A L E X VA N H O O T E G E M: ‘ I C H W O L LT E N I C H T A B H Ä N G I G S E I N ’ Mit seiner Frau Anneke und Sohn Emiel führt Alex van Hootegem den bio-dynamischen Betrieb Meulwaeter in Kruiningen im Süden der Niederlande. Der Betrieb wurde 2002 voll biologisch und bio-dynamisch 2013. Meulwaeter baut auf 145 Hektar 15 verschiedene Kulturen an. Die Eigentümer haben auch einen regionalen Webshop mit einem Lieferservice, De Grote Verleiding (Große Versuchung). Ein wesentlicher Teil dessen 2.000 Produkte umfassenden Sortiments wird direkt bei Produzenten in der Region eingekauft. „Ich war über 40 und ich war bereit für eine Herausforderung,” sagt Alex van Hootegem. „Ich hatte gesehen, wie es im konventionellen landwirtschaftlichen System funktionierte: Jedes Problem hatte eine Lösung. Ich hatte den Eindruck, dass sie nach einem Problem gesucht haben, um jede Lösung einbringen zu können. In der `chemischen` Landwirtschaft wird man abhängig von seinen Lieferanten. Wir haben die Umstellung 1999 beschlossen. Zu dieser Zeit war ich im nationalen Komitee der Dutch Arable Farming Union aktiv.” „Ich habe einige negative Reaktionen bekommen. Die Leute haben Bio-Anbau als Kritik an der konventionellen Landwirtschaft angesehen. Sie haben gesagt: „Wer sind Sie denn, dass Sie uns sagen, dass wir es falsch machen?“ Oder: „Sie stehlen uns das Geld.“ Auf kurze Sicht war das manchmal wahr. Manchmal geht etwas schief und man muss in der Lage sein, damit umzugehen. Aber auf lange Sicht ist es besser für den Boden, besser für Deine Umwelt und besser für Deine eigene Gesundheit, wenn Du weniger spritzt oder komplett mit dem Spritzen aufhörst. Es ist aktuell nicht so smart, Chemie auf Deine Lebensmittel zu spritzen. Und es nicht zu tun, ist gut für die Geschichte, die Du der Gesellschaft erzählst.” „Wir sind seit 2013 bio-dynamisch. Ich sehe, dass es eine Entwicklung ist. Auf der einen Seite des Spektrums haben wir die chemische Landwirtschaft bekommen. Und wenn Du die Bedingungen erfüllst, dann gehts Du zu Bio. Man kann immer noch einige chemische Mittel verwenden. Wir sind schrittweise weitergegangen
„Es ist besser für den Boden, besser für Deine Umwelt und besser für Deine eigene Gesundheit.” Alex van Hootegem
in die bio-dynamische Richtung. Ich will nicht mehr von Chemie abhängig sein. Frei von der Pestizid-Abhängigkeit.” „Diese zwei Dinge beschäftigen mich für die Zukunft. Das erste ist die Bevorzugung von regionalen Produkten in Ländern wie Deutschland und Frankreich. An sich ist das eine gute Sache, lokal zu kaufen und zu essen. Aber für Exportländer wie die Niederlande bedeutet das eine zusätzliche Herausforderung. Das ist ein Grund dafür, warum wir uns Richtung bio-dynamisch entwickeln. Oft bringt uns das Demeter-Etikett einen Vorteil auf dem Markt. Und das zweite Thema ist Arbeit. Es wird immer schwieriger, Leute zu finden, die arbeitsintensive Tätigkeiten, wie Beikrautentfernung, machen wollen. Ich habe 10 Jahre auf einen guten Beikraut-Roboter warten müssen.”
Robotisierung
„Auf jeden Fall,” sagt Van Hootegem, „erwarte ich mir viel von der Robotisierung. Maschinen sind über die letzten paar Jahrzehnte immer größer und teurer geworden und das ermutigt zu immer größeren Maßen, was negative Effekte hat. Robotisierung entkoppelt Mechanisierung von der Arbeitskraft und das nimmt einen wichtigen Grund für die Vergrößerung der Maße weg. Wenn Du weniger Stunden auf dem Traktor verbringst, dann kannst Du viel mehr Zeit in die Kommunikation mit dem Kunden investieren. Oder Deinem Produkt Mehrwert geben, zum Beispiel durch dessen Verarbeitung oder Verpackung. Ja – Technologie wird uns gute Dinge bringen!”
BEJO BIO-MAGAZIN
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