Destillaria Daguot, eine spannende Geschichte «Daguot» steht im Rätoromanischen für «Tropfen». «In pign daguot da cletg», ein kleines «Tröpfchen Glück», das wollten sich die beiden Freunde und Jäger nach der Pensionierung gönnen. Und nun brennen sie in der eigenen Destillaria Daguot in Ilanz/Glion. J. Simeon-Cathomas
Unscheinbar zwischen Häuserfronten eingebettet, strömen sonderliche Aromen und Geräusche aus der kleinen Destillerie an der unteren Rheinstrasse in Ilanz. Es riecht nach Apfelschnaps, nassem Boden und herben Waldkräutern. Ein rhythmisches Geräusch durchdringt die Luft. Die Tür ist offen. Robert Cathomas (65) und Beni Simeon (68) brennen heute Alpenkräuter. Die zwei jungen Pensionäre sind in ihrer Freizeit 40 Jahre zusammen auf die Jagd gegangen und wollten nicht einfach in den Ruhestand gehen, sondern durch eine neue Herausforderung die gewonnene Zeit nutzen. Vor sechs Jahren schrieben sich die zwei Jäger am Landwirtschaftlichen Bildungszentrum in Cham (ZG) ein und absolvierten mit Erfolg die einjährige Ausbildung zum Brennmeister. Der Ruhestand wurde zwar etwas unruhig, aber mit Herzblut und Leidenschaft lässt sich auch diese Unruhe gut ertragen.
Robert Cathomas und Beni Simeon vor dem Herzstück der Destillerie, der Holstein-Anlage. (Foto: Destillaria Daguot)
Kreativität aus dem Brennkessel Der vor einer Woche frisch gebrannte Apfelschnaps brodelt zusammen mit einer Mischung aus Alpen- und Waldkräutern in der funkelnden Apparatur aus Kupfer und Edelstahl. Die genaue Rezeptur ist ein wohlgehütetes Geheimnis der zwei Brenner. Die Wasserbad-Brennereianlage von Holenstein ist das Herzstück der Destillerie. Zähler bewegen sich, es trommelt gegen die kupferne Brennblase. Das Rührwerk wälzt die kostbare brodelnde Mischung um.
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14.04.20 11:16