"Bündnerwald" Februar 2021- Der Ahorn

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Forstlich interessantes Multitalent Spitzahorn (Acer platanoides L.) Der Spitzahorn ist in der Schweiz nirgends bestandesbildend, sondern kommt nur beigemischt vor. ­ Dennoch ist er in submontanen und untermontanen Lagen bis 1000 m ü. M. erstaunlich weit verbreitet. Der Spitzahorn weist besondere Eigenschaften auf, die ihm auch angesichts des aktuellen Klimawandels weiter Aufwind geben. Es lohnt sich deshalb, die wichtigsten Eigenschaften dieses forstlich interessanten Multitalents näher kennenzulernen. A. Rudow

Systematik Der Spitzahorn (Acer platanoides L.) gehört zur Gattung der Ahorne (Acer L.), die der Unterfamilie der Hippocastanoideae Burnett) in der Familie der Seifenbaumgewächse (Sapindaceae Juss.) zuge­teilt ist. Früher wurden die Ahornarten einer eigenen Familie (Aceraceae Juss.) zugeordnet, eben­so wie die nahe verwandten Rosskastanienarten ­(Hippocastanaceae A. Rich.). Genetische Untersuchungen der letzten Jahrzehnte zeigten aber eine sehr nahe Verwandtschaft dieser beiden Gruppen mit der artenreichen Familie der Seifenbaumgewächse. Die Gattung der Ahorne weist weltweit 110 Arten auf, allesamt Baumarten der gemässigten und subtropischen Zone der Nordhemisphäre. In Mittel­ europa kommen sechs dieser Ahornarten vor, vier davon sind in der Schweiz einheimisch. Davon ist der Spitzahorn sehr nahe mit dem Feldahorn (Acer campestre L.) und relativ nahe mit dem Bergahorn (Acer pseudoplatanus L.) und dem Schneeball­ blättrigen Ahorn (Acer opalus Mill.) verwandt, er hybridisiert allerdings mit keiner dieser Arten. Aufgrund seiner Robustheit und dekorativen Erscheinung wird der Spitzahorn häufig in der Siedlungsgestaltung verwendet, wobei oft Zuchtformen mit besonderer Rotfärbung der Blätter (z. B. «Faassen’s Black») oder besonders kugeliger Kronenform (z. B. «Globosum») zum Einsatz kommen.

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Arterkennung Die Blätter des Spitzahorns sind den meisten Fachleuten bestens bekannt. Die Blattstellung ist wie bei allen Ahornarten gegenständig, d.h. am Jahrestrieb stehen sich in jedem Knoten zwei Blätter gegenüber. Die Spitzahornblätter sind, wie für die meisten Ahornarten typisch, handförmig gelappt, d.h. die Blattnerven jedes Blattlappens entspringen aus einem Punkt an der Basis der Blattspreite (Abb. 1). Zudem sind sie lang gestielt, d.h. der Blattstiel ist gleich lang oder länger als die Blattspreite. Vom auf den ersten Blick ähnlichen Bergahorn unterscheidet

Abb. 1: Spitzahornblatt

(Bild: Rudow, ETHZ)


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