TRAINER Magazin - Ausgabe 03/2022

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Dr. med. Franjo Grotenhermen im Interview:

Megatrend CBD CBD-Präparate werden auch bei Sportlern immer beliebter. Dr. Franjo Grotenhermen gibt einen Überblick über den aktuellen Stand der Wissenschaft, räumt mit Vorurteilen auf und verrät, wie man ein qualitativ hochwertiges Präparat findet.

DR. MED. FRANJO GROTENHERMEN Der Arzt in eigener Praxis mit dem Schwerpunkt Therapie mit Cannabis und Cannabinoiden in Steinheim ist Leiter des Zentrums für Cannabismedizin sowie Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft Cannabis als Medizin e.V. (ACM) und der Internationalen Arbeitsgemeinschaft für Cannabinoide Medikamente (IACM). www.dr-grotenhermen.de

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Welche positiven Wirkungen werden ihnen nachgesagt und inwieweit sind diese wissenschaftlich nachgewiesen? CBD kann in der Medizin in höheren Dosen zur Behandlung einiger Erkrankungen eingesetzt werden, darunter zur Therapie der Epilepsie, von Angststörungen, Entzündungen, Schlafstörungen und von schizophrenen Psychosen. Viele Anwendungsgebiete sind bisher noch nicht gut erforscht. Am besten ist die Wirksamkeit von CBD bei der Behandlung einiger kindlicher Epilepsien nachgewiesen. Auch die Wirkung bei Ängsten und schizophrenen Psychosen ist heute bereits recht gut erforscht. In geringen Dosen, wie sie in Nahrungsergänzungsmitteln auf Hanfbasis eingenommen werden, ist die Wirkung bisher nicht erforscht. Nutzer berichten bei der innerlichen Anwendung beispielsweise von Entspannung und verbessertem Schlaf. Sind auch negative Wirkungen möglich? Nebenwirkungen spielen in geringen Dosen, wie sie beispielsweise mit Nahrungsergänzungsmitteln eingenommen werden, keine relevante Rolle. Grundsätzlich wird CBD aber auch in höheren Dosen gut vertragen und verursacht kaum Nebenwirkungen. CBD kann müde oder auch wach machen – verschiedene Menschen machen in dieser Hinsicht

unterschiedliche Erfahrungen. In höheren Dosen wurden in klinischen Studien wiederholt folgende Nebenwirkungen beobachtet: Übelkeit, Appetitlosigkeit, Durchfall und eine leichte Senkung des Blutdrucks. Bei Patienten mit Epilepsie wirkt CBD zwar häufig anfallshemmend, in einigen Fällen nahm die Zahl der Anfälle jedoch zu. Profitieren Sportler besonders von den positiven Wirkungen? Eine zunehmende Zahl von Sportlern verwendet CBD, um Schmerzen, Entzündungen und die mit Verletzungen verbundenen Schwellungsprozesse zu bewältigen. Zudem können Angst und Schlaf günstig beeinflusst werden. Die Welt-Anti-Doping-Agentur hat CBD 2018 von der Liste der verbotenen Substanzen im oder außerhalb des Wettbewerbs gestrichen. Am 2. März 2022 wurde die erste wissenschaftliche placebokontrollierte Studie zur Wirkung von CBD mit neun ausdauertrainierten männlichen Sportlern veröffentlicht. Sie war von Wissenschaftlern der Universität Sydney in Australien durchgeführt worden. Die Teilnehmer liefen 60 Minuten bei einer definierten Intensität – Phase 1 – und anschließend mit gesteigerter Intensität bis zur Erschöpfung – Phase 2 – einmal 1,5 Stunden nach der Einnahme eines Placebos und an einem anderen Tag 1,5 Stunden nach der Einnahme von 300 mg CBD. Dabei wurde mehrfach Blut entnommen, um beispielsweise den Sauerstoffgehalt zu messen. CBD erhöhte in beiden Phasen die maximale Sauerstoffkapazität, die angibt, wie viele Milliliter Sauerstoff der Körper im Zustand der Ausbelastung maximal pro Minute verwerten kann, ge-

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Foto: Dr. med. Franjo Grotenhermen

Woraus bestehen CBD-Produkte genau? CBD – Cannabidiol – ist ein Bestandteil der Hanfpflanze Cannabis sativa L. Es zählt zu den Cannabinoiden. Die anderen Inhaltsstoffe variieren, beispielsweise Hanfsamenöl, eine Cremegrundlage oder Süßigkeiten.


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