRANKREICH
FRANKREICH
PREIS FR. 5.95
PREIS FR. 6.80
15,5
16,75*
ROSIÈRE ROSÉ 2020
L’ESPRIT ROSÉ PAYS D’OC IGP 2020
Die önologische Zuckerwatte. Unglaublich, wie süss es hier zu und her gehen kann. Eigentlich sollte man diesen Rosé auch im Süssweinkapitel erwähnen. Assemblage aus Carignan, Grenache und Cinsault. Schrill, saftig und gegen den Durst. Stachelbeeren, Mandarinenschalen und Himbeerkonzentrat sind zu erkennen. Kühlen und auch on the rocks servieren. Spassig, bunt und frivol anders.
Seine Farbe ist herrlich charmant und man kann sich am Pastell-Pink kaum sattsehen, zumal die liebliche Erscheinung dieses süffigen Rosés an die Weine Südfrankreichs denken lässt, die man gewöhnlich am Strand als Begleiter eines frisch zubereiteten Fischs geniesst. Hat im Vergleich zum 2019er etwas mehr Aromatik, ist aber nach wie vor ein süffiger, leichtfüssiger Rosé gegen den Durst. Noten von saftigen Walderdbeeren und Heidelbeeren sind zu erkennen. Kein Lagerwein, aber der perfekte Begleiter zu mediterraner Küche. Easy drinking aus dem Süden Frankreichs, der Schluck für Schluck entspannt. Der Durstlöscher für das kleine Budget, der absolut in sich stimmt. Drink Pink von seiner charmantesten Seite.
TRINKREIFE JETZT GENIESSEN PASST ZU GRILLADEN VOM FISCH ODER WURST, APÉRO, ANTIPASTI, FISCHSUPPE SERVICETIPP BEI 8–10 °C SERVIEREN ALKOHOLWERT 11,5 %
AUS DEM WEINSELLER 2022
TRINKREIFE JETZT GENIESSEN PASST ZU APÉRO, TAPAS, ANTIPASTI, WÜRZIGEN VORSPEISEN, FISCHGERICHTEN, MEDITERRANER KÜCHE SERVICETIPP BEI 8–10 °C SERVIEREN ALKOHOLWERT 12,5 %
— 81
Punkte
Punkte
ITALIEN
USA
PREIS FR. 5.95
PREIS FR. 7.90
16,5*
16,5*
ROSATO DI TOSCANA 2020
WHITE ZINFANDEL 2020 CASWELL
Schon die Farbe ist ein Knaller. Leuchtet in kitschig buntem Rosa und im Gaumen geht der aromatische Spass gleich weiter. Aromatische Tischbombe mit BonbonFlavour. Kühlen, Antipasti servieren und den Moment geniessen. Musikalisch extrovertiert wie die Musik von Cardi B. Kein Terroirwein, aber ein perfekter Unterhaltungsrosé.
Optisch hat er etwas an Farbe zugelegt und strahlt in kräftigem Pink aus dem Glas. Aromatisch kräftig geht es auch punkto Duft und Geschmack weiter. Und zwar nicht zu knapp. Ich kann verstehen, dass dieser expressive süss-fruchtige Rosé eine grosse Fangemeinde hat – sind doch auch viele Zeitgenossen Red Bull und den neuen Hard Seltzers nicht abgeneigt. Denn hier wird aromatisch so richtig übertrieben – konzentrierte Himbeeraromen, kandierte Kirschen, Wassermelonensorbet und Rosenduft, um einige zu nennen. Der Regenbogenwein unter den Roséweinen. Bunt und fröhlich vom ersten bis zum letzten Tropfen. Man könnte auch sagen: schrill, laut und herrlich aromatisch. White Zinfandel ist ein kalifornischer Roséklassiker, der aus der Sorte Zinfandel (Primitivo) vinifiziert wird. Meist sind die Weine relativ spassig-süss.
TRINKREIFE JETZT GENIESSEN PASST ZU ANTIPASTI, PIZZA, GRILLIERTEM FISCH, SPARERIBS, PAELLA SERVICETIPP BEI 8–10 °C SERVIEREN ALKOHOLWERT 11,5 %
TRINKREIFE JETZT GENIESSEN PASST ZU APÉRO, ANTIPASTI, EXOTISCHEN VORSPEISEN, VEGETARISCHEN GERICHTEN, GRILLADEN VOM FISCH SERVICETIPP BEI 10–13°C SERVIEREN ALKOHOLWERT 10,7 %
— 82
WEIN SELLER 2022
— 83
Rosiger Genuss der Côtes de Provence
WEINSELLER JOURNAL 27 | 2022
Château Sainte Roseline ist ein önologisches Juwel im Herzen der Provence. Seit 1955 sind die Weinberge A.O.P.-«cru classé»-zertifiziert und aus der Hälfte der 110 Hektaren Reben werden diverse charmante Rosés vinifiziert. Ganz abgesehen von den Spezialabfüllungen für Superstar Kylie Minogue.
Vive la Provence! Eine Gegend, die zum Träumen und Geniessen anregt. Die Provence ist nicht nur ein beliebtes Ferienland oder Künstlerparadies, sie ist auch das Terroir von Lavendel, Olivenöl und Wein. Die ersten Reben wurden hier bereits im sechsten Jahrhundert vor Christus von den Phöniziern eingeführt. Ab 154 vor Christus etablierten die Römer die Provincia Romana, in welcher alte Legionäre Landgüter erhielten und in der sie sich schliesslich auch dem Weinbau widmeten. In den letzten 200 Jahren hat sich die Region nicht nur in Sachen Wein weiterentwickelt, sondern wurde zu einem extrem beliebten Ferienziel. Das Weinbaugebiet zieht sich dabei entlang der Küste von Marseille bis Nizza und reicht hinauf bis zu den Flussläufen von Arc und Argens. Hier gelten beste Voraussetzungen für den Weinbau. Im Sommer steigt das Thermometer bis auf 30 °C, während der kühle Mistral-Wind für Frische in den Rebanlagen sorgt. Niederschläge sind eher selten. In den Côtes de Provence wird zu etwa 80 Prozent Roséwein produziert. Kein anderes Weingebiet vinifiziert so viel Rosé wie dieses Gebiet im Süden Frankreichs. Die Geschichte von Château Sainte Roseline hat ihren Ursprung im 13. Jahrhundert. Einer Legende zufolge soll damals Roseline de Villeneuve, die älteste Tochter des
Grafen von Les Arcs, beim Stehlen der Familienreserven erwischt worden sein. Sie wollte sie an die hungernde Bevölkerung verteilen. Als ihr aber befohlen wurde, zu zeigen, was sie in ihrer Schürze versteckt hatte, fielen daraus wie in einem Wunder unzählige Rosen. Roseline ist heute noch in der Dorfkapelle aus dem 12. Jahrhundert begraben. Sie wurde im 19. Jahrhundert heilig gesprochen. 1994 wurde das Château Sainte Roseline von Bernard Teillaud erworben, dessen Tochter Aurélie Bertin heute die Führung hat. Sie hat viel investiert und renoviert und legt grossen Wert auf naturnahen Weinbau. Die Pflanzendichte auf den 110 Hektaren beträgt im Schnitt 5000 Reben pro Hektar, wobei es sich beim Boden um eine Mischung aus Ton und Kalk handelt. Aus der Hälfte der Trauben werden elegante Rosés vinifiziert. Winemaker Marco Baelessio besitzt das Talent und Handwerk, diese delikate Weinart zu kreieren. Dazu werden die Trauben in den kühlen Nachtstunden gelesen und unter ständiger Temperaturkontrolle kühl vergoren. Sehr gelungen auch die perfekt abgestimmte Assemblage der Rebsorten Cinsault, Grenache und Syrah – ganz zu schweigen von den optisch auffallenden Flaschen und der Spezialabfüllung für Kylie Minogue, die ein bekennender Rosé-Fan ist.
Lampe de Méduse 2021, Rosé, Côtes de Provence AOC
Assemblage aus Grenache, Cinsault, Mourvèdre und Syrah, die in zartem Pink aus dem Glas leuchtet. Der Duft ist delikat und lässt an süsse Walderdbeeren und Cassis denken. Im Gaumen dann knackig, frisch und zart fruchtig mit einer aromatischen Dominanz von Pink Grapefruit und Limetten-Noten. Dynamisch, fruchtig und unkompliziert vom ersten bis zum letzten Tropfen.
Ein charmanter Rosé gegen den Durst, dessen spezielle Flaschenform besonders auffällt. Ist etwas strukturierter als der Roseline. Passt zu: Grilladen vom Fisch oder Geflügel, Antipasti, Häppchen, Carpaccio, Apéro
Die 3 pinken Cuvées von Château Sainte Roseline Verkostet von Chandra Kurt
Roseline 2021, Prestige Côtes de Provence AOC
Bezugsquelle Schweiz: Roseline Prestige: Coop, Fachhandel Lampe de Méduse: Manor, Fachhandel La Chapelle: Fachhandel Für mehr Informationen: info@southwines.ch
Eine aromatische Überraschung, die schon nach dem ersten Schluck entspannt und locker stimmt. Ein Prototyp des «Rosé de Provence»-Stils. Die Farbe ist pastellrosa, der Duft einladend blumig und filigran. In Gedanken reist man im Nu in den Süden Frankreichs und wünscht sich einen Teller frisch grillierten Fisch und etwas Gemüse. Im Gaumen delikat, mittelschwer und auch hier von einer zarten Fruchtigkeit. Klar ein Rosé, den man in jungen Jahren geniesst, der aber dem Moment eine angenehme Entspanntheit verleiht. Die Rosé-Brise für den Gaumen. Assemblage aus Cinsault, Grenache und Syrah. Passt zu: Grilladen vom Fisch, Paella, Antipasti, Häppchen, grünem Spargel mit Scampi, Apéro
WEINSELLER JOURNAL 27 | 2022
Besuch der Kellerei Das malerische Weingut Château Sainte Roseline hat seinen Sitz in Les Arcs-Sur-Argens an der französischen Riviera, rund 40 Kilometer von Saint-Tropez und 100 Kilometer von Cannes entfernt. Besucher sind auf dem prächtigen Anwesen herzlich willkommen. Entdecken Sie den kürzlich renovierten Keller, die Gemeindekapelle, die die Reliquien von Sainte Roseline sowie zahlreiche Kunstwerke von Marc Chagall, Diego Giacometti oder Jean Bazaine beherbergt, den Kreuzgang und die zeitgenössischen Werke, die über das gesamte Anwesen verstreut sind. Natürlich kann man auch Weine vor Ort verkosten und erwerben. Auf dem pittoresken Anwesen können übrigens auch Feste oder Hochzeiten gefeiert werden. sainte-roseline.com
Cuvée la Chapelle de Sainte Roseline 2021 Côtes de Provence AOC
Der limitierte Top-Rosé der Domaine ist eine Assemblage aus Mourvèdre, Rolle und Grenache, die von den besten Terroirs der Domaine stammen. Ein Teil des Weins gärte in 18-hlHolzbottichen, der andere in Inoxtanks. Das Resultat ist ein komplexer, vielschichtiger Rosé, der genügend Struktur aufweist, dass man ihn auch ein paar Jahre lagern kann.
Noten von weissem Pfirsich, Holunder und wilden Walderdbeeren sind zentral. Viel Finesse und Eleganz in jedem Schluck. Kann auch dekantiert werden. Passt zu: Grilladen vom Fisch oder Geflügel, Risotto mit Muscheln, Scampi, vegetarischen Gerichten, Apéro
Happy Pink lautet das Motto der Zeit. Neue Weine erfreuen Gaumen und Auge.
Pink Evolution — 88
Jessica Julmy ist bei Château Galoupe für die Kreation des neuen Rosés verantwortlich und die Brüder Gian und Florian Grundböck haben ebenfalls einen neuen Rosé lanciert.
PINK EVOLUTION
WEINSELLER JOURNAL 27 | 2022
BORDEAUX ROSÉ 2021 MAISON ROSES DE LAFAURIE
Ernte in der Provence am frühen Morgen, wenn es noch kühl ist und die Trauben nicht zu warm werden.
CHAMPAGNE FLEUR DE MIRAVAL ER1 Der jüngste Wein von Miraval kommt nicht aus der Provence, sondern aus der Champagne. 20 000 Flaschen werden pro Jahr vinifiziert, wobei der ER1 neue Wege im Genuss von Champagner vormacht. ER steht für «exclusivement Rosé» und die 1 für den ersten Jahrgang. Genossen wird er dekantiert und aus Weissweingläsern, da es in diesem Champagner neben etwas jungem Pinot Noir eine beträchtliche Menge an gereiftem Chardonnay hat, die ihn sehr vinös in sich ruhend und weniger nervig unruhig wirken lässt. Noten von Champignons, Trüffel, Honig und Seeigel sind zentral. Er offenbart eine mächtige Aromatik, die jedoch mit dynamischer Frische den Hals hinunter fliesst. Im Grund wird dieser Rosé-Champagner wie ein grosser Weisswein genossen. Fleur de Miraval ist das einzige Champagnerhaus, das ausschliesslich Rosé-Champagner gewidmet ist. Die Idee zu diesem Champagner stammt von Brad Pitt und wird von den Familien Peters und Perrin in den Kellern in Mesnil sur Oger hergestellt. Hier ist die erste Ausgabe eines seltenen Weins aus einer gewagten Mischung aus grossartig gereiftem Chardonnay und jungem Pinot Noir. Ein aussergewöhnlicher Rosé-Champagner, der in nur 20 000 Flaschen produziert wird. Fr. 379.–
Der Schweizer Unternehmer und Genussaficionado Silvio Denz hat vor einigen Jahren das Château LafauriePeyraguey in Sauternes übernommen, komplett restauriert, ein Sternerestaurant und Luxushotel darin integriert und neben den bekannten Süssweinen auch trockene Weissweine lanciert. Neu ist jetzt auch ein Rosé dazugekommen, den das Denz-Team zusammen mit der Weinfamilie Dubourdieu kreiert hat. Der Blend aus Cabernet Sauvignon und Merlot duftet nach wilden Waldbeeren und ist von Frische und Leichtigkeit gezeichnet. Es ist ein pinker Vin de soif, der seiner fruchtigen Seele freien Lauf lässt. Easy und für die gute Stimmung. Auf 4500 Flaschen limitiert. Fr. 29.90 DENZWEINE.CH
GLOBUS.CH
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L’ÉTÉ AVEC DEUX FRÈRES 2021 VIN BIOLOGIQUE ALPES DES HAUTE PROVENCE Neu auf dem Markt und eine absolute Gaumenwohltat. Aber beginnen wir doch bei der Farbe, sie ist von nobler Pink-Blässe und erinnert an das zarte Erröten, wenn sich Jungverliebte von fern entdecken. Der Duft dieses ProvenceWeins lässt nicht lange auf sich warten und lässt an Aprikosenkompott, gelben Pfirsich und auch getrocknete Aprikosen denken. Kurz: er ist fruchtig einladend. Im Gaumen geht es ähnlich frivol zu und her, wobei das Finale frisch und knackig ist. Von den in Zürich lebenden Brüdern Gian und Florian Grundböck ins Leben gerufen, denen wir bereits den Deux Frères Gin zu verdanken haben. Die Assemblage aus primär Grenache und Syrah ist bezaubernd stimulierend und entführt im Nu an die französische Riviera. Fr. 25.– DEUXFRERESSPIRITS.COM
CHÂTEAU GALOUPET ROSÉ 2021 CÔTE DE PROVENCE
THE PALE ROSÉ BY SACHA LICHINE
LVMH ist nicht nur an Whispering Angel beteiligt, sondern hat vor wenigen Jahren in der Provence auch das Weingut Château Galoupet erworben, das neu seine ersten zwei Rosés lanciert hat. Den in der Plastikflasche abgefüllten Galoupet Nomade und den High-EndRosé Château Galoupet in der bauchigen, dunklen Flasche, die nicht nur aus recyceltem Glas ist, sondern auch ideal, wenn der Wein mehrere Jahre im Keller lagert. Der neue Rosé ist ein klarer Terroir-Wein und ein weiteres Highlight im Aufstieg der Roséwelt. Fr. 60.–
Der freche Apéro-Wein von Sacha Lichine, dem Vater der Whispering Angel Roséwelt. Dieser Vin du Pays du Var ist der perfekte Party-Wein, der nicht nur optisch dekorativ auffällt, sondern den Gaumen erfrischt. Assemblage aus Grenache, Cinsault und Syrah, die mit blassem Pink leuchtet. Noten von Bitterorangen, Pfirsich und Rosen sind zentral. Im Gaumen frisch, trocken und gegen den Durst. Easy drinking für heisse Tage. Das Label von The Pale ist inspiriert von frühen Illustrationen des Magazins The New Yorker und den wilden 1920er-Jahren und dem Glamour dieser Zeit, die auch heute, 100 Jahre später, noch zieht. Die massgefertigte Flasche fällt durch ihre Kristallprägung auf und ähnelt eher Gin- oder Whiskyflaschen als einer Weinflasche. Fr. 14.95
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PINK EVOLUTION
STRADA DRY ROSÉ MOUSSEUX SUISSE, HALLAU Neustes Mitglied der Strada-Schaumweine, das in fluoreszierendem Pink leuchtet. Bereits im Duft wird klar, dass man einen aromatisch grosszügigen Schaumwein geniesst. Im Gaumen Noten von Himbeeren, Cassis, Limetten und Minze. Bunt, verspielt und spassig. Ideal auch on the rocks zu geniessen. Ein Ostschweizer Unterhaltungswein für das gesellige Zusammensein, dessen Mousse dicht und delikat markiert. Wurde aus Pinot Noir nach dem Charmat-Verfahren vinifiziert, bei dem die Gärung im Tank stattfindet. Fr. 14.50 VONSALIS-WEIN.CH
GARAGE DE PAPA 2021 ROSÉ, LEWINSOHN Lewinsohn wurde 2007 von Vater und Sohn Amnon und Ido Lewinsohn gegründet und ist ein authentisches «Garagiste»-Weingut in Israel. Kurz nach der Lancierung der ersten Garagede-Papa-Weine wurden sie zu Kultweinen des Landes. Neuste Abfüllung ist der Rosé aus der Sorte Caladoc – einer roten Rebsorte, die in den 60er Jahren als Neuzüchtung aus Grenache und Malbec entstanden ist und aromatisch sehr an einen temperamentvollen Grenache erinnert und auch eine markante Tanninstruktur aufweist. Dieser Rosé ist im Edelstahltank vergoren und reifte dann rund sechs Monate in 500-l-Burgunder-Eichenfässern. Im Gaumen ist er fruchtbetont mit Noten von wilden Erdbeeren, Cassis und Wiesenblumen. Saftig und erfrischend mit einem floral bunten Finale. Ein limitierter und fröhlicher Rosé. € 40.– LEWINSOHNWINERY.COM
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Der Rosé Miraval gehört zu einer Handvoll Rosés de Provence, die inzwischen Markenführer sind. 2012 wurde das neue MiravalZeitalter und die Zusammenarbeit der Familie Perrin und Pitt & Jolie lanciert. Kurz darauf erschien die bauchige Flasche als erster Rosé auf der Top-100-Liste des WineSpectators und von da an war die Erfolgsstory nicht mehr zu stoppen. Wir haben Mathieu Perrin auf dem 1000 ha grossen Anwesen getroffen.
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Interview mit ________ Matthieu Perrin By ________ Chandra Kurt Fotos ________ Serge Chapuis
ROSÉ – C’EST BUVER LA LIBERTÉ
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Die Familie Perrin und Brad Pitt auf Miraval. Zusammen haben sie einen der erfolgreichsten Rosés der Zeit ins Leben gerufen.
IHRE FAMILIE IST SEIT FÜNF GENERATIONEN IM WEINBAU TÄTIG. WAS IST DAS SPEZIELLE, IN EINE WEINFAMILIE HINEINGEBOREN ZU WERDEN? Wir sind in Beaucastel geboren und auf dem Château aufgewachsen. Unser Spielplatz waren der Weinkeller, die Reben und das ganze Anwesen, daher haben wir hier alles als sehr normal empfunden. Unsere Mutter hatte die Gewohnheit, Händler aus der ganzen Welt, die unsere Weine vertrieben, nach Hause einzuladen und für sie zu kochen. Auch wenn wir nicht immer alles verstanden, war die Weinwelt immer sehr präsent. Diese Gewohnheit setzte ich übrigens auch mit meinen Kindern um. Unsere ganze Familie ist im Wein involviert, aber es ist keine Pflicht. Wir fühlen uns alle frei, uns da einzusetzen, wo es uns am besten gefällt. Um unsere Weine zu verstehen, muss man unser familiäres Universum verstehen.
BIS JETZT WAR ES MEIST ÜBLICH, DASS EINE KELLEREI EINEN EINZIGEN ROSÉ IM ANGEBOT HATTE. JETZT WIRD DIVERSIFIZIERT UND AUCH BEI MIRAVAL HAT ES INZWISCHEN DREI VERSCHIEDENE STILLWEINE SOWIE EINEN CHAMPAGNER. IST DAS DER NEUE STANDARD? Davon bin ich überzeugt. Rosé wurde bis jetzt absolut verkannt und galt als kleiner Wein. Bei Miraval sprechen wir inzwischen von Terroir, spezieller Vinifikation und Handwerk. Wenn man sich so einsetzt, wird das das Ansehen des Rosé klar verbessern. Natürlich ist die globale Produktion immer noch minim, aber es geht um die Tendenz. Rosé kann ein grosser Wein sein, wie Weiss- und Rotwein auch, und Miraval kann dabei helfen, diese neue Welt sichtbar zu machen.
DER ROSÉ VON MIRAVAL IST EINE ÖNOLOGISCHE ERFOLGSGESCHICHTE. ÜBERRASCHT SIE DAS, ODER WAR DIE WELT EINFACH REIF FÜR DIESE PINKE SEDUCTION? Wir hätten uns das nie gedacht, als wir 2012 begannen. Wir sind aus Passion in dieses Abenteuer eingestiegen. Wir haben nicht geplant, dass es so wird. Es war ein grosses Engagement der ganzen Familie. Wir hatten die Vision, das Image des Rosé zu ändern, haben aber nicht damit gerechnet. Jolie-Pitt und die Familie Perrin sind eine Summe aus Kompetenzen und das hat natürlich sehr geholfen. Der Rosé ist auch in die Welt des Luxus eingestiegen, aber in einen erschwinglichen. Unser Motto ist «Miraval ist Luxury cool!».
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Das Château Miraval ist eine Oase in der Provence. Es ist nicht nur Weinkeller, sondern auch das Privathaus der Familie Pitt, die hier auch das ehemalige Tonstudio wieder aktiviert.
WAS HAT DIE ZUSAMMENARBEIT MIT BRAD PITT MÖGLICH GEMACHT, WAS OHNE IHN NICHT MÖGLICH HÄTTE SEIN KÖNNEN? Er ist ein Perfektionist und besessen davon, die Dinge perfekt umzusetzen. Er schätzt aber auch das Handwerk und ist ein echter Künstler mit einer unglaublichen Aura. Als wir über einen Freund erfahren haben, dass sie auf der Suche nach jemandem waren, der für sie die Weine pflegt und sich um diesen Sektor kümmert, hätten wir nie gedacht, dass es zu diesem gemeinsamen Abenteuer kommen wird. Aber wir haben uns sofort verstanden. Unsere Familie hat ähnliche Grundwerte und ist sehr bodenständig und solide. WIE IST ES, MIT BRAD PITT WEIN ZU GENIESSEN? Cool! Er ist sehr neugierig und wir entscheiden alles zusammen. Natürlich kommen wir vom Wein, aber er ist auch sehr stolz, als Amerikaner in Frankreich Wein zu vinifizieren. Natürlich alles biologisch. Das Projekt ist auch
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für seine Kinder wichtig – und für unsere. Aus diesem Grund haben wir auch den Muse de Miraval kreiert – einen Rosé, den man lagern kann. SIND WIR AUF DEM PEAK DES ROSÉBOOMS ODER KOMMT NOCH MEHR? Natürlich. Rosé ist eine echte Weinkategorie geworden, es genügt allein, zu sehen, wie viel im Moment in diesen Weintyp investiert wird. Rosé zu trinken wird zu einer neuen Art de vivre. Sie verkörpert Freiheit, Genuss, lockere Momente auf Terrassen, Stränden oder Skistationen. Das ist einmalig und gibt es bei Rotund Weissweinen nicht. Rosé – c’est buver la liberté.
Miraval Regelrecht versteckt in einem eigenen privaten Tal im alten Dorf Correns – dem ersten Bio-Dorf Frankreichs – erstreckt sich Miraval im Herzen der Provence. Das charismatische Schloss befindet sich in einem Amphitheater, umgeben von alten Wäldern, Olivenbäumen, Weinbergen und reichlich Wasserversorgung. Eine reiche Flora und Fauna, provenzalisches Klima und mediterraner Lebensstil machen diesen Ort aus. Im Laufe seiner Geschichte war Miraval einst das Zuhause der römischen Adelsfamilie Orsini oder Aufnahmestudio, in dem Tracks von Pink Floyds «The Wall» aufgenommen wurden. Ab diesem Jahr wird das Tonstudio übrigens wieder aktiviert. Das Weingut wird heute von den Familien Perrin und Pitt geführt, nachdem Angelina Jolie ihre Anteile der Stoli Group verkauft hat. MIRAVAL.COM
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ROSÉ – C’EST BUVER LA LIBERTÉ
Viel Wert wird auf die terrassierten Weinberge gelegt. Zahlreiche der Mauern wurden in minuziöser Arbeit neu errichtet – und zwar mit Steinen, die vor Ort vorkommen.
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DIE CHAMPAGNE IST UNSER VORBILD — 96
Interview mit ________ Sacha Lichine By ________ Chandra Kurt
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DIE CHAMPAGNE IST UNSER VORBILD
WIE GENIESSEN SIE PERSÖNLICH ROSÉWEIN?
Sacha Lichine vom Weingut Château d’Esclans ist Mr. Whispering Angel. Er befördert Rosé in den Premiumbereich.
Die Konkurrenz des Miraval Rosé und eine Referenz für den neuen Rosé-de-ProvenceStil. So erfolgreich, dass LVMH einen Teil des Weinguts kaufte. Kreiert von Sacha Lichine vom Weingut Château d’Esclans. Whispering Angel ist eine Assemblage aus Grenache, Rolle, Cinsault, Syrah und Tibouren. Der Wein reift im Edelstahltank und zeigt am Gaumen eine verführerische Frische und seidige Textur. In jedem Schluck steckt eine angenehme Leichtigkeit, nach der man sich heute besonders sehnt. Wir haben Sacha Lichine zu seinem pinken Universum befragt.
Rosé ist ein gutes Getränk, das man mit Freunden geniessen kann. Seine Vielseitigkeit gibt ihm die Möglichkeit, mit einer breiten Palette von Gerichten genossen zu werden. Unsere Roséweine werden alle unterschiedlich hergestellt und verleihen jedem einen besonderen Stil und Intensitätsgrad, der in Bezug auf Opulenz und Komplexität noch ausgeprägter wird, wenn man durch das Sortiment schmeckt. Insbesondere beginnend mit The Pale über Whispering Angel und dann bis zu den teilweise fassgereiften Rock Angel und Château d’Esclans, die schliesslich bei den vollständig fassfermentierten Les Clans und Garrus ankommen, erlebt man diese Entwicklung. WAS HAT EIN ROSÉ, WAS ANDERE WEINE NICHT HABEN? Vielseitigkeit, gutes Essen, jede Menge Gelegenheiten und einen unkomplizierten Genuss … Rosé von guter Qualität hat den Spielraum, wie ein Weisswein zu beginnen und wie ein Rotwein zu enden. Insbesondere unsere Weine, die kaum Restzucker enthalten und ein fruchtiges, knochentrockenes Geschmacksprofil aufweisen. Da unsere Roséweine kaum Kontakt mit den Traubenschalen haben, sind sie leicht, sauber, klar und von ziemlich blasser Farbe, was das gesamte Erlebnis angenehm macht. Auch das optische.
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BISHER WAR ES ÜBLICH, DASS EIN WEINGUT NUR EINEN ROSÉ VINIFIZIERTE – WHISPERING ANGEL HAT BEREITS EINE GANZE BANDBREITE VINIFIZIERT – VON EASY DRINKING BIS HIGH-END. IST DAS DER NEUE STANDARD? Da wir einen ChampagnerMarketing-Ansatz verfolgen, produzieren wir auf verschiedenen Ebenen und Qualitätsstufen Rosés und ja, die Kellereien passen sich diesem Modell an. Grosse Weinmarken vinifizieren immer Weine unterschiedlicher Qualitätsstufen und dieser Ansatz entspricht auch unserer Philosophie. BEFINDEN WIR UNS AUF DEM HÖHEPUNKT DES ROSÉ-BOOMS ODER KOMMT NOCH MEHR? Es wird noch viel mehr kommen. Der weltweite Verbrauch liegt bei 15 %. In Frankreich übertrifft der Konsum von Roséweinen inzwischen den Konsum von Weissweinen. Es hat noch viel Platz für diese Evolution. Wir konzentrieren uns darauf, Weine zu vinifizieren, die Marktanteile erobern, und tun dies mit Qualität in der Flasche, fabelhaften Verpackungen und einer soliden Positionierung. Da die Kategorie, angeführt vom Erfolg der Provence und ihren Weinen, wächst, werden qualitativ minderwertige Roséweine in Zukunft mehr und mehr aussortiert. Die Premiumisierung, die wir mit dem 2006er Jahrgang begonnen haben, geht weiter.
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WAS IST DAS SCHWIERIGSTE BEI DER HERSTELLUNG VON ROSÉ? Der Wettlauf gegen die Oxidation und die Präzision, die bei der Herstellung eines so präzisen Weins erforderlich ist. Die Kreation der perfekten, blassen Roséfarbe ist eine wahre Herausforderung. Da wir jedoch einen technologisch fortschrittlichen Ansatz verfolgen, um sicherzustellen, dass all diese Bemühungen gewährleistet sind, werden sie durch eine Vinifikationsphilosophie unterstützt, die uns vom Terroir alleine abhebt, auf dem
sorgfältige Weinbaupraktiken angewendet werden und das alle Vorzüge moderner Technologien umzusetzen weiss. Insgesamt verschmilzt dieser technologisch fortschrittliche Ansatz traditionelle Form mit modernen Weinherstellungspraktiken zwischen modernster Kühlung, Sortierung, Pressung und temperaturgesteuerter Fassgärung. Dies ist das Geniale an einem Ansatz, der für die von uns hergestellten Roséweine einzigartig ist.
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DIE CHAMPAGNE IST UNSER VORBILD
Château d’Esclans Das in den kühlen Hügeln im Herzen der Provence gelegene Château d’Esclans ist seit 2006 im Besitz und unter der Leitung von Sacha Lichine. Zusammen mit Patrick Leon (ehemals Geschäftsführer von Mouton Rothschild) machte sich Sacha daran, eine Weltklasse-Marke zu schaffen, die darauf abzielt, den besten Rosé der Welt zu produzieren. Inzwischen gehören seine Rosés zu den bekanntesten der neuen Rosé-Zeit und setzen sich aus den sechs Weinen The Beach by Whispering Angel (Caves d’Esclans), Whispering Angel (Caves d’Esclans), Rock Angel (Caves d’Esclans), Château d’Esclans (Château d’Esclans), Les Clans (Château d’Esclans) und Garrus (Château d’Esclans) zusammen. Das Weingut profitiert von einer erhöhten Lage und alten GrenacheReben, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts gepflanzt wurden. Die Spitzen-Cuvées reifen in speziell gekühlten Eichenfässern und können jahrelang auf die Seite gelegt werden. Die ersten Spuren des Châteaugeländes stammen aus der Zeit der Gallier, denen es als Aussichtspunkt diente. Das heutige Schloss, inspiriert vom toskanischen Villendesign, wurde Mitte des 19. Jahrhunderts erbaut. Château d’Esclans verarbeitet heute 140 ha Reben. ESCLANS.COM
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ŒIL DE PERDRIX AUS ORNITHOLOGISCHER SICHT
Perdrix blanche? Zwei Steinhühner; jenes links ist kein Fabeltier, sondern ein Steinhuhn aus Narraus (Kanton Graubünden) vom 21. Oktober 1902 (Sammlung Naturmuseum St. Gallen). Aufnahme Sebastian Köpcke und Volker Weinhold.
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ŒIL DE PERDRIX AUS ORNITHOLOGISCHER SICHT
Text ________ Peter Lüps
Œ
de Perdrix und Perdrix blanche für den Weinkenner definierte Blauburgunder, für Ornithologen ein Verwirrspiel. Diese fächerverbindende Betrachtung fusst auf einem im Dezember 2021 erschienenen Beitrag des Autors in der Zeitschrift «Ornithologischer Beobachter». Er wurde für die Leserschaft des Weinseller Journals adaptiert. Die Weinseller-Redaktion und der Autor danken der dortigen Redaktion für die Erlaubnis der Übernahme.
Wer von Œil de Perdrix spricht, denkt in der Regel an einen aus Pinot-Noir-Trauben gekelterten Rosé. Diese Bezeichnung ist definiert und geschützt. Der Name dieses Weines setzt sich aus zwei Substantiven zusammen. Die beiden französischsprachigen Wörter Œil und Perdrix bezeichnen ein Auge, beziehungsweise ein Huhn. In der Schweiz trifft das Wort Perdrix auf drei wildlebende, bzw. früher zur schweizerischen Vogelwelt gehörende Arten zu: das Rebhuhn, französisch Perdrix grise, das Rothuhn, Perdrix rouge, und das Steinhuhn Perdrix bartavelle. Viele Etiketten solcher Weine bringen den Ornithologen dann in Bedrängnis, wenn es darum geht, den Bezug zwischen dem Rosé Œil de Perdrix und der Vogelwelt herzustellen.
Da stolpert er über erworbenes Wissen, das sich mit den Abbildungen auf den Etiketten nicht in Einklang bringen lässt. Weshalb das so ist, soll nachfolgend dargelegt werden. Dieser Beitrag in einer dem Wein gewidmeten Zeitschrift richtet sich damit logischerweise an die an der Vogelwelt interessierten Weinkundigen unter den Lesern, schliesst aber die einen Rosé oder Blanc de Noir liebenden Ornithologen nicht aus. Vor mehr als 150 Jahren hat der Winzer Louis Bovet aus Areuse NE die Idee einer seit Jahrhunderten im Burgund praktizierten Methode der Vinifizierung aufgenommen: er kelterte aus blauen PinotNoir-Trauben rosafarbenen Wein. Die Flaschen dieses Süssdrucks (préssé doux) hat er mit einer Etikette versehen, die den Ausdruck Œil de Perdrix trug. Der innovative Neuenburger Winzer aus dem Weiler südlich von Colombier war erfolgreich. Fatalerweise hat er es aber versäumt, diesen Namen urheberrechtlich zu schützen. So ist denn das «Huhn über die Alpen geflogen». Die Walliser Winzer begannen nun ebenfalls, eingemaischte BlauburgunderTrauben (Pinot Noir) nach wenigen Stunden zu pressen und den abgezogenen Traubenmost zu Rosé vergären zu lassen. Sie haben sich damit quasi mit fremden Federn geschmückt. Seit 1963 ist der Name Œil de Perdrix gesamtschweizerisch geschützt:
«Rosé-Wein mit kontrollierter Ursprungsbezeichnung, hergestellt aus Trauben der Sorte Blauburgunder. Er darf bis zu 10% Grau- oder Weissburgunder enthalten» (Weinverordnung). Alle anderen Rosés, die dieser Definition nicht entsprechen, müssen den Weg zum Kunden unter einem anderen Namen finden, z. B. Rosé du Valais oder Dôle Blanche. Weniger als die Hälfte der in der Schweiz gekelterten Rosés, und damit wohl auch der Œil de Perdrix, stammt heute von den Gestaden des Neuenburgersees. Hauptproduktionsgebiet ist das Wallis, wo der Œil de Perdrix nach dem Zweiten Weltkrieg stark an Fahrt aufgenommen hat. Auch in anderen Kantonen werden heute Œil de Perdrix gekeltert. Zweitgrösster Produzent ist der Kanton Waadt. 2021 lagerten in der Schweiz 122 445 hl Rosé (Weinjahr). Wie viel davon als Œil de Perdrix deklariert ist, steht in der Wein-Statistik leider nicht. Soweit die Definition des Weines namens Œil de Perdrix. Weniger eindeutig präsentiert sich die Situation bei den auf vielen Etiketten abgebildeten Vögeln. Zumindest die Ornithologen wundern sich.
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Die Bezeichnung Œil de Perdrix und die auf Etiketten abgebildeten Vögel Der französischsprachige Name Œil de Perdrix heisst übersetzt Hühnerauge, Auge eines Hühnervogels. Rund um den Neuenburgersee, also auch im Rebgebiet, sowie im freiburgischen und bernischen Seeland brütete bis Mitte des 20. Jahrhunderts, somit auch zur Zeit Louis Bovets, das Rebhuhn (Perdix perdix). Vermutlich im vorletzten Jahrhundert ausgestorben, wenn überhaupt jemals im Gebiet des Neuenburgersees heimisch gewesen, war ein weiteres Wildhuhn: das Rothuhn (Alectoris rufa). Das Rebhuhn-Auge hat eine sepiabraune Iris, dasjenige des Rothuhns eine rotbraune. Wie der findige Neuenburger Winzer Bovet auf die Idee gekommen ist, seinen Rosé mit der Augenfarbe eines Wildhuhns in Verbindung zu setzen, ist mir nicht bekannt. War er Jäger und sah daher Rebhühner aus nächster Nähe? Dies müsste man annehmen. Die Farbe des Auges soll sich nämlich beim erlegten Vogel verändern, von Braun zu Rötlich wechseln. Die Bezeichnung Œil de Perdrix lässt offen, ob die eine oder andere Perdrix, also Reb- oder Rothuhn, zu Gevatter gestanden hat. Das Rebhuhn jedoch ist deutlich wahrscheinlicher. So findet es sich denn auch vereinzelt auf Etiketten von Œil-de-Perdrix-Flaschen aus dem Kanton Neuenburg. Neben Reb- und Rothuhn kommt in der Schweiz ein drittes in diesem Zusammenhang zu erwähnendes Huhn vor, mit Hauptverbreitung im Wallis und Tessin: das Steinhuhn (Alectoris
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Dreimal Œil de Perdrix: links aus dem «Herkunftsland» Neuenburg mit «faunengeschichtlich richtiger» Rebhuhn-Etikette; in der Mitte ein «tiergeografisch richtig» gewähltes Steinhuhn auf einer Walliser Flasche; rechts ein hübsches, aber «faunistisch falsches» Rothuhn aus dem Wallis.
graeca). Es besitzt ebenfalls eine rotbraune Iris. Da müsste man also annehmen, dass die Etiketten von Walliser Œil de Perdrix ein Steinhuhn zeigen. Ein historisches autochthones Vorkommen des Rothuhns ist nämlich umstritten und bei den Rebhuhn-Beständen im 20. Jh. handelt es sich vermutlich um das Resultat von Einbürgerungen zu Jagdzwecken. Dennoch zeigen die wenigsten Œil-dePerdrix-Etiketten aus dem Wallis ein einheimisches Steinhuhn, sondern ein exotisches Rothuhn. Weshalb im Wallis dem Rothuhn gegenüber dem Steinhuhn als Zierde von Etiketten der Vorzug gegeben wurde, ist mir nicht bekannt. Diese «Papageien des Hochgebirges», wie sich ein Bündner Jäger und Ornithologe
über die Steinhühner einmal geäussert hat, hätten es sicherlich verdient, Weinflaschen zu zieren, brüteten sie doch bis in die Siebzigerjahre lokal in der Umgebung von Weinbergen. Rothühner auf Walliser Œil-dePerdrix-Flaschen dagegen sind aus ornitho-geographischer Sicht, streng genommen, ein EtikettenSchwindel. Doch dieser fällt eben nur Ornithologen auf. Nun hat das Ganze noch einen önologischen Haken: einen Œil de Perdrix im Glas, der von der Farbe her nicht rosé daherkommt, sondern farblich an das Auge lebender Reb-, Rotoder Steinhühner erinnert, lässt man besser stehen. Dieser hat den Zenit nämlich überschritten!
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ŒIL DE PERDRIX AUS ORNITHOLOGISCHER SICHT
Ein Karussel von Œil-de-Perdrix-Etiketten aus dem Wallis.
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Noch ein Huhn: die Perdrix blanche Noch verworrener als beim Œil de Perdrix wird die Situation beim Wein Perdrix Blanche. Als solcher wird seit Ende des 20. Jahrhunderts ein ausschliesslich aus Pinot-NoirTrauben bestehender, durch unverzügliches Abpressen der Maische und anschliessende Gärung gewonnener Blanc de Noir aus dem Kanton Neuenburg bezeichnet. Da er aus PinotNoir-Trauben hergestellt wird, ähnelt er stark dem Œil de Perdrix. Je nach Zeitpunkt und Art der Kelterung weist er in der Regel sogar die Farbe eines Weissweins auf, eben eines Blanc de Noir. Der Name, von Winzer Frédéric Meisterhans aus Boudry vorgeschlagen, ist 1993 aus einem Wettbewerb als am besten geeigneter hervorgegangen. Die Neuenburger Winzer, durch Schaden klug geworden, haben ihn rechtzeitig beim Eidg. Amt für geistiges Eigentum angemeldet. Er ist von dieser hohen Warte als geschützt eingetragen worden. Damit kam Neuenburg wieder zu einem Süssdruck mit eigenständiger Bezeichnung. Perdrix Blanche muss nicht nur zu 100% aus Pinot-Noir-Trauben gepresst werden, sondern auch in Neuenburger Rebbergen geerntet und der Wein auch dort abgefüllt werden. Die Bezeichnung Perdrix Blanche erinnert somit an den Œil de Perdrix, was das Huhn anbetrifft, weist jedoch gleichzeitig auf die Produktion eines Blanc de Noir hin. Da nun stellt sich für ornithologisch interessierte Rosé-Liebhaber bereits wieder ein Problem. Sie assoziieren die Bezeichnung Perdrix Blanche automatisch mit einem weissen Huhn, nicht mit einem Weisswein. Im Prinzip wollte man mit dem Perdrix Blanche ja an den über die Kantonsgrenze hinausgeflogenen
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Ein schönes Steinhuhn-Bild – aber tiergeografisch leider ein Fehlgriff.
Œil de Perdrix erinnern. Für diesen neuen Wein in der Neuenburger Weinfamilie müsste man ein weisses Rebhuhn oder ein weisses Rothuhn abbilden. Tatsächlich gibt es in freier Wildbahn ganz selten «weisse» Wildhühner. Sie lassen noch Strukturen der Gefiederzeichnung erkennen, diese sind aber nur schwach angedeutet und weitgehend farblos. Diese Vögel werden aber nicht als Perdrix blanche bezeichnet, sondern mit den wirklichen Artnamen, z.B. Perdrix bartavelle, aber mit dem Hinweis auf eine abweichende Farbgebung. Der Vogelname Perdrix blanche wird, allerdings selten, für das Schneehuhn (franz. Lagopède des Alpes, Lagopus muta) verwendet. Dieses in den Alpen verbreitete Rauhfusshuhn besitzt eine dunkelbraune Iris. Es ist für den Jura späteiszeitlich, für die Kultur des Magdalénien (jüngere Altsteinzeit) nachgewiesen. Vermutlich haben die Bewohner der zeitgleichen Freilandstation bei Monruz (zwischen Neuchâtel und StBlaise) nicht nur Schneehasen, sondern auch Schneehühner gejagt. Den Anbau von Reben hat das Schneehuhn aber nicht mehr erlebt, es verschwand vorher. Und die dortigen Rebbauern fanden keine Schneehühner mehr! Die meisten Œil-de-Perdrixund Perdrix-Blanche-Etiketten sind, sofern auf ihnen Vögel dargestellt sind, streng genommen tiergeographische Fehlinformationen. Sie entflogen wohl der Phantasie der Gestalter oder deren Auftraggebern. Das tier- und weingeographische Kunterbunt rund um diese Hühnerweine, diese mit Perdrix bezeichneten Rosés und Blancs de Noir, treibt tatsächlich Wildwuchs.
Aber eigentlich ist dies sowohl für den Winzer und den Händler wie für den Käufer und Geniesser alles eine belanglose Spitzfindigkeit, eine ornithologische Haarspalterei. Sie bezieht sich nur auf das Äussere, also das Bild des Vogels auf der Etikette, die die Flasche ziert. Hauptsache ist und bleibt, sowohl für den ornithologisch interessierten Geniesser wie den Rosé-Liebhaber unter den Ornithologen: der Inhalt mundet! Santé!
Peter Lüps Peter Lüps studierte und promovierte an der Universität Bern in Zoologie. Die Lizentiatsarbeit unter der Leitung von Prof. Urs N. Glutz von Blotzheim widmete er der Biologie und Verbreitung des Steinhuhns in der Schweiz. Auch in den Folgejahren verlor er im Feld und am Schreibtisch das Steinhuhn nicht aus den Augen. Damit ist zumindest die Basis für den vorliegenden Text erklärt. Später ging seine wissenschaftliche Tätigkeit vom Steinhuhn zunehmend zum Steinbock über. Bis zur Pensionierung arbeitete er als Konservator am Naturhistorischen Museum der Burgergemeinde Bern und als Leiter des Schweizer Museums für Wild und Jagd auf Schloss Landshut (Utzenstorf BE).
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VINARIA Dieses Jahr feierte die österreichische Zeitschrift Vinaria ihr 40-Jahr-Jubiläum. Grund genug, ein gutes Glas österreichischen Wein auf sie zu trinken.
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DIE WEINPUBLIKATION
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982 wurde die Zeitschrift Vinaria ins Leben gerufen. Seither widmet sie sich primär dem österreichischen Wein und kann daher als reinsortige Weinzeitschrift bezeichnet werden – von denen es übrigens gar nicht so viele gibt.
Das Weinmagazin Vinaria erscheint sieben Mal pro Jahr und publiziert auch einen Weinguide, der jeweils im Sommer erscheint. Untertitel der deutschsprachigen Publikation ist «Österreichs Zeitschrift für Weinkultur». Chefredaktor Peter Schleimer bringt in jeder Ausgabe einen bunten Mix aus Themen, die den Leser in Sachen Österreich immer auf dem neuesten Stand halten. Man entdeckt News über die 17 DAC-Herkunftsgebiete, Degustationsreports, Winzerporträts, Kolumnen,
VINARIA.AT/MAGAZIN
Jahrgangsreports, Interviews mit Persönlichkeiten, wissenschaftliche Ergebnisse, Traubenanalysen sowie kulinarische Vorschläge. Österreich ist klar das Knochenmark des Magazins, wobei auch das eine oder andere ausländische Thema vorkommt. Beim Durchlesen des neu gestalteten Magazins fällt auch auf, dass den Personen hinter dem Wein besonders viel Platz gewidmet wird. Österreich ist ein sehr dynamisches und innovatives Weinland, das in den letzten
30 Jahren eine unglaubliche Evolution erlebt hat. Inzwischen ist schon die neue Generation der Winzerelite am Werk und zahlreiche neue Gesetzgebungen haben dafür gesorgt, dass Qualitätsdenken im Wein Priorität hat. Was den Export von Weinen aus Österreich anbelangt, war 2021 das erfolgreichste Jahr in der Geschichte des österreichischen Weins – und was mich natürlich besonders freut, ist, dass die Schweiz nach Deutschland und vor den USA Exportmarkt Nummer 2 ist.
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WEIN AUS NIEDERÖSTERREICH. GROSSE KUNST . OHNE ALLÜREN .
Niederösterreich – eine geschützte
zeichnet und dennoch am Boden
Ursprungsbezeichnung der EU für
geblieben sind. Kunstwerke aus Natur,
österreichischen Qualitätswein. Hier
Tradition und Vision, komplex und
entstehen Weine, die vielfach ausge
leichtfüssig zugleich. österreichwein.at
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MARTIN WALKERS PÉRIGORD
Englands Liebe zum Bergerac Martin Walker betont, dass den angelsächsischen Weinliebhabern des Bergerac viel zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt wird.
Mit Bedauern muss ich mitteilen, dass das Château Lestevenie unweit von Monestier in der Region Saussignac im Südwesten von Bergerac verkauft wurde. Mein Freund Humphrey Temperley konnte sich zwar von seinem Schlaganfall erholen, meinte aber, es sei an der Zeit, sich zur Ruhe zu setzen. Er und seine temperamentvolle Frau Sue werden nach Lalinde in ein Haus am Fluss ziehen. Die neuen Besitzer des Château sind Südafrikaner, die ganz im Sinne der Temperley-Tradition hervorragende und dennoch erschwingliche Weine vinifizieren werden. Zudem reichen die Bestände an Sues und Humphreys Weinen sicher noch für ein oder zwei Jahre. Aber ein Rebberg, der für mich immer ein Meilenstein war, hat eine neue Zukunft vor sich und ich wünsche ihm jetzt schon alles Gute. Ich schreibe immer mit einem gewissen Schuldgefühl über die Lestevenie-Weine, da ich nach meinem ersten Besuch mit Degustation in meinem Artikel festhielt, dass sie den besten Rotwein produzierten, der weniger als zehn Euro pro Flasche kostete. Was ich damals leider nicht wusste, war, dass Sue und Humphrey vorhatten, ihre Preise zu erhöhen. Aber nach Erscheinen meines Artikels fühlten sie sich verpflichtet, den alten Preis für eine weitere Saison beizubehalten – obwohl sie dann auch noch eine Auszeichnung vom Guide Hachette und einen weiteren Preis beim Concours de Bergerac gewannen. Als ich über sie und ihre exzellenten Weine schrieb, fiel mir auf, welch wichtige Rolle den englischsprachigen Winzern im Bergerac zukommt und dass ihr Beitrag zur regelrechten Renaissance der Weine der Region in den letzten vierzig Jahren noch nie gebührend gewürdigt wurde. Diese Tradition reicht übrigens viel länger zurück. Nur wenige erinnern sich heute daran, dass das Saint-Émilion seinen Ruhm dem englischen König Johann (dem von der Magna Carta) verdankt, der im frühen 13. Jahrhundert in der Region vielversprechendes Land für den Weinbau zu sehen glaubte und französische Winzer einlud, hier Wein zu produzieren. Als Gegenleistung versprach er ihnen eine niedrigere Besteuerung im Vergleich zu der, die die französische Krone damals auferlegte.
Château Lestevenie wurde verkauft
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Diese Tradition reicht übrigens viel länger zurück
Das Consulat de la Vinée de Bergerac, die Institution, die die Qualität der Weine sicherstellte und den Handel flussabwärts nach Bordeaux und England organisierte, wurde 1254 von Englands König Heinrich III. ins Leben gerufen – und übt diese Funktion auch heute noch aus. Mit Stolz kann ich betonen, dass ich ein Grand Consul dieser Institution bin und dieses Ehrenamt sehr ernst nehme, indem ich wenn immer möglich über die Weine der Region schreibe, sie bewerbe und natürlich auch geniesse. Als Ende des 19. Jahrhunderts die Reblausplage ganz Europa heimsuchte und überall grossen Schaden anrichtete, bedeutete das fast das Ende der Weinberge des Bergerac. Die Region schätzte sich damals glücklich, dass ihr politischer Einfluss in der neuen Nationalversammlung der Dritten Republik in den 1870er-Jahren gross genug war, um sich die neue Wunderpflanze Tabak zunutze zu machen. Es wurde ein nationales Monopol geschaffen, das nicht nur die Produktion und Verwertung von Tabak verwaltete, sondern diesen auch über lizenzierte tabacs verkaufte. Diese Entwicklung hatte politische Hintergründe. Die Dritte Republik befürchtete, von einer ländlichen Konterrevolution unter Führung der katholischen Kirche und der Landbesitzer in den Regionen gestürzt zu werden. Also sorgten sie in jedem Dorf für ein republiktreues Gegengewicht, bestehend aus dem lokalen Schulmeister und demjenigen, der die örtliche Lizenz zum Verkauf von Tabak besass. Beide standen natürlich treu zur Republik, da diese ihre Arbeitsplätze garantierte.
Und damit nicht genug – gerade als sich nach dem Zweiten Weltkrieg eine Wiederbelebung der Weinberge im Bergerac anbahnte, kam der grosse Frost von 1956, der so lange anhielt, dass er die Wurzeln der Reben abtötete. Um zu überleben, begannen die Winzer des Bergerac, billige Weine für die damals neu aufkommenden Supermärkte zu produzieren. Massgeblich zur nachhaltigen Wiederbelebung der Weinberge des Bergerac beigetragen haben letztlich Einwanderer aus Grossbritannien. Einer ihrer wichtigsten Vertreter war Nicholas Ryman. Er verkaufte die Schreibwarenkette, die er aufgebaut hatte, erwarb das Château de la Jaubertie (das jetzt von seinem Sohn Hugh geführt wird) und begann, seine Weine nach Grossbritannien zu exportieren. Seine Kombination von hochwertigen Weinen zu niedrigen Preisen erwies sich als Schlüssel zur Wiederbelebung der Weinkultur des Bergerac.
Ein Vertreter war Nicholas Ryman — 110
Kam der grosse Frost von 1956
Nicks Maître du Chai war einige Jahre lang Charles Martin, Sohn eines Rennfahrers, der die Cuvée Mirabelle in Rot und Weiss kreierte – diese Cuvée überzeugte mich vor mehr als zwanzig Jahren zum ersten Mal davon, dass die Weinberge von Bergerac ganz Aussergewöhnliches hervorbringen. Den Rymans folgten andere, etwa Patricia Atkinson im Clos d’Yvignes. Als ihr Mann sie allein mit dem Weingut sitzen liess, hatte sie nur wenig Ahnung von Wein. Doch sie krempelte die Ärmel hoch, erlernte zusammen mit ihren loyalen französischen Mitarbeitern das Winzerhandwerk und kreierte eine Legende erlesener Weine. Und verfasste das wunderbare Buch The Ripening Sun: One Woman and the Creation of a Vineyard (auf Deutsch etwa «Von der Sonne gereift: Eine Frau und ihr eigener Weinberg»). Ein anderes Beispiel ist Richard Doughty, der sich beim Fallschirmspringen in Saussignac einen Beinbruch zuzog und ihn in der Gegend auskurierte. Kaum genesen, kaufte er das Château Richard und machte es nicht nur zu einem Spitzenbetrieb, sondern auch zu einem
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Kreierte eine Legende erlesener Weine
MARTIN WALKERS PÉRIGORD
Pionier der Bioproduktion im ganzen Bergerac. Ein weiteres britisches Winzerpaar im Bergerac waren Neil und Olivia Donnan, die in den 1990er-Jahren im Montravel das historisch bedeutsame Château de Masburel übernahmen, das seit 1740 Wein produzierte. Sie begannen als Erste mit der sogenannten «integrierten Produktion», indem sie weniger Pestizide verwendeten und einen organischeren Ansatz verfolgten. In jüngerer Zeit haben sich auch englischsprachige Winzer aus anderen Herkunftsländern einen Namen gemacht. Dazu gehören Caro und Sean Feely vom gleichnamigen Château, die aus Irland bzw. Südafrika stammen und einige der herausragendsten Weine der Region produzieren – biodynamisch vinifiziert und von aussergewöhnlicher Reinheit. Caro hat ausserdem einige spannende Bücher über die Arbeit ihrer Familie verfasst. Sie veranstaltet Weinführungen, Spaziergänge in den Weinbergen, Weinproben und Weinseminare, exklusive déjeuners mit erlesenen Weinen, vermietet gîtes und hat neben alledem auch noch zwei grossartige Töchter grossgezogen – ihre Energie reicht wirklich für zwei. Neulich besuchte ich mit einigen amerikanischen Freunden einen weiteren Weinbaubetrieb, das Château La Fayrolle, ein Juwel von einem alten Schloss, in dem heute Spitzenweine hergestellt werden.
Es besitzt ausserdem den schönsten und modernsten Degustationsraum in der Gegend. Auf der Restaurantterrasse geniesst man nicht nur hervorragende Küche, sondern auch eine wundervolle Aussicht auf den zum Besitz gehörenden See, auf dem man sogar paddeln kann. Mein Tipp: Erst paddeln, dann Wein degustieren! Die neuen Besitzer des Château La Fayrolle, Frank und Rikki Campbell, sind Amerikaner und inzwischen grossartige Botschafter der Weine des Bergerac. Die Tradition, die von den englischen Königen Johann und Heinrich III. begonnen wurde, geht weiter. Menschen aus englischsprachigen Ländern hatten seit je eine besondere Beziehung zu diesem Teil Frankreichs, und ich freue mich, dass diese Beziehung bis heute weitergepflegt wird und uns obendrein so hervorragende Weine beschert.
Weniger Pestizide
Martin Walker, geboren 1947 in Schottland, ist Schriftsteller, Historiker und politischer Journalist. Er lebt in Washington und im Périgord und war 25 Jahre lang bei der britischen Tageszeitung The Guardian. In seiner Wahlheimat Bergerac spielen auch seine Kriminalromane «Bruno, Chef de Police», die inzwischen in 18 Sprachen übersetzt worden sind. Auf Deutsch werden sie vom Diogenes Verlag publiziert. Für seine önologische Bergerac-Passion hat Walker bereits zahlreiche Auszeichnungen und Ehrungen erhalten, so etwa den «Chevalier de Raisin d’Or» oder «Grand Consul des Vins de Bergerac».
Martin Walker
WWW.DIOGENES.CH
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CHÂTEAUS ZUM ENTDECKEN: CHÂTEAU DE LA JAUBERTIE CHATEAU-JAUBERTIE.COM
CHÂTEAU FEELY CHATEAUFEELY.COM
CHÂTEAU DE MASBUREL CHATEAU-MASBUREL.COM
CHÂTEAU LESTEVENIE CHATEAU-LESTEVENIE.COM
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w w w. h au ssm a n n fa mi l l e . com
MARTIN WALKERS PÉRIGORD
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GLITZERSTEINE IM WEINFLUSS Es gibt Weine, die man nach dem ersten Schluck nie mehr vergisst. Auch bei den Naturweinen.
Text ________ Ilona Thétaz
I
nsgeheim sind wir ja alle immer irgendwie auf der Suche nach dem Wahren. Glänzende Steine beim Familienspaziergang auf dem Napf, zauberhafte Muscheln am Strand. Und wenn wir dann gross sind, suchen wir nach Weinschätzen. Es kann gut sein, dass wir zufällig darauf stossen, wenn wir mit unserer Entdeckernase durch die Welt gehen. Aber manchmal braucht es einen kleinen Zustupf und Freunde und Freundinnen, welche uns die Weine mit ihren Emotionen und Geschichten schmackhaft machen.
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Wenn ich über meine Entdeckungen nachdenke, kommen mir blumige Nasen, frische Bouquets, verzaubernde Abgänge und viele tolle Geschichten in den Sinn. Es kommen mir Sprünge in Burgunder Pools, Kellertreppen und Schlossherren vor Augen. Alles in einer aufregenden Geschichte mit Wein verpackt. Mein erster ganz besonderer Weinschatz war mit meinem Weinfreund Claudio von der altbekannten Bar Sacchi. Er hatte das Glitzern in den Augen, als er mir seinen Schatz präsentierte. Einen Arbois 2013 «Les Tourillons» von Adeline Houillon & Renaud Bruyère, Chardonnay und Savagnin aus dem Jura.
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Heute noch bin ich mir des Privilegs bewusst, der unglaublichen Frische, des Moments dieses Weines. Es war Arbois-Adrenalin pur. Houillon & Bruyère zählen zu den Naturwein-Ikonen, die es geschafft haben, auf der ganzen Welt Menschen in ihren Weinbann zu ziehen. Es war 2011, als sie damit angefangen haben, die Welt mit ihrem Jura zu verzaubern. Junge und starke Menschen, welche mit ganz viel Wissen und ohne SchnickschnackZusätzen grosse Naturweine produzieren. Wozu dieser Wein passt? Für mich eigentlich nur zu einer abenteuerlichen Nacht, mit Freunden um einen wohligen Tisch. Er gibt einem das Gefühl von Freundschaft und Sicherheit. Wenn man dann wirklich essen sollte, würde ich ganz einfach ein frisches Sauerteigbrot, gesalzene Butter und ein Stück deines liebsten Bergkäses nehmen. Nur das.
Als nächstes bin ich auf etwas gestossen, was mich bis jetzt noch zum Vibrieren bringt. Einen Wein, welchen ich bewundere, welchen ich als Vorbild ansehe. Wein als Ganzheitskonzept – also zusammen mit ihrem Hof, ihren Tieren und ihrer Familie. Ich spreche von Elisabetta Foradori. Oh, nur schon den Namen zu schreiben versetzt mich zu dem Moment zurück, als ich den ersten «perfekten» OrangeWein versuchen durfte – den Pinot Grigio, Fuoripista 2018. Damals, kurz vor dem Lockdown, war am Event «La Dive Bouteille» in der Loire, dem aufregendsten Weinsalon der Welt, wo sich die Weinwilden der Welt, sozusagen WWWs, in ihrer Höhle treffen und den Naturwein feiern. Unter vielen sehr wilden Weinen gab es Perlen wie diesen. Er ist knallpink, erinnert an das Donnern eines Gewitters mitten in den Bergen. Die Aromatik erinnert an Früchte, wilde Früchte, Granatapfel und Würzigkeit. Die begabten Menschen des Weingutes Foradori sind allesamt wunderschön, alles ist wie verzaubert, sogar die Kühe.
NATÜRLICH MIT ILONA Da die starke und talentierte Winzerin ihren Kindern Platz gemacht hat, widmet sie sich mittlerweile ihrer neusten Leidenschaft, der Käseproduktion. Das Gut ist mitten in den Dolomiten, in den Bergen Italiens und immer einen Besuch wert. Wenn man das Glück hat, in den Besitz einer solchen wunderbaren Flasche zu kommen, sollte man sich Zeit nehmen, denn die in der Amphore vergorenen Weine sprühen nur so vor Charakter und Magie. Dazu würde ich eine selbstgekochte Minestrone, ein Stück Lamm oder einen «Grossmami»-Eintopf servieren. Was jetzt folgt, ist fast schon gefährlich, zur jetzigen Zeit auf jeden Fall. Das Weingut von JeanFrançois Ganevat wurde an eine russische Person verkauft und seither ist irgendwie der Zauber weg. Was aber bleibt, sind die Flaschen, welche er noch eigens gemacht hat, die alten Jahrgänge, die die ohne Schwefel, ohne «Pfuiteufel» putzmunter aus den Kellern des legendären JeanFrançois Ganevat herauskamen. Als ich ihn kennen lernte, sagte er knapp: «Goute ça, je viens de mettre en bouteille, 2013 Les Chalasses Vieilles Vignes», und ich habe es probiert, oh, ja!
Klassische Präparate, die man beim biodynamischen Weinbau anwendet.
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Zitrusfrüchte, Rauch, Frische, Stein, eine Frühlingsbrise am Meer. Jura wieder und wieder. Probiert, was ihr könnt, sammelt, tauscht, es lohnt sich. Vor Kurzem kam die Neuigkeit über den Schirm, dass Ganevat sein Weingut zurückgekauft hat, um es zu bewahren. Dies zeugt wohl von einem Winzer, welchem das Wohl und die Freude an seinen Weinen am Herzen liegt. Es gibt verschiedene GanevatWeine, einerseits die aus seinen eigenen Lagen und die aus den zugekauften Trauben, négoce nennt man diese Form von Trauben. Beides ist spannend, obwohl seine eigenen Trauben das Ganevat-Abenteuer besser bewahren. Diese Weine gehören in den Keller jedes Weinsammlers. Es ist das fast Herrische, welches seine Weine ausmachen. Sie sind wie das Aftershave eines Mannes, wie der stramme Schritt eines Menschen, der weiss, was er will. In der Grösse dieser Weine würde ich zu einer Pizza greifen, ja, einer Pizza bianca mit ZitronenGeraspel drauf. Oh, darauf hätte ich jetzt grad besonders Lust! Es gibt ein paar dieser unvergesslichen Weine, oft sind es die starken Frauen, welche es mir antun. Ob es ein Eingeständnis ist, sich solidarisch für weibliche Gewächse zu zeigen, ob es Faszination für die Frau im Wein ist – alles ist möglich. Was Elisabetta Foradori macht, macht auch meine «Nachbarin», sie zaubert Terroir in Flaschen. Man kann schnell erraten, um wen es jetzt gehen wird: Madame Marie-Thérèse Chappaz, kurz MTC. Auch wenn die Naturweine den roten Faden um die Tische spannen, kommt man auch bei diesem Thema nicht an ihr vorbei. Sie muss nicht «petite nature» machen, um Nature zu sein. Der Schwefel ist zwar da, aber die spontan vergorenen Weine mit ihrer Lebendigkeit sind Teil des Schweizer Naturweines.
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Oft sind es die Weissen, welche mich umputzen, welche ich trinke, als ob es kein Morgen gäbe. Was mir aber in meiner Erinnerung hängen geblieben ist, ist ihr Grain Noir. Als es ein Grain Noir 2006 war, wurde ich so weich, so beherzt von diesem Wein. Es war wie eine Umarmung mit dem Wallis. Sanft und intensiv zugleich, fast schon zornig sanft, etwas von Weltluft. Ein Wein, welcher das Wallis auf edelste Weise widerspiegelt. Auch wenn es internationale Sorten sind, die darin rumtänzeln, es fühlt sich trotzdem nach Wallis an. Er ist vermutlich unsterblich. Ein Wein, welcher mich überraschte, mich fast mittrank und zu Schokolade passt. Am besten Schokoladenmousse direkt mit dem Löffel aus der Schüssel. Ein Klassiker, er passt aber auch einfach zu einer Umarmung mit seinem, seiner Liebsten, abends spät, zu Hause im Warmen, umgeben von Liebe und Geborgenheit.
Um den grossen Wein zu probieren, muss man heute nicht mehr um die Welt fahren, nicht mehr Milliarden von Diamantendollars ausgeben. Es gibt Tausende von Perlen noch verschollener Weine. Man bringt sie zum Vorschein, indem man sie trinkt. Ausprobiert und sie ins richtige Licht stellt. Darauf stosse ich an: auf den Wein ausserhalb des Tellerrandes, das Neue und noch Verborgene. Santé!
ARBOIS «LES TOURILLONS» 2013 ADELINE HOUILLON & RENAUD BRUYERE JURA VINS-VIVANTS.DE
NATÜRLICH MIT ILONA
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La Dive Bouteille
Der wohl kultigste Naturweinevent der Hardcore-Szene findet in einem einmaligen Keller in Saumur in der französischen Loire statt. DIVE-BOUTEILLE.FR
Ilona Thétaz Ilona Thétaz lebt mit ihrer Tochter Emma und ihren Tieren auf dem Bauernhof ô fâya in Saxon im Wallis. Dort produziert sie Aprikosen, Wein, Gemüse und Fleisch nach den Vorgaben des ökologischen Landbaus. Sie ist eine der talentiertesten Jungwinzerinnen der Schweiz. OFAYA.CH FACEBOOK.COM/OFAYAFARM
PINOT GRIGIO 2018 FUORIPISTA ELISABETTA FORADORI
CHALASSES VIEILLES VIGNES 2013, JEAN-FRANÇOIS GANEVAT
GRAIN NOIR 2006 MARIE-THÉRÈSE CHAPPAZ
TRENTINO AGRICOLAFORADORI.COM
JURA EN.LESPASSIONNESDUVIN.COM
WALLIS CHAPPAZ.CH
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Die Essenz der unberührten Toskana
WEIN, KUNST UND LALIOUE Calice
Création Lalique
Femme et Raisins
Merle et Raisins
René Lalique
96
René Lalique
PTS.
2018
2018
Premier Grand Cru Classé
Grand Cru Classé
2018
Grand Cru Classé
Vinothek • Zeltweg 6 • 8001 Zürich • +41 44 262 07 08 • info@denzweine.ch • www.denzweine.ch
CHANDRAS WEINKÜHLSCHRANK
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DIE ENTDECKUNGEN
Orange Weine, Pioniergeist und Bordeaux sind in diesem Kapitel zentral. Die Entdeckungen entführen vom Kanton Aargau bis zu den höchsten Rebbergen Argentiniens. Und wie immer hat es auch Neukreationen darunter.
VILLA SOLEILLA 2020 GÉRARD BERTRAND IM LEE 2020 PINOT GRIS
BALISCA 2016 GAGLIOLE
ASPHODÈLE 2019 CHÂTEAU CLIMENS
GRAN NEVADO 2017 ADENTRO
CLARENDELLE 2018 MÉDOC
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HERKUNFT: Schweiz, Aargau PRODUZENT: Hauksson Weine TRAUBENSORTE: Pinot Gris DIE GESCHICHTE DAZU Der Isländer Hoss Hauksson ist ein Quereinsteiger der Weinszene und kreiert seit wenigen Jahren im Kanton Aargau eine spannende Palette an primär Orange-Weinen. Die Labels seiner Weine werden von Runen geziert und in seinen Reben grasen OuessatSchafe, die ursprünglich von den Wikingern nach Frankreich eingeführt worden sind. Dieser Pinot Gris ist spontanvergoren und reifte 8 Monate in französischen Barriques. DEGUSTATIONSNOTIZEN Vorsicht beim Einschenken – es wurde nicht ein falscher Wein abgefüllt, er leuchtet tatsächlich in strahlendem Rostpink. In der Nase dann sehr einladende Aromen von wilden Walderdbeeren, Rosen, Alpenkräutern und wildem Gestein. Im Gaumen filigran mit gutem Biss und schöner Frische. Erinnert an eingelegte Alpenkräuter, Aprikosennektar und Bitterorangen. Süffig und dicht. Eine Entdeckung und erst noch biodynamisch und vegan. PREIS Fr. 25.– BEZUGSQUELLE haukssonweine.ch
IM LEE 2020 PINOT GRIS
Orange Wine aus dem Aargau — 122
DIE ENTDECKUNGEN
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HERKUNFT: Frankreich, Narbonne PRODUZENT: Château l’Hospitalet TRAUBENSORTE: Roussanne, Vermentino, Viognier DIE GESCHICHTE DAZU Ende 2021 hat Gérard Bertrand nach Orange Gold einen weiteren Orange Wine lanciert, der allerdings eine ganz andere Stilistik aufweist. Es ist ein Topwein, der zum Lagern gedacht ist. Die Trauben stammen von den sechs besten Parzellen des Château l’Hospitalet in La Clape, werden biodynamisch verarbeitet und in Glas- und Tonamphoren sowie Tanks aus Holz und Edelstahl ausgebaut. Der Name des Weins bezieht sich auf die Villa, die auf dem Weingut steht. DEGUSTATIONSNOTIZEN Leuchtet in strahlendem Bernstein. Duftet wie ein süsses Elixier und lässt an Quitten- und Aprikosenkompott, Honig und etwas kandierte Orangen denken. Im Gaumen trocken, mit einer leicht salzigen wie auch fruchtigen Note. Kandierte Aprikosen, kühles Gestein und viel Frische in jedem Schluck. Auch spürt man die Struktur von delikaten Tanninen. Nicht ein wilder, unruhiger Orange Wine, wie man sich eher gewohnt ist, sondern ein in sich ruhender, der stoffig und dicht den Hals hinunter fliesst. PREIS Fr. 149.– BEZUGSQUELLE de.gerard-bertrand.com
VILLA SOLEILLA 2020 GÉRARD BERTRAND
High-end Orange Wine — 123
HERKUNFT: Argentinien, Cachi PRODUZENT: Finca Rio las Arcas, Adentro TRAUBENSORTE: Malbec, Merlot DIE GESCHICHTE DAZU Ich traf Christian Götz vor einigen Jahren in Argentinien anlässlich meines Besuches bei Colomé und fand es höchst spannend, dass ein zweiter Schweizer so fern von zuhause auf knapp 3000 Metern über Meer Wein anbaut. Inzwischen kultiviert Götz auf rund acht Hektaren weit weg von der Zivilisation eine feine Weinpalette, die nicht nur anregt, von Argentinien zu träumen, sondern auch, eine Reise dahin zu buchen. Besonders elegant sind seine Malbec-Weine. DEGUSTATIONSNOTIZEN In diesem Blend ist der Malbec dominant und wird von rund 10 % Merlot ergänzt, die ihm die nötige Samtigkeit verleihen. Der Gran Nevado ist ein mächtiger Wein, so mächtig wie die Landschaft in Cachi. Noten von Brombeerund Kirschenkonzentrat verführen Nase und Gaumen. Geschmeidig und samtig präsentiert er sich, wobei die elegante und reife Frucht zentral ist. Im Finale dann delikate Schokoladeund Walderdbeeraromen. Wuchtig, barock und ideal zum Dekantieren. PREIS Fr. 35.– BEZUGSQUELLE felsenkeller-sh.ch
GRAN NEVADO 2017 ADENTRO
Ein Schweizer in Argentinien — 124
DIE ENTDECKUNGEN
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HERKUNFT: Italien, Toskana PRODUZENT: Gagliole TRAUBENSORTE: Cabernet Sauvignon DIE GESCHICHTE DAZU Die Weine von Monika und Thomas BärBettschart gehören zu den Topweinen der Toskana. Auch wenn die Geschichte von Gagliole noch jung ist, spielt sie auf einem Terroir, das seit Jahrhunderten für seine Güte und positive Kraft bekannt ist. Vom Balisca wurden erst drei Jahrgänge vinifiziert, auch ist der Cabernet auf gerade einmal 1200 Flaschen limitiert. Sein Name hat historische Wurzeln; der römische Gelehrte Plinius der Ältere (23– 79 n.Chr.) verwendete ihn für die Bezeichnung einer alten Traubensorte. DEGUSTATIONSNOTIZEN Der Toskana haben wir einige der schönsten Cabernet-Sauvignon-Weine Italiens zu verdanken. Der Balisca geht klar in diese Kategorie. Die Nase verführt mit Noten von Cassis, Backpflaumen, Zedernholz und etwas Graphit. Im Gaumen dann stoffig und von einer kühlen, saftigen Aromatik geprägt. Die Fruchtaromen sind konzentriert, werden aber von seidigen und straffen Tanninen umhüllt. Finesse und Präzision im Finale. Kann gut noch etwas im Keller vergessen werden. PREIS Fr. 59.– BEZUGSQUELLE terravigna.ch
BALISCA 2016 GAGLIOLE
Ein Schweizer in der Toskana — 125
HERKUNFT: Frankreich, Bordeaux PRODUZENT: Clarence Dillon Wines TRAUBENSORTE: Merlot, Cabernet Sauvignon, Petit Verdot DIE GESCHICHTE DAZU Die Clarendelle-Linie setzt sich inzwischen aus sechs Weinen zusammen – drei Roten, einem Weissen, einem Rosé und einem Süsswein. Kreiert werden die Markenweine vom Haut-Brion-Team. Der Name bezieht sich auf das Vermächtnis des Urgrossvaters von Prinz Robert von Luxemburg, Clarence Dillon, und zelebriert die einfache, angenehme Gewohnheit, ein gutes Glas Wein zu geniessen. DEGUSTATIONSNOTIZEN Leuchtet in dunklem Granatrot aus dem Glas und duftet nach Zedernholz, Leder, Tabak und Cassiskonzentrat. Hat eine erdige, bodenständige Art und macht Lust, in französischen Kochbüchern zu stöbern und einen kulinarischen Klassiker zu kochen, der auch Fleisch enthält. Im Gaumen dicht, aber nicht zu schwer und von einer knackigen Süffigkeit getragen. Solider Alltags-Bordeaux, von dem es auch eine generelle «Bordeaux»-, wie auch eine «Saint-Émilion»-Abfüllung gibt. Guter Hauswein. PREIS Fr. 23.50 BEZUGSQUELLE vogel-vins.ch
CLARENDELLE 2018 MÉDOC
Alltagsweine inspiriert von Château Haut-Brion — 126
DIE ENTDECKUNGEN
WEINSELLER JOURNAL 27 | 2022
HERKUNFT: Frankreich, Sauternes PRODUZENT: Château Climens TRAUBENSORTE: Sémillon DIE GESCHICHTE DAZU In der Bordelaiser Appellation Sauternes werden bereits seit einigen Jahren neu neben den bekannten Süssweinen auch trockene Weisse vinifiziert. Die talentierte Winzerin Bérénice Lurton von Château Climens (1er Grand Cru Barsac) arbeitet biodynamisch und hat mit Asphodèle einen stolzen Weisswein kreiert, der die Güte der SémillonTraube zelebriert. Bei der Entwicklung des Weins war auch ein Austausch mit dem Sancerre-Produzenten Pascal Jolivet zentral. Der Name bezieht sich auf eine wilde französische Lilie. Sie hat nicht nur zahlreiche Poeten inspiriert, sondern ist der Symbolik der Transzendenz verschrieben, einem Übergang zwischen Erde und Himmel, der es den Menschen ermöglicht, über die Grenzen ihres sterblichen Zustands hinauszugehen, um sich dem Göttlichen zu nähern. DEGUSTATIONSNOTIZEN Duftet nach getrockneten Blumen, Honig und wilden Alpenkräutern sowie Feuerstein. Im Gaumen grosszügige Aromatik mit mineralisch-trockenem Unterton. Noten von weissem Pfirsich, Bienenwachs und frischen Äpfeln sind zu erkennen. Das Finale ist frisch und von beachtlicher Länge. PREIS Fr. 32.– BEZUGSQUELLE granchateaux.ch
ASPHODÈLE 2019 CHÂTEAU CLIMENS
Trockener Weisser aus Sauternes — 127
ROSÉWEINE – SIE GELTEN ALS ALLESKÖNNER
Für Paula Bosch ist Rosé ein äusserst dynamisches Thema, das sie eine geschmackliche Spannweite von Doris Day bis zu den Scorpions erleben lässt. Ihre Frage an uns: Welchen Weinstil bevorzugen Sie? Eher «Que Sera, Sera» oder doch lieber «Rock You Like a Hurricane»?
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WEINSELLER JOURNAL 27 | 2022
Text ________ Paula Bosch Fotos ________ Jacopo Salvi
DIE GEHEIMNISSE DER SOMMELIÈRE PAULA BOSCH
«Ich frage mich schon seit Jahren, in welche Richtung die Entwicklung der Roséweine gehen wird. Sie sind ja schon lange nicht mehr gruselig, pappig, breit und süsslich wie einst. Die Frage, ob sie auch so grossartig wie ihre weissen und roten Kumpels sein können, sei erlaubt.»
Von Strandstimmung bis Luxusgenuss dank einem Schluck Rosé.
WOHIN ALSO SOLL DIE ROSÉREISE GEHEN? VON BLASS, HELLROSA, LEICHT SOMMERLICH DUFTIG, ZARTFRUCHTIG WIE QUE SERA, SERA ... LACHS- ODER ERDBEERFARBEN, TROCKEN, FRISCH UND FRÖHLICH, MIT MEHR FARBE WIE ROTE JOHANNISBEERE ODER SAUERKIRSCHE? IM GAUMEN MIT BISS, GRIFF, MEHR TIEFE, DICHTE UND ANSPRUCH? HEAVY EINFACH, WILDER, TAFFER, TROCKENER, MIT NERV UND KANTE, ANGERAUCHTER AROMATIK, HERAUSFORDERND, MIT STRAFFEM STOFF, DER ENG AM GAUMEN LIEGT?
Der florierende Markt, die enorm gestiegene Produktion und Beliebtheit der Roséweine geben Grund zu der Annahme, dass sie es können – erst recht, wenn Preise weit jenseits der Hundert-Euro-Marke für einzelne Gewächse aus der Provence akzeptiert werden. Was also bewegt die Menschen, sich mehr und mehr auf dieses Getränk zu stürzen, und das, obwohl sein Ruf einst so tief gesunken war, dass man sich mit einer Flasche Pinky entweder
in eine Ecke stellte oder sich mit ihr heimlich im Keller versteckte? Heute stehen viele überzeugte Weinliebhaber entspannt und ungeniert mit Roséwein oder Rosé-Champagner beim Smalltalk am Pool, beim Grillen, auf Terrassen und Sommernachtspartys. Ich erinnere mich noch genau, als 2001, kurz vor der neuen Sommersaison, unser Restaurantdirektor mich über Wochen immer wieder mit der Frage quälte, ob ich mich nicht
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dazu überreden lassen könnte, im glasweisen ChampagnerAusschank auch einen Rosé anzubieten. Die Nachfrage von Gästen war da und er war es leid, diese stets verneinen zu müssen. Aber die Preise für RoséChampagner waren damals im Vergleich noch extrem hoch und da ich nicht einmal einen Qualitätsunterschied erkennen konnte, hatte ich mich mit Blick auf den Verkaufspreis pro Glas (Cüpli) geweigert. Schliesslich orderte ich für den Start ein paar Kartons Billecart-Salmon Rosé – und den konnte ich dann gar nicht schnell genug nachbestellen. In wenigen Wochen pendelte sich der Konsum bei einem Verkaufserfolg von plus 25 % zugunsten des Rosés ein. Den deutlich höheren Preis hat nie ein Gast reklamiert. Angesichts dieser «historischen» Erfahrung wirken in der Neuzeit Titelseiten mancher Weinmagazine mit Headlines wie «Der neue Trend – Rosé» oder «Rosé ganz gross in Mode» seltsam, ganz so als hätte die Welt erst vor kurzer Zeit Roséweine entdeckt. Wer oder was hinter diesem Boom steckt, würde mich dennoch interessieren. Wollte man diesen Trend vor einem Jahrzehnt nicht wahrhaben oder gibt es monetäre Hintergründe, weil viele Rosés in der Regel bislang günstiger sind als ihre roten Kumpanen? Vielleicht aber liegt der Grund für den weltweit gestiegenen Konsum einfach im Charakter der Roséweine selbst, in ihrem unkomplizierten, stets leichten Trinkgenuss, in ihrer Fähigkeit, sich immer und überall irgendwie anzupassen. Mal ehrlich: Was trinken Sie in der warmen Jahreszeit am liebsten in der Sonne auf der Terrasse, zum Apéro, mittags zum Lunch oder beim Dinner? Zu Vorspeisen, Salaten, kalten Suppen, zur leichten Pasta, gegrilltem Huhn, Fisch oder Fleisch mit Gemüse von
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Auberginen, Bohnen, Paprika bis Kartoffeln und, und, und – Roséwein! In Deutschland begann der Aufschwung erst mit dem Champagner, dann ein paar Jahre später folgten die Stillweine. An der Côte d’Azur dagegen trank man schon immer rosarote Weine – vielleicht, weil dort auch am meisten davon hergestellt werden und man bei einem Aufenthalt an der Côte nicht wirklich eine Alternative dazu hatte. Generell waren Roséweine mit üblen Vorurteilen belastet. Hierzulande galt lange das typische Klischeedenken: Roséweine sind Abfallprodukte, Billigware, mangelhaft in ihrer Qualität, Kopfwehweine, die nicht Fisch und nicht Fleisch sind, während Weiss- oder Rotweine eine grössere Vielfalt und Bandbreite haben (siehe Kasten). Die Rebsorten für die Vinifikation eines Rosés sind länderspezifisch unterschiedlich. In der EU dürfen grundsätzlich keine Weissweine mit Rotweinen gemischt als Rosé bezeichnet und verkauft werden. Einzige Ausnahmen bilden die Rosé-Champagner Frankreichs und Schillerweine der Schweiz. WAS MACHT EINEN GUTEN ROSÉWEIN ODER ROSÉ-CHAMPAGNER AUS? Die meisten Rosés sind für den schnelleren Konsum und nicht für eine lange Reifung im Keller produziert, daher sollten sie jung und nicht älter als dreijährig getrunken werden. Ein guter Rosé ist ein Allrounder, der die besten Eigenschaften von Weiss- und Rotwein kombiniert. Einerseits ist er frisch, blumig, fruchtig bis würzig, leicht im
Mund. Andererseits saftig, trocken, mineralisch, mit wenig oder zarten Gerbstoffen. Je nach Jahreszeit sollte er gut gekühlt bei 4–6 °C, im Herbst auch etwas wärmer, getrunken werden. Die leichteren Typen auch gerne mit ein paar Eiswürfeln. Anlässe für seinen Genuss sind unbegrenzt. In seiner Vielseitigkeit ist Roséwein nicht nur der ideale Partner für nahezu jeden Anlass und unzählige Speisenkombinationen. Und weil das so ist, sollten sich die Winzer noch viel ernsthafter um das Thema «Roséweine» und noch höhere Qualitätsstandards bemühen.. WO WERDEN DIE BELIEBTESTEN ROSÉWEINE ERZEUGT? In Europa ist mit Abstand die Provence die Region Nummer 1 für die Erzeugung von Roséweinen. Hier hat der «Rosé Côtes de Provence» nicht nur seine Bestimmung in der Lifestyle-Szene gefunden, sondern verkörpert den französischen Lebensstil wie kein anderes Produkt. Hier will der Wein weder weiss noch rot sein, hier ist er in erster Linie rosé und damit vermittelt er genau das, was wir aus dem Song «La vie en rose» von Edith Piaf (und dem gleichnamigen Film) kennen. Natürlich gibt es auch in Spanien eine riesige Produktion von Roséweinen und dort in der Region Navarra erstklassige Qualitäten. Diese finden wir mittlerweile aber auch in Italien, Deutschland und Österreich, ja selbst in der Schweiz ist die Spezialität Œil de Perdrix (siehe Seite 100) nicht nur der bekannteste, sondern auch der beliebteste Roséwein. Dass die rosarote Weinwelt aber nahezu grenzenlos ist, möchte ich Ihnen mit meinen ausgesuchten Weintipps zeigen, bei denen ein Wein aus Portugal
kommt. Nein, kein Mateus Rosé, sondern ein ganz besonderer Geheimtipp, der lange nur den Gästen des Palace Hotels im königlichen Palast in Bussaco serviert wurde. Eine schäumende Überraschung aus Deutschland, von der Mosel, ist der Piu Piu Pet Nat vom Weingutsprojekt Fio Wines (Dirk und Daniel Niepoort und Philipp Kettern).
Eine erfrischende Entdeckung aus dem südafrikanischen Swartland, gekeltert aus den typischen roten Rebsorten Südfrankreichs, Kloof Street vom Weingut Mullineux. Österreich und auch die Provence sind mit wunderbaren, charaktervollen Weinen dabei, lassen Sie sich auf den nächsten Seiten überraschen.
DIE GEHEIMNISSE DER SOMMELIÈRE PAULA BOSCH
Foto F.M.Soetemann
WEINSELLER JOURNAL 27 | 2022
Paula Bosch Paula Bosch ist die bekannteste Sommelière Deutschlands und war eine Generation lang die Wächterin der Kellerschätze des legendären Münchner Restaurants Tantris. Sie ist nicht nur Autorin zahlreicher Bücher, sondern kennt ihr Metier von der Front und teilt in dieser Rubrik Wissen und Wissenswertes aus ihrem grossen Erfahrungsschatz.
BILLIGWARE?
Ein guter Rosé-Champagner ist niemals billig, im besten Fall preiswert. Die Rosés der Nobelmarken wie Krug, Roederer-Cristal, Dom Pérignon oder Jacques Selosse kosten bedeutend mehr als die Weissen.
KOPFWEHWEINE?
Ja, die gibt es noch – allerdings wie bei den roten und weissen Weinen auch. Früher hat man sich bei der Herstellung von Rosé nicht wirklich viel Mühe gegeben, man konnte auch keine guten Preise erzielen, dem entsprechend niedrig war die Qualität. Bei der Rotweinproduktion wurde Rosé meist als Nebenprodukt erzeugt und somit war er automatisch als Premiumprodukt verdrängt. Heute werden Trauben extra für die Roséweine selektiert und auch angebaut. Allein schon deshalb gibt es insgesamt viel bessere, gute und sehr gute Rosés.
ABFALLPRODUKT?
Wer fragt bei der Herstellung von Grappa, der Nobelspirituose aus Italien, nach der Herkunft des Tresters? Oder beim Rindsgulasch? Es wird in der Regel auch nicht aus dem Filet geschnitten.
MANGELNDE VIELFALT?
Nein! Es gibt sicher weltweit betrachtet sehr viele Rosés, doch gemessen an der Produktionsmenge gibt es von den Guten immer mehr davon. Für die enorme Bandbreite und die Vielfalt der stillen Rosés sorgen drei gängige Kelterverfahren • Mazeration oder Maischestandzeit, hier werden die roten Trauben nach der Lese angequetscht und anschliessend einige Tage im Gärbehälter belassen. Während der Gärung werden Farbstoffe und Tannine aus den Beerenhäuten gelöst. Ganz nach Wunsch des Winzers wird abgepresst und weitervergoren. • Saignée-Verfahren, auch Ausblutung oder Aderlass genannt. Hierbei werden die roten Trauben im Gärbehälter durch ihr Eigengewicht gequetscht, der dadurch austretende Saft aus den Beeren fliesst ab in einen anderen Behälter, in dem dieser Saft dann vergoren wird. • Und bei der direkten Pressung werden die blauen Trauben wie bei der Weissweinerzeugung entrappt, in der Traubenmühle angequetscht, je nach Wunsch in der Kelter angegoren und anschliessend abgepresst. Der Most gärt anschliessend im Stahltank weiter. Hier geht es mehr um Geschmack als Farbe. Der dadurch entstehende Wein ist auch als Blanc de Noir bekannt.
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PAULA-BOSCH.DE
Vier RoséVorurteile — 131
PAULA BOSCHS EMPFEHLUNGEN 2020 Secret de Léoube Rosé Château de Léoube, Bormes les Mimosas, Côtes de Provence, Frankreich (Grenache, Cinsault, Cab. Sauvignon)
Grundwein, dessen Hefen immer noch aktiv waren, auf Flaschen gefüllt und anschliessend mit einem Kronkorken verschlossen. Nachdem die Hefen abgestorben sind, ist Trinkgenuss pur angesagt. In der Nase vielversprechende blaubeerige Aromen, Granatapfelkerne, Wiesenkräuter und dazu jede Menge Hefetöne. Kompromisslos trocken, prickelnder, erfrischender Charakter mit noch leicht kantiger Säure. Ein unprätentiöser Durstlöscher, der als leicht moussierender Rosé mit ganz eigenständigem Charakter daherkommt. Als Begleiter einer Vesperplatte, Pizza Margherita oder ganz einfach zu Spaghetti Bolognese ein Gedicht.
Im Weinseller No 22 wurde die Provence in all ihren Facetten mit ihren ausgezeichneten Roséweinen beschrieben und dazu gab es auch jede Menge Weintipps. Zusätzlich möchte ich Ihnen den köstlichen Rosé Secret de Léoube empfehlen. In erster Linie wegen seiner erstklassigen Qualität, denn der Chef-Önologe ist kein Geringerer als Romain Ott von den gleichnamigen RoséDomaines Ott. 1997 fanden Lord Bamford und Lady Carole Bamford auf ihrer Suche nach einem schönen Anwesen am Meer Château Léoube, ein umwerfend schönes Anwesen mit 560 Hektaren. Obwohl der Lord keine Weinberge suchte, blieb er bei diesem aussergewöhnlichen Besitz und engagierte kurz darauf Romain Ott. Zusammen mit Ott verhalfen die Bamfords dem Anwesen in kürzester Zeit zu altem Ruhm und Ansehen. Ich liebe diesen so typischen Rosé von der Côte und bin auch mit dem soeben erschienenen 2020er glücklich, meinem fünften Jahrgang. Strahlendes, helles Lachsrosa, fast ein bisserl kitschig. Im Duft frische Himbeeren, Erdbeercoulis, süsse Kirschtomate, Kräuter wie Kerbel und Kamille, zartduftig wie Honigmelone. Die stoffige Extraktsüsse und seine leicht cremige Textur bleiben mit Frische und reifer Fruchtsäure im Gaumen haften, sorgen für einen fetzigen Abgang. Der Wein ist nicht nur elegant und harmonisch, seine trinkanimierende Art wirkt schon leicht gefährlich.
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Piu Piu – Pet Nat Rosé Fio Wines-Niepoort Kettern, Mosel, Deutschland (Spätburgunder)
Das Projekt Fio Wines (Dirk und Daniel Niepoort und Philipp Kettern) ist inzwischen 10 Jahre alt und wird von den Protagonisten im traditionellen Moselstil betrieben. Pet Nat ist was? Genau betrachtet ist das eine Art Schaumwein, relativ neu und doch eine ganz alte Façon der Schaumweinerzeugung. Dabei wird der gärende Traubenmost auf die Flasche gefüllt und gärt dort weiter, bis er vollständig vergoren ist. Pet Nat, die Bezeichnung stammt aus Frankreich, ist immer komplett durchgegoren. Also trocken. Die Bezeichnung ist eine Abkürzung für «Pétillant Naturel». Der leicht moussierende Naturweincharakter kommt bei jüngeren Weinliebhabern besonders gut an, um nicht zu sagen, er ist en vogue. Nach 6-monatiger Gärung wurde der Spätburgunder-
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2018 Buçaco Rosado – Reservado Buçaco, Bairrada, Dão, Portugal (Baga)
2020 Kloof Street – Rosé Mulineux, Swartland, Südafrika (Cinsault, Grenache, Syrah)
Längst war ich als Sommelière beschäftigt, als ich erstmals einen guten, trocken ausgebauten Roséwein aus Portugal probierte, der mich das portugiesische millionenfach hergestellte Elend vergessen liess. Ein besonderes Kleinod habe ich erst in den letzten Jahren entdeckt, die Weine des Buçaco Palace Hotels in der Anbauregion Dão und Bairrada. Diese Raritäten wurden erst nur den Gästen im Hotel des einstigen Benediktinerklosters serviert und werden inzwischen in Kleinstmengen der ganzen Weinwelt zugeteilt. Das Besondere an diesen Weinen ist die immer noch traditionelle Herstellungsart und Traubenmischung aus den zwei Regionen Dāo und Bairrada. Ganz sicher ist dieser Weinstil nicht jedermanns Geschmack, aber wer das Besondere sucht, hat hier sein Ziel erreicht. Ich mag den erstmalig 2016 produzierten Rosé sehr, ist er doch einzigartig in seiner etwas rustikalen, bäuerlichen, knalltrockenen, kompromisslosen, aber auch bemerkenswert komplexen Art. Nein, Früchte kann ich keine erkennen, oder doch – Preiselbeere und Quitte. Rauchige, kräutrige Noten und Brotrinde. Gut eingebundene Säure, Frische in seinem langen Nachspiel. Das nenne ich mal eine Rosépersönlichkeit ganz besonderer Art!
Der Boden im Swartland gehört weltweit zu den ältesten, wobei Schiefer und Granit die vorherrschenden Gesteine sind. Von der frischen Brise des antarktischen Meeresstroms profitieren die Reben ganz besonders, die teils der trockenen Hitze und ihres fortgeschrittenen Alters wegen keine üppigen Erträge liefern können. Das mediterrane Klima bietet hier aber allerbeste Voraussetzungen für die Produktion eines anspruchsvollen Weins. Andrea und Chris Mullineux verwenden für ihren Rosé bewusst die südfranzösischen Rebsorten Syrah, Cinsault und Grenache. Für die beiden, die zur absoluten Winzerelite Südafrikas gezählt werden müssen, ist der Kloof Street Rosé kein Nebenprodukt ihrer grossartigen Rotweine, sondern ein eigenständiger Wein. Und so schmeckt er dann aber auch. Das feinduftige Aroma erinnert an Noten von Granatapfel, Kirschtomaten, Preiselbeere und Walderdbeere. Die elegante Nase bietet aber noch viel mehr, auch getrocknete Rosenblätter, was den kernigen, säurefrischen und knalltrockenen Geschmack in Schwingung bringt. Bei richtiger Temperatur, nämlich maximal 8 °C, serviert, setzt ein ungeahnter Trinkfluss ein, der rechtzeitig mit Nachschub vorgeplant sein sollte.
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DIE GEHEIMNISSE DER SOMMELIÈRE PAULA BOSCH
2021 Rosalie, Bernhard Ott Wagram, Österreich (Zweigelt)
Mit dem Jahrgang 2017 hatte mein Winzerfreund Bernhard Ott ein neues Weinprojekt am Start, genau gesagt einen Rosé, mit dem er mich sehr überraschte, weil er ja mit roten Trauben eigentlich in seinem auf Grünen Veltliner spezialisierten Weingut nichts am Hut hatte. Er widmete seiner Tochter Rosalie diesen gleichnamigen Wein, weil es einige gemeinsame Charaktereigenschaften mit diesem köstlichen Rosé gibt. Die lebendige, faszinierende Rosalie belebt die ganze Familie mit ihrer ungestümen, manchmal wilden Art, sie sprüht förmlich mit ihrer jugendlichen Frische. Der Wein selbst ist etwas leiser geworden, sein französisches Vorbild, einst aus Tavel, hat sich dem leichteren Provencestil genähert, was 2021 aber auch eine Charakteristik des Jahrgangs sein könnte. Das Beste daran ist für mich das unbändige Trinkgefühl, dieses nicht enden wollende Verlangen nach einem weiteren Schluck. Lachsfarben, duftig strahlt er mich an, riecht wie frische Rosen, Hibiskusblüten, Himbeeren und Cantaloupe-Melone. Verführerisch, einnehmend und erobernd, wie Rosalie eben, wenn sie um die Ecke kommt, man schenkt ihr alle Aufmerksamkeit. OTT.AT
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Paul Flora, Lustige Witwe, 1972 © Nachlassvertretung für Paul Flora, Salzburg & Diogenes Verlag AG, Zürich.
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ie Flora-Weine zählen zu den besten Weinen der Südtiroler Genossenschaftskellerei Girlan. Die Geschichte der Kellerei geht auf das Jahr 1923 zurück, als sie in einem historischen Bauernhof aus dem 16. Jahrhundert gegründet worden ist. Damals legten 23 Weinbauern den Grundstein für den Betrieb, der inzwischen das Traubengut von rund 200 Winzerfamilien bewirtschaftet, was rund 220 Hektaren Reben entspricht. Der verantwortliche Kellermeister Gerhard Kofler vinifiziert daraus gut 30 verschiedene Weine, die je nach Qualität einer der unterschiedlichen Qualitätsstufen «Classici», «Vigneti», «Flora» oder «Solisti» entsprechen.
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Paul Flora wurde vor 100 Jahren im Südtirol geboren. Das Karikaturmuseum Krems widmet ihm die grosse Ausstellung «100 Jahre Paul Flora. Von bitterbös bis augenzwinkernd», die bis nächstes Jahr dauert.
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DIE MARKENSTORY
SERIE «FLORA» Der österreichische Zeichner, Karikaturist und Grafiker Paul Flora wurde vor 100 Jahren im Südtirol geboren. Ein Jahr jünger ist die Geschichte der Kellerei Girlan, die eigens eine FloraWeinlinie abfüllt und auch auf anderen Etiketten das Schaffen des bekannten Künstlers ehrt.
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Die Weinbauregion Südtirol ist eine der kleinsten Weinbauregionen Italiens und besonders für ihre Weissweine bekannt, die gut zwei Drittel der gesamten Ernte ausmachen. Das Gebiet umfasst 5600 Hektaren Reben, die teils bis über 1000 Meter über Meer liegen. Das macht Südtirol auch zu einer spannenden alpinen Weinbauregion, die dank den höheren und kühleren Lagen im Stande ist, knackige und frische Weissweine von grosser Präzision zu vinifizieren. Die wichtigsten weissen Sorten sind Grauburgunder, Gewürztraminer, Weissburgunder, Chardonnay und Sauvignon Blanc und bei den Roten die autochthonen Sorten Vernatsch und Lagrein, wie auch Blauburgunder. Trauben, die auch in der Flora-Linie zu finden sind. Ihr Ursprung geht auf die 70er-Jahre und die Freundschaft des ehemaligen Girlaner Kellermeisters und Weinpioniers Hartmuth Spitaler zurück, der den Künstler wöchentlich im Wirtshaus Vögele in Bozen zum Kartenspielen traf. Als die Kellerei Girlan 1975 erstmals den mittlerweile legendären «Gschleier Alte Reben Vernatsch» produzierte, bat Hartmuth Spitaler seinen Freund um einen künstlerischen Entwurf für die
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Etikette. Es sollte nicht die letzte sein, denn jedes Mal, wenn die Kellerei einen neuen Topwein im Sortiment positionierte, zeichnete Paul Flora dafür eine neue Karikatur oder Grafik. Präzise Zeichnungen mit Tuschfeder, minutiöse Schraffierungen, Fantasiebilder, rote Nasen oder Weingläser, zartes Farbenspiel und skurrile Gestalten zieren die Flaschen. Die Zeichnungen – so klein sie auch sind – sind das Resultat einer Kreation von grosser Wiedererkennbarkeit. Manchmal genügen auch nur ein paar Striche und es ist klar, wer der künstlerische Meister dahinter war. Erich Kästners Worte zu Floras Arbeiten könnten nicht treffender sein: «Flora schreibt seine Linien so zart und zärtlich aufs Papier, als habe er Angst, ihm wehzutun. Und wo er nur irgend kann, lässt er das unbeschriebene, unverletzte Weiss aufs Effektvollste mitwirken. Das Äusserste, was er dem Blatt zumutet, sind haarfeine, haargenaue Linien. Seine Feder haucht und flüstert. Sie streichelt, wenn sie strichelt.»
Unweit von Bozen ganz im Norden Italiens befinden sich die Terroirs der Kellerei.
Oben: Kellermeister Gerhard Kofler ist für die Reben von rund 220 Hektaren verantwortlich, die 200 Winzerfamilien jährlich produzieren. Daraus werden die verschiedenen Weinstile der Kellerei vinifiziert.
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DIE MARKENSTORY
Das Team der Kellerei legt grossen Wert auf Nachhaltigkeit – und zwar vom Boden bis zum Menschen.
GIRLAN.IT
Ausstellung in Krems: «100 Jahre Paul Flora. Von bitterbös bis augenzwinkernd».
Solisti Flora Vigneti
Rebalter - Reifung
Ertrag
Weine
Zum 100. Geburtstag von Paul Flora (1922– 2009) widmen das Karikaturmuseum Krems und die Nachlassverwaltung von Paul Flora, dem Zeichner, Karikaturisten und Illustrator, eine umfangreiche Werkschau. In seinen Bildern schuf der gebürtige Tiroler fantasievolle Landschaften mit eigenwilligen Architekturen. Geister und Harlekins, Marionetten, verwurzelte Tiroler und venezianische Pestdoktoren bevölkern seine geheimnisvollen Bildwelten. Zu sehen auch zahlreiche Arbeiten zu der immer wieder zu Papier gebrachten Lagunenstadt Venedig sowie die zahlreichen RabenDarstellungen. Die Ausstellung dauert bis am 29. Januar 2023.
Classici
KARIKATURMUSEUM.AT
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Fünf Weine der Flora-Linie
Chardonnay 2020 Flora
Die Chardonnay-Traube ist immer willkommen – sie verleiht Weinnovizen Sicherheit, Gelegenheitsgeniessern einen bekannten Geschmack und Kennern burgundische Gedanken. Die Chardonnay-Trauben für diesen Wein gedeihen in Girlan auf den Hügeln des Überetsch auf einer Höhe von 450 bis 500 Meter über Meer und sind 15 bis 20 Jahre alt. Die Gärung findet in Fässern aus französischer Eiche zu 12 und 15 hl mit darauffolgendem biologischem Säureabbau statt. Anschliessend folgt ein Ausbau auf der Feinhefe für 12 Monate und eine Lagerung über weitere 6 Monate in der Flasche. Das Resultat ist ein grosszügiger Weisswein, der gemächlich und ruhig durch den Gaumen fliesst und dabei an Honig, Quittenparfait, weisse Schokolade und Brioche denken lässt. Dekantieren ist eine Option. Ein perfekter Partner für helles Fleisch, Fischgerichte oder einen Risotto mit Pilzen.
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DIE MARKENSTORY
Pinot Bianco Riserva 2019 Flora
Weissburgunder ist nicht nur eine der wichtigsten Sorten des Südtirols, für die Kellerei Girlan ist es die Hauptweissweinsorte. Der Hauptanteil der Trauben stammt aus Girlan, wo die Weinberge auf Moränenböden mit extrem hohem Steingehalt bewirtschaftet werden. Die restlichen Trauben stammen aus der kühleren Lage Eppan Berg, die sich durch tonhaltige Lehmböden auf Kalkgestein auszeichnet. Der kräftige, aber doch sehr frische Weissburgunder hat keine 100-prozentige malolaktische Gärung absolviert und reifte während 12 Monaten in grossen Fässern aus französischer Eiche. Das Resultat ist sehr einladend und offenbart im Gaumen Aromen von saftigem Pfirsich, Honig und gelben Blüten. Er hat eine ölige und gemütlich stimmende Konsistenz und sollte aus Burgundergläsern genossen werden. Vin de gastronomie, der zu Geflügelgerichten, weissem Fisch, aber auch einem Kalbsbraten herrlich mundet.
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Flora-Linie
Sauvignon Blanc 2020 Flora
Ein guter Weg, sich in die Weissweine des Südtirols zu verlieben, ist, mit einem Sauvignon Blanc zu beginnen. Diese Traube ist ein herrlicher Botschafter für diese alpine Weinbauregion, zumal sich in ihr die schneebedeckten Bergspitzen zu spiegeln scheinen. Die Trauben für diese Abfüllung reifen auf 500 Meter über Meer in den Anbaugebieten von Girlan, Montiggl und Eppan. Die Gärung findet bei kontrollierter Temperatur im Edelstahltank statt. Der Ausbau erfolgt 8 Monate lang im Edelstahltank und im grossen Holzfass ohne biologischen Säureabbau auf der Feinhefe. Das Resultat ist ein aromatischer, frivoler Sauvignon, der an exotische Früchte, Limettensorbet, rosarote Rosen und Holunderblüten denken lässt. Er erfrischt den Gaumen selbstsicher und macht Lust, ein Fischgericht zuzubereiten.
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DIE MARKENSTORY
Pinot Noir Riserva 2019 Flora
Ein alpiner Pinot Noir ist eine Gaumenwohltat, da er aromatisch wohl etwas zurückhaltend ist, dafür aber fein und präzise zu erfrischen weiss. Besonders, wenn man Lust auf einen nicht zu schweren Rotwein hat, der auch einen angenehmen Trinkfluss in sich hat. Die Trauben für diesen Wein stammen aus den drei PinotNoir-Anbaugebieten Girlan, Mazon und Pinzon. Nach dem Entbeeren wird die Maische mittels Schwerkraft in Stahlfässer gefüllt, wo die Gärung stattfindet. Nach dem biologischen Säureabbau erfolgt eine 12-monatige Reifung im Barrique (70 %) und im kleinen Holzfass von 12 hl (30 %). Das Resultat ist ein rustikaler und frischer Pinot mit Noten von schwarzen Kirschen, alpinen Kräutern, Lorbeere und Walderdbeeren. Er ist delikat und fein mit einer kühlen Mineralität im Abgang. Passt sowohl zu Fischgerichten, Geflügel, einer kalten Platte, wie auch zu vegetarischen Kreationen.
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Flora-Linie
Vernatsch Alte Reben 2020 Gschleier
BEZUGSQUELLE: felsenkeller-sh.ch delea.ch
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Etwas mehr als zehn Prozent der Südtiroler Weinberge sind mit dieser autochthonen Sorte bepflanzt, die hier bereits seit dem 16. Jahrhundert heimisch ist. Gschleier ist sicherlich eine bekannte Weinbauzone der Region und die Vernatsch-Trauben haben hier ein Alter von 80 bis 110 Jahren. Sie wachsen auf kalkhaltigen, lehmigen und kiesigen Böden. Dieser Klassiker reifte während neun Monaten im grossen Holzfass und duftet im Glas herrlich ungezähmt nach wilden Erdbeeren, Sauerkirschen, Johannisbeeren und alpinen Kräutern. Urchig, rustikal und mittelschwer mit einer anregenden Frische im Finale. Perfekt, wenn man auf der Suche nach dem etwas «anderen Rotwein» ist, der im Gaumen ganz eigene Wege geht. Perfekt zu Hausmannskost, einem Stück Fleisch oder einem Eintopf.
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DIE MARKENSTORY
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Die bekannte deutsche Fernsehmoderatorin, Buchautorin und Journalistin Nina Ruge entführt in zwei neuen Büchern ins eigene Weingut Villa Santo Stefano und in ihr gesundes Küchenuniversum.
TISCHKULTUR AUF VILLA SANTO STEFANO — 144
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CHEF’S TABLE
Rezepte ________ Nina Ruge Fotos ________ Massimo Tessandori Bernini
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en Traum vom eigenen Weingut haben sich Wolfgang Reitzle und Nina Ruge vor gut 20 Jahren realisiert. In der Toskana unweit von Lucca befindet sich die Villa Santo Stefano – Schauplatz eines Kapitels im neuen Buch «Tischkultur» von Julia Dettmer.
Die Autorin hat 14 Persönlichkeiten zu Hause besucht und herausgefunden, wie für jede davon der gedeckte Tisch zum Highlight wird und welche Gerichte sie für ihre Gäste zubereiten. Das inspirierende Werk regt nicht nur an, wieder einmal selber zur Tavolata zu Hause einzuladen, sondern gewann auch gleich den grossen «Preis der Tischkultur» des Wettbewerbs «Dineus».
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Eine dieser Gastgeberinnen ist die deutsche Moderatorin Nina Ruge, die nicht nur zum farbenfrohen Sommerlunch auf Villa Santo Stefano einlädt, sondern auch zur Degustation der eigenen Weine. Das Gut vinifiziert jährlich rund 50 000 Flaschen Wein sowie auch Olivenöl, wobei der erste Wein 2006 auf den Markt gekommen ist. Es handelt sich um den «Loto» – einen toskanischen Bordeaux-Blend aus Cabernet Sauvignon, Merlot und Petit Verdot. Der Name des Weins leitet sich von der Lotusblume ab, einer heiligen Pflanze in der buddhistischen und hinduistischen Welt. Die Wahl wurde von den Seerosen inspiriert, die in einem kleinen See auf dem Grundstück wuchsen. Diese Lilien waren anders als alle, die Wolfgang Reitzle und Nina Ruge zuvor gesehen hatten – die Blätter waren viel grösser und einige erreichten sogar eine Höhe von einem halben Meter. «Die Blüten, die sich beim ersten Sonnenlicht öffneten und sich dann wieder schlossen, wenn die Sonne unterging, sahen aus wie riesige Kunstwerke in einer intensiven rosa Farbe mit einem leuchtend gelben Stempel in der Mitte. Daher kommt der Name des Weins», erklärt Ruge.
Nina Ruge und Wolfgang Reitzle in der Toskana auf dem eigenen Weingut Villa Santo Stefano.
Tischkultur Julia Dettmer 176 Seiten CHF 61.– Callwey Verlag CALLWEY.DE
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CHEF’S TABLE
INTERVIEW MIT NINA RUGE WAS IST FÜR SIE DIE GELUNGENE KOMBINATION AUS WEIN UND ESSEN? …wenn das Essen dem Wein nicht den Wind aus den kulinarischen Segeln nimmt! Also: kein Knoblauch, keine rohen Zwiebeln, keine höllische Schärfe – sondern gemüsige Sanftheit, die den Nuancen des Weins den weinroten Teppich ausrollt. WAS GENIESSEN SIE AM WEIN AM LIEBSTEN? Jedem Wein seine Stärken zu lassen, indem ich sie erkenne! Je mehr wir wissen, erfahren und erschmecken, umso bewusster ist die Explosion an Nuancen im Gaumen – oder auch die Desillusionierung.
HABEN SIE EIN «WEINRITUAL»? Ich habe ein sehr journalistisches Weinritual. Ich google das Weingut, die Trauben, den Jahrgang – wenn ich den Tropfen nicht kennen sollte. WAS LIEBEN SIE AN DER TOSKANA?
WIE FÜHLT SICH DAS AN, BEI DER KREATION EINES WEINS INVOLVIERT ZU SEIN? Nach wie vor fühle ich mich als Lehrling – kurz vor der Prüfung. Unsere Weine werden von TopProfis kreiert – einer davon ist mein Mann. Dabei zu sein, ist einzigartig, ein Erlebnis.
«Kennst du das Land, wo die Zitronen blühn?» ... Es ist die Magie einer uralten Kulturlandschaft, übersät mit Zeugnissen einer extrem bewegten, unendlich reichen Geschichte. Wer Antennen hat, ist fasziniert.
Nach wie vor fühle ich mich als Lehrling – kurz vor der Prüfung. Unsere Weine werden von Top-Profis kreiert – einer davon ist mein Mann.
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In der wunderschönen italienischen Kulturlandschaft der Toskana liegt das Weingut Villa Santo Stefano, umgeben von Weinbergen und Olivenbäumen.
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CHEF’S TABLE
WEINSELLER JOURNAL 27 | 2022
Kennst du das Land, wo die Zitronen blühn (Aus Johann Wolfgang von Goethes «Wilhelm Meisters Lehrjahre» 1795/96)
Drei Weine von Villa Santo Stefano
Kennst du das Land, wo die Zitronen blühn, Im dunkeln Laub die Goldorangen glühn, Ein sanfter Wind vom blauen Himmel weht, Die Myrte still und hoch der Lorbeer steht? Kennst du es wohl? Dahin! Dahin möcht’ ich mit dir, O mein Geliebter, ziehn. Kennst du das Haus? Auf Säulen ruht sein Dach, Es glänzt der Saal, es schimmert das Gemach, Und Marmorbilder stehn und sehn mich an: Was hat man dir, du armes Kind, getan? Kennst du es wohl? Dahin! Dahin möcht’ ich mit dir, O mein Beschützer, ziehn. Kennst du den Berg und seinen Wolkensteg? Das Maultier sucht im Nebel seinen Weg, In Höhlen wohnt der Drachen alte Brut; Es stürzt der Fels und über ihn die Flut. Kennst du ihn wohl? Dahin! Dahin geht unser Weg! O Vater, lass uns ziehn!
Gioia 2020 Vermentino
Sereno 2018 Colline Lucchesi DOC
Duftet einladend nach Quitte, Ingwersorbet und etwas Minze. Im Gaumen aromatisch bunt und an eine duftende Frühlingswiese erinnernd. Noten von Limetten und Jasmin tauchen auf. Knackig, frisch und gegen den Durst. Ein Schluck Toskana, der zu Antipasti und grilliertem Fisch sowie Sommersalaten serviert werden kann. Fr. 21.–
Hier dominiert die Sangiovese Traube. Ein Wein, der stoffig und dicht aus dem Glas duftet. Man erkennt Backpflaumen, Cassis, Zedernholz und etwas Schokolade. Im Gaumen dann eine zusätzliche Würzigkeit, die Zimt, Lorbeere und Kaffeenoten enthält. Samtig sind die Tannine, die die Frucht straff umspannen. Ein gemütlich stimmender Toskaner, der zu einem grillierten Stück Fleisch, einem Teller Pasta mit Tomatensugo oder einfach in einer gemütlichen Runde vor dem Cheminée genossen werden will. Fr. 58.– (Magnum)
WEINE ERHÄLTLICH BEI: GLOBALWINE.CH
Loto 2018
Der Topwein des Gutes – ein Blend aus Cabernet Sauvignon, Merlot und etwas Petit Verdot. Duftet geschmeidig und samtig, wobei schnell klar wird, dass man bald einen komplexen, eleganten und orchestralen Wein im Gaumen spüren wird. Noten von kandierten Erdbeeren, dunkler Schokolade und Cassisnektar sind zu erkennen. Die Tannine sind seidig und perfekt mit der reifen Frucht verwoben. Ein barocker Genuss für festliche Momente und kräftige Gerichte. Dekantieren von Vorteil. Fr. 42.–
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BROKKOLI MIT LINSENKONFETTI Von Nina Ruge aus ihrem neuen Buch «Das Verjüngungs-Kochbuch» Fotos ________ © G räfe und Unzer Verlag / Jochen Arndt
Zutaten für 2 Personen • • • • • • • • • • • • • • • • •
50 g Belugalinsen 50 g grüne Linsen 50 g gelbe Linsen 3 Lorbeerblätter 1 Brokkoli 2 Schalotten ½ Karotte 1 Pastinake ½ Stange Lauch (nur das Weisse) 6 EL Olivenöl 50 ml Gemüsebrühe 1 EL Apfelsüss 2 EL heller Balsamico Salz, Pfeffer 2 EL Tamari-Sojasauce 2 EL Schnittlauchröllchen abgeriebene Schale von ½ Bio-Zitrone
Minuten
60
Mittel
Zubereitung Die Linsen getrennt voneinander in einem Sieb gründlich durchspülen und in drei Töpfen oder nacheinander in kochendem Wasser (ohne Salz) mit jeweils 1 Lorbeerblatt kochen. Das dauert bei den Belugalinsen und grünen Linsen 25 bis 30 Min., bei den gelben Linsen 10 bis 15 Min.
Pastinake und Lauch darin ca. 5 Min. anschwitzen.
Den Brokkoli putzen, die Röschen abtrennen und waschen. Je nach Grösse evtl. halbieren oder vierteln. Den Strunk schälen und in Stücke schneiden (etwa die gleiche Grösse wie die Röschen).
Brokkoli in reichlich Salzwasser 1 Min. kochen. Mit einem Schaumlöffel herausheben und kurz in Eiswasser abschrecken.
Schalotten, Karotte und Pastinake schälen und in kleine Würfel schneiden. Den Lauch putzen, waschen und ebenfalls würfeln.
Apfelsüss und Balsamico einrühren und mit Salz und Pfeffer abschmecken.
Das restliche Olivenöl in einer Pfanne erhitzen und den Brokkoli darin noch einmal erhitzen. Mit Sojasauce ablöschen.
In einem Topf 4 EL Olivenöl erhitzen. Schalotten, Karotte,
Linsen und Brokkoli auf Teller oder Schalen verteilen und mit Schnittlauchröllchen und abgeriebener Zitronenschale garnieren.
Apfelsüss
Weinbegleitung
2 kg Äpfel waschen, vierteln und mitsamt Schale und Kerngehäuse entsaften. Den Saft anschliessend durch ein feines Sieb passieren. Alternativ mit fertigem Apfelsaft (1 l) starten.
Zu diesem vegetarischen Gericht eignet sich immer bestens ein spritziger Roséwein oder ein frischer Weisswein. Falls Rot, dann ein eher leichter, den man ruhig auch etwas gekühlt servieren kann.
Den Saft in einen breiten Topf geben und bei mittlerer Flamme ohne Deckel 15 bis 20 Min. auf 100 ml reduzieren. Heiss in ein sauberes Glas oder eine saubere Flasche füllen und auskühlen lassen. Im Kühlschrank hält sich das Apfelsüss gut verschlossen mind. 2 bis 3 Monate. Es wird darin fester, bei Zimmertemperatur aber schnell wieder flüssiger.
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Die gekochten Linsen und die Gemüsebrühe dazugeben und ca. 5 Min. einkochen.
CHEF’S TABLE
WEINSELLER JOURNAL 27 | 2022
KRÄUTER-SALSA MIT GEKEIMTEN VOLLKORNNUDELN Von Nina Ruge aus ihrem neuen Buch «Das Verjüngungs-Kochbuch»
Zutaten für 2 Personen • • • • • • • • • • • • • •
1 Bund Petersilie (ca. 80 g) 1 Bund Basilikum (ca. 80 g) ½ Bund Estragon 80 g Babyspinat ¼ Bund Brunnenkresse 100 ml Olivenöl 1 TL Apfelsüss (siehe Box) 1 TL Senf Salz, Pfeffer 1 rote Zwiebel 1 Knoblauchzehe 1 Gewürzgurke 10 g Kapern 200 g gekeimte Vollkornnudeln
Minuten
30
Mittel
Zubereitung Für die Salsa Petersilie, Basilikum, Estragon, Spinat und Brunnenkresse waschen, in der Salatschleuder trocken schleudern (oder trocken tupfen). Die Blättchen von den Stielen zupfen, dann alles grob schneiden. Im Standmixer oder Universalzerkleinerer mit dem Olivenöl pürieren. Apfelsüss und Senf zu den pürierten Kräutern geben und die Mischung mit Salz und Pfeffer abschmecken.
Die Nudeln nach Packungsanweisung 5–7 Min. in reichlich Salzwasser bissfest kochen. In ein Sieb abgiessen, aber nicht abschrecken. (Das Kochwasser auffangen. Es hält sich im Kühlschrank 3 Tage und kann als Basis für Suppen und noch einmal zum Nudelkochen verwendet werden.) Die Nudeln mit Salsa vermengen. Ggf. etwas vom Pastawasser dazugeben, um alles ein bisschen cremiger zu machen.
Zwiebel und Knoblauch schälen. Die Zwiebel mit der Gewürzgurke in kleine Würfel schneiden. Den Knoblauch mit den Kapern noch feiner hacken. Alles ebenfalls unter die pürierten Kräuter mischen und die Salsa ein letztes Mal abschmecken. In ein sauberes Einmachglas füllen. Weinbegleitung Ein süffiger Roséwein ist immer willkommen, wobei hier auch ein etwas schwererer Weisswein mit cremigem Charakter gut harmoniert. Also ein Weisser, der in der Barrique ausgebaut worden ist und aromatisch eher neutral ist. Wie etwa ein Chardonnay oder ein Chenin Blanc. Ein Vermentino aus der Toskana passt ebenfalls sehr schön zu diesem Gericht.
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Wein massvoll geniessen
DïLE AOC WALLIS #HOLDIRDOLE
WEINPOESIE
Foto George Tatge
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TENUTE SILVIO NARDI RE QUERCIA
No 11 — 153
Montalcino mit seinen sanften Hügeln ist ein einzigartiges Terroir für Sangiovese. Von hier stammen einige der grössten Weine Italiens.
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TENUTENARDI.COM
WEINPOESIE
TENUTE SILVIO NARDI
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DAS WEINGUT: TENUTE SILVIO NARDI Text ________ Ursula Thurner Fotos ________ Bildarchiv Tenute Silvio Nardi
D
ie 11. Aufnahme widmet sich einem wichtigen Familienmitglied der Weinwelt – der Eiche. Eichenbäume wachsen nicht nur oftmals in Weinregionen, aus ihrem Holz werden auch die bekannten Barriques produziert. Den grossen Baum hat George Tatge als Symbol für die toskanische Kellerei Tenute Silvio Nardi abgebildet.
Mein erstes Treffen mit Emilia Nardi fand im Herbst 2000 in Zürich statt anlässlich einer Degustation, die ich für das Konsortium Brunello di Montalcino organisiert hatte. Die Wellenlänge stimmte und kurz darauf begann die Zusammenarbeit mit Tenute Silvio Nardi, genauer gesagt mit Emilia Nardi. Als jüngstes von acht Geschwistern begann Emilia im Alter von gut 20 Jahren in Casale del Bosco auf Tenute Silvio Nardi zu arbeiten und widmete sich über 30 Jahre lang mit ganzem Herzen dem Familienunternehmen. Dabei war sie immer fest überzeugt von der Wichtigkeit der agronomischen Forschung,
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um das Beste ihrer Böden auf die Flasche zu füllen. Damals eine Intuition, heute Realität. Emilias Vater Silvio Nardi war der Gründer des Weinguts und einer der Pioniere des Brunello di Montalcino. Er kam 1950 aus dem Tiberina-Tal nach Casale del Bosco, stellte 1954 seinen ersten Brunello her und war 1967 einer der Gründer des Konsortiums. Heute, Jahrzehnte später, ist Tenute Silvio Nardi die perfekte Synthese zweier Seelen. Zwei gegenüberliegende Seiten der Anbauzone, jede mit ihrer ganz eigenen Persönlichkeit. Casale del Bosco im Nordwesten ist der historische Kern des Betriebs, wilder und rauer, mit grösseren Höhen und steinigen und abwechslungsreichen Böden. Manachiara, mit lehmigeren Böden, liegt im Südosten an den sanften, warmen und sonnigen Hügeln des Val d’Orcia. Auf beiden Arealen wie hingetupft alte Bauernhäuser und alles gelegen im Welterbegebiet der Unesco. Beide sind reich an mediterraner Macchia und Steineichen, die oft auf natürliche Weise Clos bilden. Und vor allem sind beide Orte optimal geeignet für den Anbau des Sangiovese Grosso, der autochthonen Rebsorte Montalcinos, die für den toskanischen Weinbau so wertvoll ist. Das Unternehmen praktiziert Präzisionslandwirtschaft, zu deren Meilensteinen die beeindruckende Arbeit der Zonierung und die in den 90er-Jahren beginnende Neubepflanzung der gesamten Weinberge des Anwesens, die
akribische Klonselektion und die Einführung der Überprüfung der Phenolreife im Weinberg zählen. Ein innovatives und weitreichendes agronomisches Projekt, von dem Emilia Nardi sogar vor der Versammlung der Vereinten Nationen berichtet hat. Tenute Silvio Nardi steht fest zu ihren Grundsätzen der Nachhaltigkeit, ist Umwelt und Sozialem verpflichtet und zeichnet sich durch ihren tiefen Respekt sowohl für die Weinberge und die sie umgebende, reiche Natur als auch für die Menschen aus, die sich täglich um diese kümmern. Ein Team von Mitarbeitern, die Professionalität, Mut und Kreativität unter Beweis stellen. Casale del Bosco ist ein Ort, an dem man zur Ruhe kommt und sich wieder mit sich und der Welt im Einklang fühlt. Von der Steinbank neben dem Eingang zum Keller und den Büros geniesst man einen traumhaften und unvergleichlichen Blick auf die Landschaft von Montalcino und fühlt sich in eine langsamere Zeit katapultiert, in ein ländliches Montalcino.
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Emilia Nardi führt das von ihrem Vater gegründete Weingut erfolgreich weiter.
Ursula Thurner lebt in Florenz und kennt sich in der italienischen Weinlandschaft bestens aus.
WEINPOESIE
Warum genau dieses Foto: Tenute Silvio Nardi ist Solointerpret des wildesten Teils von Montalcino, des Nordwestens. In Casale del Bosco sind die Weinberge, die nach sorgfältiger Auswahl von Hängen und Böden angelegt wurden, von Steineichenwäldern umgeben. Ich kann mir gut vorstellen, wie George Tatge plötzlich innehielt und verzaubert war von diesem Ausschnitt, sanft gewellt und steil zugleich. Diese beiden Rebreihen begrenzen einen idealen Weg, der in das Herz des Territoriums hinabführt und in die zauberhafte Schönheit der toskanischen Hügel eingebettet ist. Der eigentliche Protagonist des Fotos ist jedoch der grosse Baum, der dort steht, als ob er das Gleichgewicht der Landschaft bewache. Der Titel «Re Quercia» spiegelt das voll wider. Hier verneigen sich alle vor Mutter Natur, und damit auch vor dem edlen Sangiovese Grosso, aus dem der Brunello erzeugt wird. Nicht umsonst ist die Steineiche auch das Symbol der Appellation.
George Tatge Der in Istanbul geborene Fotograf George Tatge (geb. 1951) studierte englische Literatur am Beloit College in Wisconsin und fotografierte in seiner Freizeit. Tatge zog 1973 nach Italien und begann, als freiberuflicher Fotograf und Schriftsteller zu arbeiten. Von 1986 bis 2003 war er als Director of Photography im Alinari-Archiv tätig. 2010 wurde Tatge mit dem Fotografiepreis Premio Friuli Venezia Giulia Fotografia ausgezeichnet. Seine fotografischen Arbeiten sind in bedeutenden öffentlichen Sammlungen vertreten, darunter im Metropolitan Museum of Art, New York, Maison Européenne de la Photographie, Paris, und Centre Canadien d’Architecture, Montreal. GEORGETATGE.COM
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DER WEIN: BRUNELLO DI MONTALCINO DOCG 2015 MANACHIARA Bezugsquelle: www.martel.ch
Im Keller der Tenute Nardi reifen die Sangiovese-Weine mehrere Jahre, bevor sie in die Flaschen abgefüllt werden.
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WEINPOESIE
«Ich möchte, dass meine Weine die Essenz jedes unserer Weinberge und dieses einzigartigen Gebiets der Toskana, das Montalcino ist, zum Ausdruck bringen», betont Emilia Nardi immer. Die Besonderheiten der beiden Güter, Casale del Bosco und Manachiara, treten in den beiden Ausprägungen des Brunello di Montalcino deutlich hervor. Die beiden Crus – Poggio Doria und Manachiara – unterstreichen ihre Zugehörigkeit auf klare und faszinierende Weise: Ersterer zeigt elegante Komplexität und Vertikalität, samtige Tannine, einen saftigen Abgang und eine attraktive balsamische und TrockenfruchtNote, während der Manachiara sich strukturiert und charaktervoll präsentiert und mit verführerischer Frucht und weicher Textur. Er duftet nach Backpflaumen, dunkler Schokolade und Zedernholz und offenbart diese komplexe Aromatik auch im Gaumen, wo zudem die feinen, straffen Tannine erkennbar sind. Sie sind derart verwoben und delikat, dass schnell klar wird, dass man diesen Klassiker entweder 3 Stunden vor Genuss dekantiert – oder ihn noch etwas ruhen lässt (8 bis 10 Jahre). Der Brunello Tenute Silvio Nardi hingegen ist eine Cuvée aus 50 Vinifikationen von Trauben beider Güter. Es gelingt ihm, eine Balance zwischen Festigkeit der Struktur einerseits, Frucht und Aroma andererseits zu finden. Seiner Assemblage gelingt es, die verschiedenen Noten der Terroirs einzufangen, und seine Weichheit verdankt er einer Verfeinerung in Tonneaux und grossen Holzfässern. In der letzten Phase, bei der Definition der Assemblage, arbeitet der bekannte Bordeaux-Berater Eric Boissenot mit dem internen Technikteam zusammen. Alle drei Brunello-Versionen von Tenute Silvio Nardi sind perfekte Botschafter ihres Herkunftsterroirs und zelebrieren den Charakter der Langlebigkeit.
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In der nächsten Ausgabe reisen wir zu Castello di Querceto im Gebiet des Chianti Classico.
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DÔLE – DER SCHWEIZER WEINKLASSIKER
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LA GRAPPE
Die Schweiz besteht aus 26 Kantonen, in denen praktisch überall Reben anzutreffen sind – einmal etwas mehr und einmal etwas weniger. Insgesamt werden knapp 15 000 Hektaren Reben kultiviert, was etwa der Hälfte der Champagne und 0,2 Prozent der globalen Rebfläche entspricht. Der Dôle ist der historische Signaturwein des Wallis, der sich gerade in einer Auffrischungsphase befindet. Illustrationen ________ Pierre Corboz
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as Wallis ist nicht nur die grösste Weinbauregion der Schweiz, von hier stammen auch zahlreiche historisch wichtige Abfüllungen ab. Eine davon ist der Dôle – eine Rotweincuvée, die man weit über die Landesgrenze hinaus kennt und deren Rezept gerade aufgefrischt worden ist.
Neben dem Fendant ist der Dôle der bekannteste Walliser Wein – manchmal sogar der bekannteste Schweizer Wein. Vor allem, wenn man sich im Ausland nach unserem heimischen Weinschaffen erkundigt, fällt schnell einmal der Begriff Dôle. Das hat sicher auch damit zu tun, dass er in allen Walliser Bergrestaurants ausgeschenkt wird, wenn Gäste aus dem Ausland bei uns ihre Ski- oder Sommerferien verbringen. Und wie wir alle selber schon erlebt haben, bleiben uns positiv erlebte Momente, wie sie in den Ferien oft auftreten, immer sehr gut in Erinnerung – ebenso wie der dazu genossene Wein. Doch was ist ein Dôle genau? Im Gegensatz zum Fendant, der ein Weisswein aus der Sorte Chasselas ist, handelt es sich beim Dôle um einen Rotwein aus verschiedenen Sorten. Die Gesetzgebung gibt vor, dass Dôle
aus den zwei Hauptsorten des Wallis – Pinot Noir und Gamay – vinifiziert werden muss. Bis zur Ernte 2020 mussten sie zusammen mindestens 85 % der Assemblage ausmachen, wobei der Pinot den Hautanteil bilden musste. Mit der Ernte 2021 hat sich das etwas geändert, zumal der Anteil von Pinot und Gamay jetzt insgesamt mindestens 51 % ausmachen muss. Natürlich kann ein Dôle nur aus diesen zwei Sorten bestehen, die Winzer können aber die restlichen 49 % mit anderen roten Sorten ergänzen, so etwa Gamaret, Garanoir, Carminoir, Ancellotta, Diolinoir, Merlot oder Syrah. Interessant daran ist, dass jede dieser Sorten andere Charakteristiken hat. Eine ist dunkler in der Farbe, die andere würzig und wieder eine andere hat mehr Gerbstoffe, die dem Wein Struktur verleihen. Das hat zur Folge, dass es nicht einfach ist, eine klare geschmackliche
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Definition des Dôle festzuhalten, da die Weine von der Art her in alle Richtungen gehen und mehr die Vorlieben des Winzers oder der Winzerin offenbaren. Sie können die Assemblage bestimmen und mit jeder Ernte auch die Rezeptur etwas ändern oder anpassen. Man kann sich das wie beim Kochen vorstellen: Entweder verwendet man für ein Gericht
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nur Salz und Pfeffer, oder man ergänzt es mit frischen Kräutern, anderen Gewürzen oder gar Marinaden. Es ist schwierig, ein Resultat mit dem anderen zu vergleichen, zumal alle Gerichte ihre aromatischen Vorzüge haben. Generell kann gesagt werden, dass ein Dôle nie ein wirklich schwerer Wein ist, zumal Pinot Noir und Gamay immer eher leichtere Weine ergeben. Und ein leichter Rotwein ist wiederum ein perfekter Partner für
Käsegerichte wie Fondue, Raclette oder Käseschnitte, wie aber auch Fisch. Zum Beispiel eine Forelle blau, Filets de perche oder gar ein Loup de mer. Einen Dôle trinkt man am besten in seiner Jugend, also in den ersten drei Jahren nach der Produktion. Lagern macht ihn nicht zwingend besser, da er meist schon trinkreif auf den Markt kommt. Dôle Blanche wird übrigens aus denselben Sorten vinifiziert, aber als Weisswein ausgebaut. Das heisst, dass der Saft der Reben nur ganz kurz in Kontakt mit den roten Traubenschalen bleibt und daher kaum eine rote Farbe annimmt.
LA GRAPPE
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Weintipps Dôle des Monts 2020 Maison Gilliard
Dôle 2021 Domaine des Muses
Das Walliser Weinhaus Maison Gilliard wurde 1885 von Edmond Gilliard gegründet. Die Weinberge erstrecken sich am rechten Rhoneufer über malerische Hügel in einer Höhe von 550 bis 680 Meter über Meer. Zu den bekanntesten Abfüllungen des Gutes gehören der Dôle des Monts und der Fendant Les Murettes. Ursprünglich hiess der Wein «Clos du Mont» – eine Bezeichnung, die 1954 geändert werden musste, da die Trauben aufgrund der Erhöhung der Produktion nicht mehr ausschliesslich aus dem Weingebiet «Clos du Mont» gewonnen werden konnten. Der Wein zeigt im Auftakt Noten von Backpflaumen, Cassis und frisch gemahlenem Pfeffer. Im Gaumen mittelschwer mit erneut würzig-dominanter Komponente. Auf der fruchtigen Seite muss man an schwarze Kirschen und Brombeeren denken. Ein süffiger und klassischer Walliser, der einerseits zu traditioneller Schweizer Küche passt und andererseits zu einem Steak Tatar oder einem Risotto.
Robert Taramarcaz hat den Familienbetrieb vor ein paar Jahren übernommen und Ernte für Ernte elegantere und finessenreichere Weine vinifiziert. Ihm gelingt der Spagat zwischen Tradition und Zeitgeist: Taramarcaz macht Weine, die die Vergangenheit nicht auslöschen wollen, sondern aus ihr gelernt haben und jetzt die Sprache ihrer Zeit sprechen. Der Dôle ist eine geglückte Assemblage, ein nicht zu schwerer Rotwein, der jedoch eine schöne Farbe, samtige Tanninstruktur und eine fröhliche Aromatik offenbart. Das gute Glas Wein zu einem leichten Gericht oder zur Lektüre der Tagespresse.
Fr. 24.50
Dôle 2020 Collection Chandra Kurt Provins Zusammen mit dem Önologen Damien Caruzzo haben wir einen Dôle der «alten Schule» kreiert – also einen eher süffigen, nicht zu schweren Wein, den man sehr gut gegen den Durst trinken kann. Er ist trocken, mineralisch und offenbart Noten von Walderdbeeren, Pflaumen, Lorbeeren und etwas Gewürznelken. Seine Tannine sind ganz fein und straff und seine Harmonie eine wahre Gaumenfreude. Ein frischer Rotwein, der zu Käse, Fleisch, Geflügel und natürlich Trockenfleisch passt.
Fr. 22.50 PROVINS.CH
DOMAINEDESMUSES.CH
Fr. 17.90 GILLIARD.CH / ODER BEI COOP
Pierre Corboz 1973 geboren, aufgewachsen in Südafrika, Türkei, Irak, Indonesien und in der Schweiz, startete Pierre Corboz mit dem Zeichnen in den 80ern, während er die Welt von Wrightson, Wood, Vance, Jim Lee, Otomo, Hermann oder Olivier Vatine entdeckte. Seitdem hat er mit dem Zeichnen nie mehr aufgehört, wobei er sich das meiste selber beigebracht hat. Am liebsten arbeitet Corboz mit Federkiel, Ecoline oder Wasserfarben und zeichnet hauptsächlich im Comic-Stil. Er lebt mit seiner Frau und zwei Kindern in Baden und ist auf Instagram unter «the_doodling_crow» zu finden.
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MONDIAL DES PINOTS 26 — 28 .08 . 202 2
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ALTITUDE
TEMPÉRATURE
2200M
4.5°C
HUMIDITÉ
PRESSION
104%
750HPA
T I TA N S . C H
46°04'50.5"N 7°24'08.9"E
L’ A U D A C E D E S P I O N N I E R S
Fernando Augusto Pacheco ist Produzent und Senior Correspondent bei Monocle 24. Eine seiner bekanntesten Shows ist «The Stack». Darin berichtet er über die globale Medienwelt.
FERNANDO AUGUSTO PACHECO LONDON MONOCLE.COM/RADIO
Essen Fotos ________ ZVG
Kellerei
Trinken — 168
WEIN-TRAVEL
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ESSEN A Casa do Porco São Paulo
Das A Casa do Porco in São Paulo gehört zu den besten 50 Restaurants Lateinamerikas.
«A Casa do Porco» wird normalerweise als eines der besten Restaurants in meiner Heimatstadt São Paulo, der Foodie-Hauptstadt Südamerikas, betrachtet. Der Küchenchef Jefferson Rueda hat einen Tempel für Schweinefleisch geschaffen, das hier auf eine Art und Weise gegessen werden kann, die man sich im Traum nicht vorstellen kann. Das Lokal befindet sich in einem coolen, revitalisierten Teil der Innenstadt und man steht normalerweise in einer langen Schlange, bis ein Platz frei wird. Aber keine Sorge, draussen werden Getränke serviert und Sie können auch auf den Bänken sitzen – also der perfekte Spot für einen faulen Samstagnachmittag. Das Degustationsmenü ist sehr zu empfehlen. ACASADOPORCO.COM.BR
Snob Lissabon
Eine Freundin aus Lissabon hat mich dorthin mitgenommen, da sie genau wusste, wie ich meine Restaurants mag: dunkel, mit stimmungsvoller Beleuchtung, einfach und mit unglaublichen Gerichten. Ihr Bacalhau à Brás (zerpflückter Kabeljau, Zwiebeln, Bratkartoffeln, Rührei) ist ein Traum. Als ich dort war, rauchten die Gäste und es fühlte sich an wie aus einer anderen Zeit. Ich kann nur sagen: ein alter Favorit in der Stadt. SNOB-BAR.NEGOCIO.SITE
Perfekt zubereitete Spezialitäten der portugiesischen Küche und eine Sammlung von köstlichen Weinen gibt es in der Snob Bar in Lissabon. Rauchen erlaubt!
Gajos d’Ouro Rio de Janeiro
Rio ist einer der besten Orte in Brasilien für portugiesisches Essen. Und das diskrete Lokal Gajos d’Ouro enttäuscht nicht. Es befindet sich in einem Hochhaus in Ipanema und bietet eine grosse Auswahl an portugiesischen Weinen. Seine Kabeljaugerichte zählen zu den besten, die ich in meinem ganzen Leben probiert habe. GAJOSDOURO.COM.BR
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45 Jermyn Street London
Caviar Kaspia Paris
Sicher ein Favorit in London. Eine Auswahl an Klassikern auf der Speisekarte, bequeme Ledersitze und exzellenter Service machen das Restaurant in St. James’s zu einem Genuss. Es ist meine Anlaufstelle für jede Art von Feier. Ich werde nie vergessen, wie wir dort im März 2020 den Geburtstag meines Partners gefeiert haben – einen Tag, bevor alle Restaurants in London wegen Covid schliessen mussten. Es lag eine gewisse Traurigkeit in der Luft, aber der Kellner brachte uns ein kostenloses Glas Champagner und wir schworen uns, wiederzukommen, sobald die Restaurants wieder öffneten – und das taten wir dann auch. Das Cornflakes-Eis ist pures Kindervergnügen.
Ein weiterer zeitloser Klassiker. Die Pariser Institution befindet sich seit 1953 an der Place de la Madeleine 17. Obwohl ich bei jedem Besuch in Paris gerne etwas Neues entdecke, kann ich nicht widerstehen, dorthin zu gehen, um die berühmte Ofenkartoffel mit Beluga-Kaviar zu geniessen. Vor Kurzem wurde eine Filiale des Restaurants in meiner Heimatstadt São Paulo eröffnet. Die Adresse ist auch sehr bei der Modewelt beliebt – ein Resultat davon ist die Zusammenarbeit mit Off-White. CAVIARKASPIA.COM/EN/
45JERMYNST.COM
The place to be in London: 45 Jermyn Street. Links: Unübertroffenes Caviar Kaspia in Paris.
TRINKEN Gerry’s Wines & Spirits London
Die Kronenhalle Bar Zürich
Casa Santa Luzia São Paulo
Apropos vor meiner Haustür: Ich lebe im Londoner Stadtteil Soho. Obwohl ich einfachen Zugang zu einer grossen Auswahl an Bars habe, gehe ich meistens zum «Lebensretter» Gerry’s in der Old Compton Street. Dieser Weinladen hat eine unglaubliche Auswahl an Wein und Champagner, überhaupt scheinen sie immer genau die Weine zu haben, die ich gerade brauche – von zugänglichen Bordeaux bis zu einem guten Vino Nobile di Montepulciano. Gute Preise, freundlicher Service und die Tatsache, dass der Laden nur fünf Gehminuten von meiner Wohnung entfernt ist, machen Gerry’s zu einem Favoriten für mich.
Immer ein Favorit, wenn ich beruflich nach Zürich fahre. Diskret und ein Ort, an dem Sie sicherlich einen Abend verbringen können, während Sie einen Whiskey Sour nach dem anderen geniessen. Das grüne marokkanische Leder der Sitze und des Parkettbodens machen den Ort umso charmanter. Ein Muss, wenn Sie in der Stadt sind.
Wenn Sie in São Paulo sind, ist das Lebensmittelzentrum Casa Santa Luzia ein Muss. Seit 1926 verkauft es unglaubliches Essen und hat eine der besten Weinselektionen der Stadt – von guten Chiantis bis hin zu Bio-Weinen. Das gut assortierte Kaufhaus verkauft mehr als 30 000 verschiedene Produkte und bietet mehr als 2500 verschiedene Weine an. Ich wünschte, ich hätte eine Casa Santa Luzia vor meiner Haustür.
GERRYS.UK.COM
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KRONENHALLE.COM/BAR-DE
SANTALUZIA.COM.BR
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WEIN-TRAVEL
KELLEREI Weingut Salcheto Toskana
Ich liebe Vino Nobile di Montepulciano. Dieser Wein hat eine spezielle Aura, die von Perfektion und spröder Aromatik gezeichnet ist. Und mein Favorit ist vom Weingut Salcheto, das ich vor ein paar Jahren besuchen durfte. SALCHETO.IT
Das Salcheto in Montepulciano ist ein nachhaltig betriebenes Weingut mit grosser Vinothek samt Restaurant und einem einladenden Gästehaus inmitten schönster Landschaft.
GENERELLER TIPP Shreeji News London
Tsutaya Books Daikanyama Tokyo
Sandeep vom wunderschönen Kiosk in der Londoner Chiltern Street ist ein Freund, und zum Glück ist sein Geschäft nur zwei Minuten vom Midori House (Monocles Hauptquartier) entfernt. Vollgepackt mit allen Zeitschriften, die Sie brauchen, ist Shreeji News auch ein Ort, wo man gemütlich einen Kaffee trinken oder draussen auf der Bank die Sonne geniessen kann.
Ein absoluter Traum – das ist alles, was ich sagen kann. Sicherlich mein absoluter Lieblingsbuchladen auf der Welt, mit einer unglaublichen Auswahl an Vintage-Magazinen und allerlei Material, das Sie brauchen können – von einem Illustrationsbuch von Hiroshi Nagai bis zu einer alten Ausgabe von Popeye, hier finden Sie alles. Ich kann buchstäblich den ganzen Tag an dieser Adresse verbringen und natürlich hilft es, dass sie eine hervorragende Bar mitten im Geschäft betreiben.
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Jeder Schluck Biowein ein «Ja!» zur Natur. Biologischer Anbau, das ist schonender Umgang mit Wasser und Boden. Sogar die Trauben werden mit Schonbezügen ausgestattet.
Die önologische Schmunzelgeschichte No 10
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KABARETT SAUVIGNON
BIOWEIN WAS SONST? Text ________ Thomas C. Breuer
Vor nicht allzu langer Zeit wurde ein Teil des südlichen Burgbergs im sächsischen Meissen von der Landesstiftung Natur und Umwelt als Anbaufläche reaktiviert. Warum? Ganz einfach: Der Weinberg in seiner Eigenschaft als Natur- und Kulturerbe fungiert klag- und selbstlos als Lebensraum für mannigfaltige Geschöpfe und vielerlei Gepflanz. Bekanntlich ist in Steillagen die Bewirtschaftung nur möglich, wenn die Weinberge terrassiert und durch Trockenmauern gesichert werden. Darin herrscht ein optimales Mikroklima für Flora und Fauna: Während sich die Steine im Aussenbereich morgens rasch erwärmen, bleibt es im Inneren angenehm kühl. Weil Weinberge zudem die Südlage bevorzugen, bieten sie wärmeliebenden Tieren, Rentnern und Pflanzen Zuflucht. Biotope sind top, ihr Artenreichtum ist phänomenal. So blüht im Wingert der Weisse Mauerpfeffer, der den Larven des Apollofalters als Futterpflanze dient, Schmetterlingen allgemein,
mit ihren überbordend poetischen Namen: SauerampferfeuchthaldenGoldfalter oder Brauner Trockenrasen-Dickkopf. Hier fliegt der TrockenhaubenTagtraumfalter, dort das Landkärtchen. Im vollendeten Butterfly-Stil umschwirren sie Wilde Tulpen, Weinbergpfirsiche, Traubenhyazinthen, den Nickenden Milchstern, den Weinberg-Lauch sowie Wildkräuter wie Majoran, Dummerjan und Schlendrian. Etwas behäbiger brummt die Natternkopf-Mauerbiene heran, gefolgt von der Pillenwespe. Mäusebussarde finden reichlich Nahrung, und auf den Mauern kringeln sich Schlingnattern, über die Steine wieseln Mauereidechsen, Spiegeleidechsen und Scheusalamander. Die Trockenmauer bietet eine letzte Heimstätte für die Zauneidechse, denn machen wir uns nichts vor: Hier tummelt sich die Creme de la Creme der Roten Liste, u. a. auch die Gottesanbeterin, die Rotflügelige Ödlandschrecke oder der ZweiundzwanzigpunktMarienkäfer. Schon deshalb ist jeder Schluck Biowein ein «Ja!» zur Natur. Biologischer Anbau, das ist schonender Umgang mit Wasser und Boden. Sogar die Trauben werden mit Schonbezügen ausgestattet. Biologisch bedeutet auch: keine Schädlingsbekämpfungsmittel
aus dem Ausland gegen Pilzerkrankungen, Finger weg vor allem von Budapestiziden. Überhaupt von allem, was derzeit aus Ungarn kommt. Spitzenweingüter statt Spritzenweingüter. Keine Gentechnik. Gen hat mit genial nichts am Hut. Biowein ist porentief rein, das ist Purismus pur. Oder vielleicht doch Puritanismus? Blühende grüne Untersaaten und blühender Unsinn bei den Weinbeschreibungen, da unterscheiden sich Biowinzer nicht von den traditionell wirtschaftenden Kollegen: «Diesen Tropfen zeichnet eine leicht süssliche Note aus, die an ein Leberwurst-Brioche erinnert.» Hey, die Leberwurst – das Schwein hat der Winzer persönlich gekannt. Rosalie. Am Schluss haben sie sich geduzt. Das hat ihn total berührt. Bioreben – Förderung der Artenvielfalt, Bekämpfung der Winzereinfalt. Sogar WeinFunktionäre sind bekannt für ihren Einfaltsreichtum. Biowein unterliegt strengen Kontrollen, Alkoholkontrollen z. B. – die Trauben werden dann schon mal rechts rausgewunken. Hey, die Traube ist auch bloss ein Mensch. Natürlich kommen nur natürliche Traubenabwehrsysteme
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zum Einsatz. Das Prinzip: Nützlinge bekämpfen Nichtsnutzlinge, Raubmilben vertilgen Spinnmilben. Ökowinzer setzen auf den Kreislauf der Natur, d. h. legale Beschäftigung von Schmetterlingen,Vögeln und Käfern auf Niedriglohn-Niveau. Die Ökos können nämlich zwischen den Rebzeilen lesen. Gut, Biowein hat seinen Preis. Billigwein im Vergleich? Die Kosten für Glas, Korken oder Schraubverschluss, Etiketten, Verpackung, Transport und Steuern – die summieren sich derart, dass man bei einer Flasche für CHF 2,99 den Wein praktisch gratis dazu kriegt. Okay, hat auch etwas für sich. Jedenfalls setzen sich bei Biowinzers alle abends immer um den runden Tisch, in dem Fall natürlich ein Authentisch, in der Mitte ein paar Flaschen «Füdlisthaler Wurzelstrunk» aus dem Thurgau – und alle saufen regional und verzehren dazu selbstgegessenes Brot. Worüber wir noch gar nicht gesprochen haben: Winzerinnen und Winzerer leben ein gefährliches Leben im Weinberg und haben täglich mit Angriffen von Tieren, mit Giftanschlägen und neuen EU-Verordnungen zu kämpfen. Besonders gefährlich ist das Wildschwein, das sich im Weingarten immer häufiger als Wildsau aufführt. Sus scrofa attackiert Menschen gleich welchen Geschlechts oder Glaubens, der ökumenische Fussabdruck ist verheerend. Wenn das Weibchen, die Bache, angreift, weil sie ihre Frischlinge bedroht sieht, kann alles rasch bachab gehen. Keiler hingegen versuchen, unsereins umzuschmeissen, um uns dann mit den scharfen Eckzähnen im Gebrech (oder Gewaff) säuberlich aufzutrennen. Das kann unangenehm werden. Ihren schlechten Ruf haben sie hauptsächlich der Tatsache zu verdanken, dass sie in Sachen Ordnungssinn echte low performer
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sind und sich zunehmend verhaltensauffällig benehmen, wobei sie sich als echte Allrounder erweisen: Den Weinberg graben sie ebenso beherzt um wie das Maisfeld, hinzu kommen regelmässige Verstösse gegen das Grunzgesetz. Nicht zu unterschätzen sind freilaufende Lamas, die im Oberwallis und in Graubünden eigentlich als Erntehelfer in unwegsamem Gelände vorgesehen waren. Einige Exemplare konnten ihren Gehegen entkommen und haben sich in Gottes freier Natur vermehrt vermehrt. Mit der Wildcard kommen sie praktisch überall rein, spucken Trauben an, urinieren auf Rebstöcke und beeinflussen dergestalt die Qualität. Zeit, dem Spuck ein Ende zu bereiten. Im Aargau ist schonender Umgang mit Wasser und Boden die Regel. Die Trauben sind einfach glücklich, wenn sie den Rebstock verlassen. Der Kanton setzt ausserdem auf Rückverfolgbarkeit der Trauben, d.h. sie werden gechipt. Selbst im Norden Deutschlands, im Weinbaugebiet Ostholstein, Heimat des Vorzeigegrünen Robert Habeck, ist der biologische Anbau gang und gäbe. Im Klartext auch hier die schonende Handhabung, selbst wenn das Wasser dank seiner Häufigkeit nicht zimperlich mit dem Boden umgeht. Spitzenweingüter statt Spritzenweingüter. Natürliche
Dünger sind Kompost, Hefe, Trester. Als Winterbegrünung nimmt man eine Gras-KleeMischung.Vorteil: Diese zieht massenhaft Wühlmäuse an, eine willkommene Ergänzung für den Speisezettel, eine Delikatesse mit Grünkohl. Das Gute: Der Bio-Alkohol im Körper ist immer biologisch abbaubar, also keine Weinkrämpfe am nächsten Morgen. Jetzt aber «nicht lang schnacken, Kopf in’n Nacken!» Dem ist nichts hinzuzufügen.
Thomas C. Breuer Der deutsche Schriftsteller und Kabarettist Thomas C. Breuer tritt seit 1977 auf Bühnen in Deutschland, Nordamerika und der Schweiz auf und arbeitet auch für verschiedene TVProgramme, sowie WDR, SWR und SRF. Er hat über 30 Bücher publiziert, darunter «Kabarett Sauvignon» (Lindemanns Bibliothek) und wurde 2014 mit dem Salzburger Stier ausgezeichnet. Seine Wortspiele sind einzigartig und äusserst humorvoll und die Schweiz kommt darin nicht selten vor. TC-WORLD.COM
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Domaine Paul Blanck Elsässer Tradition von Fürstentum bis Schlossberg VORSCHAU AUSGABE N° 28 | 2022
WEINSELLER JOURNAL Impressum Redaktion Chandra Kurt AG Stauffacherstrasse 26 8004 Zürich, Schweiz Tel. +41 44 241 80 90 Fax +41 44 241 80 91 office@chandrakurt.com Assistenz der Chefredaktion Sabina Hürzeler sabina.huerzeler@gmx.net Verlag Weber Verlag AG Annette Weber-Hadorn Gwattstrasse 144 3645 Thun/Gwatt, Schweiz Tel. +41 33 336 55 55 Fax +41 33 336 55 56 Datenanlieferung Weber Verlag AG Alain Diezig Gwattstrasse 144 3645 Thun/Gwatt, Schweiz Tel. +41 33 553 10 42 a.diezig@weberverlag.ch
Fragen und Kommentare zum «Weinseller Journal» können per E-Mail direkt an die Autorin gerichtet werden: chandra@chandrakurt.com Das Weinseller Journal ist eine unabhängige Zeitschrift. Alle Angaben zu dieser Zeitschrift wurden von der Autorin nach bestem Wissen und Gewissen
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CHEFREDAKTION CHANDRA KURT chandra@chandrakurt.com
KONZEPT & IDEE CHANDRA KURT AG ZÜRICH
Art Direction Leonardo Maraner Massimo Dalle Vedove Headline www.head-line.it
Autoren Thomas C. Breuer, Paula Bosch, Victoria James, Chandra Kurt, Peter Lüps, Ilona Thétaz, Ursula Thurner, Martin Walker
Grafik Jacopo Bridda, Headline Cornelia Kälin, Weber Verlag AG Fotograf Reportage Jacopo Salvi www.fpro.it Bildbearbeitung Adrian Aellig Weber Verlag AG Textchef Alain Diezig, Weber Verlag AG Korrektorat Heinz Zürcher, Steffisburg
Erscheinungsweise 4 × jährlich Abopreise 1 Jahr mit 4 Ausgaben CHF 48.– Einzelnummer CHF 14.– ISSN-Nummer: 2297-5721 Kontakt Aboservice Anja Rüdin Weber Verlag AG Tel. +41 33 654 19 59 a.ruedin@weberverlag.ch Kontakt Anzeigen office@chandrakurt.com www.weinseller.ch Nächste Ausgabe September 2022
erstellt und von ihr und dem Verlag mit Sorgfalt geprüft. Nicht gewährleistet werden kann, dass jeder Wein in jeder Verkaufsstelle des jeweiligen Anbieters vorrätig ist.
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© 2022 Weber Verlag AG, Thun/Gwatt Chandra Kurt AG, Zürich
DAS EXCELLENCE GOURMETFESTIVAL
MEISTERKÖCHE AN BORD
Route 1 Basel–Strassburg Tag 1 Basel. Busanreise ab Ihrem gewählten Einsteigeort zum Basler Rheinhafen. Um 15 Uhr nimmt Ihr Flussschiff Kurs auf Strassburg. Sie werden bei einem Welcome-Apéro mit süssen und salzigen Köstlichkeiten verwöhnt. Höhepunkt Ihrer Reise – das grosse Gala-Menü vom Gast-Koch im Excellence Restaurant. Wählen Sie eine harmonisch abgestimmte Weinbegleitung oder Weine aus der eigens für den Abend zusammengestellten Weinkarte. Von den Conférenciers, Spitzenköchen und Sommeliers erfahren Sie Interessantes zu den einzelnen Gängen. Lassen Sie den Abend an der Bar oder bei Live-Musik in der Lounge ausklingen.
2-tägige Fine Dining-Trips auf dem Rhein vom 14.10. – 26.11.22
Martin Dalsass
Heiko Nieder
Dominik Hartmann
1 Michelin-Stern 18 Punkte Gault Millau Talvo by Dalsass, St. Moritz-Champfèr
2 Michelin-Sterne 19 Punkte Gault Millau The Restaurant, The Dolder Grand, Zürich
2 Michelin-Sterne 16 Punkte Gault Millau Restaurant Magdalena, Rickenbach SZ
Route 1
Route 2
Route 1 Route 2
14.10.–15.10.2022 15.10.–16.10.2022
Buchungscode: eobas10_ku / eostr10_ku
16.10.–17.10.2022
Buchungscode:
eobas24_ku
Tag 2 Strassburg. An Bord erwartet Sie das feine Frühstück à la Excellence. Danach haben Sie Zeit, Strassburg zu erkunden. Am Nachmittag erfolgt die Rückreise in die Schweiz.
31.10.–01.11.2022
Buchungscode:
eostr16_ku
Route 2 Strassburg–Basel Reise in umgekehrter Richtung.
Unsere Leistungen
Dominique Gauthier
Peter Knogl
Christian Kuchler
1 Michelin-Stern 18 Punkte Gault Millau Le Chat-Botté, Hôtel Beau-Rivage, Genf
3 Michelin-Sterne 19 Punkte Gault Millau Cheval Blanc by Peter Knogl, Grand Hotel Les Trois Rois, Basel
2 Michelin-Sterne 18 Punkte Gault Millau Taverne zum Schäfli, Wigoltingen
Route 2
Route 1 Route 2
Route 1 Route 2
Buchungscode: eobas13_ku / eostr18_ku
• Getränke, persönliche Auslagen, Trinkgelder
06.11.–07.11.2022 07.11.–08.11.2022
Buchungscode: epbas10_ku / epstr11_ku
© Jennifer Endom
eostr11_ku
Nicht eingeschlossen
Laurent Eperon
Tobias Funke
Mitja Birlo
2 Michelin-Sterne 18 Punkte Gault Millau Restaurant Pavillon, Baur au Lac, Zürich
2 Michelin-Sterne 17 Punkte Gault Millau Gasthaus zur Fernsicht, Heiden
2 Michelin-Sterne 18 Punkte Gault Millau Koch des Jahres 2022 7132 Silver Restaurant, Vals
Route 1 Route 2
Route 1 Route 2
13.11.–14.11.2022 14.11.–15.11.2022
Buchungscode: epbas14_ku / epstr18_ku
18.11.–19.11.2022 19.11.–20.11.2022
Buchungscode: epbas26_ku / epstr26_ku
Route 2 Buchungscode:
Buchen & informieren mittelthurgau.ch | 071 626 85 85 Reisebüro Mittelthurgau, Oberfeldstrasse 19, CH-8570 Weinfelden
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2-Bett, Hauptdeck 2-Bett, Mitteldeck, frz. Balkon 2-Bett, Oberdeck, frz. Balkon Junior Suite, Mitteldeck, frz. Balkon Junior Suite, Oberdeck, frz. Balkon
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Zuschläge • Abreise Excellence Countess 15.10., 05.11. • Abreise Excellence Princess 06.11., 13.11., 19.11., 21.11. • Abreise Excellence Countess 16.10., 06.11., 07.11. • Kabine zur Alleinbenützung • Auftragspauschale
55 55 95 155 30
Wählen Sie Ihren Abreiseort
21.11.–22.11.2022 epstr20_ku
Wil •, Winterthur-Wiesendangen SBB, Zürich-Flughafen •, Burgdorf •, Baden-Rütihof •, Basel SBB, Bern, Lausanne & Fribourg (auf ausgewählten Reisen).
IM22_051
05.11.–06.11.2022
Buchungscode:
06.11.–07.11.2022 07.11.–08.11.2022
• Excellence Gourmetfestival – Flussreise mit Übernachtung in Ihrer gewählten Kabine • An-/Rückreise im Komfortreisebus • Gourmet-Galaabend mit mehrgängigem Menü eines Spitzenkochs Ihrer Wahl und prominent besetzter Moderation • Welcome-Apéro, Livemusik, Frühstück • Optionaler Strassburg-Stadtrundgang
Entdecke unsere Weinvielfalt unter: lidl.ch/wine-moments
Entdecke das Schönste aus dem Tessin. Typisch Lidl.
Bianco di Merlot La Quercia Barrique • D.O. - trocken • pro 0,75 l • 1 l = 22.66
16.
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