NR. 4 - 2020
KATZENSPRUNG ÃœBER DIE GRENZE!
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HIER SCHLENDERT PARIS
Vorwort France, je t’aime!
HAUTE-MARNE ©FOTO: AMÉLIE DUFOUR
Wunderbare Bilder bekam ich in den vergangenen Wochen über die sozialen Medien aus Frankreich zugeschickt. Sonnendurchflutete Dorfplätze, ausgelassen planschende Kinder in la piscine, liebevoll angerichtete Mahlzeiten und beneidenswerte Aussichten vom Balkon… Ja, manch einer hat sich diesen Sommer aufgemacht, um Frankreich in all seiner Herrlichkeit zu genießen. In dieser Ausgabe haben wir für Sie wieder eine vielseitige Mischung an französischen Reisezielen zusammengestellt. Wir beginnen im Var, dem wohl malerischsten Département in der Provence, mit einer Tour durch drei reizende Dörfer. Sollten Sie Paris auf Ihrer Wunschliste haben, so kann ich das nur empfehlen – da asiatische und amerikanische Touristen zurzeit wegbleiben, haben Sie die Stadt praktisch für sich allein! Wir können Sie bestimmt inspirieren mit unserem Spaziergang durch die nettesten Viertel der Hauptstadt. Und auch in den grenznahen Regionen finden Sie äußerst ansprechende Gegenden, für die der Herbst eine günstige Reisezeit ist. Die Haute-Marne besticht in ihrer schlichten Schönheit mit prächtigen Wäldern, Seen und Gärten. Ganz in der Nähe in der HauteSaône nimmt Sie eine Schlossbesitzerin höchstpersönlich an die Hand, führt Sie durch ihren charmanten Landstrich und verrät ein paar Geheimtipps. Ihr Schloss war einst die Sommerresidenz eines reichen Pariser Geschäftsmannes, jetzt ist es ein luxuriöses, aber intimes Hotel. Blättern Sie weiter zum nächsten „Haute“, diesmal südlich, an der Grenze zu Italien. Die Haute-Maurienne ist ein uriges Alpental, das neben phantastischer Natur viel Kultur und Folklore zu bieten hat. Kurzum, Sie halten ein prallgefülltes Heft Frankreich in der Hand! Viel Lesevergnügen wünscht, Daniëlle Wiersema Herausgeberin redaktion@frankreichmagazin.org
FRANKREICH MAGAZIN 3
Inhalt Herbst 2020 Frankreich Magazin 2020, 11. Jahrgang, Nummer 4
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Bienvenue Tipps und Adressen für Ihre Frankreich-Reise. Besondere Unterkünfte, spannende Veranstaltungen und tolle Ideen.
Reise 14 Die drei Schönen der Provence Traumhafte Bilderbuch-Dörfer, die man sehen muss.
26 Stadtbummel in Paris Insidertipps für Spaziergänge durch die schönsten Viertel.
38 Haute-Marne: die andere Champagne
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Grenznah und zu unrecht eher unbekannt.
52 Schlossleben in la Haute-Saône Unterwegs mit einer Schlossherrin.
84 Steinböcke, Schnitzkunst und freche Engel Die urige Alpenwelt der Haute-Maurienne.
Kultur & Design 25 Kolumne aus Cannes Arbeiten, wo andere Urlaub machen…
37 Boutique Mode und Accessoires mit französischem Flair.
65 Kulturtipps 68 Wohntraum Einst Ruine, jetzt zauberhaftes Landhaus
4 FRANKREICH MAGAZIN
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44
79 52
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79 Maison Neue Lifestyle-Ideen für zu Hause.
82 Wunderkammern Buchtipp: Grandiose Raritätenkabinette
94 Auslese Auf dem Sofa nach Frankreich reisen
Essen & Trinken
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44 Bon appétit
Küchenfreuden auf Französisch.
46 Weltklasse Patisserie
Neue Rezepte von Meister-Konditor Cédric Grolet aus Paris.
Und außerdem…
63
3
Vorwort
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Inhalt
98 Impressum
FRANKREICH MAGAZIN 5
Einfach. Gut. Grün. Ein Labyrinth aus engen, von Trockenmauern und Stockrosen gesäumten Gassen, 7 km Küstenwanderwege, Radwege und uraltes Kulturerbe (Kapellen, die Kirche, die ehemalige Burg der Herzöge von Aquitanien...) – das ist Sainte Marie de Ré. Dieses Dorf auf der Île de Ré an der Atlantikküste bei La Rochelle liegt in einem Naturschutzgebiet, so auch das Hotel Les Vignes de la Chapelle. Dort ist man stolz darauf, das erste Hotel mit EU Öko Label in der Charente-Maritime zu sein. Auch mitten im Dorf legt man Wert auf Nachhaltigkeit im 3-Sterne-Hotel de Ré. Ohne Firlefanz, aber mit allen Annehmlichkeiten eingerichtet, schalten man hier sofort in den „Ferienmodus“. www.mesvacances-iledere.com
Bienvenue Tipps für Unterkünfte, die Reise und Ausflüge VON ANNEKE WARDENBACH, MARTINE JONGBLOED. JEDIJAH ARENTSEN, ANJA WINTER
Hotel Saint Delis Bambuslabyrinth in den Cevennen Der botanische Garten Bambouseraie in den Cevennen gilt als einer der schönsten Gärten Frankreichs. Mehr als 160 Jahre alt, zählt er über tausend Sorten Bambus. Es ist ein außergewöhnlicher Ort dank der jahrhundertealten ausgewachsenen Bäume aus China, Japan und dem Himalaya. Der Park ist 40 ha groß, von denen sind 15 ha für das Publikum geöffnet. Ein Spaziergang im 30 Meter hohen Bambuswald ist ein Erlebnis und im Herbst ist das Farbenspiel der exotischen Pflanzen ist ein wahres Spektakel. Kinder dürfen sich im Bambuslabyrinth verirren oder im laotischen Dorf in den Bambushütten spielen. La Bambouseraie, Générargues, bambouseraie.fr geöffnet vom 1. März – 15. November von 9.30 – 19.00 Uhr
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In der Normandie, nur zwei Stunden von Paris entfernt, ist das Hotel Saint-Delis eine exklusive neue Unterkunft im Herzen der Altstadt von Honfleur bei Le Havre. Es ist die ehemalige Residenz des Malers Henri de Saint-Delis aus dem 17. Jahrhundert, was dieses kleine Hotel mit diskretem Charme zu einem integralen Bestandteil des künstlerischen und historischen Erbes der Stadt macht. Ein sonniger Morgen im Garten oder ein intimer Abend bei Kerzenschein im Salon - das Gebäude mit neun eleganten und modernen Zimmern (mit einer Dampfdusche!) weckt immer wieder Erinnerungen an die altehrwürdigen Zeiten des Malers. +33 (0)2 31 81 78 10, https://hotel-saint-delis.fr
Bildschöne Trophäen der Pflanzenjäger Wussten Sie es? In Paris steht das größte Herbarium der Welt. Selbst die wenigsten Pariser wissen um die Existenz der gigantischen Pflanzen-Bibliothek. Hier ist ein Großteil von allem, was auf der Erde wächst, dokumentiert in einer riesigen Anhäufung von Pflanzenwissen: acht Millionen Belege. Sie sind das Erbe von 350 Jahren Abenteuer und Forschung. Reisende brachten Blüten, Blätter, Stängel und Samen aus aller Welt nach Paris, pressten sie zwischen Papier und machten Notizen dazu. Darunter Schätze wie die 3.000 Jahre alte Blumenkränze von Ramses II., Palmen von Madagaskar, ausgestorbene polynesische Kriechpflanzen, aber auch Rhabarber, Frühlingszwiebeln und Pflaumenbäume. Kennt man sich im Herbarium aus, wird es mit seinen historischen Pflanzen und den Reisenotizen zu einer Zeitmaschine. Marc Jeanson, Direktor des Herbariums, nimmt mit seinem soeben veröffentlichten sehr persönlichen Buch „Das Gedächtnis der Welt“ den Leser mit in diese Zeitmaschine. Leidenschaftlich und leicht erzählt er von seiner eigenen Reise als Pflanzenfinder. Kuriose und amüsante Anekdoten, die er selbst oder seine Vorgänger erlebten, erwecken das Pflanzenmausoleum wieder zum Leben. Dem Leser wird schmunzelnd klar: Nicht nur im Dschungel, auch in der Großstadt haben Botaniker es bisweilen schwer. „In Miami geht man nicht zu Fuß, und noch weniger bückt man sich nach Pflanzen. Wenn jemand am Straßenrand aus dem Dickicht tritt, ist er für die Einheimischen zwangsläufig ein Landstreicher: Jedes zweite Mal hielt ein Polizeiauto und brachte mich mit Blaulicht nach Hause.“
Das Herbarium macht aus seinem Können auch Kunst: Es bietet Workshops an, wo Besucher ihr eigenes Blumenkunstwerk auf Papier pressen können. Wem das zu aufwändig ist, der darf sich auf den Frühling 2021 freuen. Dann eröffnet im Herzen von Paris ein neuer Laden mit den wunderschönen Pflanzenbildern und Pflanzenmosaiken. Online sind sie jetzt schon erhältlich. Mehr Informationen unter: herbarium.fr Charlotte Fauve, Marc Jeanson, Das Gedächtnis der Welt -vom Finden und Ordnen der Pflanzen, Aufbau Verlag, ISBN 978 3 351 03462 7, 22
Frankreich Magazin verlost 5 Exemplare des Buches. Mehr dazu unter frankreichmagazin.org/gewinnspiel
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Mit dem Rad zum Mont Saint-Michel Seit diesem Sommer führt eine gekennzeichnete Radroute von Nantes zum Mont Saint-Michel. An der fast 400 Kilometer langen Strecke liegen der Küstenort Saint-Nazaire, das historische Rennes und der altehrwürdige Badeort Saint-Malo. Eingeteilt in 5 Etappen, eignet sich die Route auch für ungeübte Radwanderer. In einer Woche sollte das Abenteuer problemlos zu schaffen sein. Natürlich darf man auch einfach nur ein paar Etappen herauspicken. Auf der Website gibt es die GPS-Infos und viele Tipps für Abstecher und Sehenswürdigkeiten, wie die Seen bei Apigné in der Nähe von Rennes. Radroute Nantes – Mont Saint-Michel voyage-en-bretagne.com
Die kleine Stadt Troyes in der französischen Region Champagne startet eine neue App, die jungen und junggebliebenen Paaren den Weg durch die romantische Innenstadt weist. Zunächst kann das Paar an einem kleinen Quiz teilnehmen, das ermittelt, welcher Typ Verliebter sie sind. Dementsprechend wird der Stadtrundgang gestaltet. Unterwegs gibt es immer wieder Fragen, die es dem Pärchen ermöglichen, über ihre Beziehung nachzudenken und die Stadt besser kennen zu lernen. Aber auch Herausforderungen warten auf die Verliebten, die gemeinsam gemeistert werden müssen. So kann es sein, dass „er“ aufgefordert wird, niederzuknien und seiner/seinem Angebeteten ein Liebesgedicht darzubringen oder mit ihr/ihm am Musikpavillon einen kleinen Tanz wagen. Die Liebes-App ist bisher auf Französisch zu haben. Übersetzungen in deutscher Sprache sind geplant. artybot.fr, aube-champagne.com/de
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© CDT AUBE-OLIVIER DOUARD
Verliebt? Da geht’s lang!
©D. LE NÉVÉ- OT GRAND TROYES
©ADRIEN CLERGEOT VILLE DE TROYES
Bienvenue
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18/06/2019 11:07
Das Hotel***-Restaurant Le Bellevue liegt in Villerville, Normandie, zwischen Honfleur und Trouville-Deauville. Das reizende Hotel hat 22 Zimmer und vier Suites mit Meerblick. Genießen Sie im Restaurant die traditionelle, hochklassige Küche mit Fisch, Meeresfrüchten und Hummer.
Und sie bewegt sich doch! Auch wenn es aus der Luft so aussieht, hier ist kein UFO in der Normandie gelandet! Der Domespace ist eine außergewöhnliche Unterkunft: eine runde Hütte, in der vier Räume zu mieten sind. Sie dreht sich mit der Sonne mit, um das Licht optimal zu nutzen und den Energieverbrauch zu drücken. Wird einem nicht schwindelig? Nein! Sie dreht sich unmerklich langsam, aber die immer wieder neue Aussicht aus dem Fenster verrät die Bewegung dann doch. Dieses Jahr wurde Le Domaine du Centaure mit dem riesigen Garten voller Blumen und uralten Bäumen nominiert für die Nachhaltigkeits-Plakette Palmes du Tourisme Durable. DZ ab 120/Nacht inkl. Frühstück, ledomaineducentaure.com
Bienvenue
Südwestfrankreich aktuell Es gibt einen neuen Reiseführer für Südwestfrankreich aus der Reihe Vis-a-vis. Optisch ansprechend gestaltet, verschafft er einen guten Überblick und geht immer dann in die Tiefe, wenn es nötig ist. Wunderbar zum Blättern, Planen oder einfach nur zum Träumen. Eine Besonderheit des Reiseführers sind die 3D-Zeichnungen und Grundrisse. Damit kann der Leser Gebäude schon im Reiseführer genauer kennenlernen und sich danb vor Ort leichter orientieren. Zudem bieten Aufrisszeichnungen einen lebendigen Einblick in die Geschichte der Gebäude. Natürlich kommen die Themen Shopping und Unterhaltung auch nicht zu kurz. Vis-a-vis Reiseführer Südwestfrankreich Dorling Kindersley Verlag, ISBN 9783734202742, 22,95
Maroni – Fest In der Ardèche wimmelt es von Esskastanien-Bäumen. Im Herbst dreht sich im Parc Régional des Mont d’Ardèche alles um die Kastanie, dann feiert die Region die Castagnades des Monts d’Ardèche. Jedes Dorf, von Saint-Pierreville bis Privas und Jouyeuse organisiert sein eigenes Fest. Viele Bauernhöfe öffnen ihre Tore für Kochkurse, in denen Maronen im Mittelpunkt stehen. Dieses Jahr stellen 21 Chefköche spezielle
Maroni-Menüs zusammen (Reservieren erwünscht). Während der Kastanienfeste pulsiert das Leben in den Gassen und auf den Dorfplätzen mit Marktständen und Musik. Über allem schwebt der Duft frisch gerösteter Maronen und Galettes, den Crêpes mit Buchweizenmehl. Vom 7. Oktober – 11. November 2020. castagnades.fr
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Die drei Schönen der Provence Fayence, Seillans und Bargemon: Sie haben sich schon vor Jahrzehnten einen Namen gemacht, die drei bildhübschen Dörfer der Pays de Fayence im provenzalischen Département Var. Mit ihrer jahrhundertealten Geschichte sind die drei Orte typisch für die Provence von damals wie heute - und nach wie vor ganz sicher eine Reise wert.
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ugegeben, vor Jahren habe ich mit viel Freude in der Gegend gelebt, weshalb dies eine sehr persönliche Geschichte werden könnte. Andererseits schaut man mit ganz anderen Augen, wenn man nach langer Zeit in die einst vertraute Umgebung zurückkehrt. Das spüre ich schon auf der A8, der Autoroute La Provence, als ich von Nizza nach Fayence fahre. Vorbei am Stausee Lac de SaintCassien, der Anfang der 60er Jahre angelegt wurde. Er überflutete das Dorf im Tal und entwickelte sich zu einem Paradies für Urlauber, die bei Hitze Abkühlung suchen an den Stränden, Tretboot fahren, schwimmen oder angeln. Angenehm ruhig ist es, denn Motorboote sind verboten. Zu „meiner“ Zeit gab es kaum ein Café am Ufer. Fährt man weiter nach Fayence, kann es sein, dass Segelflugzeuge am Himmel schweben. Auch das ist mir neu: Hier liegt ein Segelflugplatz, wohl einer der
wichtigsten Europas. Und dann taucht Fayence vor einem auf. Es schmiegt sich, wie es sich für ein authentisches Provence-Städtchen gehört, an einen Hügel. Tankstellen, Hotels und einige Restaurants liegen „downtown“ am Fuße des Ortes, dahinter beginnt der Aufstieg: eine kurvenreiche Strecke, die mehr oder weniger an der Mairie von Fayence endet, die sich wie eine Art Viadukt über die Straße spannt. Parkmöglichkeiten sind es etwas weiter entfernt, außer am Samstagvormittag, dann ist dort Markt. Die uralten Straßen im Ortskern waren nie für den Autoverkehr ausgelegt, „pittoresk“ hat eben auch seine Einschränkungenzum Glück, finde ich.
Ein guter Ort Fayence ist „la capitale“ der Pays-de-Fayence, einem Zusammenschluss von neun Gemeinden in der Umgebung. Der Name erscheint zum ersten Mal im Jahr 909 auf einer Karte der Abtei von Cluny, damals noch als Faventia. Fachleute weisen allerdings auf die Erwähnung von Fayence in Schriften der Abtei von Saint-Victor aus dem Jahr
Die uralten Straßen in Fayence waren nie für den Autoverkehr ausgelegt, „pittoresk“ hat eben auch seine Einschränkungen - zum Glück, finde ich.
Eröffnungsseiten: Bargemon-Panorama. Diese Seite: Lodewijk Schröder, Koch im Restaurant Le Temps des Cerises. Rechts: Bargemon.
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1119 hin, in dem der Name nicht mehr vorkommt. Der Name Fayence ist möglicherweise vom lateinischen „Fagus“ (Birke) abgeleitet. Andere Quellen nennen als Ursprung den lateinischen Ausdruck „Faventia Loca“, ein guter Ort. Wie dem auch sei, das mit einem Michelin-Stern ausgezeichnete Restaurant des Luxus-Golfplatzes Terre Blanche im benachbarten Tourrettes heißt zu Recht Faventia. Wie eine (Wieder)-Entdeckungsreisende schweife ich umher. Der Salon des Antiquaires findet gerade statt, schon zu meiner Zeit war er ein bekannter Antiquitäten- und Flohmarkt im schönen Garten einer provenzalischen Bastide aus dem 19. Jahrhundert. Dort treffe ich einen befreundeten Koch vom Restaurant Le Temps des Cerises. In seiner Küche ist die Zeit nicht stehengeblieben. Er hat seine Menükarte mit indonesischen Gerichten bereichert. Ich stutze: Nasi Rames in der Provence? Interessant. Wir sprechen uns nur kurz, ich muss weiter.
Plus Beau Village de France Etwa vier Kilometer entfernt liegt Seillans. Das Dorf prangt weit oben auf der Liste der Les Plus >
Die drei Schรถnen der Provence
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So ein wunderschöner typischer Platz mit Platanen, Terrassen, vielen Brunnen: Er verströmt die warme, freundliche Atmosphäre eines schönen alten provenzalischen Dorfes. ihrem bewährten Charme und den hübsch gestrichenen Häusern im oberen Teil nahe der Kirche aus dem 11. Jahrhundert. Man landet in einer Art Labyrinth von autofreien Gassen, in denen die Zeit stehen geblieben ist. Es ist in der Regel ruhig. Das Dorf soll aus dem 5. Jahrhundert vor Christus stammen, gegründet von einem keltischen Stamm, der sich „Seilhaso“ nannte. Einen gewissen Ruhm verdankt das Dorf dem expressionistischem Künstler Max Ernst (1891-1976), der sich hier mit seiner Frau Dorothea Tanning (1910-2012) niederließ und dem heute ein kleines Museum gewidmet ist. Auch der berühmte Fotograf Robert Doisneau (1912-1994) sowie der belgische Radfahrer Fred De Bruyne (1930-1994), nach dem ein Platz benannt ist, lebten hier. Seillans präsentiert sich gerne als Künstlerdorf und als Provence schlechthin. Die Atmosphäre stimmt auf jeden Fall: das Château aus dem 11. Jahrhundert, die Porte Sarrasine aus dem 12. Jahrhundert. Und wenn man dann auch noch neben dem Brunnen auf dem von nun an unvergesslichen Place du Thouron im Restaurant Gloire de Mon Père etwas zu essen oder zu trinken bestellt, dann weiß man sicher: Dies ist die Provence! Ich selber habe mich diesmal allerdings an einen Tisch bei Chez Hugo gesetzt, muss aber zugeben, dass ich auch dort den Koch kenne. Sein Essen finde ich deutlich besser.
Liebe auf den ersten Blick
Max Ernst, das Genie von der bastille seillans; Stéphane und Hugo vom Chez Hugo in Seillans. Rechte Seite: Seillans, Porte Sarrasine; Fayence Mairie.
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Beaux Villages de France (Die schönsten Dörfer Frankreichs). Und diese Erwähnung ist schwer zu bekommen. Wer das Dorf richtig erleben möchte, muss den Wagen abstellen. Ehe man sich es versieht, ist man unterhalb am alten Kern vorbei gefahren. Dabei finden sich die alten Straßen mit
Bargemon wollte ich auch unbedingt wiedersehen. Wer einmal dort war, ist verliebt für‘s Leben. Wirklich! So ein wunderschöner typischer Platz mit Platanen, Terrassen, vielen Brunnen und einer kleinen Pizzeria: Er verströmt die gemütliche Atmosphäre eines schönen alten provenzalischen Dorfes. Und dazu dann der Reichtum an... wo soll ich beginnen? ...Natur, Kultur, tolles Ambiente. Herrliche Aussichten erfreuen das Auge – auch Bargemon liegt 500 Meter hoch oben am Berg. Und ganz ehrlich: Etwa 13 Kilometer von Seillans entfernt fahre ich eine der schönsten Strecken in der gesamten Provence. Eine aufregende, schmale Route für Fahrkünstler mit Haarnadelkurven und phänomenalen Panoramablicken. Der Ortseingang von Bargemon an der Boules-Bahn ist nicht so viel- >
Die drei Schรถnen der Provence
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HÉLÈNE LIKÖRMEISTER
SÉBASTIEN KRÄUTERMEISTER
YVES DESTILLIERMEISTER
LUCIE MAZERATIONSMEISTER
4 MEISTER, 1 GEHEIMNIS
PASTIS, VON HAND GEMACHT
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Die drei Schönen der Provence Beim Spazieren durch die hübschen Gassen und an den Verteidigungsmauern mit diesem fantastischen Blick auf die Olivenhaine spüre ich vor allem das Mittelalter. versprechend, aber höchstens 200 Meter weiter liegt schon der Place Chauvier im Herzen des Dorfes, mit Straßencafés und einem Brunnen aus dem 18. Jahrhundert. Wie viel Provence wollen Sie denn noch? Genau wie früher, als ich das erste Mal herkam, kann ich bei der Kirche am besten links abbiegen, um unten an der Post zu parken. Als ich ein paar Minuten später auf einer der Terrassen sitze und der Rosé von der anderen Straßenseite gebracht wird, fühle ich mich wieder pudelwohl in Bargemon. Kein Wunder, dass sich Künstler und Prominte hierher verirrt haben, die auch mal zurückgezogen leben wollen. Fußballgott David Beckham wohnte in der Domaine Saint Vincent, in England als „Beckingham Palace“ bekannt. Mrs. Beckham glaubte, es würde dort spuken. Sie verkauften das Anwesen; angeblich trauerte das Dorf den Superstars keine Träne nach.
Eigenartige Museen In der Grotte du Bel Homme gibt es Hinweise, dass hier schon vor 8.000 Jahren Menschen gelebt haben. Auch die alten Römer hatten die tolle Lage von Bargemon bemerkt. Doch beim Spazieren durch die Gassen und an den Verteidigungsmauern mit diesem fantastischen Blick auf die Olivenhaine spüre ich vor allem das Mittelalter. Für den Abend plane ich einen Besuch im Restaurant La Campana, das zurecht jeder im Dorf emphielt. Aber es ist noch früh, also schaue ich an der Festungsmauer in der Beddinton Art Galery vorbei. Mir begegnet ein Maler, der davon schwärmt, wie sehr das Licht der Provence seine Arbeit beeinflusst - egal, wo er auf der Welt malt. Bargemon zählt einige besondere Museen. Das Musée Camos in der Kapelle Saint-Étienne aus dem 11. Jahrhundert zeigt die religiöse und politische Geschichte des Dorfes. Oder das sehr schön gelegene Musée des Fossiles & Minéraux. Mich reizte das Musée de la Mécanographie mit seiner international einzigartigen Sammlung von Schreib- und Rechenmaschinen. Wer denkt sich bloß so etwas aus? Und dann ist da noch das ganz spezielle Polizeimuseum, das Musée du Garde Champêtre, sehr lohnenswert, wenn man das südfranzösische Land besser begreifen möchte. Der „garde champêtre“ ist
der Dorfpolizist, von dem es in Frankreich nur noch 1.500 gibt. Der Weg zurück nach Nizza dauert etwas mehr als eine Stunde. Nichts gegen die „Côte“, aber mitten auf der Autobahn spüre ich nach dem fantastischen Tag tief in der Provence plötzlich, wie sich Nostalgie anfühlt. * TEXT
RENÉE VONK-HAGTINGIUS FOTOS VISITVAR, OFFICE DE TOURISME INTERCOMMUNAL DU PAYS DE FAYENCE, LES PLUS BEAUX VILLAGES DE FRANCE, EIGENES ARCHIV.
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Brunnen in Saillans; Unten: Hinter den Balustraden verbirgt sich der Salon des Antiquaires Fayence.
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Tipps & Adressen FAYENCE
Essen
☛ La Table d’Yves Schöner Terrassengarten. Yves Merville ist ein überzeugender Innovator der provenzalischen Küche. 1357, route de Fréjus, +33 (0)4 94760844. latabledyves.com
☛ Le Temps des Cerises Gemütliche, gesellige Terrasse. Der Koch wagt sich an Klassiker wie Kalbsnieren. Place de la République, +33 (0)4 94760119. restaurantletempsdescerises.fr
Dorfplatz mit einem Brunnen. Besonderes Ambiente, umfangreiche Speisekarte. Place du Thouron, +33 (0)4 94601865. lagloiredemonpere.fr
☛ Chez Hugo Der in Frankreich geborene und ausgebildete Koch Hugo serviert seine eigene Interpretation der provenzalischen Küche. Rue de l’Hospice, +33 (0)4 94855470. chezhugo.fr
Übernachten
☛ Hôtel Des Deux Rocs ☛ Le Castellaras Schickes Ambiente, schöne Aussicht auf das Dorf und die Umgebung. Reichhaltige Küche, einschließlich halber Portionen. 461, chemin de Peymeran, +33 (0)4 94761380. restaurant-castellaras.com
Urprovenzalische Auberge, oben im Dorf, am Rande des mittelalterlichen Teils. Rue Fontaine d’Amont. hoteldeuxrocs.com
BARGEMON
Essen
☛ La Campana ☛ L’Auberge Fleurie Die Küche konzentriert sich auf Fisch und Schalentiere. Avenue Saint-Eloi, +33 (0)4 94847664.
Übernachten
☛ Hôtel Le Moulin de la Camandoule Ehemalige Olivenölmühle, sehr ruhig gelegen, mit klassischem Restaurant. Chemin Notre-Dame des Cyprès, +33 (0)4 94760084. camandoule.com Terre Blanche Hôtel Spa Golf Resort; Eingang des Musée des Fossiles & Minéraux in Bargemon.
Schöne Atmosphäre, Straßenterrasse, vor allem lokale Küche. 25, rue de la Résistance, +33 (0)4 94766315.
☛ La Pescalune Kleines Restaurant, oft von Feinschmeckern empfohlen. 13, rue de la Résistance, +33 (0)6 29946664.
☛ La Taverne Der Dorfplatz eben. Einfach, gut. Place Chauvier, +33 (0)4 94840917.
☛ Les Oliviers 18, avenue Saint-Christophe (Quartier La Ferrage), Route de Grasse, +33 (0)4 94761312. lesoliviersfayence.fr
☛ Maître Blanc Klassische französische Küche, man denke an Foie Gras. 1, rue Jean-Jaurès, +33 (0)4 94767069.
SEILLANS
Essen
☛ La Gloire de Mon Père Auf einem typischen provenzalischen
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☛ L’Estanco Hauptsächlich Pizzeria. Place Chauvier, +33 (0)4 94767717.
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Côte d’Azur Urlaub an der Côte d’Azur, direkt am Strand? Im Schatten eines weitläufigen Pinienwaldes an der Küste finden Sie den FünfSterne-Campingplatz Camp du Domaine, ein idealer Ort für die ganze Familie. Wenn Sie abends vor Ihrem Wohnmobil, Zelt oder Wohnwagen unter dem Sternenhimmel das Rauschen des Meeres hören, sind Sie wie verzaubert. Dies ist der Campingplatz am Meer, von dem Sie geträumt haben. Für jeden ist etwas dabei, da man auch mieten kann. Die Bungalows, die etwas höher auf einem bewaldeten Hügel liegen, bieten von der Terrasse einen Meerblick. Auf diesem großen Campingplatz finden Sie alles, was Sie brauchen, von Restaurants und Bars bis hin zu einem Supermarkt.
Sehenswürdigkeiten Wer gerne die Umgebung erkunden möchte, kann Monaco und Saint-Tropez besuchen. Bormes-Les-Mimosas, ein typisches provenzalisches Dorf mit verwinkelten Gassen, liegt nur wenige Gehminuten vom Campingplatz entfernt. Das alte Fischerdorf Le Lavandou ist über einen Pfad entlang der Küste zu erreichen. Es gibt einen Markt am Donnerstagmorgen. Der Campingplatz organisiert auch Ausflüge mit dem Minibus und einer Führung. Einfach praktisch.
Auf dem Campingplatz Für kleine Kinder gibt es schöne Spielplätze, Wasserfontänen und einen kostenlosen Miniclub. Sie finden sogar spezielle Babybäder! Die Kinder können Bogenschießen, Windsurfen und Wasserski fahren, für Jugendliche gibt es die Möglichkeit, Tennis oder Beachvolleyball zu spielen. Herausforderung: vielleicht sogar einen Tauch- oder Segelkurs machen. Abends sorgt das Animationsteam für Spaß. Camp du Domaine ist ein großartiges Urlaubsziel und weit genug vom Trubel von St. Tropez entfernt.
CAMP DU DOMAINE 2581 La Favière F-83230 Bormes-les-Mimosas Tel. (0033) 4 94 71 03 12 GPS 43.1179, 6.35183 Anfang April bis Ende Oktober geöffnet. Der Campingplatz liegt in einem 45 Hektar großen Park direkt am Strand mit vielen Plätzen für Camping und Bungalow.
Camp du Domaine versichert seinen Gästen, dass alle notwendigen Vorkehrungen getroffen wurden, um die Verbreitung des Coronavirus zu verhindern.
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CHRISTINE CAZON Christine Cazon, alias Christiane Dreher, ist Krimiautorin und Wahlfranzösin. Zusammen mit ihrer Romanfigur Kommissar Duval erlebt sie Cannes sowohl vor als auch hinter den Kulissen der südfranzösischen Glitzerwelt.
Wo andere Urlaub machen „Wir fahren heute nach Lorgues“, sagte mir eine Dame, die ich am Strand kennengelernt habe. „Wie schön“, sage ich vage, denn ich habe keine Ahnung, wo Lorgues liegt und was es da gibt. Ich war noch nie in Lorgues, ich war auch noch nie auf dem Plateau de Valensole zur Zeit der Lavendelblüte oder auf dem Pic d’Ours im benachbarten Esterelgebirge, ich habe nur sehr wenig von dem gesehen, was Urlauber hier so sehen, dabei lebe ich doch hier, wie die Dame neidvoll seufzt. Ja, seufze ich zurück. „Arbeiten, wo andere Urlaub machen“, hört sich großartig an, bedeutet aber nur: man selbst arbeitet, andere machen Urlaub. So wie Selbstständige vielleicht ohne feste Bürozeiten und lästigen Chef, aber dafür meist „selbst“ und „ständig“ arbeiten. Alltag im Urlaubsparadies: ohne Meerblick oder Pool, ohne Garten oder Klimaanlage, aber mit den alltäglichen Sorgen und Nöten: Ich kaufe ein und koche, ich spüle Geschirr und bügele Wäsche, ich stehe im Stau und suche einen Parkplatz, Rechnungen flattern ins Haus und Steuererklärungen wollen gemacht werden; es ist heiß, ich bin müde, das Telefon klingelt, die Nachbarn sind laut, und ich habe heute noch keine Zeile geschrieben. Seit ich in Frankreich lebe, und egal in welchem Metier ich tätig war, habe ich jedes Jahr ausgerechnet im Sommer meine Hauptarbeitszeit. Ich arbeite also nicht nur wo, sondern auch noch, wenn andere Urlaub machen. Mein südlicher Wohnort am Meer zieht Familie, Freunde, nähere und fernere Bekannte aus Deutschland an. Sie sind in Urlaub und gerade in der Nähe, wir könnten uns doch mal auf einen Kaffee, einen Wein oder ein Essen treffen? Manchen sage ich zu, vielen aber sage ich ab, obwohl sie sich, wie man das so macht in Deutschland, oft schon Monate zuvor angemeldet haben, es passt mir aber gerade trotzdem nicht, ich muss arbeiten, erkläre ich, es wird eng mit dem Abgabetermin. Manche kränkt es, kann ich als Selbstständige das nicht freier einteilen? Wie kann ich erklären, dass ihr lang geplanter Aufenthalt und meine Arbeitsplanung stets von den Franzosen unterlaufen werden, die gar nicht erst anfragen, sondern einfach spontan kommen. „Wir sind morgen da“, sagen sie. Im ersten Jahr fragte ich allen Ernstes noch „Warum?“. Warum kommen die bitteschön? Ich habe sie doch nicht eingeladen. Aber diese Frage stellt man nicht, Franzosen kommen, weil man sich schon lange nicht gesehen hat,
weil es Sommer ist und natürlich, keiner sagt es offen, weil wir im Süden wohnen, dort wo jeder gerne Urlaub macht. „Aber ich muss arbeiten“, sage ich verzweifelt. „Wie lange werden sie bleiben?“ Das weiß kein Mensch, das fragt man auch nicht. Franzosen sind ein gastfreundliches Volk und im Süden lebt man stets mit offener Tür. Franzosen genießen das gesellige Zusammensein in der Regel auch, nur mich überfordert diese unablässige Besuchsserie. Entspann dich mal, sagt Monsieur und drückt mir ein Glas in die Hand. Heute Abend grillen wir Sardinen oder Lammkoteletts, und die Nachbarn kommen auch. Das ist einfach und du machst nur schnell ein, zwei Salate und vielleicht eine Quiche, schlägt er versöhnlich vor. „Ich muss …“ sage ich, aber es wird nur abgewinkt. Es ist doch Sommer. In meinem Kopf aber ist das berühmte Sommerloch. Mir fällt nichts ein. Weder bin ich eine amüsante Gastgeberin, noch kommt mein Manuskript voran, wie soll es jemals fertig werden? Ein Magazin will einen witzigen Text für eine Sommerbeilage, gut gelaunt soll es klingen, Sommerfeeling eben, Sie leben doch im Süden, das fällt Ihnen doch leicht. Immer will jemand einen Geheimtipp für Cannes, aber einen echten, in ein paar Zeilen, gerne bis morgen. Alle wollen was. Cherié, ruft Monsieur von der Terrasse, die Sardinen sind fertig, wo bleiben die Salate? Zuhause arbeiten, wo und vor allem, wenn andere Urlaub machen, macht mich fertig. Und doch: Manchmal gibt es diese Tage dazwischen, wenn ein Text wundersamer Weise, ich weiß wirklich nicht, wie und wann, fertig geworden ist und wir allein sind. Aufatmend schwimme ich mitten in der Woche in aller Frühe im Meer, das Wasser ist glasklar und frisch, ich treibe auf dem Rücken und blinzele in das wolkenlose Blau. Später, auf dem Markt, was für ein Schauspiel, schleppen zwei Fischer einen riesigen Schwertfisch an, sie können ihn kaum tragen, allein sein Schwert misst einen Meter; ich erstehe spontan ein Stück davon für das Mittagessen. Dazu gibt es Reis aus der Camargue, vorher einen Salat aus sonnengereiften und tiefroten Coeur de Boeuf-Tomaten, später etwas Ziegenkäse und zum Dessert honigsüße frische Feigen. Monsieur öffnet dazu einen gut gekühlten Rosé, und wir genießen all das bei offenem Fenster im leichten Wind des Ventilators. Die Luft flirrt, die Zikaden zirpen in der Sommerhitze, und plötzlich ist er doch ganz leicht, der Alltag hier. •
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PORTRÄT CHRISTINE STEPHAN GABRIEL
Es ist heiß, ich bin müde, das Telefon klingelt, die Nachbarn sind laut, und ich habe heute noch keine Zeile geschrieben.
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Bummeln Man kann natürlich in Paris von Museum zu Museum eilen, um an einem Wochenende so viel wie möglich unternehmen. Aber man kann sich auch einfach mal Zeit nehmen und einige Viertel in ihrer Vielfalt entdecken. Die Journalistin Nicky Bouwmeester lebt seit 2005 in der französischen Hauptstadt. Hier verrät sie persönliche Tipps zum Bummeln in ihren vier Lieblingsvierteln.
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in Paris MONTMARTRE Ein guter Beginn
Abbesses und Lamarck Man merkt immer noch, dass Montmartre einst ein eigenständiges Dorf war, bevor es von Paris verschluckt wurde. Es herrscht irgendwie eine ländliche Atmosphäre und vom Hügel aus hat man einen schönen Blick auf die Stadt. Rund um die Place des Abbesses hat man die Wahl zwischen alten Bistros, Austernbars und Käsegeschäften, die sich inzwischen die Straßen mit angesagten Cafés, Modegeschäften und Tattoo-Läden teilen. Eine schöne Mischung aus traditionell, modern und – zugegeben – auch touristisch. Letzteres gilt jedoch insbesondere für den oberen Hügel, um die Sacré-Coeur und die berühmte Place du Tertre. Weiter unten (und nur ein paar hundert Meter von den Touristenmassen entfernt) können Sie totenstille Straßen entdecken. Mit Jungerfernreben an den Fassaden und Blumentöpfen vor den Fenstern. Das Viertel ist auch voller Street Art: von künstlerischen Graffiti bis zu großen Wandgemälden. Sie können in Gärten imposanter Villen schauen oder sich die letzten Malerateliers ansehen. Um Montmartre von seiner authentischsten Seite aus zu sehen, nähern Sie sich dem Bezirk am besten von der Nord- oder Westseite. Auf diese Weise vermeiden Sie die Boulevards von Clichy und Rochechouart und damit die vielen Touristen, die mit der Seilbahn zur Sacré-Coeur fahren. Nehmen Sie eine U-Bahn-Station wie LamarckCaulaincourt und gehen von dort den Hügel hinauf. Dann werden Sie sehen, wie romantisch Montmartre noch ist.
☛ MUSÉE
SAINT-GERMAIN-DES-PRÉS Brunnen von Saint-Sulpice
DE MONTMARTRE
Ein charmantes und oft bemerkenswert ruhiges Museum, das die lebendige Vergangenheit von Montmartre erzählt: Moulin Rouge, Aristide Bruant, Le Chat Noir, Toulouse-Lautrec... Wunderschönes Anwesen mit einem romantischen Garten. > 12, rue Cortot, museedemontmartre.fr
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☛ RUE
CAULAINCOURT
Diese Straße, die auf der Nordseite des Montmartre hinabführt, ist voller typisch französischer Cafés und schöner Terrassen (Chez Ginette, Le Cépage Montmartrois, Au Rêve). Selbst die U-Bahn-Station Lamarck-Coulaincourt ist fotogen: mit dem altehrwürdigen Metro-Schild an der steilen Treppe.
☛ COCKTAILS
IM HÔTEL PARTICULIER MONTMARTRE
Nettes Mini-Hotel in einer alten Villa, in der Sie spannende Cocktails trinken können. Die Getränke werden mit unerwarteten Kräutern und manchmal mit Absinth gemischt. Die Villa ist in einer Privatstraße versteckt, Sie müssen klingeln, bevor sich das Tor zur Gasse öffnet. Pavillon D, 23, Avenue Junot, www.hotel-particulier-montmartre.com
☛ CINEMA
STUDIO 28
Eines der ältesten Kinos in Paris, in dem eine Szene aus dem Film „Amélie“ gedreht wurde. Jeden Freitagabend läuft ein französischer Film mit englischen Untertiteln. 10, rue Tholozé, cinema-studio28.fr
☛ WEINBERG
VON MONTMARTRE
Schön zu sehen: Le Clos-Montmartre, der letzte Weinberg in Paris! Bis Mitte des 19. Jahrhunderts war Montmartre noch weitgehend mit Weinreben bedeckt. Jedes Jahr im Oktober findet ein großes Erntefest statt, an dem viele Anwohner teilnehmen. Eine verrückte, karnevalistische Sache. Rue des Saules
☛ LA
MAISON ROSE
Dieses fotogene rosa Haus (gegenüber dem Weinberg und dem mythischen Kabarett Au Lapin Agile) wurde bereits in alten Gemälden von Montmartre dargestellt. Heutzutage können Sie hier etwas trinken, zu Mittag oder zu Abend essen (französisch-italienisch). 2, rue de l’Abreuvoir, lamaisonrose-montmartre.com
☛ BOULANGERIE
LE GRENIER À PAIN
In der lebhaften Rue des Abbesses liegt eine ausgezeichnete Bäckerei. Das Baguette de Tradition wurde mehrfach zum besten Baguette von Paris gewählt. Croissants, Madeleines und Kuchen sind ebenso gut.
☛ RUE
DES MARTYRS
Schöne Einkaufsstraße, die oben auf dem Montmartre beginnt und den gesamten Hügel hinunterführt. Wenn Sie dieser Straße folgen, gelangen Sie in ein anderes schönes Viertel: Nouvelle Athène, auch als trendiges „South Pigalle“ bekannt. Der obere Teil der Rue des Martyrs hat schöne Raritäten-, (Vintage-)Bekleidungs- und Schmuckläden. Im unteren Teil kann man herrlich naschen (Bäcker, Konditoren, Eis).
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Bummeln in Paris SAINT-GERMAIN-DES-PRÉS Das ultimative Paris
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Saint-Sulpice und Notre-Dame-des-Champs Einige Pariser beklagen, dass Saint-Germain-des-Prés die literarische und intellektuelle Atmosphäre verliert, für die dieses Viertel in den 1950er und 1960er Jahren so berühmt war. Vielleicht gibt es weniger Buchhandlungen und Jazzkeller als zuvor, aber Saint-Germain bleibt das ultimative Paris. Schick, elegant und sehr französisch. Fast alles um einen herum ist wunderschön. Die Gebäude, die Straßen, die Geschäfte, die Terrassen ... sogar die Menschen. Catherine Deneuve wohnt nur einen Steinwurf vom Café de Flore entfernt. Eine Urpariserin wie Inès de la Fressange wählte dieses Viertel für ihr Geschäft. Ganz besonders: Man kann hier dieselben „zinc“ (Thresen) besuchen wie all die berühmten Schriftsteller und Künstler aus der Vergangenheit. Ich selbst lebe heute am rechten Seine-Ufer („rive droite“), aber einmal im Monat muss ich durch Saint-Germain schlendern. Wie schick alles noch im Kaufhaus Le Bon Marché ist. Einen Kaffee auf der Place Saint-Sulpice trinken, einem prächtigen Platz mit einem Brunnen, den man endlos bestaunen kann. Ein langer Spaziergang durch den Jardin du Luxembourg (1), den vielleicht schönsten Park der Welt. Es gibt keinen besseren Weg, mehr von den Parisern zu verstehen, als herumzulaufen und die Leute eine Weile zu beobachten. Zwischen Palmen, Statuen und Teichen.
☛ LUTETIA
SCHICK, ELEGANT UND SEHR FRANZÖSISCH
HOTEL – BAR JOSÉPHINE
Berühmtes Hotel mit turbulenter Geschichte (années folles), das komplett renoviert wurde. Die Art déco-Cocktails in der Piano-Bar sind keineswegs billig, aber die Erfahrung lohnt sich! www.hotellutetia.com/bar-josephine
☛ KAUFHAUS
LE BON MARCHÉ
Das eleganteste Kaufhaus in Paris. Auch wenn Sie nichts kaufen möchten, lohnt es, sich hier umzuschauen. Was tragen die Pariser derzeit? Wie viel kann man für ein Paar Schuhe ausgeben? Hat man je so viele Spielsachen gesehen? 24, rue de Sèvres, lebonmarche.com
☛ LE
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BEAUPASSAGE
Noch mehr Luxus bietet diese neue Einkaufspassage, in der sich verschiedene bekannte französische Köche (Thierry Marx, Anne-Sophie Pic und Pierre Hermé) zusammengeschlossen haben. Mit hochwertigen Mittagstisch und Lebensmittelgeschäften, darunter ein fabelhafter Käseladen: Barthélémy. 53-57, rue de Grenelle, beaupassage.fr
☛ CONCEPT
STORE VON INÈS DE LA FRESSANGE
Vom Schlüsselanhänger und Anspitzer bis zu Abendkleidern: Chanels ehemaliges Gesicht sammelt
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FRANKREICH MAGAZIN 29
photo : Benjamin Brolet
WIE WÄRE ES, DIE LOIRESCHLÖSSER MIT DEM FAHRRAD ZU EROBERN ?
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www.bloischambord.de
Bummeln in Paris alles, was sie mag, in diesem stilvollen Basar. 24, rue de Grenelle, inesdelafressange.fr
☛ PLACE
FURSTENBURG
Einer der schönsten Plätze in Paris! Das schlägt sich auch gnadenlos auf den Quadratmeterpreis der Häuser nieder. Aber wenn man romantische Momente in Paris erleben möchte, sollte man auf jeden Fall abendsüber diesen subtil beleuchteten Platz schlendern.
☛ BUCHHANDLUNG L’ÉCUME DES PAGES (2) Wunderschöner Buchladen am Boulevard Saint-Germain, der das literarische Image des Stadtteils wahrt. Dem Vernehmen nach sind hier eine Million Buchtitel auf Lager. Ebenfalls besonders: täglich bis Mitternacht geöffnet (für hohe literarische Bedürfnisse). 174, boulevard Saint-Germain, ecumedespages.com
☛ PLACE
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SAINT-SULPICE (3)
Sehr stilvoller Platz mit Brunnen vor der Kirche Saint-Sulpice. In der Seitenstraße zum Jardin du Luxembourg kann man ein Gedicht von Rimbaud lesen, in großen Buchstaben an die Wand gemalt, wunderschön!
☛ LE
HIBOU
Eine Brasserie mit einer trendigen Terrasse in der Nähe vom Odeon, wo man Leute beobachten kann. Geschmackvoll eingerichtet und der junge Patron besitzt auch das berühmte Le Sénéquier in Saint-Tropez. 16, carrefour de l’Odéon, lehibouparis.fr
☛ L’AVANT-COMPTOIR (4)
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Schön, diese Weinbar im Bodega-Stil von Yves Camdeborde, einem bekannten französischen Koch. Man kann Hunderte von Weinen verkosten und baskische Tapas essen. Fotos der Gerichte hängen an der Decke! 3, carrefour de l’Odéon of 14 rue Lobineau
MARAIS, BASTILLE & FAUBOURG SAINT-ANTOINE Jung und lebendig Das Marais ist zum Bummeln ideal: Es gibt unglaublich viel zu sehen. Der nördliche Teil rund um die Metro-Station Filles du Calvaire hat sich in den letzten Jahren enorm verändert. Das ist heute der angesagteste Teil des Marais, voller Kunstgalerien, avantgardistischer Modegeschäfte und schrulliger Concept Stores. Wenn Sie jedoch ein anderes modernes Paris entdecken möchten, können Sie das Marais auf der Ostseite verlassen, um das Viertel hinter der Bastille zu besuchen. Sehr schön, das Terrain >
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junger Pariser. Mit vielen „Partystraßen“ voller Bars und Cafés. Meist in ehemaligen Kohlenhandlungen oder alten Werkstätten. Hier herrscht auch die höchste glutenfreie und vegane Dichte in Paris: Die Bio-Saftbars und veganen Konditoreien sprießen wie Pilze aus dem Boden. In jedem Fall hat dieser Bezirk einen innovativen Ruf im kulinarischen Bereich. Verschiedene junge Köche lockten die internationale Presse mit ihren innovativen Kochstilen (Le Châteaubriand, Septime) hierher. Luxushotels haben auch dieses östliche Gebiet von Paris entdeckt. In ehemaligen Fabriken mit Jugendstilfassaden befinden sich jetzt wunderschöne Fünf-Sterne-Hotels. In der Rue de Charonne kann man wunderbar einkaufen: viele Bekleidungsgeschäfte von französischen Marken wie Isabel Marant, Petite Mendigote, Sessùn und Soeur. Und all dieses Treiben ist ein schöner Kontrast zu den ruhigen Passagen und versteckten Innenhöfen rund um die Rue du Faubourg Sainte-Antoine. Historisch gesehen war dies das Viertel der Möbelhersteller und noch heute findet man einige Werkstätten. Übrigens: In diesem ehemaligen Arbeiterviertel loderte die Flamme der Französischen Revolution zuerst!
☛ LE PURE CAFÉ Charmantes Café aus dem Jahr 1905, das als Kulisse für verschiedene Spielfilme (wie „Before Sunset“) diente. Schön für einen Kaffee oder ein Glas Wein und die (Fusion-)Bistroküche ist ebenfalls sehr gut. 14, rue Jean-Macé, lepurecafe.fr
☛ MAISON BREGUET (5) Eines der Luxushotels, die im jungen Viertel hinter Bastille eröffnet wurden. Das Maison Breguet liegt in einem ehemaligen Fabrikgebäude und diese industrielle Atmosphäre spiegelt sich in der schönen Hotelbar wider. 8, rue Bréguet, www.maisonbreguet.com
☛ LA MANUFACTURE DE
CHOCOLAT ALAIN DUCASSE Sternekoch Ducasse legt nach wie vor Wert auf gute Zutaten, und seiner Meinung nach gab es bei Schokolade noch Spielraum für Verbesserungen. In dieser „Schokoladenmanufaktur“ kann man seltene Sorten probieren. 40, rue de la Roquette, lechocolat-alainducasse.com
☛ CONCEPT STORE
AUJOURD’HUI DEMAIN (6) Der erste 100% vegane Concept Store in Paris, gegründet von einem begeisterten jungen Team. Mit Essen, Kleidung, Make-up und Kaffeebar / Lunchrestaurant. 42, rue de Chemin Vert, aujourdhui-demain.com
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BIO-SAFTBARS UND VEGANE KONDITOREIEN 5
Bummeln in Paris ☛ PASSAGE LHOMME Einer der vielen versteckten Innenhöfe von Faubourg Saint-Antoine, bewachsen mit Jungfernreben und Blauregen: sehr malerisch! Mit verschiedenen Ateliers und einem Comic- und Spielzeugladen. Eingang auf der Höhe von 26, rue de Charonne.
☛ LE CHINA Ein besonderer Ort für einen Drink, dieses Café-Restaurant im Kolonialstil. Als ob man in den 1930er Jahren in Shanghai wäre! Ab 17 Uhr Happy Hour mit Cocktails für 7. 50, rue de Charenton, lechina.eu
☛ LE SQUARE TROUSSEAU Wunderschönes Restaurant aus der Belle Epoque mit altem „zinc“, einer antiken Telefonzelle (unten) und einer schönen Terrasse mit Blick auf den gleichnamigen Park. 1, rue Antoine Vollon, suqretrousseau.com
QUARTIER LATIN Alte Liebe
Rue Mouffetard & Jardin des Plantes
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Lange Zeit klang das Quartier Latin für mich zu touristisch, mit all diesen griechischen Grillrestaurants und Souvenirläden. Bis ich in die Nähe der Sorbonne umzog und das Viertel mehr als fünf Jahre lang täglisch genoss. Das touristische Treiben auf der Straße findet nur in einem kleinen Teil statt, dafür gibt es so viel Atmosphäre und Geschichte. Dies war das Herz von Lutetia, dem Paris der Römerzeit, und verschiedene Überreste erinnern daran. Wie zum Beispiel das Museum von Cluny, wo die römischen Bäder lagen. Oder das galloromanische Amphitheater (7), das immer noch dort ist, versteckt hinter einem unauffälligen Häuserblock. Während des Mittelalters besuchten die Schüler ihre Kurse rund um das aktuelle Panthéon an der freien Luft. Auch Spuren dieser Zeit sind hier und da noch zu sehen. Dies ist eines der wenigen Gebiete, in denen sich Haussmann zurückgehalten hat. Es gibt also immer noch alte Gassen und Häuser mit schmalen Durchgängen. Die Rue Mouffetard (8) voller kulinarischer Geschäfte und der authentische Markt an der Place Monge stehen für das alte Paris. Und sonntags tanzen Paare vor der Église de Médard zu Akkordeonmusik, sehr nostalgisch. Der Jardin des Plantes (9), ein Botanischer Park mit verschiedenen Naturkundemuseen, und die Moschee dahinter verströmen ebenfalls ein Gefühl der Zeitlosigkeit. Die Grande Mosquée de Paris (10) existiert seit 1926, jedes Wochenende ist das Teehaus voller Pariser, die Minztee > und arabische Konditoreiprodukte genießen.
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Bummeln in Paris 9
☛ CAVEAU
DE LA HUCHETTE
In der Rue de la Huchette in der Nähe von Notre-Dame liegt ein bekannter Jazzkeller aus dem Jahr 1946. Seit der Film „La La Land“ den Club gezeigt hat, ist er jeden Abend voll. Für 15 kann man Künstler auf hohem Niveau erleben und in der winzigen Halle wird immer noch jeden Abend getanzt. 5, rue de la Huchette, caveaudelahuchette.fr
☛ ÉGLISE
SAINT-GENEVIÈVE
Schöne Kirche direkt neben dem Panthéon, einen Blick wert. Mit weißen Wendeltreppen und einem Zierbalkon für den Chor.
☛ BOWLING
RUE MOUFFETARD
Verbringen Sie mit Kindern in Paris einen regnerischen Tag in dieser Bowlingbahn der alten Schule! 73, rue Mouffetard, 5. Arrondissement
☛
BONJOUR VIETNAM
Die vietnamesische Küche ist den Franzosen sehr vertraut. Direkt an der Rue Mouffetard servieren sie in diesem intimen Restaurant köstliches Bo Bun und gefüllte Lotusblätter. 6, rue Thouin
☛ LES
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DAMES DU PANTHÉON
Charmantes Boutique-Hotel mit Blick auf das Panthéon, dessen Interieur von bekannten emanzipierten Französinnen inspiriert ist. Denken Sie an Edith Piaf, Marguerite Duras und Juliette Gréco. 19, place du Panthéon, hotellesdamesdupantheon.com
☛ LES
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BONBONS AUX PALAIS
Liebhaber von Süßem werden diesen Laden lieben, der typische Süßigkeiten aus verschiedenen französischen Regionen verkauft. In schönen Gläsern! 19, rue Monge, lebonbonaupalais.com
☛ AUX
MERVEILLEUX DE FRED
Die Sahne- und Baisertörtchen aus diesem Lädchen sind zuckersüß, aber seit einigen Jahren in Paris ein großer Erfolg. 2, rue de Monge, auxmerveilleux.com
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TEXT UND FOTOS NICKY BOUWMEESTER
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Vendée Das ideale Urlaubsziel für die ganze Familie : ϯϬϬ ^ŽŶŶĞŶƚĂŐĞ ƉƌŽ :ĂŚƌ͕ ŵĞŚƌ ĂůƐ ϭϱϬ ŬƟǀŝƚćƚĞŶ͕ tĂƐƐĞƌƐƉŽƌƚ͕ ĞŝŶ ƐĂƵďĞƌĞƐ DĞĞƌ ƵŶĚ ϭϯ Ŭŵ ^ĂŶĚƐƚƌĂŶĚ͘͘͘
KƵƌ ǁĂLJ ƚŽ ŚĂǀĞ Ă ŐƌĞĂƚ ĨĂŵŝůLJ ƟŵĞ ͗ ϯϬϬ ƐƵŶŶLJ ĚĂLJƐ͕ ŵŽƌĞ ƚŚĂŶ ϭϱϬ ĞǀĞŶƚƐ͕ ǁĂƚĞƌ ĂĐƟǀŝƟĞƐ͕ ĞdžĐĞůůĞŶƚ ƐĞĂ ǁĂƚĞƌ ƋƵĂůŝƚLJ͕ ϭϯŬŵ ŽĨ ƐĂŶĚLJ ďĞĂĐŚ͘͘͘
Spa-Tag daheim Die in Frankreich beliebte Marke Sothys lässt sich von uralten asiatischen Schönheitstraditionen inspirieren. Mit diesem Dusch-Öl verzaubern Sie Ihr Bad in ein nach würzigem Sandelholz und blumigem Jasmin duftendes Spa. Sothys, Huile de Douche Indonésie AncestraleTM, ca. 25 für 200 ml. sothys.de
Boutique Inspirationen aus Frankreich für einen eleganten Herbst.
Blaulicht Ade Spezialgläser in diesem schönen Gestell filtern das kurzwellige, blaue Licht vom Bildschirm. Dadurch ermüden die Augen weniger. Das ist nicht nur nützlich, die Brille ist auch ansprechend und hübsch! Izipizi, #E SCREEN Pulp, 40. izipizi.com
VON JEDIDJAH ARENTSEN
Retromodel Joyeux anniversaire! Jubiläum einer der „ganz französischen“ Marken: Comptoir des Cotonniers feiert sein 25-jähriges Bestehen. Das Modelabel will Frauen stilvoll und zugleich bequem und alltagstauglich kleiden. Zeitlos, elegant, mit einem männlichen Zug, was die Sache gleich ein wenig kühner macht. Dieser Jumpsuit beweist es: Er ist schlicht und stilvoll ein einem. Comptoir des Cotonniers, Viskose Jumpsuit Black Beauty, 175. comptoirdescotonniers.com
Diese Schultertasche aus weichem Leder und mit goldener Schnalle versprüht den Charme 1970er Jahre. Und die Farbe passt nicht nur zum Retro-Look, sondern auch zu einem warmen, gemütlichen Herbsttag. Vanessa Bruno, Mini iris bag in smooth calfskin leather, 295. vanessabruno.com
FRANKREICH LEVEN IN FRANKRIJK MAGAZIN 37
Haute-Marne Die andere Champagne
Endlose Wälder, Seen und natürlich Champagner. Dazu all die Gärten: klassisch, hängend und manche voller Überraschungen. Die Haute-Marne ist ein relativ unbekannter Teil der Champagne, nicht weit entfernt im Osten des Landes.
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D
ie Haute-Marne liegt auf dem Weg nach Südfrankreich, sofern man die Grenze in Luxemburg überquert. Thionvile, Metz, Nancy ... Noch vor Dijon überrascht das Département Haute-Marne in all seiner Bescheidenheit. Ein (längerer) Zwischenstopp, ist wirklich lohnenswert; und wer sich in der HauteMarne einen kompletten Urlaub gönnt, wird nicht enttäuscht. Etwa ein Hektar Wald pro Einwohner und mehr Wildschweine als Menschen in der Gegend - man gebe sich der Ruhe dieses Départements hin, das in Bezug auf Lichtverschmutzung (und nein, wir meinen nicht Luftverschmutzung) eines der am wenigsten belasteten Gebiete Frankreichs ist.
Sterne beobachten Der Gastgeber unserer Chambres d’hôtes, Eric Gruot, wurde früher in der Schule immer bestraft und musste lange nachsitzen, weil er Linkshänder war und nicht schön genug schrieb. Als er endlich nach Hause gehen durfte, war es oft schon dunkel – und der Sternenhimmel glitzerte über ihm. „Wie schön wäre es“, dachte der Junge damals, „dort oben zwischen den Sternen zu sein, anstatt hier?“ Et voilà, Erics Leidenschaft für die Sterne war erwacht. Wir fahren auf einer holprigen Schotterstraße hinter den Chambres d’hôtes weg von der kleinen Lichtverschmutzung, die hier noch das Licht der Sterne überstrahlt. Eigenhändig baute Eric ein Observatorium in einer Art Pavillon mitten auf einer Wiese. Hierher nimmt er gerne seine Gäste mit, um seine Leidenschaft mit ihnen zu teilen. Nach einer kurzen Erklärung verschwindet er hinter dem Pavillon und mit einigem Rumpeln öffnet sich >
Linke Seite: Robert Sauvegrain vor seinem Haus im Jardin de Silière; Johannisbeeren für die Marmelade von Les Confitures des Carmottes; Lac de la Liez.
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das Dach über unseren Köpfen wie eine Art Cabrio-Pavillon. An einem durchschnittlichen Abend sind hier mehr als 1.500 Sterne und Planeten zu sehen, vom Polarstern, der immer an derselben Stelle steht, dem glühenden Mars, der durch die Bäume scheint, bis zum beeindruckend großen Jupiter. Es gibt verschiedene Teleskope, aber Erics Erfindung, die eigentlich hauptsächlich für Kinder gedacht ist, zieht meine Aufmerksamkeit auf sich. Er hat eine weiße Plastikliege auf einer drehbaren Plattform montiert, darüber ein riesiges Fernglas. Kinder drehen den Stuhl gerne wild im Kreis, damit sie Sterne sehen – buchstäblich und im übertragenen Sinne.
Aufgeklärte Stadt Wenn Denis Diderot noch lebte, fände er sich immer noch genau in den Straßen von Langres zurecht. Zumindest behaupten dies stolz die Einwohner. Der bekannte Philosoph der Aufklärung wurde am 5. Oktober 1713 an der Place Chambeau in dieser schönen befestigten Stadt geboren. Dieser Platz heißt jetzt Place Diderot, genau wie die örtliche Bäckerei, das Restaurant, das Café und die Buchhandlung, ist er nach dem berühmtesten Einwohner benannt, den diese Stadt jemals hatte. Für Liebhaber gibt es sogar ein Diderot-Museum, das Maison des Lumières, das in einem Herrenhaus aus dem 16. Jahrhundert untergebracht ist. Wir machen einen Spaziergang durch das historische Langres, das strategisch günstig auf einem Felsen liegt. Burgund erstreckt sich auf der einen Seite, das Langres-Plateau auf der anderen. Die Stadt zählt zu den 50 schönsten Städten Frankreichs. Mit Recht. Langres ist voller Gassen mit Renaissancegebäuden, Villen, alten Klöstern und der mit acht Kilometern längsten Stadtmauer Europas.
Garten als Striptease
Von oben nach unten: auf dem biodynamischen Weinberg von Florence Pelletier; Auberive Abbey; Toast mit Langres-Käse und Speck als Vorspeise.
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Am folgenden Tag besuchen wir zwei Gärten im Dorf Cohons südlich von Langres. Zuerst zum Jardin de Silière, benannt nach der Quelle, aus der das Wasser im Garten stammt. Robert Sauvegrain führt uns herum, die Familie seiner Frau besitzt den Garten seit 1812, also seit mehr als 200 Jahren. Die klare Gestaltung selbst stammt aus dem Jahr 1659. Ein solcher formaler Garten hat Regeln: Es muss Symmetrie herrschen, die Linien des Hauses spiegeln die des Gartens wider. Auch Wasser gehört unbedingt dazu. Es stammt aus der 25 Meter höher gelegenen Source de la Silière. Antike Statuen verweisen auf die griechische Mythologie, umsäumt von vielen Eibenhecken (Taxus). Der
Haute-Marne
Aussicht über die Jardins suspendus de Cohons
Garten ist eigentlich eine Art Mini-Versailles. Im 19. Jahrhundert änderte sich die Gartenmode, der romantische englische Landschaftsgarten hielt Einzug. Hier eine Kurve, dort ein Bach und hohe Bäume. Robert selbst ist ursprünglich Mathematiker und mag insgeheim dann doch die klaren Linien des formalen frnzösischen Gartens. „Aber wenn Engländer kommen, flunkere ich manchmal ein bisschen“, vertraut er uns lachend an. Später besuchen wir Cohons „hängende Gärten“, Les Jardins suspendus de Cohons. Ein typisches Beispiel für einen „pittoresken Garten“: Natur, allerdings idealisiert. „Ein schöner Garten ist wie ein Striptease“, erklärt unser Reiseleiter Stefan. „Wenn jemand völlig nackt daher kommt, wäre die Überraschung weg.“ Na ja, so kann man es auch sehen. Hier wurde überall Überraschendes geschaffen: Ecken, Wendungen, immer eine andere Perspektive. Und natürlich die „escargots“, Schneckentürme, die als Belvedere dienen. Unten liegen die Terrassen, die dem Garten seinen Namen geben. Lavendel, Beeren, Himbeeren ... Von dieser wächst hier eine weiße Sorte, die besonders der Adel mochte. Der Garten beherbergt zudem Landschaftskunst. Schmetterlinge flattern um uns herum und im idyllischen Dorf unter uns erklingt das beruhigende Läuten von Kirchenglocken.
Graffiti in der Kapelle Erst Kloster, dann Frauengefängnis, Kindergefängnis, Colonie de Vacances und schließlich Museum: Die Auberive-Abtei hatte sehr verschiedene Funktionen. Die Zisterzienserabtei wurde 1135 von > Bernard de Clairvaux gegründet. Nur die
Krokettenbällchen mit Langres-Käse Der perfekte Snack für Ihre Gäste, die sich allerdings an den herrlich riechenden Käse gewöhnen müssen! Alles rein vegetarisch. Rezept (für 4 Personen):
t 3 Eier t 200 g Semmelbrösel t 200 g Langres-Käse t 100 g Époisses Käse t 4 EL Essig
einen auf 180 Grad vorgeheizten Ofen geben. Aus dem Ofen direkt servieren. Für extra Genuss (und Kalorien) mit einem Époisses-Käse-Dressing servieren: Den Époisses in einer Pfanne schmelzen und den Essig hinzufügen. Bon appétit!
Den Langres-Käse mit einer Gabel grob zerdrücken. Formen Sie mit Ihren Händen haselnussgroße Kugeln. Wenden Sie sie in den geschlagenen Eiern und dann in den Semmelbröseln. Wiederholen Sie dies dreimal und stellen Sie sie jedes Mal für 15 Minuten in den Kühlschrank. Erhitzen Sie etwas Speiseöl in einer Pfanne auf 180 Grad, frittieren Sie die Kugeln kurz und nehmen Sie sie dann aus der Pfanne. Legen Sie sie auf ein Backblech, dann 20 Minuten in
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Blumen für die Marmeladen von Les Confitures des Carmottes.
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Kapelle, in der sich die Katze Aria beneidenswert entspannt in der Sonne räkelt, stammt aus dem Mittelalter. Im 18. Jahrhundert wurde hier viel umgebaut, der Gedanke des Denkmalschutzes existierte damals noch nicht. Mit der Französischen Revolution verlor das Kloster seine Funktion und begannen für die Auberive all die Verwandlungen. Vom Graffiti in der Kapelle bis zur modernen Kunst im alten Kreuzgang: Seit 2006 beherbergt der Bau ein Zentrum für moderne Kunst mit wechselnde Ausstellungen von oft besonderen (Außenseiter-) Künstlern. Châteauvillain ist ein „village de caractère“ westlich der Präfektur Chaumont, das sich perfekt für einen Nachmittag voller Besichtigungen eignet. Um das Dorf herum führt einen Ringweg, so dass in der Vergangenheit alle 60 (!) hier stehenden Türme inspiziert werden konnten. Viele sind heute bewohnt. In ungefähr einer Stunde kann man in den Gassen durch das gesamte Dorf schlendern. Auch der Parc aux Daims lädt zum Spazieren gehen ein. Das ehemalige Jagdrevier des Seigneur erstreckt sich über 272 Hektar Land auf dem mehr als 200 Hirsche leben. Außerhalb des Zentrums liegt das Künstlerdorf Simone, einst die bekannteste Schuhfabrik Frankreichs. Heute ist es ein Kulturprojekt für die
örtliche Bevölkerung. Annelore, eine der Initiatorinnen, erzählt vom Leben hier, von den Möglichkeiten, den ruhigen und entlegenen Orten, den fehlenden Wettbewerb. Aber auch über das Gefühl, dass die Landbevölkerung sich abgehängt fühlt, so dass sie oft wenig Selbstvertrauen hat. Sie versuchen genau das mit Simone anzugehen: unter anderem mit Theaterunterricht, Yoga, Tanz und Kochstunden. Und es funktioniert.
Champagner! Wir beenden die Reise durch die Haute-Marne mit einem Besuch des Bio-Champagnerhauses von Nicolas Bass in Rizacourt. Hier gedeihen auf 90 Hektar drei Sorten Trauben: Pinot Noir, Pinot Meunier und Chardonnay. Handverlesen werden sie zu göttlichem Champagner. Der gesamte Prozess dauert mindestens zwei Jahre. Der Brut Tradition, der Cécile Cuvée, der 100% Blanc de Noir und der Rosé (auf dem Vormarsch!) schmecken allesamt köstlich. Und noch ein zusätzlicher Vorteil: Die Flaschen sind hier viel günstiger als im bekannteren Teil der Champagne.
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UND FOTOS AMÉLIE DUFOUR
Haute-Marne
Tipps & Adressen Schlafen
☛ Gîtes Domaine Richot Zwei geschmackvoll renovierte Häuser aus dem 17. Jahrhundert in einem großen umzäunten Garten mit Sitzecken, Gemüsegarten, alten Bäumen und einem fantastischen Swimmingpool. Mitten in einem kleinen Dorf mit Geschäften um die Ecke. Ab 800 pro Woche. Aubepierre-sur-Aube, domaine-richot.com
☛ Ferme du Bas Bois Eric und Roselyne Gruot empfangen auf ihrem Bio-Bauernhof im Dorf Villierssur-Suize Gäste in drei geräumigen und gemütlichen Gästezimmern. Als ob man zu Besuch bei der Familie ist. Wie berichtet, liebt Gastgeber Eric das Sternegucken und teilt seine Leidenschaft gerne mit den Gästen. Villiers-sur-Suize, +33 325311180, fermebasbois@wanadoo.fr
Essen & Trinken
aus allem, was in ihrem Garten wächst. Nur die Zitronen kauft sie hinzu. Marmelade aus Rosen, Löwenzahn, Kürbis, aber auch aus „normalen“ Himbeeren. Sie verkauft alle Geschmacksrichtungen in ihrem Geschäft. Sie hat immer neue Ideen, aber zu wenig Zeit, um sie alle umzusetzen. Dennn Marmelade kann das ganze Jahr über gekocht werden: wenn nicht aus frischem Obst aus dem Garten, dann eben aus Gemüse aus dem Keller. 6, rue du Dr. Vauthrin, Anrosey. lescarmottes.com
☛ Domaine Florence Pelletier Weinerzeugung ist für Florence Pelletier eine Lebenseinstellung. Auf ihrem Gut in Coiffy-le-Haut stellt sie biodynamische Weine her, während sie Musik von Bach spielt. Sie macht auch Wein auf Blumenbasis. Weinverkostungen sind natürlich möglich. 3, rue des Bourgeois, Coiffy-le-Haut. coiffy-florence-pelletier.com
☛ Auberge de la Fontaine Übernachten Sie im Ferme du Bas Bois? Dann sollten Sie mindestens einmal im typischen Dorfrestaurant Auberge de la Fontaine speisen. Die Hauskatze liegt auf dem Sofa und die Dorfgänse begrüßen Sie schnatternd– es sind nahezu die berühmtesten Bewohner von Villiers-sur-Suize. Sie werden vom Auberge-Besitzer gefüttert, der seinen menschlichen Gästen ebenfalls exzellente Speisen serviert. Hier gibt es auch Hotelzimmer. 2, place de la Fontaine, Villiers-surSuize. aubergedelafontaine.fr
☛ Champagne Nicolas Bass
☛ Les Confitures des Carmottes
Weitere Informationen
Jeanne-Marie Collin macht Marmelade
11, rue de Pichot, Rizacourt. champagne-nicolas-bass.com
Sehenswert
☛ Jardins de Cohons jardins-cohons.fr
☛ Abbaye d’Auberive 1, place de l’Abbaye. abbaye-auberive
☛ Künstlerdorf Simone 4, route de Châtillon, Châteauvillain. simone.camp
tourisme.hautemarne.com
Von oben nach unten: Jeanne-Marie Colin in ihrem Garten Kühe bei Villiers-sur-Suize.
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Pikant Ein Geschenk-Set mit drei verschiedenen Sorten des berühmten Senfs aus Dijon. In den Töpfchen: die klassische Variante, grober Senf und süßer, mit Honig verfeinerter Senf. Bornibus, Geschenkset Bornibus Nr.3, 15,90. a-croquer.de
Meerblau In ihrem Atelier in Brignoles fertigt La Petite Provence Keramik, die in der Traditon der Provence von Hand bemalt wird. Feines authentisches Kunsthandwerk verbindet sich in dieser Karaffe mit dem Blau des Himmels über der Provence oder ist es das des Meeres? La Petite Provence, Karaffe blau-creme, 34,90. la-maison-de-florence.de
Bon appétit Oh là là Gaumenfreuden! Wissenswertes und Tipps aus der französischen Küchenwelt ZUSAMMENSTELLUNG JEDIDJAH ARENTSEN
Feiner Fisch Konservenfabrik La Belle-Iloise bereitet schon seit 1932 exquisiten Dosenfisch. Frisch gefangen im Hafen von Quiberon wandert er zusammen mit den feinsten Zutaten direkt in die bunten Blechdosen. Olivenöl - eine der wichtigsten Zutaten, wird jeweils zu Jahresbeginn von Spezialisten geprüft und ausgewählt. La Belle-Iloise, Fischpasteten-Sortiment 540 gr, 39,90. marie-monde.de
Zuckersüß Das Auge isst immer mit! Für Belle de Sucre ist Zucker nicht nur eine Zutat, sondern gleichzeitig verspielte Dekoration. Diese bunten Kandis-Stöckchen
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verzaubern jeden Teetisch in ein kleines buntes Nachmittags-Märchen. Belle de Sucre, Kandissticks, bunt, 8 Stück, 9,90. belledesucre.com
ALLEMAGNE
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Saône
800 km Radwandern am Wasser von Luxemburg nach Lyon. Eine Radroute für Neugierige, Feinschmecker und Freunde gepflegter Lebensart und interessanter Begegnungen.
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Réalisation : Bourgogne-Franche-Comté Tourisme Crédit photo : Guillaume Robert-Famy / Bourgogne-Franche-Comté Tourisme
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MADELEINE XXL
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FONDANT AU CHOCOLAT
Weltklasse Pâtissier Der junge französische Meister der Nachtische, Cédric Grolet, legt nach: Seinem international erfolgreichen Kochbuch "Früchte" folgt nun ein Band mit den Grundlagen des feinen Backens. Sie wollen ein Frühstück, Brunch oder Dinner wie im Hotel Le Meurice? Hier verrät er uns Originalrezepte. *
COPYRIGHT: PHILIPPE VAURÈS SANTAMARIA/KNESEBECK VERLAG
COOKIE CHOCOLAT XXL
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PANCAKES
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MADELEINE XXL ZUTATEN t H #VUUFS t H .JFM #šUPOĂ&#x2018; PEFS FJO BOEFSFS BSPNBUJTDIFS )POJH t H 7PMMFJ &JFS (SĂ&#x201E;Â&#x2022;F 4
t NM 7PMMNJMDI t H GFJOTUFS ;VDLFS t H .FIM 5ZQF t H #BDLQVMWFS t H 7BOJMMFQBTUF ZUBEREITUNG Die Butter in einem Topf erhitzen, um Nussbutter herzustellen. Vom Herd nehmen, den Honig zufĂźgen, damit er sich verflĂźssigt. Den Ofen auf 200 °C vorheizen. Die zimmerwarmen Eier, die zimmerwarme Milch und den Zucker in einer RĂźhrschĂźssel verrĂźhren. Das Mehl mit dem Backpulver vermischen und zusammen mit der Vanillepaste unter die Eiermischung rĂźhren. AnschlieĂ&#x;end die auf Zimmertemperatur abgekĂźhlte Nussbutter-Honig-Mischung unterrĂźhren. Den Teig in eine groĂ&#x;e Madeleine-Backform gieĂ&#x;en. Die Madeleine 10 Minuten im Ofen backen. Die Backform im Ofen um 180° drehen. Noch einmal 5 Minuten bei derselben Temperatur backen. Danach den Ofen ausschalten und den Kuchen noch 4 Minuten im Ofen lassen.
FONDANT AU CHOCOLAT SCHOKOLADENLAVAKUCHEN ZUTATEN t H (VBOBKB 4DIPLPMBEF PEFS FJOF BOEFSF EVOLMF 4DIPLPMBEF t H #VUUFS t H .FIM 5ZQF t H ,BLBPQVMWFS t H 3PISPIS[VDLFS t H 7PMMFJ WPO &JFSO (SĂ&#x201E;Â&#x2022;F 4
t NM .JMDI ZUBEREITUNG Die Guanaja-Schokolade mit der Butter Ăźber einem Wasserbad schmelzen. Das Mehl und das Kakaopulver mischen. Den Rohrohrzucker zur Schokoladenmischung geben, dann die Eier untermischen. Die Kakao-Mehl-Mischung darĂźbersieben und zum Schluss die Milch unterrĂźhren.
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Backringe von 5,5 Zentimeter Durchmesser mit Backpapier auskleiden, dann mit dem Teig fßllen. Fßr 30 Minuten in den Gefrierschrank stellen. Den Ofen auf 200 °C vorheizen. Die Schokokßchlein im Ofen ca. 6 Minuten backen. Sofort servieren.
COOKIE CHOCOLAT XXL SCHOKOCOOKIE XXL ZUTATEN t H #VUUFS t H 3PISPIS[VDLFS t H GFJOTUFS ;VDLFS t H 1BOFMB ;VDLFS t H 7PMMFJ &JFS (SĂ&#x201E;Â&#x2022;F .
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KĂźchenmaschine geben und mit dem Schneebesen vermengen. Die Butter in einem Topf in der Milch schmelzen lassen, dann die lauwarme Butter-Milch-Mischung Ăźber die Mehl-Zucker-Mischung geben. Die Eier zufĂźgen und alles verrĂźhren. Nun das Vanillemark mit der Orangenschale unter den Teig rĂźhren. Den Teig im KĂźhlschrank 2 Stunden ruhen lassen. In einer gebutterten Pfanne die Pancakes backen. Dazu jeweils 1 SchĂśpfkelle Teig in die Mitte der Pfanne geben, dann die Pfanne schwenken, um den Teig zum Rand hin gleichmäĂ&#x;ig zu verteilen. Die Pancakes sollen relativ dick sein. Sobald eine Seite gar und leicht gebräunt ist, den Pancake mithilfe eines Pfannenwenders wenden und noch einige Minuten fertig backen.
ZUBEREITUNG Die Butter mit den Zuckersorten in der Rßhrschßssel einer Kßchenmaschine mit einem Flachrßhrer vermischen. Die Eier unterrßhren, danach das Mehl und das Fleur de Sel. 340 Gramm Bruchschokolade hinzugeben und untermengen. Den Ofen auf 165 °C vorheizen. Den Schokocookieteig in eine runde Backform geben und 15 Minuten backen. Die Form aus dem Ofen holen, den gebackenen Teig mit der restlichen Bruchschokolade und den Erdnßssen bestreuen und erneut bei gleicher Temperatur 3 Minuten im Ofen fertig backen.
PANCAKES ZUTATEN t H .FIM 5ZQF t H GFJOTUFS ;VDLFS t H 4BM[ t H #BDLQVMWFS t H #VUUFS t NM 7PMMNJMDI t &JFS t 7BOJMMFTDIPUF .BSL BVTHFLSBU[U t BCHFSJFCFOF 4DIBMF WPO #JP 0SBOHFO t #VUUFS [VN &JOGFUUFO ZUBEREITUNG Das Mehl, den Zucker, das Salz und das Backpulver in die RĂźhrschĂźssel einer
OpÊra - Die neue franzÜsische Pâtisserie, Verlag: Knesebeck ISBN: 978-3-95-728432-7, 48
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Schlossleben
in la Haute-SaĂ´ne
Schlossherrin Marie-France Smith nimmt uns mit auf eine Entdeckungsreise durch eine recht unbekannte Region Frankreichs: La Haute-Saône in Burgund-Franche-Comté. Eine charmante Begegnung mit Hügeln voller Burgen und Schlösser, in denen sie und ihre Freunde leben und arbeiten.
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Oben: Marie-France Smith und ihr Mann Geoffrey; Château de la Presle.
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ls ich Marie-France in einem gut besuchten Hotel in Paris traf, erzählte sie mir, dass sie die Stille der Haute-Saône vermisse, einer Gegend, „an der selbst Franzosen vorbeifahren, weil sie kaum etwas darüber wissen“. Nicht, weil es nicht schön wäre. Sie beschrieb nahezu lyrisch die riesigen Wälder, die Hügellandschaft, das ungespritzte Gemüse und die enorm freundlichen Bewohner. Es ist das wohl am wenigsten bekannte Département dieser ohnehin dünn besiedelten Region von Burgund-FrancheComté. Die nahegelegenen Vogesen und das Juragebirge mit den hohen Bergen und den Skigebieten werben die Touristen ab. Hier jedoch
gibt es keine Industrie, keine Nachtclubs, nicht einmal eine Autobahn. Die größte Stadt Vesoul wurde zwar von Jacques Brel besungen, bekam aber erst vor kurzem bezahlte Parkplätze. Aber, was gibt es dann doch? Saubere Luft - und MarieFrance lud mich ein, diese zu schnuppern. Nach einer Fahrt durch dunkle Wälder, vorbei an verlassenen Weilern und Bauernhöfen mit verrammelten Fensterläden, leuchten die Fenster des Château de la Presle einladend hinter einem gusseisernen Tor auf. Es ist spät. Wir sind sogar zu müde für einen Tee und wollen einfach nur in der Stille und dem riesigen Bett mit den antiken, mit Spitzen besetzten Laken versinken. Am folgenden Morgen gehen wir vorsichtig die knarrenden, soeben gewachsten Holztreppen hinunter. Wir
Burgund-Franche-Comté fühlen uns wie in einem englischen Kostümfilm. Kein Zufall, denn Marie-France importierte jahrelang englische Antiquitäten nach Frankreich, daher ist ihr Haus voller Schränke mit englischem Porzellan und Gemälden mit typisch englischen Szenen. Sie „importierte“ auch ihren englischen Ehemann Geoffrey, der als Anwalt weltweit Opfer von mißlungenen Bauprojekten verteidigt. Wenn er zu Hause ist, serviert er den Gästen Tee und macht den Abwasch. „Die Dorf bewohner nennen ihn le Butler“, lacht sie, „oder le mari de la châtelaine (den Gatten der Schlossherrin)“. Die Scones sind ebenfalls englisch und Teil des burgwürdigen Frühstücks, zu dem auch Lachs, hausgemachter Joghurt und Saft von Äpfeln aus dem Garten, sechs Käsesorten und frische Croissants serviert werden. Unter der 250 Jahre alten Rotbuche kann man auch bei Regen zu Mittag essen, ohne nass zu werden. Es ist nur einer der vielen Reize des Parks, der uns umgibt. Begleitet von zwei Golden Retrievern erkunden wir den Rest: die Wanderwege, den Esel, den Gemüsegarten und die Nebengebäude einschließlich eines Ferienhauses. Marie-France und Geoffrey sind vor sieben Jahren hergezogen. Marie-France hatte ein Antiquitätengeschäft und einen Antiquitätenhandel in Paris und arbeitete zuvor in London und im Irak als Übersetzerin für die Vereinten Nationen. Aber sie wurde des Verkehrs in Paris müde, vermisste die Orte ihrer Kindheit und wollte in der Nähe ihrer Eltern leben. „Hier liegen meine Wurzeln. Von Paris aus,
kamen wir oft für ein langes Wochenende her, um Rad zu fahren und im Fluss zu schwimmen. Wir hatten das Gefühl, zehn Tage weg gewesen zu sein, und waren immer sehr ausgeruht.“
Originaldetails Das Schloss war in einem schlechten Zustand, als sie es kauften, aber sie wurden von den originalen Türen, Treppen und Fliesen verführt. Nach 18 Monaten Renovierung war es wieder einladend, wie es jahrhundertelang gewesen war. Sie vermietet vier Zimmer und zwei Suiten, die so geschmackvoll eingerichtet sind, dass man sie kaum verlassen möchte. Ein Sekretär am Fenster mit Blick auf die hohen Bäume im Park verstärkt das Jane-AustenGefühl, das sich immer wieder einstellt. MarieFrance’ autodidaktischer künstlerischer Einsatz – sie absolvierte nur einen kurzen InnenarchitekturKurs in Mailand – wurde belohnt: Die Zeitung Le Figaro führte ihre Zimmer in der Liste der 200 besten Chambres d’hôtes in Frankreich auf. Die Haute-Saône zu entdecken bedeutet, stundenlang zu fahren und zu wandern und Augen und Gedanken im Grünen schweifen zu lassen. Hier sollen die meisten Wälder in Frankreich liegen. Sie wechseln sich mit Hügeln voller Sonnenblumen und Kühen ab. Bisweilen unterbricht ein kleines Dorf das Grün. Passanten studieren neugierig unser Nummernschild. Ein Bauer treibt in aller Seelenruhe seine Kühe durch die Hauptstraße. >
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Mäuse über den Tisch liefen“. Jetzt lebt dort eine 75-jährige Baronin, die sie von Zeit zu Zeit besucht. „Es war jahrhundertelang in derselben Familie, aber sie hat keine Nachkommen. Wir haben Angst, in wessen Hände es nach ihrem Tod fallen wird. Die Reparatur des Daches allein schon kostet 300.000 Euro. Wer kann sich das leisten?“
Trödel - Café
„Hier hat sich seit 50 Jahren nichts geändert“, sagt Marie-France, die mit dem Bauern schwatzt. „Menschen nehmen sich Zeit für einander und sehen Touristen nicht nur als Einnahmequelle. Ein Bauer ist glücklich, wenn man auf seinem Land spaziert. Er wird sich sofort nähern und ein Gespräch beginnen, wo ein Bauer in England wahrscheinlich laut würde; und in touristischeren Reitausflug über das Plateau de Mille Etang, Regionen in Frankreich ist fast alles auf dem Land einem rauen Naturgebiet. eingezäunt.“ Fast jedes Dorf hier hat eine eigene Die malerischen Dörfer Burg oder. Schloss. Einer ihrer Favoriten ist das in der Haute Saône sind alles andere als mittelalterliche Schloss Ray-sur-Saône in dem überlaufen. Dorf, in dem sie die Sommer ihrer Kindheit mit Rechts: Ferienwohnung im Park des ihren Großeltern verbrachte. Hier spielte sie mit Château de la Presle. den Schlosskindern in den Gärten und Küchen, „wo
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Wir trinken einen Kaffee mit ihren Freunden Corinne und Peter Egli, die 2006 ein Schloss im Dorf Colombier gekauft haben. Er war viele Jahre als Berater in Entwicklungsländern tätig. Sie beschlossen, nicht auf ihre Pensionierung zu warten und tauschten Afrika gegen ein Schloss in Frankreich. Als die einzige Kneipe im Dorf schloss, übernahmen sie die Schanklizenz und eröffneten eine Bar im ehemaligen Haus des Gärtners. Da sie selbst süchtig nach Flohmärkten sind und ihr eigenes Zuhause sich mehr und mehr füllte, beschlossen sie, das Café auch als Trödelladen einzurichten. So kann man den Löffel des Kaffees, den man gerade bestellt hat, ebenso kaufen wie den Tisch, an dem man sitzt. Peter: „Alle unsere Funde stammen aus der Zeit vor 1960. Es ist keine einfache Zeit, Flohmärkte zu besuchen, da die steigenden Verkäufe über das Internet die Märkte ein wenig ruiniert haben. Aber zum Glück sind wir gute Schatzgräber.“ Sie genießen die Natur, obwohl Corinne sich manchmal nach einer Hütte in Afrika sehnt. Sie formuliert es diplomatisch. „Im Winter ist es hier ruhig. Die Menschen leben oft seit > Generationen im selben Dorf, deshalb haben sie
Burgund-Franche-ComtĂŠ
eine andere Mentalität als wir, weil wir so lange im Ausland gelebt haben. Es fällt auf, dass fast jeder, der hier unternehmerisch ist, eine Weile außerhalb Frankreichs war. Es macht dich zu einer anderen Art von Person.“
Geheimtipps der Schlossherrin
Oben: Esel im Park vom Château de la Presle. Rechts: Mit Wagen und Karren bei einem Reitausflug.
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Michel Leimgruber kommt auf ein Glas herein. „Ah, da ist Père Noël“ (der Weihnachtsmann), lacht Marie-France. Er wohnt um die Ecke und ist Schreiner. Seine Werkstatt und sein Geschäft lassen in der Tat Kinderherzen höher schlagen. Es ist voll von Autos und Pferden aller Größen, fröhlich gestrichenen Stühlen und Tischen, aber auch Klobrillen und Bilderrahmen. Er scherzt: „In la Haute-Saône lebst du länger, weil die Leute fünfzig Jahre zurückliegen. Deshalb mag ich es hier so sehr.“ Seine vier Kinder zogen in den Süden, weil sie es für zu ruhig hielten, aber zwei kehrten bald zurück, weil „es zu heiß und zu trocken war und die Menschen zu kühl“. Marie-France empfiehlt den Gästen alle diese besonderen Adressen. Auch in ihrer Rolle als Finanzberaterin der Gemeinde und als Vizepräsidentin von Gites de France in Burgund-FrancheCompté wirbst sie mit leidenschaftlicher Überzeugung für den Charme ihrer Region. „Einige finden mich exzentrisch, weil ich den Tourismus fördern möchte. Ich wollte einen Kredit bei der Bank beantragen, damit meine Zimmer Touristen anziehen. Die erste Mitarbeiterin, mit der ich sprach, hat mich ausgelacht. Sie selbst machte ausschließlich Urlaub an der Côte d’Azur. Deshalb fand sie meinen Plan sehr seltsam. Glücklicherweise erkannte die zweite Bank die Bedeutung und
lieh mir 12.000 Euro. Die Leute wollen nicht mehr einen einzigen fernen Urlaub pro Jahr machen, sondern ab und zu ein paar Tage nicht allzu weit weg fahren. Sie sehnen sich nach Natur, Radfahren, Wandern und einem Schloss für ein paar Nächte. La Haute-Saône hat noch nicht den gleichen magischen Klang wie die Provence, der die Augen der Menschen zum Leuchten bringt, aber eines Tages wird es passieren.“ Kein Mangel an Begeisterung. Sie strahlt eine Art Urkraft aus. „Da mein Mann zwei Wochen im Monat am anderen Ende der Welt ist, mache ich viel alleine. Wenn der Kessel in einem Haus voller Gäste kaputt ist, muss man sich eben allein behelfen.“
Ruhe als Reiz Am nächsten Tag treffen wir den Maler und Bildhauer Marblo, der in seinem Château de la Hussardiere ein Atelier hat und Zimmer vermietet. Er stellt im renommierten Grand Palais in Paris und in Museen in Spanien aus, wo er nach einem wilden Start ins Künstlerleben in Montparnasse und Südfrankreich viele Jahre verbracht hat. Seine Frau Sylviane renovierte das Schloss, von dem ein Teil aus dem 14. Jahrhundert stammt. Jetzt warten drei Gästezimmer auf Touristen. Sie sind mit Antiquitäten eingerichtet und Marblos Gemälde zieren die Wände. Er ist froh, wieder in seiner Heimat zu sein. „Ich brauche keine Sonne, sondern Wiesen mit Kühen und ausgedehnten Wälder, in denen ich Pilze sammeln kann. Zweimal am Tag mache ich einen Spaziergang auf unserem Gelände und beobachte, wie sich die Jahreszeiten ändern. Ich sehe, wie die Vögel in der frisch gepflügten Erde picken. Ich grüße die Schlangen und Rebhühner
Burgund-Franche-Comté „Ich grüße die Schlangen und die Rebhühner und schätze mich glücklich, an dem schönsten Ort Frankreichs zu leben.“ und schätze mich glücklich, an dem schönsten Ort Frankreichs zu leben.“ Am letzten Abend kocht Marie-France für uns; auf dem Tisch eine antike Tischdecke, Kristallgläser und uraltes Silber. Im Hintergrund erklingt Bach. Sie kocht mit derselben Leidenschaft, mit der sie ihr Schloss eingerichtet hat. Ihre Rezepte stehen auch in einem Buch über die 100 besten Köche in Burgund-Franche-Comté. „Ich koche seit langem Table d’hôte für Familie und Freunde. Jetzt mache ich es auch beruflich.“ Auf dem Tisch kommt eine Zander-Mousse, ein Fisch, der in Frankreich nur von professionellen Fischern gefangen werden darf, gefolgt von hausgemachter Foie Gras mit Trüffel und Apfelkuchen mit Trüffeleis. Erst am Tag selbst entscheidet sie, was sie kochen wird. „Ich koche genauso, wie ich mein Haus einrichte und Klavier spiele: mit Liebe und Intuition. Ich schaffe
es nicht, klassische Stücke perfekt einzustudieren, aber ich improvisiere dafür ein bisschen jazzig.“ Am späten Abend erwartet sie ein Hochzeitspaar. Sobald die anderen Gäste zu Bett gegangen sind, wird sie Rosenblätter auf die Treppe streuen. Sie kühlt Champagner und am Morgen werden sie einen separaten Tisch mit weiteren Überraschungen bekommen. Sie dürfen so spät frühstücken, wie sie möchten, „auch wenn es um drei Uhr nachmittags ist!“ Als wir ihr sagen, wie sehr sie uns mit dem Essen und auch den guten Weinen verwöhnt hat, die sie übrigens all ihren Gästen serviert, wehrt sie ab. Sie ist genauso unaufdringlich wie die von ihr so geliebte Region, die sich genau deshalb so sehr zu besuchen lohnt.
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FRANKREICH MAGAZIN NUMMER 2 2020
Die Stars des SĂźdens
BORDEAUX Das entspannte Paris am Atlantik
Reisen, Kultur & KĂźche
FRANKREICH MAGAZIN NUMMER 4 2019
FRANKREICH MAGAZIN NUMMER 3 2019
Reisen, Kultur & KĂźche
Burgund-Franche-Comté
Tipps & Adressen Unternehmen
☛ Der Hauptort des Départements ist Vesoul (15.000 Einwohner). Andere größere Städte sind Lure, Grey und Luxeuil-les-Bains. Besonders das alte Luxeuil ist mit seinen heilenden Quellen, seiner Abtei und seiner Vergangenheit der Spitzenherstellung einen Besuch wert. Das älteste Thermalbad Frankreichs wurde im 18. Jahrhundert erbaut. Das modern eingerichtete historische Thermalgebäude liegt schön in einem Park. Es finden Sommermärkte mit lokalen Produzenten, Musik und Tischen voller Lebensmittel statt. www.luxeuil.fr
☛ Hausboot ohne Bootsschein Ohne Bootsschein oder große Erfahrung kann man den Fluss Saône befahren (130 km lang). Voll ausgestattete Boote für 2-12 Personen ab 1.000/Woche. www.leboat.de/hausbooturlaub/ frankreich/burgund
☛ Jardin Aquatique in Autoreille Schöner Wassergarten von 2 Hektar wie ein Stück Asien in Frankreich. Es erwarten Sie romantische Spaziergänge an Teichen umgeben von Bambus, Wasserfällen und Bänken. Eintritt 7,50. www.jardin-aquatique-acorus.fr
☛ Kirschen essen Die Region hat das Schutzsiegel AOC (Appellation d’Origine Contrôlée) für kleine Kirschen. Eingetaucht in Likör werden sie Griottines genannt und schmecken hervorragend zu Kuchen und auch Fleischgerichten. Im L’institutGriottines können Sie feine kulinarische Souvenirs mit Griottines als Basis kaufen, aber auch Wein, Pralinen aus bester beste Schokolade, Macarons
und Foie Gras. In der Nähe liegt ein Museum über die Herstellung von Kirschen. L’Institut-Griottines, 43, Avenue Claude Peureux, Fougerolles, www.distilleriespeureux.com
☛ Café-brocante du Château de Colombier 11, Rue du Château, Colombier, www.cafe-brocante.fr Geöffnet Freitag bis Sonntag 16.00-21.00 h.
☛ Holzkünstler Mic’Jouebois (Michel Leimgruber) 20, Rue du Château, Colombier, www.mic-jouebois.com
☛ Bisons beobachten beim Château de Presle in Breurey les Faverney Reservierungen unter www.bisons-elevage.com
Übernachten
☛ Château de La Hussardière Drei schöne Räume im Schloss des französischen Künstlers Marblo, der auch für seine Gäste in der Küche kreiert. DZ ab 90. 1, route de Roche, Vaite, +33 3 84316469, http://chateau-de-la-hussardiere. franche-comte-hotels.com
☛ Cabanes des Grands Lacs Auf einem 150 Hektar großen Gelände mit 5 Seen können Sie in 21 Cabanes in Bäumen und auf einem See übernachten. Letzteres erreichen Sie mit dem Ruderboot. Das höchste Baumhaus liegt auf einer Höhe von 12 Metern und ist mit Leiter und Seilbahn erreichbar. Für weniger sportliche Gäste gibt es auch eine Eiche in 5 Metern Höhe mit einer Treppe. DZ ab 145/Nacht. Chassez les Montbozon, www.cabanesdesgrandslacs.com
Essen
☛ Hôtel-restaurant
☛ Château de la Presle
Château de Rigny
Drei Doppelzimmer, zwei Suiten und ein Ferienhaus für bis zu sechs Personen, fantastisch eingerichtet und praktisch mit schnellem Internet, Minibar, Wasserkocher und Fernseher. Billardzimmer und Hammam. DZ ab 115, Ferienhaus ab 450 / Woche und ein unvergessliches Abendessen für 50 (Menü inkl. Aperitif, halber Flasche Wein, Tee/Kaffee und Käseteller). MarieFrance organisiert auch Themenwochenenden zu Trüffel, Foie Gras und französischer Küche. 3, rue Louis Pergaud, Breurey les Faverney, +33 3 84914170, www.chateaudelapresle.com resa@chateaudelapresle.com
Schon vor 50 Jahren aß Marie-France als Kind in diesem Schloss die herrlichsten Gerichte. Das Château de Rigny bietet eine authentische hochwertige Küche, die saisonal zubereitet wird. Man kann auch in mit Antiquitäten dekorierten Zimmern übernachten. Zimmer 3 hat ein Bett aus dem 18. Jahrhundert. Schwimmbad. DZ ab 150/Nacht, Menü ab 35. 70, rue des Epoux Blanchot, Rigny, +33 3 84652501, www.chateau-de-rigny.com.
Weitere Informationen
☛ www.bourgognefranchecomte.com ☛ www.destination70.com
FRANKREICH MAGAZIN 61
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Bibracte
Eine gallische Stadt unter dem Wald Im Herzen des Morvan bietet der Beuvray-Berg außergewöhnliche Aussichten. Hier liegen auch die Überreste der 2000 Jahre alten Stadt Bibracte. Nach wie vor graben hier jedes Jahr Archäologen nach neuen Erkenntnissen. Das Museum verwendet modernste Techniken, um von Bibracte und den ersten europäischen Städten zu erzählen. Q Besuchen Sie auch das Restaurant und entdecken Sie die gallische Küche. BIBRACTE
Musée de Bibracte Mont Beuvray - 71990 Saint-Léger-sous-Beuvray www.bibracte.fr/nl - info@bibracte.fr - www.facebook.com/BibracteMusee
©CHRISTO 1963/PHOTO DIRK BAKKER
Viel zu sehen in Paris
Paris prunkt auch diesen Herbst mit großen Ausstellungen und großen Namen. Es ist für jeden Geschmack etwas dabei. Besonders diese vier werden voraussichtlich für Gesprächsstoff sorgen:
©GEDEON PROGRAMME/ STÉPHANE COMPOINT
Zeitmaschine Pompei Seit 300 Jahren entdecken Archäologen immer wieder Neues unter der Vulkanasche, die die Stadt 79 vor Christus unter sich begrub. Die aktuelle Ausstellung führt den Besucher durch die größten Ausgrabungen seit dem 2. Weltkrieg in die Gassen der antiken Stadt: Zu der Villa mit dem Garten und den wunderbaren Fresken oder zum Haus der Leda wo ein provokatives Fresko Ledas erotische Begegnung mit dem Schwan darstellt. „Pompei“ im Grand Palais, bis zum 2. November 2020, grandpalais.fr
Eingepackt! Im Vorfeld an die 2021 geplante Verhüllung des Triumphbogens in Paris, widmet das Centre Pompidou dem Ehepaar Christo und Jeanne-Claude posthum eine umfangreiche Ausstellung: Schon 1975 entwickelten sie die Idee, den Pont-Neuf in Paris mit einer goldenen, sandsteinfarbenen Leinwand zu umhüllen, die die Brücke komplett bedecken sollte. Das Publikum sollte auf der Leinwand laufen können. Die Ausstellung zeichnet die Geschichte dieses Projekts von 1975 - 1985 nach und blickt auf ihre Pariser Zeit zwischen 1958 und 1964. Ursprünglich sollte der Triumphbogen im September 2020 verhüllt werden, das wurde jedoch wegen Covid 19 verschoben. ‘Christo et Jeanne-Claude’ im Centre Pompidou, bis 19. Oktober 2020, centrepompidou.fr
Kulturtipps Französische Höhepunkte in diesem Herbst VON ANNEKE WARDENBACH UND MARINUS PÜTZ
Urbane Kunst (ge)feiert
Anlässlich des 150. Geburtstags von Henri Matisse (18691954) ehrt das Centre Pompidou ihn mit einer Ausstellung von Werken, die man gesehen haben muss, um die Verschränkung von Text und Bild in seinem Werk zu verstehen. In noch nie dagewesenen Umfang präsentiert sie Meisterwerke aus den Sammlungen des Musée national d‘art moderne und zeichnet so seinen künstlerischen Werdegang chronologisch nach. Centre Pompidou, Matisse, comme un roman, 21.10.20 – 22.02.21, centrepompidou.fr
© SERGIO GRAZIA
© S U C C E S S I O N H . M AT I S S E / S M K PHOTO: JAKOB SKOU-HANSEN
150 Jahre Matisse
Das Kollektiv 9ème Concept betrachtet sich als eigenständige künstlerische Bewegung. Es nutzt viele ästhetische Linien von aboriginal bis zu surrealistisch und sämtliche Medien (Malerei, Musik, Fotografie, Tätowierung,…) Man will urbane Kunst möglichst vielen Menschen zugänglich machen. Interaktion des Publikums mit dem Werk ist wichtig als Dialog zwischen dem Künstler und dem Kunstliebhaber. Die kollektiven Aktionen zielten darauf ab, die Kunstwelt zu entheiligen, indem sie sie aus ihrem formalen Kontext herausnehmen. Mit „Vision d‘ensemble“ feiert das Kollektiv sein 30-jähriges Bestehen. ‘Vision d’Ensemble’ im schwimmenden Museum Fluctuart, bis 20. Dezember 2020, fluctuart.fr
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FRANKREICH MAGAZIN 65
09 SEPT — 08 NOV 2020
LILLE (FRANKREICH)
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RENÉ-XAVIER PRINET, LA PLAGE DE CABOURG © CH.BERNARDOT
Mit allen Sinnen!
Die gute Nachricht: Die 37. Französischen Filmtage 2020 finden statt! Live! Das größte Schaufenster des frankophonen Films in Deutschland präsentiert die neusten Filme aus der gesamten französischsprachigen Welt vom eigenwilligen Autorenfilm noch unentdeckter Filmschaffender bis zum opulenten Kinoereignis mit Starbesetzung für die große Leinwand. Mit rund 15.000 Besuchern waren die Französischen Filmtage bisher ein echtes Publikumsfestival in Tübingen und Stuttgart; auch in diesem Jahr, mit Abstandsregeln und Hygienekonzept. Dazu ist zum ersten Mal ist eine zusätzliche Online-Version der Filmtage geplant. Wer französischsprachige Filme liebt, kann damit in der ersten Novemberwoche unabhängig vom Standort neues Kino genießen. Auch ohne Französischkenntnisse: Alle Filme sind Deutsch untertitelt! Französische Filmtage Tübingen | Stuttgart, 28. Oktober – 4. November 2020, franzoesische.filmtage-tuebingen.de
PIERRE-AUGUSTE RENOIR, DAS GEWÄCHSHAUS © STAATSGALERIE STUTTGART
Französische Filmtage
Ab 1860 entstand vor allem in Frankreich eine neue Art der Malerei: Impressionismus. Man malte nun schnell und direkt vor dem Motiv. Scheinbar alltägliche Szenen und Landschaften wandeln sich vor den Augen des Betrachters zu lebendigen Ereignissen. In Stuttgart laden 60 Exponate, darunter 33 selten bis nie ausgestellte Leihgaben aus Privatbesitz, dazu ein, sich auf das sinnliche Sehen und Erleben der Bilder einzulassen. Zeitgleich zeigt das Musée de Lodève bei Montpellier die weitere Entwicklung mit Werken der Société nouvelle de peintres et sculpteurs, die ab 1895 bis 1939 erfolgreich war. t Mit allen Sinnen!, Staatsgalerie Stuttgart, bis 7.3.2021, staatsgalerie.de t Derniers Impressionistes, Musée Lodève, bis 28.02.21, museedelodeve.fr
Kulturtipps
PIERRE SOULAGES, PEINTURE © VG BILD-KUNST, BONN 2020
Vor kurzem feierte Pierres Soulages, der französische Meister der gegenstandslosen Malerei, seinen 100. Geburtstag. Das Museum Frieder Burda in Baden-Baden widmet seinem außergewöhnlich langen Schaffen nun eine Retrospektive. Seine Werke tragen keine Titel, die die Wahrnehmung der Betrachter beeinflussen könnten. So erklärte der Künstler: „Ein Gemälde ist ein organisiertes Ganzes, ein Ensemble von Formen, auf dem unsere Sinndeutungen entstehen und zerfallen.“ Die Ausstellung dokumentiert den Werdegang des Künstlers von 1946 bis heute und zeigt eine Auswahl an Gemälden aus europäischen Museen und Privatsammlungen, insbesondere aus dem Soulages-Museum in Rodez und dem Centre Pompidou in Paris. Pierre Soulages, Frieder Burda Museum, Baden-Baden, 17.10.20 – 28.02.21, museum-friederburda.de
PONT D’ARCOLE © MARIANNE STRÖM
Maler des Schwarz und des Lichts
An den Ufern der Seine Paris zählt 37 Brücken und wohl nur verliebte Paare kennen sie alle. Sie erinnern an große Siege (Tolbiac, Austerlitz, Arcole…), würdigen bedeutende Frauen (Simone de Beauvoir) und Männer (Sully, Louis-Philippe, Mirabeau) und weisen auf wichtige Monumente hin (Archevêché, Carrousel, Invalides). Sie überspannen die Seine und sind Zierschmuck der Stadt der Lichter. Kunsthistorikerin Marianne Ström lebt seit 1971 in ihrer Wahlheimat Paris. Ihre Foto-Ausstellung „Ponts de Paris“ (Die Brücken von Paris) lädt ein zu einem Spaziergang an den Ufern der Seine durch die französische Metropole, immer weiter bis ins Herz der Stadt. Deutsch-Französisches Kulturzentrum, Essen, bis 30.10.20.
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Daheim in Lot-et-Garonne Umgeben von Natur und Raritäten Von Lille bis Martinique: Kate und Jean Nedelec arbeiteten in Hotels und Restaurants in ganz Frankreich. Jetzt sind sie im Département Lot-et-Garonne zur Ruhe gekommen, das den Spitznamen „Le Verger“ (Obstgarten) Frankreichs trägt. Hier haben sie einen alten Bauernhof renoviert.
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as weiße Haus steht auf einem Hügel mit rund herum freiem Blick auf andere Hügel und goldene Felder voller Blumen und Heuballen. Der Fluss Garonne schlängelt sich anmutig durch das Bild. Das ländliche Frankreich im Sommer. Selbst seht zurückhaltend angelegte Menschen möchten hier barfuß über die Wiese hüpfen, Blumen pflücken und die Fische im Fluss beobachten. Ein Ort also, wo das Leben angenehm zum Stillstand kommt. So empfinden es auch die Bewohner dieses Hauses, die ehemaligen Stadtmensche Cathérine und Jean Nedelec. Dreißig Jahre lang führten sie in ein getriebenes Leben voller Verantwortung und Stress, erzählt Cathérine, die von allen Kate genannt wird. „Wir haben alles mögliche gemacht,
„Wir hatten das Bedürfnis, uns endlich niederzulassen an einem Ort, den wir ganz nach unserem eigenen Geschmack gestalten wollten.“
Eröffnungsseite links: das Esszimmer. Rechts: eine originelle Garderobe. Diese Seite: Kuchen mit hausgemachter Marmelade; im Rosengarten; die Pergola mit Panoramablick; alte Sohlen dienen als Dekoration. Rechts: ein „botanischer Schrank“ mit einer neuen Tür, vom Ehepaar selbst bemalt.
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Luxusferiendörfer verwaltet, und wir hatten auch unsere eigene Crêperie und Brasserie. Normalerweise waren wir 24 Stunden am Tag von Menschen umgeben, denn wenn man in Hotels und Restaurants arbeitet, hört die Arbeit nie auf. Und wir lebten immer irgendwo vorübergehend in Häusern, die von anderen eingerichtet worden waren. Wir hatten das Bedürfnis, uns endlich niederzulassen an einem Ort, den wir ganz nach unserem eigenen Geschmack gestalten wollten.“ Ein größerer Kontrast als zu ihrem gegenwärtigen Leben auf dem Land ist kaum denkbar, anderthalb Stunden von Bordeaux und nicht weit von der Stadt Marmande entfernt. „Ich arbeite im Garten, habe die gesamte Region zu Fuß entdeckt, kümmere mich um unseren Esel, unsere Katze, >
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Daheim in Lot-et-Garonne
„Es war ein altes Bauernhaus in einem sehr schlechten Zustand. Wenigstens hofften wir, dass wir etwas Ursprüngliches wiederbeleben könnten. Denn es roch bemerkenswert angenehm.“ unsere Schafe und unseren Gemüsegarten. Die Verlockungen der Stadt interessieren mich überhaupt nicht mehr!“ Man merkt ihr an, wie zufrieden und entspannt sie nun ist. „Ich bin endlich bodenständig und den ganzen Tag draußen. Ich habe mich seit Jahren danach gesehnt. Nur wenn meine Tochter hier ist, gehen wir manchmal in Bordeaux shoppen.“
Idylle Für dieses entspannte Leben mussten sie allerdings erst einmal schuften. Ihr idyllisches Haus auf dem Hügel war das Gegenteil von dem, was es nun ist. „Es war ein altes sehr heruntergekommenes Bauernhaus, sämtliche ursprünglichen Elemente waren hinter hässlichen Zementplatten versteckt. Zumindest hofften wir, etwas Ursprüngliches wiederbeleben zu können. Denn verrückterweise roch es bemerkenswert angenehm. Und das haben wir als gutes Zeichen gesehen!“ Abgesehen davon erfüllte alles die Wünsche. „Jean wollte mindestens sechs Hektar Land und ich wollte einen sehr großen Gemüsegarten und die Nähe zur Natur, um stundenlang durch die Landschaft streifen zu können. Wir haben uns im Süden umgeschaut, aber es musste auch erschwinglich sein, also haben wir nicht in der Provence gesucht. Das war auch nicht nötig, weil wir diese Region sofort geliebt haben.“ Sie beschlossen, alles selbst zu renovieren. Sie ließen nur das Dach von einem Fachmann ersetzen. Ziel war es, das Haus so weit wie möglich in seinen ursprüng> lichen Zustand zurückzubringen, so wie es
Linke Seite: das Wohnzimmer; das Badezimmer mit Vintage-Möbeln. Diese Seite im Uhrzeigersinn: einer von Kates Blumensträußen; Katze Tigou; Gemüse aus dem eigenen Garten; eine authentische Tür.
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„Wie begeistert wir waren, als wir es plötzlich vor uns sahen! Ich habe nie gewusst, wie glücklich einen ein paar alte Holzbalken machen können.“ etwa vor zwei Jahrhunderten aussah. Die gesamte Renovierung dauerte zwei Jahre. Sie mussten alle Sanitäranlagen, Leitungen, die Heizung und Fenster ersetzen. „Mit viel Geduld und viel Hilfe von Youtube-Anleitungen!“, lacht Kate. Jean hat sich voll in das Projekt gestürzt, aber ich war eine gute Assistentin - so energisch, dass ich oft mit starken Rückenschmerzen herumlief. Später habe ich mich um die Einrichtung gekümmert. Jeans große Leidenschaft ist es, alten Möbeln neues Leben einzuhauchen. Besonders als wir in Cannes lebten, fanden wir viele hübsche Sachen auf der Straße. Er hat daraus wieder schöne Möbel und Lampen gemacht.“ Sie stehen harmonisch neben den Antiquitäten und Flohmarkt-Funden, die sie im Laufe ihres Lebens gesammelt haben, wie zum Beispiel die Sammlung alter Teekannen.
Schlafen im Stall
Diese Seite im Uhrzeigersinn: antiker Jeu de boulesKoffer; die Holzbalkendecke war eine Entdeckung; gemütlicher Holzofen; Madonna und Kind aus Keramik. Rechts oben: Blick vom Schlafzimmer aufs Land. Unten: Mittagstisch auf der Terrasse.
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Unter dem Zement entdeckten sie alte, dicke Balken, die sie mit weißer Farbe besonders akzentuierten. Auch die prächtigen Steinmauern waren mit einer dicken Schicht Putz bedeckt, die sie entfernten. Wie begeistert wir waren, als wir es plötzlich vor uns sahen! Ich habe nie gewusst, wie glücklich ein paar alte Holzbalken einen machen können. Sie ersetzten den schmutzigen Bodenbelag durch schöne Fliesen und hauchten dem Kamin neues Leben ein. Die alten Stützbalken dienen nun als Trennwand zwischen Esszimmer und Küche. Sie bauten ihr eigenes Schlafzimmer und Badezimmer im angrenzenden Schuppen, der jahrzehntelang als Stall gedient hatte. Jetzt ist es geschafft. Und für beide beginnt ein neues Leben auf dem Traktor oder im Gemüsegarten (und be> stimmt auch mal barfuß auf der Wiese). * TEXT CATHELIJNE VAN VLIET FOTOS LUCREZIA VOZZA VIA COCOFEATURES.COM
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Zehn Tipps von Kate für Lot-et-Garonne
1) Hier gibt es keine Strände oder Gebirge, daher ist der Tourismus in Lot-et-Garonne weniger entwickelt als in anderen südlichen Regionen. Aber die Chambres d’hôtes sind besonders charmant und von hoher Qualität. 2) Die Stadt Marmande hat ein wunderschönes historisches Zentrum, eine sehr schöne Kirche, einen Klostergarten und La Plaine de la Filhole, einen Park entlang des Flusses, wo man im Grünen picknicken, spazieren gehen und Rad fahren kann. 3) Les Jardins de Beauchamp, verschiedene Themengärten in der Nähe von Marmande. 4) Die Märkte lokaler Produzenten aus der Umgebung sind immer wieder ein Genuss. 5) Auf jeden Fall probieren: die Pflaumen, Tomaten und Haselnüsse, Vins de Buzet et de Marmande, Melonen, Erdbeeren und Spargel. 6) Das Restaurant L’Aubergade in Puymirol hat zwei Michelin-Sterne: aubergade.com. 7) Wer gerne auf dem Wasser unterwegs ist, kann auf der Garonne eine Bootstour machen (200 km Routen). 8) Gute Wanderwege, siehe randolotetgaronne.net. 9) Schöne Burgen und Schlösser: die Châteaux von Duras, Gavaudun, Bonaguil, Biron und Fumel. 10) Die befestigten Städte wie Pujols, Penne-d’Agenais, Monflanquin, Nérac, Villeneuve-sur-Lot und Villeréal.
Von oben im Uhrzeigersinn: Esel Cracotte; Jean auf seinem Oldtimer-Traktor; Kate arrangiert wilde Blumen; rund um das Haus blüht es. Rechts: vor der Renovierung.
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Der tiefe Süden in Occitanie l’Aude begrüßt Sie in der Vielfalt seiner Landschaften zwischen Mittelmeer und Pyrenäen. Lange Sandstrände, Weinberge, Pyrenäengipfel soweit das Auge reicht. Sie werden schnell von einer Landschaft zur anderen wechseln. Ein Paradies für Naturliebhaber... Nehmen Sie sich die Zeit, Flamingos in den Lagunen zu beobachten, den Duft von Olivenbäumen und Buschland zu riechen, in den Wäldern der Montagne Noire oder der Pyrenäen zu wandern. Wunderschöne Streifzüge in Sicht! Das Aude ist zudem ein ideales Ziel für Anfänger und erfahrene Sportler. Es ist für jeden etwas dabei: Mountainbike fahren, Rad fahren, Raften, Wandern, Kitesurfen, Windsurfen und vieles mehr...
...und Kulturerbe! Erleben Sie das Epos der Katharer in Carcassonne und die mittelalterlichen Burgen, grandiose Stätten! Das Aude hat viele typische Dörfer, in denen es sich herrlich spazieren lässt und verborgene Ecken zu entdecken sind... Dörfer der Sagen und Geheimnisse, Dörfer, die dem Handwerk gewidmet sind, Fischerdörfer...
Das Land des guten Lebens und des guten Essens Man braucht nur über die vielen Märkte zu streifen, um die Bedeutung der Gastronomie zu begreifen. Das Cassoulet von Castelnaudary natürlich, die Austern und Muscheln von Leucate und Gruissan, die schwarze Trüffel des Katharerlandes, die Oliven, der Honig und der Käse... Nehmen Sie die Weinstraßen, um die Weingüter und Keller unserer Winzer für Momente der gemeinsamen Geselligkeit kennen zu lernen! Kommen Sie in den Rhythmus des Aude!
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8 place de l'Hôtel de Ville, 2190 Meursault, France, Tel. +33 380 20 86 20, info@france4u.eu FRANKREICH MAGAZIN 81
Wunderkammern sind die Vorläufer der heutigen Museen. Die Sammlungen führen weit zurück, bis in die Renaissance und von da aus über die Ära der Entdeckungsreisen bis in die Gegenwart. Getrieben von dem Ehrgeiz, das gesamte Wissen der Menschheit in einem einzigen Raum zusammenzuführen, bestückten Sammler ihre Wunderkammern mit allen ersinnlichen Gegenständen künstlerischer, wissenschaftlicher und intellektueller Art. Sammeln,
ordnen, ausstellen – diese Kuriositätenkabinette bilden damit den Ausgangspunkt der modernen Wissenschaft. Schon der toskanische Großherzog Francesco I. de’ Medici, der Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, Rudolf II., sowie Erzherzog Ferdinand II. aus dem Hause Habsburg waren leidenschaftliche Sammler. Und sie konnten es sich auch leisten. Für ihre Wunderkammern gaben sie ein Vermögen aus, um ihre Sammlungen dann als
Wunderkammern Die Welt in einem Zimmer! In diesem neuen üppigen Luxus-Bildband über Kabinette des Kuriosen kann Frankreich natürlich nicht fehlen. Gleich fünf Mal führt er uns zu französischen, höchst sonderlichen Adressen. Eine Kostprobe. VON ANNEKE WARDENBACH
1. Collection Kugel, Galerie Kugel, Paris Nicolas und Alexis Kugel verkörpern die fünfte Generation einer Dynastie von Antiquitätenhändlern. Heute ist ihre Galerie Pilgerziel der internationalen Sammlergemeinde. www.galeriekugel.com
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2. Cabinet d’histoire naturelle de Clément Lafaille in La Rochelle Clément Lafailles Naturkundliches Kabinett ist ein speziell angefertigtes Möbelset, um Gegenstände aus Fauna und Mineralien systematisch zu klassifizieren, die der Naturforscher Clément Lafaille im Laufe seines Lebens zusammengetragen hat. Um seine Sammlungen auszustellen, bestellte er 1776 fünfzehn Glasvitrinen, zwölf Schautische und Louis-XV-Stühle in korallenroten Farbtönen. museum.larochelle.fr dreidimensionale Kataloge zu präsentieren. Sie sollten die ganze Welt enthalten: Architektur, Inneneinrichtung, Malerei, Bildhauerkunst, Edelsteinkunde, Geologie, Botanik, Biologie und Taxonomie, Astrologie, Alchemie, Anthropologie, Ethnografie und Geschichte… Viele der ehemaligen Sammlungen existieren längst nicht mehr, wurden aber sorgfältig rekonstruiert oder neu eingerichtet, ihr einstiger Zauber ist ungebrochen. Auch unser verwöhntes modernes Auge kommt nicht aus dem Staunen heraus: „echte“ Hörner des Einhorns (Narwal-Stoßzähne), Edelsteine, seltene Korallen, Glas aus Murano, Gemälde sowie verblüffende mechanische Automaten und eine großartige Auswahl feinstes Kunsthandwerk. Dieser fünf Kilogramm schwere XXL-Band aus dem Taschen Verlage bringt den Leser auf 356 Seiten unmittelbar zu diesen großartigen, teils bizarren und kuriosen Schätzen der Menschheit in 19 Wunderkammern, von denen gleich fünf in Frankreich liegen. Massimo Listri. Wunderkammern Giulia Carciotto, Antonio Paolucci Taschen Verlag, ISBN 978 3 8365 4035 3, (Deutsch, Englisch, Französisch), 100
3. Château de Dampierre in Dampierre-en-Yvelines Das in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts errichtete Schloss Dampierre liegt malerisch im Chevreuse-Tal. Es ist ein beliebtes Ausflugsziel der Pariser. Im 19. Jahrhundert hatte Honoré Théodoric Paul Joseph d’Albert, Herzog von Luynes (1802–1867) hier ein Labor und führte eine umfangreiche Antiken-, Kunst- und Naturaliensammlung. Sie geriet nach seinem Tod zwar in Vergessenheit, existiert aber noch. domaine-dampierre.com 4. Collection Guy Ladrière, Paris Die Schmucksammlung des Pariser Antiquitätenhändlers Guy Ladrière gehört zu den schönsten der Welt. Sie besteht aus fast 300 Stücken von der Bronzezeit bis zum 19. Jahrhundert und enthält eine vielfältige Mischung aus Edelsteinen, Ringen und geschnitzten Schmucksteinen (Kameen und Intaglios). ratton-ladriere.com 5. Château de Bannes, Beaumont-du-Périgord Prächtige feudale Festung, die auf ihrem felsigen Ausläufer zwischen Couze und Beaumont restauriert wurde. Im 14. Jahrhundert für den Bischof von Sarlat erbaut, ist sie heute in Privatbesitz und daher nicht mehr zu besichtigen, aber wenigstens ist sie perfekt erhalten und mit einem Spaziergang von außen zu bewundern.
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SteinbĂścke, Schnitzkunst und freche Engel
Haute Maurienne GroĂ&#x;artige Landschaften laden hier ein zum Wandern und zu romantischen Ă&#x153;bernachtungen . Willkommen in diesem wenig bekannten Alpental an der italienischen Grenze.
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ir kommen zur Haute Maurienne über den Col de l’Iseran. Wer wie wir etwas früher in der Hochsaison ankommt, wird mit der Tatsache konfrontiert, dass dies der höchste Pass der Alpen ist: Wir müssen bis zum 22. Juni warten, bis er geöffnet ist. Unsere Geduld wird jedoch mit meterhohen Schneewänden entlang der Straße belohnt. Insbesondere Motorradfahrer scheinen über den Eröffnungstag informiert zu sein. Sie sind deutlich in der Überzahl. Die beiden Steinböcke, die in der Nähe der Straße grasen sind noch die Ruhe der letzten Monate gewöhnt. Sie haben ihr Winterfell noch nicht gnz verloren und lassen sich problemlos fotografieren. Doch das Dröhnen eines Motorrads bereitet der Szene ein jähes Ende. Dank des benachbarten Gran Paradiso Nationalparks in Italien gibt es hier überhaupt noch Steinböcke. Er wurde speziell eingerichtet, um ihr Aussterben zu verhindern, was vielerorts schon eine Tatsache war. Und es ist gelungen, sie haben inzwischen die gesamte Alpengegend zurückerobert.
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Ursprüngliches Skidorf
Eröffnungsseite: Der Weiler l’Écot bei Bonneval mit der St. Marguerite-Kapelle aus dem 12. Jahrhundert. Hier, auf mehr als 2.000 m Höhe starten viele Wanderwege am Ende des Arc-Tals, das zum Nationalpark Vanoise zählt. Diese Seite im Uhrzeigersinn: Schnitzkünstler Fabrice Personnaz aus Bessans erschafft einen seiner Teufel; der 83 Meter hohe Monolithe de Sardières; zwei Engelchen tragen die Krone über einem Mariabild in der Kirche Église Saint-Jean Baptiste in Bessans. Rechts: warmer Empfang bei einer Wanderung im Arc-Tal.
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Das Dorf Bonneval-sur-Arc mit seinem robusten Baustil, der im langen Winter Schutz bietet, liegt am Fuße des Col d’Isère. In den 1980er Jahren wollten die Bewohner keine rigorose Wintersportbetrieb à la Val d’Isère, dem Dorf auf der anderen Seite des Passes. Sie entschieden sich für einen natürlichen Ansatz mit nicht zu vielen Hotels und dann nur außerhalb des Dorfzentrums, das selbst autofrei wurde. Das Ergebnis ist ein Erfolg. Hier übernachten wir in der Auberge d’Oul. Hatte die Besitzerin Maryse ursprünglich die Chambre d’hôte für uns reserviert, empfiehlt sie uns jetzt, wo sie bemerkt, dass wir kein Fotograf und Journalist sind, sondern ein Fotograf-Journalist und seine Freundin, augenzwinkernd die Gîte d’étappe. „Aber wir wollen nicht mit anderen Wanderern auf Etagenbetten hocken“, stottere ich. Dann öffnet sie die Tür eines winzigen Raumes, kaum größer als das Himmelbett darin. Platz für einen Tisch für mein Laptop gibt es nicht. „Das macht es just so romantisch“, lächelt Maryse. In der Auberge d’Oul genießen wir im kleinen, komplet in Holz eingerichteten Restaurant die savoyische Küche. Von hier aus starten wir unsere Tour und beginnen > mit einer Wanderung. Wir folgen einfach der
Haute-Marienne
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Arc stromaufwärts, dem Fluss, der durch die gesamte Haute Maurienne fließt. Das Wasser hat wunderschöne Formen in den grauen Granit geschliffen, manchmal regelrecht tiefe Spalten. Die weniger tiefen Stellen sind azurblaue Teiche, die in der Sommerhitze zur Abkühlung einladen. Als wir weiter gehen, erreichen wir den vielleicht schönsten Weiler der Haute Maurienne: l’Écot mit der Kapelle Sainte-Marguerite aus dem 12. Jahrhundert.
Sommereis Wir erfahren von einer Stelle, an der man ohne große Anstrengung hoch in den Bergen wandern kann. Das ist Plan du Lac, ein Plateau oberhalb des Dorfs Termignon, das mit dem Auto erreichbar ist. Vom Parkplatz am Rande des Nationalparks geht es zu Fuß weiter zwischen den vielen Bergseen, für die das Plateau bekannt ist. Der Weg bietet einen permanenten Blick auf den poetisch benannten Gletscher Grand Balcon de Glace (großer Eisbalkon), eine Eisfläche mit einer Ausdehnung von 35 Quadratkilometern! Nur die höchsten Gipfel, 3.500 Meter und höher, erheben sich über dem Eis. Zu Fuß erreichen wir die Berghütte Plan du Lac, die inmitten blühender Almwiesen liegt. Ein schöner Ort zum Mittagessen: ein Brot mit Bleu de Termignon, dem Blauschimmelkäse aus der Alpenmilch der einheimischen goldbraunen Tarine-Kühe. Der Pilz wird nicht wie bei anderen Blauschimmelkäsen künstlich zugesetzt, sondern stammt von bestimmten Alpenblumen, die von den Kühen zusammen mit dem Gras gefressen werden. Der Geschmack ist unter der Kruste würzig, aber tiefer im Käse mild und cremig.
Teufel aus Holz
Diese Seite im Uhrzeigersinn: Sankt Antonius als Mönch in der Kappelle in Bessans; Wandern im Nationalpark Vanoise; Alpen-Astern; Husky Adventure bietet Ausflüge mit Huskies. Rechts, oben: Lac Blanc, mit Aussichtauf die Glaciers de la Vanoise. Rechts unten: das Bergdorf Bonneval-sur-Arc.
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Nach dem Wandern gehen wir es für einen Tag ruhiger an und fahren nach Bessans, wo wir das Atelier des Bildhauers Fabrice Personnaz, eines Teufelskünstlers, besuchen. Bessans ist seit Jahrhunderten ein Zentrum religiöser Holzschnitzerei. Die Tatsache, dass es heutzutage hauptsächlich um Teufel geht, ist auf einen Holzschnitzer aus dem 19. Jahrhundert zurückzuführen. Der sparsame Pastor der damaligen Zeit brach das Versprechen eines jährlichen kostenlosen Dorfessens, woraufhin der Bildhauer des Dorfes einen Teufel schnitzte und ihn nachts vor das Fenster des Priesters stellte. Der wusste natürlich, wer ihm diesen Streich gespielt hatte und stellte ihn wieder vor das Fenster des Täters. >
Haute-Marienne
Nur die höchsten Gipfel über 3.500 Meter erheben sich über dem Eis des Grand Balcon de Glace.
Die Teufelsfigur wanderte so einen Monat lang jeden Tag hin und her, bis der Künstler sie stehen ließ. Bessans war inzwischen für seinen Teufel bekannt geworden und es kamen von überall Bestellungen für Teufelskulpturen. Heute setzt Fabrice diese Tradition fort und sein Studio „Le Chapoteur“ ist voller Teufel und sogar einer Teufelin. Ich frage Fabrice, was er für den Höhepunkt der Holzschnitzerei in seinem Tal hält. Er will es uns selbst zeigen und fährt uns zur Église Saint Michel in Lanslevillard mit einem Rosenkranzaltar. Wahrlich wunderschön. Aber viel braver als seine eigene Arbeit. „Es kommt darauf an, wie man es betrachtet“, antwortet er, „denn es gibt eine ziemlich freche Geschichte. 1627 schnitzte ihn ein Junge aus Bessans als Strafe im Winter in einem Bergchalet auf 2.300 m. Buße für die Verführung eines Mädchens aus Lanslevillard!“ Ich betrachte es nun mit anderen Augen und muss zugeben, dass ich selten eine so schöne Strafarbeit gesehen habe! Dann gehen wir zur St. Sébastien-Kapelle, Fabrices zweiter Favorit: ein Engel im Teenageralter in Hosen mit weitem Bein und schönen, zehenlosen Stiefeln darunter. „Hast du jemals so einen Engel gesehen?“, fragt Fabrice. „Ein echter Dandy!“
Heiterer Barock
Linke Seite im Uhrzeigersinn: Urige Gassen in Bonneval-sur-Arc; Wassertrog an der Berghütte am Plan du Lac; Dieser Steinbock wirft Mitte Juni immer noch das Winterfell ab; Detail einer Kapelle am Maultierpfad. Rechte Seite: Stromaufwärts ab Bonneval am Flüsschen Arc; Wanderung vom Dorf Bramans zu der Ruine der romanischen Kirche St. Pierred’Extravache aus dem 11. Jahrhundert. Von hier aus lässt sich ein großer Teil des Nationalparks Vanoise überblicken.
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Die Haute Maurienne ist bekannt für ihren Barockstil. Äußerlich sehen die Kirchen genauso robust aus wie die dahinter liegenden Felsen. Umso überraschender ist der Vielfalt an Engeln, in sich gedrehten Säulen und reich verzierten Altären in ihrem Innern. Doch der Barock ist hier selten pompös wie in den großen Städten, sondern ländlich, naiv und heiter. Es gibt dazu eine Route, die Chemins du Baroque. Als uns von den vielen Engeln ganz schwindelig geworden ist, machen wir einen ruhigen Abendspaziergang. Ziel ist ein steinerner Wolkenkratzer, denn mit seinen 83 Metern ist der Monolithe de Sardières sehr beeindruckend. Er steht völlig einsam im Wald und erst 1957 gelang es zum ersten Mal, ihn zu besteigen. Wir beschränken uns darauf, ihn zu umrunden und wandern über einen höher gelegenen Panoramapfad zum Auto zurück. Der Blick auf das Arc-Tal, aus dem das goldene Abendlicht langsam verschwindet, ist unglaublich schön. Was für ein Ort!
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TEXT & FOTOS PAUL SMIT
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Haute-Marienne
Das Wasser hat wunderschรถne Formen in den grauen Granit geschliffen, manchmal regelrecht tiefe Spalten.
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Tipps & Adressen ☛ Wo genau? Hinter dreitausend Metern hohen Gipfeln, die die Haute Maurienne im Osten und Süden umgeben, liegt Italien. Da der Pass zum Col de Mont Cénis so tief liegt, geniesst die Maurienne ein angenehmeres Klima als der Rest von Savoyen. Der gesamte nördliche Teil der Haute Maurienne gehört zum Parc National de la Vanoise. Zusammen mit dem angrenzenden Gran Paradiso in Italien bildet er das größte zusammenhängende Naturschutzgebiet der Alpen: 1.250 km2. 90% davon liegt oberhalb der Baumgrenze. Praktische Informationen zu Haute Mauriennne.
Übernachten
☛ Chambre d’hôte Le Bois Joli Ruhig im schönen Bonneval gelegen, mit viel Holz und doch modern. Reichliches Frühstück. DZ ab 99. Vieux Village, Bonneval-sur-Arc, chambres-hotes.fr/chambreshotes_chalet-le-bois-joli_ bonneval-sur-arc_h1948745.htm
☛ Auberge d’Oul Nur für Verliebte: das sehr romantische, sehr kleine Zwei-Personen-Zimmer mit einem großen Himmelbett der dazugehörigen Gîte d’étappe. Ausgezeichneter Table d’hôte, gilt als das beste Restaurant im Dorf. 30 pro Person mit Frühstück, 45 mit Tâble d’hôte. Vieux Village, Bonneval-sur-Arc, auberge-oul.com
☛ Chambre d’hôte La Roche du Croué Aussois ist ein ruhiges Dorf abseits des Haupttals. Das B & B liegt im Zentrum. Trotzdem wirkt es wegen der Terrasse und des gewölbten Speisesaals mit Blick auf die Berge wie Ortsrand. DZ ab 84 mit Frühstück. Tâble d’hôte für 20 pro Person mit
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Vorspeise, Hauptspeise, Frischkäse und Dessert, inklusive Wein. 3, rue de l’église, Aussois, larocheducroue.com
☛ Hôtel La Turra Termignon liegt zentral in der Haute Maurienne. Ein wirklich hübsches kleines Hotel im Herzen des Dorfes. Gutes Frühstücksbuffet mit regionalen und biologischen Produkten. Zum Abendessen braucht man nicht in ein anderes Restaurant zu gehen, denn hier werden die saisonalen Zutaten köstlich zubereitet. DZ ab 62, Frühstück 9,80. Halbpension 26. 20, rue de la Parrachée, Termignon, hotellaturra.com
Essen & Trinken
Die Fresken in der St. Sébastienkapelle in Lanslevillard sind künstlerisch von hohem Niveau. Ihre Farben leuchten hell wie eh und je. Hier das Fresko ‘Die Verkündigung’.
Atmosphäre nicht in Kitsch umkippen zulassen. Vieux Village, Bonneval-sur-Arc, haute-maurienne-vanoise.com/ ete/offres/la-cabane-bonnevalsur-arc-fr-ete-2306284
☛ La Lodze Urig mit traditioneller lokaler Küche auf hohem Niveau. Rue de la Plan Fenette, Bessans, http://lalodze.e-monsite.com
☛ Auberge d’Oul
☛ L’Estanco
Gemütlich, klein, mit Holz und ganz typisch für die Savoyen, also viel Käsegerichte. Vieux Village, Bonneval-sur-Arc, auberge-oul.com
Angenehmes Ambiente in einem ehemaligen Stall. Lokale Küche mit frischen Zutaten, sowie Fisch und vegetarische Gerichte. 92, rue du Mollaret, Lanslevillard, estanco-valcenis.fr
☛ La Cabane Interieur ganz Alpenchalet, aber die Küche ist zu gut und das Personal zu aufmerksam, um die
Sehenswert
Le Chapoteur schnitzt kunstvoll
Teufel und andere Skulpturen. Rue du Saint-Esprit, Bessans, facebook.com/Chapoteur
☛ Chapelle Saint-Sébastien Die Kapelle mit den schönsten Fresken im Tal. Lanslevillard, Val-Cenis
☛ Les Forts de l’Esseillon Eine Reihe imposanter Festungen, die das Tal strategisch schützen, mit einer besonderen Festung, die tibetanisch wirkt, Fort VictorEmmanuel. 43, route des Barrages, Aussois, esseillon.fr
Info
☛ haute-maurienne-vanoise. com
☛ vanoise-parcnational.fr
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SC HW IER IGE BEGR I F F E werden erklärt
Glück ist überall (versteckt)
Auslese
Auf dem Sofa nach Frankreich reisen. VON ANNEKE WARDENBACH
„Kürzlich las ich eine Kolumne, in der eine depressive Frau, (…) den Rat bekommt, in den Süden zu fahren und dort jeden Abend am Meer zwei Gläser Wein zu trinken. Ich war genervt und dachte, schon wieder dieser Klischeemist, dass der Süden uns glücklich mache. Der Blick aufs Meer mit zwei Gläsern Wein im Kopf. Super. Die machen uns vielleicht betrunken, aber das war’s auch schon.“ In diesem sehr persönlichen Buch nimmt Krimi-Autorin Christine Cazon das Klischee vom Auswandern in den sonnigen Süden genüsslich auseinander – und baut es dann mit einem Schmunzeln (und einem Glas Wein) wieder zusammen. Christine Cazon, Von hier bis ans Meer ISBN 9783462053890, Kiwi Verlag, 12
SCHICKSAL AN DER PURPURKÜSTE Eine kleine Baguetterie, ein altes Familiengeheimnis und große Gefühle vor der traumhaften Kulisse Südfrankreichs: Es gibt neues Lesefutter für RomanFreunde! Diesen Sommer erschien mit "Isabelles Geheimnis“ der Auftakt der neuen Trilogie "Die Frauen von der Purpurküste" bei Ullstein. Alle drei Geschichten spielen in Collioure an der Côte Vermeille auf zwei verschiedenen Zeitebenen: in der Gegenwart und zur Besatzungszeit während des Zweiten Weltkriegs. Silke Ziegler, Isabelles Geheimnis, ISBN 9783843722711, Verlag Ullstein, 10
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Die Hände des Louis Braille Die erfolgreiche Dramaturgin Constance erhält den Auftrag, ein Drehbuch über Louis Braille zu schreiben. Voller Faszination für Louis, über dessen Lebensumstände nur wenig bekannt ist, stürzt sie sich in die Recherche. Anfang des 19. Jahrhunderts verliert der kleine Junge infolge eines Unfalls sein Augenlicht. Auf dem königlichen Institut für jugendliche Blinde, in dem die Internatsschüler in aller Härte erzogen werden, bleiben Bücher hoffnungslos schwarz - bis Louis beschließt, das zu ändern. Mit diesem mehrschichtigen Roman erfährt der Leser nicht nur, wie die Blindenschrift entstand, sondern auch, wie ein Film entsteht. Hélène Jousse, Die Hände des Louis Braille, Verlag Faber & Faber, ISBN 978 3 86730 138 1, 24
Amour fou in Paris Mit ihrem ersten Roman landete Géraldine Dalban-Moreynas einen Beststeller und heimste den Prix du Premier Roman 2019 ein: SIE ist 30 Jahre alt und engagierte Journalistin. Soeben ist sie mit ihrem Verlobten in ein fantastisches Loft in der Nähe des Canal Saint Martin gezogen, Paris’ trendigem Hipsterviertel. ER ist 30 Jahre alt und mit seiner Frau und seiner kleinen Tochter gerade in eine tolle Etagenwohnung im selben Gebäude gezogen. Als selbstständiger Berater startet er beruflich gerade voll durch. Unausweichlich, mit voller Wucht und Begierde stürzen sie sich in eine Affäre. Eine Amour fou, die nicht mehr kontrollierbar scheint. Géraldine Dalban-Moreynas, An Liebe stirbst du nicht ISBN 978 3 312 01174 2, Verlag Nagel & Kimche, 20
Anekdoten für Gourmets Feinschmecker und Musikmogul Dieter Weidenfeld sammelt die schönsten Anekdoten rund ums Essen: Wie kam Crêpe Suzette zu ihrem Namen? Woher stammt das Huhn Marengo? Und was hat eine Schweinshaxe mit der Hinrichtung Ludwig XVI. zu tun? Abgeschmeckt wird die kleine, aber feine kulinarische Sammlung mit 15 Rezepten von Sternekoch Heinz Winkler. Der Autor reist jedes Jahr nach Frankreich, seinem Lieblingsland, und hier ist auch die Idee für sein Buch entstanden. Darin erzählt er charmante Geschichten rund ums Kochen, z.B. wie ausgerechnet die Franzosen ein englisches Nationalgericht erfunden haben (Oxtail-Soup). Dieter Weidenfeld, Wie eine Auster das Zarenreich rettete, ISBN: 978 3 7459 0167 2, 20
Heinrich Heine in Paris Paris, um 1850. Unheilbare krank ans Bett gefesselt, schreibt Heinrich Heine seine Memoiren. An den illustren Diners der Pariser Bohème kann er nicht mehr teilnehmen. Gelegentlich empfängt er Besuche deutscher Exilanten oder französischer Künstlerfreunde. Dann entsteht überraschend eine zwar platonische, aber leidenschaftliche „Affäre“ mit einer jungen Frau. Eingebettet in ein faszinierendes Panorama des Paris seiner Zeit, zeichnet Boëtius‘ Roman ein gut lesbares Porträt der letzten Lebensjahre des großen deutschen Dichters. Henning Boëtius, Der weiße Abgrund, ISBN 9783442750764, > btb Verlag, 18
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Kino: Drei Tage und ein Leben
Auslese
Ab 3. September läuft die spannende Verfilmung des Bestsellers von Pierre Lemaitre in deutschen Kinos. Das auf zwei Zeitebenen spielende Drama um das Verschwinden eines Jungen in den Ardennen wurde in Frankreich und Belgien gedreht: Als der kleine Junge verschwindet, stehen alle im Dorf unter Schock. Plötzlich ist jeder verdächtig. Eine groß angelegte Suchaktion im angrenzenden Wald bleibt ergebnislos. Am dritten Tag nach Rémis Verschwinden muss die Suche wegen eines verheerenden Sturms abgebrochen werden. In diesen drei endlosen Tagen lebt der zwölfjährige Antoine mit der unerträglichen Angst, entdeckt zu werden. Er ist der Einzige, der weiß, was wirklich geschah... 15 Jahre später: Als Antoine nach seinem Medizinstudium seine Heimat besucht, hat sich das Dorf kaum verändert. Allerdings haben Waldarbeiter begonnen, die Sturmschäden endlich zu beseitigen. Aus Angst vor der drohenden Entdeckung fasst Antoine einen fatalen Entschluss. Ein Film von Nicolas Boukhrieff mit den französischen Stars Sandrine Bonnaire, Pablo Pauli und Charles Berling. atlas-film.de/drei-tage
DIE SCHAM Annie Ernaux gilt als eine der prägendsten Stimmen der französischen Gegenwartsliteratur. Pünktlich zu ihrem 80. Geburtstag veröffentlicht die Autorin eine heftige Episode aus ihrer Kindheit und geht in eine Vergangenheit, die nicht vergehen will. Als sie 12 Jahre alt war, musste sie ohnmächtig miterleben, wie der Vater die Mutter umzubringen versuchte. Nach kurzer Zeit beruhigte er sich, und Annie versuchte, den Eklat zu vergessen. Bis sie, nahezu ein halbes Jahrhundert später, auf ein altes Foto stieß, das eine Flut von Erinnerungen auslöste. Scham ist das beharrliche Gefühl der eigenen Unwürdigkeit. Die preisgekrönte Autorin seziert es an sich selbst. Annie Ernaux, Die Scham,Bibliothek Suhrkamp ISBN 978 3 518 22517 2, 18
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Das Sägewerk Er steht vor Morgengrauen auf und fährt mit dem Fahrrad zum Sägewerk, bei jedem Wetter. Eine Maske aus Sägemehl und SchweiĂ&#x; auf der Haut wiederholt er dort täglich die gleichen Handgriffe. Seine Kollegen sind hart, die Verletzungsgefahr ist allgegenwärtig, doch er wird nicht aufgeben. Man spĂźrt fĂśrmlich die Kälte des Winters, das Gewicht der Baumstämme und die kĂśrperliche ErschĂśpfung, man riecht SchweiĂ&#x;, Harz und Holz und hĂśrt den kreischenden Lärm der Sägen in der ländlichen Kleinindustrie. Ă&#x153;ber den Autor ist nichts bekannt. Der Text wurde wohl 1953 geschrieben, aber erst 1975 vom franzĂśsischen Schriftsteller Gripari bei Lâ&#x20AC;&#x2122;Ă&#x201A;ge dâ&#x20AC;&#x2122;Homme verĂśffentlicht. Nun erscheint er erstmals auf Deutsch. Das Sägewerk, anonym, Verlag Wagenbach, ISBN 978 3 8031 2832 4, 12
Vorsicht, Privateigentum! Sie sind seit dreiĂ&#x;ig Jahren verheiratet und soeben umgezogen. AuĂ&#x;erhalb von Paris haben die Urbanistin und ihr depressiver Gatte endlich ein hochmodernes Eigenheim erworben. Auch die neuen Nachbarn sind ĂźberglĂźcklich. Und alle merken zu spät, dass ihre blitzsaubere Ă&#x2013;kosiedlung in einer Sackgasse liegt â&#x20AC;Ś Um es gleich vorwegzunehmen: Das Schicksal des roten Katers ist schrecklich. Aber das der Ăźbrigen Figuren in dieser bitterbĂśsen Geschichte nicht minder. Autorin Julia Deck (Paris, 1974) komponiert in diesem bitterbĂśsen Nachbarschaftsroman genĂźsslich falsche Fährten und fragwĂźrdige Indizien, um den Leser gleichzeitig auf die Spur als auch in die Irre zu fĂźhren. Julia Deck, Privateigentum, Verlag Wagenbach ISBN 978 3 8031 1356 6, 18
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