Natur+Umwelt 1-2022

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NATUR UMWELT +

FAKTEN, PORTRÄTS, AKTIONEN UND TIPPS FÜR UMWELTBEWUSSTE

RESSOURCEN SCHÜTZEN VERSCHWENDUNG STOPPEN ZUR ZEIT Was plant die neue Regierung? Streuobstpakt für Bayern

GUTER RAT Alleskönner Hülsenfrüchte Garten im Frühling

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VIELEN DANK FÜR IHR ENGAGEMENT !

JANDA+ROSCHER, Die WerbeBotschafter

Foto: Selmannberger, Getty

GEWINNEN SIE FREUNDE FÜR DEN BN! Dieser Grauschnäpper hat eine Heimat gefunden – auf einem Grundstück des BUND Naturschutz. 3 000 Hektar wertvolle Lebensräume betreut der BUND Naturschutz mittlerweile und sichert sie damit dauerhaft. Und nicht nur das. Bayernweit wenden wir Zerstörungen der Umwelt ab und sind unermüdlicher Anwalt der Natur. Je mehr Menschen uns dabei mit ihrer Mitgliedschaft oder Spende unterstützen,

desto mehr können wir bewegen. Bitte helfen Sie uns dabei. Sprechen Sie Ihre Freunde und Bekannten auf eine Mitgliedschaft im BUND Naturschutz an.

DIE NATUR SAGT DANKE!

www.bund-naturschutz.de/mitglied


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INHALT

INHALT 3

Foto: Makrowilli

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AKTUELLES 4–6 Aktuelle Meldungen 7 Aktuelle Meldungen aus Bayern 8 Aktionen statt Demo 9 Kommentar 10–13 Sonderthema: ­ Neue Bundesregierung

TITELTHEMA 14/15 Ressourcen schützen 16/17 Trendwende nötig 18/19 Neubau ist teuer 20 Soziale Gerechtigkeit 21 Bergbau in der Tiefsee 22 Nachhaltige Stoffströme 23 Wozu ein Gesetz? 24/25 Naturzerstörung für Rohstoffe NATUR IM PORTRÄT 26 Pflanzenporträt: Kornelkirsche 27 Gerettete Landschaft 28 Leben mit dem Wolf 29 Hummelhotline 30/31 Bachtäler und Muscheln

Die Natur+Umwelt ist das Mitgliedermagazin des BUND Naturschutz und die bayerische Ausgabe des BUNDmagazins.

34 Foto: AdobeStock/Kathrin39

Foto: Reinhard Scheuerlein

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32/33 Igel: stachelige Sympathieträger

34/35 Streuobstpakt für Bayern 36/37 Bedroht: Märzenschnecke

LIEBE LESERINNEN UND LESER, zu den Begleitumständen der Pandemie gehört die Flut von Wegwerfartikeln, die derzeit unseren Alltag prägt. Keine Frage: Masken und Schnelltests nutzen wir aus guten Grund. Doch kommt auf die Milliarden nicht recycelbarer Kunststoffprodukte ja noch ein Berg von ­Ver­packungsmüll.

URLAUB & FREIZEIT 42 Wanderung an der Schwarzach 43 Reise

Schon zwei Jahre gehen wir nun seltener einkaufen und essen. Dafür lassen wir uns immer mehr liefern, auch Dinge ­ des täglichen Bedarfs. Noch mehr ­Verpackungsmüll. Einwegprodukte und ­Onlinehandel sind kaum mehr wegzudenken. Unser Leben mit der Pandemie könnte den Eindruck verfestigen, dass wir Ressourcen notfalls unbegrenzt in Anspruch nehmen können. Dabei haben wir schon vor Corona mehr Rohstoffe, mehr Fläche und auch mehr Energie ­verbraucht, als die Erde verträgt.

44–48 49 50/51 52 53 54–60

Dieser Ex-und-hopp-Konsum droht die natürlichen Ressourcen ähnlich zu zerrütten wie Klimakrise und Arten­ sterben. Ein nachhaltiger Umgang damit sollte uns deshalb genauso wichtig sein wie Natur- und K ­ limaschutz. Mehr dazu lesen Sie in u ­ nserem Schwerpunkt ab Seite 14.

INTERNATIONALES 38 Nach dem Klimagipfel 39 Lieferkettengesetz WIRTSCHAFT & TECHNIK 40 Wasserkraft: Gesetze einhalten 41 Atomkraft ohne Zukunft

AUS DEM VERBAND Meldungen Garten im Frühling BN vor Ort aktiv Porträt: Kathrin Hartmann Umweltbildung Regionalseiten

SERVICE 61 Ratgeber Hülsenfrüchte 62 Leserbriefe 63 Medien und Reisen 66 Ansprechpartner/Impressum

Luise Frank

Severin Zillich

Redaktion Natur+Umwelt

Redaktion BUNDmagazin


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AKTUELLES

AKTUELLES MEHR MITGLIEDER DENN JE

NEUER TOXFOX Anfang des Jahres hat der BUND die neue ToxFox-App veröffentlicht. Komplett überarbeitet, verfügt sie nun über zusätzliche Funktionen. So können Sie die Giftfrage jetzt auch an Händler verschicken. Denn auch die sind gesetzlich verpflichtet, Auskunft über Schadstoffe in Produkten zu geben. Zudem informiert der Newsfeed in der App über neue Schadstoffe, Tipps zu ihrer Vermeidung und politische Entwicklungen. Der ToxFox deckt Mikroplastik, hormo­ nelle Schadstoffe und Nanostoffe in Kosmetik auf. Für Alltagsprodukte wie Spielzeug, Kleidung und Elektronik haben wir

beim Einkauf ein Auskunftsrecht. Das nutzt der ToxFox und versendet mit ein paar Klicks die Giftfrage an Hersteller oder Händler. Die Antworten werden in einer europaweiten Datenbank gespeichert und stehen beim nächsten Produktscan allen Nutzer*innen zur Verfügung. So werden alle schlauer, und die Firmen merken: Wir wollen Produkte ohne Gift!

Mitmachen Jetzt herunterladen: Unsere kostenlose ToxFox-App erhalten Sie im App Store und PlayStore. Demnächst werden wir den Download auch direkt auf unserer Webseite bereitstellen, unter: www.bund.net/ToxFox

Rekord: Rund 482 000 Mitglieder konnte der BUND zum Jahresende verzeichnen. Noch nie war der Schutz unserer Natur und Umwelt so wichtig wie heute. Trotz der für uns alle schwierigen Zeit der Corona-Pandemie ist es dem BUND gelungen, auch 2021 weiter zu wachsen, um mehr als drei Prozent. Dafür danken wir all jenen, die neu zu uns gefunden, sowie allen, die uns die Treue gehalten haben. Helfen Sie uns gerne, weitere Menschen für die Anliegen des BUND zu gewinnen. > www.bund-naturschutz.de/ mitglied-werden

AUCH ONLINE EIN BESUCHERMAGNET

Foto: Michael Sauer/michael-sauer.com

Windkraft ausbauen, die natürliche Vielfalt schützen – ein Schwerpunkt der diesjährigen Naturschutztage

Vom 6. bis 8. Januar diskutierten rund 700 Teilnehmende im Rahmen der 45. Naturschutztage über Klimaschutz, biologische Vielfalt und die Rolle des Naturschutzes. Nachdem die Traditionstagung

von BUND und NABU Baden-Württemberg im vergangenen Jahr coronabedingt ausfallen musste, konnte sie diesmal online erfolgreich stattfinden. Hunderte Interessierte folgten den Vorträgen und Fachseminaren: Wie lassen sich Windenergie und Artenschutz vereinbaren? Was ist unter Kipppunkten im Klimasystem zu verstehen? Und wie können wir Naturschutzverbände dazu beitragen, die Klimakrise und das Schwinden der Vielfalt zu stoppen? Viele Aktive nutzten das Angebot zum fachlichen Austausch untereinander.

Die digitalen Naturschutztage bildeten den spannenden Auftakt für ein Jahr, das diverse politische Weichenstellungen für Natur und Umwelt verspricht. Die BUND-­ Landesvorsitzende Sylvia Pilarsky-Grosch freute sich, dass das Online-Format zur Premiere viele neue Besucher*innen anlockte. Und hofft zugleich, dass die Naturschutztage im Januar 2023 wieder als Präsenzveranstaltung in Radolfzell am Bodensee über die Bühne gehen. Denn: »Umwelt- und Klimaschutz leben von der Begeisterung, der intensiven Diskussion und dem persönlichen Austausch.«

www.naturschutztage.de/­ nachlese/2022.html


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AKTUELLES 5

An der Hohen Garbe schloss der BUND vor einem Jahr einen der wertvollsten Auwälder der Elbe wieder an die Dynamik des Flusses an. Unser Auenzentrum in Lenzen hat nun die Tier- und Pflanzenwelt eines benachbarten Polders untersucht. Auch hier besteht offenbar akuter Handlungsbedarf. 650 Hektar umfasst der Garbe-Polder zwischen der Elbe und ihrem Zufluss Aland. Vergleichsweise häufig brüten darin noch Wiesenvögel, die in Deutschland mittlerweile selten geworden sind, wie die Feldlerche (2021: 369 Paare), der Wiesenpieper (33 Paare) und das Braunkehlchen (24 Paare). Ganz anders sieht es bei den eigentlich typischen Vögeln der Flussaue aus: Uferschnepfe und Brachvogel sind bereits verschwunden. Die vom Aussterben bedrohten Bekassinen und Knäk­ enten brüten nur noch ganz vereinzelt. Gleiches gilt für den einst so verbreiteten und heute stark gefährdeten Kiebitz.

Foto: Dieter Damschen (2)

VOGELREICH

Hochwasser im Garbe-Polder. Die Elbaue beheimatet hier viele gefährdete Tiere, darunter den Wiesenpieper.

Ihnen allen macht speziell die zunehmende Trockenheit der Elbaue zu schaffen. Darunter leiden auch andere ans Wasser gebundene Tiere wie der Moorfrosch oder die seltene Grüne Mosaikjungfer. Diese Libelle konnte nach dem Kollaps der Krebsscheren-Bestände (in deren Blattrosetten ihre Larven aufwachsen) nicht mehr nachgewiesen werden. Die artenreichen Wiesen im Polder sind von hoher Bedeutung für den Arten- und Biotopschutz. Um besonders gefährdete

Tiere und Pflanzen gezielt zu fördern, entwickelt das Auenzentrum nun Schutzmaßnahmen. Neben Vorschlägen, wie der Wasserhaushalt im Polder zu verbessern ist, gehört dazu auch, die landwirtschaftliche Nutzung künftig noch mehr an die Bedürfnisse der Wiesenvögel anzupassen.

www.bund.net/elbe-aland

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AKTUELLES

KURZ & GUT »Only bad news is good news« heißt es, vor allem schlechte Nachrichten erregen also unsere Aufmerksamkeit. Doch positive Neuigkeiten aus dem Naturund Umweltschutz tun einfach gut. Einige aus jüngster Zeit haben wir wie immer für Sie ausgewählt.

Riesiges Meeresreservat ausgewiesen: Die Anrainer des Nordostatlantiks (mit Deutschland) haben das zweitgrößte atlantische Schutzgebiet beschlossen. »NACES« ist fast 600 000 qkm groß, liegt mitten im Nordatlantik und soll vor allem die Vögel der Hochseeregion schützen: Bis zu fünf Millionen Seevögel aus 21 Arten wurden hier bereits festgestellt. Ein gutes Management und regelmäßige Kontrollen müssen nun dafür sorgen, dass das Reservat auch hält, was es verspricht.

Ein Park für München Ökologischer Schatz: Wenn die mitgliederstarke BN-Kreisgruppe in München vom größten Ereignis ihrer 108-jährigen Geschichte spricht, muss das einen Grund haben. Tatsächlich hat ein großzügiges Testament es dem BUND Naturschutz ermöglicht, den Pasinger Klostergarten von dem katholischen Orden Congregatio Jesu zu erwerben, dem der BN dafür sehr dankbar ist. Das etwa zwei Hektar große Gelände ist damit dauerhaft vor der Bebauung geschützt. Benannt nach der Mutter der Spenderin, umfasst der Magdalenenpark einen alten Klostergarten, eine Streu­obstwiese, eine Flussinsel und einen Wald. Ein Teil dieses Parks soll nun öffentlich zugänglich werden.

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Schakale auf dem Vormarsch: Knapp 25 Jahre nach der ersten Entdeckung eines Goldschakals in Deutschland konnten Biologen im Herbst nachweisen, dass sich die Art bei uns fortgepflanzt hat. Und zwar im Schwarzwald-Baar-Kreis: Fotos aus Wildtierkameras und die Analyse von Kothaufen ergaben die Anwesenheit von mindestens vier Tieren einer Familie, darunter ein bis zwei Jungtiere. Da Goldschakale – in der Größe zwischen Fuchs und Wolf – scheu und vorwiegend nachtaktiv sind, bleiben sie meist unentdeckt. Vermutlich sind die aus dem Südosten zugewanderten Tiere in Deutschland schon wesentlich verbreiteter als bisher bekannt.

Millionen Fischnester entdeckt: Vor der Nordwestküste des antarktischen Kontinents ist eine Forschungsexpedition auf die größte Brutkolonie von Fischen gestoßen, die je bekannt wurde. In etwa 500 Meter Tiefe fanden Forscher*innen des Alfred-Wegener-Instituts auf dem Grund des Weddellmeers zufällig unzählige kreisförmige Nester des Eisfisches Neopagetopsis ionah. Auf einer Fläche von 240 Quadratkilometern schätzten sie 60 Millionen Nester. 80 Prozent davon waren mit Eiern gefüllt, bewacht jeweils von dem Fischvater. Um die spektakuläre Massenkolonie in einer der letzten fast unberührten Weltregionen zu bewahren, sollte hier zügig ein Meeresschutzgebiet ausgewiesen werden.


KLIMASCHUTZ JETZT! Ende 2020 verabschiedete der Bayerische Landtag ein mehr als dürftiges Klimaschutzgesetz – trotz massiver Einwände von Opposition, Umweltverbänden und Fachleuten. Das Gesetz ist völlig unzureichend, um das 1,5-Grad-Ziel von ­Paris zu erreichen. Insbesondere die 10H-Regel, die den Ausbau der Windkraft in Bayern praktisch zum Erliegen gebracht hat, wurde nicht angetastet. Das gilt auch für die geplante Novelle, die auf Druck des BN Ende 2021 veröffentlicht wurde. Doch nun ist auf Bundesebene Bewegung in das Thema gekommen: Der neue Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hat angekündigt, den Ausbau Erneuerbarer Energien zügig voranbringen zu wollen. Bei Gesprächen in den Bundesländern forderte er die Ministerpräsidenten auf, dies zu unterstützen, auch Bayerns Regierungschef Markus Söder, der an der 10H-Regel festhalten will. Der BN forderte Söder mit einer Aktion vor der Staatskanzlei auf, die Windkraft in Bayern voranzubringen (siehe Bild). Bild li.: BN-Vorsitzender Richard Mergner im Gespräch mit Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck

Inzwischen bis Essenbach fertiggebaut: die B 15 neu. Der BN fordert ein Moratorium für solche über­ holten Fernstraßenprojekte.

AKTUELLES

Meldungen aus Bayern 7

Foto: Klaus Leidorf

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MORATORIUM GEFORDERT Der BUND Naturschutz befürchtet, dass trotz der Ankündigung der neuen Bundesregierung, die Bahn und den ÖPNV zu stärken, viele »Dinosaurierprojekte« des Straßenbaus noch ausgeführt statt gestoppt werden. Gerade für Bayern sieht der bisherige Bundesverkehrswegeplan mehrere teure und naturzerstörende Fernstraßenneubauten vor, so zum Beispiel die B 15 neu von Landshut bis Rosenheim oder die B 26 neu von Würzburg bis Schweinfurt. BN-Vorsitzender Richard Mergner forderte ein Moratorium für den Fernstraßenbau: »Wenn die Klimaschutzverpflichtungen im Koalitionsvertrag ernst genommen werden, muss das ein Ende der ­milliardenschweren Bundesfernstraßenbauprojekte bedeuten.«

Fotos: Christof Stache

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NEIN ZU MEGASTÄLLEN Der Neubau von Stallanlagen für mehr als 40 000 Hühner, über 2000 Mastschweine oder 6000 Ferkel könnte künftig verhindert werden, wenn ein Gesetzesvorschlag umgesetzt würde, den der BUND Naturschutz in Auftrag gegeben hat. Bisher haben Kommunen kaum Möglichkeiten, Bauanträge für solche industriellen Massentierhaltungen abzulehnen. Der Grund: Landwirtschaftliche Bauvorhaben sind »privilegiert«, wie es im Fachjargon heißt. Sie dürfen also ohne nennenswerte ­Einschränkungen im Außenbereich errichtet werden. Mit dem ­Gesetzesvorschlag, den ein Fachanwalt für Verwaltungsrecht für den BN erstellt hat, würden solche Megaställe künftig als das ­bewertet werden, was sie tatsächlich sind: Industrieanlagen. Der BUND Naturschutz befindet sich aktuell in einem Klage­ verfahren gegen eine industrielle Hähnchenmastanlage, deren Betreiber sich auf ein privilegiertes Bauen im Außenbereich bezieht. Mit der Neuregelung würde es im Ermessen der Gemeinde liegen, ob der Stall an dieser Stelle gebaut werden dürfte.


AKTUELLES

Fotos: Jörg Farys (2)

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AGRARWENDE

AKTIONEN STATT DEMO E

nde Januar in Berlin: Laut hupend fahren bunte Traktoren durch die Bundeshauptstadt. Die Bäuerinnen und Bauern protestieren für eine bessere Agrarpolitik. Doch es sind weniger als sonst, und der große bunte Protestzug von »Wir haben es satt« fehlt auch. Die CoronaPandemie hat nicht nur für eine erneute Absage der Ernährungsmesse »Grüne Woche« gesorgt. Sie hat auch unserem Aktionsbündnis und seiner alljährlichen Agrardemo wieder einen Strich durch die Rechnung gemacht. Wegen der Omikronwelle hatten sich der BUND und seine mehr als 60 Verbündeten entschlossen, die ursprünglich geplante

VOR ORT IN BRÜSSEL Der BUND ist künftig mit einem eigenen Experten in Brüssel präsent. ­ Der Landschaftsplaner und Wirtschaftswissenschaftler André ­Prescher wird unsere Aktivitäten auf europäischer Ebene stärken – in enger Abstimmung mit unserem Netzwerk »Friends of the Earth ­Europe«. Gleichzeitig wird der ­Kosmos der EU-Politik damit auch intensiver auf die Arbeit des ­Bundesverbandes abstrahlen. Sie erreichen André Prescher am besten per E-Mail unter: andre.prescher@bund.net

Am 19. November zu den Koalitionsverhandlungen und am 22. Januar zur (ausgefallenen) Grünen Woche zeigte der BUND in Berlin Flagge für eine bäuerlich- ökologische Landwirtschaft: Agrarwende jetzt!

große Demonstration zu verschieben. Statt Tausender Demonstrant*innen versammeln sich am 22. Januar nur einige Dutzend Aktive am Reichstagsgebäude. Dort bauen sie aus großen Strohballen ihre Botschaft, imposant und unmissverständlich: »Agrarwende jetzt!«. Mit dem eindrucksvollen Bild fordert das Bündnis von der Ampelkoalition einen Neustart in der Agrarpolitik. Im Vorfeld hatte der BUND eine Mitmach-Aktion ins Leben gerufen, um all jene, die gerne nach Berlin gekommen wären, in den Protest einzubeziehen. Beim »Staffel-Lauch für die Agrarwende«

konnten alle, denen unser Anliegen am Herzen liegt, ein Video erstellen: mit ihrer persönlichen Forderung für den Neustart und einer Stange Lauch, die sie in einer symbolischen Staffel von rechts entgegennahmen und nach links aus dem Bild weitergaben. Hunderte bunte GemüseVideos gingen ein und trugen den Protest in die sozialen Medien und ins politische Berlin. Christian Rehmer

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AKTUELLES 9

NEUE BUNDESREGIERUNG

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Die Ampelkoalition hat die Arbeit ­aufgenommen. Was sind ihre Antworten auf die großen Umweltkrisen unserer Zeit? Ein Kommentar der BUND-Vorsitzenden.

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och nie waren Umweltthemen vor einer Bundestagswahl derart präsent. Ob der Klimaschutz plus Kohleausstieg, der schnellere Ausbau der erneuerbaren Energien, ein Preis für den CO2-Ausstoß oder die richtigen Schlüsse aus dem katastrophalen Hochwasser im vergangenen August – ohne glaubwürdige Ziele im Umweltschutz lassen sich keine Wahlen mehr gewinnen. Viele der Forderungen, die der BUND im Wahlkampf formuliert hat, finden sich im Programm der neuen Bundesregierung wieder. (Lesen Sie dazu unsere Analyse des Koalitionsvertrags ab Seite 10 und auf www.bund.net.) SPD, Grüne und FDP haben sich einige richtige Ziele gegeben: So wollen sie bis 2030 die Kohleverstromung beenden und die erneuerbaren Energien deutlich schneller ausbauen. Oder im Bereich der Landwirtschaft dafür sorgen, dass die Haltung von Rind, Schwein und Huhn tierschutzgerechter wird und weniger Pestizide auf den Äckern landen. Die Richtung stimmt also. In den nächsten Jahren wird es darauf ankommen, wirksame Maßnahmen zu ergreifen. Gerade in der Landwirtschaft ist das jedoch keinesfalls ge­sichert. Hier nachhaltiger zu werden, bedeutet: gesunde Lebensmittel ohne Tierquälerei, ohne Pestizide und ohne Düngemittel im Grundwasser zu erzeugen, bei fairen Preisen für die ­Bäuerinnen und Bauern. Diese Bedingungen vernachlässigt das Regierungsprogramm. Der BUND wird sich deshalb ganz besonders um einen ökologischen und sozial-gerechten Wandel unserer Landwirtschaft bemühen.

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Das Trio der BUND-Vorsitzenden mit Olaf Bandt und seinen Stellvertreterinnen Johanna Baehr (rechts) und Verena Graichen (links).

Beim Klimaschutz sieht sich die Umweltbewegung vor anderen Herausforderungen. Der Ausbau von Wind- und Solarenergie soll nun beschleunigt werden. Gut, dass den Genehmigungsbehörden dafür mehr fachkundiges Personal zugedacht ist. Falsch aber wäre, für den rascheren Ausbau die Bürgerbeteiligung und den Naturschutz zu schwächen. Damit drohen der Schutz von Klima und biologischer Vielfalt gegeneinander ausgespielt zu werden. Dem werden wir uns mit aller Kraft widersetzen. Ein unverzichtbarer Schritt für mehr Klimaschutz ist der dezentrale und naturverträgliche Ausbau der erneuerbaren Energien – in Bürgerhand. Ausreichend neue Windräder und Solaranlagen werden wir nur dann ans Netz bringen, wenn wir Bürger*innen in Genossenschaften und Energiegemeinschaften aktiv beteiligen. Studien zeigen, dass Windräder deutlich mehr Akzeptanz finden, wenn Menschen eingebunden sind und im besten Fall die Chance erhalten, ihren Strom unter Vorzugsbedingungen regional gemeinsam zu erzeugen und zu verbrauchen. Dies ist unsere Kernforderung für einen schnelleren Ausbau. Liebe Mitglieder, auch unter der Ampelkoalition bleibt für den BUND viel zu tun, um die so drängenden ökologischen Reformen anzuschieben. Wir hoffen dafür in diesem Jahr erneut auf Ihre Unterstützung und Ihr Engagement!

#ZusammenVerändern


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SONDERTHEMA

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KOALITIONSVERTRAG

LICHT UND SCHATTEN

Zur Bundestagswahl hatten der BUND und der Pari­tätische Gesamtverband gemeinsam eine ­Zukunftsagenda formuliert: in neun Schritten zu einer ökologischen, gerechten Gesellschaft. Hat die neue Regierung unsere Forderungen in ihrem Koalitionsvertrag berücksichtigt? Ein kurzer Überblick.

S

ind SPD, Grüne und FDP auf dem Weg in die Zukunft? Um das zu überprüfen, haben unsere Fachleute Punkte vergeben. Ein Abgleich unserer 39 Forderungen mit dem Koalitionsvertrag ergab 20 Treffer. Es bleibt also noch viel zu tun für ein zukunftsfähiges Deutschland.

1

Wir fordern eine naturverträgliche Energierevolution

Angekündigt ist der naturverträgliche Ausbau der Energie in Bürgerhand, ihre breitere Verankerung in der Gesellschaft und die Beteiligung von Kommunen. Ein BUND-Erfolg! Nach Jahren der Blockade gilt es, die Energiewende nun gleichzeitig zu beschleunigen und naturverträglich zu gestalten. Dies gelingt nur, wenn auch da-

für gesorgt wird, dass die Energie überall effizient genutzt und eingespart wird. Die Herstellung und der Vertrieb von Produkten und Dienstleistungen müssen vom Zwang zum Wachstum befreit werden. 3 von 5 Punkten

2

Wir fordern nachhaltige ­ obilität für alle M

Unterm Strich fällt die Mobilitätswende aus: kein Ziel zur Verkehrsvermeidung, kein Stopp des Fernstraßenbaus, keine Maßnahmen, die zu weniger und kleineren und leichteren Autos führen. Wichtig ist das Bekenntnis zum Elektroauto. Doch es fehlen Regeln zum Verbrauch von Energie und Ressourcen bei Herstellung, Betrieb und Recycling, ebenso Vorgaben zu den

Lieferketten und zur Reparierbarkeit – ein klares Versäumnis! Gute Ansätze beim öffentlichen Verkehr bleiben vage. Hier muss die Koalition dringend nachlegen. 0,5 von 5 Punkten

Wir fordern eine Wende f­ ür Landwirtschaft und Ernährung, die sozial und ­ökologisch ist

3

Versprochen wird uns der Einstieg in die Agrarwende: Verbesserungen und eine verbindliche Kennzeichnung der Tierhaltung, eine Überarbeitung der Gemeinsamen (EU-)Agrarpolitik, 30 Prozent Ökolandbau bis 2030 und der Verzicht auf Glyphosat. Eine ehrgeizige Ernährungsstrategie, ein fairer Lebensmittelmarkt und ein höherer Mindestlohn werden es vielen Menschen erleichtern, sich für gesunde und umweltfreundliche Lebensmittel zu entscheiden. 4 von 5 Punkten

4

Wir fordern soziale ­ icherheit für den Wandel S

Ein selbstbestimmtes und umweltfreundliches Leben braucht eine finanzielle Mindestabsicherung. Mit der Ankündigung, eine Kindergrund­ sicherung einzuführen, Hartz IV zu reformieren (plus einjähriges Moratorium für Sanktionen mit der Aus-


sicht auf ihren dauerhaften Wegfall) und den Mindestlohn auf 12 Euro zu erhöhen, nimmt der Vertrag einige unserer Forderungen auf. Nun zählt die Umsetzung: Die Kindergrundsicherung muss tatsächlich vor Armut schützen. Und Hartz IV ist nur mit höheren Regelsätzen zu überwinden. Hier muss die Ampel nachlegen. 2 von 3 Punkten

5

Wir fordern einen starken Naturschutz

Die Koalition startet mit großem Ehrgeiz, um die Blockade des Naturschutzes in den letzten 16 Jahren zu beenden. Wir begrüßen, dass der Naturschutz endlich angemessener finanziert werden soll; ferner das klare Bekenntnis zu 30 Prozent national wie international wirksamen Schutzgebieten und auch die Offensive für einen besseren Meeresschutz. Zunächst aber muss die Koalition nun eine Strategie entwickeln, um die Ursachen des Artensterbens abzustellen – und zudem die versprochene Finanzierung sichern. 2,5 von 3 Punkten

Wir fordern weniger Ressourcenverbrauch und eine gerechtere Gesellschaft

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Den nötigen gesellschaftlichen Umbau liefert der Koalitionsvertrag nicht. Gelingt der Einstieg in die Reparatur- und Recyclingwirtschaft? Wird die Höhe des CO2-­ Prei­ses nachgesteuert? Wie schnell kommt das angekündigte Klimageld, und wird es

sozial gerecht gestaltet? Werden die umweltschädlichen Subventionen abgebaut? Der Verzicht, den privaten Reichtum zur Finanzierung des Gemeinwesens heranzuziehen, bleibt ein Konstruktionsfehler. Dadurch stehen viele ökosoziale Projekte auf wackeligen Beinen. 1,5 von 5 Punkten

Wir fordern: Wohnen und Boden in der Hand der Gemeinschaft

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Positiv: Die Koalition kündigt an, eine Wohngemeinnützigkeit einzuführen, Vermieter*innen am CO2-Preis zu beteiligen und das Ziel, den Flächenverbrauch auf 30 Hektar pro Tag zu senken, mit konkreten Maßnahmen zu hinterlegen. Gut auch die Streichung des §13b BauGB, öffentlich geförderter Wohnraum und die »Neue Leipzig Charta« als Leitbild. Und doch ist das zu wenig, um den finanziellen Druck von Millionen Mieter*innen zu nehmen. Auch fehlen die Abkehr vom Flächenfraß und mehr Tempo bei der ökologischen Modernisierung von Gebäuden. 3 von 5 Punkten

Wir fordern eine gute Pflege und Gesundheitsversorgung für alle

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Ein gutes Leben für alle baut auf einer gesunden Gesellschaft auf. Die Einführung einer bezahlten Auszeit in der Pflege und die geplanten Verbesserungen für Arbeitsbedingungen und mehr Personal bewer-

SONDERTHEMA 11

ten wir als positiv. Die Begrenzung der Eigenanteile geht in die richtige Richtung, eine Vollversicherung zur gänzlichen Übernahme der Pflegekosten ist damit aber nicht geschafft. (Ob der Ampel die angekündigten Schritte in diese Richtung gelingen?) Unsere Forderung nach einer sozialen und solidarischen Gesundheitsversicherung als Pflichtversicherung für alle findet sich nicht im Koalitionsvertrag. 2,5 von 4 Punkten

Wir fordern internationale Solidarität und die ­ inhaltung der Menschenrechte E

9

Der Koalitionsvertrag bringt Fortschritte für die derzeit unmenschlichen Zustände von Geflüchteten. Allerdings wird Klima­ gerechtigkeit nicht als außenpolitischer Wert definiert. Unsere historische Verantwortung für die globalen Folgen der Erderwärmung bleiben unbenannt. Ökologische Krisen können aber nur global gelöst werden. Der deutsche G7-Vorsitz und die Regierungspraxis bieten schon in diesem Jahr Gelegenheit, dies klarzustellen. Priorität muss haben, die Klimakrise und das Artensterben zu bekämpfen. 1 von 4 Punk­ten

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Illustrationen Seite 10–13: Grafikcollage Adrienne Rusch/dieprojektoren.de (mit iStock-Grafiken: iNueng, Kuzma, oktaydegirmenci, FORGEM)

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Mehr zum Thema

Eine genauere Analyse der ­Regierungspläne finden Sie hier: ­ www.bund.net/koalitionsvertrag


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RUBRIK › Thema SONDERTHEMA

VERKEHRSPOLITIK

Überraschend ist das Bundes­ verkehrsministerium an die FDP ­gegangen. Kann die Mobilitätswende mit diesem Minister und mit diesem Koalitionsvertrag gelingen? JENS HILGENBERG leitet die Verkehrspolitik des BUND-Bundesverbandes.

WERNER REH ist Sprecher des Arbeitskreises Verkehr.

V

iel Antriebswechsel und deutlich zu wenig Mobilitätswende. Auf diese einfache Formel lässt sich der Koalitionsvertrag bei der Verkehrspolitik bringen. Die aber ist ein zentraler Baustein, wenn wir unsere Klimaziele erreichen wollen. Höchste Zeit für eine Trendumkehr, eine Mobilität für Mensch, Umwelt und Klima.

VAGE PLÄNE Zwar benennt die Ampelkoalition die Mobilität richtigerweise als einen Teil der Daseinsvorsorge. Allerdings erläutert sie

Foto: J. Farys

KOMMT DIE WENDE?

nicht näher, welche Rolle öffentliche Angebote hierbei spielen sollen. Auch was sonst notwendig wäre für einen grundlegenden Wandel der Mobilität, bleibt allgemein und vage. Etwa, wie der öffentliche Nahverkehr dauerhaft besser finanziert werden kann. So enthält der Koalitionsvertrag zwar viele Ankündigungen zum Ausbau des Bahnangebots, aber auch eine riesige Finanzierungslücke. Das Ziel, Verkehr auf die Schiene zu verlagern, taucht im Vertrag nicht auf, weder beim Personen- und Güterverkehr auf der Straße noch bei Kurzstreckenflügen. Kein Wort auch von einer Offensive für den Radverkehr. So wird das nichts mit einer Mobilitätswende, die es uns erlaubt, besser mobil mit weniger Autos zu werden. Wichtige Schritte dorthin wären der Stopp aller klima- und naturschädlichen Straßenbauprojekte und ein generelles Tempolimit von 120 km/h auf Autobahnen gewesen. Beides vermissen wir im Vertrag.

LEERSTELLEN Viel Platz nimmt dagegen der Antriebswechsel ein. Ehrgeizig ist das Ziel, 15 Millionen vollelektrische Pkw bis 2030 auf

Autos von der Straße! Fahrradsternfahrt im September zur IAA in München.

die Straße zu bringen. Es fehlt aber ein festes Datum, bis wann neue Verbrennerautos noch zugelassen werden. Für Energie fressende synthetische Kraftstoffe ließ die Koalition extra ein Schlupf­loch. Der BUND vermisst zudem Aussagen, wie Autos mit weniger Energie und Ressourcen hergestellt, betrieben und recycelt werden können. Das Gleiche gilt für klare Vorgaben zu den Lieferketten und zum Eintritt in eine Kreislaufwirtschaft. All dies wären Voraussetzungen dafür, dass die Verkehrspolitik in Zukunft die Ziele des Klimaschutzes und den Klimabeschluss des Bundesverfassungsgerichts wahrt.

CHANCE NUTZEN Unsere Mobilität muss in allererster Linie klima- und umweltschonend geplant und ausgestaltet werden. Was das Klimaschutzgesetz an Maßnahmen im Verkehr vorsieht, genügt nicht, um die nationalen und internationalen Klimaziele zu erreichen. Hier muss die Bundesregierung nachlegen. Erforderlich für die Mobilitätswende, den Weg zur Klimaneutralität und das 1,5 GradZiel sind unter anderem gute Alternativen zum eigenen Auto, mehr Angebote für die öffentlichen Verkehrsmittel und ein Neubaustopp bei Fernstraßen. Verkehrsminister Wissing muss jetzt zeigen, dass er es besser machen will als sein Vorgänger. Der Koalitionsvertrag lässt trotz aller Kritik den nötigen Spielraum, um in den kommenden vier Jahren echte Veränderungen anzustoßen.


Natur Natur +Umwelt +Umwelt1 1 | 22 | 22› ›RUBRIK SONDERTHEMA › Thema 13

INTERVIEW

Was hat Steffi Lemke vor? Das BUNDmagazin sprach mit der neuen Umweltministerin (Grüne). Zum Klimaschutz hat sich die Regierung bekannt. Verfolgt sie den Naturschutz als gleichrangiges Ziel? Im Koalitionsvertrag haben wir den Schutz der biologischen Vielfalt mit Maßnahmen und Finanzen unterlegt. Wie bedrohlich das Artensterben für uns ist, scheint mir aber im öffentlichen Bewusstsein noch nicht so verankert wie die Klimakrise. Das zu ändern wird eine meiner Aufgaben als Ministerin sein. Beim Klimaschutz hat es 30 Jahre gedauert, bis die Warnungen der Wissenschaft im Regierungshandeln angekommen sind. Die Zeit haben wir beim Naturschutz nicht mehr. Der BUND fordert die Erneuerbaren rasch auszubauen, ohne geschützte Lebensräume und Arten zu belasten. Teilen Sie unsere Forderung, dass beim Ausbau der Windkraft der Schutz gefährdeter Tiere nicht verhandelbar sein darf? Die Klimakrise und das Artensterben sind gleich dramatisch und bedrohlich. Weil so viel Zeit versäumt wurde, müssen wir diese Krisen nun parallel lösen. Wir dürfen nicht zulassen, dass der Natur- und Klimaschutz gegeneinander ausgespielt werden. Der Teufel steckt natürlich im Detail: Nicht verhandelbar sind für mich – und die Koalition – die FFH- und VogelschutzRichtlinie mit ihrem Netz von Schutzgebieten. Ansonsten müssen wir sehen, wie Planung und Ausbau der Erneuerbaren nun beschleunigt werden können. Der

Naturschutz sollte sich aber nicht allein auf die Energiewende konzentrieren. Größter Treiber des Artenverlustes bleibt vorläufig die industrielle Landwirtschaft. Mein Ziel ist es Natur wiederherzustellen – Auen zu renaturieren oder alte Wälder aus der Holznutzung zu nehmen und als Naturreservoir, als Wasserspeicher und Kohlenstoffsenke zu erhalten. Und der biologischen Vielfalt im Boden mehr Beachtung zu schenken. Der BUND fordert auch einen Großteil der wenig ergiebigen Kleinwasserkraftwerke zurückzubauen, um viele Fließgewässer wiederzubeleben. (siehe Seite 40) Unsere Gewässer sind fast flächendeckend massiv geschädigt. Frei fließende Flüsse sind mir schon lange ein Herzensanliegen. Natürliche Bäche und Flüsse bleiben ein ganz wichtiges Ziel, auch wenn es nicht explizit im Koalitionsvertrag steht. Der Bundesverkehrswegeplan enthält über eintausend Fernstraßenprojekte. Der Koalitionsvertrag sagt eine »gemeinsame Abstimmung« dieser Projekte zu. Wir haben vereinbart, den Plan auf den Prüfstand zu stellen, auch um Eingriffe in die Natur und Landschaft möglichst zu vermeiden. Das empfinde ich als großen Fortschritt. Ich hoffe, dass es gelingt, Straßenprojekte mit gravierenden Folgen für den Natur- und Klimaschutz umzugestalten oder ganz davon Abstand zu nehmen.

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PARTNERSCHAFTLICH HANDELN V/ MU o: B Fot

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Energiesparen ist die wohl wichtigste Säule, um die Energiewende naturverträglich umzusetzen. Wie wird sich Ihr Ministerium hier einsetzen? Die neue Zuständigkeit für Verbraucherschutz stärkt das Umweltministerium. Jetzt können wir uns noch wirksamer für den nachhaltigen Umgang mit Energie und Ressourcen einsetzen. Vor 15 Jahren wurde darüber viel intensiver diskutiert. Diese Debatte möchte ich wiederbeleben: Wie finden wir raus aus der Wegwerfgesellschaft? Ich will, dass langlebige Produkte Standard sind. Daher setze ich mich für ein Recht auf Reparatur ein, damit Konsumartikel länger genutzt und nicht so schnell durch Neuware ersetzt werden. So sparen wir Energie und wertvolle Ressourcen und stärken zugleich Verbraucherrechte. Was zum Schwerpunkt dieser Ausgabe führt. Der BUND fordert ein Gesetz zum Ressourcenschutz. Unterstützen Sie das? Die neue Bundesregierung hat die Kreislaufwirtschaft zu einem zentralen Anliegen gemacht. Wir wollen weniger Primärrohstoffe verbrauchen und mehr Abfälle als Rohstoff für neue Produkte nutzen. Das schützt Klima und Ressourcen und treibt die nachhaltige Entwicklung unserer Volkswirtschaft voran. Die verschiedenen Optionen für dieses Ziel prüfen wir sehr genau. Auch gesetzliche Änderungen wollen wir vornehmen, gegen achtloses Wegwerfen von Einwegplastik, zum Umgang mit Batterien und Verpackungen. sz


RESSOURCEN SCHÜTZEN


Ob der Torf-, Kies- und Gipsabbau, die allgegenwärtige Bodenversieglung oder zu stark genutzte alte Laub­wälder: Spuren des Raubbaus an Ressourcen finden sich auch in Deutschland überall. Was meint eigentlich »­ Ressourcen«? Der Duden umschreibt das Wort mit ­»Rohstoff-, Erwerbsquelle, Geldmittel«. Wikipedia ergänzt beispielhaft »Boden« und »Energie«. In unserem Titel­thema geht es um natürliche Ressourcen wie sauberes Wasser, fruchtbare Böden, Bodenschätze und anderes mehr. Dass es nötig ist, diese meist begrenzten Ressourcen sparsam und nachhaltig zu nutzen, liegt auf der Hand. Doch Politik und Öffentlichkeit schätzen das Gebot des Ressourcenschutzes bislang erstaunlich gering. Der BUND möchte dies ändern. Mehr dazu auf den nächsten Seiten.

Foto: blickwinkel/McPHOTO/W. Rolfes

Viele Jahrzehnte wurde das Goldenstedter Moor bei Vechta industriell ausgebeutet. Sein Torf landete als Brennstoff im Ofen oder als Substrat in Blumenerde. Noch heute wird hier abgetorft, um das Moor anschließend wiedervernässen zu können. Seinen Wert als CO2-Speicher und Heimat selten gewordener Tiere und Pflanzen hat es damit für lange Zeit verloren.


TITELTHEMA

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TRENDWENDE NÖTIG Weil unser verschwenderischer Umgang mit begrenzten Ressourcen die Erde belastet, fordert der BUND rasch umzusteuern, wirtschaftlich wie politisch.

ULRIKE KALLEE leitet die Abteilung Stoffe & Technologien des BUND.

JANINE KORDUAN ist die BUND-Expertin für ­Kreislaufwirtschaft.

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ieses Jahr wird der berühmte Bericht »Grenzen des Wachstums« vom Club of Rome 50 Jahre alt. Seine Botschaft ist aktueller denn je: Stetiges Wirtschaftswachstum stößt wegen der dafür nötigen Ressourcen früher oder später an die Grenzen unseres Planeten. Zwar könnten wir noch eine ganze Weile Rohstoffe fördern, um die Wirtschaft auf Biegen und Brechen wachsen zu lassen. Doch damit würden auch die Klimakrise und das Artensterben weiter angeheizt. Corona hat zudem deutlich gezeigt, wie fragil schon heute die Lieferketten vieler Rohstoffe sind. Was folgt daraus?

VERBRAUCH EINDÄMMEN Wir alle haben einen täglichen Grundbedarf an Rohstoffen. Entweder stehen diese, wie Erdöl, nur begrenzt zur Verfügung. Oder sie benötigen, wie Holz, viel Zeit, bis sie wieder nachwachsen. Rohstoffe wie

Weizen oder Zuckerrohr sind zwar nicht endlich. Ihr industrieller Anbau erfordert aber auch fossile Ressourcen und ist allein durch seinen Flächenbedarf begrenzt. Klar ist: Der Abbau und die Nutzung von Ressourcen belasten Umwelt und Klima. So geht der Verlust der biologischen Vielfalt zu 90 Prozent auf die Ausbeutung von Rohstoffen zurück. Auch etwa die Hälfte des Ausstoßes von Treibhausgasen rührt daher, dass Ressourcen bereitgestellt und umgewandelt werden. Die weltweiten Ziele zum Schutz des Klimas und der natürlichen Vielfalt erreichen wir darum nur, wenn wir grundlegend anders mit unseren Ressourcen verfahren. Nicht zu vergessen die katastrophalen Bedingungen für Mensch und Umwelt, unter denen derzeit viele Bodenschätze abgebaut werden. Auch deshalb ist es immens wichtig, unseren Verbrauch rasch einzudämmen und Produkte besser zu recyceln – statt Nachschub aus immer tieferen Erdschichten zu holen.

WEITER VERSCHWENDEN? Doch eine deutsche »Ressourcenwende« ist nicht in Sicht. Weder gibt es Ziele für einen Schutz der Ressourcen noch einen geeigneten rechtlichen Rahmen dafür. Stattdessen wächst unser Hunger nach Ressourcen nach wie vor, auch weil wir sie systematisch verschwenden. Viele Produkte (und damit Rohstoffe) werden

Foto: Get tyIm

RESSOURCENSCHUTZ

Reparieren statt wegschmeißen: Hersteller müssen dazu verpflichtet werden, dass dies auch möglich ist.

immer kürzer genutzt. Und anschließend oft verbrannt oder als Abfall exportiert, wie zum Beispiel Plastikverpackungen oder Elektrogeräte. Zwar gelang es in den letzten Jahren bei vielen Produkten, an Material bei der Herstellung und an Energie bei ihrem Betrieb zu sparen. Doch führte das nicht dazu, dass wir insgesamt weniger verbrauchen. Der Berg neuer Kunststoffprodukte und -verpackungen wächst, Elektrogeräte geraten immer rascher außer Mode. Unsere Wirtschaft lebt davon, dass wir ständig Neues kaufen.

GRENZEN DES KREISLAUFS Zur Lösung des Problems wird gerne die Kreislaufwirtschaft ins Spiel gebracht: Die benötigten Rohstoffe sollen aus dem Abfall zurückgewonnen und immer wieder neu verwertet werden. Ein schönes Modell, die Realität aber sieht anders aus. Denn ein Gros der Ressourcen kann nicht im Kreislauf geführt werden. Zudem überschätzen wir die Nachhaltigkeit und das Potenzial des aufwendigen Recyclings. So ist es schon aus technisch-physikalischen Gründen unmöglich, Rohstoffe und Energie vollständig zurückzugewinnen. Wie weit wir vom Ideal eines zirkulären Wirtschaftens entfernt sind, zeigt das Kunststoffrecycling. Vom Plastik, das an den Recyclinganlagen ankommt, geht derzeit über die Hälfte bereits nach der


MASSENPRODUKTION STOPPEN Selbst wenn wir alle hierzulande anfallenden Abfälle vollständig recyceln würden, könnten die Rezyklate nur 22 Prozent der be­ ­ nötigten Ressourcen ersetzen. Das zentrale Problem ist also die Mas­ senproduktion immer neuer und kurzlebiger Dinge. Hier, ganz vorne an der Wert­ schöpfungskette, müssen wir ansetzen.

Technische »End-Of-Pipe«-Lösungen – wie das aufwendige chemische Recycling oder die Müllverbrennung als Lieferant von Wärme – dürfen nicht davon ablenken: Echte Lösungen sind nur solche, die wirklich Primärressourcen und Energie sparen. Also etwa der Verzicht auf Verpackungen; möglichst europaweit einheitliche Mehrwegsysteme; oder Elektrogeräte, die jahrzehntelang genutzt werden können. Und dies als Standard für (fast) alles, ohne Ausnahmen!

RADIKAL UMDENKEN Das ist so ziemlich das Gegenteil davon, wie heute gewirtschaftet wird. Dafür müssen wir radikal umdenken und umbauen und besonders auch soziale Innovationen und lokale Lösungen berücksichtigen – wie moderne Wertstoffhöfe und Werkstätten zur Reparatur. Neben der Entlastung der Ressourcen würden damit viele neue Arbeitsplätze entstehen. Im nötigen Umfang wird das nur möglich sein, wenn die neue Bundesregierung mit einem ehrgeizigen Ressourcenschutzgesetz dazu zwingt, sparsamer zu wirtschaften. Die Niederlande zeigen, wie es gehen kann. Sie haben sich zum Ziel gesetzt, ihren Verbrauch abiotischer Ressourcen (Mineralien, fossile Rohstoffe, Metalle …) bis 2030 zu halbieren. Eine nationale und internationale Ressourcenpolitik auf dem Niveau der Politik für Klima und Biodiversität ist schlicht notwendig.

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Foto: Harald He

Sortierung verloren: stark verschmutzte Abfälle, Kleinteiliges wie Flaschendeckel oder Verbundverpackungen etwa aus Papier mit Plastikanteil, die nur schwer zu recyceln sind. Von der Restmenge gehen 20 Prozent im weiteren Prozess verloren, weil sich Mischkunststoffe oder Plastik mit vielen Zusatzstoffen kaum eignen, um daraus neuen Kunststoff zu gewinnen. Fazit: Weniger als ein Fünftel des im Gelben Sack gesammelten Plastiks wird derzeit als Rezyklat für eine neue Nutzung aufbereitet. Und das wird dann meist zu Baumaterial, das (langfristig gebunden) für eine zweite Nutzung nicht mehr zur Verfügung steht. Darüber hinaus landen große Mengen des Wertstoffs Plastik direkt im Restmüll, Sperr- und Gewerbemüll. Sie werden verbrannt und erreichen die Recyclinganlagen erst gar nicht. Gleiches gilt für das Plastik und wertvolle Metalle in alten Elektrogeräten, die entweder verbrannt oder millionenfach exportiert werden. Und schließlich kostet das Recycling viel Energie, und auch die müssen wir künftig viel sparsamer verwenden.

ild.de inritz /abfallb

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Der BUND und sein Netzwerk Ressourcenwende fordern auch für Deutschland klare Ziele und einen verbindlichen rechtlichen Rahmen. Obwohl wir beim Ressour­ censchutz noch ganz am Anfang stehen, hat die neue Bundesregierung dies in ihren Koalitionsvertrag übernommen: ein Erfolg unserer Überzeugungsarbeit. Auch mit unseren Bündnissen »Wege aus der Plastikkrise« und »Runder Tisch Reparatur« werden wir dafür kämpfen, dass weitere unserer Forderungen nun endlich umgesetzt werden: ein (herstellerunabhängiges) Recht auf Reparatur, die Abfallvermeidung oder die Förderung von Mehrweg-Verpackungen. Damit die systematische Verschwendung von Ressourcen in Deutschland bald ein Ende hat.

www.ressourcenwende.net/­ ressourcenschutzziele

Foto: Harald Heinritz/abfallbild.de

Nur ein kleiner Teil von aussortierten Elektrogeräten und Plastikmüll wird derzeit wiederverwertet.


TITELTHEMA

lOver/TP

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Foto: blic kwinkel/al

BAUEN UND WOHNEN

NEUBAU IST TEUER ROLF BUSCHMANN ist der BUND-Experte für tech­ nischen Umweltschutz – und ­Vorstandsvorsitzender des ­Vereins »natureplus e.V.« für ­zukunftsfähiges Bauen und Wohnen.

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auen und Wohnen gehören zu den ressourcen-, energie- und abfallintensivsten Bereichen überhaupt. So ist das Bauen für 40 Prozent des weltweiten Rohstoffverbrauches verantwortlich. In Deutschland etwa landen 90 Prozent aller mineralischen Rohstoffe (Metalle, Steine, Erden) in der Bauindustrie. Über ein Drittel unseres Energieverbrauchs entfällt auf den Gebäudesektor, der damit auch ein Drittel des CO2-Ausstoßes verschuldet. Und weil das beim Abriss von Gebäuden anfallende Material nur schlecht oder gar nicht verwertet wird, entsteht auch mehr als die Hälfte des deutschen Abfalls im Baugewerbe.

Ganz entscheidend ist nun, dass dies nur zum kleineren Teil durch Neubau geschieht, um den Druck auf Ressourcen und Fläche zu verringern. Wohnraum kann und muss vorwiegend im Bestand entstehen: indem wir umbauen und aufstocken, neu nutzen und sanieren. Berücksichtigen sollten wir auch, dass die durchschnittliche Wohnfläche in Deutschland stetig steigt. (Seit 2011 von 46,1 auf rund 48 Quadratmeter pro Kopf.) Ein Grund dafür ist die wachsende Zahl der Single-Haushalte. Je kleiner der Haushalt, desto größer die Wohnfläche pro Kopf – und damit der Energieverbrauch. Umbauten im Bestand bieten, auch im

VORHER

BAUEN IM BESTAND Der Handlungsbedarf ist also offenkundig, angesichts der fortschreitenden Klimakrise und der Tatsache, dass viele Ressourcen knapp werden. Unbestritten ist zugleich, dass wir mehr bezahlbaren neuen Wohnraum brauchen. Zur Bekämpfung der Wohnungsknappheit hat die Bundesregierung angekündigt, 400 000 neue Wohnungen pro Jahr zu schaffen.

Wohnblock der 1960er Jahre in Bordeaux.

Abriss und Neubau sind aus Sicht der Umwelt oft der schlechteste Weg, um Wohnraum zu schaffen.

Rahmen der energetischen Sanierung, die Chance, ein flexibleres Wohnen auf mehr oder weniger Fläche zu ermöglichen, je nach Lebensphase.

NEUBAU IST TEUER Neubau hingegen ist teuer – auch und gerade mit Blick auf die Umwelt. In aller Regel am Gewinn orientiert, wird er bei den heutigen Grundstückspreisen die Nachfrage nach angemessenem und bezahlbarem Wohnraum nicht decken können. Wo Wohnraum zum Objekt der Spekulation verkommt, können keine vielfältigen und sozial stabilen Strukturen entstehen. Gerade die aber sind derzeit besonders

Foto: Philippe Ruault

Die Bundesregierung hat ein riesiges Bauprogramm angekündigt. Bauen allerdings verschlingt immense Ressourcen, kostet viel Energie und produziert viel Abfall. Entscheidend sind auch hier Umwelt- und Sozialverträglichkeit.


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wichtig. Am Gemeinwohl orientierte und sozialverträgliche Wohn- und Quartierskonzepte könnten in Zukunft auch dazu führen, Wohnraum sparsamer zu nutzen. Der Anspruch der Bundesregierung muss es sein, allen Menschen »genug« qualitativ und ökologisch wertigen Wohnraum bereitzustellen. Und das zu einem bezahlbaren Preis. Und wenn schon neu gebaut wird: Selbstverständlich muss jede Bautätigkeit hohen Umweltstandards genügen. Hierzu gehören höchste Energieeffizienz sowie nachhaltige und gesunde Baustoffe. Als »graue Energie« wird diejenige Energie bezeichnet, die nötig ist, um ein Haus zu errichten. Sie übersteigt mittlerweile häufig die Energiemenge, die anschließend während der Nutzung des Hauses verbraucht wird. Langlebige und nachhaltig geplante Gebäude tragen deshalb entscheidend zum Klimaschutz bei. Wenn nachwachsende Rohstoffe wie Holz oder Hanf verwendet werden, können Gebäude zum Speicher von CO2 werden.

LEBENSZYKLEN, ­LANDFLUCHT Der BUND fordert mit Blick auf das Gebäude-Energiegesetz, die graue Energie von Gebäuden künftig stärker zu berücksichtigen und deren gesamten Lebenszyklus genau zu betrachten.

Auch der verbreiteten Landflucht muss die Bundesregierung etwas entgegensetzen. Hält der Zuzug in die Städte und Ballungsräume an, ist vielerorts absehbar, dass die verfügbare Flächenreserve bald erschöpft ist. Damit Bauen und Wohnen sozialer und umweltschonender wird, müssen der Bund und die Länder strukturschwache Regionen gezielt fördern. Auch hier muss ein gutes Leben, Wohnen und Arbeiten möglich sein. Dafür braucht es eine Grundversorgung, die genug Angebote für Mobilität und Konsum, Gesundheit und Bildung bereithält: Arzt und Apotheke, nahe Einkaufsmöglichkeiten, schnelles Internet, Jugendzentren und Treffpunkte für ältere Menschen, eine Volkshochschule, gut erreichbare Bahnhöfe ... Ein gesellschaftlich vielfältiges Leben auf dem Land trägt dazu bei, dass der Druck auf die Städte sinkt. Die Herausforderungen sind also groß. Um den sozial-ökologischen Wandel beim Wohnen und Bauen rechtzeitig zu erreichen, sind ein breites gesellschaftliches Engagement und viel politischer Willen nötig. Nur so wird auch dieser wichtige Bereich das Seine dazu leisten, die Klimaund Ressourcenkrise sowie die drängenden sozialen Fragen unserer Zeit zu lösen.

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Mehr zum Thema ... und zum vollständigen Forderungspapier unseres Bündnisses unter: www.bund.net/bauwende

Derselbe Wohnblock aufgewertet durch vorgebaute Wintergärten. Für ihre ökologisch durchdachten und humanen (Um-)Bauten bekamen Anne Lacaton & Jean-Philippe Vassal 2021 den renommierten Pritzkerpreis.

NACHHER

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VISIONEN FÜR DIE WENDE Das vom BUND koordinierte »Netzwerk Ressourcenwende« hat – unterstützt von 14 Umwelt- und Sozialverbänden – drei Visionen formuliert und mit Forderungen an die Politik verknüpft. Vision: Alle Menschen wohnen auf genug Raum, zu einem erschwing­ lichen Preis und mit der Sicherheit, dort bleiben zu können. Wohnraum wird geplant, verwaltet und gebaut für die Menschen, die ihn nutzen. Er ist weder Ware noch Spekulationsobjekt. Forderung: Mieter*innen haben ein Anrecht auf bezahlbaren, ökologischen und sicheren Wohnraum. Die Politik muss dies gewährleisten und dafür sorgen, dass Wohnraum gemeinwohl-orientiert geplant und verwaltet wird. Vision: Alle Gebäude in Stadt und Land sind klimafreundlich und ­umweltschonend. Sie werden ­flächen- und ressourcensparend genutzt. Neu gebaut wird so wenig wie möglich. Forderung: Bestehende Gebäude müssen klima- und ressourcenfreundlich werden und dabei bezahlbar für die Mieter*innen bleiben. Neubau darf es nur so wenig und so sozial-ökologisch wie m ­ öglich geben. Vision: Städte sind Orte für alle Menschen: mit wenig Verkehr, ­guter Infrastruktur, Begegnungs­ flächen, viel Grün und Natur. Länd­liche Regionen sind lebendig, haben wenig Leerstand und sind gut angebunden. Forderung: Städte müssen sozial und ökologisch gestaltet und ­geplant, die ländlichen Regionen besser gefördert werden.


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TITELTHEMA

SOZIALE GERECHTIGKEIT

FOLGENSCHWER

Von Umweltrassismus sprechen wir, wenn diese Ungerechtigkeit auch darin wurzelt, dass Menschen aufgrund ihrer Herkunft benachteiligt werden.

Der materielle Wohlstand ist extrem ungleich verteilt, zwischen Nord und Süd wie auch auf nationaler Ebene. Dasselbe gilt für den Verbrauch von Ressourcen. Im Kern ist die Ressourcenkrise eine Verteilungskrise.

Um die planetaren Grenzen zu wahren, muss der Ressourcenverbrauch drastisch gesenkt werden. Weil die Ressourcenkrise im Kern auch eine Verteilungskrise ist, lautet die zentrale Frage: Wer muss seinen Ressourcenverbrauch verringern? Und wie lassen sich begrenzte Ressourcen gerecht verteilen? Wann immer wir fordern die Ressourcen zu schützen, sollten wir die soziale Ungleichheit im Blick behalten. Andernfalls verschärfen wir den Verteilungskonflikt zusätzlich. Eine sozial-ökologische Politik kann nur erfolgreich sein, wenn sie die Ungleichheit mindert und Vermögen umverteilt. Entscheidend ist hierbei eine öffentliche Grundversorgung, welche den Zugang zu Nahrung, Wohnraum, Wasser und auch Mobilität sichert.

ist der BUND-Experte für Rohstoff- und Ressourcenpolitik.

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ie Menschheit beansprucht über ihren Grundbedarf hinaus zu viele Ressourcen. Unsere natürlichen Lebensgrundlagen sind darum gefährdet. Um sie für künftige Generationen zu bewahren, müssen wir unseren Verbrauch drastisch verringern. Schon ein Drittel des Jahres leben wir auf Pump, sprich von der Substanz unseres Planeten. Doch dieses »Wir« heißt nicht, dass alle Menschen gleichen Anteil an dem Raubbau haben.

MEHR ALS UNS ZUSTEHT 45,9 Prozent des globalen Vermögens befinden sich derzeit in der Hand von gerade einmal einem Prozent der Menschheit. Die ärmere Hälfte der Erdbevölkerung wiederum besitzt nicht einmal ein Prozent des Vermögens. In Deutschland erreichen wir den Erd­ überlastungstag – also den Tag, an dem unser Jahresbudget an nachhaltig und gerecht nutzbaren Ressourcen aufgebraucht ist – schon Anfang Mai,

WOHLSTAND = WOHLERGEHEN? Nun bedeutet materieller Wohlstand nicht automatisch Wohlergehen. Auch in wohlhabenden Gesellschaften gibt es ein wachsendes Prekariat, steigt die psychische Belastung, nimmt die Zahl sinnloser Jobs ohne echten Nutzen für die Gesellschaft zu. Immer mehr Menschen vereinzeln und haben nicht mehr teil am Gemeinwesen. Weltweit steigt die Zahl der Depressionen. Die Ungleichheit und der Niedriglohnsektor wachsen auch bei uns stetig. Wie viele Ressourcen wir beanspruchen, hängt stark vom Einkommen ab. Ärmere Menschen verbrauchen im Schnitt deutlich weniger Ressourcen, leiden aber häufiger unter den Umweltbelastungen. So treffen Lärm, Feinstaub und Verkehr vor allem Menschen mit geringem Einkommen, darunter viele aus Einwandererfamilien – einfach weil Wohnraum an stark befahrenen Straßen günstiger ist.

Foto: blickwinkel/S. Ziese

BENEDIKT JACOBS

deutlich früher als der globale Durchschnitt. Wir nutzen also mehr, als uns zusteht und der Erde guttut. Der materielle Wohlstand des globalen Nordens fußt (hauptsächlich) auf der Ausbeutung natürlicher Reichtümer und Arbeitskräfte im globalen Süden. Gut ein Fünftel der Weltbevölkerung eignet sich heute etwa vier Fünftel der Weltressourcen an. Zugleich leben drei Viertel der Armen in den oft rohstoffreichen Ländern des Südens.

GERECHT VERTEILEN

Wer es sich leisten kann, zieht weg: Mietshäuser an der A 40 in Essen.

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Mehr zum Thema ... in einem Diskussionspapier: www.ressourcenwende.net/ soziale-­gerechtigkeit


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BERGBAU IN DER TIEFSEE

BEDROHTE SCHATZGRUBE Den Regierungen pazifischer Länder wie Papua-Neuguinea oder Nauru verspricht die Industrie hohe Einnahmen. Doch wird der Bergbau vor den Küsten zulasten anderer wichtiger Wirtschaftszweige gehen, wie Kleinfischerei oder Tourismus.

NADJA ZIEBARTH

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ls eine der großen noch unbekannten Regionen unseres Planeten verdient die Tiefsee besonderen Schutz. Birgt sie doch einen Schatz biologischer Vielfalt und ökologischer Wunder. Die Zahl der unerforschten Arten wird hier auf einige Millionen geschätzt. Seit den 1970er Jahren ist bekannt, dass es auf dem Boden der Ozeane mineralische Rohstoffe gibt. Kupfer, Kobalt oder Lithium sind im Zuge der Digitalisierung und der Energie- und Mobilitätswende verstärkt gefragt. Nun konkretisieren sich Pläne, sie in der Tiefsee abzubauen. Die verletzlichen Lebensräume würden dadurch auf kaum absehbare Zeit geschädigt oder gar zerstört.

LIZENZEN ERTEILT Regierungen und Unternehmen haben von der Internationalen Meeresbodenbehörde bereits Lizenzen für den Tiefseebergbau erhalten. Die 30 Lizenzgebiete liegen in der Hohen See – dem Teil der Ozeane, der der internationalen Gemeinschaft gehört – und umfassen zwei Millionen Quadratkilometer. Zunächst soll hier erforscht werden, was auf dem Meeresboden liegt. Auch Deutschland und die EU fördern die Erschließung der Gebiete. Besonders im Fokus ist der Pazifik mit seinen großen Mineralienvorkommen.

Unsere Abhängigkeit von endlichen mineralischen Rohstoffen verursacht schwere ökologische und soziale Probleme. Ein Verbrauch dieser Rohstoffe im großen Maßstab ist nicht zukunftsfähig. Mit dem Zugriff auf die Tiefsee ließe sich unser Rohstoffhunger noch eine Zeit lang stillen. Doch der Preis dafür wäre zu hoch. Der BUND lehnt den Tiefseebergbau ab. Wir fordern die Bundesregierung auf, sich auf europäischer und internationaler Ebene deutlich stärker für den Schutz der Meere und Ozeane einzusetzen. Und alle politischen und wirtschaft­ lichen Pläne zur Förderung des Tiefsee­ berg­ baus zu stoppen. Ressourcenschutz statt Rohstoffgewinnung muss unser Ziel sein – damit der Bergbau gar nicht nötig wird.

Unzählige Krabben und Miesmuscheln an einer kalten Quelle im Arabischen Meer, 1470 Meter tief BY 4.0)

Foto: Birgit Wingrat

Die Lizenzgebiete messen bis zu 75 000 Quadratkilometer und liegen oft in ökologisch sensiblen Gewässern. Dort werden die dramatischen Spuren des Abbaus Jahrzehnte sichtbar sein. Bisher ist kaum bekannt, welche Bedeutung die Rohstoffe im Ökosystem haben, wie Fische und andere Tiere, Bakterien und Pflanzen in der Tiefsee zusammenleben und welchen Einfluss eine Störung des Meeresbodens auf die Ozeane und das Klima haben wird. Mehr als 600 führende Meereswissenschaftler*innen fordern daher einen Aufschub des Tiefseebergbaus. Selbst Konzerne wie BMW, Volvo, Volkswagen, Microsoft, Google, Samsung und Philips

BERGBAU STOPPEN

emen (CCUM/Univ. Br

leitet das BUNDMeeresschutzbüro.

AUFSCHUB GEFORDERT

unterstützen ähnliche Moratorien. Sie wollen keine Metalle aus der Tiefsee verwenden, solange nicht ausreichend klar ist, welche Folgen ihr Abbau haben wird.

Foto: MAR

Der BUND lehnt Pläne ab, in der Tiefsee Rohstoffe abzubauen.


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TITELTHEMA

STOFFSTRÖME

AUF DIE BREMSE!

Selbst im Blut von Eisbären fand man gefährliche Chemikalien - hier eine Mutter mit Jungtier bei der Nahrungssuche auf Spitzbergen.

VOLKER MOLTHAN ist Sprecher des BUND-Arbeitskreises »Abfall und Rohstoffe«.

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ie weltweite Chemikalienproduktion verdoppelt sich etwa alle zehn bis zwölf Jahre. Gleichzeitig nimmt die Zahl der unterschiedlichen Stoffe und Stoffgemische kontinuierlich zu. Laut Weltgesundheitsorganisation sterben jedes Jahr etwa zwei Millionen Menschen, weil sie Kontakt mit gefährlichen Stoffen hatten. Das ungebremste Wachstum dieser Stoffströme für immer kurzlebigere Wegwerfprodukte bringt den Planeten an seine Belastungsgrenzen.

WEIT VERBREITET Stoffe und Chemikalien werden weltweit gehandelt und können sich nach ihrer Freisetzung bis in entlegenste Gebiete verbreiten. Gefährliche Chemikalien finden sich im Blut von Eisbären in der Arktis. Plastikmüll treibt in riesigen Teppichen in den Ozeanen und verstopft die Mägen

von Walen und Seevögeln. Hochgiftige Abfälle verschmutzen selbst die Tiefsee. Nur wenn wir die globalen Stoffströme nachhaltig organisieren, sie verlangsamen und verringern, können wir Natur und Klima schützen. Dazu ist auf nationaler, auf europäischer und internationaler Ebene zu regeln, wie Chemikalien und Stoffe (einschließlich ihrer Abfälle) hergestellt, verwendet und freigesetzt werden dürfen.

WELTWEIT REGELN Auf dem »Berlin Forum für Chemikalien und Nachhaltigkeit« brachte es die damalige Umweltministerin Svenja Schulze im vergangenen Sommer auf den Punkt: »Wir befinden uns in einer dreifachen Umweltkrise, und die Verschmutzung durch Chemikalien und Abfall ist von gleicher Bedeutung wie der Klimawandel und der Verlust der biologischen Vielfalt. Dazu benötigen wir ein Abkommen auf der Ebene des Pariser Klimavertrages und des Biodiversitätsabkommens.« Nächstes Jahr könnten sich bei einer Konferenz in Deutschland alle Betroffenen darüber verständigen, wie künftig welt-

weit mit Chemikalien und Abfällen umgegangen werden soll. Aus Sicht des BUND sollten sie übereinkommen, die gefährlichen Stoffe und Abfälle zu minimieren. Und die Grundlage für ein völkerrechtlich verbindliches Abkommen schaffen, das die Chemieproduktion und die globalen Stoffströme bremst – samt nationaler Aktionspläne, die laufend bewertet werden.

BELASTUNG STOPPEN Jüngst ergab eine Studie, dass gefährliche und langlebige Chemikalien (wie viele Kunststoffe, Pestizide) den Planeten übermäßig belasten. Dazu drängen stetig neue Substanzen auf den Markt, deren Risiken kaum oder gar nicht untersucht wurden. Diese Entwicklung müssen wir stoppen. Ein weltweites Abkommen zum Umgang mit gefährlichen Stoffen und zur Begrenzung der Stoffströme ist hierfür wesentlich.

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Mehr zum Thema ... im BUND-Hintergrund »Nachhaltige Stoffpolitik zum Schutz von Klima und Biodiversität« (50 Seiten) unter: www.bund.net/publikationen

Foto: blickwinkel/AGAMI_R.de_Haas

Im Rahmen des globalen Ressourcenverbrauchs boomt auch das Geschäft der Chemieindustrie. Beim Umgang mit teilweise gefährlichen Stoffen und Chemikalien ist ebenfalls mehr Nachhaltigkeit gefragt.


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INTERVIEW

RIESIGE PROBLEME Anja Hentschel ist Professorin für Umweltund Energierecht an der Hochschule Darmstadt. Zu ihren Schwerpunkten zählt der Ressourcenschutz. BUND-Experte Benedikt Jacobs sprach mit ihr. Frau Hentschel, wie haben Sie zu unsrem gemeinsamen Anliegen gefunden? Ich habe mich früh intensiv mit rechtlichen Fragen zum Immissionsschutz, zu Raumordnung, Bauplanung und auch zur Kreislaufwirtschaft beschäftigt. Da bot sich der Ressourcenschutz als schöne Querschnittsaufgabe an, die all das vereint. Ist der Ressourcenschutz bei uns rechtlich ausreichend verankert? Eindeutig nein. Es gibt viele Einzelregelungen zum Schutz von Ressourcen. Selbst das Kreislaufwirtschaftsrecht ist aber letztlich immer noch vom Ende her gedacht, da geht es in erster Linie um den Umgang mit Abfällen. Sprich: Ein flächendeckendes, aufeinander abgestimmtes und auf ein Ziel ausgerichtetes Recht, das alle Regelungen bündelt, fehlt in Deutschland. Das war bisher nicht gewollt. Die neue Bundesregierung hat sich vorgenommen, den Rohstoffverbrauch zu senken … Immerhin. Schon lange wird ja über eine Steuer auf primäre Rohstoffe diskutiert, vielleicht wagt man sich da jetzt mal dran. Auch der Plan, das Bergrecht zu erneuern, könnte dem Ressourcenschutz zugute-

kommen. Allein aus den blumigen Aussagen des Koalitionsvertrags lässt sich aber nicht schließen, wohin es gehen soll und wie ehrgeizig die Regierung ist. Viele Subventionen und Konjunkturprogramme zielen weiter darauf, unseren Konsum künstlich anzukurbeln und somit Ressourcen zu verschwenden. Weil der Schutz der Ressourcen noch nicht genug verankert ist und die Wirtschaft am lautesten ruft. Wichtig wäre es, unser Ziel auf die gleiche Ebene wie den Klimaschutz zu heben. Jede Regierungsentscheidung stünde dann unter dem Vorbehalt, Ressourcen zu schonen. Die Politik denkt oft kurzfristig und auf Legislaturperioden beschränkt. Der Schutz der Ressourcen – wozu neben Rohstoffen ja auch die Fläche, die biologische Vielfalt und anderes zählt – ist nötig, um langfristig unseren Wohlstand zu sichern. Das ist gar nicht leicht zu vermitteln. Weil der Ressourcenschutz nicht so eilig erscheint, während die Erderwärmung schon drastisch spürbar ist? Genau. Der Klimaschutz ist bei den Menschen angekommen, der Ressourcenschutz definitiv noch nicht. Dass fossile

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Anja Hentschel

Energieträger wie die Kohle oder der Schwund der natürlichen Vielfalt problematisch sind, ist ja noch greifbar. Doch wir haben auch riesige Probleme bei Kies oder Phosphor, selbst wenn im Baumarkt derzeit noch genügend Dünger und Baumaterial liegen. Mit dem Klimaschutzgesetz gelang es vor dem Bundesverfassungsgericht, die Politik zu mehr Klimaschutz zu verpflichten. Ein Vorbild? Ich glaube, viele Aussagen des Gerichts lassen sich 1:1 auf den Ressourcenschutz übertragen. Wenn wir natürliche Lebensgrundlagen wie den Dorsch in der Ostsee weiter belasten und erschöpfen, sind die Freiheitsrechte künftiger Generationen genauso gefährdet wie durch die steigenden Temperaturen. Wo könnten wir noch ansetzen, um die Ressourcen besser zu schützen? Die EU plant zum Beispiel die Vorschrift, alte Gebäude energetisch zu sanieren. Da wäre darauf zu achten, dass dies mit sparsam verwendeten und nachhaltigen Rohstoffen geschieht und nicht einfach 20 Zentimeter Styropor an die Wand geklebt werden. Die EU-Verordnung zu Bauprodukten enthält seit Jahren das Gebot der Ressourceneffizienz. Ist ein Baustoff wiederverwendbar, enthält er recyceltes Material? Ich wüsste nicht, wo das bei der Zulassung von Baustoffen schon eine Rolle spielt. Das ist in der Praxis noch überhaupt nicht angekommen.


NATURZERSTÖRUNG FÜR STEIN, GIPS UND SAND

HUNGER NACH ROHSTOFFEN In ganz Bayern kämpfen BN-Gruppen gegen ­Abbauvorhaben. Nachhaltig ist nur eine ­Wirtschaft, die weniger Rohstoffe verbraucht und mehr recycelt. MARTIN GEILHUFE BN-Landesbeauftragter

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ie aktuelle Krise in der Halbleiterproduktion oder die zusammengebrochenen Lieferketten während der Covid-­Pandemie haben den Blick wieder auf Engpässe bei Ressourcen gelenkt. In den vergangenen Jahren lebten viele Menschen in den hochentwickelten Industrieländern in dem Glauben, dass es keine Nachschubprobleme gibt. Vieles schien unendlich. Gerade in jüngster Zeit erfährt beispielsweise die Baubranche einen gigantischen Boom. Damit geht ein großer Bedarf an Baustoffen einher. Es ist also zu erwarten, dass der Druck auf die Abbaureserven

Foto: Reinhard Scheuerlein

OBERPFALZ

Schlimmeres verhindert: Der Steinbruch am Teichelberg (Landkreis Tirschenreuth) hat eine riesige Wunde in die Landschaft gerissen. Die geplante Erweiterung konnte aber zur Freude der BN-Aktiven vor Ort im Herbst 2020 abgewendet werden. Sie hätte das Naturwaldreservat Gitschger und seine Buchenbestände bedroht.

weiter steigen wird. Doch oftmals sind die vom Abbau betroffenen Gebiete Wälder oder Hotspots der Artenvielfalt, der Abbau verschlimmert damit die Klima- und Biodiversitätskrise. In Bayern ist der Abbau von Rohstoffen geprägt von Konflikten zwischen Gips-, Kies- oder Sandabbau einerseits und dem Erhalt der Natur andererseits. Der BUND Naturschutz setzt im Vergleich zu anderen Verbänden auf eine ressourcenärmere Bauwirtschaft, um weitere Wunden in der Landschaft zu vermeiden. Auch wenn in den vergangenen Jahrzehnten oft Umwelt- und Ressourcenkonflikte in den globalen Süden verlagert wurden, so werden dennoch auch in Bayern große Mengen Ressourcen abgebaut. Ein erschreckendes Beispiel ist das Versiegen der Aischquelle im Landkreis Neustadt a.d. Aisch/Bad Windsheim im Jahr 2019 und Anfang 2020. Grund waren begonnene Abbau­ arbeiten, die die Grundwasserströme veränderten. Der BN hatte früh vor diesem Szenario gewarnt, wurde jedoch nicht gehört. Die Aischquelle führt mittlerweile wieder Wasser, da der Grundwasserstrom mit einem Behelfsdamm zunächst gestoppt wurde. Die Bedeutung des Wassers in Zeiten der Klimakrise ist offenkundig, doch auch

als Naherholungsraum und grüne Lunge für Ballungsräume sind intakte Landschaften von großer Bedeutung.

PROBLEMATISCH: BERGRECHT Wenn wir verhindern wollen, dass die Konflikte sich weiter verschärfen, ist es dringend notwendig, den Ressourceneinsatz in der Bauwirtschaft zu reduzieren. Das Thema ist alt, aber immer noch völlig vernachlässigt, weil der Abbau günstiger ist als das Recycling. Ein großes Problem ist auch das geltende Bergrecht, das Naturschutzbelange oft nur unzureichend beachtet. Gerade in Zeiten der Klimakrise, des Waldsterbens 2.0 und dem Bedeutungsgewinn von Naturerfahrung vor der eigenen Haustür ist es dringend erforderlich, Wälder für den Rohstoffabbau nicht zu roden, sondern zu erhalten. Dasselbe gilt für über Jahrtausende gewachsene, intakte Böden als Regen- und Kohlenstoffspeicher. Unser Rohstoffeinsatz muss dringend reduziert werden. Der BUND Naturschutz wird Position beziehen: sowohl in Artenschutzkonflikten als auch bei der Reduktion des Rohstoffverbrauchs im Sinne der Suffizienz und für mehr Baustoffrecycling. Es gilt, breite Allianzen für eine nachhaltigere Wirtschaft zu schmieden.


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TITELTHEMA 25

UNTERFRANKEN

Vier Hektar Wald hat der Betreiber des Muschelkalksteinbruchs bei Thüngersheim 2019 gerodet – vermutlich rechtswidrig (im Bild oben). Damit nicht genug: Der Betreiber wusch offenbar seit Jahren ohne Genehmigung Schotter mit Grundwasser. Nachdem die BN-Kreisgruppe Würzburg den sofortigen Stopp der Grund­ wassernutzung und Schutzmaßnahmen gefordert hatte, reagierten die Behörden: Das Grundwasser muss seitdem geschützt werden.

OBERFRANKEN

Auch nach dem Rohstoffabbau sind die Probleme nicht unbedingt vorbei. So beantragte der Betreiber eines Kalksteinbruchs bei Gräfenberg im Landkreis Forchheim, für die Auffüllung und Renaturierung auch belastete Abfälle wie Gleisschotter und Bauschutt verwenden zu dürfen. Nach mehreren Presseberichten und einer Ablehnung durch das Wasserwirtschaftsamt hat das Landratsamt den Antrag der Firma abgewiesen.

Foto: Tom Konopka

Jahrelang kämpfte der BN gegen ­einen Gipsabbau der Firma KNAUF im Landkreis Neustadt/Aisch-Bad Windsheim, auch vor Gericht. Der Konzern konnte durchsetzen, dass direkt neben dem N ­ aturschutzgebiet Sieben Buckel ein Gipssteinbruch genehmigt wurde, der mittlerweile ausgebeutet ist. Die meisten Prognosen der Gutachter, die der BN im Verfahren aufgeboten hatte, haben sich zwischenzeitlich bewahrheitet. Der BN vermutet bis heute, dass der Gipskonzern diesen Abbau nur deshalb durchsetzen wollte, um die ­großen Lagerstätten im Ostharz für ­einen Abbau freizubekommen, die dort unter EU-Schutz stehen.

Foto: Tom Wittwer

Foto: BN-Kreisgrupp e

Würzburg

Dieser Wald darf bleiben: Massive Proteste der Bevölkerung haben ­einen geplanten Kiesabbau auf ­über 8 Hektar Fläche im Naturpark Augsburg-Westliche Wälder verhindert. Unter anderem hat sich in kürzester Zeit eine Bürgerinitiative gegründet, es wurden Unterschriften gesammelt, und der BN hat sich mit einem offenen Brief an den Landrat gewandt. Die Fuggerschen Stiftungen, die die Genehmigung beantragt hatten, zogen schließlich ihren Antrag zurück.

MITTELFRANKEN

Foto: Günter Weber

SCHWABEN

In der Kiesgrube Klessing im Landkreis Passau hat sich in 20 Jahren der Nichtnutzung ein Biotop mit großer Artenvielfalt entwickelt. Vor rund einem Jahr hat der Besitzer dieses auf über drei Hektar wieder zerstört (siehe Bild), um die Nutzungsrechte nicht zu verlieren. So ging unter anderem eine bedeutende Gelbbauchunken-Population verloren. Ein Beispiel, das auf keinen Fall Schule machen darf!

Foto: Jochen Gu ndelfinger

Foto: Helmut

Leib

NIEDERBAYERN

OBERBAYERN

Der Alpenplan weist geschützte Bereiche der bayerischen Alpen aus. In einem solchen geschützten Bereich (Zone C) hat der Betreiber eines Kalksteinbruchs am Heuberg im Landkreis Rosenheim Bergwald gerodet, trotz eines anderslautenden Gerichtsbeschlusses von 2018. Das Problem: In Schutzzone C sind zwar Infrastrukturvorhaben verboten, Abbauvorhaben werden jedoch nicht explizit genannt.


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NATUR IM PORTRÄT

Pflanzenporträt

PFLANZENPORTRÄT

IRMELA FISCHER Die Autorin arbeitet selbstständig als Naturbegleiterin und Umweltpädagogin. Sie bietet auch für den BUND Naturschutz und das NEZ Allgäu Exkursionen und Kräuterwanderungen an.

S

ie sind eine der ersten Nahrungsquellen für Insekten: die zierlichen Trugdolden der Kornelkirsche, die schon ab Ende Februar nicht nur Pollen, sondern auch den ersten Nektar lange vor dem Blattaustrieb bieten. Im Spätsommer reifende Früchte sind wichtige Nahrungsquelle für Vögel und Kleinsäuger. Ob von kleinen, goldgelben, schwach nach Honig duftenden Blüten übersät, ob mit glänzenden, am Rande welligen Blättern, die sich orange färben, mit länglichen roten Früchten behangen oder im Winter mit rundlichen Blütenknospen: Dieser breitbuschige Strauch oder Baum ist ganzjährig eine Augenweide. Die Kornelkirsche liebt sonnige Standorte, ist langlebig und anpassungsfähig. Natürliche Vorkommen gibt es nur noch

Ein Strauch, der als Artenschutzhecke, Versteck und Brutplatz dient und dessen ­buschiges ­Wurzelsystem erosionsgefährdete Böden befestigt – die Kornelkirsche ist ein Alles­könner in Sachen biologischer Vielfalt! wenige – auf ihrem Platz wächst jetzt Wein. Ihr Holz war früher als härtestes einheimisches Holz sehr begehrt: genutzt für Waffen, Werkzeuge, Kämme, Leitersprossen, Pfähle, für den »Ziegenhainer« Wanderstock, mit dem heute noch Gesellen auf die Walz gehen. Erste Funde gibt es aus Kreidezeit und Tertiär, in Pfahlbauten der Stein- und Bronzezeit. Romulus soll die Grenzen von Rom mit dem Holz abgesteckt haben, und viele Kerne wurden in Tontöpfen gefunden. Hinweise auf Nahrung, Tierfutter oder Schutzzauber? Gesichert ist, dass man die Rinde zum Gerben und Färben, das Holz für den Bogen der Gusle, einem Streichinstrument des Balkans, und Zweige als Glücksbringer in Südosteuropa verwendet hat.

Die Vitamin-C-haltigen Früchte sind sehr gesund und finden als Saft, Marmelade, unreif eingelegt als »falsche Oliven«, als Schnaps (»Dirndlbrand«) oder Likör (»Dernovka«) sowie die Samen geröstet als Kaffee-Zusatz Verwendung. Schon Hildegard von Bingen hat die zusammenziehende und entzündungshemmende Wirkung geschätzt – nutzbar als Bäder gegen Gicht, Wundsalben, Tees gegen Durchfall und Fieber. Und ein Tipp für frostsicheres Gärtnern: Rosen nicht vor der Blüte der Kornelkirsche schneiden. Wie viel Reichtum kann uns dieses Gehölz auch heute noch bescheren!

EUROPÄISCHE KORNELKIRSCHE

Foto: fotogerstl/AdobeStock

(Cornus mas)

Schöne Farbtupfer und erste Insektennahrung im zeitigen Frühjahr bietet die Kornelkirsche.

Gelber Hartriegel (wegen der Farbe der Blüten), nicht verwandt mit der Kirsche (Prunus, Rosengewächs), steinfruchtartige Scheinfrucht mit zwei Samen, essbare Zuchtformen mit größeren Früchten auch winterhart, resistent gegen Hitze, Trockenheit und Schädlinge, ökologisch bedeutsam und bestens geeignet zur Heckenpflanzung. Achtung: Bei Personen mit sensibler Haut sind Hautreizungen durch die Blatthärchen möglich!

Foto: Christian Jung/AdobeStock

Foto: Harald Biebel/AdobeStock

KORNELKIRSCHE


Foto: Günter Bockwinkelm (2)

GERETTETE LANDSCHAFT Ungewöhnlich viele alte Eichen mit Naturhöhlen prägen den­ Strothbachwald in Bielefeld. Naturschützer*innen haben hier über 90 Spechthöhlen kartiert. Dennoch wollte eine Spedition den Wald für eine Betriebs­erweiterung roden lassen. Seit mehr als zehn Jahren kämpft die BUND-Kreisgruppe Bielefeld mit Verbündeten für seinen Schutz. ­Erfolgreich: Der Rat der Stadt änderte den Bebauungsplan und beschloss, den Wald­ als Naturschutzgebiet auszuweisen. Das Oberverwaltungsgericht Münster bestätigte diese Entscheidung kürzlich. Der Strothbachwald bleibt!


NATUR IM PORTRÄT

Herdenschutz

Foto: AdobeStock/Denisa V

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Der BUND Naturschutz setzt sich für bessere finanzielle Förderung von Herdenschutzmaßnahmen wie Herdenschutzhunden ein.

WOLF UND WEIDETIERE

LEBEN MIT DEM WOLF Der Wolf kehrt zurück nach Bayern. Damit e ­ in Nebeneinander von Wölfen und Weidetieren möglich ist, unterstützt der BN ein Projekt, das besseren Herdenschutz zum Ziel hat.

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angsam, aber stetig wächst der Wolfsbestand in Bayern: 2021 stieg die Anzahl sesshafter Wölfe von elf im Vorjahr auf 13. In neun Gebieten Bayerns gibt es sesshafte Wölfe. Fast alle Tiere sind im Norden und Osten Bayerns zu finden. Durchziehende Wölfe gab es auch im zentralen und südlichen Bayern. Da der Tisch insbesondere mit Rehwild für die Wölfe reich gedeckt ist, blieben Risse auf niedrigem Niveau: 2021 waren es in Bayern 50 Tiere: Schafe, Ziegen und Gehegewild. Damit dies so bleibt, unterstützt der BUND Naturschutz im Rah­ men des EU-LIFE-Projektes »LIFE­ stock­ protect« seit 2020 zusammen mit Bioland und weiteren 15 Partnerorganisationen aus Landwirtschaft, Forschung und Naturschutz aus Österreich, Südtirol und

Bayern Weidetierhalter*innen bei der Umsetzung von Herdenschutzmaßnahmen. Die stellvertretende BN-Vorsitzende Beate Rutkowski betont: »Viele von ihnen sehen sich nicht nur mit den Kosten und dem hohen Arbeitsaufwand des Herdenschutzes konfrontiert. Sie wissen schlicht­weg nicht, welche Möglichkeiten es gibt und wie diese umgesetzt werden müssen, damit sie eine hohe Sicherheit gegen Wolfsangriffe bieten.« Genau diese Wissenslücke will der BUND Naturschutz mit seinen Partnern schließen. Für den BN koordiniert die Agrarbiologin Stefanie Morbach das Projekt. In 2020 wurden in ganz Bayern landwirtschaftliche Betriebe besucht, die Herdenschutz betreiben und sich als Standorte für Herdenschutzkurse angeboten haben. Als Ergebnis der Besuche wurden

aus mehreren Weidebetrieben in den Regionen Rhön-Spessart, Bayerischer Wald, Frankenjura, Allgäu und Oberbayern fünf Herdenschutz-Kompetenzzentren gebildet. Mit der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft ist auch ein behördlicher Partner beteiligt. In den Zentren werden ab diesem Frühjahr praxisorientierte Kurse für Halter*innen von Schafen, Ziegen, Rindern und Pferden stattfinden. Ein erster Testlauf fand 2021 bereits statt. Ein weiterer Projektbaustein ist die Vermittlungen von Freiwilligen, die beim Zaunbau unterstützen. Dies ist nicht nur eine große Entlastung für den Weidebetrieb. Durch die Einsätze wird bei den Helfer*innen auch das Verständnis für die Sorgen und Herausforderungen der Weidebetriebe geschaffen. »Wir hoffen, dass sich viele Mitglieder melden werden, die sich bei solchen Freiwilligeneinsätzen beteiligen wollen« so Beate Rutkowski. Außerdem fordert der BUND Naturschutz, dass auch laufende Kosten des Herdenschutzes gefördert werden, und zwar überall in Bayern statt wie bisher nur in Gebieten, wo es sesshafte Wölfe oder Risse gibt. Die Tötung eines Wolfes, der ordnungsgemäßen Herdenschutz überwunden hat, ist als letzter Schritt notwendiger Bestandteil beim Wolfsmanagement. Wenn wie im Fall des Traunsteiner Wolfes aber ohne fachlichen Grund eine erhöhte Gefahr für den Menschen behauptet wird, lässt der BN gerichtlich prüfen, ob dies in Einklang mit der Naturschutzgesetzgebung ist. Stefanie Morbach, Uwe Friedel

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Informationen Infos zum Thema Herdenschutz oder Freiwilligenhilfe bei: stefanie.morbach@bund-naturschutz.de Mehr Infos zum Projekt: www.lifestockprotect.info


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NATUR IM PORTRÄT

Hummelhotline 29

BAYERN AUCH 2022 WIEDER IM HUMMEL-FIEBER

ALLE KÖNNEN MITMACHEN Mit dem Frühlingsbeginn am 20. März startet das bayernweite BN-Mitmachprojekt »Hummelfrühling« des BUND Naturschutz. Über die Nummer 0151/184 601 63 und dem Messenger-Dienst WhatsApp können Fotos von Hummeln mit Postleitzahl und Funddatum an das BN-Expertenteam geschickt werden. Das Projekt läuft dieses Jahr bis zum 18. April. Es soll einen wertvollen Beitrag zur Artenkenntnis leisten und die Menschen für die Natur vor der Haus­tür begeistern. Machen Sie mit! Hummeln fotografieren macht richtig Spaß. Baumhummel

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2021: RUND 5500 FOTOS EINGESCHICKT Letztes Jahr beteiligten sich 1800 Menschen an unserem Hummeltelefon und schickten dem BN rund 5500 Fotos zur Artbestimmung. Insgesamt wurden 2500 fleißige Hummeln abgelichtet und durch das Hummel-Expertenteam bestimmt. Auf Platz eins der am häufigsten gemeldeten Hummelarten landete mit großem Abstand die Erdhummel, danach folgten Ackerhummel (Platz 2) und Stein­ hummel (Platz 3). Die Wiesenhummel musste sich mit Platz 4 zufriedengeben und auf Platz 5 landete die Baumhummel. Über 140 Hummeln konnten leider nicht bestimmt werden. Das kann an der Qualität der geschickten Fotos liegen oder auch daran, dass einige Hummelarten sich äußerlich sehr ähneln. Besonders schwierig ist die Bestimmung der sogenannten Kuckuckshummelarten, die häufig mit den Wirtsarten verwechselt werden. Neben Hummelbildern wurden den Expert*innen auch Fotos von anderen Wildbienenarten oder besonders flauschigen Fliegen zugeschickt, wie etwa von der Blauschwarzen Holzbiene oder der Gehörnten Mauerbiene. Das ist aber nicht schlimm – im Gegenteil: Nur wer sich mit den verschiedenen Arten beschäftigt, verbessert sein Wissen.

Foto: Makrowilli

ummeln gehören zu den Wildbienen. Insgesamt gibt es in Deutschland 41 verschiedene Hummelarten, aber nur etwa sieben können wir häufig in unseren Gärten beobachten.

Steinhummel

HUMMELN ANLOCKEN Hummeln brauchen Nektar und Blüten­ staub. Im zeitigen Frühjahr finden die Hummelköniginnen oft nur wenig Nahrung, deshalb sind das Anpflanzen von Weiden, Buschwindröschen, Veilchen, Tulpen, Winterlingen, Schneeglöckchen, Huf­ lattich, Kornelkirsche, Gundermann, Rosmarin, Thymian, Taubnessel, Trauben­ hyazinthe und vielen, vielen Krokussen besonders wichtig. Danke schön! Martina Gehret

Foto: Johannes Selmansberger

H

Dunkle Erdhummel

Foto: M

Sie möchten lernen, die hübschen Hummeln im Garten besser zu unterscheiden? Kein Problem: Der BN ruft auf zur Mitmach­aktion »Hummelfrühling«.

Foto: Makrowilli

Foto: GettyImages/Ju Photographer

DICKE BRUMMER

Gartenhummel


Foto: BN Hof (5)

Die Aufzuchtstation in Regnitzlosau an der tschechischen Grenze

ARTENSCHUTZ

RETTUNGSMISSION In einer alten Mühle an der tschechischen Grenze zieht die BN-Kreisgruppe Hof Fluss­perl­­ muscheln auf – um deren größtes verbliebenes Vorkommen in Mitteleuropa zu bewahren.

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lles andere als grün präsentiert sich das Grüne Band an diesem klirrend kalten Dezembertag. Schnee und Eis, wohin man blickt. Aus dem winterlichen Weiß tritt nur das kahle Gehölz am Grenzbach hervor. In sein rasch strömendes Wasser wollte man heute nicht mal den Zeh halten. Eines unsrer seltensten Tiere ist besser an dieses Milieu angepasst. Und hat hier und in einigen benachbarten Bächen bis heute überlebt.

EINST ZAHLREICH Nur wenige Schritte vom Bach entfernt liegt die Huschermühle. Sie dient dem

BUND Naturschutz seit dreieinhalb Jahren als Aufzuchtstation für die Flussperlmuschel. Wie sich beim Rundgang durch die Mühle zeigt, ist es ungemein schwierig, diese Tiere großzuziehen. Unweigerlich stellt sich die Frage: Wie bloß haben es die Muscheln geschafft, trotz ihrer komplizierten Biologie rund 300 Millionen Jahre zu überdauern – so lange wie kaum ein anderer Organismus auf der Erde? Und warum ist ein so sagenhaft erfolgreiches Tier plötzlich auf Hilfe angewiesen? So viel ist klar: Den allergrößten Teil ihres irdischen Daseins kam die Flussperlmuschel bestens ohne uns Menschen aus.

Noch in den 1950er Jahren lebten allein im Landkreis Hof sieben bis zehn Millionen Exemplare! Bald darauf ging es offenbar rapide bergab mit ihnen. 1989 fanden BN-Aktive nur mehr etwa 120 000 der Muscheln. 2020 war gerade noch ein Viertel davon übrig.

URSACHENFORSCHUNG Anderswo erging es der Muschel nicht besser. Trotz eines Verlusts von mehr als 99,99 Prozent in nur siebzig Jahren ist das grenzüberschreitende Hofer Vorkommen heute das größte, das noch übrig ist in Mitteleuropa. Und selbst dieser klägliche Rest ist akut gefährdet. Warum, weiß kaum jemand besser als Wolfgang Degelmann, Geschäftsführer der Kreisgruppe Hof seit 1991: »Die verbliebenen Muscheln sind durchschnittlich 60 Jahre alt, die jüngsten 25. Seitdem hat sich die Art bei uns nicht mehr fortgepflanzt.« Über die Gründe gab es anfangs nur Mutmaßungen: Liegt es an der Wasserqualität? Fehlt es an Bachforellen, die für die Fortpflanzung unverzichtbar sind? Oder hauptsächlich an Nahrung? Werden überhaupt noch genug Muscheln trächtig? Gemeinsam mit mehreren Hochschulen und Verbündeten auch auf tschechischer


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Bachtäler und Muscheln 31

Lebensraum der Flussperlmuschel im Grünen Band bei Hof.

Der seltene Goldene Scheckenfalter ist eine der Arten, die von der Aufwertung der Muschelbäche profitieren.

Geschäftsführer Wolfgang Degelmann und sein ­Mitarbeiter Daniel Höllering in der Station Überlebende: Die unscheinbare Muschel im Bachbett

Seite ging man alle Verdachtspunkte durch. Keiner erwies sich als stichhaltig.

DAS ENDE DES ZYKLUS Erst ein genauer Blick auf den Lebenszyklus der Muscheln gab Aufschluss. Im Spätsommer stoßen trächtige Weibchen mehrere Millionen Larven aus. Einigen Tausend gelingt es, sich an die Kiemen von vorbeischwimmenden Bachforellen zu heften. Hier verbringen sie die Wintermonate und leben vom Blut der Wirtstiere. Im Frühjahr verwandeln sie sich in Jungmuscheln und sinken ins Bachbett. Dort graben sich die 0,1 Millimeter kleinen Winzlinge in den lückigen Kiesgrund. Nach sechs bis acht Jahren wandern sie, nun groß wie ein Daumennagel, zurück an die Oberfläche und gesellen sich zu ihren Artgenossen. Abermillionen von Jahren ist das alles gut gegangen. Dann kam der Mensch – und mit ihm der Zyklus zum Erliegen.

NICHT MEHR VIEL ZEIT Im Einzugsbereich der Bäche hat Ackerwirtschaft die traditionellen Wiesen und Weiden verdrängt. Im Wald reißen schwere Erntemaschinen den Boden auf. Bei Regen schwemmt seitdem viel Feinsedi-

ment in die Bäche, bis zu drei Kilogramm pro Quadratmeter und Woche, wie Messungen ergaben. »Seit einem Vierteljahrhundert ersticken und verhungern darum alle Jungmuscheln im schlammigen Untergrund«, so Wolfgang Degelmann. Zwar sind die Bäche und ein 20 Meter breiter Uferstreifen heute als FFH- und als Naturschutzgebiet gesichert. 99 Prozent des Einzugsgebietes aber sind es nicht. Was also tun? Um die letzten Muschelbänke zu retten, pflegt der BN schon seit 1990 enge Kontakte zu tschechischen Verbündeten. Außerdem arbeite man Hand in Hand mit den Behörden, lobt Wolfgang Degelmann, von der Wasserwirtschaft über die Bezirksfischerei bis zur Forstverwaltung. Doch den Eintrag des Sediments zu verringern und viele Kilometer Bachbett zu sanieren, das dauert … Zu lange womöglich für die verbliebenen Muscheln. Den Beteiligten drohte die Zeit davonzulaufen. 2018 begann die Kreisgruppe Hof daher selbst Muscheln aufzuziehen. Gefördert von der EU gelang es dem BUND Naturschutz, die historische Huschermühle zu erwerben, zu sanieren und am »einzig möglichen Standort« (so Degelmann) in eine Aufzuchtstation umzubauen.

Seitdem sind zwei Vollzeitkräfte an 365 Tagen im Jahr damit beschäftigt, die Bedürfnisse junger Flussperlmuscheln bestmöglich zu erfüllen. Kaum zu glauben, welche ausgeklügelten Verfahren hierbei zum Einsatz kommen – vom Abschöpfen der Larven im Bach bis zur Rückkehr der Jungmuscheln in ihren Lebensraum. Um all die Vorgänge in der Station halbwegs getreu zu schildern, wäre eine eigene Doppelseite nötig. Deshalb gleich zum Wesentlichen: Es klappt! Wie es das BN-Team in Hof schafft, Jahr für Jahr zehntausend Jungmuscheln aufzupäppeln – davon überzeugen Sie sich am besten selbst. Vierteljährlich ist Tag der offenen Tür in der Huschermühle. Wer seinen Besuch vorher anmeldet, erhält auch zu anderen Zeiten eine Führung durch die Station. Severin Zillich

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Mehr zum Thema und zur Flussperlmuschelaufzucht­station unter www.muschelmühle.de Das Projekt wird dankenswerterweise gefördert vom Bundesamt für Naturschutz aus Mitteln des Bundesumweltministeriums sowie durch den Bayerischen Naturschutzfonds.


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NATUR IM PORTRÄT

Naturschutz

Foto: Marcus Bosch

Mit 16 verschiedenen Arten, auf­ geteilt in fünf Gattungen, zählen Stachel­igel erdgeschichtlich zu den ältesten noch existierenden Säugetierformen. Sein jetziges Aussehen besitzt der Stacheligel seit ungefähr 15 Millionen Jahren. In Deutschland ist bisher nur der Braunbrustigel ­(Erinaceus europaeus, im Bild) heimisch. Er hat eine Körperlänge von etwa 28 Zentimeter und wird etwa 950 Gramm schwer. Männchen sind meist größer und schwerer als Weibchen und können ein Körpergewicht von 1500 Gramm erreichen. Igel machen viele Geräusche. Sie können Puffern, Tuckern, Schnauben, Grunzen, Keckern oder Fiepen.

SCHUTZ FÜR BEDROHTE ARTEN

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Fast alle Menschen mögen Igel. Trotzdem ­machen wir ihnen oft das Leben schwer. Wer mehr über die stacheligen Tierchen weiß, kann ihnen besser helfen.

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STACHELIGER UREINWOHNER

MARTINA GEHRET Verantwortlich für BN-Mitmachprojekte und Igelexpertin

etzt im Februar ist es noch ruhig. Aber bereits ab März wachen die ersten Igel auf. Regionen- und wetterabhängig können Igel auch bis Ende April oder sogar bis in den Mai hinein schlafen. Erst mit den steigenden Temperaturen erhöht sich die Anwesenheit von Insekten und dann ist es für die stacheligen Fleischfresser wirklich Zeit aufzuwachen.

Für den Winterschlaf fährt der Igel seinen Stoffwechsel auf maximal 10 Prozent der Leistung des aktiven Zustands herunter. So verschläft er etwa fünf Monate in einem aufwändig gebauten trockenen Winternest aus Blättern und Gras. Aber nicht durchgehend: Manche Igel wechseln sogar ihr Winterquartier und suchen sich im zeitigen Frühjahr sonnige Lagen aus. Das endgültige Aufwachen wird durch die Außentemperatur und verschiedene Stoffwechselvorgänge eingeleitet und kostet sehr viel Energie. Ist der Igel erwacht, hat er ungefähr 20 bis 40 Prozent seines Vor-­ Winterschlaf-Gewichts verloren.

Viele männliche Tiere beginnen in Bayern den Winterschlaf schon im Oktober. Im November folgen dann die Weibchen und zum Schluss die Jungigel, die häufig noch Ende November und Anfang Dezember umherirren und auf Futtersuche sind. Junge Tiere können deshalb in Bedrängnis geraten, wenn sie durch kalte Temperaturen im Herbst und Winter kaum noch natürliche Nahrung finden. Genügend Nahrung für den Winterspeck ist aber überlebensnotwendig, um den Körper im Winterschlaf dann monatelang mit der nötigen Energie zu versorgen. Deshalb finden Tierfreunde im Herbst oft unterkühlte, kranke Jungtiere, die noch umherirren. In Pflegestationen werden sie aufgepäppelt und können dort auch überwintern.

IGEL FÜTTERN? Wildtiere sollen eigentlich nicht gefüttert werden, da sie in einem guten Lebensraum eigenständig und ausreichend Nahrung finden. Die Fütterung von Igeln führt zu einer Verhaltensänderung: Igel sind bequeme Zeitgenossen und laufen auf ihrer nächtlichen Route bekannte Futterstellen ab, dadurch treffen mehr Igel aufeinander, die sich sonst aus dem Weg gehen würden. Das bedeutet Stress und Konkurrenz­ druck. Außerdem wird die Übertragung von Krankheiten gefördert. Dennoch gibt es Ausnahmen: In der nahrungsarmen


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LEBENSRAUM FÜR IGEL • Lebensräume im Garten schaffen, damit die Tiere alleine zurechtkommen. • Zäune igelfreundlich machen. Ein Durchschlupf von 10 × 10 Zentimetern reicht schon aus. • Wasserstellen anbieten. Zugängliches Wasser ist in den meisten Gärten ­Mangelware. • In der Paarungszeit überqueren Igelmänner viele Straßen, um ein Weibchen zu finden. Das können je nach Gegend bis zu 30 Straßen sein. Deshalb: Fuß vom Gas, wenn es dunkel wird. • Eine Anleitung zum Bau eines Igel­ hauses gibt es hier zum Download: www.bund-naturschutz.de/oekologisch-leben/tieren-helfen/igelhaus-bauen

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Naturschutz 33

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Natur+Umwelt: Kerstin, wie kam es, dass du Igel aufgenommen hast? Kerstin Ellersdorfer: Begonnen hat ­alles im Herbst 2020, als Martina Gehret bei uns zu arbeiten angefangen hat, sie ist Igel-Expertin. Ich sagte zu ihr, dass ich gern einen Igel aufpäppeln würde, und sie meinte: Das ist prima, ich habe einen daheim. Martina hat uns dann mit allem Nötigen ausgestattet und den Igel g ­ ebracht, den wir Karl-Heinz genannt haben. Erst lief alles gut, aber plötzlich hat er nur noch abgenommen. Wir sind zu einem Tierarzt gegangen, aber der hatte keine Erfahrung mit Wildtieren und gab ihn weiter. An diesem anderen Pflegeplatz ist er bald darauf gestorben. Das hat uns sehr frustriert! Kurz danach hat bei uns eine Dame angerufen, die hier in Nürnberg wohnt. Sie hatte zwei Igel im Garten, die zu klein waren, um über den Winter zu kommen. Wir waren jetzt schon ausgerüstet und holten die beiden Igel ab. Wir haben sie gut über den Winter gebracht und im Frühjahr wieder bei der Dame ausgesetzt. Man soll Igel wenn möglich wieder in der Gegend freilassen, in der man sie gefunden hat, denn sie sind sehr ortstreu. Und letzten Herbst? 2021 im September waren wir in einem Biergarten, dort hing ein Schild:

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Unterernährte Igel durch den Winter zu bringen ist nicht einfach! In der BN-Landesfachgeschäftsstelle in Nürnberg sind mehrere Mitarbei­terinnen als »Igelmamas« aktiv. Eine von ihnen ist Kerstin Ellersdorfer.

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»NICHT WAHLLOS IGEL EINSAMMELN!«

Mehr zum Thema Tipps zum richtigen Umgang mit Igeln gibt es auch unter: www.bund-naturschutz.de/oekologisch-leben/tieren-­ helfen/igel

NATUR IM PORTRÄT

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Zeit, wie jetzt im zeitigen Frühjahr und im Spätherbst kann man Igel für kurze Zeit mit einem Schälchen Katzenfeuchtfutter, Rührei und getrockneten Insekten unterstützen. Auch Katzentrockenfutter kann angeboten werden. Je proteinreicher die Nahrung, umso besser. Wichtig ist dabei, auch eine flache Schale mit Wasser bereitzustellen, die täglich gereinigt wird, denn eine Fütterung macht den Igel sehr durstig. Das Futter sollte an einem geschützten Ort aufgestellt werden, damit die Futterspende auch bei dem hilfsbedürftigen Stacheltier ankommt und nicht bei der ohnehin schon moppeligen Nachbarskatze. Immer wieder liest man im Internet Aufrufe zur Ganzjahresfütterung beim Igel, da die Tiere angeblich vom Aussterben bedroht sind. Das stimmt so nicht. Je nach Jahr überleben bis zu 70 Prozent der Jungtiere den ersten Winter nicht. Das ist traurig, aber trotzdem normal, denn Bestandsschwankungen kommen in jeder Tierpopulation vor.

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Vorsicht, wir haben Igelbabies! Etwas später haben wir erfahren, dass die Igelmutter verschwunden ist. Also haben wir im Biergarten alle sechs Igeljungen ­eingefangen und zu uns gebracht. Sie wogen nur 60 bis 80 Gramm! Meine ­Kolleginnen haben dann auch welche aus dem Wurf aufgenommen. Was würdest du Leuten raten, die bereit sind, unterernährte Igel aufzunehmen? Es ist wichtig, sich gut zu informieren, wenn man Igel aufpäppeln will! Wir wurden von Martina Gehret sehr gut vor­ bereitet und haben jetzt auch eine tolle Tierärztin gefunden, die uns da unterstützt. Auf keinen Fall sollte man im Herbst wahllos Igel einsammeln! Ein Alarmzeichen ist es, wenn sie tagsüber unterwegs sind und nicht größer als eine Orange. Wenn man einen Igel aufnimmt, bitte u ­ nbedingt Hilfe und Wissen bei ­einer Igelstation holen! Und man muss sich im Klaren sein, dass man Arbeit, Zeit und Geld investieren muss. Gab es in jüngster Zeit mehr Igel in Not? Die Klimakrise und der Artenschwund wirken sich hier direkt aus: Wegen des ­Insektensterbens finden die Igel weniger Nahrung und sind dann im Herbst unter­ ernährt. Zusätzlich können sie in sehr milden Wintern nicht richtig Winterschlaf halten und wachen immer wieder auf. Interview: Luise Frank


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NATUR IM PORTRÄT

Streuobstpakt

STREUOBSTPAKT UNTERZEICHNET

HILFE FÜR PARADIESE AUS MENSCHENHAND Auch Bayerns Streuobstwiesen profitieren ­ jetzt vom Volksbgehren »Rettet die Bienen« – allerdings erst nach zähem Ringen.

Foto: AdobeStoch/Jürgen Fälchle

ie sind eine Zierde der Landschaft, sie sind purer Genuss und ein Schatz der Artenvielfalt: die Streuobstbestände in Bayern. Großwüchsige Obstbäume, die mit gebührend Abstand verstreut stehend Ortsränder oder ganze Landschaften prägen. Die etwa 5000 lokalen Obstsorten Bayerns mit klingenden Namen wie Fromms Goldrenette, Mollebuschbirne oder Schwä­­ bische Weinweichsel sind Heimat für Tausende verschiedener Tier- und Pflanzenarten. 1965 gab es noch 20 Millionen Streuobstbäume im Freistaat, heute sind

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eStock/Kat

BN-Referent für Artenschutz

Foto: Adob

KAI FROBEL

gerade einmal 5 Millionen übrig. Staat­ liche Rodungsprämien, einengende Handelsvorschriften, neue Bau­ gebiete oder – vom BUND Naturschutz verzweifelt bekämpfte – Flurbereinigungsverfahren mit flächigen Obstbaumrodungen bis Mitte der 1980er Jahre machten ihnen den Garaus. Die Pflege und Ernte der hochstämmigen Obstbäume sind zudem arbeitsintensiv und aufwändig; oft war die Nutzungsaufgabe die Folge. Kein Wunder, dass Obst aus genormten, pestizidbehandelten und artenarmen Niedrigstammplantagen heute den Markt beherrscht.

Bayerns Streuobst somit im freien Fall? Eine Liebhaberei von gestern? Der BUND Naturschutz hat sich in den vergangenen Jahrzehnten immer für Streuobstwiesen stark gemacht, mit einer Fülle kreativer Aktionen: vom Apfelfest über die Kirsch-­ Kerwa, Streuobstbörsen bis zu Vermarktungsinitiativen, zum Beispiel mit dem Aufbau regionaler Apfelsaftmarken. Die Begeisterung vor Ort auch für die Sortenund Geschmacksvielfalt ist ungebrochen. Immer mehr Menschen wollen derart schmackhafte Produkte aus ihrer Region genießen. Aber es fehlte der landesweite Rückenwind der Politik für diese vielen einzelnen Modellprojekte. Die Wende brachte das Volksbegehren »Rettet die Bienen«, mit dem

auch für eine Stärkung der bayerischen Streuobstbestände gestimmt wurde. Weil die Umsetzung aber so verwässert zu


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NATUR IM PORTRÄT

Streuobstpakt 35

Wiederherstellen von Natur ist bekanntlich immer teurer als deren Zerstörung.

JAHRHUNDERTAUFGABE Es wird eine generationenübergreifende Aufgabe. Die neuen Bäume, die jetzt gepflanzt werden, erreichen etwa im Jahr 2100 ihre volle Blüte. Eines der vielen Probleme dabei: Die bayerischen Obstbaumschulen können so viele junge Obstbäume derzeit gar nicht liefern und benötigen eine Art staatliche Abnahmegarantie für ihre Zukunftsinvestitionen. Die Nachfrage nach Obstsaft, zum Beispiel Apfelsaft, ist da. Der Bedarf kann derzeit nur durch Import von Saftkonzentrat – bis aus China – gedeckt werden. Die Besinnung auf Produkte aus der Region steigt aber erfreulicherweise immer mehr an. Auf der Verbraucherseite hat das Streuobst also Zukunft. Der Streuobstanbau steht und fällt aber mit den Obstbauern und -bäuerinnen und den engagierten Bewirtschaftern vor Ort, denen der Streuobstpakt schlicht das wirtschaftliche Überleben ermöglichen muss. Derzeit werden von den 5 Millionen Streuobstbäumen in Bayern nur 10 Prozent von Förderprogrammen des Freistaates abgedeckt. Überfällig sind finanziell attraktive Rahmenbedingungen für Neupflanzung, Pflege, Ernte und Vermarktung von heimischem Streuobst, um gegen den Plantagenanbau bestehen zu können. Es braucht jedoch noch einen anderen Verbündeten: die Abgeordneten des Bay-

Foto: GettyImages/RedHelga

werden drohte, dass von der ursprünglichen Absicht kaum etwas übrig geblieben wäre, bereiteten der Landesbund für Vogelschutz und der BUND Naturschutz eine gemeinsame Klage vor. Statt vor Gericht traf man sich dann 2021 an einem Runden Tisch und in vielen Online-Arbeitsgruppen. Entstanden ist dabei ein umfangreiches Maßnahmenkonzept, aus­gehandelt von Vertretern und Vertreterinnen von Baumschulen, Saftindustrie, Bauernverband, Landschaftspflegeverbänden, Landesanstalten, Umwelt- und Landwirtschaftsministerium und zahlreichen Fachleuten aus der Praxis. Es enthält die Erfassung der noch vorhandenen Bestände, neue Förderprogramme für Streuobstanbau und Pflege, Investitionsförderung für landwirtschaftliche Betriebe, Vermarktung und Marketing, Forschung, Beratung und landesweite Öffent­ lichkeitsarbeit. Ziel ist es, die Anzahl der Streuobstbäume in Bayern bis 2035 um eine Million neuer Bäume zu erhöhen und den Ausgangsbestand durch Nachpflanzung in überalterten Beständen zu halten. Im Oktober 2021 wurde der »Streuobstpakt« in der Staatskanzlei von den beteiligten Verbänden mit Ministerpräsident Dr. Markus Söder unterzeichnet. Nur ein Papier? Es war dem BUND Naturschutz sehr wichtig, dass ein ausdifferenziertes Maßnahmenpaket mit Finanz- und Personalbedarf für jedes Umsetzungsmodul die Grundlage des Paktes ist. Notwendig sind durchschnittlich 47,9 Millionen Euro pro Jahr zwischen 2022 und 2035. Das

erischen Landtages, die im Staatshaushalt Weitsicht zeigen und diese Mittel auch wirklich bereitstellen. Nur so werden auch unsere Enkelkinder im Frühjahr in den Genuss der faszinierenden Kirschund Apfelblüte von den Hängen des Maintals und der Fränkischen Schweiz bis hin zum Bodensee kommen und von leckeren Früchten uralter Sorten im Spätsommer und Herbst schwärmen können. Und wenn es dann einmal heißt, dass der »Streuobstpakt« die Renaissance des Streuobstes in Bayern auslöste, hat sich der Einsatz von allen Streuobstfreundinnen und -freunden im BUND Naturschutz gelohnt!

AKTIONSLEITFADEN Passend zum Streuobstpakt hat der BUND Naturschutz in Kooperation mit dem Deutschen Verband für Landschaftspflege den Aktions­ leitfaden »Ein Herz für Streuobstwiesen« erstellt, der auf fast 300 Seiten spannende Ideen für Mitmachaktionen und alles Wissenswerte zum Streu­ obst bündelt.

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Mehr Info Download unter: www.bund-­ naturschutz.de/publikationen Bestellung per Mail an versand@bn-service.de oder über www.bn-onlineshop-de


Bedroht Die Verbreitung der Märzenschnecke oder Weißen Turmschnecke reicht nach Norden bis zum Harz. Sie ­lebt bevorzugt auf sonnig-­trockenen, schütter bewachsenen Kalkböden in Magerwiesen oder Weinbergen.

blickwinkel / McPHOTO/P. Hofmann

Nach den ersten lauen Regentagen paart sich die Märzenschnecke. Ihr cremefarbenes Gehäuse misst bis zu 25 mm. Die Veganerin kann mehr als fünf Jahre alt werden. Bei langer Trockenheit heftet sie sich an Pflanzen und ruht. Nur noch jede vierte der etwa ­330 Schneckenarten im deutschen Binnenland gilt als ungefährdet. ­ Die Märzenschnecke ist sogar stark bedroht. Durch den vielen Stickstoff aus Landwirtschaft und Verkehr wachsen ihre Lebensräume zu. ­Zudem isolieren Straßen, Siedlungen und Agrarwüsten die restlichen Vorkommen immer mehr. Der BUND setzt sich für eine naturverträgliche Landwirtschaft und ein Ende des Flächenverbrauchs ein.


Foto: Petra Wörle


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INTERNATIONALES

› Nach dem Klimagipfel

NACH DEM KLIMAGIPFEL

Foto: B. Obayanju/FoE Nigeria

TATEN STATT WORTE!

Demonstration zum Klimagipfel in Glasgow, unter den »Friends of the Earth International« auch unsere Autorin Susann Scherbarth (vorne, zweite von links)

Im November fand in Schottland die jüngste UN-Klimakonferenz statt. Der BUND und sein Netzwerk »Friends of the Earth« forderten vor Ort mehr Klimaschutz und mehr Gerechtigkeit bei der weltweiten Bewältigung der Klimakrise.

I

m November traf sich die internationale Staatengemeinschaft in Glasgow, um abermals über die Bekämpfung der Klimakrise zu beraten. Leider wurde schon vorher deutlich: Die nationalen Pläne und die tatsächlich umgesetzten Maßnahmen zum Schutz des Klimas reichen hinten und vorne nicht aus. Auch sechs Jahre nach Inkrafttreten des Pariser Klimaabkommens befinden sich die allermeisten Staaten noch fernab vom Pfad zu (maximal) 1,5 Grad Erderwärmung. Nur wenn die Staatengemeinschaft diesen Pfad beschreitet, kann sie gefährliche

Kipppunkte vermeiden, die das Leben auf der Erde für immer verändern würden. Und obwohl die Folgen der Klimakrise immer spürbarer werden, beließ man es auch in Glasgow lieber bei medienwirksamen Ankündigungen, statt wirklich den CO2-Ausstoß zu senken.

Grundprinzipien der Vereinten Nationen wie Fairness und (die gemeinsame, aber differenzierte) Verantwortung. Zwar ist die Verringerung des Kohleabbaus erwähnt, das generelle Ende fossiler Brennstoffe aber nicht entschlossen eingeläutet. Nach 27 Jahren weltweiter Klimakonferenzen wissen wir: Ein Systemwandel passiert nicht von alleine. Die globale Zivilgesellschaft muss auf allen Ebenen ­darauf pochen, dass den Worten entsprechende Taten folgen. Umweltverbänden und anderen Akteuren wird allerdings bis heute der Zugang zu wichtigen Verhandlungen erschwert. So konnten – auch wegen der ungerechten Verteilung der Corona-Impfstoffe und hoher Visa-Hürden – viele Menschen aus dem globalen Süden nicht am Klimagipfel teilnehmen.

FÜR EIN SOFORTPROGRAMM Als BUND sehen wir uns hier in einer doppelten Verantwortung. Zum einen wollen wir dafür sorgen, dass die Zivilgesellschaft besser beteiligt wird, wenn nationale Klimaschutzpläne erarbeitet und umgesetzt werden. Konkret arbeiten wir für dieses Ziel derzeit mit Partnern in Georgien, der Ukraine und Kolumbien zusammen (www.bund.net/iki-projekt). Zum anderen erinnern wir unsere eigene Regierung immer wieder an ihre historische Verantwortung im Kampf gegen die Klimakrise. Nötig ist ein Sofortprogramm für den Klimaschutz, angepasst an das 1,5Grad-Ziel. Nur so wird der Pfad zu einem Systemwandel für alle Betroffenen klar. Auch im laufenden Jahr werden wir uns lautstark für mehr Beteiligung und Gerechtigkeit einsetzen, ob anlässlich neuer Warnungen des Weltklimarates, des G7-­ Treffens in Bayern oder der nächsten Klimakonferenz in Ägypten. Wir freuen uns über Ihre Unterstützung! Susann Scherbarth, Celia Wicher

HOHE HÜRDEN Die Ergebnisse des Gipfels enttäuschten: zu schwache Regeln für den Emissionshandel; kein Geld für arme Länder, um mit den Folgen der Erderwärmung fertigzuwerden. Und außerdem schwächte man

Susann Scherbarth kommt von »Friends of the Earth Europe« und betreut für den BUND nun die internationale Klimapolitik. Celia Wicher arbeitet für das erwähnte IKI-Projekt.


Natur +Umwelt 1 | 22

LIEFERKETTENGESETZ

Foto: Ricky Martin/CIFOR

AUCH AUF EU-EBENE? Zum Schutz von Mensch und Natur plant die EU ein Gesetz, das für die Lieferketten im Warenverkehr bestimmte Standards setzt Doch Wirtschaftslobbys laufen Sturm dagegen.

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uf Baustellen fehlt es derzeit an Holz, in der Autoindustrie an Mikrochips. Die komplexen Lieferketten der globalisierten Wirtschaft werden uns oft erst bewusst, wenn es zu Problemen kommt. Zumeist bleibt auch im Verborgenen, wo Umwelt zerstört und Menschenrechte verletzt werden, bis ein Produkt im Laden zum Verkauf ausliegt.

UNTER DRUCK VERTAGT Um das zu ändern, hat der BUND lange an einem deutschen Lieferkettengesetz mit-

gewirkt. Im Sommer wurde es endlich verabschiedet. Es verpflichtet Großunternehmen dazu, Menschenrechte und Umweltstandards in ihren Lieferketten einzuhalten. Auch die EU-Kommission wollte ein Lieferkettengesetz vorlegen. Erstmalig angekündigt war ihr Entwurf für Juni 2021. Dass er bis Jahresende nicht erschienen ist, besorgt den BUND und weitere Umwelt- und Menschenrechtsorganisationen sehr. Gerüchten zufolge ist die Verzögerung dem Widerstand von verschiedenen Industrielobbys geschuldet. Ihr Druck

GRÜNES BAND EUROPA

GEFÖRDERT DURCH DIE EU

INTERNATIONALES 39

Indonesierin bei der Ernte von Palmöl

führte offenbar dazu, dass ein bei der Kommission angesiedelter Ausschuss seine Zustimmung versagte.

OFFENER BRIEF Die Kommission hielt sich zu diesem Vorgang bedeckt. Ihre Zaghaftigkeit stößt nicht nur bei der Zivilgesellschaft auf Unverständnis. Mit einem offenen Brief und der Forderung nach mehr Tempo und Transparenz wandten sich Abgeordnete des Europäischen Parlaments Mitte Dezember an den zuständigen Ausschuss. Ob mit Erfolg, bleibt abzuwarten, zumindest bis zum 15. Februar. Dann nämlich steht die Veröffentlichung des Entwurfs erneut auf der Tagesordnung. Ceren Yildiz ... betreut als wissenschaftliche Mitarbeiterin des BUND den Umweltschutz in Lieferketten.

Stadt-Menschen wandern mit

Menschen vom Land auf dem Denkweg entlang der Frage: Wie zeigen sich die Lebensstile

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emeinsam mit seinen Verbündeten am Grünen Band Europa wird der BUND das EU-Förderprojekt »BEST Belt« umsetzen. Ein wichtiger Schritt, um den ökologischen Korridor am ehemaligen Eisernen Vorhang zu bewahren und weiterzuentwickeln. Für vier Jahre stellt die EU 1,5 Millionen Euro bereit. Das Geld kommt dem Schutz vielfältiger Lebensräume und einer nachhaltigen Regionalentwicklung zustatten. Eine gute Grundlage dafür bieten Konzepte und Methoden, die der BUND mit zehn europäischen Partnern am Grünen Band entwickelt hat, im Rahmen des EU-Projekts Dare to connect (Wage es zu verbinden).

In Zentraleuropa und an der Ostsee wird der BUND die nun startenden Maßnahmen zum Schutz der Natur als Koordinator begleiten. Das Grüne Band Europa birgt hier eine Vielzahl wertvoller Biotope, von den Hochmooren der Mittelgebirge bis zu Dünen und Küsten. »Mit ›BEST Belt‹ könnten wir endlich eine dauerhafte EU-Förderung erreichen«, freut sich Liana Geidezis vom BUND, Vorstandsmitglied der »European Green Belt Association«. Martin Kuba

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in den Landschaften und den Dörfern? In 2022 versprechen

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WIRTSCHAFT & TECHNIK

Foto: Uwe Weiser

BUND-Experte Paul Kröfges nimmt an einem der Stauwerke an der Agger eine Wasserprobe.

WASSERKRAFT

EIN HERZ FÜR FLÜSSE Seit Jahren fordert der BUND uner­giebige und naturschädliche kleine Wasserkraftwerke nicht länger zu fördern. Aus der Wissenschaft kommt nun Unterstützung.

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KIRA HEINEMANN

SASCHA MAIER

ist die neue Sprecherin des Bundesarbeitskreises Wasser. Mit Hans-Joachim Grommelt und Henry Tünte vertritt sie den AK nach außen.

ist der BUND-Referent für Gewässerpolitik.

iele heimische Flüsse und Bäche siechen ökologisch dahin. Ein wesentlicher Grund dafür sind die über 7800 Kleinwasserkraftwerke hierzulande. Sie schaden den betroffenen Fließgewässern ganz erheblich. Da sie zusammen weniger als fünf Tausendstel des deutschen Stroms erzeugen, drängten jüngst 65 Wissenschaftler*innen die Bun­ desregierung, ineffiziente Kleinwasserkraftwerke nicht länger zu fördern. Unsere Binnengewässer und ihre Auen sind Hotspots der biologischen Vielfalt. Hier ist der Zielkonflikt mit der Nutzung der erneuerbaren Wasserkraft besonders groß. So können Aale, Lachse oder Neun-

augen die Staudämme auf dem Weg zu ihren Laichplätzen nicht überwinden. Abwandernde Fische erleiden an den Turbinen oft tödliche Verletzungen. Und die Stauteiche zwischen den Wehren sind flussfremde Lebensräume, die Sediment ansammeln, sich erwärmen und Methan freisetzen.

SO NICHT Dabei fordert die Wasserrahmenrichtlinie der EU seit dem Jahr 2000, Fließgewässer wieder durchgängig zu gestalten. Bis 2027 sollen die Wasserorganismen möglichst überall wieder ungestört wandern und Sedimente abtransportiert werden können.

Passiert aber ist bisher viel zu wenig. Eines von zahllosen Beispielen: Sechs massive Stauwerke unterbrechen die Agger, einen Nebenfluss der Sieg in NRW, auf einer Strecke von etwa 15 Kilometern. Die Bezirksregierung Köln hätte die Betreiber längst auffordern müssen, für die vorgeschriebene Menge an Mindestwasser, die Durchgängigkeit und den Schutz der Fische zu sorgen. Stattdessen schiebt ein neuer Managementplan diese Maßnahmen nun bis 2033 oder gar 2039 auf: ein enormer Schaden für die biologische Vielfalt. Die sechs Staustufen erzeugen im besten Fall 8,2 Gigawattstunden pro Jahr, nur wenig mehr als eine einzige moderne Windkraftanlage im Binnenland.

STRATEGIE NICHT ­VERWÄSSERN Vergleichbare Fälle gibt es zahllose in Deutschland. Deshalb raten 65 Fachleute in ihrem Memorandum »Energiewende nicht auf Kosten der aquatischen Biodiversität« dringend dazu, die Förderung unergiebiger Kleinwasserkraftwerke aus EEG- oder Steuermitteln zu beenden. Sollte die Förderung größerer Wasserkraftwerke politisch gewollt bleiben, müsste sie zudem davon abhängig gemacht werden, dass die Anlagen ökologisch durchlässig sind und die Gesetze einhalten. Im Entwurf der Nationalen Wasserstrategie fordert auch das Bundesumweltministerium das Wasserrecht strikter anzuwenden und dafür zu sorgen, dass Kraftwerke den Bächen und Flüssen weniger schaden. Damit im Zielkonflikt »erneuerbare Energie/Naturschutz« nicht die Artenvielfalt leidet, darf die neue Bundes­ regierung die Wasserstrategie in der Abstimmung zwischen den Ressorts nicht verwässern. Sie muss das europäische Wasserrecht endlich ehrgeizig umsetzen.

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Mehr zum Thema Das Memorandum fi ­ nden Sie hier: www. bund.net/wasserkraft-memorandum


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ARMIN GABLER und ...

WIRTSCHAFT & TECHNIK 41

AUSSTIEG

ATOMKRAFT OHNE ZUKUNFT

Foto: Paul Riederer

Bald hat die Atomkraft ausgedient: Mit Brokdorf, Gund­remmingen C und Grohnde gingen zum Jahreswechsel drei der letzten sechs d ­ eutschen Atommeiler vom Netz. Die restlichen werden Ende 2022 folgen. Gut so!

Block 2 des Atomkraftwerks Isar bei Landshut ist das letzte noch in Betrieb befindliche AKW in Bayern. Es wird Ende dieses Jahres abgeschaltet.

LUKAS FACHTAN sind die neuen Sprecher des BUND-Arbeitskreises »Atom­ energie und Strahlenschutz«.

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ie Anti-Atomkraft-Bewegung und mit ihr der BUND haben maßgeblich dazu beigetragen, dass Ende Dezember die letzten deutschen AKW vom Netz ­gehen werden. Mit dem Ausstieg wird ein jahrzehntelanger gesellschaftlicher Konflikt vorerst zu einem guten Ende kommen. Andernorts jedoch versucht sich die Atomlobby mit neuen Reaktortypen zur Klimaretterin aufzuschwingen.

GREENWASHING Der Ausstieg aus der Atomstromproduktion in Deutschland ist ein wichtiger und richtiger Schritt. Mit jeder weiteren Stunde Atomkraft steigt nicht nur das Risiko eines Unfalls in den immer älteren Reaktoren. Es wächst auch der Berg von Atommüll. Der hochradioaktive Müll muss für mindestens 40000 Generationen so sicher wie möglich unterirdisch gelagert werden, eine unvorstellbare Hypothek für die Zukunft. Weltweit gibt es noch kein einziges Endlager für Atommüll. Die Suche nach einem möglichst sicheren Standort ver-

läuft auch bei uns frustrierend: Von Transparenz und öffentlicher Beteiligung auf Augenhöhe ist bislang wenig zu spüren. Dennoch vergeht kaum ein Tag, an dem nicht in irgendeiner Zeitung die angeblich umweltfreundliche moderne Atomkraft als Klimaretterin gelobt wird. Konzepte wie die Mini-Reaktoren SMR (Small Modular Reactor) oder Reaktoren der »vierten Generation« sollen die Öffentlichkeit über die Probleme der Atomkraft hinwegtäuschen. Der Gipfel dieses Greenwash­ings ist der Plan der EU-Kommission, Investi­ tionen in Atomkraft und fossiles Gas als nachhaltig einzustufen.

RISKANT UND TEUER Dabei ist die Atomkraft alles andere als umweltfreundlich. Auch die neuen Reaktortypen lösen keines der alten Probleme: So bleibt immer ein Restrisiko für schwere Unfälle. Es entsteht gefährlich strahlender Atommüll. Und waffenfähiger Kernbrennstoff kann weiter in die falschen Hände geraten. Schon heute ist zudem klar: Die neuen Reaktoren werden unrentabel sein. Jede Kilowattstunde wird mindestens doppelt so viel kosten wie eine aus Wind­energie.

Und schließlich dauert das alles viel zu lange. Die Reaktorkonzepte sind noch Jahrzehnte entfernt von einer kommerziellen Nutzung. Es ist völlig unrealistisch, dass diese »neuen Atomkraftwerke« zur Verfügung stehen, bevor die Welt Strom zu hundert Prozent aus erneuerbaren Energien erzeugen muss.

IRRWEG DER EU Daher sollte die Regierung die Erneuerbaren jetzt zügig und naturverträglich ausbauen, um das 1,5 Grad-Ziel rechtzeitig zu erreichen. Es gibt genug Konzepte und Studien, wie dies ohne Atomkraft und Kohle möglich ist. Auch auf europäischer Ebene muss sie dringend handeln: Der Plan der EU-Kommission, Investitionen in Atomkraft und fossiles Gas als nachhaltig zu kennzeichnen, muss verhindert werden. Denn das widerspräche allen gängigen Öko-Siegeln und würde mit Blick auf den Klimaschutz in die Irre führen. Für eine lebenswerte Zukunft brauchen wir die Energiewende, nicht den Atomstrom.

www.bund.net/atomkraft


Auch im Vorfrühling ein Erlebnis: die Schwarzach bei Waldmünchen

INFOS ZUR WANDERUNG • Ausgangspunkt: Schönthal, Schwarzachbrücke • Länge: etwa 6 Kilometer, fast eben • Wegcharakter: Straßen, befestigte Wege, Wiese • Einkehr: Schönthal, Waldmünchen

VOR DURCHSTICH BEWAHRT

Foto: Winfried Berner

GERETTETE LANDSCHAFTEN ENTDECKEN

Naturschutz heißt manchmal, eine Zerstörung so lange aufzuhalten, bis die Einsicht der ­Behörden nachgereift ist – zum Beispiel an der Schwarzach in der Oberpfalz.

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er BN-Ortsgruppe Waldmünchen ist so ein kleines Wunder zwischen Schönthal und Thurauer Mühle gelungen: Trotz eines Planfeststellungsbeschlusses aus dem Jahr 1983 nimmt die Schwarzach ihren Weg immer noch mal nach rechts, mal nach links durch das breite Talbecken. Vor der Brücke in Schönthal kann man ihrem Lauf mit den Augen gut folgen. Unverkennbar der Gehölzstreifen, der die Ufer säumt. Manch eine der großen Weiden muss schon sehr lange dastehen. Gleich nach der Brücke gehen wir auf der Uferstraße ein paar hundert Meter flussaufwärts. Bei der ersten Möglichkeit biegen wir nach links ab, nach dem Bienenhaus nochmal links, und dann gehen wir über Wiesen hin zur Schwarzach. Wo der Weg verschwindet, kann man bei

niedrigem Gras weitergehen und dem Ufer weg­los flussaufwärts folgen. Hier wird schmerzlich deutlich, wie hoch der Preis für den Erhalt der Flusslandschaft war. Von der früheren Aue, von Röhricht und Schilf, vom Geländerelief, das der Fluss in Jahrhunderten schuf, ist nichts mehr erhalten. 14 Jahre lang hatten sich der BN und ein paar Grundstückseigner gegen die Begradigung der Schwarzach gewehrt, bis 1997 die Regierung der Oberpfalz den Beschluss von 1983 aufhob, weil ein solcher Eingriff »nicht mehr zeitgemäß« sei, wie das Wasserwirtschaftsamt meinte. In der Folge wurde ein Kompromiss erarbeitet: Die landschaftsprägenden Flussschleifen durften bleiben, aber die wechselfeuchten Wiesen mit Trollblumen, Eisenkraut und Iris, die schilfbestandenen

Feuchtflächen mit Brutplätzen vieler Vogelarten, flache Tümpel für Amphibien – das alles wurde zu »Grünland«, inzwischen auch Ackerland. Wir gehen weiter am Fluss entlang, finden ab und zu eine Biberspur und erreichen kurz vor einer Straßenbrücke einen befestigten Weg. Auf ihm unterqueren wir die Brücke, gehen durch ein Wäldchen und durch Felder, bis wir an einer T-Kreuzung links abbiegen und wieder in ein Wäldchen kommen. Nach 300 Metern führt nach links ein Weg Richtung Thurau. Nach wenigen Schritten erreichen wir einen Rastplatz gegenüber der Mühle. Die Schwarzach ist hier sehr flach, mit großen Steinen im Flussbett und zum Plantschen geeignet. Der Großteil des Wassers wird zur Mühle hingeleitet, die derzeit restauriert wird. Der kurze Weg über die Brücke dorthin lohnt sich. Wir könnten jetzt auf dieser Flussseite durch den Ort Thurau und dann auf Teerstraßen zurückgehen nach Schönthal: leicht zu finden und mit ein paar neuen Ausblicken auf die Schwarzach, aber nicht unbedingt schön zu gehen. Wir ziehen es daher vor, auf dem gleichen Weg zurückzugehen, den wir hergekommen sind. Winfried Berner, Ulrike Rohm-Berner

Mehr entdecken Mehr wunderschöne Impressionen von der Schwarzach bietet dieser Bildband, der dem Fluss von der Quelle bis zur Mündung folgt. Das Buch ist ein Projekt des Oberpfälzer Fotografen Josef Merkl, eine Hommage an die Landschaft seiner Heimat. Eigenvertrieb über www.josefm.de, 27,50 Euro


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UMWELTFREUNDLICH REISEN

URLAUB & FREIZEIT

Reise 43

ie-Situation kann es Aufgrund der Pandem bei Reisen kommen. zu Einschränkungen unter: en dazu finden Sie Aktuelle Information www.bund-reisen.de

Eine neue Trekking-­ Reise führt in die ­Gletscherwelt der ­Hohen Tauern – und zu den Folgen der Erderwärmung.

O

b wir Menschen nun Almen, Schneehänge oder Felsen suchen – meist verstehen wir die Alpen als Erholungsregion, als Landschaft, in der wir uns selbst wiederfinden wollen. Dabei ist diese Bergwelt in erster Linie das Zuhause einer Flora und Fauna, die sich an extreme Bedingungen angepasst hat, seien es Flechten, Blumen, Vögel oder Säugetiere. Dazu sind die Alpen Wetterscheide zwischen Nord und Süd und das »Wasserschloss« Europas. Doch so majestätisch die Bergwelt ist, so sensibel reagiert sie auf die Erderwärmung. Dieses Spannungsfeld bildet den inhaltlichen Boden, auf dem die neue BN-Reise angelegt ist. Wir wandern einen Bogen durch eine der schönsten Regionen der Alpen, die Hohen Tauern, und erkunden ihr Ökosystem. Wir starten am Fuße des Großglockners und seinem Gletscher, der Pasterze. Ein Ranger erklärt uns die Kräfte, die hier gewirkt haben. Nach zwei Tagen suchen wir stillere, kargere Höhen auf. Die Wanderung durch das einsame Leitertal bringt uns durch verschiedene Vegetationszonen bis weit oberhalb der Baumgrenze.

Ein unvergessliches Erlebnis: Wandern in der Gletscherwelt der Hohen Tauern

Endlich taucht die Glorer Hütte auf. Hier oben, auf über 2600 Metern, übernachten wir und genießen die Abgeschiedenheit. Entlang des geomorphologischen Lehrpfades, der an der Hütte beginnt, steigen wir am nächsten Morgen ab nach Kals. Von dort erreichen wir mit dem ÖPNV bequem das Matreier Tauerntal. Entlang des »Gletscherschaupfad Inner­gschlöß« unterhalb des Schlatenkees befassen wir uns mit der Entstehung und der Geschichte der Region. Nach einem steilen Anstieg entlang eines Wasserfalles staunen wir über die Formen des Gletscherschliffs, den Abertausende Tonnen vom Wasser verschobenes Gestein geformt haben. Wir rasten an zwei einzigartig schönen Seen, dem Salzbodensee und dem »Auge Gottes«. Von hier aus fällt der Blick auf die prachtvolle, weiße Kuppe des Großvenediger. Wir sehen aber auch hier, mit welcher Geschwindigkeit sich die Eis­panzer bereits zurückziehen. Über einen einstigen Saumpfad erreichen wir am Folgetag die St.-Pöltner-Hütte. Die ökologisch geführte Hütte wurde mit dem Umweltgütesiegel des Alpenver-

Foto: Karin Haslböck

AUF DER SPUR DES WANDELS

eins ausgezeichnet. Hier befassen wir uns mit dem Thema nachhaltiges Hüttentrekking. Wie schwierig ist es, hier oben Warmwasser herzustellen? Abfall zu entsorgen? Wie kann Wandern in Zukunft aussehen? Darin liegt die Idee dieser Reise: Wir stellen uns dem unbequemen Thema Erderwärmung, aber wir tun es in Gemeinschaft, in Solidarität mit anderen Menschen, denen die Berge am Herzen liegen, und mit der Freude an einer faszinierenden Landschaft. Begleitet werden wir von der ausgebildeten Wanderführerin Karin Haslböck, die sich seit Langem mit der Schönheit und Verletzlichkeit der alpinen Welt befasst. Lucia Vogel

REISETERMINE 1. – 7. Juli 2022 19. – 25. August 2022 Infos zu Reisepreis und Anmeldung BUND-Reisen, ReiseCenter am Stresemannplatz, Stresemannplatz 10, 90489 Nürnberg, Tel. 09 11/ 5 88 8820, www.bund-reisen.de


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BN AKTIV + NAH

Meldungen

BN AKTIV + NAH ERSTKLASSIG!

Foto: Bayerisches Umweltministerium

Beim Festakt in Bayreuth übereichte Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber (li.) die Auszeichnung an Hubert Weiger, hier mit seiner Ehefrau Gertrud.

Für sein jahrzehntelanges Wirken im Natur- und Umweltschutz bekam der BUNDund BN-Ehrenvorsitzende Hubert Weiger Mitte November das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse überreicht.

Der langjährige Vorsitzende auf bayerischer (2002 bis 2018) und Bundesebene (2007 bis 2019) freute sich über die Ehrung: »Sie ist eine Auszeichnung auch für diejenigen, die mich auf meinem Weg be-

gleitet haben. Unsere Lebensgrundlagen und die Schönheit der Natur zu bewahren, ist wichtiger denn je. Ich wünsche den jetzigen und nachfolgenden Generationen viel Kraft und Erfolg für diese schwere Aufgabe.« Hubert Weiger war seit Beginn der 1970er Jahre daran beteiligt, den BUND Naturschutz in Bayern zu einem schlagkräftigen Umweltverband aufzubauen. 1975 gehörte er zu den Gründern des BUND. Der Forstwirt ist unter anderem Honorarprofessor für Naturschutz und nachhaltige Landnutzung an der Uni Kassel und vertritt den BUND seit 2013 im Rat für Nachhaltige Entwicklung. Der ganze Verband gratuliert zu dieser rundum verdienten Auszeichnung!

Bald wird es auf dem Tegernsee wieder zu sehen sein: ein Boot mit einem Segel, das in leuchtenden Farben gefährdete Arten wie Feuerfalter, Wiedehopf und Gartenschläfer zeigt. An Bord ist Wolf Stadler, ehemaliger Segelweltmeister und BN-Mitglied mit einem großen Herzen für die Natur. Er hatte im vergangenen Jahr die Idee, auch beim Segeln auf die Gefährdung vieler Arten aufmerksam zu machen. Unterstützung bekam er dabei von der Künstlerin Agnes Wieser. Beide stammen aus Bauernhöfen

und sind mit Tieren und Pflanzen aufgewachsen. Dieses gemeinsame Interesse führte zu der Idee, Aufmerksamkeit für die bedrohte Natur zu wecken. Anhand der Roten Liste bedrohter Arten wählten sie Motive aus, die Agnes Wieser dann auf das Segel malte. Auf den putzigen Gartenschläfer wurde Stadler durch die BN-­Aktion »Auf der Suche nach dem Gartenschläfer« aufmerksam. Der BUND Naturschutz sagt danke für diese kreative Unterstützung für die Anliegen des Artenschutzes!

Foto: Petra Kurbjuhn

SEGELN FÜR DEN NATURSCHUTZ


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BN AKTIV + NAH

Meldungen 45

BN-Vorsitzender Richard Mergner (re.) übereicht die Karl-Gayer-Medaille an Preisträger Hubert Heinl.

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AUSGEZEICHNETE WALDWIRTSCHAFT Der BUND Naturschutz hat den Förster Hubert Heinl mit der Karl-Gayer-Medaille ausgezeichnet. Es war das 36. Mal, dass der BN diese Ehrung für besondere Verdienste um naturnahe Waldbewirtschaftung vergeben hat. Durch seine Arbeit im Forstbetrieb Sont­ hofen hat Heinl zum Schutz der Weißtanne und dem Artenschutz beigetragen. Trotz der schwierigen Rahmenbedingungen konnte der Förster im Berg- und Schutzwald für eine Waldverjüngung sorgen. Er reduzierte durch konsequente Jagd die Wildbestände, die das Heranwachsen neuer Bäume verhindern. Auch zeigt Hubert Heinl durch Habitatschutz Einsatz beim Erhalt des bedrohten Auerhuhns. Im Bereich der Moore leistet er ebenfalls einen wichtigen Beitrag zum Naturschutz. Er konnte duch das Einholen von Expertenwissen erreichen, dass Pflegepläne zur Moorbeweidung realisiert wurden. Die Moorrenaturierung des Werdensteiner Mooses hat Hubert Heinl entscheidend mitverantwortet.

BN-NEWSLETTER Sie möchten in Sachen Umwelt- u ­ nd Naturschutz immer a ­ uf dem Laufenden sein? Dann ist unser Newsletter genau das Richtige für Sie. Wir in­ formieren über aktuelle Themen, ­Aktionen und Termine. www.bund-­ naturschutz.de/newsletter

es wird allmählich zur erfreulichen Tradition, dass wir uns zu Jahresanfang mit Ihnen gemeinsam über einen Rekordstand bei den Mitgliederzahlen freuen können. Auch diesmal: Zum Jahreswechsel hatte der BUND Naturschutz über 261 000 Mitglieder und Förderer. Gestärkt durch diese breite Unterstützung wird sich der BN auch 2022 für die Bewahrung unserer Lebensgrundlagen einsetzen. Zentral dafür ist eine wirksame Klimaschutzpolitik. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck und die neue Bundesregierung haben deutlich gemacht, dass Deutschland für den Ausstieg aus fossilen Energieträgern einen massiven Ausbau Erneuerbarer Energien braucht. Wir setzen uns seit langem dafür ein, dass Energieeinsparung und natur- und landschaftsverträglicher Ausbau der Erneuerbaren zusammen betrachtet werden. Die neue Regierung strebt an, bis 2030 den Energiebedarf zu 80 Prozent aus erneuerbaren Quellen zu decken. Doch die Bayerische Staatsregierung klammert sich wider besseres Wissen an die 10H-Regel. Diese Abstandsregelung hat den Windkraft- Ausbau im Freistaat praktisch zum Erliegen gebracht. Es ist Zeit für Ministerpräsident Markus Söder, endlich den Ausbau Erneuerbarer Energien voranzubringen. Der BUND Naturschutz wird sich auch dafür stark machen, dass die Versprechen der Staatsregierung und der Ampelkoalition zu konsequenterem Klima-, Wald-, und Flächenschutz umgesetzt werden. Wir

werden uns von der Bundes- bis zur Gemeindeebene für die Rettung bäuerlicher Familienbetriebe, gegen weitere industrielle Tierfabriken sowie für eine echte Mobilitätswende einsetzen. Sehr erfreuliche Erfolge im vergangenen Jahr waren der Streuobstpakt für Bayern sowie die erfolgreiche Klage gegen die Tötung von Fischottern. Auch für den Feuersalamander setzte sich der BN zusammen mit anderen Verbänden und großer Unterstützung

Foto: Toni Mader

Foto: Ralf Straußberger

LIEBE MITGLIEDER,

von Umweltminister Thorsten Glauber ein und startete ein Forschungs- und Schutzprojekt für »Lurchi«. Grundlage unserer Arbeit für die Umweltschutz-Agenda ist der Einsatz des BN für die Bewahrung demokra­ tischer Grundwerte und für eine wertschätzende Beteiligungs- und Diskussionskultur. Nur eine demokratische Gesellschaft, in der Diskussionen, Kompromissfindung und bürgerliche Teilhabe stattfinden, macht unsere ­Arbeit überhaupt erst möglich. Wir wünschen Ihnen ein gutes und gesundes Jahr 2022 mit viel Freude in der Natur.

Doris Tropper

Richard Mergner

Beate Rutkowski

stv. Vorsitzende

Landesvorsitzender

stv. Vorsitzende


BN AKTIV + NAH

Meldungen

Foto: AdobeStock /SuccessMedia

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DEMOKRATIE STÄRKEN

ES GEHT NUR MITEINANDER Der BUND Naturschutz ist Mitglied im »Bayerischen Bündnis für Toleranz«. Warum ist das für unseren Verband essenziell? RICHARD MERGNER BN-Landesvorsitzender

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m Jahr 2005 wurde in München das »Bayerische Bündnis für Toleranz − Demokratie und Menschenwürde schützen« gegründet. Es ist eine Initiative der evangelischen und der katholischen Kirche und umfasst mittlerweile 70 Organisationen aus der Zivilgesellschaft, Religionsgemeinschaften sowie Kommunen und staatlichen Einrichtungen.

Das Bündnis tritt für Toleranz sowie den Schutz von Demokratie und Menschenwürde ein und fördert diese Werte. Rechtsextremismus, Antisemitismus und Rassismus, die den Einzelnen, die Gesellschaft und den Staat bedrohen, setzt das Bayerische Bündnis für Toleranz durch diese Werte etwas Positives entgegen. Sprecher des Bündnisses ist Dr. Heinrich Bedford-Strohm, Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern. Der BUND Naturschutz hat sich 2018 diesem starken Bündnis angeschlossen, weil wir ein wichtiger zivilgesellschaftli-

»STARKER KONSENS FÜR TOLERANZ«

Natur+Umwelt: Warum ist es aus Ihrer Sicht wichtig, dass ein Umweltschutzverband sich dem Bündnis für Toleranz anschließt? Bischof Heinrich Bedford-Strohm: Wie andere Mitglieder des Bündnisses ist der BUND Naturschutz eine große Organisation der bayerischen Zivilgesellschaft mit einem breiten Spektrum von Meinungen. Deswegen gilt für ihn wie für alle anderen Mitgliedsorganisationen: Nur wenn wir sehen, wo wir selbst Teil des Problems sind, können wir auch zur Lösung beitragen. Alle verpflichten wir uns im Bündnis, menschenfeindliche Einstellungen wie etwa Antisemitismus in den eigenen

­ eihen wahrzunehmen und dagegen die R demokratischen Werte zu setzen, in deren Zentrum die Menschenwürde steht. Viele engagierte Menschen im BUND ­Naturschutz stehen für diese Werte ein. Sie als Bündnispartner*innen zu haben, ist ein großer Gewinn für das Bündnis.

­ ehören ihm über 80 Organisationen aus g der Mitte der bayerischen Zivilgesellschaft an. Jedes Jahr haben wir ein Jahresthema. Zusammen mit dem Bayerischen Fußballverband haben wir bei ­vielen Bayernliga­spielen auf den Fußballplätzen zusammen mit den Spielern Botschaften gegen Rassismus gesetzt. Mit der Landjugend haben wir die Aktion »Maibaum für Toleranz« veranstaltet, bei der das Aufrichten des Maibaums mit Betei­ligung von Menschen verschiedener ­Herkünfte mit einer Botschaft für die Menschenwürde verknüpft wurde. Nach antisemitischen Anschlägen haben wir Solidaritätsdemonstrationen veranstaltet. Es wirkt: Der Konsens in der bayerischen Zivilgesellschaft für Toleranz und Menschenwürde ist stark.

Wie hat das Bündnis sich bisher ­entwickelt? Das Bündnis ist eine absolute Erfolgs­ geschichte. Es ist in den letzten Jahren immer größer geworden. Inzwischen

Was sind die größten Herausforderungen, denen ein Bündnis für Toleranz und ein friedliches Miteinander begegnet? Die größte Herausforderung ist der versteckte Antisemitismus und Rassismus

Foto: ELK/B. Rost

Das »Bayerische Bündnis für Toleranz« kam auf Initiative der evangelischen und katholischen Kirche zustande. Wir sprachen mit dem evangelischen Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm über die Chancen des Bündnisses.

cher Akteur in Bayern sind. Damit stehen wir auch in der Verantwortung, die Demokratie zu schützen. Unsere Erfolge zum Schutz von Natur, Umwelt und Gesundheit sind nur möglich, weil wir Teil einer funktionierenden Demokratie sind. Was wäre unser Engagement ohne Versammlungsfreiheit, Demonstrationsrecht und Pressefreiheit? Was wären wir ohne die Elemente der direkten Demokratie wie Volks- und Bürgerbegehren? Wir wären ein zahnloser Luchs. In vielen Ländern weltweit, leider auch in Europa, werden engagierte Umweltschützer*innen bedroht oder schikaniert. Auch politische Kräfte am rechten Rand versuchen immer wieder, die Handlungsfähigkeit von Umweltverbänden zu be-


in der Mitte der Gesellschaft. Deswegen machen wir Mut, zu widersprechen, wenn das in entsprechenden ­Äußerungen Ausdruck findet. Solche Reden dürfen nicht salonfähig werden. Wir sind alle gefragt, dagegen Haltung zu zeigen. Die andere große Heraus­ forderung sind die neuen Formen des Rechtsextremismus, die oft in freund­ licher Verkleidung kommen. Es sind nicht mehr nur die Leute in schwarzer Kleidung und Springerstiefeln, die auf Nazi-Demos sichtbar mitmarschieren. Heute gibt sich der Rechtsextremismus oft bürgerlich und versucht – etwa anhand des Corona-Themas – anders motivierte Protestbewegungen für sich zu nutzen. Dagegen ist Wachsamkeit geboten. Wer mit Rechtsextremisten gemeinsame Sache macht, ist mitverantwortlich für ihre menschenfeindlichen Aktivitäten. Dagegen setzen wir ein friedliches und tolerantes Miteinander, das die beste Grundlage für ein erfülltes Leben ist.

Meldungen 47

SPD EHRT HUBERT WEIGER Hubert Weiger, langjähriger BN-Vorsitzender und heute Ehrenvorsitzender, wurde im Oktober 2021 von der SPD-­ Landtagsfraktion mit dem Wilhelm-­ Hoegner-Preis geehrt. Weigers Einsatz gegen den Donauausbau und für den Naturschutz in Bayern nennt die SPD als Gründe für die Ehrung. Als »meinungsstarken Vordenker und Vorkämpfer« bezeichnen ihn die Sozial­ demokraten und lobten Weigers Argumentationsstärke ebenso wie seinen Einsatz für die Gründung des BUND auf Bundesebene in den 70er Jahren. Der SPD-Fraktionsvorsitzende Florian von Brunn würdigte Weiger als herausragende Persönlichkeit, die sich seit Jahrzehnten für den Umweltschutz einsetzt: »Hubert Weigers Motto in der Umweltpolitik lautet: ›Resignation ist keine Option‹.«

agsfraktion

BN AKTIV + NAH

Die frühere Bundesumweltministerin Barbara Hendricks betonte in der Laudatio, dass Weiger durch sein Engagement zahlreiche Naturschätze in Bayern, aber auch in ganz Deutschland, gerettet habe. Hubert Weiger erwähnte in seiner Dankesrede, dass ihm der Sozialdemokrat Wilhelm Hoegner ein Begriff gewesen sei, denn sein Großvater und Hoegner hätten sich gut gekannt und sehr geschätzt. Viele Erfolge für den Naturschutz seien erst durch die von Hoegner zentral gestaltete bayerische Verfassung möglich gewesen, unter anderem durch die Möglichkeit der Volksgesetzgebung oder durch Artikel 141, der den Staat zum Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen verpflichtet.

Foto: BN

schneiden und hetzen gegen freie Medien und den öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Auch deshalb müssen wir uns verstärkt für die Erhaltung der Demokratie einsetzen und uns gegen jede Form von Diskriminierung positionieren. Dies ergibt sich auch aus der BN-Satzung: »Ein Mitglied, das sich vereinsschädigend verhält, kann vom Verein ausgeschlossen werden. Ebenso kann ein Mitglied ausgeschlossen werden, wenn es rassistische, fremdenfeindliche oder sonst menschenrechtswidrige Auffassungen innerhalb oder außerhalb des Vereins kundgibt oder Mitglied von Organisationen und Parteien ist oder diese unterstützt, die diese Auffassungen vertreten.« Durch die Mitgliedschaft im Bayerischen Bündnis für Toleranz wie auch mit unserer Umweltbildungsarbeit zeigt der BN, dass Natur- und Umweltschutz untrennbar mit dem Einsatz für eine gerechtere und freie, demokratische und antirassistische Gesellschaft verbunden ist.

Foto: Carolin Arns/BayernSPD Landt

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BAUERNFREUNDEHAUS Große Freude herrschte in der Nürnberger Landesfachgeschäftsstelle des BUND Naturschutz über ein symbolisches Geburtstagsgeschenk. Vorstand und Geschäftsführer des Bayerischen Bauernverbandes (BBV) im Landkreis Rhön-Grabfeld überreichten dem BN-­ Vorsitzenden Ri­ chard Mergner zum 60. Geburtstag ein Schild mit der Aufschrift »Bauernfreundehaus«, eine augen-

zwinkernde Anspielung auf die Adresse »Bauernfeindstraße«, in der sich die Geschäftsstelle befindet. BN und BBV arbeiten im Landkreis Rhön-­Grabfeld seit Jahren gut zusammen und zeigen damit, dass alte Feindbilder ausgedient haben. Der Jubilar griff sofort zum Akkuschrauber und befestigte das Schild als sichtbares Zeichen guter Zusammenarbeit.


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BN AKTIV + NAH

Meldungen

KLIMASCHUTZPOLITIK IM FOKUS

AKTIV AUF INSTAGRAM

tock/C. Schw

(CSU), Florian von Brunn (SPD), Ludwig Hartmann (Grüne), Johann Häusler (FW), Christoph Skutella (FDP), außerdem Barbara Scheitz, Mitglied des bayerischen Klimarates und Geschäftsführerin der Andechser Molkerei Scheitz. Über 100 Teilnehmer*innen waren am Bildschirm dabei und nutzten die Möglichkeit, mitzudiskutieren und Fragen zu stellen.

Foto: AdobeS

Der Bayerische Naturschutztag ist ein beliebtes Diskussionsforum für alle Aktiven und interessierten Mitglieder des BN. Im Oktober 2021 fand die Veranstaltung zum zweiten Mal digital statt. Im Fokus stand die bayerische Klimaschutzpolitik. Zugeschaltet waren Abgeordnete aller demokratischen Parteien im bayerischen Landtag: Alexander Flierl

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Foto: JürgenL/Adob eStock

Was läuft im Natur- und Umweltschutz?

EHRUNG FÜR EDO GÜNTHER

Bei der Bundesdelegiertenversammlung des BUND im November wurde Edo Günther, Schweinfurter BN-Kreisgruppenvorsitzender und Sprecher des Bundesarbeitskreises Atomenergie und Strahlenschutz, für seinen großen persönlichen Einsatz und sein langes Engagement für den BUND mit der Ehrennadel des BUND ausgezeichnet.

Olaf Bandt, der Bundesvorsitzende des BUND, würdigte in seiner Laudatio die Verdienste von Edo Günther für die Positionierung des BUND in der Atompolitik und im gesamtgesellschaftlichen Prozess zur Suche eines Atommülllagers sowie dessen Tätigkeit als Kreisgruppenvorsitzenden. Bei der Repräsentation der atompolitischen Aspekte des BUND habe es Edo Günther verstanden, die politisch Zuständigen herauszufordern und mit Bravour das Beste für das Thema herauszuboxen, heißt es in einer Mitteilung. Auch Myriam Rapior freute sich über eine Auszeichnung, die sie für ihre sehr erfolgreiche Mitarbeit in der Zukunftskommission Landwirtschaft (ZKL) erhalten hat, wo Visionen für nachhaltige Landwirtschaft entwickelt wurden.

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Mach dir ein Bild auf Insta­gram! www.instagram.com/bundnaturschutz

RICHTIGSTELLUNG In Natur+Umwelt 4/2021 berichteten wir über die Verleihung des Neumarkter Nachhaltigkeitspreises an Agrokraft. Darin enthalten war die Aussage, dass Vertreter von Agrokraft sowie der BN-Ehrenvorsitzende Hubert Weiger die Auszeichnung entgegennahmen. Tatsächlich ging der Preis aber ausschließlich an Agrokraft, und Hubert Weiger hielt als Vorsitzender der Jury die Laudatio. Wir bitten den Fehler zu entschuldigen.


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Gartentipp 49

Foto: AdobeStock/bittedankeschön

ZUM WEITERLESEN Produkte für den Garten, unter anderem regionales Saatgut, gibt es im BN-­ Onlineshop • service.bund-naturschutz.de Bunte Wildblumen im Garten bieten Nahrung für Wildbienen, Schmetterlinge und andere Insekten.

UMWELTFREUNDLICH GÄRTNERN

ZEIT FÜR DIE GARTENPLANUNG Ein naturnaher Garten, in dem sich Insekten, Vögel und Igel tummeln – das ist gar nicht so schwierig.

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pätestens wenn wir die ersten Hummelköniginnen sehen, die auf Pollen- und Nektarsuche sind, oder einen ­Zitronenfalter, werden wir daran erinnert, dass jetzt die Zeit ist zu überlegen, welches Blütenangebot wir in den nächsten Monaten in unserem Garten oder auf unserem Balkon haben möchten.

IM STAUDENGARTEN Hier gilt es jetzt die abgestorbenen Stängel zu entfernen, damit die Stauden neu austreiben können. Da diese Stängel auch Überwinterungsplatz für manche Insekten sind, ist es gut, sie erst noch an einem trockenen, sonnigen Platz zu lagern, damit die Insekten schlüpfen können. Zwischen den Stauden kann an den ersten frostfreien Tagen Kompost ausgebracht werden. Vorsicht bei reich blühenden Gartengewürzstauden: Lippenblütler wie Thymian, Salbei oder Lavendel vertragen nur wenig Düngung. Jetzt können alte Stauden auch geteilt werden, und an einem anderen Platz für »Nach-wuchs« sorgen, oder wir sehen uns nach neuen Blütenstauden um. Am schönsten ist es, wenn es jeden Monat,

insbesondere auch im Hochsommer und Spätsommer, noch blüht. Bei der Auswahl auf den Standort achten: Ist er sonnig oder eher schattig? Brauchen die ausgewählten Stauden feuchte Bedingungen, einen nährstoffarmen oder nährstoffreichen Boden? Fachbücher können hier eine große Hilfe sein. Der Kosmos Verlag oder der Palaverlag bieten viele gute Bücher an, die auf die heimische Flora und ein Blütenangebot für unsere Schmetterlinge und Hummeln eingehen. Im Frühjahr gilt es auch zu überlegen, wo Platz für einjährige Nektarspender geschaffen werden kann. So kann mann zwischen den Stauden gut ungefüllte Ringelblumen ansäen, die von Mai bis in den September hinein blühen. Sie säen sich auch selbst wieder aus, so dass diese alte Heil- und Gartenpflanze mühelos angesiedelt werden kann und wenig Arbeit macht.

IM NUTZGARTEN Auch für den Nutzgarten ist gute Planung wichtig: Statt einfach das übrige Saatgut des vergangenen Jahrs anzusäen, erst einmal überlegen, welche Kulturen nach-

Mehr Tipps für den Naturgarten und insektenfreundlichen Balkon unter • www.bund-naturschutz.de/­ oekologisch-leben/naturgarten Beim Netzwerk blühende Landschaft gibt es Listen geeigneter Stauden nach Ansprüchen und Blütezeiten. Hier finden Sie auch gute Tipps für den Balkon. • bluehende-landschaft.de

Gute Gartenbücher • www.kosmos.de • pala-verlag.de • www.abtei-fulda.de/shop/­ gartenliteratur einander angebaut werden können. Sogenannte Starkzehrer wie alle Kohlarten, Gurken, Tomaten, Zucchini oder Hokkaidokürbis brauchen viel Kompost, während Schwachzehrer wie Bohnen, Möhren, Zwiebeln sowie Kräuter bescheidenere Nährstoffansprüche haben. Abwechslung ist also auch im Gartenbeet wichtig, damit es nicht zu einem einseitigen Nährstoffentzug kommt und die Pflanzen gesund bleiben. Marion Ruppaner


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BN vor Ort aktiv

EHRENAMT IM BUND NATURSCHUTZ

BUDDELN FÜR DIE UMWELT »Ein kleines Juwel in Sachen Naturschutz« ist laut Lokalzeitung die Gemeinde Vilsheim im Landkreis Landshut. Die BN-Ortsgruppe »Kleines Vilstal« hat hier schon zahllose Bäume und Sträucher gepflanzt. hängt wie Rauch ums Haus, drängt die Welt nach in» N ebel nen; ohne Not geht niemand aus.« So beginnt das Gedicht

Fotos: Johannes Selmansberger

»Novembertag« von Christian Morgenstern. Diese Zeilen kommen mir in den Sinn, als ich auf dem Weg zu einer Pflanzaktion der BN-Ortsgruppe »Kleines Vilstal« bin und mehr als eine ­Nebelwand durchkreuze. Ja, da hat der Dichter Recht: Es gibt Tage, da bleibt man lieber drinnen. Das scheinen sich auch die Anwohner des neuen Siedlungsgebietes »Bachleite« in Vilsheim zu denken, in deren unmittelbarer Nähe die Pflanzaktion der BN-Ortsgruppe stattfindet. Weit und breit ist kein Mensch draußen. Aber gut 30 freiwillige

Helferinnen und Helfer, die Ortsgruppenvorsitzender Johannes Sel­ mans­berger an diesem Novembermorgen zusammengetrommelt hat, trotzen dem ungemütlichen Wetter, um der Natur Gutes zu tun. Der Pflanzaktionstag beginnt mit Warten auf den Liefer­ wagen der Baumschule. Obwohl ich dick eingepackt bin, kriecht die Kälte an mir hoch. Der Lieferwagen kommt, doch es dauert lange, bis 250 Sträucher sowie 22 große Linden, Kirschbäume, Eichen und Birken abgeladen sind. Unter den Sträuchern finden sich Weißdorn, Haselnuss, Holunder und

Packen fleißig mit an: Kinder der Bienenschwarm-Gruppe mit ihren Leiterinnen Birgit Högel (l.) und Barbara Meisinger-Heindl (2.v.r.).


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BN AKTIV + NAH

BN vor Ort aktiv 51

Schlehen. Ein paar Frauen schnappen sich Gartenscheren und fangen damit an, gekonnt die Wurzeln der Sträucher zu kürzen und das Wurzelwerk aufzulockern. Man merkt bei jedem Handgriff der Helferinnen, dass sie nicht zum ersten Mal dabei sind. Auch bei den Männern gibt es »Wiederholungstäter«. Da werden Bäume routiniert auf Schubkarren geladen, in Windeseile an ihren Platz gefahren, Löcher geschaufelt, Bäume gesetzt und eingegraben. Der Worte bedarf es kaum. »Wir sind ein eingespieltes Team«, versichern mir einige Männer und ziehen auch gleich los, den nächsten Baum zu holen. So bleibe ich schließlich bei Paul hängen. Auch bei ihm sitzt jeder Handgriff, aber er erklärt auch viel. Kein Wunder: Um ihn herum steht eine Gruppe junger Männer und Jugendliche, die zum ersten Mal dabei sind.

SCHWEISSTREIBENDE ARBEIT Die wichtigste Lektion, die ich lerne: Was bei Paul und allen anderen so einfach aussieht, ist in Wahrheit sehr anstrengend. Nicht nur das Ausheben der Löcher lässt mich ins Schwitzen kommen, auch die Bäume sind schwerer als gedacht. Das wird mir bewusst, als ich ein vermeintlich zierliches Bäumchen mit einer Hand aus der Schubkarre heben will. Es bewegt sich keinen Millimeter! Selbst mit zwei Händen schaffe ich es nicht allein. Kein Grund zum Verzweifeln, wie mir Johannes Selmansberger später erklären wird: So ein junger Baum mit Ballen kann schon mal ein, zwei Zentner wiegen. Das stellen auch die beiden Cousins Daniel (14 Jahre) und Jonathan (11) fest, als sie dabei helfen, am Waldrand Linden einzusetzen. Obwohl es anstrengend ist, haben beide sichtlich Spaß am Buddeln und Pflanzen. Beide sind heute das erste Mal dabei, dank ihrer Patentante Lilo, die bei BN-Aktionen oft mit anpackt. Ob sie nicht lieber zu Hause wären? Daniel winkt ab. »Ehrlich gesagt ist es schöner, raus zu kommen. Mit Corona und Homeschooling sind wir eh viel zu Hause gewesen.« Umso motivierter schwingen beide die Spaten. Und wie die beiden geraten auch viele andere schnell ins Schwitzen. Als sich der Nebel lichtet und die Sonne wie im Altweibersommer vom Himmel scheint, fliegen nicht nur bei den beiden Jacken, Schals und Mützen auf den ­Boden. Mit Eifer ist auch der »Vilsheimer Bienenschwarm« dabei, die BN-Kindergruppe. Sie pflanzen am Waldrand und am angrenzenden Spielplatz Sträucher an.

NEUNTÖTER UND SCHLEIEREULE FINDEN WIEDER EIN ZUHAUSE In der Mittagspause treffe ich Paul wieder. Das Areal ist gut drei Hektar groß, die Helferinnen und Helfer sind in alle Himmelsrichtungen verstreut. Wie viele Bäume er wohl schon in seinem Leben gepflanzt hat? »Keine Ahnung«, sagt er. »Eine Zahl zu nennen ist schwierig. Ich bin seit gut 30 Jahren bei Pflanzaktionen dabei. Da kommt schon einiges zusammen.« Ich bin beeindruckt. Paul zuckt mit den Schultern. »Mir bleibt auch gar nichts

Wer braucht da noch eine Jacke? Beim Pflanzen der Bäume ist nicht nur diesen zwei Helfern recht warm geworden.

anderes übrig. Das da vorne ist mein großer Bruder«, sagt er schmunzelnd und deutet auf Johannes Selmansberger, der vor 37 Jahren die BN-Ortsgruppe gegründet hat und sie seitdem als Vorsitzender leitet. Die Aktiven kümmern sich nicht nur um viele Blühflächen, wo seltene Wildbienen wie Hosenbiene oder Gruben­ hummel Lebensraum finden, ihnen ist Johannes Selmansberger es auch zu verdanken, dass Schleier­ eulen und Falken wieder durchs Vilstal fliegen. Die Ortsgruppe hat bereits viele Nistkästen in Scheunen und Kirchtürmen angebracht und sie werden dankend angenommen. »Vor 40 Jahren gab es so gut wie keine Schleiereulen mehr bei uns, jetzt haben wir schon mal drei Bruten in einem Jahr«, freut sich Selmans­ berger. Auf tierischen Zuwachs auf diesem Areal, auf dem wir stehen, hofft auch der BN-Ortsgruppenleiter. Erst im Sommer habe man hier eine Blumenwiese mit zwei Hektar angelegt, die vielen Insekten und Kleinlebewesen als Lebensraum dient. Mit ihnen sollen auch Vögel wie der Neuntöter eine neue Heimat finden. »In vielen anderen Biotopen hat er sich angesiedelt. Deshalb hoffen wir, dass er auch hierherkommt«, sagt Johannes Selmansberger und lässt seinen Blick über das Gelände schweifen. Das heute gestaltete Areal vergrößert nicht nur der Lebensraum für Wild­ tiere, es verbindet zudem naturnahe Flächen. Auch deshalb ist der BN-Ortsgruppenvorsitzende zuversichtlich: »Der Neuntöter kommt, da bin ich mir sicher.« Claudia Rothhammer


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Porträt

IM PORTRÄT

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NATURSCHUTZ MIT DEM LAPTOP t Fo

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Kathrin Hartmann zählt zu den renommiertesten deutschen Journalistinnen, die über Raubbau und Greenwashing berichten. Wie bei vielen Menschen, die gegen die Zerstörung der Natur eintreten, wurzelt auch ihr Engagement in einer Kindheit mit viel »draußen sein«.

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ufgewachsen ist die Journalistin in Bayerisch-Schwaben bei Weißenhorn. »Wir haben am Waldrand gewohnt«, berichtet sie. »Mit meinem Vater bin ich viel in die Natur gegangen, er hat mir Pflanzen, Bäume und Vögel erklärt.« Die Familie hatte einen Gemüsegarten. »Den habe ich mit Begeisterung bestellt.« Doch dann, da war Kathrin Hartmann 14 Jahre alt, geschah 1986 der Reaktorunfall in Tschernobyl. »Meine Radieschen hatten gerade zu sprießen begonnen«, erinnert sie sich. Ihr Elternhaus lag in der Fall­ out-Zone, also der Region, in der die gemessene Radioaktivität so hoch war, dass alles, was die Menschen dort angebaut hatten, weggeworfen werden musste. »Unser halber Garten wurde abgegraben«, sagt Kathrin Hartmann. Dieses Erlebnis habe sie geängstigt – aber auch ermutigt, gegen Missstände aufzubegehren. Mit 16 Jahren demons­ trier­te sie gegen eine geplante Müllverbrennungsanlage. »Ich habe Plakate gemalt und Flyer verteilt«, berichtet sie. Die Anlage wurde gebaut. Trotzdem: Kathrin Hartmann hatte als Teenager erfahren, was es heißt, politisch aktiv zu werden und für ihre Überzeugung einzutreten.

Die naturverschlingenden Geschäftsmodelle von Großkonzernen zu analysieren und ihre Schönfärbereien auseinanderzunehmen, ist das Feld, das sie heute als Autorin beackert. Ihre Rechercheergeb­ nisse münden in gesellschafts- und kapitalismuskritischen Sachbüchern. Ihren inneren Antrieb beschreibt sie so: »Ich kann es nicht leiden, wenn Ungerechtigkeiten verschleiert oder sogar gerechtfertigt werden.« Die ökologische Krise denkt sie dabei immer mit sozialen Missständen zusammen.

UNBEQUEME WAHRHEITEN, SPANNEND ERKLÄRT In ihrem ersten Buch, »Ende der Märchenstunde« entlarvt sie pseudo-ökologischen Konsum als Lifestyle-Trend für Besserverdiener. In »Wir müssen leider draußen bleiben« beleuchtete sie das Phänomen der Armut in einer Wachstumsgesellschaft. In den Titeln »Aus kontrolliertem Raubbau«, »Die Grüne Lüge« und »Grüner wird’s nicht« dröselte sie die Zusammenhänge zwischen neoliberaler Ideologie und einer heißer werdenden Welt auf. Die darin geschilderten Wahrheiten sind unbequem. Dennoch lesen sich ihre Bücher

superspannend. Hartmanns Markenzeichen sind ihr reportageartiger Stil, eine spitze Feder und eine Fülle an Beweisen. Sie ist schon bis nach Bangladesch, Indonesien und in die Mongolei gereist, um Fakten vor Ort zu recherchieren und lokale Umweltaktivisten zu treffen. Gerade liegt eine neue Recherche in Osteuropa hinter ihr: über illegalen Welpenhandel, Straßenhunde und den Haustier-Boom im Lockdown, der für viele Hunde schon im Tierheim endete. Wer mit Kathrin Hartmann spricht, fällt schnell auf: Sie lacht oft. Ein perlendes, belustigtes Lachen. Zwischen sich und dem Düsteren, das sie recherchiert, stellt sie ihren Humor. Eines hat sie nämlich für sich beschlossen: »Ich lass mir doch nicht von irgendwelchen Großkonzernen meine Lebenslust nehmen!« Die Kraft dafür ziehe sie aus dem großen Solidaritätsgefühl zwischen jenen, die sich weltweit für eine fairere Welt einsetzen. Ihr großer Respekt gilt den Indigenen, die Widerstand leisten gegen die Zerstörung der Regenwälder. »Die sind deutlich mutiger als ich!«, sagt sie. Margarete Moulin


AUSSTELLUNG GESUCHT? Ausstellungen sind eine ideale Möglichkeit, um Menschen im Vorübergehen zu erreichen. Schöne Bilder, kurze Texte, Denkanstöße und Alltagstipps – all das findet sich auf den einfach aufzubauenden Ausstellungen des BN. Dass eine ausgewachsene Buche bis zu 370 Liter Sauerstoff pro Stunde produziert, also jeden Tag so viel wie etwa 50 Menschen zum Atmen brauchen, kann man en passant erfahren. Die beiden Gartenausstellungen ebenso wie Ausstellung »Stadtbäume« rücken dieses Thema ins

rechte Licht. Aber auch zu Tiergruppen wie Libellen und Hummeln, Amphibien oder dem Wolf informieren die Ausstellungen Be­su­cher*­in­nen jeden Alters. Ob in der Schulaula, in einem Schaufenster oder im Foyer des Seniorenheimes, ein Platz für die sogenannten Rollups lässt sich finden. Wie der Name schon sagt: ausrollen, hinstellen, fertig. Ein besonderes Förder-Angebot gilt für die Mitmachausstellung »Die großen Vier – vom Umgang mit Bär, Wolf und Luchs« (im Bild).

Foto: Jim Busch

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Für mehr Infos Mitmachausstellung »Die großen Vier«: Sonja Kreil, sonja.kreil@bund-naturschutz.de Andere Ausstellungen: Anja Kossa, anja.kossa@bund-naturschutz.de www.bund-naturschutz.de/umweltbildung/ausstellungen

UMWELTBILDUNG? AUSGEZEICHNET! Schon seit vielen Jahren ist der BUND Naturschutz in Sachen Umweltbildung aktiv. Im Dezember gab es dafür eine Auszeichnung: Das Netzwerk Qualitätssiegel »Umweltbildung.Bayern«, an dem auch der BN beteiligt ist, wurde vom deutschen Bildungsministerium und der deutschen UNESCO-Kommission geehrt. Die Auszeichnung für den Bereich »Bildung für nachhaltige Entwicklung« ging an 29 Akteur*innen, darunter auch »Umweltbildung.Bayern«. Das Qualitätssiegel steht seit 2006 für eine qualitativ hochwertige Umweltbildung in Bayern. Aktuell führen 149 Einrichtungen, Netzwerke und selbstständig

Tätige das Siegel. Für Vergabe und Weiterentwicklung des Qualitätssiegels ist die Steuerungsgruppe »Kernteam Umweltbildung.Bayern« zuständig. In diesem Gremium haben sich staatliche und nichtstaatliche Institutionen unter der Federführung des Bayerischen Umweltministeriums zusammengeschlossen. Aktuell sind 18 Kreisgruppen und Öko­ stationen sowie das FÖJ-Referat der JBN mit dem Qualitätssiegel Umweltbildung. Bayern ausgezeichnet, viele davon mehrfach. Glückwunsch an alle ausgezeichneten BN-Gruppen!

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Mehr zum Thema www.bund-naturschutz.de/­ umweltbildung

URLAUB & FREIZEIT

Bildung 53

TERMINE ARTENKENNER VON MORGEN Nicht nur viele Arten, auch Arten­ kenner*innen sind vom Aussterben bedroht! Deshalb bietet die JBN in diesem Jahr Biodiversitäts-Camps an. Hier können Kinder und Jugendliche gemeinsam verschiedene Lebensräume erkunden, Spannendes und Erstaunliches über unterschiedliche Artengruppen erfahren und Schutzmaßnahmen kennen­ lernen. Natürlich steht nicht nur Artenkenntnis auf der Agenda, sondern auch jede Menge Spaß beim Spuren suchen, Feuer machen, im See baden, wandern und anderen Aktivitäten.

Illustration: Jemastock/AdobeStock

BILDUNG ­­

4 Termine, 4 Orte, 4 Lebensräume • Ammersee: 19. – 22. April 2022 in Wartaweil (Wasser-)Vögel, Amphibien und Frühjahrsblüher • Frankenwald: 7. – 10. Juni 2022 in Mitwitz Insekten, Vögel und Pflanzen • Allgäu: 13. – 16. Juni 2022 nähe Sonthofen Alpenpflanzen und Insekten • Bayerischer Wald: 23. – 26. August 2022 im Wildniscamp Pilze, Tierspuren und Käfer Betreute Camps für Kinder und ­Jugendliche von 10 bis 18 Jahren 65 Euro (55 Euro Mitglieder)

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Anmeldung info@jbn.de

menarbeit mit der Dieses Angebot entsteht in Zusam z und Landschafts­Bayerischen Akademie für Naturschut Staatsministerium für pflege und wird vom Bayerischen gefördert. Umwelt- und Verbraucherschutz

Foto: Swadzba/Fotolia

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nicht absehbar, ob alle Es war bei Drucklegung lant durchgeführt gep wie ote geb san Bildung fen Sie daher einen wer Bitte . nen kön werden eite. Dort finden Sie die Blick auf die Termines z Bayern: gan für gen ltun nsta Vera tz.de/termine www.bund-naturschu www.jbn.de/termine BN-Ökostationen könÜber die Angebote der ren: www.bund-naturnen Sie sich hier informie ng/oekostationen schutz.de/umweltbildu


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BN AKTIV + NAH

Schwaben

NATURNOTIZEN AUS SCHWABEN

Mit einer Mahnwache in Gundremmingen e ­ rinnerten die Günzburger BN-Aktiven am Silvestertag 2021 an das strahlende Erbe des AKW.

KREISGRUPPE GÜNZBURG

LANGER SCHATTEN DER ATOMKRAFT Das Atomkraftwerk Gundremmingen war Anlass für die Gründung der BN-Kreisgruppe Günzburg. Ende 2021 wurde der letzte Block endlich abgeschaltet. Doch das strahlende Erbe bleibt.

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ber Jahrzehnte kämpfte der BUND Naturschutz gemeinsam mit vielen Partnern für das sofortige Abschalten der bayerischen Atomkraftwerke. Am Standort Gundremmingen wurde mit den Blöcken B und C Deutschlands größtes Atomkraftwerk betrieben. Daneben steht noch die Ruine des Blocks A. Dieser wurde nach einem schwerwiegenden Unfall 1977, der den Reaktor flutete, aufgegeben. Die Geschichte der Kreisgruppe Günzburg ist eng mit dem AKW verknüpft: Rechtsanwalt Karsten Schultz-Ninow klagte bereits in den 1970er Jahren gegen die Inbetriebnahme der Blöcke B und C und wurde Anfang 1977 zum ersten Vorsitzenden der Kreisgruppe gewählt, ein Amt, das er mit einer Unterbrechung durch Rita Jubt erst 2021

weitergab. In den vergangenen Jahrzehnten folgten Großdemonstrationen, Einwendungen in weiteren Genehmigungsverfahren, Klagen und Landtagspetitionen. Heute ist das Ende der Atomkraft gesellschaftlicher Konsens und die Abschaltung des AKW ein Tag der Freude. Doch das strahlende Erbe Gundremmingens bleibt der Menschheit noch über eine Million Jahre erhalten. Auf dem Areal des AKW steht seit 2004 Deutschlands größtes »Zwischenlager«. Obwohl die Genehmigung dafür 2046 ausläuft, ist davon auszugehen, dass der Atommüll dort noch weit darüber hinaus liegen bleibt. Denn ein Standort für ein Endlager ist nach wie vor nicht in Sicht. Thomas Frey (as)

Bayerische Staatsregierung auf, endlich die Staudenbahn von Augsburg in den Naturpark »Westliche Wälder« zu reaktivieren. BN-Aktive aus den Anliegergemeinden warben dafür am bundesweiten Mobilitätsaktionswochenende im Oktober 2021 (siehe Foto). Pendler und Erholungssuchende würden von dem klimafreund­ lichen ÖPNV-Angebot profitieren. Doch trotz Absichtserklärungen wartet die Region seit Jahren auf die Umsetzung.

Foto: Diana Hammerl

Foto: Thomas Frey

STAUDENBAHN: Der BN fordert die

MOORSCHUTZ I: Gleich 14 Gräben entwässerten das etwa 15 Hektar große »Großmoos«, ein Hochmoor in Privatbesitz nahe Immenstadt. Im Herbst 2021 gelang es der BN-Kreisgruppe Kempten-­ Oberallgäu, die Gräben mit 21 Staudämmen zu schließen. 30 JBN-Aktive halfen bei dem Moor-Renaturierungsprojekt, das durch das Klimaprogramm Bayern 2050 gefördert wird. So werden die Zersetzung des Moores und der damit verbundene Ausstoß von Klimagasen gestoppt.

MOORSCHUTZ II: Mit der geplanten Ortsumfahrung Mühlhausen im Landkreis Aichach-Friedberg würde ein Niedermoorgebiet zerstört, das aktuell noch Brutplatz von über zehn Kiebitzpaaren ist. Der BN hat auf dem Erörterungstermin im November 2021 erneut darauf hingewiesen, dass solche Projekte den bayerischen ­Klimaschutz- und Artenschutzzielen diametral entgegenstehen. IHR ANSPRECHPARTNER Schwaben: Thomas Frey Tel. 0 89 / 54 82 98-64 thomas.frey@bund-naturschutz.de


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BN AKTIV + NAH

Oberbayern 55

NATURNOTIZEN AUS OBERBAYERN

Der aufgegebene Militärflugplatz Penzing ist als Standort für die Halbleiterherstellung im Gespräch – und hoch umstritten.

KREISGRUPPE LANDSBERG AM LECH

FRAGWÜRDIGE CHIPFABRIK Auf dem ehemaligen Militärflughafen Landsberg-Penzing könnte eine gigantische Halb­ leiterproduktion entstehen. Im Dezember 2021 appellierte der BUND Naturschutz an Chiphersteller Intel, Penzing als Standort aufzugeben.

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er Konzern plant die Ansiedlung einer 500 Hektar großen Chipfabrik in Europa und will dafür 80 Milliarden Euro investieren. In Deutschland ist neben Dresden und Magdeburg auch der frühere Fliegerhorst Penzing im Rennen um den Zuschlag. Doch dieser deckt nur gut die Hälfte des Flächenbedarfs, zusätzlich würden weitere 230 Hektar landwirtschaftliche Flächen benötigt. Insgesamt wäre die Penzinger Fabrik mit ihren acht Fertigungs­ linien dann fast sechsmal so groß wie die 4000-Seelengemeinde selbst. Zudem sind um die 100 Hektar des Flugplatzes nach dem Volksbegehren »Rettet die Bienen« gesetzlich geschützte Biotope. Ihre Zerstörung ließe sich in diesem Umfang keinesfalls ausgleichen. Trotz der grundsätzlichen Chancen, die die Ansiedlung von Hochtechnologie bie-

tet, ist die Region nach Ansicht des BUND Naturschutz für eine Mega-Chipfabrik denkbar ungeeignet. Und dies nicht nur aus Gründen des Natur- und Landschaftsschutzes: Das Vorhaben würde auch die Probleme Landsbergs in der überhitzten Metropolregion München weiter verschärfen, von Fachkräftemangel und rasantem Bevölkerungszuwachs über steigende Miet- und Bodenpreise bis zu negativen Folgen für Verkehrsentwick­ lung und Wasserversorgung. Der BUND Naturschutz fordert Intel deshalb auf, seine Standortwahl nach gesellschaftlichen und ökologischen Kriterien auszurichten. Annemarie Räder (as)

am denkmalgeschützten Luitpoldwehr in Bad Reichenhall (siehe Foto) ist vorerst vom Tisch – nach einer Klage von BN-­ Kreis­gruppe und Landesfischereiverband Bayern hob das Landratsamt Berchtesgaden im November 2021 seine Genehmigung aus dem Vorjahr wieder auf. Das neuartige Schachtkraftwerk sollte in einer Restwasserstrecke der Saalach entstehen. Obwohl selbst das Wasserwirtschaftsamt Zweifel hatte, wurde das Vorhaben des Trägers Pro Naturstrom be­ willigt. Auf die Klage hin versuchte das Landratsamt, mit einem ergänzenden Verfahren Mängel bei der Prüfung des Eingriffs und seiner Auswirkungen insbesondere auf die Fischfauna zu beseitigen. Dieses Vorgehen kritisierten die Richter*innen des Verwaltungsgerichts München noch vor dem Urteil und brachten das Landratsamt so zur Rücknahme seiner Genehmigung. Ob der Träger einen erneuten Versuch wagen wird, ist unklar.

Foto: Rita Poser

Foto: Peter Satzger

ERFOLG: Das geplante Wasserkraftwerk

WECHSEL: Nach 28 Jahren im Vorstand der BN-Kreisgruppe Rosenheim, davon zehn als Vorsitzender, gab Peter Kasper­ czyk Ende Oktober 2021 sein Amt ab. Auch Gerti Knopp stellte ihr Amt nach 20 Jahren zur Verfügung. Auf der Jahreshauptversammlung der Kreisgruppe wurden beide vom BN-Landesvorsitzenden Richard Mergner für ihr Engagement geehrt. Neu gewählt wurden Rainer Auer als Vorsitzender und Andrea Wauer und Steffen Storandt als Stellvertreter. IHRE ANSPRECHPARTNERIN

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Weitere Infos https://landsberg.bund-naturschutz.de/ petition-intel/infos-zu-intel

Oberbayern: Annemarie Räder Tel. 0 89/54 83 01 14 annemarie.raeder@bund-naturschutz.de


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BN AKTIV + NAH

Unterfranken

NATURNOTIZEN AUS UNTERFRANKEN

Foto: Steffen Jodl

NACHFOLGE: Nach 32 hochengagierten Jahren als Geschäftsstellenleiterin der BN-Kreisgruppe Schweinfurt wurde Micaela Steinbach zum 31. Oktober 2021 in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet. Ihr großer Erfahrungsschatz und umfassendes Detailwissen zeichneten ihre Arbeit aus. Nachfolger ist Richard Lindner, der schon in Würzburg hauptamtlich aktiv war und nun die Geschäftsstelle in Schweinfurt übernimmt.

Biolandwirt Dietmar May erläutert die Vorteile eines humusreichen Bodens.

Die Klimakrise wird in Unterfranken greifbar: Wälder und Feldfrüchte vertrocknen, der ­Grundwasserstand sinkt, Starkregen schwemmen fruchtbaren Boden von den Äckern. Die Biolandwirtschaft kann hier Abhilfe schaffen.

W

ie das genau funktioniert, darüber informierte sich der Arbeitskreis »Klimahotspot Unterfranken« des BUND Naturschutz im Herbst vor Ort. Es ist November, feuchtkaltes Wetter. Dietmar May, Biobauer in der Rhön, leert seine Gießkanne auf einer kleinen Stelle seines Ackers aus: »Das sind nun umgerechnet 100 Liter auf den Quadratmeter und alles versickert problemlos.« Die Mitglieder des BN-Arbeitskreises sind begeistert von der hohen Wasseraufnahmefähigkeit des Bioackers. Humusaufbau ist das Stichwort, erklären der Ökolandwirt und Dr. Maike Hamacher, Projektmanagerin der Ökomodellregion Rhön-­ Grabfeld. Die beiden Expert*innen erläutern den BN-Aktiven, warum humus-

reiche Böden mehr wertvolles Regenwasser zurückhalten und so gleichzeitig Ero­ sion und Wassermangel – beides Folgen des Klimawandels – mindern können. Humus ist die unbelebte organische Substanz des Bodens. Sie entsteht durch die Zersetzung von Pflanzenresten und sorgt für eine krümelige Struktur und Hohlräume im Boden. So kann Wasser gut eindringen und gespeichert werden. In der ökologischen Landwirtschaft wird viel Wert auf Humusaufbau und einen pfleglichen Umgang mit den Böden gelegt. Eine Praxis, die nach Meinung der AK-Mitglieder bei allen bäuerlichen Betrieben Schule machen sollte. Steffen Jodl (ht)

MÜLL: Um der Vermüllung der Landschaft entgegenzuwirken, hat der BN Main-Spessart die Aktion »FESU – Für eine saubere Umwelt gestartet«: Hinweisschilder an neuralgischen Stellen bitten mal ernst, mal humorvoll darum, keinen Müll in der Natur zu hinterlassen. Die Beschriftung des PEFC-zertifizierten Eichenholzes erfolgt über eine Lasergravur. So entstanden etwa Schilder mit der Aufschrift »Wer fachgerecht bauen kann, kann auch fachgerecht Schutt entsorgen«. Eine tolle Idee – zum Nachmachen geeignet! Weitere Infos: www.main-spessart. bund-naturschutz.de/ fesu er Foto: Erwin Schein

HUMUSAUFBAU VERBESSERT DEN WASSERHAUSHALT

Foto: F. Steinbach

BN-ARBEITSKREIS KLIMAHOTSPOT

IHR ANSPRECHPARTNER Unterfranken: Steffen Jodl Tel. 01 60/5 61 13 41 steffen.jodl@bund-naturschutz.de


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BN AKTIV + NAH

Mittelfranken 57

NATURNOTIZEN AUS MITTELFRANKEN

Foto: Bianca und Thomas-Pircher

STEINBRUCH: Die Firma Stein- und Schotterwerke Weißenburg will ihren etwa 70 Hektar großen Kalksteinbruch um 35 Hektar erweitern. Die dafür im Weißenburger Stadtwald geplanten Rodungen sind klimaschädlich und gefährden das Trinkwasser von Weißenburg. Der bestehende Steinbruch hat bereits eine Trinkwasserquelle Weißenburgs beeinträchtigt, das Wasser wurde trüb. Nun würde eine weitere, derzeit ungenutzte Quelle gefährdet, wie Gutachten zeigen. Das ist in Zeiten des Klimawandels nicht hinnehmbar.

Gerettet: Flechtenkiefernwald bei Altdorf

KREISGRUPPE NÜRNBERGER LAND

Umweltbewegte im Landkreis Nürnberger Land haben innerhalb kurzer Zeit einen im Nürnberger Reichswald geplanten Sandabbau gekippt.

M

itte April 2021 war bekannt geworden, dass die Firma Bamberger Sand- und Kiesbaggerei aus Geiselwind im Lorenzer Reichswald bei Altdorf Sand abbauen will. In den kommenden 35 Jahren sollten etwa 50 Hektar Wald gerodet werden, um Quarzsand abzubauen. Entsetzte Bürgerinnen und Bürger rea­ gier­ten mit Infoständen, Einwendungen, Protestaktionen und einer Bürgerversammlung. Eine Petition auf »open peti­ tion« erzielte 5603 Unterschriften, davon 3244 aus dem Landkreis Nürnberger Land. Auch die Unterschriftensammlung des BUND Naturschutz im Raumordnungsverfahren erbrachte innerhalb kürzester Zeit 5686 ablehnende Einwendungen. Die landesplanerische Beurteilung der Regierung von Mittelfranken fiel schließlich klar negativ aus, was nicht oft vorkommt.

Der BN lehnte die Planungen ab, weil sie zu einem erheblichen Eingriff in das europäische Vogelschutzgebiet Nürnberger Reichswald geführt hätten. Darüber hinaus handelt es sich bei dem bedrohten Wald um Bannwald, bei dem der Wald­ erhalt Vorrang vor anderen Nutzungen genießt. Ein Großteil der Fläche ist außerdem als Flechtenkiefernwald geschützt. Weiterhin war eine Beeinträchtigung des benachbarten Naturdenkmals Röthenbachklamm zu befürchten. Ein schöner Erfolg, den Freundinnen und Freunde der Natur aus Altdorf mit kräftiger Unterstützung ihres Bürgermeisters gemeinsam mit der Bürgerinitiative »Nein zum Sandabbau bei Altdorf – Rettet den Röthenbacher Wald« und der BN-­ Ortsgruppe Altdorf/Winkelhaid errungen haben. Tom Konopka (ht)

Foto: Christoph Bosch

FLECHTENKIEFERNWALD GERETTET

RODUNGEN: Ende des vergangenen Jahres hat das Bergamt Nordbayern die Erweiterung des Sandabbaus Seelach bei Diepersdorf genehmigt. Die Erweiterung wird zu klimaschädlichen Rodungen im Nürnberger Reichswald führen und seltene Arten wie den geschützten Eisvogel gefährden. Der BN hatte sich bereits im Juli 2021 schriftlich an Ministerpräsident Markus Söder, Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber und Umweltminister Thorsten Glauber gewandt, um den Eingriff zu verhindern. Die Antworten waren nichtssagend. Der BN-Landesvorsitzende Richard Mergner ist enttäuscht: »Die vollmundigen Aussagen von Ministerpräsident Söder zum Klimaschutz sind wertlos, wenn die Praxis so aussieht.« IHR ANSPRECHPARTNER Mittelfranken: Tom Konopka Tel. 09 11/ 8 18 78-24 tom.konopka@bund-naturschutz.de


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BN AKTIV + NAH

Niederbayern

NATURNOTIZEN AUS NIEDERBAYERN

Bei der Enthüllung der Jubiläumsstele: Kathy Mühlebach-Sturm, Vorsitzende der ­BN-Kreisgruppe Landshut, und der frühere BN-Landesvorsitzende Prof. Dr. Hubert Weiger

KREISGRUPPE LANDSHUT

GEBURTSTAGSFEIER FÜR DIE NATUR Mit einem Festakt feierten die Stadt Landshut und die BN-Kreisgruppe das zwanzigjährige Jubiläum des Naturschutzgebiets »Ehemaliger Standortübungsplatz Landshut mit Isarleite«.

B

N-Ehrenvorsitzender Hubert Weiger würdigte bei der Veranstaltung vor allem das Engagement des langjährigen Kreisvorsitzenden Paul Riederer. Seit 1968 hatte er den Tier- und Pflanzenbestand auf dem Truppenübungsplatz dokumentiert und zusammen mit der Bundeswehr die Neuanlage und Pflege von Biotopen koordiniert. Durch diese Vorarbeit konnte das Gelände schon 2001 als Naturschutzgebiet ausgewiesen werden, nur sieben Jahre nach Aufgabe des militärischen Standorts. Riederer und die damaligen Verantwortlichen in der Politik, Altoberbürgermeister Josef Deimer und Regierungspräsident Dr. Walter Zitzelsberger, wurden für ihre Verdienste auf einer neuen Stele zum zwanzigjährigen Bestehen des Schutzgebiets geehrt.

Heute ist das 280 Hektar große Areal am östlichen Stadtrand ein beliebtes Nah­ erholungsgebiet und wichtiger Bestandteil der Biotopverbundachse Isartal, mit drei unterschiedlichen Landschaftsformen: Die karge Schotterheide der Ochsen­ au bietet mit ihren Tümpeln Amphibien Lebensraum, die feuchten Hangwälder der Isarleite sind mit Kalktuffquellen durchsetzt und das sonnige, magere Hügelland wird im Sommer mit 300 Merinoschafen beweidet. Dieses Mosaik an Lebensräumen sorgt für außergewöhnlichen Artenreichtum: Nachgewiesen wurden bisher 430 Pflanzenarten, 200 Wildbienenarten und zwölf der 19 heimischen Amphibienarten – nirgendwo in Deutschland gibt es so viele Gelbbauchunken wie hier. Rita Rott (as)

pingplatz« am Freilichtmuseum Finsterau im Landkreis Freyung-Grafenau wird es auch weiter nicht geben. »Ein Sieg für die wunderschöne Wiesenlandschaft!«, sagt Antje Laux vom Vorstand der BN-Kreisgruppe Freyung-Grafenau, die sich im Sommer 2021 vehement gegen das Vorhaben ausgesprochen hatte. Betroffen gewesen wäre eine artenreiche Bergwiese im oberen Reschbachtal, im FFH-Gebiet Ilz-Talsystem. Das Gebiet ist Transit­ strecke für Schmetterlinge wie den Bläuling und ein Biotop für die geschützte Kreuzotter. Die Fläche soll künftig auch für Wiesenbrüter aufgewertet werden. Foto: Christiane Grapentin

Foto: Heini Inkoferer

WIESE BLEIBT: Einen »Natur-Cam-

ONLINE-KONGRESS: Auch der 30. Donaukongress der BN-Kreisgruppe Deggendorf fand Ende November wieder digital statt, diesmal zum Thema »Hochwasser- und Bodenschutz in der Fläche«. Die Beiträge befassten sich mit dezentralen Ansätzen für Hochwasserschutz und Dürreprävention, auch vor dem Hintergrund des Klimawandels, unter anderem am Beispiel der Initiative »boden:ständig« und des Talauenprojekts im südlichen Steigerwald. »Dezentrale Maßnahmen können im Hochwasserschutz viel erreichen«, sagt Georg Kestel, Landschafts­ ökologe und Vorsitzender der Kreisgruppe. Infos zum Kongress sowie die Präsentationen sind abrufbar unter: www.deggendorf.bund-naturschutz.de/ donau/donaukongress-2021 IHRE ANSPRECHPARTNERIN Niederbayern: Rita Rott Tel. 0 89 /54 83 01 12 rita.rott@bund-naturschutz.de


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BN AKTIV + NAH

Oberfranken 59

NATURNOTIZEN AUS OBERFRANKEN

Foto: Alwin Geyer

ERFINDUNG: Die BN-Ortsgruppe Fran-

Gigantischer Eingriff: die Umfahrung bei Stadtsteinach am ehemaligen Hochofen

kenwald-Ost bietet regelmäßig kostenlose Sensenkurse an. Diese sind stark nachgefragt und bestätigen damit den Trend hin zur naturnahen Pflege der eigenen Wiesen- und Blühflächen. An den sieben Veranstaltungen zwischen September 2020 und Juli 2021 beteiligten sich 95 Personen! Der Sensenexperte Leonhard Crasser hat nun extra für die Ortsgruppe den »DengelFiX«, einen zusammenklappbaren und stabilen Dengelbock, entwickelt (siehe Bild). Wer an einem Sensenund Dengelkurs oder am DengelFiX interessiert ist, wendet sich bitte an frankenwald-ost@bund-naturschutz.de.

KREISGRUPPE KULMBACH

Ende 2021 wurde die Umfahrung Stadtsteinach freigegeben. Sie ist der vorläufige Höhepunkt einer beispiellosen Straßenbauorgie.

S

tadtsteinach ist die dritte Umfahrung im Landkreis Kulmbach binnen drei Jahren. Gesamtbilanz: 10,5 Kilometer neue Straßen, 14 neue Brücken, 116,6 Millionen Euro Kosten. In Planung ist die Umfahrung Kauerndorf, zusätzliche Kosten: 90,1 Millionen Euro. Die Naturzerstörung ist enorm: Der Landverbrauch für die Umfahrung Stadtstein­ ach dürfte bei etwa 15 Hektar liegen. Er umfasst Ackerland, Wälder, Feldgehölze, alte Obstbäume und Hecken. Eingriffe fanden in FFH-Gebieten ebenso wie in Feuchtgebieten statt. Der BUND Naturschutz fordert, solche Straßenbauorgien zu beenden und stattdessen endlich in den öffentlichen Personennahverkehr, vor allem in die Bahn, zu investieren. So verlangen die BN-Aktiven seit Jahren vergebens die Elektrifizierung

der Oberfrankenachse und die Anbindung von Kulmbach an den Verkehrsverbund Großraum Nürnberg. Eine schnelle Radwegeverbindung zwischen Kulmbach und Bayreuth wird ebenfalls schon lange diskutiert. Mit den neuen Umfahrungen sollen Anwohner verkehrsreicher Straßen entlastet und Kulmbach besser an das Autobahnnetz angebunden werden. Aber: Neue Straßen erzeugen zusätzlichen Kfz-Verkehr! Außerdem werden sich die größten Probleme wohl nur örtlich verschieben. »Nach der Beseitigung des Nadelöhrs in Stadtsteinach werden die Seibelsdorfer und Marktrodacher die nächsten Betroffenen sein«, befürchtet Alwin Geyer, Vorsitzender der Ortsgruppe Stadtsteinach. Alwin Geyer (tk/ht)

Foto: Leonhard Crasser

LANDKREIS IM BAURAUSCH

NEUWAHL: Christine Neubauer ist die neue Vorsitzende der Kreisgruppe Kronach. Im Oktober 2021 übergab ihr Dr. Elisabeth Hofmann nach langjähriger Tätigkeit das Amt. Elisabeth Hofmann war Delegierte der Kreisgruppe Kronach, Kreisgruppenvorsitzende und BUND-Delegierte des BN. In ihrer Zeit führte sie nicht nur tolle Umweltbildungsprojekte wie die Stadtoase oder die jährlichen Fahrten in Nationalparke weiter. Sie feierte auch schöne Erfolge, wie die Verhinderung einer Feriensiedlung bei Steinwiesen und das Planungsende für die Umfahrung von Pressig. IHR ANSPRECHPARTNER Oberfranken: Tom Konopka Tel. 09 11/ 8 18 78-24 tom.konopka@bund-naturschutz.de


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BN AKTIV + NAH

Oberpfalz

NATURNOTIZEN AUS DER OBERPFALZ

Foto: Christian Stierstorfer

EHRUNG: Dr. Peter Streck wurde bei der

Durch die Planungen bedroht: die strukturreiche Landschaft des Teublitzer Weihergebiets

Jahreshauptversammlung im November 2021 einstimmig zum Ehrenvorsitzenden der BN-Kreisgruppe Regensburg gewählt (im Bild mit BN-Ehrenvorsitzendem Hubert Weiger und Ehefrau Janna Streck). In den vergangenen 43 Jahren war er erster oder stellvertretender Vorsitzender und hat sich mit außergewöhnlichem Einsatz um den Schutz von Natur und Umwelt in und um Regensburg verdient gemacht. Bereits vor drei Jahren ist seine gesammelte Rückschau als zweibändiges Werk in der Reihe »BUND Naturschutz-Forschung« erschienen.

KREISGRUPPE SCHWANDORF

Entgegen allen Bekenntnissen zu Klimaschutz und Verkehrswende dominiert in der Oberpfalz nach wie der Straßenbau. Jüngstes Beispiel: die geplante Umfahrung von Teublitz.

I

m November hat die Regierung der Oberpfalz die Öffentlichkeitsbeteiligung für das Großprojekt mit vier Varianten eingeleitet. Die Umweltauswirkungen wären bei jeder Variante äußerst schwerwiegend. So ist die von den Planern bevorzugte Trasse zehn Kilometer lang und zerschneidet ein Waldgebiet auf 2,5 Kilometern. Bei einem Flächenbedarf von insgesamt 31 Hektar ist mit einer Waldrodung von knapp zehn Hektar zu rechnen. Daneben sollen Biotope und Teiche überbaut sowie Trinkwasserschutzgebiete durchquert werden. Zusammen mit Bürgerinitiativen und dem LBV kritisiert der BUND Naturschutz,

dass hier mit »planerischen Scheuklappen« gearbeitet wird. So wurde bei der bisherigen Planung nicht berücksichtigt, dass es im betroffenen Gebiet Bestrebungen gibt, eine vorhandene Bahnlinie zu reaktivieren. Diese könnte von Burglengenfeld über Teublitz nach Maxhütte-Haidhof und sogar als Direktverbindung nach Regensburg führen und wäre damit für viele Pendler attraktiv. Der BN fordert eine umfassende Mobilitätsplanung für den südlichen Landkreis Schwandorf unter Berücksichtigung der Klimaschutzziele, anstatt überholte Planungsvorstellungen in die Zukunft fortzuschreiben. Reinhard Scheuerlein (ht)

Foto: Reinhard Scheuerlein

PLANUNG FÜR ZEITGEMÄSSE MOBILITÄT? FEHLANZEIGE ! SCHENKUNG:

Die BN-Kreisgruppe Cham konnte sich im Jahr 2021 über eine geschenkte Waldfläche freuen. Sie ist sechs Hektar groß und liegt im Landschaftsschutzgebiet Oberer Bayerischer Wald bei Schorndorf. Der von Nadelholz dominierte Bestand soll sich zu einem Naturwald entwickeln. Dazu ist geplant, die derzeit noch vorkommenden Fichten und Douglasien nach und nach zu reduzieren und auf natürliche Waldverjüngung zu setzen. Unterstützt von BN-Waldreferent Dr. Ralf Straußberger, erarbeitet BNKreis­vorstandsmitglied Christian Vogl dafür nun ein Konzept. IHR ANSPRECHPARTNER Oberpfalz: Reinhard Scheuerlein Tel. 09 11/ 8 18 78-13 reinhard.scheuerlein@ bund-naturschutz.de


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SERVICE 61

HEIMISCHE HÜLSENFRÜCHTE

Illustration: Ann-Kathrin Hahn/Das Illustrat

DIE ALLESKÖNNER Sie sind gut für unsere Gesundheit, für die Landwirtschaft und das Klima. Hülsenfrüchte aus h ­ eimischer Produktion sind die A ­ lternative zu Fleisch oder Soja aus dem Regenwald. ELISABETH ASSMANN Die Agrarbiologin betreut beim BN in Bad Kissingen das ­Bildungsprojekt »Das interessiert mich echt die Bohne«.

D

erzeit werden nur auf zwei Prozent unserer Äcker Hülsenfrüchte angebaut, das meiste davon als Viehfutter. Damit sich das ändert, muss die Agrarpolitik mehr Anreize schaffen. Hülsenfrüchte wie Ackerbohnen, Weiße Lupinen, Erbsen und Linsen sollten für unsere Ernährung wieder eine größere Rolle spielen. Weil sie gesund sind. Weil Soja und Co auf deutschen Äckern helfen, die Zerstörung des Regenwalds einzudämmen. Weil Hülsenfrüchte an ihren Wurzeln Stickstoff aus der Luft binden und damit den CO2-Ausstoß senken. Und weil sie eine nachhaltige Landwirtschaft fördern.

SELBER KOCHEN Hülsenfrüchte sind Powerpakete. Sie zählen zu den Pflanzen mit dem höchsten Eiweißgehalt, sättigen gut und sorgen dafür, dass der Blutzuckerspiegel nur langsam ansteigt. Ihre Ballast- und Inhaltsstoffe helfen zudem beim Abnehmen und sind gesund. Hülsenfrüchte sollten möglichst wenig verarbeitet und nicht als Fertigprodukt gegessen werden. Die Angst vor Blähungen ist meist unbegründet. Ein Tipp: Beginnen Sie damit, geschälte Linsen öfters auf den Tisch zu bringen. Und steigen Sie dann allmählich auf andere Hülsenfrüchte mit Schale um. Wichtig: lange einweichen! Der Aufwand fürs Kochen hält sich dann in Grenzen. Nach dem Weichkochen können Sie verschiedenste Gerichte zubereiten oder Portionen tiefgefrieren. Es muss übrigens nicht immer Bohneneintopf sein. So gibt es viele traditionelle Gerichte, die etwas in Vergessenheit geraten sind. Auch moderne Rezepte (für Falafel, Aufstriche etc.) bieten sich an, die einfach zu kochen sind, lecker schmecken und appetitlich aussehen. Probieren Sie es aus! Insider handeln Hülsenfrüchte schon lange als Trendfood.

NACHFRAGEN UND ANBAUEN Oft sind heimische Hülsenfrüchte nur in Hof- oder Unverpackt-­ Läden zu finden. Im Supermarkt dagegen stammen die meisten Hülsenfrüchte aus dem Ausland. Bitte unterstützen Sie unsere Landwirtschaft, indem Sie gezielt nach heimischen Produkten fragen. Oder bauen Sie selbst Hülsenfrüchte an. Denn die kommen im Garten auch mit der zunehmenden Trockenheit und Klimaerwärmung gut zurecht. Außerdem versorgen sie den Boden über ihre Wurzeln mit wertvollem Stickstoff aus der Luft. Sie müssen Ihre Bohnen und Erbsen auch nicht gleich zur Erntezeit verarbeiten. Getrocknet lassen sie sich länger lagern und bereichern so Ihren Winterspeiseplan. Indem wir mehr Hülsenfrüchte regional und ökologisch anbauen und häufiger in unserer Küche einsetzen, sind wir auf dem richtigen Weg zu einem möglichst klimaneutralen Konsum.

VIER TIPPS • Fragen Sie auf regionalen Einkaufsmärkten, in Bioläden und Bauernläden nach heimischen Hülsenfrüchten. Ist der Bedarf erkannt, entwickelt sich eine regionale und ökologische Wertschöpfung zum Vorteil derer, die nachhaltig wirtschaften. • Nutzen Sie Ihren Garten für den Anbau von Hülsenfrüchten. • Der Trend geht zum Essen in der Kantine. Auch dort darf die Vielfalt der Hülsenfrüchte nicht fehlen – zeigen Sie Ihr Interesse. • Stärken Sie die bestehenden Netzwerke zu Anbau und Vermarktung heimischer Hülsenfrüchte (demoneterbo, legunet) sowie zu Fortbildungen und Kochkursen für die Gastronomie und Privatpersonen (slowfood, BioBitte).

i

Mehr zum Thema ... unter bad-kissingen.bund-naturschutz.de (> Umweltbildung). Kochrezepte, Snacks und Produkte aus A ­ ckerbohne und Co: beanbeat.de, bohnikat.de, slowfood.de


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SERVICE

Leserbriefe

LESERBRIEFE 100 PROZENT ERNEUERBARE ENERGIEN Zum Titelthema »Energiewende« in N+U 4/2021 Die Überschrift lautet »100 Prozent Erneuerbare sind möglich«. Das bezweifle ich sehr, wenn ich die Zahlen für den benötigten Ausbau von Anlagen zum Beispiel auf die Stadt Freising umrechne. Das würde nämlich circa 40 Windräder bedeuten, für den Landkreis noch mal so viele. Wo? Diese Berechnungen zeigen endlich mal deutlich, wie unrealistisch die geforderte Energiewende ist, wenn nicht als wichtigste Grundlage die Einsparung in allen Bereichen erfolgt, gefördert bzw. erzwungen durch höhere Kosten und strengere Vorschriften. Leider sind die einfachen, schnell zu verwirklichenden Möglichkeiten wie Tempolimit innerorts und auf Autobahnen von der neuen Koalition fallen gelassen worden. Sehr enttäuschend! Ich bin wirklich kein Gegner der Erneuerbaren Energien, wir haben selbst seit 30 Jahren Photovoltaik und Solarthermie auf dem Dach und sind an Windkraftanlagen beteiligt. Maria Wittmann, Freising

Riesen-SUVs teuer und damit unattraktiv werden. Unsere Politiker haben in der Vergangenheit diese Besteuerung vermieden wie der Teufel das Weihwasser. Im Gegenteil: Die EU hat mit der Annahme, dass Strom keinen CO2-Ausstoß impliziert, ermöglicht, Monster-SUVs als Hybride bleischwer, aber für den Endverbraucher sehr günstig auf den Markt zu bringen. Wir brauchen nun mutige Politiker*innen in der neuen Bundesregierung ohne Angst vor Wählerstimmenverlusten, die diese Rahmenbedingungen neu gestalten. Die Einführung des Tempolimits auf Autobahnen wäre dabei ein längst fälliger und denkbar einfacher umzusetzender Schritt. Dr. Guido Mihatsch Professor für Automobilentwicklung an der Westfälischen Hochschule

DIGITAL UNTERWEGS Zum Ratgeber »Freie Software« in N+U 4/2021 Gut, dass der BN dieses Thema aufgreift. Ein Computer lässt sich aber bereits heute, ohne Verschärfung der gesetzlichen Vorgaben, länger nutzen, beispielsweise durch den Umstieg auf ein freies Linux-Betriebssystem oder einfache technische Aufrüstungen. Weitere Infos hierzu unter: www.computerspende-regensburg.de Johannes Hundshammer, Sinzing

Den neuen Forderungen stimme ich gerne zu. Aber die zur Energiewende bleibt wieder reduziert auf Wind und Sonne. Andere, noch praktischere, müssen dazu kommen: Geothermie, technische Minderung des Energieverbrauches, verbunden mit Rückgewinnung, etwa Wärme aus Abwasser. Bioenergie, allerdings ohne mehr Agrarindustrie zum Anbau von Mais und Raps. Im Meer lassen sich Wolken- und Gezeitenkraftwerke kombinieren mit Offshore-Windraftanlagen. Eine Revolution kann ich noch nicht erkennen. Dr. Jürgen Heinrichs, Hamburg

BRAUCHEN POLITISCHE RAHMEN­ BEDINGUNGEN! Foto: JBN

Zum Beitrag »Protest bei BMW« in N+U 3/2021 Natürlich liegt es nahe, die Hersteller für den Bau unsinnig großer und umweltschädlicher SUVs zu kritisieren. Ich halte es jedoch für illusorisch, damit eine Änderung herbeizuführen. Alle Automobilhersteller haben die Gewinnmaximierung als oberstes Ziel. Würde ein Unternehmen sich aus moralischen Gründen selbst einschränken, würden andere Hersteller die entstandene Verkaufslücke mit Freude schließen. Es gibt eine Lösung und die ist geradezu trivial: Der Gesetzgeber muss geeignete Rahmenbedingungen schaffen, durch die

UNZEITGEMÄSSE PLANUNG Zum Bericht über das Mitgliedervotum über den Ausbau des Frankenschnellwegs Nürnberg in N+U 3/2021 Fakt ist, dass es sich bei diesem Straßenbauprojekt um eine überholte und unzeitgemäße Planung handelt, die schnellstens und endgültig dahin gehört, wo sie schon lange sein sollte: in den Papierkorb. Wer Nürnberg umfahren will, muss nicht mitten durch die Stadt, er hat die Möglichkeit, dies über sechsspurige Pisten außenherum zu tun. Anders formuliert: Weg mit dem Tunnelblick, hin zu einer zeitgemäßen und ökologischen Verkehrs­ politik! Der Tunnel des Frankenschnellweges würde nicht nur enorme Baukosten, sondern auch irrsinnige Folgeaufwendungen für den Unterhalt verursachen. Und dieses Geld kann man wahrlich sinnvoller ausgeben. Claus Reis, Schwabach

SCHREIBEN SIE UNS! Wir freuen uns auf Ihre Meinung BN-Magazin »Natur+Umwelt«, Dr.-Johann-Maier-Str. 4, 93049 Regensburg oder an nu@bund-naturschutz.de Leserbriefe können gekürzt werden. Sie geben nicht die Meinung der Redaktion wieder.


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BAUMSAGEN UND SAGENBÄUME IN BAYERN Gertrud Scherf 2021, 19,90 Euro, Allitera-Verlag

Sagenumwoben Von Barbarazweigen über sprechende Bäume bis hin zum ­Weltenbaum Yggdrasil der alten Germanen: Seit Jahrtausenden sind Bäume für Menschen nicht nur Pflanzen, sondern haben oft etwas Heiliges oder gar Gött­ liches an sich. Nicht selten gelten sie auch als Sitz eines geisterhaften Wesens, Doppelgänger des Menschen, aber auch als Teufelsstätte und Hexentanzplatz. Gertrud Scherf zeigt in ihrem neuen, reich bebilderten Buch Bäume und ihre R ­ ollen in Sagen und Legenden, Glaube und Alltagskultur – mit dem Schwerpunkt Bayern, aber mit Streif­ zügen durch die ganze Welt. Eine sehr gelungene V ­ erbindung von Naturkunde und Ethnologie.

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BUND-REISEN ­

Medien und Reisen 63

Coronabedingt kan n es bei den ­Reiseangeboten zu Einschränkungen kommen. Aktuelle Informationen ­finden Sie unter ww w.bund-reisen.de

NATIONALPARK BIALOWIEZA 4. – 12. April 2022 und 16. – 24. Juni 2022, Polen Im Nordosten Polens finden sich Naturräume von un­ vorstellbarer Vielfalt. Diese Reise führt in die Hain­ buchen­­urwälder von Bialowieza und das Sumpftal der ­natürlich mäandernden Flüsse Biebrza und Narew.

WANDERN IN DER MALA FATRA 7. – 14. Mai und 24. September – 1. Oktober 2022, Slowakei Die Mala Fatra ist ein Mittelgebirge im Nord-Westen ­ der Slowakei. Bizarre Fels-

Foto: Mlynarski

Gifte in der Landwirtschaft Schon seit Urzeiten sind Bauern und Bäuerinnen damit beschäftigt, ihre Ackerfrüchte vor Fressfeinden und Krankheiten zu schützen. Mit der Entwicklung des chemischen Pflanzenschutzes seit den 50er Jahren w ­ aren und sind deshalb große Hoffnungen verbunden. Schließlich führen Missernten bis heute zu Hungersnöten und gravierendem menschlichem Leid in vielen Regionen der Welt. Seit Jahrzehnten verfestigt sich zugleich die wissenschaft­ liche Erkenntnis: Pestizide vernichten auch ökologisch unverzichtbare Insekten und Pflanzen, belasten Gewässer und schädigen unsere Gesundheit. Von der Politik weitgehend ignoriert, steigt der Pestizideinsatz ungeachtet seiner negativen Folgen seit Jahrzehnten ungebrochen und in weiten Teilen der Welt unkontrolliert. Dieser Trend muss sich schnell und grundlegend ­ändern. Der neue »Pestizidatlas 2022« von BUND und Heinrich-­ Böll-Stiftung liefert Daten und Fakten rund um die Verwendung von Giften in der Landwirtschaft.

Das Gebiet ist dünn besiedelt. So kann man die Ruhe genießen und unvergess­ liche Eindrücke erleben. formationen und alpine Steilwände erheben sich über blühenden Wiesen. ­Gebirgsbäche brechen in drama­tischen Wasserfällen durch die Felsen. Andernorts b ­ estimmen skurrile ­Dolomitformationen das Bild.

Foto: E. Assmann

2022, Download unter www.bund.net/pestizidatlas; Bezug (auch Klassensätze) über die Heinrich-Böll-Stiftung: www.boell.de

SERVICE

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MEDIEN

PESTIZIDATLAS 2022 – Daten und Fakten zu Giften in der Landwirtschaft

SINNESREISE IN DIE RHÖN 8. – 14. Mai 2022, Deutschland Das UNESCO-Biosphären­ reservat Rhön ist mit seinen Bergwiesen, Buchenwäldern und Hochmooren ein Rück-

zugsort für viele bedrohte Tier- und Pflanzenarten. Die Reisenden lernen hier Projekte zum Schutz der Naturund Kulturlandschaft kennen, aber auch Hammelburg, die älteste Weinstadt Frankens.

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IMPRESSUM Herausgeber: BUND Naturschutz in Bayern e.V. (BN), vertreten durch Peter Rottner, Landes­geschäfts­führer, Dr.-Johann-Maier-Str. 4, 93049 Regensburg, www.bund-naturschutz.de Leitende Redakteurin (verantw.): Luise Frank (lf), Tel. 09 41/2 97 20 -22, Fax -31, natur+umwelt@­bund-naturschutz.de Redaktion: Heidi Tiefenthaler (ht), Andrea Siebert (as) Mitglieder-Service: Tel. 09 41/2 97 20-65 Gestaltung: Janda + Roscher, die WerbeBotschafter, www.janda-roscher.de (Layout: Waltraud Hofbauer) Titelbild: Abbau von Sandstein in Velbert/NRW; Foto: blickwinkel/H. Blossey Redaktion BUND-Magazin: Severin Zillich (verantw.), Kaiserin-Augusta-Allee 5, 10553 Berlin, Tel. 0 30/27 58 64-57, Fax -40

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