GEWERBE
„In Ausbildung vielfältiger“ Welche Veränderungen plant MMst. Roman Keglovits- Ackerer, BA, der neue Bundesinnungsmeister der Fahrzeugtechnik? Wie sieht er die Lage der Werkstätten? Und was kommt in Sachen Ausbildung auf die Betriebe zu? Von Mag. Heinz Müller
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ie sehen Sie die Lage der Werkstätten? In welche Richtung wird es in Zukunft gehen? Keglovits-Ackerer: Ich glaube, dass es eine komplette Neuausrichtung der gesamten Kfz-Branche geben wird. Wenn wir rund 100 Jahre zurückblicken, dann gibt es Fotos aus New York, auf denen fast nur Pferde und einige Jahre später dann fast nur Autos zu sehen sind. Jetzt wird Ähnliches mit Elektroautos passieren, die es ja, was viele vergessen, schon vor gut 100 Jahren gegeben hat – nur ist man damals mit dem Verbrennungsmotor einen leistbaren Weg gegangen: Jetzt sehe ich durch die Weiterentwicklung der verschiedenen Antriebskonzepte und Assistenzsysteme für die Werkstätten viele Chancen, die wir nutzen müssen. Was sind Ihre Ziele bei der Weiterbildung? Keglovits-Ackerer: Ich bin der Überzeugung, dass der Bedarf an qualifizierten Fachkräften am besten durch die Lehrlingsausbildung gedeckt werden kann. Und es braucht Perspektiven, um den jungen Leuten aufzuzeigen, dass die Lehre eine große Chance zur Weiterentwicklung ist. Genau da setzt unser Grundsatzbeschluss an, den wir im Bundesinnungsausschuss beschlossen haben. Es gilt, ein mehrstufiges, aufeinander aufbauendes System zu entwickeln, das die jeweiligen Bildungsziele und Qualifikationsstandards beschreibt. Im Mittelpunkt der Aus- und Weiterbildungskonzepte soll die Förderung des lebenslangen Lernens durch Qualifikationsschritte sein. Bei der Lehrausbildung Karosseriebautechniker und Kfz-Techniker könnte ich mir vorstellen, den ersten Teil der Grundausbildung gemeinsam zu absolvieren. Wie sehen Sie die Rolle der „freien“ Werkstätten? Keglovits-Ackerer: Sie werden in manchen Bereichen näher mit Markenbetrieben zusammenarbeiten, zum Beispiel wenn das Kalibrieren von Assistenzsystemen nach einer Reparatur oder einem Austausch notwendig wird. Ich denke, dass kleine Betriebe bei Zeitwert-Reparaturen sehr flexibel sind oder sich auf spezielle Reparaturen konzentrieren, zum Beispiel auf das Aufbereiten eines Getriebes. Wir müssen Netzwerke bilden – auch wenn es um die Diagnose und
„Ich denke, dass kleine Betriebe bei ZeitwertReparaturen sehr flexibel sind oder sich auf spezielle Reparaturen konzentrieren.“ MMst. Roman Keglovits-Ackerer, BA
Foto: Josef Bollwein
Reparatur von Hochvolt-Batterien geht. Hier muss der Betrieb genau kalkulieren, welche Arbeiten der Partner-Betrieb erledigt, um eine qualitativ gute und preislich vernünftige Lösung anbieten zu können. Welche Leistungen könnten solche Verbünde von Werkstätten sonst noch anbieten?
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AUTO & Wirtschaft 12/2021–01/2022