zek Hydro - Ausgabe 3 - 2020

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HYDRO

Projekte

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üdwestlich der steirischen Stadtgemeinde Eisenerz dehnt sich der Verwaltungsbereich der Agrargemeinschaft Eisenerzer Waldgenossenschaft, die 2018 ihr 420-jähriges Bestehen feierte, über ein großräumiges Gebiet. Die rund 1.725 Hektar Forstfläche der Agrargemeinschaft erstrecken sich von einer Seehöhe von 700 bis hinauf auf 2.000 m. Alljährlich werden bei der bewusst nachhaltigen Bewirtschaftung des Forsts etwa 6.500 Festmeter Holz geschlagen. Seit kurzer Zeit wird im Forstgebiet auch Strom aus Wasserkraft gewonnen. Ursprünglich wurde zum Bau eines Kleinkraftwerks ein Bach zwei Gräben weiter ins Auge gefasst. Allerdings wurde später das Gelände entlang des Lasitzenbach, vorwiegend wegen der besseren Zugänglichkeit und günstigerer Bauverhältnisse, als besser geeigneter Standort ausgewählt. Die Genehmigungsphase verlief unkompliziert, was nicht zuletzt der Tatsache geschuldet war, dass sich die gesamte Anlage auf den eigenen Liegenschaften der Waldgenossenschaft befindet. Oftmals langwierige Verhandlungen mit Grundeigentümern stell-

Die Wehranlage des Kraftwerks Lasitzenbach auf dem Gebiet der Waldgenossenschaft Eisenerz nimmt als Wasserfassung und Wildbachsperre eine Doppelfunktion ein. Im Regeljahr kann das 15. Eigenkraftwerk der Anton Kittel Mühle Plaika GmbH rund 800.000 kWh sauberen Strom erzeugen.

ten somit keine Hürde dar. Obwohl von den Behörden relativ schnell eine Bewilligung erteilt wurde, entschloss sich die Genossenschaft letzten Endes aus wirtschaftlichen Gründen dagegen, das Kraftwerk aus eigenen Mittel zu finanzieren. Damit das Projekt dennoch in die Realität umgesetzt werden konnte, entschied sich der Wirtschaftsausschuss der Waldgenossenschaft dafür, den geplanten Neubau in Form eines Pachtmodells zu veräußern. NIEDERÖSTERREICHER ERHALTEN ZUSCHLAG Im Rahmen der öffentlichen Ausschreibung, an der sich eine ganze Reihe von Bietern beteiligte, kamen drei Interessenten in die nähere Auswahl. Den endgültigen Zuschlag erhielt Der fast 2 km lange Kraftabstieg ­wurde mit duktilen Gussrohren DN300 der Marke Duktus hergestellt.

Projekt KW Lasitzenbach zek Hydro 3_20.indd 47

die aus Niederösterreich stammende Anton Kittel Mühle Plaika GmbH, die sich sowohl mit der Mehlproduktion als auch mit der Erzeugung von Ökostrom beschäftigt: „Bedingt durch unser Geschäftsfeld sind wir immer auf der Suche nach interessanten Projekten. Wir betreiben außerdem jeweils ein Kraftwerk in Göstling unweit der Grenze zur Steiermark sowie weiter südlich in Judenburg. Eisenerz liegt ziemlich in der Mitte zwischen den beiden Anlagen und ist nur ca. 1,5 h Fahrzeit von unserem Firmensitz entfernt, wodurch sich das Projekt schon in geografischer Hinsicht angeboten hat“, erklärt Kittel Mühle-Geschäftsführer Hannes Taubinger, der ergänzend darauf hinweist, dass sein Unternehmen mit dem Neubau am Lasitzenbach erstmals eine bereits fertig projektierte Anlage übernommen hat. In Summe betreibt die Kittel Mühle nun 19 Wasserkraftwerke im In- und Ausland, 15 davon stehen im Eigenbesitz. WASSERFASSUNG MIT DOPPELFUNKTION Nach Abschluss des Ausschreibungsverfahrens im Frühjahr 2019 konnte Anfang August bereits die bauliche Umsetzung in Angriff genommen werden. Für den gesamten Hochund Tiefbau inklusive Rohrverlegung wurde das Unternehmen Heinrich-Bau aus Fürstenfeld beauftragt. Da die Baufirma zeitgleich auch die Renovierung des JUFA Hotels in Eisenerz durchführte, konnten für die Errichtung des Wasserkraftwerks nützliche Symbiosen hinsichtlich Gerätschaften, Personal und

Foto: Kittel Mühle

In wenigen Monaten Bauzeit ist 2019 am Eisenerzer Lasitzenbach ein neues Kleinwasserkraftwerk entstanden. Realisiert wurde das Projekt in der Nordsteiermark von der Anton Kittel Mühle Plaika GmbH, die damit bereits ihr 15. Eigenkraftwerk in Betrieb genommen hat. Ursprünglich projektiert wurde das Kraftwerk von der Agrargemeinschaft Eisenerzer Waldgenossenschaft, die das genehmigte Bauvorhaben im Rahmen eines Pachtvertrags an die Niederösterreicher veräußerte. Die Wasserfassung der Anlage verlangte aufgrund ihrer Doppelfunktion als Wildbachsperre eine hochmassive Ausführung. Der fast 2 km lange Kraftabstieg DN300 besteht zur Gänze aus den duktilen Gussrohren der Marke Duktus vom Vertriebsprofi ALPE Tirol. Zur Stromgewinnung dient eine 3-düsige vertikale Pelton-Turbine von der Osttiroler Maschinenbau Unterlercher GmbH, die unter Volllast eine Engpassleistung von 216 kW erreicht. Der damit erzeuge Ökostrom wird für 13 Jahre an die OEMAG geliefert.

Foto zek

KRAFTWERK LASITZENBACH REALISIERT ÖKOSTROMPRODUKTION IM EISENERZER FORST

Juni 2020

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14.06.2020 18:20:50


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