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Die Creditreform Rating AG ist eine der führenden europäischen Ratingagenturen. Chefvolkswirt Dr. Benjamin Mohr spricht im Interview u. a. über die wirtschaftliche Lage der Fitnessbranche vor der Coronapandemie und die Veränderung durch die Coronakrise, die Auswirkungen der Lockdowns und über Handlungsempfehlungen für Studiobetreiber.
Sparneigung der Bürger body LIFE: Herr Dr. Mohr, wie sehen Sie
die volkswirtschaftliche Bedeutung des Sports? Dr. Benjamin Mohr: Man muss sicherlich feststellen, dass der Beitrag zum Wirtschaftswachstum insgesamt verhältnismäßig klein ist. Dennoch sehen wir eine wachsende Bedeutung des Sportsektors z. B. anhand von Arbeitsmarktdaten. Der Anteil der Beschäftigung im Sportsektor an der gesamtwirtschaftlichen Beschäftigung liegt in den meisten europäischen Ländern unter 1 Prozent. Doch egal, wohin wir in Europa blicken, ist dieser Anteil in den letzten Jahren signifikant gestiegen. In Deutschland nahm der Anteil des Sportsektors an der Gesamtbeschäftigung von 2014 bis 2019 von 18 l body LIFE
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0,55 Prozent auf 0,62 Prozent zu. Das klingt erst mal wenig, aber absolut betrachtet, entspricht dies einem Zuwachs von ca. 43 000 Beschäftigten. Zurückzuführen ist dieser Anstieg auf ein überdurchschnittliches Beschäftigungswachstum. So betrug der jährliche Beschäftigungszuwachs im deutschen Sportsektor zwischen 2014 und 2019 im Mittel 4,3 Prozent. Zum Vergleich: Die Gesamtbeschäftigung konnte in diesem Zeitraum um durchschnittlich 1,0 Prozent zulegen. body LIFE: Wie würden Sie die wirtschaftliche Lage der Fitnessbranche vor der Coronapandemie beschreiben? Dr. Benjamin Mohr: Die weiter – wenn auch mit gedrosseltem Tempo – wachsende deutsche Wirtschaft hat über-
wiegend positive Spuren in der Fitnessbranche hinterlassen. So hat sich die Insolvenzsituation in der Fitnessbranche 2019 weiter aufgehellt. Nach 69 bzw. 42 Fällen in den Jahren 2017 und 2018 hat sich die Zahl der Firmenpleiten gemäß den Creditreform-Daten auf 32 verringert. Der längerfristig zu beobachtende rückläufige Trend hat sich damit weiter verfestigt. Hinsichtlich des Ausfallrisikos der Fitnessstudios in Deutschland markiert das Jahr 2019 ebenfalls einen neuen Tiefststand, zieht man die von Creditreform Rating ermittelten empirischen Ausfallraten heran. Unterstützt durch die robuste Entwicklung der privaten Konsumausgaben, folgten die empirischen Ausfallraten der Fit-
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Foto: Dr. Benjamin Mohr
Interview mit Dr. Benjamin Mohr, Chefvolkswirt Creditreform Rating AG