BÄRN! Magazin 2/21

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J U B I L Ä U M | 3 0 J A H R E W E R D  &  W E B E R A G

Werte, die alle Zeit überdauern. Text: Daniela Dambach, Fotos: Adrian Moser, Andrea Schmutz (Bild mit Hund)

Zum 30-Jahr-Jubiläum ihres Verlags blättert Annette WeberHadorn die Chroniken auf und blickt in die Zukunft: vom Ein-FrauBetrieb zu einem der grössten Schweizer Sachbuchverlage, der früh neue Medien nutzte. «Eigentlich müsste hier ein Teamfoto hin!», sagt Annette WeberHadorn gleich zu Anfang des Gesprächs über das Verlagsjubi­ läum, «denn ohne das Team wäre der Verlag nicht das, was er heute ist.» Doch mit Teamfotos ist es immer so eine Sache … Ins­ be­sondere, wenn das Team wie jenes des «Werd & Weber Verlag» aus über dreissig «Tuerinnen» und Machern besteht – und derzeit im Homeoffice ist. Als sich Annette Weber-Hadorn vor über dreissig Jahren selbstständig machte, hatte die in Bern aufgewachsene Bernburgerin weder Grafiker noch Texterinnen oder Lektoren an ihrer Seite: Als 29-Jährige startete sie ihr Kommunikations- und Verlags­ business auf eigene Verantwortung; damals wie heute kann sie auf die Unterstützung ihres Ehemannes Dr. med. vet. Theodor Weber zählen, der den Verwaltungsrat präsidiert. Unternehmerische Tatkraft treibt sie an, was sich schon dazumal zeigte, als sie ihre erste Verlagssoftware mangels finanzieller Möglichkeiten kurzerhand selbst programmierte. Seit ihren Anfän­gen im Jahr 1991 wirkt sie vom Thunersee-Ufer aus. «Seit Tag eins nahe dem See und den Bergen zu arbeiten, ist mein grosses Glück», sagt die Unternehmerin dankerfüllt.

Standort als «grosses Glück» Es scheint, als wirken Ruhe und Ungestörtheit des südlichsten Teils von Thun, wo die Mitarbeitenden ihre Mittage sommertags im Bonstettenpark verbringen und den Feierabend mit einem Spaziergang im Naturschutzgebiet «Gwattmösli» einläuten, sich positiv auf die Produktivität aus. Mit 100 bis 120 druckfrischen Neuerscheinungen pro Jahr zählt der «Werd & Weber Verlag» zu den grössten Sachbuchverlagen des Landes, der den Umsatz so gut wie vollständig in der Schweiz erwirtschaftet. Von dieser – im wahrsten Sinne des Wortes – «Band-Breite» zeugen die beeindruckenden Bücherwände im Verlagshaus; so hoch, dass die Besuchenden staunend bis zur Decke hochblicken. Ob Wanderlustige, Biografie-Interessierte oder Krimifans – sie

alle können hier den fesselnden Buchrücken zücken und ihre Nase neugierig zwischen die designten Deckel stecken, bis der Mond über dem Niesen aufgeht … Zwischen den Hüllen sind Worte gesetzt, verfasst von Schweizer Autorinnen und Autoren. Augen(ge)fällig sind zudem die zahlreichen bild- und illustrationsstarken Werke aus und über die Region wie «Natur mit Latour», «Kulturwege Schweiz» oder «Der Niesen im Spiegel der Kunst». Dies rührt daher, dass es für Annette Weber-Hadorn eine «Herzensangelegenheit» ist, «die teils schlummernden Schätze und die Schönheit der Schweiz hochleben zu lassen». Eine Liebe, die sie privat mit einer Kunstsammlung und einer Art Fototage­ buch ausdrückt: «Die verewigten Momentaufnahmen sind eine Bereicherung; sie halten die Erinnerungen lebendig.» Gescheh­ nisse oder Geschichten in verschiedenster Form für die Ewigkeit festzuhalten, treibt sie seit jeher an. «Die National­bibliothek hütet Druckwerke aus dem 16. Jahrhundert, also wird man unsere Bücher auch in vierhundert Jahren noch betrachten …», führt sie einen Gedanken aus, der ihr sichtlich gefällt. Sie zieht den Ver­ gleich zu Online-Texten, die nach kurzer Zeit überschrieben oder gar gelöscht werden …

Ehen mit Autorinnen und Autoren währen lange Ein Highlight sei einerseits, wenn es gelinge, ein neues Thema auf den Buchtisch zu bringen, wie beispielsweise den «AlpbeizliFüh­ rer» oder den «Gummiboot-Führer». Andererseits auch, Persönlichkeiten zu ermöglichen, sich in Büchern widerzuspiegeln. «Das ist beidseitig beglückend», so die Bernerin, die jährlich rund 500 Manuskripte sichtet – heute digital, dazumal als Blätterstapel auf dem Pult. Entscheidungen fällt sie auf Emp­ fehlung ihrer Schwester Madeleine Hadorn, der erfahrenen Lektorin im Familienbetrieb. «Nur etwa 26 eingereichte Projekte kommen zur Umsetzung, denn den Grossteil initiieren wir selbst», veranschaulicht Annette Weber-Hadorn. «Die Ehen mit Auto­ rinnen und Autoren halten lange», stellt sie fest, denn auf ein erstes Buch folgen oftmals weitere. «Dabei ziehen gut und gerne fünfzehn Jahre ins Land, wobei Freundschaften entstehen.» Nicht selten gehen an der Gwattstrasse «Den-kenne-ich-doch!»Charakterköpfe ein und aus, wie Hanspeter Latour, Adolf Ogi­

Fortsetzung auf Seite 24

«Wer im Heimmarkt nicht erfolgreich ist, dem gelingt es auch im Rest der Welt nicht.» Annette Weber-Hadorn

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