BÄRN! Magazin 2/21

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G E S E L L S C H A F T | I NT E RV I E W B E T T I N A H A H N LO S E R

«Du erzählst und ich schreibe es auf» INTERVIEW MIT BETTINA HAHNLOSER, MITAUTORIN DES BUCHES ÜBER HENE MINDER

YB-Kenner, sass im Publikum – gemeinsam nahmen wir das Buch an die Hand. Es brauchte dann noch etwas Überzeugungsarbeit. Hene ist ein bescheidener Mensch – und ausserdem immer beschäftigt! Aber in den ersten Coronamonaten hatten wir alle Zeit. Was hat Ihnen bei dieser Arbeit besonders Freude gemacht? Das Schönste war, Hene zuzuhören. Da wir alles mit dem Handy aufnahmen, konnte ich mich ganz auf ihn einlassen. Er hat einen wunderbaren Humor, viel Witz, und spricht in treffenden und geistreichen Metaphern. Wir haben oft gelacht. Es waren schöne Stunden draussen auf der Terrasse, sie haben uns die Coronazeit versüsst. Zu Ihren Angeboten zählt auch das Verfassen von Reden. Darf man erfahren für wen – und wie gehen Sie bei dieser Arbeit vor? Die Kundschaft kommt aus verschiedenen Ecken – Politik, Ver­wal­ tung, Privatwirtschaft. Zu Beginn versuche ich, im Gespräch mit der Rednerin / dem Redner alles zu erfahren, was für die Rede von Bedeutung ist. Es gibt nichts Ärgerliches, als wenn eine Rede am Hauptthema vorbeischrammt. Auch das, was für die Rednerin / den Redner vielleicht unangenehm oder kritisch ist, darf nicht ausgespart werden. Das Publikum will nicht eine rosige Schablone serviert bekommen, sondern auch eine Auseinandersetzung mit unvorteilhafteren Themen. Dann recherchiere ich ausgiebig im Netz und in den Akten: Eine Rede soll zwar leicht und beschwingt daherkommen, aber Substanz haben. Und schliesslich gilt es, einen roten Faden durch die Rede durchzuziehen. Da muss man schon ein bisschen hirnen. Interview Michèle Freiburghaus, Foto Remo Eisner

Bettina Hahnloser lancierte Ende April gemeinsam mit dem Journalisten Urs Frieden ein Buch über Heinz (Hene) Minder, der als Helfer im Hintergrund bei den YB-Fans Kultstatus hat. Wir haben die Ökonomin und Textakrobatin zum Inter­view getroffen. Sind Sie YB-Fan, Frau Hahnloser, und trifft man Sie regelmässig im Wankdorf an? Als Bernerin bin ich natürlich YB-Fan! Im Wankdorf bin ich gelegentlich anzutreffen – aber seltener, als ich mir wünschen würde. In Ihren bisherigen Büchern beschrieben Sie die Lebensgeschich­­ ten Ihrer Urgrossmutter, der Kunstmäzenin Hedy Hahnloser-Bühler, und Ihres Grossvaters, des Uhrenpatrons Rudolf Schild-Comtesse. Was reizte Sie nun an der Idee, an einem Buch über Hene Minder mitzuwirken? Vor zwei Jahren moderierte ich im Zentrum44 ein Gespräch, an dem Hene Minder teilnahm. Seine Anekdoten über die Kindheit im Wyler, sein Wissen über YB, aber vor allem seine liebenswürdige, herzensgute Persönlichkeit haben mich fasziniert. Ich sagte ihm danach, er müsse unbedingt ein Buch schreiben mit seinen Erinnerungen. Er antwortete: «Ja weisch, ig ha ke Zyt!» Da bot ich spontan an: «Ich schreibe auf, und du erzählst mir.» Urs Frieden, ausgewiesener

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Ein Zitat von Voltaire, «Jede Art zu schreiben ist erlaubt, nur nicht die langweilige», ist Ihre persönliche Maxime … Ja. Wenn das Publikum schon Zeit aufwendet, darf man nicht langweilen. Und es muss auch etwas Gehaltvolles nach Hause nehmen – sei es auch nur einen einzigen Gedanken. 2021 ist ein interessantes Jahr für Frauen – würden Sie sich als Femi­ nistin bezeichnen? Auf jeden Fall! Ich verstehe jene nicht, die sich vom Feminismus distanzieren. Man sollte nicht vergessen, was wir den frühen Femi­ nistinnen zu verdanken haben – und was noch alles vor uns liegt … Wo in Bern tanken Sie Energie auf? Ich gehe oft spazieren am Aareufer entlang, hier lassen sich gute Gespräche führen. Im Sommer schwimme ich in der Aare, so oft es geht, und bin dann jeweils dankbar, in dieser Stadt geboren zu sein. Genau wie Hene Minder, der von sich sagt: «Ich bin ein Bernfan» und anfügt: «Ich weiss auch nicht, warum. Vielleicht, weil es die besten Cervelats gibt …»

Die Ökonomin Bettina Hahnloser befasst sich seit ihrem Studienabschluss mit Kommunikation: als Wirtschaftsredaktorin beim «Bund», als Auslandskorrespondentin in Moskau, später als Medienbeauftragte in der Bundesverwaltung, als freischaffende Mediatorin, heute als Buchautorin und Verfasserin von Reden, Broschüren und Jahresberichten.


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