Brixner 362 - März 2020

Page 27

UMFRAGE

„Wir schaffen das!“ Das Coronavirus zwingt auch den „Brixner“ zu neuen Wegen: Die Aussagen für die monatliche Umfrage konnten wir diesmal natürlich nicht auf der Straße einholen, sondern „virtuell“ – per Facetime oder Whatsapp-Video. Wir befragten Brixner Unternehmer, wie sie mit der Situation umgehen, und welche Auswirkungen es geben wird. Einhellig ist das Fazit: „Jede Krise hat ein Ende.“

„Die Lage ist ziemlich gefährlich“, sagt Alexander Resch, „viele Hoteliers brauchen ständige Einnahmen, um die entsprechenden Kosten zu finanzieren, und wenn jetzt die Einnahmen von einem oder zwei Monaten total wegbleiben, kann das für den einen oder anderen fatale Folgen haben. Der Osterkongress ist natürlich auch abgesagt worden; das ist für mich immer eine zweite Hochsaison. Bis Anfang Mai schaut es bei mir also dunkelgrau aus, danach wird sich die Lage wieder normalisieren, davon bin ich überzeugt“.

„Die Maßnahmen sind verständlich, wir tragen sie natürlich mit“, sagt Markus Huber, „aber die Auswirkungen sind fatal: Wir haben über 100 Mitarbeiter, die wir im Unterschied zu den Saisonbetrieben nicht einfach früher gehen lassen können. Für uns gibt es also zum heutigen Stand keine Lohnausgleichskasse – das bedeutet, dass wir im Monat etwa 450.000 Euro Lohn- und Lohnnebenkosten haben. Wir hoffen auf einen guten Sommer, sonst geht es einigen an die Existenz.“

„Wir haben ja eine gewisse Erfahrung mit Krisensituationen“, sagt auch Hannes Profanter, „aber 2008 war dagegen ein Kindergeburtstag. Unser erstes Gebot ist nun, dass wir alle unsere Mitarbeiter halten können. Es gibt derzeit Gespräche mit unseren Lieferanten, die uns auch entgegenkommen müssen, denn März/April sind für die Frühjahr/Sommer-Kollektion die umsatzstärksten Monate. Aber: Es wird wieder aufwärtsgehen!“

„Die Schließung aller Betriebe war zum Schutz unserer Mitarbeiter und unserer Kunden absolut notwendig und der einzige Weg, der zurück zur Normalität führen wird“, sagt Lissi Tschöll. „Jetzt brauchen wir unbedingt Abfederungsmaßnahmen für die Mitarbeiter. Wenn diese Situation länger als drei Wochen andauert, ist die Lohnausgleichskasse unumgänglich. Was danach kommt, steht in den Sternen, aber wir müssen optimistisch in die Zukunft blicken. Da wir alle im selben Boot sitzen, vertraue ich darauf, dass die Politik uns unterstützt.“

„Der Schutz der Mitarbeiter und der Kunden ist mir am wichtigsten“, sagt Bettina Kerer, „deshalb habe ich auch volles Verständnis für die Entscheidung zur Schließung der Geschäfte. Wir Kaufleute haben jetzt natürlich Angst vor der Zukunft. Und trotzdem: Ich bin Optimistin und warte jetzt eben, bis sich die Situation wieder normalisiert. Diese paar Wochen Schließung werden wir überstehen; die Frage ist, wie sich diese Pandemie auf den Sommertourismus auswirken wird.“

„Die Lage ist sehr schwierig“, sagt Hannes Kleon, „aber das betrifft auch alle Kollegen. Für mich stellen sich zwei Fragen: Wie lange dauert diese Situation, und wie reagieren die Kunden nach der Krise? Wir befinden uns also in einer absoluten Ausnahmesituation, und niemand weiß, welche Auswirkungen diese haben wird – lokal und global. Die Sommerware ist schon eingetroffen, deren Rechnungen nun fällig werden. Wie gesagt – es ist schwierig, aber wir werden das schon schaffen!“

„Nun, als Bäckerei produzieren wir Lebensmittel, weshalb wir von dieser Situation nicht so gebeutelt sind wie andere“, sagt Benjamin Profanter. „Auch wir spüren aber Auswirkungen: Der Umsatz ist um etwa 20 bis 30 Prozent gesunken, unter anderem, weil der Tourismus und die Belieferung von Gaststätten und Mensen auch bei uns ein wichtiger Wirtschaftsfaktor ist. Das ist aber nicht vergleichbar mit den Schwierigkeiten, die andere Betriebe im Moment haben. Wir kommen also mit einem blauen Auge davon.“

„Wenn eine No-Profit-Genossenschaft, die ja lediglich kostendeckend arbeiten darf, plötzlich für einen längeren Zeitraum keinerlei Einnahmen hat, dann hat das natürlich gravierende Folgen, weil die Fixspesen trotzdem bezahlt werden müssen“, sagt Leo Kerschbaumer, Präsident der Sozialgenossenschaft Mensa Brixen. „Für mich ist es nun essenziell, dass wir alle unsere Mitarbeiter halten können und dass wir die Löhne normal zahlen können. Jede Krise hat aber ein Ende – hoffentlich sehr bald!“ 27


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.