Altheider Treffen mit Monika Taubitz Henryk Grzybowski Übersetzung aus Ziemia Kłodzka nr 274/maj 2017: Katarzyna Ćmiel, sprachliche Überarbeitung: Heinz-Peter Keuten.
Monika Taubitz wurde am 2. September 1937 in Breslau geboren, woher ihre Mutter stammte. Ihr Vater, Josef Taubitz, war Lehrer in Markt Bohrau/ Borów in der Nähe von Strehlen/Strzelin. Nach seinem Tode wohnte Monika, die knapp vier Jahre alt war, mit der Mutter bei ihrer Familie in Breslau, von wo sie aus Furcht vor Bombardierungen 1944 zu ihrem Großvater väterlicherseits nach Eisersdorf/Żelazno in der Grafschaft Glatz umzogen, wo sie die letzte Etappe des Krieges, den Einmarsch der Russen und das schwierige Zusammenleben mit den hierher ausgesiedelten Polen erlebte. M. Taubitz kam nach der Vertreibung 1946 nach Nordenham, wo die Weser in die Nordsee mündet, und 1951 ins Allgäu. Ähnlich wie ihr früh verstorbener Vater nahm sie ein Lehramtsstudium an der Lehreroberschule in Ochsenhausen auf, dann studierte sie am Pädagogischen Institut in Weingarten in Baden-Württemberg1 (seit 1962 Pädagogische Hochschule Weingarten). Als Thema ihrer Diplomarbeit wählte sie die große deutsche Dichterin aus Westfalen, Annette von Droste-Hülshoff (1797-1848). In den Jahren 1960-1965 arbeitete sie als Lehrerin in Dörfern in der Nähe von Meersburg am Bodensee, und von 1965 bis zur Pensionierung im Jahre 1997 unterrichtete sie in Meersburg. Ihr großes Interesse an Annette von Droste-Hülshoff bewegte sie zur Aufnahme einer Tätigkeit als Touristenführerin in dem im Schloss Meersburg befindlichen Droste-Museum. Die Dichterin hatte hier, bei ihrer Schwester und ihrem Mann, einst ihre letzten Lebensjahre verbracht. Nach ihren eigenen Worten gewann Monika Taubitz seit dieser Zeit immer mehr Selbstsicherheit bei öffentlichen Auftritten. Das Museum wurde nach dem Zweiten Weltkrieg von Helene von Bothmer-Davis, einer gebürtigen Amerikanerin und Ururenkelin von Jefferson Davis, dem Präsidenten der Konföderierten Staaten von Amerika im Sezessionskrieg, restauriert. Es geschah auf Wunsch des Mannes von Helene, der wiederum ein Ururenkel von Annette von Droste-Hülshoff war. Helene von Bothmer spielte eine große Rolle auch im literarischen Leben ihrer jungen Freundin Monika Taubitz, da sie sie in den Kreis der Literaten und Persönlichkeiten einführte, mit denen sie als Kuratorin des Museums enge Kontakte pflegte. Jahre später sollte Helene dann selbst zum Stoff für die von Monika Taubitz geschriebene Biografie werden. 1
Wie findet man die zweite Hälfte der Heimat? Gespräch mit Monika Taubitz. In: Rainer Bendel: Die zweite Hälfte der Heimat. Brücken bauen im Südwesten und in Europa; ein Gespräch mit Monika Taubitz und Erzbischof Robert Zollitsch. Münster: Aschendorff, 2012, S. 26–30. ISBN 9783402129753.
Altheider Weihnachtsbrief 2017
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