Grosseltern-Magazin 05/2021

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~ Kolumne ~ MEINE KINDER, MEINE ENKEL

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Schulspass HANNES BUCHER (68) hat bis zu seiner Pensionierung als Schulleiter gearbeitet. Er ist verheiratet und hat einen Sohn und zwei Töchter. Seine sieben Grosskinder sind zwischen zwei und acht Jahren alt. Er wohnt im Kanton Luzern und schreibt als freier Journalist.

FABIAN BUCHER (38) ist Produzent beim Schweizer Fernsehen SRF. Er ist verheiratet und Vater von Jan, zweieinhalb, und Mara, vier Jahre alt. Fabian arbeitet in einem Teilzeitpensum und hat so zwei Tage pro Woche, die er allein mit den Kindern ist. Er lebt mit seiner Familie in Zürich.

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In die Schule geh’ ich gern, alle Tage lieber …»: Wir von der älteren Generation kennen diesen Kindervers. Wir wissen es, wir sind nicht «alle Tage» wirklich «lieber» hingegangen. Wenn ich als ehemaliger Sekundarlehrer an meine Schülerinnen und Schüler zurückdenke, nun, da hätten einige wohl eher gesagt: «In die Schule muss ich gehen, alle Tage wieder …». Bei den eigenen Kindern war das «Geh-ich-gern» auch hin und wieder zumindest durchzogen. Jetzt schultern bereits die Enkelkinder den Schulrucksack und seit Schuljahresbeginn besucht die kleine Mara den Kindergarten. Der Start ist gut geglückt. Die kleine Mara ist plötzlich ein wenig zur «grossen Mara» geworden. Tagsüber zumindest. Am Abend ist sie zünftig müde, oft am Mittag schon. Was ich schon immer sagte: Vier Lektionen am Vormittag sind für Kindergartenkinder (und auch noch für viele Erstklässler) zu lang. Die morgendlichen Blockzeiten in den Schulen sind für die Eltern respektive die Arbeitswelt gemacht, an die wirklichen Bedürfnisse der Kinder wurde kaum gedacht. So vieles wurde über Schulentwicklung gesagt, geschrieben, umgesetzt. Ob es aber kindsgerecht ist, an dunklen Herbst- und bald schon Wintermorgen schlaftrunken den Weg zum Chindsgi oder in die Schule zu machen, darüber schweigen sich die Fachleute aus. Gerade aber als Grosspapi möchte ich den Kleinen gönnen, am Morgen etwas später beginnen zu dürfen. Damit sie dann um so fröhlicher und ausgeschlafen singen könnten: «In den «Chindsgi» / in die Schule geh’ ich gern …». •

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Heute laufe ich ganz allein in den Kindergarten!» Die Ankündigung meiner Tochter an diesem Morgen ist unmissverständlich. Kommt aber nicht zum ersten Mal, seit sie im August eingeschult worden ist – das muss man korrekterweise anfügen. In den letzten Wochen hatte der Mut sie jeweils kurz vor dem Abmarsch verlassen. Und so hatte ich sie bis anhin noch begleitet auf dem knapp zehnminütigen Weg. Denn der Schritt vom Kleinkind zur Kindergärtlerin ist gross. Und kam trotz erwartungsfroher Vorfreude, unzähligen Gesprächen über den Kindgsi und dem obligaten Täschli-Aussuchen irgendwie sehr plötzlich. Nicht nur für Mara, auch für uns als Eltern. Oder vor allem für uns Eltern, um ehrlich zu sein. Es ist nämlich faszinierend zu beobachten, wie Kinder so einen Schritt tätigen: Da gibt’s zwar auch mal Tränen wegen dem Trennungsschmerz, da muss am Abend nach einem langen, ereignisreichen und anstrengenden Tag auch mal Dampf abgelassen werden – aber nach nur wenigen Wochen in dieser komplett neuen Welt wurden bereits erste Freundschaften geschlossen, hat das «Kindergartenspielen» zu Hause mit dem kleinen Bruder Einzug gehalten, scheint das neue Leben fast schon selbstverständlich. Und a propos allein in den Kindergarten laufen: Meine Tochter hat es an diesem Morgen tatsächlich durchgezogen und ist dann auch noch selbstständig zurückgekommen. Sie hätten ihren (und klar: auch meinen!) stolzen Gesichtsausdruck am Mittagstisch sehen sollen – einfach unbezahlbar. •

# 05 ~ 2021


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