GELD-Magazin, November 2021

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MÄRKTE & FONDS . Kurzmeldungen

Lieferengpässe: Margen schrumpfen

„MÄRKTE IM TREIBSAND“ Inflationsrisiko hält an

Fette Jahre vorüber? Die Gewinnsaison für das dritte Quartal beginnt in Bälde. Wir werden dann

Aktien neutral. Ob man es will oder nicht, die ak-

zweifellos Berichte über Unternehmen hören, die

tuelle Konstellation hinsichtlich der Inflation wird

ihre Umsatzziele nicht erreichen und Lieferket-

noch eine Weile so fortbestehen. Der Oktober brach-

tenbeschränkungen dafür verantwortlich ma-

te die Bestätigung, dass die Teuerung dauerhafter

chen. Betroffen sind dabei in erster Linie Unter-

ist als erwartet: Der IWF erklärte offiziell, dass wir

nehmen, die nicht in der Lage sind, Kostensteige-

in eine Phase der Inflationsgefahr eintreten, und die

rungen an ihre Verbraucher und Endabnehmer

Zentralbanken räumten teilweise ein, dass die Infla-

weiterzugeben. „Engpässe in der Lieferkette ver-

tion hartnäckiger ist als erwartet. „Aus unserer Sicht

ursachen derzeit einen erheblichen Kostendruck

verleiht dies der Einschätzung, dass sich die Mär-

für globale Player, wobei einige Unternehmen

kte im Treibsand bewegen, eine zusätzliche Dimen-

stärker betroffen sind als andere“, kommentiert Karolina Noculak, Invest-

sion, und das permanente Narrativ der Inflation ge-

ment Director bei abrdn (vormals Aberdeen), die aktuelle Entwicklung.

winnt an Fahrt“, so Pascal Blanqué, Group Chief In-

Das hat nicht unerhebliche Konsequenzen für Investoren: Denn diese Ent-

vestment Officer bei Amundi. Bei Aktien sollte man

wicklungen bedeuten, dass wir wahrscheinlich den größten Teil der Mar-

laut seiner Einschätzung neutral bleiben und nach

genausweitung in diesem Zyklus hinter uns haben und dass das künftige

günstigen Einstiegsmöglichkeiten Ausschau hal-

Gewinnwachstum weitgehend von den Nachfrageaussichten und der

ten, sich aber der Risiken bewusst sein und in Pha-

Preisgestaltungsmacht abhängt. Die „fetten Jahre“ könnten also vorbei

sen höherer Volatilität Absicherungen beibehalten,

sein. Umfragen unter US-Konzernen bestätigen diesen Trend. „Wir beo-

falls sich das Wachstum verschlechtert.

Karolina Noculak, Investment Director bei abrdn

bachten, dass die Anzahl der Unternehmen, die Preiserhöhungen zum Ausgleich des Kostendrucks planen, auf dem höchsten Stand der letzten zehn Jahre sind“, fügt die Expertin hinzu.

Nachhaltigkeit: Langfristiger Horizont Gefahr der „Kurzsichtigkeit“. Für In-

DIE ZAHL DES MONATS

vestoren

1 Billion

lagehorizonte in der Vergangenheit zu kurz geworden sind: In den 1960erJahren betrug die durchschnittliche Haltedauer der an der New Yorker Börse notierten Aktien immerhin sieben Jahre. Jetzt werden sie schon nach etwa

storen sehr vorteilhaft sein: „Werden die Papiere zurückerwor-

sechs Monaten wieder verkauft! „Oft

ben und eingezogen, verringert sich die ausstehende Aktienan-

scheint es nichts Wichtigeres zu geben als die neuesten Quar-

zahl und der Gewinn pro Aktie steigt“, so der Vermögensver-

talszahlen. Aber ob eine Anlage nachhaltig ist, hat mit der Un-

walter Gane. Darüber hinaus hat ein solcher Rückkauf immer

ternehmensentwicklung im letzten Vierteljahr eigentlich nicht

auch einen kursstützenden und kurspflegenden Charakter, ob

viel zu tun. Nachhaltigkeit ist immer ein langfristiges Thema“,

gewollt oder ungewollt. Entscheidend für die Beurteilung, ob

erläutert Barnaby Wiener, Head of Sustainability von MFS In-

Fluch oder Segen, ist allerdings immer die Frage nach der

vestment Management. Zunehmend fürchtet man laut dem Ex-

Höhe des Rückkaufpreises und den alternativen Investitions-

perten, dass auch die Unternehmen selbst zu kurzfristig den-

möglichkeiten. Ein exemplarisch guter Rückkäufer ist Berk-

ken. Denn Kurzsichtigkeit kann soziale oder ökologische Pro-

shire Hathaway. Die Beteiligungsgesellschaft von Börsen-Guru

bleme verursachen (oder zumindest verschärfen), die letztlich

Warren Buffett tritt seit nunmehr zehn Jahren immer nur dann

das gesamte Wirtschaftssystem infrage stellen. Nachhaltigkeit

als Käufer eigener Aktien auf, wenn das entsprechende Unter-

ist daher kein reiner Altruismus, sondern etwas durchaus Ei-

nehmen unterbewertet ist.

gennütziges.

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FOTO: beigestellt

Barnaby Wiener, Nachhaltigkeitsexperte bei MFS Investment Management

Credits: beigestellt

mens. Kein Wunder, denn der Aktienrückkauf kann für Inve-

wurde

hat das auch damit zu tun, dass die An-

lumen von einer Billion Dollar am US-Markt in 2021 markiert 2000 entspricht dies immerhin einer Verfünffachung des Volu-

Unternehmen

kanntlich immer wichtiger. Vielleicht

Fluch oder Segen. Die Meldung von Aktienrückkäufen im Voeinen neuen Rekordstand. Im langfristigen Vergleich zum Jahr

und

Nachhaltigkeit in den letzten Jahren be-


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