SPIRIT 4 – das SCB-Fanmagazin

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Steven Lingenhag | SPIRIT | 9

DER NEUE ATHLETIKTRAINER SIEHT SICH NICHT ALS «DRILLMASTER» Er kam nach Bern, um Sportlehrer zu werden – und landete in Davos. Nun ist Steven Lingenhag als Athletikcoach des SCB in die Hauptstadt zurückgekehrt. Wir stellen den 30-jährigen Bündner vor. STEVEN LINGENHAG Geburtstag: Beim SCB seit:

1. Februar 1992 2022

fen, später im Liebefeld, verfolgte das Ziel, Sportlehrer zu werden.

Vor kurzem lief Steven Lingenhag von der Gurten-Talstation auf den Berner Hausberg. Er lief zügig, durchaus, «aber es war weder ein Joggen noch ein Rennen». Ein paar Tage danach liess Lingenhag die Spieler des SC Bern auf den Gurten rennen. Es war die erste von mehreren geplanten «Challenges», die der neue Athletiktrainer ins Sommerprogramm integriert, um die Spieler aus der Komfortzone zu locken, ihnen aber auch Spass und Abwechslung zu bieten. Lingenhag empfing die Spieler oben im Ziel auf dem Aussichtsturm. Er stellte zufrieden (und auch erleichtert) fest, dass seine Zeit von allen unterboten worden war. Gewinner der «Gurten Challenge» war Marco Lehmann in 14 Minuten und 56 Sekunden. Seit Anfang Mai ist Lingenhag als Athletiktrainer der ersten Mannschaft tätig. Unterstützt wird der 30-jährige Bündner während des Sommers von Sandro Thom. Zu viel Neuem gesellt sich eine bekannte Umgebung. Lingenhag studierte in Bern Sportwissenschaften, wohnte in Zolliko-

Der Kontakt mit Bruno Aegerter Im Rahmen einer Arbeit zum Thema Talentselektion in Nordamerika und der Schweiz führte er mit dem damaligen Davos-Scout Bruno Aegerter ein Interview. Und Aegerter erinnerte sich später an den Studenten, als er für die Davoser U17-Auswahl einen Betreuer suchte – «off ice, das musst du ja können, du studierst schliesslich Sport», habe er Lingenhag gesagt. So fand der Bündner, dessen Vater in den höchsten beiden Ligen für Chur, Basel und Servette gespielt hatte, seinen beruflichen Weg ins Eishockey. «Ein mega spannender Sport, auch aus athletischer Sicht», sagt Lingenhag. «Im Vergleich zum Fussball ist der Oberkörper viel stärker einbezogen, selbstverständlich sind auch die Beine wichtig, und dann gibt es diese unnatürlichen Bewegungen im Skating, weil der Mensch nicht fürs Skaten gemacht ist, was wiederum für eine Überbelastung der Hüfte sorgt.» Fünf Jahre lang blieb Lingenhag in Davos. Er war vorerst für das Off-Ice-Training im Nachwuchs zuständig und wurde 2018 von Arno Del Curto angefragt, ob er in den Staff der ersten Mannschaft wechseln wolle. Ein paar Monate später war Del Curto weg, Lingenhag betreute die HCD-Equipe fortan während drei Saisons als Athletikcoach. «Sehr familiär» sei es in Davos gewesen, sagt der 30-Jährige, «aber ich steckte

plötzlich in der Komfortzone, suchte eine neue Herausforderung und habe diese in Bern gefunden.»

Konditionstrainer? Das war einmal Selbst wenn Lingenhag keine Ewigkeit im Business tätig ist, so hat er doch einen Wandel beobachtet – bei den Spielern und bei den Anforderungen. Dieser beginnt bei den Begriffen «Sommertraining» und «Konditionstrainer», die immer noch geläufig, im Prinzip aber falsch seien, weil ein modernes Athletiktraining mittlerweile über zwölf Monate führe und die Kondition nur einer von vielen Faktoren sei. «Es geht um Ausdauer, klar, aber auch um Kraft, Beweglichkeit, um Monitoring und ein an die Eiszeit angepasstes Belastungsmanagement», sagt Lingenhag. «Früher war der Ansatz: Viel Gewicht stemmen, dazu seckle, seckle, seckle. Mittlerweile ist der Ansatz ganzheitlich: Kraft, Beweglichkeit, Regeneration, Ernährung.» Auch die Einstellung der Spieler sei eine andere geworden. «Übertrieben formuliert gingen sie früher nach dem Training nach Hause und assen eine Bratwurst. Heute saugen sie auf Social Media Tipps zu Übungen und Ernährung auf. Sie fordern dich, stellen Fragen, sind professioneller unterwegs. Wer nicht professionell lebt, hat in der National League keine Chance mehr.» Lingenhag lebt mit seiner Freundin in der Stadt Bern, er ist häufig in der Natur, zu Fuss, auf dem Velo, im Winter auf Langlaufskis. Der neue Athletiktrainer sieht sich nicht als «Drillmaster». Er wolle die Spieler zwar pushen und ihnen viele Inputs auf den Weg geben, «aber letztlich ist jeder für seinen Körper verantwortlich. Gerade im Eishockey ist der Körper das Kapital eines Spielers.» (rek)


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