Bündnerwald Oktober 2021

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Sonderwaldreservat Obere Au Zizers zugunsten der Amphibienförderung P. Weidmann, M. Arpagaus

Entstehung Sonderwaldreservat Obere Au Das Sonderwaldreservat Obere Au Zizers entstand aufgrund einer Initiative zur Förderung der Amphibien. Das Waldgebiet erstreckt sich entlang des Rheins zwischen der Tennishalle und der Chessi-­ Rüfe. Es handelt sich um ein Auengebiet und ein Amphibienlaichgebiet beides von nationaler Bedeutung (Abb. 1). Im Rahmen einer Wirkungskontrolle der Amphibienbiotope wurde festgestellt, dass sich das Gebiet für die Amphibien in den letzten 15 Jahren deutlich verschlechtert hat. Es bestand dringender Handlungsbedarf, die Laichgebiete der Amphibien zu verbessern. 2013 wurde dem Amt für Wald und Naturgefahren ein entsprechendes Konzept vorgestellt, das vom Büro Atragene (Daniela Lemp, Peter Weidmann) im Auftrag des Amtes für Natur und Umwelt ausgearbeitet wurde. Die bestehenden Amphibienbiotope im Gebiet Obere Au sollten saniert werden und es kam der Vorschlag, das Amphibiengebiet zu erweitern. Der Wald ist ein inaktiver Auenwald mit grossmehrheitlich Laubhölzern ohne Buchenvorkommen. Der Waldstandort Obere Au Zizers besitzt aktuell Vorkommen von sechs Amphibienarten (Bergmolch,

Abb. 1: Ehemaliger Auenwald mit Gewässer.

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(Bild: P. Weidmann)

Grasfrosch, Erdkröte, Gelbbauchunke, Wasserfrosch-Komplex, Seefrosch-Komplex). Wasserfrosch und Seefrosch sind erst ab 2010 eingewandert und gehen vermutlich auf Aussetzungen zurück. Eine weitere Art, der Teichmolch, wurde bis ins Jahr 1995 nachgewiesen, danach wurde er nicht mehr gesehen. Ebenfalls historisch belegt ist das Vorkommen des Laubfrosches bis ca. Mitte der 1980er-Jahre. Diese Art ist nach 1980 im ganzen Churer Rheintal ausgestorben. Heute sind in der Oberen Au mit Ausnahme der sich ausbreitenden Wasser- und Seefrösche alle Amphibienarten als stark förderungswürdig anzusehen, weil sie nur noch kleine Bestände aufweisen. Am stärksten bedroht ist die Gelbbauchunke, deren Bestand bis auf wenige Tiere zurückgegangen ist. Sie ist deshalb die wichtigste Zielart im Gebiet. Die Gelbbauchunke ist ursprünglich eine typische Waldart und besitzt ihre natürlichen Lebensräume in den Flussauen. Im Zuge der Begradigungen der Fliessgewässer und des Lebensraumverlustes in den Auengebieten musste diese Amphibienart in Ersatzlebensräume wie Kiesgruben ausweichen. Das Konzept zur Amphibienförderung sah deshalb vor, die bestehenden Laichgewässer aufzuwerten und verschiedene neue Gewässer zu erstellen. Es entstand die Idee, neben den Amphibienbiotopen auch den Wald darum herum nach ökologischen Kriterien und auf die Ansprüche der Amphibien im Speziellen hin zu bewirtschaften. Sonderwaldreservat im inaktiven Auenwald Markus Bichsel vom Büro Atragene arbeitete 2014 für die Waldfläche Obere Au ein waldbauliches Konzept zur Förderung des Auenwaldes aus. Gesetzt waren dabei die bestehenden und die neu geplanten Gewässer. Um diese herum werden Flächen bewusst durch Mähen offengehalten und mit einer Waldrandpflege wird das zu starke Einwachsen verhindert. Die neuen Amphibienbiotope sol-


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