BIORAMA 66

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Bio r a m a 66

Ar t i sc h o cken a r be it

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»Viele sagen, wir machen zu viel«

80 verschiedene Kulturen werden beim Biolebensmittelhersteller La Selva angebaut und verarbeitet. Diese Vielfalt baut auf Überzeugung – und einer Menge Arbeit.

Bild La Selva

I

n der Region Maremma, im Süden der Toskana, bewegt sich Anfang Mai ein Traktor durchs Feld, links und rechts fliegt das Blütengemüse in hohen Bögen. Gefahren wird er von Alina Adam, ihre Kolleginnen begleiten ihn an den Flanken durch hüfthohe Disteln, entfernen deren Früchte nach einem kurzen prüfenden Blick auf Reife – Größe, Farbe, Form – mit einem gekonnten kräftigen Dreh von der Pflanze und werfen sie in die auf den Traktorenarmen aufgereihten Körbe. Die Mitarbeiterinnen scheinen genau zu wissen, was sie tun, die Stimmung ist gut. Alle paar Tage wird das auf jedem Feld der Anbauflächen von insgesamt 17 Hektar wiederholt, damit die bis zu 15 Früchte einer Artischockenpflanze jeweils zum idealen Reifezeitpunkt einkassiert werden können. Die Artischockensorten »Capriccio«, »Terum« und »Violetto di Toscana« wachsen wild gemischt, die Reife erkennt man bei der einen Sorte an der durchgehend violetten Farbe, die andere ist auch erntebereit vorwiegend grün. Dazwischen gedeiht einiges Beikraut und auch jene Artischocken, die sich bereits öffnen, sie werden stehen und blühen gelassen. Sie werden später im Jahr in den Boden eingearbeitet. Die

Reste, die bei der Verarbeitung der Ernte anfallen, kehren über die Kompostierung ebenso als Humus auf das Feld zurück. Die gesamte Region Maremma – übersetzt: sumpfiges Küstenland – hat sich mehrmals stark gewandelt. Geprägt war die Gegend von auf wenige Feldfrüchte (etwa Getreide) konzentrierte Landwirtschaft, Bergbau und den Sümpfen, früher ein Malariagebiet, die großteils im 18. und 19. Jahrhundert trockengelegt wurden. Die Region ist dünn besiedelt, der toskanische Massentourismus findet nördlich von hier statt, biologische Landwirtschaft etabliert sich erst und der Weinbau war bis vor wenigen Jahren eher der Deckung des Eigenbedarfs gewidmet, als dass er auf internationale Vermarktung abgezielt hätte. Doch inzwischen setzt die Region auf sanften Tourismus und ihre Naturschutzgebiete. Den Bayern Karl Egger, der sein Unternehmen La Selva 1980 gegründet hat, kann man jedenfalls in dieser Hinsicht als Pionier bezeichnen. Er war außerdem einer der Begründer von Naturland, als es noch keine Bioverordnung auf gesetzlicher europäischer Ebene gab, die Feldarbeit noch fast ausschließlich von Italiener­

Text Irina Zelewitz


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