Grosseltern-Magazin 05/2021

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MAGAZIN

Grosseltern

# 05 / 2021

# 05 / 2021 grosseltern-magazin.ch

MEHR Dossier ZWIS GEHT NIC ENKE CHEN BE HT: RU L N UN D ELT F, ERN

Grosseltern Das Magazin über das Leben mit Enkelkindern

Wie gehts dem Enkel ?

Auf der Pirsch

Gardi Hutter

Der Kinder- und Jugendpsychiater Oliver Bilke-Hentsch im Interview. (S. 34)

Vater, Tochter und Enkelkind: Als Jäger unterwegs im Wald. Eine Bildergeschichte. (S. 40)

Die berühmteste Clownerin der Schweiz fühlt sich dank ihren Grosseltern gut verwurzelt. (S. 6)

Grosseltern MAGAZIN CHF 9.50 EUR 8.50

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~ Magazin ~ EDITORIAL

raus ! Fein

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ir haben eine Abo-Kündigung erhalten. Mit dem ungefähren Wortlaut: «Sie machen ein tolles Magazin, aber neben meinem Beruf, dem Haus, der Betreuung der Enkel und meiner pflegebedürftigen Mutter komme ich einfach nicht dazu, es auch zu lesen.» Wir bedauern es natürlich sehr, die Frau als Leserin zu verlieren. Aber wir verstehen sie. So wie ihr geht es ganz vielen Grossmüttern – noch immer sind es mehrheitlich Frauen, die dieser Mehrfachbelastung ausgesetzt sind. Der ständige Begleiter dieser vielen Arbeit: ein schlechtes Gewissen. Sollen sie doch etwas sein lassen, sagen jetzt vielleicht manche. Doch so einfach ist es nicht, wie meine Kollegin Karin Dehmer im Dossier zum Thema aufzeigt (S. 48).

Bei mir zuhause fällt der Faktor pflegebedürftige Eltern bis jetzt weg. Es ist sogar umgekehrt: Meine Mutter unterstützt uns, wie und wo sie nur kann. Und trotzdem komme ich selten dazu, ein Magazin zu lesen. Oder Yoga zu machen. Um ehrlich zu sein: Ich habe eigentlich nie Yoga gemacht. Das sagen einfach immer alle und es klingt gut. Aber ich nehme mir die Zeit, viel raus an die frische Luft zu gehen. Entspannend ist ein Nachmittag im Wald – auch dann, wenn beide Kinder dabei sind. Vielleicht suchen wir einfach schöne Blätter, vielleicht machen wir ein Feuer und lassen Schoggi auf Brotscheiben schmelzen. Vielleicht nehmen wir einen Apéro mit und bleiben, bis es dunkel wird. Oft im Wald ist auch Célina Bapst, Jägerin des Jahres. In unserer Bildergeschichte (S.40) nimmt sie uns zusammen mit ihrem Vater und ihrem kleinen Sohn mit in ihr Jagdrevier. Allein die Fotos haben eine entschleunigende Wirkung. Probieren Sie’s aus. Wir wollen Sie als Leserin und Leser trotz Ihrer vielseitigen Engagements nicht verlieren. •

Foto: Joan Minder

GERALDINE CAPAUL (41), Chefredaktorin, musste nach einem Waldtag ihrem grossen Sohn zehn Zecken rausziehen. Ihr wurde dabei ein wenig schlecht. Trotzdem bleibt sie dabei: Der Wald ist toll. Mit viel Zeckenspray. geraldine.capaul@grosseltern-magazin.ch

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INHALT # 05 / 2021

«Irgendwie muss man durchhalten»

Sie ist Sexarbeiterin. Mit ihrem Lohn unterstützt sie ihre Kinder und Enkel, die in Spanien leben. Im Interview spricht sie über ihre belastende Arbeit. S. 26

Gardi Hutter

Mehr geht nicht

Beruf, Betreuung der Enkel und der betagten Eltern: Die Mehrfachbelastung, gerade von Frauen, nimmt zu. Unser Dossier mit einem Erfahrungsbericht, einem Interview mit Philosophin Barbara Bleisch und Buchtipps. S. 48

Cover: Jägerin Célina Bapst mit Vater und Sohn. Foto: Tibor Nad

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Fotos: Nadine Eugster, Noëlle Guidon und Stephan Bundi

Die Clownerin feiert das 40-JahrBühnenjubiläum ihrer Figur Hanna und hat soeben ihre Biografie veröffentlicht. Wie ihre Grosseltern sie auf diesen Weg vorbereitet haben, lesen Sie auf S. 6


~ Magazin ~ INHALTSVERZEICHNIS

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Editorial Inhaltsverzeichnis Meine Grosseltern Die Grosseltern von Gardi Hutter waren Bauern. Dank ihnen fühlt sich die Clownerin bis heute gut verwurzelt.

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Ben Moore Die DNA der Dinos.

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Ari meint: Stress lass nach. Und was das mit Helene Fischer zu tun hat. Freiwilliges Engagement Jacqueline Scherer engagiert sich als Begleiterin des Sommerlagers der Stiftung Sonnenschein. Kolumne: Meine Kinder, meine Enkel Vater Fabian und Grossvater Hannes Bucher über den Kindergartenstart von Mara. Anderswo: Ungarn Die Grosseltern unserer Praktikantin leben in Ungarn. Wegen der Pandemie hat sie sie seit eineinhalb Jahren nicht gesehen.

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Service

«Irgendwie muss man durchhalten» Sie ist Sexarbeiterin. Mutter von vier Kindern und Grossmutter von drei Enkeln. Ein Gespräch

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Wir sind im Reinen Wie sich das Selbstbewusstsein im Laufe des Lebens entwickelt

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«Grosseltern haben eine wichtige Beobachterfunktion» ... sagt Oliver Bilke-Hentsch, Chefarzt der Kinder- und Jugendpsychiatrie Luzern, im grossen Interview. Jagdzeit Drei Generationen auf Pirsch: Die 29-jährige Célina Bapst ist Jägerin. Wie ihr Vater. Eine herbstliche Bildergeschichte.

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Mehr geht nicht Beruf, die Betreuung von Enkeln – und von betagten Eltern: Ein Dossier über Frauen, die alles unter einen Hut bringen müssen.

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GrossmütterRevolution Sind Grosseltern erpressbar?

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Aus der Praxis Hausarzt Edy Riesen Hebamme Carole Lüscher Psychologin Dagmar Schifferli Unterwegs Auf zur Mumie: Eine Entdeckungstour durch St. Gallen Wanderung und Hotel Kulturtipps Museumstesterin Kaufen, Spielen Einkaufstipps mit Stil Spielerische Auseinandersetzung mit dem Ipad & Co. Stricken und Basteln Kerzen Herbstlicher Pulli Experimentieren Auf der schiefen Bahn Kochen Apfeltaschen Lesen Zwei Bilderbücher über Emotionen Buchtipps im November Das Schlusswort Von François Höpflinger Rätsel Wettbewerb Impressum / Vorschau


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« Ich habe einen

sicheren Kern»

Die Clownerin Gardi Hutter ist in einem ernsten, katholischen Umfeld aufgewachsen. Ihre frühesten Erinnerungen verbindet sie mit ihren Grosseltern. Dank ihnen fühlt sie sich bis heute geerdet.

Von GERALDINE CAPAUL (Aufgezeichnet)

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Foto: Daniel Rihs

GARDI HUTTER (67) ist die bekannteste Clownerin der Schweiz und feierte bisher Erfolge mit fast 4000 Auftritten in 35 Ländern. Ihre Bühnenfigur Hanna wird dieses Jahr 40. Rechtzeitig zum Jubiläum erschien die Biografie «Trotz allem. Gardi Hutter». Es ist ein Buch über Hutters Leben, ihre katholische Kindheit, ihre Rebellion in einem strengen, patriarchalen Umfeld, ihre Ausbildung, ihre Ehe, Erfolge und ihre eigenen Kinder. Es ist aber auch ein Zeitdokument, das den gesellschaftlichen Umbruch der 1970er-Jahre miterzählt. Geschrieben wurde es von Denise Schmid, Historikerin, Autorin und Verlegerin. Denise Schmid: «Trotz allem. Gardi Hutter», Hier und Jetzt 2021, 456 Seiten, ca. 44 Franken. Aktuelle Tour: gardihutter.com

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in Künstlerinnenleben ist voller Schlaglöcher, die einem leicht aus der Bahn werfen können. Um psychisch absturzfrei zu überleben, hilft es, gut verwurzelt zu sein. Ich habe einen sicheren Kern und der hat mich vor vielem beschützt. Diese Standfestigkeit, diese Verwurzelung verdanke ich meiner Herkunft und meinen Grosseltern, die alle vier Bauern waren. Ich komme aus dem Rheintal, bin in Altstätten aufgewachsen und habe meine Ferien auf den beiden Bauernhöfen meiner Grosseltern in Kriessern verbracht. Meine frühesten Erinnerungen verbinde ich mit Erlebnissen auf den Höfen. Zusammengezählt habe ich über hundert leibliche Cousins und Cousinen. Einige von ihnen wohnten damals auf dem Hof und waren tolle Spielkameradinnen. Wir haben auch immer mitgeholfen bei der Arbeit. Schafe und Kühe hüten, Äpfel auflesen. Besonders gefallen hat es mir im Dorfladen meiner Grossmutter mütterlicherseits, Katharina Dietsche. Es waren die 1950er-Jahre, ich musste Linsen, Hafer oder Hörnli mit einer Holzkelle aus # 05 ~ 2021

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Ruhig und lieb: Grossmutter Emma Hutter 1986. Die Familie Dietsche mit Gardis Mutter Irma (vorne links). Gottlieb und Emma Hutter mit Gardis Vater Erwin (links). In der Familie wurde viel musiziert und gesungen: Gardi Hutter mit Blockflöte an Weihnachten.


~ Magazin ~ MEINE GROSSELTERN

grossen Säcken schöpfen, abwägen und danach einkassieren. Ich habe diese Arbeit geliebt und wollte Verkäuferin werden. Die Familie Dietsche war lebhaft, es wurde laut geredet und viel gesungen. Vor meinem Grossvater Matthias hatte ich jedoch immer ein wenig Angst – nicht nur ich. Denn er war ganz der strenge Patriarch. Hinter seinem Platz am Esstisch stand eine Rute. Wenn ein Kind etwas ausgefressen hatte, wurde es damit gezüchtigt. Das war der Erziehungsstil damals. Bei Dietsches haben wir uns ganz früher zum Abendessen um den Tisch versammelt und mit Löffeln gemeinsam aus einer grossen Schüssel gegessen – Hörnli mit Zwiebeln und Apfelmus oder Kartoffeln in allen Variationen. Und am Sonntag Fleisch, Kartoffelstock und Erbsen aus der Dose. Die Fabrik Hero hatte in den 1900er-Jahren ihren Standort in Frauenfeld. Die Erbsen wurden von den umliegenden Feldern geliefert, auch meine

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Grosseltern gehörten zu den Zulieferern. Komischerweise waren die Erbsen, die es bei den Eltern und Grosseltern zum Essen gab, nie frisch, sondern immer aus der Dose. Es war ein Lieblingsessen von uns Kindern. Gottlieb und Emma Hutter, die Grosseltern väterlicherseits, waren stille Leute. Ihr Zuhause war enger und einfacher, aber auch herzlicher. Emma war, wie Katharina auch, sehr geerdet, ruhig und lieb. Obwohl sie ihrem Mann Vorwürfe machte – «Der Doktor hat gesagt, sieben sind genug!» – hat sie vierzehn Kinder geboren, zwei davon sind gestorben. Bei den Bauern waren die Kinder auch Arbeitskräfte. Trotz des strengen Bauernalltags strahlte Emma immer eine Heiterkeit und Friedlichkeit aus. Eines Nachmittags sagte sie, sie fühle sich müde. Sie legte sich hin und starb. Da war sie 93 Jahre alt. Emma hat die Anfänge meiner Karriere miterlebt. Ich wurde als erster Spross der Familie Künstlerin. Man glaubt, dass ich das schauspielerische Talent von meinem Grossonkel Fritz, dem Bruder von Gottlieb, geerbt habe. Nach 30 Jahren Arbeit in Amerika unterhielt er jeweils die ganze Dorfbeiz – und wurde 100 Jahre alt. Ob meine Grossmutter Emma stolz auf mich gewesen ist? Mein Erfolg war weder Grund zur Scham noch zu Stolz – er war einfach. Die Dietsches wie die Hutters gehörten einem strengen katholischen Umfeld an. Entsprechend ernst waren sie. Trotzdem haben alle gern gelacht – je mehr Scham, je mehr Verbote, desto mehr gibt es Anlass für Witze. Apropos Humor: Ich habe in 35 Ländern gespielt und herausgefunden, dass die Leute an den gleichen Stellen lachen. Wir Menschen sind weltweit aus gleichem Holz. Ich glaube, das ist mir auch deshalb aufgefallen, weil ich auf dem Land aufgewachsen bin. Die Stadt mag kunstaffiner und raffinierter sein, aber zwischen den Menschen gelten gleiche Strukturen wie auf dem Land, nur dass sie da überschaubarer sind. Als Komikerin nehme ich diese Mechanismen aufs Korn. Sie zu verstehen hat noch einen Vorteil: Man kann mich nicht so schnell beleidigen. •

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~ Magazin ~ SAMMELSURIUM

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~ Aktuell ~

PIATTI Celestino Piatti? Der Name mag vielleicht nicht sofort ein Aha-Erlebnis auslösen, seine Bilder dafür umso mehr. Der legendäre Schweizer Grafiker wäre im Januar 2022 100 Jahre alt geworden – ein idealer Zeitpunkt, um ihn und sein Schaffen zu würdigen. Vielen ist er durch seine für den dtv geschaffenen Buchcovers bekannt. Doch auch seine zwischen 1963 und 1979 entstandenen Bilderbücher zeigen seine künstlerische Handschrift und prägten ganze Generationen von Kindern. Der hochwertige Band «Piatti für Kinder» vereint erstmals alle sieben Bilderbücher (ABC der Tiere, Eulenglück, Barbara und der Siebenschläfer, Der kleine Krebs, Zirkus Nock, Der goldene Apfel, Die heilige Nacht). ~CAP

Piatti für Kinder, Celestino Piatti, limitierte Sonderausgabe, 220 Seiten, NordSüd-Verlag, 2021, ca. 38 Franken, ab 5 Jahren # 05 ~ 2021


~ Magazin ~ SAMMELSURIUM

DIE

DNA

DES

DINOS Die grössten Dinosaurier, die ich in meiner letzten Kolumne erwähnt habe, waren beeindruckende Kreaturen. Sie waren so hoch wie ein sechsstöckiges Haus und länger als drei Postautos. Sie wogen so viel wie tausend Menschen und waren ungefähr so gross wie eine Kreatur, die auf der Erde wandelt, überhaupt sein kann. Grösser geht nicht, denn die Knochen einer solchen Kreatur würden durch die Schwerkraft der Erde zerquetscht! Dinosaurier tauchten vor etwa 240 Millionen Jahren auf der Erde auf und starben vor 66 Millionen Jahren aus. Das ist eine lange Zeit auf der Erde im Vergleich zu den Verwandten unserer eigenen Spezies. Es wird angenommen, dass ihr Untergang auf einen riesigen Asteroiden zurückzuführen ist, der die Erde traf und die Atmosphäre mit dickem Staub füllte, was einen Zusammenbruch der Nahrungskette und das Aussterben von über 70 Prozent aller Arten verursachte. Vögel sind die einzige Dinosaurierlinie, die dieses Aussterben überlebte. Ich finde daher, Vögel sollten eigentlich «Vogelosaurier» genannt werden! Dank in Bernstein konservierter Dinosaurierteile haben Wissenschaftler übrigens herausgefunden, dass viele Dinosaurier bunt und mit Federn überzogen waren. Bernstein bildet sich aus dem klebrigen Harz, das von Bäumen sickert. Es kann Insekten und andere Bruchstücke einfangen und dann über Millionen von Jahren einen schönen, massiven Edelstein bilden, der seinen Inhalt konserviert. Sie haben wahrscheinlich den Film Jurassic Park gesehen, in dem Dinosaurier wiedererweckt werden. Wissenschaftler extrahieren ihren genetischen Code aus Mücken, die in Bernstein konserviert wurden – Mücken, die an Dinosaurierblut gesaugt haben. Das ist eine grossartige Filmhandlung, und es wäre so cool, aber ist es möglich? Jede Zelle im Körper von Tieren oder Pflanzen enthält eine Kopie ihres genetischen Codes – das ist die molekulare «Bedienungsanleitung» aus DNA, die den Lebewesen sagt, wie sie wachsen und funktionieren sollen. Leider ist DNA ein zerbrechliches Molekül und bricht mit der Zeit in Stücke. Die älteste jemals gefundene DNA ist nur eine Million Jahre alt, aber die Dinosaurier starben bereits vor 66 Millionen Jahren aus. Selbst wenn wir ihre DNA extrahieren könnten, wäre sie in Millionen winziger Stücke zerhackt, und wir wüssten nicht, wie wir sie zusammensetzen sollen. Es wäre, als würde man versuchen, das härteste Puzzle der Welt zu lösen, ohne zu wissen, wie das endgültige Bild aussieht oder ob Teile fehlen! In Jurassic Park finden die Wissenschaftler diese fehlenden Teile und füllen sie mit Frosch-DNA aus. Aber das würde keinen Dinosaurier ergeben, sondern einen seltsamen «Frogosaurier». Es wäre klüger, Vogel- statt FroschDNA zu verwenden, da sie enger mit den Sauriern verwandt sind. Und um aus dieser DNA einen Dinosaurier zu züchten, benötigt man einen Dinosaurierembryo – ein Ei, das alle richtigen Nährstoffe enthält, die die DNA benötigt. Im Film werden Strausseneier verwendet. Aber man kann nicht einmal Hühner-DNA in ein Straussenei stecken und hoffen, ein Huhn zu bekommen – Wissenschaftler haben es versucht und sind gescheitert!

BEN MOORE ist Professor für Astrophysik, Autor, Musiker und Direktor des Zentrums für Theoretische Astrophysik und Kosmologie an der Universität Zürich. Er mag es, die grossen Fragen so zu beantworten, dass es auch Kinder und Menschen ohne Universitätsabschluss verstehen.

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~ Magazin ~ SAMMELSURIUM

~ Aktuell ~

GESUNDHEIT ! Husten, Ohrenweh, Magendarmgrippe: Kinder werden krank, vielleicht auch dann, wenn sie gerade bei den Grosseltern sind. Dass mehr auch in der Kindermedizin nicht immer besser ist, hat die FACHGESELLSCHAFT PÄDIATRIE SCHWEIZ festgehalten. Ihre Empfehlungen für Eltern und Grosseltern, die sie auch beim Arztbesuch im Hinterkopf haben sollten:

1. MAGEN-DARM-GRIPPE mit Erbrechen und/oder Durchfall: Bei Kindern mit mittlerem oder grossem Flüssigkeitsverlust sollte die fehlende Flüssigkeit via Mund zugeführt werden. Das ist ebenso wirksam wie die Gabe der Flüssigkeit über die Vene (Infusion) und hat weniger Nebenwirkungen. Das können Sie tun: • Einlöffeln oder schluckweise trinken lassen von verdünntem Apfelsaft, Muttermilch oder anderen, dem Kind bekannten Getränken • Auch rezeptfrei erhältliche Elektrolytlösungen können probiert werden. 2. Eine akute MITTELOHRENTZÜNDUNG bei Kindern sollte nicht routinemässig mit Antibiotika behandelt werden. Der ungerechtfertigte Einsatz von Antibiotika führt zu Nebenwirkungen wie Allergien, Resistenzbildung, Durchfall oder anderen Komplikationen. Das können Sie tun: • Gabe von entzündungshemmenden Schmerzmitteln (z. B. Ibuprofen) in altersentsprechender und gewichtsadaptierter Dosierung • Nasenpflege mit isotonischer Kochsalzlösung • Bei fehlender Besserung nach 2–3 Tagen ist eine erneute Vorstellung beim Kinderarzt empfohlen. 3. Geben Sie Kindern keine HUSTENMEDIKAMENTE: Husten ist im Allgemeinen ein normaler Abwehrmechanismus des Körpers. Pflanzliche und chemische Hustenmedikamente sind gegen Erkältungen nicht wirksam. Sie können gefährlich sein. Zusammen mit anderen Medikamenten kann es zu Überdosierungen kommen. Das können Sie stattdessen tun: • Ab 12 Monaten Honig geben vom Löffel oder im Tee • Zigarettenrauch vermeiden • Gutes Raumklima (Luftfeuchtigkeit 50–60 %, Zimmertemperatur 18 °C.) • Oberkörper hochlagern

4. Verwenden Sie bei Säuglingen mit einer VIRUSINFEKTION der kleinen Atemwege nicht routinemässig kortisonähnliche Medikamente oder Asthma-Medikamente. Bronchiolitis wird verursacht durch Erkältungsviren. Sie zeigt sich durch starken, schleimigen Husten, Schnupfen und meist Fieber. Auch wenn die Atmung des Kindes während einer Bronchiolitis ähnlich aussieht wie bei einem Asthma, helfen Asthma-Medikamente in dieser Situation nicht. Sie können aber Nebenwirkungen haben wie Verschlechterung des Sauerstoffgehaltes, schneller Herzschlag oder Zittern.Das können Sie stattdessen tun: • Befeuchten der Nase mit isotonischer Kochsalzlösung • Lassen Sie das Kind kleinere, dafür häufigere Portionen trinken. • Bieten Sie dem Kind die nötige Ruhe und Zeit, die es braucht, um sich zu erholen. 5. Verabreichen Sie KEINE SÄUREBLOCKER zur Behandlung des Rückflusses von Mageninhalt bei Säuglingen. Die Unterdrückung der Magensäureproduktion verbessert weder unerklärliches Schreien noch Aufstossen. Der Einsatz von Säureblockern kann schädlich sein und häufigere Infektionen der Atemwege, Veränderungen der Darmflora und eine Schwächung der Knochen bewirken. Bei schwallartigem Erbrechen, unstillbarem Schreien oder ungenügender Gewichtszunahme soll das Kind ärztlich untersucht werden. Das können Sie tun: • Nach der Fütterung soll der Säugling in aufrechter Position gehalten werden. • Häufigere, kleinere Fütterungen/Stillmahlzeiten

Im Zweifelsfall oder bei fehlender Besserung den Kinderarzt aufsuchen.

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~ Digitales Leben ~

PASSENDE

PASSWÖRTER Flexibler sind spezielle Passwort-Apps. Sie managen nicht nur Website-Passwörter und synchronisieren sie zwischen PC und Smart-

Sichere Passwörter für alle seine Internet-Accounts kann sich kaum jemand merken. Stattdessen verwenden viele Nutzer immer die gleiche Kombination aus Mailadresse und Passwort. Fallen die Zugangsdaten aber in falsche Hände, haben die Gauner auch Zugriff auf andere Dienste. Experten raten daher zu sicheren Passwörtern, und zwar für jeden Account ein eigenes. Sie im Browser zu speichern oder gar aufzuschreiben und neben den PC

zu legen, gilt jedoch als ziemlich unsicher. Die meisten Internetnutzer kapitulieren daher vor dem Aufwand. Zwar verwaltet in Windows 10 die Anmeldeinformationsverwaltung immerhin die Anmeldedaten von Webseiten. Jedoch kann man unterwegs nicht darauf zugreifen. Besser macht es Apple: die Schlüsselbundverwaltung speichert die Passwörter in Apples iCloud, sodass sie auch unterwegs auf dem iPhone verfügbar sind.

phone, sondern verwalten auch PINs von Kredit- und SIM-Karten. Die Daten verschlüsselt der Nutzer mit einem einzigen Master-Passwort. Zum Beispiel beim Zürcher Anbieter SecureSafe (securesafe.com) können Privatkunden bis 50 Passwörter verwalten und auf Servern in der Schweiz speichern. Auch Lastpass (lastpass.com) bietet ein nützliches Gratispaket für Privatanwender. ~AG

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~ Ari meint ~

n e be m L h r ig e n e d aus s 19-Jä e i ne

WENIGER

RUMHETZEN

Um für meine Maturaarbeit einige Nachforschungen anzustellen, bin ich kürzlich nach Heidenau gereist, ein kleiner Ort neben Dresden. Unsere Kanti hat dort

Ich habe durch diese Begegnung festgestellt, wie tief das Denken,

eine Partnerschule. Dort habe ich mit einigen Lehrern gesprochen. Nach den Interviews übernachtete ich im Hotel «Mühlenhof». Ich war müde und etwas niedergeschlagen, als ich an die Rezeption kam. Was mich dort erwartete, überraschte mich sehr. Ich bin es von Hotels gewohnt, auf jemanden im Anzug zu treffen, meist telefonierend, aber dennoch auf ein schnelles und reibungsloses Einchecken vorbereitet. Doch so kam es nicht. Da an der Rezeption, da sass einer. Kaffeetasse und Aschenbecher griffbereit, die Nase in der Bildzeitung. Als er mich sah, grinste er frech, aber doch auch erfreut. «Setzen Sie sich erst mal», sagte er und streckte sich auf seinem Stuhl aus. Dann gab er mir einen Zettel zum Ausfüllen. Nachdem ich dies getan hatte, fragte er mich, wieso ich denn nicht länger bliebe. Dann schlug er mir vor, ich solle doch einen Spaziergang entlang des Flusses machen. Dann erzählte er mir von den drei besten Restaurants im Ort. Und schliesslich sahen wir uns noch gemeinsam die Zeitung an und stellten fest, dass Helene Fischer schwanger war von einem Akrobatik-Seiltänzer. Als ich oben in meinem Zimmer war, schüttelte ich zuerst den Kopf über diesen seltsamen Kauz. Doch dann begann ich, nachzudenken. Ich hatte diesen Menschen als «Personal» gesehen. Als blosse «Station» auf meinem Weg von einer Sache zur nächsten. Doch dieser Rezeptionist hat zu mir eine persönliche Beziehung aufgebaut. Er sah mich als Menschen, als Individuum, mit dem man sich austauschen kann.

immer nach dem nächsten zu greifen, in mir drin ist. Wie ich Stehenbleiben dem Rückschritt gleichsetze. Ich bin mir auch sicher, dass ich da nicht der Einzige bin. Was spricht denn dagegen, stehenzubleiben und die Herbstblätter zu betrachten? Nicht immer so zielorientiert zu sein? Woher kommt die Selbstverständlichkeit, alles nach seinem Nutzen zu bewerten und zu betrachten? Manchmal habe ich das Gefühl, dies liegt am Möglichkeiten-Überschuss. Es gibt einfach zu viel, das man zu tun oder aus dem man auszuwählen hat. Ein weiterer Grund könnte die zunehmende Vernetzung sein. Auf den sozialen Medien sehen wir jeden Tag Menschen, die uns irgendetwas erzählen. Irgendwelche Tipps geben, wie man sein Leben auch noch leben könnte. Meinungen, die man sich gar nicht anhören will. Und alle tönen sie so von sich selbst überzeugt. Als hätten sie den geheimen Schlüssel zum Geheimnis des Universums gefunden. Doch wieso sollte das überhaupt das Ziel sein? Als ginge es ständig darum, alles richtig zu machen. Dem Leben Strukturen zu geben oder Sinne, die es gar nicht braucht. Zu sich selbst zu stehen und seine sieben Sachen zusammenzuhaben, das reicht doch auch. Mal etwas richtig tun, statt zehn Dinge nur so halb. Ich werde das jetzt jedenfalls erstmal so tun. •

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Ari Teuwsen (19) ist Schüler an der Kantonsschule Wettingen.


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1. RITUALE SCHAFFEN Kinder lieben es, wenn ihre Grosseltern mitwandern. Nutzen Sie diesen Vorteil und fördern Sie ihn mit einem kleinen Ritual: Sie tragen fürs Picknick das Dessert mit. Sie spielen unterwegs immer dasselbe lustige Spiel. Sie erfinden immer eine spannende Geschichte aus Wörtern, welche die Kinder bestimmen dürfen. Sie haben immer Gummibärchen in der Hosentasche und verstecken sie unterwegs.

2. WEGLEIN, KEINE STRASSEN

Foto: Privat

Eine Familienwanderung soll abwechslungsreich sein. Also keine breiten, geraden Wege, sondern dünne Pfade, die sich durch die Landschaft schlängeln. Idealerweise durch sich abwechselnde Landschaften: Wälder, Felder, Flussufer, Berge. Und immer wieder Orte einbauen, wo spontanes Spielen möglich ist: ein Bach, eine Höhle ...

3. STRESS IST UNCOOL Planen Sie für die Wanderung genügend Zeit ein, damit Sie unterwegs spielen, bräteln und nichts tun können. Langweilig wird das nie, irgendwas fällt den Kindern immer ein. Ich verdopple also die reine Wanderzeit jeweils, so ist die Zeit auf meiner Seite.

DAS WANDERN IST DES ENKELS LUST STATT FRUST

4. KLEINE TRICKS

Unser liebstes Accessoire im Herbst? Die Wanderschuhe. Doch was kann man machen, damit die Enkel noch lieber mit auf eine Wanderung kommen? Vier Tipps von Rémy Kappeler, dem Autor des Buchs «Wanderpapa» und Mitarbeiter der Schweizer Wanderwege.

Und was, wenn sich die Kinder unterwegs hinsetzen und streiken? Dann machen Sie eine Pause, spielen Sie «Ich sehe was, was du nicht siehst». Vielleicht haben Sie eine Münze im Hosensack und erfinden zusammen mit den Kindern ein Spiel. Oder Sie haben einen Würfel eingepackt und würfeln abwechslungsweise: Wer eine eins hat, muss Holz berühren. Bei einer Zwei muss man etwas Gelbes finden ...

schweizer-wanderwege.ch/de/wanderpapa

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«MAN SIEHT HIER TROTZ DER SCHWERE VIEL POSITIVES » WER Jacqueline Scherer, 66, aus Henggart (ZH), 2 Enkelkinder WOFÜR Stiftung Sonnenschein – Unterstützung krebskranker Kinder FUNKTION Begleiterin Sommerlager Wir haben immer ein Motto, dieses Mal war es Wasserwelten. Wir haben beispielsweise ein Aquarium mit Fischen gebastelt und eine Wasserrutschbahn installiert. Auf unseren abwechslungsreichen Ausflügen habe ich immer einen Buggy dabei, darin können sich die Kinder

n ES LIG NT L I W E I FRE AGEM G EN M ei

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egen Corona hatten einige der Kinder bis zu 8 Monate keinen Kontakt zu Menschen ausserhalb ihrer Familie. Deshalb waren sie am Anfang des diesjährigen Lagers ein wenig schüchtern. Ich bin nun schon zum dritten Mal als freiwillige Betreuerin im Sommerlager dabei, welches die Stiftung Sonnenschein für krebskranke Kinder und ihre Familien durchführt. Eine Woche lang gewinnen so alle etwas Abstand von ihrem belasteten Alltag, der geprägt ist von Spitalaufenthalten, unangenehmen Untersuchungen und herausfordernden Organisationsfragen. Es sind jeweils vier Gruppen im Ferienhaus in der Lenzerheide, immer drei Betreuerinnen für sieben Kinder. Wir sind ein tolles Team. Dieses Jahr war ich in der Gruppe der 4–7-Jährigen eingeteilt. Den Kindern geht es soweit gut, dass wir uns sicher um sie kümmern können. Trotzdem ist immer eine Pflegefachfrau dabei, auch, weil gewisse Kinder Chemo-Infusionen brauchen oder ihre Blutwerte untersucht werden müssen. Tagsüber sind alle Kinder in unserer Obhut. Loslassen ist für Eltern mit einem kranken Kind nicht immer einfach, aber wir haben einen Telefonalarm. Das gibt Sicherheit für uns alle. Die Eltern können sich in dieser Zeit um sich kümmern und die Seele baumeln lassen. Etwas, das im Alltag viel zu kurz kommt. Die Kinder kennen sich teilweise aus dem Spital und für die Eltern ist das Lager eine gute Möglichkeit, sich besser zu vernetzen.

ausruhen, wenn sie müde sind. Obwohl viele der Kinder mitten in der Chemotherapie sind, merkt man ihnen das kaum an. Vor allem dann nicht, wenn sie zusammen spielen. Das ist sehr schön. Dieses Jahr haben wir vom Betreuungsteam jeden Abend für die Kinder Theater gespielt und am Freitag gab es ein Konzert von Laurent & Max. Das Lager dauert nur eine Woche, tut aber allen sehr gut. Das zeigt sich manchmal sogar an den Blutwerten einiger Kinder, die sich während dem Ferienlager deutlich verbessern. Die Psyche ist wichtig. Bis zu meiner Pensionierung habe ich am Flughafen gearbeitet. Mir war immer klar: Wenn ich pensioniert bin, will ich mich mit Kindern beschäftigen. Jetzt bin ich regelmässig als Assistentin einer Primarschulklasse im Einsatz. Zur Stiftung Sonnenschein, die bis vor kurzem als Vereinigung zur Unterstützung krebskranker Kinder bekannt war, bin ich über meine Nachbarin gekommen. Sie arbeitet bei der Stiftung und ist ebenfalls Lagerleiterin. Die Stiftung, deren ganzes Angebot durch Spenden finanziert wird, unterstützt krebskranke Kinder und deren Familien. Unter anderem mit diesem Sommerlager. Den Eltern und natürlich auch den Kindern bereiten diese gemeinsamen Ferien so viel Freude – und das wiederum ist eine grosse Freude für mich. Die Woche ist für mich sehr wichtig und eine Bereicherung für alle. Man sieht hier trotz der Schwere viel Positives, das Traurige verliert für den Moment sein Gewicht. ~CAP Mehr Infos sonnenschein.ch

Für was engagieren Sie sich freiwillig? Wir freuen uns über Ihre Zuschrift. redaktion@grosseltern-magazin.ch

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~ Magazin ~ SAMMELSURIUM

Schenke

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Erinnerungen

~ Aktuell ~

TIPPS GEGEN LANGEWEILE

ZIEL: DIE MEISTEN BÄLLCHEN IN DEN AMEISENHAUFEN, BEVOR DIE ZEIT ABGELAUFEN IST. Zerknüllt 15 Papierfetzen zu Papierbällchen, die ihr vor euch auf dem Tisch ausbreitet. Stellt einen Becher hinter sie. Jeder Spieler nimmt einen Strohhalm in seinen Mund. Ihr müsst ihn in der Mitte biegen, damit ihr zwei «Greifer» habt. Legt eure Zähne auf den Strohhalm, damit er im Mund bleibt. Stellt den Timer auf zwei Minuten ein.

Die Ameisenkönigin versteckt sich im Becher vor euch: Bringt ihr so viele Papierkugeln wie möglich.

Bewege einfach deine Lippen nach vorne, um deine Ameisenunterkiefer zu benutzen.

Die Ameisen Anzeige

Starte den Timer: Jetzt seid ihr beide Ameisen!

Ziel

Vorbereitung

Spiele mit deinem Unterkiefer, um ihn zu bewegen und die Papierkugeln einzusammeln.

Bringe die Kugel vorsichtig zum Becher.

Formt 15 kleine Papierkugeln und verteilt diese dann vor euch auf einem Tisch. Platziere den Becher etwa 20 cm hinter den Papierkugeln. Jeder Spieler nimmt einen Strohhalm und macht damit Ameisenunterkiefer: Dazu müsst ihrGden ewin Strohhalm in der Hälle falten undeihn innen indann Sie m e eurem Mund platzieren. Bewege deinen n Sch ona m v Unterkiefer: Du solltest deinen Un on R uckgut tlich h o Ameisenunterkeifer ganz einfach öffnen und mbe schein rg schliessen können. Vielleicht brauchst du ein W paarert von im Versuche, bis du die richtige Position gefunden hast. Wenn ihr beide bereit seid, könnt ihr den Timer auf 2 Minuten stellen.

Vote &

Arbeitet zusammen und bringt der Königin so viele Papierkugeln wie möglich.

Material Wir haben der Königin 10 Papierkugeln gebracht!

1 pro Spieler

Wollen wir es nochmals versuchen?

DAS KLEINE BUCH GEGEN GROSSE LANGEWEILE

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ken

Jetzt teilnehmen! QR-Code fotografieren oder unter: DRINNEN www.schmuck.ch/p2nil

Aus: Das kleine Buch gegen grosse Langeweile, Noemie Tagan/Elyn, Helvetiq, 24 Franken, 2021. helvetiq.ch Aarau | Amriswil | Arbon | Bad Ragaz | Basel Bern | Biel | Brig | Buchs | Luzern | Lyss Marbach | Mels | Seewen | Solothurn | Stans St. Gallen | Sursee | Thun | Visp | Wil | Winterthur

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Würenlingen | Zug | Zürich | rhomberg.ch


~ Magazin ~ SAMMELSURIUM

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~ Bildarchiv ~

LUFT-

AUFNAHME Die Reuss bildet die westliche Ortsgrenze dieser Gemeinde am Urnersee, in der das älteste Kapuzienerkloster der Schweiz und die Statue unseres Nationalhelden steht. ~ES/LH Die Lösung finden Sie auf Seite 78.

~ Weisst du noch ? ~

TI RICORDI ?

~ Aktuell ~

GRANDDAD

Der beissende Geruch der Drehraspelseife im Nachtzug nach Süden. Gekoppelt an die Frage, ob man das Zahnbürsteli mit dem abgestandenen Wasser benetzen darf oder nicht. Und über/unter allem, das magische tatamtatamtatam.

Antonia Camponovo (Text und Bild)

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BILLY

IDOL

Der 65-jährige Brite, einer der grössten Rockstars unserer Zeit, ist seit einem Jahr Grossvater. Auf Instagram teilt er seinen Stolz mit seinen Followern, indem er Fotos und Videos von Granddad Bill und seiner Poppy postet – wie sie auf seinem Arm schläft, beim Spielen, Essenfüttern (sie ihn) oder beim Spazieren. Instagram: #billyidol


~ Magazin ~ SAMMELSURIUM

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~ Filmtipp ~

MAMA ALS KIND Petite Maman von Céline Sciamma, F 2020, mit Joséphine Sanz, Gabrielle Sanz, Nina Meurisse, Margot Abascal, Stéphane Varupenne Im Kino

Wie es wohl gewesen wäre, wenn man die eigenen Eltern als Kinder gekannt hätte? Der Film «Petite Maman» widmet sich genau dieser Gedankenspielerei. Denn als die achtjährige Nelly (Joséphine Sanz) mit ihren Eltern zum Haus der geliebten Grossmutter fährt, um es zu räumen, erkundet Nelly neugierig Haus und Umgebung. Dabei entdeckt sie Spuren und Geschichten einer Zeit, in der ihre Mutter selbst noch ein Kind war und Baumhütten baute. Als Nelly beim Spielen im Wald ein gleichaltriges Mädchen kennenlernt (Gabrielle Sanz), spüren beide sofort eine grosse Verbundenheit. Nellys neue Freundin trägt den Namen Marion – genau wie Nellys Mutter. ~ES/LH Anzeige

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# 05 ~ 2021

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~ Kindermund ~

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Grosi und Gopi Bis zum vierten Enkelkind waren wir Grosi und Grosspapa. Unser fünftes Enkelkind hat dann den Grosspapi in Gopi umgetauft. Mittlerweile sind es sechs Enkel und alle nennen uns Grosi und Gopi Von Eliane Eyholzer Wie werden Sie von Ihren Enkelkindern genannt? redaktion@grosseltern-magazin.ch


~ Magazin ~ SAMMELSURIUM

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~ Kinderkunst ~

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# 05 ~ 2021


~ Kolumne ~ MEINE KINDER, MEINE ENKEL

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Schulspass HANNES BUCHER (68) hat bis zu seiner Pensionierung als Schulleiter gearbeitet. Er ist verheiratet und hat einen Sohn und zwei Töchter. Seine sieben Grosskinder sind zwischen zwei und acht Jahren alt. Er wohnt im Kanton Luzern und schreibt als freier Journalist.

FABIAN BUCHER (38) ist Produzent beim Schweizer Fernsehen SRF. Er ist verheiratet und Vater von Jan, zweieinhalb, und Mara, vier Jahre alt. Fabian arbeitet in einem Teilzeitpensum und hat so zwei Tage pro Woche, die er allein mit den Kindern ist. Er lebt mit seiner Familie in Zürich.

«

In die Schule geh’ ich gern, alle Tage lieber …»: Wir von der älteren Generation kennen diesen Kindervers. Wir wissen es, wir sind nicht «alle Tage» wirklich «lieber» hingegangen. Wenn ich als ehemaliger Sekundarlehrer an meine Schülerinnen und Schüler zurückdenke, nun, da hätten einige wohl eher gesagt: «In die Schule muss ich gehen, alle Tage wieder …». Bei den eigenen Kindern war das «Geh-ich-gern» auch hin und wieder zumindest durchzogen. Jetzt schultern bereits die Enkelkinder den Schulrucksack und seit Schuljahresbeginn besucht die kleine Mara den Kindergarten. Der Start ist gut geglückt. Die kleine Mara ist plötzlich ein wenig zur «grossen Mara» geworden. Tagsüber zumindest. Am Abend ist sie zünftig müde, oft am Mittag schon. Was ich schon immer sagte: Vier Lektionen am Vormittag sind für Kindergartenkinder (und auch noch für viele Erstklässler) zu lang. Die morgendlichen Blockzeiten in den Schulen sind für die Eltern respektive die Arbeitswelt gemacht, an die wirklichen Bedürfnisse der Kinder wurde kaum gedacht. So vieles wurde über Schulentwicklung gesagt, geschrieben, umgesetzt. Ob es aber kindsgerecht ist, an dunklen Herbst- und bald schon Wintermorgen schlaftrunken den Weg zum Chindsgi oder in die Schule zu machen, darüber schweigen sich die Fachleute aus. Gerade aber als Grosspapi möchte ich den Kleinen gönnen, am Morgen etwas später beginnen zu dürfen. Damit sie dann um so fröhlicher und ausgeschlafen singen könnten: «In den «Chindsgi» / in die Schule geh’ ich gern …». •

«

Heute laufe ich ganz allein in den Kindergarten!» Die Ankündigung meiner Tochter an diesem Morgen ist unmissverständlich. Kommt aber nicht zum ersten Mal, seit sie im August eingeschult worden ist – das muss man korrekterweise anfügen. In den letzten Wochen hatte der Mut sie jeweils kurz vor dem Abmarsch verlassen. Und so hatte ich sie bis anhin noch begleitet auf dem knapp zehnminütigen Weg. Denn der Schritt vom Kleinkind zur Kindergärtlerin ist gross. Und kam trotz erwartungsfroher Vorfreude, unzähligen Gesprächen über den Kindgsi und dem obligaten Täschli-Aussuchen irgendwie sehr plötzlich. Nicht nur für Mara, auch für uns als Eltern. Oder vor allem für uns Eltern, um ehrlich zu sein. Es ist nämlich faszinierend zu beobachten, wie Kinder so einen Schritt tätigen: Da gibt’s zwar auch mal Tränen wegen dem Trennungsschmerz, da muss am Abend nach einem langen, ereignisreichen und anstrengenden Tag auch mal Dampf abgelassen werden – aber nach nur wenigen Wochen in dieser komplett neuen Welt wurden bereits erste Freundschaften geschlossen, hat das «Kindergartenspielen» zu Hause mit dem kleinen Bruder Einzug gehalten, scheint das neue Leben fast schon selbstverständlich. Und a propos allein in den Kindergarten laufen: Meine Tochter hat es an diesem Morgen tatsächlich durchgezogen und ist dann auch noch selbstständig zurückgekommen. Sie hätten ihren (und klar: auch meinen!) stolzen Gesichtsausdruck am Mittagstisch sehen sollen – einfach unbezahlbar. •

# 05 ~ 2021


Publireportage

Vorsorgeguthaben beziehen: Als Rente oder lieber als Kapital? Vor der Pensionierung stellt sich die Frage, ob Sie Ihr Pensionskassenguthaben in Form einer lebenslangen monatlichen Rente oder als einmalige Kapitalauszahlung beziehen möchten. Immer mehr angehende Pensionierte entscheiden sich für beides. Was ist besser: Rente oder Kapital? Die Antwort auf diese Frage ist abhängig von Ihren Lebensumständen, Ihrer Gesundheit, Ihrer finanziellen Situation sowie Ihren persönlichen Zielen und Bedürfnissen. Beim Entscheid für die Rente wird das Altersguthaben anhand des Umwandlungssatzes in eine Rente umgerechnet und Ihnen in monatlichen Beträgen ausbezahlt – und das lebenslang. Dies kann vernünftig sein, wenn Sie von einer überdurchschnittlichen Lebenserwartung ausgehen und Ihre Partnerin oder Ihr Partner nach Ihrem Ableben eine Hinterbliebenenleistung erwarten kann. Ein weiterer Vorteil: Sie müssen sich nicht um die Anlage Ihres Alterskapitals kümmern. Ein Kapitalbezug hingegen kann sinnvoll sein, wenn Sie flexibel über Ihr Alterskapital verfügen möchten und das Vermögen nach Ihren Bedürfnissen anlegen wollen. Zudem hat der Bezug des Kapitals den Vorteil, dass dieser einmalig zu einem reduzierten Steuersatz besteuert wird. Und: Ein

allfälliges Restvermögen kann den Hinterbliebenen vererbt werden. Mit dem richtigen Mix profitieren Sie von den Vorteilen beider Varianten Wichtig ist, dass Sie den Entscheid, wie Sie Ihr Pensionskassenguthaben beziehen möchten, sorgfältig abwägen und nichts dem Zufall überlassen. Denn die Wahl Ihrer Bezugsstrategie lässt sich nicht rückgängig machen. Um von den Vorteilen beider Varianten zu profitieren, entscheiden sich immer mehr angehende Rentnerinnen und Rentner für einen «Mischbezug». Wie die aktuelle Neurentenstatistik des Bundesamtes für Statistik zeigt, sind es heute bereits 54 Prozent* der angehenden Rentnerinnen und Rentner, die einen teilweisen oder vollumfänglichen Kapitalbezug wählen. Beim Mischbezug wird ein Teil des Pensionskassenguthabens als Kapital und der Rest als Rente bezogen. Mit der Rente wird der Grundbedarf bis ins hohe Alter gedeckt, während das Kapital flexibel für individuelle

Bedürfnisse eingesetzt werden kann. Nehmen Sie Ihre Vorsorge selbst in die Hand – mit einer ZKB Pensionierungsberatung Ob Sie sich nun für eine Rente, das Kapital oder eine Mischform entscheiden: wichtig ist es, zusätzlich selbst in die Vorsorge zu investieren – zum Beispiel in der Säule 3a. Dabei gilt der Grundsatz: Je früher Sie damit beginnen, desto geringer ist der Beitrag, den Sie aufbringen müssen, um eine allfällige Lücke im Alter zu schliessen. Weitere Optimierungsmöglichkeiten zeigen wir Ihnen gerne auf. Im Rahmen unserer Dienstleistung ZKB Pensionierung Compact bieten wir Kundinnen und Kunden ab 45 Jahren eine persönliche und kostenlose Basisberatung. Wir

machen eine Prognose zu Ihrer Rente und zur Entwicklung Ihres Vermögens und zeigen Ihnen mögliche Optimierungen auf. Bei komplexeren Fragestellungen, wie zum Bei­ spiel freiwilligen Einkäufen in die Pensionskasse, der Planung einer Früh­ oder Teilpensionierung oder der Wahl der für Sie idealen Bezugsform der Altersleistungen aus der Pensionskasse als Rente oder Kapital, stehen Ihnen zusätzlich die Beratungsdienstleistungen unserer ausgewiesenen Vorsorgeexpertinnen und ­experten zur Verfügung. Mit unseren Beratungen erhalten Sie Transparenz und wichtige Tipps, um sich auf eine sorgenfreie Pensionierung freuen zu können. Mehr unter: zkb.ch/pensionierung­planen *Quelle: Bundesamt für Statistik


~ Magazin ~ ANDERSWO

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Zwillingsschwestern Gréta (links) und Anna (rechts) mit ihren ungarischen Grosseltern Gábor Papa, Dici Mama, Teri Mama, Gabi Papa (v. l.)

«Ein Treffen über Skype ist nicht dasselbe» Beide Grosseltern von Praktikantin Anna Fekete (16) leben in Ungarn. Wegen der Pandemie haben sich Enkelin und Grosseltern schon fast zwei Jahre nicht mehr gesehen.

Von ANNA FEKETE (Text)

N

eun Jahre ist es schon her, seit ich mit meiner Familie von Ungarn in die Schweiz gezogen bin. Seither hat sich viel verändert, unter anderem auch der Kontakt zu meinen Grosseltern. Sahen wir uns vorher mehrmals in der Woche, treffen wir uns jetzt nur noch viermal im Jahr. Wegen der Corona-Pandemie habe ich sie seit über einem Jahr nicht mehr gesehen. Meine Grosseltern mütterlicherseits, «Teri Mama» und «Gabi Papa», sind 70 und 77 Jahre alt und leben in Székesfehérvár. Meine Grosseltern väterlicherseits, «Dici # 05 ~ 2021

Mama» und «Gábor Papa», sind 81 und 84 Jahre alt und wohnen in Budapest. Sie sind doch sehr verschieden, aber in einem sind sie gleich; sie haben sich beide unheimlich gefreut, als sie erfuhren, dass sie Grosseltern werden. Auch teilen beide die Meinung, dass Grosseltern in Ungarn eine sehr wichtige Rolle erfüllen. Das liegt daran, dass meist beide Elternteile arbeiten, weshalb die Grosseltern für einen grossen Teil der Kinderbetreuung verantwortlich sind. Bei mir war das auch so: Jeweils am Nachmittag wurden meine Schwester und ich von meinen Gross-


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«Wir hatten keine Kindheit, also zumindest ich nicht. Ich musste schon mit 10 Jahren draussen auf den Feldern arbeiten.» GABI PAPA

verallgemeinert. Sie wissen nicht mehr über jedes kleine Ding in unserem Leben Bescheid. Deshalb haben meine Grosseltern oft das Gefühl, sie seien aus unserem alltäglichen Leben rausgefallen, und leider stimmt das auch. Zwar skypen wir

fehlt haben, das ist für euch heute selbstverständlich.» «Gabi Papa» sagt: «Wir hatten keine Kindheit, also zumindest ich

eltern vom Kindergarten abgeholt und sie blieben dann mit uns, bis unsere Eltern von der Arbeit zurückkamen. Da wir uns nicht mehr so oft sehen, versuchen wir die gemeinsame Zeit so gut wie möglich auszunutzen. Wir gehen zusammen ins Kino, essen und reden mit-

ein- bis zweimal die Woche, aber dann er-

nicht. Ich musste schon mit 10 Jahren draussen auf den Feldern arbeiten.» Auch «Teri Mama» musste mit 14 schon arbeiten gehen. Die beiden leben in einer kleinen

einander. Beide meine Grosseltern haben ein Ferienhaus am Velencer See «Velencei-tó», wo wir jeden Sommer hinreisen. Dort gehen wir dann im See schwimmen, spazieren dem Ufer entlang oder essen ein Eis. Auf diese Tage freue ich mich jedes Jahr. Meine Grosseltern sind sich einig: Das Tollste, was wir gemeinsam unternehmen, ist schlicht und einfach, Zeit mit uns zu verbringen. Wenn wir reden, sprechen wir über Schule, Zukunft, Freunde. «Gabi Papa» erzählt auch oft spannende Geschichten aus seiner Kindheit. Doch «Dici Mama» hat recht, da wir uns nicht mehr regelmässig sehen, haben sich unsere Gespräche sehr

zählt man sich nun mal nicht so viel, wie wenn man sich persönlich treffen würde. Wenn ich Kindheitsgeschichten von meinen Grosseltern höre, merke ich, wie glücklich ich mich schätzen kann, dass ich heute lebe. Meine Grosseltern sind noch unter ganz anderen Umständen aufgewachsen. Das liegt auch daran, dass in Ungarn damals der Kommunismus herrschte. Die Bildung, die Arbeitssuche, der Lebensstil im Allgemeinen, alles war viel schwieriger als heute. Auch die Weltanschauung habe sich sehr verbessert, findet «Dici Mama». «Die Bildungsmöglichkeiten und die Weltanschauung, die uns in den ersten 40 Lebensjahren ge-

Wohnung in einem alten, grauen Wohnblock. Ein Überbleibsel des Kommunismus. «Dici Mama» und «Gábor Papa» wohnen auch in einer kleinen Wohnung in einem Mehrfamilienhaus. Das ganze Haus stand früher im Besitz der Familie meiner Grossmutter, doch dann kam der Kommunismus und es wurde ihnen weggenommen. Jahre später durften sie sich dann eine Wohnung mieten, in der sie heute noch wohnen. «Gábor Papa» und seiner Familie ging es ähnlich. Auch sie hatten ein grosses Haus, welches sie an den Staat abgeben mussten. Sein Vater, der im Krieg Oberst war, musste nachher in einer Fabrik arbeiten. Auch «Gabi ~

BUDAPEST

VELENCEI-TÓ

SZÉKESFEHÉRVÁR

# 05 ~ 2021


~ Magazin ~ ANDERSWO

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UNGARN Einwohner 9 769 526 Fläche 93 036 km2 Hauptstadt Budapest Sprache Ungarisch Währung Forint Staatsform Parlamentarische Republik Ministerpräsident Viktor Orbán Ethnien Die grösste Volksgruppe sind die Magyaren Unabhängigkeit 31. Oktober 1918 von Österreich-Ungarn Vertrag von Trianon Am 4. Juni 1920 unterschrieb im Schloss Grand Trianon bei Versailles eine ungarische Delegation den von den alliierten Siegermächten vorgelegten Friedensvertrag. Ungarn musste in der Folge zwei Drittel des Territoriums abtreten: Mit den Gebietsabtretungen gingen auch die meisten Erzund Kohlebergwerke verloren, zudem vier Fünftel des Forstlandes. Gewässer Die Donau ist der längste Fluss Ungarns, zu ihrem Einzugsgebiet gehört das gesamte ungarische Staatsgebiet. An ihrem Flusslauf liegt unter anderem Budapest. Der Plattensee (ungarisch Balaton) in Westungarn ist der grösste See in Mitteleuropa.

Papa» erzählt viel vom Kommunismus, von dem seine Familie stark getroffen wurde. Seine Eltern besassen einen grossen Bauernhof mit etlichen Feldern. Man nahm ihnen alles weg und liess nur das zurück, was zum Überleben reichte. Dies führte dazu, dass mein Grossvater und seine fünf Geschwister schon sehr früh die Schule abbrechen und arbeiten gehen mussten. «Dici Mama» sagt: «Das Tröstende war vielleicht, dass sich damals alle in einer gleich schwierigen Lage befanden.» Ich frage meine Grosseltern, ob sie für den Rest ihres Lebens in ihren jeweiligen Wohnungen bleiben würden. Beide sind der Meinung, sie könnten sich nicht vorstellen jetzt noch wegzuziehen. Sie hät-

einem ständigen Zählen. Für einen Umzug reicht das Geld oft nicht. Ein Altersheim ist für viele keine Option. Gewöhnliche Altersheime bieten eine eher mangelhafte Pflege. Auch ist es schwieriger, dort aufgenommen zu werden, da die Plätze beschränkt sind, das Interesse ist aber gross. Bessere Altersheime, von denen zurzeit mehrere gebaut werden, sind für einen grossen Teil der Bevölkerung unbezahlbar. Meine Grosseltern haben mir zwei Sachen mit auf meinem Lebensweg gegeben: «Was du dir vornimmst, versuche zu verwirklichen. Sei bis zu einem gewissen Punkt bescheiden, aber lass dich nicht unterkriegen», und «Ihr müsst mutig ge-

ten sich an ihrem jetzigen Wohnort in all den Jahren ein Leben aufgebaut, das sie nur ungern ändern würden. Rentner haben es grundsätzlich recht schwer in Ungarn. Die Pension ist gering und die Preise steigen ständig. Es sei wichtig, schon im Voraus für eine gute Lebensgrundlage im Alter zu sorgen, damit man dann später keine grossen Ausgaben mehr machen muss, meinen meine Grosseltern. Die medizinische Versorgung wird recht vernachlässigt und es wird immer schwieriger, einen Termin beim Arzt zu bekommen. Grundsätzlich muss man sehr gut aufpassen, wofür man seine Rente ausgibt, man lebt in

nug sein, um eure Vorstellung zu verwirklichen, denn der Mensch wird grösser, wenn er das macht und es so macht, wie er es möchte.» Als mir meine Grosseltern dies gesagt haben, ist mir plötzlich bewusst geworden, wie sehr ich sie vermisse. Die Corona-Situation hat mir auch noch mal verdeutlicht, dass ich die wenige Zeit, die ich mit meinen Grosseltern verbringen kann, auch wirklich schätzen sollte. Ich denke das sollten auch andere wissen und es nicht als selbstverständlich betrachten, dass sie ihre Grosseltern jederzeit besuchen können.» •

«Das Wunder von Bern» Der gleichnamige Film widmet sich dem Fussball-WM-Final, der 1954 in Bern stattfand. Deutschland gelang damals gegen das favorisierte Ungarn ein Überraschungssieg. Küche Deftig: Pörkölt, Gulasch, Paprikás, Palatschinken, Dobostorte, Strudel ... Berühmte Ungarn Die Schauspielerin Zsa Zsa Gabor, der Komponist Béla Bartók. ~CAP

«Die Corona-Situation hat mir auch noch mal verdeutlicht, dass ich die wenige Zeit, die ich mit meinen Grosseltern verbringen kann, auch wirklich schätzen sollte.» Teri Mama, Gréta, Anna und Gabi Papa.

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~ Kolumne ~ GROSSMÜTTERREVOLUTION

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Sind Grosseltern

erpressbar ?

E

s war sehr streng heute», sage ich zu meinem Mann, nachdem wir unseren Enkel am Abend zu den Eltern gefahren hatten. «Es war auch ein schöner Tag», meint er. Wir sind glücklich. Enkel und Enkelinnen zu hüten, ist für Grosseltern schön und anstrengend. Wir tun es

BERNADETTE KURMANN (1950) aus Ebikon LU, ist Krankenschwester und Journalistin, Mutter von drei Töchtern und Grossmutter. Seit 2017 aktiv bei der GrossmütterRevolution.

gerne, weil wir die Kleinen lieben und weil wir unsere Töchter und Schwiegersöhne entlasten möchten. Wir sehen, wie stark sie durch Beruf und Familie gefordert sind. Ich spüre Dankbarkeit, wenn wir ihnen unter die Arme greifen. Der grossen Verantwortung sind wir uns bewusst. Wenn ich mir vorstelle, was passieren könnte, dann stockt mir allemal der Atem. Wie war ich baff, als ich von einer Bekannten hörte, dass sie und ihr Mann auf Drängen ihrer Tochter einen Kurs für Grosseltern besuchten. Deren Schwiegermutter hatte vier Kinder und jahrzehntelang als Tagesmutter gearbeitet. «Ihr traue ich die Betreuung des Babys zu. Dir, Mami, fehlt diese Erfahrung», argumentierte sie. Die Verletzung war gross. Es ist richtig, meine Bekannte hatte «nur» die eine Tochter – alleine – aufgezogen. Sie blieb stets berufstätig und hatte die beiden Kinder ihres zweiten Lebenspartners mitbetreut. Dem Frieden zuliebe besuchte das

Ehepaar den Kurs. Ich fragte mich, ob ich dieser Forderung auch nachgekommen wäre. Eine andere Bekannte wurde von ihrer Schwiegertochter kontrolliert. «Nichts Süsses», hatte sie verordnet. Sie untersuchte hinterrücks den Abfall nach Papier von Süssigkeiten. Die Frau «schluckte diese Pille» und hat nie mit

ihr darüber gesprochen. Auch sie war verletzt. In einer der Grosseltern-Ausgaben las ich kürzlich, dass eine Tochter ihre Eltern bat, doch auf das Glas Wein am Mittag und Abend zu verzichten, weil sie die Sicherheit ihres Kindes in Gefahr sah. Ansonsten werde sie ihnen ihr Kind nicht länger anvertrauen. Ich fragte mich: Müssen Grosseltern sich erpressen lassen? Auf solche Fragen gibt es keine eindeutigen Antworten. Ich muss sie für mich selber finden. Ich würde meinen Töchtern sagen, dass ich als Grossmutter nicht bloss Empfängerin von Anweisungen sein möchte. Ich denke, wir würden einen Weg finden. Aber was, wenn nicht? Würde ich auf meine Enkelkinder verzichten? Ich bin unsicher, zögere und komme zum Schluss: Ich habe mich ein Leben lang für meine persönliche Autonomie eingesetzt, darauf kann ich im Alter nicht verzichten. Klar ist: Das Leben ohne Enkel würde trister. •

REDEN ÜBER DAS, WAS SPRACHLOS MACHT Corona hat die Endlichkeit des Lebens wieder vermehrt ins Bewusstsein vieler Menschen gerückt. Doch auch ohne das Virus begegnet uns der Tod auf mannigfaltige Weise – ehe er uns selbst an der Hand nimmt. Deshalb haben sich fünf Frauen der GrossmütterRevolution aus verschiedenen Erfahrungswelten zur Arbeitsgruppe Endlichkeit zusammengefunden, um sich über das (Tabu-) Thema Sterben auszutauschen. Eigene Erfahrungen haben geholfen, sich ver-

tieft mit den vielfältigen Aspekten des Lebensendes auseinanderzusetzen. Dabei zeigte sich die Bedeutung der Sprache. Sie hilft, den persönlichen Empfindungen, den Fragen und Ängsten einen Ausdruck zu geben und damit dem Sterben und Tod, die zum Leben gehören, den Schrecken zu nehmen. Deshalb hat die Arbeitsgruppe auf der Website der GrossmütterRevolution einen GschichteChratte für Erlebnisberichte geschaffen. # 05 ~ 2021

Weitere persönliche Geschichten sind willkommen. Maru Stocker nimmt die Texte unter der Mailadresse marustocker@bluewin.ch gerne entgegen. Den GschichteChratte und weitere Informationen über die Arbeitsgruppe Endlichkeit finden Sie unter: grossmuetter.ch/arbeitsgruppen/ arbeitsgruppe-endlichkeit


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~ Hintergrund ~ INTERVIEW

« Irgendwie muss man durchhalten » Von GABRIELLA ALVAREZ-HUMMEL (Interview) und NOËLLE GUIDON (Fotos)

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Joana* (54,) ist Sexarbeiterin. Joana ist auch Mutter von vier Kindern und Grossmutter von drei Enkeln. Ein Gespräch in ihrem Arbeitszimmer, das glechzeitig ihr Zuhause ist, im Zürcher Langstrassen-Quartier.

Wollen Sie sich einen Namen aussuchen für Ihr Interview? Oder soll ich? Hm. Joana. Den Namen mag ich. In Ordnung, Joana. Hier leben Sie? Der hintere Teil des Zimmers ist ein wenig privat, davon macht ihr lieber keine Fotos. Auf dieser Seite ist es okay, hier arbeite ich auch. Wie viel kostet dieses Zimmer? 500 Franken. Pro Woche. Sehr teuer, ich weiss. Um ehrlich zu sein: Wir leben hier nicht gut. Aber was sollen wir tun. In diesem Zimmer lebe ich, hier arbeite ich, koche ich, und im geteilten Bad nebenan dusche ich.

Joana* will anonym bleiben und nicht erkannt werden. Sie ist illegal in der Schweiz, reist regelmässig als Touristin ein.

Wie geht es Ihnen hier im Haus mit den anderen Frauen? Manchmal haben wir es schwierig, wir teilen ja zum Beispiel das Bad. Oder wenn einer meiner Klienten zu viel Lärm macht, weil er Musik abspielt oder zu viel getrunken hat, dann gibt es manchmal Stress. Aber mit ihr nebenan habe ich es gut. Sie ist jünger als ich, wir haben aber einiges gemeinsam. Manchmal kocht sie für mich oder ich gebe ihr Geld und sie kauft für mich ein. Ich glaube, sie sieht mich als Mutterfigur. Sie hilft mir und ich helfe ihr. Apropos Mutterfigur. Sie haben vier Kinder und drei Enkelkinder? Ja – und vier weitere Enkel sind unterwegs. Wie bitte? Ja, eine meiner Töchter ist schwanger mit Drillingen. Es ist unglaublich. Das wird schwer für ihren Körper, sie ist eine kleine Person. Freuen Sie sich? (zögert lange) Sie hat mir zunächst nichts davon erzählt. Es wird schwierig werden. Es ist so schon sehr schwierig für uns. ~ * Name der Redaktion bekannt

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~ Hintergrund ~ INTERVIEW

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Hier unten, an der Strasse, hat es Mädchen, denen sage ich: Bleib zuhause, schick deine Mutter hierher. Ich ziehe es vor, dass ich hier bin und nicht eine meiner Töchter. Unterstützen Sie Ihre Familie finanziell? Ich schicke ihnen Geld, wenn ich kann. Deshalb bin ich hier. Ich pendle quasi zwischen Spanien und der Schweiz, normalerweise. Jetzt gerade ist es fast unmöglich, Geld zu schicken oder nach

alle fleissig zur Schule gegangen. Ich ging früher auch zur Schule. Dann habe ich immer gearbeitet, viel gearbeitet. Und als es keine Arbeit mehr gab, kam ich hierher in die Schweiz.

Spanien zurückzukehren. In diesem Moment habe ich vier Franken und fünf Zigaretten übrig. Jetzt ist 17 Uhr und ich hatte heute nur einen Kunden. 40 Franken.

rend der Wirtschaftskrise in Spanien? Das Land hat sich ja bis heute nicht erholt, ein Viertel der Bevölkerung ist arbeitslos. Ja, das war im 2013, 2014. Ich arbeitete in einem Hotel, habe geputzt. Als ich die Stelle verlor und keine neue fand, blieb mir keine andere Wahl. Meine Kinder waren teilweise noch in der Schule. Ich wusste einfach nicht mehr, wo ich das Geld herholen sollte. Ich hatte keinen Partner, der hätte aushelfen können. Ich habe schon seit über zehn Jahren keinen Partner mehr. Also entschied ich mich für das hier.

Sie leben also in Spanien und arbeiten in der Schweiz? Ja, ursprünglich komme ich aus einem anderen Land, aber ich lebe seit vielen Jahren in Spanien mit meinen vier Kindern. Sie sind von vier verschiedenen Vätern. Ich wurde oft verlassen in meinem Leben. Ich habe die Kinder mit nach Spanien genommen und nun sind wir alle dort, haben die spanische Staatsbürgerschaft. Meine Kinder sind

Haben Sie Ihre Arbeit verloren wäh-

Stolz zeigt Joana Videos und Bilder von ihren Kindern und Enkelkindern, die in Spanien leben. Sobald sie wieder genug Geld verdient hat, wird sie zu ihnen zurückkehren.

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Wie kamen Sie in die Schweiz? Alleine. Ich hörte überall: Schweiz, Schweiz, Schweiz. Also dachte ich: gut, Schweiz. Ich hätte nach Genf gehen können, aber ich hatte mehr Lust auf Zürich. Keine Ahnung, wieso. Ich flog also nach Zürich. Ich hatte bereits von der Langstrasse gehört. Ich lernte eine Frau kennen, die ich danach fragte, aber sie rümpfte nur die Nase und wollte mir keine Auskunft geben. Schliesslich lernte ich einen Mann kennen, dem ich meine Situation erklärte. Ich sagte: «Schau, ich bin Spanierin und die 20 Euro in meiner Hand sind alles, was ich noch habe. Bitte hilf mir.» Er antwortete: «Entspann dich. So kommt man nicht in der Schweiz an. Jetzt kommst du zuerst zu mir.» In der ersten Zeit durfte ich bei ihm wohnen. Er stellte mich einem anderen Mann vor, der mich zur Langstrasse brachte und mir alles erklärte. So lernte ich das Quartier kennen und begann zu arbeiten.


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In dieser Wohnung im Zürcher Langstrassen-Quartier lebt Joana Seite and Seite mit Dutzenden anderen Sexarbeiterinnen.

Haben Sie über die Jahre immer hier gearbeitet? Immer im Langstrassen-Quartier, aber immer ein anderes Zimmer. Ich miete immer Zimmer. Die Situation ist sehr kompliziert jetzt. Wir müssen Geld verdienen, die teure Miete zahlen, Essen zahlen, wir haben Familien. Wie hat sich Ihre Arbeitssituation verändert während der Pandemie? Vorher war es besser, ich konnte meine Rechnungen bezahlen. Heute habe ich viel weniger Kunden. Ich muss viel länger warten, bis sie wieder kommen. Ab 22 Uhr darf niemand mehr auf die Strasse. Also gehe ich früh ins Bett, um früh aufzustehen. Das ist alles, was ich mache, wenn ich hier bin: arbeiten, schlafen, essen, mit meiner Familie telefonieren. Wie setzt sich Ihre Kundschaft zusammen? Ich arbeite nur mit mir Bekannten. Wenn ich sie nicht kenne: nein. Ich achte auf meine Gesundheit, deshalb ist mir das wichtig. Gerade vor zwei Wochen war ich zuletzt beim Gesundheits-Check.

Immer sonntags gibt es Burger. Oder wir drehen gemeinsam Videos: Wir spielen Musik ab und sie tanzen und singen dazu.

Wie lernen Sie Ihre Kunden kennen? Auf der Strasse. Wenn sie mir einigermassen sympathisch sind und wenn sie zurückkommen wollen, dann ist das für mich in Ordnung. Aber wenn einer heute mit mir will und morgen mit einer anderen, dann sage ich nein. Denn selbst wenn wir es mit Kondom machen: Ich mag auch nicht zu viel Körperkontakt haben, wenn ich nicht weiss, ob die Person auf sich achtet, ob sie vielleicht Hautkrankheiten hat. Aber natürlich mögen sie es auch nicht, wenn ich angezogen bleibe. Also ist es für mich besser, wenn ich die Person besser kenne. Weiss Ihre Familie von Ihrer Arbeit hier in der Schweiz? Ich will dich nicht anlügen: Nur eine Tochter weiss hiervon. Den anderen ~

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Dieses Gespräch hier, mit dir, mag ich, weil es real ist. Aber was der Pfarrer sagt, ist ohnehin immer dasselbe. habe ich gesagt, dass ich in die Schweiz komme, um Handtaschen zu klauen und Drogen zu verkaufen. Ich sage ihnen: «Wer keine andere Wahl hat, muss klauen. Was soll ich sonst tun?» Ich suche immer Arbeit, wenn ich in Spanien bin. Ob putzen, kochen, waschen, Alte

Ich plane, bis September zu bleiben. Denn wenn der Trubel losgeht mit meiner Tochter und den Drillingen, werde ich Geld brauchen. So ist es. Ich habe eine grosse Familie. Ständig muss etwas bezahlt werden. Früher war ich auch mal in Hamburg. Aber es war hart

werde. Ich landete immer wieder für ein paar Tage im Gefängnis, wenn mich die Polizei auf der Strasse erwischte. Aber mir geht es um die Wahrheit. Ich lüge die Polizei nie an. Ich sage: Ich bin hier, alleine, um meiner Familie zu helfen, meinen Enkeln vor allem, denn sie

oder Junge hüten, ich kann alles machen. Ich suche, aber finde nichts – also komme ich zurück in die Schweiz.

dort. 10 Euro. 20 Euro.

gehen zur Schule, brauchen Dinge.

Und hier ist es besser? Auch nicht wirklich. Viele Männer hier sind animales, Tiere. Sie kommen, setzen sich hin, wollen schlafen, wollen trinken – und dann wollen sie nicht bezahlen. Keine Ahnung, warum mir das so oft passiert. Ich glaube, ich bin zu gutgläubig. Gerade kürzlich war einer da, bum-bum, danach tranken wir noch eins und er sagte mir, er würde gleich zum Bankomaten gehen und mir mein Geld bringen. Ich sagte: «Bist du sicher? Sonst beenden wir die Party hier und jetzt und ich gehe runter und arbeite weiter.» Er versicherte mir, dass er es mir geben würde, was er dann trotzdem nicht tat. Wenn man mich fragt, ist das Missbrauch. Ich wollte die Polizei rufen, ihn anzeigen. Mir doch egal, dass der einen Schweizer Pass hat und ich nicht legal hier arbeite. Es ist mein Recht, nicht missbraucht zu werden. Ich war so wütend, dass ich eine Panikattacke bekam. Am Ende gab er mir etwas. Aber nicht so viel, wie er versprochen hatte.

Wie geht es Ihnen grundsätzlich mit Ihrer Arbeit? Schau, ich bereue nichts. Meine Tochter könnte niemals hierher kommen um sich zu prostituieren. Sie ist 31 Jahre alt, eine Puppe. Nein, nein, nein. Sie würde den ganzen Tag nur weinen. Lieber muss ich das hier tun, und dafür nicht sie. Hier unten, an der Strasse, hat es Mädchen, denen sage ich: Bleib zuhause, schick deine Mutter hierher. Ich ziehe es vor, dass ich hier bin und nicht eine meiner Töchter. Denn manchmal habe ich Angst. Mir ist lieber, wenn ich mit den Männern ein wenig feiern kann. Trinken, tanzen, so sind alle entspannter. Aber ja, natürlich: Ich mache es, weil ich keine andere Wahl habe.

Eine unmögliche Situation. Unmöglich, aber irgendwie muss man durchhalten. In Spanien zu bleiben, ist keine Wahl. Ich muss hierher kommen und es wenigstens versuchen. Letztes Jahr, als ich hier war, zu Beginn der Pandemie, konnte ich die Miete fürs Zimmer nicht mehr bezahlen, die immer teurer wurde, und man hat mich rausgeworfen. Das war eine ausweglose Situation, denn auf der Strasse darf man hier nicht arbeiten. Ich hätte beginnen müssen zu stehlen. Aber ich stehle nicht. Ich habe noch nie jemanden bestohlen. Auch wenn ich das meinen Kindern so sage. Was mir meine Kunden bezahlen, ist, was ich verdiene. Nie mehr. Es ist schwierig. Aber lieber arbeite ich dafür, als es mir zu nehmen. Was passierte damals, als Ihnen das Geld ausgegangen war? Die Organisation Isla Victoria nahm mich auf, bezahlte mir ein Hotelzimmer für drei Nächte und ein Flugticket nach Spanien. Bei ihnen esse ich auch manchmal. Eie lange wollen Sie dieses Mal in der Schweiz bleiben?

Fühlen Sie, dass Sie sich an die Polizei wenden können? Ja, ich fühle mich sicher. Mir ist egal, wenn sie mich für eine Nacht ins Gefängnis stecken, weil ich nicht legal arbeite, solange ich dafür auch die Polizei rufen kann, wenn ich nicht bezahlt # 05 ~ 2021

Was meint Ihre Tochter, die die Wahrheit kennt? Nun, dass ich auf einem schlechten Weg unterwegs bin. Aber ich muss Geld verdienen. Ich muss mein Zuhause bezahlen, bitte niemanden um Geld. Ich will nicht betteln. Und die Arbeit, die ich hier in der Schweiz mache, kann ich dort in Spanien nicht machen. Warum nicht? Weil man mich erkennen würde. Das wäre ein Skandal. Es ist zwar keine kleine Stadt, aber man kennt sich. Das geht


~ Hintergrund ~ INTERVIEW auch hier nicht im Nachbarort. Wenn du in St. Gallen arbeitest, werden die in Zürich davon erfahren. Wie geht es Ihren Kindern ökonomisch gesehen? Nicht besonders schlecht. Einige arbeiten, andere sind alleinerziehend und ich muss sie unterstützen. Aber es fehlt immer an etwas. Man bezahlt alle Rechnungen, dann bleibt nichts übrig — und man muss wieder arbeiten gehen. Früher ging ich gerne aus. Hatte viele Freundinnen. Aber dann kamen die Kinder und ich musste Prioritäten setzen. Ich wollte, dass meine Kinder zur Schule gehen, eine Zukunft haben. Jetzt fühle ich mich einerseits frei, weil sie schon gross sind, andererseits auch nicht. Ich fühle mich trotzdem noch sehr verantwortlich als Mutter. Ich habe auch keinen Partner. Aber nicht, weil es niemanden gäbe, sondern, weil ich keinen will. Die sind eh alle gleich, heute sind sie mit dir, morgen mit einer anderen. Oder sie betrügen dich mit deiner Freundin. Sie lügen. Also ist es mir lieber, alleine zu sein.

Dieses Gespräch hier, mit dir, mag ich, weil es real ist. Aber was der Pfarrer sagt, ist ohnehin immer dasselbe. Wenn ich in die Kirche gehe, gehe ich für mich, blende alles andere aus. Dafür kann ich auch gleich daheim bleiben. Gibt es etwas, das Sie hier haben von Ihrer Familie? Nein, nur die Fotos und Videos auf dem Telefon. (Noëlle, die Fotografin, fragt:) Ist das da hinten eine Gitarre? Ah, ja, die Gitarre! Spielen Sie? Nein! (lacht). Sie ist für meinen Enkel. Man hat sie mir geschenkt. Ich werde sie ihm mitbringen, wenn ich wieder nach Hause reise. Er wollte schon immer Gitarre spielen lernen und einmal hat er beim Spielen die Violine seiner Schwester kaputt gemacht. Darum kriegt er jetzt diese hier.

31 Was wünschen Sie sich? Für sich und für Ihre Familie? Dass wir alle glücklich sind. Dass meine Enkel zur Schule gehen, dass sie Arbeit finden. Und dass ich hier weggehen kann. Ich bin selbständig, aber ich wünsche mir auch, dass ich irgendwann einen Mann kennenlerne. Anders werde ich hier nicht wegkommen, nicht in meinem Alter. Sie wünschen sich also doch einen Partner? Ja, doch, aber einen ernsthaften. Einen guten Menschen. •

ISLA VICTORIA Die Beratungsstelle für Sexarbeitende kümmert sich mit einem vielfältigen Angebot um die Menschen im Zürcher Sexgewerbe. Gerade während der Pandemie befinden sich viele von ihnen in akuter Not. Isla Victoria finanziert sich durch Spenden. solidara.ch/isla-victoria/

Verbringen Sie viel Zeit mit Ihren Enkeln, wenn Sie in Spanien sind? Sie sind dann immer bei mir. Immer, immer. Wir kochen. Sie lieben die einfachen Sachen: Spaghetti, Reis. Burger sind auch sehr beliebt. Das lieben sie. Immer sonntags gibt es Burger. Oder wir drehen gemeinsam Videos: Wir spielen Musik ab und sie tanzen und singen dazu. Mit meinen Kindern verbringe ich natürlich auch viel Zeit. Meine Tochter geht sehr gerne in die Kirche. Sie auch? Ganz ehrlich? Nicht so. Ich gehe manchmal mit ihr mit, weil sie sich das wünscht. Aber ich glaube, dass es Gott lieber ist, wenn ich zuhause meinen Dingen nachgehe, dabei alleine meditiere, als wenn ich mit vielen anderen in einer Kirche sitze und vorgebe, dem Pfarrer zuzuhören. Denn ich tu es nicht. # 05 ~ 2021


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Wir sind im Reinen Wie entwickelt sich unser Selbstbewusstsein im Verlauf des Lebens? Manch gängige Vorstellung hat sich inzwischen als falsch erwiesen: Weder Pensionierung noch Pubertät hinterlassen tiefe Dellen in unserem Selbstwert. Von ÜMIT YOKER (Text) und IRENE MEIER (Illustration)

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as Leben ist unberechenbar, das hat es in letzter Zeit zur Genüge bewiesen. Unvorhergesehenes ereilt uns aber auch abgesehen von Corona. Manche Erfahrungen streifen das Selbstbewusstsein nur kurz, andere prägen uns über Jahrzehnte. Doch gibt es einen typischen Weg, den das Selbstwertgefühl über das Leben hinweg nimmt? Setzt es in der Adoleszenz zum Sinkflug an? Sorgt das Ende der Erwerbstätigkeit für Erschütterung? Und in welchem Alter fühlen wir uns am wohlsten in unserer Haut? Ein Psychologe und zwei Psychologinnen der Universität Bern sind diesen Fragen auf den Grund gegangen. Fast zweihundert Forschungsarbeiten haben Ulrich Orth, Yasemin Erol und Eva C. Luciano für ihre Studie zusammengetragen und die Daten von insgesamt mehr als 160 000 Personen analysiert. Sie stellen fest: Das Selbstbewusstsein nimmt in der Kindheit normalerweise kontinuierlich zu, bleibt

in der Pubertät konstant, um dann in der Jugend und im jungen Erwachsenenalter steil anzusteigen. Es wächst auch in den Jahren danach weiter an, nur nicht mehr im selben Tempo. Zwischen 60 und 70 Jahren ist das Selbstbewusstsein dann am grössten – und es nimmt auch nachher noch für lange Zeit nur sehr langsam ab. Erst ab etwa 90 Jahren sinkt es innert Kürze relativ drastisch. BEZIEHUNGEN PRÄGEN DEN SELBSTWERT VON KLEIN AUF Die individuellen Unterschiede des Selbstwerts bleiben in diesem typischen Verlauf bestehen: Ein von klein auf von Selbstzweifeln geplagter Mensch hadert als Erwachsener wohl irgendwann weniger mit sich selbst – aber trotzdem immer noch mehr als die einstige Schulkollegin, die schon als Zweitklässlerin weitgehend mit sich zufrieden war. Das Fundament für grosses oder geringes Selbstbewusstsein wird vermutlich früh gelegt. Sowohl # 05 ~ 2021


~ Hintergrund ~ WISSEN

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Veranlagung als auch Umwelt spielen eine Rolle: Genetische Faktoren wie Aussehen, Intelligenz oder Gesundheit bestimmen mit, welche Erfahrungen wir im Leben machen, wie viel Anerkennung wir erfahren. Noch stärker dürften uns aber die Beziehungen der ersten Lebensjahre zu den nächsten Bezugspersonen prägen, wie Orth, Erol und Luciano sagen. Die Bindungstheorie geht davon aus, dass diese frühen Erfahrungen unser Selbstund Weltbild entscheidend beeinflussen. All das bedeutet nicht, dass jemand mit ungünstigen Startbedingungen kein gu-

zenz normalerweise nicht als eine Zeit von Sturm und Drang», schreiben der Psychologe und die beiden Psychologinnen in ihrer Studie. Das bedeute nicht, dass es keine Fälle gebe, wo Konflikte mit den Eltern oder Stimmungsschwankungen heftiger ausfielen und das Selbstbewusstsein in den Keller falle – wie in jeder Lebensphase gebe es natürlich auch hier individuelle Unterschiede.

tes Selbstbewusstsein entwickeln kann. So wie Opfer eines Verbrechens zu werden oder eine schwere Krankheit einen heftig erschüttern können, stärken andere Erfahrungen das Selbstwertgefühl nachhaltig, allen voran: eine gute Partnerschaft, überhaupt stabile Beziehungen zu anderen Menschen.

das Selbstbewusstsein nicht unbedingt drastisch sinken, schreiben Ulrich Orth und der amerikanische Psychologe Richard W. Robins in einem anderen Beitrag zum Thema. Eine Rolle spielen hier möglicherweise die Haltung der Gesellschaft gegenüber alten Menschen, die Qualität des Gesundheitssystems oder die Altersvorsorge. Die beiden Forscher stellen ausserdem fest, dass das Selbstbewusstsein auch im hohen Alter kaum abnimmt, solange sich Einkommen, Gesundheit und kognitive Fähigkeiten nicht stark zum Negativen hin verändern. Und wie in der Jugend spielt kurz vor dem Tod ebenso das Gefühl eine entscheidende Rolle, die Kontrolle über sein eigenes Leben zu haben. Die genauen Gründe für diese unterschiedlichen Verläufe des Selbstbewusstseins müssten aber dringend noch besser erforscht werden, befinden die Autoren. Denn wenn man zum Ende seines Lebens hin von grossen Selbstzweifeln geplagt werde, dürfte sich das grundsätzlich auf das Wohlbefinden und auch das Auftreten von depressiven Symptomen auswirken. Gerade bei schweren Krankheiten ist das Risiko zudem noch einmal grösser, dass das Selbstwertgefühl leidet. Vielleicht ist ja aber auch genau das eine Herausforderung, nicht nur für den Einzelnen, sondern für die Gesellschaft: Zufrieden sein können – und dürfen, auch wenn man irgendwann auf Hilfe angewiesen ist. •

SPÄT IM LEBEN ZUFRIEDEN SEIN DÜRFEN Selbst in den letzten Lebensjahren muss

DER WEG ZUM REIFEN MENSCHEN Warum wächst das Selbstbewusstsein aber gerade in der Jugend und im jungen Erwachsenenalter so rasant? Die Forschenden Orth, Erol und Luciano erklären das so: Das Ende der Kindheit bringt mehr Autonomie und Kontrolle über das eigene Leben mit sich. Jugendliche gestalten ihren Alltag nun stärker dem eigenen Wesen und ihren Vorlieben entsprechend, sei es bei der Wahl von Freundschaften, Berufsausbildung oder Freizeitbeschäftigungen. Vor allem aber stärken und festigen wir als junge Erwachsene diejenigen Eigenschaften, die später eine reife Persönlichkeit ausmachen: Gewissenhaftigkeit, Umgänglichkeit und emotionale Stabilität sind die Voraussetzungen dafür, dass wir die vielen neuen Rollen, die nun auf uns zukommen, zur Zufriedenheit unserer selbst und anderer erfüllen, als Berufstätige und Liebende, als Eltern und Bürgerinnen. Wir erfahren dafür Bestätigung und Anerkennung in der Gesellschaft, was wiederum unsere Selbstachtung wachsen lässt.

Es ist ein Prozess, der sich auch im mittleren Erwachsenenalter fortsetzt. Und wenn wir uns schliesslich dem Pensionsalter nähern, halten wir uns normalerweise nicht mehr mit unseren Unzulänglichkeiten auf, sondern haben gelernt, uns zu akzeptieren und zu schätzen, wie wir sind. Wenig hat Selbstbewusstsein also mit faltenloser Haut und Bestleistungen auf dem Velo zu tun. Es ist nicht einfach die Summe herausragender Fähigkeiten und Eigenschaften. Es ist auch nicht die Konsequenz von Geld, Macht und Erfolg. Vielmehr bedeutet es: Wir haben unseren Platz im Leben gefunden. Dieser steile Anstieg nimmt normalerweise bei etwa Fünfzehnjährigen seinen Anfang. In den Jahren davor nimmt das Selbstbewusstsein zwar nicht nennenswert zu – aber eben auch nicht ab, wie noch immer häufig angenommen wird. «Die Jungen selbst erleben die Adoles# 05 ~ 2021


~ Hintergrund ~ INTERVIEW

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« Grosseltern haben eine wichtige Beobachterfunktion »

Herr Bilke-Hentsch, in welchen Situationen haben Sie als Kinderund Jugendpsychiater mit Grosseltern zu tun? Oliver Bilke-Hentsch: Wenn wir Kinder und Jugendliche aufnehmen, die bei ihren Grosseltern wohnen, obwohl deren Eltern noch leben. Hier stellt sich auch die Frage des Sorgerechts. Grosseltern haben nicht automatisch das Sorgerecht für ihre Enkel. Wenn diese bei ihnen in Pflege sind, gelten die gleichen Rechte und Pflichten wie für alle Pflegeeltern. Mit dem Einverständnis der Eltern sind die Grosseltern jedoch die ersten Ansprechpartner.

Von GERALDINE CAPAUL (Interview)

Wie geht es unseren Kindern und Jugendlichen psychisch? Chefarzt Oliver Bilke-Hentsch über die Bedeutung der Grosseltern und die Auswirkungen der Pandemie. Und darüber, wie wir unseren Enkelkindern helfen können.

In einem früheren Gespräch sagten Sie, die Grosseltern würden im therapeutischen Kontext eher weniger oft miteinbezogen. In einer Familientherapie beziehen wir die Grosseltern nur in besonderen Fällen mit ein; wenn beispielsweise mögliche mehrgenerationale Einflüsse auf die Entwicklung einer Anorexie bei Jugendlichen hindeuten. Der Mehrgenerationen-Ansatz in der Familientherapie stammt aus den 80er-Jahren. Vielleicht wollen auch gar nicht alle Grosseltern miteinbezogen werden? Das ist so und es hängt davon ab, wie belastbar die Grosseltern sind. Manche Grosseltern möchten oder können nicht alles übernehmen. Sie sagen vielleicht: «Bei ein, zwei Sachen können wir unseren Enkel unterstützen. Ansonsten wird uns das zu viel. Wir können nichts bestimmen, aber wir können beratend

Dr. med. OLIVER BILKE-HENTSCH (55) ist Chefarzt des Kinder- und Jugendpsychiatrischen Dienstes der Luzerner Psychiatrie (lups) und Präsident der Vereinigung kinder- und jugendpsychiatrischer Chefärzte Schweiz (VKJC)

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~ Hintergrund ~ INTERVIEW

sein, Denkanstösse geben, unterstützen, wo es uns möglich ist.» In diesem Fall bleiben die Grosseltern neutraler Rückzugsort für die Enkel. Genau, das erleben wir vor allem bei Scheidungsgutachten. Wir begutachten Scheidungskonstellationen, bei welchen sich die Eltern in einer hochstrittigen Situation befinden und das Kind mittendrin steckt. Die Grosseltern können das Kind unterstützen, indem sie ihm einen konfliktneutralen Rahmen und Rückzugsort bieten. Aber Sie sind überzeugt, dass Grosseltern noch andere wichtige Aufgaben übernehmen können, wenn es um die psychische Gesundheit der Enkel geht. Grosseltern, welche ihre Enkel gut kennen und gemeinsam viel unternehmen, haben eine wichtige Beobachterfunktion. Sie können sich fragen: Wie kennen wir unseren Enkel, unsere Enkelin bisher? Wie hat er oder sie sich entwickelt? Hat sich unser Enkelkind verändert, gibt es Probleme, die es belasten? Können Sie das anhand eines Beispiels erklären? Das 8-jährige Mädchen war schon immer eine grosse Träumerin, aber stets zufrieden. Plötzlich nehmen die Grosseltern eine Veränderung wahr. Das Mädchen wirkt abwesend, sehr angespannt, ernst oder traurig. In diesem Fall können die Grosseltern das Kind direkt ansprechen. Die meisten Kinder und Jugendlichen sind froh, wenn man

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sie mit ehrlichem Interesse anspricht, und reagieren nicht abwehrend, sondern dankbar. In dieser Beobachterrolle kann man sich fragen, ob diese Entwicklung alterstypisch ist, oder das Verhalten des Kindes sehr speziell und be-

herum. Als Grosi konnte ich sie nicht zu etwas anderem bewegen. Ich habe alles Mögliche versucht: «Mal doch mal was anderes, lass uns etwas spielen.» Die Eltern sagen darauf vielleicht: «Bei uns macht sie das nicht. Da ist sie immer

sorgniserregend ist. Weil das Kind zum Beispiel mental nicht mehr flexibel ist, weil es nicht mehr ablenkbar ist, weil es bei einem Thema hängenbleibt, weil Ängste grösser werden statt kleiner.

fröhlich und freundlich und lustig.»

Warum sollen das gerade die Grosseltern erkennen und nicht die Eltern? Die Eltern, welche täglich mit ihrem Kind zusammenleben, nehmen manchmal bestimmte kleine Veränderungen nicht so gut wahr wie Aussenstehende. Es sind auch die Grosseltern, die sagen: «Bist du aber gross geworden.» Wenn beispielsweise Eltern den Wachstumsverlauf ihres Kindes nicht mit einem Strich und Datum an der Türleiste notieren, können sie nicht wirklich sagen, ob ihr Kind in den letzten beiden Monaten grösser geworden ist. Insofern haben Grosseltern eine wichtige Funktion, und eben nicht nur als willkommene Babysitter. Sie können in ihrer Rolle als Grosseltern auch Hinweise auf ein verändertes Verhalten geben: «Irgendwas läuft komisch.» Wie geben sie die Beobachtungen an die Eltern weiter? Indem sie ihre Beobachtung wertefrei den Eltern erzählen: Die Enkelin malt beispielsweise immer wieder das Gleiche, zum hundertsten Mal ein Krankenhausbett mit kleinen Viren darum # 05 ~ 2021

Warum lassen Kinder solche Ängste bei den Grosseltern raus, bei den Eltern aber nicht? Wir sprechen hier von gesunden Kindern, die kleine Auffälligkeiten zeigen. Häufig wollen Kinder ihre Eltern schonen. Ein unbewusster Mechanismus. Das gesunde Kind spürt genau, womit es Mama und Papa richtig belastet. Es gibt auch Themen, welche Eltern meiden. Sie weichen aus oder ignorieren sie. Dies geschieht oft unbewusst und kommt in jeder Familie vor. Das Kind deponiert dann seine Gefühle bei den Grosseltern. Grosseltern können gemeinsam mit den Eltern überlegen, wie sie es dem Kind oder dem Jugendlichen erleichtern können, seine Gefühle, Ängste oder Sorgen zu äussern, aber auch in den Griff zu bekommen. Woher sollen Grosseltern aber wissen, was noch normal ist und was nicht? Wir erleben oft, dass Menschen technische Betriebsanleitungen oder juristische Texte genau gelesen haben, aber dass sie noch nie ein Sachbuch über Entwicklungspsychologie in die Hand genommen haben. Die kindliche Entwicklung ist gut erforscht und dokumentiert. Das ist unter anderem das grosse Verdienst des Kinder-


36 arztes Remo Largo. In seinen Büchern «Babyjahre» und «Kinderjahre» zeigt er die Bandbreite des «Normalen» auf. Es lohnt sich, Zeit in die Lektüre eines solchen Buches zu investieren. Darf man den Grosseltern zumuten, ein solches Buch zu lesen? Ja, aber natürlich müssen sie nicht. Kenntnisse können sowohl auf eigener Erfahrung wie auch auf der Erfahrung anderer beruhen. Und je mehr man sich mit vielen Kindern beschäftigt – früher in Grossfamilien –, desto mehr weiss man in etwa, wie Kinder sind. Wenn ich mich aber nur mit dem einen Enkel beschäftige und der ist der «Nabel der Welt», wird das schwieriger und ich muss mir andere Informationsquellen beschaffen. Nehmen wir an, die Eltern haben beruflichen Stress und kommen weniger zum Lesen. Und nehmen wir an, die Grosseltern haben mehr Zeit. Dann könnten sie das den Eltern abnehmen und danach sagen: «Du, ich habe über dieses erneute Einnässen nach einer schweren Scheidung und Trennung gelesen. Das kommt bei 30 Prozent der Kinder vor und hört bei fast allen wieder von alleine auf.» So können Grosseltern ihre Beobachtungen auch besser begründen, sie haben sich kundig gemacht. Bei einer Geldanlage für sein Enkelkind erkundigt man sich schliesslich auch vorgängig. Viele Grosseltern setzen vermutlich auf die Intuition. Die funktioniert auch meistens. Aber sprechen wir in Zahlen: Von den rund 8 000 000 Schweizer Einwohnerinnen

und Einwohnern sind zirka 2 000 000 Kinder und Jugendliche. In Prozentzahlen ausgedrückt klingt das bei psychischen Störung immer etwas harmlos: 3,8 Prozent der Minderjährigen haben beispielsweise eine krankhafte Abhängigkeit von sozialen Medien. Also 96,2 Prozent offenbar nicht. Nur wie viele sind 3,8 Prozent von 2 000 000? Das sind viele. Die minderjährigen Mediensüchtigen in der Schweiz würden eine ganze Stadt in der Grösse von Winterthur bevölkern. Man stelle sich diese Stadt vor, ausschliesslich bewohnt von medienabhängigen Minderjährigen. Welche weiteren Vorteile bringt die Rolle der Grosseltern mit sich? Grosseltern dürfen auch einmal mehr nachhaken. Denn das Enkelkind verlässt einen in der Regel wieder, es beendet die Beziehungsepisode für den Moment. Das Kind sagt zwar vielleicht auf dem Heimweg: «Heute war es bei Opa nicht so schön, er hat mich mit Fragen gelöchert. Hoffentlich ist es nächstes Mal besser.» Es kann ein Vorteil sein, wenn man sich weniger oft sieht. Eine zeitliche Distanz schafft Raum. Auch als Erwachsener bespricht man mit einer guten Freundin oder einem Freund, den man nur alle paar Wochen sieht, intimste Themen. Man unterhält sich gerade dort über gewisse Sorgen, welche man in der Familie nicht bespricht. Wie sprechen wir die Kinder am besten an? Kinder und Jugendliche mögen es, wenn man schwierige Themen nebenbei an-

spricht; während des Spielens, während des Fernsehens, im Auto. Mit dieser «tangentialen Kommunikation» ist es gut möglich, dass man nebenbei auch über wichtige Sachen sprechen kann. Deswegen sind die modernen Medien so unglücklich. Sie verhindern ein «Nebenbei», weil sie einen sehr hineinziehen. Wie gehen die Grosseltern mit den ihnen anvertrauten Seelennöten der Enkel um? Es ist gar nicht so selten, dass Kinder ihren Grosseltern etwas anvertrauen, was mit den Eltern nicht besprochen werden kann, in einem unbewussten Vertrauen darauf, dass die Grosseltern irgendwie einwirken. Es werden ihnen manchmal Dinge erzählt, die eigentlich an die Adresse der Eltern gehören. Aber das Kind wählt den Umweg. Die Frage ist: Muss die Grossmutter das, was die Enkelin ihr vorsichtig anvertraut hat, erstmal in der Zweierbeziehung behalten? Vielleicht zuerst einmal etwas ruhen lassen oder gar ein wenig beeinflussen? Oder kommt man zum Schluss, dass das nur im elterlichen Kernfamilienrahmen geklärt werden kann? Wie finden das die Grosseltern heraus? Indem sie sich damit und mit dem Kind auseinandersetzen und sagen: «Erklär mir das genauer. Ich muss es verstehen können, das ist etwas Schwieriges. Weshalb kannst du es mit deinen Eltern nicht besprechen? Solltest du das mit ihnen besprechen wollen, kann ich dir dabei helfen?» Und falls es in diese Richtung geht: «Das sollten deine Eltern

Die meisten Kinder und Jugendlichen sind froh, wenn man sie mit ehrlichem Interesse anspricht, und reagieren nicht abwehrend, sondern sind dankbar. # 05 ~ 2021


~ Hintergrund ~ INTERVIEW

wissen. Willst du ihnen das erzählen oder soll ich das lieber tun?» So ein Schweigeversprechen kann belastend sein. Das kann für Grosseltern extrem belastend sein und sich akzentuieren. Nehmen wir an, das Mädchen sagt: «Grosi, danke, dass du das mit diesem schlimmen Freund meiner Mama nicht verraten hast. Jetzt erzähle ich dir von meinem Kokainkonsum, ohne den ich meine Mathenote nicht halten kann. Aber die ist wichtig, weil ich Maschinenbau studieren will.» Nun hat das Grosi Kenntnis vom Missbrauch und vom Kokainkonsum. Als nächstes stellt sie die Frage nach der Finanzierung des Kokainkonsums … Solche Konstellationen finden übrigens nicht nur in sozialen Randgruppen statt. Manche Geheimnisse müssen schlicht ein Ende haben, zum Beispiel: Die Enkelin hatte sich wochenlang unsterblich in den Mathelehrer verliebt, aber die Schwärmerei ist jetzt vorüber. Das wird quasi verschlossen und ist emotional beendet. Das weiss die Grossmutter. Da haben Grosseltern üblicherweise ein gutes Gefühl dafür, ob es sich um eine einzelne Sache handelt oder ob das ein «Fass ohne Boden» wird. Wenn es doch ein Fass ohne Boden wird? Auf lange Sicht sorgt so etwas dafür, dass das Vertrauen zwischen Grosseltern und Eltern nicht mehr funktioniert. Das Kind hat aber vermutlich trotzdem sein Geheimnis verloren. Die Eltern sind

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verärgert, die Grosseltern sind enttäuscht und unglücklich. Neue Vertrauensbilder aufzubauen ist sicher schwieriger, als Vertrauen zu erhalten.

Jetzt kommt ein Aber, oder? Genau. Wir sehen in der Klinik Patienten, die im Alter von zwei Jahren Logopädie hatten und mit drei Jahren Ergotherapie. Mit vier wurde über

Welche Geheimnisse gehören sofort an die elterliche Adresse? Konkrete Suizidäusserungen. Klare Straftaten. Hier wird die Polizei in irgendeiner Form involviert werden müssen, auch bei undurchschaubaren Drogensachen, bei sexuellen und anderen Übergriffen. Wenn das 14-jährige Mädchen der Oma anvertraut, dass ihr 18-jähriger «Freund» komische Sachen von ihm verlangt. Bei Dingen, welche die Integrität der Person stören.

Medikation nachgedacht, mit fünf begann die Psychotherapie. Ohne das alles wäre der Patient vielleicht nicht zum 15-Jährigen geworden, der er heute ist. Da muss man sagen: Glücklicherweise haben wir dieses breite Angebot an möglichen Unterstützungsund Behandlungsansätzen. Dies kann dazu führen, dass Eltern überbesorgt reagieren. Im ländlichen Raum käme man vermutlich nicht gleich auf die Idee, eine Psychotherapie für sein Kind zu verlangen, während im städtischen Umfeld diese Idee deutlich näherliegt.

Genau beobachten, Bücher lesen, Gespräche an der Schule. Besteht die Gefahr einer Pathologisierung? Bei Amazon kann man 30 000 Lebensberatungsbücher bestellen. Normale emotionale Prozesse, die auch seit Jahrtausenden bestehen, werden eindeutig verkompliziert. Wir bekommen zum Beispiel häufig Medienanfragen zum Thema Maskentragen. Hier geht es um ganz normale psychologische Abläufe, die Masken jucken, sie «nerven», niemand hat Freude daran, es behindert vielleicht beim Rennen das Atmen. Aber dafür braucht man keinen Psychiater, dafür braucht es jemand, der Kinder kennt und ihnen etwas erklären kann. Das kann ein Pädagoge sein. Das können die Eltern sein. Und da ist in der Gesellschaft eine Tendenz zur Pathologisierung und vorgängig Psychologisierung vorhanden. # 05 ~ 2021

Abgesehen von den Masken: Was macht Corona mit der Psyche unserer Kinder? Durch die Ergebnisse der Kliniken, Ambulatorien und aus wissenschaftlichen Befragungen weiss man, dass Menschen, die Probleme hatten – Angsterkrankungen, Zwangserkrankungen, traumatische Störung, Depressionen, leichte Essstörungen –, sich an diese Langzeitbelastung erst sehr stark angepasst hatten und dann irgendwann nicht mehr konnten. Das kennen wir in der Kinder- und Jugendpsychiatrie seit vielen Jahren: Menschen, die eine Vorbelastung haben, halten weniger Stressfaktoren aus als die mental Gesunden. Das heisst, eine Patientin, die schon immer mit eingeschränktem Essverhalten auf Stress reagiert


~ Hintergrund ~ INTERVIEW

38 hat, die nicht in die Schule will, nicht rausgehen kann und so vielleicht auch mehr Zeit auf Social Media verbringt, beschäftigt sich noch stärker mit ihrem Essverhalten. Irgendwann kann das zu einer echten Anorexie führen. Was hätte von den Behörden anders gemacht werden müssen? Wir haben früh darauf hingewiesen, dass man dringend mehr diagnostisch und therapeutisch eingreifen muss. Dass von staatlicher Seite mehr Ressourcen gesprochen werden sollten. Früherkennung und Frühinterventionen sind begrenzt erfolgt. Letztlich konnte aber niemand die psychischen Folgen genau einschätzen. Wie hat sich das zugespitzt? Im Sommer 2020 hatte man das Gefühl, dass die schlimme Phase vorbei sei und alle zum fast normalen Alltag zurückkehrten. Doch mit der zweiten Welle von September 2020 bis März 2021 nahm die Belastung wieder stark zu. Für junge Leute blieben positive Unterstützungen weg, auch schiere Freude und Spass haben gefehlt. Die virtuellen Ablenkungsmöglichkeiten liefen sich tot, alle Netflixserien waren angeschaut und man hatte sich so lange durch die sozialen Vergleichsportale geklickt, bis man sich sozusagen hässlich, dick und dumm fühlte – gerade bei Mädchen ein grosses Problem. In den Monaten März, April und Mai 2021 waren alle Kinderund Jugendpsychiatrischen Kliniken massiv überbelegt, das sind sie an einigen Orten immer noch. Ein Zeichen dafür, dass die Früherkennung durch

Beratungsstellen, Schulen und andere nicht klinisch tätigen Stellen nicht mehr gegriffen hat. Diese fangen in der Regel vieles ab. Stationäre Behandlungen kommen nur zum Einsatz, wenn es wirklich nicht mehr anders geht, meistens bei den Themen Suizidalität, schwere Zwänge, Selbstverletzungen, Anorexie. Aber die Hauptsache ist eine Depressivität, die in eine Suizidalität übergeht. Dass die Suizidrate nicht steigt, sagt etwas über die Schwere der Krise aus. Wie meinen Sie das? In Kriegen und bei Naturkatastrophen sinken die Suizidraten. Zum Suizid braucht es eine Gesamtkonstellation, in der jemand diesen Schritt auch tun kann, und in schweren Krisen gelingt das nicht. Weil die Krisen einen blockieren? Ja. Insofern ist das in keiner Weise beruhigend, sondern eine bekannte Tatsache. Wir beschäftigen uns klinisch mit Suizidideen, die sich stark verselbstständigen. Ein Jugendlicher denkt beispielsweise dauernd: «Wenn das Wetter heute nicht besser wird, bring ich mich um.» Das wird irgendwann hochtrivial und zu häufig. Das heisst, der Gedanke an Suizid nimmt während Stunden viel Raum ein. Bis zur Frage: Tauchen wirkliche Pläne, tauchen Handlungen auf? Sie sind also von den psychischen Auswirkungen der Pandemie nicht überrascht worden? Nein. Die einzelnen Mechanismen, die bei einer solchen Pandemie eine Rolle spielen, wie Enttäuschung, Trauer, Angst, soziale Isolation, Trau-

matisierung, Verlust von Plänen, Ideen, Vorfreude, sind alle seit Jahrzehnten bekannt. Die Entwicklungsaufgaben, die Kinder und Jugendliche haben, ebenso. Und die psychischen Störungsbilder sind auch bekannt. Das heisst, man konnte zu Beginn der Pandemie relativ genau vorhersagen, was passieren würde, wenn die Situation in dieser unberechenbaren und auch ohnmächtig machenden Weise wellenartig voranginge. Diese Vorhersagen wurden von Experten gemacht und sie sind auch zu einem guten Teil eingetroffen. Gab es etwas, das Sie trotzdem erstaunt hat? Wir hatten auf der Station 90 Prozent Mädchen und 10 Prozent Jungs. Interessant ist das deshalb, da wir angenommen hatten, dass junge Männer und Buben durch die Einschränkungen eher aggressiver, destruktiver und chaotischer werden. Aber das sehen wir kaum auf den Stationen und auch eher wenig in den Ambulatorien. Gibt’s Erklärungen dafür? Eine mögliche Idee ist, dass junge Männer durch Video-Gaming ein Abarbeiten von Frustrationen, Aggressionen, Bewegung, Kampf in der virtuellen Welt erlebten. Wenn der Junge in einer Gruppe gamt, ein sozusagen entspannendes Shooting-Spiel spielt, das er gut kennt und kann, hat er subjektiv viele schöne Stunden. Das könnte besser sein als ein isoliertes Mädchen, das sich auf Social-Media-Plattformen mit schönen, lustigen Mädchen aus Florida vergleicht, dieses Idealbild jedoch niemals

Als Grosseltern darf man auch mal sagen: «Heute reden wir nicht über die Schule, heute backen, basteln oder spielen wir zusammen.» # 05 ~ 2021


~ Hintergrund ~ INTERVIEW

erreichen wird. Vielleicht ist es aber auch so, dass junge Frauen tatsächlich differenzierter sind, selbstreflektierter, selbstkritischer, die Verantwortung für Scheitern stärker bei sich sehen und nicht im Umfeld. Was bedeutet das alles für die Zukunft der Jugendlichen? Die Frage ist mittelfristig, was sind die Auswirkungen auf Schule und Ausbildung? Kommen Mädchen besser in der Ausbildung zurecht, weil sie mehr in der Realität geblieben sind und dadurch auch mehr gelitten haben als die Jungs? Oder können die Jungs das, was sie im virtuellen Raum geschaffen oder erreicht haben, in irgendeiner Weise auf das echte Leben übertragen? Die Corona-Thematik wird uns sicher noch mindestens zwei, drei Jahre beschäftigen. Denn wir müssen uns auch überlegen: Worauf fokussiert sich ein 16-Jähriger im Moment? Er konzentriert sich wohl kaum darauf, dass er zwischen 28 und 35 heiraten wird, sondern vielmehr darauf, ob morgen die Party stattfindet und übermorgen die Maskenpflicht wegfällt und das Zertifikat nun zur Verfügung steht. Er überlegt sich dann, ob er sich impfen lassen soll. Bis vor ein paar Wochen war der Impfstoff für seine Altersgruppe aber noch gar nicht vorgesehen. Schwierig … Absolut. Die Erwachsenen haben der Jugend und den jungen Erwachsenen vermutlich mehr Resilienz, Kraft und Abwehrvermögen zugetraut, als real vorhanden war.

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Was erwarten Sie nun? Es braucht klinische Erfahrungen und es braucht wissenschaftliche Untersuchungen. Das Bundesamt für Gesundheit hat das erkannt und Anfang 2021 verschiedene Untersuchungen durchgeführt. Je mehr Untersuchungen es gibt, je mehr Informationsquellen zusammenfliessen, desto besser kann man sich ein Bild machen. Was können Eltern und Grosseltern machen? Das Entscheidende ist, gesunde Kinder von gefährdeten zu unterscheiden und zu sagen: Ich gehe davon aus, dass das Enkelkind weiterhin resilient und widerstandsfähig ist. Denn das trifft auf 85 Prozent zu. Und seine normalen Entwicklungsziele – Schule, Ausbildung, Übertritt in die weiterführende Schule, Berufsfindung, aber auch romantische Geschichten, Sport und alles Mögliche – so gut es geht, zu fördern und geschehen zu lassen. Sich freuen, wenn das Kind auch mal über die Stränge schlägt. Dabei soll man aber über Ängste und Sorgen aktiv mit ihm im Gespräch bleiben. Und bei schwierigen Themen regelmässig prüfen, ob sich etwas Neues entwickelt oder ob sich eine schon vorher bestehende Problematik verschärft. Als Grosseltern darf man aber auch mal sagen: «Heute reden wir nicht über die Schule, heute backen, basteln, wandern oder spielen wir etwas zusammen.» Das findet der schon etwas grössere Junge oder die cool wirkende 13-Jährige zuerst vielleicht blöd, wird aber schnell merken, wie viel Spass und tiefe Freude dies gemeinsam machen kann. • # 05 ~ 2021

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Dann wenden Sie sich an • Hausarzt • Kinderarzt • Schulsozialarbeit • Schulpsychologischen Dienst • Kinder- und Jugendpsychiater • Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie Diese Angebote sind schweizweit rund um die Uhr für Menschen in Krisen und ihr Umfeld da – vertraulich und kostenlos: • Dargebotene Hand: Telefon 143, 143.ch • Pro Juventute für Kinder und Jugendliche: Telefon 147, 147.ch • Pro Juventute für Eltern und Familienangehörige: Elternberatung, 058 261 61 61, projuventute.ch • Adressen von Beratungsangeboten in allen Kantonen: reden-kann-retten.ch • Kurse für Erste Hilfe für psychische Gesundheit: ensa.swiss


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~ Hintergrund ~ JAGD

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~ Hintergrund ~ JAGD

Familiensache: Célina Bapst, Jägerin des Jahres, unterwegs in ihrem Jagdgebiet mit Vater Bernard Bapst und Hund Aleco.

«Wenn ich ein Tier geschossen habe, juble ich nicht » Es ist Jagdzeit und auf der Pirsch im Kanton Freiburg ist auch Jägerin Célina Bapst. Die 29-jährige Lehrerin und Mutter jagt hauptsächlich im Familienverbund, unter anderem mit ihrem Vater. Von KARIN DEHMER ( Text) und TIBOR NAD (Fotos)

«

Jagen und die Jagd war und ist ein grosser Bestandteil in meiner Familie. Ich bin damit aufgewachsen. Mein Vater und später mein älterer Bruder gingen zur Jagd. Dennoch dachte ich selbst lange nicht daran, dass das auch etwas für mich sein könnte. Jagen nimmt viel Zeit in Anspruch. Es ist nicht etwas, das man so schnell nebenbei macht, und ich hatte während meiner Jugend andere Interessen und Hobbys. Viele Jahre spielte ich leidenschaftlich Unihockey. Als ich 24 war, hörte ich damit auf und dachte, wenn ich mit dem Jagen ~ # 05 ~ 2021

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~ Hintergrund ~ JAGD

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~ Hintergrund ~ JAGD

beginnen will, wäre jetzt wohl der richtige Zeitpunkt dafür. In der Schweiz dauert der Prozess, um den Jagdschein zu erlangen, zwei Jahre. Zwei Jahre intensives Lernen in Theorie und Praxis: Gesetze, Tierlehre, Tierbeobachtungen, Einsätze bei Bauern und im Wald. Wir reparierten Zäune, die von Wildschweinen zerstört worden sind, begleiteten Waldräumarbeiten und Renaturierungsprojekte. Und klar, ja, man lernt das Schiessen mit dem Gewehr und der Pistole. Viele meinen, als Jägerin zieht man los, um möglichst viele Tiere zu schiessen. Das ist natürlich überhaupt nicht so. Die meiste Zeit verbringe ich damit, die Tiere zu beobachten, sie zu zählen, ihren Lebensraum zu erhalten. In meinem Jagdgebiet bin ich für die Rettung und Zählung der Rehkitze verantwortlich. Im Frühjahr und Frühsommer verbringe ich also mehrere Abende pro Woche draussen und spüre junge Rehe auf. Es ist wichtig, dass sie sich nicht in den ~

Célina Bapsts Grossmutter ist auch ihre Namensvetterin: Célina Bapst (82) mit ihrem Urenkel Manoé (1)

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~ Hintergrund ~ JAGD

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Feldern aufhalten, wenn diese gemäht werden. Ein Vergleich: Ich bin unter dem Jahr vielleicht 50 Mal als Jägerin unterwegs, ein Tier schiesse ich vier bis fünf Mal im Jahr. In meiner Familie essen wir fast ausschliesslich Fleisch, das ich selbst gejagt habe. Ich kann nicht verstehen, wenn andere Fleischesser zu mir sagen «Wie kannst du Tiere töten?». Es ist doch ehrlicher, oder? Ja, manchmal machen mich diese stereotypen Aussagen über die Jagd – dass man unnötig Tiere tötet, beispielsweise – schon sehr müde. Aber dann wiederum ist die Jagd eine so grosse Leidenschaft, dass ich nur zu gern erkläre, was sie alles noch beinhaltet und auch, wie sehr sie in der Schweiz glücklicherweise reglementiert ist. Ein Tier zu töten, ist keine Banalität für mich. Ich tue dies mit Respekt und grossem Bewusstsein. Ich juble auch nicht, wenn ich ein Tier getötet habe. Es ist nicht einfach zu erklären, was in diesem Fall in mir vorgeht. Natürlich bin ich auch glücklich, gleichzeitig erfüllt es mich aber mit ~

Die Zubereitung von Wild hat Célina von ihrer Grossmutter Célina gelernt. Bei Bapsts kommt mehrheitlich selbst gejagtes Fleisch auf den Tisch. # 05 ~ 2021


~ Hintergrund ~ JAGD

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~ Hintergrund ~ JAGD

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~ Hintergrund ~ JAGD

Die Jagd in der Schweiz einer unglaublichen Demut dem Tier und der Natur gegenüber. Was mir an der Jagd gefällt, ist die Vermischung der Generationen. Ich kenne kein anderes Hobby, dem ein Sechzehnjähriger und ein Achtzigjähriger gemeinsam nachgehen können. Dass ich oft die einzige Frau bin, war noch nie ein Thema. Klar, in meinem Jagdgebiet kennen mich auch alle. Aber gerade kürzlich war ich auf einem Jagdausflug im Wallis, wo mich niemand kennt. Alles Männer und ich. Es gab keine einzige Bemerkung deshalb. Weshalb auch? Ich gehe dieselben

In der Schweiz existieren zwei Jagdsysteme: Die Revier- und die Patentjagd. Wer jagen will, braucht eine kantonale Jagdberechtigung. Schweizer Grundbesitzer erhalten, im Gegensatz zu anderen Staaten, nicht automatisch das Jagdrecht. In den meisten Kantonen dauert das Jagdjahr vom 1. April bis zum 31. März des Folgejahres. In den anderen Kantonen entspricht das Jagdjahr dem Kalenderjahr. Die Regulierung von Wildbeständen ist eine staatliche Aufgabe, die in der Bundesverfassung verankert ist. Die Behörden können dabei auf die fachmännische und freiwillige Unterstützung der Jägerschaft zählen, die mit ihren Leistungen für Wild und Natur und mit den Gebühren, die sie dafür bezahlen, die Arbeit der kantonalen Jagdverwaltungen sowie der staatlichen Wildhüter mitfinanzieren.

Distanzen, trage dieselben Lasten wie die Männer. Mein Sohn ist noch zu klein, um das Konzept des Jagens und des Tötens zu verstehen. Ich denke, er wird wie ich damals, ganz natürlich in den Vorgang des Jagens mit allen involvierten Komponenten hineinwachsen. Zurzeit mache ich es so, dass ich das tote Wild nicht vor ihm verstecke, aber ich weise ihn auch nicht aktiv darauf hin. Im Gegensatz zu meinen Nichten, die älter sind. Sie wollen alles wissen, wenn ihr Grossvater von der Jagd nach Hause kommt. Vor kurzem war ich mit einer Freundin und ihrem dreijährigen Sohn in einer Fischzucht zum Fischen. Als der Sohn die toten Fische sah, war er irritiert und stellte viele Fragen. Sie hat ihm daraufhin gesagt, die Fische würden schlafen. Das finde ich nicht richtig. Man sollte den Kindern solche Fragen ehrlich beantworten. Es gibt nun mal einfach eine Nahrungskette und wir Menschen sind Teil davon.» •

Dachverband der Schweizer Jägerschaft: jagdschweiz.ch Eidgenössische Jagdstatistik: jagdstatistik.ch

Sohn Manoé wird vermutlich genauso natürlich in die familienverbindende Leidenschaft des Jagens hineinwachsen wie vor ihm Mutter Célina.

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~ Dossier ~ MEHRFACHBEALSTUNG

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Die Fotos in diesem Dossier gewähren Einblick in den Alltag von Ruth Eugster. Die berufstätige Mutter und Grossmutter betreut in ihrer Freizeit ihre Enkel und ihre betagte Mutter. Immer sonntags kocht sie für die ganze Familie.

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~ Dossier ~ MEHRFACHBELASTUNG

Mehr geht nicht Frauen, die alles unter einen Hut bringen müssen: einen anspruchsvollen Beruf, Kinder – die eigenen oder Enkel – und die Betreuung von zunehmend betagten Eltern. Da fehlt schnell die Zeit für Erholung. Von KARIN DEHMER ( Text) und NADINE EUGSTER (Foto)

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nter «Sandwich Generation» versteht man die Personengruppe zwischen 40 und 60 Jahren – es sind grösstenteils Frauen –, die mitten im Erwerbsleben steht und nebenbei ältere und jüngere Familienmitglieder betreut. Gemäss Carlo Knöpfel, Professor an der Hochschule für Soziale Arbeit in Muttenz, gilt der Ausdruck mittlerweile allerdings als veraltet: «Der Begriff der «Sandwich Generation» stammt aus der Zeit, als man noch von einer Drei-Genenerationen-Gesellschaft sprach. Dieses Bild trifft nicht mehr zu. Die Gesellschaft des langen Lebens ist heute eine Vier-, auf dem Weg zu einer Fünf-Generationen-Gesellschaft. Man unterteilt das Alter in zwei Phasen: das ‹dritte und agile› Alter und das ‹vierte und fragile› Alter.» Ungeachtet der korrekten Bezeichnung des Sachverhalts, unter dem Strich besteht die Tatsache, dass entweder spätgebärende Mütter oder junge Grossmütter – Frauen ab Mitte 50 also – sich nicht selten mit vielerlei Quellen der Belastung konfrontiert sehen: Ein forderndes Berufsleben, Kinder, seien es noch die eigenen oder schon die Enkelkinder, sowie zunehmend hilfsbedürftige Eltern. Eine dieser jungen Grossmütter ist Ruth Eugster. In der nachfolgenden Aufzeichnung erzählt sie aus ihrem prallvollen Alltag, der kaum ein längeres Zeitfenster für sie selbst zulässt. Vor einigen Jahren hat eine Umfrage der SAKE (Schweizerische Arbeitskräfteerhebung) ergeben, dass ein Fünftel aller Schwei-

zer Frauen eine(n) pflegebedürftige(n) Angehörige(n) betreut. Wie vielfältig diese Frauen ausserdem belastet sind, wurde nicht erhoben. Carlo Knöpfel: «Die Daten zur Erwerbstätigkeit von Frauen zeigten ab 50 eine Abnahme. Es ist eine Vermutung, dass dies mit einem zunehmenden Engagement in der Betreuung von Familienangehörigen einhergeht.» Aus wissenschaftlicher Sicht lässt sich also kein klarer Trend zur Zunahme einer Mehrfachbelastung der mittleren Generationen infolge Überalterung ausmachen. «Familien wandeln sich», erklärt Carlo Knöpfel. «Viele Frauen, vor allem mit einem Tertiärabschluss, bleiben kinderlos. Zudem nimmt die räumliche Distanz zwischen den Generationen zu. Die Kinder leben nicht mehr in der Nähe ihrer Eltern. Diese Punkte sprechen für eine Abnahme der durchschnittlichen Belastung. Die zunehmende Lebenserwartung und die damit einhergehende längere Fragilität verlängern dafür wiederum die Zeit einer möglichen und notwendigen Unterstützung durch Familienangehörige. Zudem ist der moralische Druck gross, dass Hilfe und Betreuung durch die Angehörigen geleistet werden. So ist zu beobachten, dass in der Phase der Fragilität sich die Familien räumlich wieder annähern. All diese Aspekte sprechen für eine steigende Belastung. In summa lässt sich nicht schlüssig sagen, wohin die Entwicklung geht.» Eine Entwicklung, die allerdings klar beobachtet werden kann, ist, dass die «neuen» Alten, die der Babyboomer-Generation, ~

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50 zunehmend gar nicht von ihren Angehörigen betreut werden möchten. Carlo Knöpfel: «Sie erwarten entsprechende Angebote vom Sozialstaat oder kaufen sich, soweit sie sich das leisten können, die nötige Unterstützung bei privaten und öffentlichen Anbietern von Hilfen und Betreuungsleistungen ein.» Was den Sozialstaat betrifft, so ist seit diesem Jahr das Bundesgesetz zur Unterstützung betreuender Angehöriger in Kraft. Es ermöglicht Betreuenden von kranken oder verunfallten Familienmitgliedern maximal zehn bezahlte Urlaubstage pro Jahr. Personen, die über einen längeren Zeitraum, oft mehrere Jahre, betagte Angehörige pflegen, profitieren von dieser Änderung also nicht. Für sie hat das neue Bundesgesetz Betreuungsgutschriften vorgesehen. Hier gilt allerdings die Einschränkung, dass die zu betreuende Person zu Hilflosenentschädigung berechtigt sein muss.

Familienangehörige zu betreuen – egal ob Kinder oder Erwachsene – wird oft als bereichernd und sinnstiftend betrachtet. Kommt Stress im Job dazu und obendrauf ein verschlechterter Gesundheitszustand von Betagten, kann die Beanspruchung schnell ansteigen. Dann wird es wichtig, die eigene Belastbarkeit zu thematisieren. Und natürlich wäre es wichtig, gerade was die Betagtenbetreuung betrifft, auf professionelle, externe Hilfe zugreifen zu können. Die ist aber erstens nicht gratis und hinterlässt zweitens bei den betreuenden Familienmitgliedern leider allzu oft ein schlechtes Gewissen. «Sich mit den eigenen Grenzen anderen zuzumuten, ist eine Lebensaufgabe», sagt Barbara Bleisch im Interview ab Seite 52. Die Philosophin setzt sich in ihrem Buch «Warum wir unseren Eltern nichts schulden» mit dem Pflichtgefühl auseinander, das wir unseren Eltern gegenüber haben. •

Zufrieden am Anschlag Ruth Eugster (54) ist vieles: Berufsfrau, Ehefrau, Mutter, Grossmutter, Tochter, Hausbesitzerin, Freizeitsportlerin. Über den Versuch, all diese Rollen in ihren Alltag zu integrieren.

Ruth Eugster ist an zwei bis drei Tagen pro Woche berufstätig, hütet an zwei Nachmittagen Enkelkinder und deckt daneben einen Teil der Betreuung ihrer betagten Mutter ab.

«

Ich bin verheiratet und habe drei erwachsene Kinder und drei Enkelkinder. In einer Arztpraxis mit 30 Angestellten arbeite ich in einem 50-Prozent-Pensum als Sekretärin. Meine arbeitsfreien Tage sind der Mittwoch und der Freitag. An beiden Nachmittagen hüte ich meine beiden Enkelinnen. Sie sind zwei und sechs Jahre alt. Bis vor zwei Jahren hütete ich zudem einmal pro Mo# 05 ~ 2021


~ Dossier ~ MEHRFACHBELASTUNG

nat meinen Enkelsohn an einem Tag. Er ist jetzt drei und lebt eine Autofahrstunde entfernt. Das musste ich dann aber leider aufgeben, weil es einfach zu viel wurde. Er verbringt nun ein paar Mal im Jahr das Wochenende bei uns. Ich habe natürlich ein schlechtes Gewissen, ihn weniger zu sehen als die beiden Mädchen meines anderen Sohnes, die im Nachbardorf leben. Meine Mutter ist 89 und wohnt noch im-

zwei Jahren noch bei uns gelebt. Einen Lebensabschnitt, in dem die Kinder ausgeflogen und noch keine Enkelkinder da waren, gab es bei uns nicht. Manchmal ertappe ich mich dabei, wie ich denke, ich wäre gern pensioniert und hätte mehr Zeit zur Verfügung. Aber mein Job bedeutet mir viel, ich mache die Arbeit gern. Es hat Phasen gegeben in den letzten Jah-

mer allein in ihrer Wohnung. Sie steht selbstständig auf und zieht sich an. Für alles andere ist sie auf Hilfe angewiesen. Sie mag nicht mehr selber kochen und beim Einkaufen, Putzen, Waschen und Duschen helfen wir ihr. Ein grosser Teil ihrer Betreuung übernimmt glücklicherweise meine Schwester. Sie arbeitet nicht und hat auch keine Enkelkinder. Jeden Dienstag nach der Arbeit gehe ich für meine Mutter einkaufen und esse dann mit ihr Znacht. Manchmal fahre ich auch zu ihr, um ihr beim Duschen behilflich zu sein oder einfach mit ihr Zeit zu verbringen, damit sie nicht tagelang alleine ist, und entlaste so meine Schwester. Die Zeit, die unter dem Strich für mich bleibt, sind der Mittwoch- und der Freitagvormittag. Da mache ich das Nötigste im Haushalt und im Garten. Ansonsten versuche ich zu lesen und die Ruhe zu geniessen. Mein Mann arbeitet nah. Er kommt zum Mittagessen nach Hause. Ja, manchmal beneide ich die Frauen, deren Männer an ihrem Arbeitsplatz essen. Es ist nicht so, dass er erwartet, dass ich für ihn koche. Ich mache es gern für ihn. Den grösseren Teil des Haushalts und des Gartens erledigen wir gemeinsam am Samstag. Wir sind junge Grosseltern. Wir wurden auch jung Eltern. Ich war 19 und 21 bei der Geburt meiner ersten beiden Kinder. Einige Jahre später kam dann unsere jüngste Tochter dazu. Sie hat bis vor

ren, in denen ich an den Anschlag gekommen bin. Mein Leben als berufstätige Mutter empfinde ich rückblickend weniger streng. Da war ich natürlich auch noch jünger, aber mein Leben war damals definitiv weniger durchgetaktet als jetzt. Mein Mann und ich nehmen uns abgesehen von gemeinsamen Ferien selten gemeinsame Auszeiten. Dennoch finde ich nicht, dass unsere Beziehung unter mei-

«Manchmal ertappe ich mich dabei, wie ich denke, ich wäre gern pensioniert und hätte mehr Zeit zur Verfügung.» ner Mehrfachbelastung leidet. Er sieht und anerkennt mein vielseitiges Engagement und versucht mich darin zu unterstützen. Schwierig ist es hingegen, Freundschaften zu pflegen. Schon mein ganzes Erwachsenenleben bin ich aktiv im Turnverein, gehöre da zum Leiterinnenteam. Aber zum Turnen fehlt mir zurzeit oft die Kraft und auch auf Vereinsanlässe habe ich wenig Lust. Das Verständnis für meine vielen Abwesenheiten ist nicht immer gleich gross. Ich # 05 ~ 2021

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bemühe mich sehr, die Freundschaften zu pflegen und gleichzeitig ein allfälliges Unverständnis zu ignorieren. Manchmal gibt man mir das Gefühl, ich müsste doch alles schaffen. Was soll ich sagen? Meine Enkelkinder sind mir wichtig. Ich möchte nicht auf deren Betreuung verzichten. Wenn ich in den Ferien bin, vermisse ich sie. Und, obwohl ich für meine Mutter nicht so viel mache wie meine Schwester, so bin ich froh, können wir ihr den Wunsch erfüllen, dass sie zu Hause wohnen kann. Im Moment wüsste ich also nicht, was ich loslassen sollte: Sicher nicht den Kontakt zu den Enkelkindern, dass meine Mutter noch da ist, ist ein Geschenk, mein Job gibt mir Rückhalt, das grosse Haus und der Garten sind gerade jetzt mit den Enkelkindern Gold wert. Hätte ich einen Zauberstab, wünschte ich mir einen oder zwei Tage mehr pro Woche, und dass ich meiner Schwester gegenüber kein solch schlechtes Gewissen hätte, weil ich sie bei der Pflege meiner Mutter so wenig unterstützen kann.» •


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«Auch was man gerne macht, kann irgendwann zu viel sein » Arbeit, Kinderbetreuung und Pflege der betagten Eltern: In ihrem Buch «Warum wir unseren Eltern nichts schulden» ist

Frau Bleisch, was sind Ihre Gedanken zur Aufzeichnung des prallen Alltags

die Philosophin Barbara Bleisch der Frage nachgegangen, wie sich das Gefühl von Verpflichtung begründen lässt, das viele Menschen ihren Eltern (und nicht selten auch ihren erwachsenen Kindern) gegenüber haben.

von Ruth Eugster (Seite 50 und 51)? Die Frau hat zweifelsohne einen vollen Kalender und trägt viel Verantwortung. Die Zeit, die ihr «unter dem Strich bleibt» nutzt sie, wie sie sagt, «für das Nötigste im Haushalt und im Garten». Sie arbeitet also zumindest zu einem Teil auch dann. Haus- und Familienarbeit, alles, was man heute als «Care Work» bezeichnet, wird in unserer Gesellschaft aber oft nicht als Arbeit anerkannt. «Ich mache es gern» ist kein Hinweis darauf, dass es sich nicht um Arbeit handelt. Ich mache meine Arbeit als Philosophin und Journalistin auch gern; dennoch ist es Arbeit. Gerade Frauen in der sogenannten Sandwich-Position, die sowohl Enkelkinder hüten als auch eigene Eltern oder Schwiegereltern betreuen, können in eine Situation der permanenten Belastung gelangen. Sich dies einzugestehen, ist nicht einfach, wenn man sich immer sagt: «Ich mache es ja gern.» Auch was man gern macht, kann irgendwann zu viel sein.

BARBARA BLEISCH Wissenschafterin, Moderatorin (u.a. Sternstunde Philosophie, SRF) und Autorin. Die Philosophin versteht ihre Tätigkeit als Brückenschlag zwischen akademischer Philosophie, gesellschaftspolitischen Debatten und philosophischen Fragen, die sich im Alltag stellen. Ihre Bücher «Warum wir unseren Eltern nichts schulden» und «Kinder wollen. Über Autonomie und Verantwortung» sind bei Hanser erschienen.

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Könnte man auch sagen, dass hinter einem schlechten Gewissen die Angst steckt, von einer Gruppe, zu der man sich zugehörig fühlt, ausgestossen zu werden? Natürlich liegt uns viel daran, von den Menschen, die wir lieben, auch geliebt und anerkannt zu werden. Vor allem


~ Dossier ~ MEHRFACHBELASTUNG

Mädchen lernten in früheren Zeiten, dass wir unsere Liebe in erster Linie ausdrücken, indem wir anderen helfen. Es ist eine Binsenwahrheit, dass man nur helfen und geben kann, wenn man auch dafür sorgt, dass es einem selbst gut geht. In Beziehungen sind wir oft anfällig dafür, über unsere Grenzen hinauszugehen, weil der Schmerz des Gegenübers ein Stück weit auch der eigene Schmerz ist. Manchmal würde es aber genügen, die eigenen Grenzen anzusprechen – vielleicht versteht das Gegenüber die Situation sogleich und es lassen sich alternative Lösungen finden. Das sage ich nun nicht als Philosophin, sondern als eine Person, die wie die meisten Menschen in Beziehungen lebt, in denen wir versuchen, den anderen und uns selbst bestmöglich gerecht zu werden. Sich mit den eigenen Grenzen den anderen zuzumuten, ist eine Lebensaufgabe. In Ihrem Buch «Warum wir unseren Eltern nichts schulden» schreiben Sie, dass weder Verwandtschaft noch geleistete Fürsorge der Eltern ihre Kinder zu etwas verpflichte, nicht mal zu Dankbarkeit. Dennoch habe ich ein schlechtes Gewissen, wenn ich mich länger nicht bei meinen Eltern gemeldet habe. Eltern sind, wie der Schriftsteller Peter Weiss einst schrieb, die «Portalfiguren» unseres Lebens. Wir können noch so sehr auf Distanz gehen, Familie ist uns,

Sich mit den eigenen Grenzen den anderen zuzumuten, ist eine Lebensaufgabe. wenn nicht in Fleisch und Blut, dann sicher in unsere Identität übergegangen. Wir haben deshalb auch guten Grund, uns um ein gutes Verhältnis zur Herkunftsfamilie zu bemühen – und müssen dennoch unseren eigenen Weg finden. Es braucht eine lange Zeit der Emanzipation, bis wir verstehen, dass nicht alles, was unsere Eltern sich von uns wünschen, auch unsere Pflicht ist. In meinem Buch geht es mir darum, zu zeigen, dass die Antwort auf die Frage, was Kinder ihren Eltern schulden, von der aktuellen Beziehung zu den Eltern abhängt und nicht vom Verwandtschaftsverhältnis. Ein schlechtes Gewissen kann also davon herrühren, dass wir uns nicht hinreichend emanzipiert haben – aber auch daran, dass wir tatsächlich ein enges und liebevolles Verhältnis zu den eigenen Eltern pflegen und sie nicht enttäuschen möchten. Es gilt auch hier, was ich bereits gesagt habe: Wir alle müssen lernen, über un-

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sere Erwartungen, aber auch über unsere Grenzen zu sprechen. Das gehört zu erwachsenen Beziehungen dazu. Wenn alle Kinder, die sich aus Schuldoder Pflichtgefühl um ihre betagten Eltern kümmern, das nicht mehr tun, müssten das Gesundheitswesen und der Sozialstaat doch den Preis dafür bezahlen? Ich bin als Philosophin der ethischen Frage nachgegangen, wie sich das Gefühl von Verpflichtung, das viele Menschen ihren Eltern gegenüber haben, begründen lässt. Und meine Arbeit an «Warum wir unseren Eltern nichts schulden» hat mich zu dem Ergebnis geführt, dass es sich nicht allein dadurch begründen lässt, dass man das Kind von jemandem ist! Wenn ich überhaupt ein gesellschaftspolitisches Anliegen habe, geht es mir sicher nicht darum, Familiengefüge zu schwächen, sondern ganz im Gegenteil darum, die Familie zu stärken, indem wir sie von überfrachteten Vorstellungen befreien. Eltern wünschen sich in aller Regel Zuwendung, die Kinder ihnen aus freien Stücken schenken, und nicht aus Furcht, sie zu enttäuschen. Wenn wir die Familie als wichtige Stütze der Gesellschaft begreifen, dann sollten wir uns für die Idee öffnen, dass die Gesellschaft ihrerseits Grund hat, die Familie und damit auch die Eltern-Kind-Beziehung zu entlasten. ~

Es braucht eine lange Zeit der Emanzipation, bis wir verstehen, dass nicht alles, was unsere Eltern sich von uns wünschen, auch unsere Pflicht ist. # 05 ~ 2021


~ Dossier ~ MEHRFACHBELASTUNG

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Eltern wünschen sich in aller Regel Zuwendung, die ihre Kinder ihnen aus freien Stücken schenken, und nicht aus Furcht, sie zu enttäuschen.

Und wie tut die Gesellschaft das? Sicher nicht, indem sie Frauen, die keine Pflege- oder Hütedienste übernehmen wollen, ein schlechtes Gewissen macht. Sondern indem sie gesellschaftliche Strukturen stärkt, die Familien bei Bedarf entlasten, wenn es etwa um die Betreuung pflegebedürftiger Familienangehöriger geht. Wer jemals mit Blick auf die eigenen Eltern oder Grosseltern diese Aufgabe übernommen hat, weiss, wie intensiv diese Erfahrung ist, wie verbindend und kostbar und wie trennend und beziehungsgefährdend zugleich sie sein kann. Eine Gesellschaft, die auf die Familienbande als stützenden Pfeiler setzt, sollte bereit sein, erwachsene Kinder in dieser Aufgabe zu unterstützen. Erwachsene Kinder, die kein Bedürfnis haben, wöchentlich bei ihren Eltern vorbeizuschauen, und Grosseltern, die zu beschäftigt sind, um sich um ihre Enkelkinder zu kümmern: Der Vorwurf nach Selbstverwirklichung auf Kosten einer moralischen Verpflichtung ist meist nicht weit. Ich weiss gar nicht, ob dieses Bild stimmt – oder ob es nicht herbeigeredet

wird. Gerade jetzt während der Pandemie haben wir doch gesehen, wie sehr die jüngere Generation bereit war, die älteren und verletzlichen Menschen zu schützen. Und wenn wir beachten, wie gross der Beitrag der Grosseltern zur Kinderbetreuung in der Schweiz ist, scheint mir diese Frage in die falsche Richtung zu zielen. Problematisch finde ich vielmehr, dass der immense soziale Beitrag, den Grosseltern leisten, oft nicht gesehen und anerkannt wird. Ich verstehe und unterstütze deshalb auch die Anliegen der «GrossmütterRevolution» und freue mich, wenn Grossväter sich ebenso aktiv einbringen. Nicht vergessen dürfen wir auch, dass junge Menschen heute – wenn nicht gerade eine Pandemie herrscht – mobiler sind. Es wird von ihnen erwartet, dass sie einen Sprachaufenthalt machen, im Ausland studieren, fremde Länder bereisen. In einer globalisierten Welt ist es nicht mehr so einfach wie früher, in seiner Herkunftsfamilie präsent zu bleiben. Oft sind die Wege einfach sehr weit. Was sagen Ihre Berufskolleginnen und -kollegen aus südlichen Nachbarländern über Ihre These? Oder ist es ein

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Klischee, dass eine enge Bindung von erwachsenen Kindern zu ihren Eltern in Südeuropa weniger hinterfragt wird? Die Frage nach den innerfamiliären Pflichten von erwachsenen Kindern stellt sich in anderer Weise, wenn es keine sozialstaatlichen Strukturen gibt. In Gegenden der Welt, in denen die Kinder die einzige Altersvorsorge sind, sind Kinder in anderer Weise verantwortlich. Allerdings interessiert mich als Philosophin, wie Gesellschaften bestmöglich auszugestalten sind. Und ich würde meinen, dass wir gut daran tun, die soziale Sicherheit nicht allein von Familienstrukturen abhängig zu machen. Kolleginnen aus Griechenland und Italien haben mir gesagt, dass die Thesen, die ich vertrete, bei ihnen natürlich weitaus brisanter sind – aber sie sich genau diese Form von Entlastung wünschen. Oftmals sind es übrigens Männer, die die guten alten Zeiten herbeisehnen, in denen man in der Familie noch ganz füreinander da war. Selbst gehen sie aber gern rund um die Uhr einer Arbeit ausser Haus nach. Hingabe und Fürsorge zu fordern auf Kosten der anderen, ist aber allzu einfach. •


~ Dossier ~ MEHRFACHBELASTUNG

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«Ich habe ein schlechtes Gewissen, meinen Enkelsohn weniger zu sehen als die beiden Mädchen meines anderen Sohnes»: Ruth Eugster mit ihren drei Enkelkindern.

BÜCHER ZUM THEMA 1 Warum wir unseren Eltern nichts schulden, Barbara Bleisch, Hanser 2018, 15 Franken. Wie oft muss ein erwachsener Sohn seine Mutter besuchen? Haben sich Geschwister an der Pflege ihres alten Vaters zu beteiligen? Sind Kinder ihren Eltern überhaupt etwas schuldig? Klug und zugänglich geht die Autorin der existenziellen und zugleich komplizierten Verwandtschaftsbeziehung zwischen Eltern und Kindern nach. Denn nirgendwo liegen Erwartung, Enttäuschung und Glück so nahe beieinander wie in der Familie. 2 Leben in der Sandwich-Generation, Annie Bieltz, Verlag Hartmut Becker 2020, 19 Franken. Die Autorin schildert die Situation von Menschen in der mittleren Generation, die einerseits den Bedürfnissen der Kinder und Enkel und andererseits ihren Verpflichtungen gegenüber den Eltern oder Grosseltern gerecht zu werden versuchen. Kurzgeschichtenartig werden mögliche Herausforderungen dieser Lebensphase beschrieben. 3 Ich kann doch nicht immer für dich da sein, Cornelia Kazis, Bettina Ugolini, Piper 2010, 19 Franken. Was bedeutet es, wenn die betagten Eltern der Fürsorge bedürfen? Wo ist man Kind, wo Erwachsener? Wie geht man als Tochter oder Sohn mit Gefühlen von Scham, Ekel und Überforderung um, wie als Mutter oder Vater mit denen des Bedeutungsverlusts und der Bevormundung? Anhand von Alltagsszenarien zeigen die Autorinnen auf, wie diese schwierige Konstellation zu meistern ist.

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~ Aus der Praxis ~ DER HAUSARZT

Illustration: Irene Meier

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Schubladen, Brücken, Kronen

Was der Zustand der Zähne dem Hausarzt so alles verrät.

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inem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul. Diese alte Bauernweisheit rührte daher, dass der Zustand des Gebisses sehr viel über das restliche Pferd aussagte. Beim Hausarzt ist der Patient aber kein geschenkter Gaul und er soll ihm auch gehörig ins Maul schauen. Wie viel zehntausende Münder ich inspiziert habe, kann ich nicht sagen, aber der Blick hinein war immer aufschlussreich. Nebenbei bemerkt, habe ich in meinen Perujahren – nach einem Crashkurs bei einer Zahnärztin – auch Zähne gezogen. Die Zähne sind den Gewohnheiten und den Kulturen ausgesetzt wie kaum ein anderes Organ. Die Campesinos im Altiplano kauen auch heute noch stundenlang Kokablätter mit Kalk gegen Müdigkeit und Hunger. Andenkaugummi! Leider schleifen sie damit die Zahnhöcker derart ab, dass die Molaren ganz flach werden. Mit dem Aufkommen von Zucker ging es den Zähnen in Europa vor über hundert Jahren so richtig an den Kragen. Karies nahm massiv zu, weil die Zahnpflege komplett fehlte. Jetzt kamen Techniker auf den Plan, die für alles eine Lösung haben. Das künstliche Gebiss war für ein, zwei Generationen fast garantiert. Bevor jemand heiraten konnte, wurde der Rest der überlebenden Zähne gezogen und eine Prothese (=«Schublade») angepasst. So kam man zu einem schmerzfreien Ehepartner, der keine weiteren Zahnarztkosten verursachen würde. Die Anekdote dazu: Meine Frau musste als Lernschwester in einem Saal mit sechs Frauen morgens um fünf die Prothesen der Patientinnen am Brünneli putzen. Statt hin- und und herzulaufen, legte sie alle «Schubladen» auf ein Tablar. Leider gerieten sie beim Putzen durcheinander, sodass eine um die andere anprobiert werden musste. Bähh. Dann gab es die Generation «Brücken und Plättli» (Teilprothesen), in der die wunderlichsten Konstruktionen in das Kauorgan eingebaut wurden. Später, mit der langsamen Verbesserung der Mundhygiene, waren es noch einzelne Zähne, die ersetzt wurden. Die Kronen hielten Einzug im Mund und eine ganze

Generation von Zahnärzten und -technikern verdiente sich daran eine goldene Nase. Gerade als unsere Kindheit vorbei war, folgte die beste und grösste Präventionskampagne des Landes: Schulzahnpflege, Zahnputzfeen, Fluor (umstritten), Warnung vor süssen Getränken und ein ganzes Arsenal von Massnahmen. Viele Menschen aus der Generation unserer Kinder haben makellose Gebisse, oft noch im Erwachsenenalter frei von Karies. Auch der Hausarzt war davon begeistert. Aber die Geschichte ist noch nicht zu Ende, denn jetzt fand man ein neues Thema: Zahnfehlstellungen. Und schon tat sich ein neues Tätigkeitsfeld auf mit den «Schpangen», die nicht beliebt waren wegen Druckstellen und Nuscheln und als Gartenhäglein, zudem enorm störend bei den ersten Küssen. Aber sie machten Ordnung und stellten alles gerade, was vorher krumm war. Ja, die Zähne sind seit je ein sozialer und medizinischer Indikator. Schwere Raucher sind sofort erkennbar, Drogenabhängige haben schlechte Gebisse, arme Familien leiden an Karies oder Fehlstellungen. Selbst Nationen kennen typische Zähne. Erinnern Sie sich an Showmaster Rudi Carrell mit seinem klassischen, durchaus charmanten holländischen Überbiss? Er war nicht der einzige aus dem Tulpenland. Das kam daher, dass es in Holland keine Nuggis gab. Sieht dumm aus, fanden sie dort. Dafür drückte dann der Lutschdaumen die oberen Zähne raus. Da strahlen wir also jetzt um die Wette mit unseren gestylten Zähnen, sodass es bald langweilig ist mit all diesen perfekten Fronten. Und schon haben die Menschen einen Ausweg zur Profilierung gefunden. Einige Topmodels belassen als Markenzeichen trendige Zahnlücken zwischen den Schneidezähnen. Der Hausarzt aber macht sich weiter seine Gedanken beim Blick in den Mund. Bitte Ahhh, und schon notiert er fast unbewusst einen kursorischen Zahnstatus, der ihm viele Informationen vermittelt über den Menschen, seine Lebensweise, seine Disziplin, seine Unarten und Schwächen. •

EDY RIESEN (70) war als Hausarzt in Ziefen (BL) tätig. Er führte bis vor Kurzem eine Praxis mit seinem Schwiegersohn und ist mehrfacher Grossvater.

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~ Aus der Praxis ~ DIE HEBAMME

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Papas Ängste Einen Vater plagen nach der Geburt seines ersten Kindes Ängste, die er unbewusst auf seine neugeborene Tochter überträgt.

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mma ist 10 Tage alt und Sarahs und Michaels erstes Kind. Wir sitzen auf dem Sofa und Michael wiegt Emma im Arm, beobachtet sie aufmerksam, wie sie langsam einschläft. Er wirkt angespannt. Seine Schultern sind hochgezogen, ein Bein wippt, sein Atem und das Wiegen werden

te sich alleingelassen fühlen und deine Angst, sie könnte aufhören zu atmen. Verständlich also, dass dir nicht wohl dabei ist, sie hineinzulegen. Emma nimmt durch deine Hände wahr: «Das ist ein sehr gefährlicher Ort.» Deshalb wacht sie auf. Sie wacht auch auf, weil sie als Säugetierjunges Instinkte hat,

schneller. Michael steht auf und legt Emma vorsichtig in den Stubenwagen, in dem seit drei Generationen alle Babys seiner Familie ihre ersten Wochen verbracht haben. Seine Bewegungen und Körpersprache verraten eindeutig, dass ihm dabei unwohl ist. Sobald Emma auf der Matratze liegt, wacht sie auf, und Michael nimmt sie sogleich wieder hoch in seine Arme. «Dir ist nicht wohl im Stubenwagen, gell?», sagt er zu Emma und an mich gewandt: «Ich glaube, er ist ihr zu eng. Sie sieht uns ja gar nicht mehr. Und ich bin mir, was die Mittel betrifft, die bei der Restaurierung angewendet worden sind, nicht sicher, ob die nicht schädlich sind. Und wir sehen sie nicht, falls sie plötzlich aufhört zu atmen.» Seit der Rückkehr aus dem Spital äussert Michael immer wieder Ängste. Zum Schlafplatz, zur Temperatur, zum Wickeltisch, zum Herumtragen, zur Muttermilch. Wir haben alles besprochen, doch seine Ängste werden dadurch nicht weniger. Michael setzt sich wieder neben mich. Ich atme tief durch. «Weisst du, für unsere Kinder ist auch wichtig, wie wir uns fühlen, wenn wir sie hinlegen, oder wickeln, oder anschauen. Wir prägen ihr Gefühl für die Welt, ob sie sich darin sicher fühlen oder nicht.» «Du meinst, sie spürt meine Angst?», fragt er nach einer Pause. Sarah nickt und schaut Michael liebevoll an. Es scheint kein unbekanntes Thema zu sein. «Das Thema Angst begleitet uns als Eltern ein Leben lang. Wir müssen unsere Ängste von realen Gefahren unterscheiden. Und dies ist ja nicht immer eindeutig. Aber wir können es versuchen: Was den Stubenwagen betrifft, so könnten die verwendeten Mittel effektiv eine Gefahr darstellen, die Angst wäre also berechtigt. Dann ist da die Angst, Emma könn-

die ihr sagen: «Achtung, du bist allein, du könntest vergessen und gefressen werden, verhungern und unterkühlen.» Sie muss sich bemerkbar machen, um zu überleben, und wir müssen ihr ganz oft bestätigen, dass dies ein sicherer Ort ist.» Michael schaut mich an. «Wenn du das so sagst, klingt es logisch und macht Sinn.» Beim nächsten Besuch bedanken sich Michael und Sarah. Sie hatten lange Gespräche über ihre Ängste. Der kleine Unterschied zwischen «Papas Angst» und «Emmas Angst», wie Michael es nennt, macht für alle einen sehr grossen Unterschied. Das merke ich schon beim nächsten Besuch. Emma schläft friedlich in ihrem schönen Stubenwagen (nachdem alle Säbelzahntiger abgewehrt wurden …) •

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CAROLE LÜSCHER (47) ist Hebamme Msc, Geschäftsführerin der Hebammenpraxis 9punkt9 in Bern, freie Dozentin und engagiert sich berufspolitisch. Sie ist verheiratet und hat drei Kinder. 9punkt9.ch


~ Aus der Praxis ~ DIE PSYCHOLOGIN

Leih-Oma werden EINE GROSSMUTTER (68) FRAGT: Ich habe mich sehr gefreut, Grossmami zu werden. Leider konnte oder wollte meine Schwiegertochter ihr Kind nicht loslassen. Ich durfte es immer nur ganz kurz im Arm halten, geschweige denn einige Stunden hüten. Als ich sie darauf ansprach, erwiderte sie, sie bestimme, wann sie ihr Kind fremdbetreuen lassen wolle. Als es dann soweit war, kam es, wie ich befürchtet habe: Das Kind weinte zweieinhalb Stunden ununterbrochen. Kein Wunder, es kannte mich ja kaum. Weitere Versuche wurden sofort abgebrochen. Ich bin sehr traurig. Meine Freundin hat in Ihrem Magazin einen Artikel zum Thema «Leih-Grosseltern» gelesen. Sie hat mir geraten, bei Ihnen nachzufragen, ob es Organisationen gebe, die fremde Grosseltern vermitteln.

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us Ihren Zeilen ist deutlich spürbar, wie sehr Sie die Situation mit dem Enkelkind und der Schwiegertochter bedrückt. Beim ersten Mal Hüten, das ja dann doch zustande kam, ist wohl einiges unbedacht geschehen. Aus langjähriger Erfahrung in Kitas weiss man, wie wichtig eine sorgfältige Eingewöhnung eines Kleinkindes in die unvertraute Situation mit noch fremden Menschen ist. Dazu ist es erforderlich, dass die Mutter anfänglich unbedingt anwesend bleiben muss, ja, sich zunächst einmal gar nicht aus dem Blickfeld des Kindes entfernt. Bei einem späteren Besuch kann die Mutter sich dann in einen anderen Raum begeben, sollte aber, sobald das Baby zu weinen anfängt, wieder da sein. So kann sich das Kind allmählich an die neue Person gewöhnen, was Sie ja bedauerlicherweise zunächst mal sind. Ich denke, auch wenn es beim ersten Mal nicht gelungen ist, kann durchaus ein neuer Versuch gewagt werden. Ich möchte Sie daher ermuntern, sich vorderhand noch nicht von Ihrem Wunsch, eine liebevolle Oma zu sein, zu verabschieden, sondern nochmals das Gespräch mit Ihrer Schwiegertochter zu suchen. Wir wissen ja alle, dass Ihre Schwiegertochter eines Tages durchaus in die Situation kommen könnte, in der sie um Ihre Unterstützung froh

DAGMAR SCHIFFERLI (67) ist Psychologin und Dozentin für Gerontologie und Sozialpädagogik, veröffentlicht zudem Romane und Erzählungen. Sie hat eine Tochter und drei Enkelkinder. dagmarschifferli.ch Fragen an: beratung@grosseltern-magazin.ch Die Fragen werden anonymisiert.

sein wird. Was nun Ihre Überlegung betrifft, Grossmutter für ein nicht verwandtes Kind zu sein, empfehlen wir in der Ausgabe 02/2019 einige Organisationen: misgrosi.ch, care.com, babysitting24.ch.

Vielleicht ist es sinnvoll, mit der Kontaktaufnahme noch zuzuwarten, bis sich die Angelegenheit mit Ihrer Schwiegertochter geklärt hat. Noch eine kurze Schlussfrage: Hat sich Ihr Sohn schon einmal zu dem doch recht gravierenden Problem geäussert und wäre ein Gespräch mit ihm möglich? •

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~ Service ~ UNTERWEGS

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Von KARIN DEHMER (Text) und MARIE-ANNE SPROSS (Illustration)

ST. GALLEN 6

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Eine Mumie in der Bibliothek, einen Brunnen für Gaukler und ein rotes Wohnzimmer unter freiem Himmel. Enkelkinder und ihre Grosseltern können in St. Gallen eine Menge entdecken.

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STIFTSBEZIRK UND KATHEDRALE

NATURMUSEUM Ausgestopfte Krokodile

DREI WEIEREN Das beliebte Naherholungs-

INDOORSPIELPLATZ BAMBOLINO

Der in der autofreien Altstadt gelegene Stiftsbezirk mit seiner grossen, gepflegten Grünanlage gehört zum Unesco-Weltkulturerbe. Hier kann sich die Familie je nach Bedürfnis aufteilen: Die einen sehen sich die monumentalen Klosterbauten aus dem Barock an, die anderen toben sich im Park aus. Mo–So: 10 – 17 Uhr

und Bären zum Anfassen! Lebende Waldameisen und Zwergmäuse von Nahem beobachten und ein zehn Tonnen schweres Dinosaurier-Skelett bestaunen. Di–So: 10–17 Uhr

gebiet mit nicht nur drei, sondern fünf Weihern ist zu jeder Jahreszeit einen Besuch wert. Die Anreise erfolgt mit Bus, Bähnli, Standseilbahn oder zu Fuss durch die Mühleggschlucht. Blick über St. Gallen bis zum Bodensee. Kinderwagentauglich. Wo im Sommer gebadet werden kann, gibt es im Winter eine Eisbahn.

Vermutlich einer der schönsten Indoorspielplätze in der Schweiz. Auf zwei Etagen kann gerutscht, gehüpft, geklettert und in Bällen gebadet werden. Brunchbuffet à discretion am Wochenende. Mo–Fr: 11–18 Uhr Sa/So: 10–18 Uhr

stiftsbezirk.ch

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ROTER PLATZ Grosses Wohnzimmer unter offenem Himmel inmitten der Altstadt, geschaffen von Künstlerin Pipilotti Rist. Riesenmöbel, Böden und Autos sind überzogen mit rotem Sportbodenteppich. Zum Klettern und Staunen – vor allem im Dunkeln, wenn die grossen Balllampen leuchten.

naturmuseumsg.ch

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STADTPARK MIT VOLIÈRE Wunderbare Innenstadtoase. Mit Gaukler-Brunnen, grosser Liege-und Spielwiese, Abenteuerspielplatz mit Trampolinen und Schaukeln sowie – frei zugänglich – eine grosse Volière mit einer Vielzahl tropischer und einheimischer Vögel. voliere-sg.ch

bambolino.ch

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PETER UND PAUL WILDPARK Auf der aussichtsreichen Kuppe von St.Gallens Vorort Rotmonten kann man Steinböcke, Luchse, Wildkatzen, Hirsche, Murmeltiere und Wildschweine beobachten. Im Wald laden übergrosse Wurzeln und Höhlen zum Klettern ein. Restaurant mit Blick auf den Bodensee. wildpark-peterundpaul.ch

SEIFENMUSEUM Alles aus der duftenden Welt der Seife: Produktion, Vermarktung und Vielfalt von Verwendungszwecken. Alte Reklamen vermitteln ein Bild der Seifenwerbung von früher. Werkzeuge, die noch vor zwei Generationen in jedem Haushalt zu finden waren, geben einen Einblick in die Kulturgeschichte des Waschens. Auf Anfrage Seifenworkshops. Nur Sa/So geöffnet von 10–17 Uhr. seifenmuseum.ch

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~ Service ~ UNTERWEGS

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~ Wandern ~

Ruinen Wartenberg

E

ine kurze, leichte Wanderung im Osten von Basel führt von Muttenz über die mittelalterlichen Ruinen Wartenberg und durch die Rebberge nach Pratteln. Vor allem an einem klaren Herbsttag ist diese Tour mit Rundumsicht und umgeben vom farbigen Laub der Reben eine sinnliche Unternehmung. Von Muttenz Dorf aus steigt man zunächst zu den drei Ruinen Wartenberg hinauf, wo man vom mittleren und

~ Übernachten ~

vorderen Turm einen tollen Ausblick auf die Stadt Basel, das Elsass und die Vogesen erhält. Hier besteht die Möglichkeit, ein Feuer zu machen und zu rasten. Nach einem kurzen Abstieg geht es über den nächsten Hügel Richtung Egglisgraben mit dem gleichnamigen Restaurant. Am Hof Ebnet vorbei durch den Weinberg steigt man hinab nach Pratteln. ~KD

Be & Mee

RUINEN WARTENBERG, MUTTENZ (BL) Start: Muttenz, Tram 14 ab Basel Hauptbahnhof Ziel: Pratteln, Tram 14 zurück nach Basel Wanderzeit: 2 Stunden Einkehren: Restaurant Egglisgraben

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egglisgraben.ch 478 m

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298 m

Foto: Baselland Tourismus

ern vom Verkehrslärm, zehn Gehminuten oberhalb Rigi Kaltbad befindet sich in einer ehemaligen Kapuzinerklause das charmante Bed & Breakfast «Be & Mee». Die Zimmer sind schlicht, die Ruhe gross. Ist es kalt, brennt im Wohnzimmer ein Feuer. Liebevoll zubereitetes BioZmorge. Wanderwege und Spielplätze liegen praktisch vor dem Haus, im Winter auch Skipisten und Schlittelwege. Wer will, brätelt an der Feuerstelle im Garten mit Weitsicht auf Vierwaldstättersee und Berge. Im Haus gibt es auch zwei unterschiedlich grosse Ferienwohnungen zu mieten. Familienzimmer ab 160 Franken pro Nacht inkl. Frühstück. ~KD BE & MEE 6356 Rigi Kaltbad 041 397 03 90 info@be-mee.ch be-mee.ch

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~ Unterwegs ~

KULTURTIPPS ~ Ausflugstipps ~

MÄRLITHEATER FRAU HOLLE

MUSEEN UND KULTUR

ab 6.11. 14–15 Uhr Millers, Zürich maerli-theater.ch

Ausflüge in die Vergangenheit oder interaktive Reisen in die Welt der Wissenschaft und Kunst – in den Museen, Burgen und Schlössern der Kinderregion gibt es vieles zu entdecken.

Zauberhaft, mit viel Musik und eigenen Texten erzählt das Zürcher Märlitheater dieses Jahr Frau Holle. Endlich wieder ein Winter mit Schnee – und einer Frau Holle, die sogar Cello spielen kann! Ab 4 Jahren.

GESCHICHTENHERBST

Mit dem Rätselrucksack erkunden Kunstdetektiv:innen das Migros Museum für Gegenwartskunst. Beim Materialprobenbestimmen, Zeichnen und Krimigeschichtenerfinden ist nicht nur Spitzfindigkeit gefragt, sondern auch Neugier und Entdeckergeist. Im Museum Burg Zug geht’s ausgerüstet mit einer Burgtasche oder begleitet von der Comicfigur Lili auf eine spielerische

7.11. & 5.12. 10.15–11 Uhr Theaterhaus Thurgau, Weinfelden

Schauspielerinnen und Schauspieler des Theater Bilitz erzählen Kindergeschichten. Ein geheimnisvolles Ambiente, musikalische Klänge und passende Requisiten lassen Kinder ab 4 Jahren in die Geschichte eintauchen.

ANDREW BONDS MÄRLIMUSICAL 23.10.21 bis 10.4.22, verschiedene Spielorte ab 4 Jahren maerlimusicaltheater.ch

Die Hasenmama hat mit ihren drei Kindern Freddy, Jimmy und Ginger alle Pfoten voll zu tun. Diese Unordnung! Diese andauernd kaputten Kleider! Das ewige Gekeife! Andrew Bonds neues Stück «Freddy Frächfäll» begeistert mit fantastischen Kulissen, kunstvollen Kostümen, unvergesslichen Liedern und begeisternden Tänzen.

Anzeige

theaterhausthurgau.ch

Reise in die Vergangenheit. Und wer erfahren möchte, womit man in den letzten 300 Jahren so spielte, besucht das Schweizer Kindermuseum in Baden. Hier entdecken Grosseltern mit ihren Enkel:innen wie die Kinder damals lebten und was sie bewegte. Ein Spiel mit den Sinnen gibt es im WOW Museum in Zürich zu erleben. Der interaktive «Room for Illusions» entführt die Besucher:innen in eine bunte Welt voller optischer Täuschungen – Achtung, dabei kann man schnell den Boden unter den Füssen verlieren. Und wer wissen möchte, wie es sich in einer Ritterausrüstung anfühlt, kann in den zahlreichen Burgen und Schlössern der Kinderregion in mittelalterliche Gewänder schlüpfen und spannende Geschichten von damals erfahren. Weitere Ausflugsideen und Informationen: kinderregion.ch/museen-kultur

Pläne schmieden leicht gemacht: Die Erlebnisplattform informiert über bekannte Ausflugsziele und verrät Geheimtipps – für kleine Wundernasen, Wasserratten und Weltentdecker:innen. «Freddy Frächfäll», das neue Musical von Andrew Bond, lädt ein zum Mitsingen und Mithüpfen.

Ein Artikel in Zusammenarbeit mit

kinderregion.ch # 05 ~ 2021


~ Service ~ UNTERWEGS

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Queer in

der Natur

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evor die Grossmutter mit Felia (8) und Juno (6) zum Bahnhof fährt, zeigt die Nachbarin auf ihrer Wiese zwei Nacktschnecken, die sich in Yin- und Yang-Form um etwas Weisses schlingen. Das habe sie ja noch nie gesehen! Die Grossmutter weiss zwar, dass sie gerade das Liebesleben ihrer Salatfresser beobachten und dass diese Zwitter sind, aber wie genau das nun funktioniert mit dem Begatten? Dafür müssen sie im Zug Wikipedia konsultieren. Aha. Das Weisse in der Mitte sind die männlichen Sexualorgane, die zusammengeführt werden und Samenpäckchen austauschen. Bevor dann jede der beiden Schnecken ihre Eier legt, befruchtet sie sie mit dem Samen ihrer Freundin – oder ihres Freundes? Also bei der Schnecke wären die teils heiss diskutierten Sternchen zur erweiterten Geschlechtsbezeichnung wirklich am Platz! Schneck*in? Und schon sind sie mittendrin im Thema der Ausstellung, die sie im Naturhistorischen Museum in Bern besuchen wollen: «Queer. Vielfalt ist unsere Natur». Am Anfang sind einige der Tierpräparate aus dem Museum ausgestellt: Da ist das Walliser Schwarznasenschaf, das gerne gleichgeschlechtlich liebt oder Frau Komodowaran, die keinen Mann braucht, um Kinder zu bekommen – die indonesischen Inseln können so einsam sein! Clownfische (also Nemos …) leben im Männerharem und einer von ihnen wechselt sein Geschlecht, wenn das Weibchen stirbt. Wer will da noch behaupten, das Beziehungsschema «Männchen mit Weibchen» sei «natürlich»? Und

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R STE E s i T h r S Nat u EUM rn S Be U M ch t or i s

es M

Queer. Vielfalt ist unsere Natur Bis 10.04.2022 Naturhistorisches Museum Bern Bernastrasse 15, 3005 Bern Mo 14–17 Uhr, Di/Do/Fr 9–17 Uhr Mi 9–18 Uhr, Sa/So 10–17 Uhr Erwachsene 12 Franken Kinder bis 16 Jahre gratis nmbe.ch

dann zieht ein neutral gestalteter, junger Mensch an einer Magnetwand die Kinder an. Lange Wimpern und High Heels oder Käppi und Stiefel oder Schnauzbart und Röckchen oder … beim Spielen ist «Genderfluidität» ganz selbstverständlich. Am Schluss der Ausstellung gibt es ein Aquarium mit lebenden Seepferdchen! Die Männchen tragen die Eier in ihren Brusttaschen aus. Dazwischen thematisiert die Ausstellung an vielen Stationen für Jugendliche und Erwachsene die Geschlechtervielfalt auf intellektuelle Weise. Aber die Enkelinnen wollen lieber noch den fantastischen Pausenraum mit dem riesigen Kletterbaum erkunden. Das ist ganz klar ein Lieblingsmuseum der drei Testerinnen! •

ELI WILHELM (61) testet mit Enkelinnen, befreundeten Kindern und Jugendlichen regelmässig Museen. museumstester.ch # 05 ~ 2021


~ Service ~ BASTELBOX

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Ab November erhältlich: die 40 schönsten Bastelideen aus «Grosseltern» in der stilvollen Kartenbox.

en rbestell Jetzt vo

LN MIT E T S A B

rn e t l e s s Gr o

r 2021 ovembe ) N e d n ch ab E ersa nd Erhä ltli nken (exk l. V a 36 Fr

Bestellen Sie die Bastelbox unter redaktion@grosseltern-magazin.ch

oder 056 558 91 77

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~ Service ~ EINKAUFEN

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Schön

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Gut

1 Sofa «Playground» Von Eilersen. Bequemer Kubus mit frei platzierbaren Rückenpolstern. 4095 Franken. 2 Ausziehbare Stehleuchte «Fez S» Von Baltensweiler. Die minimalistische Leuchte hellt an Herbsttagen jeden Raum auf. 1090 Franken. 3 Kunstpuzzle Von Moirée. 105 Franken. 4 Lammfell-Pantoffeln Aus Schweizer Gerberei. 70 Franken. 5 Wein Tool-Box «Oeno» Von L' Atelier Du Vin. 250 Franken. 6 Wolldecke «Framework» Von ZigZagZurich. 199 Franken. 7 Wandregal «Musa» Von Mogg. 230 Franken. 5 4

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6 Die Artikel auf dieser Seite wurden zusammengestellt von Mooris.ch, der Online-Plattform für Möbel, Mode und Lifestyle. Mooris.ch wählt aus der Welt des Designs täglich schöne Schätze aus und inspiriert Kunden mit einem kuratierten Sortiment. Das Mooris-Team berät bei Einrichtungsfragen – online und in den 3 Showrooms in Basel, Bern und Zürich. Mit dem Code «GROSSELTERN10» erhalten Leserinnen und Leser 10 Prozent Rabatt aufs gesamte Sortiment. mooris.ch # 05 ~ 2021


~ Service ~ SPIELEN

Spie & Spass

Von KARIN DEHMER (Text)

Kinder will man oft so lange wie möglich von Computer fernhalten – und erreicht schlimmstenfalls das Gegenteil. Zum Glück gibt es kluge Annäherungen.

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FILM MACHEN ... statt schauen. Es gibt durchaus kreative Apps, mit denen Enkelkinder arbeiten können.

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Foto: Privat

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1 Computer-Maltafel Von Bloomingville. Tippen wie die Grossen und das Display mit Kreide bemalen. Ab 3 Jahren, 38 Franken. Gesehen bei galaxus.ch 2 Buch «Alles über Computer» Rosie Dickins, Usborne Verlag 2020, ab 7 Jahren, 18 Franken. Über 100 Klappen lüften die Geheimnisse rund um die Themen Computer, Programmieren und Internet. 3 Lernspiel «Ich lerne programmieren» Kinder lernen spielerisch die Grundlagen der Computersprache. Ab 5 Jahren, 35 Franken. Gesehen bei betzold.ch 4 StopMotion Studio Pro Produzieren statt Konsumieren: Mit dieser App können Kinder und Grosseltern zusammen kreativ sein und ihre eigenen Filme erstellen, z.B. aus Lego oder Knete. Die Bezahlversion lohnt sich wegen der Töne und Geräusche. Ab 6 Jahren, 4.60 Franken.

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~ Service ~ BASTELN

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~ Service ~ BASTELN

Kerzenziehen? Nein. Diesmal kaufen wir die Kerzen im Laden und verschönern sie mit flüssigem Wachs.

mit Farbverlauf

Von LYNN DEHMER (Umsetzung ) und MARTINA MEIER (Foto)

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DAS BRAUCHT'S • • • •

SO GEHT’S

Kerzen Wachsperlen (Bastelbedarf) Wachsmalstifte Einmachgläser, pro Farbe ein Glas

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Die Einmachgläser mit einer Handvoll Wachsperlen füllen. Wachsmalstifte mit einem dünnen Messer in Scheiben schneiden und zu den Wachsperlen geben. Pro Farbe ein Glas. Die Gläser in eine bis zur Hälfte mit Wasser gefüllten Pfanne bei mittlerer Hitze auf den Herd stellen. Der Wachs wird schmelzen und sich gleichzeitig färben. Kerzen nacheinander verschieden tief in die verschiedenen Farben tauchen, so entsteht ein schöner Farbverlauf.


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~ Service ~ HÄKELN

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~ Service ~ STRICKEN

Von ILONA HERZOG (Gestricktes) und MARTINA MEIER (Foto)

pulli GRÖSSE/MASSE Grösse: 104 Masse: Oberweite 62 cm, Länge 40 cm

MATERIAL Merino 120 von Lang Yarns (100% Merino fine, 120 m/50 g), 200 g = 4 Kn Farbe 134 jeans hell, 100 g = 2 Kn Farbe 133 stahlblau, 1 Paar Nd Nr. 4.5, 1 kurze Rundstricknadel 4.5

STRICKMUSTER Rippen = Vorder- und Rücks re M Streifenfolge: 2 Nadeln = 1 Rippe stahlblau, 4 Nadeln = 2 Rippen jeans hell Maschenprobe: 21 M und 42 R = 10 x 10 cm

AUSFÜHRUNG Rückenteil: Anschlag 64 M mit jeans hell, 3 Nd re M str, anschl in der Streifenfolge weiterstr. Für den Armausschnitt bei 26 cm ab Anschlag eine Markierung anbringen. Bei 39 cm ab Anschlag für den Halsausschnitt die mittl 22 M abk und beids davon noch 1 x 2 und 1 x 1 M abk. die restl je 18 M abk. Vorderteil: Wie das Rückent arb, jedoch für den Halsausschnitt bei 36 cm ab Anschlag die mittl 16 M abk. und beids davon noch je 2 x 2 und 2 x 1 M abk, die restl M in gleicher Höhe wie beim Rückent abk. Ärmel: Anschlag 36 M mit jeans hell, 3 Nd re M str, anschl in der Streifenfolge weiterstr. Für die Ärmelschräge beids 9 x in jeder 14. R 1 M aufn = 54 M. Bei 30 cm ab Anschl alle M abk. Fertigstellung: Seiten- und Achselnähte schliessen. Für den Halsausschnitt mit der Rundstricknd und jeans hell ca. 75 M auffassen, dann im Wechsel eine Rd li und 1 Rd re str. Nach 4 Rd die M abk. Ärmelnähte schliessen, Ärmel einsetzen.

Das Material stammt von Strickcafé GmbH, dem Onlineshop rund ums Stricken und Häkeln: strickcafe.ch # 05 ~ 2021

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~ Service ~ EXPERIMENTIEREN

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. e p m a R e i d f u A Fertig. Auf der schiefen Bahn: Einige Gegenstände rollen und andere gleiten.

Los!

Die Rutschbahn ist ein beliebtes Kindervergnügen. Doch welche Kräfte wirken, wenn man sich oben hinsetzt und hinunterrutscht? Wie kommt man möglichst schnell unten an? Physikexperimente auf dem Spielplatz.

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ageenergie, Reibung und Masse werden im Physikunterricht behandelt. Deren Effekte können aber schon ganz früh beobachtet werden – zum Beispiel auf dem Spielplatz. Auf der Rutschbahn erfahren Kinder, dass unter­ schiedliche Kleider, wie Jeans oder Regenhosen, das Rutschen beeinflussen. Was geschieht, wenn man von ganz oben startet? Was, wenn man erst in der Mitte zu rutschen beginnt? Die Entdeckungen auf dem Spielplatz können ge­ meinsam zu Hause nachgebaut werden. Dafür wer­ den mit einem Brett und einem Sockel eine schiefe Ebene gebaut und verschiedene Spielsachen zusam­ mengetragen, vom Gummiball über den Traktor bis zur Puppe. Nun geht’s ans Experimentieren. Dabei können drei Phänomene beobachtet werden: Der Gegenstand bewegt sich gar nicht, wie beispiels­ weise ein Tuch, dann spricht man von Haften. Beim Gleiten rutscht der Gegenstand auf der Ebene hin­ unter, ohne sich zu bewegen. Beim Rollen dreht er sich selbst oder Teile von ihm (wie etwa die Rä­ der) drehen sich um die eigene Achse. Gemeinsam mit den Grosseltern können Kinder auch herausfin­ den, ob das Gewicht einen Einfluss hat. Dafür wird eine leere PET­Flasche auf der schiefen Ebene posi­ tioniert und heruntergerollt. Anschliessend wird sie mit Wasser gefüllt. Wann ist die Flasche schneller?

DAS BRAUCHT’S • Brett • Kiste oder Stuhl, wo das Brett angelegt und so zur Rampe werden kann • Verschiedene Gegenstände: Ball, Fahrzeug, PET-Flasche

SO GEHT’S 1 2

3

Rampe installieren. Verschiedene Gegenstände werden auf dem Brett positioniert und nachoder nebeneinander hinuntergerollt. Die Rampe kann verschoben werden, damit sie unterschiedlich steil ist.

Text und Bilder aus dem Lehrmittel «Kinder begegnen Natur und Technik» des Lehrmittelverlags Zürich. lmvz.ch # 05 ~ 2021


Publireportage SWISSMILK

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Kreativ umstylen statt wegwerfen Früchtequark ist ein beliebtes Kinderzvieri. Wenn Sie die kleinen farbigen Becher sammeln, können Sie mit Ihrem Enkelkind eine stimmungsvolle Lichterkette damit basteln.

Fotos: zvg

Wenn aus leeren Bechern eine Lichterkette entstehen soll, dann muss zuerst Quark gelöffelt werden! Wer ihn nicht direkt aus dem Becher essen will, kann den Quark mit frischen Früchten und Nüssen ergänzen. Brot, Vollkorncracker und Müesliflocken passen ebenfalls dazu. Fürs Kinderzvieri gilt, was auch fürs Znüni richtig ist: Es gehört frisches Obst oder Gemüse, ein Milchprodukt und eine Portion Vollkorn dazu.

RACLETTE-GUTSCHEIN GEWINNEN Mailen Sie dem Grosseltern-Magazin ein stimmiges Foto der Lichterkette aus Quarkbecherli, die Sie mit Ihrer Enkelin oder Ihrem Enkel gebastelt haben. Unter den Einsendenden werden 10 Gutscheine à 150 Franken für einen Raclette- Abend mit Familie und Freunden verlost. Einsendeschluss ist der 15. Dezember 2021. So können Sie gewinnen: Mailen Sie das Foto (maximal 2 MB) mit dem Betreff «Lichterkette» und unter Angabe Ihres Namens und Ihrer Postadresse an wettbewerb@grosseltern-magazin.ch.

Bastelanleitung MATERIAL

Eine Lichterkette aus dem Baumarkt, sauber ausgewaschene Quarkbecherli gemäss der Anzahl Lämpchen, ein Messer und eventuell etwas Dekomaterial für die Lichterkette. HERSTELLUNG

Mit dem Messer ein Kreuz in jeden Becherboden einschneiden und die Becherli über die Lämpchen stülpen. Nach Lust und Laune dekorieren. TIPP

Für die Adventszeit ist es besonders stimmig, eine bereits dekorierte Lichterkette zu verwenden. Zum Bespiel mit farbigen Steinchen oder Sternen. Bei diesen Ketten sieht es schön aus, wenn nur jedes zweite Lämpchen mit einem Becher bedeckt ist.

FRAGEN SIE UNS Möchten Sie mehr Informationen zu einem bestimmten Thema? Schreiben Sie uns eine Mail an:

ernaehrungsberatung@swissmilk.ch # 05 ~ 2021


~ Service ~ BACKEN

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APFELTASCHEN

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ieses Rezept stammt von meiner Familie in Deutschland. Ich erinnere mich, wie bereits meine Urgrossmutter diese Apfeltaschen für uns zubereitet hat. Wie sie in ihrem kleinen Haus, im gefühlt hintersten Dorf Mecklenburg-Vorpommerns, in ihrer Küche stand, für uns gekocht und gebacken hat, während wir Kinder draussen im Garten herumgetobt sind. Später hat dann meine Grossmutter ab und zu die Apfeltaschen für uns gebacken, wenn wir in den Sommerferien bei ihr zu Besuch gewesen sind. Und schliesslich verriet mein Vater mir das Rezept, das natürlich auch er bereits seit Kindertagen kennt.

So geht's Mehl, Butter und Quark in eine Schüssel geben und zu einem festen Teig zusammenkneten. Anschliessend für zwei Stunden kühlstellen. Den Teig ausrollen und in Quadrate schneiden. Äpfel schälen, in kleie Würfel schneiden und in die Mitte der Teigquadrate legen. Die Ecken des Teigs zur Mitte einklappen. Das Rezept gibt leider keine Temperatur für den Ofen an, sondern bloss den Hinweis: «Backen bis die Apfeltaschen braun sind.» Glasur: Etwas Puderzucker mit Zitronensaft mischen und über die noch warmen Taschen streichen.

Das braucht's

Illustration: Lucy Herzog und Eliana Simdorn

300 g Mehl 350 g Butter 350 g Quark Äpfel Puderzucker Zitronensaft

Dieses Rezept stammt von unserer Schnupperlernenden ELIANA SIMDORN. Was kochen, backen oder essen Ihre Enkelkinder gerne, wenn sie bei Ihnen sind? Wir freuen uns über Ihre Zuschrift. redaktion@grosseltern-magazin.ch # 05 ~ 2021


~ Service ~ LESEN

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Feingefühl Empathischer Umgang mit Emotionen: Zwei ausdrucksvolle Bilderbücher, die Kinder bestärken, ihre Empfindungen aus dem Moment heraus wahrzunehmen.

Illustration: © Verlag Jungbrunnen

Präzise Bildmomente: Illustrationen aus «Kitzeln kann man sich NICHT allein.»

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ie Illustratorin Kathrin Schärer kann vieles und etwas ganz besonders gut: Tieren menschliche Züge verleihen, ohne sie eindimensional zu vermenschlichen. Das macht ihre Figuren so zugänglich, und das ist auch die Basis ihres Bilderbuches über Gefühle. Sie zeigt 30 Szenen, die sie mit einem Begriff einerseits verdichtet und andererseits öffnet. Da stehen etwa Tiere bei einem Gelatistand. Mit «ungeduldig sein» sind wir beim Wiesel am Ende der langen Warteschlange. Und zugleich bei uns. Die Künstlerin bringt gleich noch einen Perspektivenwechsel: Auf der nächsten Seite sehen wir den Elefanten, Auslöser der Schlange durch «unentschlossen sein». Eine Bildfülle für alle Alter, um Gefühle zu entdecken, entspannt und ernsthaft zu verweilen und miteinander darüber zu reden. Das Miteinander ist auch für den Text von Heinz Janisch essenziell, denn: «Kitzeln kann man sich nicht allein». Er ist ein Autor, der mit wenigen Sätzen Erfahrungsräume öffnet. Da ist also dieses Ich, das sich überlegt, was es alles kann. Viel. Aber das ändert nichts: Sich selbst kitzeln ist witzlos, während sich gegenseitig zum Lachen bringen die Lust noch steigert. Die Illustratorin Helga Bansch zeichnet das # 05 ~ 2021

Ich als Bub: mal scheu und mal laut, mal mit Tiermaske und mal mit Ball. Auch sie arbeitet mit präzisen Bildmomenten und packt doch in jede Szene eine Bandbreite von Gefühlen. Lachen, dass die Wände wackeln, das geht nur mit Freunden, die schliesslich noch etwas entdecken, das allein auch nicht so gut geht: Kuscheln. Ein empathischer Umgang mit Gefühlen ist für mich – egal, ob ich es erwähne oder nicht – immer ein guter Grund, ein Buch zu empfehlen. •

HANS TEN DOORNKAAT (68) hat nie aufgehört, Kinderbücher zu lesen. So hat er ein vielseitiges Wissen über Lesestoffe für Kinder und Jugend­ liche gesammelt. Er ist als Lektor, Literaturkritiker und Dozent tätig.

Kitzeln kann man sich NICHT allein Heinz Janisch/Helga Bansch, Jungbrunnen Verlag, 2021, 32 Seiten, 25 Franken, Ab 3 Jahren

Da sein. Was fühlst du? Kathrin Schärer, Hanser Kinderbuch, 2021, 64 Seiten, 19 Franken, Ab 3 Jahren


~ Service ~ LESEN

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Empfehlenswert

Für grosse Leserinnen und Leser und solche, die es noch werden 1 Bilderbuch: Auf der Insel, Malin Widen, Kunstanstifter, 34 Franken. Die Tage bei Oma auf der Insel sind wunderschön. Es gibt so viel zu entdecken und langweilig wird es nie. Die Nächte sind voller unheimlicher Geräusche. Woher die kommen? Zusammen mit Oma auf einem Nachtspaziergang wird klar, was knarrt, flattert und summt. Und die Inselnacht ist nun nur noch halb so wild. Auf den zarten Aquarellbildern der Schweizer Illustratorin gibt es viel zu sehen. 2 Kinderbuch ab 8 Jahren: Fanny und die Liebe, Sara Ohlsson/Jutta Bauer, Moritz Verlag, 18 Franken. Fanny ist schon gross, geht zur Schule und kann nicht mehr den ganzen Tag mit Oma verbringen. Aber noch immer ist sie gerne bei Oma, denn sie machen lustige Sachen zusammen und «mit einer Oma hat man viel weniger zu tun» als mit einer Mama. Für Erstleserinnen. 3 Vorlesebuch ab 6 Jahren: Wird denn hier keiner wütend?, Toon Tellegen/Marc Boutavant, Hanser, 25 Franken. Dieses wunderschön illustrierte Buch erzählt in zehn Geschichten von verschiedenen Formen von Wut, Zorn und Ärger und wie mit diesen manchmal unangenehmen, manchmal aber auch befreienden Gefühlen umgegangen werden kann. Bestens geeignet zum Vorlesen und darüber Philosophieren. 4 Erwachsenenbuch: Die Geheimnisse älterer Damen, Cristina Sanchez-Andrade, Thiele, 20 Franken. Die Witwe Olvido Fandino und ihr Dienstmädchen Bruna, die ihr ganzes Leben zusammen verbracht haben, machen sich in einem grünen VW-Käfer auf ihre letzte Reise durch Galicien. Nebst abenteuerlichen Situationen, die sie bestehen müssen, tauchen sie auch ein in die Vergangenheit. 5 Jugendbuch ab 14 Jahren: Papa stirbt, Mama auch, Maren Wurster, Hanser Berlin, 31 Franken. Der Vater liegt auf der Intensivstation, die demenzkranke Mutter wird in einem Pflegeheim betreut. Die Tochter, Mutter eines kleinen Kindes, pendelt zwischen den beiden Krankenhäusern. Sie muss Entscheidungen treffen und fühlt sich überfordert und hilflos. Erinnerungen an ihre Kindheit tauchen auf, die Sucht des Vaters, die Unnahbarkeit der Mutter. Ein radikal persönliches und zutiefst berührendes Buch. 6 Erwachsenenbuch: Vom Ende einer Rütlifahrt, Rolf Käppeli, ca. 30 Franken. In diesem Roman mischen sich Historie und Fiktion: Der Patron einer Chemiefabrik lädt seine Belegschaft zu einem Ausflug aufs Rütli ein. Es ist Juli 1944 und die Schweiz umgeben von Krieg. Unterwegs kommt es zu lebhaften, auch heiklen Gesprächen zwischen Freunden und politischen Feinden. Ausgewählt von der Redaktion und von der Buchhandlung «Doppelpunkt» in Uster. doppelpunkt-uster.ch # 05 ~ 2021


~ Service ~ RÄTSEL

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Kinderrätsel

Sudoku Schwierigkeit: mittel

Illustration: Irene Meier

Suchen Sie zusammen mit Ihren Enkelkindern diese fünf Waldtiere, die irgendwo in dieser Ausgabe versteckt sind. Schicken Sie die Seitenzahlen an kinderraetsel@grosseltern-magazin.ch oder Grosseltern-Magazin, Kronengasse 4, 5400 Baden. Einsendeschluss ist der 26. 11. 2021. Zu gewinnen gibt es einen von drei Dinosauriern von Schleich.

Punkt zu Punkt

Verbinden Sie die Punkte der Reihenfolge nach und Sie werden sehen: Aus Punkten werden Bilder.

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Schwierigkeit: schwer

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Conceptis Puzzles

28 05010000724

Lösung So lösen Sie Sudoku: Füllen Sie die leeren Felder mit den Zahlen von 1 bis 9. Dabei darf jede Zahl in jeder Zeile, jeder Spalte und in jedem der neun 3 x 3-Blöcke nur einmal vorkommen.

Die Luftaufnahme auf Seite 16 zeigt Altdorf. Die Lösungen der Rätsel auf dieser Seite schicken wir Ihnen gerne zu: verlag@grosseltern-magazin.ch

# 05 ~ 2021


~ Service ~ CHRISTA CAMPONOVOS RÄTSEL

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Transporterleichterung für Steinway und Co?

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Umwelt BLUUWA SH f re im Werundliches Wa s t von 9 4 Frankchmittel en.

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Gew eine vo innen Sie n drei B oxen

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waagrecht 3 Bidenstaat kurz und verkehrt. 6 Hält die Durchsicht zusammen. 11 Wird bedient, wenns zu düster oder zu hell. 15 Schwarz wie der gleichnamige Piz. 16 Gelassen, eigentlich kühl. 17 Alttestamentarischer Priester aus griechischem Kriegsgott. 18 Vorname zu hiesigen Krümeln. 20 Au Bon Marché (R.I.P.) 21 Grosses … (à la fin de la lettre). 22 Im Engadin oder im Domleschg. 23 Die Provinzen in B und NL wären mit T ein Satellit. 24 Macht den kurzen Mutzenkanton zur Schlafstätte. 25 Kleines Behältnis, enthält belegte Brotschnitte. 27 Beinahe die Hälfte der Unparteilichkeit. 29 Verlängerte Baumwollhose wäre bittersüsses Getränk. 30 Einst Dahomey. 31 … compleanno. 32 Liebe auf italienisch. 33 Liegt mit da im Glarnerland. 35 Macht die Abrechnung zur letzten. 36 Macht Lachen nicht lustig. 37 Fernet und Co. 38 Enthält die wichtigsten Benimmregeln.

senkrecht 1 Wesensmerkmale. 2 Symbol der LGBT im Stiefel. 3 Wo die Verwaltung – veraltet – verwaltet. 4 Wenn Not im Wasser. 5 Gehobene Ruhelosigkeit. 6 Wenn Loopings etc. vorgeführt werden. 7 Macht das Horn zum Fabelwesen. 8 Schmählawine in sozialen Medien. 9 Von Dion und Wurst gewonnen. 10 Rauten. 12 Liegt vis-à-vis von Carabietta (TI). 13 Wo die Regierung in Tirana hockt. 14 Schon längst nicht mehr Material der Projektionswand. 19 Berndeutsche Bejahung von hinten. 20 Lech und St. Anton sind Hinweise. 25 …los, …behaftet,…haare. 26 Mit elf am Schluss: englisch selbst. 28 Nötig, wenn der Wald zu Ackerland werden soll. 34 Wo das Krokodil um des Reimes Willen schwimmt.

Das Lösungswort ergibt sich aus den eingefärbten Feldern fortlaufend. Schicken Sie uns dieses zusammen mit Ihrer Postadresse per E-Mail an raetsel@grosseltern-magazin.ch oder via Post an Grosseltern-Magazin, Kronengasse 4, 5400 Baden. Einsendeschluss ist der 26. 11. 2021. Die Lösung des Rätsels von Ausgabe 4 finden Sie auf Seite 81. # 05 ~ 2021


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~ 05/ 2021 ~ WETTBEWERB

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# 05 ~ 2021


~ Service ~ IMPRESSUM / VORSCHAU

Vorschau #06/2021

Impressum Verlag 3G MEDIA GMBH www.grosseltern-magazin.ch

Erscheinungsweise 6-mal im Jahr Auflage 12 000 Exemplare (reduzierte Auflage) Preise EINZELPREIS CHF 9.50 JAHRESABO CHF 55.– (6 Ausgaben) 2-JAHRES-ABO CHF 105.– (12 Ausgaben) PROBEABO CHF 20.– (3 Ausgaben) JAHRESABO EUROPA CHF 72.– (6 Ausgaben) Copyright Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des Verlags. Für unverlangte Einsendungen wird jegliche Haftung abgelehnt. Herausgeberin 3G MEDIA GMBH Kronengasse 4 CH-5400 Baden +41 56 558 91 77 info@3g-media.ch Druck & Vertrieb AVD GOLDACH AG www.avd.ch

Erscheint am 3.12.

Verleger DOMINIK ACHERMANN Redaktion redaktion@grosseltern-magazin.ch +41 56 558 91 77 GERALDINE CAPAUL –CAP Chefredaktorin geraldine.capaul@grosseltern-magazin.ch KARIN DEHMER – KD Stellvertretende Chefredaktorin karin.dehmer@grosseltern-magazin.ch Autorinnen und Autoren dieser Ausgabe: Gabriella Alvarez-Hummel, Fabian Bucher, Hannes Bucher, Christa Camponovo, Hans ten Doornkaat, Anna Fekete, Andreas Grote, Ilona Herzog, François Höpflinger, Rudolf Hug, Andrea Kalt, Bernadette Kurmann, Carole Lüscher, Barbara Maurer, Ben Moore, Edy Riesen, Dagmar Schifferli, Ari Teuwsen, Eli Wilhelm, Ümit Yoker Layout IRENE MEIER irene.meier@grosseltern-magazin.ch Fotografie Nadine Eugster, Noëlle Guidon, Rudolf Hug, Tibor Nad, Martina Meier Illustrationen Irene Meier, Marie-Anne Spross Korrektorat Martina Fierz, Elsbeth Howald Verkauf & Vermarktung DOMINIK ACHERMANN +41 76 394 23 26 dominik.achermann@grosseltern-magazin.ch Abonnemente ABODIENST GROSSELTERN-MAGAZIN Industriestrasse 37, CH-3178 Bösingen +41 31 740 97 53 abo@grosseltern-magazin.ch

Foto: Tibor Nad

69. Ausgabe 05/2021

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SCHNEESCHUHTOUR Auf leisen Sohlen unterwegs durch verschneite Wälder: eine winterliche Bildergeschichte mit drei Generationen.

ERZIEHUNG GESTERN UND HEUTE Extrawürste bei Tisch, endlose Einschlafszenarien und Frechheiten, die von den Eltern weggelächelt werden: Früher war das besser. Oder bloss anders?

DAS BABY KOMMT! Hebamme Ursula Bühler ist seit 40 Jahren Hebamme. Die mehrfache Grossmutter im Gespräch über kommende und gehende Trends im Gebärsaal.

~ #04/2021 ~

DES RÄTSELS LÖSUNG waagrecht

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1 Stop 7 Unterhaltungen 12 Papiersammlung 16 Titolo 20 Eulalia 21 Aurora 22 SS 23 Natale 24 Traugott 25 Gurgel 27 Beat 28 Tati 29 Stigma 32 Clean 34 Segeln 36 Iglu 38 Minnie 39 Gemuese 40 Senn 41 Chemikalie 43 Epilog Wir bekennen uns zu Werbung Inserate und ContentPartnerschaften sind für unser Magazin überlebenswichtig l in und eine Bereicherung. So t i ke it n A r n ar b e i E e können wir professionell und m am unabhängig Inhalte erarbeiten. Zu s Wir haben nicht mehr Werbung als andere Magazine, kennzeichnen diese aber konsequent. Damit schaffen wir Transparenz.

# 05 ~ 2021

senkrecht 1 Sei 2 Tre 3 Ohr 4 Paso 5 Atmung 6 Senil 7 Update 8 Naturalien 9 Laestigem 10 Umlaut 11 Gulag 13 Piraten 14 Latrine 15 Gael 17 Tout 18 Organic 19 Laotse 22 Stiege 26 EM 29 Semi 30 Gisli 31 Alle 32 CMS 33 Anna 35 Luke 37 Geil 41 Ap

Lösungswort Urnenabstimmung


~ Kolumne ~ SCHLUSSWORT

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Grosseltern im Genderdiskurs

I

n den letzten Monaten wurden Geschlechterthemen in den Medien heiss diskutiert: Fragen zur Gleichstellung von Frauen und Männern bei Arbeit und Lohn, zu geschlechtskorrekten Formulierungen oder Ehe auch für Gleichge-

c) Geschlecht der Enkelkinder (Mädchen oder Knaben): Das Geschlecht von Enkelkindern kann etwa aus familiendynastischen Gründen bedeutsam sein (etwa zur Fortführung eines Familienbetriebs). Gleichzeitig kann die gemeinsa-

schlechtliche (und es ist nur eine Frage der Zeit, bis Reportagen zu Transgender-Grosseltern publiziert werden). Interessanterweise wurde Grosselternschaft in diesen geschlechtsbezogenen Diskursen mehr oder weniger ausgeblendet, obwohl hier drei Geschlechterunterschiede gleichzeitig auftreten. Unterschiede der Enkelkinder-Grosseltern-Beziehung zwischen Männern und Frauen können sich auf drei Geschlechtsdimensionen beziehen:

me Geschlechtszugehörigkeit relevant sein, etwa in Richtung besonders intensiver Beziehungen zwischen Grossmüttern und heranwachsenden Enkeltöchtern und mehr gemeinsamer Aktivitäten von Grossvätern mit sportlich orientierten Enkelsöhnen. Soweit vorhanden, zeigen Studien, FRANÇOIS HÖPFLINGER (70) dass die Geschlechtsdifferenzen in ist in selbstständiger Forschung der Enkelkind-Grosseltern-Bezieund Beratung zu Alters- und hung heute weniger ausgeprägt Generationenfragen tätig. Nebst seinen wissenschaftlichen sind als dies früher der Fall war. Arbeiten schrieb der SoziologieKlein- und Schulkinder erleben professor auch diverse Kurzheute eine eher geschlechtsneua) Geschlecht der Grosseltern geschichten, Satiren und Fabeln. Er ist verheiratet, hat zwei trale Beziehung zu Grossmüttern (Grossmütter oder Grossväter): Kinder und vier Enkelkinder. und Grossvätern, und Grossväter Traditionellerweise engagieren werden oft als ebenso liebevoll besich Grossmütter bei der Betreuschrieben wie Grossmütter. Bei modernen Grosselung von Enkelkindern stärker als Grossväter. Das gilt tern haben sich traditionelle Geschlechterunterschiebis heute, auch wenn moderne Grossväter sich stärde verwischt, sei es, dass engagierte Väter später auch ker einbringen als dies früher der Fall war. engagierte Grossväter sind oder sei es, dass Männer b) Verwandtschaftslinie der Grosseltern (Grosselmit Enkelkindern emotional etwas nachholen, was tern mütterlicherseits oder Grosseltern väterlicherfrüher aus beruflichen Gründen zu kurz kam. In den seits): Im Allgemeinen sind die Beziehungen zu den letzten Jahrzehnten hat sich das Grossvaterbild imVerwandten mütterlicherseits enger als zu den Vermer stärker von patriarchalen Rollenvorstellungen wandten väterlicherseits. Nach einer Scheidung der entfernt und eine emotional enge Beziehung zu den Eltern verstärken sich vielfach die grosselterlichen Enkelkindern gehört heute zum Idealbild moderner Beziehungen mütterlicherseits, wogegen die KonGrossvaterschaft. takte zu Grosseltern väterlicherseits in vielen Fällen • seltener werden.

# 05 ~ 2021


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