42 | SPIRIT | René Willener
«GEH VORAN UND MACH ES BESSER» Der 33-jährige Berner Oberländer steht in seiner zweiten Saison als Headcoach der U15. Er spricht im Interview über die Wichtigkeit der Trainerausbildung, seine Philosophie und die Qualitäten von SCB Future. Wie nennen dich deine Spieler? Die meisten nennen mich Chridä!
Coach Mario Kogler wird bald gleichziehen. Dann ist mein Vorsprung dahin.
Chridä? Ich habe eine helle Haut, und die wird auch nach Strandferien nicht braun (lacht). Als ich beim SC Unterseen-Interlaken zu den Aktiven kam, erhielt ich deshalb diesen Übernamen. Er hat sich mittlerweile in Eishockeykreisen etabliert. Das ist okay so. Ich bin mit meinen Spielern per Du, weil ich ihnen auf Augenhöhe begegnen möchte.
Im Gegensatz zum Fussball ist die Pro-Lizenz im Eishockey nicht Voraussetzung, ein Profiteam trainieren zu dürfen. Weshalb hast du dennoch sämtliche Ausbildungen absolviert? Ich bin überzeugt: Willst du als Coach einen Job kriegen, musst du gewisse Kompetenzen mitbringen. Und diese kannst du wie in anderen Lebensbereichen in Aus- und Weiterbildungen erwerben. Ich durfte in den vergangenen Jahren sehr viel lernen – nicht nur in direktem Bezug aufs Eishockey.
Weisst du eigentlich, dass kein Trainer beim SC Bern über eine höhere Trainerausbildung verfügt? Ja, ich besitze die Pro-Lizenz (höchste Verbandsausbildung - die Red.) Aber U20-
An was denkst du? Ein Beispiel: Manchmal hast du als Erwachsener das Gefühl, einem 14-Jährigen
sei es nach einem Spiel völlig egal, ob er den Match gewonnen oder verloren hat. Das nervt dich als Coach. Aber wenn du weisst, dass sich sein Hirn exakt in dieser Phase neu strukturiert und er deshalb gar nicht rational denken kann, dann kennst du den Grund und hast Verständnis. Solche Dinge erweitern das Wissen, die Kompetenz, machen dich zu einem besseren Trainer. Und bessere Trainer drängen sich für wichtige Aufgaben auf.
Du bist 33, stehst in deiner achten Saison als Trainer. Hast du früher davon geträumt, mit 33 Profieishockey zu spielen? Eishockeyprofi zu werden war natürlich ein Traum. Aber ich wusste bereits mit acht Jahren, dass ich irgendwann auch Trainer sein will. Im Vorjahr hielt ich im Rahmen meiner Pro-Lizenz-Arbeit eine Rede vor diversen Nachwuchstrainern. Dort zeigte ich Notizen aus meiner Kindheit, die meine Mutter aufbewahrt hatte. Sie bezogen sich auf WM und Playoffs der Jahre 2000 und 2001, ich hatte jedes Playoff-Tor und jeden Schweizer WM-Treffer analysiert. Marcel Jenni, Steve Hirschi und Sandro Rizzi kamen in diesen Notizen vor – lustigerweise sassen sie bei der Rede im Publikum. Was fasziniert dich an der Trainerarbeit? Ich wurde erzogen nach dem Motto: Wenn du etwas zu jammern hast, geh voran und mach es besser. Als Spieler wollte ich die Entscheide des Trainers verstehen. Erhielt ich keine genügende Antwort oder Erklärung, konnte ich mühsam sein. Ich dachte dann: Als Coach würdest du das anders machen. So ist nun meine Philosophie: Ich will, dass die Spieler verstehen, weshalb wir was tun.
Aktives Coaching: René Willener erklärt den Spielern während dem Spiel seine Vorstellungen mit Hilfe von Video-Livebildern.
Du hast unter anderem für Unterseen-Interlaken und Thun gespielt, warst 2005 Teil eines Projekts des Berufszentrums Interlaken, in welchem Schule und Spitzensport harmoni-