Bündner Wald August 2021

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Feinerschliessung im Seilkrangelände Die Seilkrantechnik spielt nicht nur im Gebirgswald, sondern allgemein im nichtbefahrbaren Gelände eine zentrale Rolle. Mit dem Seilkran greifen wir in das «Lagerhaus» Wald ein und entnehmen das Produkt Holz, um es möglichst wirtschaftlich zu verwerten. Je nachdem muss die Biomasse auch «entfernt» werden, um der waldbaulichen Zielsetzung gerecht zu werden. Durch eine weitsichtige Planung können Kosten gesenkt werden. Konrad Wyss

Bereits der ehemalige Fachlehrer Ruedi Aggeler ­selig galt als herausragender Feinerschliesser, der sein Können und Wissen gerne seinen Lehrgangsteilnehmern vermittelte. Unterlagen belegen, dass dieses Thema bereits in den 1970er-Jahren an der damaligen Interkantonalen Försterschule Maienfeld unterrichtet wurde. Zahlreiche Feinerschliessungskonzepte, welche in den Jahren durch die Teilnehmer erarbeitet wurden, konnten von den Revierförstern, welche die Übungsobjekte zur Verfügung stellten, auch umgesetzt werden (Abb. 2). Im Laufe der Jahrzehnte entwickelten sich die forstlichen Bringungssysteme weiter. Verschiedene Maschinen mit besonderen Einsatzschwerpunkten, aber auch spezifischen Einsatzgrenzen entstanden. Dies sowohl bei den seilgestützten als auch bei den boden- und luftgestützten Bringungsmitteln, welche alle im entsprechenden Gelände nach wie vor ihre Bedeutung haben. Allgemein wurde mit dem zunehmenden Mechanisierungsgrad ein positiver Beitrag zur Arbeitssicherheit geleistet. Für den Seilkran hatte das Aufkommen der Traktionshilfswinden zur Folge, dass er in noch anspruchsvolleres Gelände verdrängt wurde. Trotzdem wird aufgrund mehrerer Faktoren, wie z. B. Bodenverdichtungsrisiko und Bodenrauigkeit immer ein beträchtlicher Teil der Flächen nichtbefahrbar bleiben. Die Darstellung der WSL bietet eine Orientierungshilfe der Arbeitsmittel mit den entsprechenden Ein-

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satzschwerpunkten aufgrund der Holzmenge, der Transportrichtung und der Transportdistanz (Abb. 1). Mit 3-Seil-Systemen und selbstfahrenden Laufwagen kann auch in ebenen Waldbeständen eingegriffen werden, welche vom Gelände her eigentlich bodengestützt genutzt werden könnten. Das ist aus Sicht des Bodenschutzes, welcher in den vergangenen Jahrzehnten spürbar an Bedeutung gewonnen hat, eine wichtige Möglichkeit. So können auch Moore und andere feuchte Standorte mit dem Seilkran bodenschonend bearbeitet werden. Auch die luftgestützte Holzbringung hat je nachdem ihre Berechtigung. Sie ist vor allem im Kalamitätsfall mit punktuellen Streunutzungen bestens für den Soforteinsatz mit geringem Planungsaufwand für den Forstdienst geeignet. Dieses Bringungsmittel ist zwar sehr boden- und bestandesschonend, verbraucht aber leider auch grosse Mengen an fossilem Treibstoff. Kommt hinzu, dass die Wertschöpfung weg von der klassischen Forstwirtschaft hin zu den Helikopterunternehmen geht. Trotzdem sollte der Helikopter nicht als Konkurrenz zum Seilkran, sondern als wertvolle Ergänzung im nichtbefahrbaren Gelände betrachtet werden. Es gibt Landesteile, wo die Bringung mittels Helikopter vorwiegende und gängige Praxis ist. In Gebieten, wo sich der zu bewirtschaftende Wald oberhalb einer Siedlung mit einer eng verschachtelten Bauweise befindet und mit Grossmaschinen wie


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