future 13: Den Wandel aktiv gestalten

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„AUTO UND INDIVIDUALVERKEHR WERDEN NICHT VERSCHWINDEN“ Verkehrswende, Digitalisierung, E-Mobilität: Unsere Fortbewegung beschäftigt uns in Zeiten von Klimawandel, Urbanisierung und Pandemie mehr denn je. „future“ hat bei 2 Experten nachgefragt, welche Trends die Krise beschleunigen und welche sie ausbremsen. V O N

J A K O B

L E I S S I N G

Stichwort „Mobilität“: Welche Themen werden uns in den nächsten Jahrzehnten besonders beschäftigen?

DI Jürgen Zajicek ist Research Engineer am Austrian Institute for Technology und leitet Forschungsprojekte zum multimodalen umweltfreundlichen Transport von Personen und Gütern.

Jürgen Zajicek: Der Fokus wird in den nächsten 10 Jahren auf der Verringerung des CO2-Aus­ stoßes liegen. Der Trend geht weg von Ver­ brennungsmotoren, hin zur Elektrifizierung der Antriebe. In Bezug auf die Urbanisierung müssen neue Mobilitätslösungen gefunden werden, die den Mikro-ÖV (Nahmobilitäts­ angebote für den Personenverkehr, vorrangig auf kommunaler Ebene, Anm.) als Zubringer zum öffentlichen Verkehr stärken. Pendler*in­ nen, die wegen mangelnder Anbindung auf das Auto nicht verzichten können, sollten spätestens am Stadtrand in Parkhäusern ab­ gefangen werden. Wenn man diese Personen dort in das höher­rangige ÖV-Netz einspeisen könnte, wäre das ideal. Wichtig wäre auch, die Kosten für die Parkhäuser gleich in den Preis für das Ticket miteinzurechnen. Adrian Wagner: Genau das ist der Punkt: Das Auto bzw. der motorisierte Individualverkehr werden nicht verschwinden, aber sie sollen einen möglichst geringen Anteil in der Wege­ kette einnehmen.

Zajicek: In manchen Regionen muss man eben die „First oder Last Mile“ mit dem Auto fahren: vom eigenen Haus bis zur Anbindung oder einem Verkehrsknoten, wo man dann in den öffentlichen Überlandverkehr einsteigen kann.

Welche Rolle spielt in diesem Zusammenhang der Güter- und Nachtzugverkehr? Zajicek: In Bezug auf den Güterverkehr muss das Ziel sein, den Hauptlauf der Transporte dort, wo es Sinn macht, auf die Schiene zu bringen. Die Feinverteilung der Waren („First und Last Mile“) sollte mit klimaschonenden Lkw stattfinden, die diese Kurzstrecken locker elektrisch zurücklegen. Mit der Verlagerung entsteht allerdings ein Kapazitätsproblem auf den Strecken, dem mit Automatisierung und geeigneten Sicherungs­ systemen entgegnet werden kann. Das Ziel muss sein: der internationale Hauptlauf der Waren per Schiene und die Feinverteilung über Elektromobilität. Die Kapazitäten dafür müssen aber erst geschaffen werden. Wagner: Wichtig für den Personenverkehr ist, ein entsprechendes Angebot zu schaffen, damit der Zug auch auf der Langstrecke konkurrenz­


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