Gaming & E-Sport

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» experten

10 Zukunft E-Sport Deutschland

JÖRG ADAMI, CO-FOUNDER DER ESPORT PLAYER FOUNDATION

» Esport kann olympisch

werden - muss es aber nicht Aussagen zur Zukunft des Esport sind ein Paradoxon. Auf der einen Seite einfach, auf der anderen Seite unmöglich.

Einfach ist die Prognose, das Esport und Gaming weiterwachsen. In den jetzigen und allen kommenden jungen Generationen sind Esport und Gaming Teil der Alltagskultur. Nicht in Form eines Trends, sondern als Teil der Sozialisation, und die Frage, ob sich das ändern wird, ist wie die Frage, ob wir die Digitalisierung umkehren werden und eines Tages wieder ausschließlich offline kommunizieren. Schon jetzt haben die großen Events in der Generation Y oder den Millennials den Stellenwert von Fußballweltmeisterschaften oder Olympischen Spielen. Und man muss kein Prophet sein, um vorauszusagen, dass sie in Zukunft viele traditionelle Großereignisse weit überflügeln werden. Das erklärt auch, warum selbst die größten Traditionalisten wie ein IOC sich intensiv damit beschäftigen, wie eine Integration funktionieren könnte. Die offene Frage ist, welche Struktur diese neue Alltagskultur haben wird. Auf welcher Basis baut der Spitzensport auf? Welche Geschäftsmodelle werden sich durchsetzen? Wie wird die neue Kultur in Schule, Ausbildung und Wirtschaft integriert? Schaffen wir es als Gesellschaft, die Chancen des Esport und Gaming zu nutzen und an den Risiken zu arbeiten? Adaptiert der Esport die „alten, traditionellen“ Governance-Strukturen oder entsteht etwas völlig Neues und Zeitgemäßes. Ich persönlich hoffe genau das und bin auch sehr optimistisch. Esport und Gaming haben das Potenzial, echte Inklusion und Mitbestimmung gesellschaftlich zu implementieren. Das, was wir dazu machen müssen, sind, die Spieler und damit die Menschen in den Mittelpunkt allen Handelns zu stellen, Vorbilder zu fördern und über sie positiv zu wirken!

DENNIS GEHLEN, MANAGING DIRECTOR TAKETV GMBH

Der Esport in Deutschland ist zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor geworden. Die Branche setzt viele Millionen um und das Wachstum kennt noch kein Ende.

inside society

» Esport wird zum

Mainstream werden

Die Auswirkungen der Coronapandemie auf das alltägliche Leben sorgte dafür, dass immer mehr Menschen ein Interesse für Gaming entwickeln. Somit wurde nicht nur die Gaming-Branche, sondern auch der Esport massiv gestärkt und das sowohl bei Privatpersonen als auch bei Unternehmen. Gemeinsam mit dem GWA (Verband der führenden Kommunikationsagenturen Deutschlands) und Jung von Matt hat TaKeTV das innerbetriebliche Esportturnier „Clash of Agencies“ kreiert, bei dem Mitglieder des GWA gegeneinander in einem Esportturnier antreten. Die Planungen für eine Folgesaison laufen dank des großen Erfolges bereits an. Durch dieses große Interesse von branchenfremden Unternehmen ist der Esport auf dem Weg, seinen Subkultur-Status abzulegen, und entwickelt sich immer mehr zum Mainstream, der die verschiedenen Institutionen und Synergien zum Wachstum nutzen kann. So haben ebenfalls bereits viele Fußballvereine ihre eigenen FIFA-Spieler unter Vertrag. Dank in Deutschland gegründeten Unternehmen wie ESL, Freaks 4U und TaKeTV, welche alle ihren Ursprung im Esport haben, mischt Deutschland aus Businessperspektive an der Weltspitze der Branche mit und stellt diese teilweise auch selbst dar! Um das Land selbst an die Spitze der Branche zu bekommen, müssen verbesserungswürdige Aspekte wie Internetleitungen und grundsätzliche Infrastruktur für den Esport verbessert werden.

FELIX FALK, GESCHÄFTSFÜHRER DES GAME – VERBAND DER DEUTSCHEN GAMESBRANCHE

» Esport-Vereine verdienen die Gemeinnützigkeit

Deutschland hat enormes Potenzial, sich zu einem der gefragtesten Esport-Standorte weltweit zu entwickeln: Längst finden hier einige der international renommiertesten Wettkämpfe statt, etwa die „ESL One“-Turniere oder die „League of Legends European Championship“. Mit der esports player foundation ist in Deutschland die weltweit erste Institution zur Förderung von Esportlerinnen und Esportlern gegründet worden. Und der deutsche EsportMarkt soll sich laut dem Beratungsunternehmen PwC bis 2024 auf 152 Millionen Euro verdoppeln. Das große Potenzial von Esport hat auch die Politik erkannt und unter anderem Visa-Erleichterungen umgesetzt, damit die Sportlerinnen und Sportler auch problemlos zu Turnieren ein- und ausreisen können. Doch an anderer Stelle fehlt weiterhin die notwendige Unterstützung. Denn Esport-Vereine können sich derzeit nicht als gemeinnützig anerkennen lassen. Dabei leisten sie einen wichtigen Beitrag – nicht nur für den Esport, sondern auch in der Nachwuchsarbeit. Sie vermitteln Medienkompetenz oder Werte wie Fairplay, Teamgeist und das Leistungsprinzip. Bestehenden Sportvereinen, die Esport integrieren wollen, droht aktuell gar der Entzug der Gemeinnützigkeit. Die kommende Bundesregierung muss dem Esport endlich eine Vereinsperspektive geben. Nicht, weil das Vorteile für Unternehmen mit sich bringen würde – für deren positive Entwicklung macht es keinen Unterschied. Aber die Millionen Esportlerinnen und Esportler auf Amateurebene verdienen die gesellschaftspolitische Anerkennung und Einladung in Vereinsstrukturen vor Ort. Dafür braucht es endlich die Gemeinnützigkeit.


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