Bündner Wald
Forstliche Führungsinstrumente
Jahrgang 73 | Oktober 2020
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16 Inhalt Titel Editorial . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 GIN im Einsatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 GIN – die Hintergründe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 Steinschlag und der Wald – der effektiven Schutzwirkung auf der Spur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 Mit Luftunterstützung im Kampf gegen den Borkenkäfer . . . . 22 Digitalisierung auf Knopfdruck . . . . . . . . . . . . . . . . . 26 Waldmonitoring mit Satelliten: von der Forschung in die Praxis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32 GAV Forst Schweiz – ein Zwischenbericht . . . . . . . . . . . . 36 Digitalisierung von Neophytenstandorten . . . . . . . . . . . . 40 Erfassung der Waldschutz-Situation mittels Drohneneinsatz . . . 44 Klemmschnitt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48 Interview: Wo steht die Digitalisierung in Bündner Forstbetrieben? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50 Was gibts Neues beim AWN? . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56 Vergabe der Auszeichnungen proQuercus 2020 . . . . . . . . . 59 Der Verbund Waldbau Schweiz . . . . . . . . . . . . . . . . . 62 Vorschau «Bündner Wald» Dezember 2020 . . . . . . . . . . . 63
Titelbild: Die automatische IMIS-Schneestation Plang Bi. Solche Messstationen erhalten für den im Naturgefahrenbereich tätigen Forstdienst immer grössere Bedeutung.
(Bild: SLF Archiv)
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Mit Drohnenaufnahmen lässt sich die Wirkung der Anzeichnung noch während der Schlagausführung fast in Echtzeit überprüfen.
(Bild: Carlo Bott)
Editorial Ich blättere den Kalender 7 Monate zurück. Wir stecken mitten in der (ersten?) Coronakrise. In China, in Russland, in unserer demokratisch regierten Schweiz, in den USA, fast weltweit herrscht auf Strassen und Plätzen vor allem eines: Ruhe. Überall wird das öffentliche Leben mehr oder weniger stillgelegt und die für den Menschen so wichtigen physischen Kontakte gekappt. Die Regierungen führen ihre Bevölkerung durch die Pandemie und die Krise. Die Art und Weise der Kommunikation ist sehr unterschiedlich. Die Massnahmen sind jedoch von Ost bis West, von Nord bis Süd fast überall dieselben. Auch die Führungsinstrumente gleichen sich. Vielleicht nicht auf den ersten Blick. Schaut man aber etwas genauer hin, wird das Bild der klaren Unterschiede zusehends unschärfer und verwaschen, ja schon eher unerkennbar. Stattdessen merken wir, dass sich China und unsere freiheitliche Schweiz in mancherlei Hinsicht doch ähnlicher sind, als es manchem lieb ist. Während wir plötzlich merken, dass nicht nur die chinesische, sondern auch unsere Industrie (mit chinesischen Maschinen) Schutzmasken produzieren kann, nutzt unsere Politik die Gunst der Stunde. Was in China schon ganz normal ist, mit harter Hand durchgesetzt und offen kommuniziert wird, wird in unserer ach so heilen Schweizer Welt klammheimlich hinter dem Rücken der Datenschützer und der gesamten Bevölkerung eingeführt. Die Überwachung dank der Handylokalisierung. Die Sache eilt und deswegen ist es absolut legal und unbedenklich, dass der Datenschützer erst später einmal darüber informiert wird. Die Daten sind natürlich anonymisiert und lassen keinerlei Rückschlüsse auf Einzelpersonen zu (Quelle: www.srf.ch am 30.3.2020). «10vor10» berichtet am 25.3.2020, dass die ETH in Lausanne und Zürich mit Hochdruck an einer App nach asiatischem Muster arbeiten, welche uns warnt, wenn eine Person in unserer Nähe gemäss Big-Data-Analyse eventuell krank sein könnte, wie alt sie ist, welches Geschlecht sie hat und wie weit sie von uns entfernt ist. So könn-
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ten wir uns dann von einer digitalen Denkzentrale gefahrlos quasi durch den Tag lenken lassen. Jean-Pierre Hubaux, Professor für Datensicherheit an der EPFL Lausanne, betont, dass diese Infrastruktur (aus Datenschutzgründen) wieder weggeworfen werden muss, sobald die Pandemie vorbei ist. So weit, so gut. Doch die nahe Vergangenheit lehrte uns immer wieder, dass einmal erfasste Daten auch irgendwo gehamstert und noch lange irgendwie genutzt werden. Ob dann den Datenhamstern geglaubt werden kann oder soll, dass alle Daten zuerst anonymisiert und später auch noch gelöscht werden, sei unter solchen Vorzeichen einmal jedem selbst überlassen. Digitale Lösungen haben zweifelsohne viele Vorteile und vereinfachen verschiedenste Abläufe. In einer vertrauensvollen Umgebung bilden sie eine grosse Unterstützung. Fehlt das gegenseitige Vertrauen, so können digitale Lösungen mit ihren im Hintergrund oft fast unerschöpflichen Möglichkeiten aber eine gewisse Gefahr des Misstrauens bergen. Denn es werden damit unweigerlich riesige Datenmengen irgendwohin preisgegeben und sind weder zu kontrollieren noch zurückzuziehen. Die Kontrolle über digitale Daten wird zunehmend mit Macht über andere Menschen gleichgesetzt. Die Datenbesitzer freut’s. Kommuniziert werden die Vorteile dieser Errungenschaft. Wie sich die Datenlieferanten dabei fühlen, scheint Nebensache zu sein. Ich behaupte, dass wir (nicht erst seit Covid-19) wieder lernen müssen, miteinander zu reden, nicht nur zu überreden. Bei einer Besprechung sollte allen gleiches Gehör geschenkt werden. Es geht nicht nur darum, sein Gegenüber zu BEsprechen! Redaktor Jörg Clavadetscher
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GIN im Einsatz Vor etwas mehr als zehn Jahren, am 1. März 2010, ging GIN in Betrieb. Ein undurchschaubarer Dschungel an Daten für die einen, eine Goldgrube und nicht mehr wegzudenkendes Hilfsmittel für die andern. Wie nutzt das kantonale Amt für Wald und Naturgefahren die Plattform? Ein kurzer, persönlicher Erfahrungs bericht zum Pfingsthochwasser 2019. Andreas Huwiler
Pfingsten 2019. Wie so oft – zumindest in meiner subjektiven Wahrnehmung – wird das verlängerte Pfingstwochenende verregnet. Am Sonntag, 9. Juni 2019, warnt MeteoSchweiz vor einem Regenereig nis der Stufe 3, ein untrügliches Zeichen, dass es richtig nass wird. Wird es in unserem Kanton Pro bleme mit Hochwasser oder Murgängen geben? Der Winter 2018/19 war sehr schneereich, es liegt doch noch recht viel Schnee in der Höhe, aber wie viel? Und wie weit hinauf wird es regnen? Da mich vor allem die Schneemenge interessiert, öffne ich auf meinem Laptop GIN, klicke das Dos Ansicht: Produkt: Zeit:
SWE Index Alpenrhein SWE Index Alpenrhein 08.06.2019, 12:00
Abb. 1: Darstellung des Schneewasseräquivalent-Index (SWE-Index) für die Region Alpenrhein. Die Kurven zeigen, wie viel Wasser in Form von Schnee in den Bergen liegt. Die schwarze Kurve stellt das aktuelle Jahr dar, die graue den langjährigen Durchschnitt. Die farbigen Kurven zeigen den Verlauf des SWE-Index einiger ausgewählter Jahre.
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(Abbildung: zVg SLF)
sier Schneewasseräquivalent-Index an und wähle unter den Ansichten SWE Index Alpenrhein (siehe Abbildung 1). Auf den schneereichen Winter folgte 2019 ein ver hältnismässig kühler Frühling – kein Wunder ist der Schnee fast nicht weggeschmolzen und es hat ak tuell mehr als doppelt so viel Wasser in Form von Schnee wie in einem durchschnittlichen Jahr. Auf der Startseite von GIN sehe ich, dass der Bund ein Naturgefahrenbulletin veröffentlicht hat. Im Laufe des Sonntags sollen allmählich Niederschlä ge einsetzen, von Montagmittag bis Dienstag abend werden im zentralen Alpenraum 50 bis 80 mm, lokal bis 110 mm Regen erwartet, im Sü den bis Mittwochmorgen 100 bis 250 mm. Sowohl die Regenmengen als auch die Verteilung des Nie derschlags sind unsicher und in jedem zweiten Satz ist von « … eingelagerten, teils heftigen Gewit tern …» die Rede. Die Schneefallgrenze liegt über 3000 m und die Fachleute des Bundes erwarten, dass die prognostizierten Niederschläge zusam men mit der hohen Nullgradgrenze zu deutlichen Pegelanstiegen führen werden. Tönt alles nicht so gut! Aber ein Klick auf die Dos siers Abflüsse und Vergleich mit Hochwassersta tistik beruhigt mich vorerst: alles grün, die Pegel von Rhein, Inn und auch der übrigen grösseren Gewässer sind relativ tief. Ich setze mich aufs Bike und schaffe es sogar trocken nach Hause, der Re gen setzt in Chur erst gegen den frühen Abend ein.
Abb. 2: Niederschlag, der zwischen dem 7. Juni 2019, 10.00 Uhr, und dem 10. Juni 2019, 10.00 Uhr, gefallen ist. Die Punkte stellen Messstationen am Boden dar, die Farben stehen für die gefallenen Niederschlagsmengen: grün weniger als 50 mm, gelb 50 bis 100 mm, orange 100 bis 130 mm. Die Rasterfarben im Hintergrund zeigen die vom Radar gemessene, über die vergangenen 72 Stunden aufsummierten Niederschlagsmengen.
Pfingstmontag, 10. Juni 2019 Ein grauer und nasser Morgen. Ich frage mich, wie viel Regen tatsächlich gefallen ist und noch vor dem Frühstück öffne ich in GIN mein 72h-Regendossier. Eine Ansicht, die ich mir selber zusammengestellt und als eigenes Dossier abgespeichert habe: Sie zeigt die Niederschlagssummen der vergangenen 72 Stunden am Boden bei den Messstationen und im Radarbild (siehe Abbildung 2). Das Tessin hat schon recht viel Regen abbekommen, aber 100 mm in drei Tagen ist da ja keine Seltenheit. Auch in der Surselva und im Misox dürften die bisher gefallenen 30 mm kaum ein Problem darstellen, selbst wenn dazu noch kräftig Schnee schmilzt. Ein Klick auf den Pegel des Glenners bei Castrisch (Dossier Abflüsse, in der Karte auf die Pegelmessstation Glenner – Castrisch klicken, dann im Pop-up-Fenster Diagramm erstellen anwählen) bestätigt meine Einschätzung: In der Nacht stieg der Pegel wohl recht stark auf über 80 m³ pro Sekunde an, jetzt ist er aber schon wie-
(Abbildung: zVg BAFU)
der am Fallen. Wird wohl nicht so schlimm – aber fürs Bike ist es mir heute zu nass. Um 11 Uhr gibt der Bund ein neues Naturge fahrenbulletin heraus, welches ich in GIN aufrufe und lese. Es ist immer noch von den 50 bis 80 mm, lokal bis 110 mm Niederschlag die Rede, und auch Gewitter sind immer noch ein Thema. Die Schneefallgrenze bleibt weiterhin hoch. Für Rhein und Inn wird neu vor einem Hochwasser der Gefahrenstufe 2 gewarnt – das ist aufgrund des Niederschlags und der Schneeschmelze zu erwarten, sollten aber beide Gewässer eigentlich problemlos schlucken. Wäre jetzt der Zeitpunkt, die Verbreitung einer kantonalen Warnung an die Verantwortlichen in den Gemeinden vorzuschlagen? Nach einem kurzen Austausch in unserem Naturgefahrenteam verwerfen wir den Gedanken schnell. Erstens hat ja MeteoSchweiz vor dem Ereignis gewarnt und es braucht deshalb sicher keinen «kantonalen Weckruf». Und zweitens soll es morgen ja schon wieder
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aufhören zu regnen, so schlimm wird es schon nicht kommen. Dienstag, 12. Juni 2019 In der Nacht hat es stark geregnet, aber am Morgen schaffte ich es trocken ins Büro. Als Erstes öffne ich GIN und staune nicht schlecht: Über Nacht hat es in der oberen Surselva 50 bis 80 mm geregnet, der Glenner bei Castrisch führte um 5 Uhr morgens 188 m³ Wasser pro Sekunde. Zum Glück regnet es nicht mehr, der Pegel ist jetzt um 7 Uhr bereits wieder stark gefallen. Der Pegel des Rheins in Domat/Ems erschreckt mich dann aber: Über 1200 m³ Wasser fliessen jetzt gerade pro Sekunde durch die Messstelle, der Schwellenwert für die Gefahrenstufe 3 wurde damit deutlich überschritten. Das Dossier Vergleich mit der Hochwasserstatistik zeigt, dass fast alle Pegel in unserem Kanton ein zwei- bis zehn-jährliches Hochwasser führen, der Rhein sogar ein zehn- bis dreissig-jährliches. Offensichtlich spielt die Schneeschmelze doch eine deutlich grössere Rolle, als wir bisher angenommen haben. Unsere Spezialisten Naturgefahren in den Regionen AWN stehen in Kontakt mit den lokalen Naturgefahrenberatern der Gemeinden. Schäden sind noch keine gemeldet; alle hoffen, dass es so bleibt. Am Mittag dann eine gute Nachricht: die Fachleute des Bundes gehen im Naturgefahrenbulletin von einer generellen Entspannung aus. Die kräftige südwestliche Höhenströmung bleibt zwar erhal-
ten, scheint aber vor allem die Alpensüdseite und die Westschweiz mit feuchter Luft zu versorgen. Zwar kann es in der Nacht auf Mittwoch noch starke eingelagerte Gewitter geben, am Mittwoch soll dann aber wieder etwas trockenere Luft anströmen. Die Pegel von Glenner und Rhein sind den ganzen Dienstag am Fallen – merkwürdigerweise steigen aber die Pegel der Albula, des Inns und des Landwassers. Der Schnee schmilzt und scheint einen beträchtlichen Anteil an den Abfluss beizusteuern. Mittwoch. 12. Juni 2019 Mittwochmorgen. Wo bleibt die trockene Luft? In Chur hat es in der Nacht teilweise geregnet und jetzt am Vormittag giesst es wie aus Kübeln. Ein kurzer Blick in GIN lässt nichts Gutes erahnen: Von Süden her drückt es ins Hinterrheingebiet, die Niederschläge greifen weit über bis ins Churer Rheintal. In 24 Stunden wurde verbreitet mehr als 50 oder sogar mehr als 80 mm Regen gemessen – das hätte einer Niederschlagswarnung der Stufe 4 entsprochen! Die Pegel von Inn, Landwasser, Albula und Rhein steigen auf Höchstwerte (siehe Tabelle 1). Derartige Regenmengen in Kombination mit einer starken Schneeschmelze – auch am Mittwochmorgen lag die Nullgradgrenze immer noch um 3000 m – führen zwangsläufig zu Schäden. Und bald schon erreicht uns die Nachricht, dass es Splügen in der Gemeinde Rheinwald schlimm getroffen hat.
Station
Abfluss in m³/s
Gefahrenstufe (Bundesschwellenwerte)
Jährlichkeit
Rhein bei Domat/Ems
1538
3
>100
Hinterrhein bei Fürstenau
766
4
30 – 100
Landwasser bei Frauenkirch
46
3
10 – 30
Inn bei Martina
397
3
10 – 30
Tabelle 1: Situation in den Fliessgewässern am 12. Juni 2019 um 12 Uhr, dargestellt an einzelnen ausgewählten Messstationen.
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(Tabelle: A. Huwiler)
Abb. 3: Rettungsaktion beim Parkplatz der Bergbahnen
Abb. 4: Freigelegte Oleodotto-Gasleitung über
Tambo in Splügen.
den Splügenpass.
(Bild:Kapo GR)
Die Niederschläge führten zu ausserordentlichen Abflüssen im vom Splügenpass herunterfliessenden Hüscherenbach, verbunden mit einem sehr grossen Geschiebetrieb. Die Passstrasse wurde vielerorts durch Erosion beschädigt und die über den Pass führende Oleodotto-Gasleitung über weite Strecken freigelegt. In Splügen wurde ein Parkplatz der Bergbahnen zu einem grossen Teil wegerodiert, auf dem in einem Campingbus zwei Personen übernachteten. Mit viel Glück konnten die Personen gerettet werden (siehe Abbildungen 3 und 4). Die Zufahrt zur Nationalstrasse in Splügen wurde überflutet, mehrere Gebäude wurden überschwemmt. Einige davon waren von knapp 2 m Wassertiefe betroffen, weil sie in einer Senke stehen, in welcher durch die Zufahrt der Nationalstras se das abfliessende Wasser aufgestaut wurde. Aber nicht nur in Splügen war die Situation prekär: Durch die extremen Hochwasser und entstanden vielerorts kleinere Schäden, allerdings nicht in dem Ausmass wie in Splügen. Fazit Die Niederschläge an Pfingsten 2019 fielen in zwei Phasen: für die erste Phase zwischen dem 9. und 11. Juni wurde von MeteoSchweiz eine Regenwar-
(Bild: Gabi Hunziker, Hunziker Gefahrenmanagement)
nung der Stufe 3 herausgegeben. Die zweite Phase vom 11. auf den 12. Juni wurde von den Wettermodellen nicht vorhergesehen und entsprechend wurde vor diesem – im Gebiet Splügen deutlich stärkeren – Ereignis nicht gewarnt. Nachträgliche Auswertungen haben ergeben, dass die Niederschlagsintensitäten einem zehn- bis fünfundzwanzig-jährlichen Ereignis zugeordnet werden können. Was hat uns GIN bei diesem Ereignis genützt? Die Plattform kann kein Hochwasser verhindern und auch nicht vorhersehen, ob und wo es lokal zu Schäden kommen wird. Aber GIN ermöglicht es uns, eine aktuelle Situation viel besser einzuschätzen, mit früheren Situationen direkt zu vergleichen und die Entwicklung der aktuellen Lage in Echtzeit zu verfolgen und zu kommunizieren. Und im Nachgang zu einem Ereignis oder einer Unwettersituation helfen uns die Daten auf GIN zu verstehen, weshalb es zu einem solchen Verlauf gekommen ist, und ermöglichen es vielleicht, künftig im einen oder andern Fall eine kritische Entwicklung frühzeitig zu erkennen. Andreas Huwiler ist Geologe und beim Fachbereich Naturgefahren des Amts für Wald und Naturgefahren GR unter anderem für GIN zuständig.
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GIN – die Hintergründe Die Gemeinsame Informationsplattform Naturgefahren (GIN) ist seit 2011 operationell im Einsatz. Massgebend für die im Rahmen des Projekts OWARNA begonnene Entwicklung im Jahr 2008 war eine Ereignisanalyse, welche sich mit dem Hochwasser im August 2005 befasste. In dieser Ereignisanalyse wurde eruiert, dass zwar Messdaten während des Ereignisses vorhanden waren, diese für lokale Akteure jedoch kaum oder nur bedingt zugänglich waren. Man setzte sich zum Ziel, die Zugänglichkeit der Informationen rund um Naturgefahren zu verbessern und Warnungen koordinierter herausgeben zu können. Markus Aeschlimann
In den Anfängen bestand die Datenbank aus einer Karte, mithilfe welcher Daten tabellarisch und grafisch dargestellt werden konnten. Mit der Intensivierung der Zusammenarbeit mit den ein zelnen Fachstellen des Bundes, Bundesamt für Umwelt (BAFU), MeteoSchweiz (MCH), Schweize rische Lawinenforschung (SLF) und Schweizeri scher Erdbebendienst (SED), nahm die Datenmen ge kontinuierlich zu. Dies führte bald einmal dazu, dass GIN an seine Grenzen stiess. Nicht nur die zunehmende Datenmenge, sondern auch Anfor derungen wie die Möglichkeit, Daten mit anderen Nutzern zu teilen oder eigene Schwellenwerte zu setzen, führten dazu, dass im Jahr 2017 die Ver sion GIN5 eingeführt wurde. Der Einstieg erfolgte nun nicht mehr über die Karte, sondern über ein Dossier, welchem verschiedene Ansichten (Tabel len, Diagramme, Bilder, Bulletins, Bilder und die Karte) hinzugefügt werden können. Das Gestalten von Dossiers ermöglicht es dem Nutzer, individuel le Ansichten zusammenzustellen, diese zu spei chern und mit anderen GIN-Benutzern zu teilen. Mit dem Aufkommen von Smartphones wandelten sich die Anforderungen erneut. Gewünscht wer den eine mobiltaugliche Version und das Verschi
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cken von schwellenwertbasierten Benachrichti gungen. Das Ziel der gegen Ende 2 020 lancierten GIN-Version (genannt GIN Mobile) sind daher die Optimierung der Benutzerfreundlichkeit von GIN für mobile Endgeräte und das Versenden von Be nachrichtigungen zu Schwellenwerten. GIN Mobile Zu erwähnen ist, dass GIN Mobile neben zusätzli chen Funktionen auch ein neues Erscheinungsbild erhält. Die Funktionsweise und die Navigation des heutigen GIN mit dem Anlegen von Dossiers und Ansichten bleibt dieselbe. GIN Mobile funktioniert nicht nur auf dem Smartphone, sondern weiterhin auf dem Desktop oder dem Tablet. Ein einmaliges Einrichten auf dem Smartphone führt dazu, dass der Zugriff auf GIN per mobilem Endgerät sowohl als App als auch über den Browser erfolgen kann. Jeder Benutzer hat weiterhin einen Login, welcher auf verschiedenen Geräten verwendet werden kann. Auf dem Desktop eingerichtete Dossiers und Schwellenwerte sind auf dem Smartphone zu gänglich. Benachrichtigungen können auf persön liche Schwellenwerte, Messwerte, Vorhersagen, aber auch auf Warnungen oder Bulletins erfolgen.
Bildreihe v. l. n. r.: Startseite von GIN auf dem Smartphone, Karte mit Niederschlagsradar und Niederschlagsmessungen sowie Lawinenbulletin.
GIN besitzt eine grosse Diversität an Benutzern aus verschiedenen Bereichen (lokale Naturgefahren berater, Blaulichtorganisationen, Behörden, Wis senschaftler etc.). Um Gefahrensituationen einzu ordnen, werden unterschiedliche Verfahren und Alarmierungen eingesetzt. GIN kann dabei eine entscheidende Rolle spielen. Anhand der Entschei dungsprozedur der FAN (Agenda FAN 1/2019) wird folgend aufgezeigt, wie GIN beim Beurteilen und Entscheiden in akuten Gefahrensituationen eingesetzt werden kann: 1. Situationsbeurteilung Wird ein Schwellenwert überschritten oder er scheint eine neue Warnung oder ein neues Bul letin, wird der Benutzer mittels Benachrichtigung informiert. Benachrichtigungen erscheinen nicht nur auf dem Smartphone, sondern können auch
(alle Bilder: Geschäftsstelle GIN)
auf dem Desktop gelesen werden. Schwellenwerte können spezifisch auf eigens definierte Werte abonniert werden, damit eine Abbildung an die reale Situation möglich ist. Benachrichtigungen können auch auf Vorhersagen erstellt werden. Sind die gewünschten Benachrichtigungen einmal eingerichtet, wird der GIN-Benutzer über mögliche Szenarios in der Zukunft informiert. Einmal auf die Situation aufmerksam gemacht, kann sich der Be nutzer in GIN mithilfe der Daten und Werkzeuge einen Überblick über die Situation verschaffen. Die in GIN bereits erstellten Dossiers und Ansichten können bequem mit dem Smartphone abgerufen werden. 2. Optionen Während Handlungsoptionen gesucht werden, stehen in GIN laufend neue Daten und Prognosen
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zur Verfügung. Die Warnkarte und die Push-Benachrichtigungen helfen dem Benutzer, die verschiedenen Optionen zu erstellen. Die Informationen aus GIN können dabei helfen, abzuschätzen, ob überhaupt etwas gemacht werden muss. 3. Bewertung Während die erstellten Handlungsoptionen evaluiert und geprüft werden, liefert GIN unter anderem auch Einschätzungen von Fachspezialisten in Form von Bulletins. GIN kann unterstützend wirken, ob Optionen durchführbar sind. Auch die Sicherheit kann mittels der zahlreichen Vorhersagen abgeschätzt werden. Zusätzlich können in GIN Dossiers mit anderen GIN-Benutzern geteilt werden. Dies bietet den Vorteil, dass, wenn die Evaluierung bezüglich der Handlungsoptionen durch mehrere Personen ausgeübt wird, alle über die gleichen Informationen verfügen. 4. Entscheidung Wenn die verschiedenen Optionen geprüft worden sind, wird der Entscheid gefällt. Hier kann allenfalls noch einmal die aktuelle Situation bezüglich Messdaten oder Bulletins konsultiert werden. In einem Ereignisfall erscheinen gewisse Bulletins häufig, da die Lage von Spezialisten laufend neu beurteilt wird. GIN bietet die Möglichkeit, wichtige Dossiers und Ansichten für die Dokumentation auszudrucken. 5. Ausführung Während die beschlossenen Massnahmen ausgeführt werden, kann sich die Situation ändern. Benachrichtigungen machen den Benutzer darauf aufmerksam, dass neue Daten verfügbar sind oder Schwellenwerte überschritten worden sind. So kann die aktuelle Situation mitverfolgt werden. 6. Kontrolle Aufgrund der Datenfülle eignet sich GIN, um das Geschehen weiter zu beobachten. Individuelle Schwellenwerte, Push-Benachrichtigungen und die
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laufende Einschätzung durch Experten ermöglich dem Benutzer eine permanente Überwachung. Fazit Für die Bewältigung von Naturgefahren liefert GIN verschiedene Mehrwerte: –– GIN beinhaltet sämtliche Naturgefahrendaten, welche auf Stufe Bund erhoben werden. Zusätzlich stehen Daten der Kantone und vereinzelt auch von privaten Anbietern zur Verfügung. –– In Form von Bulletins sind Einschätzungen von Fachspezialisten vorhanden. –– Dossiers können im Vornherein in Ruhe erstellt werden, damit im Ereignisfall mit wenigen Klicks eine gewünschte Übersicht über die Situation verfügbar ist. Dies verschafft Zeitgewinn im Einsatz. –– Mit der Möglichkeit, Dossiers in GIN zu teilen, können gemeinsame Entscheidungsgrundlagen geschaffen werden. –– Durch persönliche Benachrichtigungen erhält der Benutzer zeitnahe Informationen bei Ereignissen. Der Benutzer ist jederzeit über den aktuellen Stand informiert. –– Mit der mobilen Version ist GIN auch auf dem Smartphone verfügbar. Dies ermöglicht die Überprüfung besonders auch im Feld. Markus Aeschlimann ist wissenschaftlicher Mitarbeiter bei der Geschäftsstelle GIN (Gemeinsame Informationsplattform Naturgefahren) und ist somit eine der treibenden Kräfte dieses Instruments.
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Steinschlag und der Wald – der effektiven Schutzwirkung auf der Spur Dem aufmerksamen Gebirgswaldbesucher ist das Phänomen hinlänglich bekannt: In felsdurchsetztem, waldigem Gelände findet m an h inter vielen grösseren, aber eben auch kleineren Bäumen abgelagerte Steine in unterschiedlicher Grösse. Um die Schutzwirkung des Waldes bezüglich Steinschlag genauer zu untersuchen, führt die SLF-Forschungsgruppe RAMMS verschiedene Experimente durch, dessen Erkenntnisse dann in das Simulationsprogamm RAMMS::ROCKFALL fliessen. Andrin Caviezel und Adrian Ringenbach
Die Forschungsgruppe RAMMS am WSL-Institut für Schnee- und Lawinenforschung SLF in Davos befasst sich schon lange mit der Entwicklung von
Simulationsprogrammen für gravitative Naturgefahren. Das bestbekannte Modul ist RAMMS:: AVALANCHE, mit welchem Lawinen in realisti-
Abbildung 1: Überblick der Ablagerungspunkte der Surava-Trilogie: Rote Ablagerungspunkte repräsentieren das Experiment mit intaktem Wald, weisse Ablagerungspunkte dasjenige mit liegenden, gefällten Stämmen (die relevanten Bäume sind braun eingezeichnet) und blaue Ablagerungspunkte stehen für Ablagerungspunkte nach der Räumung. (Bilder: SLF)
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schem Gelände simuliert werden können und so wertvolle Aufschlüsse über deren Einwirkungen in den Gefahrenzonen liefert. Seit einigen Jahren existiert nun auch das äquivalente Modul für Sturzbewegungen, RAMMS::ROCKFALL. Auch hier können auf exakten Höhenmodellen die möglichen Sturzbahnen der zu erwarteten Steine digital berechnet werden und so die Gefahrenanalyse des Ingenieurs mit einem räumlichen Eindruck der drohenden Steinschlaggefahr ergänzen. Hierbei sind Grössen wie die zu erwartenden Geschwindigkeiten – und somit Energien – wie auch die Sprunghöhen von Interesse, weil diese die Grösse und auch Kosten allfälliger Schutzmassnahmen massgebend bestimmen. Jedes Modell bedarf guter Eingabedaten. Für eine RAMMS::ROCKFALL-Simulation bedarf es einer detaillierten Kartierung der vorhandenen Boden typen, ein gut aufgelöstes, fehlerfreies Höhen model und eine Vorstellung der Steinform und -grösse. Hier unterscheidet sich RAMMS von anderen Modellen, da jeder Stein-Boden-Kontakt genau nachgerechnet wird unter Berücksichtigung der Steinform und Aufprallorientierung. Mit gleichen Bodenparametern für alle Steine und Massen ergibt sich natürlicherweise, dass zum Beispiel sehr plattige Steine oftmals ins Rutschen kommen und dadurch schnell einmal durch eine vorhandene Bodenrauigkeit aufgehalten werden. Der typische Steinschlaghang kann oft durch eine steile, felsige Ausbruchfläche, einer mehr oder minder bewachsenen, steilen Transitzone und einem flachen Auslauf mit der zu schützenden Infrastruktur beschrieben werden. Die genaue Eingrenzung der Bodenparameter für diesen Typus von alpinem Hang ist essenziell für eine verlässliche Simulation. Zu diesem Zweck führte die RAMMS-Gruppe seit einigen Jahren vor allem am Flüelapass wiederholt künstliche Steinschlagexperimente durch, um auch eine systematische Datengrundlage für die Beantwortung dieser Fragen zu bekommen. So ergaben sich aus diesen Experimenten Aufschlüsse über
den Energieverlust bei jedem Einschlag und insbesondere dessen Abhängigkeit bezüglich Geschwindigkeit und Bodentyp. Zudem konnte der Einfluss der Steinform studiert werden, wo sich zeigt, dass würfelförmige Steine seitlich weniger weit gestreut werden als radähnliche Steine. Der Wald schützt, aber wie stark? Bei sehr vielen Beispielen stellt sich aber bald einmal auch die Frage nach dem Effekt des Waldes, da die Transitzone oftmals bewaldet ist. Der grosse Stein hinter kleinen Bäumen regt zum Nachdenken an: Wie erreichte der Stein seinen jetzigen Ablagerungsort? Woher kam der Stein? Wie hoch war seine Geschwindigkeit? Wie gross waren die Kräfte, welche vom stoppenden Baum abgefangen wurden? Wie hoch sprang der Stein durch die Luft? Wann war das Ereignis? Befinde ich mich in einer Gefahrenzone? Wie sieht das weiter talwärts aus? Fragen über Fragen, auf welche Erfahrungswerte zwar ein Gefühl vermitteln können, oftmals aber klare Antworten darauf fehlen. Da sich ein Modell nur schlecht mit Gefühlswerten füttern lässt, streben wir eine Quantifizierung der Schutzwirkung des Waldes explizit in Bezug auf einen rollenden oder fliegenden Stein an. Hierzu wurden die Experimente auf bewaldetes Testgelände erweitert, um in Zukunft diese offenen Fragen zumindest teilweise beantworten zu können. Die Surava-Trilogie Der Austausch mit Praxis und Behörden liegt dem SLF am Herzen und so entstand im Kontakt mit dem AWN Region 4 spontan die Idee für Experimente in einem Waldstück, welches für einen regulären forstlichen Eingriff vorgesehen war. Dank der engen Zusammenarbeit wurde es möglich, Experimente vor dem Schlag, nach dem Schlag mit liegendem Totholz und nach der Räumung durchzuführen. Unterhalb des Felsbands Crap Ot/Crap Pisch südlich von Surava waren im Jahre 2017 mehrere Seillinien forstlicher Eingriffe geplant. Die
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Abbildung 2: a) Die gesamte LiDAR-Punktwolke im Bereich der Surava-Trilogie, anhand der Höhe über Meer eingefärbt, wurde via Filteralgorithmen in b) Bodenpunkte klassiert. Um wie in c) die Baumhöhen abschätzen zu können, dient die Höhe über Boden als Farbkriterium (rot >= 20 m über Boden). d) Einblick in die Punktwolke im Bereich der Seillinie: Neben der Höhenmessung von Einzelbäumen (hier h=24,3 m Höhe) können bei dieser hochaufgelösten Punktwolke z. B. BHD und Kronenlängen abgeschätzt werden.
für ein Experiment am günstigsten zugängliche Seillinie befand sich im Bereich der zweiten Haar nadelkurve der Zubringerstrasse Aclas (2’765’803/ 1’169’622 CH1903+/LV95). Der Startpunkt ist sowohl in der topografischen Übersichtskarte als auch in der Ablagerungspunktübersicht in Ab
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bildung 1 ersichtlich. Die Teststeine bestanden aus 46 kg schweren armierten, betonierten, würfelför migen EOTA-Blöcken (European Organisation for Technical Assessment), dessen grössere Ausgaben als Normstein in Steinschlagnetztests benutzt wer den. Im Zuge der durchgeführten Steinschlagex
Abbildung 3: Planansicht der simulierten Steingeschwindigkeiten in den drei Szenarien: links stehende Bäume, Mitte liegend (weiss) und rechts geräumter Wald. Die meisten Steine erreichen Geschwindigkeiten bis 25 km/h, wobei wenige bis 36 km/h (=10 m/s) schnell werden. Zudem wird ersichtlich, dass von den 100 simulierten Steinen, nur deren 5 durch die Sektion mit den liegenden Stämmen kommen.
perimente erwiesen sich künstliche Steine gegenüber natürlichen Steinen als überlegen, einerseits, weil sie robuster fabriziert werden können und andererseits auch die Reproduktion des immer gleichen Steins erlauben. Die Steine wurden mittels Sensoren, sogenannten StoneNodes, ausgerüstet, welche Rotationen bis 11 Umdrehungen pro Sekunde und Beschleunigungen bis zur 400-fachen Erdbeschleunigung messen können. Dadurch kann man direkt im Stein messen, wie stark ein Aufprall seine Rotation vermindert und wie hart diese Aufschläge sind. Mittels Quad konnten jeweils vier Steine gleichzeitig von der Haarnadelkurve an den Startpunkt gebracht werden. Von da wurden diese nacheinander losgelassen und am Ablagerungspunkt mittels hochgenauem GNSS-Empfänger eingemessen. Wenn nötig, wurden die Steine mittels Spillwinde
bis zur Haarnadelkurve gezogen, um von da wieder mit dem Quad zum Startpunkt gefahren zu werden. Mit Filmaufnahmen vom Startpunkt aus, von der Haarnadelkurve und mittels einer Drohne versuchten wir, die Steinflugbahnen möglichst lange zu verfolgen. Keine dieser Varianten stellte sich jedoch als zufriedenstellend heraus. Die Surava-Trilogie dargestellt in Abbildung 1 besteht demnach aus einem Experimentiertag vor dem forstlichen Eingriff, RF13 mit 41 Ablagerungspunkten (rot), einem Tag mit den liegenden Bäumen, RF14 mit 27 Ablagerungspunkten (weiss), und einem Tag nach Räumung der liegenden Stämme, RF15 mit 40 Ablagerungspunkten (blau). Der berechnete Mittelpunkt der jeweiligen Serien ist als gleichfarbiges Fadenkreuz dargestellt. Wenig überraschend kommen Steine bei liegenden Stämmen am wenigsten weit. Der durchschnittliche Ab-
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Abbildung 4: Darstellung der Sprunghöhen in der 3D-Ansicht: Neben den stehenden Bäumen (gelb) und den weissen, teilweise aufgestapelten liegenden Stämmen sind die Flugbahnen der 100 simulierten Steine ersichtlich. Die Sprunghöhen sind im Allgemeinen eher tief, erreichen vereinzelt aber bis 1,4 m. Die höchste gemessene Wunde an einem Baum befand sich auf 1,3 m.
lagerungspunkt liegt mitten in der Schlagfläche. Nur einer der 27 Steine kam unterhalb der liegenden Stämme zum Stillstand. Steine im geräumten Wald haben im Mittel einen 12 Meter längeren Weg zurückgelegt, als jene im ursprünglichen stehenden Wald. Ebenfalls klar ersichtlich sind die früh gestoppten Steine in allen drei Serien, welche aufgrund der Bodenrauigkeit nie Fahrt aufnehmen konnten. Um diese Bodenrauigkeit möglichst genau abzubilden, bedarf es eines detaillierten Höhenmodelles. Das Bundesamt für Landestopografie swisstopo
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erstellt schweizweit die swissALTI3D-Höhenmodelle mit einer Gitterauflösung von zwei Metern. Mit fortschreitender Lasertechnologie sind die neusten Modelle bis 0,5 Meter Genauigkeit erhältlich. Trotzdem ergeben sich speziell im Wald immer noch zwei Hauptprobleme: Um die kleinräumige Rauigkeit von Waldböden korrekt darzustellen, braucht es sehr gute Vegetationsfilter, welche in der Lage sind, in der gesamten Masse an Laser-Messpunkten, der sogenannten LiDAR-Punktwolke (siehe z. B. Abb. 2.a), hochstämmige Vegetation von tief liegender Buschvegetation und
beides wiederum von rauem Boden zu unterscheiden. Nur dann ergeben sich präzise digitale Höhenmodelle (DHM). Im idealen Fall sind dann auch Informationen über Deckungsgrad, Einzelbaumstandort, Baumhöhen vorhanden. Mit der neusten Generation der LiDAR-Daten, welche im Jahre 2023 von swisstopo für den ganzen Kanton Graubünden bereitgestellt werden sollten, könnte dies schon bald Realität werden. Trotzdem bleibt die Frage, was die kleinste Auflösung dieser Höhen modelle sein wird, da auch 0,5 Meter für solch kleinskalige Experimente – die zugegebenermassen etwas akademisch sind und vor allem der Weiterentwicklung der Methoden dienen – unzureichend sind. Erste Simulationen mit RAMMS::ROCKFALL mit einer Zwei-Meter-Auflösung im Höhenmodell zeigten, dass eine zu geringe Auflösung zu einer zu geringen Bremswirkung führt und die Steine oftmals erst weiter unten im Hang auf der flachen Forststrasse zum Stoppen kommen. Daher liessen wir den Hang mittels Hubschrauber per AX60-Trimble-Laserscanner vermessen. Um die gewünschte Punktdichte pro Quadratmeter (durchschnittlich 500 p/m²) zu erreichen, waren mehrere überlappende Flugstreifen notwendig. Nur so war es möglich, ein hochaufgelöstes Höhenmodell aus den LiDAR-Daten zu extrahieren. Der Detailgrad an Informationen eines solchen Höhenmodells ist in Abbildung 2 ersichtlich. Es ist nun nicht nur möglich, ein digitales Höhenmodell mit einer 20-Zentimeter-Auflösung zu generieren, sondern auch via Filteralgorithmen die wirklichen Bodenpunkte zu klassieren (Abb. 2b), Baumhöhen (Abb. 2c) und digital sogar Brusthöhendurchmesser (BHD) und Kronenlängen abzuschätzen (Abb. 2d). Dieses Höhenmodel wird nun als Grundlage für Simulationen mit RAMMS::ROCKFALL benutzt. Die Simulationsresultate (Abbildung 3) werden mit den Experimenten verglichen. Die Bremswirkung der liegenden Stämme, die als zusätzliche 3D-Objekte
in der Berechnung eingefügt wurden, ist in der Bildmitte deutlich erkennbar. Dass die liegenden Stämme teilweise aufeinandergestapelt waren, ist in der 3D-Darstellung in Abbildung 4 deutlich zu erkennen. Die darauf ebenfalls abgebildeten Sprunghöhen (max. 1,4 m) passen sehr gut zu den maximal im Feld gemessenen Sprunghöhen von 1,3 m. Generell erreichen wir eine gute Übereinstimmung zwischen Experiment und Simulation. Die Experimente in Surava haben aufgezeigt, wo sowohl die logistischen wie auch konzeptionellen Schwierigkeiten von Steinschlagexperimenten im Wald liegen. Eine realistische Simulation ist nur möglich, wenn die naturgegebenen Randbedingungen möglichst genau ins Modell einfliessen. Zukünftige Arbeiten werden untersuchen, wie stark man zum Beispiel die Rauigkeit glätten kann, um noch aussagekräftige Resultate zu erhalten, oder wie diese künstlich erzeugt werden kann, falls das Höhenmodell nicht diese Genauigkeit aufweisen sollte. Weiterführende Experimente im Wald mit liegendem Totholz und grösseren Steinen sollen zudem Antworten darauf liefern, ob dieses im Wald belassen werden sollte, um eine möglichst effiziente Schutzwirkung und Pflege des Waldes zu erreichen. Andrin Caviezel und Adrian Ringenbach: Ein Physiker und ein Geograf, die im Namen der Wissenschaft Steine den Hang hinunterwerfen.
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Mit Luftunterstützung im Kampf gegen den Borkenkäfer Der Klimawandel setzt vor allem den Fichtenbeständen zu und begünstigt die Lebensbedingungen des Borkenkäfers. Die Früherkennung von drohenden Massenvermehrungen des Borkenkäfers ist eine grosse Herausforderung, die immer wieder neuer Ideen und Möglichkeiten bedarf. Die Zusammenarbeit von luft- und bodengestützten Überwachungssystemen scheint sich immer öfter zu bewähren und wird ständig weiterentwickelt und verbessert. Kurt Wöls, Bernd Cresnar
In den kommenden Jahren stehen die Förster und Försterinnen vor der grossen Herausforderung, sowohl Wirtschafts- wie auch Schutzwälder wirtschaftlich und ökologisch klimafit zu kriegen – und das «bei laufendem Betrieb». Unterstützung gibt es dabei jetzt aus der Luft: Unmanned Aerial Vehicles (UAVs), besser bekannt als Drohnen, werden mit speziellen Kameras und künstlicher Intelligenz ausgestattet und helfen beim Auffinden von bestehendem oder drohendem Käferbefall. Der Klimawandel lässt bereits seit einigen Jahrzehnten einen weltweiten Temperaturanstieg beobachten, und im Alpenraum wird dieser in Zukunft vermutlich noch höher ausfallen als in tieferen Lagen. Je wärmer es wird, desto schneller entwickelt sich aus dem Ei ein Borkenkäfer. Bei einer Durchschnittstemperatur von 19° C dauert das beim Buchdrucker etwas mehr als sieben Wochen, bei durchschnittlich 24° C jedoch nurmehr fünf Wochen! Höhere Jahresmitteltemperaturen, veränderte Niederschlagsmengen und Wetterkapriolen beeinflussen die Vitalität der Wälder negativ. Zusammen mit Sturm- und Schneeschäden begünstigt die physiologische Schwächung der Bäume die Anfälligkeit für Forstschädlinge wie Borkenkäfer, Pilze und Mikroorganismen. Weil sich die Wälder nicht so schnell wandeln können wie das Klima, ist ein aktives und effizientes Waldmanagement essenziell, um wirtschaftlichen
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und environmentalen Schäden vorzubeugen bzw. diese möglichst gering zu halten. Dabei gehen Förster und Försterinnen mit der Zeit und greifen immer öfter auch zu modernen und digitalen Technologien. Georeferenzierte Multispektralfotografie und Datenauswertung auf Basis künstlicher Intelligenz sind ein Beispiel dafür. Dabei werden – bei kleineren Flächen mit so genannten Multikoptern, bei grösseren mit Leichtflugzeugen – Waldgrundstücke im Rastersystem überflogen und dabei mit einer Spezialkamera Luftbildaufnahmen in dem für das menschliche Auge nicht sichtbaren nahen Infrarotbereich des Lichts gemacht. Diese werden später am Computer analysiert und mit dem NDVI (normalisierter differenzierter Vegetationsindex) ausgewertet. So entstehen Vegetationskarten der überflogenen Flächen, die über deren Vitalität Auskunft geben. Durch die Georeferenzierung der Bilder können Problembereiche und sogar einzelne Problembäume anhand der GPS-Daten genau lokalisiert und gezielt vom Förster angegangen und überprüft werden. (Übrigens immer öfter auch in Begleitung eines Käferspürhundes, dessen Einsatz so effek tiver gestaltet werden kann.) Um eine höhere Aussagekraft bei der Unterscheidung zwischen temporären kurzfristigen Stresssituationen und langfristig geschädigten Flächen oder Einzelbäumen zu erhalten, müssen Bildserien aus mindes-
Visualisierungsmöglichkeiten im Festmeter-Dashboard; Übersichtskarte in RGB bis hin zu CIR-Bild, Befallsinformationen.
tens zwei zeitlich versetzten Flügen miteinander verglichen werden. Die besten Ergebnisse lie fert aber ein kontinuierliches Monitoring in regelmässigen Abständen, da die dahinterliegende Software bei jedem Flug über das zu analysierende Gebiet «aus der Erfahrung lernt» und sich selbst optimiert. Die Software kann in ähnlicher Form auch für die Auswertung von Satellitenbildern verwendet werden, allerdings können dann aufgrund der Bildauflösung keine Rückschlüsse auf Einzelbäume, sondern nur auf Bestandsflächen gezogen werden. Während in der Landwirtschaft die Methode schon als etabliert gilt und bereits von vielen Landwirten für die präzise Düngemittel- und Pflanzenschutzausbringung sowie Bodenbearbeitung etc. angewendet wird, ist sie im Forst noch relativ neu. Die Schwierigkeit liegt wortwörtlich «in der Natur der Sache»: Je nach Vegetationsphase einer Pflanze ändert sich die Absorptionsrate von Licht, einer bestimmten Wellenlänge auch im vitalen, «gesunden» Zustand. Daher bedürfen die Bilddaten selbst
(Bilder: festmeter.at)
bei gleichen Werten unterschiedlicher Interpretation je nach Zeitpunkt der Aufnahme im Vegetationszyklus. Auch atmosphärische Einflüsse wie Sonnenstand, Schatten oder Wolken beeinflussen die Bilddaten und müssen daher bei der Analyse berücksichtigt werden. Ein zielführender Ansatz ist hier, nicht von Absolutwerten, sondern jeweils von Differenzen zwischen den Objekten einer Beobachtungsfläche auszugehen. In Österreich beispielsweise lief unlängst ein Pilotprojekt der Landwirtschaftskammer Oberösterreich auf rund 1300 Hektar Wald von insgesamt etwa 140 Waldeigentümern, bei dem das BFW (Bundesforschungszentrum für Wald) eine detaillierte Vor-Ort-Überprüfung der aktuellen NDVIbasierten Auswertung und Dateninterpretation nach wissenschaftlichen Kriterien vornimmt. Der gemeinsame Endbericht wird im Winter 2020/2021 publiziert. In Deutschland wird bei den Bayerischen Staatsforsten bereits seit 4 Jahren parallel mit Suchtrupps am Boden sowie mit Luftbildauswertungen gegen
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Mit verstärkten Kontrasten visualisierte «Red Attack»-Käferbäume.
die Massenausbreitung der Borkenkäfer vorgegangen. Durch die regelmässigen Rückmeldungen in Bezug auf Treffergenauigkeit und Relevanz der als befallen bzw. gefährdet ausgewiesenen Bäume und Flächen wird der zur Datenanalyse und Interpretation verwendete Algorithmus laufend verbessert. In der Schweiz fanden ab 2019 Projekte in insgesamt sechs Kantonen statt und 2021 wird es zur Fortsetzung einiger dieser Projekte kommen. In Tieflagen musste man zwar zur Kenntnis nehmen, dass eine Früherkennung von Käferbefall «zwar
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technisch funktioniert» und sogar seitens der allermeisten Kunden mit Trefferquoten von deutlich mehr als ²⁄³ positiv wahrgenommen wird, jedoch die Absetzbarkeit des frühzeitig mit Käferbefall detektierten Holzes teilweise nicht mehr gegeben war. Den zeitlichen Vorsprung aus der Technologie konnte man dort holzmarktbedingt nicht mehr nutzen. In den meisten Fällen aber, speziell übrigens dort, wo wenig Forstpersonal auf grosse zu betreuende Flächen stösst, kann Borkenkäfermonitoring aus der Luft wesentliche Vorteile bringen: Einerseits ist
Borkenkäferspürhunde bei der Anzeige am befallenen Baum.
dies die Vermarktung des noch früh befallenen Hol zes als Frischholz statt als Käferholz mit wesentli chen Preisvorteilen in den Sägewerken. Anderer seits aber auch in Hinblick auf die Vermeidung der weiteren Verbreitung der Käfer im angrenzenden, noch nicht befallenen Bestand …
Weiterführende Informationen zu Systemen für die Früherkennung von Käferbefall sind u. a. zu finden unter: www.festmeter.at – Borkenkäfer früherkennung; www.bodogs.at – Borkenkäfer spürhunde.
«Schaden erkennen, bevor man ihn sieht» Die Österreicher Kurt Wöls und Bernd Cresnar, beide selber Waldbesitzer, beschäftigen sich vor wiegend mit der Entwicklung von Lösungen für die Früherkennung von Borkenkäferpopulationen.
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Digitalisierung auf Knopfdruck Arbeitsprozesse im Forstbetrieb erleichtern: Mit LogBuch bietet eine Tochtergesellschaft der Firma STIHL eine digitale Lösung, die durch ihre intuitive und schnelle Anwendung vor allem eins verspricht – mehr Zeit fürs Wesentliche! Jens Dittrich
«Buche, BHD 60, Güte B, Seilwinde, Vorsicht Tot holz in der Krone», spricht der Förster auf, wäh rend er den Baum für den nächsten Hieb auszeich net. Was auf den ersten Eindruck vielleicht als Selbstgespräch erscheinen mag, ist in Wahrheit der erste Schritt für die digitale Arbeitsvorbereitung mit dem System LogBuch.
Aber warum sprechen? Schon in der Entwicklungs phase dieser digitalen Lösung war schnell klar, dass die Erfassung von Daten im Revieralltag keinen zusätzlichen Aufwand für den Nutzer bedeuten darf. Dieses Ergebnis lieferte eine Befragung von über 100 Revierleitern. Denn die bisherigen Me thoden, Informationen per Zettel und Stift oder
Freihändig: Die LogBuch-App kann man mit einem über Bluetooth verbundenen Button ansteuern. Dieser setzt auf Knopfdruck die Ortsmarke und regelt Beginn und Ende der Sprachaufzeichnung.
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(alle Bilder: zVg LogBuch)
durch Eintippen festzuhalten, haben sich in der Forstwirtschaft als zu aufwendig und unpraktisch erwiesen. Also gelangte man rasch zu der Erkenntnis, dass die Datenaufnahme mit LogBuch über die Sprache des Nutzers erfolgen muss. Mittlerweile ist das System, das durch die STIHL-Tochtergesellschaft SDP Digitale Produkte GmbH mit Sitz in Waiblingen weiterentwickelt wird, bereits seit zwei Jahren in zahlreichen Forstbetrieben in Deutschland, aber auch in der Schweiz und in Österreich im Einsatz. Was kann das System nun konkret? LogBuch ist die bislang einzige Kombination aus Geolokalisa tion und Spracherfassung. Mit der LogBuch-App lassen sich Bäume und andere wichtige Objekte draussen im Revier ganz einfach verorten. Über einen externen Bluetooth-Button erfolgt auf Knopfdruck die Speicherung der Geodaten. Gleichzeitig kann man zu jeder Ortsmarke wichtige Informationen per Spracheingabe festhalten. Besonders zu erwähnen ist hier, dass die LogBuch-App offline funktioniert. Sprich, für die Anwendung muss kein Handynetz verfügbar sein. Diese Anforderung musste auch der Tatsache gerecht werden, dass im Wald bzw. im ländlichen Raum leider oftmals keine oder nur schlechte Netzverbindungen bestehen. Mit dem System kann also z. B. der Förster schon beim Anzeichnen oder Reviergang im wahrsten Sinne des Wortes mit Sprache wichtige Informationen festhalten – und das quasi im Vorbeigehen. Sobald das Smartphone dann entweder in einem WLAN ist oder eine LTE-Netzverbindung besteht, werden die Daten synchronisiert. Die LogBuch-App wandelt dabei Sprache zu Text um und stellt alle Geopunkte auf übersichtlichen Karten zur Verfügung. Alle Daten werden über eine Cloudlösung im LogBuch-Webportal gespeichert und können dort be- und weiterverarbeitet werden. So können die mit LogBuch im Revier erhobenen Informationen zum Beispiel als Grundlage für die Arbeitsvorbereitung genutzt werden. Musste der
Einsatzbereiche von LogBuch im Forstbetrieb: – präzise Vorbereitung der Holzernte – Aufbau eines digitalen «Warenbestands» (Bsp.: «Wertholzkataster») – Flächenaufnahme für Forstförderung/ Pflanzflächen – Kartierung von Rückegassen – Jagdorganisation (Hochsitze, Drückjagdstände, Pirschwege etc.) – Erfassung von Habitatbäumen etc. – Verkehrssicherung – Aufmessen von liegendem Holz
Forstwart – vor allem in unübersichtlichen Beständen mit vielschichtiger Naturverjüngung – bis dato die Bäume «suchen», erhält er mit der LogBuchKarte nun die exakten Standorte jedes zu fällenden Baums. Und nicht nur das: Für jedes verortete Objekt bekommt er zudem die detaillierten Informationen, die der Förster bei der Vorbereitung hinterlegt hat, gleich mitgeliefert. So können Forstwarte noch bevor sie den Bestand überhaupt betreten, nun genau planen, welches Werkzeug an welchem Objekt überhaupt zum Einsatz kommen soll. Das spart Kraft und letztendlich jede Menge Zeit. Selbstverständlich ist der Erfolg jedes Systems davon abhängig, wie man es einsetzt. In dem beschriebenen Beispiel der Holzernte kommt der Nutzen vor allem dann zum Tragen, wenn jeder zu fällende Baum auch mit den relevanten Informatio nen hinterlegt wird. Durch den Hinweis «Totholz in der Krone» etwa, erhält der Geopunkt auf der Karte zusätzlich einen roten «Kringel». Dieser signalisiert dem Forstwirt schon vor dem Herantreten an den Baum, dass hier eine besondere Gefahr existiert. Weniger (unnötige) Laufwege verringern zudem die Gefahr, im Wald umzuknicken oder zu
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Im Vorbeigehen: Direkt beim Auszeichnen des Baums können alle relevanten Informationen per Sprache erfasst werden.
stürzen. Eine Abschlussarbeit an der forstlichen Fachhochschule in Rottenburg (D) verglich das Arbeitsverfahren mit und ohne LogBuch. Das Resultat: Die Laufwege der Waldarbeiter wurden durch die exakte Vorbereitung mit dem LogBuch-System in den Untersuchungen um 21 Prozent reduziert (Schraitle, 2018). Einen weiteren wichtigen Aspekt möchte das Team von LogBuch mit seinem System anbieten: die digitale Vernetzung aller Akteure in der Holzprozesskette. Denn die bislang vorhandenen Dienste haben doch meist als «Insellösungen» gezeigt, dass es gerade in der Forstwirtschaft an einem konkre-
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ten Informationsfluss mangelt. Hier sind Industrie und Handel in der Logistik mit ihren (digitalen) Abläufen unserer Branche doch deutlich voraus. Um diese Vernetzung zu ermöglichen, können die mit LogBuch aufgenommenen Informationen in verschiedenster Form «geteilt» werden: analog als ausgedruckte Karte, als Karten-PDF zum Versenden per E-Mail etwa oder als Export in den gängigen Geoformaten für den Import in Drittsysteme. So können z. B. LogBuch-Punkte als Shape-Datei (per E-Mail versendet oder über einen USB-Stick) an das Harvester-System übermittelt oder in bestehende GIS-Systeme eingespeist werden.
Digital vernetzt: Forstwarte und Unternehmer können sich zu jedem erfassten Baum navigieren lassen und alle Objektinformationen abrufen.
LogBuch bietet aber vor allem innerhalb des eigenen Systems eine direkte Vernetzung an. Hier kann ein LogBuch-Nutzer seine Informationen mit anderen LogBuch-Nutzern teilen. So kann der Revierleiter z. B. einem Forstunternehmer LogBuch-Daten über die «Sharing-Funktion» freigeben und festlegen, ob dieser die Infos nur sehen oder auch selbst bearbeiten darf. Über eine Statusvergabe lassen sich etwa Bäume oder Bestände kategorisieren. Legt der Revierleiter für einen Baum etwa den Status «Rot» fest (Rot steht z. B. für «muss gefällt werden») liesse sich mit dem Un-
ternehmer vereinbaren, dass dieser den Status des Baums ändert (z. B. auf «Grün»), wenn er den Baum gefällt und zum Forstweg gerückt hat. So erhält der Revierleiter zu jeder Zeit den aktuellen Stand der geplanten Massnahmen. Mit den bestehenden Funktionen in LogBuch kann so der gesamte Prozess – von der Arbeitsvorbereitung bis zur Abfuhr des vermarkteten Holzes – abgelichtet werden. Durch die verbesserte Kommunikation werden unnötige Lauf- und Fahrwege vermieden. Das spart Kosten und schafft am Ende mehr Zeit – Zeit, die man für Wesentliches, wie
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Die über die LogBuch-App offline aufgenommenen Informationen können anschliessend im LogBuch-Webportal gespeichert und weiterverarbeitet werden.
etwa den nicht nur durch den Klimawandel so wichtigen Waldbau, nun viel besser nutzen kann.
Auf einen Blick:
Jens Dittrich, Dipl. Forstingenieur (FH), ist bei LogBuch zuständig für Marketing und Vertrieb in Süddeutschland, Österreich und in der Schweiz.
Weitere Infos unter: www.logbuch.xyz
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Mit LogBuch können Förster und Waldbesitzer auf Knopfdruck Bäume verorten und gleichzeitig relevante Daten und Sicherheitshinweise für jedes einzelne Objekt per Sprache erfassen. So entstehen übersichtliche Karten und detaillierte Auswertungen, die die Arbeitsplanung vereinfachen, die Kommunikation verbessern, mehr Sicherheit bringen und die Effizienz steigern – z. B. beim Borkenkäfermonitoring, um entsprechende Kalamitäten möglichst gering zu halten.
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Waldmonitoring mit Satelliten: von der Forschung in die Praxis Die Sentinel-2-Satellitenmission ermöglicht seit 2015 die zeitnahe und kontinuierliche Überwachung von Wäldern in einem hohen Detaillierungsgrad. Um dieses Potenzial für die Praxis nutzbar zu machen, wurde im Rahmen eines Forschungsprojekts an der BFH-HAFL der Einsatz dieser Daten in drei konkreten Use-Cases erarbeitet. In Zusammenarbeit mit der Praxis wurden einfache und intuitiv bedienbare Kartenviewer entwickelt, um die technischen Hürden in der Anwendung auf ein Minimum zu reduzieren. Alexandra Erbach, Dominique Weber
Der Einsatz von Fernerkundung im Waldbereich hat eine lange Tradition. Dabei hat sich das Angebot an Daten sowie effizienten Analysetools in den letzten Jahren stark verbessert und bietet neue Perspektiven für forstliche Anwendungen (Ginzler & Waser 2017). Eine wesentliche Entwicklung hat im Bereich der satellitengestützten Waldüberwachung stattgefunden. Die Sentinel-2-Satellitenmission liefert seit 2015 grossflächige und frei verfügbare Daten mit einer häufigen Wiederholung der Aufnahmen (alle 2–5 Tage). Diese Datensätze eig-
nen sich für die zeitnahe und kontinuierliche Überwachung von Waldflächen (Weber et al 2018). Damit dieses Potenzial in der Praxis stärker genutzt wird und einen faktischen Mehrwert erzielt, müssen praxistaugliche Tools verfügbar sein und die Informationen bedarfsgerecht bereitgestellt werden. Im Rahmen eines Forschungsprojekts der BFH-HAFL mit Unterstützung des BAFU wurden nun Sentinel-2-Daten für drei konkrete Use-Cases (Anwendungsfälle) eingesetzt. Um den Bedarf der Praxis von Anfang an zu bedienen, wurde eine Ex-
Auf waldmonitoring.ch werden einfach und intuitiv bedienbare Kartenviewer, Geodienste und Hintergrundinformationen zu den erarbeiteten Use-Cases bereitgestellt.
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(alle Bilder: www.waldmonitoring.ch)
Auf waldmonitoring.ch finden Sie Kartenviewer und Geodienste, die Veränderungen oder Störungen im Schweizer Wald visualisieren. Datenquelle sind die frei verfügbaren Sentinel-2-Satellitenbilder. Momentan werden drei Anwendungsfälle bedient: 1) Monitoring jährlicher Waldveränderungen, 2) Rasche Erfassung von Sommersturmschäden und 3) Hinweiskarten zur Vitalität von Waldflächen. Die Daten und Services stehen allen Interessierten zur Verfügung – einfache Videos mit Anwendungsbeispielen (Tutorials) zeigen, wie es geht. Der Einsatz ist bisher noch ausschliesslich für Testzwecke gedacht.
pertengruppe aus Vertretern und Vertreterinnen von Forstbetrieben und Forstdiensten gebildet. Um die technischen Hürden in der Anwendung auf ein Minimum zu reduzieren, wurden einfache und intuitiv bedienbare Kartenviewer entwickelt, welche auch auf mobilen Geräten benutzt werden können. Zudem können die dargestellten Karten als Geodienste (WMS, WMTS, WFS) in eine GIS-Umgebung eingebunden werden. Use-Case 1: jährliche Waldveränderungen Starke Waldveränderungen können durch den Vergleich von Sentinel-2-Aufnahmen in zwei aufeinanderfolgenden Jahren zuverlässig erkannt werden. Dabei wird der Vegetationszustand anhand eines aus mehreren Spektralbändern abgeleiteten Vegetationsindizes in beiden Jahren beurteilt. Die resultierenden Veränderungen beziehen sich auf eine starke Abnahme der Vegetationsaktivität zwischen den zwei Jahren. Aufgrund der räumlichen Auflösung von 10 m × 10 m sind kleinräumige und schwache Veränderungen nicht detektierbar. Ausserdem kann die Ursache für die
Jährliche Veränderungen Juni 2016 - Juni 2017 Juni 2017 - Juni 2018 Juni 2018 - Juni 2019 Veränderungsstärke
Hinweiskarte für Waldveränderungen zwischen den Jahren 2016/2017 (blau), 2017/2018 (rot) und 2018/2019 (violett). Hier gut ersichtlich die typisch linearen Muster von Seilkrananlagen in der Nähe von Chur.
Veränderung (Holzschlag, Sturmschaden etc.) nicht bestimmt werden. Die Daten bieten jedoch eine objektive Einschätzung der jährlichen Veränderungen, welche effizient und für grosse Flächen erfasst werden können, sei es auf Betriebs- oder Kantonsebene. Use-Case 2: rasche Erfassung von Sommersturmschäden Das Ziel des zweiten Use-Cases war die Erarbeitung von Hinweiskarten für Sommersturmschäden. Die entwickelte Methode wurde am Beispiel der Sommerstürme 2017 von Ende Juli/Anfang August getestet und soweit möglich mit Referenzdaten der WSL validiert. Dabei konnte aufgezeigt werden, dass Flächenschäden zuverlässig erkannt und räumlich gut abgegrenzt wurden. Jedoch werden bis dato auch diverse Flächen fälschlicherweise ausgeschieden, insbesondere an Wolkenrändern und im Zusammenhang mit Schattenwurf an steilen Nordhängen. Wie rasch nach einem Sturm ereignis eine Auswertung möglich ist, hängt von der Verfügbarkeit wolkenfreier Sentinel-2-Aufnahmen ab. Im besten Fall beträgt die Wartezeit wenige Tage, liegt aber öfters im Bereich von zwei Wochen und ist regional sehr unterschiedlich. Der
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Hinweiskarte Sturmschäden
Hinweiskarte Vitalität
18. August 2017
Aug. / Sept. 2018 Schadensstärke
Abnahme
Zunahme
Hinweiskarte für Sommersturmschäden von Anfang
Hinweiskarte für die Veränderung der Vitalität in Bezug
August 2017 bei Nussbaumen TG. Die Farbe der abgegrenz-
zum Medianwert seit 2015. Hier gut ersichtlich die vom
ten Flächen gibt einen groben Hinweis auf die Stärke des
trockenen Sommer 2018 gestressten Bäume bei Ziegelbrü-
vermuteten Schadens.
cke und entlang des Südhangs oberhalb des Walensees.
operationelle Einsatz dieses Verfahrens ist möglich und angedacht: Die vollautomatische Erstellung von Hinweiskarten sollte innerhalb von 2 bis 5 Tagen nach Bildaufnahme möglich sein. Eine anspruchsvolle Situation stellt sich jedoch im Winter, wenn der blattlose Zustand von Laubbäumen, die niedrige Beleuchtungsintensität, die häufige Bewölkung und schneebedeckte Gebiete eine Herausforderung darstellen. Ein denkbarer Lösungsansatz wäre eine Kombination mit Sentinel-1-Radar-Daten, welche von Bewölkung und Beleuchtungsintensität kaum beeinflusst werden (Rüetschi et al 2019).
der Veränderung um Borkenkäferbefall, Trockenstress oder einen Holzschlag handelt, wird hierbei nicht unterschieden. So können z. B. negative Werte sowohl einen Holzschlag wie auch eine vorzeitige Herbstverfärbung beschreiben. Wir sprechen daher von Hinweiskarten und für die Interpretation ist immer auch Expertenwissen über die Wälder und gegebenenfalls eine Feldbegehung notwendig.
Use-Case 3: Hinweiskarten für die Vitalität Auch die Vitalität von Waldflächen kann mit einem aus Sentinel-2-Satellitenbildern abgeleiteten Vegetationsindex grob erfasst werden. Durch den Vergleich des aktuellen Vegetationszustands mit den Vorjahren lassen sich daraus Hinweiskarten zur Veränderung der Vitalität erstellen. Dabei werden jeweils die Medianwerte innerhalb eines zwei monatigen Zeitfensters (z. B. Juni bis Juli) mit den Medianwerten aller Vorjahre (bis 2015) innerhalb des gleichen Zeitfensters verglichen. Ob es sich bei
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Mehrwert für die Praxis Die bereitgestellten Daten und Geodienste sind bis dato ausschliesslich für Testzwecke gedacht, da die Methoden noch weiter verfeinert und validiert werden müssen. Das Projekt wurde jedoch als vielversprechend eingestuft und der Mehrwert von der Expertengruppe klar bestätigt. Forstbetriebe nannten als mögliche Anwendungsfelder zum Beispiel Kommunikationsgrundlage, Massnahmenplanung sowie Vollzugs- und Wirkungskontrolle. Die kantonalen Forstdienste sehen den Mehrwert in einem effizienteren Ressourceneinsatz durch die Möglichkeit, sich schnell und einfach einen grossflächigen Überblick zu verschaffen sowie auch in der Transparenz und Vergleichbarkeit über die
Kantonsgrenzen hinweg. In Graubünden wird in Erwägung gezogen, die Hinweiskarten nach der Testphase auch dem kommunalen Forstdienst zur Verfügung zu stellen. Die Ansprüche an Detaillierungsgrad, Genauigkeit und Aktualität der Daten sind in der Schweiz aufgrund der naturnahen und kleinräumigen Bewirtschaftung sehr hoch. Sentinel-2 liefert hier, insbesondere aufgrund der hohen zeitlichen Auflösung, einen wichtigen Beitrag. Aufgrund der räumlichen Auflösung und der Einschränkung durch Wolken reicht Sentinel-2 allein jedoch nicht aus, um alle Ansprüche der Praxis abzudecken. Deshalb wird die Kombination unterschiedlicher und komplementärer Datenquellen (z. B. LiDAR, Feldaufnahmen) als Schlüsselelement für eine breitere Anwendung von Fernerkundungsdaten angesehen. Ausblick Bereits im September startet ein Nachfolgeprojekt mit dem Ziel, den Nutzen von Fernerkundung für Waldfachleute weiter zu erhöhen. Dazu sollen die existierende Lösung ausgebaut und komplementäre Datenquellen miteinbezogen werden. Der Fokus liegt jedoch auf dem Wissenstransfer, der Kommunikation und dem Aufbau einer User-Community, um die effektive Verwendung in der Praxis durch intensiven Austausch weiter zu fördern und zu verstärken. In diesem Rahmen sollen unter anderem konkrete Einsatzbeispiele zur Verwendung der Daten und Tools in der Praxis gesammelt, dokumentiert und bereitgestellt werden.
Alexandra Erbach (Mathematikerin und Umweltwissenschaftlerin) ist an der HAFL in GIS- und Fernerkundungsprojekten sowie in der Lehre tätig, zudem arbeitet sie als Projektleiterin für die Stiftung Bergwaldprojekt. Dominique Weber bearbeitete Sentinel-2-Projekte an der HAFL und ist neu an der WSL im Bereich Fernerkundung tätig. Kartenviewer im Teststadium, Hintergrundinformationen und Videoanleitungen: waldmonitoring.ch. Interessierte an der User-Community können sich gerne an Alexandra Erbach (alexandra.erbach@bfh.ch) wenden.
Referenzen Ginzler, C., & Waser, L. T. (2017). Entwicklungen im Bereich der Fernerkundung für forstliche Anwendungen. Schweizerische Zeitschrift für Forstwesen, 168(3), 118–126. Rüetschi, M., Small, D., Waser, L. T., & Ginzler, C. (2019). Lokalisierung von Windwürfen mit Sentinel-1A/B-Daten: ein Versuch nach «Burglind». Schweizerische Zeitschrift für Forstwesen, 170(2), 86–93. Weber, D., Ginzler, C., Flückiger, S., & Rosset, C. (2018). Potenzial von Sentinel-2-Satellitendaten für Anwendungen im Waldbereich. Schweizerische Zeitschrift für Forstwesen, 169(1), 26–34.
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GAV Forst Schweiz – ein Zwischenbericht GAV Forst Schweiz – ein gemeinsames Projekt; unter diesem Titel erschien im «Bündner Wald» mit dem Schwerpunktthema «Versicherungen in der Forstwirtschaft» (Jahrgang 71/Oktober 2018) ein thematischer Erfahrungs- und Standortbeitrag des Verbands Schweizer Forstpersonals (VSF/ASF/AFS). In der Zwischenzeit sind zwei Jahre vergangen, in denen an diesem anspruchsvollen Projekt weitergearbeitet wurde. Ralph Malzach, Patrik Hofer
Seit Anfang 2018 hat der im Jahr 2017 einberufene Ausschuss GAV Forst Schweiz insgesamt zwölfmal getagt. In dieser Zeit entstanden: –– ein von allen beteiligten Partnern gutgeheissenes Grundlagenpapier GAV Forst Schweiz, welches als Basis für die späteren GAV-Verhandlungen dienen wird. Bei der Ausarbeitung dieser Grundlage konnte sich der Ausschuss auf bereits bestehende, kantonale GAV-Statuten abstützen. –– die Umfrage zur Grundlagenerhebung für das Projekt GAV Forst Schweiz bei 1200 Forstbetrieben, Waldeigentümern und Forstunternehmen. Mit der Auswertung der erhobenen Daten erhielt man einen Überblick über die Gesamtheit aller in der Schweizer Waldwirtschaft tätigen Arbeitgebenden und Arbeitnehmenden. –– die Ausarbeitung und Publikation des gemeinsamen GAV-Argumentariums von den Branchenpartnern Forstunternehmer Schweiz (FUS), Verband Schweizer Forstpersonal (VSF) und WaldSchweiz (s. a. www.foresters.ch). –– ein Akquisitionsprojekt GAV Forst Schweiz, welches die Ziele und Massnahmen sowie das Vorgehen zur Erhöhung der Mitgliederanzahl in den Partnerverbänden aufzeigt.
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–– diverse Pressemitteilungen und Medienberichte zum jeweiligen Stand und zu den Ergebnissen des Projekts GAV Forst Schweiz. –– die im Rahmen des GAV-Verhandlungsprozesses ernannten Delegierten, welche für die beteiligten Partner die GAV-Verhandlungen führen, liessen sich von den jeweiligen Verbänden ein GAV-Verhandlungsmandat erteilen. Beim wichtigen Arbeitgeber FUS kam diese Mandatserteilung leider nicht zustande, was dazu führte, dass FUS den Verhandlungstisch verlassen musste. –– intensive Vorabklärungen beim Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) zu Fragen bezüglich Minimalanforderungen und Allgemeinverbindlichkeit (AVE) eines GAV Forst Schweiz. –– eine kritische Würdigung der neuen Ausgangs lage ohne FUS-Delegation. Daraus ist nun eine vom VSF und WaldSchweiz ausgearbeitete Skizze, welche das weitere Vorgehen im Prozess um den GAV Forst Schweiz aufzeigt, entstanden. Zum einen sind das die laufende Erfassung neuer Verbandsmitglieder unter dem Aspekt der Erfüllung der Minimalanforderung bezüglich der AVE und das Marketing für einen GAV Forst Schweiz, zum anderen betrifft es die Unterstützung kantonaler GAV-Anstrengungen unter dem Aspekt der späteren Integration in eine übergeordnete Gesamtlösung GAV Forst Schweiz.
Mit der zunehmenden Mechanisierung kann die Arbeitssicherheit erhöht werden.
Und was sagt die Praxis zu einem GAV Forst Schweiz?
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In der Forstbranche zeichnet sich ein Fachkräftemangel ab. Mit fairen Anstellungsbedingungen und guten Perspektiven können junge, motivierte Forstleute gehalten werden. Damit Forstunternehmer und Betriebe zeitgemässe Anstellungsbedingungen bieten können, braucht es gleich lange Spiesse. Waldarbeit ist sehr schön, aber auch gefährlich und birgt einen hohen körperlichen Verschleiss. Der GAV legt die Basis für fortschrittliche Anstellungsbedingungen, damit Waldarbeit auch mit 60 noch Freude macht.
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Florian Kislig, Co-Präsident Verband Berner Forstpersonal (VBF)
(Bilder: J. Clavadetscher)
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Der GAV Freiburg hat es ermöglicht, die sozialen Bedingungen für das Forstpersonal zu standardisieren. Damit bieten die im Kanton tätigen Waldunternehmungen nun vergleichbare und attraktive Bedingungen für die Arbeitnehmer. Das Personal ist daher motivierter und die Loyalität gegenüber den Betrieben höher. Auch Unternehmen aus anderen Kantonen und aus dem Ausland müssen die Bedingungen des GAV erfüllen. Dadurch werden die Unternehmen gleichbehandelt, was es ermöglicht hat, einen gesunden und fairen Wettbewerb aufzubauen. Da nun alle Unternehmen ihren Mitarbeitern identische soziale Bedingungen bieten, sind diese nun verpflichtet, sich durch eine gute Arbeitsplanung, eine an die Baustellen angepasste Ausrüstung oder
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Der GAV macht zwar die Waldarbeit im Winter physisch nicht leichter, aber die Gewissheit, fortschrittliche Arbeitsbedin gungen im Rücken zu haben, kann einen psychischen Vorteil bringen.
durch andere Vorteile, die sie auf dem Markt wettbewerbsfähiger machen, zu unterscheiden. Daher verstehen wir, dass ein Branchen-GAV zu einer allgemeinen Verbesserung vor Ort und einer optimierten Nutzung der Ressourcen beiträgt.
Der GAV sorgt für Transparenz unter den Arbeitnehmern und gibt ihnen Sicherheit im Anstellungsverhältnis.
Michael Pachoud, Präsident Verband Freiburger Forst
Im Kanton Wallis existiert bereits seit 1997 ein Gesamtarbeitsvertrag. Er wurde damals rund um die neu entstehende Forstrevier-Einteilung vorangetrieben. Im Kanton Wallis sind Burgergemeinden die Besitzer des Waldes. Sie hatten damals sehr unterschiedliche Anstellungsbedingungen für die einzelnen Forstleute.
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personal (VFF)
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Der GAV reduziert den administrativen Aufwand für Unternehmer, weil arbeitsrechtliche Fragen geklärt und gemeinschaftlich festgelegt sind. Dadurch weniger Bürokratie in der Personalverwaltung.
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Fritz Burkhalter, Vize-Präsident Wald Freiburg
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Durch den GAV wurden diese vereinheitlicht, so auch das Lohnniveau. Dank des GAV konnten und können wir das Lohnniveau für Forstleute attraktiv gestalten, dadurch die Abwanderung in andere Branchen mindern und die Berufsleute in der Branche halten. Im Zusammenhang des GAV konnten in jüngster Zeit Projekte für die Gesundheitsförderung der Arbeitnehmer umgesetzt werden.
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Christina Giesch, Geschäftsleiterin Walliser Wald
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Im Tessin haben wir den Branchen-GAV seit über 20 Jahren. Dieser Vertrag wurde vom «Forst unternehmerverband italienische Schweiz» verlangt. Der GAV hat es möglich gemacht, dass qualifizierte Forstwarte mehr geschätzt werden, indem sie eine gesicherte, gut bezahlte und eine dauerhafte Arbeitsstelle haben. Mit dem Erfolg des GAV haben die kantonalen Behörden in den öffentlichen Auftragsvergaben den Firmen die Pflicht auferlegt, dass sie qualifiziertes Personal haben müssen. Eine Reaktion auf den GAV war, dass die Anzahl der Forstwartlehrlinge sofort auf 30 bis 35 Lernende im Jahr angestiegen ist und dass somit das Tessin zum zweitgrössten Kanton für die Lehrlingsausbildung geworden ist. Dieses System erlaubt auch, die neuen diplomierten Forstarbeiter in die Forstbetriebe zu integrieren, damit diese von einer guten Praxiserfahrung profitieren können. Im Tessin hat der GAV ermöglicht, dass es praktisch keine Konkurrenz aus dem Ausland mehr gibt. Mit der Einführung des GAV können die Firmen natürlich nicht mehr machen, was sie wollen, weil die Paritätische Kommission die einheitlichen Richtlinien des GAV laufend korrekt kontrolliert.
mungen und Forstbetriebe, welche überkantonal Arbeiten ausführen, immer dieselben Richtlinien zu erfüllen. Dies vermindert die Administration. Alle Regelungen könnten innerhalb der Branche unter Arbeitnehmern und Arbeitgebern verhandelt werden. Es ist und war nie die Idee, utopische Anforderungen zu stellen, sondern für alle im Wald tätigen, gleiche Bedingungen und damit gleich lange Spiesse zu vereinbaren. Um das Fernziel, frühzeitige Pensionierung für das Forstpersonal zu erreichen, braucht es zwingend einen Gesamtarbeitsvertrag.
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Peter Piller, Co-Präsident Verband Schweizer Forstpersonal (VSF)
Allzu gerne wird dem Gesamtarbeitsvertrag das Schreckgespenst «vermehrte Bürokratie und übertriebene Betriebskontrollen» angehängt. Dies ist nur Angstmacherei! Alle vorbildlichen Betriebe haben nichts zu befürchten und alle Betriebe, welche gerne vorbildlich werden, denen wird selbstverständlich geholfen. Erst ein allgemein verbindlich erklärter GAV kann die Branche wirklich vor Marktverzerrungen und stark abweichenden Basislöhnen schützen. Alle anderen unverbindlichen Abmachungen können leicht untergraben werden. Ralph Malzach ist Förster im Forstbetrieb Region Murtensee und leitet beim VSF im Nebenamt das Projekt GAV Forst Schweiz. Patrik Hofer ist eidg. dipl. Forstingenieur mit einem eigenen Unternehmen und betreut die Geschäftsstelle des VSF im Mandat.
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Walter Schick, Präsident Forstunternehmer italienische Schweiz (ASIF)
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Durch einen schweizweit allgemein verbindlichen Gesamtarbeitsvertrag hätten Forstunterneh-
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Digitalisierung von Neophytenstandorten In Graubünden werden seit 2009 Daten zu Standorten mit invasiven Neophyten digital erfasst, verwaltet und auch ausgewertet. Seither hat sich in der Entwicklung der Erfassungshilfen einiges getan. In diesem Artikel werden die gängigsten Programme vorgestellt und der aktuelle Zwischenstand der Erfassungen präsentiert. Sascha Gregori
Die Erfassung und Verwaltung von räumlichen Daten erfolgt heutzutage über ein sogenanntes geografisches Informationssystem (GIS). In Graubünden werden die Informationen zu Standorten mit invasiven Neophyten seit der Revision der Freisetzungsverordnung (FrSV, SR814.911) Ende 2008 im Sinne des Umweltmonitorings (Art. 51 FrSV) auf diese Weise digitalisiert. Es erleichtert das Auffinden bereits erfasster Bestände und ermöglicht, eine Analyse bzw. eine grobe Übersicht über die Entwicklung der Verbreitung und den Zustand der Neophytenstandorte zu erhalten. Zu Beginn bauten verschiedene Kantone aufgrund unterschiedlicher Ansprüche und einer fehlenden nationalen Lösung eigene Systeme zur Erfassung bzw. zur Visualisierung der Neophytenbestände auf. Bereits bestehende kantonale GIS-Plattformen wurden weiterentwickelt und angepasst. 2009 bis 2016 wurden die Neophytenstandorte in Graubünden über das Neophyten-GIS des Kantons Zürich erfasst und verwaltet. Seit 2016 bietet nun auch Infoflora als nationales Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora die Möglichkeit an, die Beobachtungen und Massnahmen über das eigens entwickelte Neophytenfeldbuch zu erfassen. Da im Hintergrund ständig die Daten der anderen Neophyten-GIS einfliessen, findet sich dort die Gesamtheit der in der Schweiz beobachteten Neophytenstandorte. Eine zusätzliche Erleichterung bei der Arbeit im Feld bietet die InvasivApp von Infoflora. Damit können Neuerfassungen gemacht, aber auch die
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Bildschirmfotos aus der InvasivApp. Die Daten werden durch Infoflora zeitgleich auch auf dem Feldbuch Neophyten dargestellt.
Infoflora Neophyten Feldbuch
Infoflora InvasivApp
Webapplikation «GIS-PLAN Neophyt»
GIS PLAN Neophyt kann im Feld auf einem Tablet ohne Internetverbindung genutzt werden. (Bild: GIS-PLAN AG)
bisher bekannten Standorte gefunden und mit den aktuellen Daten aktualisiert oder Bekämpfungs aktionen hinterlegt werden. Die Benutzung dieser beiden Plattformen ist gratis und zählt bis dato knapp 600 aktive Nutzer. Sofern es sich um Stand orte in Graubünden handelt, hilft das Amt für Na tur und Umwelt (ANU) bei technischen Problemen gerne weiter. Neben dem nationalen und den verschiedenen kantonalen GIS haben auch private Firmen an der Entwicklung von Lösungen gearbeitet. So bietet die Firma GIS-PLAN AG aus Chur ein Kontrollin strument zur Erfassung, Verwaltung und Auswer tung von Neophytendaten an, welches auch auf einem Tablet unabhängig von einer Internetver bindung die Erfassung im Feld ermöglicht. Genau ere Angaben dazu finden sich im Kasten «GISPLAN Neophyt». Einen etwas ganzheitlicheren Ansatz, der über die Daten zu Neophytenstandorten hinausgeht, bietet die Firma IN-FINITUDE AG aus Zürich an. Der Be nutzer findet auf der interaktiven Karte zusätzliche Angaben zu Organisationen, welche auf diesem Gebiet aktiv sind, zu Anlässen welche stattfinden und Praxisbeispiele in seiner Nähe. Genauere An gaben finden sich im Kasten Pollenn®.
Auf Anregung von Andreas Weber (Gemeindebetriebe Bonaduz Rhäzüns) hat die GIS-PLAN AG für Geoinformation im 2017 eine Webapplikation für die Dokumentation und das Monitoring der Bekämpfung von invasiven Neophyten entwickelt. «GIS-PLAN Neophyt» ist eine Browseranwendung, welche auf dem System von Map+ aufbaut. Dabei wurde die Applikation, neben der normalen Onlineanwendung, auch autark für Tablets eingerichtet, mit denen eine vollständige Offlinetätigkeit möglich ist. Lediglich zur Synchronisation der Daten bedarf es einer Internetverbindung. Die Geometrie von Flächen, welche mit invasiven Neophyten befallen sind, wird vor Ort auf einem Tablet in einem Browser erfasst und mit verschiedenen Sachdaten (z. B. Art und Anzahl der entfernten Pflanzen) attributiert. Mit der Anwendung ist eine durchgehend digitale Erfassung und Bearbeitung mit Auswerte möglichkeiten gewährleistet. Die laufende Neuerfassung und Nachführung erlaubt ein aktuelles Monitoring in Bezug auf Verbreitung sowie Erfolg der getroffenen Massnahmen in der Bekämpfung der invasiven Neophyten. Die Webapplikation wird bei Grün Stadt Zürich sowie bei den Gemeindebetrieben Bonaduz Rhäzüns erfolgreich eingesetzt.
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Pollenn®
Bildschirmaufnahme aus dem System Pollenn®.
In der nationalen Datenbank (Neophyten Feldbuch von Infoflora) finden sich rund 11 000 Standorte auf Bündner Boden. Bis dato wurden 48 invasive Pflanzenarten bzw. -artengruppen festgestellt. Die fünf am häufigsten erfassten Arten sind: Riesenbärenklau (1890 Standorte), Schmalblättriges Greiskraut (1376 Standorte), Amerikanische Gold rutearten (1587 Stao), Asiatische Staudenknötericharten (1346 Standorte), Sommerflieder (1158 Standorte). Diese Rangliste zeigt die hohe Priorität der Überwachung und Bekämpfung gesundheitsgefährdender Arten (Riesenbärenklau und Greiskraut), aber auch die Priorisierung der Bekämp-
Pollenn® bietet eine intuitive und didaktische digitale Schnittstelle. Sie vereinfacht die Beteiligung der verschiedenen Akteure bei der Bewältigung von Umweltproblemen. Die Plattform ist über alle Arten von digitalen Medien zugänglich. Da ihre Inhalte individualisierbar sind (Arten, Sprachen, Formulare etc.), ermöglicht die Plattform Feldbeobachtungen in Echtzeit zu erfassen und zu überwachen. Die Umweltkarte Pollenn® ist schnell und einfach anwendbar. Pollenn® ermöglicht gezielt zu kommunizieren, Daten effektiv zu verwalten u nd Aktivitäten einfach zu visualisieren. So können Kosten reduziert (IT, Koordination etc.) und Zeit gewonnen werden. Zusätzlich zum bestehenden Modul «Invasive gebietsfremde Pflanzen» (kompatibel mit Infoflora) und weiteren, können – nach individuellen Bedürfnissen – zusätzliche Pflanzen, Arten, Landschaften oder Beobachtungen integriert werden. IN-FINITUDE AG ist eine Schweizer Firma (gegründet 2010) die auf dem Gebiet der nachhaltigen Entwicklung tätig ist, insbesondere der Umsetzung von Lösungen, die zum Erreichen der Ziele der Agenda2030 beitragen. IN-FINITUDE AG Mühlehalde 25, 8032 Zürich +41 43 540 59 97/hello@in-finitude.ch
Neophytenstandorte in Graubünden, Stand Januar 2020
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(Quelle: ANU)
Die zentrale Erfassung von invasiven Neophyten kann bei der Beurteilung von Bauvorhaben eine grosse Hilfe sein. Die Kenntnis über diesen Riesenbärenklaubestand auf einer Bauparzelle führt dazu, dass die Baubewilligung für jenen Teil des Bodens, der als biologisch belastet gilt, spezielle Auflagen beinhaltet. Um eine Weiterverbreitung der Pflanze über den abgetragenen Boden auszuschliessen muss dieser Boden gesondert behandelt werden.
fung der Sommerflieder, Goldruten und Asiatischen Staudenknöteriche in Naturschutzgebieten von nationaler und regionaler Bedeutung. Die meisten Einträge werden durch die Zivildienstleistenden des ANU gemacht. Aber auch kommunale Forst- und Werkbetriebe wie auch Private nutzen die App und das Onlinefeldbuch regelmässig, um ihre Beobachtungen und Massnahmen zu dokumentieren. Das Abbild der Ausbreitung der invasiven Neophyten kann jedoch nicht als abschliessend betrachtet werden. Flächendeckende Kartierungen gibt es kaum. Dennoch lassen sich die hauptsächlichen Verbreitungsgebiete einzelner Arten deutlich erkennen.
(Bild: Sascha Gregori)
Für eine detailliertere Auswertung der Neophytendaten in Graubünden verweisen wir an dieser Stelle auf den Jahresbericht des ANU.
Jahresbericht 2019: Invasive gebietsfremde Pflanzen in Graubünden Sascha Gregori ist Firmeninhaber und Geschäftsführer der gregeco GmbH und führt im Auftrag des ANU seit 2009 das Neobiotamanagement aus.
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Erfassung der Waldschutz-Situation mittels Drohneneinsatz In einigen Wäldern des Churer Rheintals hat die extreme Trockenperiode des Jahres 2018 deutliche Spuren hinterlassen. Um die Situation grossräumig zu erfassen und längerfristig zu dokumentieren, lässt das AWN seit Sommer 2019 ausgewählte Gebiete mit einer Drohne befliegen und fertigt daraus Orthofotos an. Nach deut lichen Schäden im Jahr 2019 hat sich die Situation seither nicht weiter verschärft. Marco Vanoni, Jürg Hassler und Peter Ebneter
Aus dem Jahr 2018 dürfte vielen noch der heisse und trockene Sommer in Erinnerung sein. Ähnlich ergeht es den Waldbäumen in Graubündens nördlichen Tieflagen, denen man insbesondere die fehlenden Niederschläge von Frühling bis Herbst 2018 noch heute ansieht. Die anhaltende und aussergewöhnliche Trockenperiode hatte bereits im damaligen Sommer zu verfrühter Blattverfärbung, beispielsweise von Buchen im Churer Rheintal, geführt. Allerdings wurde die Trockenheit vielerorts erst verzögert im Folgejahr ab Frühling 2019 weitherum sichtbar. Neben abgestorbenen oder nicht mehr austreibenden Buchen waren plötzlich vor allem auch Waldföhren, Weisstannen und Lärchen frisch abgestorben oder trieben nicht mehr aus. Lokale Ausfälle in sichtbarem Ausmass waren bisher häufig durch Borkenkäfer an Fichten, teilweise auch auf Weisstannen und Waldföhren beschränkt, sodass die Situation auch ein mediales Interesse weckte. Auf nationaler Ebene traten die Schäden besonders in der Nordwestschweiz in Erscheinung, als aus Sicherheitsgründen beispielsweise in Basel ganze Wälder für die Bevölkerung gesperrt werden mussten. Waldschutz ist eine der Kernaufgaben der Revierförster und Regionalforstingenieure. Man weiss heute über die meisten Schädlinge oder schädlichen Einflüsse Bescheid, oder das Wissen ist zumindest rasch abrufbar. Gleich verhält es sich mit den kantonalen Vorgaben in Bezug auf die Bekämp-
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fungsmöglichkeiten und -pflichten. Dank des Erfassungssystems LeiNa ist auch die AWN-Zentrale laufend über die Situation in allen Talschaften Graubündens informiert. Jedoch beinhaltet dies nur diejenigen Fälle, in denen auch tatsächlich waldbauliche Massnahmen getroffen werden. Nicht unmittelbar bekannt ist die Situation also für Fälle, in denen keine finanziellen Beiträge an die Behebung oder Verhinderung von Waldschäden entrichtet werden, was am Beispiel der Trockenheitsschäden der Fall ist. Von einzelnen abgestorbenen Bäumen geht üblicherweise keine Gefährdung für die Waldfunktion aus, deshalb ist das Aufrüsten
Darstellung der Flugbahnen am Beispiel des Gebiets «Schotsch» in Haldenstein.
(Alle Bilder: AWN)
Übersicht der beflogenen Gebiete mit den grössten sichtbaren Trockenheitsschäden zwischen Domat/Ems und Trimmis.
von Dürrständern nicht beitragsberechtigt und es erfolgt keine Anordnung. Um als Erstes das tatsächliche Ausmass zu erfahren, hat das AWN bereits im Herbst 2018 eine interne Umfrage durchgeführt, um grössere betroffene Bestände zu ermitteln. In einem zweiten Schritt wurde beschlossen, ausgewählte Bestände mittels Drohnenluftbildern ab dem Jahr 2019 in regelmässigen Abständen zu erfassen, um auf kantonaler Ebene die Übersicht zu gewährleisten. Die Luftbilder werden mittels dem Drohnentyp DJI Mavic Platinum Pro aufgenommen. Eine Akkuladung reicht je nach Windverhältnissen für eine Flugdauer von circa 20 bis 25 Minuten. Mit den fünf vorhandenen Akkus kann über die sieben ausgewählten Flächen im Rheintal ein fortwährender Flug garantiert werden. Die Auflösung der Kamera
beträgt 12 Megapixel. Die Flugplanung wie auch das Postprocessing, bei welchem die einzelnen Bilder zu einem Orthofoto verarbeitet werden, erfolgt mit dem Programm DroneDeploy. Bei der Flugplanung wird der Perimeter definiert sowie die Parameter der frontalen und seitlichen Überlappungen der einzelnen Bilder. Diese Einstellungen zusammen mit der Flughöhe bestimmen die gesamte Flugzeit wie auch die Auflösung des Luftbilds. Über die entsprechende Smartphone-Applikation wird die Flugroute auf die Drohne übertragen. Diese wiederum fliegt autonom die geplante Route ab und erstellt die Bilder, die dann auf einer Speicherkarte in der Drohne zwischengespeichert werden. Anschlies send werden die Bilder auf die Web-Applikation für die Verarbeitung hochgeladen. Die erstellten Luftbilder können von der Internetplattform aus in ver-
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Frisch abgestorbene Bäume oberhalb von Chur am 15. Juli 2019.
schiedensten Dateiformaten exportiert und so für weitere Programme bereitgestellt werden. Um eine möglichst repräsentative Sicht über die betroffenen Gebiete im Rheintal und Domleschg zu erhalten, wurden die klimasensibelsten Gebiete ausgewählt. Dabei handelte es sich um Wald standorte, die sich bis anhin am deutlichsten unter der Trockenheit veränderten. Das heisst, es wur den Wälder ausgeschieden, von denen man an nimmt, dass sich die Vegetationsdecke in den nächsten Jahren massgeblich verändern wird. Dies sind vor allem Wälder, die auf flachgründigen Standorten stocken. Mit zunehmender Erwärmung und anhaltenden Trockenperioden stellt sich die Frage, ob alle diese Standorte in Zukunft noch waldfähig bleiben. Eines zeigt sich schon jetzt deutlich: Baumarten, die grossflächig absterben,
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sind nicht standortgerecht und über Jahrzehnte durch den Menschen gefördert worden. Als Bei spiel sind hier einige Lärchenbestände zwischen Trimmis und Says erwähnt. Unter dem Einfluss eines immer wärmeren Klimas im Rheintal und im Domleschg sind auch die Auswirkungen der zu nehmenden Trockenheit auf die einheimischen Baumarten wie Buche, Waldföhre, Weisstanne und Fichte immer deutlicher sichtbar. Mit den Orthofo tos über die verschiedenen Teilgebiete werden wir in Zukunft sehen können, wie die Baumartenver schiebung vonstattengeht. Im Moment ist nicht ganz sicher, welche Baum arten die Lücken übernehmen. Zum einen ver schwinden an einigen Standorten die Nadelbäu me und werden durch Laubbäume wie Buchen und Eichen ersetzt. Zum anderen sterben aber
Dank der hohen Auflösung kann die Entwicklung der Einzelbäume nachverfolgt werden. Die Orthofotos stammen vom 24. Juni 2019, 30. September 2019 und 31. August 2020 (v. l. n. r.). Ungefähr in der Bildmitte oberhalb des Waldrands ist beispielsweise eine Buche zu sehen, die bis im Herbst 2019 noch belaubt war und im Verlauf der Vegetationsperiode 2020 abgestorben ist.
auch bereits Buchen ab. Hier ist noch nicht sicher, ob der Standort durch die Eiche übernommen werden kann. Mittelfristig kann sich auch eine dichte Strauchvegetation mit Hasel, Hartriegel, Wolligem Schneeball, Liguster, Mehlbeere usw. einstellen. Aus der Sicht der Biodiversität können auch Rückschlüsse auf das Mortalitätsstadium der verschiedenen Baumarten gemacht werden. So kann beobachtet werden, wie lange es unter den gegebenen Umständen dauert, bis ein Baum oder ganze Baumgruppen absterben. Auch für die Totholzforschung sind die Bilder, die jährlich aufgenommen werden, äussert interessant. So kann überprüft werden, wie lange ein Baum im toten
Zustand stehend im Bestand verbleibt. Gleichzeitig kann an toten Bäumen beobachtet werden, wie sich über die Jahre die Kronen reduzieren. Nebenbei wird ersichtlich, wie lange dieser Abbauprozess verläuft, bis sich der Baum vom stehenden zum liegenden Totholz wandelt. Marco Vanoni und Jürg Hassler arbeiten an der Zentrale des Amts für Wald und Naturgefahren in Chur und sind als Waldschutzbeauftragte zuständig für die laufende Überwachung der Waldschutzsituation in Graubünden. Peter Ebneter arbeitet als Regionalforstingenieur in der Region Herrschaft/Prättigau/Davos, befliegt die ausgewählten Gebiete mit einer Drohne und erstellt die Orthofotos.
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Wer heute einen Holzschlag anzeichnet, kann sich so mancher digitaler Hilfsmittel bedienen. Bei mir sehr beliebt ist die App SoLight, welche für die Montage von Sonnenkollektoren entwickelt wurde. Sie ersetzt den Sonnenkompass aus meiner Sicht zufriedenstellend. Meine Garmin-Uhr zeigt mir die aktuellen Höhenmeter im Gelände und lässt mich abends plagiieren, wie viele Schritte ich getätigt habe. Auch das Anzeichnungsmass wird direkt digital erfasst und oft orientieren wir uns auf Karten-Apps, wo wir uns im Gelände gerade befinden. Gar Pflanzen, die sich aus unserem erlernten Wissen verabschiedet haben, können wir mit wenigen Fotos durch die Flora- Incognita-App bestimmen lassen. Da fragt man sich schon, was wir ohne digitale Unterstützung noch bewältigen können. Als ich einen meiner letzten Holzschläge auf Bündner Boden anzeichnete, meinte mein langjähriger Waldbaubegleiter Burtel: «Einer wie du müsste eigentlich Pfeife rauchen.» Vielleicht wollte er mir sagen, dass ich doch besser rauchen würde, statt ständig auf dem iPhone herumzutippen. Damit hatte er recht, doch Pfeife rauche ich seit meinem zwanzigsten Lebensjahr. Aber was stimmt, bisher nie beim Holzanzeichnen. Alte Fotos und Erzählungen belegen, wie die Tabakpfeife einst ständiger Begleiter im Wald war. Kann sein, dass der wohlig riechende Tabak das optimale Ambiente schuf für eine bedachte Anzeichnung und so weitere Hilfsmittel überflüssig waren. Auch mir kommen gute Ideen bei einer gemütlichen Pfeife bei Feierabend. Keine App wird dies je ersetzen können. Vor dem digitalen Zeitalter sollen Rabbis gar Weglängen in Pfeifen angegeben haben. Sie wanderten also vom einen Ort zum andern und berichteten, es habe beispielsweise sieben Pfeifen gedauert, bis sie da waren. Vielleicht haben die alten Kreisförster die ersten Seillinienlängen in Pfeifen angegeben. Man stelle sich vor, sie hätten berichtet: «Gestern habe ich eine Seillinie angezeichnet, die dauerte ganze fünf Pfeifen!» Heute heisst es eher: «Welche Pfeife hat diese Seillinie angezeichnet?»
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Vor ein paar Jahren ging uns in der Jagdhütte der Tabak aus. Ich kramte in meiner Pfeifentasche und fand nur noch Indianergras aus Nordamerika mit dem vielsagenden Namen «Shaman’s Choice». Diese Ware wurde einst in zu grossen Mengen in die Schweiz importiert – wegen einer Null zu viel bei den Grammangaben. Meine Jagdkollegen waren anfangs äussert skeptisch bezüglich dieses Stoffs des fremden Medizinmanns. Ich habe ihnen versichert, dass ein mir bekannter Laborant den Stoff vorgängig untersucht habe. Wir stopften also ohne Bedenken unsere Pfeifen und rauchten die fremden Kräuter. Prompt wurde die Hirschjagd in den nächsten Tagen wieder erfolgreich – keine App kann das! Rauchen ist ungesund, trotzdem verdanke ich meiner Pfeife aus Olivenholz viel, wenn ich so darüber nachdenke, denn sie hilft mir beim Nachdenken. Der erfahrene Pfeifenraucher weiss, das Mundstück klemmt erst im Holz, wenn die Luftfeuchtigkeit stimmt. Wenn ich darüber weiter nachdenke – bei gewissen Pfeifen klemmt das Mundstück nie. Möglicherweise wünschen sich deswegen Förster wieder Vorgesetzte, die Pfeife rauchen, damit diese ihren Mund eher dafür gebrauchen statt damit zu stark in ihre Tätigkeit reinzureden. Mir kann es jetzt egal sein, hoffentlich kann ich meinen letzten Holzschlag noch Pfeife rauchend anzeichnen. Ich muss mir im Outlook eine Erinnerung setzen und das Smartphone dann im Auto lassen – wer weiss, vielleicht kommts besser als mit allen Apps. Sandro Krättli
Herbstfarben.
(Bild J. Clavadetscher)
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Wo steht die Digitalisierung in Bündner Forstbetrieben? 13. August 2020 im Sitzungszimmer der Abteilung Wald und Alpen in Chur. Hier treffe ich meine beiden Interviewpartner Thomas Voneschen, Betriebsleiter Flims Trin Forst, und Toni Jäger, Betriebsleiter Wald und Alpen in Chur. Während des Gesprächs verraten sie mir, welche digitalen Lösungen sie sich heute schon zu Nutzen machen und was sie sich für die nahe Zukunft wünschen. Interview mit Severin Gisler, AWN
Welche Bereiche werden heute bei euch im Betrieb digital geführt? Thomas: Wir führen heute das Rapportwesen mit Stundenerfassung des Personals und der Maschinen sowie die Debitorenbuchhaltung komplett digital. Dies ist alles mit dem Programm von Forstcontrol möglich. Eine Schnittstelle zwischen Forstcontrol und Forstbar stellt die Datenübertragung sicher und ermöglicht einem externen Unternehmen das Erstellen d er Betriebsabrechnung. Die Terminverwaltung führen wir auf einem digitalen Kalender. Dies ist nach dem Zusammenschluss der Forstbetriebe nochmals wichtiger geworden, da man sich gegenseitig die Termine einsehen kann. Weiter machen wir die Seilkrandetailplanung mit der Software Seilkranpro. Für das Zeichnen von Holzschlägen verwenden wir eine mit GPS ausgerüstete digitale Kluppe. Bei der Lokalisierung von Streuschäden haben wir erste Versuche mit einer handelsüblichen Drohne gemacht und sind sehr zufrieden damit. Toni: Auch bei uns sind das Rapportwesen, die Debitorenbuchhaltung und die Betriebsbuchhaltung vollständig digitalisiert. Als Betrieb mit 15 Mitarbeitern sind wir der Stadt Chur mit
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insgesamt 1000 Mitarbeiter angeschlossen. Darin sind auch alle Lehrpersonen inklusive der Gewerbeschullehrer eingeschlossen. Wir wenden dadurch die gleichen Programme an wie die anderen Betriebe der Stadt. Diese sind nicht wie bei Thomas forstspezifisch, funktionieren aber auch für uns sehr gut. Zum Holzmessen verwenden wir immer die digitale Kluppe. Beim Anzeichnen arbeiten wir auch gerne mit dieser, jedoch nicht in jedem Fall. Der digitale Stadtplan auf unserem Intranet ist für mich ein wichtiges Instrument. Was ich sehr schätze, ist, dass dort auch die Bestandeskarte hinterlegt ist. Mit wenigen Klicks ist es mir so möglich, bei einem Wegebauprojekt Werkleitungen und waldbaulich relevante Karten einzublenden.
Thomas Voneschen bei der Arbeit. Obwohl die Ordner immer weniger werden, ganz wegzudenken sind sie heute noch nicht.
(Bilder: Severin Gisler)
Wie erfasst ihr die Arbeitsstunden des Personals? Thomas: Jeder Mitarbeiter erfasst diese mit der WEBApp von Forstcontrol auf seinem Mobiltelefon selbst. Toni: Grundsätzlich ist es bei uns möglich, dass jeder Mitarbeiter seine Stunden selber erfasst. Für die Mitarbeiter, die in unserem Betrieb draussen arbeiten, sind wir aber wieder davon abgekommen. Da wir viele Drittaufträge machen, haben wir eine bessere Kontrolle und Übersicht, wenn unsere Leute mit Rapportblätter arbeiten. Im Anschluss werden die Stunden von unserer Sekretärin mit einem gewissen Mehraufwand digitalisiert. Dafür fällt der Kontrollaufwand viel geringer aus. Was sind die aktuellen Herausforderungen, um einen Forstbetrieb digital fit zu halten oder diesen erstmals fit zu machen? Toni: Was mir wichtig ist und eine grosse Herausforderung in den letzten Jahren darstellte, ist die einheitliche und strukturierte Ablage von Daten. Da bin ich äusserst penibel und fordere von meinen Mitarbeitern eine grosse Disziplin. Vor zwei Monaten haben wir fünf Container mit alten Akten gefüllt. Das Wegwerfen war das Kleinste, die Sortierung und Priorisierung der zu digitalisierenden Unterlagen bedeutet aber einen riesigen Aufwand. Als Führungsinstrument unserer Mitarbeiter im praktischen Einsatz brauchen wir auch heute immer noch Papier. Abgelegt wird dann digital, wenn nötig eingescannt. Thomas: Ich bin gleicher Meinung wie Toni. Das Schlimmste sind Doppelspurigkeiten und Leerläufe. Leerläufe entstehen, wenn man Daten suchen muss, weil diese ohne klare Struktur abgelegt worden sind. Daher müssen sich zwingend alle an die abgemachten Strukturen halten. Ausgedruckt und als Papier abgelegt wird bei uns deutlich weniger wie früher. Den-
«Es wird nach wie vor viel zu viel ausgedruckt!» Thomas Voneschen
noch ist es zum Teil ein Kampf und man muss sich immer noch daran gewöhnen. Aufgabenteilung und Outsourcen von Leistungen, wie macht ihr das? Toni: Als damaliger Lehrling habe ich noch gesehen, dass der Förster die Rechnungen selber schreibt (klopft wiederholt zart auf den Holztisch). Bei mir ist heute spätestens beim handgeschriebenen Lieferschein in Notizform fertig. Danach übernimmt die Sekretärin gekonnt. Thomas: Mit Forstcontrol handhaben wir das ähnlich. Wir als Förster speisen unsere Daten ein, kontrollieren diese und mit dem Setzen eines Häkleins gehen die Daten zur externen Buchhaltung über. Dort werden die Aufträge gefiltert und daraus die Rechnungen erstellt. Der klassische Gang des Försters zur Kanzlei entfällt. Man wird effizienter und gewinnt Zeit für Arbeiten in seiner Kernkompetenz. Der Beruf des Försters hat sich in den vergangenen Jahrzehnten stark verändert. Mitunter durch die Anwendung von digitalen Führungsinstrumenten. In welchem Verhältnis stehen Aufwand und Mehrwert aus eurer Sicht? Toni: Viele digitale Hilfsmittel bringen einen guten Mehrwert. Nur darf man sich von diesen nicht einfach an den Bürostuhl binden lassen. Wir haben die Möglichkeit bei unseren Betriebsstellen, übergreifend einander die Kalender einzusehen und Termine zu platzieren. Grundsätzlich ist das eine gute Sache, man ist aber in der Eigenverantwortung, sich nicht all-
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zu fremdbestimmt verplanen zu lassen. Daher plane ich für mich wichtige Termine der kommenden Woche bereits am Donnerstag dieser Woche und trage diese ein. So habe ich auch die nötige Zeit mir zu überlegen, was ich mir beim Gang in einen Revierteil auch gerade noch anschauen kann. Thomas: Es gibt Förster, die sind extrem viel im Büro, andere wiederum viel im Wald. Fakt ist: Der Förster gehört in den Wald. Ich gebe Toni recht, dass wir aufpassen müssen, durch die vielen digitalen Mittel nicht einfach zu Schreibtischtätern zu werden. Für mich persönlich ist die Zeit am Morgen und am Abend, wenn wir als Team zusammenkommen, sehr wichtig. Wer die heutigen digitalen Hilfsmittel richtig anwendet und eine gute Terminplanung führt, hat auch Zeit sich Sachen im Wald und die Ar-
Einige Eckdaten des Betriebs Flims Trin Forst
Gemeinden Flims und Trin Anzahl Mitarbeiter 8 und 2 Lehrlinge davon Förster 2 Waldfläche 2588 ha Schutzwaldfläche 1127 ha (43%) Bewirtschaftung 43% Bodenzug, 39 % Heli, 18 % Seilkran Homepage www.flimstrinforst.ch Social Media Instagram: flimstrinforst
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«Die Zeit ist reif für die rollende Betriebsplanung!» Toni Jäger
beit des Personals richtig anzuschauen. Ganz bewusst muss man sich aber auch entscheiden, an welchen Terminen es einen braucht und wo nicht. Welches digitale Tool verwendet ihr zum Erstellen von Wochenprogrammen und der jährlichen Terminplanung? Toni: Diesbezüglich bietet mir unser Programm RTM die Möglichkeit, die ganze Terminplanung im selben Programm vorzunehmen wie die Arbeitszeiterfassung. Somit sind eingetragene Ferien bereits hinterlegt und wir können die Pikettplanung für das ganze Jahr einfach und übersichtlich ausführen. Die Jahres- und Wochenpläne erstellen wir in Excel. In ausgedruckter Form dienen sie dem Team als Wochenübersicht. Thomas: Der Kalender, das E-Mail und die Kontakte laufen bei uns über Google. Die Wochenpläne erstellen wir direkt im Kalender und kommunizieren diese ausgedruckt an die Mitarbeiter. Die Jahresplanung wird mit einer Exceltabelle aus LeiNa geführt. Wie kommuniziert ihr im Arbeitsalltag mit dem Team und wie gegen aussen? Toni: Wir haben einen Team-Chat. Dort werden ausschliesslich Tagesgeschäft relevante Informationen ausgetauscht, was sehr gut funktioniert. Funkgeräte werden bei uns in der Holzerei und bei Ereignissen situativ eingesetzt. Thomas: Für den Informationsaustausch im Team haben auch wir einen WhatsApp-Chat.
Im Tagesgeschäft ist die Telefonie aber sicher mitunter der am häufigsten genutzte Kommunikationskanal. Der Einsatz von Funkgeräten ist aber nach wie vor ein gutes und unverzichtbares Hilfsmittel im Forstbereich. Seit einiger Zeit sind wir als Betrieb auch auf Instagram aktiv. Den Sinn und das beabsichtigte Ziel dahinter haben wir vorgängig umfänglich besprochen. Wir freuen uns über die positive Resonanz, mitunter auch über die konstruktive Kritik, die uns auf diesem Weg erreicht. Ich gehe davon aus, dass die Kommunika tion in Form von Bildern auch bei euch eine wichtige Rolle spielt? Toni: Absolut. Aufgrund uns zugestellter Fotos, welche von Mitarbeitern oder der Bevölkerung eingereicht werden, können wir uns bei kleineren Angelegenheiten häufig die Zeit sparen, den Sachverhalt persönlich vor Ort anzuschauen. Weiter können so bereits der Ressourcenaufwand abgeschätzt und die Massnahmen geplant werden. Thomas: Genau dies schätze ich auch sehr an Fotos, welche einen Sachverhalt zeigen. Wo liegen aus euer Sicht die Vor- und Nachteile von diesen Kommunikationsmitteln? Wo seht ihr Risiken? Toni: Bei den grossen Unwettern im November 2002 haben wir gesehen, wie schnell man mit Smartphones an die Grenze kommt. Draussen bei Wind und Wetter werden die Dinger nass und spätestens nach einem Tag und einer halben Nacht hatte niemand mehr Akku. Da ist man froh, wenn man auf den altbewährten Funk zurückgreifen kann. Der Umgang mit dem Smartphone bei neuen Lehrlingen stellt uns immer wieder vor eine herausfordernde Problematik. Man muss von Anfang an klare Regeln aufstellen und diese auch kontrollieren. Ich habe schon gesehen, dass Lehrlinge bei
Arbeitet man in verschiedenen Programmen gleich zeitig, sind zwei Bildschirme sehr dienlich.
laufender Motorsäge den kurzen Blick auf den Bildschirm nicht scheuen. Auf der anderen Seite hat man die Möglichkeit, das Smartphone für spontane Wissensvermittlung bei Lehrlingen einzusetzen. Eine super Sache ist natürlich die Rega-App. Wir hatten schon einen Unfall im Betrieb, bei dem die Alarmierung dadurch einwandfrei funktioniert hat. Thomas: Ich sehe das ähnlich wie Toni. Was mich nervt, ist, wenn beim Znüni niemand mehr miteinander spricht, weil jeder in seinen Bildschirm schaut. Wie und wo werden im Betrieb digital geografische Hilfsmittel angewendet? Toni: Abgesehen von der InvasivApp verwenden bei uns die Forstmitarbeiter noch nicht sehr oft geografische Hilfsmittel. Wir Förster hingegen nutzen digitale topografische Karten und die Luftbilder sehr oft. Thomas: Heute zum Beispiel war ein Team mit Aufrüsten von Sturmholz beschäftigt. Ein Mit-
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arbeiter hatte den Auftrag, die Koordinaten der Fläche direkt aufzunehmen. Dies tat er mit der Rega-App und teilte sie mir als Screenshot mit. Die InvasivApp zur Bekämpfung von Neophyten verwenden wir in der Forst- und Werkgruppe. Waldbaulich digitale Hilfsmittel, häufig in Form von Apps, gibt es schon länger. Welche schätzt ihr besonders? Thomas: Das sind die der Rega, die von Swissmap und wie bereits gesagt die InvasivApp. Für die Aufnahme von Holzpoltern habe ich auch schon Apps ausprobiert, war aber damit nicht sehr glücklich. Toni: Das sind sicherlich die drei Apps, welche auch bei uns sehr geschätzt werden. Hinzu kommt bei uns die Anwendung der SchweizMobil-App, da der Unterhalt von den Mountainbikerouten auch über uns läuft. Es gibt natürlich noch viele weitere interessante Apps.
Einige Eckdaten der Abteilung Wald und Alpen der Stadt Chur
Gemeinden Chur, Maladers, Haldenstein Anzahl Mitarbeiter 13 und 3 Lehrlinge davon Förster 3 Waldfläche 3700 ha, dazu 3000 ha Alpen Schutzwaldfläche 2380 ha (66 %) Bewirtschaftung Bodenzug 40 – 45 %, Seilkran 55– 60 % Homepage www.chur.ch Social Media –
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Wendet man diese aber nicht regelmässig an, hat man keinen grossen Mehrwert zu herkömmlichen Methoden. Gibt es bei euch weitere digitale Hilfsmittel, mit welchen Daten im Wald erfasst und im Büro ausgewertet werden? Thomas: Bei mir ist es definitiv die digitale Kluppe. Ich nehme alle Holzschläge mit dieser auf. Die Geländebeschaffenheit in Flims ist dazu sehr gut geeignet. In meinem früheren Revier war 90 Prozent Seilkrangelände und dies nicht möglich. Toni: Die meisten Holzschläge zeichne ich heute noch konventionell und mit mehreren Personen. Der Grund dafür ist das sehr steile Gelände in unserem Revier. Der Regionalforstingenieur und ich haben die Übersicht und können uns ganz der Auswahl der Bäume widmen. Zwei Mitarbeiter messen und zeichnen die Bäume, ein weiterer schreibt. Im Büro erfolgt die digitale Erfassung. Kleine Holz schläge oder Listenholz hingegen zeichne auch ich alleine und erfasse sie mit der digitalen Kluppe. Alle im Wald durchgeführten Massnahmen werden seit 2006 nur noch digital und zentral unter leina.geo.gr.ch erfasst. Somit stehen den Betriebsleitern und dem kantonalen Forstdienst immer aktuelle Daten zur Verfügung. Was nützt «LeiNa» betrieblich? Thomas: LeiNa hat sehr gutes Kartenmaterial, das ich gerne verwende. Dieses für die Mitarbeiter dann auszudrucken, ist jedoch eine kleine Katastrophe. Deshalb habe ich den Anspruch, dass das Ausdrucken von Karten viel einfacher gehen muss. Mein waldbauliches Jahresprogramm mache ich jeweils mit LeiNa und ergänze dieses im Laufe des Jahres mit den geforderten Angaben.
«Bei der Lokalisierung von Streuschäden bietet eine handelsübliche Drohne gute Dienste!» Thomas Voneschen
Toni: Das Planungsinstrument von Seillinien in LeiNa finde ich gut und nützt mir betrieblich etwas. Was ich jedoch nicht gut finde, ist die Vergabe der Nummerierung für die einzelnen Massnahmen. So ist diese wohl fortlaufend, wenn ich zehn Massnahmen miteinander erfasse; nicht aber, wenn ich eine Woche später wieder Massnahmen erfasse. Für den einzelnen Betrieb wäre es viel übersichtlicher und schneller, die einzelnen Massnahmen zu finden, wenn die Nummerierung immer fortlaufend wäre. Welche forstbetrieblichen Bedürfnisse können von LeiNa heute nicht abgedeckt werden? Thomas: Für LeiNa muss jetzt langsam eine gute App-Version her. Die heutige Darstellung auf dem Smartphone ist schlichtweg nicht brauchbar. Ehrlich gesagt war ich auch einer, der sich am Anfang gegen LeiNa sträubte. Heute muss ich aber sagen, dass es auch für die Betriebe Vorteile hat. Es können viele für uns wertvolle Informationen abgerufen werden. Genau aus diesem Grund muss LeiNa aber noch feldtauglich gemacht werden. Toni: Bezüglich der App-Version bin ich gleicher Meinung wie Thomas. Persönlich investiere ich viel Zeit in LeiNa, herausnehmen kann ich aber nur wenig. Weiter sind die einzelnen Eingriffe auf der Karte nicht übersichtlich dargestellt. Hatte ich zum Beispiel in einer Fläche vor ein paar Jahren einen Holzschlag, darauf-
folgend zwei Pflegeeingriffe, ist das Datum der einzelnen so grossgeschrieben, dass man diese schlecht auseinanderhalten kann. Was für mich fehlt, ist die Möglichkeit, nach einer getätigten Massnahme oder Aufnahme in einem Bestand die neusten Daten so zu hinterlegen, dass diese für die rollende Betriebsplanung genutzt werden können. Wo seht ihr das digitale Entwicklungspotenzial bezüglich Betriebsplanung? Toni: Ich bin der Meinung, es ist an der Zeit und technisch umsetzbar, die rollende, digitale Betriebsplanung einzuführen. Weg von den ausgedruckten Betriebsplänen, die, wenn sie im Büro stehen, dort stehen, wenn liegend gelagert, dann ganz unten im Stapel. Der Betriebsplan muss ein zeitgemässes, digitales Instrument sein, aus welchem wir topaktuelle Daten abrufen können, weil wir im gleichen Sinn unsere Massnahmen immer gleich dort erfassen sollen. Hinterlegt sind natürlich alle wertvollen und forstrelevanten Geodaten. Thomas: Die rollende, digitale Betriebsplanung muss und wird kommen. Somit wird gewährleistet, dass der Betriebsplan bei einem Stellenwechsel des Försters jederzeit auf dem neusten Stand ist und der Informationsverlust vermieden wird.
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Was gibts Neues beim AWN? Die AWN-Zentrale hat ein neues Zuhause Die Zentrale des Amts für Wald und Naturgefahren ist von der Loëstrasse an die Ringstrasse in Chur ins neue Verwaltungsgebäude umgezogen. Zusammen mit elf anderen Dienststellen und zwei Departementen ist die AWN-Zentrale nun seit dem 16. September 2020 im 4. Stock des Sinergia-Gebäudes zu finden. Die neue Adresse lautet: Amt für Wald und Naturgefahren Ringstrasse 10 7001 Chur
Personelles Was uns Sandro Krättli zum Abschied noch sagen will: «Hätte mir jemand während des Studiums gesagt, dass ich mal ein Büro als Regionalforst ingenieur in meiner Heimatgemeinde besetzen dürfte, hätte ich es wohl nicht für möglich gehalten. Heute ist es so und trotzdem kam für mich der sehr bewusste Entscheid ‹Adieu› zu sagen. Das Leben hat mich gelehrt, dass man danach streben sollte, glücklich zu sein. Meine 13 Jahre beim AWN waren glückliche Jahre. Nun ist es für mich aber an der Zeit, neue Wege zu gehen. Ich suchte nach neuen Herausforderungen und neuer Motivation.
Passend zu einem Kanton mit viel Fels und Stein: das neue Verwaltungsgebäude Sinergia des Kantons Graubünden.
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(Bild: Ingo Rasp)
«Der mit der Pfeife anzeichnet.» Sandro Krättli ziehts in
Ab dem 1. Januar 2021 ergänzt Johannes Jakob das
den Zürcher Wald.
Team der AWN-Region 1 als technischer Sachbearbeiter.
(Bild: zVg. AWN)
Dies habe ich mit der Leitung Staatswald und Ausbildung im Kanton Zürich gefunden. Darauf freue ich mich.» Johannes Jakob (25) stellt sich selbst vor: «Meine forstliche Ausbildung absolvierte ich an der Hochschule für angewandte Wissenschaften Weihenstephan-Triesdorf (HSWT) und schloss sie 2018 als Forstingenieur ab. Während des Studiums interessierte ich mich besonders für Waldökologie und den Gebirgswald. So setzte ich mit den Wahl modulen Biotopkartierung und Gebirgswaldbau einen Schwerpunkt. Zudem verbrachte ich einen Teil meines Praxissemesters bei der Nationalparkverwaltung Bayerischer Wald in der Abteilung Naturschutz und Forschung und beim damaligen Amt
(Bild: zVg. AWN)
für Wald des Kantons Bern in der Waldabteilung Alpen in Wimmis. Nach meinem Berufspraktikum vom Mai 2019 bis April 2020 in der Region 4 bin ich im Moment als technischer Sachbearbeiter und Unterstützung für das Projekt ‹Rutschung Brienz› angestellt. Zum Jahresbeginn 2021 wechsle ich in die Region Herrschaft/Prättigau/Davos. Als Spezialist für Wald ökologie und Waldbaukoordinator freue ich mich besonders, wieder in ‹meinem Ökosystem› und Kerngeschäft tätig zu sein.»
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Vergabe der Auszeichnungen proQuercus 2020 Medienmitteilung, Verein proQuercus
Premiata: Patriziato di Sigirino (TI) Il Monte Barro si estende su un comprensorio di ca. 67 ettari tra i Comuni di Monteceneri (località Sigirino) e Taverne-Torricella. È unico nel suo genere in quanto comprende un querceto particolarmente pregiato per la presenza di tutte e quattro le specie di quercia endemiche presenti in Svizzera: farnia
Esemplare di quercia sul Monte Barro.
(fotografia: Patrick Luraschi)
(Quercus robur), rovere (Q. petraea), roverella (Q. pubescens) e cerro (Q. cerris). Come dimostrano foto storiche e il ritrovamento di numerosi castagni e querce monumentali, l’area di progetto un tempo era gestita a selva e veniva sfruttata dagli agricoltori del luogo quale bosco pascolato. Il Monte Barro non riveste solo un’importante funzione naturalistica e agricola, ma anche paesaggistica e ricreativa, in particolare per la vista sulla valle del Vedeggio. Grazie al progetto Valorizzazione Monte Barro viene conservata e valorizzata questa formazione forestale molto rara e preziosa. Le misure riguardano una superficie di 10 ettari di un totale di 24 ettari di proprietà patriziale. Il bosco recuperato a pascolo, che verrà dato in gestione ad un agricoltore della regione, fungerà anche da importante polo ricreativo e didattico grazie a una migliore accessibilità e a degli appositi pannelli informativi. Riconoscendo l’esemplare lavoro di ripristino e messa in valore del querceto del Monte Barro, l’associazione proQuercus concede la distinzione proQuercus dell’anno 2020 al Patriziato di Sigirino (TI). Preisträger: Oliver Reutimann (ZH) Die in der Schweiz häufigsten Eichenarten (Stieleiche, Traubeneiche, Flaumeiche) sind bekannt dafür, äusserlich schwer bestimmbar zu sein. Dies wird zusätzlich durch zwischenartliche Kreuzungen erschwert. Seit Langem wird nach geeigneten Merkmalen gesucht, um die Arten auseinanderzuhalten und ihre Durchmischung zu erfassen. Um einen simplen Ansatz zur Klärung obiger Sachverhalte zu entwickeln, hat Oliver Reutimann eine Masterarbeit zur genetischen Artbestimmung bei Eichen an der WSL durchgeführt. Er entwickelte eine einfache molekular-genetische Methode, um die Art und d en allfälligen Durchmischungsgrad (Hybridisierung) von Individuen und Populationen zu beschreiben.
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Zur Eröffnung des Waldlabors gepflanzte junge Stieleichen in holzigen Einzelschützen aus Käferholz.
Spezifisch wurden dann Eichen in Mischbeständen von besonderer Bedeutung (z. B. Gen-Erhaltungsgebiete, Waldreservate) untersucht, um deren Artzusammensetzung zu bestimmen. Die Resultate zeigen, dass a) die drei Eichenarten mit dieser Methode genau bestimmt werden können, b) sich die Stieleiche kaum mit anderen Arten mischt, c) es sowohl reine wie auch stark durchmischte Traubenund Flaumeichenbestände gibt, und d) sich die Schweizer Flaumeichen genetisch kaum von südeuropäischen Artgenossen unterscheiden. Diese Ar-
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(Bild: zVg. Waldlabor Zürich)
beit wurde mittlerweile in einem Fachblatt (Annals of Botany) publiziert und ein «Umsetzungsartikel» in «Wald & Holz» ist vorgesehen. Ausserdem leistete Oliver Reutimann einen wich tigen Beitrag zu einem Projekt des Waldlabors Zürich. In diesem Projekt wird die Bedeutung und der Nutzen von genetischen Untersuchungen zur Anwendung in der Forstpraxis am Beispiel eines Eichen-Mischwaldes auf dem Hönggerberg gezeigt. Mit der Vergabe der Auszeichnung «proQuercus 2020» für seine Masterarbeit würdigt proQuercus
den bedeutenden Beitrag von Oliver Reutimann zur Klärung der Artbestimmung bei schwierig trennba ren, nahe verwandten Eichenarten der Schweiz, welcher auch in der Praxis angewendet werden kann. Preisträger: Kanton Jura Im Rahmen der Gedenkfeier zum 40. Jahrestag der Gründung des Kantons Jura hat die Kantons regierung 2019 eine Aktion zur Anpflanzung von Eichen im gesamten Kantonsgebiet gestartet. Mit dem Ziel, dem Verschwinden isolierter Bäume ent gegenzuwirken, sieht das Projekt die Anpflanzung von 40 Eichen in jeder Gemeinde des Kantons vor, insbesondere in landwirtschaftlichen Gebieten. Neben dem Gedenk- und Landschaftsaspekt ist dieses Projekt auch eine Ergänzung zum kanto nalen Aktionsplan für den Grossen Eichenbock (Cerambyx credo), der die Erhaltung und Pflege der vorhandenen Eichen im Offenland vorsieht. Dies bietet auch die Gelegenheit, eine konkrete Mass nahme zur Förderung des Klimas und der biologi schen Vielfalt durchzuführen, die für jede Gemein de angestrebt wird. Das Projekt sieht die Anpflanzung grosser Eichen pflanzen mit einer Höhe von mindestens 2,50 m vor: –– in landwirtschaftlichen Gebieten mit Zustim mung des Betriebsinhabers, –– in einem zu bebauenden Gebiet, in einer Anlage, deren Erhaltung gewährleistet ist, –– auf kommunalem oder privatem Grund, nur mit schriftlichem Einverständnis des Eigentümers, –– in höheren Lagen kann die Eiche durch eine Lin de oder einen Ahorn ersetzt werden. Es geht jedoch weder darum, diese Gedenkbäume in bestehenden Hecken oder Alleen noch in Wäldern und bewaldeten Weiden zu pflanzen. Die Pflanzungen, welche für die Jahre 2019 und 2020 geplant sind, sollen 2000 jungen, isolierten
Eichen- und andere Laubholzpflanzungen in den offenen Juraweiden.
(Bild: zVg. Office de l’environnement, Canton du Jura)
Eichen die Möglichkeit geben, einen neuen Standort zu besetzen. Mit dem aktiven Engage ment von 80 Prozent aller Jurassier Gemeinden war die Aktion Anfang 2020 bereits ein grosser Erfolg. Mit seiner Vergabe der Auszeichnung proQuercus 2020 zeichnet der Verein proQuercus die Kampagne «40 Jahre – 40 Eichen für morgen» («40 ans – 40 chênes pour demain») des Kantons Jura als eine bemerkenswerte Gedenk- und Zu kunftsaktion aus.
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Der Verbund Waldbau Schweiz Der Verbund Waldbau Schweiz vereinigt die Wald baufachleute, die in der Lehre und Forschung in der Schweiz tätig sind. Er dient dem Informations austausch und der Fachdiskussion und soll dazu beitragen, die Waldbaukompetenzen in Bildung und Forschung in der Schweiz zu stärken und Syn ergien zu nutzen. Die Waldbaukompetenzen in Bildung und For schung in der Schweiz sind auf mehrere Institutio nen aufgeteilt: Die Berufsschulen mit Forstwart ausbildung (vertreten durch die CODOC), das BZW Lyss, das BZW Maienfeld, die HAFL Zolliko fen, die ETH Zürich, die WSL, die Fachstelle für Gebirgswaldpflege in Maienfeld und die Fachstelle für Waldbau in Lyss. Eine derartige Aufsplitterung bringt die Gefahr der Verzettelung und Duplizie rung mit sich. Um die Kooperation und Absprache zwischen den waldbaulich tätigen Lehr- und For schungsinstitutionen zu verbessern, wurde 2010 der «Verbund Waldbau Schweiz» gegründet als Plattform für den Informationsaustausch, Fachdis kussionen und fallweise das Anstossen gemeinsa mer Forschungs- oder Fortbildungsprojekte.
Mischwald mit einem kleinem Fichtenkollektiv.
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Es hat sich gezeigt, dass diese Plattform sehr ziel führend ist und schon verschiedenste Aktivitäten gemeinsam durchgeführt werden konnten. Der Verbund dürfte deshalb wesentlich dazu beitra gen, die Waldbaukompetenzen in Bildung und Forschung in der Schweiz zu stärken. Die Mitglie der des Verbunds treffen sich zweimal jährlich zu einem eintägigen fachlichen Austausch. Der Verbund Waldbau Schweiz hat am 31. August 2020 ein interessantes Positionspapier mit dem Titel «Zu starker Wildeinfluss gefährdet Waldleis tungen und die Anpassung der Wälder an den Klimawandel» herausgegeben. Es kann auf der Homepage des Verbundes Waldbau bei der WSL auf Deutsch, Französisch und Italienisch eingese hen und heruntergeladen werden: https://www.wsl.ch/de/wald/bewirtschaftungund-waldfunktionen/waldbau-wachstum-und- ertrag/verbund-waldbau.html Kontaktperson: Prof. Dr. Harald Bugmann, Professur für Waldökologie, ETH Zürich, harald.bugmann@env.ethz.ch, Tel. +41 44 632 32 39
(Bild: Raphael Schwitter)
Vorschau «Bündner Wald» Dezember 2020 Standortkunde Waldbau zu betreiben ohne Kenntnisse in der Standortkunde zu haben, ist seit je her unmöglich. Die Standortbestimmung, welche vor ein paar Jah ren noch die grösste Herausforderung war, ist heu te, dank der neuen Hilfsmittel (botanische Apps usw.), leichter geworden. Die neue grösste He rausforderung tritt heutzutage erst nach der Standortbestimmung auf, und zwar bei der Wahl der Baumart, in der auch der Klimawandel berück sichtigt werden muss. Die Unsicherheiten sind zahlreich, auch wenn die Forschung in den letzten Jahren wertvolle Grundlagen und Hilfsmittel für die Praxis geliefert hat. Vorschau auf die nächsten Nummern: Februar 2021: Der Ahorn Redaktion: Viola Sala Redaktionsschluss: 16. Dezember 2020
Redaktion: Viola Sala
April 2021: Der Verein Graubünden Wald Redaktion: Jörg Clavadetscher Redaktionsschluss: 13. Februar 2021
Herausgegeben von Graubünden Wald, Amt für Wald und Naturgefahren Graubünden und der SELVA. Verleger: Südostschweiz Presse und Print AG,Wald, Südostschweiz CH-7007 Chur Sekretariat: SELVA, Christophe ahnhofplatz 1, CH-7302 Herausgegeben von Graubünden Amt fürPrint, Wald und Naturgefahren Graubünden undTrüb, derB SELVA. Landquart, Telefon + 41 (0)Production AG, 81 300 22 44, buendnerwald Redaktoren: Jörg Clava detscher, RevierCH-7302 forestal da Landquart, Val Müstair, CH-7535 selva-gr.ch Verlag: © Somedia CH-7007@Chur Sekretariat: SELVA, Bahnhofplatz 1, Valchava, Telefon + 41 (0) 81 858 58 21, forestal-muestair @ bluewin.ch. Sandro Krättli, AWN GR, Sagastägstrasse 96, CH-7220 Schiers, Telefon
Telefon + 41 (0) 81 300 22 44, buendnerwald @ selva-gr.ch Redaktoren: Redaktion: Viola Sala, viola.sala@awn.gr.ch.
+ 41 (0) 81 300 24 11, sandro.kraettli @ awn.gr.ch.
Jörg Clavadetscher, forestal-muestair@bluewin.ch. Die Redaktion behält sich vor, Beiträge in nicht verlangter F orm
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