Grosseltern-Magazin 12/2020

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MAGAZIN

Grosseltern

# 12 / 2020

# 12 / 2020 grosseltern-magazin.ch

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Grosseltern Das Magazin über das Leben mit Enkelkindern

Peter Schneider

Familie Stoll feiert

« Das will ich aber! »

Der Psychoanalytiker und Satiriker im Gespräch über das schwierige Jahr 2020. (S. 42)

Weihnachten im Wald – mit vielen Erinnerungen und eigenen Traditionen. (S. 30)

Wie erklärt man Kindern, dass sie nicht alles haben können, was sie sich wünschen? (S. 24)

Grosseltern MAGAZIN CHF 9.50 EUR 8.50

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Mehr Menschen sollen von Krebs geheilt werden. Helfen Sie, diese Vision mit Ihrem letzten Willen zu verwirklichen.

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~ Magazin ~ EDITORIAL

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Alle Jahre wieder

Foto: Joan Minder

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eine Mutter hat uns die Weihnachtszeit wunderschön gestaltet. Es gab die besten Spitzbuben der Welt, eine alte Rebwurzel mit vier Kerzen, Tannzweigen und etwas Glitzer, Mandarinli und Spanisch Nüssli – die aber erst nach Samichlaus – und einen aus Filz gefertigten Adventskalender, auch noch mit 20.

Apéro, der dampfende – oder stinkende? – Nürnberger Holzzug, die weihnachtliche Playlist der Enkeltochter mit Songs wie «Last Christmas» oder die rote Seidenkrawatte für Bosco, den Hund. In unserer Bildergeschichte gibt Familie Stoll Einblick in ihre liebevoll-verrückte Weihnachten. Ein wichtiger Brauch: Es gibt keine Ge-

Mir gefällt der Dezember. Viele ­Guetzli, Glühweine, Kerzen, überhaupt Lichter. Ich mag den Swarovski-Baum im HB Zürich genauso wie den Duft nach Bienenwachs und frischen Tannennadeln. Und wenn ich heute mit unseren Kindern beim Singing Tree stehe, wo Kinderchöre mehr oder weniger bekannte Weihnachtslieder mehr oder weniger harmonisch singen, dann bin ich gerührt. Viele Rituale habe ich von zu Hause übernommen – bis auf die Mandarinli, die gibt’s schon Ende Oktober, dafür nach Samichlaus nicht mehr. Einiges liegt mir nicht, wie etwa Dekorieren: Ich stelle mir die mit Kugeln gefüllte Glasvase festlich stimmig vor, das Resultat ist dann aber eher naja. Oder den Papier-Engel, den ich letztes Jahr an die Lampe geknüpft habe und der uns als «Fee» das ganze Jahr über erhalten blieb. Dafür mach ich feinen Lebkuchen und bin eine respektable Adventsgeschichtenerzählerin.

schenke – ausser Socken (S. 30).

Familie Stoll ist noch etwas weihnachtsfreudiger als ich. Sie feiert dieses Jahr im Wald mit allem Drum und Dran. Und das ist viel: Neben dem klassischen Baumschmuck hängen auch ein kleiner Plastikkoffer, ein Tukan, ein grinsendes Schwein oder ein Regenbogen im Baum. Alles Stücke mit einer Geschichte. Ebenfalls nicht fehlen darf die Platte Mini-Canapés zum

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Apropos Geschenke: Wie erklärt man Kindern, dass sie nicht alles haben können, was sie sich wünschen – in einer Welt, in der vieles erschwinglich geworden ist? Meine Kollegin Karin Dehmer hat sich in ihrem Artikel mit Kindern und Konsum auseinandergesetzt, gerade rechtzeitig zu Weihnachten (S. 24). Sie schreibt unter anderem: «Mehr gemeinsame Erlebnisse schenken als materielle Güter.» Ein wertvolles Geschenk – nach diesem Jahr besonders. •

GERALDINE CAPAUL (40), Chefredaktorin, freut sich über Geschenke. Trotz allem auch über materielle.


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INHALT # 12 / 2020

Frauen-Power

Im Februar 2021 ist es 50 Jahre her, dass die Frauen in der Schweiz das Stimm- und Wahlrecht erhalten haben. Unser Dossier über den steinigen Weg, dokumentiert von Zeitzeuginnen. (S. 48)

Kinder und Konsum

Wie erklärt man Kindern, dass sie nicht alles haben können, was sie sich wünschen, in einer Welt, in der vieles erschwinglich geworden ist ? (S. 24)

Zu den Sternen greifen

Mit den Enkeln basteln: Der schlicht-schöne Holzstern für eine natürliche Weihnachtsdekoration. (S. 68)

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Cover Elie und Noée Foto: Tibor Nad


~ Magazin ~ INHALTSVERZEICHNIS

Magazin

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Editorial Inhaltsverzeichnis

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Linard Bardill Der Bündner Musiker spielte am Totenbett seines

Grossvaters Gitarre.

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Leserbriefe

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Ben Moore Den Stern, der unserer Sonne am nächsten liegt, könnte man bei Lichtgeschwindigkeit in 4,2 Jahren erreichen.

Weniger ist mehr

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Freiwilliges Engagement Irene Kopp engagiert sich im «Pfuusbus» von Pfarrer Ernst Sieber.

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Anderswo: Katalonien In Katalonien arbeiten oftmals beide Eltern. Grossvater Ramon will seine Enkel häufig sehen, hütet aber nicht regelmässig. Dafür gibt es Krippen.

ÄHeLbTen ERdZem L

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Hintergrund 24

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Service

Das konsumkompetente Kind Kinder in Kaufentscheidungen der Familie einzubeziehen, ist wichtig für ihr Verständnis realer Lebenskosten.

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Waldweihnacht Familie Stoll ist weihnachts-­ verrückt. An ihren Traditionen halten sie auch zu Zeiten von Corona fest – einfach im Wald.

Rund um den Weissenstein 60 62 Winterwanderweg Brunni 63 Hotel Belalp 64 Kulturtipps 65 Museumstesterin 66 Kaufen, Spielen, Basteln 66 Einkaufstipps mit Stil 67 Winterspiele Holzstern basteln 68

GrossmütterRevolution «Bhaltis»: Über die ausufernde Geschenkeflut an Kinder­geburtstagen. Babys erstes Weihnachten Weniger ist mehr. Geschenke, Menü, Singen, Fotoshooting: Planen Sie nicht zu viel.

Aus der Praxis Hausarzt Edy Riesen Hebamme Carole Lüscher Psychologin Dagmar Schifferli

60 Unterwegs

70 Stricken 70

Pullover mit Kapuze

72 Experimentieren 72 Balancieren

Braucht es Krisen, um glücklich zu sein? Psychoanalytiker und Satiriker Peter Schneider im Gespräch über das schwierige Jahr 2020 und was es mit uns gemacht hat. 50 Jahre Frauenstimmrecht Hanna Hinnen erinnert sich an den Abstimmungssonntag: «Wir waren total gespannt, hatten auch Angst, es würde wieder abgelehnt.»

R SIE S O D

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75 Rezept

75 Pouletbrüstli an Gemüsesauce 74 Lesen 76 Kinderbücher 77

Buchtipps im November

82

Das Schlusswort Von François Höpflinger

38 74 78 80 81

Wettbewerb Kurs: Vögel beobachten Rätsel Cartoon Impressum / Vorschau


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« Fallen Tabus weg, werden Weihnachten schön » Die Grosseltern väterlicherseits, die Adoptiveltern der Mutter, ihre leibliche Mutter: Der Liedermacher Linard Bardill hat sie alle gekannt. Bis auf den Vater seiner Mutter. Er bleibt der grosse Unbekannte ist dieser Familiengeschichte. Von KARIN DEHMER (Aufzeichnung)

1

1 Linard Bardills nicht leibliche Urgrosseltern. Zum Grossvater, der nicht mit ihr verwandt war, hatte seine Mutter eine enge Bindung. 2 Die Adoptiveltern der Mutter in jungen Jahren.

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~ Magazin ~ MEINE GROSSELTERN

Foto: Urs Oskar Keller

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Der Bündner Autor und Liedermacher LINARD BARDILL (64) schreibt und singt für Erwachsene und Kinder, auf Hochdeutsch, Schweizerdeutsch und Rätoromanisch. Zu seinen bekanntesten Kinder-CDs zählt «Luege, was dr Mond so macht». bardill.ch

B

is auf einen grossen Unbekannten habe ich alle meine Vorfahren kennengelernt: Die Eltern meines Vaters, die Adoptiveltern meiner Mutter und später auch ihre leibliche Mutter. Die Identität des leiblichen Vaters allerdings verschwieg uns diese. Mit etwa 10 Jahren erfuhr ich, dass meine Grosseltern mütterlicherseits nicht mit mir blutsverwandt waren. Diese Entdeckung hat in mir einiges ausgelöst, liess mich die Grosseltern anders wahrnehmen als zuvor. Mir ging plötzlich auf, weshalb ich meine Mutter oft als leidend empfunden hatte. Sie vertraute mir in der Folge an, dass sie stets das Gefühl hatte, ihre Adoptiveltern wünschten sich, sie wäre eine andere. Jetzt verstand ich, weshalb sie so früh von zu Hause weggegangen ist, jung geheiratet hat. Für sie war der Vater ihrer Adoptivmutter, also mein nicht-leiblicher Urgrossvater, die wichtigste Bezugsperson ihrer Kindheit gewesen. Bei ihm fand sie grossen Zuspruch. Ich gewann die Erkenntnis, dass einem Kind ein einziger Mensch genügt, der es bedingungslos annimmt. Und mit diesem Menschen muss man nicht zwingend verwandt sein. Meine drei Geschwister und ich verbrachten jeweils die gesamten Sommerferien bei diesen Grosseltern. Sie sprachen romanisch und waren für uns der Kosmos, in dem wir die Sprache hörten und praktizierten. An die Grosseltern väterlicherseits habe ich unterschiedliche Erinnerungen. Die Grossmutter war eine kleine, zierliche Frau, die

sechs Kinder geboren hatte und, während mein Grossvater im 2. Weltkrieg 1000 Tage an der Grenze stand, allein für deren Betreuung und ein Bauerngut sorgen musste. Als ihre Kinder draussen waren, lebte sie nicht mehr allzu lange und ich habe das Gefühl, als hätte sie dies geahnt. Sie wollte in ihrer verbleibenden Zeit keine Enkelkinder betreuen. Ich kann das verstehen. Ich glaube, ich konnte es schon als Kind verstehen. Ihr Mann war der wichtigste Grosselternteil für mich. Als Bauernsohn aus dem Bündnerland konnte er in den Zwanzigerjahren in Deutschland studieren. Er war ein grosser Schiller-Verehrer und wollte deshalb unbedingt in Jena studieren. Für ihn war das der Ort des Idealismus. Er war ein kulturell interessierter Mensch, ein Suchender, Philosoph und Literat. Schliesslich wurde er Sekundarlehrer und Bauer. Damals gingen die Kinder nur von Oktober bis März zur Schule, den Sommer über halfen sie den Eltern. Deshalb brauchte auch er den Nebenerwerb als Landwirt. Später wurde er politisch aktiv, als Grossrat und Landammann. Grossmutter väterlicherseits war der erste verstorbene Mensch, den ich gesehen habe. Ich war etwa acht Jahre alt. Damals war es normal, eine dreitägige Totenwache zu halten, was für mich weder schockierend noch ein anderweitig negativ geprägtes Erlebnis war. Ich empfand das Ganze schon damals als einen sehr natürlichen Vorgang. Als eine Dekade später der ­Adoptivvater ~

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3 Die Grosseltern väterlicherseits. Grossvater war Sekundarlehrer und Bauer. 4 Die leibliche Mutter der Mutter: Omi. 5 Die Adoptiv­ eltern der Mutter mit Baby Linard.

meiner Mutter starb, wollte ich unbedingt wieder Totenwache halten. In der Zwischenzeit war dieser Brauch allerdings etwas aus der Mode gekommen. So sass ich allein drei Tage und zwei Nächte am Bett meines Grossvaters. Ich habe mit ihm gesprochen, Zeitung gelesen und viel Gitarre gespielt und gesungen. Ich blickte in sein Gesicht und nahm die Veränderungen wahr, was viele metaphysische Fragen in mir weckte. «Was ging weg?», «Ist das bloss die Entspannung der Muskeln oder liegt mehr dahinter?» Diese Erfahrung hat dazu beigetragen, dass ich ­Theologie studiert habe und mich in Sterbebegleitung ausbilden liess. 1971 trat Omi in unser Leben. Meine Mutter hatte begonnen, nach ihrer leiblichen Mutter zu suchen und fand schliesslich diese lebenslustige Frau. An jeder Hand hatte sie mehrere Verehrer und war noch mit 80 ein kleines Mädchen. Ich erkannte, woher meine Mutter ihr sonniges Wesen hatte und ich meinen gewissen Hang zur Oberflächlichkeit. Meine Mutter sei das ­Resultat

einer Tanzpause gewesen, sagte sie jeweils. Da war Omi 20. Den Erzeuger verschwieg sie uns eisern. Und machte damit das Geheimnis um seine Identität noch grösser. Dieser u ­ nbekannte Grossvater war und ist ein schwarzes Loch in meiner Herkunftsgeschichte, das ich erst mit Omis Auftauchen überhaupt wahrgenommen habe. Es beschäftigte mich eine Zeit lang sehr, und er war doch «nur» ein Grossvater. Wie viel mehr musste es meine Mutter beschäftigt haben? Bis zu Omis Auftauchen waren ­unsere Weihnachten nicht so toll. Meine Mutter war an einem 24. Dezember, 10 Tage nach ihrer Geburt, von ihrer Mutter weg in ein Kinderheim gebracht worden, und obwohl sie daran natürlich keine Erinnerung hatte, wurde sie an Weihnachten immer unendlich traurig. Das hat unsere Festtage geprägt. Mit Omi fiel diese Traurigkeit weg. Tabus müssen angesprochen und abgearbeitet werden. Fallen Tabus weg, werden Weihnachten schön. •

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~ Magazin ~ LESERBRIEFE Dossier

OPA TRINK T ZU ALKOHOLSUC VIEL: HT IM ALTER – EIN TABU ab Seite

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# 11 / 2020

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Grosseltern MAGAZIN CHF 9.50 EUR 8.50

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Die Meinung der Leserinnen und Leser

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VIELLEICHT EIN THEMA

Anregung zu einem möglichen Bericht

ÜBERREGIONALE KURSE Zum Kursangebot

Mit Spannung erwarte und mit Freude lese ich «Grosseltern». Bedauern erfüllt mich regelmässig, dass die angebotenen Kurse nur im Aargau angeboten werden. Wäre es nicht denkbar, dass die Kurse so gefragt sein könnten, dass sie jeweils auch in der Ostschweiz gut besucht würden?

Wir leiden unter den starken Trotzanfällen unseres Enkels. Diese wechseln sich in den letzten Wochen mit Ängsten ab, z.B. bei der Hüte-Übernahme am Morgen. Es gibt keine realen Gründe, aber die Angst lässt sich jeweils fast nicht lösen. Vielleicht gibt es daraus einmal einen Artikel? Danke, dass es «Grosseltern» gibt. S.S., via E-Mail

R. Hüttenmoser, via E-Mail Antwort der Redaktion: Wir können sehr gut verstehen, dass die Distanz von der Ostschweiz nach Baden zu gross ist. Für uns ist es auch aus Kostengründen zur Zeit am einfachsten, wenn wir viele Kurse bei uns in unseren Büroräumlichkeiten durchführen können. Aber den Input nehmen wir sehr gerne ­entgegen und werden ihn bei der Planung der Kurse für das nächste Jahr nochmals eingehend prüfen. Übrigens: Der aktuelle Kurs wird in Sempach durchgeführt (S. 74).

GROSSES KOMPLIMENT Zum «Grosseltern» Magazin

Ein grosses Kompliment an das «Grosseltern» Team. Sehr informativ, toll zu lesen und sie macht sehr viel Spass, diese Zeitschrift. Viele gute Anregungen und Tipps. A-C. Mannhart, via E-Mail

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~ Magazin ~ SAMMELSURIUM

~ Aktuell ~

MÄDCHEN, MÄDCHEN

Eine famose Sache und vielleicht etwas für die Enkeltochter: «KOSMOS – Das Magazin für Mädchen (und den Rest der Welt)» ist eine neue Schweizer Zeitschrift und richtet sich an Mädchen zwischen 8 und 13 Jahren. Es ist voller Texte und Reportagen über Psychologie, Umwelt, Wissenschaft und Gemeinschaft, von den Macherinnen altersgerecht und attraktiv aufbereitet. Es soll frei von Genderstereotypen sein, werbefrei funktionieren und politisch unabhängig bleiben. Es ist ein Medium, über welches Mädchen sich selber sowie positive Vorbilder kennenlernen, ihre Ideen präsentieren und sich untereinander austauschen und schweizweit vernetzen können. Das Magazin wird vor Weihnachten erstmals erscheinen, pünktlich zum Auftakt des 50-Jahr-Jubiläums des Schweizer Frauenstimm- und -wahlrechts, das 2021 begangen wird. Das Thema der ersten Ausgabe lautet entsprechend: «Meine Stimme». Danach wird das Magazin alle zwei Monate erscheinen. Mit dem Zusatz «und der Rest der Welt» sind übrigens Buben, Eltern, Grosseltern gemeint – sie alle sollen auch Freude daran haben. ~CAP kosmosmag.ch

# 12 ~ 2020


~ Magazin ~ KINDERFRAGE

KÖNNEN

WIR

ZU ANDERN

STERNEN REISEN

?

Seit wir in den 1950er-Jahren damit begonnen haben, den Weltraum zu erforschen, hat sich im Design der Raketen, die wir dazu verwenden, nicht viel geändert. Astronauten werden in einer kleinen Kapsel auf Stühlen festgeschnallt. Unter der Kapsel befinden sich riesige, motorenbetriebene Treibstofftanks. Im Grunde sitzen die Astronauten auf einem riesigen Feuerwerk; Kerosin oder Wasserstoff werden sorgfältig mit Sauerstoff gemischt und verbrannt, um eine explosive Reaktion zu erzeugen, die die Rakete in den Weltraum treibt. Unsere schnellste Rakete verliess die Erde mit 58 000 Stundenkilometern – bei dieser Geschwindigkeit würde die Fahrt von Zürich nach Genf nur 14 Sekunden dauern! Die Reise zum Mars könnte so in ungefähr fünf Monaten absolviert werden – aber wie wäre es mit einer Reise zu den Sternen, um all diese neuen Welten da draussen zu erkunden? Der unserer Sonne am nächsten liegende Stern ist Proxima Centauri. Bei Lichtgeschwindigkeit könnte man ihn in 4,2 Jahren erreichen. Astronomen haben kürzlich entdeckt, dass es einen erdähnlichen Planeten gibt, der Proxima Centauri umkreist – der wäre ein grossartiges erstes Ziel. Leider sind wir aber weit davon entfernt, mit Lichtgeschwindigkeit zu reisen, und selbst mit unserer schnellsten Rakete würde die Reise über 50 000 Jahre dauern! Gäbe es eine Möglichkeit, diese Reise zu beschleunigen? Theoretisch ja. In den 1970er-Jahren entwarfen Wissenschaftler ein Raumschiff, das die Reise zu den Sternen innerhalb eines menschlichen Lebens ermöglichen könnte. Ein nukleares Impulsschiff, das hinter einem riesigen Schild, das am Raumschiff befestigt ist, eine Reihe von Atombomben zur Explosion bringt. Jede Explosion treibt das Schiff etwas schneller an. Nach Tausenden von nuklearen Explosionen könnten Geschwindigkeiten von bis zu hundert Millionen Stundenkilometern erreicht werden. Das Design wurde jedoch aufgrund eines Verbots von Atomwaffen im Weltraum nie getestet – und wäre ausserdem enorm teuer! So ein nukleares Pulsschiff würde immer noch über 40 Jahre brauchen, um Proxima Centauri zu erreichen. Vergessen Sie also Hin- und Rückreise innerhalb eines Menschenlebens. Gibt es einen schnelleren Weg? Was ist mit den Warpantrieben, die das Raumschiff Enterprise in der Fernsehserie verwendet? 1994 zeigte der Physiker Miguel Alcubierre, dass es theoretisch möglich ist, einen Warpantrieb zu konstruie­ren, der nahezu unbegrenzte Geschwindigkeiten ermöglicht – sogar schneller als Licht! Es komprimiert den Raum vor sich und streckt ihn hinter sich aus. Das Raumschiff befindet sich in einer Raumblase, die durch das Universum getragen wird, ähnlich wie beim Surfen auf einem Wellenkamm. Grossartig, wann können wir also zu den Sternen reisen? Leider ist es nicht so einfach. Das Verziehen des Raums erfordert eine grosse Menge an «negativer Masse», und wir wissen nicht, ob eine solche Substanz überhaupt jemals erzeugt werden könnte. Im Moment ist das Reisen zu den Sternen immer noch «Science Fiction», aber ich bin mir sicher, dass die Menschheit eines Tages nach Proxima Centauri reisen wird.

BEN MOORE ist Professor für Astrophysik, Autor, Musiker und Direktor des Zentrums für Theoretische Astrophysik und Kosmologie an der Universität Zürich. Er mag es, die grossen Fragen so zu beantworten, dass es auch Kinder und Menschen ohne Universitätsabschluss verstehen. # 12 ~ 2020

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12 ~ Aktuell ~

LEBENSMITTEL

derte. Zudem erhielt die Schweizer Tafel durch den Ausfall grösserer Organisationen und durch den temporären Stillstand der Gastro-Industrie während des Lockdowns viele zusätzliche Lebensmittelspenden. «Da aufgrund der Coronakrise viele Menschen in eine Notlage geraten sind und dadurch der Bedarf an Lebensmittelspenden bei den Abnehmern stark angestiegen ist, sahen wir uns verpflichtet, möglichst viele Waren abzufangen und zu verteilen», sagt Schlenker. «Viele Menschen haben wegen der CoronaKrise ihren Job verloren oder kamen wegen Kurzarbeit finanziell kaum noch über die Runden. Dadurch erhielten wir von betroffenen Familien auch direkte Anfragen, ob es

z.B. möglich wäre, Lebensmittel bei uns vor Ort zu beziehen oder persönlich beliefert zu werden. In Härtefällen haben wir deshalb Produkte direkt an die Betroffenen ausgeliefert oder haben diese eingeladen, Waren direkt an unseren Standorten zu beziehen.» Das ist aber eine Ausnahme. Die Schweizer Tafel ist in zwölf Regionen in der Schweiz unterwegs. ~CAP

Foto: Silvia Bretscher

Die Schweizer Tafel verteilt einwandfreie, überschüssige Lebensmittel an soziale Institutionen wie Obdachlosen­ heime, Gassenküchen, Notunterkünfte und andere Hilfswerke: Jährlich rund 4000 Tonnen im Wert von 26,1 Millionen Franken – oder täglich rund 16 Tonnen – an rund 500 soziale Institutionen und Abgabestellen. Den Ausbruch der Covid-19-Epidemie spürt nun aber auch der Soziallogistiker: «Die Pandemie hat unsere Mission extrem erschwert und unseren Alltag stark beeinflusst», sagt Andrea Schlenker von der Schweizer Tafel. Während des Lockdowns wurden zahlreiche neue, teilweise temporäre Abgabestellen beliefert, was grosse Flexibilität in der Disposition erfor-

Private Lebensmittelspenden können wegen Corona nicht angenommen werden. Aber Geldspenden sind gerade wegen der jetzigen Herausforderungen willkommen: schweizer-tafel.ch

~ Kindermund ~

Fliegen Der Grössere ist schon oft mit seinen Eltern geflogen. Bei einem Mittagessen fragte er mich: «Ossmami, chunnsch au mol mit mir cho flüge?» Ich selber fliege nicht besonders gerne . Der Kleine zu mir: «Ossmami, muesch secher ke Angst ha, es send alli Fenster zue, chasch ned abegheie.» Von Hedy Strüby, per Mail

Was hat Ihr Enkelkind Lustiges gesagt? redaktion@grosseltern-magazin.ch

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~ Magazin ~ SAMMELSURIUM

~ Aktuell ~

SUMM SUMM Mit den Enkeln Bienen beobachten – und dabei etwas Gutes tun. Mit einer Wildbienen-Patenschaft können Interessierte im eigenen Garten oder auf dem Balkon einen Beitrag zur Verbesserung der Schweizer Bestäubungssituation leisten. Wie? Indem man dem herzigen Wildbienen-Häuschen BeeHome und seine 25 Bewohnern bei sich ein Zuhause bietet. Das Schöne: Diese solitär lebenden Mauerbienen stechen nicht und interessieren sich nicht für unser Essen oder Süssgetränke, «sind aber 300-mal effizienter als Honigbienen in der Bestäubung von Obstblüten», sagt Anna Schmidhalter von Wildbiene + Partner AG. Was es für die Grosseltern und die Enkel gibt: Im Frühling eine Startpopulation mit 25 Mauerbienenkokons. Im Bee Home schlüpfen die harmlosen Mauerbienen aus ihren Kokons. Dann bauen sie im BeeHome Nester. Auf der Nahrungssuche für ihren Nachwuchs bestäuben sie die Wildblumen in der Umgebung. Im Herbst verpuppen sich die Nachkommen in robusten Kokons. Diese können zur Wildbienen-Pflege und fach­gerechten Überwinterung zurückgesendet werden. Im Frühling erhalten Sie wieder eine Startpopulation; die zusätzlich vermehrten Mauerbienen sind bei Schweizer Obstbauern zur nachhaltigen Bestäubung im Einsatz. ~CAP Ab 120 Franken wildbieneundpartner.ch

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~ Aktuell ~

~ Wie uns unsere Enkel nennen ~

BESSER BETREUT Betreuende Angehörige pflegebedürftiger Menschen leisten eine enorme Arbeit. Zeit für Freizeit oder die Enkel wird dadurch knapp. Zudem werden sie mit vielen Fragen konfrontiert. Und oft stehen sie damit ganz alleine da. Nun hat das Schweizerische Rote Kreuz (SRK) eine neue Website lanciert: Auf betreuen.redcross.ch dreht sich alles um Betreuung und Pflege zu Hause. Familienmitglieder erhalten Antworten und nütz­liche Adressen. Dabei geht es auch um Themen wie Verunsicherung und Herausforderung, Verantwortung und Fürsorge, Belastung und Entlastung, Vorsorge und Finanzen und Abschied und Tod. Die Plattform wurde in Zusammenarbeit mit einer Gerontologin und betreuenden Angehörigen erstellt. Sie ist als Anlaufstelle konzipiert und dient als Wegweiser zu den von verschiedenen nicht gewinnorientierten Organisationen angebotenen Entlastungsdiensten. ~CAP betreuen.redcross.ch

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Da unsere Enkelkinder beiden Grossmüttern Grosi sagen, nennen sie mich, da ich im Dorf Haag wohne, einfach «Haager Grosi» – und alles ist klar. Von Susanne Rohrer aus Haag

Wie werden Sie von Ihren Enkelkindern genannt? redaktion@grosseltern-magazin.ch

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~ Magazin ~ SAMMELSURIUM

~ Ari meint ~ ÄHeLbTen ERdZem L

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WENIGER IST MEHR

Wenn ich heute so um mich sehe, habe ich immer mehr das Gefühl, mich in einer ständigen Zeit der Extreme zu befinden. Alles ist gross und laut, die Strassen sind monströs, die Werbeplakate schreien einem ihre Produkte ins Gesicht. Ich bewege mich in einem Sumpf der Superlative. Immer schneller hetzen die Leute von A nach B, das eine Ziel zu erreichen, dient heute fast bloss nur noch dazu, das nächste anzustreben. Niemand bleibt mehr stehen. Das Gedankengut heutzutage scheint zu sein, dass Stehenbleiben mit Rückschritt gleichgesetzt wird. Schon immer war es so, dass Menschen, wenn sie von etwas begeistert waren, es schnell verabsolutierten. Plötzlich gab es nur noch diesen einen Film, dieses eine Buch oder eben auch diese eine Idee, dieser eine Gedanke. Das Massvolle ist uns irgendwie noch nie im Blut gelegen. Immer muss man alles ausreizen. Die Grenzen austesten. Bis zur Decke vorstossen. Bis man irgendwann den Tunnel durchbricht und nur noch vor rauchenden Trümmern seiner Idee steht. Wieso ist es unsere Eigenart, etwas derart in die Höhe zu treiben, bis das Fundament zusammenkracht? Wieso können wir nicht mehrere halbgrosse, aber stabile Türme nebeneinander bauen? Was gefällt uns daran, immer noch tödlichere Bomben zu bauen? Wieso bauen wir riesige Einkaufszentren, in denen ein ganzer Nationalpark Platz hätte, wo es fünfzig Melonen für fünfzehn Franken gibt, aber keine einzige, die frisch ist? Wieso brauchen wir zwölf Generationen von IPhones? Wieso muss das Internet noch schneller werden? Auch wenn ich mir die Wahlen in den Vereinigten Staaten ansehe, kommt mir das wieder in den Sinn. Wieso hat das Land zwei riesige Parteien anstelle von zehn kleineren? Ich merke das auch an meiner Schule. Vor einigen Wochen ist ein neues Online-Spiel entdeckt worden, es heisst «Among Us». Das Spielprinzip ist einfach, man sitzt mit seinen Freunden in einem Raumschiff und muss Aufgaben lösen. Jedoch sind zwei deiner Freunde kaltblütige Killer, die alle umbringen und

das Raumschiff sabotieren wollen. Dabei dürfen sie aber nicht bemerkt werden. Der Rest der Crew hat die Aufgabe herauszufinden, wer die Mörder sind, und diese aus dem Raumschiff zu werfen. Das Spiel spielen jetzt alle an unserer Schule, ich auch. Und genau hier finde ich den Kern meiner Aussage. Die Situation ist nämlich eskaliert. In den Stunden spielen es einige Schüler heimlich weiter. In den Pausen sitzt man zusammen und spielt. Zuhause spielt man weiter. Man spielt ständig. Die Schule musste Massnahmen ergreifen. Jetzt stürzt das Internet ab, sobald jemand das Spiel öffnet. Ich fände es schön, wenn man mal einen Gang runterfahren würde. Ich glaube, die Welt braucht dringend einmal Urlaub. •

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16 ~ Engagiert ~ M ei n

IGES WILL ENT I E R F GEM ENGA

I

« WER BEI UNS SCHLAFEN WILL, MUSS SICH AN DIE REGELN HALTEN »

ch engagiere mich nun den dritten Winter für Pfarrer Siebers «Pfuusbus», mit Leib und Seele, ich liebe diese Arbeit. Man lernt die Menschen kennen, jeder mit seinem eigenen Schicksal dahinter. Schon immer hat es mich zu Randständigen hingezogen, wollte ich helfen und zuhören. Leider konnte mir meine Mutter kein Studium ermöglichen, das in die soziale Richtung gegangen wäre, denn das wäre ganz sicher das Richtige für mich gewesen. Stattdessen arbeitete ich bis zu meiner Pensionierung auf der Post. Am Schalter trifft man natürlich auch auf hilfsbedürftige Menschen, man zieht sie an, wenn man den Draht zu ihnen sucht, und muss aber auch schauen, dass man sich abgrenzen kann. Der Pfuusbus vom Sozialwerk Pfarrer Sieber ist eine Notschlafstelle, die in den Wintermonaten Obdachlosen ein Bett und eine warme Mahlzeit bietet. Der Bus und die dazugehörenden Zelte und Container stehen von November bis April auf der Albisgüetliwiese in Zürich. Eine Nachtschicht bestreiten jeweils zwei freiwillige Helferinnen und Helfer und bis 22 Uhr zwei Personen in der Küche. Jeder Gast wird registriert, sie treffen zwischen 18 und 22 Uhr ein. Wir haben Platz für 30 bis maximal 40 Gäste. Im Bus gibt es 15 Schlafplätze und im beheizten Vorzelt nochmals etwa 25. Bis 22 Uhr erhalten alle Gäste – wir nennen die Obdachlosen so – eine warme Mahlzeit. Glücklicherweise beliefern uns Restaurants und Privathaushalte mit Nahrungsmitteln und Essenspenden, es mangelt nie an Zutaten für ein sättigendes Menü. Im Bus und im Zelt dürfen weder Alkohol noch Drogen konsumiert werden. Wer erwischt wird, wird ermahnt. Da sind wir strikt. Immer wieder kommt es zu Eskalationen unter den Gästen. Wir Helferinnen und Helfer besuchen entsprechende Kurse in Deeskalierung. Mit der Zeit entwickelt man einen Blick und ein Gehör für aus dem Ruder laufende Situationen. Wir greifen frühzeitig ein, schicken notfalls Betroffene weg. Das ist hart, wenn draussen Minustemperaturen herrschen. Wer bei uns schlafen und essen will, muss sich an die Regeln halten. Notfalls rufen wir auch die Polizei. Angst haben ist fehl am Platz, aber wachsam muss man sein. Wie gesagt, gegen uns richtet sich der

WER Irene Kopp, 66, aus Schlieren (ZH), 7 Enkelkinder WOFÜR Notschlafstelle «Pfuusbus» FUNKTION Freiwillige Mitarbeiterin Zorn der Gäste höchst selten. Im Gegenteil, die meisten sind dankbar und hilfsbereit. Man setzt sich auch mal zusammen, redet und hört zu, nimmt jemanden in den Arm. Gegen 23 Uhr dimmen wir das Licht und bitten die Gäste, zur Ruhe zu kommen. Das ist dann auch der Moment, in dem jene, denen es nicht gut geht, beginnen rumzutigern, rein- und rauszugehen. «Versuch zu schlafen», sag ich dann, oder «komm, trinken wir noch einen Tee». Wir Helfenden haben ein Bett im Bürocontainer ausserhalb des Zeltes, eigentlich könnten wir uns da abwechslungsweise hinlegen, aber ich kann das nicht gut, ich bleibe lieber vor Ort, döse auf der Bank in der Küche. Im Zelt drin ist die Luft schlecht, es stinkt fürchterlich … man gewöhnt sich dran. Ab 6 Uhr bereiten wir das Frühstück vor. Es gibt immer wieder Gäste, die früh aufstehen und zur Arbeit gehen müssen. Duschen kann man bei uns nicht, wir haben nur WCs. Bis 9 Uhr müssen alle draussen sein. Dann werden die Matratzen aufeinandergestapelt, die Schlafsäcke und Decken zusammengelegt und alles wird geputzt. Haben wir noch Essensreste oder Spenden übrig, verteile ich diese in Säckli verpackt den Gästen zum Mitnehmen. Wenn ich zu Hause bin, muss ich mich zuerst ausziehen und unter die Dusche. Schlafen tue ich nicht unbedingt, aber am Abend gehe ich früh ins Bett. Da ich neben dem Engagement für den Pfuusbus privat noch zwei betagte Menschen und einen schwerkranken jungen Mann betreue, habe ich mich entschieden, in diesem Winter wegen Corona nicht im Pfuusbus zu arbeiten. Das fällt mir furchtbar schwer. Ich habe die Menschen da sehr liebgewonnen. Ich habe mich zur Verfügung gestellt, im Hintergrund mitzuhelfen und hoffe sehr, dass ich im nächsten Jahr wieder mittendrin dabei sein kann. ~KD

# 12 ~ 2020

Für was engagieren Sie sich freiwillig? Wir freuen uns über Ihre Zuschrift. redaktion@grosseltern-magazin.ch


~ Magazin ~ SAMMELSURIUM

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ein Geschenk mit

persönlicher Gravur ~ Buch ~

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Foto: Georg Aerni

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822209 – Pedra Fitta – 189078 (GR): Unter den genannten Koordinaten trifft man auf diesen «gemachten Stein». Der Sage nach wurde er von Hexen umtanzt. Der sagenhafte Brocken ist einer von 101 Schweizer Gesteinen, die der Wanderprofi, Autor und Journalist Thomas Widmer im Buch «Hundertundein Stein. Die grossen Brocken der Schweiz» vorstellt. Ein spannendes Buch und eine tolle Inspiration für den nächsten Ausflug mit den Enkelkindern. In loser Folge bringen wir hier einzelne Steine: Keltische Kultsteine, sagenumwobene Findlinge der Eiszeit, Römersäulen oder Steinzeit-Megalithen. ~CAP Ausführliche Infos zu den Gravuren finden Sie unter rhomberg.ch/gravuren.

«Hundertundein Stein. Die grossen Brocken der Schweiz» von Thomas Widmer, gebunden, 296 Seiten, Echtzeit Verlag, 27 Franken.

# 12 ~ 2020

11430

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~ Magazin ~ SAMMELSURIUM

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~ Bildarchiv ~

VOGELSCHAU Bei dieser mittelgrossen Stadt handelt es sich um die Bierhauptstadt der Schweiz. Ganze 16 Bierbrauereien gibt es vor Ort. Und weil man mit zu viel Bier im Blut bekanntlich nicht mehr Auto fahren soll, überrascht es auch nicht, dass sie als die velofreundlichste Stadt der Schweiz ausgezeichnet ist. ~KD

Die Lösung finden Sie auf Seite 78.

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Das hast du aber schön gemalt! Was ist das? Eine Sonne? Ah, das bin ich, klar, jetzt seh ichs ... So oder so ähnlich laufen Gespräche über Zeichnungen bei uns zu Hause oft ab. Auch wenn wir bei den Kunst­werken der Kleinen nicht immer gleich erkennen, dass sie uns gezeichnet haben, berühren sie uns trotzdem aufrichtig. Die Menschen und wie wir sie sehen sind schliesslich vielseitig. Haben Ihre Enkel­kinder Sie auch schon gezeichnet? Dann schicken Sie uns die Malkünste Ihrer Enkel­kinder zu. Ob abstrakte Kunst oder realistische Malerei – wir freuen uns darauf, verschiedene Grosseltern aus der Sicht der Enkel zu zeigen. ~CAP

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# 12 ~ 2020


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An regelmässigem Gebrauch von Desinfektionsmittel kommt man heute kaum mehr vorbei. Wer es häufig benutzt, tötet damit zwar Bakterien und Viren ab, läuft aber gleichzeitig Gefahr, die Schutzschicht der Haut zu gefährden, was zu Allergien oder Ekzemen führen kann. Es lohnt sich also, beim Kauf auf pflegende Inhaltsstoffe zu achten. Eine pflegende Variante von Desinfektionsmittel kann man auch ganz einfach selber herstellen: 650 ml Alkohol (z.B. Ethanol), 350 ml Aloe-Vera-Saft , 2–3 Tropfen ätherisches Öl nach eigenem Geschmack. ~KD

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~ Magazin ~ SAMMELSURIUM

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~ Fotografien ~

TIERGESCHICHTEN

Von RUDOLF HUG ( Text und Bild)

DES EINEN GLÜCK IST DES ANDERN UNGLÜCK

M

it meinem Guide Oli bin ich in den Wäldern Finnlands

Nur in sehr kalten Wintern flüchtet er bis nach Mitteleuropa. Und

unterwegs. Es ist tiefer Winter und wir wollen den

da war sein Auftauchen früher eine kleine Sensation – aber keine

weitverbreiteten Unglückshäher fotografieren. Es soll

positive. Denn die Menschen hielten ihn in ihrem Aberglauben

eine ganz besondere Aufnahme werden: mit ausgebreiteten Flü-

für einen Unglücksboten, der aus der Kälte kommt. Wir machen

geln gegen das Licht – wie ein Engel. Ein Engel mit diesem

uns auf die Suche nach einem geeigneten Platz, installieren Sta-

schrecklichen Namen, wie kam das? Ironischerweise ist der

tiv und Kamera so, dass die Sonne gegenübersteht. Während Oli

«Kuuk­keli», wie er auf Finnisch heisst, der Glücksvogel der Fin-

das Futter auslegt, um ihn anzulocken, bin ich am Auslöser und

nen. Er ist in den borealen Wäldern des hohen Nordens zu Hause.

mit etwas Glück gelingt mir dieses Engelsbild.

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~ Magazin ~ ANDERSWO

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Verständnisvoller

Avi

Von MYRIAM MEYER ( Text, Foto)

ESPARREGUERA

BARCELONA

Grossvater Ramon (74), Enkel Neil (2), Tante Marta (33).

Avi – katalonisch für Grossvater – Ramon hat für jeden seiner drei Enkel einen Olivenbaum gepflanzt. Der jüngste Baum ist noch klein, aber die beiden anderen sind schon fast erntereif. # 12 ~ 2020


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I

ch treffe den 74-jährigen Ramon mit seinem Enkel Neil, der nächste Woche 2 Jahre alt wird, inmitten seiner Olivenplantage am Rand der Stadt Esparreguera. Neil kann die Bezeichnung für Grossvater auf katalanisch, avi, nicht aussprechen, und nennt ihn stattdessen Mom (abgeleitet von Ramon). Neils Tante Marta (33) hat ihn von der Schule abgeholt und hierhergebracht. Da sie als Managerin eines Reisebüros momentan viel Freizeit hat, kann sie ihrer Schwester Anna (43) mit der Betreuung von Neil unter die Arme greifen. Die Corona-Massnahmen sind in ganz Spanien sehr strikt, ausserhalb vom Zuhause muss immer eine Maske getragen und der Abstand eingehalten werden. Aus diesem Grund treffen wir uns für das Interview draussen. Das bedeutet leider, dass Ramons Frau Francina (71) nicht dabei sein kann. Sie hat starke Knieschmerzen und kann kaum gehen. Während des dreimonatigen Lockdowns in Katalonien sahen die Grosseltern ihre Enkelkinder nicht persönlich. Doch dank der modernen Technik konnten sie jeden Abend über Videotelefonie Kontakt halten, obwohl Ramon diese Alternative gar nicht gefiel. Für ihn ist das, besonders mit dem kleinen Enkel Neil, kein zu vergleichender Ersatz für physisch zusammen verbrachte Zeit. Ramon hat hier in Esparreguera 350 Olivenbäume stehen. Ende Oktober werden die Oliven geerntet und weiter zu Olivenöl verarbeitet. Für jedes seiner drei Enkelkinder hat er einen Baum gepflanzt. Der für Neil ist noch ganz klein, wohingegen jene von Paul (14) und Bruna (11), seinen beiden anderen Enkelkindern, schon bald erntereif sind. Zu seinem Bedauern sieht er Paul und Bruna nicht mehr regelmässig. Sie leben in Barcelona, und sein Sohn Xavier (50) hat sich von der Mutter der Kinder getrennt. Ramon sagt, das Verhältnis sei nicht ganz einfach für die Familie, das scheint ihn zu belasten. Trotzdem versucht er zumindest in den Schulferien, immer ein paar Tage gemeinsam mit Paul und Bruna zu verbringen. Ramon ist mit seinen 74 Jahren noch sehr aktiv und liebt die Natur, deshalb

KATALONIEN (SPANIEN) Einwohner 7,6 Mio (Spanien total: 46,9 Mio) Fläche 32 000 km2 (Spanien total: 506 000 km2) Hauptstadt Barcelona Sprache Katalanisch und Spanisch Politische Situation Aufgrund der historischen, sprachlichen und kulturellen Unterschiede zum übrigen Spanien sieht sich Katalonien als eine eigene Nation. Das katalanische Regionalparlament erklärte nach einem umstrittenen Referendum Katalonien am 27. Oktober 2017 zu einer unabhängigen Republik, die von der internationalen Staatengemeinschaft nicht anerkannt wurde. Die Katalonien-Krise schwelt weiter. Wirtschaft Katalonien ist eine hochindustrialisierte Region. Bedeutende Zweige sind Pharmazie, Auto­ mobilbau, Textilien sowie der Tourismus. Patum de Berga Die Patum findet jedes Jahr in der Fronleichnamswoche in Berga in der Provinz Barcelona statt. Sie ist eine Mischung aus Volksfest und Strassentheater, hält Unesco-Welterbestatus und ist gleichzeitig eine riesige Party. Protagonisten der Festlichkeit sind kunstvoll inszenierte Fabelwesen wie Drachen, Riesen, Zwerge und Dämonen, die auf den Strassen tanzen. Lebendige Krippen Dezember und Januar widmet sich Katalonien den Krippenspielen, in denen Szenen der Weihnachtsgeschichte mit lebendigen Personen nachgestellt werden – sei es im historischen Viertel eines Dorfes, in einem Wald, an der Quelle eines Flusses oder auf einem Landgut.

~KD

# 12 ~ 2020

sind seine Lieblingsaktivitäten mit den Enkelkindern Wandern, Pilzesuchen, Fischen und Zelten. Als er davon erzählt, fällt ihm eine Geschichte ein, bei der er lachen muss. Als er Paul und Bruna einmal für ein W ­ ochenende mit in die Pyrenäen zum Fischen genommen hatte, waren sie mitten in der Nacht mit ihren Schlafsäcken aus dem Zelt gegangen, nachdem sie eine gefühlte Ewigkeit versucht hatten, ihren laut schnarchenden Gross­vater zu wecken. Neil ist zwar noch etwas zu klein für lange Ausflüge mit Ramon, da er aber ebenfalls in Esparreguera wohnt, sehen sie sich drei- bis viermal die Woche. Entweder zum Abendessen oder spontan für einen Spaziergang oder Spielplatzbesuch, wenn Marta oder Anna ihn anrufen, wenn sie mit Neil in der Stadt unterwegs sind. Ramon und Francina haben keine verbindlichen Verpflichtungen, was die Enkelkinderbetreuung anbelangt. Ramon betont aber, dass sie wenn immer möglich einspringen würden, wenn Hilfe gebraucht wird. Er findet die Kinderbetreuungsangebote der heutigen Zeit sehr wichtig, da oft beide Elternteile die Möglichkeit auf Arbeit haben, was zu seiner Zeit leider nicht der Fall gewesen sei. Ausserdem sieht er die Chance, dass Kinder voneinander lernen, indem sie mit Gleichaltrigen spielen und sprechen. Im Zusammenhang mit dieser Offenheit für Veränderung erzählt Ramon, dass ihm früher, unter dem spanischen Diktator Franco, neben vielem anderem auch der Katholizismus aufgezwungen worden war, und als er endlich frei entscheiden durfte, war für ihn die Loslösung von der Religion gleichbedeutend mit Freiheit. Obwohl aus diesem Grund seine ganze Familie nicht mehr religiös ist, lebt er trotzdem weiterhin nach den Werten, die er von seinem Vater mit auf den Lebensweg bekommen hat, und gibt diese nun an seine Kinder und Enkelkinder weiter. Beispielsweise sei ihm Ehrlichkeit sehr wichtig, und dass man Träume verfolgen kann. Aber auch das Bewusstsein dafür, dass das Verwirklichen dieser Träume harte Arbeit ist. •


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~ ~ Hintergrund Hintergrund ~ ~ KONSUM KONSUM

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~ Hintergrund ~ KONSUM

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« Das will ich aber ! »

Von KARIN DEHMER ( Text) und ELENA KNECHT (Illustration)

Alljährlich im Advent werden Grosseltern dazu angehalten, zurückhaltend mit Geschenken zu sein. Früh sollen Kinder lernen, dem Konsumwahn zu entsagen, der langfristige Müllberge verursacht und kurzfristiges Glück beschert. Zum Leidwesen der Kinder ist das nicht falsch.

K

inder werden indirekt bereits zu Konsumenten, bevor sie überhaupt Wünsche formulieren können. Möbel, Kleider, erste Spielsachen: Kündigt sich Nachwuchs an, müssen plötzlich lauter Dinge her, an die man bislang keinen Gedanken verschwendet hat, und ist das glückliche Ereignis schliesslich eingetroffen, geht der Besorgungsrausch erst richtig los. Wehe dem Zeitpunkt, wenn die Kinder lernen, ihren Wünschen Ausdruck zu verleihen. «Quengelkraft» nennt man im Marketing die kindliche Fähigkeit, Erwachsene von einem Kauf zu überzeugen, den diese gar nicht tätigen wollen, und mit der «Quengelzone» ist die unausweichliche Schleuse beim Anstehen an der Kasse gemeint, gespickt mit süssen Verführungen rechts und links. Schon mancher Eltern- oder Grosselternteil hat sich an dieser Stelle wohl entnervt gewundert, weshalb die Grossverteiler auf diese Stressquelle bestehen? «Erwachse-

ne Kundinnen und Kunden schätzen das Angebot an der Kasse», beantwortet Patrick Stöpper vom Migros-Genossenschaftsbund diese Frage und weist auf die in einigen Filialen eingeführten Familienkassen hin: «Der Kassendurchgang ist breiter, auf einen Süssigkeiten- und Snackaushang wird verzichtet und für die Kinder ist ein Podest errichtet, auf das sie stehen und beim Einpacken helfen können.» Womit wir mitten im Thema wären: Konsum ist zu einem zentralen und beiläufigen Element unseres Alltags geworden, in dem selbst Kleinkindern der entsprechende Platz eingeräumt wird.

Konsum ist zu einem beiläufigen Element unseres Alltags geworden, in dem selbst Kleinkindern der entsprechende Platz eingeräumt wird. # 12 ~ 2020

ÜBER GELD REDET MAN DOCH Wir konsumieren, ohne uns darüber Gedanken zu machen, wie und wo das entsprechende Verhalten eigentlich erlernt wird. Im Klappsitz des Einkaufswagens schieben wir unsere Kinder durch die Welt des ~


~ Hintergrund ~ KONSUM

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« Schwierig, Kindern nicht alles zu kaufen, was sie sich wünschen, obwohl man es könnte. » MARION NOLDE, Co-Leiterin der EKKJ-Geschäftsstelle

Konsumierens und kurz darauf ahmen sie uns am Verkaufsstand im Kinderzimmer nach. Schon mancher Grundschüler hat seine Weihnachtswunschliste anhand der Werbepausen im Fernsehen oder auf YouTube geschrieben. Tatsächlich sind unsere Kinder denn auch ganz ohne Zutun der Erwachsenen ausgesprochen konsumkompetent. Sie kennen Produkte, Preise und Geschäfte. Gemäss Studien können Zehnjährige zwischen 200 und 300 Markennamen unterscheiden. Im Kindesalter stehen diesem Konsumwissen allerdings noch sehr spärliche Kenntnisse über ökonomische Zusammenhänge gegenüber. An diesem Punkt ist es wichtig, mit der Erziehung anzusetzen, altersgerecht versteht sich. Marion Nolde ist Mitherausgeberin des 2014 erschienenen Berichts «Selbstbestimmt oder manipuliert – Kinder und Jugendliche als kompetente Konsumenten» der Eidgenössischen Kommission für Kinder- und Jugendfragen (EKKJ). Sie rät dazu, jüngere Kinder nicht mit ausufernden Erklärungen zu überhäufen: «Man sollte jedoch unbedingt ihre Fragen beantworten, kurz und für das Kind verständlich. Für die Konsumerziehung gilt: Reden ist Gold.» Kinder begreifen vielleicht noch nicht den Unterschied zwischen Bedürfnis und Wunsch, aber dass sich der Opa nach einer überstandenen Operation gern mit einem neuen Gadget belohnen würde, dies aber nicht tut, weil das Alte eben noch gut genug funktioniert oder das Neue sehr teuer ist, kann ein Grundverständnis von Belohnungsaufschub und Selbstkontrolle im Kind fördern. ÖFTER LAUT DENKEN Mit anderen Worten: Bei Abwägungen über Kaufen oder Nichtkaufen öfter mal laut denken vor den Kindern? «Das erachte ich sogar als äusserst wichtig», bestätigt Gregor Mägerle von der Schuldenprävention der Stadt Zürich diese Vermutung. «Ihrem Alter entsprechend sollen und dürfen Kinder in Kaufentscheide ihrer Eltern oder Grosseltern eingebunden werden. Wie viel kostet eine neue Anschaffung? Unter welchen Voraussetzungen kann man sich diese leisten? Worauf muss die Familie allenfalls dafür verzichten?» Gregor Mägerle findet es schade, dass in der Schweiz in Familien so ungern über Geld gesprochen wird. Oft werden die Kinder über die Vermögenslage der Familie im Dunkeln gelassen. «Um den Kindern trotzdem einen Einblick zu geben, was die Familie sich leisten kann oder nicht, sollte man sie ab und zu raten lassen, was ein Einkauf gekostet hat, bei dem sie einen gerade begleitet haben. Oder statt des Betrags der genauen Einnahmen zu nennen, kann man sie zusammen-

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~ Hintergrund ~ KONSUM

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es beim Taschengeld ganz wichtig ist, einzugrenzen, was damit bezahlt werden muss, sonst gibt es immer wieder Grund zu Diskussionen. Taschengeld und später Jugendlohn sind aber Sache der Eltern und liegen nicht im Verantwortungsbereich der Grosseltern. Umso wichtiger ist es, dass diese die Geschenkekultur der Eltern ihrer Enkelkinder nicht untergraben. «Die wenigsten Eltern sehen es gern, wenn Grosseltern am Geburtstag mit einem riesigen Geschenk für ihr Enkelkind aufwarten, von dem sie nichts wissen», warnt Gregor Mägerle. «Es ist zwar verständlich, dass Grosseltern ihren Enkelkindern Wünsche erfüllen wollen, aber schlussendlich liegt die Entscheidung bei den Eltern, in welchem Umfang ihre Kinder beschenkt werden sollen.» Marion Nolde sieht das etwas anders: «Gewisse Eltern wünschen das so, ja. Aber ich bin der Meinung, Enkelkinder und Grosseltern dürfen auch eine von den Vorstellungen der Eltern losgelöste Beziehung pflegen. Wenn die Grosseltern also zum Geburtstag etwas Bestimmtes schenken wollen, sollen sie das tun dürfen.» Wie in vielen anderen Bereichen sind auch hier ein klärendes Gespräch, Kompromissbereitschaft und ein Verständnis für die jeweiligen Bedürfnisse der Generationen wichtig. Und immer: Die Eltern haben das letzte Wort. DIE SACHE MIT DEM BATZEN

rechnen lassen, welche Ausgaben die Familie pro Monat hat. So erhalten vor allem ältere Kinder ein Gefühl für realistische Lebenskosten.» Gerade was Trends in Mode, neue Technologien oder Umwelt­ themen angeht, können Eltern und Grosseltern hingegen von Kindern relevante Informationen erhalten. Konsum erhält so auch die generationenverbindende Komponente des Informationsaustauschs und des gemeinsamen Einkaufens – beispielsweise wenn der Teenager seinen Opa beim Kauf eines neuen Handys berät und ihm dieses danach auch gleich installieren hilft. Jede einzelne Handlung gibt Anlass, sich über das eigene Konsumverhalten auszutauschen. Ein weiterer wichtiger Schritt ist die Einführung von Taschengeld, über das die Kinder frei verfügen können. Ist das Geld weg und ein unerfüllter Wunsch noch da, fällt ab einem gewissen Alter der notwendige Rückschluss leicht. Wobei

Viele Grosseltern stecken beim sonntäglichen Besuch ihren Enkelkindern auch gern einen Fünfliber oder ein Nötli zu. Die Kinder freuts, die Grosseltern auch, die Eltern sind unsicher, was sie von Geldgeschenken halten sollen. «Ohne bestimmten Anlass den Enkelkindern Geld zu schenken, finde ich heikel, denn es kann die Finanzerziehung der Eltern untergraben», bestätigt Gregor Mägerle die mögliche Befangenheit der Eltern. «Besser, sie geben den Batzen den Kindern zu speziellen Anlässen, vor den Ferien, für die Chilbi oder für ein Lager.» All dieser lobenswerten Pädagogik steht die ökonomische Erschwinglichkeit der heutigen Zeit gegenüber: Noch nie war es einfacher, Kinder zu verwöhnen. «Das ist sicher eine Schwierigkeit», findet auch Marion Nolde, «den Kindern nicht alles zu kaufen, was sie sich wünschen, obwohl man es könnte.» Denn genau diese Erschwinglichkeit sorgt bekanntlich für Unmengen von Müll und ausbeuterischen Herstellungsketten. Ein Zusammenhang, den bereits Zehnjährige nachvollziehen können. «Abgesehen davon,» führt Marion Nolde weiter aus, «müssen Kinder das Konzept des sogenannten Belohnungsaufschubs ~

« Für die Konsum­ erziehung gilt: Reden ist Gold. » MARION NOLDE

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~ Hintergrund ~ KONSUM

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sowieso lernen. Nicht alles sofort zu kriegen, fördert die Selbstständigkeit. Auch wichtig ist ein gutes Selbstwertgefühl, dessen Grundsteine in der Kindheit gelegt werden. Ein selbstsicherer Jugendlicher braucht keine Markenkleider, um in der Peergruppe bestehen zu können.»

Nun steht Weihnachten vor der Tür und Sie bedanken sich für diesen moralischen Fingerzeig zur Unzeit? Sie haben natürlich recht. Wer dazu rät, Kindern nur ein Geschenk zu machen, und dies auch noch möglichst ein pädagogisch sinnvolles, hat zwar die Argumente auf seiner Seite, aber es ist wie bei fast allem im Leben: Muss denn immer alles sinnvoll sein? Jein. Unser Vorschlag: Erfüllen Sie Ihrem Enkelkind den Wunsch des Bling-Bling-Plastikspielzeugs statt der naturbelassenen

packungsgrösse einer neuen Waschmaschine hat. Nehmen Sie sich dann aber auch die Zeit, mit den Kindern auf dem Boden zu sitzen und die geschenkten Sachen gründlich zu bespielen. Vielleicht gibt es dafür beim nächsten Ausflug in den Zoo nicht auch noch das Gürteltier aus Plüsch, beim Bummel durch die Stadt keine Fünf-Franken-Spielsachen und in der Quengelzone bleiben Sie hart und nervenstark. Gregor Mägerle von der Schuldenprävention: «Ich persönlich habe sowieso nichts gegen die Quengelzone, auch wenn meine Kinder dort schon brüllend auf dem Boden gelegen haben. Die Quengelzone ist doch der perfekte Ort, um das Gespräch über Bedürfnisse, Geld und Konsum bereits mit kleinen Kindern zu üben. Darum kommt man als Eltern und Grosseltern sowieso nicht herum.» Und sollten die Kinder die erklärenden Worte der Erwachsenen nicht verstehen, so kapieren sie irgendwann deren konsequente

Holzklötze, oder kaufen Sie ihm das teure Legoset, das die Ver-

Haltung.

UND WEIHNACHTEN ?

KONSUMSENSIBEL IM ALLTAG MIT KINDERN

Bei mehreren Kindern im Haushalt lohnen sich auch mal teurere Anschaffungen, wenn diese dafür einige Jahre in Gebrauch sein werden. Spontane Kinderwünsche unter dem Jahr auf einer Wunschliste sammeln. An Weihnachten oder Geburtstag die Liste mit dem Kind anschauen und entscheiden, was preislich ein angemessener Wunsch wäre und welcher Artikel überhaupt aktuell noch gewünscht wird. Auf Plattformen wie Tutti und Ricardo gibt es alles, was sich Kinder wünschen, in gebrauchtem, aber gutem Zustand und zu einem fairen Preis. Kinder stöbern gern in Brockenhäusern und auf Flohmärkten. Lieber an einem solchen Ort mal ein günstiges und kurz­fristiges Spielzeug kaufen statt billig produzierte Neuware. Grundsätzlich: mehr gemeinsame Erlebnisse schenken als materielle Güter.

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Familie Stolls Waldweihnacht

Von GERALDINE CAPAUL ( Text) und TIBOR NAD (Fotos)

~ Hintergrund ~ WEIHNACHTEN

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~ Hintergrund ~ WEIHNACHTEN

I

n der Tanne im Wald hängen ein Regenbogen und ein Halbmond. Sie haben eine Geschichte. Wie auch der kleine Plastikkoffer. Oder der Tukan aus Perlen. Und der Glitzerfisch, in dessen Bauch zwei Kristallherzchen liegen. Wir befinden uns im Wald, in der Nähe von Biel. Hier feiert Familie Stoll dieses Jahr Weihnachten. Coronabedingt. Weil Weihnachten bei Stolls wichtig ist, also wirklich wichtig, wird auch im Wald alles richtig gemacht. Das heisst: Ein Feuer brennt, ein Baum ist geschmückt, im Holzhaus stehen Platten mit Mini-Canapés, Kerzen leuchten, Tee wird aus Rentiertassen getrunken und auf dem Tisch schüttelt Mr. Nono, ein kleiner Chlaus, seinen Kopf. Daneben dampft die Holzeisenbahn aus Nürnberg. Hübsch, oder nicht? Darüber ist sich die Familie nicht einig. Familie Stoll, das sind Nana Katharina (67), Nono Alain (70), der Hund Bosco (4), Tochter Aline (41) und ihre Zwillinge Elie und Noée (13) sowie Sohn David (40) mit seiner Frau Nora (40) und den Kindern Leo (10) und Malou (8), die an dieser weihnachtlichen Hauptprobe nicht dabei sind. Es läuft «Last Christmas» und «Rudolph the red nosed reindeer», es wird viel gelacht, geredet, getanzt; am Feuer gewerkelt und Bosco mit Canapés und Grittibänzen verwöhnt. «Weihnachten bedeutet für mich Wärme, Zusammensein in einer kalten Jahreszeit», sagt Katharina. Wann das Fest gefeiert wird, spielt keine Rolle. Einfach irgendwann im Dezember. Wo? Auch egal. Katharina ist schon nach Hawaii und Borneo geflogen, um mit ihren Kindern die Weihnachtszeit zu verbringen. Heilig ist ihnen vieles, aber nicht im religiösen Sinn. Heilig sind ihnen ihre Traditionen, keine Konventionen. Das bedeutet, dass bei Katharina alle vier Adventskerzen ab Anfang Dezember brennen, dass Aline mit ihren Töchtern acht Sorten Guetzli macht – 9 Kilo –, sich darunter kaum ein weihnachtliches Sujet befindet. Es bedeutet, dass es für alle vier Enkel einen Adventskalender mit Päckli gibt, an Weihnachten aber bis aufs Wichtelritual mit Socken keine Geschenke. Es bedeutet vor allem, dass nicht alles schön sein muss, dass Geschichten wichtig sind. Und Erinnerungen. Tochter Aline zeigt auf den Regenbogen und den Halbmond, die gut sichtbar am Baum hängen: «Mein Mann Philippe ist vor zwei Jahren gestorben. Er hat uns immer gesagt, dass er über die Regenbogenbrücke zum Mond geht und dort seiner Leidenschaft, dem Kochen, weiter nachgehen wird.» Es wird still auf der Waldlichtung. Philippe war ein Spitzenkoch. Er hat seine Leidenschaft seinen Töchtern vererbt und damit für eine weitere Tradition gesorgt: Am Weihnachtsabend ~

Katharina

Alain

Aline

Elie

Noée

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~ Hintergrund ~ WEIHNACHTEN

Über die Regenbogenbrücke zum Mond – Erinnerungen an Noées und Elies Vater Philippe.

# 12 ~ 2020


Aus dem

Familienalbum Keine zu klein: ­Katharina 1957 mit ihrem Bruder. Der Nürnberger Holzzug ist Alains Sache, die Kinder Elie, Leo, Noée und Malou helfen mit.

Alles ausser gewöhnlich: Weihnachten wird gewichtelt, geschenkt werden Socken. «Meine vier Enkel und zwei Kinder kommen an erster Stelle»: Katharina mit Elie und Noée.

Bleibende Traditionen: Philippe hat immer mit seinen Töchtern gekocht, wie hier zusammen mit Noée die frischen Ravioli (links) und mit Elie das Dessert.


~ Hintergrund ~ WEIHNACHTEN

35 «Es geht ums Beisammensein»: Katharina, Alain und Bosco.

Passender Haarschmuck: Auch draussen helfen Elie und Noée bei allem mit. Gefeiert wird übrigens tagsüber, um die Nachtruhe der Tiere nicht zu stören. Und danach wird alles aufgeräumt.

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~ Hintergrund ~ WEIHNACHTEN

36 bei ihnen zu Hause kreierte er mit Elie das Dessert. Jedes Jahr haben die beiden die Familie mit einer neuen süssen Überraschung verwöhnt. Die Vorspeise hingegen ist bis heute gesetzt: frische Ravioli mit Schinken und Ricotta. Philippe hat sie Noée beigebracht. Heute fertigt sie die Pasta nach Papis Rezept allein – auch den Teig. Aline schmückt den Baum selber, abends, wenn die Mädchen im Bett sind. Das dauert gut fünf Stunden. Das hat sie vor zwei Jahren so gemacht, auch wenn es ein Kraftakt war. Und das wird sie auch dieses Jahr so machen, denn «am Morgen, diese leuchtenden Kinderaugen …» Katharina wiederum schmückt den Baum mit ihren Enkeln. Sie brauchen zwei Tage dafür. «Am Schluss sieht man kaum mehr grün», sagt Aline. Dafür Steiff-Bären, Swarovski-Sterne, eine elektrische Eisenbahn, die in der Krone ihre Bahnen zieht, und zahlreiche Sujets und Kugeln. Von allen Ferien bringen ihr Familie und Freunde Weihnachtsdeko mit und mehrmals pro Jahr besucht Katharina das Weihnachtshaus Johann Wanner in Basel. Da kommt einiges zusammen, so viel, dass Katharina einen Bastelraum für den Schmuck mieten musste. Immer am Baum hängt auch der Glitzerfisch mit den beiden Herzen im Bauch: Den hat Katharina gekauft, als Aline mit den Zwillingen schwanger war. Für den vermutlich unschönsten – die Stolls sagen hässlichsten – Baumschmuck ist übrigens der Sohn verantwortlich. Ein blauer Plastikkoffer aus Berlin, ein Souvenir vom damals 20-jährigen David. Der Koffer gehört an den Baum, auf die Rückseite. Es hängen noch viele Sachen da, die nach einer Geschichte verlangen. Zum Beispiel der süsse Tukan aus bunten Perlen. «Den hat mir die Familie meines Sohnes aus Costa Rica mitgebracht. Die beiden Enkel haben ihn ausgesucht.» Und das grinsende Schwein? «Das ist eine Erinnerung an unser verstorbenes Hängebauchschwein Bruno.» Was hat es mit diesem Samichlauspaar auf sich? «Das haben mein Mann Philippe und ich auf Hawaii gekauft, wo wir vier Jahre gelebt haben», sagt Aline. «Es steht für unsere Beziehung.» Noée und Elie lieben Weihnachten genauso sehr wie ihre Mutter und ihre Nana, Noée hört sogar das ganze Jahr Weihnachtslieder und in der Adventszeit hat sie einen eigenen Baum in ihrem Zimmer. Für die Playlist an der Feier ist denn auch sie zuständig. Kulinarisch gibts bei Katharina keine Experimente. Nach den Canapés zum Apéro isst die Familie ein Fondue, zum Dessert die Guetzli. «Ich will die Zeit nicht in der Küche verbringen», sagt Katharina, «sondern mit meiner Familie.» •

Gehören dazu: Ein Rentier, Canapés, viele Kerzen und der Plastikkoffer von David.

Im Traditions­ geschäft ­« Johann Wanner» in Basel ist das ganze Jahr über Weihnachten. Katharina Stoll besucht es mehrmals pro Jahr.

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~ Hintergrund ~ WEIHNACHTEN

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Am Fest machen sich alle chic, sogar Bosco. Er trägt seine rote Seidenkrawatte, die ihm Elie von ihrem Taschengeld gekauft hat.

«Diese leuchtenden Kinderaugen»: Aline mit ihren Töchtern Noée und Elie.

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~ Kolumne ~ GROSSMÜTTERREVOLUTION

Kindergeburtstag de luxe

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MANIFESTGRUPPE, EINE ARBEITSGRUPPE DER GROSSMÜTTERREVOLUTION

M

Die Manifestgruppe ist eine sehr aktive Arbeitsgruppe, die sich, je nach Arbeitsbereich, auch immer wieder neu zusammensetzt. Sie mischt sich in das politische Geschehen ein und verleiht den Stimmen von alten Frauen Gewicht. Die Arbeits-

grosser Sack Gummibärchen, ein Karton mit Legofiguren und als besondere Zugabe zwei Geschenktaler vom nahen Einkaufszentrum. «Alle Kinder erhalten RUTH FRIES aus Wallisellen ist diplodas, Geschenke gibt es doch an jedem mierte Fundraiserin Fest», erklärt er mir gelassen. und war früher in der Eine kurze Umfrage im Bekanntenkreis Taubblinden-Beratung des zeigte Erstaunliches. Nicht nur, was die ­Zentralvereins für das Blinden­wesen tätig. Kinder nach Hause tragen wird aufwenSie ist Mitglied des diger, auch die mitgebrachten Päckli werMatronats und seit den immer kostspieliger, Geschenke im Beginn der Grossmütter­ Revolution dabei. Wert von 20 Franken oder noch mehr sind leider keine Seltenheit. Wer etwas Selbstgebasteltes, eine Zeichnung oder «nur» ein kleines Spiel mitbringt, ist kein gefragter Gast. Warum um Himmels willen schaukeln sich die Eltern gegenseitig so hoch? Reichen Luftballons, Kuchen und gemeinsame Spiele wirklich nicht mehr? In gemeinsamer Absprache liesse sich die Veränderung vom Kindergeburtstagsfest zum kostspieligen Event doch sicher stoppen, können doch nicht alle Familien bei dieser Entwicklung mithalten. Eine Mutter erzählte mir, dass sie leider nicht mehr nur glücklich darüber sei, dass ihre Kinder so beliebt sind. Bei ihrem etwas kleineren Budget würden die Einladungen immer mehr zur Belastung. Wie anders ist da kürzlich ein Fest in unserem Hause verlaufen. Das Geburtstagskind hat im Garten mit tatkräftiger Unterstützung der Mutter ein Zelt aufgestellt. Das Mädchen und ihre kleinen Gäste haben auf dem Campingkocher gemeinsam gekocht und sie durften sogar im Freien übernachten. Wie aufregend und spannend! Ich hörte die Kinder immer wieder lachen und nach dem Eindunkeln – eingekuschelt in ihre Schlafsäcke – flüstern und kichern. Vermutlich hat niemand die grossen Gastgeschenke vermisst. Die bleibende Erinnerung an ein aussergewöhnliches Geburtstagsfest klingt aber sicher noch lange Zeit nach. •

gruppe ist offen für weitere engagierte Frauen, die an verschiedenen Umsetzungen der Manifestinhalte und Berichte interessiert sind. Als Grundlage für die Grossmütter-Manifeste hat die Arbeitsgruppe seit ihrer Gründung verschiedene Studien und Berichte in Auftrag gegeben: «Das 4. Lebensalter ist weiblich», «Care-Arbeit unter Druck», «Selbstbestimmung und Abhängigkeit» und ein weiteres Manifest «Das hohe Alter ist uns teuer» verfasst.

ein Enkel kommt müde, aber zufrieden vom Geburtstagsfest seines Gspändlis nach Hause. In den Händen ein Sack voller «Bhaltis». «Was hast du denn da alles drin?», frage ich interessiert. Die Auslegeordnung macht mich sprachlos. Ein

12 ~ 2020

Anneliese Burger von der Manifestgruppe: «In der GrossmütterRevolution kann ich mich mit Frauen meiner Generation über mir wichtige Themen austauschen, mein gleichstellungspolitisches Engagement fortsetzen und in innovativen Projekten, insbesondere für mehr Lebensqualität auch im (hohen) Alter, mitarbeiten.» Sind Sie ebenfalls politisch interessiert und möchten Sie mitgestalten, etwas bewegen und gehört werden? Besuchen Sie uns auf : grossmuetter.ch/ Arbeitsgruppen/Manifestgruppe


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Ihr

Kinderlein

kommet Ein schlummernder Säugling unter dem Christbaum, während die Erwachsenen glücklich am Glühwein nippen ? Möglich. Für alle anderen haben wir Tipps für eine frohe Weihnacht mit dem ersten Babyenkel. Von GERALDINE CAPAUL ( Text) und IRENE MEIER (Illustration)

Zum ersten Mal Weihnachten feiern mit dem frischgeborenen Enkel ist auch für viele Grosseltern aufregend und besonders emotional. Nicht selten sind dann die Vorstellungen so romantisch und die Erwartungen dementsprechend hoch, dass am Schluss entweder das Baby laut schreit oder die Grosseltern heimlich weinen. Damit es nicht so weit kommt, haben wir ein paar Tipps zusammengestellt und mit der Familienberaterin Brunhilde Moritz gesprochen. Grundsätzlich gilt: Die Feier im Voraus besprechen – auch wenn das Baby tiefenentspannt und die Eltern und Grosseltern total flexibel sind.


~ Hintergrund ~ ERSTE WEIHNACHTEN

*

Der frühe Vogel fängt das Christkind: Das Baby ist am Nachmittag vermutlich entspannter als am Abend nach einem Tag voller Eindrücke. Deshalb: Ein spätes Mittagessen, um 16 Uhr Glühwein, Guetzli und Christbaum. Und wenn dann alle noch mögen, toll. Wenn nicht: Vielen Dank, tschüss zusammen und bis bald. Weihnachten ist auch tagsüber schön und da Wintertage eher dunkel sind, strahlen die Kerzen am Baum die gleiche Wärme aus wie abends um 20 Uhr.

*

Zu dir oder zu mir: Bei sich zu Hause haben die Eltern alles, das kleine Enkelkind ist in seiner gewohnten Umgebung und schläft so vermutlich besser. Andererseits haben die Eltern neben dem Säugling auch noch Gäste zu betreuen – auch wenn es die Grosseltern sind – und sind darauf an­gewiesen,

«VIELLEICHT IST ES MÖGLICH, DIE FEIER IN ZWEI ABSCHNITTE AUFZUTEILEN» Nachgefragt bei BRUNHILDE MORITZ, Bereichsleiterin Fachstelle für Jugend-, Einzelund Familienberatung im Bezirk Rheinfelden

Viele Grosseltern feiern seit Jahren mit dem immer gleichen Ablauf. Apéro um 17 Uhr, Essen um 18 Uhr, Singen beim Baum um 20 Uhr. Mit einem Baby läuft das nicht mehr so reibungslos ab. Wer muss sich anpassen, das Baby oder die Grosseltern? Ich würde sagen, dass es ein ganz besonderes Ereignis ist, Grossmutter und Grossvater sein zu dürfen. Für die Eltern des Babys ist die neue Aufgabe sowohl eine Freude als auch eine Herausforderung, da das ganze Leben um­

dass die Gäste gehen, wenn sie oder das Kind müde sind. Zum Fest bei den Grosseltern muss zwar mehr eingepackt werden, dafür darf sich die junge Familie da verwöhnen lassen. Und kann jederzeit nach Hause, sollte es nicht mehr passen. Das kann auch nur ein Elternteil sein mit dem Baby, der andere darf gern noch bleiben.

gekrempelt wird. Deshalb ist es ein besonders wertvolles Geschenk, wenn sich die Grosseltern nach den Bedürfnissen des Kindes erkundigen und die Bereitschaft zeigen, die Weihnachtsfeier in Absprache mit den Eltern des Kindes entsprechend anzupassen. Vielleicht ist es möglich, die Feier in zwei Abschnitte aufzuteilen: zuerst mit Baby und anschliessend setzen die Erwachsenen die Feier fort.

Weniger ist mehr: Es braucht nicht viele Fotos, um sich an das erste Weihnachten mit Enkelkind zu erinnern. Es braucht keinen Berg an Geschenken, eigentlich reicht das Geschenkpapier, mit welchem das Baby spielen kann. Und es braucht kein Fünfgang-Menü.

Wie kommuniziert man das, ohne dass jemand verletzt wird? Da die Eltern des Kindes viel um die Ohren haben, wäre es hilfreich, wenn die Grosseltern das Thema ansprechen und sich, wie erwähnt, nach den Bedürfnissen des jüngsten Familienmitglieds erkundigen würden. Vielleicht könnten die Grosseltern Entlastungsangebote machen und allenfalls fragen, ob sie einen Teil der Speisen fertig zubereitet mitbringen sollen. Viele Grossmütter sind ja tolle Köchinnen.

* *

Apropos Essen: Wichtig, klar Aber noch wichtiger ist das glückliche Beisammensein ohne Druck. Dipgemüse schön ange­richtet zur Vorspeise. Oder Mini-Canapés wie aus unserer Bildergeschichte (S. 30). Zur Hauptspeise ein heisser Schinken oder gebackener Geisskäse, beides schmeckt auch, wenn es nicht mehr warm ist. Dazu Pommes frites? Und zum Dessert die feinen Weihnachtsguetzli.

* * *

Besinnlich: Kerzenlicht und Singen ist schön. Das mögen alle. Langes Auspacken der Geschenke und Geschichtenerzählen eher nicht.

Tragebabys dürfen auch an Weihnachten mehrheitlich im Tragetuch oder Manduca sein.

Alle freuen sich riesig auf das erste Weihnachten mit dem ersten Enkel. Warum kann es trotzdem zu Stress oder gar Tränen kommen? Zu Stress und Tränen kommt es meines Erachtens, wenn sich die Familienmitglieder überzogenen Erwartungen hingeben. Daher ist es wichtig, vor dem Fest die Wünsche aller Beteiligten zu erfragen und zu schauen, was sich davon vor dem Hintergrund der besonderen Situation verwirklichen lässt. Wie ändert man lieb gewordene Traditionen? Es ist anspruchsvoll, lieb gewordene Traditionen zu ändern. Überlegen, ob sich ein Teil der Traditionen auch mit Baby leben lässt. Diesen Teil frühzeitig als Wunsch formuliert ins Gespräch mit den Eltern des Kindes einbringen. •

Nächstes Jahr wird vieles einfacher.

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~ Hintergrund ~ INTERVIEW

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« Warum sollte man in einer verschissenen Situation motiviert bleiben ? » Solidarität, Ängste, Familienbande: ­Psychoanalytiker und Satiriker Peter Schneider im Gespräch über das schwierige Jahr 2020.

Braucht es Krisen, um glücklich zu sein ?

# 12 ~ 2020


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Braucht der Mensch Regeln ?

Wie bleiben wir zuversichtlich ?


~ Hintergrund ~ INTERVIEW

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Von GERALDINE CAPAUL und KARIN DEHMER (Interview) und IRENE MEIER (Illustrationen)

Peter Schneider, braucht es Krisen, um glücklich zu sein? Peter Schneider: Es mag Menschen geben, die erst in Krisensituationen aufblühen. Aber generell? Nein. Allenfalls gibt es ein Glücksgefühl, eine Krise gemeistert oder doch wenigstens heil überstanden zu haben. Aber dieses Glück ist dann vermutlich nicht von langer Dauer? Ich fürchte nicht. Glücksmomente sind generell eher flüchtig. Man kann ohne Mühe Verletzungen, Krisen und Momente grossen Unglücks der letzten zehn Jahre abrufen. Wenn es aber darum geht, sich daran zu erinnern, wann man besonders glücklich gewesen ist, gerät man ins Stocken. Weshalb ist das so? Ich vermute, dass es damit zusammenhängt, dass Glücksmomente diffuser

sind und die Stimmung wichtiger als das Ereignis selber: Sie sind nicht Erfolgserlebnisse im Gegensatz zu Misserfolgen oder Schicksalsschlägen. 2020 war ein schwieriges Jahr. Ist es unangebracht, wenn wir versuchen, ihm etwas Positives abzugewinnen? Darf ich etwas ausholen? Gerne. 1969, auf dem Höhepunkt der Frankfurter Studentenrevolte, haben zwei Journalisten des «Spiegel» Theodor Adorno interviewt. Sie begannen ihre erste F ­ rage mit der Feststellung «Vor zwei Wochen schien die Welt noch in Ordnung ...». Adorno unterbrach sie: «Mir nicht». Man darf bei allem Pandemie-Elend 2020 nicht vergessen, dass in den Jahren zuvor auch nicht alles überall auf der Welt «in Ordnung» war und dass es selbst bei Pandemien nicht

einfach ein «Wir» gibt. Für eher menschenscheue Zeitgenossen mag der Lockdown mit dem Homeoffice sogar eine Erleichterung gewesen sein, für manche war die Unterbrechung eingefleischter Gewohnheiten vielleicht eine Gelegenheit, diese zu überprüfen und zu verändern. Aber man sollte trotzdem nicht in diese «Krise als Chance»-Rhetorik verfallen. Für Alleinerziehende oder Eltern in beengten Wohnverhältnissen war das Homeschooling mehr als nur eine Herausforderung, wer um seine Existenz fürchten musste, wird das alles kaum als positiv in Erinnerung behalten. Man muss also immer schauen, wer weshalb und unter welchen Umständen dem Krisenjahr etwas abgewinnen konnte. Nun hat sich die Situation wieder verschlechtert. Wir wissen, was das bedeuten kann. Macht es dieses

Man darf bei allem Pandemie-Elend 2020 nicht vergessen, dass in den Jahren zuvor auch nicht alles überall auf der Welt «in Ordnung» war und dass es selbst bei Pandemien nicht einfach ein «Wir» gibt.

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~ Hintergrund ~ INTERVIEW

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Die Rede von der Eigenverantwortung in einer Pandemie ist so sinnvoll wie der Versuch, die Feuerwehr abzuschaffen und stattdessen jedem einen Feuerlöscher in die Hand zu drücken. ­ issen schlimmer? Oder sind wir nun W alle besser vorbereitet? Ich glaube, es ist schlimmer. Im Frühling hatte man den Eindruck, Bundesrat und BAG machten auf eine besonnene Weise ihre Arbeit; es gab für einen kurzen ­Moment eine solidarische Stimmung in der Bevölkerung. Nun sind diese ­Illusionen sichtbar zerstört. Die Erzählung von der Maske, die nicht schützt, war eine dreiste Notlüge; kleinteilige Eigeninteressen und Lobbyismus haben sich über epidemiologische Vernunft hinweggesetzt; die Rede von der Eigenverantwortung in einer Pandemie ist so sinnvoll­wie der Versuch, die Feuerwehr abzuschaffen und stattdessen jedem einen Feuerlöscher in die Hand zu drücken. Eigenverantwortung in einer Krise ist also fehl am Platz. Der Mensch braucht Regeln? Nicht «der Mensch» braucht Regeln, sondern «Gesellschaften bei der Bewältigung gesellschaftlicher Aufgaben». Es geht dabei auch nicht einfach um «Regeln», sondern um soziale Institutionen, die funktionieren müssen. Es ist auffallend, wie sich Gräben a ­ uftun zwischen Alt und Jung, ­zwischen Menschen mit unterschiedlichen Haltungen. Warum war

für Sie klar, dass sich die solidarische Stimmung nicht halten kann? Solidarität setzt in einem gewissen Mass gleiche Interessen voraus. Die gibt es aber nicht über eine gesamte Gesellschaft gesehen. Die einen bekommen Kurzarbeitsgeld, die anderen können sehen, wo sie bleiben. Keinen Erwerbsersatz bekommen die, denen man empfohlen, aber nicht befohlen hat, ihr Geschäft zu schliessen.

nisse tatsächlich nicht mehr betreffen. Während des Lockdowns hiess es immer, der Mensch sei schliesslich ein soziales Wesen, darum sei es so schlimm, wenn ein Social Distancing gefordert werde. Darüber vergisst man, dass Menschen auch in anderer Weise sozial sind, und zwar in der Weise, dass man ein gemeinsames Fundament von begründeten und begründbaren Anschauungen teilt.

Ganz konkret: Was raten Sie ­Menschen, die beim Gedanken an die nächste Zeit in Panik geraten? Was soll ich sagen? Panik ist nie hilfreich – aber ein solcher Tipp ist seinerseits auch meist nicht hilfreich. Die Angst jedenfalls ist berechtigt. Und Panik entsteht dann, wenn man hinsichtlich der Vorsorgemassnahmen, zu welchen einen die Angst anhält, ­keinerlei Zutrauen mehr haben kann.

Haben Sie persönlich Angst? Selten, weil ich Situationen meide, in denen ich berechtigterweise Angst haben müsste. Aber ich habe Angst um andere Menschen, wie meinen Vater, der bald 89 Jahre wird und in dessen Strasse es bereits mehrere Covid-Erkrankungen gegeben hat. Oder um meine Frau, die zehn Jahre älter ist als ich.

Wäre in diesem Fall eine Kopf-in-denSand-Strategie angebracht? So wenig wie möglich über die aktuelle Situation lesen oder nachdenken. Ausblenden, Durchhalten, Abwarten? Kein Mensch ist eine Insel. Man kann sich nicht vom Strom der Nachrichten abkoppeln – ausser man zieht wirklich in die Wildnis, wo einen diese Ereig-

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Besuchen Sie Ihren Vater? Zwischen uns liegen 700 km. Da kann man nicht einfach mal vorbeigehen. Aber wir telefonieren jeden Tag. Mit meiner Frau und meinem Sohn war ich im Spätsommer bei ihm. Wir konnten uns damals nur draussen aufhalten, auf der Autofahrt haben wir Masken getragen. Danach bin ich Anfang Oktober noch einmal alleine zu ihm gefahren, gerade noch rechtzeitig, bevor die Schweiz zum Risikogebiet wurde. ~


~ Hintergrund ~ INTERVIEW

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Ich glaube, dass noch ein weiteres­ ­Unbehagen eine Rolle spielt: nämlich die Frage nach der Normalität, zu der wir angeblich baldmöglichst ­ zurückkehren wollen oder sollen. Niemand weiss, wie lange die Pandemie noch dauern wird, wann es einen Impfstoff geben wird und wie wir wirtschaftlich davonkommen werden. Dieses Aushalten des «Nichtwissens» ist eigentlich eines der grössten Probleme, oder? Dem kann ich nicht widersprechen. Allerdings müssen wir uns nicht auf eine völlig unbestimmte Zeit einstellen. Dass verschiedene Impfstoffe im Lauf des nächsten Jahres zur Verfügung stehen und vermutlich auch Medikamente gegen Covid-19, ist höchstwahrscheinlich. Ich glaube aber, dass noch ein weiteres Unbehagen eine Rolle spielt: nämlich die Frage nach der Normalität, zu der wir angeblich baldmöglichst zurückkehren wollen oder sollen. Dieses Konzept der Normalität ist bröckelig geworden. Diese Krise ist ein Ereignis, das die Lebensgewohnheiten erschüttert hat, bei manchen Menschen vielleicht nachhaltig. Sie haben sich von ihrer sogenannten Normalität entfremdet. Nicht alle, die im Homeoffice waren, wollen beispielsweise nichts lieber, als ihre Arbeitskollegen wiederzusehen. In unserem Umfeld nehmen wir Ermüdungserscheinungen wahr. Wie bleiben wir zuversichtlich und vor allem motiviert?

Warum sollte man in einer verschissenen Situation auch unbedingt motiviert bleiben? Um zuversichtlich zu bleiben, kann man sich sagen, dass es oft – aber leider eben nicht immer – besser kommt als in den schlimmsten Befürchtungen. Wer sich besonders motivieren mag, kann ja jeden Morgen laut singen «Es geht alles vorüber, es geht alles vorbei ...» Würde mir die momentane Situation psychisch ernsthaft zusetzen, wäre diese Antwort jetzt ein etwas zynischer Schlag ins Gesicht. Sie ist nicht zynisch, aber sarkastisch gemeint. Der Zwang «zuversichtlich und motiviert» zu bleiben, scheint mir eher zynisch zu sein. Kann es sein, dass uns diese Monate, in denen wir uns von unseren Eltern, die Kinder sich von ihren Grosseltern fernhalten mussten, noch näher zusammengebracht haben? Auch das dürfte eine sehr individuelle Angelegenheit sein. Ehepaare, welche ohnehin die Zweisamkeit lieben, haben diese Monate vielleicht auch geniessen können. Wer vielfältige soziale Kontakte braucht, hat sicher gelitten. Wer auch sonst nach Ausreden sucht, um sich

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vor einem Besuch der alten Eltern zu drücken, konnte erleichtert aufatmen; wer seine Eltern vermisst, dem ist diese Zeit schwergefallen. Grundsätzlich: Schwächen schwere Zeiten bereits schwierige Familienbande? Das ist wohl so. Ausser in romantischen Komödien. Die bringen Familien­ mitglieder zusammen, die schon vor dreissig Jahren den Kontakt ­abgebrochen haben. Viele Grosseltern, die aufgrund der Empfehlungen auf ihre Enkel verzichten mussten, sprechen von gestohlener Zeit. Kann man diese verlorene Zeit gefühlt aufholen? Mithilfe von Zoom, Facetime, Telefon kann man die Zeit der Trennung sicher erträglicher gestalten. Ich lese zum Beispiel meinen Göttimeitli jeden Abend, wenn ich nicht zu lange in der Praxis arbeite, eine Gutenacht-Geschichte per Facetime vor. Solche Gewohnheiten machen es leichter. Unsere Kinder sind in der Kita und in der Schule von Erwachsenen mit Masken umgeben. Auch beim Einkaufen und im öffentlichen Verkehr. Was macht das mit unseren Kindern?


~ Hintergrund ~ INTERVIEW

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ander in der Gesellschaft nachhaltig verändern? Jedenfalls nicht so gravierend und nachhaltig, wie sich das manche Menschen beim Ausbruch der Pandemie gewünscht haben. Hoffentlich aber wird man ein paar Lehren zur Vorsorge für ähnliche künftige Ereignisse ziehen. Nun war 2020 vor allem, aber nicht nur Corona. Viele von uns hatten und haben schöne Erlebnisse und Begegnungen wie in jedem anderen Jahr auch und stecken diese Pandemiezeit weg. Verglichen mit anderen Ländern geht es uns immer noch gut. Was halten Sie generell von etwas mehr stiller Dankbarkeit? Dem Bundesrat gegenüber oder gegenüber dem Schicksal? Wir haben eine der höchsten Infektionsraten in Europa! Aber Sie haben insofern recht, dass man aufpassen muss, nicht in einen Dauerempörungsmodus zu verfallen. •

Foto: Claudia Herzog

Vermutlich nichts Schlimmes. Aber ich wette, dass irgendwelche Theorien durch die Medien geistern, dass Kinder, die nicht den ganzen Tag unverhüllte Erwachsenengesichter sehen, in der Entwicklung mindestens fünf Jahre zurückbleiben und zehn Jahre früher sterben. Wird diese Corona-Zeit unser Mitein-

PETER SCHNEIDER (63) ist Psychoanalytiker mit eigener Praxis in Z ­ ürich und Satiriker. Er lehrt an den ­Universitäten Zürich und Berlin, ist Kolumnist sowie Autor. 2020 erschienen von ihm drei Bücher: «Normal, gestört, verrückt – Über die Besonderheiten ­psychiatrischer ­Diagnosen» (Verlag Klett-Cotta), «Follow the Science? Plädoyer gegen die wissenschaftsphilosophische Verdummung und für die wissenschaftliche Artenvielfalt» (Verlag Edition Tiamat) sowie «Jungbleiben ist auch keine Lösung – Ein Buch übers Älterwerden» (Verlag Zytglogge). peterschneider.info

Wer sich besonders motivieren mag, kann ja jeden Morgen laut singen « Es geht alles v­ orüber, es geht alles vorbei ... »

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~ Dossier ~ FRAUENSTIMMRECHT

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Die Qual vor der Wahl R SIE S O D

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~ Dossier ~ FRAUENSTIMMRECHT

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Sie arbeiteten, erzogen Kinder und engagierten sich in der Gesellschaft. Aber wählen oder abstimmen durften die Schweizer Frauen nicht. Bis zum 7. Februar 1971. Vor 50 Jahren gelang ihnen endlich der wichtige Schritt Richtung Gleichstellung, die Männer sagten JA zum Stimm- und Wahlrecht für die Frauen. Wir erinnern uns. Von KARIN DEHMER (Redaktion) und RINGIER BILDARCHIV (Fotos)

Von MARIA BONINA, VEREIN CH 2021 Das Jubiläum des Schweizer Frauenstimmrechts steht vor der Tür. 2021 feiern wir die Tatsache, dass die Frauen in unserem Land seit 50 Jahren abstimmen und wählen Ja! Wahlplakate am Bahnhof Zürich, 29. Januar 1959.

dürfen. Zum Vergleich: In Deutschland und in Österreich wurde das Stimmrecht für die Frauen bereits 1918 eingeführt. 50 Jahre sind also ziemlich wenig. Ein guter Anlass darüber nachzudenken, wieso den Frauen ihr Stimm- und Wahlrecht erst zu diesem späten Zeitpunkt gewährt wurde. Aber auch, um aufzuzeigen, was diese Veränderung der gesamten Schweizer Bevölkerung – nicht nur den Frauen – gebracht hat; in Politik, Wissenschaft, Kultur und Gesellschaft. Zu diesem Anlass wurde der Verein CH2021 gegründet. Er bietet eine Plattform, um in drei Sprachen über die geplanten Aktivitäten im Jubiläumsjahr zu informieren. Frauen und Männer, Organisationen und Interessierte aus den verschiedensten Bereichen sind aufgerufen, ihre Ideen für das Jubiläum einzubringen, um es so zu einem unvergesslichen Meilenstein der modernen Demokratie werden zu lassen. ch2021.ch

Foto: ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv, Hans Gerber

Foto: Hans Gerber © StAAG/RBA

Mit Fackeln und Transparenten: Demonstration für das Frauenstimm- und wahlrecht 1966 in Zürich.

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~ Dossier ~ FRAUENSTIMMRECHT

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Der Kampf

der Appenzellerinnen Im Kanton Appenzell brauchten die Frauen einen besonders langen Atem. Bei ihrem Kampf für das Stimm- und Wahlrecht mussten sie quasi bei null anfangen – auf Gemeindeebene. Eine persönliche Erinnerung an fünf Generationen weiblicher Widerstandskraft.

Die Bärin «Ida Schläpfer» des Trogener Künstlers H.R. Fricker. Die Kunstfigur gab erst Ruhe, als die Ausserrhoder Frauen endlich auch auf kantonaler Ebene politisches Mitspracherecht erhielten.

E

Von FRANZISKA SCHLÄPFER (Text)

rinnerungen verblassen. Vielleicht wandelt sich sogar ihr Wahrheitskern. Auch in dieser bitteren Geschichte. 1970 war ich 25. Fünf Jahre verheiratet, vier Kinder: zwei meines verwitweten Mannes, zwei eigene. Drei Buben, ein Mädchen, Einfamilienhaus, Garten, Haushaltlehrtochter, Katzen – und der Drang, mich ausserhalb der Familie einzumischen. Im Jahr zuvor hatte ich das «Frauenpodium Herisau» initiiert. Irgendetwas wollte ich tun, um das politische Bewusstsein zu wecken, zu fördern, zu stärken. Schliesslich ging es 1970 um das Frauenstimm- und wahlrecht auf Gemeindeebene. Auf Gemeindeebene! Ich erinnere mich: voller Saal zum ersten Treffen. Hundert Frauen, neugierig, doch leicht verlegen. Der zweiten Einladung folgte keine mehr. Zu früh, viel zu früh. 20 Jahre später, am 14. Juni 1991, dem ersten nationalen Frauenstreiktag, sammelten Ausserrhoder Frauen Unterschriften: Die Gleichberechtigung von Frau und Mann in allen Lebenslagen gehöre in die Kantonsverfassung. Da hatte ich Herisau längst verlassen. Doch an die Landsgemeinde 1970

in Trogen erinnere ich mich lebhaft. 26. April, der letzte Sonntag im Monat. Es schneite grosse Fetzen, die Stimmung kippte vom Würde- und Weihevollen ins Tumultuöse. Viermal musste abgestimmt werden bis zum Verdikt: Abgelehnt. Kein Stimm- und Wahlrecht für Frauen auf Kantonsebene. Auf eidgenössischer Ebene harzte es auch. Am 7. Februar 1971 kamen die Frauen endlich zu ihrem Recht. Sind unsere Männer Europas letzte Machos? Auf den ersten Blick vielleicht, doch in Europas parlamentarischen Demokratien setzten die Parlamente die politische Gleichstellung durch. Müssig zu spekulieren, wann die Bayern das Frauenstimmrecht in einer Volksabstimmung eingeführt hätten. Das Trauerspiel in Ausserrhoden wiederholte sich, der Widerstreit von Gefühl und Verstand. Die Angst, Werte, Traditionen, Eigenart zu verlieren. Die Männerlandsgemeinde war so unbestritten, dass das Frauenstimmrecht erst nach 1971 ernsthaft diskutiert wurde. 1972 ermöglichte die Landsgemeinde das kommunale Stimmrecht, lehnte aber das kantonale ab. Eben-

Frauen seien emotional, also untauglich für die Politik.

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51 so 1976, 1979, 1984. Wer auf den Generationenwechsel gehofft hatte, hatte sich getäuscht. Immer mehr Junge stimmten Nein. Frauen seien emotional, also untauglich für die Politik. Sie regierten dafür in der Familie. Mit dieser Rolle waren viele Frauen zufrieden. Eine Politikerin war ich nicht, aber bloss in der Familie regieren? Schreiben vielleicht? Für die «Appenzeller Zeitung», das familiäre Unternehmen? «Nein», beschied der Schwiegervater, «eine Frau Schläpfer arbeitet nicht.» Ich unterlief das Veto. Eines Tages gratulierte er mir zu einem Text. Ein Bericht über meine Frauengruppe? Könnte sein. Über Jahre folgte mir monatlich eine Schar in Kunstausstellungen, zu allerlei Ausflügen, Vorträgen, Diskussionen, Filmvorführungen. Unterschlupf fanden wir unter dem Dach der Casino-Gesellschaft Herisau, 1837 gegründet als «Mittelpunkt für geistige und gesellige

geschäft, entschied das Sortiment mit, verkaufte, gestaltete die Schaufenster. Und, klar, führte den Haushalt, bewirtete Gäste, fand Zeit für ihre Kunst, fuhr ihren alten MG. Beeindruckend auch die Grossmutter väterlicherseits, eine stattliche, stolze, strenge Frau mit schlohweissem Haar. Ein Erwachsenenleben ohne Ferien. Wirtin im Gasthaus «Löwen», im üblichen Doppelunternehmen Bauernhof plus Wirtschaft. Früh verwitwet, führte sie noch drei Jahrzehnte die «Blume» an der Herisauer Schmiedgasse. Die Männer jassten, diskutierten, tranken ihren Zweier Kalterer oder mehr. Sie hörte zu, redete mit, bis ein paar Tage vor ihrem Tod. Appenzeller Wirtinnen gehörten zu den wenigen Frauen aus dem Volk, die mit Nachrufen geehrt wurden – und noch werden. Was ist mit den nachkommenden Frauen? Den Enkelinnen? Anna, Sekundarlehrerin im ausserrhodischen

Unterhaltung der gebildeten Männer und Jünglinge». Jahrzehnte nach mir wurde die «Frauengruppe» zur «KulturElle». An der Landsgemeinde 1989 in Hundwil fiel der historische Entscheid. Eine Zitterpartie. Der mutige Landammann beschied Annahme. Dann ging es schnell. Im April 1990 nahmen erstmals Frauen teil an der Landsgemeinde in Trogen, unter ihnen die 82-jährige Elisabeth Pletscher, eine Symbolfigur. Sie hatte mit Vorträgen, Artikeln, Aktionen für die Sache der Frau gekämpft, wurde verlacht, beschimpft, bedroht: «Es gibt Dinge, die brauchen Zeit.» Im selben Jahr schafften es zwei Frauen in die Regierung. Die zweite Symbolfigur war «Ida Schläpfer». Sie reagierte furios auf die Nein-Parole des alleinherrschenden Freisinns. Zeigte sich in ihrer ganzen Grösse, brüllte hoch aufgerichtet ihre Wut und Enttäuschung heraus, eine stolze Bärin mit scharfen Krallen und strahlender Vulva. Sie posierte auf Kleinplakaten und Sondermarken. Der Trogener Künstler H.R. Fricker hatte das aufmüpfige Wappentier erfunden. «Um Ida Schläpfer formierte sich ein Frauenwiderstand», rapportierte die Journalistin Margrith Widmer, «er setzte der Verbissenheit und Bravheit etwas entgegen, anarchisch, surreal und doch mit dem durchaus realpolitischen Ziel der Gleichberechtigung: Ida Schläpfer, das war der lustbetonte Gegenmythos zur Männerdemokratie, diesem Widerspruch in sich». Die Medien berichteten landesweit über die Aktionen der subversiven Bärin, «die die appenzellischen Phallokraten das Zittern lehrte». Ruhe gab Ida erst, als die Ausserrhoder Männer das Frauenstimmrecht auf kantonaler Ebene akzeptierten. Und Mama und ich mit erhobenen Köpfen nach Hause wanderten. Meine Mutter? Trug als erste Frau in Herisau Hosen. War unter der Woche lange Jahre allein mit uns drei Mädchen. Stand später gegen ihr Naturell mit meinem Vater, dem ehemaligen Spitzensportler, im gemeinsamen Sport-

Bühler und Gais, will ihren Studentinnenjob als Kellnerin nicht missen. Pina, gefragte Lichtdesignerin, tourt gerade durch Europa. Gioia, angehende Ärztin, hat sich jahrelang im Europäischen Jugendparlament (EYP) engagiert. Tochter Eva, Lehrerin und Journalistin, politisiert für die «Parteiunabhängigen» im Einwohnerrat Herisau. Sie war einst interessiert am väterlichen Zeitungs- und Druckereibetrieb. Eine Frau als Chefin? Unmöglich. •

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Foto: Antje Brechlin

Appenzeller Wirtinnen gehörten zu den wenigen Frauen, die mit Nachrufen geehrt wurden.

FRANZISKA SCHLÄPFER (75) ist freie Kulturjournalistin und Autorin diverser Sachbücher und Biografien. Zuletzt erschien von ihr «Die Liebe ist ein schreckliches Ungeheuer», Verlag Hier und Jetzt 2020, mit Portäts über illustre Schweizer Paare.


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« Heute schweige ich nicht mehr » Die Frauen der sozialen Bewegung GrossmütterRevolution erinnern sich. Die GrossmütterRevolution ist ein langjähriges Projekt des Migros-Kulturprozents. Ziel der sozialen Bewegung ist es, bestehende oder sich bildende Netzwerke für Frauen der Grossmüttergeneration zu fördern, unabhängig, ob sie biologische Grossmütter sind oder nicht. grossmütterrevolution.ch

Foto: Zürcher © StAAG/RBA

Weiter gings: Flyer des Frauenzentrums der Frauenbefreiungsbewegung in Zürich, 1974.

Vom Sitzstreik bis zum Sitz im Parlament: Während des «Frauenmarsches nach Bern» werden die Tramgleise blockiert, 1. März 1969.

Foto: Siegfried Kuhn © StAAG/RBA

Ständerätin Lise Girardin zu ­B eginn der Wintersession 1971 im Bundeshaus.

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~ Dossier ~ FRAUENSTIMMRECHT

53 HANNA HINNEN (73) Ich war damals an

MARIANNE STOHLER (74) Ein grosses Thema am Familientisch war das Frauenstimmrecht vor allem vor der ersten nationalen Volksabstimmung 1959. Mein Vater kämpfte sehr aktiv in der Politik und meine Mutter äusserte sich vehement dafür im Familienumfeld. So war für mich einfach klar, dass das Frauenstimmrecht etwas Selbstverständliches ist, ohne dass ich mich aktiv dafür engagierte. Auch nicht, als unsere Lehrerinnen in Basel nach der Ablehnung in Streik traten. Ich war zu jener Zeit noch recht naiv und Politik interessierte mich nur am Rande, obwohl zu Hause viel diskutiert wurde. Erst recht spät, nach der eidgenössischen Annahme wuchs mein Bewusstsein und mein Engagement für die politische und gesellschaftliche Gleichberechtigung der Frau. BARBARA BISCHOFF (74) Ich bin im

Kanton St. Gallen aufgewachsen. Da ich 1970 bereits im Kanton Zürich gemeldet war, durfte ich an der ersten kantonalen Abstimmung teilnehmen (Olympiade in Zürich). Meine Mutter und meine ältere Schwester waren in diesem Jahr noch nicht stimmberechtigt und meine Mutter schimpfte die St. Galler hinterwälderisch. Ich weiss noch, dass ich einmal mit einem äl­teren Mann übers Frauenstimmrecht redete und er das Argument vorbrachte, dass es nichts bringen würde, da ja die Frauen eh wie ihre Männer stimmen würden. Da war ich 16 und hatte kein Gegenargument.

RUTH FRIES (71) Als junge Frau musste ich oft im elterlichen Gastbetrieb aushelfen. Ich erinnere mich noch gut an die damaligen unsäglichen Stammtisch-Argumente gegen das Frauenstimmrecht. Für mich ein stetiges Lavieren zwischen der gebotenen Höflichkeit zum zahlenden Gast und dem Frust, vom Goodwill der Männer abhängig zu sein. Je später der Abend und höher der Alkoholkonsum, desto abstruser wurden die Ansichten. Damals habe ich geschwiegen und mein – meistens – üppiges Trinkgeld kassiert. Umso mehr freut es mich, dass nun das Frauenstimmrecht selbstverständlich ist. Aber leider gibt es auch heute noch haarsträubende Argumente, wann und wo immer Frauen sich engagieren. Aber heute schweige ich nicht mehr.

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der Töchterschule der Stadt Zürich, da waren alle fürs Frauenstimmrecht. Wir hatten eine Mathematiklehrerin, die uns für das Thema erwärmt hatte. Sie war die erste Feministin, die ich kannte, und hat mit uns oft über die (mangelnden) Rechte der Frauen diskutiert. Sie wurde dann von den männlichen Kollegen weggemobbt und ging nach Houston in die Weltraumforschung. Ich nahm an mehreren Demos in Zürich teil. Zu Hause waren wir drei Töchter und die Mutter, die das Frauenstimmrecht wollten. Da konnte mein Vater fast nur dafür sein. Er hatte aber schon 1959 dafür gestimmt. Mein erster Urnengang war in Kloten, alle Frauen erhielten eine Rose. Dann zügelten wir in den Aargau, dort gab es das Stimmrecht erst ein Jahr später. Ich war total hässig, als ich das merkte. Aber es gab dann wieder eine Rose.

MONIKA FISCHER (76) An den Tag der

Einführung des Frauenstimmrechts habe ich keine konkrete Erinnerung. Ich war wohl damals zu sehr mit meiner Schwangerschaft und der Vorfreude auf die Geburt des ersten Kindes beschäftigt. Als wäre es gestern erst gewesen, weiss ich hingegen, was ich in der Zeit vor dem Frauenstimmrecht empfand. Ich sehe mich vor meiner Schulklasse stehen. Der Gedanke daran, dass alle die gescheiten und die dummen Buben mehr Rechte hatten als die vielen, nicht minder klugen und fleissigen Mädchen, und auch als ich, ihre Lehrerin, lösten in mir Wut und Ohnmacht aus. Anfänglich war es kaum möglich, Frauen zu wählen, gab es doch auf den Listen nur wenige. Wann immer es ging, habe ich sie kumuliert.


Foto: Siegfried Kuhn © StAAG/RBA

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Die ersten 12 Nationalrätinnen stehend von links Elisabeth Blunschy-Steiner, Hedi Lang, Hanny Thalmann, Helen Meyer, Lilian Uchtenhagen, Josi Meier, Hanna Sahlfeld, sitzend Tilo Frey, Gabrielle Nanchen, Liselotte Spreng, Martha Ribi und Nelly Wicky im Bundeshaus, 29.06.1972

Nachgefragt bei Fabienne Amlinger, Historikerin, Geschlechterforscherin und wissenschaftliche Mitarbeiterin am Interdisziplinären Zentrum für Geschlechterforschung der Universität Bern. Von KARIN DEHMER (Interview)

« Die Aktivistinnen waren nicht zu vergleichen mit den Suffragetten » Fabienne Amlinger, fassen Sie uns kurz die Hauptgründe zusammen, weshalb es in der Schweiz so lange dauerte bis zur Einführung des Frauenstimmrechts? Kurz ist schwierig. Die einfachste Erklärung ist ja immer der Hinweis auf den Umweg über die direkte Demokratie. Die männlichen Stimmberechtigten mussten an der Urne Ja sagen, während das in anderen Ländern vom Parlament entschieden wurde. Gerade in umliegenden europäischen Ländern kam es nach den beiden Weltkriegen vielerorts zur Einführung des Frauenwahlrechts, nach dem Schrecken von teilweise totalitären Systemen im Versuch einer Demokratisierung. # 12 ~ 2020

Wie stand unsere Landesregierung zur Stimmrechtseinführung? Das war ein weiteres Problem: Unser Parlament und der Bundesrat waren mit ihrer Haltung ebenfalls mitverantwortlich für die Verzögerung. Sie waren nicht sonderlich erpicht darauf, das Frauenstimmrecht einzuführen, sie hielten es für unnötig. Und die Frauen? Haben sie zu wenig gekämpft? Sich fürs Frauenstimmrecht einzusetzen, benötigte in der Schweiz oft schon Mut. Die Aktivistinnen waren nicht zu vergleichen mit beispielsweise den radikaleren englischen Suffragetten. Sie waren eher staatskonform und


~ Dossier ~ FRAUENSTIMMRECHT

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NEUERSCHEINUNGEN ZUM THEMA hielten sich mit Aufwieglereien oder gar Scharmützeln zurück. Das generierte wiederum auch keine zusätzliche Aufmerksamkeit. Zudem waren sie anzahlmässig wenige. Auf dem Höhepunkt der Mobilisierung sprechen wir von schweizweit gut 3000 Frauen. Neben den verschiedenen Landessprachen, die für den gemeinsamen Kampf eine Herausforderung darstellten, spielten da auch die unterschiedlichen kantonalen Ausgangslagen hinein: In einigen Kantonen hatten die Frauen auf Kantonsebene bereits das Stimm- und Wahlrecht und konnten sich auf die nationale Ebene konzentrieren, während andere noch für ihr kantonales Stimmund Wahlrecht zu kämpfen hatten. Wie fielen bei der Abstimmung die Unterschiede Romandie/Deutschschweiz und Stadt/Land aus? Es gab ganz klar einen Röstigraben. Die französischsprachigen Kantone hatten das Stimmrecht auf kantonaler Ebene bereits und haben es auf nationaler Ebene entsprechend angenommen. Je mehr man gegen Osten blickte, desto weniger Ja-Anteil gab es. Städtische Gebiete waren gegenüber dem Frauenstimmrecht offener als ländliche. Hat man in den Folgejahren aufgrund der Frauenbeteiligung eine spürbare Veränderung bei den Wahl- und Stimmresultaten erlebt? Das ist genau das, was die Gegner in beiden Lagern jahrelang befürchteten: ein politisches Erdbeben nach dem Stimmrecht für die Frauen. Die linken Gegner befürchteten, dass die Frauen konservativ wählen würden, und die Rechten hatten Angst vor linken Entscheiden. In Tat und Wahrheit gab es keine grossen Verschiebungen. Rückblickend gibt es nur etwas mehr als zehn eidgenössische Abstimmungen, die aufgrund von Frauenstimmen an- oder abgelehnt worden sind.

Können Sie sagen, welche? Es waren vor allem gleichstellungs-, gesellschafts- und sozialpolitische Themen. So unterstützte beispielsweise eine Frauenmehrheit die Vorlage zur Rassismusstrafnorm und verhinderte den Kauf der Gripen-Kampfjets. Aber neben den Abstimmungen und Wahlen haben Frauen auch neue Themen auf die politische Agenda gebracht: Schwangerschaftsabbruch, Mutterschaftsversicherung – ein altes Thema, das nach Annahme des Frauenstimmrechts wieder aufgenommen wurde – oder auch die Revision des Eherechts. Wie sieht es mit den Frauengenerationen nach 1971 aus? Machen sie vom erkämpften Recht genug Gebrauch? Es gibt Frauen, die haben seit 1971 keine einzige Abstimmung verpasst. Andere gehen selten an die Urne. Interessanter finde ich die Zahlen zum Frauenanteil in politischen Gremien. Und da zeigt sich, dass sich dieser in den letzten 50 Jahren nur langsam steigerte und bis heute in vielen Gremien keine Geschlechtergleichstellung erreicht ist. Was weiss man über Sexismus-Erfahrungen der ersten Politikerinnen? Ich habe mit frühen und aktuellen Politikerinnen Interviews geführt. Sie haben unterschiedliche Erfahrungen gemacht und diese auch unterschiedlich wahrgenommen. Einige fühlten sich nie diskriminiert aufgrund ihres Geschlechts, andere finden, «ja, es hat Vorfälle gegeben, aber das war halt damals so». Vielen fehlte früher aber auch einfach die Sprache, um die Erlebnisse einzuordnen. Christiane Brunner sagt zum Beispiel, sie hätte erst jetzt, durch die MeToo-Debatte, die Sprache gefunden, um die Schlammschlacht einzuordnen, die rund um ihre Bundesratskandidatur stattgefunden hatte. •

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Jeder Frau ihre Stimme Denise Schmid (Hg.), Hier und Jetzt Verlag, 39 Franken. Historikerinnen erzählen in fünf ausführlichen ­Essays, wie stark sich die Schweiz in den vergangenen fünf Jahr­ zehnten gewandelt hat: von der neuen F ­ rauenbewegung der 1970er-­Jahre über die verfassungsrechtliche Gleichstellung in den 1980er-Jahren, dem Ende der «Rüebli-RS» und der Gründung zahlreicher Gleichstellungsbüros bis hin zur MeToo-Debatte.

50 Jahre Frauenstimmrecht Isabel Rohner/Irène Schäppi (Hg.), Limmat, 34 Franken. Texte und Interviews von und mit bekannten Schweizer Frauen aller politischer Couleur und jeden Alters, die sich aus ihren ganz unterschiedlichen Perspektiven mit den Themen Wahlrecht, Demokratie und Gleichberechtigung befassen. ~KD


~ Aus der Praxis ~ DER HAUSARZT

Illustration: Irene Meier

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Liebes

Stethoskop Hausarzt Edy Riesen bricht eine Lanze für einen vielleicht bald überflüssigen Wegbegleiter.

E

s gibt ja nichts Ärztlicheres als diesen Schlauch mit Pfropfen für die Ohren am einen und einer Membran oder einem Trichter am andern Ende. Mit ihm können es alle modernen Techniken wie MRI, Ultraschall, Herzkatheter, und Magensonden nicht aufnehmen. Natürlich, technisch gesehen schon, denn unsere Generation hat sich etwas zu viel eingebildet darauf, was man alles hören konnte mit dem Schlauchding: Lungenentzündungen, Gefässverengungen, Herzklappenfehler und so weiter. Als ich neulich selbst beim Kardiologen war, sagte er: «Weisst du, ich höre schon noch ab, bevor ich das Herzecho mache, einfach, damit ich die Übung behalte, aber rein sachlich kann ich das Ding bald vergessen.» Ja, liebes Stethoskop, du hast mir über Jahrzehnte Töne, Geräusche, Seufzer, Rauschen und Klopfen zugeflüstert. Wir nannten es Giemen oder bronchiales Atmen, Vierter Herzton oder hochgestelltes Rasselgeräusch. Ein ganzes Sammelsurium von Begriffen. Das alles ging vom Patienten auf unsere Sinnesorgane über und wir verarbeiteten die Signale zu Diagnosen oder wenigstens Vermutungen. Aber deine eigentlich magische Wirkung war die Verbindung vom Patienten zum Arzt, diese intime Nähe, diese Konzentration – «Iischnuufe bitte, aaahalte, usschnuufe». Du hast den Patienten und den Arzt schon immer synchronisiert, sozusagen getaktet. Es ist ein Tango medicinale, ein Duett. Wenn man sich das Ding lässig um den Hals # 12 ~ 2020


Wehweh und Bobo

drapiert, ist der Arzt auch im Pullover oder Holzfällerhemd zu erkennen. Wenn es aus einem Hosensack herausguckt, sieht es ebenso chic aus, wie wenn es im weissen Mantel steckt. Du bist ein Markenzeichen. Da können alle Megamaschinen der Medizin nicht mithalten. Darum geht der Aufruf an meine jungen Kolleginnen und Kollegen: Übt weiter mit dem Stethoskop. Neigt euch über die Körper, hört in sie hinein, gönnt euch dieses Ritual der Nähe und Intimität, auch wenn eure Maschinen oft genauere Angaben liefern. Unsere peruanischen Patienten damals im Altiplano hatten eine ganz eigene Erklärung. Sie sagten, die Doctorcitos Gringos (so nannten sie uns) ziehen mit dem Schlauchgerät die Krankheit aus dem Körper des Patienten. Ich bin überzeugt, dass das Abhören immer noch eine magische Komponente hat. Nur der Eingeweihte hört etwas und kann seine Schlüsse ziehen. Der

EDY RIESEN (70) war als Hausarzt in Ziefen (BL) tätig. Er führte bis vor Kurzem eine Praxis mit seinem Schwiegersohn und ist mehrfacher Grossvater.

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Fieber Symptome: Liegt die Körpertemperatur bei Kindern zwischen 37,6° C und 38,5° C spricht man von erhöhter Temperatur, ab 38,5° C von Fieber, steigt sie über 39,5° C von hohem Fieber. Die Haut der Kinder ist insbesondere im Gesicht heiss und gerötet, die Augen sind oft glasig. Sie sind müde und abgeschlagen, quengelig und haben keinen Appetit oder sind überdreht. Ursachen: Meistens sind Viren oder Bakterien die Auslöser von Infektionen, welche Fieber als Symptom haben. Dazu gehören Kinderkrankheiten, Erkältungen, grippale Infekte, Magen-Darm-Infektionen mit Durchfall und Erbrechen, Mittelohrentzündungen usw. Auch Zahnen kann zu kurzen Fieberschüben führen.

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Schamane im Hausarzt wird aktiviert und die Patienten fühlen sich ernst genommen und gut untersucht. Vor vielen Jahren riefen mich die Arztgehilfinnen von der Kaffeepause weg. Zwei Kinder wollten einfach nicht aus der Praxis gehen. Sie waren zu einer Nachkontrolle gekommen und ich hatte wohl über ihre Köpfe weg nur mit der Mutter geredet. Die Kleinen wollten unbedingt, dass ich noch «Blu Blu» machte. Zu Hause spielten sie nämlich Sprechstunde und nannten das Abhören «Blu Blu». Also nochmals die Unterleibchen hoch und gehörig auskultiert, abgeklöpfelt und kommentiert, «Mmmh, ja gut, alles in Ordnung.» Erst dann gingen sie zufrieden weg. Liebes Stethoskop, wenn ich dich im meinem Schrank liegen sehe, kommt Wehmut auf, Heimweh nach diesen Momenten der Gemeinsamkeit mit Menschen, nach der Sprechstunde, nach all den schönen und auch schwierigen Momenten und dem Reichtum an Erlebnissen, die der Beruf mit sich brachte. Ich habe mich manchmal ein bisschen an dir festgehalten, wenn ich Unsicherheit verspürte. Du warst immer gleich gut drauf und warst mir ein treuer Kamerad. Wenn ich dich verlegt habe, gab es kurz Zoff mit mir selbst oder den Angestellten. Ich musste dich in Reichweite wissen. Auch wenn nicht jede Handhabung mit dir rational begründbar war, hast du mitgeholfen, Krankheiten zu erkennen, Dinge zu erklären und den Patienten Vertrauen zu vermitteln, eine Brücke zu bauen. Das vergesse ich dir nie. Du warst mein bestes Pferd im Stall und behältst immer einen Ehrenplatz in meinem Herzen. •

Wissen, was Kindern wirklich hilft

So helfen Sie Ihrem Kind: Oft zu trinken geben, um die durchs Schwitzen verlorene Flüssigkeit zu kompensieren. Feuchte Wadenwickel/Essigsocken oder Stirnlappen anwenden. Achten Sie aber darauf, dass das Wasser Körpertemperatur aufweist (also rund 37° C). Fiebersenkende Medikamente, wie zum Beispiel Paracetamol oder Ibuprofen, können nach Absprache mit dem Drogisten oder dem Arzt auch eingesetzt werden. Mittel aus der Drogerie: Tees mit Holunderoder Lindenblüten oder Holundersirup sind schweisstreibend und angenehm zum Trinken. Auch Arzneimittel zur Senkung des Fiebers erhalten Sie in Ihrer Drogerie. Fragen Sie in Ihrer Drogerie. Wann zum Arzt? • Säuglinge unter 3 Monaten mit Fieber über 38,5° C, ältere Kinder ab 39,5° C • Bei Fieber, das länger als 3 Tage dauert • Wenn das Kind nicht auf die fiebersenkenden Massnahmen anspricht • Wenn der Allgemeinzustand des Kindes stark beeinträchtigt ist: Teilnahmslosigkeit, Bewusstseinstrübungen, Kurzatmigkeit • Nahrungs- und Flüssigkeitsverweigerung, Fieberkrampf, Schmerzen • Bei Nackensteifigkeit, wenn das Kind das Kinn nicht mehr auf die Brust beugen kann. Guter Rat aus Ihrer Drogerie


~ Aus der Praxis ~ DIE HEBAMME

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Alles ist gut Anousch will ihr Kind zu Hause gebären. Ihre Mutter ist dagegen – aus eigener schwieriger Erfahrung. Trotzdem begleitet sie ihre Tochter. Und ist jetzt um ein positives Hausgeburterlebnis reicher.

E

s ist an Heiligabend, als bei Anousch die Wehen losge-

Trotzdem wollte Anousch ihre Mutter bei der Geburt dabeiha-

hen. Ich merke am Telefon, ben, auch wenn diese sie nicht dass Anousch grosse Angst hat, verstand. Ihr Mann und ihr Vaund mache mich durch die Winter waren gemeinsam zu Freunternacht auf den Weg zu ihr. Als den gegangen, um dort für eine CAROLE LÜSCHER (47) ich bei ihr ankomme, hat sie begute Geburt zu beten. Ich unterist Hebamme Msc, Geschäfts­führerin der Hebammenpraxis reits alle drei Minuten starke Wesuche Anousch, kontrolliere die 9punkt9 in Bern, freie hen. Sie krallt sich am TürrahHerztöne und Lage des Kindes, Dozentin und engagiert sich men fest, drückt die Augen und alles ist gut. Ich bereite mich für berufspolitisch. Sie ist verheiratet und hat drei Kinder. den Mund fest zu und man hört die Geburt vor. Als Nesrin sieht, 9punkt9.ch keinen Laut von ihr. dass ich nebst Handschuhen sauAnousch wollte eine Hausgeburt, beren Utensilien und vielem mehr weil sie das natürlich findet. Ihre Mutter Nesrin, die auch eine Sauerstoffflasche, Beatmungsbeutel, Injetzt mit düsterem Blick in der winzigen Küche sitzt fusionen und Medikamente für den Notfall bereitund still betet, war entschieden dagegen. «Meine lege, nickt sie mir mit einem zufriedenen Blick zu. Mutter findet das total altmodisch. Heute geht man Ich lächle zurück und wir werden zu stillen Verbünins Spital!», hatte Anousch mir in der Schwangerdeten. Die nächsten Stunden massiert Nesrin ihrer schaft erklärt. Ihre Eltern gingen nach ihrer Flucht Tochter hingebungsvoll das Kreuz, kühlt ihre Stirn, in die Schweiz vor bald 20 Jahren jahrelang wöhält sie fest, atmet mit ihr während jeder Wehe und chentlich in die Cafeteria des Spitals etwas trinken, redet sanft auf sie ein. Jedes Mal, wenn ich mit dem obwohl sie niemanden besuchten, einfach, weil ein Gerät die Herztöne höre, leuchten Nesrins Augen, sie Spital für sie etwas so Besonderes war. Sie waren dastreckt den Rücken durch und senkt die Schultern. mals so arm, dass Nesrin alle ihre Kinder zu Hause Sie scheint sehr zufrieden mit dieser Art von Hausgeohne medizinische Versorgung und ohne Hebamme burt. Als dann nach Mitternacht auch noch die zweigebären musste, ins Spital konnten nur die Reichen. te Hebamme kommt, kann Nesrin nicht mehr anders Ihre jüngste Tochter Anousch hatte als achtes Kind als uns zwischen jeder Wehe stumm anzustrahlen. knapp überlebt. Als Anousch nicht atmen wollte, Anousch kniet vor Nesrin und hält mit der einen holte der Vater einen Eimer kaltes Wasser aus dem Hand ihre Mutter fest, die andere Hand liegt auf dem Stall und tauchte das leblose blaue Mädchen kurzerKopf des Babys, welches jetzt langsam aus ihr hehand hinein, so wie er es mit den Lämmern machrausgleitet. Dann liegt es da, zwischen Mama und te, wenn es Komplikationen gab. Das blaue Bündel Grossmama, wieder ein nasses blaues Bündel. «Alschrie und wurde Anousch genannt, was «die Unles gut? Alles gut?!» fragt Nesrin aufgeregt. In diesem sterbliche» heisst. Moment kommt der erste kräftige Schrei. Die Freude ist gross, es wird gelacht und geweint gleichzeitig. Ja, es ist alles gut. •

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~ Aus der Praxis ~ DIE PSYCHOLOGIN

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«  Ich würde mich in den Ferien gern zurückziehen » EINE GROSSMUTTER (66) FRAGT: Ich hüte meine Enkelkinder zwei Tage die Woche, was mir viel Freude bereitet. Da ich verwitwet bin, begleite ich die Familie meiner Tochter oft auch in deren Ski- und Sommerferien. Obwohl meine Tochter und ihr Mann mich dann jeweils daran mahnen, mir Freiräume herauszunehmen, klappt das nicht richtig. Ziehe ich mich zurück, halten die Eltern ihre Kinder nicht davon ab, mich jederzeit zu stören, und wenn meine Tochter kocht, habe ich das Gefühl, ihr helfen zu müs­sen. Sie sagt, es liege in meiner Verantwortung, mich abzugrenzen. Mittlerweile wäre es mir meist lieber, nicht mehr in die Ferien mitzugehen. Ich fürchte aber, meine Tochter mit diesem Entschluss vor den Kopf zu stossen.

«

DAGMAR SCHIFFERLI (67) ist Psychologin und Dozentin für Gerontologie und Sozialpädagogik, veröffentlicht zudem Romane und Erzählungen. Sie hat eine Tochter und drei Enkelkinder. dagmarschifferli.ch Fragen an: beratung@grosseltern-magazin.ch Die Fragen werden anonymisiert.

Bitte nicht stören» ist eine Aufforderung, die kleinen Kindern nur schwer zu vermitteln ist, vor allem dann, wenn man gemeinsam Ferien macht und die Enkel so gerne mit der Grossmutter zusammen sein möchten. Aus Ihren Ausführungen lese ich vor allem die Frage heraus, ob wir als Grossmütter gegenüber den nachkommenden Generationen bestimmte Verpflichtungen haben, da, wie wir alle wissen, Elternschaft gehörig an den Nerven und Energiereserven zehrt. Lässt sich aus dieser jahrelang dauernden Vielfachbelastung gegenüber den eigenen Eltern eine fast zwingende Erwartung um Beistand und Hilfe ableiten? Ich finde, Nein. So hart es sich anhören mag: Es war die Entscheidung der nachkommenden Generation, Kinder zu haben. Wir Grossmütter wurden nicht gefragt, und das ist auch gut so. Allerdings sind wir in unserem sozialen Handeln naturgemäss nicht völlig frei, denn wir haben gegenüber unseren Nachkommen wie auch gegenüber allen anderen Mitmenschen durchaus Verpflichtungen, wie beispielsweise ihnen in der

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Not beizustehen oder getroffene Vereinbarungen einzuhalten. Darüber hinaus gibt es jedoch kein Gläubiger-Schuldner-Verhältnis, wie die Philosophin Barbara Bleisch, Moderatorin der Sendung «Sternstunde Philosophie» beim Schweizer Fernsehen, in ihrem sehr erhellenden Buch «Warum wir unseren Eltern nichts schulden» darlegt und damit die Problematik gewissermassen vom entgegengesetzten Pol aus betrachtet. In Ihrer Situation scheint weder eine Notlage noch eine im Voraus getroffene Vereinbarung bezüglich des Kinderhütens während der Ferien vorzuliegen. Vielmehr schimmern unausgesprochene Erwartungen, Wünsche oder eben vielleicht doch auch Schuldgefühle durch. All das bedarf eines klärenden Gesprächs, am besten, noch bevor die nächsten Ferien anstehen. Sie haben sicherlich schon hin und wieder die Erfahrung gemacht, wie gut es tut, sich klar, rücksichtsvoll und einfühlsam zu äussern? Dass in der Folge die Reaktion des Gegenübers meist weitaus harmloser ausfällt als befürchtet, könnte ein zusätzlicher Anreiz sein, das Gespräch mit Ihrer Tochter zu wagen. •


60 Von KARIN DEHMER ( Text) und MARIE-ANNE SPROSS (Illustration)

UM DEN WEISSENSTEIN

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SOLOTHURN

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~ Service ~ UNTERWEGS

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Die Gegend rund um den Weissenstein im Kanton Solothurn lockt mit Schlittelspass und ­Weihnachtsweg, aber auch mit einheimischen, ­ xotischen und längst ausgestorbenen Tierarten. e

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BERGWÄRTS An Tagen, an denen der Nebel hartnäckig im Aaretal hängt, pilgern die Solothur­ ner zu Hunderten auf ihren Hausberg. Oben geniesst man wärmende Sonnen­

sche Wildtiere, exotische Kleintiere, Raubkatzen, Haustiere, Greifvögel und viele mehr. Zudem wohnen im Sikypark vier weisse Tiger und der einzige weisse Löwe der Schweiz. Luna­

strahlen, die Aussicht und ein dichtes Wanderwege­ netz für kurze und längere Touren. Bei Schnee locken Schlittelwege, Langlauf­ loipen und Winterwander­ wege. Die Schlittelpiste vom Kurhaus Weissenstein bis zur Mittelstation Nesselboden gilt als Klas­ siker unter den Schweizer Schlittelpisten. Die Gondel­ bahn vermietet Schlitten und verkauft TagesSchlittelkarten.

park und verschiedene Verpflegungsmöglichkeiten.

seilbahn-weissenstein.ch

Mai ergänzt ein T-Rex-Kopf

sikypark.ch 3

SAURIERMUSEUM

Saurier ziehen bei Kindern immer! Das kleine und feine, privat geführte Sauriermu­ seum in Bellach zeigt unter anderem auf eindrückliche Weise, wie die Saurier in den Tiefen der Urzeitmeere lebten. In der Erlebnisaus­ stellung gilt das Motto: hören, sehen, fühlen. Seit die Sammlung. sauriermuseum-bellach.ch

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SIKYPARK Der Sikypark in Crémines im Berner Jura ist mehr als ein Tierpark. Er ist eine Auffangstation und eine Tier-Seniorenresidenz, die ehemaligen Zirkus- und Zootieren einen würdevol­ len letzten Lebensabschnitt ermöglicht. 300 Tiere 54 verschiedener Arten haben hier ihr Zuhause. Einheimi­

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~ Herausgepickt ~

WEIHNACHTSWEG GÄNSBRUNNEN Der Eventbauernhof Montpelon ist einge­ bettet in den Naturpark Thal. Zwischen dem 1. Dezember und dem 6. Januar legt die Bauers­ familie jeweils einen Weihnachtsweg an. An 31 Stationen sind in kleinen Holzhäuschen rund um den Hof Szenen aus der Weihnachts­ geschichte und der Tierwelt zu sehen, ein ad­ ventliches Erlebnis der besonderen Art. Auf dem Hof warten Maria und Josef an der Krip­ pe auf die Besucher sowie eine gemütliche Weihnachtsstube, in der man sich bei selbst gemachten Köstlichkeiten aus der Backstube, einer warmen Suppe, Fondue oder Raclette aufwärmen kann. Die Häuschen sind abends beleuchtet und ein Rundgang dauert rund eine Stunde. Di–Fr: 11–22 Uhr, Sa: 13–22 Uhr, So: 11–20 Uhr. montpelon.ch

# 12 ~ 2020


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ine Winterwanderung mit prächtigem Panorama auf der Sonnenseite von Engelberg. Ausgangspunkt ist die Bergstation Ristis der Brunni-Seilbahn. Stets leicht bergauf und mit eindrucksvoller Aussicht wandert man auf dem gut präparierten Winterwanderweg Richtung Rigidalalp, wo man nach ungefähr einer halben Stunde Marsch­ zeit im Bergbeizli einkehren könnte. Nach einem kleinen Aufstieg, der insgesamt eine Stunde dauert, erreicht man die Brunnihütte, wo sich eine weitere Einkehrmöglichkeit bietet, hoffentlich bei bestem Wetter auf der Sonnenterrasse. Für den Rückweg kann man entweder die Brunni-Seilbahn ins Tal nehmen oder zu Fuss gehen. Die beiden Schlittelwege von der Brunnihütte nach Ristis sind super, aber für kleinere Kinder etwas steil. Diese schlitteln sicherer im Yeti-Park in Ristis. ~KD


~ Service ~ UNTERWEGS

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~ Übernachten ~

Hotel Belalp Seit mehr als 160 Jahren schreibt das Hotel Belalp aus der Belle Epoque alpine Tourismusgeschichte. Hier kommt man rauf, um runterzukommen. Kein Autolärm, keine Menschenmassen erwarten einen auf dem Hochplateau auf 2137 Metern. Dafür ein Ausblick auf den Grossen Aletschgletscher und über das Rhonetal bis zum Matterhorn. Den Alltag lässt man bereits auf dem rund halbstündigen Fussmarsch von der Bergstation der Gondelbahn Blatten-Belalp hinter sich. Winterwanderwege, Skipisten, Schlittelwege findet man direkt vor der Haustüre. Für Skischüler gibt es täglich einen kostenlosen Fahrservice in die Skischule. Eine Übernachtung im Klassik-4-Bett-Familienzimmer inkl. Frühstücksbuffet sowie 3-Gang-Abendmenü für 2 Erwachsene und 2 Kinder ab CHF 420 Franken. ~KD

HOTEL BELALP Aletschbord 20, 3914 Belalp 027 924 24 22 info@hotel-belalp.ch hotel-belalp.ch

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# 12 ~ 2020


~ Service ~ UNTERWEGS

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Strassenleben im Museum

R STE E T S hu r t EUM S nt e r i U W M m Fo t o

A

n diesem Samstag war der Weg durch Winterthur für die Enkelinnen und die Grossmutter wegen dem über viele Strassen verteilten Flohmarkt überaus spannend. Die Krishna-Jünger, die singend und tanzend immer wieder ihren Weg kreuzten, setzten exotische Akzente. «Street life», das Thema der Ausstellung im Fotomuseum, erlebten sie gerade live! Die Kinder hatten im Museum sofort Zugang zu den Fotos, auf denen aussergewöhnliche Menschen zu entdecken waren, Menschengewimmel mit Details, Miniaturszenen mit winzigen Spielzeugfiguren. Sie lasen, dass manche Fotografen die Personen aus einem grösseren Zusammenhang heraus vergrössert und nicht um Erlaubnis gefragt hatten. Das fanden die Kinder empörend falsch. Aber auch verlockend. Lioba (9) wollte die anderen (Juno, 5 und Felia, 7) «unbemerkt» fotografieren: «Ihr seid doch einverstanden?» Ein wunderbar «sprechendes» Foto von den divergierenden Interessen ihrer Geschwister und der Grossmutter dazwischen entstand dabei. Juno gefielen die Fotos mit riesigen bunten Reklamewänden und sie wollte d ­ avor aufgenommen werden. Weil so viel Platz war, musste Lioba sich ins Bild drängen und ein Rad schlagen (danke, liebes Museum, dass du uns nicht rausgeworfen hast!). Als sie das Foto anschau-

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m

ten, bemerkten sie, dass sie zufällig eine Form aus dem Foto daneben nachgestellt hatten. Ein Mann streckt die Arme seitwärts nach oben, Liobas Beine in der Luft und J­ unos Kopf in der Mitte bilden das gleiche Muster. Stolz über ihre Foto-Ausbeute verliessen sie das Museum mitsamt einer App, die nochmals spielerisch durch die Themen der Ausstellung führt und Aufgaben zur eigenen Foto-Rallye stellt. Sie trauten sich, eine junge Frau mit einer Ratte auf der Schulter um ein Foto zu bitten und eine Velofahrerin um das Foto ihres Schosshundes im Körbli an der Lenkstange. Das Thema «Street-Style» ist damit schon einmal tierisch abgedeckt. Jetzt müssen sie noch Fotos machen zu «Immer das Gleiche» und «Werbung als Kulisse» und … • STREET. LIFE. PHOTOGRAPHY – Street Photography aus sieben Jahrzehnten Bis 10.01.2021 Fotomuseum Winterthur Grüzenstrasse 44 + 45 CH-8400 Winterthur Di bis So 11–18 Uhr Mi 11–20 Uhr (17–20 Uhr freier Eintritt) Erwachsene 10 Franken Kinder bis 16 Jahre gratis Die App ist im Eintritt enthalten fotomuseum.ch

ELI WILHELM (57) testet mit Enkelinnen, befreundeten Kindern und Jugendlichen regelmässig Museen. museumstester.ch # 12 ~ 2020


65 ~ Unterwegs ~

KULTURTIPPS 2./9./16./23.12. — Aarau, Naturama, 15–16 Uhr, ab 4 Jahren, bitte reservieren. naturama.ch

Das Rotschwänzchen, das sich weigert, im Winter in den Süden zu fliegen, Eichhörnchen Kla­ ra Knusper, ein kleiner Biber, Schnecke Charlie, die ihr Häus­ chen verloren hat, sie alle sind Protagonisten in der diesjährigen Reihe von Adventsgeschichten im Naturama.

SAMICHLAUS IN DER NATUR 6.12. — Mönchaltorf, Naturstation Silberweide, 13.30–16 Uhr, Erwachsene 7 Franken, Kinder 3 Franken, Familien 15 Franken. greifensee-stiftung.ch

Trotz Corona besuchen Sami­ chlaus und Schmutzli die Natur­ station. Warm eingepackt kann man ihm draussen sein Versli aufsagen. Für alle Kinder gibt es ein Samichlaus-Säckli.

D'ZÄLLER WIEHNACHT 12.12. — Langenthal, Stadttheater, 14–15 Uhr, ab 6 Jahren, Erwachsene 26 Franken, Kinder 20 Franken. stadttheater-langenthal.ch

Ursprünglich 1960 für Tösstaler Dorfschüler konzipiert, entwi­ ckelte sich Paul Burkhards Krip­ penspiel zu einem Welterfolg.

Das Stück wurde in mindestens 20 Sprachen übersetzt und wird auch heute noch regelmässig rund um den Globus aufgeführt. Diese «Zäller Wiehnacht» ist bunt – sehr bunt. Neben den pro­ fessionellen Darstellern wirken auch Laien und Gehörlose mit.

SONNTAGSATELIER BEI DEN ORANG UTANS 10.1.21 — Zürich, Zoo, 10.30 Uhr, Erwachsene 15 Franken, Kinder 10 Franken plus Zoo-Eintritt. Eine Veranstaltung des Heimatschutzzentrums, Zürich. heimatschutzzentrum.ch

Bei dieser Führung im Men­ schenaffen-Haus des Zoo Zürich erfährt man, weshalb die Planta­ gen auf Sumatra eine Bedrohung für Orang-Utans sind.

DER FEUERVOGEL 7.2.21 — Zürich, Tonhalle Maag, 11.15–12.15 und 14.15–15.15 Uhr, ab 5 Jahren, Erwachsene 35 Franken, Kinder 10 Franken. tonhalle-maag.ch

Das bekannte russische Mär­ chen vom Feuervogel mit seinen glühenden Federn voller Zauber­ kraft wird durch das Tonhalle-Or­ chester Zürich gespielt und mit Tänzerinnen und Tänzern insze­ niert. Die Kinder werden aktiv in die Geschichte einbezogen. ~KD

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ADVENTSGESCHICHTEN

«Bitte verzell mer en Gschicht» Was gibt es Schöneres, als den Enkelkindern von einem jungen Pinguin zu erzählen, der von seinen Eltern liebevoll umsorgt wird. Von lustigen Rotaugenfröschen im Regenwald von Costa Rica oder von Elefanten, die auf Zehenspitzen gehen. Geschichten, die das Herz berühren und gleichzeitig zeigen, wie schön unsere Natur ist. Ein handlicher Bildband mit 26 spannenden Kurzgeschichten, illustriert mit wunderschönen Bildern. Eine Freude für Gross und Klein.

Samichlaus und Schmutzli besuchen die Naturstation Silberweide in Mönchaltorf.

Erhältlich in Buchhandlungen oder direkt beim Autor. # 12 ~ 2020

www.rudolf-hug.ch

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~ Service ~ EINKAUFEN

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Schön 1

&

Gut

1 Stuhl «Eames Fiberglass Side Chair DSW» Designklassiker der Möbelgeschichte, jetzt wieder mit der durchgefärbten, glasfaserverstärkten Polyester-Schale erhältlich. Von Vitra, 706 Franken. 2 Teekanne «Kettle» Glaskanne mit oder ohne integriertes Stövchen. Von Norm Architects, 72 Franken. 3 Lammfell-Handschuhe für Gentlemen 90 Franken. 4 Tiger-Kissen «Panthera» 40 x 60 cm, von Schönstaub, 96 Franken. 5 Pendelleuchte «Atto» Jede Lampe wird von Hand in Finnland gefertigt. Von Secto Design, 720 Franken. 6 Plaid aus Bio-Baumwolle von Journey Living, 90 Franken.

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4 5 Die Artikel auf dieser Seite wurden zusammengestellt von Mooris.ch, der Online-Plattform für Möbel, Mode und Lifestyle. Mooris.ch wählt aus der Welt des Designs täglich schöne Schätze aus und inspiriert Kunden mit einem kuratierten Sortiment. Das Mooris-Team berät bei Einrichtungsfragen – online und in den 3 Showrooms in Basel, Bern und Zürich. Mit dem Code «GROSSELTERN10» erhalten Leserinnen und Leser 10 Prozent Rabatt aufs gesamte Sortiment. mooris.ch # 12 ~ 2020


~ Service ~ SPIELEN

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Spiel & Spass Von KARIN DEHMER ( Text)

Auch während der kalten Jahreszeit vergnügen wir uns draussen. Und drinnen spielen wir dann weiter.

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1 Kugelbahn Ritterburg Man nehme 79 Holzteile, gestalte sie farbenfroh, entwickle ein Steck- und Verbindungs­­system für uneingeschränkte Aufbauvielfalt und fertig ist eine einzigartige Murmelbahn. Aus Holz. Ab 4 Jahren, 53 Franken. galaxus.ch 2 Wenn Oma und Opa einmal eine Pause vom Vorlesen wünschen: Es klopft bei Wanja in der Nacht, eine der schönsten Wintergeschichten für Kinder gibt es auch als Hörbuch. Ab 4 Jahren, 12 Franken. Im Buchhandel. 3 Bügelperlen «Schneeflocken» Mit dem Bastel-Klassiker holen wir den Winter in die Stube. Ab 12 Franken. bea.swiss Anzeige

Die Geschenkkarte von Coop Erfüllt fast jeden Wunsch. Die Weihnachts-Geschenkkarte von Coop erfüllt fast jeden Wunsch und lässt sich mit Ihrem Wunschbetrag zwischen CHF 20.– und CHF 1’000.– individuell aufladen. Und das Beste: Die Geschenkkarte ist in jeder Verkaufsstelle der Coop-Gruppe gültig. Wir wünschen ein frohes Fest!

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Jetzt mit Videobotschaft. # 12 # 09~~2020 2020


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~ Service ~ BASTELN

# 11 ~ 2020


~ Service ~ BASTELN

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Von LYNN DEHMER und LILI MORF (Umsetzung ) und MIRJAM GRAF (Foto)

Mit ein paar Haselstecken entsteht zack, zack eine natur­ belassene Weihnachtsdekoration.

DAS BRAUCHT’S • 5 gleich lange Stecken • Schnur • evtl. kleine Weihnachtskugeln, bunte Bänder, Glöckchen.

SO GEHT’S 1 Die Äste wie auf dem Foto in Sternform legen und an den Spitzen zusammenbinden. Zur Fixierung auch an zwei oder drei Über- kreuzungspunkten in der Mitte umschnüren. 2 Der Stern kann anschliessend mit Kugeln, Bändern, Glöckchen und vielem mehr zusätzlich dekoriert werden.

# 12 ~ 2020



~ Service ~ STRICKEN

Pulli mit Von ILONA HERZOG (Gestricktes) und MIRJAM GRAF (Foto)

GRÖSSE/MASSE 86, für ca. 1½ Jahre Oberweite 64 cm, Länge 42 cm

MATERIAL Merino 120 von Lang Yarns (100% Schurwolle, Merino fine) 120 m/50g, 300 g = 6 Kn Fb 98 Olive, 50 g = 1 Kn Fb 234 Jeans, 1 Paar Nd Nr. 4 ½, 1 kurze Rundstricknd Nr. 4 ½, 1 Häkli Nr. 4 ½,

MUSTER Muster I: 1 M li, 1 M re, Rückr deckend str Muster II: Halbpatentmuster 1. R (Rücks): Rdm, 1 M re, *1 M mit U li abh, 1 M re*, von * bis * stets wdh, enden mit 1 M re, Rdm 2. R (Vorders): Rdm, 1 M li, *1 M mit U re zus str, 1 M li*, von * bis * stets wdh, enden mit 1 M li, Rdm Diese beiden R stets wdh Muster III: glatt re, Vorders re, Rücks li, in folg Farbfolge: 4 R Olive, 4 R Jeans

MASCHENPROBE 20 M und 44 R im Muster II = 10 x 10cm

AUSFÜHRUNG Rückenteil: Anschlag 65 M mit Olive, 6 R im Muster I str. Weiter im Muster II str, dabei mit einer Rückr beginnen. Armausschnitt: bei 20 cm ab Anschl beids 1 x 3, 1 x 2, 3 x 1 M abk = 49 M. Halsausschnitt: bei 32 cm ab Anschl die mittl 19 M abk, dann beids davon noch 1 x 2, 1 x 1 M abk. die restl je 12 M abk

Vorderteil: Wie das Rückent arb, jedoch für den Hals­ ausschnitt bei 30 cm ab Anschl die mittl 11 M abk, dann beids davon noch 1 x 3, 1 x 2 und 2 x 1 M abk. Die restl je 12 M für die Achsel in gleicher Höhe wie beim Rückent abk Ärmel: Anschl 35 M mit Olive, 6 R im Muster I str. Weiter im Muster II str, dabei für die Ärmelschräge auf der Vor­ ders 7 x in jeder 12. R beids 1 M aufn = 49 M. Bei 22 cm ab Anschl für die Armkugel jede 2. R beids 4 x 2, 4 x 1 und 4 x 2 M abk. Die restl 9 M abk.. Ausarbeiten: Achselnähte schliessen. Für die Kapuze in Olive mit der Rundstricknd aus dem Halsausschnitt 72 M auffassen. Weiter gl re str, dabei in der 1. Rd für die Kordel *2 M re zus str, 1 U, 2 M re str*, von * bis * stets wdh Noch 1 Rd str, alle M und U re str. Nun in der vorderen Mitte 11 M stilllegen und in R und in der Farb­ folge weiterarb. Dabei beids in jeder 2. R noch 1 x 3, 1 x 2 und 1 x 1 M abk. Gleichzeitig die 9 hinteren mittleren M markieren und beids dieser 9 M in jeder 2. R 7 x 1 M re verschr zunehmen, = 67 M. In 16 cm Kapuzenhöhe beids der mittleren 9 M in jeder 2. R 6 x 1 M abn. Dafür die 1. dieser 9 M mit der davorliegenden M re zusstr, die letzte M re abh, 1 M re str, die abgehobene M darüberziehen = 55 M. In der folg Hinr 23 M str, dann über die nächsten 9 M wie bei einer Ferse arb: 8 M str, *die letzte M re abh, 1 M des Seitenteils re str und die abgehobene M darüber­ ziehen, wenden und die 1. M li abh. 7 M li str, 2 M li zus str, wenden und die 1. M li abh, 7 M str, dann ab * wdh bis alle M der Seitenteile aufgebraucht sind. Die letzten 9 M stilllegen. Aus der Kapuzenkante mit der Rundstricknd und Olive die still gelegten 11 M und 9 M, dazwischen je ca. 41 M aufnehmen = 102 M, 6 Rd im Strickmuster III str, dann die M abk. Seiten- und Ärmelnähte schliessen, Ärmel einsetzen. Für das Band mit Olive eine ca. 50 cm lange Luftm-Kette arb und 1 R Kettm häkeln. Das Band durch die Lochrd ziehen und die Bandenden verknoten.

Das Material stammt von Strickcafé GmbH, dem Onlineshop rund ums Stricken und Häkeln: strickcafe.ch # 12 ~ 2020

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~ Service ~ EXPERIMENTIEREN EXPERMENTIEREN

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Im

Gleich

gewicht

Ob mit einem Buch auf dem Kopf oder einem selbst gebastelten Papiervogel auf dem Finger: Balancieren will geübt sein und hilft, das Phänomen des Gleichgewichts zu verstehen.

# 12 ~ 2020


~ Service ~ EXPERIMENTIEREN

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Selbst gemachte Wippe: Das Gleichgewicht steht auf der Kippe.

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as Gleichgewicht ist eine der wichtigsten Grundlagen für sicheres Gehen und Stehen. Können wir das Gleichgewicht nicht halten, fallen wir hin. Verschieben wir das Gleichgewicht nur ein wenig, zum Beispiel, indem wir den Fuss in die Luft heben, wird es plötzlich schwierig, gerade zu stehen. Balancierübungen helfen dabei, das Gleichgewicht beim eigenen Körper festzustellen. Mit Unterstützung der Grosseltern können Kinder draussen über einen Baumstamm balancieren oder drinnen mit einem Buch auf dem Kopf durch den Raum spazieren. Gemeinsam können sie feststellen, wie man sich ausrichten muss, um sicher zu balancieren. Das Phänomen des Gleichgewichts kann auch an selbst gebastelten Wippen getestet werden. Dazu wird ein Holzbrett oder ein Lineal auf einen runden Behälter gelegt. Die Grosseltern können mit ihren Grosskindern beobachten, was geschieht, wenn Gegenstände darauf platziert werden. Wann kippt die Wippe nach links, wann nach rechts? Nun geht es ans Basteln: Mithilfe der links abgebildeten Vorlagen können die Grosseltern mit den Kindern kunterbunte Vögel anfertigen und diese anschliessend mithilfe von Münzen oder Büroklammern wippen lassen. Können die Vögel sogar auf der Fingerspitze balanciert werden? •

DAS BRAUCHT’S • Festes Zeichenpapier oder dünnen Karton • Buntstifte • Fünfräppler oder Büroklammern • Zündholz • Leim • Schere

SO GEHT’S 1 Gemäss den links abgebildeten Beispielen auf festes Papier oder dünnen Karton Vögel zeichnen. 2 Die Vögel können anschliessend bunt bemalt werden. 3 An die markierten Kreise auf den Flügeln werden Münzen oder Büroklammern geklebt. Beim Vogel mit den ausgespreizten Flügeln wird beim Schna- bel, analog zur Vorlage, ein Zündholz festgeklebt. 4 Die Vögel können nun auf dem Finger oder auf der Bleistiftspitze balanciert werden.

Tipp: Balanciert der Vogel nicht gut, mit zusätzlichen Materialien verstärken.

Text und Bilder aus dem Lehrmittel «Kinder begegnen Natur und Technik» des Lehrmittelverlags Zürich. lmvz.ch # 12 ~ 2020


~ 12/2020 ~ KURSANGEBOT

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Vögel beobachten mit Kindern KURSINHALT

DATUM & ZEIT

Interessieren Sie sich für Vögel und möchten diesen Zugang mit Ihren Enkelkindern teilen?

Mittwoch, 10. März 2021 10–11.30 Uhr KOSTEN

40 Franken pro Person inkl. Eintritt ins Besucherzentrum

In diesem Kurs erhalten Grosseltern (ohne die En­ kel) praktische Tipps rund ums gemeinsame Vögel­ beobachten mit ­Kindern und erweitern gleichzeitig ihre

BESONDERES

Wer möchte, bringt den eigenen Feldstecher mit.

eigene «Vogelperspektive».

Ansonsten werden Feldste­ cher zur Verfügung gestellt.

Auf einer kurzweiligen Exkursion durch den Garten des Besuchszentrums und am nahe gelegenen See­ ufer leiten uns diese Fragen: Welche Orte eignen sich zur Vogelbeobachtung mit Kindern? Was erzählen uns Vogelspuren wie Federn und Nester? Was gilt es beim Thema Feldstecher und bei der Wahl eines Vogelführers zu beachten?

KURSORT

Besuchszentrum der Vogelwarte Luzernerstrasse 6 6204 Sempach grosseltern-magazin.ch info@grosseltern-magazin.ch KURSLEITUNG

Marlène Wenger Umweltingenieurin und Pro­ jektleiterin Umweltbildung, Vogelwarte Sempach (für Fragen: umweltbildung@ vogelwarte.ch, 041 462 99 50)

Für den Kurs sind keinerlei Vorkenntnisse nötig.

ANMELDUNG FÜR DEN KURS Bitte füllen Sie alles gut leserlich aus und senden Sie uns Ihre Anmeldung. Mittwoch, 10. März 2021 von 10–11.30 Uhr in Sempach

Name

Vorname

Adresse

PLZ / Ort

Telefon

E-Mail

Anmeldung bis 1. März 2021 an: Grosseltern Magazin, Vogelkurs, Kronengasse 4, 5400 Baden, oder per Mail an verlag@grosseltern-magazin.ch Nach Eingang Ihrer Anmeldung erhalten Sie eine Kursbestätigung und eine detaillierte Wegbeschreibung.

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~ Service ~ KOCHEN

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POULETBRUST MIT GEMÜSEGRUYÈRE-SAUCE

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as Rezept war schon das Lieblingsessen meiner Tochter. Nun wünschen es sich meine zwei Enkel, jedoch nicht wie ihr Mami mit Wildreis als Beilage, sondern am liebsten mit Teigwaren. Einmal mit glutenfreien Nudeln für unseren Enkel, der sich wegen Zöliakie glutenfrei ernähren muss, und einmal mit den anderen Nüdeli für unsere

Enkeltochter.

Das braucht’s für 4 Personen

Illustration: Irene Meier

10 gr Butter 1 Rüebli 1 Lauch 1 kleines Stück Knollensellerie 4 Pouletbrüstchen Salz/Pfeffer 1 dl Weisswein 1 dl Hühnerbouillon 2 1/2 dl Doppelrahm 80 gr geriebener Gruyère 2 Eigelb

So wird’s gemacht Das Gemüse in ganz feine Streifen schneiden und in einer Pfanne in der Butter während 2–3 Min andünsten. Die Pouletbrüstchen mit Salz und Pfeffer würzen und nebeneinander auf das Gemüsebett legen. Den Weisswein und die Bouillon dazugiessen und die Pfanne mit einem Deckel zudecken. Die Pouletbrüstchen während 10 Minuten im entstehenden Dampf garen. Die Flüssigkeit in eine andere Pfanne geben und etwas einkochen lassen. Den Doppelrahm dazugeben und den Gruyère darin schmelzen. Vom Herd nehmen und das verquirlte Eigelb darunterziehen. Die Pouletbrüstchen mit der Sauce überziehen und die Gemüsestreifen darüberlegen. Dazu passen Reis oder Nudeln.

Leserin MARIANNE SCHULZ AUS USTER hat uns dieses Rezept zugestellt. Was kochen, backen oder essen Ihre Enkelkinder gerne, wenn sie bei Ihnen sind? Wir freuen uns über Ihre Zuschrift. redaktion@grosseltern-magazin.ch # 12 ~ 2020


~ Service ~ LESEN

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Lebensgeschichten

und Jacob Forsell, Oetinger/Paul Maar

Ingrid Vang Nyman/The Astrid Lindgren Company

Fotos/Illustrationen: Marcel Domeier,

Astrid Lindgren und Paul Maar haben Millionen von Kindern g ­ rosses Leseglück geschenkt. Wer sind diese Autoren? Zwei neue Bücher bieten eine Annäherung.

Paul Maar, Wie alles kam, Roman meiner Kindheit, S. Fischer 2020, 304 Seiten, ca. 22 Franken.

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Pippi Langstrumpf – Heldin, Ikone, Freundin, Oetinger Verlag 2020, 224 Seiten, ca. 40 Franken.

ippi Langstrumpf – Heldin, Ikone, Freundin ist ein Fan-Buch; grossformatig, mit Fotos und Illustrationen zu vielen Beiträgen, die Hintergrundgeschichten und Anekdoten versammeln und dadurch facettenreich von einem der berühmtesten Mädchen der Welt berichten. Zu dieser Vielstimmigkeit gehört etwa auch ein Brief Lindgrens an ein Mädchen, das sich über die US-Verfilmung von Pippi ärgerte. Die Autorin gab ihr recht und doppelte nach. Eines machen die Statements unterschiedlicher Persönlichkeiten deutlich: Pippi Langstrumpf war ein Zündfunken für viele – damals und bis heute. Nicht zufällig zeigt eine Zeichnung Greta Thunberg, ihr Schatten aber ist der von Pippi. Überleitend erinnere ich hier an den Film von 2019, der von Lindgren als eigenständiger Teenagerin und lediger Mutter erzählt und so die Biografie hinter den starken Figuren fassbar macht (erhältlich als DVD). Das gilt noch stärker für Paul Maar: Sein Sams, das allein auf Deutsch in über 5 Millionen Büchern Kinder erreichte (von Theaterstücken und der Verfilmung ganz zu schweigen), ist die Verkörperung kindlicher Fantasie gegen

die starre Welt der Erwachsenen. In «Wie alles kam. Roman meiner Kindheit» erzählt Maar nun von seinem Aufwachsen in den 40er-Jahren, unter einem Vater, der von langer Kriegsgefangenschaft geprägt, mit harter Hand herrschte. Nach und nach merken wir, ohne dass der Autor das gross betont, wie Wortwitz, kecke Dialoge und Streiche des Sams die Gegenwelt des Autors als Kind waren. Ebenso eindrücklich ist Maars Fähigkeit, das Erlebte zu reflektieren und sich auch versöhnlich zu erinnern. Die Empfehlungen gelten für Grosseltern, doch geh ich davon aus, dass sie danach zu den entsprechenden Kinderbüchern greifen, diese vielleicht mit neuer Lust vorlesen und dabei den Enkelkindern erzählen, was das für Menschen waren, die sich solche Geschichten ausgedacht haben. • HANS TEN DOORNKAAT (68) hat nie aufgehört, Kinderbücher zu lesen. So hat er ein vielseitiges Wissen über Lesestoffe für Kinder und Jugend­liche gesammelt. Er ist als Lektor, Literaturkritiker und Dozent tätig.

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~ Service ~ LESEN

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Empfehlenswert

Für grosse Leserinnen und Leser und solche, die es noch werden 1 Erwachsenenbuch: Die verschwindende Hälfte, Brit Bennett, Rowohlt, ca. 33 Franken. Die Zwillinge Stella und ­Desirée wachsen in den 1950er-Jahren in Louisiana auf. Sie sehen für sich keine Zukunft in dem kleinen Ort, wo die Bewohner stolz darauf sind, von Generation zu Generation hellhäutiger zur werden, und verschwinden als ­Jugendliche. In New Orleans trennen sich ihre Wege. Vierzehn Jahre später kehrt Desirée mit einem schwarzen Kind zu ihrer Mutter zurück. Von Stella hören sie nie mehr; diese hat sich eine neue Identität geschaffen. 2 Vorlesebuch für 3 bis 9 Jahre: Flo, der Flummi und das Schnack, Kiepenheuer und Witsch, ca. 32 Franken. Die schön illustrierte Ausgabe enthält Vorlesegeschichten, die Autorinnen und Autoren für die Familienzeitschrift NIDO geschrieben haben. Bei jeder Geschichte ist angegeben, für welches Alter sie sich eignet und wie lange das Vorlesen dauert. 3 Graphic Novel für Erwachsene: Nils – von Tod und Wut. Und von Mut, Melanie Garanin, Carlsen Verlag, ca. 33 Franken. Nach dem Tod ihres dreijährigen Sohnes trauert die Cartoonistin Melanie Garanin auf ihre eigene Art: Sie zeichnet. Entstanden ist eine Graphic Novel, die einen mit voller Wucht trifft. Verzweiflung und Wut sind hautnah spürbar. Aber auch schöne und lustige Erinnerungen an Nils haben Platz und machen das Schlimmste so etwas erträglicher. Dieses Buch sollte Pflichtlektüre für alle sein, die mit schwer kranken Kindern und deren Eltern arbeiten. 4 Bilderbuch: Iggy Peck, Architekt, Andrea Beaty, David Roberts, Midas Verlag, ca. 28 Franken. Iggy ist begeistert von Architektur. Bereits als Zweijähriger baut er Türme aus Windeln, mit drei werden Obst und Kekse zu Bauwerken. Seine Eltern sind stolz auf den kleinen Architekten, aber in der Schule hat das Ganze ein Ende. Die Lehrerin Lilo Licht unterrichtet nur Mathe und Deutsch und Iggys Pläne und Zeichnungen landen im Abfall. Als jedoch auf einem Schulausflug eine Brücke einstürzt, kann nur einer helfen, Sie ahnen, wer es ist! 5 Erwachsenen­buch: ­Bären füttern verboten, Rachel Elliott, Mare Verlag, ca. 33 Franken. Nach dreissig Jahren kehrt Sydney erstmals wieder an den Strand von St. Ives zurück, wo damals das grosse Unglück mit ihrer Mutter geschah. Langsam erfährt man, was passiert ist und welches Trauma die Familie davongetragen hat. Im Ort begegnet Sydney einer Reihe skurriler Menschen, deren Leben ebenso chaotisch verläuft wie ihr eigenes. Aber genau diese Macken machen sie zu liebenswerten P ­ ersonen und Freunden, nach dem Motto «zusammen sind wir weniger allein». Ausgewählt von Andrea Kalt und Barbara Maurer von der Buchhandlung «Doppelpunkt» in Uster. doppelpunkt-uster.ch # 12 ~ 2020


~ Service ~ RÄTSEL

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Kinderrätsel

Sudoku

Fotos: Irene Meier

Suchen Sie zusammen mit Ihren Enkelkindern diese fünf Weihnachtskugeln, die irgendwo in dieser Ausgabe versteckt sind. Schicken Sie die Seitenzahlen an kinderraetsel@grosseltern-magazin.ch oder Grosseltern-Magazin, Kronengasse 4, 5400 Baden. Einsendeschluss ist der 20.2.2021. Zu gewinnen gibt es 10 Buntstifte von Faber Castell.

Punkt zu Punkt

Verbinden Sie die Punkte der Reihenfolge nach und Sie werden sehen: Aus Punkten werden Bilder.

Schwierigkeit: mittel

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Schwierigkeit: schwer

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7 70 So lösen Sie Sudoku: Füllen Sie die leeren Felder mit den Zahlen von 1 bis 9. Dabei darf jede Zahl in jeder Zeile, jeder Spalte und in jedem der neun 3 x 3-Blöcke nur einmal vorkommen.

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9 Conceptis Puzzles

Lösung Luftaufnahme

4 05010003706

Die Luftaufnahme auf Seite 18 zeigt Winterthur. Die Lösungen der Rätsel auf dieser Seite schicken wir Ihnen gerne zu: verlag@grosseltern-magazin.ch

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~ Service ~ CHRISTA CAMPONOVOS RÄTSEL

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Vom Tempobolzer gelegt ? Gewinnen

Sie eine

TONIEBOX K ASPERLI im W

ert von 99 Franken.

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waagrecht 5 Leider gibt es (noch) keines gegen Covid 19. 12 Lieber eine angenehme als eine böse. 14 Entsteht, wenn Körper aufeinander haften, gleiten oder rollen. 16 Was durstige Luganesi tun ist beinahe eine süsse Frucht. 17 Mehr als einmal 1000 kg. 18 Meine … Freundin (Ferrante). 21 Gewürzpflanze ist auch einer, der auf Godot wartet. 24 Verspricht Heilung durch Mahlzeiten. 25 Macht – eingeschoben – Fan zum männlichen Vornamen. 26 Gala, Braburn oder Golden Delicious in der Sonnenstube. 27 Uri und Salzburg sind Hinweise. 28 Die Metro Alpin erleichtert den Aufstieg zu diesem Horn. 29 Es gibt natürliche und künstliche, aber alle gehen in die Nase. 31 Vogel aus Leue. 32 Fluss aus indischem Gewand. 33 Kurzes Büro für Projektdienste der Vereinten Nationen. 34 Verdrehtes Kirchenschlusswort haben alle. 35 Musks Paradepferdestärken. 36 Der Beginn eines Bühnenstücks ist auch ein Mädchenname.

senkrecht 1 Nicht jeder geht für Urs oder Max in Erfüllung. 2 Geht oft mit Wirrungen einher. 3 Von da … dort. 4 Keiner, der an Gott glaubt. 5 Die Post ist dafür besorgt. 6 Spielen bei der Ansteckung von Covid 19 eine Rolle. 7 Hosen..., Steiss... 8 Nachlass aus Weinstock. 9 Indischer Joghurt-Drink aus gelber Frucht (ein Wort). 10 Kurzes Trichlorbenzol. 11 Zwei Erdteile in einem Begriff. 13 Caryophylli floris aetheroleum. 15 ...audienz, …verdacht. 19 Die Königinnen der Blumen stehen Kopf. 20 Teil von 11 senkr. 22 Brauchts, damit Schallplatten tönen. 23 Schweizer Maler (Cuno). 30 Gross…, Sanft…, Wage… 32 Das Ende der globalen Seuche.

Das Lösungswort ergibt sich aus den eingefärbten Feldern fortlaufend. Schicken Sie uns dieses zusammen mit Ihrer Postadresse per E-Mail an raetsel@grosseltern-magazin.ch oder via Post an Grosseltern-Magazin, Kronengasse 4, 5400 Baden. Einsendeschluss ist der 20.2.2021 Die Lösung des Rätsels von Ausgabe 11 finden Sie auf Seite 81. # 12 ~ 2020


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~ Service ~ CARTOON VON RENATE ALF

Familientreffen

# 12 ~ 2020


~ Service ~ IMPRESSUM / VORSCHAU

Vorschau #01/2021

Impressum Verlag 3G MEDIA GMBH www.grosseltern-magazin.ch

64. Ausgabe 12/2020 Erscheinungsweise 6-mal im Jahr Auflage 12 000 Exemplare (reduzierte Auflage) Preise EINZELPREIS CHF 9.50 JAHRESABO CHF 55.– (6 Ausgaben) 2-JAHRES-ABO CHF 105.– (12 Ausgaben) PROBEABO CHF 20.– (3 Ausgaben) JAHRESABO EUROPA CHF 72.– (6 Ausgaben) Copyright Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des Verlags. Für unverlangte Einsendungen wird jegliche Haftung abgelehnt. Herausgeberin 3G MEDIA GMBH Kronengasse 4 CH-5400 Baden +41 56 558 91 77 info@3g-media.ch Druck & Vertrieb AVD GOLDACH AG www.avd.ch

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Erscheint am 26. Februar 2021

Verleger DOMINIK ACHERMANN Redaktion redaktion@grosseltern-magazin.ch +41 56 558 91 77 GERALDINE CAPAUL –CAP Chefredaktorin geraldine.capaul@grosseltern-magazin.ch KARIN DEHMER –KD Stellvertretende Chefredaktorin karin.dehmer@grosseltern-magazin.ch Autorinnen und Autoren dieser Ausgabe: Barbara Bischoff, Christa Camponovo, Hans ten Doornkaat, Marianne Endner, Monika Fischer, Ruth Fries, Ilona Herzog, Hanna Hinnen, François Höpflinger, Rudolf Hug, Andrea Kalt, Carole Lüscher, Barbara Maurer, ­Myriam Meyer, Ben Moore, Edy Riesen, ­ Franziska Schläpfer, Dagmar Schifferli, Marianne Stohler, Ari Teuwsen, Eli Wilhelm Layout IRENE MEIER irene.meier@grosseltern-magazin.ch Fotografie Mirjam Graf, Rudolf Hug, Tibor Nad Illustrationen Renate Alf, Elena Knecht, Irene Meier, Marie-Anne Spross Korrektorat Martina Fierz, Elsbeth Howald Verkauf & Vermarktung DOMINIK ACHERMANN +41 76 394 23 26 dominik.achermann@grosseltern-magazin.ch

GROSSELTERN IN SLOWENIEN Slowenien wird häufig als Schweiz des B ­ alkans bezeichnet – unter anderem wegen der ­Sprachenvielfalt und der Natur. Doch wie leben die Slowenen? Und wie viel haben s­ lowenische mit Schweizer Grosseltern gemein? TROTZ ALLEM Sie hüten Ihren Enkel, alle sind fröhlich. Doch plötzlich kippt die Stim­ mung: Das Kleinkind hat einen Trotzanfall. Solche Anfälle sind eine Herausforderung. Was hat es damit auf sich? Und wie können Grosseltern reagieren?

GROSSELTERNTAG Am zweiten Sonn­ tag im März findet jeweils der Schweizer Grosselterntag statt. Viele Kulturinstituti­ onen und Ausflugs­ orte haben an diesem Tag besondere Angebote für Gross­ eltern und deren Enkelkinder.

FERNANDO PALENCIAS +41 79 332 82 65 fernando.palencias@grosseltern-magazin.ch

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Abonnemente ABODIENST GROSSELTERN-MAGAZIN Industriestrasse 37, CH-3178 Bösingen +41 31 740 97 53 abo@grosseltern-magazin.ch

~ #11/2020 ~

DES RÄTSELS LÖSUNG waagrecht 4 Mobilfunknetz 11 Computerkurse 14 Nil 15 Geiger 16 Arro 17 DB 19 Aerger 20 Staz 21 Sinn 24 Pff 26 CSSD 28 Hatte 31 Beere 32 Hallen 33 Einer 34 Iu 35 Emoii 36 Tinti 37 Ingo 38 Sitte 40 Minke 41 Moda 42 Nos 43 Bike 44 Rudel

Wir bekennen uns zu Werbung Inserate und ContentPartnerschaften sind für unser Magazin überlebenswichtig l in und eine Bereicherung. So t i ke it n A r n ar b e i E e können wir professionell und m am unabhängig Inhalte erarbeiten. Zu s Wir haben nicht mehr Werbung als andere Magazine, kennzeichnen diese aber konsequent. Damit schaffen wir Transparenz.

# 12 ~ 2020

senkrecht 1 Altersheim 2 Anker 3 Unrat 4 Mondschein 5 Nös 6 Iugendliebe 7 Feige 8 Urgesteine 9 Kurse 10 Esra 12 Plan 13 Erzfeinde 18 Bisam 23 Stink 24 Periode 25 Frugal 27 Slots 29 Antike 30 Enter 31 Beim 39 Toi

Lösungswort Stadtbusse


~ Kolumne ~ SCHLUSSWORT

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Roboter –

A

nfang Oktober 2020 nahm ich in Engelberg an einer an Covid-19 angepassten Tagung zu Robotik teil. Bei der Anmeldung zur Tagung musste man übrigens angeben, dass man selbst kein Roboter sei. Robotik ist Zukunft, gleichzeitig feiert das Kloster Engelberg dieses Jahr seinen 900. Geburtstag. Entsprechend führte der Abt des Klosters Engelberg in die Tagung ein; mit einem Vortrag zur Geschichte und Zukunft des Klosters. Auf eine Publikumsfrage, ob es bald auch elektronische Mönche im Kloster

kunft prognostiziert, aber erst heute erkennt man, wie schwierig autonomes Fahren tatsächlich ist. Einzig langsames automatisches Parkieren (Valet-Parking) ist schon Realität. Während einer Tagungs­pause wurde der Laufroboter Anymal vorgestellt (sieht aus wie ein künstlicher

geben würde, reagierte der Abt eher abwehrend, weil für ihn das Menschliche das zentrale Element jeder klösterlichen Gemeinschaft sei. Dies führte während der Tagung immer wieder zu Diskussionen darüber, ob Roboter irgendwann einmal menschliche Gefühle entwickeln würden. Meine persönliche Haltung dazu: Es werden sich zukünftig mehr Menschen in Roboter verlieben als Roboter in Menschen. In jedem Fall war spannend, dass Robotikexperten und Roboterentwickler die aktuellen und zukünftigen Fähigkeiten autonomer Systeme und Roboter skeptischer einschätzen als viele mediale Diskurse andeuten. Bei manchen aktuellen medialen Darstellungen – etwa Youtube-Clips – sehen Laufroboter oder Service-Roboter einfach deshalb effizienter aus als sie sind, weil man bei diesen Clips die Bewegungen der Roboter zehnfach beschleunigt (und ein Roboter, der langsam kriecht, scheint

Hund). Kinder vom Spielplatz reagierten auf dieses künstliche Wesen, das sich vierbeinig fortbewegt, gleichzeitig fasziniert als auch verängstigt. Ethische Fragen zu Robotik (lebensrettende oder lebensbedrohende Roboter) waren den ganzen Tag ebenfalls ein zentrales Thema. Ein Experte der Maschinenethik illustrierte den Einsatz ethisch verantwortlicher digitaler Technik. So existiert ein automatischer Rasenmäher, der erkennt, ob ein Igel im Weg ist (und statt ihn zu überfahren, hält er an, bis der Igel weggelaufen ist). Im Verlauf der Tagung wurde deutlich, dass menschenähnliche Roboter vielfach nicht die Lösung sind. Faktisch sinnvoller sind oft etwa schlangen­ä hnliche Roboter (etwa um in zugeschütteten Gebäuden nach Personen zu suchen) oder schwimmende Roboter, um Kanalisationen zu kontrollieren. Bauroboter – im Sinne automatisierter Baumaschinen –

sie kommen

zu rennen). Autonom fahrende Automobile wurden schon in den 1950er-Jahren für die nahe Zu-

FRANÇOIS HÖPFLINGER (70) ist in selbstständiger Forschung und Beratung zu Alters- und Generationenfragen tätig. Nebst seinen wissenschaftlichen Arbeiten schrieb der Soziologieprofessor auch diverse Kurzgeschichten, Satiren und Fabeln. Er ist verheiratet, hat zwei Kinder und vier Enkelkinder.

# 12 ~ 2020

erlauben, wie ein Vortrag eines Architekten aufzeigte, Holzhäuser in traditioneller Bauweise mit Holznägeln zu bauen, und der Schweizer Pavillon an der japanischen Olympiade 2021 wird mit Hilfe modernster Robotiktechnik gebaut. Service-Roboter, die Menschen im Alltag unterstützen oder pflegen, sind hingegen noch Jahre von ihrer praktischen Realisierung e­ ntfernt. •


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