Natur+Umwelt 3-2022

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WIRTSCHAFT & TECHNIK

NEUN-EURO-TICKET Gerade auf dem Land gibt es beim Bahnausbau noch viel zu tun.

BAHNVERKEHR IN BAYERN

WO BLEIBT DER AUSBAU? Der Verkehr ist mit seinen hohen CO2-Emis­ sionen weiterhin das Sorgenkind in der ­Klimapolitik. Zu einer echten Mobilitäts­wende gehört der Bahnverkehr und für den ist es, ­besonders in Bayern, allerhöchste Eisenbahn. MARTIN GEILHUFE BN-Landesbeauftragter

L

eider ist die Bahn seit vielen Jahren sehr stiefmütterlich behandelt worden; die Politik hat einseitig auf das Auto gesetzt. Mittlerweile sehen wir die massiven Folgen dieser Fehlentscheidungen. Die politischen Weichen müssen jetzt für eine Umschichtung von Finazmitteln ge­ stellt werden. Statt weiter Geld in den Straßenbau zu pumpen, müssen wir in den Erhalt, den Neu- und Ausbau und die Reaktivierung von stillgelegten Strecken investieren. In Zeiten der sich dramatisch zuspitzenden Klimakrise sind wir an dem Punkt, dass wir dringend im Verkehrssek­ tor die CO2-Emissionen senken müssen. Das kann nur gelingen, wenn massiv auf die Verbesserung der Bahn gesetzt wird.

365-EURO-TICKET Die Menschen müssen motiviert werden, auf die Bahn und den ÖPNV umzusteigen.

Ein wichtiger Schritt ist die temporäre Einführung des Neun-Euro-Tickets. Der ­ BUND Naturschutz fordert schon lange die Einführung des 365-Euro-Tickets. Das politische Ziel, die Fahrgastzahlen bei der Bahn bis 2030 gegenüber dem Jahr 2019 zu verdoppeln, ist gesetzt. Doch der Weg dahin ist nicht ausreichend definiert. Der BUND Naturschutz setzt sich seit Jahren für eine bessere und ver­ lässliche Bahn in Bayern ein und hat sich lokal für Reaktivierungen ausgesprochen. Für die Erreichung der Ziele ist auch der Deutschlandtakt ein wichtiges Werkzeug. Dieser ist ebenso eine sehr alte Forde­ rung des BUND Naturschutz. Bei der Umsetzung wird es auch für uns Umweltverbände Diskussionen und innerökologische Konflikte geben. Um diese Diskussionen erfolgreich für Naturund Umweltschutz führen zu können, hat der BUND Naturschutz renommierte Gut­ achter beauftragt, die Projekte des Deutschlandtakts in Bayern untersuchen zu lassen. Die Ergebnisse werden im nächsten Heft vorgestellt.

Über 20 Millionen Menschen haben allein im Juni das Neun-Euro-Ticket gekauft – zusätzlich zu den zehn Millionen, die schon bisher ein ­ÖPNV-Abo haben. Das heißt: Mehr als ein Drittel der Bevölkerung in Deutschland hat sich für den öffent­ lichen Nahverkehr entschieden – als Ergänzung zum Auto oder sogar als Alternative. Und das Ergebnis kann sich sehen lassen: Spürbar weniger Verkehr auf den Straßen und deutlich weniger Staus. In den Regionalzügen verzeich­ nete das Statistische Bundesamt allein bei Fahrten über 30 Kilometer einen Anstieg um 42 Prozent ge­ genüber dem Vor-Covid-Jahr 2019.

Auch wenn für die vielen kürzeren Strecken in Bussen, S-, U- und ­Straßenbahnen noch keine Zahlen vorliegen: Es ist offensichtlich, dass Millionen Menschen vom Auto ­umgestiegen sind. Und obwohl viele Züge voller ­waren als sonst – das von man­ chen befürchtete große Chaos im ÖPNV ist ausgeblieben. Im Gegen­ teil hat das Neun-Euro-Ticket wohl als große Werbemaßnahme für Bus und Bahn gewirkt. Das zeigt auch eine Online-Befragung des BN, ­deren Ergebnisse auf der Home­ page und den Social-Media-Kanälen nachzulesen sind.

Foto: AdobeStock/ARochau

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